Tierärztliche Hochschule Hannover Auswirkungen zweier Vitrifikationsverfahren auf die morphologische und molekulare Qualität in vitro produzierter boviner Embryonen INAUGURAL – DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae (Dr. med. vet.) vorgelegt von Katharina Beuing Ibbenbüren Hannover 2013 Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. Christine Wrenzycki Klinik für Rinder, Reproduktionsmedizinische Einheiten der Kliniken 1. Gutachterin: Prof. Dr. Christine Wrenzycki 2. Gutachter: Prof. Dr. Burkhard Meinecke Tag der mündlichen Prüfung: 13.05.2013 Meiner Familie Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Literatur 4 2.1. In-vitro-Produktion von Embryonen 4 2.2. Physikalische Vorgänge beim Einfrieren von Zellen 11 2.3. Kryokonservierungsverfahren 13 2.3.1. Konventionelle Kryokonservierung 14 2.3.2. Vitrifikation 16 2.4. Kryoprotektiva 18 2.4.1. Penetrierende Kryoprotektiva 19 2.4.1.1. Glyzerin 20 2.4.1.2. Ethylenglycol 22 2.4.1.3. Dimethylsulfoxid 25 2.4.1.4. Propylenglycol 29 2.4.2. 31 Nicht-penetrierende Kryoprotektiva 2.4.2.1. Zucker 32 2.4.2.2. Makromoleküle 34 2.5. 36 Vergleiche zwischen verschiedenen Trägersystemen zur Vitrifikation 2.5.1. Offene Trägersysteme 36 2.5.2. Geschlossene Trägersysteme 40 2.6. Qualität vitrifizierter, boviner Embryonen nach dem Auftauen 43 2.7. Genexpression in präimplantatorischen bovinen Embryonen 48 2.7.1. Glukosetransporter Typ 1 (SLC2A1) 52 2.7.2. Zona occludens-Protein 1 (TJP1) 2.7.3. Interferon (IFNT2) 54 2.7.4. Hitzeschockprotein 70 (HSPA1A) 57 2.7.5. Desmocollin 2 (DSC2) 59 2.7.6. Prostaglandin G/H Synthase 2 (PTGS2) 60 3. Material und Methoden 63 3.1. In-vitro-Produktion 63 3.1.1. Herkunft und Transport der Ovarien 64 55 Inhaltsverzeichnis 3.1.2. Bearbeitung der Ovarien 64 3.1.3. Selektion der Kumulus-Oozyten-Komplexe 65 3.1.4. In-vitro-Maturation (IVM) 65 3.1.5. In-vitro-Fertilisation (IVF) 66 3.1.5.1. Vorbereitung der Medien 66 3.1.5.2. Vorbereitung der Spermien 67 3.1.5.3. Fertilisation 67 3.1.6. In-vitro-Kultur (IVC) 68 3.2. Entwicklungskontrollen 68 3.3. Vitrifikation durch Gynemed VitriFreeze Medien 69 3.4. Auftauen der Embryonen durch Gynemed VitriThaw Medien 71 3.5. Vitrifikation durch Origio MediCult Vitrification Cooling Medien 72 3.6. Auftauen der Embryonen durch Origio MediCult Vitrification 73 Warming Medien 3.7. Kontrollen 74 3.7.1. Kontrolle des Einflusses der Vitrifikations- und Auftaumedien 75 3.8. Qualitätskontrollen nach dem Auftauen 75 3.8.1. Reexpansions- und Schlupfrate 75 3.8.2. Lebend-Tot-Färbung 75 3.8.3. mRNA Analyse 78 3.8.3.1. Vorbereitung der Dynabeads-Suspension 79 3.8.3.2. Isolierung der mRNA aus den geschlüpften Blastozysten 80 3.8.3.3. Reverse Transkription 81 3.8.3.4. Polymerase Kettenreaktion 82 3.9. Statistische Analysen 84 3.10. Allgemeiner Versuchsaufbau 85 4. Ergebnisse 86 4.1. Ergebnisse der In-vitro-Produktion 86 4.2. Morphologische Qualitätsbestimmungen 87 4.2.1. Reexpansions- und Schlupfraten 87 4.2.2. Ergebnisse der Zellzahlzählung 89 Inhaltsverzeichnis 4.3. Analyse der Genexpression 93 4.3.1. Glukosetransporter Typ 1 (SLC2A1) 93 4.3.2. Zona occludens-Protein 1 (TJP1) 4.3.3. Interferon (IFNT2) 94 4.3.4. Hitzeschockprotein 70 (HSPA1A) 96 4.3.5. Desmocollin 2 (DSC2) 96 4.3.6. Prostaglandin G/H Synthase 2 (PTGS2) 97 5. Diskussion 99 5.1. Reexpansions- und Schlupfraten 101 5.2. Zellzahlzählung 103 5.3. Genexpression nach dem Auftauen 104 5.4. Schlussfolgerungen 110 6. Zusammenfassung 112 7. Summary 115 8. Anhang 118 8.1. Verzeichnis der verwendeten Medien 118 8.1.1. Medien für die IVM 118 8.1.2. Medien für die IVF 120 8.1.3. Medien für die IVC 123 8.1.4. Medien für die Lebend-Tot-Färbung 125 8.1.5. Medien für die RT-qPCR 126 8.2. Abkürzungsverzeichnis 128 8.3. Einzeldaten der Zellzahlzählung 132 8.4. Einzeldaten der RT-qPCR 133 8.5. Verzeichnis der Tabellen 134 8.6. Verzeichnis der Abbildungen 138 9. Literaturverzeichnis 140 95 Einleitung 1. Einleitung Die Kryokonservierung boviner Embryonen erlangt immer größere Bedeutung in der assistierten Reproduktionsmedizin. Auch die Anzahl der in vitro produzierten Embryonen stieg in den letzten Jahren deutlich an. So wurden im Jahr 2010 11% mehr bovine Embryonen in vitro generiert als 2009 (STROUD 2010). Nach wie vor ist jedoch die Qualität in vitro produzierter Embryonen den in vivo generierten unterlegen. Dies zeigt sich unter anderem an einer verzögerten Entwicklung, an schlechteren Trächtigkeitsraten, an reduzierten Überlebensraten nach der Kryokonservierung (GREVE et al. 1994) und an der veränderten Expression entwicklungsrelevanter Gentranskripte (WRENZYCKI et al. 2001). Zur Kryokonservierung von Embryonen werden zwei Hauptverfahren verwendet, die konventionelle Kryokonservierung und die Vitrifikation. Die konventionelle Kryokonservierung, bei der Embryonen durch langsame Kühlraten in speziellen Gefrierautomaten auf Temperaturen unter den Gefrierpunkt heruntergekühlt und dann in flüssigen Stickstoff verbracht werden, wird heutzutage sowohl bei in vitro als auch in vivo generierte Embryonen standardmäßig eingesetzt. Es wurde jedoch nachgewiesen, dass die Vitrifikation als Einfrierverfahren für in vitro produzierte Embryonen besser geeignet ist (MAHMOUDZADEH et al. 1995, KAIDI et al. 2001, DOBRINSKY 2002, VIEIRA et al. 2007, STINSHOFF et al. 2011). Die Vitrifikation stellt eine ultraschnelle Gefriermethode dar, bei der Embryonen durch hohe Konzentrationen an Kryoprotektiva und extrem hohe Kühlraten in einen amorphen, glasähnlichen Zustand überführt werden (LUYET u. HODAPP 1938). Der große Vorteil der Vitrifikation ist, dass durch die hohen Kühlraten und die hohen Konzentrationen der Kryoprotektiva keine intrazellulären Eiskristalle entstehen, welche die Zellmembran schädigen könnten. Dadurch lassen sich nach dem Auftauen im Vergleich zur konventionellen Kryokonservierung gleich gute oder bessere Überlebensraten erzielen (DINNYÈS et al. 1996, KULESHOVA u. LOPATA 2002). Die Vitrifikation wurde 1985 zum ersten Mal erfolgreich zur Kryokonservierung von Mäuseembryonen eingesetzt (RALL u. FAHY 1985). Seitdem wurde immer wieder an 1 Einleitung der Veränderung und Verbesserung der Vitrifikationsprotokolle gearbeitet, um eine praxisreife Methode zu entwickeln. Die Entwicklung einer solchen Methode ist dabei nicht nur im Bereich der Veterinärmedizin, beispielsweise zur Ermittlung des genomischen Zuchtwertes bei Rinderembryonen, sondern auch in der Humanmedizin von großem Interesse. Bei der Präimplantationsdiagnostik werden Biopsien von frühen Embryonalstadien entnommen und die Embryonen für die Dauer der Untersuchungen kryokonserviert. Eine Verbesserung der Konservierungsmethode wäre in diesem Bereich von enormer Bedeutung. Ein Nachteil bei der Vitrifikation besteht jedoch darin, dass die eingesetzten Kryoprotektiva in hohen Konzentrationen zelltoxisch wirken. Um die toxischen Effekte möglichst gering zu halten, werden meist Gemische aus penetrierenden und nicht-penetrierenden Kryoprotektiva verwendet. Penetrierende Kryoprotektiva, wie zum Beispiel Glycerin, Dimethylsufoxid (DMSO) oder Ethylenglykol (EG), zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Fähigkeit haben, durch die Zellmembran zu diffundieren, um intrazellulär einen Schutz vor der Bildung schädlicher Eiskristalle zu bewirken. Nicht-penetrierende Kryoprotektiva, wie zum Beispiel Saccharose, Ficoll oder Polyvinylpyrrolidon (PVP), erhöhen die extrazelluläre Osmolarität, wodurch Wasser aus der Zelle transportiert wird. Die geringere intrazelluläre Wasserkonzentration bewirkt dabei ebenfalls einen Schutz vor der Bildung schädlicher Eiskristalle (MERYMAN et al. 1977). Durch die Veränderung der Vitrifikationsprotokolle konnten in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen in den Überlebensraten in vitro produzierter boviner Embryonen erzielt werden. Eine optimale Zusammensetzung der Einfriermedien für eine praxisreife Vitrifikationsmethode konnte allerdings noch nicht ermittelt werden. Ein häufig kontrovers diskutiertes Thema ist die Frage, ob DMSO als Kryoprotektivum zur Vitrifikation boviner Embryonen geeignet ist. Zum einen hat DMSO eine ausgezeichnete Fähigkeit zur Eisbildung (FRIEDLER et al. 1988, VALDEZ et al. 1992), zum anderen gilt es jedoch als eines der toxischsten Kryoprotektiva (STACHECKI et al. 2008). Der Vergleich der Auswirkungen DMSO-haltiger und DMSO-freier Kryoprotektiva auf die Qualität boviner Embryonen 2 Einleitung ergab unterschiedliche Ergebnisse, so dass bisher keine deutliche Aussage getroffen werden konnte, welche Methode besser geeignet ist. Das Ziel dieser Arbeit war es, die Auswirkungen eines DMSO-haltigen und eines DMSO-freien kommerziell erhältlichen Vitrifikationsmediums auf die Qualität in vitro produzierter boviner Blastozysten nach dem Auftauen zu ermitteln. Dabei sollte sowohl die morphologische Qualität, durch die Ermittlung der Überlebensraten der Embryonen nach dem Auftauen und der Lebend-Tot-Zellratio, als auch die molekulare Qualität, durch die Analyse der Expression sechs entwicklungsrelevanter Gentranskripte, untersucht werden. 3 Literatur 2. Literatur 2.1. In-vitro-Produktion von Embryonen Die In-vitro-Produktion (IVP) von Embryonen umfasst methodisch drei Schritte: Die Reifung (In-vitro-Maturation, IVM), die Befruchtung (In-vitro-Fertilisation, IVF) und die Kultur der befruchteten Eizellen (In-vitro-Culture oder -Kultur, IVC; BAVISTER 1995). Das Verfahren der IVP wurde erstmalig bei Nagetieren dokumentiert. Die ersten Kaninchen aus in vitro produzierten Embryonen wurden 1959 geboren (CHANG 1959) und 1968 folgte die erste erfolgreiche IVP bei Labormäusen (WHITTINGHAM 1968). Das erste in vitro fertilisierte Kalb wurde 1981 geboren, dabei wurden die in vivo maturierten Oozyten aus dem Eileiter des Muttertieres gespült und nach der Fertilisierung im Labor direkt auf Empfängertiere übertragen (BRACKETT et al. 1982). Das erste, vollständig in vitro produzierte Kalb kam 1987 zur Welt (FUKUDA et al. 1990), seitdem steigt die IVP boviner Embryonen Jahr für Jahr an. Im Jahr 2010 wurden 451000 Rinderembryonen in vitro produziert, von denen rund 340000 übertragen wurden. Im Vergleich dazu waren es im Jahr 2009 11% weniger (International Embryo Transfer Society, IETS; STROUD 2010). In Tabelle 1 sind die Zahlen in vivo und in vitro generierter Embryonen für die Spezies Rind für 2010 und 2009 im Vergleich dargestellt. Tabelle 1: Vergleich der Anzahl in vivo und in vitro produzierter boviner Embryonen 2009 und 2010 (STROUD 2010) Rinderembryonen 2009 (ca.) 2010 (ca.) Steigerung (ca., %) In vivo generiert 702000 732000 4,3% Davon übertragen 534000 591000 10,7% In vitro generiert 377000 451000 19,7% Davon übertragen 306000 340000 11,0% 4 Literatur Die für die IVP benötigten Kumulus-Oozyten-Komplexe (KOK) aus Ovarien werden durch zwei Hauptverfahren gewonnen; zum einen durch die transvaginale, ultraschallgeleitete Follikelpunktion (Ovum Pick Up, OPU; PIETERSE et al. 1988) oder zum anderen durch die Gewinnung der Eizellen aus Schlachthofovarien mittels Aspiration oder durch die sogenannte „Slicing-Methode“ (ECKERT u. NIEMANN 1995). Ein Vorteil des OPU ist, dass besonders wertvolle Tiere mehrfach punktiert und so viele Eizellen dieser Tiere gewonnen werden können (BOLS et al. 1995), allerdings können aus Schlachthofovarien, aufgrund der größeren Menge gewonnener KOK und der stärkeren Selektion morphologisch guter Eizellen, häufig KOK besserer Qualität gewonnen werden (MERTON et al. 2003). Diese Qualität zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass die KOK aus Schlachthofovarien meist eine höhere Anzahl Kumuluszelllagen besitzen (BUNGARTZ et al. 1995) und durch den sogenannten „Post-mortem-Effekt“ eine bessere Entwicklungskompetenz erreichen (BLONDIN et al. 1997). Die qualitative Beurteilung der KOK erfolgt zunächst auf morphologischer Ebene. Dabei lässt sich aufgrund der Anzahl der die Zelle umgebenden Kumulusschichten sowie der Homogenität und der Farbe des Zytoplasmas unter dem Mikroskop eine erste Einordnung in Qualitätsklassen durchführen. Oozyten mit einer kompakten und mehrlagigen Kumulusschicht und einem möglichst homogenen Zytoplasma gelten als qualitativ gut (KASTROP et al. 1990), des Weiteren steigt die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Entwicklung zur Blastozyste in vitro mit der Anzahl der Kumulusschichten an (KHURANA u. NIEMANN 2000; KELLY et al. 2007). Die KOK werden bei der morphologischen Beurteilung hinsichtlich ihrer Qualität selektiert, da nur die als qualitativ gut eingestuften KOK in die IVP eingehen. Der erste Schritt der IVP, die Maturation, findet unmittelbar nach der Selektion der KOK im Labor statt. Die Reifungsdauer beträgt normalerweise 18-27 Stunden und ist abhängig vom Reifungsmedium und der Qualität der Eizellen (ROSE u. BAVISTER 1992, NAGAI 2001). Sie gliedert sich in die nukleäre und die zytoplasmatische Maturation (HYTTEL et al. 1997) und dient dazu, die in der Oogenese arretierte Reifeteilung fortzusetzen (EDWARDS 1965, SIRARD u. COENEN 2006). In vivo wird die unreife Eizelle in der Follikelflüssigkeit durch das follikuläre Milieu in der 5 Literatur Prophase 1 der 1. Reifeteilung arretiert. Durch Änderungen im follikulären Milieu und den präovulatorischen Anstieg der Gonadotropinkonzentration wird die Prophase 1 schließlich beendet und die 1. Reifeteilung fortgesetzt (SUTTON et al. 2003). PINCUS und ENZMANN konnten bereits 1935 nachweisen, dass durch die Entnahme unreifer Eizellen aus dem präovulatorischen Follikel und die dadurch bedingte Milieuänderung eine spontane Einleitung der Eizellreifung stattfindet (PINCUS u. ENZMANN 1935). Heute werden durch kommerziell erhältliche Reifungsmedien Reifungsraten von 66-95% erreicht (ADONA 2008). Solche kommerziell erhältlichen Medien sind beispielsweise Tissue Culture Medium 199 (TCM199), Waymouth MB 752/1, Ham’s F12, Minimum Essential Medium (MEM) oder Dulbecco’s Modification of Eagle’s Medium (DMEM). Dabei waren bei bovinen Oozyten die Entwicklungsraten bei Verwendung der Maturationsmedien Waymouth MB 752/1 oder Ham’s F12 signifikant schlechter als bei der Reifung in TCM199 oder MEM (ROSE u. BAVISTER 1992, SUTTON et al. 2003). Kommerziell erhältlichen Medien werden in der Regel undefinierte oder semidefinierte Proteinzusätze wie beispielsweise fetales Kälberserum (fetal calf serum, FCS), estrous cow serum (ECS), bovines Serumalbumin (bovine serum albumine, BSA) oder auch humanes Serumalbumin (human serum albumine, HSA) zugefügt. Diese sind wichtig, um beispielsweise die Toxizität anderer Medienzusätze oder metabolischer Faktoren zu senken, um die grundsätzlichen Nährstoffanforderungen der Oozyten zu befriedigen oder um die Oozytenreifung zu fördern (ECKERT u. NIEMANN 1995). Ein weiterer Vorteil von Proteinzusätzen ist eine Verbesserung in der Handhabung der Oozyten, da ein Aufschwimmen der Eizellen im Medium vermindert wird. Allerdings entstehen bei dem Einsatz undefinierter Medienzusätze große Variabilitäten in der Zusammensetzung der Maturationsmedien, wodurch die Reproduzierbarkeit von Ergebnissen und die Vergleichbarkeit innerhalb unterschiedlicher Laboratorien, die mit solchen Medienzusätzen arbeiten, erschwert werden (ECKERT u. NIEMANN 1995). Des Weiteren besteht beim Zusatz von beispielsweise FCS oder BSA die Gefahr einer möglichen Kontamination mit Krankheitserregern (SUTTON et al. 2003). Es hat sich allerdings gezeigt, dass bovine Oozyten, welche in einem Maturationsmedium, dem 6 Literatur FCS beigefügt war, gereift wurden, sowohl höhere Maturationsraten als auch höhere Entwicklungsraten zur Blastozyste zeigten, als solche, die ohne Serumzusatz gereift wurden (FUKUI u. ONO 1989, WIEMER et al. 1991, HASLER 2000). Zusätzlich ermöglicht z.B. BSA, als Zusatz zum Maturationsmedium, bei bovinen Blastozysten eine adäquate zytoplasmatische und Kernreifung (MINGOTI et al. 2002). Eine Alternative zu undefinierten Proteinzusätzen sind Makromoleküle wie Polyvinylalkohol (PVA) oder Polyvinylpyrrolidon (PVP). In Kombination mit Hormonen und anderen Zusätzen, wie z.B. Hypotaurin oder ß-Mercaptoethanol, können diese Maturationsmedien zu Blastozystenraten führen, welche an die Raten von Medien mit BSA-Zusatz herankommen (ABEYDEERA et al. 2000; MIZUSHIMA u. FUKUI 2001) und damit eine gute Alternative zu den undefinierten Medien darstellen (SUTTON et al. 2003). Nach Abschluss der Reifung erfolgt unmittelbar die IVF, die ca. 6-24 Stunden dauert. Um eine erfolgreiche Fertilisierung zu ermöglichen, müssen die Spermien vor der Koinkubation mit den Eizellen kapazitiert sein, da sie sonst die Zona pellucida nicht penetrieren können (CHANG 1984, BRACKETT et al. 1993). Die Kapazitation und auch die Akrosomenreaktion sind physiologische Vorgänge, welche zur Befruchtung der Eizellen nötig sind. In vivo wird die Kapazitation durch Glukosaminoglykane wie zum Beispiel Heparin im weiblichen Genitaltrakt induziert (BRACKETT et al. 1993, PARRISH et al. 1986), Permeabilitätsänderung der die Akrosomenreaktion Spermienmembran für wird durch Kalzium-Ionen eine ausgelöst (BRACKETT et al. 1993). In vitro werden diese Vorgänge, bei der Aufbereitung der Spermiensuspension und bei der Koinkubation der Spermien mit den Oozyten, durch den Zusatz von Heparin zu den Kulturmedien induziert (PARRISH et al. 1988). Des Weiteren wird in vitro durch die Dichtegradientenzentrifugation mit Silikaten, wie zum Beispiel den kommerziell erhältlichen Spermfilter®, PureSperm®, BoviPure® oder CryoBioSystem die Anreicherung motiler Spermien in der dichten Fraktion der Suspension ermöglicht, wodurch diese von den nicht motilen Spermien separiert und besser aussortiert werden können (PARRISH et al. 1995). Insgesamt können bei der IVF Fertilisationsraten von durchschnittlich 80% erreicht werden (KRISHER et al. 1999, RIZOS et al. 2003). 7 Literatur Nach der Koinkubation von Eizellen und Spermien findet die IVC statt. Dazu werden die vermeintlichen Zygoten für etwa 6-8 Tage in ein Kulturmedium überführt. Auch bei diesem Schritt hat die Wahl des Kulturmediums und der Kulturbedingungen, wie zum Beispiel die Sauerstoffkonzentration, entscheidenden Einfluss auf die Entwicklungsraten der Embryonen. Zu Beginn wurden häufig, ähnlich wie in der IVM, komplexe Medien mit undefinierten Serumzusätzen wie FCS oder BSA eingesetzt. Ein Beispiel für ein solch komplexes Medium ist das TCM199 (EYESTONE u. FIRST 1989). Neben der schon erwähnten schwierigen Vergleichbarkeit beim Einsatz solcher Medien gibt es ein weiteres Problem, dass das TCM199 ursprünglich für Zellkulturen entwickelt wurde und daher nicht auf die speziellen Bedürfnisse von Embryonen abgestimmt ist (WRENZYCKI 2007). Zur Verbesserung der genannten Probleme wurden zunächst definierte Makromoleküle wie PVA eingesetzt, um die Ergebnisse vergleichbarer zu machen. Des Weiteren wurde bereits 1972 ein chemisch definiertes Medium, das synthetic oviduct fluid (SOF), speziell für die Kultur von Embryonen entwickelt, welches sich zunächst allerdings nicht durchsetzen konnte (TERVIT et al. 1972). Heutzutage wird das SOF und andere chemisch definierte Medien, wie das hamster embryo culture medium (HECM), standardmäßig zur IVP von Embryonen eingesetzt (SCHINI u. BAVISTER 1988, SUTHAR u. SHAH 2009). Beim Einsatz solcher Medien wird meist eine Sauerstoffkonzentration von 5% in der Atmosphäre benötigt, um gute Blastozystenraten erreichen zu können (VANROOSE et al. 2001). Diese Sauerstoffkonzentration entspricht in etwa den In-vivo-Bedingungen von Embryonen im maternalen Reproduktionstrakt (FISCHER u. BAVISTER 1993, CORRÊA et al. 2008). Durch die Absenkung der Sauerstoffkonzentration können höhere Überlebensraten bei der IVP erreicht werden (CORRÊA et al. 2008). Trotz vieler Verbesserungen der Kulturbedingungen in den letzten Jahren sind die in vitro produzierten Embryonen qualitativ den in vivo generierten unterlegen, so erreichen in der Regel 25-40% der in die IVP eingebrachten Oozyten das Stadium der Blastozyste (KRISHER et al. 1999, RIZOS et al. 2003). Eine Übersicht der gesamten IVP ist schematisch in Abbildung 1 dargestellt. 8 Literatur Unreife Eizellen Spermien In-vitro-Maturation 18-27 Stunden In-vitro-Kapazitation In-vitro-Fertilisation 6-24 Stunden In-vitro-Kultur 6-8 Tage Blastozysten Abbildung 1: Schematische Darstellung der IVP (modifiziert nach NIEMANN u. MEINECKE 1993) Der Einsatz verschiedener Kulturmedien hat nicht nur Auswirkungen auf die Entwicklungsrate zum Blastozystenstadium, es konnte ebenfalls festgestellt werden, dass verschiedene Kulturbedingungen einen Einfluss auf die Kryokonservierbarkeit boviner Embryonen haben. So wurde beispielsweise gezeigt, dass der Zusatz von Hyaluronsäure in einer Konzentration von 1 mg/ml zum SOF-Kulturmedium die Reexpansionsrate und in einer Konzentration von 0,5 mg/ml die Schlupfrate vitrifizierter Blastozysten nach dem Auftauen steigern kann (BLOCK et al. 2009). Auch Phenazinethosulphat in einer Konzentration von 0,3 µM steigert die Überlebensrate vitrifizierter und konventionell kryokonservierter boviner Blastozysten. Dieser Effekt ist darauf zurückzuführen, dass Phenazinethosulphat den zytoplasmatischen Lipidgehalt der Embryonen senkt (BARCELÓ-FIMBRES u. SEIDEL 2007). Sehr häufig konnte nachgewiesen werden, dass FCS als Medienzusatz bei der IVC die Einfrierbarkeit boviner Blastozysten reduziert. So erreichten GÓMEZ et al. (2008) bei bovinen Blastozysten, welche in Medien mit BSA oder Verozellzusatz kultiviert wurden, nach dem Auftauen höhere Überlebensraten 9 Literatur als bei solchen, die in Medien mit FCS kultiviert wurden. Auch HOSHI zeigte (2003), dass der Einsatz von serumfreien Medien im Vergleich zu Medien mit FCS zu wesentlich höheren Schlupfraten nach dem Auftauen führte. Ein Zusatz von FCS zu einem Charles Rosenkrans Medium mit Aminosäurenzusatz (CR1aa) ergab im Vergleich zu Medien ohne Serumzusatz zwar gleich gute Blastozystenraten, die Schlupfraten nach dem Auftauen waren jedoch in den Gruppen mit Serumzusatz geringer als bei denen ohne Serumzusatz (MUCCI et al. 2006). Die Tatsache, dass der Zusatz verschiedener Seren zum Kulturmedium die Kryotoleranz beeinflusst, ist darauf zurückzuführen, dass nach dem Einsatz von Serum im Zytoplasma der Zellen vermehrt Lipideinschlüsse beobachtet werden (HOSHI 2003). Solche Einschlüsse konnten schon ab dem 8-Zell-Stadium nachgewiesen werden (ABE et al. 1999) und es wurde in mehreren Arbeiten bestätigt, dass dadurch die Kryotoleranz boviner Blastozysten signifikant reduziert wird (MOHR u. TROUNSON 1981, LEIBO u. LOSKUTOFF 1993). Bekräftigt werden diese Ergebnisse außerdem durch Versuche, in denen vor dem Einfrieren Lipidtröpfchen manuell aus dem Zytoplasma der Zellen entfernt wurden, wodurch die Überlebensrate der bovinen Blastozysten nach dem Auftauen gesteigert werden konnte (DIEZ et al. 2001, LEIBO et al. 1995). Im Gegensatz dazu konnte bei porzinen Embryonen die Zugabe von fetalem Rinderserum (fetal bovine serum, FBS) an Tag 4 der Kultur die Kryotoleranz und Überlebensraten nach Vitrifikation steigern. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Zusatz von FBS zu einer Verbesserung der Teilungsfähigkeit von porcinen embryonalen Zellen führt (MEN et al. 2005). Auch Medienzusätze, welche nach dem Auftauen vitrifizierter Embryonen dem Kulturmedium beigefügt wurden, konnten die Überlebensraten boviner Blastozysten steigern. So zeigten RIZOS et al. (2001), dass die Kultur boviner Blastozysten in SOF mit Granulosazellen einen positiven Effekt auf die Überlebensrate hatte. Auch der Zusatz von ß-Mercaptoethanol nach dem Auftauen bewirkte eine Verbesserung der Schlupfraten und der Gesamtzellzahl boviner Blastozysten (NEDAMBALE et al. 2006). 10 Literatur 2.2. Physikalische Vorgänge beim Einfrieren von Zellen Das Einfrieren von biologischem Material ermöglicht dessen Lagerung über viele Jahre ohne Verlust der Vitalität, da alle biologischen Prozesse bei Temperaturen von -130°C und darunter zum Stillstand kommen. Die einzige mögliche Schädigung scheint die Bildung freier Radikale durch terrestrische Strahlung zu sein, welche jedoch so gering ist, dass Zellen theoretisch über 2000-4000 Jahre in flüssigem Stickstoff gelagert werden können bis es zu einer Schädigung kommt (MAZUR 1984). Biologisches Material, welches einem Einfrierprozess ausgesetzt ist, durchläuft verschiedene Veränderungen der externen und internen Bedingungen, wie z.B. Temperaturunterschiede, Veränderungen im Wassergehalt und in der Konzentration gelöster Stoffe (MAZUR u. SCHMIDT 1968). Die dabei entstehenden chemischen und physikalischen Prozesse können zu Schäden an den Zellen führen (MAZUR 1984). In Abb. 2 sind diese Prozesse schematisch dargestellt. Bis zu einer Temperatur von etwa -5°C bleibt das Wasser innerhalb und außerhalb der Zellen in einem flüssigen Zustand. Dies wird durch den Prozess des sogenannten „supercoolings“ und durch die gelösten, den Gefrierpunkt erniedrigenden Stoffe in den Medien hervorgerufen. Bei einer Temperatur von -5°C bis -15°C beginnt das extrazelluläre Wasser zu kristallisieren. Dies geschieht entweder spontan oder wird, wie beim „Seeding“, manuell hervorgerufen (siehe Kapitel 2.3.1.). Durch den Schutz der Zellmembran bleibt das Wasser innerhalb der Zelle zunächst flüssig, was dazu führt, dass in der Zelle ein höheres chemisches Potential entsteht und Wasser anfängt, aus der Zelle zu diffundieren, um dieses Potential auszugleichen. Das ausgetretene Wasser kristallisiert ebenfalls im Extrazellularraum, die Zelle dehydriert und die gelösten Stoffe konzentrieren sich im flüssigen Medium innerhalb der Zelle, bis ein chemisches Gleichgewicht zwischen intra- und extrazellulären Flüssigkeiten herrscht. Die Geschwindigkeit des Einfrierprozesses bedingt dabei das Ausmaß der Dehydratation der Zellen. Wie in Abb. 2 ersichtlich, kann das intrazelluläre Wasser nur bei ausreichend kleinen Kühlraten aus der Zelle diffundieren. Sind die Kühlraten zu hoch, hat die Zelle nicht ausreichend Zeit zu dehydrieren und es entstehen schädliche, intrazelluläre Eiskristalle. Bei extrem hohen Kühlraten sind die Eiskristalle 11 Literatur in der Zelle zwar sehr klein, wodurch die Zelle beim Einfrieren nur wenig geschädigt wird, allerdings sind diese kleinen Eiskristalle extrem instabil und können sich beim Auftauen zu größeren Eiskristallen zusammenlagern, welche wiederum zu Zellmembranschäden führen können. Dieses Phänomen wird als Rekristallisation bezeichnet (MAZUR et al. 1972). -2° C -5°C Langsames Einfrieren Sehr schnelles Einfrieren Schnelles Einfrieren < -10°C H2O H2O Abbildung 2: Schematische Darstellung physikalischer Prozesse beim Einfrieren von Zellen (mod. nach Mazur 1977) 12 Literatur Durch die Bildung intrazellulärer Eiskristalle können verschiedene Zellschäden entstehen, beim der Kryokonservierung von Embryonen wurden beispielsweise Veränderungen der Zona pellucida, der Zellmembran, der Mikrofilamentstruktur, der Zellorganellen oder der Zell-Zell-Verbindungen beobachtet (VAJTA 2000, DOBRINSKY 2002). Doch nicht nur die Eiskristallbildung schädigt die Zellen beim Einfrieren. MAZUR et al. postulierten 1972 zwei entscheidende Faktoren für die Zellschädigung beim Kryokonservieren. Der eine Faktor ist die erwähnte Eiskristallbildung, die von der Einfriergeschwindigkeit abhängt, der andere Faktor ist die Konzentrierung gelöster Stoffe, sowohl intra- als auch extrazellulär, welcher toxische Effekte hervorrufen kann. Ein optimales Einfrieren ist nur dann möglich, wenn beide Faktoren auf ein Minimum begrenzt werden. Bei der Vitrifikation entstehen durch extrem hohe Kühl- und Auftauraten sowie durch den Zusatz von Kryoprotektiva in höheren Konzentrationen als bei der konventionellen Kryokonservierung keine intrazellulären Eiskristalle. Dies kommt dadurch zustande, dass mittels der hochkonzentrierten Kryoprotektiva die Zellen schon vor dem Abkühlprozess dehydriert werden. Die intrazelluläre Flüssigkeit wird somit visköser und kann so beim Abkühlen direkt vom flüssigen in einen glasähnlichen Zustand übergehen (RALL u. FAHY 1985). Die Schädigung durch Eiskristallbildung entfällt demnach bei der Vitrifikation, allerdings können durch die hohen Konzentrationen an Kryoprotektiva toxische Effekte entstehen. Es wird daher versucht durch den nicht-penetrierenden Einsatz von Kryoprotektiva Gemischen und durch aus penetrierenden und Reduzierung der die Äquilibrierungszeit die toxischen Effekte auf ein Minimum zu reduzieren. 2.3. Kryokonservierungsverfahren Unter dem Begriff Kryokonservierung wird die Überführung flüssiger Substanzen oder Zellen in eine feste, gefrorene Phase mit dem Ziel der vollständigen Erhaltung der Ausgangseigenschaften des Materials verstanden (SCHEIWE u. RAU 1981). Die erste erfolgreiche Kryokonservierung und anschließende Übertragung von Embryonen fand 1971 bei der Maus statt (WHITTINGHAM 1971), 1973 folgte das 13 Literatur erste aus einem kryokonservierten Embryo geborene Kalb (WILMUT u. ROWSON 1973). Beim Menschen fand die erste Übertragung kryokonservierter Embryonen in den späten 1970ern statt (EDWARDS et al 1980), von der ersten Schwangerschaft wurde 1983 in Australien berichtet (TROUNSON u. MOHR 1983). Heute ist das Einfrieren von Embryonen ein in der Biotechnologie routinemäßig angewandtes Verfahren und findet Embryonentransfers. So immer wurden größere Bedeutung 2010 beispielsweise im in Rahmen der des bovinen Reproduktionsmedizin der überwiegende Teil der in vivo gewonnenen Embryonen vor dem Transfer auf ein Empfängertier kryokonserviert (STROUD 2010). Auch bei den in vitro generierten Embryonen gewinnt die Kryokonservierung immer mehr an Bedeutung. Mit ihrer Hilfe können Embryonen über Jahre gelagert, international verschickt und somit auf viele verschiedene Empfängertiere übertragen werden (RALL 1992). Es werden zwei hauptsächlich genutzte Gefrierverfahren, die konventionellen Kryokonservierung und die Vitrifikation, unterschieden. Der bedeutendste Unterschied liegt hierbei in der Einfriergeschwindigkeit. Während bei der konventionellen Kryokonservierung die Embryonen durch langsame Kühlraten in Einfrierautomaten heruntergekühlt werden, können die Embryonen bei den Vitrifikationsmethoden direkt in den flüssigen Stickstoff verbracht werden. 2.3.1. Konventionelle Kryokonservierung Die konventionelle Kryokonservierung stellt das ursprünglich bei Embryonen eingesetzte Verfahren dar. Es wurde bei Forschungen zu den Effekten von Einfrierund Auftauraten auf die Überlebensfähigkeit von Säugetierzellen entwickelt (MAZUR et al. 1972). Bei der konventionellen Kryokonservierung wird noch einmal zwischen langsamen und schnellen Gefrierverfahren unterschieden. Bei den langsamen Gefrierverfahren werden die Embryonen bis zu einer bestimmten Temperatur langsam heruntergekühlt und bei dieser Temperatur für eine gewisse Zeit gelagert bevor, sie wieder aufgetaut werden. WHITTINGHAM benutzte ein solches Verfahren erstmalig 1971 für die Kryokonservierung von Mäuseembryonen, dabei lagen die Kühlraten bei ca. 1°C/s und die Embryonen wurden in einem 14 Literatur Medienvolumen von 0,25 ml in einem Glas- oder Plastikröhrchen eingefroren. Die Embryonen wurden für 30 Minuten auf Trockeneis bei -79°C in einem isolierten Gefäß gelagert, bevor sie wieder aufgetaut wurden. Als Kryoprotektivum kam hier PVP zum Einsatz (WHITTINGHAM 1971). Später wurden Einfrierautomaten verwendet, durch welche die Kühlraten individuell angepasst und eingestellt werden konnten. Bei den schnellen Gefrierverfahren werden die Embryonen in diesen Gefrierautomaten ebenfalls zunächst schrittweise heruntergekühlt. Bei einer Temperatur von ca. -6°C wird das sogenannte „Seeding“ durchgeführt. Dabei wird manuell eine Kristallisation des extrazellulären Mediums hervorgerufen, wodurch schädliche Effekte auf den Embryo durch Unterkühlung vermieden werden sollen (LEIBO 1984). Daraufhin erfolgt die weitere langsame Kühlung auf ca. -20 - -40°C. Anschließend werden die Embryonen, im Gegensatz zu den langsamen Gefrierverfahren, direkt in flüssigen Stickstoff überführt und können dort sehr lange gelagert werden. Im Allgemeinen können bei der konventionellen Kryokonservierung die folgenden Schritte unterschieden werden (NIEMANN 1991): Äquilibrierung des Embryos im Kryoprotektivum Einführen des Embryos in das Trägersystem Einführen des Trägersystems in den Einfrierautomaten und Herunterkühlen Seeding Erneutes Herunterkühlen Überführung in flüssigen Stickstoff Auftauen Ausverdünnen des Mediums Die Äquilibrierung im Kryoprotektivum erfolgte in mehreren Schritten, allerdings zeigte NIEMANN (1985), dass eine erfolgreiche Kryokonservierung auch mit nur einem Äquilibrierungsschritt in 1,4 M Glyzerin möglich ist. Heute werden bovine Embryonen bei der konventionellen Kryokonservierung standardmäßig in einem 15 Literatur Äquilibrierungsschritt in Ethylenglycol (EG) eingefroren. Eine große Verbesserung der Einfriertechnik wurde durch die Verwendung von Plastikstraws mit einem Volumen von 250 µl erreicht. Dadurch konnten die Embryonen zum einen besser in den Stickstoffcontainern gelagert werden, zum anderen war es nun möglich, eine Verdünnungslösung direkt mit in den Straw aufzuziehen, wodurch das Ausdünnen der Kryoprotektiva nach dem Auftauen vereinfacht werden konnte (MASSIP 2001). Auf diese Weise gelang es LEIBO 1984 ein sogenanntes „One-step-Verfahren“ zu etablieren, bei dem das Kryoprotektivum durch Schütteln des Straws nach dem Auftauen direkt ausverdünnt wurde. Die Embryonen können dadurch, ohne dass eine weitere Manipulation im Labor nötig ist, unmittelbar auf Empfängertiere übertragen werden (LEIBO 1984). 2.3.2. Vitrifikation Seit der Entwicklung und dem standardmäßigen Einsatz von Kryokonservierungstechniken bei Embryonen wurden immer neue, verbesserte Methoden entwickelt. Die Entwicklung der Vitrifikation gilt als eine zunehmend nennenswerte Alternative zur konventionellen Kryokonservierung (DOBRINSKY 2002). Die Vitrifikation ist ein physikalischer Prozess, bei dem ein flüssiges Medium durch extrem schnelle Kühlraten ohne die Bildung von Eiskristallen in einen amorphen, glasartigen Zustand übergeht (LUYET u. HODAPP 1938). Dadurch können Schäden durch die Bildung intrazellulärer Eiskristalle verringert werden. Ein weiterer Vorteil ist eine Zeitersparnis, die dadurch entsteht, dass die Zellen nicht mehr durch Einfrierautomaten schrittweise heruntergekühlt werden müssen, sondern nach einer Äquilibrierungszeit im Einfriermedium direkt in flüssigen Stickstoff überführt werden können. Des Weiteren entfallen die Kosten für die Anschaffung von Einfrierautomaten, welche zur konventionellen Kryokonservierung benötigt werden (RALL 1987, VAN WAGTENDONK-DE LEEUW et al. 1997). Die erste erfolgreiche Vitrifikation fand 1985 durch RALL und FAHY bei Mäuseembryonen statt. Die Embryonen wurden in einem Schritt in sehr hochkonzentrierten Lösungen äquilibriert, wobei Medien benutzt wurden, denen 16 sowohl penetrierende als auch Literatur nicht-penetrierende Kryoprotektiva zugesetzt waren. Durch VAN-WAGTENDONK-DE LEEUW et al. wurde 1997 zum ersten Mal eine große, vergleichende Versuchsreihe mit vitrifizierten und konventionell kryokonservierten bovinen Blastozysten veröffentlicht. Sie zeigten unter anderem, dass die Vitrifikation eine Methode ist, die auch unter praxisähnlichen Bedingungen keine Reduzierung der Trächtigkeitsraten im Vergleich zu konventionell kryokonservierten Embryonen hervorrief (VAN WAGTENDONK-DE LEEUW et al. 1997). Laut ARAV et al. wird eine erfolgreiche Vitrifikation durch drei Hauptfaktoren beeinflusst. Diese sind eine genügend hohe Viskosität des Einfriermediums durch hohe Konzentrationen an Kryoprotektiva, das Erreichen möglichst hoher und gleichbleibender Kühl- und Auftauraten und ein möglichst kleines Probenvolumen. Durch eine genügend hohe Viskosität des Mediums wird verhindert, dass beim Einfrieren der Embryonen in flüssigem Stickstoff Eiskristalle entstehen, welche die Zellmembran und die Zellorganellen schädigen können. Allerdings wird durch die Verwendung von hohen Konzentrationen an Kryoprotektiva die Gefahr der Zellschädigung durch toxische Effekte erhöht. Um diese zu minimieren, werden häufig Gemische aus mehreren Kryoprotektiva verwendet, wodurch die Konzentration der einzelnen Komponenten niedrig gehalten werden kann, die Fähigkeit zur Vitrifikation aber erhalten bleibt. Sowohl die Nutzung möglichst kleiner Probenvolumina als auch möglichst hoher Kühlraten bei der Vitrifikation dienen dazu, das Probenmaterial schnell in einen glasähnlichen Zustand zu überführen (ARAV et al. 2002). Beide Faktoren werden hauptsächlich durch die Wahl des Trägersystems beeinflusst. Dabei zeigt die Verwendung von offenen Trägersystemen wesentlich höhere Kühlraten, da das Probenmaterial in direktem Kontakt mit dem flüssigen Stickstoff steht. Einen limitierenden Faktor für die Kühlraten stellt die Bildung einer isolierenden Dampfschicht um das Probenmaterial dar, wodurch bei offenen Verfahren maximale Kühlraten von ca. 20.000°C/min erreicht werden können (VAJTA et al. 1998). Allerdings konnte durch die Verwendung von Stickstoff, der sich am Übergang vom flüssigen zum festen Aggregatzustand befand und damit eine Temperatur von -210°C aufwies, die Kühlraten auf ca. 53.000°C/min gesteigert werden (YAVIN et al. 2009). Ein weiterer Faktor, der die Qualität vitrifizierter 17 Literatur Embryonen beeinflusst, ist eine schrittweise Äquilibrierung in immer höher konzentrierten Medien vor dem eigentlichen Einfrierprozess. So konnte gezeigt werden, dass Blastozysten, die in vier oder mehr Schritten einer ansteigenden Konzentration an Kryoprotektiva ausgesetzt waren bessere Reexpansionsraten zeigten als solche, die nur zwei Äquilibrierungsschritte durchliefen oder direkt in das Vitrifikationsmedium überführt wurden (KUWAYAMA et al. 1992). Vergleiche zwischen den Überlebensraten und der Qualität vitrifizierter und konventionell kryokonservierter boviner IVP-Embryonen ergaben, dass die Vitrifikation als Konservierungsmethode gleich gut oder besser geeignet zu sein scheint (MAHMOUDZADEH et al. 1995, KAIDI et al. 2001, DOBRINSKY 2002, VIEIRA et al. 2007, STINSHOFF et al. 2011). Beispielsweise unterschieden sich die Ergebnisse bezüglich der Trächtigkeitsraten beim Übertragen vitrifizierter oder konventionell Kryokonservierter boviner Embryonen nicht voneinander (VAN WAGTENDONK-DE LEEUW et al. 1997). Die Vitrifikation stellt demnach eine praxistaugliche, einfache und effektive Methode für die Kryokonservierung präimplantatorischer Embryonen bei Nutztieren dar. 2.4. Kryoprotektiva Kryoprotektiva werden in zwei Gruppen eingeteilt: Die penetrierenden Kryoprotektiva, welche in der Lage sind, Zellmembranen zu überwinden und in hohen Konzentrationen Zellen vor Gefrierschäden bei langsamen Kühlraten zu schützen und die nicht-penetrierenden Kryoprotektiva, welche in wesentlich niedrigeren Konzentrationen eingesetzt werden können, jedoch schnellere Einfrierraten benötigen, um einen schützenden Effekt zu haben (MERYMAN 1971). Die erste erfolgreiche Kryokonservierung von Mäuseembryonen erfolgte in einem Gemisch aus phosphate buffered saline (PBS) mit Natriumchlorid (NaCl), BSA, Glukose und Penicillin G, dem PVP als Kryoprotektivum zugesetzt war (WHITTINGHAM 1971). Als Basismedium für die Kryokonservierung wird meist PBS mit einem Zusatz von BSA oder FCS verwendet (NIEMANN 1991). Diesem Grundmedium werden ein oder mehrere Kryoprotektiva zugesetzt. Bei der Vitrifikation werden meist Gemische aus 18 Literatur penetrierenden und nicht-penetrierenden Kryoprotektiva verwendet, um die Konzentration und damit die Toxizität der Einzelsubstanzen zu verringern. 2.4.1. Penetrierende Kryoprotektiva Die penetrierenden Kryoprotektiva zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Zellmembran überwinden und somit im Inneren der Zelle ihre protektive Wirkung entfalten können. MERYMAN postulierte 1971, dass penetrierende Kryoprotektiva dabei zwei entscheidende Eigenschaften haben müssen. Zum einen müssen sie allgemein in der Lage sein, die Zellmembran zu überwinden, zum anderen dürfen sie in den für die Kryokonservierung benötigten Konzentrationen nicht zelltoxisch sein (MERYMAN 1971). Beim Zusatz von penetrierenden Kryoprotektiva schrumpfen die Zellen zunächst durch Dehydratation. Dies liegt nicht nur an der hyperosmolaren extrazellulären Lösung, sondern auch daran, dass die Zellmembran für Wasser permeabler ist als für die Kryoprotektiva (SCHNEIDER u. MAZUR 1984). Ist ein Gleichgewicht zwischen dem Ausströmen von Wasser und dem Einströmen des Kryoprotektivums erreicht, fängt die Zelle wieder an zu reexpandieren. Eine erfolgreiche Äquilibrierung ist erreicht, wenn die Zelle wieder ihre normale Größe erreicht hat (SCHNEIDER u. MAZUR 1984). Welches penetrierende Kryoprotektivum für eine bestimmte Spezies oder ein bestimmtes Einfrierverfahren am besten geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab. So ist beispielsweise die Zeit, die für eine genügende Äquilibrierung benötigt wird abhängig von Faktoren wie der Spezies, dem embryonalen Entwicklungsstadium, seinem Oberflächen-/Volumen-Verhältnis und der Umgebungstemperatur (LEIBO 1989). Wie schnell ein Kryoprotektivum die Zellmembran überwinden kann, hängt von seiner Permeabilitätskonstante und von der Umgebungstemperatur ab und ist daher für jeden Stoff individuell (SCHNEIDER u. MAZUR 1984). In Versuchen mit Mäuseembryonen wurde festgestellt, dass die Permeabilitätskonstante eines Stoffes mit der Temperatur und mit dem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium des Embryos ansteigt, von der Konzentration des Kryoprotektivums jedoch unabhängig ist (SCHNEIDER u. MAZUR 1984). Für die 19 Literatur konventionelle Kryokonservierung und die Vitrifikation von Embryonen werden verschiedene penetrierende Kryoprotektiva eingesetzt. 2.4.1.1. Glyzerin Glyzerin oder auch Propan-1,2,3-triol ist ein dreiwertiger Alkohol, der eine sowohl farb- als auch geruchslose Substanz darstellt (Abb. 3). Es wurde 1949 zum ersten Mal zur Vitrifikation von Geflügelsperma benutzt (POLGE et al. 1949). Abbildung 3: Strukturformel Glyzerin Glyzerin wurde bis in die 90er Jahre häufig als alleiniges Kryoprotektivum bei der konventionellen Kryokonservierung von Rinderembryonen eingesetzt. Es zeichnet sich durch eine langsame Penetrationszeit aus, gilt in hohen Konzentrationen jedoch auch als eine geringfügig toxische Substanz (MERYMAN 1971). Die für die konventionelle Kryokonservierung eingesetzte Konzentration liegt in der Regel zwischen 1 M und 2 M. LEHN-JENSEN verglich 1986 verschiedene Konzentrationen an Glyzerin beim Einfrieren boviner Blastozysten und konnte feststellen, dass eine Konzentration von 0,5 M signifikant schlechtere Überlebensraten erbrachte als Konzentrationen von 1 M oder 1,5 M. (LEHN-JENSEN 1986). Dieses wurde durch KENNEDY et al. (1983) bestätigt, welche bovine Blastozysten in 1 M oder 1,4 M Glyzerin-Lösung einfroren und keine signifikanten Unterschiede erkannten. NIEMANN verglich 1985 den Einsatz des sogenannten „One-step-Verfahrens“ mit nur einem Äquilibrierungsschritt unter Anwendung von 1,4 M Glyzerin mit der damals üblichen, schrittweisen Äquilibrierung bis zu einer Konzentration von 1,0 M bei bovinen Blastozysten. Er zeigte dabei, dass das „One-step-Verfahren“ zu guten Überlebensraten nach dem Auftauen und zu guten Trächtigkeitsraten führte 20 Literatur (NIEMANN 1985). Bei der Vitrifikation werden, im Gegensatz zur konventionellen Kryokonservierung, meist wesentlich höhere Konzentrationen Glyzerin eingesetzt, um die Fähigkeit, einen glasähnlichen Zustand zu bilden, zu erreichen. Dabei gibt es sowohl die Möglichkeit Glyzerin als alleiniges Kryoprotektivum einzusetzen, als auch es mit anderen Kryoprotektiva zu mischen und so die Einzelkonzentrationen zu senken. Der Vergleich zwischen bovinen Blastozysten, die entweder in 6,5 M Glyzerin oder in einem Gemisch aus 25% Glyzerin und 25% Propylenglycol vitrifiziert wurden, ergab, dass die Überlebensraten zwar gleich gut, die Trächtigkeitsraten jedoch bei der Vitrifikation in 6,5 M Glyzerin höher waren (Tab. 2; VAN WAGTENDONK-DE LEEUW et al. 1995). Der Vergleich zwischen einer Vitrifikationsmethode in 6,5 M Glyzerin und konventioneller Kryokonservierung in 1,5 M Glyzerin ergab keine signifikanten Unterschiede (Tab. 2; VAN WAGTENDONK-DE LEEUW et al. 1997). DONNAY et al. verglichen 1998 zwei Vitrifikationsmethoden, in denen Glyzerin und Ethylenglycol zum Einsatz kamen. So waren die Reexpansions- und Schlupfraten von bovinen Blastozysten nach der Vitrifikation in einem Medium aus 25% Glyzerin und 25% Ethylenglycol deutlich besser als bei der Vitrifikation mit 10% Glyzerin und 40% Ethylenglykol (Tab. 2, DONNAY et al. 1998). Tabelle 2: Vergleich der Einfrierverfahren und Einfriermedien hinsichtlich Überlebens- (ÜR) und Trächtigkeitsraten (TR, EG = Ethylenglycol, n.u. = nicht untersucht) Autor VAN-WAGTENDONK-DE LEEUW et al. (1995) VAN-WAGTENDONK-DE LEEUW et al. (1997) DONNAY et al. (1998) Methode Medien Vitrifikation 6,5 M Glyzerin 44% 43% Vitrifikation 25% Glyzerin 25% EG 51% 24% Vitrifikation 6,5 M Glyzerin n.u. 44,5% n.u. 45,1% 67% n.u. 5% n.u. Konventionelle 1,5 M Glyzerin Kryokonservierung 25% Glyzerin Vitrifikation 25% EG 10% Glyzerin Vitrifikation 40% EG 21 ÜR (%) TR (%) Literatur 2.4.1.2. Ethylenglycol Ethylenglycol (EG; Abb. 4) oder auch Ethan-1,2-diol hat im Vergleich zu den anderen aufgeführten penetrierenden Kryoprotektiva ein sehr geringes Molekulargewicht und kann daher schneller durch die Zellmembran diffundieren. Es gilt auch in hohen Konzentrationen und bei direkter Äquilibrierung im konzentrierten Medium als ein Kryoprotektivum mit geringer Toxizität (MAMOUDZADEH et al. 1993). Abbildung 4: Strukturformel Ethylenglycol Seine kryoprotektive Wirkung wurde zuerst durch MIYAMOTO und ISHIBASHI (1977) bei der konventionellen Kryokonservierung von Mäuse- und Rattenembryonen untersucht. Sie benutzten EG als alleiniges Kryoprotektivum in relativ niedrigen Konzentrationen von 1,2 M zur Kryokonservierung von Mäuseembryonen im 8-Zell-Stadium und erreichten damit nach dem Auftauen und der weiteren Kultur Blastozystenraten von 76-85% (MIYAMOTO u. ISHIBASHI 1977). Beim Rind wurden Konzentrationen von 1,5 M EG ebenfalls als sehr effektiv getestet. VOELKEL und HU verglichen 1992 die Wirkung von 1,5 M EG, Dimethylsulfoxid (DMSO), Glyzerin und Propylenglycol (PG) bei der konventionellen Kryokonservierung boviner Embryonen. Hier zeigt sich deutlich, dass durch EG die besten Überlebensraten erzielt werden konnten (Tab 3;VOELKEL u. HU 1992). 22 Literatur Tabelle 3: Entwicklungsraten boviner Embryonen nach konventionellem Kryokonservieren mit verschiedenen Kryoprotektiva (VOELKEL u. HU 1992) Kryoprotektivum Konzentration Entwicklungsraten Ethylenglykol 1,5 M 70% Glyzerin 1,5 M 30% Propylenglykol 1,5 M 11% Dimethylsulfoxid 1,5 M 25% KASAI et al. zeigten 1990 durch Toxizitätstest mit verschiedenen Kryoprotektiva, dass EG auch in hohen Konzentrationen als alleiniges Kryoprotektivum eingesetzt werden kann. Dabei wurden beim Einsatz von 30% und 40% EG gute Blastozystenraten ermittelt. Wie in Tabelle 4 ersichtlich, konnten auch beim Einsatz von 30% Glyzerin gute Raten erzielt werden, die Raten bei der Verwendung von PG waren im Vergleich dazu schlecht (Tab. 4; KASAI et al. 1990). Tabelle 4: Blastozystenraten nach Vitrifikation von Mäusemorulae in Medien mit verschiedenen Konzentrationen an Kryoprotektiva (n.u. = nicht untersucht) Konzentration 30% Kryoprotektivum 40% 50% Blastozystenrate (%) Ethylenglykol 98% 84% 0% Glyzerin 88% 3% n.u. Propylenglykol 16% 0% n.u. Auch SOMMERFELD und NIEMANN konnten 1999 zeigen, dass Ethylenglycol erfolgreich in hohen Konzentrationen zur konventionellen Kryokonservierung und zur Vitrifikation von in vitro produzierten Rinderembryonen eingesetzt werden kann. So zeigten sich bei der konventionellen Kryokonservierung die besten Schlupfraten bei 3,6 M EG (81%), bei der Vitrifikation konnten mit einer schrittweisen Äquilibrierung in 23 Literatur 3,6 M EG und 7,2 M EG Schlupfraten von 42% erreicht werden (SOMMERFELD u. NIEMANN 1999). In vorherigen Toxizitätstest wurden sogar Schlupfraten von 93% bei bovinen Blastozysten erreicht. Bei diesen Toxizitätstests wurden die Blastozysten zwar nur dem Medium ausgesetzt und nicht vitrifiziert, es konnte allerdings deutlich gezeigt werden, dass EG auch in hohen Konzentrationen nur gering zelltoxisch wirkt (SOMMERFELD 1997). Gute Überlebensraten konnten nicht nur durch den alleinigen Einsatz von EG bei der Vitrifikation, sondern auch in Verbindung mit anderen, nicht-penetrierenden Kryoprotektiva erreicht werden. Dies wurde zuerst durch KASAI et al. 1990 gezeigt, welche bei der Vitrifikation von Mäusemorulae durch 40% EG in Verbindung mit Ficoll und Saccharose Entwicklungsraten zur Blastozyste von 97-98% dokumentierten (KASAI et al. 1990). TACHIKAWA et al. benutzten 1993 die Kombination verschiedener penetrierender Kryoprotektiva mit Ficoll und Saccharose auch zur Vitrifikation boviner Blastozysten. Dabei zeigten sich ähnliche Ergebnisse wie bei den Mäuseembryonen, wobei EG und Glyzerin in dieser Kombination am besten geeignet waren und die Entwicklungsraten bei PG am schlechtesten ausfielen (TACHIKAWA et al. 1993; Tab. 8). Die Kombination aus EG, Ficoll und Saccharose (EFS) schien demnach auch für die Vitrifikation boviner Blastozysten sehr gut geeignet zu sein, was durch mehrere Autoren bestätigt werden konnte. MAMOUDZADEH et al. zeigten 1995, dass die Entwicklungraten durch eine schrittweise Äquilibrierung noch gesteigert werden konnten. Sie benutzten für den ersten Äquilibrierungsschritt 20% EFS, für den zweiten Schritt 40% EFS und erreichten damit bei der Vitrifikation von expandierten Blastozysten Schlupfraten von 89% nach dem Auftauen (MAMOUDZADEH et al. 1995). MARTINEZ et al. verglichen 1998 den Einsatz einer zweischrittigen EFS-Methode (2EFS) mit einer dreischrittigen (3EFS) und einer Kombination aus EG und Glyzerin. Dabei ergaben sich bei der dreischrittigen Methode bessere Schlupfraten als bei der zweischrittigen (Tab. 5), allerdings waren die Entwicklungsraten bei der Kombination von EG mit Glyzerin ebenfalls gut und es wurden sogar höhere Trächtigkeitsraten als bei der EFS-Methode erzielt. 24 Literatur Tabelle 5: Schlupf- und Trächtigkeitsraten boviner in vitro produzierter Embryonen bei verschiedenen Einfriermethoden (MARTINEZ et al. 1998) Kryoprotektiva Schlupfraten Trächtigkeitsraten 2EFS 35,7% Nicht getestet 3EFS 57,7% 35,2% EG + Glyzerin 59,6% 43,7% Neben dem Einsatz von EG in Verbindung mit Ficoll und Saccharose gab es noch andere Versuche, EG mit verschiedenen nicht-penetrierenden Kryoprotektiva zu kombinieren. SAHA et al. (1996) benutzten beispielsweise erfolgreich eine Kombination aus EG mit Trehalose und PVP und erreichten damit bessere Schlupfraten als bei alleinigem Einsatz von EG oder einer Kombination aus EG mit Trehalose (Tabelle 6). Tabelle 6: Schlupfraten in vitro produzierter boviner Embryonen bei der Verwendung verschiedener Kryoprotektiva (SAHA et al. 1996, EG = Ethylenglycol, PVP = Polyvinylpyrrolidon) Kryoprotektiva Schlupfraten 40% EG 19,6% 40% EG + 11,3% Trehalose 42,5% 40% EG + 11,3% Trehalose + 20% PVP 68,2% Eine Vitrifikation mit EG scheint demnach in der Kombination mit anderen penetrierenden und nicht-penetrierenden Kryoprotektiva am effektivsten zu sein. 2.4.1.3. Dimethylsulfoxid Dimethylsulfoxid (Abb. 5) ist eine farblose Substanz mit analgetischen und antiphlogistischen Eigenschaften, die sehr schnell durch die Haut und durch 25 Literatur Zellmembranen diffundieren kann und wird daher in der Medizin häufig allein oder als Trägersubstanz bei dermalen Applikationen genutzt. Abbildung 5: Strukturformel Dimethylsulfoxid Als Kryoprotektivum wurde DMSO zum ersten Mal bei humanen und bovinen Erythrozyten sowie bei Bullensperma eingesetzt (LOVELOCK u. BISHOP 1959). Dabei ergab sich im Vergleich zu Glyzerin eine wesentlich schnellere Permeabilitätszeit. Das Medium mit DMSO konnte seine kryoprotektive Wirkung auf bovine Erythrozyten bereits nach 30 Sekunden entfalten, wogegen Glyzerin in diesen Versuchen keine ausreichend kryoprotektive Wirkung zeigte (LOVELOCK u. BISHOP 1959). Eine schnelle und vollständige Penetration ist laut MERYMAN entscheidend für die erfolgreiche Schutzwirkung von DMSO bei der Kryokonservierung (MERYMAN 1971, MERYMAN et al. 1977). Trotz seiner exzellenten kryoprotektiven Eigenschaften zeigt sich, dass DMSO, wenn es in hohen Konzentrationen und bei einer langen Äquilibrierungszeit eingesetzt wird, zytotoxisch wirken kann. MALININ konnte verschiedene Zellschäden an Nierenzellen, welche für zehn Minuten einer 7,5%igen DMSO-Lösung ausgesetzt waren, nachweisen (MALININ 1973). Bei Mäuseoozyten verursachte die Äquilibrierung in DMSO Veränderungen in der Mikrofilamentstruktur und gesteigerte Chromosomendegenerationen (VINCENT et al. 1990, BOUQUET et al. 1995). Trotz der toxischen Eigenschaften wird DMSO häufig in Verbindung mit anderen Kryoprotektiva zur Kryokonservierung von Embryonen verwendet. Zur konventionellen Kryokonservierung von bovinen Embryonen wurde DMSO bereits 1978 eingesetzt. WILLADSEN et al. verwendeten in ihren Versuchen eine schrittweise Äquilibrierung in 0,5 M, 1 M und 1,5 M DMSO-Lösung und erreichten 26 Literatur damit Trächtigkeitsraten von bis zu 67% (WILLADSEN et al. 1978). Die Konzentration von 1,5 M DMSO lieferte für die konventionelle Kryokonservierung sehr gute Ergebnisse. Auch TROUNSON et al. benutzten eine solche Konzentration zur Konservierung boviner Blastozysten und erreichten Entwicklungsraten von 50-56% und Trächtigkeitsraten von 39-45% (TROUNSON et al. 1978). BILTON verglich den Einsatz einer 1,5 M DMSO-Lösung mit einer 1 M Glyzerin-Lösung zur konventionellen Kryokonservierung boviner Blastozysten und konnte dabei keine signifikanten Unterschiede in den Entwicklungs- und Trächtigkeitsraten erkennen (BILTON 1980). Zur Vitrifikation von Embryonen ist DMSO aufgrund seiner ausgeprägten Fähigkeit zur Bildung eines glasähnlichen Zustandes sehr gut geeignet (FRIEDLER et al. 1988, VALDEZ et al. 1992). Meist kommt es dabei in Verbindung mit anderen Kryoprotektiva zum Einsatz. Seine guten kryoprotektiven Eigenschaften wurden schon bei der ersten erfolgreichen Vitrifikation von Mäuseembryonen in Verbindung mit EG und Glycerin genutzt (RALL u. FAHY 1985). ISHIMORI et al. verwendeten 1993 ebenfalls eine Kombination aus DMSO und EG, dabei wurde eine zweistufige Äquilibrierung, zunächst in 12,5% DMSO mit 12,5% EG und danach in 25% DMSO mit 25% EG, benutzt. Da beide Kryoprotektiva eine sehr schnelle Penetrationszeit aufweisen, benötigen sie relativ kurze Äquilibrierungszeiten, um ihre protektive Wirkung zu entfalten. ISHIMORI et al. (1993) verglichen in diesem Zusammenhang Zeitspannen im ersten Medium von ein, zwei und fünf Minuten und konnten nachweisen, dass die Entwicklungsraten bei kurzen Äquilibrierungszeiten signifikant höher ausfielen (Tab. 7). Tabelle 7: Ergebnisse der Entwicklungsraten boviner Blastozysten bei verschiedenen Äquilibrierungszeiten im 1. Medium (12,5% DMSO + 12,5% EG) und 30 s im 2. Medium (25% DMSO + 25% EG; ISHIMORI et al. 1993) Zeit im 1. Medium Zeit im 2. Medium Entwicklungsraten Versuch 1 1 min 30 s 85% Versuch 2 2 min 30 s 73% Versuch 3 5 min 30 s 20% 27 Literatur VIEIRA et al. verwendeten 2007 ebenfalls die Kombination aus DMSO und EG und verglichen dieses Vitrifikationsmedium mit einem Medium aus EG, Saccharose und PVA. Bei beiden Verfahren konnten vergleichbar gute Reexpansionsraten nach dem Auftauen von 94,8% für die Methode mit DMSO und 84,5% für die Methode ohne DMSO erreicht werden, die Schlupfraten waren bei der Methode mit DMSO jedoch signifikant besser (75,8% im Vergleich zu 55,2%). Die Trächtigkeitsraten unterschieden sich in diesen Versuchen nicht (VIEIRA et al. 2007). Trotz solch guter Ergebnisse wird der Einsatz von DMSO als Kryoprotektivum zur Vitrifikation immer wieder kontrovers diskutiert. Aufgrund der toxischen Wirkung kommt DMSO bei der Vitrifikation fast ausschließlich als Gemisch mit anderen Kryoprotektiva zum Einsatz. Außerdem wurden für die Vitrifikation DMSO-freie Medien entwickelt, um auf den Einsatz von DMSO als Kryoprotektivum verzichten zu können. STACHECKI et al. entwickelten eine einfache Vitrifikationsmethode unter Verwendung von Glyzerin und EG und erreichten Überlebensraten von 96,1% bei bovinen expandierten und bovinen geschlüpften Blastozysten. Einen direkten Vergleich mit einem DMSO-haltigen Medium gab es allerdings nicht (STACHECKI et al. 2008). Vergleiche zwischen Vitrifikationsmedien mit und ohne DMSO, wie sie beispielsweise durch VIEIRA et al. bei bovinen Blastozysten durchgeführt wurden, sind auch im Bereich der humanen Reproduktionsmedizin zu finden. So verglichen ISACHENKO et al. (2005) Maturationsraten humaner Oozyten, welche zuvor durch DMSO in Kombination mit EG oder nur durch EG vitrifiziert wurden und erreichten bei der Vitrifikation mit DMSO signifikant höhere Reifungsraten. KARTBERG et al. benutzten 2008 ein Vitrifikationsmedium mit DMSO, PG und EG im Vergleich zur Vitrifikation in PG und EG bei humanen Embryonen sowie Mäuseembryonen und konnten keine Unterschiede in den Entwicklungsraten feststellen (KARTBERG et al. 2008). 28 Literatur 2.4.1.4. Propylenglycol Propylenglycol (PG, Abb. 6) oder auch 1,2-Propandiol ist wie EG ein zweiwertiger Alkohol, der, wie alle penetrierenden Kryoprotektiva, stark hygroskopische Eigenschaften aufweist. Abbildung 6: Strukturformel Propylenglycol Die Toxizität von PG gilt im Vergleich zu EG als gering, die Fähigkeit, einen glasähnlichen Zustand zu bilden, ist bei PG allerdings noch höher als bei DMSO oder Glyzerin (RENARD u. BABINET 1984). BOUTRON u. KAUFMANN untersuchten 1979 die Stabilität wässriger Lösungen verschiedener Kryoprotektiva, wenn sie bei niedrigen Temperaturen in eine komplett amorphe Phase übergehen. Dabei zeigte sich, dass die PG-Lösung im Gegensatz zu DMSO- und EG-Lösungen eine wesentlich größere Stabilität aufwies. Es wurde vermutet, dass ein Zusammenhang zwischen der Stabilität und den kryoprotektiven Eigenschaften der Substanzen besteht, so dass PG demnach eine gute Schutzwirkung aufweisen müsste. Die Versuche wurden allerdings mit rein wässrigen Lösungen durchgeführt, welche nicht, wie zum Beispiel die heutzutage benutzten Vitrifikationslösungen, Proteinzusätze wie BSA oder FCS aufwiesen (BOUTRON u. KAUFMANN 1979). Zur konventionellen Kryokonservierung von Mäuseembryonen scheint PG als alleiniges Kryoprotektivum gut geeignet zu sein. So erreichten RENARD u. BABINET (1984) bei einer Verwendung von 1,5 M PG Blastozystenraten von 88,1. Auch beim Rind konnten gute Ergebnisse bei der konventionellen Kryokonservierung von Blastozysten erzielt werden. Bei der Verwendung von 1,6 M PG-Lösung wurden Überlebensraten von 72-89% und Trächtigkeitsraten von bis zu 61% erreicht 29 Literatur (SUZUKI et al. 1990). Andere Autoren hingegen erzielten weit schlechtere Ergebnisse bei bovinen Embryonen. VOELKEL u. HU verglichen 1992 1,5 M Lösungen verschiedener Kryoprotektiva bei der konventionellen Kryokonservierung von bovinen Blastozysten und erreichten bei der Verwendung von PG Entwicklungsraten von nur 11% (Tab. 3; VOELKEL u. HU 1992). DOCHI et al. ermittelten 1998 Trächtigkeitsraten nach dem Direkttransfer konventionell kryokonservierter, in vivo generierter boviner Morulae und Blastozysten. Sie verglichen zwei verschiedene Einfriermethoden unter Verwendung von 1,6 M PG oder 1,8 M EG und zeigten ebenfalls, dass die Trächtigkeitsraten unter Nutzung von PG niedriger waren. Sie lagen bei 36% im Vergleich zu 44,7% bei der Verwendung von EG (DOCHI et al. 1998). Trotz der guten glasbildenden Eigenschaften und der Tatsache, dass die Stabilität von PG-Lösungen im amorphen Zustand sehr gut ist (BOUTRON u. KAUFMANN 1979), wurden bei der Verwendung von PG in Vitrifikationslösungen sowohl für die Maus als auch für das Rind eher schlechte Überlebensraten ermittelt. KASAI verglich 1990 den Einsatz 30-50%iger Lösungen verschiedener penetrierender Kryoprotektiva bei der Vitrifikation von Maus-Morulae. Wie in Tab. 4 ersichtlich, konnten bei der Verwendung von 30%iger PG-Lösung Blastozystenraten von nur 16% erreicht werden. Beim Einsatz einer 40%igen PG-Lösung wurden keine überlebenden Blastozysten mehr ermittelt, was dazu führte, dass die Verwendung einer 50%igen PG-Lösung nicht mehr untersucht wurde (KASAI et al 1990). Bei bovinen Blastozysten ermittelten TACHIKAWA et al. ebenfalls wesentlich schlechtere Entwicklungsraten bei der Verwendung von PG im Vergleich zu EG und Glyzerin. Sie benutzten ein Gemisch aus 40 % des jeweiligen penetrierenden Kryoprotektivums in Kombination mit 30% Ficoll und 0,5 M Saccharose und bewerteten die Reexpansions- und Schlupfraten nach dem Auftauen. Des Weiteren wurden in diesem Versuch Äquilibrierungszeiten von zwei, fünf und zehn Minuten verglichen, die Ergebnisse sind in Tab. 8 dargestellt (TACHKAWA et al. 1993). 30 Literatur Tabelle 8: Reexpansions- (ReexR) und Schlupfraten (SR) boviner Blastozysten nach Vitrifikation durch verschiedene penetrierende Kryoprotektiva (EG, Glyzerin und PG) in Kombination mit Ficoll und Saccharose (TACHIKAWA et al. 1993) Äquilibrierungszeiten 2 min. 5 min. 10 min. Kryoprotektiva ReexR SR ReexR SR ReexR SR EG + Ficoll + Saccharose 90% 73% 14% 4% 0% 0% Glyzerin + Ficoll + Saccharose 94% 81% 68% 52% 37% 17% PG + Ficoll + Saccharose 31% 24% 0% 0% 0% 0% Es zeigt sich, dass, auch in Kombination mit nicht-penetrierenden Kryoprotektiva, PG als Schutzmittel für die Vitrifikation boviner Blastozysten eher ungeeignet zu sein scheint. 2.4.2. Nicht-penetrierende Kryoprotektiva Nicht-penetrierende Kryoprotektiva zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre protektive Wirkung Molekulargröße die im Extrazellularraum Zellmembran nicht entfalten, frei da überwinden sie aufgrund können. Für ihrer die Kryokonservierung lebender Zellen werden unter anderem Zucker und verschiedene Makromoleküle wie PVP, PVA oder Ficoll verwendet. Sie können ihre Schutzwirkung schon in geringen Konzentrationen erreichen und gelten damit als weniger toxisch als penetrierende Kryoprotektiva (NIEMANN 1991). Ihre Wirkung beruht auf einer Erhöhung der extrazellulären Osmolarität, wodurch die Zellen eine geringere Zeitspanne benötigen, um den für den Einfriervorgang erforderlichen Dehydrierungsgrad zu erreichen. Dies hat den positiven Effekt, dass die Zellen den toxischen Medien weniger lange ausgesetzt sein müssen (LIEBERMANN u. TUCKER 2002). Nicht-penetrierende Kryoprotektiva werden daher in der Regel bei hohen Einfrierraten eingesetzt, um eine schnelle Dehydrierung zu erreichen (MERYMAN 1971). Des Weiteren kommen sie in der Auftauphase zum Einsatz. Hier verhindern sie ein zu schnelles Anschwellen durch die Diffusion von Wasser in die 31 Literatur Zelle und ermöglichen eine gute Ausschleusung der penetrierenden Kryoprotektiva aus den Zellen (NIEMANN 1991). 2.4.2.1. Zucker Bei den für die Kryokonservierung verwendeten Zucker handelt es sich hauptsächlich um Disaccharide wie Saccharose und Trehalose (Abb. 7), welche mit einem Molekulargewicht von >340 g/mol Zellmembranen nicht überwinden können. Sie werden am häufigsten in Auftaumedien verwendet. Abbildung 7: Strukturformeln von Saccharose (links) und Trehalose (rechts) Werden Zellen aufgetaut, enthalten sie meist sehr hohe Konzentrationen penetrierender Kryoprotektiva, welche schnell aus der Zelle entfernt werden müssen, da sie durch die steigenden Temperaturen an Toxizität gewinnen (NIEMANN 1991). Bei der Verwendung einer isotonen PBS-Lösung kommt es durch die Hyperosmolarität des Intrazellularraumes zu einem schnellen Einstrom von Wasser, da Wasser einfacher in die Zelle penetrieren kann als die Kryoprotektiva heraus kommen. Um ein extremes Anschwellen der Zellen zu verhindern, werden dem Auftaumedium Zucker hinzugefügt, welche als osmotischer Puffer dienen und dadurch die Überlebensraten der Zellen steigern können (NIEMANN 1991, MCWILLIAMS et al. 1995). Bei der konventionellen Kryokonservierung werden solche Auftaumedien häufig direkt beim Einfrieren in den Straw mit aufgezogen. Dadurch können die Medien beim Auftauen schon im Straw vermischt und die 32 Literatur Kryoprotektiva schneller ausverdünnt werden. Dies wird als „in-straw-dilution“ bezeichnet. Sie ermöglicht ein sogenanntes „One-step-Verfahren“, durch das die Embryonen direkt auf Emfängertiere übertragen werden können, und macht eine Ausverdünnung des Mediums unter dem Mikroskop im Labor unnötig. Der Einsatz von Zuckern bei der konventionellen Kryokonservierung beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Auftaumedien. SUZUKI et al. zeigten 1990, dass der Zusatz von Saccharose zu einem Einfriermedium mit Glyzerin in Konzentrationen von 0,4 M und 0,8 M im Vergleich zu einer Konzentration von 0,2 M oder einem Medium ohne Saccharosezusatz die Überlebensraten boviner Blastozysten steigern konnte. In Verbindung mit PG trat diese Wirkung nicht auf, hier waren die Überlebensraten ohne Saccharosezusatz genauso hoch wie mit Saccharosezusatz. Ein Überblick über die Überlebensraten ist in Tab. 9 aufgeführt (SUZUKI et al. 1990). Tabelle 9: Überlebensraten in vitro produzierter boviner Embryonen nach konventioneller Kryokonservierung in Glyzerin oder Propylenglycol mit Saccharosezusätzen verschiedener Konzentrationen (SUZUKI et al. 1990, M = Molar) Saccharosezusatz (M) Kryoprotektiva 0M 0,2 M 0,4 M 0,8 M Glyzerin 0% 21% 82% 88% Propylenglycol 88% 89% 84% 72% LIM et al. zeigten 2008 ebenfalls, dass der Zusatz von 0,1 M Saccharose zu einem Einfriermedium mit 1,5 M EG im Vergleich zu 0,1 M Xylose oder dem Einfrieren ohne Zucker zu besseren Entwicklungsraten nach konventioneller Kryokonservierung führt. (LIM et al. 2008). Bei der Vitrifikation werden Zucker ebenfalls sowohl dem Einfrier- als auch dem Auftaumedium zugesetzt, wobei die Ergebnisse sehr unterschiedlich ausfallen. So zeigten DOBRINSKY et al. (1992) nach Versuchen mit drei unterschiedlichen Saccharosekonzentrationen im Auftaumedium (1 M, 0,3 M und 0,1 M) eine Verbesserung der Überlebensraten boviner Embryonen bei einer Konzentration von 33 Literatur 0,3 M Saccharose. MAHMOUDZADEH et al. (1995) jedoch konnten keine Veränderungen bei den Reexpansions- und Schlupfraten durch den Einsatz von 0,25 M oder 0,5 M Saccharose im Auftaumedium erkennen. Auch VAJTA et al. (1999) ermittelten beim Zusatz von Saccharose sowohl zum Auftau- als auch zum Vitrifikationsmedium keine Unterschiede in den Überlebensraten boviner Blastozysten nach der Vitrifikation. Dagegen konnten verschiedene andere Autoren zeigen, dass ein Zuckerzusatz zum Vitrifikationsmedium einen positiven Effekt auf die Überlebensraten zu haben scheint. So wurden beispielsweise Vitrifikationsmedien, die Glyzerin und Ethylenglycol und einen Zusatz von 0,75 M Saccharose oder 0,375 M Saccharose und 0,375 M Dextrose enthielten, verglichen. Dabei führte der Zusatz der Kombination aus Saccharose und Dextrose zu signifikant höheren Überlebensraten (SAITO et al. 1994). SAHA et al. (1996) konnten zeigen, dass der Einsatz von 11,3% Trehalose in Kombination mit 20% PVP zum Vitrifikationsmedium ebenfalls zu Schlupfraten als Vitrifikation führte die signifikant höheren ohne Zusatz Reexpansions- und nicht-penetrierender Kryoprotektiva. 2.4.2.2. Makromoleküle Makromoleküle, wie beispielsweise PVP, PVA (Abb. 8) oder Ficoll, haben ebenso wie Zucker den Effekt, die Osmolarität im Extrazellularraum zu erhöhen. Sie werden am häufigsten in Verbindung mit penetrierenden Kryoprotektiva eingesetzt, um deren Konzentration im Einfriermedium senken zu können. Abbildung 8: Strukturformeln von Polyvinylpyrrolidon (PVP, links) und Polyvinylalkohol (PVA, rechts) 34 Literatur Schon MERYMAN berichtete 1971 über einen positiven Effekt des Zusatzes von PVP zu Einfriermedien. Durch den Einsatz des Makromoleküls konnte die Toleranz gegenüber höheren Kühlraten gesteigert und somit die Überlebensrate von Erythrozyten nach dem Auftauen verbessert werden. Dabei reichten schon kleinste Mengen von 3 mM PVA aus (MERYMAN 1971). Ein wichtiger Grund, warum Makromoleküle bei der Kryokonservierung von Embryonen den Einfriermedien zugesetzt werden, ist das Problem einer möglichen Infektionsgefahr bei dem Einsatz von Seren wie FCS oder semidefinierten Zusätzen wie BSA. Es wurde versucht, diese Proteine durch PVA, Ficoll oder PVP zu ersetzten und somit beispielsweise eine virale Kontamination zu vermeiden (GUTIERREZ et al. 1993) Des Weiteren gab es das Bestreben, die verwendeten Medien zu standardisieren, um Versuche verschiedener Laboratorien vergleichbarer zu machen (SOMMERFELD u. NIEMANN 1999). Der Zusatz von PVP oder PVA wurde allerdings schon früh wegen deren starker zytotoxischer Wirkung kritisiert (WILMUT u. ROWSON 1973). So konnte nachgewiesen werden, dass bei der Vitrifikation mit Medien, denen PVA oder PVP als Ersatz für die Serumkomponente beigefügt wurde, schlechtere Trächtigkeitsraten erreicht wurden. Des Weiteren wurde von einer schlechteren Handhabung der so vitrifizierten Embryonen berichtet (SEIDEL et al. 1990). SOMMERFELD und NIEMANN (1999) ermittelten zusätzlich reduzierte Schlupfraten nach konventioneller Kryokonservierung boviner Blastozysten mit PVA statt bovinem Kälberserum (bovine calf serum, BCS) im Einfriermedium. Der Zusatz von Ficoll zu Vitrifikationslösungen scheint im Gegensatz zu PVA und PVP besser geeignet zu sein, so kann Ficoll zum Beispiel die Rekristallisation eines Vitrifikationsmediums beim Auftauen erfolgreich verhindern (KASAI et al. 1990, PALASZ et al. 1997). KASAI et al. (1990) entwickelten eine sehr effektive Vitrifikationslösung durch den Einsatz von EG, Ficoll und Saccharose (EFS), dabei konnten gute Entwicklungsraten bei Mäuseembryonen und später auch bei der Vitrifikation von Rinderembryonen ermittelt werden(PALASZ et al. 1997). Auch MARTINEZ et al. Vitrifikationsmedien erreichten mit EG 1998 eine durch den Verbesserung Blastozysten (MARTINEZ et al. 1998). 35 Zusatz der von Ficoll Schlupfraten zum boviner Literatur 2.5. Vergleiche zwischen verschiedenen Trägersystemen zur Vitrifikation Auch wenn viele Autoren gute Überlebensraten durch die Entwicklung neuer Medien erzielen konnten, hängt eine erfolgreiche Vitrifikation nicht nur von der Zusammensetzung der Einfrier- und Auftaumedien ab. Laut ARAV et al. (2002) gibt es drei Faktoren, die eine Vitrifikation beeinflussen. Die Viskosität des Einfriermediums, das Erreichen möglichst hoher und gleichbleibender Kühlraten und die Reduzierung des Probenvolumens. Wird das Probenvolumen auf ein Minimum reduziert, so können beim Einfrieren höhere Kühlraten entstehen, was zur Folge hat, dass die Konzentration der Kryoprotektiva in den Medien gesenkt werden kann und trotzdem eine erfolgreiche Vitrifikation möglich ist (ARAV et al. 2002). Das Probenvolumen wird hauptsächlich durch das verwendete Trägersystem festgelegt. Es gibt viele verschiedene Systeme, die im Laufe der Zeit entwickelt wurden. Unterschieden wird zwischen offenen und geschlossenen Trägersystemen. 2.5.1. Offene Trägersysteme Offene Trägersysteme ermöglichen den direkten Kontakt des Probenmaterials mit flüssigem Stickstoff, wodurch sehr hohe Kühlraten erreicht werden. Durch solche Einfriersysteme können nicht nur die Überlebensraten der Zellen verbessert, sondern auch Schäden unter anderem an der Zona pellucida von Embryonen minimiert werden (Siehe Kapitel 2.2 ,BIELANSKI et al. 2000). STEPONKUS et al. entwickelten 1990 ein System, bei dem Drosophila-Embryonen in kleinsten Volumina eines Vitrifikationsmediums auf ein Elektronenmikroskop-Kupferraster (electrone microscope grid, EMG) pipettiert und direkt in flüssigen Stickstoff überführt wurden (Abb. 9, STEPONKUS et al. 1990). Neben den höheren Kühlraten bietet ein solches System noch den Vorteil, dass mehrere Embryonen gleichzeitig eingefroren werden können. MARTINO et al. (1996) nutzten diese Methode erfolgreich für die Vitrifikation von bovinen Oozyten und erreichten damit Teilungsraten von 40% und Entwicklungsraten zur Blastozyste von 15%. PARK et al. (1999) konnten mit 36 Literatur derselben Methode sehr gute Reexpansions- und Schlupfraten von 87,8% und 67,8% bei der Vitrifikation boviner Blastozysten erreichen. Blastozyste im Vitrifikationsmedium EMG Abbildung 9: Schematische Darstellung des Elektronenmikroskop-Kupferrasters (EMG) VAJTA et al. stellten 1998 eine neue Methode eines offenen Systems, den sogenannten Open-Pulled-Straw (OPS) vor. Es handelt sich dabei um einen einfachen 0,25 ml Straw, der manuell erhitzt und in die Länge gezogen wird, so dass sich der innere Durchmesser auf 0,8 mm verkleinert. Die zu vitrifizierenden Embryonen befinden sich im Vitrifikationsmedium und werden beim Eintauchen des OPS in das Medium durch kapilläre Kräfte in den Straw gezogen (Abb. 10 a). Die Menge an Flüssigkeit im Straw beträgt ca. 1-2 µl. Der Straw wird direkt in flüssigen Stickstoff überführt (Abb. 10 b), so können sehr hohe Kühlraten von bis zu 20.000°C/min erreicht werden. Beim Auftauen wird die Spitze des Straws in das Verdünnungsmedium gehalten, wodurch die Embryonen innerhalb sehr kurzer Zeit auftauen und direkt in das Ausdünnungsmedium gelangen (Abb. 10 c, VAJTA et al. 1998). 37 Literatur OPS a) c) N2 b) Auftaumedium Abbildung 10: OPS-Methode nach VAJTA et al. 1998 Eine weitere erfolgreiche Methode, welche das Prinzip des Einfrierens möglichst kleiner Probenvolumina nutzt, ist das Cryoloop-Verfahren (LANE et al 1999a). Benutzt wird dazu eine Nylonschlaufe mit einem Durchmesser von 0,5-0,7 mm, die am Deckel eines Plastikröhrchens befestigt ist. Für die Vitrifikation wird die Schlaufe in das Vitrifikationsmedium getaucht, so dass sich ein kleiner Mediumfilm bildet. Die äquilibrierten Embryonen werden auf den Mediumfilm in der Schlaufe pipettiert und direkt in ein Plastikröhrchen mit flüssigem Stickstoff verbracht (Abb. 11, LANE et al 1999b). Zum Auftauen wird die Nylonschlaufe kurz in das Auftaumedium gehalten, damit sich die Embryonen aus der Schlaufe lösen. Abbildung 11: Schematische Darstellung des Cryoloop nach LANE et al. 1999b Mit dieser Methode erzielten LANE et al. (1999b) bei humanen- und murinen Blastozysten sehr gute Reexpansions- und Schlupfraten (Tab. 10). 38 Literatur Tabelle 10: Reexpansions- und Schlupfraten bei der Vitrifikation von Blastozysten mit dem Cryoloop-Verfahren (LANE et al. 1999b) Humane Blastozysten Murine Blastozysten Reexpansionsrate 83,3% 100% Schlupfrate 73,3% 95,5% Eine ähnliches Verfahren, die Cryotop-Methode, bei der die Embryonen auf einen dünnen Polypropylen-Streifen pipettiert werden, wurde erfolgreich 1999 durch HAMAWAKI et al. für bovine Blastozysten und 2005 durch KUWAYAMA et al. für humane Oozyten angewendet (HAMAWAKI et al 1999, KUWAYAMA et al. 2005a). Auch das sogenannte Hemi-Straw-Verfahren beruht auf der Erhöhung der Kühlraten durch das Einfrieren möglichst kleiner Probenvolumina. Bei diesem Verfahren wird der zu vitrifizierende Embryo auf die Spitze der Vertiefung eines Hemi-Straws pipettiert. Die Volumengröße beträgt dabei ca. 0,3 µl. Nach dem Überführen des Hemi-Straws in flüssigen Stickstoff wird dieser in einen weiteren Straw geschoben (VANDERZWALMEN et al. 2003). Ein ähnliches Verfahren wurde auch durch STINSHOFF et al. (2011) angewandt. Sie benutzten einen sogenannten Vitriplug, einen Plastikstab mit einer kleinen, schaufelähnlichen Spitze, auf welche die Embryonen in möglichst wenig Medium pipettiert und direkt in flüssigen Stickstoff überführt wurden. Bei bovinen Blastozysten konnten dabei Reexpansions- und Schlupfraten von 81,1% und 63,2% erzielt werden (STINSHOFF et al. 2011). Die große Gefahr eines offenen Trägersystems ist das von direktem Stickstoffkontakt ausgehende Kontaminationsrisiko. So konnten zum Beispiel im Bereich der Humanmedizin Kontaminationen von Stickstoffcontainern mit Hepatitis B-Viren nachgewiesen werden (TEDDER et al 1995). Im Bereich der bovinen Reproduktionsmedizin konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass Viren, wie beispielsweise das bovine Virus Diarrhoe Virus (BVDV) und das bovine Herpesvirus Typ-1 (BHV-1) als Krankheitserreger der infektiösen bovinen Rhinotracheitis (IBR), den Einfrierprozess in flüssigem Stickstoff überleben (BIELANSKI 1997, BIELANSKI et al. 1999). Auch bakterielle und sogar Pilzinfektionen sind im flüssigen Stickstoff 39 Literatur möglich, so können unter anderem Aspergillus spp. und Staphylokokken bei Temperaturen von -196°C im flüssigen Stickstoff überleben (BIELANSKI et al. 2003, FOUNTAIN et al. 1997). 2.5.2. Geschlossene Trägersysteme Aufgrund der Problematik der Kontaminationsgefahr bei der Verwendung offener Trägersysteme sieht die IETS vor, dass Embryonen für den nationalen und internationalen Versand in geschlossenen Trägersystemen einzufrieren sind. Besteht allerdings kein Kontakt zum flüssigen Stickstoff, können beim Einfrieren nicht so hohe Kühlraten erzielt werden. In Tab. 11 sind die ermittelten Kühlraten verschiedener Autoren bei offenen und geschlossenen Trägersystemen aufgeführt. Tabelle 11: Vergleich der Kühlraten verschiedener Vitrifikationssysteme Autor VAJTA et al. (1998) Vitrifikationsmethode Ermittelte Kühlraten OPS 20.000°C/min. 0,25 ml Straw <2.000°C/min. 0,25 ml Straw 4.460°C/min. OPS 16.340°C/min. Cryotop 22.800°C/min. Cryotip 12.000°C/min. Cryotop 23.000°C/min. VitriSafe <1.300°C/min. KUWAYAMA et al. (2005a) KUWAYAMA et al. (2005b) VANDERZWALMEN et al. (2009) Ursprünglich wurden Embryonen in herkömmlichen 0,25 ml Straws vitrifiziert. Dazu wird der Embryo, ähnlich wie bei der konventionellen Kryokonservierung, mit dem Vitrifikationsmedium in den Straw aufgezogen und der Straw, bevor er in den flüssigen Stickstoff überführt wird, an beiden Enden hitzeversiegelt. Diese Methode wird auch heute noch erfolgreich genutzt (STACHECKI et al. 2008). Darauf 40 Literatur aufbauend wurde das sogenannte „One-step-Verfahren“ entwickelt, bei dem weitere Flüssigkeitssäulen mit Auftaumedien in den Straw aufgezogen werden. Der Embryo gelangt nach dem Auftauen durch Schütteln des Straws direkt in das Auftaumedium und kann, ohne weitere Manipulation, unmittelbar auf Empfängertiere übertragen werden (Abb. 12, VIEIRA et al. 2007, AKIYAMA et al. 2010). Ein solches Verfahren ist gerade für die assistierte Reproduktionsmedizin bei Rindern von Bedeutung, da der Transfer vitrifizierter Embryonen erleichtert werden kann und das Auftauen nicht unter mikroskopischer Kontrolle stattfinden muss. Auftaumedium Hitzeversiegelung Embryo Luft Vitrifikationsmedium Abbildung 12: Schematische Darstellung eines One-Step-Verfahrens für die Vitrifikation von Embryonen Ein weiteres Verfahren, welches 2000 von KULESHOVA und SHAW entwickelt wurde, ist das Straw-in-Straw-System, bei dem ein den Embryo enthaltender 0,25 ml Straw in einen 0,5 ml Straw geschoben und hitzeversiegelt wird. Bei einem Vergleich zwischen einem herkömmlichen 0,25 ml Straw und dem Straw-in-Straw-System konnten bei Mäuseembryonen keine signifikanten Unterschiede in den Blastozystenraten ermittelt werden (KULESHOVA u. SHAW 2000). KUWAYAMA et al. entwickelten 2005 ein weiteres Verfahren, das Cryotip-Verfahren, welches auf dem Cryotop-Verfahren aufbaut. Es handelt sich dabei um einen Straw mit einem sehr dünnen, ausgezogenen Ende, in dem der Embryo in maximal 1 µl Vitrifikationsmedium aufgezogen wird. Dieses Straw-Ende wird hitzeversiegelt und durch eine Metallhülle geschützt, bevor der Straw in den flüssigen Stickstoff überführt wird. Bei der Vitrifikation humaner Embryonen konnten mit dieser Methode im Vergleich zu dem herkömmlichen Cryotop-System genauso gute Überlebensraten 41 Literatur erzielt werden (KUWAYAMA et al 2005b). Weitere Versuche mit humanen Oozyten ergaben jedoch bei der Cryotip-Methode etwas schlechtere Raten (KUWAYAMA 2007). Ein weiteres, geschlossenes Verfahren wurde auf Basis des Hemi-Straws entwickelt. Dazu wurde ein „Hemi-Straw-ähnliches“ Plastik-Schäufelchen, genannt VitriSafe, verwendet. Auf die Spitze des VitriSafes wurde eine geringe Menge Vitrifikationsmedium mit maximal zwei Embryonen pipettiert und dieser in einen 0,3 ml Straw geschoben und versiegelt. Das besondere an der Methode ist, dass zwar die Kühlraten durch den 0,3 ml Straw auf maximal 1.300°C/min fallen, die Auftauraten durch das direkte Eintauchen der VitriSafe-Spitze in das Verdünnungsmedium jedoch mit >20.000°C/min sehr hoch sind. Die Gefahr einer Rekristallisation des Mediums während des Auftauprozesses kann dadurch minimiert werden. VANDERZWALMEN et al. (2009) erreichten mit dieser Methode bei humanen in vitro produzierten Blastozysten Überlebensraten von 69% nach dem Auftauen. 42 Literatur 2.6. Qualität vitrifizierter, boviner Embryonen nach dem Auftauen Die Qualität vitrifizierter Embryonen nach dem Auftauen lässt sich durch zahlreiche verschiedene Parameter messen. VAN WAGTENDONK-DE LEEUW et al. erklärten 1997, dass neue Konservierungsmethoden für Embryonen in drei Versuchsphasen, in denen diese Parameter untersucht werden, etabliert werden müssen. In der ersten Versuchsphase wird zunächst die In-vitro-Überlebensfähigkeit beurteilt. Dies erfolgt anhand der Beurteilung morphologischer Kriterien, wie der Reexpansions- und Schlupfrate nach dem Auftauen und durch die Analyse von Zellfärbungen zur Beurteilung der Gesamtzellzahl oder der Lebend-Tot-Zellratio. Des Weiteren kann die Qualität auf molekularer Ebene untersucht werden. Dazu gehört beispielsweise die Beurteilung der Ultrastruktur der Embryonen oder die Analyse entwicklungsrelevanter Gentranskripte durch eine Reverse Transkriptase quantitative PCR (RT-qPCR). In der zweiten Phase einer Versuchsreihe wird die In-vivo-Überlebensfähigkeit überprüft. Die Ermittlung von Trächtigkeitsraten und die Untersuchung der geborenen Kälber gilt als das geeignetste Verfahren, um die Qualität von Embryonen beurteilen zu können (Proof of Principle). Häufig sind solche Untersuchungen aber aus zeitlichen und wirtschaftlichen Gründen nicht möglich. In der dritten Versuchsphase folgt eine Studie, in der die Methode unter praxisnahen Bedingungen getestet und bewertet wird (VAN WAGTENDONK-DE LEEUW et al. 1997). Die einfachste und am häufigsten eingesetzte Methode zur morphologischen Qualitätsbeurteilung vitrifizierter Embryonen ist die Messung der Reexpansions- und Schlupfraten nach dem Auftauen. Die Raten innerhalb verschiedener Versuchsreihen zu vergleichen ist jedoch schwierig, da sie von vielen verschiedenen Parametern, wie dem Kulturmedium, dem Alter und der Entwicklungsphase der vitrifizierten Embryonen abhängig sind. In Tabelle 12 sind die Reexpansions- und Schlupfraten verschiedener Versuche aufgelistet. 43 Literatur Tabelle 12: Übersicht über Reexpansions- und Schlupfraten boviner Embryonen nach Vitrifikation (*Schlupfrate bezogen auf die Anzahl reexpandierter Embryonen) Autor Medien Reexpansionsrate Schlupfrate EG 52,9% 19,6% EG + Trehalose 75,0% 42,5% EG + Trehalose + PVP 84,1% 68,2% EG - 41,8-51,4% Ohne Vitrifikation - 89,9% Glyzerin 44-83% 30-63% EFS 77,0-88,2% 52,9-68,2% ohne Vitrifikation - 83,8% MUCCI et al. (2006) EG + DMSO 52,1% 43% GÓMEZ et al. (2009) EG + DMSO 16,2-50,4% 8,3-35,0% SHIRAZY et al. (2009) Glyzerin + EG 22,2-69,9% 17,1-61,1%* STACHECKI et al. (2008) Glyzerin + EG 93,6% - LEROY et al. (2010) EG + DMSO 64,3% 35,7% EG + DMSO 100% 95,5% Glyzerin + EG 100% 97,3% STINSHOFF et al. (2011) EG + DMSO 81,1% 63,2% SIQUEIRA-FILHO et al. (2011) EG + DMSO 79-90% 63-76% SAHA et al. (1996) SOMMERFELD u. NIEMANN (1999) NEDAMBALE et al. (2004b) PARK et al. (2006) INABA et al. (2011) Eine weitere morphologische Beurteilungsmöglichkeit ist die Ermittlung der Gesamtzellzahl boviner Embryonen. Bei einem Vergleich zwischen in vivo generierten Embryonen, welche bis Tag neun nach der Ovulation durch die Spülung superovulierter Spendertiere gewonnen wurden, und in vitro produzierten Embryonen, konnte bei den in vivo generierten Embryonen eine signifikant höhere 44 Literatur Gesamtzellzahl ab dem achten Tag nach der Ovulation ermittelt werden. In diesem Entwicklungsstadium wurde eine mittlere Zellzahl von 305,7 ± 29,9 Zellen pro Embryo bei den in vivo generierten Embryonen und 169,4 ± 20,0 Zellen pro Embryo bei den in vitro produzierten gemessen (USHIJIMA et al. 2008). Der Vergleich der Gesamtzellzahl und der Lebend-Tot-Zellratio wird auch zur Ermittlung der Qualität vitrifizierter boviner Embryonen verwendet. Dazu können verschiedene Zellfärbemethoden verwendet werden. STACHECKI et al. verwendeten 2008 für die Färbung boviner Blastozysten nach dem Auftauen mit Propidiumiodid und Hoechst 33342 eine invasive Färbemethode, die den Tod der Embryonen zur Folge hat, und ermittelten durch diese Methode die Anzahl lebender Zellen pro Embryo. Sie konnten eine mittlere Überlebensrate von 93,6% der Zellen nach der Vitrifikation erreichen. Auch MUCCI et al. (2006) verwendeten eine solche Färbemethode, dabei verglichen sie die mittlere Gesamtzellzahl in vitro produzierter Embryonen aus verschiedenen Kultursystemen und nach Vitrifikation im Blastozystenstadium. Die Gesamtzellzahl der nicht vitrifizierten Blastozysten aus verschiedenen Kultursystemen schwankte zwischen 124,7 ± 4,9 und 142,1 ± 4,7 Zellen. Die Gesamtzellzahl der vitrifizierten Blastozysten war mit 96,6 ± 2,4 Zellen signifikant niedriger als die der nicht kryokonservierten Embryonen. Auch die Verwendung von Ethidium homodimer und Hoechst 33342 stellt eine invasive Lebend-Tot-Färbung dar. STINSHOFF et al. ermittelten mit Hilfe dieser Lebend-Tot-Zellratio boviner Methode 2011 Blastozysten, die konnten Gesamtzellzahl aber keine und die signifikanten Unterschiede feststellen. In Tabelle 13 sind die Ergebnisse von Zellfärbemethoden verschiedener Autoren vergleichend aufgeführt. 45 Literatur Tabelle 13: Durchschnittliche Zellzahl boviner Blastozysten sowie Lebend-Tot-Zellratio nach Lebend-Tot-Zellratio ohne Vitrifikation Zellzahl ohne Vitrifikation Lebend-Tot-Zellratio nach Vitrifikation Zellzahl nach Vitrifikation Vitrifikationsmedien Autoren Vitrifikation oder ohne Kryokonservierung (n.u. = nicht untersucht, - = keine Vitrifikation) SOMMERFELD EG 130,5 ± 2,9 21,0 n.u. n.u. u. NIEMANN (1999) MUCCI EG + DMSO 96,6 ± 2,4 n.u. 124,7-142,1 n.u. et al. (2006) GÓMEZ EG + DMSO 127,2 ± 7,6 n.u. 162,5 ± 5,5 n.u. et al. (2009) SHIRAZY Glyzerin + EG 55,8-101,6 3,0-6,6 93,4-128,3 22-22,5 et al. (2009) LEROY n.u. n.u. 146,9 ± 34,2 n.u. et al. (2010) STINSHOFF EG + DMSO 121,3 ± 21,2 15,3 130,2 ± 25,5 17,9 et al. (2011) SUDANO n.u. n.u. 140,1 ± 2,9 n.u. et al. (2012) Die Übertragung von Embryonen auf Empfängertiere und die Ermittlung der Trächtigkeitsraten sowie die Untersuchung der Kälber nach der Geburt ist eine weitere Möglichkeit, die Qualität vitrifizierter Embryonen zu ermitteln. Beim Vergleich von Trächtigkeitsraten zwischen verschiedenen Versuchsgruppen können starke Unterschiede gefunden werden. AL-KATANANI et al. verglichen 2002 die Trächtigkeitsraten nach Transfer von vitrifizierten bovinen Embryonen mit denen nicht kryokonservierter IVP-Embryonen. Dabei war die Rate bei den vitrifizierten Embryonen mit 6,5% signifikant niedriger als die der frisch übertragenen (19,0%). Bei einer großen, praxisnahen Versuchsreihe wurden 1997 insgesamt 728 kryokonservierte bovine Embryonen auf Empfängertiere übertragen, von denen 393 in Glyzerin vitrifiziert und 335 konventionell kryokonserviert wurden. Dabei konnten 46 Literatur Trächtigkeitsraten von 44,5% bei den vitrifizierten und von 45,1% bei den konventionell kryokonservierten bovinen Embryonen ermittelt werden (VAN WAGTENDONCK-DE LEEUW et al. 1997). INABA et al. entwickelten 2011 eine Methode zum Direkttransfer vitrifizierter boviner Embryonen und erreichten damit Trächtigkeitsraten von bis zu 40%. Die Trächtigkeitsraten dieser Versuche und anderer Versuchsreihen sind vergleichend in Tabelle 14 zusammengefasst. Tabelle 14: Trächtigkeitsraten kryokonservierter und nicht-kryokonservierter boviner in vitro produzierter Embryonen unterschiedlicher Herkunft (d=Tag) Autor Methode (Medium) ISHIMORI et al. (1993) SAHA et al. (1996) Vitrifikation (EG + DMSO) Vitrifikation (EG + PVP + Trehalose) VAN WAGTENDONCK -DE LEEUW et al. (1997) Vitrifikation (Glyzerin) MARTINEZ et al. (1998) AL-KATANANI et al. (2002) INABA et al. (2011) Konventionelle Kryokonservierung (Glyzerin) Vitrifikation (EG + Ficoll + Saccharose) Vitrifikation (Glyzerin + EG) Herkunft der Embryonen Trächtigkeitsraten (Zeitraum) In vivo Produktion 39% (d60) IVP 60% (lebende Kälber) In vivo Produktion 44,5% (d90) In vivo Produktion 45,1% (d90) IVP IVP 41,1 (d30) 35,2 (d60) 43,7% (d30) 43,7% (d60) 42,8 (d30) 35,7 (d60) Keine Vitrifikation IVP Vitrifikation (Glyzerin + EG) IVP 6,5 ± 4,1 (d45) Keine Vitrifikation IVP 19,0 ± 5,0 (d45) Vitrifikation (EG + DMSO) IVP Vitrifikation (Glyzerin + EG) IVP Keine Vitrifikation IVP 47 40% (d60-70) 36,7% (lebende Kälber) 29,4% (d60-70) 29,4% (lebende Kälber) 40% (d60-70) 30,9% (lebende Kälber) Literatur 2.7. Genexpression in präimplantatorischen bovinen Embryonen Trotz vieler Verbesserungen im Bereich der Produktion boviner Embryonen sind in vitro produzierte Embryonen immer noch den in vivo generierten unterlegen (WRENZYCKI et al. 2001). Dieses wurde vielfach auf morphologischer und auch molekularer Ebene untersucht. Im Vergleich mit in vivo generierten, bovinen Embryonen zeigen in vitro produzierte deutliche Unterschiede, unter anderem hinsichtlich ihrer Morphologie, Farbe, Dichte, Zellzahl, Entwicklungsrate oder Einfrierbarkeit (GREVE et al. 1994). Auf molekulargenetischer Ebene konnte gezeigt werden, dass die mRNA-Expression verschiedener entwicklungsrelevanter Gene bei in vivo generierten und in vitro produzierten Embryonen deutliche Unterschiede aufweist (WRENZYCKI et al. 2007). In Tabelle 15 ist der Vergleich zwischen einigen entwicklungsrelevanten Gentranskripten bei in vivo und in vitro produzierten bovinen Embryonen aufgeführt. Es handelt sich dabei um Gentranskripte, welche für entscheidende Aufgaben, wie die Kompaktierung, die Bildung von Proteinen, den Metabolismus oder die Trophoblastenfunktion, in der embryonalen Entwicklung exprimiert werden. Tabelle 15: Vergleich entwicklungsrelevanter Gentranskripte bei in vivo und in vitro produzierten bovinen Blastozysten Gentranskript Vergleich zu in vivo generierten Embryonen Autor ↓ KNIJN et al. (2002) ↓ Keine Unterschiede SLC2A1 Metabolismus ↑ ↓ ↓ SLC2A5 48 WRENZYCKI et al. (2001) LONERGAN et al. (2003) PURPERA et al. (2009) BALASUBRAMANIAN et al. (2007) BALASUBRAMANIAN et al. (2007) Literatur Tabelle 15: Vergleich entwicklungsrelevanter Gentranskripte bei in vivo und in vitro produzierten bovinen Blastozysten (Fortsetzung) Gentranskript Cx43 DSC2 Zell-Zell-Verbindungen ↓ RIZOS et al. (2002) ↑ PURPERA et al. (2009) ↓ KNIJN et al. (2002) ↑ WRENZYCKI et al. (2001) WRENZYCKI et al. (2001) ↓ KNIJN et al. (2002 ↓ WRENZYCKI et al. (2001) TJP1 ↓ MILLER et al. (2003) DNMT1 ↑ DNMT3A ↑ DSC3 DNA-Methylierung Apoptose Autor ↓ Plakophilin Stressindikator Vergleich zu in vivo generierten Embryonen HSP BAX Maternale Trächtigkeitserkennung IFNT2 Prostaglandinsynthese PTGS2 ↑ WRENZYCKI u. NIEMANN (2003) WRENZYCKI u. NIEMANN (2003) WRENZYCKI et al. (2001) ↑ SMITH et al. (2009) ↑ BALASUBRAMANIAN et al. (2007) ↑ RIZOS et al. (2002) ↑ WRENZYCKI et al. (2001) ↓ GAD et al. (2012) ↓ GAD et al. (2012) Auch die Kryokonservierung boviner Blastozysten hat einen Einfluss auf deren Expression entwicklungsrelevanter Gentranskripte. Eine Übersicht über die verschiedenen Einflüsse im Vergleich zu nicht kryokonservierten Embryonen ist in Tabelle 16 aufgeführt. 49 Literatur Tabelle 16: Vergleich entwicklungsrelevanter Gentranskripte bei kryokonservierten und ↓ Konv. Kryokonservierung ↓ Vitrifikation - Konv. Kryokonservierung ↓ Konv. Kryokonservierung ↑ Vitrifikation ↑ Vitrifikation ↓ Konv. Kryokonservierung ↓ Vitrifikation - Konv. Kryokonservierung - Vitrifikation ↓ Konv. Kryokonservierung - Konv. Kryokonservierung ↑ OCC Konv. Kryokonservierung ↑ TBA8 Vitrifikation ↑ SLC2A1 Metabolismus SLC2A3 SC4MOL TJP1 CDH1 Zell-ZellVerbindungen DSC2 50 Autor Expression im Vergleich zu nicht kryokonservierten Embryonen Vitrifikation Gentranskript Konservierungsmethode nicht-kryokonservierten bovinen Blastozysten (* = vitrifizierte Oozyten) STINSHOFF et al. (2011) STINSHOFF et al. (2011) KUZMANY et al. (2011) SIQUEIRA FILHO et al. (2011) STINSHOFF et al. (2011) STINSHOFF et al. (2011) STINSHOFF et al. (2011) KUZMANY et al. (2011) KUZMANY et al. (2011) AKSU et al. (2012) Literatur Tabelle 16: Vergleich entwicklungsrelevanter Gentranskripte bei kryokonservierten und Stressindikator DNMT3A HSPA1A Konv. Kryokonservierung ↓ Vitrifikation ↓ Konv. Kryokonservierung Konv. Kryokonservierung ↓ ↑ Vitrifikation - Vitrifikation ↑ Konv. Kryokonservierung ↑ Vitrifikation* ↑ BCL-XL Konv. Kryokonservierung ↑ BCL-2 Vitrifikation* ↑ FAS Vitrifikation* ↑ Vitrifikation - Konv. Kryokonservierung ↑ IFNT2 51 Autor - ↑ BAX Trophoblastenfunktion Vitrifikation Vitrifikation HSPA5 Apoptose Expression im Vergleich zu nicht kryokonservierten Embryonen DNAMethylierung Konservierungsmethode Gentranskript nicht-kryokonservierten bovinen Blastozysten (Fortsetzung, * = vitrifizierte Oozyten) STINSHOFF et al. (2011) STINSHOFF et al. (2011) KUZMANY et al. (2011) PARK et al. (2006) SIQUEIRA FILHO et al. (2011) AKSU et al. (2012) KUZMANY et al. (2011) ANCHAMPARUTHY et al. (2010) KUZMANY et al. (2011) ANCHAMPARUTHY et al. (2010) ANCHAMPARUTHY et al. (2010) STINSHOFF et al. (2011) Literatur Die Präimplantationsphase von Embryonen ist durch wichtige entwicklungsrelevante Schritte wie zum Beispiel die Kompaktierung, Blastocoel-Bildung oder die Expansion der Blastozysten charakterisiert. Sie hängt von dem Zusammenspiel der Genexpression des maternalem und embryonalem Genoms ab (KIDDER 1992). Änderungen in der Genexpression können zu bedeutenden qualitativen Veränderungen von in vitro produzierten Embryonen führen (WRENZYCKI et al. 2007). 2.7.1. Glukosetransporter Typ 1 (SLC2A1) Der Glukosetransporter Typ 1 (SLC2A1) ist ein Membranprotein, welches zur Familie der Natrium-unabhängigen Glukosetransporter gehört. Bei einem Molekulargewicht von 45-55 kDa besteht der Glukosetransporter aus zwölf transmembranären Domänen, die sich in der Plasmamembran anordnen (GOULD u. BELL 1990, OLSON u. PESSIN 1996). Der Transport von Glukose erfolgt bei dieser Proteinfamilie energieunabhängig und entlang eines Konzentrationsgradienten sowohl nach intra- als auch nach extrazellulär. Das SLC2A1-Membranprotein ist in jeder Säugetierzelle zu finden, am häufigsten wird es dabei in fetalem Gewebe bzw. in adultem Gewebe in Erythrozyten, Fibroblasten und in endothelialen Zellen, weniger in der Leber, im Muskel und im Fettgewebe, angetroffen (BELL et al. 1993, OLSON u. PESSIN 1996). Die Hauptaufgabe der Glukosetransporter ist die Regulierung der intrazellularen Glukosekonzentration. SLC2A1 spielt außerdem eine große Rolle im Transport von Glukose über epitheliale und endotheliale Barrieren wie der Blut-Hirn-Schranke (MUECKLER 1994). SLC2A1 konnte zuerst in humanen Erythrozyten nachgewiesen werden und war damit auch die erste identifizierte Isoform dieses Proteins (OLSON u. PESSIN 1996). MUECKLER (1994) konnte das Transportprotein in murinen Oozyten und in allen Stadien von Mäuseembryonen, von der Zygote bis hin zur Blastozyste, nachweisen. Auch in bovinen Embryonen konnte SLC2A1 in allen frühembryonalen Stadien bis zur geschlüpften Blastozyste nachgewiesen werden (LEQUARRÉ et al. 1997), dabei wurde ein kontinuierlicher Anstieg der SLC2A1-Expressionsmenge ab dem 2-Zellstadium gemessen. Zum 52 Literatur Zeitpunkt der Aktivierung des embryonalen Genoms und im Molulastadium, in dem die Kompaktierung des Embryos stattfindet, wurde der höchste Anstieg der SLC2A1-Expression ermittelt. Dies liegt zum einen daran, dass im Stadium der Aktivierung des embryonalen Genoms der Metabolismus der Embryonen von Laktat und Pyruvat auf Glukose umgestellt wird, zum anderen werden die Embryonen im Stadium der Kompaktierung immer stärker von Glukose als Nahrungsquelle abhängig (RIEGLER et al. 1992, WRENZYCKI et al. 1999). Bei der IVP wird die SLC2A1-Expression in präimplantatorischen Embryonen von verschiedenen Kulturbedingungen, wie der Sauerstoffkonzentration, einem Zusatz von Serum oder der Glukosemenge im Kulturmedium, beeinflusst (LOPES et al. 2007). So erhöht der Zusatz von PVA zum Kulturmedium die SLC2A1-Expression in bovinen Embryonen ab dem 8-16-Zellstadium bis zur geschlüpften Blastozyste (WRENZYCKI et al. 1999). Des Weiteren konnte SLC2A1 bei bovinen Embryonen hauptsächlich in der lateralen Membran des Trophoektoderms (TE) und weniger in der inneren Zellmasse (inner cell mass, ICM) gefunden werden (AUGUSTIN et al. 2001, WRENZYCKI et al. 2003). Auch in Hinsicht auf das Geschlecht des Embryos konnten Unterschiede festgestellt werden, so wurde in männlichen Embryonen signifikant mehr SLC2A1 exprimiert als in weiblichen (LOPES et al. 2007, GARCIA-HERREROS et al 2012). Die Expression des Glukosetransporters ist jedoch nicht nur abhängig von den äußeren Bedingungen oder dem Geschlecht, sondern auch von der Qualität der Embryonen. So konnte bei Embryonen von morphologisch guter Qualität signifikant höhere SLC2A1-Transkriptmengen nachgewiesen werden (LOPES et al. 2007). Des Weiteren konnte bei in vivo generierten Embryonen ebenfalls eine höhere SLC2A1-Expression nachgewiesen werden als bei in vitro produzierten (WRENZYCKI et al. 2001, BALASUBRAMANIAN et al. 2007). Der Einfluss von Kryokonservierungsmethoden auf die Expression von SLC2A1 ergab, dass sowohl bei konventioneller Kryokonservierung, als auch bei der Vitrifikation boviner Blastozysten die Expression des Glukosetranspoters im Vergleich zu normal in vitro produzierten Embryonen herunterreguliert war (STINSHOFF et al. 2011). 53 Literatur 2.7.2. Zona occludens-Protein 1 (TJP1) Die Kommunikation zwischen Zellen findet über sogenannte Zellverbindungsmoleküle statt. Zu diesen Zellverbindungen gehören die Tight junctions (TJ), welche zwei Hauptfunktionen in Epithelzellen haben. Zum einen bilden die TJ durch die gürtelartige Umhüllung von Zellen und den Kontakt mit den TJ der Nachbarzellen eine parazelluläre Barriere, durch welche der transepitheliale Austausch von Molekülen reguliert wird, zum anderen trennen die TJ innerhalb der Zellmembran von Epithelzellen die apikale von der basolateralen Seite (SHETH et al. 1997, STEVENSON u. KEON 1998). Die TJ sind ein Multiproteinkomplex, bestehend aus integralen herstellen, Membranproteinen, und welche zytoplasmatischen die interzellulären Plaque-Proteinen, Verbindungen wie dem Zona occludens-Protein 1 (TJP1/ZO-1), welche die TJ mit dem Aktinzytoskelett verbinden (STEVENSON u. KEON 1998, MILLER et al. 2003). Das TJP1 war das erste Protein, welches in diesem Multiproteinkomplex entdeckt wurde. Es handelt sich um ein Phosphoprotein, welches in der Zellmembran lokalisiert ist und eine speziesspezifische molekulare Masse von 210 bis 225 kDa aufweist (STEVENSON et al. 1986). Es gibt zwei Isoformen des TJP1, welche sich in einer 80 Aminosäure großen Terminale, genannt α, unterscheiden und durch alternatives Slicen der mRNA-Vorstufe entstehen (WILLOTT et al. 1992, BALDA u. ANDERSON 1993). Die eine als ZO-1α+ bezeichnete Isoform wird in allen herkömmlichen Epithelzellen gefunden, während die andere Isoform, ZO-1α-, nur in spezialisierten Epithelzellen, wie den Sertolizellen, zu finden ist (SHETH et al. 1997). In Embryonen werden beide Isoformen des TJP1 exprimiert. Zwar kann auch schon im Oozyten-Stadium und in der frühembryonalen Entwicklung von Mäuseembryonen TJP1 nachgewiesen werden, die entscheidende Expression beginnt jedoch mit der Kompaktierung des Embryos. Die zuvor deutlich voneinander getrennt liegenden Zellen fangen an, Verbindungen aufzubauen, wodurch die Differenzierung in TE und ICM beginnt. Bei Mäuseembryonen findet die Kompaktierung ab dem 8-Zell-Stadium statt (VESTWEBER et al. 1987). Die Menge des exprimierten TJP1 steigt ab dem 54 Literatur Morula-Stadium stark an, was mit der Aktivierung des embryonalen Genoms in Verbindung gebracht werden kann. Dabei wurde ermittelt, dass sich die Expression zwischen in vitro und in vivo generierten Mäuseembryonen nicht voneinander unterscheidet. Allerdings konnte festgestellt werden, dass bovine Embryonen, welche eine kurze Kompaktierungsphase und somit eine schnelle Entwicklung zur Blastozyste aufwiesen signifikant weniger TJP1 exprimierten als Embryonen, die sich langsamer entwickelten und somit mehr Zeit für die Kompaktierung hatten (MILLER et al. 2003). Sowohl in murinen als auch in porcinen Embryonen konnte die ZO-1α- -Isoform schon in frühembryonalen Stadien, ab dem 2-Zell-Stadium, ermittelt werden, während die ZO-1α+ -Isoform erst ab dem Zeitpunkt der embryonalen Genomaktivierung detektiert wurde (SHETH et al. 1997). Dabei stieg die detektierbare Menge bei den porcinen Embryonen ab dem Morula-Stadium deutlich an (XU et al. 2012). Bei bovinen Embryonen konnte TJP1 zunächst nur im Blastozystenstadium detektiert werden (SHEHU et al. 1996). BARCROFT et al. gelang 1998 der TJP1-Proteinnachweis durch Immunfluoreszenz bereits im Morula-Stadium. Die Lokalisation war beim Rind auf die Zellen des TE beschränkt und stieg bei der Entwicklung zur Blastozyste stark an (BARCROFT et al. 1998). Ein deutlicher Anstieg in der Menge des TJP1-Transkripts war auch bei dem Vergleich von Tag 7und Tag 8 Blastozysten zu erkennen (WRENZYCKI et al. 2003). Bei der Kryokonservierung boviner Blastozysten konnte ermittelt werden, dass Blastozysten, welche durch Vitrifikation oder konventionelle Kryokonservierung eingefroren wurden signifikant weniger TJP1 exprimierten als solche, die nicht kryokonserviert wurden (STINSHOFF et al. 2011). 2.7.3. Interferon (IFNT2) Interferon (IFNT2) oder auch bovines-Trophoblastenprotein-1 genannt gehört zur Familie der Typ-I Interferone. Es wird von bovinen Embryonen gebildet und dient als primäres Signal zur maternalen Erkennung der Trächtigkeit (BAZER 1992, 55 Literatur JOHNSON et al. 2006). Die Ausschüttung des Proteins erreicht in der Zeitspanne zwischen Tag 15 und 24 der Trächtigkeit ein Maximum (BARTOL et al. 1985). In dieser Zeitspanne erfolgt normalerweise die pulsatile Ausschüttung von PGF2α durch das Endometrium und eine dadurch bedingte Luteolyse des zyklischen Gelbkörpers. Durch die Ausschüttung des IFNT2 wird die luteolytische Wirkung des PGF2α gehemmt, was zum Erhalt der Trächtigkeit führt (FARIN et al. 1990). Die Ausschüttung des IFNT2 erfolgt dabei ausschließlich aus den Zellen des TE, in den Zellen der ICM konnte IFNT2 nicht nachgewiesen werden (FARIN et al. 1990, WRENZYCKI et al. 2003). Der Nachweis ist daher abhängig von einem funktionierenden TE und kann bei bovinen Embryonen ab dem Blastozystenstadium erfolgen (HERNANDEZ-LEDEZMA et al. 1993, WRENZYCKI et al. 1998). Die Menge des vorhandenen IFNT2-Proteins hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei steigt die embryonale Bildung ab dem Stadium der expandierten Blastozyste zunächst an und erreicht an Tag 15-24 der Trächtigkeit, also zum Zeitpunkt der Implantation bei bovinen Embryonen, einen Höchstwert (BARTOL et al. 1985). Auch bei in vitro produzierten Embryonen steigt die IFNT2-Bildung ab dem Stadium der expandierten Blastozyste an. Die Menge des exprimierten IFNT2 ist bei IVP-Embryonen im Gegensatz zu in vivo generierten höher (WRENZYCKI et al. 2001, LONERGAN et al. 2003). Auch verschiedene Kultursysteme haben einen Einfluss auf die Höhe der Expression. So konnten WRENZYCKI et al. 1999 nachweisen, dass Embryonen, die in Anwesenheit von Serum kultiviert wurden, eine höhere IFNT2-Expression aufwiesen als solche, die in Medien mit PVA-Zusatz kultiviert wurden. Diese Ergebnisse wurden 2003 durch RIZOS et al. bestätigt. Sie konnten ebenfalls nachweisen, dass Embryonen aus Kultursystemen mit einem Zusatz von FCS höhere IFNT2-Expression zeigten als solche aus Kulturen ohne Serumzusatz. KUBISCH et al. konnten 1998 eine negative Korrelation zwischen der frühen Expression von IFNT2 und der Entwicklungskompetenz von IVP-Embryonen feststellen. Ebenso konnten sie 2004 nachweisen, dass die Trächtigkeitsraten nach Transfer von Embryonen, welche ein niedrigeres IFNT2-Level auswiesen, besser waren, als die von Embryonen, die früh IFNT2 ausbildeten (KUBISCH et al. 2004). 56 Literatur Dies wurde durch GUTIÉRREZ-ADÁN et al. 2004 bestätigt. Sie konnten in IVP-Embryonen schon an Tag 3 eine geringe Expression von IFNT2 und damit eine anormale Transkription nachweisen. Des Weiteren ermittelten sie bei sich langsam entwickelnden und damit qualitativ schlechteren Embryonen eine höhere Expression von IFNT2. Einen Einfluss von Kryokonservierungsmethoden auf die Menge der IFNT2-Expression konnte nur bei der konventionellen Kryokonservierung festgestellt werden. Die konventionell kryokonservierten Embryonen wiesen nach dem Auftauen eine signifikant höhere Expression IFNT2 auf. Die Expression bei vitrifizierten im Vergleich zu nicht kryokonservierten Embryonen war dagegen nicht unterschiedlich (STINSHOFF et al. 2011). Im Gegensatz dazu konnten YAO et al. 2009 beim Vergleich zwischen konventionell kryokonservierten und in vivo generierten Embryonen keine Unterschiede in der IFNT2-Expression feststellen. 2.7.4. Hitzeschockprotein 70 (HSPA1A) Bei den Hitzeschockproteinen handelt es sich um eine Gruppe von Proteinen, die aufgrund ihrer molekularen Masse in verschiedene Familien eingeteilt werden (LINDQUIST u. CRAIG 1988). Eine dieser Familien ist die Familie der HSP70-Proteine, welche heute auch als HSPA1A-Proteine bezeichnet werden. Diese Proteine haben eine hohe Affinität zu Adenosintriphosphat (ATP) und kommen in allen Säugetierzellen vor. Sie wurden erstmals 1962 durch RITOSSA entdeckt und dienen unter anderem zum Schutz der Zelle vor Hitzestress und als Chaperone bei der Faltung von Proteinen. Als Chaperone übernehmen die Hitzeschockproteine weitere Aufgaben, wie die Zersetzung instabiler Proteine, den Im- und Export von Proteinen, die Auflösung von Proteinkomplexen oder die Neufaltung falsch gefalteter Proteine (NOVER u. SCHARF 1997, GARRIDO et al. 2001). Das HSPA1A-Protein besteht aus zwei wichtigen Domänen, dem N-Terminal, welcher für die Bindung von ATP zuständig ist, und dem C-Terminal, welcher zur Protein-Interaktion dient. In Säugetierzellen gibt es zwei vorkommende Arten des HSPA1A. Die eine Art wird ständig exprimiert und dient dazu, die Zelle bei der Proteinfaltung zu unterstützen, 57 Literatur die andere Form wird durch Stressfaktoren induziert (GARRIDO et al. 2001). Solche Stressfaktoren können beispielsweise Temperaturveränderungen und die Auswirkung von Ethanol oder Schwermetallen auf die Zelle sein (LINDQUIST u. CRAIG 1988). Das HSPA1A dient dazu die zellulären Strukturen vor solchen Stressoren zu schützen (DUNCAN u. HERSHEY 1989). Es ist bekannt, dass Hitzestress eine Auswirkung auf die Trächtigkeit von Säugetieren haben kann. So wird durch hohe Temperaturen in der Phase ab der ersten Teilung der Embryonen die embryonale Sterblichkeit erhöht. Auch bei in vitro produzierten Embryonen, welche einem Hitzestress ausgesetzt waren, ist die embryonale Entwicklung reduziert (EDWARDS u. HANSEN. 1997). Dabei ist die Auswirkung eines solchen Hitzestresses im 2-Zell-Stadium ausgeprägter als im Stadium der Morula (EALY et al. 1995). Allerdings konnte bei Embryonen, welche in einem frühen Stadium einem moderaten Hitzestresses ausgesetzt waren, in späteren Stadien eine größere Thermotoleranz induziert werden (EDWARDS et al. 1995). In Mäuseembryonen wurde das HSPA1A-Transkript ab dem 2-Zellstadium nachgewiesen. Die Expression beginnt hier mit der Aktivierung des embryonalen Genoms (CHRISTIANS et al. 1995). In bovinen Oozyten und Embryonen konnte HSPA1A in allen Stadien bis zur geschlüpften Blastozyste nachgewiesen werden. Es kann hier als ein Indikator für den Nachweis suboptimaler Kulturbedingungen dienen (WRENZYCKI et al. 1998). So wurden beispielsweise beim Zusatz von Serum zu den Kulturmedien signifikant mehr HSPA1A-Transkripte nachgewiesen als bei einer Kultur mit PVA-Supplementation (WRENZYCKI et al. 1999). Ebenso wurde bei Morulae und Blastozysten aus einer TCM-Kultur mehr HSPA1A nachgewiesen als bei denen aus einer SOF-Kultur oder bei in vivo generierten Embryonen. Auch der Zusatz von FBS zum Maturationsmedium bewirkt einen Anstieg in der HSPA1A-Expression im Vergleich zu Maturationsmedien mit BSA oder PVP (WARZYCH et al. 2007). Der Vergleich in vitro produzierter Embryonen mit in vivo generierten ergab, dass sowohl bei der Maus als auch beim Rind die HSPA1A-Expression bei IVP-Embryonen deutlich höher war (CHRISTIANS et al. 1995, WRENZYCKI et al. 2001, SMITH et al. 2009). Auch die Kryokonservierung von Embryonen scheint Auswirkungen auf die HSPA1A-Expression zu haben. So zeigten 58 Literatur konventionell kryokonservierte, genauso wie vitrifizierte Embryonen, im Vergleich zu nicht kryokonservierten IVP-Embryonen eine Reduzierung der relativen Transkriptmenge (STINSHOFF et al. 2011). PARK et al. stellten im Gegensatz dazu eine Erhöhung der Transkriptmenge vitrifizierter Embryonen nach dem Auftauen fest und auch KUZMANY et al. konnten eine Steigerung der HSPA1A-Expression nach der Vitrifikation im Vergleich zu nicht vitrifizierten Embryonen ermitteln (PARK et al. 2006, KUZMANY et al. 2011). SIQUEIRA FILHO et al. konnten dagegen 2011 keine Veränderungen in der HSPA1A-Expression bei vitrifizierten im Gegensatz zu nicht kryokonservierten bovinen Blastozysten ermitteln. 2.7.5. Desmocollin 2 (DSC2) Desmosome gehören zu den kalziumabhängigen Membranproteinen aus der Superfamilie der Cadherine und bilden einen Teil der Zell-Zell-Verbindungsapparate, welche in so gut wie allen Epithelzellen vorkommen (FLEMING et al. 1991, COLLINS et al. 1995). Desmosome bestehen aus transmembranären Glykoproteinen, wie dem Desmoglein oder dem Desmocollin, welche im Interzellularraum eine Verbindung zur Nachbarzelle aufbauen, und einem zytoplasmatischen Plaque-Protein, wie Plakoglobin oder Desmoplakin, welche die Aufgabe haben, die Verankerung der Zytofilamente in der Plasmamembran zu bilden (SCHWARZ et al. 1990). Beim Rind kommen drei Typen des Desmocollins vor, das Desmocollin 1, 2 und 3. Jedes Desmocollin besitzt außerdem zwei Isoformen, welche sich in der Größe der zytoplasmatischen Domäne unterschieden. Die b-Isoform besitzt im Gegensatz zur a-Isoform ein zusätzliches, 46 Basenpaare (bp) langes Exon (COLLINS et al. 1991, LEGAN et al. 1994). Bei Mäuseembryonen kann DSC2 in der Oozyte und in frühembryonalen Stadien bis zum nicht-kompaktierten 8-Zeller detektiert werden. In der Phase der Kompaktierung im 8-Zell-Stadium wird DSC2 nicht exprimiert. Der Nachweis gelingt erst wieder ab dem 16-Zell-Stadium und steigt in der weiteren Entwicklung zur Blastozyste und geschlüpften Blastozyste an (COLLINS et al. 1995). Lokalisiert ist das DSC2 hauptsächlich in den Zellen des TE. Hier ist es beteiligt an der Blastocoel-Bildung 59 Literatur und der Stabilisierung des TE im Verlauf der Expansion der Blastozysten (FLEMING et al. 1991). Bei bovinen Embryonen konnten beide Isoformen des DSC2 und des DSC3 ab dem 2-4 Zell-Stadium bis zum Stadium der geschlüpften Blastozyste nachgewiesen werden, DSC1 wurde dagegen nicht exprimiert (WRENZYCKI et al. 1998). Die Menge des exprimierten Transkripts hängt von verschiedenen Faktoren ab. So konnte beispielsweise in bovinen Blastozysten, welche an Tag 7 expandierten, signifikant weniger DSC2 nachgewiesen werden als in solchen, die erst an Tag 8 expandierten. Des Weiteren wurde im TE boviner Blastozysten signifikant mehr DSC2 nachgewiesen als in der ICM (WRENZYCKI et al. 2003). Auch die Zusammensetzung der Kulturmedien für die IVP hat einen Einfluss auf die Expression von DSC2. So exprimieren Blastozysten aus einer Kultur mit PVA-Zusatz signifikant mehr DSC2 als Blastozysten aus einer Kultur mit Serum. Wird dem Kulturmedium IGF-1 (Insulin-like Growth Faktor 1) zugesetzt, erhöht dies die Expression von DSC2 in bovinen Blastozysten im Vergleich zu solchen, denen kein IGF-1 zugeführt wurde (BLOCK et al. 2008). Bei dem Vergleich von in vitro produzierten Embryonen mit solchen, die in vivo generiert wurden, konnte ein deutlicher Unterschied in der DSC2-Expression nachgewiesen werden. Embryonen aus einer IVP bildeten weniger DSC2 als die in vivo generierten. Dies kann ein Indikator für eine bessere Qualität der in vivo produzierten Embryonen sein (WRENZYCKI et al. 2001, KNIJN et al. 2002). Auch die Kryokonservierung beeinflusst die Bildung von DSC2, so konnte bei vitrifizierten Embryonen nach dem Auftauen signifikant weniger DSC2 ermittelt werden als bei Embryonen, die nicht kryokonserviert wurden (STINSHOFF et al. 2011). 2.7.6. Prostaglandin G/H-Synthase 2 (PTGS2) Die Prostaglandin G/H-Synthase (PTGS), auch als Cyclooxygenase bzw. Prostaglandin Endoperoxid-Synthase bezeichnet, ist ein integrales Membranprotein, welches in so gut wie jeder Zelle vorkommt (SMITH u. MARNETT 1991). Es spielt eine entscheidende Rolle in der Synthese von Prostanoiden, wie Prostaglandin, 60 Literatur Prostacyclin oder Thromboxanen, welche an vielen wichtigen Mechanismen im Körper beteiligt sind. Dies sind unter anderem Immunreaktionen, Entzündungsreaktionen, Schmerzbildung oder die Blutgerinnung (SIROIS et al. 1992). Eine weitere entscheidende Rolle spielen die Prostanoide bei verschiedensten Mechanismen der Reproduktionsbiologie, so beeinflussen sie beispielsweise die Ovulation, die Implantation von Embryonen und die Bildung der Plazenta (SIROIS et al. 1992, SMITH u. MARNETT 1991). Die Bildung von Prostanoide erfolgt zunächst durch die Oxidierung von Arachidonsäure zu Prostaglandin G2 und eine anschließende Reduzierung zu Prostaglandin H2. Dieses wird wiederrum von verschiedenen Enzymen zu den einzelnen Prostanoiden, beispielsweise dem PGF2α, verstoffwechselt (VANE et al. 1998). Im Organismus kommen zwei Formen der PTGS vor, die Prostaglandin G/H-Synthase 1 (PTGS1) und die Prostaglandin G/H-Synthase 2 (PTGS2). Die PTGS1 wird von jeder Zelle durchgehend in bestimmtem Maße gebildet, die erst 1991 entdeckte zweite Form PTGS2 wird dagegen erst nach der Stimulation der Zelle durch verschiedene Faktoren, wie Zytokine oder andere Entzündungsmediatoren, freigesetzt (MORITA et al. 1995). Diese zweite Enzymform lässt sich durch Stoffe wie Acetylsalicylsäure und andere, nicht-steroidale Antiphlogistika hemmen und ist daher von großem wissenschaftlichen Interesse im Hinblick auf die Bekämpfung von Entzündungen (VANE et al. 1998), aber auch in der Tumorbekämpfung. So konnte 1995 durch TSUJII und DUBOIS nachgewiesen werden, das Zellen, die eine starke Expression von PTGS2 zeigen, strukturelle Veränderungen, wie eine starke Proliferationsrate und eine Resistenz gegenüber dem programmierten Zelltod, aufwiesen. Es wurde weiterhin eine Bedeutung des PTGS2 für die Entstehung von Tumoren vermutet (TSUJII u. DUBOIS 1995). Bei den physiologischen Vorgängen der Ovulation, der Eizellreifung und der Embryonenentwicklung sowie der Implantation und Plazentabildung spielt PTGS2 eine entscheidende Rolle. So konnten bei Mäusen, welche nicht in der Lage waren, PTGS2 auszubilden, Infertilität und Störungen in der Ovulation, der Oozyten-Maturation und der Implantation der Embryonen festgestellt werden (LIM et al. 1999). PTGS2 wird bei der Implantation sowohl von den Blastozysten als auch 61 Literatur vom Uterus gebildet und scheint hier eine entscheidende Rolle zu spielen (LIM et al. 1999). Des Weiteren wird es auch im Eileiter und in den Kumuluszellen exprimiert (GAUVREAU et al. 2010). Eine genügende Expression von PTGS2 in den Kumuluszellen scheint ein Faktor für eine gute Entwicklungskompetenz und Qualität der Eizellen zu sein. So war die Expression von PTGS2 in den Kumuluszellen von qualitativ hochwertigen Eizellen bis zu sechsmal so hoch wie in qualitativ schlechten (MCKENZIE et al. 2004). In bovinen Embryonen konnte PTGS2 in allen Stadien bis zur geschlüpften Blastozyste nachgewiesen werden. Dabei exprimieren Morulae und frühe Blastozysten weniger PTGS2 als expandierte oder geschlüpfte Blastozysten und Blastozysten von guter Qualität exprimierten deutlich mehr PTGS2 als solche von geringerer Qualität (SAINT-DIZIER et al. 2011). GAD et al. (2012) konnten bei einem Vergleich in vitro produzierter mit in vivo generierten bovinen Embryonen niedrigere Expressionsraten bei den IVP Embryonen ermitteln. Das Vorkommen von PTGS2 ist hauptsächlich auf das TE beschränkt, in der ICM konnte es nur in geringem Umfang nachgewiesen werden. Dies signalisiert die Bedeutung des Enzyms für die Implantation des Embryos und die Interaktion zwischen dem Embryo und dem Uterus (CHARPIGNY et al. 1997). Des Weiteren konnte in Embryonen, welche zu einer erfolgreichen Trächtigkeit und der Geburt gesunder Kälber führten, eine höhere PTGS2-Expression nachgewiesen werden, als in solchen, die zu Beginn der Trächtigkeit resorbiert wurden (EL-SAYED et al. 2006). Eine Inhibierung der PTGS2-Aktivität in der Maturationsphase boviner Eizellen führt zu einer Reduzierung der Reifungsrate, einer langsamen Embryonalentwicklung und zu einer geringeren Zellzahl im Blastozystenstadium (NUTTINCK et al. 2011). 62 Material und Methoden 3. Material und Methoden Die verwendeten Geräte und Materialien sowie die Zusammensetzung der verwendeten Medien und Chemikalien sind, sofern nicht im Text beschrieben, im Anhang aufgeführt. Wenn nicht anders angegeben, stammen die verwendeten Chemikalien von der Firma Sigma (Steinheim, Deutschland) 3.1. In-vitro-Produktion Die In-vitro-Produktion (IVP) boviner Embryonen besteht aus drei aufeinander folgenden Schritten: Der In-vitro-Maturation oder -Reifung (IVM), der In-vitro-Fertilisation oder -Befruchtung (IVF) und der In-vitro-Kultur (IVC). Der Tag der In-vitro-Kultur 0 1 2 3 4 5 6 Abbildung 13: Zeitachse der In-vitro-Produktion 63 Entwicklungskontrollen In-vitro-Fertilisation Tag -1 Entwicklungskontrollen und Vitrifikation In-vitro-Maturation In-vitro-Fertilisation entspricht Tag 0 der Embryonalentwicklung (Abb. 13). 7 8 Material und Methoden 3.1.1. Herkunft und Transport der Ovarien Zur IVP wurden Ovarien frisch geschlachteter Rinder verwendet. Die Ovarien stammten von einem Schlachthof der Firma Vion (Bad Bramstedt, Deutschland). Es wurde darauf geachtet, keine juvenilen, pathologisch veränderten oder zystisch entarteten Ovarien zu verwenden. Ebenso wurden keine Ovarien von trächtigen Tieren benutzt. Der Transport der Ovarien zum Labor fand in einem Thermobehälter in 28-30°C warmer PBS-Complete Lösung statt, dabei betrug die Transportdauer durchschnittlich zwei Stunden. 3.1.2. Bearbeitung der Ovarien Nach Ankunft im Labor wurden die Ovarien zunächst dreimalig mit 37°C warmer, mit 60 mg Penicillin und 100 mg Streptomycin versetzter, isotonischer Kochsalzlösung gewaschen (NaCl-Complete). Zur Eröffnung der Follikel wurden die Ovarien mittels einer Arterienklemme in eine mit ca. 80 ml PBS-Complete gefüllte Petrischale gehalten und durch mehrere parallel angeordnete Kürschnerklingen eröffnet. Diese so genannte Slicing-Methode (Eckert u. Niemann 1995) eröffnete die oberflächlichen und tiefen Follikel, wodurch die Kumulus-Oozyten-Komplexe (KOK) herausgespült wurden und in das PBS-Complete übergingen. Um die KOK zu isolieren, musste zunächst die Flüssigkeit durch ein Sieb in ein 500 ml Becherglas überführt werden, um große Gewebestücke zu entfernen. Nach einer zehnminütigen Sedimentationszeit konnte der Überstand durch eine Pasteurpipette bis auf 100 ml abgesaugt werden. Das Sediment wurde auf ca. zehn bis zwölf 15 ml Falconröhrchen verteilt, mit PBS verdünnt und erneut zehn Minuten zum Sedimentieren auf der Wärmeplatte bei 37°C stehen gelassen. Anschließend konnte mittels einer Pasteurpipette ca. 5 ml Sediment aus dem Reagenzglas abgesaugt, in eine Petrischale überführt und mit ca. 80 ml PBS-Complete erneut verdünnt werden. 64 Material und Methoden 3.1.3. Selektion der Kumulus-Oozyten-Komplexe Die Selektion der KOK erfolgte unter dem Stereomikroskop (Fa. Olympus, Hamburg, Deutschland) auf einer Wärmeplatte bei 37°C. Mittels einer 20 μl Glaspipette (Fa. Brand, Wertheim, Deutschland) und eines Pipettierhelfers (Fa. Brand, Wertheim, Deutschland) wurden die gefundenen KOK aufgesaugt und zunächst in einer Petrischale, in der sich 2 ml 37°C warme TCM-air-Lösung befand, gesammelt. Nach dem Auffinden aller KOK wurden diese in der TCM-air-Lösung morphologisch qualitativ beurteilt. Die Beurteilung erfolgte dabei nach dem in Tabelle 17 aufgeführten Schema in fünf Kategorien. Nur KOK der Kategorien 1, 2 und 3 konnten für die folgenden Versuche verwendet werden, die restlichen KOK wurden verworfen. Tabelle 17: Klassifizierung der KOK Kategorie 1 2 3 4 5 Merkmale Homogenes Zytoplasma Mehrlagiger Kumulus (mindestens 3 Lagen) Homogenes Zytoplasma Mindestens einlagige, durchgehende Kumulusschicht Homogenes oder heterogenes Zytoplasma Einzelne anhaftende Kumuluszellen Homogenes oder heterogenes Zytoplasma Keine anhaftenden Kumuluszellen; leere Zonae Homogenes oder heterogenes Zytoplasma Expandierter Kumulus Tauglichkeit Ja Ja Ja Nein Nein 3.1.4. In-vitro-Maturation (IVM) Nach der Selektion der KOK wurden diejenigen der Kategorien 1-3 (Abb. 14) randomisiert in Gruppen zu 18-22 KOK aufgeteilt. In diesen Gruppen wurden sie zunächst dreimalig durch 100 μl Waschdrops pipettiert, um noch anhaftende Gewebebestandteile zu entfernen und das TCM-air-Medium auszudünnen. Die Waschdrops bestanden aus TCM-BSA (FAF), befanden sich in 3er-Reihen 65 Material und Methoden angeordnet in 60 mm Petrischalen und waren mit Silikonöl (Fa. Serva, Heidelberg, Deutschland) überschichtet. Nach diesem Waschschritt wurden die KOK-Gruppen in 100 μl-Reifungsdrops, bestehend aus TCM-BSA (FAF) versetzt mit Suigonan®, pipettiert. Suigonan® ist eine kommerziell erhältliche Lösung, welche in einer Menge von 25 µl als Hormone 10 Internationale Einheiten (I.E.) Pregnant Mare Serum Gonadotropin (PMSG) und 5 I.E. Humanes Corion Gonadotropin (HCG) enthält. Die Reifungsdrops waren jeweils zu viert in einer 35 mm Petrischale angeordnet und ebenfalls mit Silikonöl überschichtet. In diesem Medium erfolgte die Reifung der Eizellen für 24 Stunden bei 39°C, feuchtigkeitsgesättigter Atmosphäre und 5% CO2. * ** *** Abbildung 14: KOK der Kategorien 1-3 (*:1, **:2, ***:3) 3.1.5. In-vitro-Fertilisation (IVF) 3.1.5.1. Vorbereitung der Medien Für die Fertilisation wurde zunächst die Fertilisations-Tyrode`s-Albumin- Laktat-Pyruvat-Hypotaurin-Heparin-Epinephrin-Gebrauchslösung Gebrauchslösung) als Fertilisationstropfen für mindestens (Fert.Talp-HHEeine Stunde im Brutschrank bei 39°C und 5% CO2 äquilibriert. Die 100 μl-Fertilisationstropfen waren dabei zu viert in 35 mm Petrischälchen angeordnet und mit Silikonöl überschichtet. Genauso wurde mit den IVF-Waschdrops, 66 bestehend aus Material und Methoden Fert.Talp-Gebrauchslösung verfahren. Die restlichen, zur Aufbereitung der Spermien benötigten Medien, die Fert-Talp-Gebrauchslösung, die Fert-Talp-HHE- Gebrauchslösung sowie die Sperm-Filter-Gebrauchslösung verblieben bis zu ihrem Gebrauch ebenfalls im Kulturschrank bei 39°C, feuchtigkeitsgesättigter Atmosphäre und 5% CO2. 3.1.5.2. Vorbereitung der Spermien Zunächst erfolgte das Auftauen der 250 μl Straws mit Spermien eines im Vorfeld auf IVF-Tauglichkeit getesteten Bullen für zehn Sekunden bei 30°C im Wasserbad. Nach dem Auftauen fand eine erste Kontrolle der Spermien hinsichtlich ihrer Motilität unter dem Mikroskop statt. Bei genügender Qualität wurde ein Eppendorfgefäß, in dem sich 750 μl Sperm-Filter®-Gebrauchslösung befand, mit den aufgetauten Spermien überschichtet und für 16 Minuten bei 380 g zentrifugiert. Dieser erste Zentrifugationsschritt diente der Separation der toten von den lebenden Spermien. Nach Ablauf der 16 Minuten wurde der Überstand bis auf 50 μl abgenommen, die Spermien mit 750 μl Fert.Talp-Gebrauchslösung resuspendiert und erneut für drei Minuten bei 380 g zentrifugiert. Es folgte ein weiterer Waschschritt, bei dem der Überstand bis auf 50 μl abgenommen, mit 750 μl Fert.Talp-HHE-Gebrauchslösung resuspendiert und erneut für 3 Minuten bei 380 g zentrifugiert wurde. Nach diesem letzten Waschschritt erfolgte die Abnahme des Überstandes bis auf 100 μl und eine zweite Qualitätskontrolle der Spermien unter dem Mikroskop. Bis zur Fertilisierung wurden die vorbereiteten Spermien im Brutschrank bei 39°C, feuchtigkeitsgesättigter Atmosphäre und 5% CO2 aufbewahrt. 3.1.5.3. Fertilisation Die gereiften Eizellen wurden zunächst in jeweils drei 100 μl-IVF-Waschdrops gewaschen und dann in die Fertilisationstropfen überführt. Die Bestimmung der Spermiendichte erfolgte mittels einer Thoma-Kammer. Auf dessen Grundlage fand die Berechnung des benötigten Volumens Spermiensuspension pro 100 μl 67 Material und Methoden Kulturtropfen statt, um eine Endkonzentration von 100.000 Spermien/100 μl Fertilisationstropfen zu erreichen. Das benötigte Volumen wurde daraufhin zu den Eizellen in die Fertilisationstropfen pipettiert und für 19 Stunden bei 39°C, feuchtigkeitsgesättigter Atmosphäre und 5% CO2 koinkubiert. Der Tag der Fertilisation entsprach Tag 0 der Embryonalentwicklung. 3.1.6. In-vitro-Kultur (IVC) Nach 19stündiger Fertilisation konnten die vermeintlichen Zygoten in Gruppen zu 20-40 in 2 ml TCM-air bei 37°C auf der Wärmeplatte unter dem Stereomikroskop von ihrer Kumuluszellen befreit werden. Dazu wurden sie mehrmals mittels eines Strippers (Fa. Gynemed, Lensahn, Deutschland) in eine im Durchmesser 135 μm große Kapillare gesaugt und wieder in das TCM-air pipettiert. Durch diese Manipulation gelang es, die Kumuluszellen vollständig zu entfernen. Die Kultivierung der denudierten Zygoten fand nach vorerst dreimaligem Waschen in 80 μl IVC-Waschtropfen (SOFaa), in Gruppen zu 5-7 Zygoten in 30 μl IVC-Kulturtropfen (SOFaa) statt. Die Kultur erfolgte für insgesamt 8 Tage bei 39°C, feuchtigkeitsgesättigter Atmosphäre, 5% CO2 und 5% O2. 3.2. Entwicklungskontrollen An Tag 7 und 8 der IVP wurden unter dem Stereomikroskop die Teilungs- und Entwicklungsraten der Embryonen beurteilt. Die Teilungsrate ergab sich dabei aus dem Anteil geteilter zu den in das Kultursystem eingebrachten Eizellen, die Entwicklungsrate aus dem Anteil Blastozysten und expandierten Blastozysten an der Gesamtanzahl Eizellen. Die Beurteilung der Entwicklungsrate fand dabei sowohl an Tag 7 als auch an Tag 8 statt. An Tag 7 expandierte Blastozysten wurden in 2 ml TCM-air gesammelt und gingen randomisiert in die Vitrifikation durch Gynemed VitriFreeze Medien (Vitrifikation 1; V1), bzw. durch Origio MediCult Vitrification Cooling Medien (Vitrifikation 2; V2) 68 Material und Methoden sowie die Kontrollgruppen zu den einzelnen Vitrifikationmethoden [(Kontrolle der Vitrifikation1; KV1);(Kontrolle der Vitrifikation 2; KV2)] ein. 3.3. Vitrifikation durch Gynemed VitriFreeze Medien Für die Vitrifikation durch Medien, die unter anderem DMSO als Kryoprotektivum enthielten, wurde das VitriFreeze-Kit der Firma Gynemed (Lensahn, Deutschland) verwendet. Die Zusammensetzung der Medien ist in Tabelle 18 dargestellt. Die Vitrifikationsmethode wird im weiteren Verlauf auch als Vitrifikationsmethode 1 (V1) benannt. Nach einer Aufwärmphase der Medien auf 37°C im Wärmeschrank wurden diese in die Vertiefungen eines Four-well-dishes überführt. Die Verteilung ist Tabelle 19 zu entnehmen. Die Vitrifikation fand unter dem Stereomikroskop auf einer Wärmeplatte bei ebenfalls 37°C statt. An Tag 7 expandierte Blastozysten wurden zunächst in 2 ml TCM-air gesammelt und anschließend wie folgt durch die VitriFreeze Medien pipettiert. Die Medien stellten dabei eine umgekehrte Verdünnungsreihe mit immer höher werdenden Konzentrationen an Kryoprotektiva dar: Maximal 10 s im Präinkubationsmedium (Ausdünnen des TCM-air) 2 min im Präinkubationsmedium 2 min in der VitriStore Freeze Lösung 1 Maximal 20 s in der VitriStore Freeze Lösung 2 Die Manipulation durch die Verdünnungsreihe erfolgte immer mit 1-2 Blastozysten gleichzeitig mittels eines Strippers und einer im Durchmesser 275 µm großen Kapillare. Nach Ablauf der 20 Sekunden in der VitriStore Freeze Lösung 2 kamen die Blastozysten mit möglichst wenig Medium auf die Spitze eines Vitriplugs (Fa. Astro Medtec, Bergheim, Österreich; Abb. 15) und wurden unmittelbar in den flüssigen Stickstoff überführt. Im Stickstoff erfolgte mittels Arterienklemmen das Aufschieben eines Straws auf den Vitriplug. Die Vitriplugs befanden sich bei der Überführung in 69 Material und Methoden den Stickstoffcontainer, in dem sie bis zum Auftauen lagerten, in ständigem Kontakt zum flüssigen Stickstoff. Tabelle 18: Zusammensetzung der Gynemed VitriFreeze-Medien Medium Zusammensetzung Präinkubationsmedium DMSO; EG; Ficoll; HSA; Saccharose VitriStore Freeze Lösung 1 DMSO; EG; Ficoll; HSA; Saccharose VitriStore Freeze Lösung 2 DMSO; EG; Ficoll; HSA; Saccharose Tabelle 19: Einfrierprotokoll durch Gynemed VitriFreeze-Medien Well 1 Well 2 Well 3 Well 4 Medium Präinkubationsmedium Präinkubationsmedium VitriStore Freeze Lösung 1 VitriStore Freeze Lösung 2 Menge Ca. 300 µl Ca. 300 µl Ca. 300 µl Ca. 300 µl Dauer max. 10 s 2 min 2 min 20 s * ** Abbildung 15: Vitriplug; (*: Ansicht von der Seite, **: Ansicht von oben) 70 Material und Methoden 3.4. Auftauen der Embryonen durch Gynemed VitriThaw Medien Für den Auftauschritt der Vitrifikationsmethode 1 wurden ebenfalls Medien der Firma Gynemed verwendet, deren Zusammensetzung in Tabelle 20 dargestellt ist. Die Verteilung der Medien, nach deren Erwärmung auf 37°C im Wärmeschrank, erfolgte analog zu den Einfriermedien in die Vertiefungen eines Four-well-dishes (Tab. 21). Es handelt sich ebenfalls um eine Verdünnungsreihe, bei der den Medien immer geringere Mengen an Saccharose zugesetzt sind. Tabelle 20: Zusammensetzung der Gynemed VitriThaw Medien Medium Zusammensetzung Warming Medium 1 DMSO; EG; Ficoll; HSA; 0,5 M Saccharose Warming Medium 2 DMSO; EG; Ficoll; HSA; 0,25 M Saccharose Warming Medium 3 DMSO; EG; Ficoll; HSA; 0,125 M Saccharose PBS, HSA Warming Medium 4 Die Lagerzeit der Blastozysten im Stickstoffcontainer betrug mindestens sechs Tage und maximal einen Monat. Zunächst wurden die Vitriplugs unter ständigem Stickstoffkontakt aus dem Container in einen Styroporbehälter, der ebenfalls mit flüssigem Stickstoff gefüllt war, überführt. In diesem erfolgte daraufhin die Entfernung des Straws vom Vitriplug mittels Arterienklemmen. Zum Auftauen wurde der Vitriplug aus dem Stickstoff genommen und direkt unter stereomikroskopischer Kontrolle in das Warming Medium 1 gehalten. Nach dem Aufsuchen der Blastozysten erfolgte ein mehrmaliges Auf- und Abpipettieren im Medium mittels eines Strippers und einer Kapillare mit 275 µm Durchmesser, um die Medien gut zu vermischen. Die Äquilibrierungszeit im ersten Medium betrug 3 Minuten. Anschließend wurden die Blastozysten wie folgt durch die weiteren Medien pipettiert: 71 Material und Methoden 2 min im Warming Medium 2 2 min im Warming Medium 3 2 min im Warming Medium 3 Eine Übersicht des gesamten Auftauprotokolls ist in Tabelle 21 dargestellt: Tabelle 21: Auftauprotokoll durch Gynemed VitriThaw Medien Well 1 Well 2 Well 3 Well 4 Medium Warming Medium 1 Warming Medium 2 Warming Medium 3 Warming Medium 4 Menge 1 ml 300 µl 300 µl 300 µl Dauer 3 min 2 min 2 min 2 min Nach Ablauf der letzten zwei Minuten wurden die Blastozysten zunächst wieder in 2 ml 37°C warmem TCM-air gesammelt. Um die Reexpansions- und die Schlupfrate beurteilen zu können, mussten die Blastozysten erneut in Kulturmedium überführt werden. Dazu wurden sie in Gruppen zu 5-7 Blastozysten zunächst dreimalig durch Waschtropfen bestehend aus SOF (aa) pipettiert und dann in 30 μl Tropfen SOF (aa) für 48 Stunden bei 39°C, feuchtigkeitsgesättigter Atmosphäre, 5% CO2 und 5% O2 im Wärmeschrank kultiviert. 3.5. Vitrifikation durch Origio MediCult Vitrification Cooling Medien Für die Vitrifikationsmethode durch Medien, die kein DMSO als Kryoprotektiva enthielten, wurde ein Kit der Firma Origio (Berlin, Deutschland) verwendet. Die Vitrifikationsmethode wird im weiteren Verlauf auch als Vitrifikationsmethode 2 (V2) bezeichnet. Das Kit bestand aus einem Äquilibrierungs- sowie einem Vitrifikationsmedium, welche als Kryoprotektiva Ethylenglycol, Propylenglycol und Saccharose enthielten. Des Weiteren war humanes Serumalbumin zugesetzt (Tab. 22). Als Trägersystem wurde zur besseren Vergleichbarkeit ebenfalls ein 72 Material und Methoden Vitriplug mit Straw benutzt. Nach einer Aufwärmphase im Wärmeschrank bei 37°C kamen die Medien analog zur Vitrifikationsmethode 1 in jeweils eine Vertiefung eines 4-well-dishes (Tab. 22). Zunächst wurden 1-2 Blastozysten aus dem TCM-air in das Äquilibrationsmedium überführt und für 5 Minuten darin belassen. Durch stereomikroskopische Kontrolle konnte beobachtet werden, wie die Blastozysten zunächst schrumpften und nach einer kurzen Zeit wieder reexpandierten. Die Reexpansion zeigte eine erfolgreiche Äquilibrierung der Blastozysten an das Medium an. Anschließend wurden die Blastozysten in das Vitrifikationsmedium überführt, wobei die maximale Kontaktzeit mit dem Vitrifikationsmedium eine Minute betrug. Innerhalb dieser Zeit wurden die Blastozysten mit möglichst wenig Flüssigkeit auf die Spitze eines Vitriplugs pipettiert und in den flüssigen Stickstoff überführt. Tabelle 22: Zusammensetzung und Einfrierprotokoll durch Origio MediCult Vitrification Cooling Medien Well 1 Well 2 Medium Equilibration Medium Vitrifikation Medium Zusammensetzung HSA, EG, PG HSA, EG, PG, Saccharose Menge 250 µl 250 µl Dauer 5 min 1 min Im flüssigen Stickstoff erfolgte analog zu 3.3 das Einführen des Vitriplugs in den Straw mittels Arterienklemmen. Die Vitriplugs wurden in einem Stickstoffcontainer für mindestens sechs Tage gelagert. 3.6. Auftauen der Embryonen durch Origio MediCult Vitrification Warming Medien Der Auftauprozess erfolgte ebenfalls durch ein kommerziell erhältliches Kit der Firma Origio. Die Medien enthielten HSA und, mit Ausnahme vom Washing Medium, 73 Material und Methoden Saccharose in absteigenden Konzentrationen. Zunächst wurden die Vitriplugs unter ständigem Stickstoffkontakt in einen Styroporbehälter überführt, in welchem mittels Arterienklemmen der Straw vom Vitriplug entfernt wurde. Die auf 37°C vorgewärmten Auftaumedien befanden sich in den Vertiefungen von zwei Four-well-dishes (Tab. 23). Die weitere Behandlung der vitrifizierten Blastozysten erfolgte ab hier analog zu 3.4. Die jeweiligen Äquilibrierungszeiten sind in Tabelle 7 dargestellt. Nach dem Durchlaufen der fünf Auftauschritte wurden die Blastozysten in 2 ml 37°C warmem TCM-air gesammelt. Tabelle 23: Auftauprotokoll durch Origio MediCult Vitrification Warming Medien Well 1 Well 2 Well 3 Well 4 Well 5 Medium Warming Medium Dilution Medium 1 Dilution Medium 2 Washing Medium Washing Medium Menge 500 µl 500 µl 500 µl 500 µl 500 µl Dauer 3 min 3 min 3 min 3 min 3 min Zur Ermittlung der Reexpansions- und Schlupfrate erfolgte die Kultivierung der aufgetauten Blastozysten für 48 h in Gruppen zu 5-7 Blastozysten in einer SOF(aa)-Kultur (siehe 3.4) 3.7. Kontrollen Um den Einfluss der Vitrifikations- und Auftaumedien auf die Qualität der Blastozysten beurteilen zu können, wurden verschiedene Kontrollen durchgeführt. Als Standard (K) für die Qualitätsanalysen, die Lebens-Tot-Färbung und die RT-qPCR, dienten nicht vitrifizierte, an Tag 7 oder 8 geschlüpfte Blastozysten aus dem SOF(aa)-Kultursystem, die nicht in Kontakt mit den Vitrifikationsmedien kamen. 74 Material und Methoden 3.7.1. Kontrolle des Einflusses der Vitrifikations- und Auftaumedien Zur Kontrolle der Einflussfaktoren der Medien auf die Qualität der expandierten Blastozysten wurden diese zwei weiteren Kontrollgruppen zugeordnet. Die Embryonen dieser Kontrollgruppen kamen in Kontakt mit den jeweiligen Einfrierrespektive Auftaumedien der Vitrifikationsmethode 1 bzw. 2 ohne tatsächlich kryokonserviert worden zu sein (KV1 – Kontakt zu den Medien mit DMSO, KV2 – Kontakt zu den Medien ohne DMSO). Der Medienkontakt erfolgte nach den gleichen Protokollen wie die jeweiligen Vitrifikationsmethoden. Nach dem Durchlaufen aller Pipettierschritte wurden sie, genau wie die vitrifizierten Blastozysten, in SOFaa Kulturmedium verbracht und für 48 Stunden darin belassen. 3.8. Qualitätskontrollen nach dem Auftauen 3.8.1. Reexpansions- und Schlupfrate Vierundzwanzig Stunden nach dem Auftauen, bzw. im Falle der Kontrollgruppen 24 Stunden nach dem Medienkontakt wurde unter dem Stereomikroskop die Reexpansionsrate der Blastozysten beurteilt. Eine weitere Manipulation fand zu diesem Zeitpunkt nicht statt und die Blastozysten kamen für weitere 24 Stunden in den Brutschrank. Nach 48 Stunden fand die Beurteilung der Schlupfrate der Blastozysten statt. 3.8.2. Lebend-Tot-Färbung Die für die Färbung genutzten Fluoreszenzfarbstoffe waren zum einen Ethidium homodimer (Abb. 16; Fa. Invitrogen, Karlsruhe, Deutschland), welches nicht in der Lage ist, intakte Zellmembranen zu überwinden und somit nur Zellen anfärbt, deren Membranintegrität durch vorherigen Zelltod zerstört wurde. Zum anderen wurde Bisbenzimid (Abb. 17; Hoechst 33342, Fa. Invitrogen, Karlsruhe, Deutschland) benutzt. Dieser Farbstoff ist in der Lage intakte Zellwände zu überwinden, wodurch alle Zellen angefärbt werden. 75 Material und Methoden Abbildung 16: Ethidium homodimer Abbildung 17: Hoechst 33342 Um die Gebrauchslösungen für die Färbung zu erhalten, wurden zunächst von beiden Farbstoffen Stocklösungen hergestellt (Tab. 24), welche aliquotiert und bei -20°C im Gefrierfach aufbewahrt wurden. 76 Material und Methoden Tabelle 24: Ethidium homodimer-Stocklösung, Hoechst-33342 Stocklösung Inhaltsstoffe Ethidium-homodimer Stocklösung Bisbenzimid Stocklösung Ethidium homodimer 1 mg - Hoechst 33342 - 2 mg aqua bidest. 1000 μl 1000 μl Aliquote zu 25 μl 10 μl Konzentration 0,1% 0,2% Für die Erzeugung der Ethidium-homodimer-Gebrauchslösung wurde zunächst ein Aliquot Ethidium-homodimer-Stocklösung aufgetaut und 225 μl PVA/PBS-Lösung zugegeben, wodurch eine Endkonzentration von 0.01% entstand. Für die Bisbenzimid-Gebrauchslösung wurde PVA/PBS-Lösung und vorgelegt Bisbenzimid-Stocklösung zugegeben. in 2 μl Die einer der 35 mm ebenfalls Petrischale zuvor Endkonzentration 1998 μl aufgetauten betrug 0,002% Bisbenzimid. Des Weiteren benötigte Materialien waren: ca. 2 ml PVA/PBS-Lösung, ein Styropordeckel, ein Stripper mit einer 275 μm Stripperspitze, Objektträger, Deckgläschen, eine Stoppuhr, Vaseline und 2 Kanülen. Die Vaseline und die PVA/PBS-Lösung mussten zunächst im Wärmeschrank auf 37°C erwärmt werden. Die Ethidium homodimer-Gebrauchslösung und die Hoechst 33342- Gebrauchslösung wurden jeweils in einer 35 mm Petrischale auf der Wärmeplatte unter einem Styropordeckel bei Lichtausschluss aufbewahrt. Vor dem Überführen der geschlüpften Blastozysten aus dem TCMair in Ethidium-homodimer- Gebrauchslösung erfolgte ein Waschschritt durch drei Tropfen PVA/PBS-Lösung. Während die Embryonen für 15 Minuten in dem ersten Farbstoff verblieben, wurden die Objektträger vorbereitet. Die auf den Objektträger aufgebrachten Vaselinetropfen dienten dabei als Abstandshalter für das Deckgläschen. Nach Ablauf der 15 Minuten wurden die Blastozysten erneut durch 3 Tropfen PVA/PBS-Lösung pipettiert, um die Ethidium homodimer-Gebrauchslösung zu entfernen, in die Hoechst 33342Gebrauchslösung überführt und für weitere drei Minuten inkubiert. Nach Ablauf der 77 Material und Methoden drei Minuten erfolgte ein letzter Waschschritt in drei Tropfen PVA/PBS-Lösung. Danach wurden die Blastozysten einzeln mit genügend Flüssigkeit auf die vorbereiteten Objektträger pipettiert und vorsichtig unter mikroskopischer Kontrolle mithilfe von zwei Kanülen unter dem Deckgläschen gequetscht, um die einzelnen Zellen unter dem Fluoreszenzmikroskop in einer Ebene betrachten zu können. Es folgte die Ermittlung der Gesamtzellzahl sowie die Differenzierung zwischen lebenden und toten Zellen unter dem Fluoreszenzmikroskop bei 20-40facher Vergrößerung. 3.8.3. mRNA-Analyse Die Untersuchung der entwicklungsrelevanten Gentranskripte mittels RT-qPCR erfolgte an geschlüpften Blastozysten aus den beiden Vitrifikationversuchen (V1, V2) sowie aus den drei Kontrollgruppen (K, KV1, KV2). Die Blastozysten wurden zuvor unter mikroskopischer Kontrolle dreimalig durch PVA-Waschtropfen pipettiert und in möglichst wenig PVA-Medium bei -80°C in silikonisierten Eppendorf-Cups eingefrorenen. Die zu untersuchenden entwicklungsrelevanten Gentranskripte waren SLC2A1, TJP1, IFNT2, HSPA1A, DSC2 und PTGS2. In Tabelle 25 sind die verwendeten Primersequenzen für die PCR aufgelistet. 78 Material und Methoden SCL2A1 TJP1 IFNT2 HSPA1A DSC2 PTGS2 Globin forward CAGGAGATGAAGGAGGAGAGC reverse CACAAATAGCGACACGACAGT forward CGACCAGATCCTCAGGGTAA reverse GAATCACCCACATCGGATTC forward TCTCTACTGATGGCCCTGGT reverse GATCCTTCTGGAGCTGGTTG forward GGGGAGGACTTCGACAACAGG reverse CGGAACAGGTCGGAGCACAGC forward GGCAGCACGTCTCTCCTACT reverse GATGGCCCACTTTCCAAGTA forward CCAGACAAGCAGGCTAATCC reverse GAAAGACGTCAGGCAGAAGG forward GCAGCCACGGTGGCGAGTAT reverse GTGGGACAGGAGCTTGAAAT 256 162 203 245 199 200 257 894 1151 40 201 95 302 844 1088 1744 1942 1054 1253 241 555 Accession Number Startposition des Primers Transkript Sequenz (5‘-3‘) Amplifikatgröße (bp) Tabelle 25: Primersequenzen der verwendeten Primer M60448 AJ313183 NM_001015511 NM_174550 M81190 AF031698 X04751 3.8.3.1. Vorbereitung der Dynabeads-Suspension Zur Isolierung der mRNA aus den geschlüpften Blastozysten musste zunächst die Dynabeads-Suspension aus dem verwendeten Dynabeads® mRNA DIRECT™ Micro Kit (Fa. Invitrogen, Karlsruhe, Deutschland) vorbereitet werden. Die Dynabeads-Suspension wurde zunächst auf einem Vortexer homogenisiert, jeweils 79 Material und Methoden 10 µl pro zu untersuchender Probe entnommen und in ein Eppendorf-Gefäß überführt. Um die Dynabeads von der Flüssigkeit zu separieren, kamen die Eppendorf-Gefäße auf einen Magnetic Particle Concentrator (MPC). Durch die magnetische Wirkung wurden die Dynabeads an den Rand des Eppendorf-Gefäßes gezogen, wodurch der Puffer-Überstand einfacher abgenommen werden konnte. Es erfolgte eine Resuspension der Dynabeads durch 10 µl Lysis/Binding Puffer pro zu untersuchender Probe und eine erneute Abnahme des Überstandes auf dem MPC. Nach einem weiteren Waschschritt mit Lysis/Binding Puffer waren die Dynabeads für die Isolierung der mRNA vorbereitet. 3.8.3.2. Isolierung der mRNA aus den geschlüpften Blastozysten Zu jeder Probe wurden zunächst 150 µl des im Kit enthaltenen Lysis/Binding-Puffers sowie 1 µl Kaninchen-Globin-mRNA in einer Konzentration von 1pg/ µl zugegeben. Die Kaninchen-Globin-mRNA diente als externer Standard. Anschließend wurden die Proben für 10 Sekunden gevortext, kurz zentrifugiert und für 10 Minuten zum Inkubieren bei Raumtemperatur stehen gelassen. Darauf folgte die Zugabe von 10 µl der vorbereiteten Dynabeads-Suspension pro Probe und eine erneute Inkubation für fünf Minuten in einem Thermoblock bei 20°C unter leichter Bewegung. In dieser Zeit fand die Bindung der Dynabeads an den PolyA-Schwanz der mRNA statt. Nach Ablauf der Inkubationszeit wurden die Proben erneut in den MPC verbracht und der Überstand entfernt. Es folgten mehrere Waschschritte. Zunächst wurden die Proben durch Zugabe von 100 µl Washing Buffer A resuspendiert, der Überstand erneut im MPC abgenommen und dreimalig mit jeweils 100 µl Washing Buffer B resuspendiert. Nach dem letzen Waschschritt wurde der Überstand erneut abgenommen, die Proben mit 11 µl H2O (Ampuwa, Fresenius) versetzt und zur Lösung der mRNA von den Dynabeads für drei Minuten in einen Thermomixer (Fa. Eppendorf, Hamburg) bei 65°C verbracht. Anschließend wurde der MPC auf Eis gestellt. Der Überstand enthielt die isolierte mRNA, die direkt für die Reverse Transkription weiter verwendet wurde. 80 Material und Methoden 3.8.3.3. Reverse Transkription Die Reverse Transkription der mRNA zu cDNA fand in fünf Ansätzen statt (Tab. 26): Die Probe mit der geschlüpften Blastozyste (Probe), eine Positivkontrolle für Globin (Globin-Standard), eine Negativ-Kontrolle der Probe ohne den Zusatz einer Reversen Transkriptase und eines RNAse Inhibitors (Negativ-Probe), eine Negativ-Kontrolle des Standards ebenfalls ohne den Zusatz einer Reversen Transkriptase und eines RNAse Inhibitors (Negativ-Standard) sowie eine Medien-Kontrolle in der anstatt eines mRNA-Zusatzes nur steriles Wasser beigefügt wurde. Diese diente dazu eine Kontamination der Medien auszuschließen. Zusatz Konzentration Endkonzentration Probe Globin-Standard Negativ-Standard Negativ-Probe Medien-Kontrolle Tabelle 26: Ansätze für dir Reverse Transkription (Endvolumen der Ansätze 20 µl) MgCl2 50 mM 5 mM 2 µl 2 µl 2 µl 2 µl 2 µl PCR-Puffer 10x 1x 2 µl 2 µl 2 µl 2 µl 2 µl dNTPs 10 mM 1 mM 2 µl 2 µl 2 µl 2 µl 2 µl Hexamer Primer 50 mM 2,5 µM 1 µl 1 µl 1 µl 1 µl 1 µl RNAse Inhibitor 20 IE/µl 20 U 1 µl 1 µl - - 1 µl MuLV RT 50 IE/µl 50 U 1 µl 1 µl - - 1 µl mRNA Globin 1 pg/µl - 1 µl 1 µl - - 10,7 µl - - 0,3 µl - mRNA Probe H2O ad 20 µl 81 Material und Methoden Bei der Herstellung der verschiedenen Ansätze wurden die Proben durchgängig auf Eis gelagert. Die Reverse Transkription fand in einem PCR-Cycler (Fa. Biometra, Göttingen) statt, dabei durchliefen die Proben das unten aufgeführte 75minütige Programm, währenddessen die mRNA in cDNA umgeschrieben wurde. 10 Minuten bei 25°C 60 Minuten bei 42°C 5 Minuten bei 99°C Im Anschluss an die Reverse Transkription wurden die Proben direkt auf Eis gelagert und der PCR zugeführt. Der Transport und die Lagerung der Proben zwischen den einzelnen Schritten fanden ebenfalls immer auf Eis statt. 3.8.3.4. Polymerase-Kettenreaktion Für die Quantifizierung der Intensität der Expression entwicklungsrelevanter Gentranskripte ging die zuvor erhaltene cDNA in die real time PCR (qPCR) ein. Die bei der PCR verwendeten Embryonenäquivalente variierten je nach untersuchtem Gen. Sie sind in Tabelle 27 ersichtlich. Die PCR wurde im doppelten Ansatz durchgeführt. 82 Material und Methoden Tabelle 27: Eingesetzte Embryonenäquivalente der zu untersuchenden Gentranskripte Gen Embryonenäquivalent (einfacher Ansatz) Embryonenäquivalent (doppelter Ansatz) Globin (Embryo) 0,05 0,1 SLC2A1 0,1 0,2 TJP1 0,025 0,05 IFNT2 0,05 0,1 HSPA1A 0,05 0,1 DSC2 0,025 0,05 PTGS2 0,0125 0,025 Die real time PCR wurde mit einem Endvolumen von 20 μl durchgeführt. Die Ansätze für die PCR sind in Tabelle 28 ersichtlich. Der kommerziell erhältliche „Mesa Green qPCR MasterMix Plus for SYBR Assay w/ fluorescin“ (MasterMix PCR, Fa. Eurogentec, Köln) enthielt: Desoxyribonukleosidtriphosphate (dNTPs), Meteor Taq Polymerase, MgCl2, SYBR Green I, Stabilisatoren und Fluoreszin. Für die Untersuchung jedes Gens wurden mindestens 5 Wiederholungen durchgeführt. Tabelle 28: Ansätze für die Real-Time PCR Medium Medium Endkonzentration Einfacher Ansatz MasterMix PCR 1,0 10 μl Primer forward 0,2 μM 0,4 μl Primer reward 0,2 μM 0,4 μl cDNA 0,25-2 μl H2O ad 20 μl Die Proben wurden nach ihrer Bearbeitung direkt der qPCR zugeführt. Dabei startete das Programm zunächst mit einer zehnminütigen Denaturierungsphase bei 95°C. 83 Material und Methoden Darauf folgten 43 Zyklen in denen die cDNA vervielfacht wurde. Das Programm durchlief dabei in jedem Zyklus die folgenden Schritte: 15 Sekunden bei 95°C (Trennung der doppelsträngigen DNA) 30 Sekunden bei 60°C (Anlagerung der Primer) 30 Sekunden bei 70°C (Amplifikation) Die Quantifizierung der erhaltenen cDNA fand über eine kontinuierliche Messung der Fluoreszenz statt. Dabei wurde die Fluoreszenz des Farbstoff-DNA-Komplexes aus dem enthaltenen SYBR-green-Fluorenzenz-Farbstoff und der doppelsträngigen DNA gemessen. Die Verifikation der PCR-Fragmente erfolgte durch eine Schmelzkurve mit schrittweiser Erhöhung der Temperatur um 0,5°C alle 10 Sekunden beginnend bei 55°C mit einer Endtemperatur von 95°C. 3.9. Statistische Analysen Die statistische Analyse fand mittels SigmaStat 2.0 Software (Fa. Jandel Scientific, San Rafael, CA, USA) statt. Dabei wurden zunächst durch einen Kolmogorov-Smirnov Test alle Daten eines Gens auf eine Normalverteilung getestet. Die Berechnung der Reexpansions- und Schlupfraten der Gruppen V1, V2 KV1 und KV2 erfolgte durch eine One Way ANOVA (Analysis of Variance, Varianzanalyse) mit anschließendem Tukey Test. Im Anschluss daran wurde eine Two Way ANOVA mit den Faktoren Vitrifikation der Blastozysten und Medien mit/ohne DMSO mit anschließendem Holm-Sidak-Test durchgeführt. Die Ermittlung der Gesamtzellzahl sowie der Anzahl der toten Zellen pro Embryo und der Lebend-Tot-Zellratio erfolgte mittels One Way ANOVA und im Falle der Lebend-Tot-Zellratio mittels anschließendem Tukey Test und t-Test. Für die Auswertung der RT-qPCR wurde ebenfalls eine Varianzanalyse durch eine One Way ANOVA und einen Tukey Test durchgeführt. Unterschiede von P ≤ 0,05 wurden als statistisch signifikant angesehen. 84 Material und Methoden 3.10. Allgemeiner Versuchsaufbau In-vitro-Produktion Expandierte Blastozysten V1 KV1 V2 KV2 Beurteilung der Reexpansions- und Schlupfrate K Kultivierung bis zum Schlupf Geschlüpfte Blastozysten aus allen Gruppen mRNA-Analyse Lebend-Tot-Färbung Abbildung 18: Schematischer Überblick über den Versuchsaufbau 85 Ergebnisse 4. Ergebnisse 4.1. Ergebnisse der In-vitro-Produktion Die In-vitro-Produktion boviner Embryonen erfolgte ein- bis zweimal wöchentlich aus Ovarien frisch geschlachteter Rinder. In 26 IVP-Sitzungen wurden insgesamt 4902 Eizellen gewonnen, welche in vitro gereift und fertilisiert wurden und in die Kultur eingingen. Insgesamt teilten sich 2990 der vermeintlichen Zygoten, was eine Teilungsrate von durchschnittlich 61,1 ± 6,2% ergab. Bis zum Tag 7 nach der Fertilisation entwickelten sich 906, an Tag 8 1275 Zygoten zu Morulae und Blastozysten. Dies entsprach einer Entwicklungsrate von durchschnittlich 18,6 ± 4,8% an Tag 7 und 25,9 ± 6,1% an Tag 8. Die Teilungs- und Entwicklungsraten sind in Tabelle 29 aufgeführt. Tabelle 29: Anzahl Eizellen, Teilungs- und Entwicklungsraten (MW ± STABW) Anzahl [n] Raten [%] (MW ± STABW) Eizellen in der IVC 4902 Teilungsrate 2990 61,1 ± 6,2 Entwicklungsrate Tag 7 906 18,6 ± 4,8 Entwicklungsrate Tag 8 1275 25,9 ± 6,1 Von den an Tag 7 im Stadium der expandierten Blastozyste befindlichen Embryonen gingen 142 in die Vitrifikationsmethode 1, bei der unter anderem DMSO als Kryoprotektivum verwendet wurde (V1), und 151 in die Vitrifikationsmethode 2, bei der kein DMSO als Kryoprotektivum zum Einsatz kam, ein. Des Weiteren wurden 107 an Tag sieben expandierte Blastozysten der Kontrollgruppe der Vitrifikationmethode 1 und 97 der Kontrollgruppe der Vitrifikationsmethode 2 zugeordnet. Einundvierzig Embryonen wurden, nachdem sie bis zum Schlupf weiter kultiviert worden waren, im Stadium der geschlüpften Blastozyste ohne weitere Manipulation als Standard für die RT-qPCR und die Lebend-Tot-Färbung verwendet. 86 Ergebnisse Tabelle 30 zeigt die Verteilung der expandierten und geschlüpften Blastozysten auf die Versuchsgruppen. Tabelle 30: Blastozystenverteilung der einzelnen Gruppen Gruppe Anzahl verwendeter Blastozysten Vitrifikation 1 142 exp. Blastozysten Vitrifikation 2 151 exp. Blastozysten Kontrolle Vitrifikation 1 107 exp. Blastozysten Kontrolle Vitrifikation 2 97 exp. Blastozysten Kontrolle 41 geschl. Blastozysten 4.2. Morphologische Qualitätsbestimmungen 4.2.1. Reexpansions- und Schlupfraten In insgesamt 11 Durchgängen wurden 142 Blastozysten durch die Vitrifikationsmethode 1 eingefroren, nach mindestens 6 Tagen Lagerzeit in flüssigem Stickstoff wieder aufgetaut und in SOFaa-Medium verbracht. Von diesen waren nach 24 Stunden 126 reexpandiert und nach weiteren 24 Stunden 90 geschlüpft. Zwanzig der geschlüpften Embryonen wurden für die RT-qPCR in Eppendorf-Cups bei -80°C gelagert, 25 gingen in die Lebend-Tot-Färbung ein. Des Weiteren wurden in insgesamt 12 Durchgängen 151 an Tag 7 expandierte Blastozysten durch die Vitrifikationsmethode 2 eingefroren, wieder aufgetaut und kultiviert. Nach 24 Stunden waren insgesamt 108 Embryonen reexpandiert und nach 48 Stunden 48 Embryonen geschlüpft. Dreiundzwanzig der geschlüpften Embryonen wurden für die RT-qPCR gelagert und 20 der Lebend-Tot-Färbung zugeführt. Für die Kontrollen der Vitrifikationsmethoden wurden die expandierten Blastozysten durch die entsprechenden Medienreihen pipettiert, ohne dass sie in Kontakt mit dem flüssigen Stickstoff kamen. Hierfür gelangten in 7 Sitzungen insgesamt 107 Embryonen in die Kontrollgruppe der Vitrifikationsmethode 1. Von diesen 107 87 Ergebnisse Embryonen reexpandierten 96 nach 24 Stunden und 77 schlüpften nach weiteren 24 Stunden von denen 25 in die Färbung eingingen und 16 für die RT-qPCR gelagert wurden. Siebenundneunzig expandierte Blastozysten gelangten in insgesamt 9 Sitzungen in die Kontrollgruppe der Vitrifikationsmethode 2. Von diesen reexpandierten 87 Embryonen nach 24 Stunden und 48 schlüpften nach 48 Stunden. Dreizehn der geschlüpften Embryonen wurden für die RT-qPCR gelagert und 25 gingen in die Färbung ein. Eine Übersicht über die Reexpansions- und Schlupfraten ist in Tabelle 31 und in Abbildung 19 dargestellt. Beim Vergleich der Reexpansionsraten konnte eine statistisch signifikant niedrigere Rate bei der Vitrifikationsgruppe 2 im Gegensatz zu den anderen Versuchsgruppen, festgestellt werden. Ebenso unterschied sich die Schlupfrate der V2 signifikant von denen der anderen Gruppen. Des Weiteren konnte ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Schlupfraten der KV2-Gruppe zur V2- und KV1-Gruppe festgestellt werden. Tabelle 31: Reexpansions- und Schlupfraten der Embryonen nach Vitrifikation (V1,V2) und Kontrolle [(KV1, KV2);(MW ± STABW innerhalb der Spalten: a:b:c P≤ 0,05)] Gruppe Reexpansionsrate [%] Schlupfrate [%] (MW ± STABW) (MW ± STABW) V1 (n = 142) 89,2 ± 5,3a 62,9 ± 12,2ac KV1 (n = 107) 90,0 ± 8,2a 69,2 ± 12,0a V2 (n = 151) 67,0 ± 15,5b 29,4 ± 14,5b KV2 (n = 97) 90,0 ± 15,4a 47,9 ± 17,8c 88 Ergebnisse a a a b a ac c b Abbildung 19: Reexpansions- und Schlupfraten der Embryonen nach Vitrifikation (V1,V2) und Kontrolle [(KV1, KV2);(MW ± STABW: a:b:c P≤ 0,05)] 4.2.2. Ergebnisse der Zellzahlzählung Die Zellzahlzählung nach Färbung mit den Fluoreszenzfarbstoffen Ethidium homodimer und Hoechst 33342 ergab für die Embryonen der V1-Gruppe (n=25; Abb. 22 a) eine mittlere Gesamtzellzahl von 119,8 ± 5,8 Zellen/Blastozyste. Die Anzahl toter Zellen lag bei durchschnittlich 10,4 ± 1,2 Zellen/Blastozyste. In den Embryonen der V2-Gruppe (n=20; Abb. 22 c) lag die durchschnittliche Gesamtzellzahl bei 123,5 ± 4,0 Zellen/Blastozyste und die Anzahl toter Zellen, welche sich rot darstellten, bei 15,4 ± 1,0 Zellen/Blastozyste. In den Embryonen der Kontrollgruppe (n=24; Abb. 22 e), die bis zum Schlupf ausschließlich im SOFaa-Kultursystem kultiviert wurden, betrug die durchschnittliche Gesamtzellzahl nach Färbung 116,7 ± 4,8 Zellen/Blastozyste und 8,1 ± 0,8 tote Zellen/Blastozyste. In den Embryonen der KV1-Gruppe (n=25; Abb. 22 b) betrug die 89 Ergebnisse mittlere Zellzahl 120,6 ± 4,8 Zellen/Blastozyste und 9,5 ± 1,0 tote Zellen/Blastozyste und in denen der KV2-Gruppe (n=25; Abb. 22 d) 119,0 ± 5,0 Zellen/Blastozyste und 9,2 ± 0,6 tote Zellen/Blastozyste. Eine Übersicht der Zellzahlen sowie der LebendTot-Zellratio sind in Tabelle 32, Abbildung 20 und Abbildung 21 dargestellt. Bei der Gesamtzellzahl der gefärbten Blastozysten der einzelnen Gruppen konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede festgestellt werden, jedoch war die Lebend-TotZellratio der V2-Gruppe signifikant höher als die der anderen Versuchsgruppen. Die Einzeldaten der Zellfärbungen sind dem Anhang zu entnehmen. Tabelle 32: Gesamtzellzahl, Anzahl lebender und toter Zellen sowie Lebend-Tot-Zellratio in den Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM innerhalb der Spalten: a:b P≤ 0,05) Gruppe Gesamtzellzahl (MW ± SEM) Tote Zellen (MW ± SEM) Lebend-Tot-Zellratio (MW ± SEM) V1 (n = 25) 119,8 ± 5,8 10,4 ± 1,2 12,5 ± 0,9a KV1 (n = 25) 120,6 ± 4,8 9,5 ± 1,0 15,6 ± 2,1a V2 (n = 20) 123,5 ± 4,0 15,4 ± 1,0 7,8 ± 0,8b KV2 (n = 25) 119,0 ± 5,0 9,2 ± 0,6 13,1 ± 1,0a K (n= 24) 116,7 ± 4,8 8,1 ± 0,8 17,0 ± 2,0a 90 Ergebnisse Abbildung 10: Gesamtzellzahl und Anzahl toter Zellen der Blastozysten der verschiedenen Versuchsgruppen a a a a b Abbildung 21: Lebend-Tot-Zellratio in den verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: a:b P≤ 0,05) 91 Ergebnisse Abbildung 22: Geschlüpfte Blastozysten nach Zellfärbung mittels Ethidium homodimer und Hoechst-33342 der Gruppen a) V1, b) KV1, c) V2, d) KV2 und e) K 92 Ergebnisse 4.3. Analyse der Genexpression Zur Analyse der Genexpression entwicklungsrelevanter Gentranskripte wurde eine RT-qPCR durchgeführt. Die Quantifizierung der cDNA fand über eine kontinuierliche Messung der Fluoreszenz bei der qPCR statt. Die Verifizierung der PCR-Fragmente erfolgte durch eine Schmelzkurve mit schrittweiser Erhöhung der Temperatur um 0,5°C alle 10 Gentranskripte: Sekunden. ein Analysiert wurden Glukosetransporter die folgenden (SLC2A1), zwei spezifischen Zell-Zell- Verbindungsproteine (TJP1, DSC2), ein Protein zur maternalen Erkennung der Trächtigkeit (INFT2), ein Stressindikatorprotein (HSPA1A) sowie ein Enzym zur Prostaglandinsynthese (PTGS2). Es konnten statistisch signifikante Unterschiede für die Expression von SLC2A1, TJP1, DSC2 und HSPA1A gefunden werden. Bei der Expression von IFNT2 und PTGS2 waren keine signifikanten Unterschiede zu erkennen. 4.3.1. Glukosetransporter Typ 1 (SLC2A1) Bei der Expression der relativen Transkriptmenge für den Glukosetransporter Typ 1 konnten statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Embryonen der V1Gruppe und denen der KV1- und Kontrollgruppe festgestellt werden. Die Embryonen der V1-Gruppe exprimierten signifikant weniger SLC2A1 als die der KV1 und die der Kontrollgruppe. Wie in Abbildung 23 ersichtlich, konnten zwischen den Embryonen der beiden Vitrifikationsgruppen genauso wie zwischen denen der V1- und der KV2Gruppe und zwischen denen der drei Kontrollgruppen untereinander keine statistisch signifikanten Unterschiede festgestellt werden. 93 Ergebnisse a a ab ab b Abbildung 23: Relative Transkriptmenge von SLC2A1 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: a:b < 0,05) 4.3.2. Zona occludens-Protein 1 (TJP1) a* ab ab* b b Abbildung 24: Relative Transkriptmenge von TJP1 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: P a:b < 0,05, P * < 0,1) 94 Ergebnisse Bei der Expression der relativen Transkriptmenge von TJP1 zeigte sich ein statistisch signifikanter Unterschied sowohl zwischen den Embryonen der V1-Gruppe und denen der Kontrollgruppe als auch zwischen den Embryonen der KV2-Gruppe und denen der Kontrollgruppe (Abb. 24). Die Embryonen beider Gruppen, der V1- und der Kontrollgruppe, exprimierten signifikant weniger TJP1 als die Embryonen der Kontrollgruppe. Des Weiteren konnte zwischen den Embryonen der V2-Gruppe und denen der Kontrollgruppe ein statistisch tendenzieller Unterschied festgestellt werden. Auch hier exprimierten die Embryonen der V2-Gruppe tendenziell weniger TJP1 als die der Kontrollgruppe. Bei den Blastozysten der KV1- Gruppe war kein statistisch signifikanter Unterschied zu denen der anderen Gruppen festzustellen. 4.3.3. Interferon (IFNT2) Für die relative Transkriptmenge von IFNT2 konnte zwischen den Embryonen der einzelnen Versuchsgruppen keine statistisch signifikanten Unterschiede festgestellt werden (Abb. 25). Abbildung 25: Relative Transkriptmenge von IFNT2 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen 95 Ergebnisse 4.3.4. Hitzeschockprotein 70 (HSPA1A) Für HSPA1A war für die Embryonen der V1-Gruppe eine statistisch signifikant niedrigere relative Transkriptmenge im Vergleich zu den Embryonen der V2-, der KV1- und der Kontrollgruppe festzustellen. Im Vergleich zu der KV1- und der V2Gruppe hatten auch die Embryonen der KV2-Gruppe eine statistisch signifikant niedrigere Genexpression des Hitzeschockproteins. Die Embryonen der V1- und die der KV2-Gruppe unterschieden sich nicht voneinander und auch zwischen den Embryonen der K-, der KV1- und der V2-Gruppe waren keine statistisch signifikanten Unterschiede in der Genexpression von HSPA1A festzustellen. b b bc ac a Abbildung 26: Relative Transkriptmenge von HSPA1A in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: P a:b:c < 0,05) 4.3.5. Desmocollin 2 (DSC2) Abbildung 27 zeigt die relative Transkriptmenge von Desmocollin 2. Es konnten statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Werten der Embryonen beider Vitrifikationsgruppen festgestellt werden. 96 Die Embryonen der V1-Gruppe Ergebnisse exprimierten signifikant weniger DSC2 als die der V2 Gruppe. Auch im Gegensatz zu den Embryonen der K- und der KV1-Gruppe war die Expression bei denen der V1Gruppe signifikant geringer. Ähnlich zeigte sich die Expression der relativen Transkriptmenge von DSC2 in den Embryonen der KV2-Gruppe. Auch hier wurde statistisch signifikant weniger DSC2 exprimiert als in denen der V2-, der KV1- und der K-Gruppe. Die DSC2-Expression der Embryonen der V1- und der KV2-Gruppe unterschied sich nicht signifikant voneinander. a a a b b Abbildung 27: Relative Transkriptmenge von DSC2 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: P a:b < 0,05) 4.3.6. Prostaglandin G/H Synthase 2 (PTGS2) Für die relative Transkriptmenge von PTGS2 konnte zwischen den Embryonen der einzelnen Versuchsgruppen keine statistisch signifikanten Unterschiede festgestellt werden (Abb. 28). 97 Ergebnisse Abbildung 28: Relative Transkriptmenge von PTGS2 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen 98 Diskussion 5. Diskussion Die Kryokonservierung von Rinderembryonen ist seit Jahren fester Bestandteil der bovinen Reproduktionsmedizin. Durch die Konservierung können Embryonen über Jahre gelagert werden und es ist ohne größeren Aufwand möglich, eingefrorene Embryonen international zu verschicken. Sowohl in vivo gewonnene als auch in vitro produzierte Embryonen werden auch heute noch standardmäßig konventionell kryokonserviert. Die Überlebensraten in vivo gewonnener boviner Embryonen sind dabei besser als die in vitro produzierter Embryonen. Trotzdem steigt die Zahl in vitro produzierter Embryonen in den letzten Jahren deutlich an, so wurden 2010 11% mehr in vitro produzierte bovine Embryonen übertragen als noch 2009 (STROUD 2010). Diese Embryonen zeigen im Gegensatz zu in vivo gewonnenen allerdings eine geringere Kryotoleranz bei der konventionellen Krokonservierung, die Vitrifikation scheint für die Kryokonservierung boviner in vitro produzierter Embryonen besser geeignet zu sein. Dies konnte sowohl auf morphologischer Ebene, bei der Untersuchung der Zellzahlen (KAIDI et al. 2001), der Entwicklungsund Schlupfraten (NEDAMBALE et al. 2004a, RODRIGUEZ VILLAMIL et al. 2012) oder des Metabolismus (KAIDI et al. 2001), als auch auf molekularer Ebene durch die Untersuchung entwicklungsrelevanter Gentranskripte (STINSHOFF et al. 2011) nachgewiesen werden. In den letzten Jahren wurden immer wieder neue Vitrifikationsprotokolle entwickelt, um die Qualität der Embryonen nach dem Auftauen weiter zu verbessern, jedoch gelang es bis heute nicht, eine praxisreife Methode zu entwickeln. Ein wichtiger Punkt bei der Vitrifikation ist die Wahl der eingesetzten Kryoprotektiva. Die Frage, ob das nachweislich zytotoxische DMSO als Kryoprotektivum zur Vitrifikation geeignet ist, wird immer wieder kontrovers diskutiert. DMSO gilt, unter anderem wegen seiner extrem schnellen Penetrationszeit, als ein Stoff mit exzellenten kryoprotektiven Eigenschaften. Jedoch konnte in verschiedenen Arbeiten nachgewiesen werden, dass beispielsweise bei Eizellen, welche einer längeren Zeit DMSO-haltigen Lösungen ausgesetzt waren, erhebliche Zellschäden auftraten. So konnte bei Mäuseoozyten eine Veränderung der Mikrofilamentstruktur und vermehrte 99 Diskussion Chromosomendegeneration festgestellt werden (VINCENT et al. 1990, BOUQUET et al. 1995). Ebenso scheint eine lange Inkubationszeit in DMSO-haltigen Lösungen zu einem vermehrten Auftreten von degenerativen Veränderungen an Zellen zu führen. MALININ stellte bei Nierenzellen, welche für zehn Minuten einer 7,5%igen DMSOLösung ausgesetzt waren, deutliche Zellschäden fest (MALININ 1973). Bei der Kryokonservierung von Embryonen in DMSO-haltigen Medien wurde durch die Reduzierung der Inkubationszeiten eine signifikanten Steigerung der Entwicklungsraten boviner Blastozysten erreicht (ISHIMORI et al. 1993). Das Bestreben möglichst kurze Inkubationszeiten zu erreichen führt jedoch dazu, dass die Durchführung der Vitrifikationsmethoden erheblich erschwert wird und viel Erfahrung des Laborpersonals erforderlich ist. Beim Einsatz DMSO-freier Medien zur Vitrifikation können häufig längere Inkubationszeiten genutzt werden, wodurch die Methodik vereinfacht wird. Bei Vergleichen zwischen den Überlebensraten von Embryonen bei dem Einsatz DMSO-haltiger und DMSO-freier Vtrifikationsmedien zur Kryokonservierung wurden bisher sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt, die keine eindeutigen Schlussfolgerungen zulassen. So konnten beispielsweise VIEIRA et al. (2007) nach der Vitrifikation und dem Auftauen boviner in vitro produzierter Blastozysten mit DMSO-haltigen Medien bessere Schlupfraten ermitteln als mit DMSO-freien Vitrifikationsmedien. Als Richtwert für die Qualität von Embryonen werden meist Untersuchungen an in vivo gewonnenen Embryonen herangezogen. Sowohl bei der Expression entwicklungrelevanter Gentranskripte (WRENZYCKI et al. 2001) als auch bei der Kryokonservierbarkeit (RIZOS et al. 2001, RODRIGUEZ VILLAMIL et al. 2012) konnten im Vergleich zu IVP-Embryonen deutliche qualitative Unterschiede festgestellt werden, wobei sich die in vivo gewonnene Embryonen als qualitativ besser erwiesen. Bei einem Vergleich zwischen vitrifizierten und nicht kryokonservierten in vitro produzierten bovinen Embryonen waren ebenfalls deutliche qualitative Unterschiede festzustellen, wobei die Vitrifikation die Expression entwicklungsrelevanter Gentranskripte beeinflusste (STINSHOFF et al. 2011). In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss eines DMSO-haltigen und eines DMSO-freien Kryoprotektivums sowohl auf morphologischer Ebene, durch die 100 Diskussion Ermittlung der Überlebensraten, sowie der Gesamtzellzahl und Lebend-Tot-Zellratio, als auch auf molekularer Ebene, durch die der Analyse entwicklungsrelevanter Gentranskripte mittels RT-qPCR, untersucht. Dazu wurden in vitro produzierte bovine Embryonen an Tag sieben nach der Befruchtung durch zwei kommerziell erhältliche Verfahren vitrifiziert. Des Weiteren wurden Embryonen, die zwei zusätzlichen Gruppen zugeordnet waren, durch die jeweiligen Vitrifikations- und Auftaumedien der beiden Verfahren pipettiert, ohne in Kontakt mit dem flüssigen Stickstoff zu kommen. Als qualitativer Standard für die Zellzahlzählung und die RT-qPCR dienten nicht kryokonservierte, aus der SOF(aa)-Kultur stammende, geschlüpfte Blastozysten. 5.1. Reexpansions- und Schlupfraten Die Untersuchung der Reexpansions- und Schlupfraten kryokonservierter boviner Embryonen nach dem Auftauen gilt als ein einfaches und gängiges Verfahren zur Qualitätsbeurteilung und wird in vielen verschiedenen Arbeiten angewendet. Der Vergleich der Ergebnisse solcher Versuchsreihen ist jedoch schwierig, da viele Faktoren die Qualität der Embryonen aus einer IVP beeinflussen. Beispiele für solche Faktoren sind die Zusammensetzung der verwendeten Kulturmedien (NEDAMBALE et al. 2004a, MUCCI et al. 2006, SHIRAZI et al. 2009, LEROY et al. 2010), die verwendeten Vitrifikationsmedien (SAHA et al. 1996, INABA et al. 2011) oder auch die verschiedenen Vitrifikationsmethoden und Trägersysteme (PARK et al. 2006, INABA et al. 2011). Die Reexpansionsraten vitrifizierter, boviner Embryonen nach dem Auftauen, welche durch verschiedene DMSO-haltige oder DMSO-freie Vitrifikationsmedien eingefroren wurden, schwanken in verschiedenen Arbeiten zwischen 22,2% (SHIRAZI et al. 2009) und 100% (INABA et al. 2011), die Schlupfraten zwischen 19,6% (SAHA et al. 1996) und 97,3% (INABA et al. 2011). Diese sehr großen Schwankungsbreiten sind durch die Verwendung unterschiedlicher Kultursysteme und Vitrifikationsmedien in den einzelnen Laboratorien zu erklären. Bei der Betrachtung der Reexpansions- und Schlupfraten von Embryonen, die durch DMSO-haltige oder DMSO-freie Medien 101 Diskussion vitrifiziert wurden, konnten ähnlich große Schwankungsbreiten ermittelt werden. So liegen die Reexpansionsraten bei dem Einsatz DMSO-haltiger Medien zwischen 52,1% (MUCCI et al. 2006) und 100% (SHIRAZI et al. 2009), wogegen sie bei DMSO-freien Medien zwischen 22,2% (INABA et al. 2011) und 100% (SHIRAZI et al. 2009) schwanken. Die Vergleiche der Schlupfraten aus DMSO-haltigen und DMSO-freien Medien ergeben Raten zwischen 35,7% (LEROY et al. 2010) und 95,5% (INABA et al. 2011) bzw. zwischen 19,6% (SAHA et al. 1996) und 97,3% (INABA et al. 2011). Um in der vorliegenden Arbeit die Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Gruppen zu ermöglichen, wurden die bovinen Embryonen in einem Standard-Kultursystem produziert. Es wurden ausschließlich an Tag sieben expandierte Blastozysten vitrifiziert und dasselbe Trägersystem für beide Vitrifikationsmethoden verwendet. Die Raten der vorliegenden Arbeit liegen für die Embryonen der V1-Gruppe, welche mit DMSO-haltigen Medien vitrifiziert wurden, bei 89,2 ± 5,3% und für die Embryonen der V2-Gruppe, welche ohne DMSO vitrifiziert wurden, bei 67,0 ± 15,5% und damit innerhalb der Schwankungsbreite der oben aufgeführten Arbeiten. Die Raten der KV1- und der KV2 Gruppe lagen mit 90,0 ± 8,2% und 90,0 ± 15,4% im Bereich der V1-Gruppe. Es konnte eine statistisch signifikante Reduzierung der Reexpansionsrate bei Embryonen der Vitrifikationsgruppe mit DMSO-freien Medien im Vergleich zu denen der anderen Gruppen ermittelt werden. Auch bei dem Vergleich der Schlupfraten der Embryonen der einzelnen Gruppen in der vorliegenden Arbeit konnte eine statistische Signifikanz festgestellt werden. So war mit 29,4 ± 14,5% eine signifikant niedrigere Schlupfrate bei den Embryonen der V2-Gruppe im Vergleich zu denen der V1- (62,9 ± 12,2%), KV1- (69,2 ± 12,0%) und KV2-Gruppe (47,9 ± 17,8%) zu erkennen. Des Weiteren war die Schlupfrate der Blastozysten bei der KV2-Gruppe signifikant niedriger als die derer der KV1-Gruppe. Da die Embryonen aus den beiden Gruppen mit den DMSO-freien Medien reduzierte Überlebensraten im Vergleich zu den Embryonen der DMSO-haltigen Gruppen zeigen kann vermutet werden, dass die Vitrifikation mit DMSO-freien Medien zu einer Verminderung der Embryonenqualität auf morphologischer Ebene führt. Die DMSOfreien Medien scheinen keinen ausreichenden Schutz vor den Schäden durch die 102 Diskussion Kryokonservierung zu bieten, was sich in den verminderten Reexpansions- und Schlupfraten der kryokonservierten Embryonen der V2-Gruppe zeigt. Da auch die Embryonen der KV2-Gruppe signifikant niedrigere Schlupfraten zeigen als die Embryonen der KV1-Gruppe, kann davon ausgegangen werden, dass nicht nur die Kryokonservierung sondern auch die Verwendung der DMSO-freien Medien an sich auf morphologischer Ebene zu verminderten Entwicklungsraten führt. 5.2. Zellzahlzählung Die Ermittlung der Gesamtzellzahl und die Berechnung der Lebend-Tot-Zellratio von Embryonen ist eine weitere, häufig genutzte Methode zur Bewertung der Embryonenqualität auf morphologischer Ebene. Wie die Reexpansions- und Schlupfrate der Blastozysten nach Vitrifikation und Auftauen ist auch die Gesamtzellzahl abhängig von zahlreichen Parametern (MUCCI et al. 2006, USHIJIMA et al. 2008). So können beispielsweise erhebliche Unterschiede zwischen in vivo gewonnenen und in vitro produzierten Embryonen ermittelt werden. USHIJIMA et al. (2008) konnten zwar an Tag sieben nach der Befruchtung mit eine Gesamtzellzahl von durchschnittlich 164,1 bei bovinen in vivo gewonnenen und 166,8 bei bovinen IVP-Embryonen keine Unterschiede nachweisen, ab Tag acht wurden bei den in vivo gewonnenen Embryonen jedoch statistisch signifikant höhere, mittlere Zellzahlen von 305,7 Zellen im Vergleich zu 169,4 Zellen bei den IVP-Embryonen ermittelt (USHIJIMA et al. 2008). Auch der Vergleich zwischen kryokonservierten und nicht kryokonservierten Embryonen und die Wahl der der Kryokonservierungsmethode hat einen Einfluss auf die Zellzahl boviner Embryonen. Mehrfach wurden verschiedene Einfriermethoden verglichen, die dabei erzielten Ergebnisse variieren allerdings. Bei dem Vergleich der Zellzahl konventionell kryokonservierter, virtifizierter und nicht kryokonservierter boviner IVP-Embryonen konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden (STINSHOFF et al. 2011). Andere Autoren ermittelten im Gegensatz dazu bei dem Vergleich vitrifizierter und nicht kryokonservierter boviner IVP-Embryonen eine signifikante Reduzierung der Gesamtzellzahl nach der Kryokonservierung (MUCCI et 103 Diskussion al. 2006, GÓMEZ et al. 2009, SHIRAZY et al. 2009). Die mittlere Gesamtzellzahl der vitrifizierten Blastozysten schwankte in den aufgeführten Arbeiten zwischen 55,8 (SHIRAZY et al. 2009) und 127,2 (GÓMEZ et al. 2009). Auch bei Vergleichen zwischen der Lebend-Tot-Zellratio vitrifizierter und nicht kryokonservierter boviner Embryonen konnten keine einheitlichen Ergebnisse ermittelt werden. STINSHOFF et al. (2011) konnten keine signifikanten Abweichungen feststellen, im Gegensatz dazu ermittelten SHIRAZY et al. (2009) eine niedrigere Lebend-Tot-Zellratio bei Embryonen nach der Kryokonservierung. Ein Vergleich der angegebenen Arbeiten ist jedoch aufgrund der Verwendung unterschiedlicher Kultursysteme schwierig. In der vorliegenden Arbeit schwankte die mittlere Gesamtzellzahl der Blastozysten aller Versuchsgruppen zwischen 116,7 und 123,5 Zellen pro Embryo. Hier war, wie bei der Arbeit von STINSHOFF et al. (2011), kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Embryonen der beiden Kryokonservierungsmethoden und denen der nicht kryokonservierten Kontrollen festzustellen. Bei der Betrachtung der lebenden und toten Zellen konnte allerdings eine statistisch signifikante Reduzierung der Lebend-Tot-Zellratio der Blastozysten aus der DMSO-freien Vitrifikationsgruppe 2 im Vergleich zu allen anderen Gruppen festgestellt werden. Dieses Ergebnis bestätigt die Vermutung, dass die Vitrifikation ohne DMSO-Zusatz auf morphologischer Ebene zu einem nicht Kryokonservierung ausreichenden und somit Schutz zu vor einer der Schädigung morphologisch durch die verminderten Embryonenqualität und Überlebensrate führt. 5.3. Genexpression nach dem Auftauen Durch die Analyse entwicklungsrelevanter Gentranskripte bleibt die Beurteilung der Qualität boviner Embryonen nicht auf die morphologischen Kriterien beschränkt sondern kann auch auf molekularer Ebene erfolgen. Als „goldener Standard“ dienen hier die Expressionshäufigkeiten in vivo gewonnener Embryonen, welche sich nachweislich von denen in vitro produzierter unterscheiden (WRENZYCKI et al. 2007). Doch nicht nur die Herkunft der Embryonen hat Auswirkungen auf die exprimierte Menge entwicklungsrelevanter Gentranskripte. Auch andere Parameter, 104 Diskussion wie beispielsweise das verwendete Kultursystem (WRENZYCKI et al. 1998), das Alter der untersuchten Embryonen (WRENZYCKI et al. 1999) oder die Art der Kryokonservierung (ANCHAMPARUTHY et al. 2010, KUZMANY et al. 2011, SIQUEIRA FILHO et al. 2011, STINSHOFF et al. 2011, AKSU et al. 2012), haben Einfluss auf die molekulare Qualität in vitro produzierter, boviner Embryonen. In der vorliegenden Arbeit wurde die Expression sechs entwicklungsrelevanter Gentranskripte Gentranskripte untersucht. signifikante Dabei waren bei Unterschiede vier in der den sechs untersuchten Expressionsmengen kryokonservierter und nicht kryokonservierter Embryonen zu erkennen. Der Glukosetransporter Typ 1 ist verantwortlich für die Regulierung der intrazellulären Glukosekonzentration und den Transport von Glukose über epitheliale und endotheliale Membranen (MUECKLER 1994). Die SLC2A1-Expression kann bei bovinen Embryonen ab dem 2-Zell Stadium in allen frühembryonalen Stadien nachgewiesen werden (LEQUARRÉ et al. 1997). Dabei erreicht die Menge des exprimierten Gens im Stadium der Kompaktierung, in dem der embryonale Metabolismus von Laktat und Pyruvat auf Glukose umgestellt wird, ihren Höchstwert (RIEGLER et al. 1992). In diesem Entwicklungsstadium konnte bei in vitro produzierten bovinen Embryonen signifikant weniger SLC2A1 als bei in vivo generierten nachgewiesen werden (WRENZYCKI et al. 2001, KNIJN et al 2002). Ebenso konnte bei Embryonen von morphologisch schlechter Qualität geringere Mengen SLC2A1 nachgewiesen werden (LOPES et al. 2007). Dies legt den Schluss nahe, dass in vitro produzierte Embryonen geringere Mengen Glukose aufnehmen können als in vivo gewonnene. Auch nach der Kryokonservierung boviner IVP-Embryonen durch konventionelle Kryokonservierung oder Vitrifikation konnte signifikant weniger SLC2A1 nach dem Auftauen nachgewiesen werden als bei nicht kryokonservierten Embryonen (STINSHOFF et al. 2011). Diese Beobachtung konnte auch in der vorliegenden Arbeit gemacht werden. So wurde bei den Embryonen der DMSO-haltigen Vitrifikationsmethode 1 eine signifikante Reduzierung der SLC2A1-Expression im Vergleich zur Kontrollgruppe und zur KV1-Gruppe ermittelt. Die Reduzierung der SLC2A1-Expression nach der Kryokonservierung kann zu einer verminderten Glukoseaufnamefähigkeit der Embryonen, welche mit DMSO-haltigen 105 Diskussion Medien vitrifiziert wurden, führen. Dies könnte ein Grund für eine verminderte Überlebensfähigkeit und somit eine reduzierte Qualität der auf diese Weise kryokonservierten Embryonen sein. Inwiefern sich diese Qualitätsminderung auch bei der Übertragung der Embryonen auf die Trächtigkeitsraten und die Gesundheit der Kälber auswirkt, müsste in weiteren Untersuchungen geklärt werden. Auch bei der Ermittlung der TJP1-Expression konnte in der vorliegenden Arbeit eine signifikante Reduzierung der Expressionsmenge bei Embryonen der V1- und der KV2-Gruppe im Vergleich zu solchen der Kontrollgruppe festgestellt werden. Des Weiteren wurde eine tendenzielle Reduzierung der TJP1-Expression bei der V2-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe ermittelt. Das TJP1 ist das erste entdeckte Protein des Multiproteinkomplexes der Tight junctions (STEVENSON et al. 1986). Als Zellverbindungsmoleküle dienen sie unter anderem der Kommunikation zwischen verschiedenen Zellen. Die entscheidende Expression beginnt bei Embryonen im Kompaktierungsstadium, in dem die Differenzierung zwischen TE und ICM beginnt. Hier dient das TJP1 vor allem dem Aufbau von Verbindungen zwischen den zuvor deutlich voneinander getrennt liegenden Zellen und deren Differenzierung in TE und ICM. Bei bovinen Embryonen mit kurzer Kompaktierungsphase konnte signifikant weniger TJP1 ermittelt werden als bei solchen, die eine längere Kompaktierungsphase durchliefen (MILLER et al. 2003). Außerdem konnte bei dem Vergleich zwischen in vivo und in vitro produzierten Embryonen eine signifikant niedrigere Expression bei den IVP-Embryonen gemessen werden (MILLER et al. 2003). Eine verringerte Expression von TJP1 konnte auch bei dem Vergleich zwischen kryokonservierten und nicht-kryokonservierten Embryonen festgestellt werden, so exprimierten vitrifizierte und konventionell kryokonservierte Embryonen signifikant geringere Mengen TJP1 (STINSHOFF et al. 2011). Die signifikante Reduzierung der TJP-Expression bei der Vitrifikationsmethode mit DMSO-haltigen Medien in der vorliegenden Arbeit kann hinsichtlich der Qualität der Embryonen von Bedeutung sein. So kann eine geringere Expressionsmenge Störungen in der Kompaktierungsphase und bei der Ausdifferenzierung des TE der Embryonen verursachen. Die Tatsache, dass eine tendenzielle Reduzierung der TJP1-Expression auch in der V2-Gruppe zu erkennen war legt die Vermutung nahe, 106 Diskussion dass die Kryokonservierung an sich einen Einfluss auf die Bildung von Zellverbindungen und die Zelldifferenzierung der Embryonen hat. Das von bovinen Embryonen ausgeschüttete Interferon dient dem maternalen Organismus als primäres Signal zur Erkennung der Trächtigkeit (BAZER 1992). Die Ausschüttung erfolgt ausschließlich aus den Zellen des TE und beginnt bei bovinen Embryonen mit dem Blastozystenstadium (FARIN et al. 1990, WRENZYCKI et al. 1998). Die Menge des exprimierten IFNT2 ist abhängig von der Herkunft der Embryonen. In vitro produzierte Embryonen zeigten beispielsweise im Gegensatz zu in vivo generierten eine höhere Expression von IFNT2 (WRENZYCKI et al. 2001). Dies scheint ein Anzeichen für eine schlechtere Embryonenqualität zu sein, da IVP-Embryonen mit einer höheren Expression IFNT2 zu geringeren Trächtigkeitsraten nach Embryotransfer führen (KUBISCH et al. 2004). Bei konventionell kryokonservierten bovinen IVP-Embryonen konnte im Gegensatz zu Embryonen welche vitrifiziert wurden, eine erhöhte IFNT2-Expression ermittelt werden, was bedeuten könnte, dass die konventionelle Kryokonservierung für IVP-Embryonen nicht so gut geeignet ist wie die Vitrifikation (STINSHOFF et al. 2011). Auch in der vorliegenden Arbeit konnte bei den vitrifizierten Embryonen kein Unterschied in der Expressionsmenge des IFNT2 im Vergleich zu denen des nicht kryokonservierten Standards ermittelt werden. Die Vitrifikation scheint demnach keinen Einfluss auf die IFNT2-Expression zu haben. Auch bei der Betrachtung der PTGS2-Expression konnten in der vorliegenden Arbeit keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Embryonen der verschiedenen Gruppen festgestellt werden. Die Prostaglandin G/H-Synthase 2 spielt eine entscheidende Rolle in vielen Reproduktionsmechanismen. Sie beeinflusst die Ovulation, die Maturation der Oozyten, die Implantation von Embryonen oder auch die Plazentabildung (SIROIS et al. 1992, LIM et al. 1999). Nachgewiesen werden kann PTGS2 bei bovinen Embryonen in allen Stadien bis zur geschlüpften Blastozyste, wobei es hauptsächlich in den Zellen des TE vorkommt. Die Menge des exprimierten PTGS2 hat auch in bovinen Embryonen eine entscheidende Bedeutung, so bilden Embryonen von guter Qualität signifikant mehr PTGS2 als solche von schlechter Qualität (SAINT-DIZIER et al. 2011). GAD et al. konnten eine signifikante 107 Diskussion Verringerung der Expression bei in vitro produzierten bovinen Embryonen im Vergleich zu in vivo generierten ermitteln (GAD et al. 2012). Da nach der Vitrifikation der Embryonen in der vorliegenden Arbeit keine signifikante Reduzierung der PTGS2-Expression zu erkennen war, kann davon ausgegangen werden, dass diese Art der Kryokonservierung keinen entscheidenden Einfluss auf die Expression von PTGS2 hat. Das HSPA1A-Protein dient der Zelle unter anderem als Schutzprotein vor Hitzestress und als Chaperon. In Embryonen kann das Hitzeschockprotein in allen Entwicklungsphasen bis zur geschlüpften Blastozyste nachgewiesen werden (WRENZYCKI et al. 1998). Es dient als eine Art Indikator für den Nachweis suboptimaler Kulturbedingungen, so exprimieren beispielsweise Embryonen aus einer Kultur, welcher Serum zugesetzt ist, signifikant mehr HSPA1A als solche aus einer Kultur mit PVA (WRENZYCKI et al. 1999). Auch bei dem Vergleich zwischen in vitro produzierten und in vivo gewonnenen Embryonen kann ein Unterschied in der HSPA1A-Expression festgestellt werden. So exprimieren bovine und murine IVP-Embryonen größere Mengen des Proteins, was die Vermutung nahe legt, dass die IVP-Embryonen größeren Stressfaktoren ausgesetzt sind (CHRISTIANS et al. 1995, WRENZYCKI et al. 2001). Auch bei der Kryokonservierung konnten Unterschiede in der HSPA1A-Expression festgestellt werden, diese sind jedoch nicht eindeutig. So ermittelten PARK et al. und KUZMANY et al. eine Steigerung der HSPA1A-Expression nach dem Auftauen vitrifizierter in vitro produzierter boviner Embryonen (PARK et al. 2006, KUZMANY et al. 2011), SIQUEIRA FILHO et al. konnten dagegen keine Veränderung der Expression feststellen (SIQUEIRA FILHO et al. 2011). AKSU et al. konnten ebenfalls eine gesteigerte Expression eines ähnlichen Hitzeschockproteins, HSPA5, nach der Vitrifikation boviner in vitro produzierter Embryonen im Vergleich zu in vivo generierten ermitteln (AKSU et al. 2012). STINSHOFF et al. stellte jedoch sowohl bei der konventionellen Kryokonservierung als auch bei der Vitrifikation eine niedrigere Expression von HSPA1A in den kryokonservierten Embryonen im Vergleich zu nicht eingefrorenen IVP-Embryonen fest (STINSHOFF et al. 2011). Diese widersprüchlichen Ergebnisse sind durch die Verwendung verschiedener Kultursysteme in den einzelnen Arbeiten 108 Diskussion zu erklären, da diese nachweislichen Einfluss auf die HSPA1A-Expression haben können (WRENZYCKI et al. 1999). In der vorliegenden Arbeit konnte, ähnlich wie bei STINSHOFF et al. (2011) eine verminderte HSPA1A-Expression der Embryonen der V1- und der KV2-Gruppe im Vergleich zu denen der V2- und KV1-Gruppe festgestellt werden. Weiterhin war die Expression der Embryonen der V1-Gruppe im Vergleich zu denen der Kontrollgruppe signifikant reduziert. Dies kann auf eine verminderte Qualität der Embryonen der V1- und der KV2-Gruppe hindeuten, da diese durch die möglicherweise geringere Proteinbildung nicht mehr ausreichend auf Stressfaktoren reagieren können, was zu einer geringeren Überlebensfähigkeit führen kann. Ob sich diese beispielsweise auch bei den Trächtigkeitsraten nach Übertragung solcher Embryonen bemerkbar macht, müsste in weiteren Untersuchungen getestet werden. Das DSC2 ist ein wichtiger Bestandteil des Zell-Zell-Verbindungsapparates (FLEMING et al. 1991). Es wird nachweislich ab dem 2-4 Zellstadium exprimiert und spielt eine entscheidende Rolle in der Stabilisierung des Blastozoels von Embryonen (WRENZYCKI et al. 1998). In vitro produzierte, bovine Embryonen zeigen eine verringerte Expression von DSC2 im Vergleich zu in vivo generierten, was eine Erklärung für die zum Teil verzögerte Entwicklung dieser Embryonen wäre (WRENZYCKI et al. 2001, KNIJN et al. 2002). Auch die Zusammensetzung der Kulturmedien hat einen Einfluss auf die Expression von DSC2. Embryonen aus einer Kultur mit PVA-Zusatz zeigen eine erhöhte Expression im Vergleich zu Embryonen aus einer Kultur mit Serum (WRENZYCKI et al. 1999). Nach der Kryokonservierung konnte in der vorliegenden Arbeit eine Reduzierung der DSC2-Expression in den Embryonen der V1- und der KV2-Gruppe im Vergleich zu den drei anderen Gruppen nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse werden durch STINSHOFF et al. (2011) bestätigt, welche ebenfalls eine Reduzierung der Desmocollin-Expression nach der Vitrifikation boviner IVP-Embryonen ermittelten. Da in der vorliegenden Arbeit die DSC2-Expression in der Vitrifikationsgruppe mit DMSO-Zusatz signifikant geringer war als in der Kontrollgruppe und der V2-Gruppe, kann dies ein Hinweis auf eine reduzierte Entwicklung der so vitrifizierten Blastozysten sein. Dies müsste durch weitere Untersuchungen wie beispielsweise das Übertragen so vitrifizierter Embryonen und die Ermittlung der Trächtigkeitsraten oder auch durch eine 109 Diskussion Immunfluorenzenzuntersuchung zur Darstellung der Zell-Zell-Verbindungen weiter untersucht werden. 5.4. Schlussfolgerungen Die Verwendung verschiedener Vitrifikationsmedien hat einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität der Embryonen nach dem Auftauen. Dies kann in der vorliegenden Arbeit verdeutlicht werden. Die morphologische Qualitätsmessung durch die Ermittlung der Reexpansions- und Schlupfraten dient häufig als erste Analysemethode vitrifizierter IVP-Embryonen. Die Embryonen, welche zuvor durch DMSO-freie Medien kryokonserviert wurden, zeigten eine geringere Reexpansionsund Schlupfrate und eine geringere Lebend-Tot-Zellratio als die Embryonen der anderen Gruppen. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Embryonen durch das DMSO-freie Vitrifikationsmedium nicht ausreichend geschützt sind. DMSO hat eine ausgeprägte Fähigkeit zur Bildung eines glasähnlichen Zustandes (FRIEDLER et al. 1988, VALDEZ et al. 1992), wodurch es zur Vitrifikation sehr gut geeignet ist. Die Vitrifikation durch DMSO-freie Medien führte möglicherweise zu einer nicht ausreichenden Glasbildung, wodurch die Embryonen durch intrazelluläre Eiskristalle geschädigt werden können, was die geringeren Überlebensraten erklären würde. Bei Betrachtung allerdings nicht nur der morphologischen Qualitätsanalyse sondern auch der Expressionsmessung entwicklungsrelevanter Gentranskripte wird deutlich, dass die Mehrheit der molekularen Veränderungen bei Embryonen der V1- und der KV2-Gruppe auftraten. So konnten in den Embryonen der V1-Gruppe Veränderungen in vier der sechs untersuchten Gentranskripte ermittelt werden, während in der V2-Gruppe nur bei der Expression von TJP1 eine tendenzielle Reduzierung im Vergleich zur Kontrollgruppe zu erkennen war. Dies lässt die Vermutung zu, dass die Vitrifikation mit DMSO zwar zu höheren Überlebensraten nach dem Auftauen der Embryonen führt, die toxische Wirkung des DMSO jedoch auf molekularer Ebene zu zahlreichen Veränderungen der Expression entwicklungsrelevanter Gentranskripte führt, welche bei der Vitrifikation ohne DMSO nicht auftreten. 110 Diskussion Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Vitrifikation durch DMSO-haltige Medien zwar zu hohen Überlebensraten führt, die Embryonen auf molekularer Ebene jedoch signifikante Veränderungen aufweisen. Ob sich diese molekularen Veränderungen auch auf die Etablierung der Trächtigkeit und auf die Überlebensraten und Gesundheit der geborenen Kälber auswirken müsste in weiteren Versuchen untersucht werden. Die Vitrifikation durch DMSO-freie Medien scheint solche molekularen Veränderungen nicht auszulösen, allerdings konnten in der vorliegenden Arbeit keine zufriedenstellenden Überlebensraten der Embryonen nach dem Auftauen erreicht werden. Um eine praxisreife Methode zur Vitrifikation boviner Blastozysten zu entwickeln, sind demnach weitere Untersuchungen und Modifikationen der gewählten Methoden nötig. Die Entwicklung einer solchen Methode hat für die Rinderzucht, insbesondere im Hinblick auf die Ermittlung des genomischen Zuchtwertes von Embryonen, große Bedeutung. Die Vitrifikation ist für die Kryokonservierung in vitro produzierter boviner Embryonen besser geeignet als die konventionelle Kryokonservierung. Da die Embryonen zu Ermittlung des genomischen Zuchtwertes für den Zeitraum des Untersuchungsverfahrens kryokonserviert werden ist eine Verbesserung der Überlebensraten von großer Bedeutung. Auch in der Humanmedizin werden, bei der Präimplantationsdiagnostik, Biopsien von frühen Embryonalstadien entnommen und die Embryonen für die Dauer der Untersuchungen kryokonserviert. Eine Verbesserung Konservierungsmethode wäre auch in diesem Bereich von enormer Bedeutung. 111 der Zusammenfassung 6. Zusammenfassung Katharina Beuing Auswirkungen zweier Vitrifikationsverfahren auf die morphologische und molekulare Qualität in vitro produzierter boviner Embryonen Das Ziel der vorliegenden Studie war es den Einfluss zweier Vitrifikationsmedien auf die morphologische und molekulare Qualität boviner, in vitro generierter Embryonen zu untersuchen. Die Vitrifikation und das Auftauen von an Tag 7 expandierten Blastozysten, die aus einem Standard-IVP-System (SOFaa) stammten, erfolgte entweder mit einem Vitrifikationskit das unter anderem DMSO als Kryoprotektivum enthielt (V1, n=142; Gynemed, Lehnsahn, Deutschland), oder mit einem Kit, welches kein DMSO enthielt (V2, n=151; Origio, Berlin, Deutschland). Embryonen, die zwei weiteren Gruppen zugeordnet wurden, hatten nur Kontakt mit den jeweiligen Einfrierrespektive Auftaumedien, ohne tatsächlich kryokonserviert worden zu sein (KV1 Kontakt zum DMSO-haltigen Medium der Firma Gynemed, n=107; KV2 - Kontakt zum DMSO-freien Medium der Firma Origio, n=97). Nach der Vitrifikation und dem Auftauen erfolgten weitere 48 Stunden der Kultur, um nach 24 bzw. 48 Stunden die Reexpansions- und Schlupfraten zu ermitteln. Die Analyse der geschlüpfte Blastozysten der jeweiligen Gruppen erfolgte mittels einer Lebend-Tot-Färbung oder einer RT-qPCR. In der molekularen Analyse wurde die relative Transkriptmenge von SLC2A1, HSPA1A, IFNT2, TJP1, DSC2 und PTGS2 bestimmt. Als Standard dienten für diese Analysen nicht vitrifizierte, geschlüpfte Blastozysten (K), die weder Kontakt zu den Vitrifikationsmedien hatten noch eingefroren wurden. Die folgenden Ergebnisse konnten erzielt werden: 1. Die in den versuchen eingesetzten Blastozysten entstammen 26 IVP-Durchgängen. Die durchschnittliche Teilungsrate betrug 61,1 ± 6,2% (n = 2990). Die Entwicklungsrate bis zur Morula oder Blastozyste lag an Tag 7 bei 18,6 ± 4,8% (n = 906) und an Tag 8 bei 25,9 ± 6,1% (n = 1275). 112 Zusammenfassung 2. Nach dem Auftauen lag die Reexpansionsrate für die expandierten Blastozysten der V1-Gruppe bei 89,2 ± 5,3%, die der V2-Gruppe bei 67,0 ± 15,5%. Die Schlupfrate lag bei 62,9 ± 12,2% für die Embryonen der V1- und bei 29,4 ± 14,5% für die Embryonen der V2-Gruppe. Die Reexpansionsraten der Embryonen der KV1- bzw. der KV2-Gruppe lagen bei 90,0 ± 8,2% und 90,0 ± 15,4%, die Schlupfraten bei 69,2 ± 12,0% und 47,9 ± 17,8%. Es konnte eine statistisch signifikante Reduzierung der Reexpansions- und Schlupfrate der Embryonen der V2-Gruppe im Vergleich zu allen anderen Gruppen ermittelt werden. Des Weiteren konnte eine Reduzierung der Schlupfrate der KV2-Blastozysten im Vergleich zu den Blastozysten der KV1-Gruppe festgestellt werden. 3. Die durchschnittliche Zellzahl lag bei den Embryonen der einzelnen Versuchsgruppen bei 119,8 ± 5,8 in der V1-Gruppe (n = 25), 123,5 ± 4,0 in der V2-Gruppe (n = 20), 120,6 ± 4,8 in der KV1-Gruppe (n = 25), 119,0 ± 5,0 in der KV2-Gruppe (n = 25) und 116,7 ± 4,8 in der Kontrollgruppe (n = 24). Es konnte kein statistisch signifikanter Unterschied in der Gesamtzellzahl der geschlüpften Blastozysten zwischen den einzelnen Gruppen festgestellt werden. Die Lebend-Tot-Zellratio war bei den Embryonen der V2-Gruppe (7,8 ± 0,8) statistisch signifikant niedriger als die der V1-Gruppe (12,5 ± 0,9), der KV1-Gruppe (15,6 ± 2,1), der KV2-Gruppe (13,1 ± 1,0) und der Kontrollgruppe (17,0 ± 2,0). 4. Die Analyse der relativen Transkriptmengen von IFNT2 und PTGS2 ergab keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen der Embryonen der einzelnen Gruppen. 5. Die Expression von SLC2A1 war in den Embryonen der V1-Gruppe signifikant niedriger als in den Embryonen der KV1- und der Kontrollgruppe. 6. Bei der Analyse der Blastozysten der Gruppen V1 und KV2 konnten signifikant weniger TJP1-Transkripte nachgewiesen werden als in denen der Kontrollgruppe. 113 Zusammenfassung Tendenziell waren in den Embryonen der V2-Gruppe ebenfalls weniger TJP1-Transkripte als in den Embryonen der Kontrollgruppe darstellbar. 7. Blastozysten, die nach dem KV2- oder dem V1-Protokol behandelt wurden, wiesen eine geringere Menge an DSC2-Transkripten auf als die Blastozysten der anderen Versuchsgruppen und der Kontrollgruppe. 8. Die Expression von HSPA1A war in den Embryonen der V1-Gruppe statistisch signifikant niedriger als in denen der Kontrollgruppe, der V2- und der KV1Gruppe. Die Transkriptmenge der Embryonen der KV2-Gruppe war signifikant niedriger als die der Embryonen der V2- und der KV1-Gruppe, unterschied sich jedoch im Vergleich zur Kontrollgruppe nicht. Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass die Vitrifikation durch Medien, welche unter anderem DMSO als Kryoprotektivum enthalten, auf morphologischer Ebene zu einer besseren Überlebensfähigkeit nach dem Auftauen führt. Die Embryonen zeigen jedoch Veränderungen auf molekularer Ebene. Bei vier der sechs untersuchten, entwicklungsrelevanten Gentranskripte konnte eine verringerte Qualität im Vergleich zu den Embryonen der DMSO-freien Gruppen festgestellt werden. Inwiefern sich diese molekularen Unterschiede auf die Überlebensfähigkeit und die Gesundheit von Kälbern auswirken, müsste in weiteren Untersuchungen ermittelt werden. 114 Summary 7. Summary Katharina Beuing Effects of two different vitrification methods on the morphological and molecular quality of in vitro produced bovine embryos The aim of the present study was to analyze the influence of two different vitrification solutions on the morphological and molecular quality of in vitro produced bovine embryos. Expanded day 7 blastocysts from a standard IVP-system (SOFaa) were either vitrified with a commercially available vitrification kit containing DMSO as a cryoprotective agent (V1, n= 142; Gynemed, Lehnsahn, Germany), or with a commercially available vitrification kit without DMSO (V2, n= 151; Origio, Berlin, Germany). Additional blastocysts were passed through the vitrification solutions without succeeding vitrification (KV1 – contact to the DMSO-containing vitrification-solutions, n= 107; KV2 – contact to the solution without DMSO, n= 97). After thawing the blastocysts were further cultured for 48h. Reexpansion rates were documented 24h post thawing and finally 48h post thawing hatching rates were assessed. Hatched blastocycsts of all groups were either subjected to live-dead staining or the analysis of relative abundance of developmentally important gene transcripts (SLC2A1, HSPA1A, IFNT2, TJP1, DSC2 and PTGS) via RT-qPCR. As control, non vitrified blastocysts cultured until hatching were employed. The following results could be obtained: 1. The average cleavage rate lay at 61.1 ± 6.2% (n = 2990). Development rates were 18.6 ± 4.8% (n = 906) on day 7 and 25.9 ± 6.1% (n = 1275) on day 8. 2. After thawing re-expansion rates were 89.2 ± 5.3% among the blastocysts of the V1 group and 67.0 ± 15.5% in the V2 group. Hatching rates lay at 62.9 ± 12.2% and 29.4 ± 14.5%. Reexpansion rates for blastocysts of the KV1 group were 90.0 ± 8.2% and 90.0 ± 15.4% for those of the KV2 group. Hatching rates of the 115 Summary latter two groups lay at 69.2 ± 12.0% and 47.9 ± 17.8%, respectively. Significantly fewer embryos reexpanded and hatched in the V2 group compared to all other groups. Furthermore, significantly more embryos hatched in the KV2 group than in the KV1 group. 3. Average cell numbers lay at 119.8 ± 5.8 cells in embryos of group V1 (n = 25), 123.5 ± 4.0 cells V2 (n = 20), 120.6 ± 4.8 cells in KV1 (n = 25), 119.0 ± 5.0 cells in KV2 (n = 25) and 116.7 ± 4.8 cells in the control group (n = 24). No significant differences could be detected. The live/dead ratio was significantly decreased in blastocyst of the V2 group (7.8 ± 0.8) compared to those of the V1 (12.5 ± 0.9), KV1 (15.6 ± 2.1), KV2 (13.1 ± 1.0) and the control group (17.0 ± 2.0). 4. No significant differences could be detected regarding the expression of IFNT2 and PTGS2 among embryos of all groups. 5. The expression of SLC2A1 was significantly reduced in embryos derived from the V1 group in comparison to those from the KV1 and the control group. 6. A significantly lower amount of TJP1 transcripts was detected in embryos of the V1 and KV2 group compared to those blastocysts of the control group. In tendency fewer TJP1 transcripts were detected in embryos of the V2 group than in those of the control group. 7. Compared to blastocysts of all other groups those derived from the V1 and KV2 groups had significantly fewer DSC2 transcripts. 8. There was a statistically significantly decreased expression of HSPA1A in V1 embryos compared to those obtained from the V2, KV1 and control group. The amount of HSPA1A transcripts was significantly lower for KV2 embryos than for V2 and KV1 embryos, but there was no difference in comparison to the control group. 116 Summary In conclusion, vitrification with DMSO-containing media results in an increased number of surviving embryos compared to DMSO-free media. Nevertheless, these embryos show a reduced quality at the molecular level. Four of six investigated genes which are essential of evolution an inferior quality were effected compared to embryos which have been vitrified in media without DMSO. Whether these differences in gene transcription have an effect concerning the survivability and the health of calves needs to be investigated in future studies. 117 Anhang 8. Anhang 8.1. Verzeichnis der verwendeten Medien 8.1.1. Medien für die IVM Tabelle 33: Zusammensetzung der PBS-Stocklösung Substrat Hersteller G/500 ml G/1000 ml Natriumpyruvat Sigma-Aldrich P3662 1,80 g 3,60 g Streptomycinsulfat Sigma-Aldrich S6501 2,50 g 5,00 g D-Glukose Sigma-Aldrich 49158 50,00 g 100,00 g CaCl2 x H2O Sigma-Aldrich C7902 6,65 g 13,30 g Tetracyclin Serva 35866 3,00 g 6,00 g Tabelle 34: Zusammensetzung der PBS-Gebrauchslösung Substrat Hersteller PBS-Pulver Sigma-Aldrich D5773 G/1000 ml G/2000 ml 9,6 g 19,2 g PBS-Stocklösung 10,0 ml 20,0 ml Aqua bidest. Ad 1,0 l Ad 2,0 l Tabelle 35: Zusammensetzung der PBS-Complete-Lösung Substrat Hersteller PBS-Gebrauchslösung G/500 ml G/1000 ml 500 ml 1000 ml Heparin Serva 24590 5,60 mg 11,20 mg BSA (Fraktion V) Sigma-Aldrich A9647 0,50 g 1,00 g 118 Anhang Tabelle 36: Zusammensetzung der NaCl-Complete-Lösung Substrat Hersteller G/1000 ml NaCl Sigma-Aldrich S5886 9,00 g Penicillin G Sigma-Aldrich PENK 10MU 0,06 g Streptomycin Sigma-Aldrich S6501 0,10 g 1,00 l Aqua bidest. Tabelle 37: Zusammensetzung TCM-BSA(FAF) Substrat Hersteller G/30 ml G/100 ml TCM 199 Sigma-Aldrich M2520 0,453 g 1,51 g Tetracyclin Serva 35866 0,0015 g 0,005 g Natriumpyruvat Sigma-Aldrich P3662 6,6 mg 2,2 mg NaHCO3 Sigma-Aldrich S5761 0,066 g 0,22 g H2O Ampuwa® Fresenius 30,0 ml 100,0 ml BSA(FAF) Sigma-Aldrich A7030 0,03 g 0,1 g Tabelle 38: Zusammensetzung TCM-air Substrat Hersteller G/30 ml G/100 ml TCM 199 Sigma-Aldrich M2520 0,453 g 1,51 g Tetracyclin Serva 35866 0,0015 g 0,005 g 6,6 mg 2,2 mg Na-Pyruvat Sigma-Aldrich P3662 Sigma-Aldrich S5761 0,0105 g 0,035 g H2O Ampuwa® Fresenius 30,0 ml 100,0 ml BSA(FAF) Sigma-Aldrich A7030 0,03 g 0,1 g NaHCO3 119 Anhang Tabelle 39: Zusammensetzung Suigonan (Fa. Intervet GmbH, Tönisvorst) Substrat Hersteller 1 Aliquot (25 μl) PMSG Intervet A 055 A01 10 I.E. HCG Intervet A 055 A01 5 I.E. 8.1.2. Medien für die IVF Tabelle 40: Zusammensetzung der Fert.-Talp-Stocklösung Substrat Hersteller Konzentration (mM) G/100 ml NaCl Sigma-Aldrich S5886 114,0 0,6658 g KCl Sigma-Aldrich P5405 3,2 0,0239 g NaHCO3 Sigma-Aldrich S5761 25,0 0,2100 g NaH2PO4 x H2O Sigma-Aldrich S9638 0,3 0,0041 g CaCl2 x 2 H2O Sigma-Aldrich C7902 2,0 0,0294 g MgCl2 Sigma-Aldrich M8266 0,5 0,0048 g Phenolrot Sigma-Aldrich P5530 0,01 μg/ml 0,0010 g Penicillamine Sigma-Aldrich P4875 20,0 0,0003 g Natriumlactat (60%) Sigma-Aldrich L4263 10,0 0,1860 g Tabelle 41: Zusammensetzung der Natriumpyruvat-Lösung Substrat Natriumpyruvat Hersteller G/1 ml Sigma-Aldrich P3662 2,0 mg 1,0 ml Fert.-Talp Stocklösung 120 Anhang Tabelle 42: Zusammensetzung der Fert.-Talp-Gebrauchslösung Substrat Hersteller G/10 ml Sigma-Aldrich A9647 60,0 mg BSA Fraktion V Fert.-Talp Stocklösung 10,0 ml Natriumpyruvat-Lösung 140 μl Tetracyclin-Stocklösung 10 μl Tabelle 43: Zusammensetzung der Tetrazyklin-Stocklösung Substrat Hersteller G/0,5 ml Tetracyclin Serva 35866 11,0 mg H2O Ampuwa® Fresenius 0,5 ml Tabelle 44: Zusammensetzung der Epinephrin-Stocklösung Substrat Epinephrin Hersteller G/40 ml Sigma-Aldrich E4250 1,83 mg 40,0 ml Lösungsmittel Tabelle 45: Zusammensetzung Lösungsmittel Substrat Hersteller Natriummetabisulfit Sigma-Aldrich 31448 Natriumlaktat H2O G/50 ml 50,0 mg Sigma-Aldrich L4263 165,0 mg Ampuwa® Fresenius 121 50,0 ml Anhang Tabelle 46: Zusammensetzung der Hypotaurin-Stocklösung Substrat Hersteller G/10ml Hypotaurin Sigma-Aldrich H1384 1,09 mg H2O Ampuwa® Fresenius 10,0 ml Tabelle 47: Zusammensetzung der Heparin-Stocklösung Substrat Hersteller G/10ml Heparin Serva 24590,02 2,82 mg H2O Ampuwa® Fresenius 10,0 ml Tabelle 48: Zusammensetzung der Hypotaurin-Epinephrin-Arbeitslösung Substrat Hersteller G/40ml Hypotaurinstocklösung 10,0 ml Epinephrinstocklösung 4,0 ml H2O Ampuwa® Fresenius 26,0 ml Tabelle 49: Zusammensetzung der HHE-Gebrauchslösung Substrat G/100μl Hypotaurin-Epinephrin-Arbeitslösung 80 μl Heparinstocklösung 40 μl Tabelle 50: Zusammensetzung der Fert.-Talp-HHE-Gebrauchslösung Substrat G/2 ml HHE-Gebrauchslösung 120 μl Fert.Talp-Gebrauchslösung 2,0 ml 122 Anhang Tabelle 51: Zusammensetzung der Sperm-Filter®-Gebrauchslösung Substrat Hersteller G/1ml Sperm-Filter® Cryos 900 μl 100 μl Fert.Talp-Gebrauchslösung 8.1.3. Medien für die IVC Tabelle 52: Zusammensetzung der SOF-Stocklösung A Substrat Hersteller Konzentration (g/M) G/100ml NaCl Sigma-Aldrich S5886 58,44 g 6,290 ml KCl Sigma-Aldrich P5405 74,55 g 0,534 ml KH2PO4 Sigma-Aldrich P5655 136,10 g 0,162 ml MgSO4 Sigma-Aldrich M2643 120,40 g 0,182 ml H2O Ampuwa® Fresenius Natriumlactat Sigma-Aldrich L4263 98,400 ml 112,10 g 0,600 ml Tabelle 53: Zusammensetzung der SOF-Stocklösung B Substrat Hersteller Konzentration (g/M) G/100ml NaHCO3 Sigma-Aldrich S5761 84,01 g 2,10 ml Phenolrot Sigma-Aldrich P5530 376,40 g 0,01 ml H2O Ampuwa® Fresenius 100,00 ml Tabelle 54: Zusammensetzung der SOF-Stocklösung C Substrat Hersteller Natriumpyruvat Sigma-Aldrich P3662 H2O Ampuwa® Fresenius 123 Konzentration (g/M) G/10ml 110,0 g 0,08 ml 10,00 ml Anhang Tabelle 55: Zusammensetzung der SOF-Stocklösung D Substrat Hersteller Konzentration (g/M) G/10ml 147,0 g 0,262 ml CaCl2 x 2 H2O Sigma-Aldrich C7902 Ampuwa® Fresenius H2O 10,00 ml Tabelle 56: Zusammensetzung der Glutamin-Stocklösung Substrat Hersteller G/10ml L-Glutamine Sigma-Aldrich G6392 292,00 mg H2O Ampuwa® Fresenius 10,00 ml Tabelle 57: Zusammensetzung der SOF-aa(m)-Gebrauchslösung Substrat Hersteller Konzentration (g/M) G/100ml Myo-Inositol Sigma-Aldrich I7508 180,2 g 0,05 g Trinatriumcitrat Sigma-Aldrich S4641 294,1 g 0,01 g Tetracyclin Serva 35866 480,0 g 0,0011 g H2O Ampuwa® Fresenius 78,00 ml Glutamine-Stocklösung 0,10 ml SOF-Stock A 10,00 ml SOF-Stock B 10,00 ml SOF-Stock C 1,00 ml SOF-Stock D 1,00 ml BME Sigma-Aldrich B6766 3,00 ml MEM Sigma-Aldrich M7145 1,00 ml 124 Anhang Tabelle 58: Zusammensetzung des SOF-aa(m)-Kulturmediums Substrat Hersteller G/10ml 10,00 ml SOF-aa(m)-Gebrauchslösung BSA(FAF) Sigma-Aldrich A7030 0,04 g 8.1.4. Medien für die Lebend-Tot-Färbung Tabelle 59: Zusammensetzung der PVA/PBS Lösung Substrat Hersteller G/100 ml Polyvinlylalkohol Sigma-Aldrich P8136 10 mg Dulbecco’s Phosphate Buffered Saline Invitrogen 14190-136 (DPBS) 100 ml Tabelle 60: Zusammensetzung der Ethidium-homodimer-Stocklösung Substrat G/1000 μl Hersteller Ethidium homodimer Invitrogen E1169 1,0 mg 1000 μl H2O bidest Tabelle 61: Zusammensetzung der Hoechst-33342-Stocklösung Substrat Hersteller G/1000 μl Hoechst 33342 2,0 mg H2O bidest 1000 μl 125 Anhang Tabelle 62: Zusammensetzung der Ethidium-homodimer-Gebrauchslösung Hersteller G/250μl Substrat Ethidium homodimer-Stocklösung 25 μl PVA/PBS-Lösung 225 μl Tabelle 63: Zusammensetzung der Hoechst-33342-Gebrauchslösung Hersteller G/2000μl Substrat Hoechst 33342-Stocklösung 2 μl PVA/PBS-Lösung 1998 μl 8.1.5. Medien für RT-qPCR Tabelle 64: Zusammensetzung Lysis/Binding Puffer Substrat Konzentration pH Tris-HCl 100 mM LiCl 500 mM EDTA 10 mM LiDS 1%ig Dithiothreitol (DTT) 5 mM 7,5 8,0 Tabelle 65: Zusammensetzung Washing Buffer A Substrat Konzentration pH Tris-HCl 10 mM LiCl 150 mM EDTA 1 mM LiDS 0,1%ig 126 7,5 Anhang Tabelle 66: Zusammensetzung Washing Buffer B Substrat Konzentration pH Tris-HCl 10 mM LiCl 150 mM EDTA 1 mM 7,5 Tabelle 67: Tris-HCl Substrat Konzentration pH Tris-HCl 10 mM 127 7,5 Anhang 8.2. Abkürzungsverzeichnis aa mit Aminosäurezusatz Abb. Abbildung ANOVA Analysis of Variance (Varianzanalyse) aqua bidest. aqua bidestillata (zweifach destilliertes Wasser) ATP Adenosintriphosphat BCS Bovine Calf Serum (bovines Kälberserum) BHV-1 Bovines Herpesvirus Typ 1 bp Basenpaare BSA Bovine Serum Albumine (bovines Serumalbumin) BVDV Bovines Virus Diarrhoe Virus bzw. Beziehungsweise °C Grad Celsius ca. Circa cDNA complementary Desoxyribonucleic Acid CO2 Kohlenstoffdioxid CR1aa Charles Rosenkrans Medium mit Aminosäurenzusatz d day (Tag) DMEM Dulbecco’s modification of Eagle’s Medium DMSO Dimethylsulfoxid DNA Desoxyribonucleic Acid dNTP Desoxyribonukleosidtriphosphat DSC2 Desmocollin 2 (Bos taurus) ECS Estrous cow serum EFS Ethylenglycol Ficoll Saccharose EG Ethylenglycol et al. et alii (und andere) Fa. Firma FAF Fatty Acid Free (ohne Fettsäuren) FBS Fetal Bovine Serum (Fetales Rinderserum) 128 Anhang FCS Fetal Calf Serum (Fetales Kälberserum) Fert.Talp Fertilisations-Tyrode`s-Albumin-Laktat-Pyruvat-Lösung g Gramm g Erdschwerebeschleunigung H2O Wasser HCG Humanes Corion Gonadotropin HECM Hamster Embryo Culture Medium HHE Hypotaurin-Heparin-Epinephrin HSA Human Serum Albumin (Humanes Serumalbumin) HSPA1A Hitzeschockprotein 70 (Bos taurus) IBR Infektiöse Bovine Rhinotracheitis ICE Inner Cell Mass (Innere Zellmasse) I.E. Internationale Einheiten IETS International Embryo Transfer Society IFNT2 Interferon τ (Bos taurus) IGF-1 Insuline-like Growth Faktor 1 IVC In-vitro-culture (In-vitro-Kultur) IVF In-vitro-Fertilisation IVM In-vitro-Maturation IVP In-vitro-Produktion kDa Kilodalton K Kontrolle (Standard) KOK Kumulus-Oozyten-Komplex KV1 Kontrolle der Vitrifikationsmethode 1 KV2 Kontrolle der Vitrifikationsmethode 1 l Liter M Molar (mol/l) MEM Minimum Essential Medium mg Milligramm MgCl2 Magnesiumchlorid min Minute 129 Anhang ml Milliliter mm Millimeter mM Millimolar mod. Modifiziert mol Mol (Stoffmenge) MPC Magnetic Particle Concentrator mRNA Messenger Ribonucleic Acid N2 Stickstoff NaCl Natriumchlorid O2 Sauerstoff OPS Open Pulled Straw OPU Ovum pick up PBS Phosphate Buffered Saline PCR Polymerase Chain Reaktion (Polymerase Kettenreaktion) pg Pikogramm PG Propylenglycol PGF2α Prostaglandin F2α PMSG Pregnant Mare Serum Gonadotropin PTGS2 Prostaglandin G/H Synthase 2 (Bos taurus) PVA Polyvinylalkohol PVP Polyvinylpyrrolidon RT Reverse Transkriptase RT-qPCR Reverse Transkriptase quantitative Real-Time-PCR s Sekunde SLC2A1 Glukosetransporter Typ 1 (Bos taurus) SOF Synthetic Oviduct Fluid spp. Species pluralis Tab. Tabelle TCM Tissue Culture Medium TE Trophoektoderm TJ Tight Junctions 130 Anhang TJP1 Zona occludens Protein 1 (Bos taurus) u. und µl Mikroliter μm Mikrometer µM Mikromolar % Prozent 131 Anhang 8.3. Einzeldaten der Zellzahlzählung Tabelle 1: Einzeldaten der Zellzahlzählung nach Differentialfärbung der Gruppen V1, KV1, V2, KV2 und K (GZZ = Gesamtzellzahl, TZ = Tote Zellen) Lfd. Nr. V1 KV1 V2 KV2 K GZZ TZ GZZ TZ GZZ TZ GZZ TZ GZZ TZ 1 182 18 125 13 118 24 133 11 84 6 2 115 10 127 14 121 18 110 5 115 10 3 134 17 92 6 159 19 85 6 119 5 4 159 13 210 19 120 7 88 8 85 11 5 78 9 130 13 149 15 106 9 141 15 6 160 27 124 11 122 15 118 13 138 9 7 108 6 116 11 125 10 100 10 96 3 8 111 10 126 7 126 14 126 10 105 11 9 130 8 123 10 138 16 89 8 98 7 10 107 6 95 3 94 14 147 15 160 19 11 130 7 108 2 108 9 105 6 146 11 12 119 16 123 4 135 9 128 5 95 5 13 65 4 130 9 118 18 166 8 99 5 14 133 9 96 7 128 20 124 10 84 4 15 126 12 104 6 104 18 130 8 102 3 16 95 8 116 9 120 16 85 6 129 9 17 99 12 131 6 128 17 95 11 111 8 18 150 10 114 9 81 16 92 13 105 10 19 93 5 105 16 133 10 98 7 142 7 20 98 5 143 17 142 23 152 11 141 11 21 97 6 106 20 114 8 148 6 22 169 24 151 5 143 6 110 12 23 90 6 118 8 142 14 151 6 24 141 8 114 7 128 7 97 2 25 105 5 87 5 171 14 132 Anhang 8.4. Einzeldaten der RT-qPCR Tabelle 2: Einzeldaten der RT-qPCR der Gruppen V1, KV1, V2, KV2 und K V1 KV1 Gentranskript n Mittelwert ± SEM n Mittelwert ± SEM SLC2A1 5 86,5 11,3 6 202,6 30,6 TJP1 5 40,7 6,3 6 74,7 8,5 IFNT2 5 52,7 3,4 6 63,6 4,1 HSPA1A 5 19,2 1,0 6 44,1 7,8 DSC2 5 108,3 17,5 6 183,6 14,5 PTGS2 5 156,8 16,4 6 252,0 29,9 V2 KV2 Gentranskript n Mittelwert ± SEM n Mittelwert ± SEM SLC2A1 6 132,9 18,6 6 119,1 12,1 TJP1 6 65,1 7,6 6 48,3 14,4 IFNT2 6 59,2 13,9 6 52,7 16,0 HSPA1A 6 50,1 5,5 6 22,8 1,5 DSC2 6 162,5 10,3 6 109,7 PTGS2 6 221,3 15,8 6 175,3 6,7 15,8 K Gentranskript n Mittelwert ± SEM SLC2A1 5 181,6 26,2 TJP1 5 104,7 8,5 IFNT2 5 35,3 2,9 HSPA1A 5 40,5 3,4 DSC2 5 189,8 13,7 PTGS2 5 220,4 34,7 133 Anhang 8.5. Verzeichnis der Tabellen Tabelle 1: Vergleich der Anzahl in vivo und in vitro produzierter boviner Embryonen 2009 und 2010 (STROUD 2010) Tabelle 2: Vergleich der Einfrierverfahren und Einfriermedien hinsichtlich Überlebens- (ÜR) und Trächtigkeitsraten (TR, EG = Ethylenglycol, n.u. = nicht untersucht) Tabelle 3: Entwicklungsraten boviner Embryonen nach konventionellem Kryokonservieren mit verschiedenen Kryoprotektiva (VOELKEL u. HU 1992) Tabelle 4: Blastozystenraten nach Vitrifikation von Mäusemorulae in Medien mit verschiedenen Konzentrationen an Kryoprotektiva (n.u. = nicht untersucht) Tabelle 5: Schlupf- und Trächtigkeitsraten boviner in vitro produzierter Embryonen bei verschiedenen Einfriermethoden (MARTINEZ et al. 1998) Tabelle 6: Schlupfraten in vitro produzierter boviner Embryonen bei der Verwendung verschiedener Kryoprotektiva (SAHA et al. 1996, EG = Ethylenglycol, PVP = Polyvinylpyrrolidon) Tabelle 7: Ergebnisse der Entwicklungsraten boviner Blastozysten bei verschiedenen Äquilibrierungszeiten im 1. Medium (12,5% DMSO + 12,5% EG) und 30 s im 2. Medium (25% DMSO + 25% EG; ISHIMORI et al. 1993) Tabelle 8: Reexpansions- (ReexR) und Schlupfraten (SR) boviner Blastozysten nach Vitrifikation durch verschiedene penetrierende Kryoprotektiva (EG, Glyzerin und PG) in Kombination mit Ficoll und Saccharose (TACHIKAWA et al. 1993) Tabelle 9: Überlebensraten in vitro produzierter boviner Embryonen nach konventioneller Kryokonservierung in Glyzerin oder Propylenglycol mit Saccharosezusätzen verschiedener Konzentrationen (SUZUKI et al. 1990, M = Molar) 134 Anhang Tabelle 10: Reexpansions- und Schlupfraten bei der Vitrifikation von Blastozysten mit dem Cryoloop-Verfahren (LANE et al. 1999b) Tabelle 11: Vergleich der Kühlraten verschiedener Vitrifikationssysteme Tabelle 12: Übersicht über Reexpansions- und Schlupfraten boviner Embryonen nach Vitrifikation (*Schlupfrate bezogen auf die Anzahl reexpandierter Embryonen) Tabelle 13: Durchschnittliche Zellzahl boviner Blastozysten sowie Lebend-TotZellratio nach Vitrifikation oder ohne Kryokonservierung (n.u. = nicht untersucht, - = keine Vitrifikation) Tabelle 14: Trächtigkeitsraten kryokonservierter und nicht-kryokonservierter boviner in vitro produzierter Embryonen unterschiedlicher Herkunft (d=Tag) Tabelle 15: Vergleich entwicklungsrelevanter Gentranskripte bei in vivo und in vitro produzierten bovinen Blastozysten Tabelle 16: Vergleich entwicklungsrelevanter Gentranskripte bei kryokonservierten und nicht-kryokonservierten bovinen Blastozysten (* = vitrifizierte Oozyten) Tabelle 17: Klassifizierung der KOK Tabelle 18: Zusammensetzung der Gynemed VitriFreeze-Medien Tabelle 19: Einfrierprotokoll durch Gynemed VitriFreeze-Medien Tabelle 20: Zusammensetzung der Gynemed VitriThaw Medien Tabelle 21: Auftauprotokoll durch Gynemed VitriThaw Medien Tabelle 22: Zusammensetzung und Einfrierprotokoll durch Origio MediCult Vitrification Cooling Medien Tabelle 23: Auftauprotokoll durch Origio MediCult Vitrification Warming Medien Tabelle 24: Ethidium homodimer-Stocklösung, Hoechst-33342 Stocklösung Tabelle 25: Primersequenzen der verwendeten Primer Tabelle 26: Ansätze für dir Reverse Transkription (Endvolumen der Ansätze 20 µl) Tabelle 27: Eingesetzte Embryonenäquivalente der zu untersuchenden Gentranskripte Tabelle 28: Ansätze für die Real-Time PCR Tabelle 29: Anzahl Eizellen, Teilungs- und Entwicklungsraten (MW ± STABW) 135 Anhang Tabelle 30: Blastozystenverteilung der einzelnen Gruppen Tabelle 31: Reexpansions- und Schlupfraten der Embryonen nach Vitrifikation (V1,V2) und Kontrolle [(KV1, KV2);(MW ± STABW innerhalb der Spalten: a:b:c P≤ 0,05)] Tabelle 32: Gesamtzellzahl, Anzahl lebender und toter Zellen sowie Lebend-TotZellratio in den Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM innerhalb der Spalten: a:b P≤ 0,05) Tabelle 33: Zusammensetzung der PBS-Stocklösung Tabelle 34: Zusammensetzung der PBS-Gebrauchslösung Tabelle 35: Zusammensetzung der PBS-Complete-Lösung Tabelle 36: Zusammensetzung der NaCl-Complete-Lösung Tabelle 37: Zusammensetzung TCM-BSA(FAF) Tabelle 38: Zusammensetzung TCM-air Tabelle 39: Zusammensetzung Suigonan (Fa. Intervet GmbH, Tönisvorst) Tabelle 40: Zusammenstzung der Fert.-Talp-Stocklösung Tabelle 41: Zusammensetzung der Natriumpyruvat-Lösung Tabelle 42: Zusammensetzung der Fert.-Talp-Gebrauchslösung Tabelle 43: Zusammensetzung der Tetrazyklin-Stocklösung Tabelle 44: Zusammensetzung der Epinephrin-Stocklösung Tabelle 45: Zusammensetzung Lösungsmittel Tabelle 46: Zusammensetzung der Hypotaurin-Stocklösung Tabelle 47: Zusammensetzung der Heparin-Stocklösung Tabelle 48: Zusammensetzung der Hypotaurin-Epinephrin-Arbeitslösung Tabelle 49: Zusammensetzung der HHE-Gebrauchslösung Tabelle 50: Zusammensetzung der Fert.-Talp-HHE-Gebrauchslösung Tabelle 51: Zusammensetzung der Sperm-Filter®-Gebrauchslösung Tabelle 52: Zusammensetzung der SOF-Stocklösung A Tabelle 53: Zusammensetzung der SOF-Stocklösung B Tabelle 54: Zusammensetzung der SOF-Stocklösung C Tabelle 55: Zusammensetzung der SOF-Stocklösung D Tabelle 56: Zusammensetzung der Glutamin-Stocklösung 136 Anhang Tabelle 57: Zusammensetzung der SOF-aa(m)-Gebrauchslösung Tabelle 58: Zusammensetzung des SOF-aa(m)-Kulturmediums Tabelle 59: Zusammensetzung der PVA/PBS Lösung Tabelle 60: Zusammensetzung der Ethidium-homodimer-Stocklösung Tabelle 61: Zusammensetzung der Hoechst-33342-Stocklösung Tabelle 62: Zusammensetzung der Ethidium-homodimer-Gebrauchslösung Tabelle 63: Zusammensetzung der Hoechst-33342-Gebrauchslösung Tabelle 64: Zusammensetzung Lysis/Binding Puffer Tabelle 65: Zusammensetzung Washing Buffer A Tabelle 66: Zusammensetzung Washing Buffer B Tabelle 67: Tris-HCl Tabelle 68: Einzeldaten der Zellzahlzählung nach Differentialfärbung der Gruppen V1, KV1, V2, KV2 und K (GZZ = Gesamtzellzahl, TZ = Tote Zellen) Tabelle 69: Einzeldaten der RT-qPCR der Gruppen V1, KV1, V2, KV2 und K 137 Anhang 8.6. Verzeichnis der Abbildungen Abbildung 1: Schematische Darstellung der IVP (modifiziert nach NIEMANN u. MEINECKE 1993) Abbildung 2: Schematische Darstellung physikalischer Prozesse beim Einfrieren von Zellen (mod. nach Mazur 1977) Abbildung 3: Strukturformel Glyzerin Abbildung 4: Strukturformel Ethylenglycol Abbildung 5: Strukturformel Dimethylsulfoxid Abbildung 6: Strukturformel Propylenglycol Abbildung 7: Strukturformeln von Saccharose (links) und Trehalose (rechts) Abbildung 8: Strukturformeln von Polyvinylpyrrolidon (PVP, links) und Polyvinylalkohol (PVA, rechts) Abbildung 9: Schematische Darstellung des ElektronenmikroskopKupferrasters (EMG) Abbildung 10: OPS-Methode nach VJATA et al. 1998 Abbildung 11: Schematische Darstellung des Cryoloop nach LANE et al. 1999b Abbildung 12: Schematische Darstellung eines One-Step-Verfahrens für die Vitrifikation von Embryonen Abbildung 13: Zeitachse der In-vitro-Produktion. Abbildung 14: KOK der Kategorien 1-3 (*:1, **:2, ***:3) Abbildung 15: Vitriplug; (*: Ansicht von der Seite, **: Ansicht von oben) Abbildung 16: Ethidium homodimer Abbildung 17: Hoechst 33342 Abbildung 18: Schematischer Überblick über den Versuchsaufbau Abbildung 19: Reexpansions- und Schlupfraten der Embryonen nach Vitrifikation (V1,V2) und Kontrolle [(KV1, KV2);(MW ± STABW: a:b:c P≤ 0,05)] Abbildung 20: Gesamtzellzahl und Anzahl toter Zellen der Blastozysten der verschiedenen Versuchsgruppen 138 Anhang Abbildung 21: Lebend-Tot-Zellratio in den verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: a:b P≤ 0,05) Abbildung 22: Geschlüpfte Blastozysten nach Zellfärbung mittels Ethidium homodimer und Hoechst-33342 der Gruppen a) V1, b) KV1, c) V2, d) KV2 und e) K Abbildung 23: Relative Transkriptmenge von SLC2A1 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: a:b < 0,05) Abbildung 24: Relative Transkriptmenge von TJP1 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: P a:b < 0,05, P * < 0,1) Abbildung 25: Relative Transkriptmenge von IFNT2 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen Abbildung 26: Relative Transkriptmenge von HSPA1A in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: P a:b:c < 0,05) Abbildung 27: Relative Transkriptmenge von DSC2 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen (MW ± SEM: P a:b < 0,05) Abbildung 28: Relative Transkriptmenge von PTGS2 in präimplantatorischen Embryonen der verschiedenen Versuchsgruppen 139 Literaturverzeichnis 9. Literaturverzeichnis ABE, H., S. YAMASHITA, T. ITOH, T. SATOH u. H. Hoshi (1999): Ultrastructure of bovine embryos developed from in vitro-matured and -fertilized oocytes: comparative morphological evaluation of embryos cultured either in serumfree medium or in serum-supplemented medium. Mol. Reprod. Dev. 53: 325–335. ABEYDEERA, L. R., W. H. WANG, T. C. CANTLEY, A. RIEKE, C. N. MURPHY, R. S. PRATHER u. B. N. DAY (2000): Development and viability of pig oocytes matured in a protein-free medium containing epidermal growth factor. Theriogenology 54: 787–797. ADONA, P. R., P. R. L. PIRES, M. D. QUETGLAS, K. R. L. SCHWARZ u. C. L. V. LEAL (2008): Nuclear maturation kinetics and in vitro embryo development of cattle oocytes prematured with butyrolactone I combined or not combined with roscovitine. Anim. Reprod. Sci. 104: 389–397. AKIYAMA, K., J. KOBAYASHI, Y. SATO, R. SATA, M. OHASHI, E. SASAKI, Y. ODA, Y. OGAWA, S. UEDA, H. NABENISHI, u. S. 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Christine Wrenzycki für die Bereitstellung des Themas, die immerwährende große Hilfsbereitschaft bei der Anfertigung der Arbeit, die Hilfe und Unterstützung in jeglichen Situationen und die schnelle Korrektur trotz großer Entfernung in der Endphase. Weiterhin danke ich den Firmen Gynemed und Origio für die freundliche Unterstützung durch die Bereitstellung der Vitrfikationsmedien. Ein herzliches Dankeschön geht an alle Mitarbeiter der Firma VION in Bad Bramstedt für ihre Geduld und freundliche Unterstützung beim Sammeln der Ovarien. Danke an Doris Müller für die große Unterstützung im IVP-Labor und an Sandra Wilkening für die Durchführung der RT-qPCR und die pünktliche Erinnerung an wichtige Mensatermine. Dr. Hanna Stinshoff danke ich für die Unterstützung in der Anfertigung der Arbeit, für viele aufmunternde Worte, fürs Korrekturlesen und für einen Haufen „Überlebens-Schoki“. Danke an Dr. Ana Hanstedt unter anderem für die Möglichkeit nebenbei noch ein bisschen OPU zu lernen. Ein großes Dankeschön geht an meine Mitstreiter Johanna, Nina, Katharina, Basti, Friederike und Nicole ohne die unser Büro-Trakt nur halb so lustig gewesen wäre. Meinen Hannover-Mädels Anne-Sophie, Maike, Maren, Sonja, Hellen und Kathrin danke ich für die großartige Ablenkung vom Doktoranden-Dasein durch viele Mädels-Abende. Schlussendlich möchte ich ganz besonders meiner Familie und vor allem Michi für die unglaublich große Unterstützung und die Geduld danken. Ohne euch hätte ich diese Arbeit nicht schreiben können.