Die verschiedenen Studienphasen Phase I Phase-I-Studien dienen der Erforschung der Verträglichkeit des Wirkstoffs, dessen Aufnahme im menschlichen Körper sowie der Wirkweise des Medikaments. In der Regel nehmen lediglich gesunde Freiwillige an klinischen Studien der Phase I teil. Nur wenn es um die Behandlung schwerer Erkrankungen geht und dabei schwere Nebenwirkungen zu erwarten sind, werden diese Therapien ausschließlich Patienten angeboten, für welche die neue Behandlungsmethode vielleicht eine neue Chance darstellen kann. Teilnehmer der Phase-I-Studien werden besonders intensiv betreut, und bei inakzeptablen Nebenwirkungen wird die Behandlung sofort abgebrochen. Phase II Wenn das Prüfpräparat im ersten Prüfabschnitt seine Verträglichkeit unter Beweis gestellt hat, beginnt die Phase II. Hier wird geprüft, ob das Präparat für die Behandlung bestimmter Krankheiten wirksam ist. Des Weiteren geht es um die Optimierung der Dosierung und um die Ermittlung kurzfristig auftretender Nebenwirkungen. Auch in dieser Phase werden die Teilnehmer sehr sorgfältig kontrolliert und die Behandlung - wenn nötig - sofort abgebrochen. Phase III Die Phase III dient dem Nachweis der Wirksamkeit und Verträglichkeit des Prüfpräparats. Auch diese Phase dient der Nutzen-Risiko-Abwägung, also der Erfassung von auch weniger häufigen Nebenwirkungen, und der weiteren Optimierung der Dosierung. Sie findet unter annähernd praxisnahen Bedingungen statt, wobei Patienten der dritten Prüfphase immer noch engmaschig kontrolliert werden. Damit bleibt das Risiko für Studienteilnehmer gering, und sie profitieren von der intensiven medizinischen Betreuung. Klinische Studien der Phase II und III beziehen immer (mindestens) eine Kontrollgruppe in die Untersuchung ein. Die Wirksamkeit des Prüfpräparats wird mit der Wirksamkeit der Standardtherapie (der bisher gebräuchlichen Behandlung der entsprechenden Krankheit) oder, falls es diese nicht gibt, mit der Wirkung eines Plazebos verglichen. Phase IV Die Phase-IV-Studie dient dazu, den therapeutischen Einsatz eines zugelassenen Medikaments in der breiten Anwendung zu untersuchen und eine Bestätigung der Nutzen-Risiko-Abwägung zu erhalten. Dabei rücken vor allem auch spezielle Patientengruppen in die engere Auswahl, wie z. B. Kinder, ältere Menschen oder Patienten, die an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden. Der große Nutzen der Phase IV liegt vor allem auch in der Erfassung und Charakterisierung von selten auftretenden Nebenwirkungen sowie der Feststellung von Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Die wichtigsten Studiendesigns Metaanalyse Zusammenfassende Auswertung bereits publizierter Studien zu einem Thema. Berechnung neuer Statistiken auf der Basis der berichteten Ergebnisse. Die umfangreichen Literaturrecherchen basieren auf a priori definierten Einschluss- und Ausschlusskriterien Randomisierte, Vergleich von Test- und Kontrollgruppe(n) unter standardisierten, kontrollierte, klinische experimentellen Bedingungen. Zentrales Element ist die zufällige Zuteilung Studie von Patienten zu den Behandlungsgruppen (Randomisierung) Kohortenstudie Erweiterung durch den Faktor Zeit. Eine oder mehrere Gruppen, die durch unterschiedliche Baseline-Kriterien oder Behandlungen gekennzeichnet ist, werden über einen längeren Zeitraum beobachtet und hinsichtlich ihres gesundheitlichen Verlaufs untersucht Fall-Kontroll-Studie Umgekehrtes Vorgehen wie bei der Kohortenstudie: Ausgangspunkt ist ein bereits bestehendes Ereignis, und man versucht, dessen in der Zeit zurückliegende Ursache zur ergründen. Beispiel: Patienten mit/ohne Narkosezwischenfälle; Vergleich, ob Unterschiede in der Prophylaxe vorhanden waren Prospektive Messung eines oder mehrerer Merkmale zu einem bestimmten, definierten Querschnittstudie Zeitpunkt, Beobachtung einer Gruppe oder Vergleich zweier oder mehrerer Gruppen, keine experimentelle Behandlung, keine Randomisierung Retrospektive Bereits vorhandenes Datenmaterial wird gesichtet, ‚Krankenaktenstudien’. Beobachtungsstudie Hauptproblem: mangelnde Qualität der Dokumentation (Uneinheitlichkeit, ohne Vergleichsgruppe Unvollständigkeit, Fehler), fehlende Fälle Outcome-Studien Studien, die untersuchen, in welchem Zusammenhang Therapien und Therapieergebnisse (auch aus der sicht der Patienten bewertet !) stehen Versorgungsforschung Versorgungsforschung basiert auf einem grundlagen- und problemorientierten Ansatz und evaluiert die Bedingungen und Effekte der Krankenversorgung unter Alltagsbedingungen Sammelstatistiken Rein deskriptiv, keine Hypothesenprüfung möglich. Beispiele: OPDokumentation, Komplikationsraten Fallberichte, n= 1 Analyse des zeitlichen Verlaufs der Erkrankung des einzelnen Patienten Studien unter Berücksichtigung der durchgeführten Therapie. Genaue Beschreibung der Krankengeschichte mit Risikofaktoren und Begleiterkrankungen. Studienformen in der Arzneimittelprüfung Phase Fragestellung Population Stichprobengröße Studienform Erstanwendung am Gesunde oder Klein (< 50) Menschen, Toxizität Kranke, für die und Metabolismus, keine weitere Bestimmung Therapie mehr vorhanden ist Zielsetzung I akzeptabler Einzeldosen II Dosis-EffektBeziehung Ausgewählte Patienten Interventionsstudie (ohne Randomisierung) Mittel (50-100) Interventionsstudie (ohne Randomisierung, einarmig oder vergleichend) III IV Wirksamkeit unter Patienten mit Groß (100-1000) Randomisierte, optimal kontrollierten definierten Ein- und Bedingungen Ausschlusskriterien kontrollierte, klinische Studie Sehr groß (>300) Repräsentative Patientenstichprobe Nutzen unter Routinebedingungen Kohortenstudie, Wirksamkeit und Anwendungsbeobachtung im Sinne der Versorgungs- und Outcomeforschung