Elementare Zahlentheorie Vorlesung 23 16.01.2007 Dieses Dokument wurde von der Homepage www.sigma-mathematics.de runtergeladen. Es darf zu nichtkommerziellen Zwecken verwendet und frei weitergegeben werden. Jeglicher Mißbrauch ist untersagt. Ich hafte nicht für eventuelle Schäden, die durch Verwendung dieses Dokuments auftreten. Sollte das Dokument Fehler enthalten, so melden Sie diese bitte an [email protected]. (3.9) Lemma. Sei 0 ≤ x ∈ R \ Q und seien xi , ai , i ≥ 0, definiert wie in (3.4), d.h. a0 , a1 , . . . ist die Kettenbruchentwicklung von x. Seien pi , qi definiert wie in (3.7), d.h. pqnn = [a0 , a1 , . . . , an ]. Dann gilt: (a) x = (b) p2i q2i pn xn+1 +pn−1 qn xn+1 +qn−1 p2j+1 q2j+1 <x< (c) |x − pn qn | ≤ für alle n ≥ −1. für alle i, j ≥ 0. 1 qn qn+1 für alle n ≥ 0. Beweis. Nach (3.6) ist xi , ai definiert für alle i ≥ 0. (a) Induktion über n: n = −1: p−1 x0 +p−2 q−1 x0 +q−2 n > −1: pn xn+1 +pn−1 qn xn+1 +qn−1 = x0 = x. = 1 pn xn −a +pn−1 n 1 +qn−1 qn xn −a n = pn +pn−1 xn −pn−1 an qn +qn−1 xn −qn−1 an (b) und (c) Aus (a) folgt für alle n ≥ 0: x − n qn pn−1 −qn−1 pn (3.7)(f) = qn (qn x(−1) . qn (qn xn+1 +qn−1 ) n+1 +qn−1 ) pn qn = = pn xn+1 +pn−1 qn xn+1 qn−1 − pn qn = x. qn pn xn+1 +qn pn−1 −qn xn+1 pn −qn−1 pn qn (qn xn+1 +qn−1 ) = Nach Konstruktion (3.4) ist xi > 0 für alle i ≥ 1. Aus (3.7)(a) folgen die beiden Ungleichungen in (b). Weiter gilt: |x− pqnn | = 1 qn qn+1 . (3.10) Satz. pn−1 xn +pn−2 Induktion = qn−1 xn +qn−2 1 qn (qn xn+1 +qn−1 ) an+1 ≤xn+1 ≤ 1 qn (qn an+1 +qn−1 ) = (a) Sei 0 < x ∈ R \ Q mit Kettenbruchentwicklung a0 , a1 , a2 , . . .. Dann ist x = lim [a0 , a1 , . . . , an ]. n→∞ (b) Sei (ai )i∈N0 Folge in N0 mit ai > 0 für i > 0. Dann existiert x := limn→∞ [a0 , a1 , . . . , an ] ∈ R und es gilt x > 0, x ∈ / Q. Die Kettenbruchentwicklung von x ist a0 , a1 , a2 , . . .. Beweis. (a) Nach (3.9) ist |x− pqnn | ≤ ⇒ |x − pqnn | → 0 für n → ∞. 1 qn qn+1 für alle n ≥ 0. Nach (3.7)(a) ist (qn )n>0 streng monoton wachsend. (b) Nach (3.7)(e) folgt für m, n ∈ N, m > n: pm qm liegt echt zwischen (3.7)(a), (c) pn qn und pn−1 qn−1 für alle k, l ≥ n ⇒ ( pqnn )n∈N ist Cauchy-Folge. Setze x := limn→∞ entwicklung von x ist a0 , a1 , a2 , . . . ⇒ x ∈ / Q wegen (3.6)(b) ⇒ x > 0. 1 pn qn . ⇒ | pqkk − pl ql | ≤ | pqnn − pn−1 qn−1 | Übung: Die Kettenbruch- www.sigma-mathematics.de/semester8/elmzth/vorlesungen/vorlesung23.pdf §2 2 Diophantische Approximation Antike rationale Näherungen für die Kreiszahl π: 3: Bibel. 22 7 : Archimedes, weit verbreitet, heute noch benutzt. 355 113 : China, 5. Jahrhundert. π = 3, 1415926536 . . . (3.11) Beispiel. Aus obiger Dezimalentwicklung von π bekommt folgenden Anfang der Kettenbruchentwicklung von π: i −2 −1 0 1 2 3 4 ai 3 7 15 1 292 pi 0 1 3 22 333 355 103993 qi 1 0 1 7 106 113 33102 Die oben angegebenen Näherungsbrüche für π sind also n-te Näherungsbrüche der Kettenbruchentwicklung von π. Wie „gut“ sind diese Näherungen? Nach (3.9)(c) gilt: |π − p3 1 1 355 | = |π − | ≤ = < 2, 7 · 10−7 . 113 q3 q3 q4 113 · 33102 Vgl. damit: |π − 314 | > 1, 5 · 10−3 . 100 Beides sind Näherungen an π durch rationale Zahlen mit 3-stelligem Nenner. (3.12) Definition. Sei 0 ≤ x ∈ R, p ∈ N0 , q ∈ N. 0 0 0 p q0 0 gilt: Für alle p ∈ N0 , q ∈ N mit q ≤ q und p q (3.13) Bemerkung. Sei 0 ≤ x ∈ R, mit q 0 ≤ q, dann ist |x − pq | ≤ |x − am Besten.) p0 q0 | Beweis. Angenommen, |x − p q 6= p q heißt diophantische (beste) Approximation von x, falls ist |xq − p| < |xq 0 − p0 |. eine diophantische Approximation von x. Dann gilt: Ist p0 ∈ N0 , q 0 ∈ N 0 p q 0 |. (Unter allen rationalen Zahlen mit Nennern ≤ q approximiert p q also x < |x − pq | ⇒ |xq 0 − p0 | < q 0 |x − pq | ≤ q|x − pq | = |xq − p|, Widerspruch. (3.14) Satz. Sei 0 < x ∈ R \ Q mit Kettenbruchentwicklung a0 , a1 , a2 , . . . und n-ten Näherungsbrüchen pn qn = [a0 , a1 , . . . , an ], n ∈ N0 . Dann gilt: (a) Ist p q eine diophantische Approximation von x, dann existiert ein n ∈ N0 mit (b) Für alle n ∈ N (nicht n = 0!) ist Beweis. (a) Angenommen, 1. Fall: pq < da q0 ≤ q. p0 q0 = a0 . p q 6= pn qn (3.10)(b) ⇒ pn qn pn qn . für alle n ∈ N0 . |x − pq | > |x − 3. Fall: Es existiert ein n ∈ N mit pn−1 qn−1 | = eine diophantische Approximation von x. p0 q0 | ⇒ |xq − p| > q|x − 2. Fall: pq > pq11 . ⇒ |x − pq | > | pq11 − pq | = q11q |p1 q − q1 p| |x − pq00 | = |xq0 − p0 |, Widerspruch, da q0 ≤ q. qpn−1 | = | pq − p q pn−1 qn−1 n+1 < | pqn+1 − pn+1 p q < qn+1 (⇒ (3.8)(e), (3.9)(b) < pn−1 qn−1 | 1 n+1 − pq | = qqn+1 |pn+1 q − qn+1 p| |x − pq | > | pqn+1 pn |x − qn |qn = |xqn − pn |, Widerspruch, da qn < q. 4. Fall: Es existiert ein n ∈ N mit pn+1 qn+1 |p1 q−q1 p|≥1 < p q < pn−1 qn−1 q≥1,q0 =1 1 q1 q ≥ ≥ |x − ≤ |xq0 − p0 |, Widerspruch, ⇒ |xq − p| > 1 qqn−1 (3.9)(c) n ungerade) ⇒ pn−1 qn−1 | |pn+1 q−qn+1 p|≥1 1 ≥ qqn+1 ≤ p0 q0 | 1 q1 |qn−1 p−qpn−1 |≥1 1 qn−1 qn ≤ = 1 q0 q1 (3.9)(c) ≥ 1 qqn−1 |qn−1 p− ⇒ qn < q. Weiter gilt: ⇒ |xq − p| ≥ 1 qn+1 (⇒ n gerade). Analog zum 3. Fall. = 1 qn qn+1 qn (3.9)(c) ≥ www.sigma-mathematics.de/semester8/elmzth/vorlesungen/vorlesung23.pdf 3 (b) Sei n ∈ N. Wähle p ∈ N0 , q ∈ N0 , q ≤ qn , so dass gilt: |xq − p| = min{|xb − a| | a ∈ N0 , b ∈ N, b ≤ qn }. Behauptung 1: p q ist diophantische Approximation von x. 0 Beweis: Sei p0 ∈ N0 , q 0 ∈ N, mit q 0 ≤ q und pq 6= pq0 . Angenommen, |xq 0 −p0 | ≤ |xq −p| ⇒ |xq 0 −p0 | = |xq −p| (Wahl von p, q, denn q 0 ≤ q ≤ qn ) ⇒ xq 0 − p0 = xq − p oder xq 0 − p0 = p − xq ⇒ x ∈ Q, Widerspruch.