1 Prädikate, Mengen, Funktionen Prädikate als Mengen: MPA;g = f[ x] A;g j [ P (x)]]A;g = 1g Mengen als Funktionen: charakteristische Funktion fM 8> < 1 wenn >: 0 wenn fM : U !f0; 1g; f (x) = ;; x2M x 62 M 2 Typtheorie, Motivation Informal: Unterscheidung zwischen verschiedenen Objekten z.B. Terme und Formeln, Prädikate und Funktionen mit einer, zwei oder mehr Stellen 'einfache' Elemente, Mengen Relationen in bestimmten Mengen Sprache: Valenzrahmen von Verben: schenken, verschenken glauben, vermuten 3 Typtheorie, formal Die Menge der Typen ist definiert als: 1. e ist ein Typ (Objekte) 2. t ist ein Typ (Wahrheitswerte) 3. wenn a und b Typen sind, dann auch ha; bi Die Definition kann auf n-Tupel ausgedehnt werden, dann ist es aber sinnvoller, für Funktionen einen zusätzlichen zweistelligen Typoperator einzusetzen: (a!b). Damit können Funktionen als spezielle Paare unterschieden werden. Eine typisierte (formale) Sprache ist eine Sprache, bei der jedem wohlgeformten Ausdruck ein Typ zugewiesen werden kann. D bezeichnet die Menge der Denotate der Ausdrücke vom Typ . Sei U eine Grundmenge, dann: De = U; Dt = f0; 1g und Dha;bi = ff j f : Da!Dbg Oder, bei n-Tupeln: De = U; Dt = f0; 1g, Dha;bi = fp j p 2 Da Dbg und Da!b = ff j f : Da!Dbg 4 Beispiele: prädikatenlogische Formalisierung De = f Peter, Maria, ein Buch g, Prädikate Schenken und Verschenken. Peter schnarcht (0) Schnarchen(Peter) Peter verschenkt ein Buch ... (1) Verschenken(Peter, ein Buch) Maria schenkt Peter ein Buch... (2) Schenken(Maria, Peter, ein Buch) Typ von Schnarchen: he; ti Typ von Verschenken: he; he; tii von Schenken? Maria vermutet, dass Peter ihr ein Buch schenkt... Maria vermutet stark, dass Peter ihr ein Buch schenkt... Maria vermutet sehr stark, dass Peter ihr ein Buch schenkt... 5 Beispiele Mengentheorie: De: Menge aller Elemente und Teilmengen einer Menge M x:e xy :t fx j x 2 yg : e fx j x y g : e x y : he; ei x2y :t f : x!y : he; ei 6 Typregel Funktionsapplikation: Sei f vom Typ (! ) und a vom Typ . Dann ist f (a) vom Typ . Beispiele: De = N (die Menge der natürlichen Zahlen) Sei f; f (x) = x2 ... Typ von f : he; ei Sei f; f (x) = (x3 0) ... Typ von f : he; ti 7 Lambda-Operator Church (1941): Notation für Definition und Anwendung von Funktionen. Statt “sei f : A ! B mit f (x) = x2 + 3 ”: x:x2 + 3 Alternative Schreibweisen: x(x2 + 3); x x2 + 3 (Abstraktion) Anwendung: statt f(4) (und Def. wie oben) Auswertung, Ersetzung der Variable durch das Argument (-Konversion) (x:x2 + 3)(4) 42 + 3 = 19 Der -Operator bindet eine Variable wie ein Quantor! 8 Lambda-Abstraktion, formal Syntax Sei x eine Variable vom Typ , u ein Ausdruck vom Typ , in dem x nicht gebunden vorkommt. Dann ist x (u) ein Ausdruck vom Typ (! ). Semantik Sei x eine Variable vom Typ , u ein Ausdruck vom Typ , in dem x nicht gebunden vorkommt, dann ist [ x (u)]]M;h eine Funktion von D nach D mit: für alle k in D: [ x (u)]]M;h (k ) = [ u] M;h und h0 = h bis auf h0(x), h0(x) = k 0 9 Lambda-Abstraktion, Beispiel Denotation von Verben: Bruno raucht. ... Rauchen(Bruno) 8k : [ x(Rauchen(x))]]M;h(k) = [ Rauchen(x)]]M;h ; h0(x) = k 0 Sei M = hU; I i mit: U = fAnna, Bruno, Clarag, I (Rauchen) = fAnnag [ x (Rauchen(x))]]M;h ([[Bruno] M;h) = 0 10 Die Sprache TL, Syntax Typisierte Logik: versammelt Prädikatenlogik, Typen, -Operator und Identität: Symbole: Operatoren ^; _; : Quantoren 8; 9 zu jedem Typ eine Menge von Variablen V zu jedem Typ eine Menge von Konstanten K der Lambda-Operator das Gleichheitssymbol = 11 Die Sprache TL, Syntax, Ausdrücke Die Menge der Ausdrücke vom Typ , E : Für alle Typen a, b Alle Konstanten und Variablen vom Typ sind Elemente von E . Wenn x 2 Ea und u 2 Eb, dann ist x u in Ea!b. Wenn u 2 Ea!b und x 2 Ea, dann ist u(x) in Eb. Wenn und in Et sind (also Formeln), dann auch: :; _ ; ^ . Wenn 2 Et und x in Va ist, dann sind 8x und 9x in Et. Wenn u und v in Ea sind, dann ist u = v in Et. Viel aussagekräftiger als Prädikatenlogik: Prädikate und Funktionen höherer Ordnung, Quantifikation über beliebige Ausdrücke... 12 Die Sprache TL, Semantik Typen Sei U eine Grundmenge, die ”Diskursdomäne”. Die möglichen Denotate von Ausdrücken der Typen sind: De = U Dt = f0; 1g Dha;bi = ff j f : Da!Dbg Ausdrücke Tatsächliche Denotate von Ausdrücken in einem Model M = hU; F i mit einer Variablenbelegung h. F ersetzt hier I und ist ”nur” eine Belegung der Konstanten, keine Interpretation von Prädikaten- und Funktionssymbolen mehr (die werden mit Hilfe des Lambda-Operators ”anonym” definiert) 13 TL, Semantik von Ausdrücken Sei exp ein Ausdruck in TL, dann ist das Denotat von exp bez. M und h, [ exp] M;h wie folgt definiert: Sei c eine nicht-logische Konstante, dann: [ c] M;h = F (c). Sei x eine Variable, dann: [ x] M;h = g(x). (Abstraktion) Sei x 2 Ea, u 2 Eb, x nicht gebunden in u, dann ist [ x u] M;h eine Funktion von mit: für alle k in Da: [ x u] M;h (k ) = [ u] M;h und h0 = h bis auf h0(x), h0(x) = k . 0 (Konversion) Sei u 2 Ea!b, x 2 Ea, dann: [ u(x)]]M;h = [ u] M;h([[x] M;h). Da nach Db 14 TL, Semantik von Ausdrücken II Seien und in Et, dann: [ :] M;h = :[ ] M;h [ ^ ] M;h = [ ] M;h ^ [ ] M;h [ _ ] M;h = [ ] M;h _ [ ] M;h. Sei 2 Et und x 2 Ea , dann: [ 8x] M;h = 1 gdw. für alle Variablenbelegungen g, die ausser auf x mit h identisch sind, gilt: [ ] M;g = 1. und: [ 9x] M;h = 1 gdw. für mindestens eine Variablenbelegungen g , die ausser auf x mit h identisch sind, gilt: [ ] M;g = 1. Seien u und v in Ea, dann: [ u = v] M;g = 1 gdw. [ u] M;g = [ v] M;g . 15 Lambda-Kalkül, Weitere Anwendung des Lambda-Operators: das Lambda-Kalkül. Unterschied zu TL: keine logischen Operatoren, nicht typisiert; dafür Axiomatisierung. Syntax von : Vokabular: Variablen x; y , , Klammern; syntaktische Regeln: x2 Wenn M 2 , dann auch (xM ). Wenn M; N in , dann auch (MN ). Wenn M; N in , dann ist M = N eine Formel. Axiomatisierung (xM )N = M 0, M 0 ist M , worin jedes Auftreten von x durch N ersetzt ist. = ist reflexiv, symmetrisch und transitiv. Wenn M = N , dann MZ = NZ , ZM = ZN und (xM ) = (xN ) 16 Linguistische Anwendungen Kompositionale Analyse von formalen Ausdrücken höherer Ordnung kompositionale Semantik natürlicher Sprache. Beispiele: Denotation von Verben: intransitiv, Abb. des Subjekts auf einen Wahrheitswert: P [x[P (x)]] transitiv, Abb. von Subjekt und Objekt auf Ww.: yx[P [P (x)]](y), oder: yx[P [P (x; y)]] Adverben - gesuchte Funktion muss ein VerbDenotat auf ein Verb-Denotat abbilden: Bsp: P [x[schnell(P (x))]] allgemein: Q[P [x[Q(P (x))]]] Weitere Beispiele: Lohnstein, [PMW] 17 Montague: Intensionale Logik Kombination von allen bisher eingeführten Konzepten: Aussagenlogik: logische Operatoren, Wahrheits- werte Prädikatenlogik: Terme, Quantoren Modallogik: mögliche Welten, Informationszustände; Operatoren 2 (notwendig), 3 (möglich) Temporallogik: zeitlicher Verlauf, Zeitpunkte; Operatoren P (Past), F (Future) Lambda-Operator: Abstraktion über Variablen beliebigen Typs Unterscheidung zwischen Intension und Extension (Formalisierung siehe Lohnstein oder [PMW]) Modelle dazu: Bäume von ”einfachen Modellen”, die mit Indizes hw; ti für die ”mögliche Welt” w und den Zeitpunkt t versehen sind. 18 Intension und Extension Frege: Sinn und Bedeutung Der Abendstern, der Morgenstern vs. die Venus ... Die Königin von England vs. Elisabeth, Victoria, .... Intension als Funktion von Indizes (hw; ti, = mögliche Welt und Zeitpunkt) auf Menge von Extensionen (Individuen). Neue Operatoren: Intensor ^: Sei ein Ausdruck mit dem Denotat [ ] M;w;t;g . Dann ist am Index hw; ti [ ^] M;w;t;g die Intension von Extensor _: Umkehrfunktion von ^: [ _^] M;w;t;g = [ ] M;w;t;g Nicht umgekehrt: Extension gibt es nur zu bestimmtem Index, Intension ermöglicht, an jedem Index die Extension zu bestimmen. zusätzlicher Typ s: Sei X vom Typ a, dann ist ^X vom Typ hs; ai. Sei X vom Typ hs; ai, dann ist _X vom Typ a.