P C SOFTWARE Arzneimitteltherapie Genetisch bedingte Nebenwirkungen vermeiden Mit dem Informationssystem „DrugProfiler“ können sich Ärzte über genetisch bedingte Arzneimittelunverträglichkeiten informieren und die medikamentöse Therapie individuell optimieren. A rzneimittelkomplikationen zählen zu den fünf häufigsten Todesursachen in den Industrieländern. Allein in Deutschland sterben nach Schätzungen jährlich etwa 16000 Menschen an unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Darüber hinaus ist die Therapie nur in 20 bis 40 Prozent der Fälle optimal für den Patienten. Durch das Verordnen der Medikamente nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ werden unerwünschte Nebenwirkungen oder schlechtes bis fehlendes Ansprechen auf eine Therapie in Kauf genommen, vor allem bei Antidepressiva, Betablockern und Chemotherapeutika. Dies kann für den Patienten unangenehme bis fatale Folgen haben. Darüber hinaus entstehen dadurch hohe und vermeidbare Kosten für das Gesundheitswesen. Das Institut für Medizinische Genetik, Martinsried/Bayern (IMGM Laboratories GmbH), hat eine pharmakogenetische Datenbank entwickelt, die es ermöglicht, sich im Internet über genetisch bedingte Arzneimittelunverträglichkeiten zu informieren. Anhand eines Gentests lassen sich mit diesem Informationssystem unerwünschte Nebenwirkungen oder Therapieversagen vermeiden. Durch die Analyse von genetischen Dispositionsfaktoren können Prävention und Therapie von zahlreichen Erkrankungen individuell angepasst werden. Die Lebensqualität, der Therapieerfolg und auch die Bereitschaft des Patienten zur Mitarbeit werden verbessert. Kosten, die durch die Verordnung unwirksamer Medikamente und verlängerte Klinikaufenthalte entstehen, können verringert werden. Dies gilt insbesondere für Medikamente mit enger therapeutischer Breite. Auf Basis des Arzneimittelverzeichnisses „Rote Liste“ verknüpft die Datenbank „Drugprofiler“ (www.drugpro filer.com) Angaben zu rund 40 000 Medikamenten mit pharmakogenetischer Information, soweit sie zurzeit verfügbar ist. Nach Registrierung im Internet erhält der Nutzer durch Eingabe des Medikamenten- oder Wirkstoffnamens Informationen über Dosierung, Nebenwirkungen und Kontraindikationen sowie über Gene beziehungsweise deren Varianten, die den Stoffwechsel oder die Zielstruktur-Interaktion des Medikaments beeinflussen (Abbildung 1). Per Mausklick gelangt der Nutzer von der Seite der Medikamenteninformation auf die genetische Information (Abbildung 2). Dort findet er unter anderem Informationen zum wissenschaftlichen Hintergrund, eine Tabelle mit weiteren Wirkstoffen, die mit dem Genprodukt interagieren, sowie eine Auflistung der bekannten Allele. Von der Alleltabelle aus gelangt der Nutzer bei Bedarf mit einem Mausklick auf die Alleldokumente, die deren Funktionalität und Bedeutung für die Arzneimittelwirkung beschreiben. Zu sämtlichen Bereichen sind Referenzen zur Originalliteratur oder zu anderen Quellen angegeben und verlinkt, sodass die Informationen für den Anwender nachvollziehbar bleiben. Beispiel Azathioprin Im Vorfeld einer Behandlung mit Medikamenten, die schwere Nebenwirkungen auslösen können, wie zum Beispiel Chemotherapeutika, ist es sinnvoll, den Genotyp des Patienten zu bestimmen, um die Dosis des Medikaments auf die individuelle Metabolisierungskapazität einzustellen. Bei einer Therapie mit Thiopurinen kann es zu schweren Hämatotoxizitätserscheinungen kommen. Bei dem En- Abbildung 1: Das gewünschte Präparat kann über die Suchfunktion gefunden werden. Der Nutzer sieht die grau hinterlegte Arzneimittelinformation der Roten Liste. Ist ein Gen bekannt, dessen variante Formen Einfluss auf den Stoffwechsel des Medikaments haben, erscheint rechts (hier rot umkreist) ein Link zum Gen-Dokument. Deutsches Ärzteblatt/PraxisComputer 2/2004 17 P C SOFTWARE auftreten. Die Kenntnis des Genotyps hilft dem behandelnden Arzt bei der Entscheidung, die Dosis anzupassen oder das Medikament zu wechseln. Auch bei bereits bestehenden Unverträglichkeitserscheinungen gegenüber angewendeten Arzneimitteln sind die Informationen der Datenbank nützlich, weil der Arzt die im Stoffwechsel der Substanz relevanten Gene Abbildung 2: Das Gen-Dokument enthält zusätzlich zum wisangezeigt bekommt. senschaftlichen Hintergrund auch Grafiken zum Stoffwechsel Sind Varianten in eiund eine Tabelle der bekannten Allele. nem Gen beschrieben, die auf den Metaboliszym Thiopurin-S-Methyltransferase mus oder die Zielstruktur-Interaktion (TPMT), das maßgeblich am Abbau des Medikaments Einfluss haben, kann dieser Stoffe beteiligt ist, gibt es mehre- eine genetische Untersuchung Aufre variante Nukleotidpositionen, von schluss über gegebenenfalls zu erwardenen einige für ein Enzym mit verrin- tende Nebenwirkungen, Therapievergerter Aktivität verantwortlich sind. sagen geben. Dazu ist lediglich eine Dadurch kann der Abbau von Thiopu- Blutabnahme oder ein Abstrich von rin deutlich verzögert sein, und es kön- der Wangenschleimhaut erforderlich. nen schwerwiegende Nebenwirkungen Die Untersuchung wird unter anderem Krankenhäuser im Überblick I Unter www.kliniken-im-netz.de hat die Compugroup Arztsoftware GmbH, Koblenz, ein Verzeichnis aller Krankenhäuser in Deutschland veröffentlicht. Das „Deutsche Klinikverzeichnis“ enthält Informationen zu den Fachbereichen und Behandlungsschwerpunkten sowie Patienteninformationen und Bilder der Häuser. Der „KlinikGuide“ implementiert außerdem die Daten der registrierten Krankenhäuser in die Praxis-EDV von mehr als 50 000 niedergelassenen Ärzten. Er übernimmt nach abgeschlossener Diagnose des Arztes eine ICD-bezogene Krankenhausempfehlung und integriert diese direkt in die Praxisverwaltungssoftware. Patienten können so bereits in der Arztpraxis erste Informationen zum geeigneten Krankenhaus, den Fachbereichen, den behandelnden Ärzten und dem Service erhalten. EB 18 von einem Speziallabor für medizinische Genetik (www.medzinische.gene tik.de) durchgeführt. Die meisten Untersuchungen sind bei gegebener Indikation über einen Überweisungsschein anforderbar. Viele Ärzte wünschen sich eine möglichst umfassende Datenbank mit Angaben sowohl zu Arzneimittelinteraktionen als auch zum pharmakogenetischen Hintergrund. Um dieses Ziel erreichen, hat IMGM Laboratories gemeinsam mit dem Institut für Klinische Pharmakologie der Universität Heidelberg ein Pilotprojekt gestartet. Dazu wurde die Heidelberger Arzneimittelinteraktions-Datenbank AID (www. haidelberg.org) mit der DrugprofilerDatenbank verbunden. Dies ermöglicht es, sowohl Interaktionsereignisse als auch genetische Informationen zu den Arzneistoffen abzurufen. Das System läuft derzeit im Universitätsklinikum Heidelberg als Testversion und wird auf seine Alltagstauglichkeit geBirgit Busse prüft. Informationen: IMGM Laboratories GmbH, Labor für medizinische Genetik Dr. Klein, Lochhamerstraße 29, 82152 Martinsried, Telefon: 0 89/89 55 78-0 ICD-10-GM 2004 für PDA und PC I Seit dem 1. Januar 2004 ist die neue Version der ICD-10-GM in Kraft. Die Ausgabe des Deutschen Ärzte-Verlages, Köln, zeichnet sich durch eine einfache und zeitsparende Handhabung aus. Sie wurde anwenderfreundlich von Dr. med. Bernd Graubner, Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Köln, aufbereitet. Diese Vorteile sind für den Arzt auch auf dem Taschencomputer (PDA) oder PC sofort erkennbar. Das EBook ermöglicht über eine komfortable Navigation und komplexe Suchmöglichkeiten einen schnellen Zugriff auf die gewünsch- Deutsches Ärzteblatt/PraxisComputer 2/2004 ten Informationen. Die elektronische Version verbindet erstmals das Systematische Verzeichnis und den Diagnosenthesaurus miteinander. Die übersichtliche Darstellung und intuitive Bedienung unterstützen den Benutzer bei der Diagnoseverschlüsselung. Informationen zur PDA/PC-Version, eine kostenfreie DemoVersion und die kostenpflichtige Vollversion sind unter www. mobipocket.com online abrufbar. Interessierte finden zusätzliche Informationen zur ICD-10-GM des Deutschen Ärzte-Verlages im Internet unter www. EB aerzteverlag.de.