imoktober 2 0 1 7

Werbung
Was ihre Fortpflanzung anbelangt, steht
auch bei den Pflanzen die geschlechtliche
Vermehrung im Vordergrund. Dabei
kommt das Erbgut zweier Individuen derselben Art zusammen, sodass die Eigenschaften der Nachkommen nicht genau
gleich sind wie jene der Eltern. Dadurch
lassen sich Krankheiten oder schädliche
Mutationen ausmerzen und es findet eine
Entwicklung statt. Dennoch gibt es Nachteile: Beispielsweise kann es in der Umgebung an Geschlechtspartnern oder
Überträgern von Blütenstaub mangeln,
die Witterung während der Blütezeit
kann ungünstig sein oder Selbstbestäubung kann die Vorteile zunichtemachen.
Hier kommt den Pflanzen zugute, dass
jede ihrer Zellen fähig ist, sich zu einem
gesamten Organismus zu regenerieren.
Das ist bei Mensch und Tier nicht möglich. Rund die Hälfte aller Pflanze macht
davon Gebrauch, nur wenige verzichten
aber ganz auf eine geschlechtliche Fortpflanzung. Ungeschlechtlich entstandene
Lebewesen werden als Klone bezeichnet.
Henne mit
Küken
Lebendgebärender Streifenfarn
Lebendgebärender Streifenfarn
Asplenium daucifolium
Standort: Tropenhaus (Regenwaldteil)
Die übliche geschlechtliche Vermehrung der
Farne ist ein komplizierter und risikobehafteter Vorgang: Ungeschlechtlich entstandene
Sporen an den Blättern werden vom Wind
verbreitet. Landen sie an einen geeigneten
Platz, keimen sie und wachsen zu Vorkeimen heran, auf denen sich die Geschlechtsorgane befinden. Sofern genügend Wasser
vorhanden ist, können die begeisselten
Spermatozoiden zu den weiblichen Geschlechtsorganen schwimmen und die
Eizellen befruchten, sodass eine neue Farnpflanze entsteht. Bei so vielen Schwierigkeiten ist es nachvollziehbar, dass sich diverse
Farne auch ungeschlechtlich vermehren. Die
fein geteilten Fiederblätter dieses Streifenfarns aus den Tropen Asiens enden in nadelförmigen Abschnitten, auf denen sich in
grosser Zahl braune Brutknöllchen bilden.
Noch an der Pflanze - und von dieser versorgt – wachsen sie zu kleinen Jungpflanzen
aus. Abgefallene oder vom Wind verbreitete
Jungpflanzen können sich am Boden, an Felsen oder in Baumkronen etablieren.
Globba
Globba schomburgkii
Standort: Orchideenhaus
Wegen ihrer eigenartigen Blüten wird dieses Ingwergewächs aus Thailand mitunter
als „Dancing Ginger Girl“ bezeichnet. Als
typische Art der Krautschicht in Monsun-
Globba
Hauswurz
wäldern kommt die bis etwa 50 Zentimeter
hohe, grossblättrige Art mit wenig Licht
aus. Bei Trockenheit sterben die oberirdischen Pflanzenteile ab und die Pflanze zieht
sich in die Knollen im Boden zurück. Dort
überdauert sie wohlgeschützt die ungünstige Jahreszeit. Sobald wieder Niederschläge
gefallen sind, baut sich die Pflanze von der
Knolle aus wieder auf. Als Gewürz sind die
unterirdischen Organe aber nicht zu gebrauchen. Die hängenden Blütenstände sind im
Endbereich mit hübschen orangen Blüten
besetzt. Im unteren Bereich sitzen in den
Achseln der Tragblätter statt Blüten eiförmige Knöllchen. Auf den Boden gefallen
wachsen sie zu neuen Pflanzen heran.
Dank dem Gegenüber von geschlechtlicher
und ungeschlechtlicher Vermehrung kann
Globba die Vorteile beider Fortpflanzungsweisen nutzen.
Henne mit Küken
Tolmiea menziesii
Standort: Abteilung Amerika
Die Fähigkeit vieler Pflanzen, aus den Blättern junge Pflanzen zu entwickeln, nutzt der
Gartenbau, um Saintpaulien, Begonien, Kalanchoe u.a. zu vermehren. Aus den Blättern dieses Steinbrechgewächses aus dem
Westen Nordamerikas wachsen auch ohne
gärtnerische Hilfe junge Pflanzen heran, da
sich beim Übergang vom Blattstiel zur Blattspreite eine Brutknospe befindet. Diese
entwickelt sich im Laufe des Jahres zu einer Jungpflanze mit Wurzeln. Unter dem
Gewicht dieser Jungpflanze legt sich das
Blatt zu Boden, so dass sie dort Fuss fassen kann. In dieser Zeit dient der Blattstiel
als „Nabelschnur“. In Hausgärten eignet
sich Tolmiea als Bodendecker für schattige
Lagen. Geflecktblättrige Varietäten werden
auch als Zimmerpflanzen kultiviert.
Hauswurz-Arten
Sempervivum sp.
Standort: Vor dem Alpinenhaus
Die Blattrosetten der Sempervivum-Arten
können mehrere Jahre in ihrer gedrungenen Form verharren, bis sie zu wachsen
beginnen und blühen. Im Verhältnis zur
Blattrosette ist der Blütenstand so gross,
dass dieser Spross nach der Samenbildung
erschöpft abstirbt. Damit das weitere
Schicksal der Pflanze nicht allein von den
Samen abhängt, entwickeln die rund 60
Hauswurz-Arten oberirdische Ausläufer,
die in neuen Blattrosetten enden. Auf diese Weise sichert sich das Dickblattgewächs einmal eroberte Standorte. Mit den
Samen dagegen, die durch den Wind oder
schmelzenden Schnee verbreitert werden,
versucht er, neue Standorte zu gewinnen.
IM OKTOBER 2017
Ungeschlechtliche Vermehrung
Herunterladen