Affektive Störungen - Onlineschule

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AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
heilpraktiker
psychotherapie
© hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
AFFEKTIVE STÖRUNGEN
© hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg Inhalt:
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
1. 
Überblick
2. 
Definition
3. 
Klassifikation Affektive Störungen
4. 
Epidemiologie
5. 
Unipolare Depression
5.1. Symptome
5.2. Erscheinungsformen
5.3. Ätiopathogenes
5.4. Diagnose
5.5. Differenzialdiagnose
5.6. Therapie
5.7. Verlauf
6. 
Unipolare Manie
6.1. Symptome
6.2. Diagnose
6.3. Differentialdiagnose
6.4. Therapie 7. Bipolare affektive Störung
8. Anhaltende affektive Störungen
9. Schriftliche Prüfung
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1. Überblick
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Manie
manische Episode
unipolar
Eher psychotisch
Eher neurotisch
anhaltende
affektive Störung
Dysthymie
manisch-
depressive Psychose
Bipolare affektive Störung
Zyklothymie
depressive Episode
„Endogene“Depression
unipolar
Affektive Störungen Zyklothymia
depressive
Anpassungs-
störung
© hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg rezidivierende
depressive
Störung
organisch
affektive
Störung
- 4 -
Synonyme:
Manie:
manische Psychose, endogene Manie
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
manisch-depressive Störung:
bipolare affektive Störung, Zyklothymie (veraltet)
Depression:
unipolare Depression, endogene Depression, major Depression,
rezidivierende Depressive Störung
Dystymie:
neurotische Depression, depressive Neurose
Zyklothymia:
affektive zykloide zyklothyme Persönlichkeitsstörung
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2. Definition
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Affektive Störungen sind hauptsächlich durch eine Veränderung der Stimmung meist zur depressiven, oder zur gehobenen Stimmung hin charakterisiert. Der Stimmungswechsel hat oft auch eine Veränderung des
Aktivitätsniveaus zur Folge.
Zu den Krankheitsphasen kann es mit Auslöser (z.B. Verlust eines
Angehörigen) oder ohne kommen.
Affektive Störungen können auch durch somatische Krankheiten
bedingt sein.
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3. Affektive Störungen:
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
traditionell:
psychogen (reaktiv/neurotisch) endogen (anlagebedingt)
somatogen (organisch-körperlich bedingt)
Klassifikation erfolgt heute aufgrund von Symptomatik, Schweregrad, Krankheitsdauer und Rückfallrisiko. Einteilung nach ICD 10 aufgrund folgender Kriterien:
Schwere der Erkrankung
Auftreten psychotischer Phänomene
Vorliegen somatischer Symptome
Verlauf © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 7 -
Klassifikation affektive Störungen nach ICD 10:
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Manische Episode (F30)
Bipolare affektive Störung (F31)
Depressive Episode (F32)
Rezidivierende depressive Störungen (F33)
Anhaltende affektive Störungen (F34)
Andere affektive Störungen (F38)
Nicht näher bezeichnete affektive Störung (F39)
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4. Epidemiologie affektive Störungen
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Affektive Störungen können unipolar oder bipolar verlaufen. Unipolare Verläufe mit ausschließlich depressiven Episoden sind
deutlich häufiger als bipolare Verläufe. Am seltensten sind unipolar manische Episoden.
Die Erkrankung kann ein- oder mehrphasig auftreten. Am häufigsten sind mehrphasig auftretende depressive Verläufe. © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 9 -
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Manie
unipolare
affektive Störung
♀:♂ = 2:1
♀:♂ = 1:1
bipolare
affektive Störung
♀:♂ = 1:1
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AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Depressive Erkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.
gehören heute
Punktprävalenz: 5-10% der dt. Bevölkerung (ca. 4 Mio) leiden
an behandlungsbedürftigen Depression.
Lebenszeitprävalenz: 15-17 % =15-17 % der Menschen in BRD
erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Depression
( ca. 8-12 % der Männer und ca. 10-25 % der Frauen)
Erstmanifestationen im Schnitt zw. 20.-29. und zw. 50-59. Lebensjahr
Frauen zweimal häufiger als Männer betroffen
typische Phasendauer: einige Wochen bis viele Monate
etwa 10-20 % chronische Verläufe, > 2 Jahre
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Bipolare Affektive Störungen:
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STÖRUNGEN
Lebenszeitprävalenz: 1-2 %
Erkrankung beginnt im Schnitt eher als unipolare Depression:
Ersterkrankung im Schnitt mit 16-18 Jahren
Männlich – Weiblich 1:1
haben einen schwereren Verlauf als unipolare Störungen
haben ein höheres Suizidrisiko als unipolare Störungen
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5. Definition Depression:
„zu Tode betrübt“
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Depressionen (von lat. „deprimere“ = herunter-, niedergedrückt ) können ein vielgestaltiges Bild zeigen. Sie werden auch: „Melancholie“, „Major Depression“, „Depressive Episode“, oder früher „endogene Depression“ genannt. Die Unterteilung der affektiven Störungen erfolgt auf Grund des
Schweregrades und unterschiedlicher Verlaufscharakteristika. Der Verlauf
ist in der Regel phasenhaft. Unbehandelt dauert eine Phase ca. sechs bis
acht Monate.
Krankheitsphasen wechseln mit gesunden Intervallen.
Achtung: Bei Depressionen hohes Suizidrisiko!
Als Therapeut mögliche Suizidalität immer ansprechen!!!!!!!!!
Depressive
Einzelepisode
Monopolar
Depressiver
Verlauf
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Verlaufsformen der Depression:
Major Depression, einzelne Episode
Major Depression,
einzelne Episode, chronisch
Major Depression, rezidivierend,
mit Vollremission im Intervall
Major Depression, rezidivierend,
ohne Vollremission im Intervall
Major Depression, einzelne Episode, eine dysthyme Störung überlagernd
(»double depression«)
Dysthyme Störung
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AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
5.1 Symptome
AFFEKTIVE
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Gedrückte
Stimmung
(Störung der
Affektivität)
Interesseverlust
Antriebsminderung
(Störung des
Antriebs)
Freudlosigkeit
Gefühl der
Gefühllosigkeit
Schlafstörungen
(Störung der
Affektivität)
Depressionen
Symptome
Grübeln
(formale
Denkstörungen)
Achtung:
Bei Depression hohes
Suizidrisiko!!!!!!!!
Leitsymptome
Weitere Symptome
Denkhemmung
(formale
Denkstörungen)
Ängste
(Ängste,
Zwänge)
Wahnideen
(inhaltliche
Denkstörungen
Innere Unruhe
(Störungen der
Affektivität)
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Psychopathologische Befunde der Depression
Psychopathologischer Befund
Stimmung und Affekt
Formales Denken
Inhaltliches Denken
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Symptome
Gedrückt, niedergeschlagen, Gefühl
der Gefühllosigkeit
Verlangsamt (objektiv) Gehemmt (subjektiv), Grübeln
Krankheits-, Schuld-, Verarmungs-,
nihilist. Wahn
Ängste
Zukunftsängste, diff. Ängste
Antrieb und Psychomotorik
Vermindert (objektiv)
Gehemmt (subjektiv)
Verarmte Psychomotorik
Suizidalität
häufig
Aufmerksamkeit und Konzentration
vermindert
Körperliche Symptome
Vital-, Schlaf-, Sexualstörungen
Appetitlosigkeit, diff. Schmerzen
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© hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Suizidversuche
Wahnideen
Appetitstörungen
Müdigkeit
Suizidgedanken
Konzentrationsstörungen
gedrückte Stimmung
Schlafstörungen
Häufigkeit typischer Depressionssymptome
- 17 -
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Beachte:
oft körperliche Symptome also Vitalstörungen wie Verminderung der körperlichen Frische und Energie, Schlaf- und Sexualstörungen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder Übergewicht, undefinierbare Schmerzempfindungen vorhanden. Wenn der Zusammenhang zwischen diesen Vitalstörungen und der
psychiatrischen Erkrankung nicht erkannt wird, ist das Ergebnis der rein
somatisch ausgerichteten Therapie oft äußerst unbefriedigend sowohl für
den Arzt als auch für den Patienten.
Wenn ausgeprägte Konzentrations- und Gedächtnisstörungen bestehen,
spricht man auch von Pseudodemenz!
Zur Unterscheidung lässt sich sagen, echte Demenzkranke wollen ihre
Erkrankung bagatellisieren, depressive Menschen empfinden ihr
Gedächtnis als schlechter, als es tatsächlich ist.
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Circulus Vitiosus:
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
GEDANKEN
KÖRPER
»Ich habe versagt«
»Ich müsste längst wieder
fit sein«
Schlafstörungen
Innere Unruhe
VERHALTEN
GEFÜHLE
Interessenlosigkeit
Traurigkeit
Schuldgefühle
- Patientin bleibt zu Hause und geht nicht zur
Arbeit.
- Sie läuft morgens im Schlafzimmer auf und ab
und bleibt den restlichen Tag im Bett liegen.
- Sie spielt nicht mehr mit den Enkelkindern.
- Sie entschuldigt sich ständig bei anderen, dass
sie noch nicht wieder gesund ist
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Typische kognitive Denkfehler:
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Voreilige Schlüsse
obwohl gegebene Tatsachen dagegen sprechen, werden
negative Interpretationen daraus gezogen
Bsp: „Ich kann mich nicht aufraffen arbeiten zu gehen. Meine
Arbeit ist eh´wertlos.“
Gedankenlesen
Man glaubt zu wissen, was andere Negatives über einen denken.
Bsp: Kollegen hören auf zu sprechen, wenn ich mich der Gruppe nähere. „Die können mich nicht leiden und haben gerade über
mich gesprochen.“
Katastrophisieren
Bsp: „Bei der Wirtschaftslage ist mein Geld bald futsch. Es hat ja doch alles keinen Zweck. Sparen lohnt nicht, bald nage ich
am Hungertuch.“
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Übergeneralisierung
AFFEKTIVE
Ein negatives Erlebnis wird verallgemeinert.
STÖRUNGEN
Bsp. „Schon bei der Führerscheinprüfung bin ich
durchgefallen. Ich versage immer bei Prüfungen.“
Übertreibungen und Untertreibungen
Leistungen und Situationen werden entweder über- oder
unterschätzt
Bsp: „Ich bin zu spät gekommen. Bestimmt verliere ich jetzt meinen
Job.“
Imperative
Man hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie man sich verhalten sollte, wie man zu sein habe. Bsp: „Ich müsste, ich sollte, eigentlich muss ich ...... „
geistige Filter
Es wird nicht die Gesamtheit der Situation betrachtet, sondern nur der negative Teil herausgesucht, so dass die Realität verzerrt wahr-
genommen wird.
Alles oder Nichts Denken
Man denkt nur in zwei Kategorien: schwarz oder weiß. © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 21 -
5.2.
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Agierte
Depression
wahnhafte
Depression
Larvierte
Depression
Anankastische
Depression
Gehemmte
Depression
Somatogene
Depression
Depression
Erscheinungsformen
Involutionsoder Spätdepression
Sonderformen
Erscheinungsformen
Endogene
Depression
Rapid
Cycling
Altersdepression
Wochenbett
Depression
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AFFEKTIVE
„endogene“ Depression: STÖRUNGEN
Gefühl der Gefühllosigkeit, Morgentief, Durchschlafstörungen, morgendliches Früherwachen, Denkhemmung,
Vitalstörungen
Auftreten von Wahn = psychotische Depression
gehemmte Depression: Psychomotorik + Antrieb
agitierte Depression: ängstliche Getriebenheit, Bewegungsunruhe,
unproduktiv hektisches Verhalten
larvierte Depression: Beschwerdebild wird dominiert von
körperlichen Beschwerden, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit
anankastische Depression: Zwangssymptome im Vordergrund
Spätdepression: Auftreten nach dem 45. Lebensjahr
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AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
„ Altersdepression: Auftreten nach dem 60. Lebensjahr
Wochenbettdepression: meist in den ersten 2 Wochen nach
Entbindung
Rapid Cycling: mehr als 4 depress. o. manische Phasen pro Jahr
Somatogene Depression: organische Ursachen © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg -24 -
5.3.
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Ursachen sind in der anlagebedingten Verletzlichkeit
(Vulnerabilitätskonzept) und multifaktoriell zu sehen!!
Genetische Faktoren
- Prädisposition
Neurobiologische Faktoren
- Verminderung von Noradrenalin
und Serotonin
- Regulationsstörung in
Hypothalamus-HypophysenAchse
- Chronobiologische Faktoren
saisonale Rhythmusstörung
Depression
Ursachen
Psychologische Faktoren
- Kritische Lebensereignisse
- Psycho.analytische Faktoren
- Konzept der gelernten
Hilflosigkeit
- Persönlichkeitsfaktoren
- Somatische Erkrankungen
- Depressionsauslösende
Medikamente
- Physikalische Einwirkungen
z.B. Lichtentzug
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5.2. Äthiopathogenese (Ursachen)
Depressionen:
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Die Ursachen sind bis heute nur teilweise bekannt. Man geht von einer komplexen und multifaktoriellen Entstehungsgeschichte aus.
Genetische Faktoren: die Wahrscheinlichkeit an einer Depression, bes.
bei einer bipolaren Störung, zu erkranken ist deutlich erhöht, wenn
Verwandte ersten Grades ebenfalls an an einer affektiven Psychose erkrankt
sind.
Neurobiologische Faktoren:
Störung der zellulären Signalübertragung im Gehirn
bei Depressionen wird Verminderung der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin vermutet. Heute spricht man vom Konzept der Dysblance verschiedener Neurotransmitter
Regulationsstörungen in Hypothalamus-HypophysenNebennierenrinden- bzw. Schilddrüsen-Achse © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 26 -
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
chronobiologische Faktoren deuten auf eine
saisonale Rhythmik hin,vermehrte Depressionshäufung
im Herbst und Winter, vermehrte Depressionen in der
„dunklen“ Jahreszeit auch in skandinavischen Ländern
Psychologische Faktoren:
kritische Lebensereignisse oft im Vorfeld von Depressionen, auch dauerhafte Überlastung und andauernder Stress kann zur Depression als unspezifischen Stressreaktion führen
Psychodynamische-Psychoanalytische Modellvorstellungen gehen z.B. von Störung der Mutter-Kind-Beziehung in den frühen Lebensjahren als bedeutend für die Entwicklung einer depressiven
Persönlichkeitsstruktur
Kognitions- und lerntheoretische Modellvorstellungen glauben die negative Wahrnehmung der Umwelt und der eigenen Person
wird erlernt, es gibt das Konzept der „gelernten Hilflosigkeit“
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AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Persönlichkeitsfaktoren Somatische Auslöser sind auch Ursache für eine affektive Störung:
körperliche Erkrankungen akut oder chronisch
depressionsauslösende Medikamente
physikalische Einwirkungen wie z.B. Lichtentzug
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5.4. Diagnose
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Herausfinden, ob die depressive Verstimmung Krankheitswert hat.
Anamnese + psych.path.Befund
diagnostisches Basisprogramm mit internistischen und neuro-
logischen Untersuchungen
Laborparameter
EEG, EKG
Diagnosekritierien nach ICD 10:
Leitsymptome:
- gedrückte Stimmung
- Interessenverlust, Freudlosigkeit
- Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit
Zusatzsymptome:
- verminderte Konzentration + Aufmerksamkeit
- vermindertes Selbstwertgefühl + Selbstvertrauen - Schuld- und Wertlosigkeitsgefühle
- negative + pessimistische Zukunftsgedanken
- Suizidgedanken, -handlungen,
Selbstverletzungen © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 29 -
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
- Schlafstörungen
- verminderter Appetit
Zur Diagnose notwendig sind das Auftreten von mindestens
zwei Leitsymptomen und mindestens zwei Nebensymptomen
mindestens zwei Wochen lang. Einstufung der Schweregrade abhängig von Anzahl der
auftretenden Nebensymptome.
Schweregrade:
leichte depressive Episode
mittelgradige depressive Episode
schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen - event. zusätzlich mit Wahnideen
- depressiver Stupor
Mindestdauer: 2 Wochen
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5.5. Differenzialdiagnose
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Ausschluss
organischer Ursachen
= somatogene
Depression
Symptomatische Depression
als Folge körperlicher also extrazerebraler Erkrankungen
Organische Depression
als Folge struktureller Veränderungen des Gehirns
Pharmakogene Depression
durch Medikamente
Abgrenzungen von Angsterkrankungen
Abgrenzung zu beginnender Demenz
Abgrenzung zu schizoaffektiven und schizophrenen Psychosen
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Beispiele für Ursachen somatogener Depression:
- neurologische Erkrankungen wie Hirntumore,
M.Parkinson, MS, ALS, Enzephalitis
-  Internistisch: essentielle Hypertonie, Hypo-/Hyperthyreose
-  Infektionen: Lues, TBC, AIDS, Borreliose
-  Vergiftungen z.B. durch Alkohol
-  Malignome wie Bronchialkarzinom, Ovarialkarzinom...
-  depressionsauslösende Medikamente (Antibiotika, die Pille...)
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
5.6. Therapie:
- Antidepressiva, Beachte: Antidepressiva habe 8 – 14 tägige Wirklatenz,
oft erst antriebssteigernde Wirkung, dann aufhellende Wirkung, d.h.
Suizidgefährdung steigt!!!!!!!!!!
- Psychotherapie
- Schlafentzugtherapie / Schlafphasenvorverlagerung
- Lichttherapie
- Elektrokrampftherapie (besonders bei therapieresistenten, wahnhaften Depressionen)
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Beispiele für Psychopharmaka
Ältere Antidepressiva
Nebenwirkungen
trizyklische Antidepressiva
Mundtrockenheit, RR
Müdigkeit, Obstipation, Zittern
Mao-Hemmer
(Monaminooxidasehemmer)
Mundtrockenheit, Unruhe, Kopfschmerzen, Schlafstörungen
Neuere Antidepressiva
Sind häufig besser verträglich als die
Älteren
SSRI
(selektive
Serotoninwiederaufnahmehemmer)
Übelkeit, Unruhe, Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen
NaSSA
(nonadrenerg und spezifisch
Serotonerges Antidepressivum)
Leichte. Morgendl. Benommenheit
Gewichtszunahme, Mundtrockenheit
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STÖRUNGEN
- 33 -
Beispiele für Psychotherapie:
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
kognitive Verhaltenstherapie zur Beeinflussung
negativer Denkschemata,
Ziel: Erarbeitung alternativer Denk- und Verhaltensmuster Interpersonelle Psychotherapie (IPT) ausgehend davon dass psychosoziale und interpersonelle Erfahrungen des Patienten großen Einfluss auf Entwicklung einer Depression haben
Verhaltenstherapie: Aktivitätstraining, Soziales Kompetenztraining,
Selbstkontrollverfahren wie Gedankenstopp-Training Tiefenpsychologische Therapien © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 34 -
5.7. Verlauf
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
25 % der Depressionen verlaufen einphasig, 75 % rezidivieren,
man muss mit ca. 4 Episoden rechnen.
unbehandelt dauert eine Episode ca. sechs – acht Monate
Die Länge des erkrankungsfreien Intervalls dazwischen verkürzt sich mit
zunehmender Phasenfrequenz.
Das Zeitfenster von Beginn einer Episode bis zum Beginn der nächsten
Episode dauert ca. 4-5 Jahre.
Depressive Episoden dauern im höheren Alter länger. © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 35 -
6. Definition Manie:
„Himmelhochjauchzend“
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Manien sind gekennzeichnet durch übermäßig gehobene Stimmung, beschleunigtes Denken und Selbstüberschätzung. Diese Stimmung ist verbunden mit Hyperaktivität, Rededrang und vermindertem Schlafbedürfnis. Soziale Hemmungen gehen verloren, die Aufmerksamkeit macht leichter Ablenkbarkeit Platz. Die Selbstüberschätzung kann bis zum Größenwahn gehen. Es kann zu leichtsinnigen Geldausgaben kommen, die Betroffenen sind oft Distanzlos, enthemmt und das Fehlen eines Krankheitsgefühls macht die Behandlung oft gegen den Willen des Betroffenen notwendig.
Manie bedingt oft Schuldunfähigkeit und fehlende Testierfähigkeit.
Die zwangsweise Unterbringung wegen Selbst-oder Fremdgefährdung ist häufig erforderlich.
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AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Manische Einzel-
episode
Unipolar
Manischer
Verlauf
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6.1.
Inadäquat
gehobene
Stimmung
(affektive Störung)
Euphorie
(affektive Störung)
Antriebssteigerung
(Störung des
Antriebs u.
Psychomotorik)
Manie
Symptome
Hyperaktivität
(Störung des
Antriebs)
Leitsymptome
weitere Symptome
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Beschleunigtes
Denken
(Formale
Denkstörung)
Selbstüberschätzung
(affekt. Störung)
bis zum
Größenwahn
(inhaltl.
Denkstörung)
Rededrang
(Störung des
Antriebs)
Ideenflucht
(Formale
Denkstörung)
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Psychische Symptome der Manie
Psych .Path. Befund
Symptome
Stimmung und Affekt
Gehoben, euphorisch o. gereizt
Formales Denken
Beschleunigt, ideenflüchtig
Inhaltliches Denken
Antrieb + Psychomotorik
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Größengedanken o.-wahn
Selbstüberschätzung
Gesteigerter Antrieb (ziellos)
Logorrhoe
Aufmerksamkeit + Konzentration
vermindert
Krankheitseinsicht
Nicht vorhanden
Körperlich reduziertes
Körperliches Grundgefühl: frisch und
Schlafbedürfnis, verminderter Appetit energiegeladen
Beachte: eine Manie hat oft Schuldunfähigkeit, fehlende Testierfähigkeit und
Geschäftsunfähigkeit zur Folge
Zwangseinweisung kann zum Schutz des Kranken notwendig sein!!! © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 39 -
© hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg Hypersexualität
Alkoholmissbrauch
Wahnideen
Feindseligkeit
Selbstüberschätzung
Schlafstörungen
Euphorie
Logorrhoe
Ideenflucht
Ablenkbarkeit
Häufigkeit typischer Manie-Symptome:
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
- 40 -
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Gegenüberstellung der typischen Symptome
depressiver und manischer Episoden:
Depression
Manie
Affektivität
Niedergeschlagen
Verlust von Freude
Interesseverlust
Euphorisch, große Initiative
viele Interessen
Antrieb
gehemmt
gesteigert
Formales Denken
verlangsamt
gehemmt
beschleunigt bis zur Ideenflucht
Inhaltliches Denken
Wahnideen wie Verarmung,
Versündigung, Größenwahn
Psychomotorik
gehemmt
gesteigert
Schlaf
Quälende
Schlafstörungen
Morgendliches
Früherwachen
Reduziertes
Schlafbedürfnis ohne
Leidensdruck
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Sehr selten erkranken Menschen ausschließlich an einer
Manie. Häufig kommt es irgendwann im Leben auch zu einer
depressiven Phase, so dass die manische Phase dann zu der so
genannten bipolaren Störung gehört. AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
6.2. Diagnose Manie:
psychopathologische Befund
Fremd – und Eigenanamnese
Diagnosekriterien nach ICD 10:
Hauptsymptome:
- abnorme, anhaltend gehobene oder reizbare
Stimmung Zusatzsymptome:
- gesteigerte Aktivität , motorische Ruhelosigkeit
- Selbstüberschätzung / Größenwahn
- vermindertes Schlafbedürfnis
- gesteigerte Gesprächigkeit / Rededrang
- Aufmerksamkeit und Konzentration
vermindert, Ablenkbarkeit
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AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
- Ideenflucht
- leichtsinniges, tollkühnes Verhalten
- gesteigerte Libido, sexuelle Taktlosigkeit
Schweregrad:
mittelgradig: Manie ohne psychotische Symptome
- zusätzlich: berufliche / soziale Funktionsfähigkeit
unterbrochen
- Dauer: mindestens 1 Woche
schwer: Manie mit psychotischen Symptomen
- zusätzlich: Wahn © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 43 -
Ausschluss:
-  Schizophrenie -  schizoaffektive Störung
- Hyperthyreose, Anorexia Nervosa
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
6.3. Differentialdiagnose:
-  Ausschluss somatogener Ursachen
- manische Symptome im Rahmen der Schizophrenie sowie der schizoaffektiven Psychose
- hyperthyme Persönlichkeitsstörung
Beispiele für Ursachen somatogener und pharmakologischer Art: Somatogen:
neurologisch: Hirntumore, MS, Epilepsie, Infektionen wie
Enzephalitis
internistisch: Hyperthyreose, M.Cushing, M.Addison
Pharmakogen: Stereoide, Halluzinogene, L-Dopa, Alkohol
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6.4. Therapie:
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
meist Stationär da Akutbehandlung wegen fehlendem Krankheitsgefühl
oft schwierig;
medikamentös: Carbamazepin, Neuroleptika
Rezidivprophgylaxe: Lithium © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 45 -
7. Bipolare affektive Störung Definition: AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Im Krankheitsverlauf kommen sowohl manische als auch depressive
Episoden vor. Diese müssen sich nicht notwendigerweise ab -wechseln.
Das Ersterkrankungsalter liegt hierbei zwischen 20 und 35 Jahren.
Eine bipolare affektive Störung wird auch manisch-depressive
Erkrankung genannt. Der Begriff Zyklothymie ist ein alter Begriff für diese
Krankheit. Sie ist gekennzeichnet durch: „Himmelhochjauchzend - zu Tode betrübt“.
Der Verlauf ist in der Regel phasenhaft mit gesunden Intervallen dazwischen. Die Anzahl der krankhaften Episoden ist in der Regel höher mit einer
kürzeren Phasendauer als bei unipolaren affektiven Störungen.
© hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg -  46 -
AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Bibolar-I-Störung,
letzte Episode depressiv
© hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 47 -
8. Anhaltende affektive Störungen: AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Dysthymia:
Chronische depressive Verstimmung leichteren Grades. Betroffene fühlen sich schlapp, müde, schlafen schlecht, werden aber mit den Anforderungen des täglichen Lebens fertig.
Diagnostik: länger als 2 Jahre andauernde depressive Verstimmung = „neurotische Depression“
Therapie:
Eventuell Kombination Antidepressiva mit kognitiver oder Verhaltenstherapie
Dysthyme Störung
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AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Zyklothymia:
Eine im frühen Erwachsenenleben einsetzende, chronisch verlaufende andauernde Instabilität der Stimmung mit zahlreichen Phasen leicht gehobener oder leicht depressiver Phasen. Stimmungsschwankungen werden oft ohne Bezug zu Lebensereignissen
erlebt. Therapie: i.d. Regel keine
Zyklothyme Störung
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AFFEKTIVE
STÖRUNGEN
Literaturhinweise
Martin Seligman
„Pessimisten küsst man nicht“
Oliver Sacks:
„Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“
Filmhinweise:
„Adaption“ mit Nicolas Cage
„Mr. Jones“ mit Richard Gere
„Helen“ mit Ashley Judd © hpp-24 Monika Löttgen Im Himmel 38 58285 Gevelsberg - 64 -
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