Was ihre Fortpflanzung anbelangt, steht auch bei den Pflanzen die geschlechtliche Vermehrung im Vordergrund. Dabei kommt das Erbgut zweier Individuen derselben Art zusammen, sodass die Eigenschaften der Nachkommen nicht genau gleich sind wie jene der Eltern. Dadurch lassen sich Krankheiten oder schädliche Mutationen ausmerzen und es findet eine Entwicklung statt. Dennoch gibt es Nachteile: Beispielsweise kann es in der Umgebung an Geschlechtspartnern oder Überträgern von Blütenstaub mangeln, die Witterung während der Blütezeit kann ungünstig sein oder Selbstbestäubung kann die Vorteile zunichtemachen. Hier kommt den Pflanzen zugute, dass jede ihrer Zellen fähig ist, sich zu einem gesamten Organismus zu regenerieren. Das ist bei Mensch und Tier nicht möglich. Rund die Hälfte aller Pflanze macht davon Gebrauch, nur wenige verzichten aber ganz auf eine geschlechtliche Fortpflanzung. Ungeschlechtlich entstandene Lebewesen werden als Klone bezeichnet. Henne mit Küken Lebendgebärender Streifenfarn Lebendgebärender Streifenfarn Asplenium daucifolium Standort: Tropenhaus (Regenwaldteil) Die übliche geschlechtliche Vermehrung der Farne ist ein komplizierter und risikobehafteter Vorgang: Ungeschlechtlich entstandene Sporen an den Blättern werden vom Wind verbreitet. Landen sie an einen geeigneten Platz, keimen sie und wachsen zu Vorkeimen heran, auf denen sich die Geschlechtsorgane befinden. Sofern genügend Wasser vorhanden ist, können die begeisselten Spermatozoiden zu den weiblichen Geschlechtsorganen schwimmen und die Eizellen befruchten, sodass eine neue Farnpflanze entsteht. Bei so vielen Schwierigkeiten ist es nachvollziehbar, dass sich diverse Farne auch ungeschlechtlich vermehren. Die fein geteilten Fiederblätter dieses Streifenfarns aus den Tropen Asiens enden in nadelförmigen Abschnitten, auf denen sich in grosser Zahl braune Brutknöllchen bilden. Noch an der Pflanze - und von dieser versorgt – wachsen sie zu kleinen Jungpflanzen aus. Abgefallene oder vom Wind verbreitete Jungpflanzen können sich am Boden, an Felsen oder in Baumkronen etablieren. Globba Globba schomburgkii Standort: Orchideenhaus Wegen ihrer eigenartigen Blüten wird dieses Ingwergewächs aus Thailand mitunter als „Dancing Ginger Girl“ bezeichnet. Als typische Art der Krautschicht in Monsun- Globba Hauswurz wäldern kommt die bis etwa 50 Zentimeter hohe, grossblättrige Art mit wenig Licht aus. Bei Trockenheit sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab und die Pflanze zieht sich in die Knollen im Boden zurück. Dort überdauert sie wohlgeschützt die ungünstige Jahreszeit. Sobald wieder Niederschläge gefallen sind, baut sich die Pflanze von der Knolle aus wieder auf. Als Gewürz sind die unterirdischen Organe aber nicht zu gebrauchen. Die hängenden Blütenstände sind im Endbereich mit hübschen orangen Blüten besetzt. Im unteren Bereich sitzen in den Achseln der Tragblätter statt Blüten eiförmige Knöllchen. Auf den Boden gefallen wachsen sie zu neuen Pflanzen heran. Dank dem Gegenüber von geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Vermehrung kann Globba die Vorteile beider Fortpflanzungsweisen nutzen. Henne mit Küken Tolmiea menziesii Standort: Abteilung Amerika Die Fähigkeit vieler Pflanzen, aus den Blättern junge Pflanzen zu entwickeln, nutzt der Gartenbau, um Saintpaulien, Begonien, Kalanchoe u.a. zu vermehren. Aus den Blättern dieses Steinbrechgewächses aus dem Westen Nordamerikas wachsen auch ohne gärtnerische Hilfe junge Pflanzen heran, da sich beim Übergang vom Blattstiel zur Blattspreite eine Brutknospe befindet. Diese entwickelt sich im Laufe des Jahres zu einer Jungpflanze mit Wurzeln. Unter dem Gewicht dieser Jungpflanze legt sich das Blatt zu Boden, so dass sie dort Fuss fassen kann. In dieser Zeit dient der Blattstiel als „Nabelschnur“. In Hausgärten eignet sich Tolmiea als Bodendecker für schattige Lagen. Geflecktblättrige Varietäten werden auch als Zimmerpflanzen kultiviert. Hauswurz-Arten Sempervivum sp. Standort: Vor dem Alpinenhaus Die Blattrosetten der Sempervivum-Arten können mehrere Jahre in ihrer gedrungenen Form verharren, bis sie zu wachsen beginnen und blühen. Im Verhältnis zur Blattrosette ist der Blütenstand so gross, dass dieser Spross nach der Samenbildung erschöpft abstirbt. Damit das weitere Schicksal der Pflanze nicht allein von den Samen abhängt, entwickeln die rund 60 Hauswurz-Arten oberirdische Ausläufer, die in neuen Blattrosetten enden. Auf diese Weise sichert sich das Dickblattgewächs einmal eroberte Standorte. Mit den Samen dagegen, die durch den Wind oder schmelzenden Schnee verbreitert werden, versucht er, neue Standorte zu gewinnen. IM OKTOBER 2017 Ungeschlechtliche Vermehrung