GÖTTINGEN GÖTTINGEN Schizophrenie Kinder- und Jugendpsychiatrie / Psychotherapie Universität Göttingen Klinisches Erscheinungsbild GÖTTINGEN GÖTTINGEN Tiefgreifender Verlust bzw. Desintegration der Einheitlichkeit und Ordnung des... – Denkens (z.B. Zerfahrenheit) – Fühlens (z.B. Parathymie) – Willens (z.B. Ambivalenz) – Handelns (z.B. Autismus) – Erlebens der personalen Identität (z. B. Ich-Störungen) Epidemiologie GÖTTINGEN GÖTTINGEN • Prävalenz: 0,5 – 1% • Inzidenz: weltweit einheitlich bei 0,05% • Männer : Frauen = 1 : 1 • Haupterkrankungsalter: Pubertät bis 30. LJ • Männer erkranken ca. 5 Jahre früher als Frauen Schizophrenien mit Beginn im Kindes- und Jugendalter • EOS (Early Onset Schizophrenia; vor 18. LJ) – 22,1 % aller Schizophrenien beginnen zwischen dem 15. und 19. Lebensjahr • VEOS (Very Early Onset Schizophrenia ; vor 13. LJ) – 0,5 – 1 % aller Schizophrenien beginnen vor dem 10. LJ – 4% aller Schizophrenien beginnen vor dem 15. LJ – Jungen : Mädchen = 2 : 1 1 Psychopathologische Symptome GÖTTINGEN • • • • • • Symptomatik nach K. Schneider GÖTTINGEN Wahn Halluzinationen Formale Denkstörungen Ich-Störungen Affektstörungen Psychomotorische Störungen Symptome 1. Ranges • Gedankenlautwerden,Ge dankeneingebung • Kontrollwahn, Gefühl des Gemachten • Kommentierende oder dialogische Stimmen • Anhaltende Wahnideen Symptome 2. Ranges • Anhaltende Halluzinationen • Formale Denkstörung wie Gedankenabreißen • Katatone Symptome wie Mutismus • Negative Symptome wie Apathie Positiv-Negativ-Konzept GÖTTINGEN GÖTTINGEN Positivsymptomatik • Halluzinationen • Wahn • Bizarres Verhalten • Positive formale Denkstörungen • Psychomotorische Störungen ð Typ I Schizophrenie GÖTTINGEN • • • Typischer Verlauf Prodromalstadium èUncharakteristische Symptome Produktiv-schizophrene Symptomatik / floride Phase èCharakteristische Symptome Residualzustände èNegativsymptomatik und produktive Restsymptomatik GÖTTINGEN Negativsymptomatik • Affektverflachung • Alogie • Apathie • Anhedonie – sozialer Rückzug • Aufmerksamkeitsstörungen ð Typ II Schizophrenie Prodromalphase im Kindes- und Jugendalter • Regressives Verhalten • Verstimmungszustände • Plötzliche und unbegründete aggressive Durchbrüche • Diffuse Angst • Mutismus • Konzentrationsstörungen • Psychomotorische Unruhe 2 GÖTTINGEN Typische Symptome im Kindes- und Jugendalter Vollbild der Schizophrenie GÖTTINGEN • Verlauf in Schüben • Akute Manifestationen dauern Wochen bis Monate • Beginn: • Störungen im affektiv-emotionalen Bereich z.B. Ängstliche Grundstimmung, Affektlabilität, verflachter oder inadäquater Affekt • Störungen im Kontakt- und Sozialverhalten z.B. Rückzugs- oder Isolationstendenzen – akut (häufig bei produktiver Symptomatik) – schleichend (häufig bei negativer Symptomatik) • Formale Denkstörungen • Halluzinationen • seltener: Wahn • Chronische Residualsymptomatik Residualphase GÖTTINGEN • • • • • • Apathie Affektverflachung Zerfahrenheit (Alogie) Verminderte Aktivität Sozialer Rückzug Produktive Restsymptomatik GÖTTINGEN Verlauf schizophrener Störungen GÖTTINGEN Suizidalität v 20-50% Suizidversuche v 10% Suizid Ø Bei Beginn Ø Nach medikamentöser Besserung Ø Nach wiederholten Schüben im Intervall • 1/3 einmalige Symptomatik, ohne Chronifizierung • 1/3 rezidivierende Symptomatik, der Entwicklung eines Residuums kann durch konsequente Neuroleptikagabe vorgebeugt werden • 1/3 persistierende Symptomatik, deutliche Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit, Entwicklung eines Residuums Faustregel für die Prognose GÖTTINGEN • • • • • Je höher das Ersterkrankungsalter... Je akuter der Beginn... Je deutlicher der situative Auslöser... Je produktiver die Symptomatik... Je besser die soziale und schulische Integration der prämorbiden Persönlichkeit... ... desto besser die Prognose 3 GÖTTINGEN Multifaktorielle Ätiopathogenese der Schizophrenie Beteiligung vieler unabhängiger Faktoren ò Integration nach dem Vulnerabilitäts-Stress- Modell Dauerbehandlung der Schizophrenie GÖTTINGEN Psychotherapie Soziotherapie Stützende Gespräche u Eventuell Gesprächspsychotherapie u Keine Psychoanalysen! u u u u u Arbeitsvermittlung Gespräche mit Angehörigen Beratung Clubs, Gemeinschaften Neuroleptika u u u differenzierte Dosierung Eventuell Depotpräparate i.m. Dauer 2-4 Jahre und länger Wirkung der Neuroleptika GÖTTINGEN GÖTTINGEN Neuroleptika... • ... machen viele Zwangsmaßnahmen überflüssig. • ... verkürzen die Behandlungsdauer. • ... verbessern die Prognose. Nebenwirkungen der Neuroleptikatherapie Einteilung der Neuroleptika GÖTTINGEN GÖTTINGEN Hochpotent Mittelpotent Niederpotent Wirkung Antipsychotisch Sedierend Nebenwirkung EPS Autonome, anticholinerge • • • • • • Akathisie Dyskinesien Parkinsonoid Störungen der Kreislaufregulation Gewichtszunahme Sedierung 4 Dauertherapie der Schizophrenie GÖTTINGEN • Rezidivprophylaxe mit Neuroleptika in wesentlich geringerer Dosierung • Einsatz atypischer Neuroleptika gegen Minussymptomatik • Psychotherapie • Soziotherapie Psychotherapie GÖTTINGEN • • • • • Supportive Behandlung Beratung bei Über- und Unterforderung Informationsvermittlung / Psychoedukation Identifikation patientenspezifischer Frühwarnzeichen / Rückfallprophylaxe Verhaltenstherapeutische Förderung kognitiver und sozialer Bewältigungsstrategien 5