EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen WAHLVERANSTALTUNG WS 2004/05 Sozialarbeit/Sozialpädagogik --- Pflege/Pflegemanagement 1 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Ziele: EDV-Anwendungen im Bereich der Sozialen Arbeit und der Pflege gehören mittlerweile zum betrieblichen Alltag. Aus diesem Grunde ist ein umfangreiches EDV-Basiswissen für alle Mitarbeiter(innen) dringend notwendig. Die hier angebotene Lehrveranstaltung dient dazu, einen Einblick in die zahlreichen branchenorientierten Softwarelösungen zu erhalten. Bei der Lehrveranstaltung steht einen anwendungsorientierter Zugang im Mittelpunkt. Ziel ist es, nach einem erfolgreichen Besuch dieses Studiengebietes spätere Entscheidungen über den Einsatz spezifischer Software fundiert treffen zu können. 2 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Lehr – und Lerninhalte: Zur Einfindung in das Thema findet zu Beginn des Semesters ein Termin statt, bei dem die Rolle der EDV in der Sozialen Arbeit und der Pflege erörtert wird, ein Katalog zur Beurteilung von SoftwareLösungen erarbeitet wird sowie die Themenvergabe für eigenständige Produktvorstellungen stattfindet. Diese studentischen Vorträge finden zum Ende des Wintersemesters statt. Ebenso ist ein Besuch der Fachmesse ConSozial geplant. Hierzu findet ein Vorbereitungstermin statt, damit sich der Messebesuch auch an der eigenständigen Produktvorstellung orientieren kann. Weitere Termine werden dazu genutzt, spezielle Software-Anbieter einzuladen, die ihre jeweiligen Lösungen vorstellen. 3 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 1 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Methoden: Neben Vorlesungen der Dozentin stehen insbesondere Seminardiskussionen und selbständige Kleingruppenarbeit im Vordergrund. Teilnahmebestätigung: Voraussetzungen für eine erfolgreiche Teilnahme sind regelmäßige Anwesenheit sowie die Erarbeitung einer eigenständigen Produktpräsentation (Gruppenarbeit). 4 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen 5 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen 6 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 2 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen 7 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen 8 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen 9 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 3 10 A B L A U F W S 2 0 0 4 / 0 5 06.10.2004 Einführung in das Thema 13.10.2004 Vorbereitung des Messebesuches 20./21.10.2004 Consozial2004 27.10.2004 Nachbereitung des Messebesuches 03.11.2004 Vorbereitung eigene Evaluation 10.11.2004 ADVISA 17.11.2004 Zwischenberichte 24. 11.2004 All For One 01.12.2004 Zwischenberichte 08.12.2004 HINZ 15.12.2004 Zwischenberichte 22.12.2004 Hycare 05.01.2005 Zwischenberichte 12.01.2005 Medifox 19.01.2005 Vorträge Studierende 26.01.2005 Sinfonie 02.02.2005 Vorträge Studierende 09.02.2005 Tenno 16.02.2005 Abschlussbesprechung 11 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Die folgenden Seiten entstammen der Quelle: http:/www.soziales-web.de/ Stand: Oktober 2004 12 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 4 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit • Die Diskussion, ob und wie Computer in der Sozialen Arbeit eingesetzt werden können, beginnt Anfang der 80er Jahre. • Diskussion von Wellen (Eberhard Bolay & Annemarie Kuhn) bei der Implementation von EDV in Institutionen der Sozialen Arbeit Es werden verschiedene Aspekte von EDV-Nutzung fokussiert und thematisiert, sowie gegensätzliche Wertungen vorgenommen. 13 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit 1. Schnupperwelle In der Anfangsphase sieht man die Einsatzmöglichkeiten hauptsächlich als Schreibmaschinenersatz oder als Hilfsmittel zur Buchhaltung. Diese ersten Publikationen in der Fachpresse über den PC als Arbeitsmittel für die Professionellen sind auf die frühen 80er Jahre datiert. Hier sind es vor allem Beschreibungen, die knapp und sachlich von Einsatzmöglichkeiten in Bürowesen und Administration berichten, und deren Für und Wider aufzählen. Der Einsatz vom Computern in der Praxis der Sozialen Arbeit ist eher eine Seltenheit. 14 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit 2. Bedrohungswelle Mitte der 80er Jahre ändert sich das Bild. Mit der zunehmenden Verbreitung von Computern in der Praxis und damit auch der Erweiterung seiner Einsatzmöglichkeiten wird die Diskussion intensiver. Es entsteht ein düsteres, kulturpessimistisches Bild, das die Chancen und Möglichkeiten fast völlig außer Acht läßt. In fachspezifischen Magazinen werden immense Bedrohungspotentiale gesichtet. Auf zwei Ebenen werden die Auswirkungen der Computertechnik verortet: 15 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 5 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Erste Ebene Sie betrifft die des Individuums, das durch die binäre Logik des Computers auf ein streng algorithmisches, digitalisiertes Denken eingeschränkt und seiner kreativen, assoziativen Denkweise beraubt wird. Im Zusammenhang eines Szenario, das durch die Computernutzung einen sozial und emotional verkümmerten und verarmten Menschen übrig sieht, erscheint ein fachinterner Einsatz dieser neuen Technik sowohl im Hinblick auf die Klientel als auch auf die Professionellen selbst und deren Arbeitserfordernissen als absurd. 16 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Zweite Ebene Auch auf der gesellschaftlich-strukturellen Ebene werden zerstörerische Potentiale von Computertechnik ausgemacht. Begründet wird dies mit dem Rationalisierungspotential und mit ihrem zentralistischen Charakter. Zusätzlich zur Angst um den Verlust von Arbeitsplätzen kommen Zweifel hinsichtlich der Beherrschbarkeit der Technik auf. Es ist auch die Vision eines Überwachungsstaates, welche die Angst vor Computern weiter schürt. Vor allem Verluste und negative Veränderungen werden in der Fachpresse vorgetragen. 17 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen 3. Pragmatismus Gegen Ende der 80er treffen verschiedene Strömungen zusammen. Eine neue Form der EDV-Technik tritt ins Bewusstsein und in die Handlungsweisen der Personen, die weniger bedrohlich erscheint. Der PC-Einsatz, dessen Nutzung sowohl technisch als auch finanziell für breite Schichten in der Arbeit wie im privaten Alltag möglich wird, transportiert zugleich das Versprechen, die neuen technischen Potentiale individuell nutzbar zu machen. Parallel treten Publikationen über Erfahrungen mit PC-Einsätzen in Institutionen der Sozialen Arbeit auf. Darin werden Software, Einsatzformen, Chancen und Probleme beschrieben. Es geht hier generell nun wieder verstärkt um sinnvolle und breitere Einsatzmöglichkeiten. 18 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 6 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit 4. Wider die Mythenbildung Seit den frühen 90er Jahren mehren sich die Publikationen, die den Computer "entmystifizieren" wollen. Der Mythenbildung werden konkrete Fallbeschreibungen aus Teilbereichen der Sozialen Arbeit und Untersuchungen von Möglichkeiten und Folgen des Computereinsatzes entgegengestellt. Die Frage, ob der Computereinsatz im Sozialwesen überhaupt seine Berechtigung hat, wird schon längst nicht mehr diskutiert. Lediglich die Art der Anwendung und die Methoden der Einführung in Soziale Institutionen sind immer noch Thema. 19 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Die weitere Entwicklung der Diskussion in der Sozialen Arbeit wird anhand der Fachzeitschrift "sozialmagazin" verdeutlicht. Im Jahr 1988 erscheint erstmals eine Ausgabe mit dem Themenschwerpunkt "Computer" (Heft 6). Obwohl die Grundsatzdiskussion über Chancen und Risiken des Computereinsatzes in der Sozialen Arbeit noch nicht abgeschlossen ist, findet in der sozialen Praxis bereits eine "Computerisierung" statt. Beispiele für den Einsatz von Computern: - in der Organisation und Sachbearbeitung (Sozialhilfe, Altenhilfe), - in der Beratung (Sozialberatung, Schuldnerberatung), - in der Rehabilitation (Arbeit mit Schwerbehinderten, Suchtkrankenarbeit) und - in der Therapie und als Spiel- und Lernmittel (Kinder- und Jugendarbeit). 20 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Robert Schurz: "Auf der Suche nach Berufsgruppen, die der Mikroelektronik oder dem Computer wohl die größten Aversionen entgegenbringen so sind SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen Anwärter auf einen Spitzenplatz. Das mag vielleicht daran liegen, daß durch die Mikroelektronik ein Rationalisierungsschub in der Wirtschaft ausgelöst wurde, und das so erzeugte Elend der Massenarbeitslosigkeit den sozialen Berufen vermehrt Klienten zuführt. Die Aversion ist damit aber noch nicht hinreichend begründet, da das Phänomen der Angst und Abneigung vor und gegenüber dem Computer schon in der Ausbildung auftritt: (...) Computer haben das Stigma des Schlechten oder des Bösen. Die Angst vorm Computer hat reale und irreale Komponenten. Irreale Ängste sind in erster Linie dem weit verbreiteten Umstand zuzuschreiben, daß die wenigsten wissen, wie ein Computer funktioniert.„ Schurz kommt zu dem Schluss, dass man der Angst vorm Computer Wissen entgegensetzen sollte, um der Entwicklung nicht ausgesetzt zu sein, um so den Affekt der Angst in die Haltung kritischer Reflexion zu verwandeln und zu einem begründeten Standpunkt zu kommen. 21 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 7 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Die nächste Ausgabe mit dem Themenschwerpunkt "Computer in der Sozialen Arbeit" erscheint 1991 (Heft 11). Es geht darin um die Beschreibung von EDV-Einsätzen und die Einschätzung plausibler und wünschenswerter Computeranwendungen. Besonders hervorzuheben ist der Artikel von Jürgen Behrendt, der sich mit den Folgen des Computereinsatzes auf die Ausbildung von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen beschäftigt: "Gerade die festgestellte Realitätsferne könnte ja ihre Ursache darin haben, daß das Wissen um den Computer bei den Sozialarbeitern immer noch in den Kinderschuhen steckt. Dies wäre vor allem eine Erklärung für die gerne entworfenen Horror-szenarien. Eine Ausbildung, die Grundlagen elektronischer Datenverarbeitung vermittelt, könnte helfen, eben diese Diskussion vom Kopf auf die Füße zu stellen." 22 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Behrendt kommt zu dem Schluss, dass Computergrundkenntnisse in der Ausbildung selbstverständlich sein sollten: So ausgebildet kann es der Profession gelingen, statt ideologischer Diskussionen und Orwellschen Visionen endlich Kriterien für den sinnvollen Einsatz von Computern in jedem Einzelfall zu benennen und die entsprechenden Programme selbst zu entwickeln." 23 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Mitte der 90er Jahre weicht die Skepsis gegenüber dem Einsatz von Computern vielerorts einer Euphorie. Die "elektronischen Kollegen" sollen das irgend Mögliche möglich machen und Zeit sparen. Beides soll der Arbeit, also letztlich dem Klienten zugute kommen. In die Technologie werden große Erwartungen gesetzt, doch ob sie diese erfüllen kann, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen. 1993 erscheint eine Ausgabe (Heft 5) mit dem Themenschwerpunkt "Computer in sozialen Organisationen". 24 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 8 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Berndt Kirchlechner : "Wirklich Neues und Überraschendes hat sich in den letzten Jahren beim Einsatz von Computern in der Sozialarbeit im europäischen und nordamerikanischen Raum eigentlich nicht getan. Zwar hat sich die Zahl der Einrichtungen, in denen Computer eingesetzt werden, drastisch erhöht, die meisten PCs werden aber im Bereich der Verwaltung sozialer Arbeit, der Textverarbeitung, der Abrechnung, der Planung und der Statistik eingesetzt. (...) Dennoch ist es nicht überflüssig, sich mit den Erfahrungen zu beschäftigen, da viele Einsätze Probleme und Grenzen zeigen, aus denen man lernen kann. Neu entwickelt hat sich nur, ..., die Nutzung der Datenfernübertragung in der sozialen Arbeit." 25 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen 1994 zieht Helmut Kreidenweis (Heft 9) eine kurze Zwischenbilanz. Sein Augenmerk ist dabei nicht so sehr auf die eher arbeitsfeldspezifisch beantwortbare Frage nach den fachlichen Nutzungsaspekten gerichtet, sondern auf den Prozess der Rezeption und Mitgestaltung der Softwareentwicklung und Softwareimplementation in Praxis und Ausbildung der Sozialen Arbeit. Genaue Aussagen über den aktuellen Stand des EDV-Einsatzes in der sozialen Arbeit können mittlerweile nicht mehr getroffen werden. Die noch in den 80er Jahren gestarteten Versuche, empirisches Material über die Verbreitung von EDV im Feld der Sozialarbeit zu sammeln, wurden längst aufgegeben. Zu selbstverständlich ist mittlerweile der Umgang mit Computern geworden, als dass quantitative Erhebungen von großem Interesse wären. 26 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Kreidenweis: "Der Einsatz von EDV scheint mittlerweile in der Sozialarbeit für viele denkbar geworden zu sein. Doch dem Einstellungswandel hin zur grundsätzlichen Akzeptanz müssen konkrete Schritte folgen, wenn der Kollege Computer tatsächlich Zeit sparen und Qualität verbessern helfen soll. Dazu gehört neben einer fachlich begründeten Analyse einer möglichen Einbindung dieses Arbeitsmittels in die ablauforganisatorischen Strukturen einer Einrichtung auch eine professionelle Softwareauswahl, Einführungsplanung und Beteiligung sowie Ausbildung der MitarbeiterInnen." 27 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 9 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Kreidenweis spricht die immer noch vorhandenen Kompetenzdefizite in der Praxis und in Forschung und Lehre an. In der Praxis fehlt es oft am nötigen Fachwissen oder einfach an den nötigen Ressourcen. In Forschung und Lehre scheint der Umgang mit dem Thema EDV noch mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet zu sein: "Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 1992 verfügt erst die Hälfte (29 von 59) aller Sozialwesen-Fachbereiche über ein regelmäßiges Angebot im Computerbereich und in den neuen Bundesländern gibt es derzeit überhaupt noch keine entsprechenden Lehrangebote. Zwischen denjenigen Fachhochschulen, die sich bereits mit EDV befassen, herrschen sowohl hinsichtlich der Verortung und Gewichtung der EDV im Fächerkanon als auch bezüglich der angebotenen Inhalte große Unterschiede." 28 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Die Ausbildung sollte sich mehr auf den spezifisch sozialpädagogischen Kontext der EDV-Anwendungen konzentrieren: "Schnelle Anpassungen im sich wandelnden "Sozialmarkt", hohe Leistungsfähigkeit und kostengünstige Dienstleistungsproduktion werden unter verschärften volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen immer mehr zu lebenswichtigen Merkmalen sozialer Dienste werden. (...) Der Einsatz von EDV bei der Informationsversorgung, Klientenverwaltung, Angebotsvernetzung oder für statistische Leistungsnachweise wird dabei nur einer von vielen Faktoren sein, die über das Zukunftsbild der Sozialarbeit und ihrer Trägerorganisationen mitentscheiden." 29 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Mitte der 90er Jahre tauchen in der Fachliteratur die ersten Artikel über das Internet in der Sozialen Arbeit auf. Publikationen von Kreidenweis z.B., die sich mit der Thematik Internet beschäftigen, erscheinen ab Mitte der 90er Jahre im "EDVHandbuch Sozialwesen ´97" und in der Fachzeitschrift "Blätter der Wohlfahrtspflege". Kreidenweis stellt fest, dass Deutschland, und insbesondere das Sozialwesen, in Sachen Internet noch in den Startlöchern steht. In England oder in den USA beispielsweise, ist die Nutzung dieses Netzes durch soziale Einrichtungen, Professionelle und auch durch Betroffene bereits deutlich weiter fortgeschritten. 30 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 10 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Es gibt in Deutschland zwar schon zahlreiche Internetangebote aus der Sozialen Arbeit, doch: "Eine organisatorische Struktur zur Koordination und Bündelung der Aktivitäten fehlt, ein Mangel an Kontinuität und systematischer Datenpflege ist nicht selten die Folge. Wenn auch die Entwicklung der Internetnutzung im Sozialwesen bislang weniger stürmisch war als etwa in der freien Wirtschaft, hat auch hier vieles noch den Charakter von Baustellen. Nicht selten wird als Rettungsanker der Klick auf einen Link geboten, der die Verbindung zu einem Rechner mit den erhofften Inhalten herstellt. Nicht selten hangelt sich der Nutzer dann von Angebot zu Angebot ohne wirklich an die Information zu kommen, die er sucht." (Kreidenweis) 31 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Auswirkungen des Internet auf die Arbeit in sozialen Einrichtungen und den sozialen Markt der Zukunft (Kreidenweis 2000): These 1: Das Internet ist in allen entwickelten Industriegesellschaften auf dem schnellsten Weg zu einem ausgesprochenen Massenmedium. Es wird schon in Kürze praktisch alle Bereiche der Gesellschaft erfaßt haben und auch in der Sozialen Arbeit so selbstverständlich präsent sein wie heute Telefon oder ein Fachbuch. (...) These 2: Wenn es hier um die Auswirkungen der informationstechnologischen Entwicklung auf die Soziale Arbeit geht, so kann das Internet nicht isoliert betrachtet werden. Es ist vielmehr eingebettet in verschiedene Entwicklungen in der Gesellschaft, im Sozialwesen insgesamt und in der Profession der Sozialen Arbeit im engeren Sinne." 32 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Kreidenweis: Diese gesellschaftlichen Entwicklungen wirken sich natürlich auch auf die Soziale Arbeit aus. Sie spiegeln durch wachsende Rechtfertigungszwänge sozialer Arbeit den Umbau der Finanzierungssysteme und die Förderung eines marktmäßigen Wettbewerbs zwischen Einrichtungen und Trägern wider. Innerhalb der Profession ist damit die verstärkte Anwendung von Methoden aus der Wirtschaft wie Qualitätsmanagement, Marketing, Controlling oder Benchmarking verbunden. Zusammenfassen könnte man all diese Entwicklungen unter dem Stichwort der Ökonomisierung Sozialer Arbeit. 33 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 11 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Bezogen auf die Veränderungen innerhalb der Sozialen Arbeit sieht Kreidenweis vor allem drei Dimensionen: - Technik-bedingte Veränderung der Arbeitsbezüge - Veränderung der Klienten-Kommunikation - Veränderung der Sozialen Arbeit als Instanz, die damit beauftragt ist, negative Begleit- oder Folgeerscheinungen der Informationsgesellschaft zu behandeln. 34 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Bezogen auf die Auswirkungen dieses neuen Mediums auf die künftige Gestalt des sozialen Marktes sieht er ebenfalls drei Dimensionen: - - Marktstellung der einzelnen Anbieter sozialer Dienstleistungen und den durch das Internet veränderten Wettbewerb zwischen diesen Vernetzung der Arbeitsbezüge im Sinne einer Fachkommunikation zwischen Mitarbeitern verschiedener staatlicher, wohlfahrtsverbandlicher und privatwirtschaftlicher Institutionen sozialer Arbeit. Markt-Kommunikation, also das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit von sozialen Einrichtungen und Verbänden. 35 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Computer und Soziale Arbeit Immer wieder betont Kreidenweis die Notwendigkeit der Auseinandersetzung der Sozialen Arbeit mit den Informationstechnologien innerhalb der Profession und in der Praxis. Aus seiner Sicht gehören zur Ausbildung künftig auch Kenntnisse über Computer und Internet und deren Einsatz in der Sozialen Arbeit: "Als eine ganz selbstverständliche Basiskompetenz zukünftiger Sozialarbeiter sehe ich die Beherrschung der Computer- und Internet-Technik auf der Ebene der Anwendung." 36 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 12 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Diskussion Anfang der 90er Jahre: Computer – Darf sich Pflege überhaupt damit befassen? ? 37 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Einsatzbereiche im Gesundheitswesen: Klienten- und Patientendokumentationssysteme, Patienteninformationssysteme, Case-Managementsysteme, Heimverwaltung, Personalplanung, Dienstplangestaltung, Software-Lösungen bei mobilen Diensten, Kommunikation, Koordination der Leistungsstellen des Krankenhauses, Personalplanung, Dienstplangestaltung, EDV-gestützte Speisebestellsysteme, OP-Systeme, Unterstützung der Logistik, Ver- und Entsorgung, Pflegeplanung, Software-Lösungen bei mobilen Pflegediensten, Stationslogistik, … 38 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Einsatz von Computern zur • Unterstützung pflegerischer Tätigkeiten • für administrative Tätigkeiten • Unterstützung von Versorgungsprozessen • Kommunikation •… (medizinisches) Controlling Personalmanagement Ressourcenmanagement Prozessmanagement Qualitätsmanagement integrative Versorgung 39 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 13 Beispiel Pflegedokumentation Aufgabe der Pflegedokumentation: • Dokumentation der Handlungsabläufe • Mittel zur Kommunikation nach innen und außen • Hilfsmittel zur Abrechnung • Hilfsmittel zur strategischen Planung • Beweismittel bei juristischen Problemen •… Vorteile einer EDV-gestützten Pflegedokumentation: • • • • Lesbarkeit, Vollständigkeit, Verständlichkeit, Verfügbarkeit Generierung von Leistungs- und Spezialdokumentationen Ermittlung von Qualitätsindikatoren … 40 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Beispiel Pflegedokumentation Gründe für einen geringen EDV-Einsatz: (Ammenwerth 2004) • • • • • Probleme bei der Umsetzung und der Akzeptanz des Pflegeprozesses geringe Computererfahrung der Pflegekräfte Angst vor übermäßiger Kontrolle pflegerischer Tätigkeiten zu dokumentierende Daten nützen nicht direkt den Pflegenden hoher Aufwand für EDV-gerechte Vorbereitung von Pflegestandards und Standardpflegeplänen • mangelnde Formalisierung der pflegerischen Sprache, fehlende Terminologien • Widerspruch zwischen intuitivem beruflichen Wissen und formalisierten EDV-Inhalten • Fehlen von Pflegestandards • unzureichende Technik zur Datenerfassung direkt am Patientenbett • unklarer Nutzen (auch finanziell) bei hohem Einführungsaufwand •… 41 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Beispiel Pflegedokumentation Wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Einführung eines Pflegeinformationssystems müssen erfüllt sein praxisbezogene Leitfäden und Checklisten für ein effizientes und strukturiertes Vorgehen Î Routinebetrieb! 42 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 14 Beispiel Pflegedokumentation Mögliches Einführungsprojekt: (Ammenwerth 2004) • Analyse der bisherigen Pflegedokumentation • Erstellung eines Sollkonzepts • Auswahl eines passenden EDV-gestützten Pflegedokumentationssystems • Vertragsgestaltung • Projektorganisation und Projektplanung • Auswahl von Pilotstationen • Motivation der zukünftigen Benutzer • Umsetzung des Pflegeprozesses • Arbeitsorganisation auf den Stationen • Aufbau der zentralen Hardwarekomponenten • Installation und Adaptierung der Systemsoftware 43 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Beispiel Pflegedokumentation Mögliches Einführungsprojekt: (Ammenwerth 2004) Fortsetzung • Vorbereitung der Kataloge • Integration in das Krankenhausinformationssystem • Planung der PC-Arbeitsplätze • Durchführung von Schulungen • Erstellung eines Betriebskonzepts • Erstellung eines Ausfallkonzepts • die ersten Schritte • Abschluss und Abnahme der Einführung • Betrieb eines EDV-gestützten Pflegedokumentationssystems • Evaluation des Betriebs 44 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Soziale Arbeit und EDV 45 15 Pflege und EDV IAB 46 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Aufgabenbereiche: • Einsatz der Informationstechnologie im Handlungsfeld sozialer/pflegerischer/gesundheitsdienstrelevanter Dienste und Einrichtungen in der Pflege und der Sozialen Arbeit • Diskussion und Klärung von Auswirkungen der informationstechnologischen Entwicklung auf das individuelle und das gesellschaftliche Leben mit Folgerungen für die Soziale Arbeit und die Pflege 47 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Ziele: • Profilierung der Sozial-/Pflegeinformatik (EDV in der Sozialen Arbeit und der Pflege) in der theoretischen Zuständigkeit der Sozial-/Pflegewissenschaft und in der praktischen Kompetenz der Professionen • Verständigung über den Platz, welcher der Informatik (EDV in der Sozialen Arbeit und der Pflege) in der Ausbildung zukommt 48 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 16 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Wenn man die Aspekte der Sozial-/Pflegeinformatik (EDV in der Sozialen Arbeit/Pflege) beleuchtet, sollte man ... • ... eine Gegenstandsbestimmung der Sozial-/Pflegeinformatik vornehmen • ... Software-Anwendungen in Sozialer Arbeit / im Pflegebereich kennen • ... Tele-Dienste in der Sozialen Arbeit/Pflege betrachten • ... computergestützte Vernetzung im Versorgungssystem im Auge haben • ... Plattformen für Daten- und Informationsaustausch bzgl. Sozial-/Pflegeinformationen beleuchten • ... die Virtualisierung der Kommunikation sehen • ... die IT- und Medienkompetenz bei der Klientel fördern • ... ein Curriculum für die Ausbildung entwickeln 49 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Hier geht es um ihre Erfahrungen mit ... • ... der EDV allgemein • ... der EDV in beruflicher Hinsicht • ... branchenorientierten Softwarelösungen • ... EDV und Datenschutz • ... veränderten Arbeitsabläufen durch den EDV-Einsatz • ... veränderten Inhalten in der Sozialen Arbeit / Pflege • ... Misstrauen von Kolleg(inn)en gegenüber der EDV • ... Misstrauen des Klientels gegenüber der EDV • ... und vieles mehr 50 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Nun kommen Sie zu Wort Berichte und Erfahrungen der Seminarteilnehmer(innen) zu diesem Themenkatalog 51 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 17 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen Wenn man die Aspekte der Sozial-/Pflegeinformatik (EDV in der Sozialen Arbeit/Pflege) beleuchtet, sollte man ... • ... eine Gegenstandsbestimmung der Sozial-/Pflegeinformatik vornehmen • ... Software-Anwendungen in Sozialer Arbeit / im Pflegebereich kennen • ... Tele-Dienste in der Sozialen Arbeit/Pflege betrachten • ... computergestützte Vernetzung im Versorgungssystem im Auge haben • ... Plattformen für Daten- und Informationsaustausch bzgl. Sozial-/Pflegeinformationen beleuchten • ... die Virtualisierung der Kommunikation sehen • ... die IT- und Medienkompetenz bei der Klientel fördern • ... ein Curriculum für die Ausbildung entwickeln 52 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Leitfaden zur Software-Beurteilung • Gelang ein intuitiver Zugang zur Benutzung der Software? • Trägt die Software dazu bei, fachliche Inhalte neu kennen zu lernen? • War die Software dem fachlichen Verständnis eher abträglich/zuträglich (z.B. musste in Fachbüchern nachgelesen werden, um Inhalte zu verstehen)? • Konnte durch die Software methodische Kompetenz ausgebaut werden oder war das Programm eher disfunktional / kontraproduktiv? • Unterstützt das Programm bei Evaluationsaufgaben? • Gibt es ein Hilfesystem zu Themen der Sozialen Arbeit/Pflege? • Gibt es ein Hilfesystem für die Menüführung bzw. Softwarenutzung? • Versteht man immer, was die Software für Eingaben verlangt? • Ist die Software „teamfähig“ (netzwerkfähig)? • Wie sehen die Import- und Exportmöglichkeiten für den Transport von Daten aus bzw. wie ist die Verbindung mit MS-Office realisiert? • Beeinträchtigt die Nutzung dieser Software die notwendige Hygiene am Arbeitsplatz? 53 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Kriterien einer Software-Beurteilung Wie schnell passt sich die Software neuen gesetzlichen Vorgaben an? Inwieweit geht der Softwarehersteller auf meine individuellen Bedürfnisse ein? Wie erreiche ich die Hotline? per Email? per Telefon? Gibt es eine garantierte Reaktionszeit? Was passiert, wenn ich aufgrund schlechter Erfahrungen den Anbieter wechseln muss/will? Wie sieht es dann mit meinen Daten aus? 54 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 18 Systemanalyse Beispiel: Alten- oder Pflegeheim Strukturanalyse Welche räumliche und personelle Struktur hat die Station? Aufgabenanalyse Welche Aufgaben erfüllt die Pflegedokumentation auf dieser Station? Einflussgrößenanalyse Welche Faktoren beeinflussen die Pflegedokumentation? Organisationsanalyse Welche Personen sind für die Pflegedokumentation verantwortlich? Ausstattungsanalyse Welche EDV-Systeme werden derzeit auf der Station eingesetzt? Dokumentationsanalyse Welche Formulare werden für die Pflegedokumentation eingesetzt? Ablaufanalyse Wie sieht der Ablauf der Pflegedokumentation im Einzelnen aus? Kommunikationsanalyse Welche Informationen werden per Pflegedokumentation ausgetauscht? 55 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Systemanalyse Beispiel: Alten- oder Pflegeheim Pflichtenheft Checkliste für den Messebesuch 56 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann Aufgabenstellung Bildung einer Kleingruppe (max. 3 Personen) Festlegung eines Themenbereiches Festlegung erster Kriterien für die Software-Beurteilung mit besonderer Berücksichtigung des gewählten Themenbereiches Kritische Diskussion dieser Kriterien im Plenum consozial: Austausch von Erfahrungen Besuch der Vortragsreihe Eigene „Produktvorstellungen“ Ende Januar 2005 57 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 19 EDV-Anwendungen in der Sozialen Arbeit und im Gesundheitswesen 58 Prof. Dr. K. Wolf-Ostermann 20