Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie „Härte“ der Indikation am Beispiel B i i l psychischer hi h Erkrankungen Ek k Mathias Berger g VUD Frühjahrsforum 2013 Berlin, 18.04.2013 1. Prävalenz ä und Diagnostik psychischer Erkrankungen 2 Das gegenwärtige Versorgungssystem 2. 3. Notwendige g Entwicklungen g Weltweit führende Ursachen (%) der durch Behinderung beeinträchtigter Lebensjahre bezogen auf die gesamte Lebensspanne (years of life lived with disability; World Health Report 2001) Unipolare Depression Hörverlust Eisenmangel Anämie COPD Alkohol Osteoarthritis Schizophrenie Stürze Diagnosedaten (2011) der Krankenhäuser Bipolare Störung A th Asthma Angebore Erkrankungen Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Fälle 461.427 380.291 338.471 262.964 247.179 245.829 234.632 224.918 217 996 217.996 217.681 F32 Depressive Episode 31 127.678 F33 Rezid Rezid. depressive Störung 37 118 278 118.278 Z38 Lebendgeborene I50 Herzinsuffizienz F10 Alkoholbezogene g Störungen g I48 Vorhofflattern/-flimmern S06 Intrakranielle Verletzung I20 Angina pectoris I63 Hirninfarkt J18 Pneumonie K80 Ch Cholelithiasis l lithi i I21 Akuter Myokardinfarkt Perinatale St. Demenz Katarakt Autounfälle Mangelernährung Zerebrovaskulär HIV/AIDS Migraine g Depressionen Ca. 246.000 Diabetes 0 2 4 6 8 10 12 Der Vorwurf des Disease Mongering Burnout – „Statistiken Statistiken“ 1980 3 Mill aller Arbeitnehmer „ausgebrannt“ seit 2000 9 Mill Erwerbstätigen leiden unter Burn-out (BKK….) • • • • • • • • Matthias Platzeck Sven Hannawald Ottmar Hitzfeld Sebastian Deisler Mariah Carey Ralf Rangnick Tim Mälzer ……. Deswegen braucht das Gesundheitssystem auch bei p psychischen y Erkrankungen g eine verbindliche Diagnosen • weltweite Vergleichbarkeit • Kenntnis des Verlaufs • Epidemiologie • Behandlungsstandards g • Regularien der Kostenerstattung • Voraussetzung für Forschung ICD-10-Kriterien „Depression“ Hauptsymptome gedrückte, depressive Stimmung Interessenverlust, Freudlosigkeit 2 2 3 + + + 2 34 3-4 >4 4 und und und Antriebsmangel, erhöhte Ermüdbarkeit Zusatzsymptome Verminderte e de te Konzentration o e t at o u und d Aufmerksamkeit u e sa e t Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit Negative g und pessimistische p Zukunftsperspektiven p p Suizidgedanken / -handlungen Schlafstörungen Symptome > 2 Wochen Verminderter Appetit leichte mittelgradige schwere Depressive Episode Externe Validität und hohe Interraterreliabilität Arbeitsüberlastung - Burnout - Depression A b it üb l t Arbeitsüberlastung Vegetative Stresssymptome, Erschöpfung, nicht erholsamer Schlaf andauernde Überforderung Ü Burnout-Risikozustand Burnout Risikozustand (Z73.0) (Z73 0) Emotionale Erschöpfung, kritische Distanz zur Arbeit, Leistungsminderung, vegetativer Stress Chronifizierter Stress Andere psychische Erkrankungen Depression Alkohol- oder Medikamenten-Missbrauch, Angststörungen, Schmerzsyndrome Körperliche Kö li h Erkrankungen Hörsturz, Tinnitus, Bluthochdruck Bluthochdruck, Infektionskrankheiten 1. Prävalenz ä und Diagnostik psychischer Erkrankungen 2 Das gegenwärtige Versorgungssystem 2. 3. Notwendige g Entwicklungen g I. Das Gesundheitssystem kann bereits jetzt die Behandlung psychischer Erkrankungen nicht i ht adäquat dä t leisten. l i t D P Das Problem bl wird sich in den kommenden Jahren verschärfen Berentung wegen verminderter Erwerbsfähigkeit 2010 Atmung 100% 90% Nerven/Sinne 80% Skelett/ Muskel/Bindegew ebe 70% 60% Herz/Kreislauf 50% 40% 30% 39,3 28,5 20% 10% Stoffw echsel/ Verdauung Neubildungen 8,6 0% 1983 2002 2010 psychische Erkrankungen sonstiges Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund (2011). Rentenversicherung in Zeitreihen. DRV-Schriften Band 22 Arbeitsunfähigkeit durch psychische Ek k Erkrankungen „Zunahme“ psychischer Erkrankungen durch E t ti Entstigmatisierung, ti i b bessere Di Diagnostik tik und d höhere Inanspruchnahme?! Notwendige Konsequenzen für die Organisation des Versorgungssystems Akut kranker Patient Gesundheit, berufliche + soziale Integration Ziel Hausarzt Psychotherapeut Reha-Klinik Facharzt ambulante Rehabilitation Poliklinik Tagesklinik Psychiatrisch-psychosomatische y y Akutklinik II. II Die stationäre Behandlung weist – soweit systematisch untersucht t ht - eine i hohe h h Q Qualität lität auf, f b benötigt öti t aber b dringend d ge d eine e ee engere ge e Verzahnung e a u g mitt dem de ambulanten Sektor und ist durch den zunehmenden Druck zu verkürzten Aufenthaltsdauern in Gefahr einer i entscheidenden t h id d Qualitätseinbuße Q lität i b ß QS--Studie BadenQS Baden-Württemberg N=3.189 3 89 Patienten i aus 24 2 Kliniken li ik Härter M et al. Rückgang Rü k d der Verweildauern V ild i Kliniken in Kli ik für fü Psychiatrie und Psychotherapie seit 1975 250 200 Reduktion der Verweildauer 150 100 um fast 90 % A Anzahl hl Tage T 226 50 23 0 1975 2011 Gesundheitsberichterstattung des Bundes 30 mittlere Verweildauer 35 40 4 Verweildauerkürzung und Zunahme der stationären Wiederaufnahmen 1998 2000 2002 Daten aus einer Versorgungsregion Mit 800 800.000 000 Einwohnern 0.55 0.50 mittlere Zahl Wiederaufnahmen innerhalb von 365 Tagen 0.60 0.6 65 1996 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 (Cording 2005) III III. I ambulanten Im b l ärztlichen ä li h und d psychologischen Bereich besteht eine massive Unter Unter- und teilweise Fehl Fehlsowie Überversorgung Häufigkeit von Behandlungsfällen nach Arztgruppen Unipolare Depressionen (F32, F33) ca 80 Euro/Stunde 8% Psych.-th. P h th (2.600) 22% ca 5o Euro/Quartal 47% Nervenärzte (530) Allgemeinärzte (2.800) 23% Hausärztliche Internisten (1.300) ca 35 Euro/Quartal Daten KV Nordrhein, Quartal 1/2012 Erkennensrate der Depression in der Hausarztpraxis Stichtagserhebung Freiburg und Düsseldorf (N (N= 853 Pat Pat. ) 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Erkennensrate bei schwerer Depression 47 % 34 6 34,6 12 6 12,6 Erkannt falsch positiv Bermejo et al.Z.Arztl.Fortbild Qualitätssich. 2003 Ambulante Depressionsbehandlung Veränderung nach 8 Wochen (Brief-PHQ) (Brief PHQ) 1. Prävalenz ä und Diagnostik psychischer Erkrankungen 2 Das gegenwärtige Versorgungssystem 2. 3. Notwendige g Entwicklungen g Welche Schritte sind für die Versorgung g g psychisch Erkrankter notwendig? • Aufbau von Netzen integrierter Versorgung • Erhalt der Möglichkeiten einer differenzierten, ausreichend langen stationären Behandlung Freiburger DAK-Modell zur Integrierten Versorgung bei Depressionen Modul 1: Hausärzte Modul 2: Therapiegruppe chronischer Verlauf Fachärzte Modul 3: ambulante Komplexbehandlung (AKB) Modul 4: vollstationäre Behandlung Universitätsklinikum Freiburg Kumulierter Anteil remittierter Patienten Bermejo et al. Z.Evid.Fortbild.Qual.Gesundhwes.2012 Welche Schritte sind für die Versorgung g g psychisch Erkrankter notwendig? • Aufbau von Netzen integrierter Versorgung • Kliniken müssen deutlich stärker in die ambulante Behandlung g einbezogen g werden und auch bei einem neuen Vergütungssystem ambulant therapieresistente Patienten intensiv intensiv, ausreichend lang stationären behandeln können Degressive Vergütung im neuen Pauschalierten Entgeldsystem Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) Abschlag wenn kein Versorgungssektor Robert Musil (1931): Der Mann ohne Eigenschaften: Bezeichnend für diese Unglücklichen ist es, dass sie nicht nur eine schlechte Gesundheit sondern auch noch eine minderwertige Krankheit haben ! Reste dieser Sichtweise spiegeln sich noch immer anhand der Organisationsdefizite in unserem Gesundheitssystem wider.