zum dialog verpflichtet – der interreligiöse nahe osten

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2/2014
ISSN 0947-5435
E 12344
MAGAZIN ÜBER CHRISTLICHES LEBEN IM NAHEN OSTEN
ZUM DIALOG VERPFLICHTET – DER INTERRELIGIÖSE NAHE OSTEN
BENEFIZKONZERT FÜR DIE SCHNELLER-SCHULE IM LIBANON
INHALT
INTERRELIGIÖSER NAHER OSTEN
Ohne Dialog bleibt nur die Verfeindung
2
Interreligiöser Honeymoon am Nil4
In Ägypten hat der Dialog Konjunktur
„Gott hat gewollt, dass wir verschieden sind“
Über den Dialog in Ägypten aus muslimischer Sicht
7
Dialog und nicht Missionierung10
Über das Miteinander von Christen und Muslimen im Heiligen Land
Respekt, Würde und Bürgerrechte für alle
Der Rat der Religionsoberhäupter in Israel
14
Großer Beitrag einer kleinen Institution
Das Engagement der NEST für den Dialog im Libanon
16
Dialog hat immer einen Kontext 15 Jahre „Studium im Mittleren Osten“
18
NACHRICHTEN AUS DER SCHNELLER-ARBEIT
Nachrichten20
Mit Beharrlichkeit gegen die Not Die Vorschule im Tal der Christen
23
Gute geschwisterliche Beziehungen24
Die Arbeit an der Schneller-Schule in Amman läuft erfreulich gut weiter
Benefizkonzert für Syrische Flüchtlinge an der Schneller-Schule
26
Medien30
Impressum33
Titelbild: Mädchen an der Johann-Ludwig-Schneller-Schule im Libanon
Foto: EMS/Martina Waiblinger
EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Begegnung zwischen christlichen und muslimischen Kindern ist ein wesentliches Fundament
der Arbeit der Schneller-Schulen. Die Einübung in
gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Wertschätzung und das Kennenlernen der religiösen
Überzeugungen und Praktiken der Anderen gehören zum selbstverständlichen Erziehungsauftrag
der Schulen. Immer wieder haben wir darüber
berichtet; schwerpunktmäßig zuletzt im Heft
4/2012, als es um Feste und Rituale ging.
In dieser Ausgabe möchten wir die Perspektive
weiten hin zum größeren interreligiösen Miteinander in den unterschiedlichen Ländern des Nahen
Ostens. Angesichts der enormen Umbrüche und
der Gewalt, welche die Region momentan erlebt,
erscheint es oftmals so, als sei der interreligiöse Dialog zerbrochen. Manche Stimmen ermahnen uns,
der „christliche Westen“ müsse massiver für die christlichen Geschwister im Orient eintreten und ihr Überleben sichern. Mit diesem Argument wird Politik gemacht. Viele
orientalische Christen halten dem jedoch entgegen: Der Westen kann bei uns gar nichts
sichern. Wenn jemand einen entscheidenden Beitrag zur Fortexistenz des Christentums
im Nahen Osten leisten kann, dann die vielen moderaten Muslime, die sich wie wir
nach einem politischen System sehnen, in dem alle Bürgerinnen und Bürger eines Staates, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit, gleiche Rechte haben.
Wir haben bei Menschen im Nahen Osten nachgefragt – vor allem bei muslimischen
Gesprächspartnern, aber auch bei einer maßgeblichen rabbinischen Autorität aus Israel: Tragen die interreligiösen Beziehungen noch? Können sie denjenigen Schutz geben,
die unter Druck stehen und oftmals keine andere Chance als die der Auswanderung
sehen? Das Bild, das sich ergibt, ist hoch differenziert, und ganz sicher darf man nicht
alle Länder des Nahen Osten über einen Kamm scheren. Bilden Sie sich einfach selbst
ein Urteil!
Das Redaktionsteam wünscht Ihnen zum Pfingstfest Gottes reichen Segen. Es ist der
Nahe Osten, der uns am Herzen liegt. Hier erklang zum ersten Mal der Osterruf: „Der
Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“
Ihr
Pfarrer Dr. Uwe Gräbe,
EVS-Geschäftsführer
1
BESINNUNG
OHNE DIALOG BLEIBT NUR DIE VERFEINDUNG
„Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib
zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist
Leben um der Gerechtigkeit willen. Wenn nun
der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure
sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen
Geist, der in euch wohnt.“ (Römer 8,10+11)
D
ie Angst vor dem Tod geht um im
Nahen Osten. Christen und Kirchen geraten in Existenzangst, in
Krieg und Bürgerkrieg. Ich schreibe Anfang
April im sicheren Deutschland. Was Krieg
ist, spüre ich seit ein paar Tagen. Mein
Sohn Johannes war 14 Monate beim Roten
Kreuz in Gaza. Wir betrachten Bilder. Eines
packt mich. Es zeigt ihn, Heiligabend 2013
mit Rot-Kreuz-Kollegen. Sie prosten einander zu. Der Raum ist verschlossen, die
Fenster abgedunkelt und mit Schutzplatten versehen gegen Bombendruck und
Glassplitter. Die Gesichter zwischen Festfreude und Anspannung. Ich erinnere
mich an mein Telefonat mit Johannes an
jenem Heiligabend. Ich stelle mir vor, wie
er die Bombardierungen in Gaza erlebte.
Die Beklemmung des Kriegs erfasst auch
mich.
Dem Geruch des Todes stellt Paulus den
lebendigen Geist Jesu entgegen, der von
den Toten auferweckt ist. An Pfingsten
wird dieser Geist nach dem Wort im
Römerbrief gepredigt. Es ist nicht leicht,
die Oster- und Pfingsthoffnung zu spüren
und gar auszustrahlen, wenn das Gespenst
des Todes nach Menschen greift. Wie sollen Christen im Nahen Osten in Zeiten des
Krieges an ein gutes Leben mit ihren muslimischen Nachbarn glauben, an Zusam-
2
menleben, an Dialog? Verfeindung aus
dem Nahen Osten droht nach Deutschland überzugreifen.
Der Dialog ist ein Bekenntnis von
Christen und Muslimen gegen Krieg und
Tod, für Leben. „Living together“, „Zusammenleben mit Muslimen in Deutschland“,
„Miteinander leben lernen – Christen und
Muslime in Württemberg“ – solche Überschriften markieren das gemeinschaftliche
Leben als Grundthema – gegen den Tod,
gegen die Feindschaft! Vor Ostern hat
Jesus die Alternative benannt:
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt
und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber
erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh. 12,24).
Wie klar zeigt er die Alternative von
„allein bleiben“ und „viel Frucht bringen“! Es sind die Haltungen von „sich
behaupten wollen“ und „sich hingeben“.
Das Bild vom Weizenkorn steht – wie das
Kreuzsymbol – für Jesu Leben und Handeln. Er hat immer die anderen gesucht,
die Samaritaner, die Menschen in der griechisch-heidnischen Dekapolis, die Menschen im orientalisch-heidnischen
Libanon, die römischen Hauptleute und
Soldaten, offen, ungeschützt, glaubensvoll. Er konnte erleben, wie Menschen
sich änderten, konnte Glauben den
Andersgläubigen zusprechen, erlebte mit
ihnen die Nähe des Gottesreiches. Er lebte
den Dialog.
Wie oft höre ich: Dialog mit Muslimen
ist etwas für die Kirchen in Deutschland.
Er funktioniert nur, wo die Machtfrage
geklärt ist, für die Christen. – Welche
Macht hatte Jesus?
Foto: Heiner Rothe
Pfarrer und Imame auf Pilgerreise in Jerusalem
Nein, den christlich-islamischen Dialog
brauchen Christen hier in Europa und im
Nahen Osten. Nicht als geschlossene akademische Veranstaltung. Dialog braucht
mehr als Worte, braucht Erfahrung,
gemeinsames Erleben, Feiern oder auch
mal eine gemeinsame Reise. Eine besondere Pilgerreise erlebte ich letztes Jahr mit
zehn Pfarrerinnen und Pfarrern und zehn
türkischen Imamen. In Jerusalem zogen
wir die Via Dolorosa entlang in die Grabeskirche, waren zusammen in der AqsaMoschee und im Felsendom. Wir sangen
viel. Wir hörten aufeinander in Andacht,
Bibel- und Koranauslegung. Wir sprachen
mit Menschen im Land, viel über Befreiungstheologie palästinensischer Christen.
Miteinander erlebten wir den Konflikt, die
Besatzung in Hebron, Bethlehem, Ramallah, Nablus. Miteinander besuchten wir
Yad vaShem. Miteinander verstanden wir,
welche Verantwortung für Menschenrechte wir selbst in unserer Gesellschaft haben
– und dass wir uns zusammentun müssen,
wenn wir etwas verändern wollen.
Ich bin froh, dass es mehr werden, die
solche Erfahrungen und Verbündete
suchen, für gutes und faires Zusammenleben. Ich bin dankbar für die vielen engagierten Muslime, die auch für Christen
eintreten. Gut, dass in diesem SchnellerMagazin Menschen aus dem Nahen Osten
vom Dialog berichten. Sie zeigen, dass der
Dialog dort seinen Ort hat. Ohne Dialog
bleibt nur die Verfeindung. Die ist tödlich
– nicht nur im Nahen Osten!
Pfarrer Heinrich Georg Rothe,
Islambeauftragter der Evangelischen
Landeskirche in Württemberg
3
INTERRELIGIÖSER NAHER OSTEN
INTERRELIGIÖSER HONEYMOON AM NIL
In Ägypten hat der Dialog Konjunktur
Christen und Muslime haben es in
Ägypten oft nicht leicht miteinander.
Nachdem die Muslimbruderschaft für
ein Jahr an der Macht war, sind aber
immer mehr Ägypter davon überzeugt, dass das Land nur eine Zukunft
hat, wenn Christen und Muslime gut
miteinander auskommen.
S
Foto: Katja Buck
cheich Mohammed ist Imam einer
großen Moschee auf dem Moqattam.
Der Höhenzug in Ägyptens Hauptstadt ist für zwei Sachen bekannt. In dem
ruhigen Viertel ist es immer ein bisschen
kühler und frischer als im restlichen Kairo.
Auf dem Moqattam hatte aber auch die
Muslimbruderschaft ihr Hauptquartier,
jene Gruppierung, die von Sommer 2012
bis Sommer 2013 in Ägypten das Sagen
hatte. In dieser Zeit hatten sie alles daran
gesetzt, aus Ägypten einen islamischen
Staat zu machen. Besonders Frauen und
Christen litten unter ihrer Politik. „Ich
lehne alles ab, was mit Gewalt zu tun hat“,
sagt Scheich Mohammed. Der junge Theologe redet nicht gerne über Politik. Wichtiger ist ihm das tägliche Miteinander in
seiner Gemeinde. Seit einigen Jahren ist er
mit dem evangelischen Nachbarpfarrer
gut befreundet. Einmal im Monat organisieren sie eine gemeinsame Abendveranstaltung, bei der die Christen und Musli-
Scheich Mohammed und der evangelische Pfarrer Nadi Labib schauen sich die Flickenteppiche an, die in einem muslimisch-christlichen Entwicklungsprojekt in der Moschee des
Imam entstanden sind.
4
Foto: Lilian Wagdy
Christen ist, wie sehr wir ihn brauchen“,
sagt Scheich Mohammad. „Gott hat allen
Menschen das Leben gegeben.“
Ein ägyptischer Muslim trägt aus Solidarität zu den Christen in seinem Land ein
Kreuz.
me ihrer Gemeinden zum Essen
zusammenkommen. Einzige Vorgabe:
Über Politik wird nicht geredet.
Von der Kirche zur Moschee sind es nur
wenige Minuten mit dem Auto. Gerne
zeigt Scheich Mohammed den frisch angelegten Garten mit zahlreichen, noch
­jungen Obstbäumen und vielen Gemüsebeeten. Die Leute, die zum Gebet in die
Moschee kommen, sollen einen Blick für
die Schönheit der Schöpfung bekommen,
sagt er. In einem Nebenraum der Moschee
stehen drei Webstühle. Hier können
arbeitslose Gemeindemitglieder das
Weben von Flickenteppichen erlernen.
Der Verkauf derselben soll ihnen später
ein kleines Einkommen bringen. Das Projekt funktioniert so gut, dass mittlerweile
auch Christen aus der Nachbarschaft mitmachen. „Ich sage meiner Gemeinde
immer, wie wichtig der Dialog mit den
Scheich Mohammed ist keine Ausnahme. Im Bereich des christlich-muslimischen Miteinanders hat sich in letzter Zeit
vieles zum Positiven gewendet. Nie war
die Aufmerksamkeit der Muslime den
Christen gegenüber größer. Kaum eine
Talkshow kommt heute noch ohne einen
christlichen Vertreter aus. Zeitungen fragen um die Meinung von Christen an.
Und beim diesjährigen Ostergottesdienst
in der koptisch-orthodoxen Hauptkirche
in Kairo waren so viele Imame wie noch
nie anwesend. Im vergangenen Jahr hatten die Muslimbrüder den Muslimen noch
verboten, Christen überhaupt ein frohes
Osterfest zu wünschen. „Mit ihrer Diskriminierungspolitik haben die Muslimbrüder die Christen für viele erst richtig
interessant gemacht“, sagt Scheich Ibrahim Rida. Er ist Imam einer großen
Moschee in Schubra, einem Stadtteil von
Kairo, in dem etwa die Hälfte der Bevölkerung christlich ist. Scheich Ibrahim ist
über sein Viertel hinaus bekannt. Zusammen mit dem Pfarrer der Nachbargemeinde hatte er lange Zeit eine eigene
Fernsehsendung, in der sich beide über
Dialog-Themen austauschten.
Während der Herrschaft der Muslimbrüder hatte Scheich Ibrahim wegen seiner Haltung zu den Christen Drohungen
erhalten. „Die Muslimbrüder wollten alle,
die offener gesinnt sind, aus den Moscheen vertreiben“, sagt er. Immer wieder hätten sie dazu aufgerufen, sich gegen die
Christen zu stellen. Er sei aber überzeugt
davon, dass Pluralismus für Christen und
Muslime in Ägypten keine Option, sondern eine Notwendigkeit ist.
5
Foto: Katja Buck
INTERRELIGIÖSER NAHER OSTEN
Scheich Ibrahim Rida ist Imam einer
großen Moschee in Schubra.
Wenn der Imam auf die erste Revolution im Januar 2011 angesprochen wird, die
dem Militärregime von Hosni Mubarak
ein Ende setzte, fängt er an zu schwärmen.
Christen und Muslime hätten gemeinsam
auf dem Tahrir-Platz in Kairo demonstriert. Als die Sicherheitskräfte auf die
Demonstranten schossen, sei eine Kirche
ganz in der Nähe zum Krankenhaus
umfunktioniert worden. Die Nachbarmoschee wurde zum Rückzugsort für die
Opposition. Christen hatten auf dem Tahrir auch immer wieder eine Menschenkette um die Muslime gebildet, die ihre
Gebete hielten. Und Muslime hatten sich
schützend um christliche Gruppen
gestellt, die Gottesdienst feierten.
Was Scheich Ibrahim von der Revolution berichtet, hat sich im Gedächtnis vieler
Ägypter eingegraben. Die gemeinsamen
Revolutionstage auf dem Tahrir waren wie
ein interreligiöser Honeymoon. Die
anschließende Herrschaft der Muslimbruderschaft hat vielen vor Augen geführt,
wie wichtig es ist, dass Christen und Muslime sich nicht auseinanderdividieren
­lassen.
6
Zu den schärfsten Kritikern der Muslimbrüder gehören heute Vertreter der
Azhar-Universität und des Religionsministeriums. Neben politischer Inkompetenz
werfen sie Mursi und Co Verrat am Islam
vor und dass sie versucht hätten, die
Gesellschaft zu spalten. Islamistische Terrorgruppen setzen diese Politik heute fort.
Im August 2013 zerstörten sie 63 Kirchen,
Klöster und Häuser von Christen. Im
Oktober starben bei einem Anschlag auf
eine koptische Hochzeitsgesellschaft in
Kairo fünf Menschen. Und im Februar
brachte eine der Muslimbruderschaft
nahestehende Gruppe sieben koptische
Gastarbeiter in Libyen kaltblütig um. „Ich
schäme mich dafür, dass Muslime Christen getötet haben“, sagt Zein Abedin
Abdellatif von der lokalen Religionsbehörde aus dem oberägyptischen Sohag, woher
die Opfer stammten. Abdellatif war selbst
zur Beerdigung der Christen gegangen
und hatte den Angehörigen kondoliert.
„Der Islam ist keine Religion der Gewalt.
Er respektiert alle anderen Religionen“,
sagt er.
Noch liegt vieles im Argen am Nil. Die
zweifelhaften Todesurteile gegen mehr als
tausend Muslimbrüder haben im Frühjahr
die Weltöffentlichkeit ausgeschreckt. Im
Kampf gegen den Terror schießen offizielle Stellen in Ägypten immer wieder
bedenklich über das Ziel hinaus. Das achtsame Miteinander zwischen Christen und
Muslimen, das derzeit an Boden gewinnt,
könnte aber der Grund sein, auf dem
wächst, was Ägypten für eine erfolgreiche
Demokratisierung dringend braucht: eine
funktionierende Zivilgesellschaft, die Pluralismus als Wert und nicht als Hindernis
versteht.
Katja Dorothea Buck
„GOTT HAT GEWOLLT, DASS WIR VERSCHIEDEN SIND“
Über den Dialog in Ägypten aus muslimischer Sicht
Warum braucht es überhaupt Dialog?
Bevor wir mit dem Dialog beginnen, müssen wir zuallererst den Pluralismus und
das Recht auf Unterschiedlichkeit akzeptieren. Gott hat gewollt, dass wir unterschiedlich sind. Wenn er gewollt hätte,
dass wir alle gleich sind, dann hätte er uns
so geschaffen. Gott macht keine Fehler. Er
hat uns unterschiedlich geschaffen, damit
wir uns ergänzen. Die Frage, die sich uns
stellt, ist, wie wir diese Unterschiedlichkeit
leben können? Dafür braucht es den
­Dialog.
Welche Rolle spielt die christliche Minderheit in Ägypten?
Ich mag das Wort Minderheit nicht. Es
klingt so nach Minderwertigkeit, nach
Anhängsel. Mir ist das Wort Pluralismus
lieber. Dafür braucht es aber eine ganz
neue Mentalität in dem Sinne, dass jeder
begreift, dass alles, was er einem einzelnen
antut, der gesamten Menschheit antut.
Das große Problem des Dialogs ist, dass er
nur in einer freien Gesellschaft und nicht
in einer Diktatur möglich ist. Der Westen
hat lange Zeit aus pragmatischen Gründen
Diktatoren unterstützt. Sie galten als
Garanten der Stabilität. Die Ereignisse
Foto: Katja Buck
Dr. Mahmud A‘zab ist stellvertretender
Vorsitzender der Abteilung für interreligiösen Dialog der Azhar-Universität
in Kairo. In dieser Funktion berät er
den Scheich Al-Azhar, immerhin die
höchste Instanz im gesamten sunnitischen Islam, in Dialogfragen. Er ist
überzeugt, dass ein neues Ägypten nur
auf einem funktionierenden Miteinander von Christen und Muslimen aufgebaut werden kann.
Mahmud A’zab: „Die Azhar-Universität, die
Kirchen und die Zivilgesellschaft müssen
gut zusammenarbeiten.“
vom 30. Juni (als in Ägypten Präsident
Mohammed Mursi, ein Muslimbruder, gestürzt
wurde; Anm. d. Red.) waren eine echte Revolution und nicht ein Militärputsch, wie
viele im Westen sagen. Die Initiative kam
von Millionen von Ägyptern, die die
Gesellschaft verändern, die zu ihren Werten zurückfinden wollten.
Was braucht es, damit dieser Wandel
gelingt?
An der Entwicklung des Landes und der
Gesellschaft müssen sich alle beteiligen.
Die Azhar-Universität, die Kirchen und die
Zivilgesellschaft müssen gut zusammenarbeiten, was sie übrigens bereits tun. Der
Dialog mit den Kirchen und den säkularen
Kräften funktioniert sehr gut, was man
7
Foto: Daniel Mayer
INTERRELIGIÖSER NAHER OSTEN
Innenhof der
Azhar-Moschee in
Kairo
von den Salafisten und den Muslimbrüdern nicht sagen kann. Die Azhar-Universität hat vor zwei Jahren eine Charta
veröffentlicht zur Zukunft Ägyptens. Wir
haben mit Intellektuellen verschiedener
Couleur über die Ereignisse vom 25. Januar 2011 (die sogenannte erste Revolution, bei
der Präsident Hosni Mubarak gestürzt wurde,
Anm. d. Red.) diskutiert und was das für die
neue Ausrichtung des Landes heißt.
Gemeinsam haben wir erklärt, dass ein
neues Ägypten gegründet sein muss auf
der Glaubensfreiheit, der Meinungsfreiheit, der Freiheit der Wissenschaft und der
menschlichen Kreativität, welche zum
Beispiel die Kunst, das Kino, das Theater
oder die Bildhauerei umfasst. Außerdem
hat niemand das Recht, einen Nicht-Muslim als Ungläubigen oder Verräter zu
bezeichnen. Die Herabwürdigung einer
anderen Religion oder der Aufruf zur Dis-
8
kriminierung sehen wir als Verbrechen
gegen die Nation.
Können Sie konkrete Beispiele für den
Dialog in Ägypten nennen?
2011, kurz nach dem großen Anschlag auf
eine koptische Kirche in Alexandria,
haben wir das sogenannte Haus der Familie gegründet. Das ist ein landesweiter Verein mit verschiedenen Ortskomitees, in
denen Vertreter der Azhar-Universität, der
koptischen, katholischen, evangelischen
und anglikanischen Kirche sowie der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten. Das Ziel
ist, Ägypten als Ganzes zusammenzuhalten, die Werte der Religionen zu bewahren
wie die Liebe im Christentum und die
Barmherzigkeit im Islam. Im Vorsitz wechseln sich Christen und Muslime ab. Neben
den Ortskomitees, die in verschiedenen
Distrikten arbeiten, haben wir auch thematische Komitees gegründet wie zum
Beispiel zum religiösen Diskurs. 70 Imame,
Pfarrer und Priester sind im vergangenen
Jahr zu einer Konferenz zum Thema Toleranz zusammengekommen. Sie haben über
Gerechtigkeit, Gleichheit und die ägyptische Staatsbürgerschaft diskutiert. Danach
haben sie gemeinsam öffentliche Einrichtungen in den Vierteln besucht, aus denen
sie kommen. Es hat in der Bevölkerung
großen Eindruck gemacht, dass ihr Priester
und ihr Imam gemeinsam aufgetreten
sind. Ein weiteres Komitee kümmert sich
um interreligiöse Krisen. Sobald es ein Problem zwischen Christen und Muslimen
gibt, gehen sie dorthin und versuchen zu
versöhnen. Außerdem gibt es ein Komitee
für Erziehung und Bildung. Seit zwei Jahren sind 14 Leute damit beschäftigt, alle
Schulbücher durchzusehen. Sie schneiden
alle Passagen aus, die zum Hass verleiten.
Das ist eine riesige Aufgabe. Aber schließlich geht es darum, eine ganze Gesellschaft, nicht nur ein Regime zu verändern.
Was spricht Ihrer Meinung nach dafür,
dass es Christen in Ägypten gibt?
Es tut mir leid, aber das ist eine absolut
lächerliche Frage. Sie liegen total falsch,
wenn sie die Christen in Ägypten mit den
Muslimen in Europa vergleichen. Der
Islam in Europa ist ein sehr junges Phänomen. Dagegen hat es das Christentum in
Ägypten schon vor dem Islam gegeben.
Der Monotheismus selbst ist im Ägypten
der Pharaonen entstanden. Mose wurde in
Ägypten geboren. Er ging in pharaonische
Schulen. Ägypten hat im Laufe der Jahrtausende viele Religionswechsel erlebt.
Aber beachten Sie bitte, dass bis heute niemand das Erbe der Pharaonen oder das
christliche Erbe zerstört hat. Wir sehen uns
in der Tradition des zivilisierten, gläubigen
Ägypters.
Wo sehen Sie Ägypten in fünf Jahren?
Wir brauchen fünf Jahre oder mehr, um
das Land wieder aufzubauen. Wir brauchen Zeit und viel Kraft.
Die Fragen stellte Katja Dorothea Buck
DIE AZHAR
Die Azhar ist eine islamische wissenschaftliche Institution von internationalem Rang mit
Sitz in Kairo. Sie wird vom ägyptischen Staat
unterhalten. Sie umfasst unter anderem die
Azhar-Universität, die Akademie für islamische Untersuchungen und die Azhar-Moschee
und wird von einem islamischen Gelehrten,
dem Scheich al-Azhar, geleitet. Der Lehrbetrieb an der Azhar wurde 988 begonnen,
womit die Institution eine der ältesten islamischen Hochschulen der Welt darstellt. Ihr
Name ist von az-Zahrā‘ abgeleitet, einem Beinamen von Fatima, der jüngsten Tochter des
Propheten Mohammed. Heute sind knapp
400.000 Studierende an der Azhar eingeschrieben, der Lehrkörper umfasst etwa
16.000 Mitarbeitende. Die Institution hat
nicht nur für Ägypten eine prägende Kraft. Sie
gilt als höchste Institution im gesamten sunnitischen Islam. Der derzeitige Scheich alAzhar, Ahmed al-Tayyeb gilt als offen
gegenüber dem Dialog mit Christen. Während
der Herrschaft der Muslimbrüder wurde er
deswegen immer wieder öffentlich kritisiert.
9
INTERRELIGIÖSER NAHER OSTEN
DIALOG UND NICHT MISSIONIERUNG
Über das Miteinander von Christen und Muslimen im Heiligen Land
1982 wurde das Al-Liqa‘-Zentrum für
Religionswissenschaften und kulturelles Erbe im Heiligen Land gegründet.
Es ist das erste Dialogzentrum, das
sowohl von Muslimen als auch Christen gegründet wurde. Das Zentrum ist
unabhängig von christlichen und
islamischen Institutionen, arbeitet
aber mit ihnen zusammen.
F
ür die Gründer des Al-Liqa‘-Zentrums
war der Weg des Dialogs nicht mit
Blumen gepflastert. Vielmehr war er
voller Hindernisse, Herausforderungen
und Schwierigkeiten. Die Herausforderungen bestanden in der Israelischen Besatzung und von einigen islamischen und
christlichen Bewegungen, die auf die
Gründer Druck ausübten. Doch jedes Mal,
wenn jemand Zweifel an unserer Arbeit
äußerte oder uns Missionierung unterstellte, antworteten wir: „Ihr liegt falsch. Es
gibt einen Unterschied zwischen Missionierung und Dialog. Wir missionieren
nicht, wir wollen uns aber einander begegnen und uns gegenseitig kennenlernen.
Wir wollen unsere Herzen und Köpfe von
der Angst vor dem anderen befreien und
Brücken des Dialogs bauen, nicht um den
anderen zu verändern oder zu beurteilen,
sondern um seine Religion kennenzulernen. Schließlich sind wir Kinder des gleichen Volkes.
Wir brauchen heute Dialog und nicht
Missionierung. Und als ein palästinensischer Christ denke ich, dass Missionierung
zurzeit in unserer Kirche keine Priorität
haben sollte. Missionierung im Heiligen
Land schwächt, schädigt und isoliert die
Kirche. Im derzeitigen Kontext wäre sie
10
keine Gnade sondern ein Fluch. Das sollten sich Christen klarmachen, bevor sie
Muslime zum Dialog einladen.
Beim christlich-muslimischen Dialog
geht es darum, dass Menschen über sich
selbst hinauswachsen. Sie reden über Gott
und ihren Glauben. So ein Gespräch kann
nur unter Freunden und vollkommen aufrichtig stattfinden. Es muss das Ziel haben,
die Religion und Lehre des anderen zu verstehen, so wie sie sind, und nicht so, wie
wir sie gerne verstanden haben wollen. Es
geht um Verständnis und Wissen und
dafür braucht es Geduld und Kraft. Sowohl
die Bibel als auch der Koran rufen den Einzelnen auf zu glauben und zu arbeiten.
Dies sind die beiden Hauptdimensionen
im Leben eines Gläubigen. Der Glaube
bedeutet die Befreiung von dieser Welt
und die Begegnung mit Gott. Die zweite
Dimension ist die Arbeit für Gerechtigkeit
und Frieden.
Der christlich-muslimische Dialog
kann auch die ökumenische Bewegung
stärken. Für Muslime sind alle Christen
„ein Volk des Buches“. (Der Islam unterscheidet bei anderen Religionen zwischen sogenannten Buchreligionen (Christentum und Judentum)
und solchen, denen kein Heiliges Buch zugrunde
liegt, Anm. d. Red.). Der Koran spricht nicht
von Katholiken, Orthodoxen oder Protestanten, auch nicht von östlicher und westlicher Theologie. Als Christen, und als
Palästinenser ganz besonders, müssen wir
uns dieser Realität stellen und unseren
theologischen Diskurs vor unseren muslimischen Brüdern vereinheitlichen.
Ansonsten zwingen wir sie dazu, uns so zu
behandeln wie die Osmanen es getan
Foto: Motele Laxman
den palästinensischen Kontext bezogene
Theologie
betreiben. Das ist
eine ­
F rage des
Lebensstil und der
Überlebensstrategie.
Die Kirche in
Palästina muss den
Dialog mit Muslimen führen. Dafür
braucht sie eine auf
den palästinensischen Kontext bezogene Theologie, weil
sie die einzige Perspektive ist, die im
Dialog eine Notwendigkeit sieht und
Themen des täglichen Lebens objektiv
und
realistisch
angeht. Ich sehe in
der Theologie des
Dialogs und der kontextuellen Theologie
Die Kirche muss sich des Umfeldes bewusst sein, in dem sie sich
befindet.
die prophetische
Stimme, die darauf
hinarbeitet, die Kirhaben, die die Christen in einzelne Millet
che lebendig zu halten, strahlend und von
großer Spiritualität. Sie ist die Stimme, die
(Religionsgemeinschaften) aufteilten und
nicht als geeinte arabisch-palästinensische
Christen in ihrem Land, in ihren Häusern,
Christen in einer lokalen Kirche gesehen
in ihrer Kirche hält. Christen müssen in
haben. Als arabisch-palästinensischer
ihrer Heimat bleiben um ihrer selbst wilChrist, der einer religiösen Minderheit
len, aber auch zum Wohl der Kirche und
angehört, die nicht einmal 1,5 Prozent der
der Muslime. Sowohl Christen als auch
Bevölkerung in der West-Bank, im GazaMuslime müssen verstehen, wie wichtig
die Präsenz des jeweils anderen ist.
Streifen und in Israel darstellt und welche
gerade einmal vier Prozent der gesamten
Im Gegensatz zu westlichen Christen
palästinensischen Bevölkerung ausmacht,
oder arabischen Muslimen vereinen arasage ich laut und deutlich, dass wir als arabische Christen zwei Wesensarten in sich.
bische Christen nur eine ­Überlebenschance
Deswegen sind sie in besonderer Weise in
haben, wenn wir den Dialog und eine auf
der Lage, Brücken des Verständnisses, des
11
INTERRELIGIÖSER NAHER OSTEN
Foto: Efi Elian
Westen und der Respekt westlicher Christen gegenüber islamischen Werten, der
islamischen Lehre und den Muslimen
unbedingt zu einem erfolgreichen Dialog
beitragen und helfen, dass wir weiterhin
zusammen leben können. Dialog bei uns
im Osten kann nicht funktionieren, wenn
er nicht auch im Westen stattfindet, und
Dialog im Westen kann nicht erfolgreich
sein, wenn er nicht im Osten funktioniert.
Muslime und Christen dicht beieinander:
Die Al-Aqsa-Moschee und die Kirche der
Heiligen Maria Magdalena in Jerusalem
Dialogs, der Freundschaft und der aufrichtigen Zusammenarbeit zwischen Ost und
West zu sein. Ich möchte die lokale Kirche
dazu aufrufen, diese Rolle auszufüllen.
Christen im Westen und arabische Muslime müssen sich ernsthaft darum bemühen, die christliche Auswanderung zu
stoppen und eine ermutigende Atmosphäre zu schaffen, damit ein Miteinander in
gegenseitigem Respekt, in Liebe, Sicherheit und Stabilität gelingen kann.
Gleichzeitig fordere ich die westlichen
Kirchen auf, ihre Beziehungen zu den
muslimischen Minderheiten in ihren Ländern zu stärken. Ich glaube, dass gestärkte
christlich-muslimische Beziehungen im
12
Die muslimischen Minderheiten in
westlichen, mehrheitlich christlichen Ländern unterscheiden sich stark von den
christlichen Minderheiten in der arabischen Welt. Arabische Christen sind eine
religiöse Minderheit, wir gehören aber
zum gleichen Volk, haben die gleiche Kultur und Geschichte wie die arabischen
Muslime. Dagegen sind muslimische Minderheiten im Westen verstreut auf verschiedene Länder und leben aus
verschiedenen Gründen im Westen, aus
wirtschaftlichen, politischen und sozialen.
Diese muslimischen Minderheiten haben
im Allgemeinen keine nationalen, sozialen oder kulturellen Bindungen zu den
westlichen Ländern, sie müssen aber mit
den Menschen dieser Länder auskommen,
weil sie dort mit ihnen leben, arbeiten und
lernen. Deswegen müssen diese Minderheiten einerseits in die Aktivitäten des täglichen Lebens integriert werden, auf der
anderen Seite müssen sie ihr spirituelles
und kulturelles Erbe bewahren dürfen.
Alles andere führt zu einem Erstarken von
Extremismus und Fundamentalismus,
welche der Gesellschaft schaden und das
Christentum und den Islam verunglimpfen.
Dr. Geries S. Khoury leitet das
Al-Liqa‘-Zentrum in Jerusalem.
Richard Heinzmann, Peter
Antes, Martin Thurner
und Mualla Selcuk (Hg.)
Lexikon des Dialogs
Verlag Herder 2013
2 Bände, zusammen
856 Seiten, Euro 38,00
Ein Schmöker für den Dialog
Wenn zwei dasselbe Wort verwenden,
müssen sie nicht unbedingt dasselbe meinen. Diese Erfahrung machten vor einigen
Jahren Wissenschaftler aus der Türkei und
Deutschland, die sich über den Islam und
das Christentum austauschen wollten. Die
Muslime sprachen türkisch, die Christen
deutsch – und die Übersetzer kamen ins
Schwitzen. Ein Wörterbuch für die Grundbegriffe der jeweiligen Religion gab es
nämlich nicht. Jetzt ist der Büchermarkt
um ein Lexikon reicher, das allen, die sich
für den Dialog interessieren, wärmstens
empfohlen sein soll.
Das „Lexikon des Dialogs“ ist eine theologische Pionierarbeit. Erstmals stehen die
christliche und die muslimische Sicht zu
Grundbegriffen des jeweiligen Glaubens
nebeneinander, wobei nicht jedes Stichwort auch von beiden Seiten erklärt wird.
Welche Begriffe in den Kanon aufgenommen wurden, hatte jede Seite für sich entschieden. So darf es nicht wundern, dass
es für „Himmel“ nur eine christliche Erklärung gibt. Wer sich trotzdem über Jenseitsvorstellungen im Islam schlau machen
möchte, sollte bei „Paradies“ nachschlagen oder eben bei „Hölle“.
Sieben Jahre lang haben 24 christliche
Theologen aus Deutschland und 54 muslimische Theologen aus der Türkei an dem
Lexikon gearbeitet. Zu empfehlen ist es
nicht nur für die zielgerichtete Suche nach
dialogrelevanten Themen wie „Absolutheitsanspruch“, „Frauenbild“ oder „Konversion“. Das Lexikon kann auch als
wunderbarer Schmöker genutzt werden.
Wer einfach mal nach Lust und Laune von
Stichwort zu Stichwort springt, kann beispielsweise die feinen Unterschiede zwischen muslimischen und christlichen
Engeln entdecken, in die jeweilige Welt
der Wunder einsteigen oder die Gemeinsamkeiten beim Fasten ausmachen. Auf
der theologischen Ebene gibt es zwischen
Christentum und Islam sowieso mehr
Gemeinsamkeiten als allgemein bekannt.
Viele Unterschiede, die das Zusammenleben manchmal schwer machen, liegen im
kulturellen Bereich.
So darf beispielsweise nicht verwundern,
dass unter den Stichworten „Kopftuch“
oder „Hijab“ nur ein Verweis auf „Kleiderordnung“ zu finden ist. Und auch dort
geht nur der christliche Vertreter auf die
Verschleierung der Frau während des Gottesdienstes ein. Der islamische Kollege
geht in seinem kurzen Artikel zur Kleiderordnung überhaupt nicht auf das Kopftuch ein. Das macht stutzig und führt zu
der Vermutung, dass das Thema im Gegensatz zur deutschen Debatte um das Kopftuch für die islamische Theologie vielleicht
überhaupt keines ist.
Kurzum: Dem Lexikon ist eine breite
Leserschaft zu wünschen. Die kurzen und
verständlich geschriebenen Artikel sind
nicht nur für Theologen und Religionswissenschaftler gewinnbringend. Jeder, der
privat oder beruflich mit Menschen aus
der jeweils anderen Religion zu tun hat,
kann darin auf unaufgeregte Weise etwas
lernen – auch über die eigene Religion.
Katja Dorothea Buck
13
INTERRELIGIÖSER NAHER OSTEN
RESPEKT, WÜRDE UND BÜRGERRECHTE FÜR ALLE
Der Rat der Religionsoberhäupter in Israel
Israel ist das, was man vielleicht eine
sich voneinander abschottende Gesellschaft nennen könnte. Trotzdem gibt
es bezogen auf die Größe des Landes
mehr interreligiöses Engagement als
irgendwo sonst auf der Welt.
A
ls sei es ein Gesetz, leben in Israel
nicht nur Araber und Juden voneinander getrennt. Innerhalb der arabischen Gesellschaft gibt es fast rein drusische, muslimische oder christliche
Dörfer. Und in jüdischen Städten findet
man Viertel, in denen überwiegend, wenn
nicht sogar ausschließlich entweder religiös orientierte, säkulare oder ultraorthodoxe Bewohner leben. Die große Mehrheit
der Israelis wird es wohl nicht wissen,
doch gibt es in Israel wahrscheinlich mehr
interreligiöse Begegnungen als irgendwo
sonst auf der Welt, wenn man betrachtet,
wie klein das Land eigentlich ist.
Die meisten Juden, Christen und Muslime, die sich im interreligiösen Dialog
engagieren, sind durch ihr Studium oder
ihren Beruf dazugekommen, es sei denn,
sie haben einen westlichen Hintergrund.
Der Interreligiöse Koordinierungsrat von
Israel (ICCI) umfasst etwa 70 Organisationen, die meisten davon mit Sitz in Jerusalem, die sich für ein besseres Verständnis
zwischen Christen, Juden und Muslimen
einsetzen. Zur interreligiösen Begegnungsgesellschaft in Israel gehören Basisorganisationen mit verschiedenen religiösen
Hintergründen aus dem ganzen Land. Diese Aktivitäten gehen nicht nur von Dozenten und Akademikern aus, sondern auch
von Vertretern von Kirchen und christlichen Institutionen aus der ganzen Welt,
14
die Mehrheit sind diejenigen, die als
­Multiplikatoren für Pilger, Touristen, Bildungseinrichtungen oder Glaubensgemeinschaften arbeiten. Bis vor kurzem
waren kaum jüdische und muslimische
Gemeinden Teil dieser Aktivitäten. In den
vergangenen fünfzehn Jahren haben sich
die Dinge aber geändert. Eine wichtige
Rolle hat dabei der Besuch von Papst
Johannes Paul II. im Heiligen Land im Jahr
2000 gespielt.
Vor etwa sechs Jahren wurde erstmals
überhaupt ein Rat der Religionsoberhäupter in Israel gegründet. In ihm sind all die
vielen verschiedenen religiösen Gemeinschaften, ob sie offiziell oder nur halboffiziell vom Staat anerkannt sind,
vertreten. Der Rat hat das Ziel, die Kommunikation miteinander, das Wissen übereinander und die Zusammenarbeit
zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften in Israel zu stärken. Seit
Beginn gibt es einmal im Jahr ein großes
Treffen, bei dem Hunderte von offiziellen
Religionsvertretern von jüdischer und
muslimischer Seite sowie aus den einigen
Dutzend christlichen Gemeinden zusammenkommen. Auch kommen Vertreter
von kleinen Gemeinschaften wie den
Samaritanern, Baha’is oder der Ahmadiyya. Zur ersten Konferenz lud das Oberrabbinat von Israel ein. Später richteten
die muslimische Gemeinde von Kfar Kara
und Shfaram, die drusische Gemeinde im
Heiligen Schrein des Nabi Shueib, die
christliche Gemeinde im Domus Galiläa
auf dem Berg der Seligpreisungen, sowie
die Baha’i- Gemeinde in ihrem Welt-Zentrum in Haifa die Treffen aus.
Foto: Uwe Gräbe
Von rechts nach links: Rabbi David Rosen zusammen mit Pfarrer Uwe Gräbe (damals evangelischer Propst in Jerusalem), Haj Ibrahim Abu El-Hawa und Eliyahu McLean von den Jerusalem
Peacemakers
Neben dem Engagement für ein tieferes
Verständnis von und zwischen den Religionsgemeinschaften arbeitet der Rat auch
auf der Basis gemeinsamer Werte und
gemeinsamer sozialer Themen zusammen.
Im Mittelpunkt dieser Zusammenarbeit
steht der Kampf gegen Bigotterie, Diffamierung sowie gegen alle Angriffe auf heilige Stätten oder religiösen Besitz. Im Fall
von gewalttägigen Auseinandersetzungen
bringt er führende Religionsvertreter
zusammen und bringt gleichzeitig die Solidarität gegenüber der betroffenen Gemeinde zum Ausdruck gebracht.
Vielleicht ist das Wichtigste am Rat der
Religionsoberhäupter, dass er als Zeugnis
dafür dient, was Israel vorgibt, sein zu wol-
len und für dessen Garantie es noch viel
mehr kämpfen muss, nämlich ein Staat
des jüdischen Volkes, in dem alle zugehörigen Religionen und deren Anhänger mit
Respekt, Würde und vollen Bürgerrechten
behandelt werden.
Rabbi David Rosen engagiert sich in
zahlreichen Organisationen für die
Beziehungen zwischen Judentum und den
anderen Weltreligionen. Unter anderem ist
er Berater für interreligiöse Angelegen­
heiten beim Oberrabbinat Israels,
Direktoriumsmitglied beim King Abdullah
Ibn Abd al-Aziz International Centre for
Interreligious and Intercultural Dialogue
sowie Co-Präsident der World Conference
of Religions for Peace.
15
INTERRELIGIÖSER NAHER OSTEN
GROSSER BEITRAG EINER KLEINEN INSTITUTION
Das Engagement der NEST für den Dialog im Libanon
Der kleine Libanon ist im Nahen
Osten eine Besonderheit. Verschiedene
Gemeinschaften von Muslimen, Christen und Angehörigen anderer Religionen sind hier beheimatet. Jede ist
wiederum gespalten in eine Vielzahl
unterschiedlicher Konfessionen oder
Sekten. Die Near East School of Theology (NEST) baut Brücken zwischen
ihnen.
C
hristen werden im Libanon von
orthodoxen Kirchen (syrisch,
armenisch, griechisch), von verschiedenen mit Rom unierten Kirchen
(vor allem Maroniten) und von einer kleinen Anzahl von protestantischen Kirchen
repräsentiert. Libanesische Muslime wiederum sind vor allem Sunniten oder Schiiten. Daneben gibt es aber auch noch einige Seitenlinien des Islams wie zum Beispiel
die Drusen und die Alawiten. Kurzum: Im
Libanon leben und arbeiten Menschen
mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen zusammen. Das führt manchmal
zu Konflikten, der schlimmste war der
libanesische Bürgerkrieg von 1975 bis
1990. Und in jüngster Zeit erfasst die syrische Tragödie immer mehr den Libanon,
was zu Zusammenstößen zwischen Sunniten und Schiiten führt.
Aber sowohl auf muslimischer als auch
auf christlicher Seite gibt es viele Menschen, denen bewusst ist, dass ein guter
Dialog zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen für den Libanon überlebenswichtig ist. Sie setzen sich für eine
offene, interreligiöse Kommunikation ein
und versuchen, Brücken des Verständnisses und des Vertrauens zu bauen. Sie glau16
ben daran, dass der respektvolle Austausch
über Gemeinsamkeiten und Unterschiede
für alle Libanesen ein Vorbild für das friedliche Zusammenleben und für Konfliktlösung ist.
Für diese Überzeugung ist auf christlicher Seite die Near East School of Theology (NEST) in Beirut bekannt. Seit vielen
Jahrzehnten bildet sie Führungskräfte für
die presbyterianische, anglikanische,
lutherische und armenisch-evangelische
Kirche im Nahen Osten aus. Der Lehrplan
beinhaltet verschiedene Seminare zum
Islam und zu den christlich-muslimischen
Beziehungen. Diese Kurse sind nicht nur
ein Muss für Theologie-Studierende, welche Pfarrer im Nahen Osten werden wollen, sie werden auch von angehenden
Theologinnen und Theologen aus dem
Westen, vor allem aus Deutschland,
besucht. Diese kommen im Rahmen des
Studiums im Mittleren Osten (SiMO) für
ein Jahr an die NEST. Seminare wie „Einführung in den Islam“ oder „ChristlichMuslimische Beziehungen“ helfen den
Studierenden nicht nur Geschichte, Glaubensinhalte und religiöse Praktiken des
Islam kennenzulernen. Sie lernen dabei
auch, wie sie die Wirklichkeiten des Islams
Daneben organisiert die NEST eine
Reihe von Exkursionen. Kürzlich haben
wir beispielsweise in
Sidon zwei Moscheen besucht und
­wurden von Scheich
Muhammad Abu
Zaid empfangen. Er
erklärte uns die verschiedenen Merkmale eines islamischen
Gottesdienstes.
Außerdem konnten
wir beim Freitagsgebet dabei sein. Beim
Besuch der Islamischen Universität in
Khaldeh führte uns
Scheich Muhammad
Choukeir in die schiitische Sicht auf die
islamische Geschichte und Theologie ein.
Foto: NEST
Teilnehmende eines NEST-Seminars werden im Januar 2014 von
Scheich Muhammed Choukeir an der Islamischen Universität in
Khaldeh empfangen.
in ihre christliche Theologie integrieren
und wie sie Freundschaft zu ihren muslimischen Nachbarn knüpfen können.
Diese islamkundlichen Seminare werden zwar von einem christlichen Professor
an der NEST gegeben, doch kommen auch
immer wieder muslimische Dozenten zu
Besuch und bringen eine islamische Sichtweise auf verschiedene Themen ein. Erst
kürzlich hat Scheich Muhammad Abu
Zaid, oberster sunnitischer Richter in
Sidon, uns besucht. Er erklärte, wie wichtig das Konzept der Umma (Gemeinschaft)
für libanesische Muslime ist. Die Privatdozentin Hosn Abboud zeigte uns die Herausforderung des konservativen Islams für
muslimische Frauen auf. Tarif Khalidi, Professor an der American University of Beirut, diskutierte mit uns die Wichtigkeit,
welche der Prophet Jesus in der klassischen sufischen Literatur hat.
Des Weiteren stellen beim „Forum für
christlich-muslimischen Austausch“ muslimische und christliche Dozenten etwa
einmal im Semester verschiedene theologische Aspekte vor. Muslimische Referenten werden außerdem oft als Referenten
für die öffentlichen Vorlesungen an der
NEST eingeladen oder schreiben für die
Theological Review, die akademische Zeitschrift der NEST. Sicherlich ist die NEST
nur eine kleine Hochschule, ihr Beitrag zur
Stärkung des Dialogs und des Verständnisses zwischen Christen und Muslimen im
Libanon ist aber wesentlich umfangreicher als ihre institutionelle Größe!
Pfarrer Dr. Peter Ford ist Lehrbeauftragter
für Islamkunde an der NEST und
Redaktionsmitglied der Theological Review.
17
INTERRELIGIÖSER NAHER OSTEN
DIALOG HAT IMMER EINEN KONTEXT
Foto: NEST
15 Jahre „Studium im Mittleren Osten“
Eine Gruppe aus der NEST besucht die Hariri-Moschee in Sidon.
Wer erlebt hat, wie unterschiedlich
sich das christlich-muslimische Verhältnis in Bochum-Stahlhausen, Leipzig oder Tübingen gestaltet, mag
ahnen, welch große Divergenzen
zwischen verschiedenen Orten im
Nahen Osten bestehen, wo Christen
und Muslime seit vielen Jahrhunderten zusammenleben. An der Near East
School of Theology (NEST) in Beirut
lernen deutsche Studierende neue
Aspekte des Dialogs kennen.
W
arum wird im Libanon der
Islam zunächst durch christliche Lehrer vermittelt? Und
warum öffnen sich christliche Bildungseinrichtungen nicht viel mehr für ihre
muslimischen Nachbarn?“, fragte mich
kürzlich eine junge deutsche Theologiestudentin an (NEST). Ich versuche, ihr zu
erklären, dass das christlich-muslimische
18
Verhältnis im Libanon zuallererst das
Ergebnis eines jahrhundertelangen Ringens ist, bei dem die Existenz von einigen
der daran beteiligten Akteure mehr als einmal auf dem Spiel stand. Deswegen geht
dem Dialog mit den Anderen immer die
Selbstvergewisserung in der eigenen
Gemeinschaft voraus: Was ist möglich,
was wäre grenzverletzend oder stellt sogar
eine Gefährdung derer dar, denen meine
Loyalität zuerst gilt? Je kleiner eine
Gemeinschaft ist, und die Protestanten im
Libanon sind eine sehr kleine Gemeinschaft, umso nachdrücklicher werden solche Fragen gestellt.
Die christlich-muslimische Begegnung
hat im Nahen Osten eine Tradition von
dreizehn Jahrhunderten. Hohe Ausdifferenzierungen sind entstanden, die mit
Loyalität, Identität, Zugehörigkeit zu
Familien- und Konfessionsverbänden und
nicht zuletzt mit dem Überleben der eigenen Gemeinschaft zu tun haben können.
Ganz andere Regeln gelten im Norden
Europas, wo jahrhundertelang nur eine
Religion unangefochtene Bezugsgröße war
und wo sich die Gesellschaften erst seit
kurzem für die Begegnung mit Angehörigen anderer Religionen öffnen.
Das Programm „Studium im Mittleren
Osten“ (SiMO), für das sich Studierende
über die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) bewerben können, hat sich vor
15 Jahren bewusst für die Partnerschaft
mit der NEST, einer relativ kleinen protestantischen Ausbildungsstätte im Libanon,
entschieden. Seit diesem Jahr ist das SiMO,
vertreten durch die EMS, offiziell beratendes Mitglied im Verwaltungsrat der NEST.
Die Loyalität, welche aus einer solchen
„Familienzugehörigkeit“ resultiert, macht
den christlich-muslimischen Dialog zum
„Dialog des Lebens“. Er wird immer wieder rückbezogen auf das Ergehen der eigenen Gemeinschaft. Wie viel in diesem
Rahmen möglich ist, zeigt sich beispielhaft an den lebendigen Begegnungen
­zwischen der NEST und einer Moscheegemeinde in der libanesischen Hafenstadt
Sidon. Dass dieser Dialog nie individuell
und unvermittelt beginnt, sondern stets
im Kontext eines komplexen Gesellschaftsgefüges steht, ist eine Erfahrung,
die noch vielen Studierenden gegönnt
sein möge.
Uwe Gräbe
Weitere Informationen unter: www.ems-online.org/weltweit-aktiv/studienprogramme/
EUROPA UND SEINE MUSLIME
Mit ihrer Veröffentlichung „Islam in Europa
– Zum Verhältnis von Religion und Verfassung“ wagt sich die Evangelische Zentralstelle
für Weltanschauungsfragen (EZW) an ein
aktuelles und kontrovers diskutiertes Thema.
Zwar taugt das schmale Heft kaum zum Einstieg in die Gesamtthematik. Überblicksartikel
fehlen gänzlich. Für wen das Thema aber kein
Neuland ist, den belohnt die Durchquerung der
gehaltvollen Bleiwüste mit
interessanten Überlegungen
und klugen Argumenten.
Allein wegen des Artikels von
Mustafa Ceric´, der in zahl-
reichen internationalen Kontexten für den
Dialog mit anderen Religionen eintritt, lohnt
sich die Anschaffung. Der muslimische Theologe mit bosnischen Wurzeln geht der Frage
nach, wie die Gemeinschaft der Muslime in
Europa, die ja von religiösen Normen zusammengehalten wird, Teil der europäischen Zivilgesellschaft werden kann. Diese hingegen wird
vom gemeinsamen Interesse am Gemeinwohl
zusammengehalten. Mit wohltuender Klarheit
plädiert Ceric´ für einen muslimischen Gesellschaftsvertrag in Europa, der sowohl Rechte
als auch Pflichten der in Europa lebenden Muslime definiert. (kb)
Friedmann Eißler, Michael Borchard (Hg.):
Islam in Europa – Zum Verhältnis von Religion und Verfassung
EZW-Texte 227, Berlin 2013, 108 Seiten, gegen Spende
19
NACHRICHTEN AUS DER SCHNELLER-ARBEIT
PALMSONNTAG, KARFREITAG UND OSTERN
Besonderer Festgottesdienst an der Johann-Ludwig-Schneller-Schule
Vor den Osterferien haben die Internatskinder und Mitarbeitende der JLSS
einen Schulgottesdienst gefeiert. Und
was das für ein Gottesdienst war!
Nacheinander klangen in der Liturgie
der Palmsonntag, der Karfreitag und
Ostern an.
D
er Gottesdienst, zu dem christliche
und muslimische Kinder gekommen sind, beginnt mit einem Loblied auf Jesus. Auch einige Flüchtlingsfrauen aus Syrien sitzen in der Kirche. Die
Schule hat sie in ihre Ausbildungsprogramme aufgenommen. Die Frauen tragen
Kopftücher, sind sunnitische Muslimas.
Inbrünstig singen sie mit. Nach dem Eingangsgebet erklingt in arabischer Sprache
das fröhliche „Hosianna“ des Palmsonntags aus Jerusalem. Und schließlich das
tieftraurige „Wa-Habibi“ („Du, mein
Geliebter“), welches für mich zu den
schönsten Elementen des arabischen
christlichen Liedguts gehört.
Foto: EMS/Martina Waiblinger
Nach den Lesungen zum Karfreitag
wird es feierlich: Der junge Erzieher, der
in diesem Jahr das Osterevangelium lesen
darf, hat seinen besten Anzug angezogen.
Er liest Johannes 20,1-18, die Erzählung
von Maria aus Magdala am leeren Grab.
Dann trete ich ans Pult. Nach ein paar einleitenden Sätzen auf Arabisch (die Kinder
amüsieren sich über meine Aussprache!)
fahre ich auf Englisch fort. George Haddad
übersetzt. Ich spreche davon, wie wichtig
es auch heute ist, in dem vermeintlichen
Gärtner den lebendigen Christus zu erkennen. Wie oft meinen wir genau zu wissen,
wer der andere ist, dem wir begegnen: der
Angehörige einer anderen Religion, einer
anderen Nation oder einfach einer anderen Familie, die im Dorf unbeliebt ist.
Wenn wir in diesem Anderen Christus
selbst erkennen, dann haben wir uns auf
den Weg gemacht, der vom Karfreitag zum
Ostersonntag führt.
Nach der Predigt bin ich ein bisschen
unsicher: War das vor den muslimischen
Kindern vielleicht schon zu christlich
gesagt? Gerade sie scheinen mich aber verstanden zu haben. Am Ausgang erhalte ich
viele herzliche Reaktionen. Jedes Kind
bekommt noch ein großes Osterei aus
Schokolade. Es wundert mich, dass die
Verpackungen nicht
gleich aufgerissen
werden. „Ach nein“,
sagte ein Mädchen,
„das verwahren wir
noch ein paar Tage.
Das richtige Ostern
ist doch erst am
Sonntag!“
An der Schneller-Schule im Libanon gehen christliche und muslimische Kinder zusammen in den Gottesdienst.
20
Uwe Gräbe
Foto: Rolf Bartel
Der alte Kessel mit dem alten Brenner im
Keller der Schule.
HEIZUNG SOLL
EFFIZIENTER WERDEN
Khirbet Kanafar (JLSS/EVS). Die JohannLudwig-Schneller-Schule (JLSS) bekommt
ein neues Heizsystem. Dabei bekommt sie
Unterstützung von den Stadtwerken Waiblingen, die im Frühjahr Rolf Bartel, den
Leiter der Wärme- und Energieerzeugung,
in den Libanon geschickt hat. Vor einem
Jahr war Bartel schon einmal an der Schule, um sich ein Bild von der bisherigen
Heiztechnik zu machen. Als „archaisch“
beschreibt er die bisherige Anlage. Bartel
erarbeitete Pläne und überlegte, mit welchen Maßnahmen der Verbrauch von
Heizöl gesenkt und die Stunden, in denen
die Gebäude geheizt werden können, ausgeweitet werden können. Im Sommer sollen nun ein neuer Brenner, ein neuer
Kessel und auch eine ganz neue System-
technik eingebaut werden, mit der zum
Beispiel auch die bereits seit einigen Jahren vorhandene Solaranlage optimal ausgenutzt werden kann. „Mit relativ kleinen
Mitteln lassen sich da schon große Schritte machen“, sagt Bartel, der jetzt im Libanon zusammen mit Mitarbeitenden der
Schule nach Geräten gesucht hat, die auf
dem lokalen Markt zur Verfügung stehen.
„Es macht wenig Sinn, alles aus Deutschland einzufliegen“, sagt der Energiefachmann. Lokale Kräfte sollen schließlich
hinterher auch die Anlage warten können.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass das die
Leute an der Schule selbst schaffen“, sagt
Bartel, der insgesamt einen positiven Eindruck von der Einrichtung hat.
Der Kontakt zu Rolf Bartel war über
Helmut Hekmann, Geschäftsführer des
Berufsbildungswerks Waiblingen i. R. und
Berater für die Berufsausbildung im Vorstand des Evangelischen Vereins für die
Schneller-Schulen (EVS) zustande gekommen. Die Schneller-Stiftung – Erziehung
zum Frieden hat sich bereit erklärt, die
Schule bei diesem Projekt finanziell zu
unterstützen.
George Haddad, der Schulleiter, ist
dankbar, dass die Schule nun eine sparsamere Heizung bekommen wird. „Wir
beginnen mit der Arbeit, sobald es warm
genug ist, damit wir die alte Zentralheizung abschalten können“, sagt er. Bis zum
Ende der Sommerferien wolle man fertig
sein. Er hoffe, dass Rolf Bartel im August
oder Anfang September noch einmal an
die Schule kommen könne, um zu überprüfen, ob alles richtig installiert wurde
und um das Projekt abzuschließen. „Wir
danken ihm und allen Beteiligten für die
Unterstützung. Die Kinder und wir alle an
der Schule werden sehr von diesen Neuerungen profitieren.“
21
NACHRICHTEN AUS DER SCHNELLER-ARBEIT
rität (EMS) getragen. Viele Bewerbungen
gingen ein trotz der unsicheren politischen Situation im Libanon.
Foto: Beck/privat
Gewählt wurde Dorothee Beck aus Fellbach. Die 38-jährige Erzieherin ist für den
EVS keine Unbekannte: 2011/12 war sie
am Kindergarten der Theodor-SchnellerSchule in Jordanien tätig und entwickelte
dort mit den Erzieherinnen besondere Programme für die pädagogische Arbeit.
Anschließend war sie für ein Jahr wieder
in Fellbach tätig und zog im September
2013 nach Berlin, wo sie neben ihrer
Arbeit als Erzieherin auch ein Kunststudium aufnahm.
Dorothee Beck wird ab Herbst das Internat
der Schneller-Schule im Libanon leiten
DOROTHEE BECK
WIRD ERZIEHUNGSLEITERIN
Stuttgart (EVS). Bisher ist die Internatsleitung Teil der Aufgabe des Direktors der
Johann-Ludwig-Schneller-Schule. Das ist
wenig effizient für die Gesamtschule und
der pädagogischen Fortentwicklung nicht
zuträglich. Deswegen braucht es an dieser
Stelle eine mittlere Leitungsebene.
Vor einiger Zeit erhielt der Evangelische
Verein für die Schneller-Schulen (EVS) die
Anfrage der JLSS und ihrer Trägerkirche,
der Nationalen Evangelischen Kirche von
Beirut, ob nicht die Entsendung eines ökumenischen Mitarbeiters oder einer ökumenischen Mitarbeiterin möglich wäre. Der
Evangelische Entwicklungsdienst (EED)
war von dieser Idee sofort überzeugt und
erklärte sich bereit, 75 Prozent einer solchen Stelle zu finanzieren. Der Rest wird
von der Evangelischen Mission in Solida22
Am Internat der JLSS übernimmt Dorothee Beck ab November 2014 die Dienstaufsicht über elf Erzieherinnen und
Erzieher, für deren Fortbildung sie auch
verantwortlich sein wird. Daneben soll sie
die Eltern- und Familienarbeit der JLSS
neu organisieren und eine lokale Nachfolgerin einarbeiten, die dann in drei Jahren
die Aufgaben übernehmen kann.
Wir wünschen Dorothee Beck Glück
und Gottes Segen für den Dienst und freuen uns auf die Zusammenarbeit!
MIT BEHARRLICHKEIT GEGEN DIE NOT
Die Vorschule im Tal der Christen
S
eit dem vergangenen Januar haben
unsere Partner in Syrien mit Hilfe der
internationalen Gemeinschaft der
Evangelischen Mission in Solidarität
(EMS) im Tal der Christen eine Vorschule
für Kinder von Binnenflüchtlingen eröffnet. 35 Kinder im Alter von drei bis sechs
Jahren besuchen dort mittlerweile drei
Vorschulklassen. Je zur Hälfte sind es
christliche und muslimische Kinder. Der
Mädchenanteil ist ein
bisschen höher.
Pfarrer Maan Bitar
aus Syrien erzählt von
dem mühsamen Aufnahmeprozess. Wie
wählt man aus Hunderten von Bedürftigen die
Kinder aus, deren Not
am größten ist? Ein
„Ausschlusskriterium“
ist hart, in Syrien aber
wohl sinnvoll: Kinder
von
kämpfenden
Armeeangehörigen oder
Milizionären werden
nicht aufgenommen.
Man will nicht, dass die
Vorschule selbst ins
Fadenkreuz der jeweils
gegnerischen Partei
gerät. Außerdem sollten sich diese Väter
besser um ihre Kinder kümmern, statt
andere Menschen umzubringen.
Auch das Personal musste ausgewählt
werden. Fast alle Lehrerinnen und das
übrige Personal sind selbst Flüchtlinge. An
der Vorschule können sie nun wieder ein
eigenes Einkommen verdienen. Die neue
Köchin hat früher die Küche eines Gourmet-Restaurants in Aleppo geleitet. Sie
musste sich kräftig umstellen, erzählt Pfarrer Bitar schmunzelnd. Das traditionelle
arabische Bratfett müsse sie jetzt weglassen. Schließlich sollen sich die Kinder
gesund ernähren und keinen Cholesterinschock bekommen.
Uwe Gräbe
Foto: Maan Bitar
Mit ihrer restriktiven Visa-Politik
verhindern die syrischen Behörden,
dass Deutsche die neu gegründete
Vorschule im Tal der Christen besuchen können. Uwe Gräbe hat bei
seiner letzten Reise im April die verantwortlichen Partner deswegen in
Beirut getroffen.
Einige der Kinder vor dem Eingang der Schule
23
NACHRICHTEN AUS DER SCHNELLER-ARBEIT
GUTE GESCHWISTERLICHE BEZIEHUNGEN
Die Arbeit an der Schneller-Schule in Amman läuft erfreulich gut weiter
Eine kleine Delegation der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS)
und des Evangelischen Vereins für die
Schneller-Schulen (EVS) ist von
Bischof Suheil Dawani in Jerusalem
sehr herzlich empfangen worden. Die
Episkopale Diözese ist Trägerkirche
der Theodor-Schneller-Schule (TSS) in
Amman und sehr an einer engen
Zusammenarbeit mit EMS und EVS
interessiert.
die TSS als ihre Einrichtung versteht, für
die sie selbst die Verantwortung trägt und
Strategien, Programme und Projekte festlegt. Versuche der deutschen Partner,
unabhängig von der lokalen Kirchenleitung Projekte an der TSS zu entwickeln,
können daher nicht nachhaltig sein. Diese Einsicht musste in der jüngsten Vergangenheit auch durch schmerzhafte
Erfahrungen gewonnen werden.
Bei Gesprächen mit der Programmkoordinatorin der Diözese, Sawsan ArankiBatato, sowie einem festlichen Mittagessen
mit dem Bischof und seinem Sonderberater, Canon John Organ, wurde immer wieder deutlich, wie sehr der Episkopalen
Kirche auch in Zukunft an einer engen,
vertrauensvollen Zusammenarbeit mit
EMS und EVS gelegen ist. Ebenso klar wurde aber auch, dass die Episkopale Kirche
24
Foto: Episcopal Diocese
Z
ur Delegation gehörten Pfarrer Klaus
Schmid, (Vorsitzender des EVS),
Christine Grötzinger (Projekt- und
Programmkoordinatorin der EMS), Cathrin Kaufmann (Personalleiterin der EMS)
und Pfarrer Uwe Gräbe (Geschäftsführer
des EVS und Nahost-Verbindungsreferent
der EMS).In Jerusalem empfing der anglikanische Bischof Suheil Dawani die vier
als seine besonderen Gäste. Seine Kirche,
die Episkopale (d.h. Bischöfliche) Diözese
von Jerusalem und dem Mittleren Osten,
arbeitet als EMS-Mitgliedskirche in zahlreichen Projekten und Programmen mit
der Geschäftsstelle in Stuttgart zusammen.
Ein besonderes Gewicht hat dabei die
Kooperation zwischen dem EVS und der
TSS.
So überwältigend die Gastfreundschaft
der Geschwister in Jerusalem war, so überraschend waren die Eindrücke an der TSS
in Amman, die seit Ende Dezember 2013
keinen festen Direktor hat. Groß war
daher die Sorge, eine orientierungslose
Einrichtung anzutreffen. In der Tat wurden einzelne pädagogische Projekte nicht
fortgeführt. Auch ist der hohe Renovierungsbedarf der Gebäude sichtbar. Insbesondere die Berufsausbildung ist in
manchen Bereichen erkennbar einge-
schränkt. Das heißt jedoch keinesfalls,
dass die TSS orientierungslos wäre!
Beherzt hat ein provisorisches Management-Komitee die Leitung der Schule
übernommen. Rev. Khalid Freij, der
Anstaltspfarrer der TSS, Ibrahim Shaddad,
Finanzfachmann des lokalen Verwaltungsrats und Quseir Haddad, Mitarbeiter der
Schulverwaltung, sind derzeit damit
beschäftigt, die Finanzen der TSS zu konsolidieren. Gleichzeitig wird das Besetzungsverfahren für die Direktorenstelle
vorangetrieben. Bereits im September
Herzlicher Empfang in Jerusalem (von links
nach rechts): Sawsan Aranki-Batato, Christine Grötzinger, Pfarrer Klaus Schmid,
Bischof Suheil Dawani, Canon John Organ,
Pfarrer Uwe Gräbe und Cathrin Kaufmann
möchte Bischof Dawani gemeinsam mit
dem EMS-Generalsekretär erneut zur
Direktorenwahl einladen.
Zugleich füllen andere die Lücken aus,
die durch den sich hinziehenden Direktorenwechsel entstanden sind. Hier sind in
erster Linie die Leiterin der akademischen
Schule, Khalida Messarweh, der Leiter des
Gästehauses, Victor Kiddees, sowie der
Erziehungsleiter, Bishara Tannous, zu nennen. Drei Deutschlehrerinnen arbeiten
mittlerweile an Internat und Schule;
immer wieder werden hier neue Projekte
entwickelt, während sich die zahlreichen
Reisegruppen im Gästehaus gegenseitig
die Türklinke in die Hand geben.
Besonders beeindruckend ist der partizipatorische Ansatz, mit dem Bishara
­Tannous seine pädagogische Arbeit vorantreibt: So wurde ein Projekt wiederbelebt,
in dem sich Schulklassen zu Diskussionsforen treffen, um Fragen des Schullebens
zu besprechen und gemeinsam Lösungen
zu finden. Alle Erzieherinnen und Erzieher
treffen sich zu täglichen Einsatzbesprechungen, um sich kollegial über ihre
Arbeit zu beraten.
Auch die EMS/EVS-Delegation fand
sich plötzlich völlig überrascht in einem
Gesprächsforum wieder, in dem die Erzieherinnen und Erzieher hoch engagiert
gegenüber Anstaltspfarrer, Schulleiterin,
Erziehungsleiter und den deutschen Gästen ihre Anliegen und Vorschläge für die
zukünftige Arbeit vorbrachten. Niemand
nahm ein Blatt vor den Mund: Die hohen
Schülerzahlen pro Klasse wurden ebenso
engagiert thematisiert wie der Verfall einiger Gebäude. Es wurde allerdings nicht
nur kritisiert, sondern vor allem kreativ
nach Lösungen gesucht. Das Besondere an
der Runde war: Alle – inklusive der muslimischen Mitarbeitenden – waren an
einem Freitag gekommen: an ihrem
eigentlich freien Tag!
Uwe Gräbe
25
NACHRICHTEN AUS DER SCHNELLER-ARBEIT
Plakat DIN A2.pdf
1
M
Y
MY
CY
CMY
K
07:25
Für syrische
Flüchtlingskinder
C
CM
06.05.14
Der
international
bekannte Posaunist
Armin Rosin spielt
zusammen mit dem
Konzertorganisten Friedrich Fröschle in der
Stadtkirche Giengen
Werke für Orgel, Posaune und Alphorn. Der
Eintritt ist frei. Spenden
werden für syrische
Flüchtlingskinder an der
Johann-Ludwig-Schneller-Schule im Libanon
erbeten.
Armin Rosin kennt
die Schneller-Schule gut.
Im Herbst vergangenen
Jahres hat er drei
Musik für Orgel,
23. Juli 14 | 19 Uhr
Wochen lang den KinStadtkirche Giengen
Posaune und Alphorn
dern an der Schule die
ersten Töne auf verschiemit
Armin Rosin Posaune, Alphorn
denen BlechblasinstruFriedrich Fröschle Orgel
menten beigebracht (s.
und
SM 1/2014). Außerdem
Jugendblasorchester Stadt Giengen
sichtete er den Bestand
evangelischer Posaunenchor
aus gespendeten TromEINTRITT FREI
peten, Hörnern, Posauum Spenden wird gebeten
nen sowie Tuben und
Platzreservierungen:
Evangelische Kirchengemeinde
Telefon: 0 73 22/93 37 95
reparierte die Instrumit Unterstützung des
[email protected]
Rotary Clubs Heidenheim-Giengen
mente wo nötig. Der
Evangelische Verein für
die Schneller-Schulen dankt ihm für seine
Verbundenheit zu den Kindern an der
Schule. Wir freuen uns, wenn viele Schneller-Freunde am 23. Juli zu dem Benefizkonzert nach Giengen kommen.
Giengen (EVS). Zu einem Benefizkonzert
zugunsten der Schneller-Schule im Libanon laden die Evangelische Kirchengemeinde Giengen mit Unterstützung des
Rotary Clubs Heidenheim-Giengen am
Mittwoch, 23. Juli 2014 um 19 Uhr ein.
Benefizkonzert zu Gunsten
der Schneller-Schule im Libanon
BENEFIZKONZERT FÜR
SYRISCHE FLÜCHTLINGE AN
DER SCHNELLER-SCHULE
26
Stuttgart (EVS). Mit Abdallah Frangi hat
der Evangelische Verein für die SchnellerSchulen (EVS) einen der prominentesten
Politiker aus Palästina als Festredner für
die diesjährige Mitgliederversammlung
gewinnen können. Als enger Vertrauter
Yassir Arafats war Frangi 42 Jahre lang in
Deutschland und wurde hier zur Stimme
der Palästinenser. Von 1974 an war er offizieller Vertreter der PLO in Bonn und Berlin. Durch seine engen Kontakte zu den
maßgebenden Politikern in Deutschland
brachte er die Interessenlage des palästinensischen Volkes auf die politische Agenda. Er pflegte unter anderem Verbindungen
zu Hans-Jürgen Wischnewski, Joschka
Fischer, Hans-Dietrich Genscher und Gerhard Schröder.
Frangi wurde 1943 in Beerscheba geboren und wuchs in einer einflussreichen
Beduinenfamilie auf. 1948 wurde die
Familie aus dem soeben gegründeten Staat
Israel nach Gaza vertrieben. Frangi studierte Medizin und Politik in Frankfurt am
Main. Bereits während des Studiums wurde er politisch aktiv und setzte sich für die
Errichtung eines unabhängigen Staates
Palästina ein. Ab 1974 war er offizieller
Vertreter der PLO in Deutschland, seit
1993 als Generaldelegierter Palästinas in
Bonn und Berlin (bis 2005). Seit 1960 ist
Frangi Mitglied der Fatah, in deren Revolutionsrat er 1978 gewählt wurde. Von
2007 bis 2009 war er außenpolitischer
Sprecher der Fatah. Seit 2009 ist er persönlicher Berater von Präsident Mahmud
Abbas in Gaza.
Foto: privat
ABDALLAH FRANGI KOMMT ZUR
EVS-MITGLIEDERVERSAMMLUNG
Der palästinensische Politiker und Diplomat
Abdallah Frangi
Abdallah Frangi wird am Sonntag, 19.
Oktober 2014 bei der EVS-Mitgliederversammlung in der Evangelischen DietrichBonhoeffer-Kirchengemeinde
in
Ostfildern-Parksiedlung einen Vortrag
über den Kampf der Palästinenser um die
Anerkennung eines eigenen Staates halten.
27
MIT ALLEN SINNEN ...
D
ie Produkte aus den SchnellerSchulen erfreuen sich großer
Beliebtheit. Das Restaurant
Mesopotamien in Ostfildern bezieht
beispielsweise den Schneller-Wein
schon seit Jahren über die Geschäftsstelle der Evangelischen Mission in
Solidarität (EMS). Bei den Gästen
kommt der Wein, der zum Teil auf
Schneller-Gelände wächst, sehr gut an.
Ein Restaurant-Besucher schreibt im
Internet-Forum „Trip Advisor“:
„Wärmstens zu empfehlen ist zum Essen
auch der libanesische Wein (Johann-LudwigSchneller-Wein) – exzellent im Geschmack
bei vernünftigem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Von dem habe ich mir auch schon mal eine
Kiste nach Hause mitgenommen.“
Anselm Kreh, Vorstandsmitglied des
EVS, kann ebenfalls die Schneller-Produkte empfehlen. Mehr als drei Jahre
war der Arbeitserzieher aus Giengen
mit seiner Familie als Ausbildungsleiter
an der Johann- Ludwig-Schneller-Schule im Libanon tätig. Heute hält er Vorträge zu den Schulen und verkauft in
diesem Zusammenhang gerne Schneller-Wein, Nougat und Olivenölseife.
IHRE BESTELLUNG BITTE AN
EMS | Vogelsangstr. 62 | 70197 Stuttgart
Tel.:
Fax:
E-Mail:
+49 (0) 711 636 78 -71
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Falls auch Sie einen Gemeindeabend mit
Produkten der Schneller-Schulen gestalten
möchten oder ein schönes Geschenk
suchen, dann freuen wir uns auf Ihren
Besuch in unserem Online-Shop:
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Dort finden Sie auch weitere interessante
Artikel aus dem Nahen Osten und anderen Ländern der weltweiten EMS-Gemeinschaft.
„Der Nougat ist der Renner! So schmeckt der
Libanon: süßer Honignougat mit einer
Schicht Aprikose. Einfach ein Genuss“,
schwärmt Herr Kreh.
OLIVENÖL-SEIFE
Nach alter Tradition handgefertigt, aus reinem Olivenöl und Soda-Asche. Ohne chemische
Zusätze oder Duftstoffe. Die Oliven wachsen auf dem Gelände der Theodor-Schneller-Schule in
Amman, Jordanien. Verpackt im attraktiven Brokatsäckchen.
Bestell-Nr. 46210
Stück 80 g
2,90 F
GENIESSEN!
Schneller-Produkte für Sie
oder Ihre Gemeinde
FRIEDENSTAUBE, ANSTECKPIN
Zum 150-jährigen Jubiläum der
Schneller-Schulen im Nahen
Osten. Das arabische Wort
„Salaam“ (Friede) in Form einer
Taube, ein zweifaches Friedenssymbol. Geprägt, in Sandkornoptik veredelt, ca. 2 cm
Bestell-Nr. 43109 2,50 F
SCHNELLER GENUSS
eine edle Spezialität, Aprikosennougat aus dem Libanon
Zutaten: Pistazien, Vanille,
Aprikosen u.a.
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10 Stück ca.160g
MAGDALENA-SCHNELLERWEIN, CHARDONNAY
(WEISS), 2011
Dieser Chardonnay wächst auf
900 Meter Höhe im Bekaa-Tal
und wird in jungen Eichenfässern ausgebaut.
Bestell-Nr. 42150,
1 Flasche, 0,75 l 12,90 F
Bestell-Nr. 42153
3 Flaschen
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6 Flaschen
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12 Flaschen
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(falls ausverkauft, liefern wir
den nächsten Jahrgang)
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JOHANN-LUDWIG-SCHNELLERWEIN, CUVÉE (ROT), 2010
Der Prädikatswein aus dem
Libanon aus Cabernet-Sauvignon,
Syrah und Carignan hat auf der
15. Wein Trophy Berlin eine
Goldmedaille gewonnen.
Bestell-Nr. 42101
1 Flasche, 0,75 l 7,60 F
Bestell-Nr. 42106
6 Flaschen
44,35 F
Bestell-Nr. 42112
12 Flaschen
86,25 F
MEDIEN
Johannes Lähnemann
Spiritualität. Multi­
religiös. Begegnung
der Religionen in
Gebeten, Besinnungen, Liedern
EBVerlag, Berlin 2014,
Euro 17,90
Wenn Abgrenzung nicht nötig ist
Auf ein Vierteljahrhundert gelebter spiritueller Begegnung blickt dieses schöne
Buch des unlängst mit dem „HöffmannWissenschaftspreis für Interkulturelle
Kompetenz“ ausgezeichneten EVS-Vorstandsmitgliedes Johannes Lähnemann
zurück. So lange nämlich laden die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften der
Stadt Nürnberg zu gemeinsamen Gebetsstunden ein. Davon sind nun zwanzig
dokumentiert. Teilweise bilden Schwerpunktthemen den Fokus dieser Gebete,
teilweise sind es konkrete Anlässe wie
Jubiläen oder das Gedenken an den 11.
September 2001.
Es ist ein in gutem Sinne praxistaugliches Buch, denn es macht Lust, mit
­gleichgesinnten Verschiedenen zusammenzukommen und diese spirituellen
Texte nachzubeten. In seiner eigenen akribischen Art hat der Herausgeber versucht,
die Quellen der Texte zu dokumentieren.
Die Transformationen, die manche dieser
Glaubensäußerungen durchlaufen haben,
mögen diese Arbeit erschwert haben und
machen dabei zugleich neugierig auf den
Prozess, der dahinter liegt: Wie entsteht
die Liturgie einer solchen Gebetstunde,
wie einigen sich die Beteiligten auf das,
was da gebetet werden soll?
30
In den einleitenden und erläuternden
Passagen weist der Herausgeber immer
wieder darauf hin, dass hier keine Reli­
gionsvermischung stattfinden soll, dass es
sich nicht um interreligiöse, sondern vielmehr um multireligiöse Gebete handelt,
in denen die Eigenart des jeweiligen spirituellen Ausdrucks der beteiligten Religionen gewahrt bleibt.
Und dennoch stellt sich die Frage, ob
es nicht in gewisser Weise eine domestizierte Multireligiosität ist, die hier zum
Ausdruck kommt. Die Fremdheit, mit der
sich ein Christ beim Besuch einer Moschee,
einer Synagoge, oder gar den Tempeln von
Buddhisten, Hindus und Baha‘i normalerweise konfrontiert sieht, fehlt hier fast völlig. Auf die veröffentlichten Gebetstexte
der Religionen mag sich ein aufgeklärter
Christ wohl einlassen. Und umgekehrt
wird auch von christlicher Seite darauf
verzichtet, die Freundinnen und Freunde
aus den anderen Religionsgemeinschaften
etwa mit einem trinitarischen Gebet oder
der Anrede Jesu als Gottessohn zu konfrontieren. Nur in der Gebetsstunde, in der
es explizit um die Symbole der Religionen
geht – da kommt dann von christlicher
Seite aus auch das Kreuz in seiner Sperrigkeit zur Sprache.
Manche der mit Hilfe solcher Symbole
auch grafisch der einen oder anderen Religion zugeordneten Texte sind längst
Gemeingut verschiedener Gemeinschaften. Warum werden Psalmen in der revidierten Luther-Übersetzung eigentlich
durchweg dem Judentum zugeordnet, ein
Psalm nach der Übertragung der „Bibel in
Gerechter Sprache“ jedoch der evangelischen Tradition? Und kann man einen
Kirchentags-Gassenhauer wie „Freunde,
dass der Mandelzweig“ wirklich allein aufgrund des jüdischen Autors so eindeutig
MEDIEN
der jüdischen Tradition zuordnen, wie es
hier geschieht? In wie vielen jüdischen
Gemeinden wird dieses Lied denn gesungen?
An solchen Beispielen wird deutlich: Es
sind Menschen, die einander lieb gewonnen haben, deren Stimmen in solchen
Gebetsstunden ihren Ausdruck finden.
Abgrenzungen sind hier gar nicht mehr
notwendig, und das Multireligiöse ist
daher – trotz aller anderslautenden Erklärungen – oft nah am Interreligiösen. Aber
das schadet nicht. Im Gegenteil: Es mag
vielmehr Ausdruck von Gottes Geist sein,
der die Betenden bewegt und auf einen
eindrucksvollen gemeinsamen Weg
gesandt hat.
Uwe Gräbe
Leserinnen und Leser ein opulentes Gesellschaftsbild: Messianisch-jüdische Eiferer
und Biobauern, zur Neo-Orthodoxie
bekehrte ehemalige Kibbutznikim und ein
gescheiterter Investmentbanker; Angestellte, Studenten und halbtalentierte
Musiker aus der Stadt, die hier eine billige
Wohnung gefunden haben; Jugendliche,
deren durch eine strikte Religiosität
domestizierte Pubertät sich in den Weiten
der Internet-Kommunikation immer wieder Bahn bricht – sie alle haben hier ihren
Auftritt mitsamt ihrer Lebensgeschichten.
Dabei wird deutlich: Was da geschieht, das
geschieht nicht nur auf einem entlegenen
Hügel, sondern ist weit verzweigt in die
israelische Gesellschaft und in das Weltgeschehen hinein.
Tanz auf dem Vulkan
Man muss die israelische Gesellschaft
und ihre Sprache gut kennen, um die zahlreichen, feinen Anspielungen zu
­verstehen: Warum der amerikanische Multimillionär, der das Unternehmen sponsert, ausgerechnet „Sheldon Mamelstein“
heißt und warum es gerade ein gewisser
„Sasson“ ist, der hier sein Kamel durchs
Dorf treibt. Und wenn der martialisch auftretende Hilltop-Jugendliche auf seinem
Pferd, der versucht, das Dorf zu mehr religiösem Eifer anzutreiben, ausgerechnet
den Namen „Jehu“ trägt, dann ist es gut,
die Bibel zu kennen. Sonst versteht man
die Anspielung nicht.
Irgendwo in den Hügeln des Westjordanlandes entsteht, von den israelischen
Behörden zunächst nur halbherzig
­geduldet, ein Siedlungsaußenposten. Die
dann folgenden 540 Seiten des Romans
beschreiben im Rhythmus der Jahreszeiten zum einen das stetige Wachsen der
Siedlung entgegen allen (halbherzigen)
Räumungsversuchen der Regierung. Andererseits entfaltet sich vor den Augen der
In manchen Rezensionen zu diesem
Roman wurde die Frage gestellt: Darf man
ein Politikum wie den israelischen Siedlungsbau auf eine solch allzu menschliche
Ebene herunterbrechen? Besteht dabei
nicht die Gefahr der Verharmlosung?
Assaf Gavron hegt keine Sympathien für
die Siedlerbewegung. Das wird aus seiner
mitreißenden Ironie, die zuweilen an Sarkasmus grenzt, deutlich. Letztlich bleibt
Assaf Gavron
Auf fremdem Land
aus dem Hebräischen
von Barbara Linner
Roman
Luchterhand
München 2013
31
MEDIEN
er aber der Perspektive des abgeklärten
Intellektuellen aus Tel Aviv verhaftet.
Für ihn sind die Akteure in den Hügeln
zwar Verrückte, aber nicht wirklich
gefährlich. Ganz deutlich wird dies in
einer der beiden Schlüsselszenen, als die
fanatische jüdische Siedlerin, der palästinensische Olivenbauer und der gescheiterte Geschäftsmann unter den Augen
linker Friedensaktivisten in die Schaufel
eines angerückten Armeebulldozers springen, um so die Entwurzelung von Olivenbäumen zum Bau der berüchtigten
Sperranlage zu verhindern.
Die zweite Schlüsselszene findet sich
kurz vor Schluss des Buches in Form eines
Purimfestes, welches sich zum alkoholgeschwängerten Tanz auf dem Vulkan steigert, während die israelische Armee
scheinbar endgültig zur Räumung der
Siedlung aufmarschiert. Es sind die Palästinenser des Nachbardorfes, die in dieser
Situation die Aufmerksamkeit der Armee
auf sich lenken und dem Räumungsversuch dadurch abermals ein Ende setzen.
Hier offenbart sich eine weitere Schwäche
des Romans: So ausgefeilt die Charakterstudien der israelischen Akteure sind, so
holzschnittartig bleiben die Palästinenser.
Auch dies ist offenbar der Tel Aviver Perspektive des Autors geschuldet. Den Lesegenuss an diesem opulenten Werk
schmälert es hingegen nicht.
Uwe Gräbe
Hamed Abdel-Samad
Der islamische
Faschismus –
Eine Analyse
Droemer Verlag 2014
224 Seiten, 18 Euro
Steile Thesen
Hamed Abdel-Samads neuestes Buch ist
ein Kracher – und das soll es auch sein.
Der aus Ägypten stammende Politologe
vertritt die These, dass Islamismus und
Faschismus nicht nur zeitgleich – nämlich
in den 1920er Jahren – entstanden sind,
sondern dass sie sich auch in Organisationsstruktur, Führerkult und Absolutheitsanspruch ähneln. Ein interessanter
Vergleich angesichts des Desasters, das
Muslimbrüder, Dschihadisten, SchababMilizen, Al-Qaida oder wie die islamistischen Terrorgruppen alle heißen, derzeit
weltweit anrichten. Abdel-Samad geht
aber noch weiter und meint im Ur-Islam
bereits faschistoide Grundzüge zu erkennen, die letztendlich zum modernen Islamismus geführt hätten. Der Islam eine in
sich faschistoide Religion? Das erinnert an
die europäische Religionskritik im 19.
Jahrhundert, als Feuerbach, Marx und
Nietzsche am Christentum kein gutes
Haar mehr ließen.
Abdel-Samad, der von sich selbst sagt,
er sei früher einmal Islamist gewesen, darf
eine derart steile These verfechten. Kritik
an der eigenen Religion muss möglich
sein. Dass namhafte und einflussreiche
Islamisten in Ägypten zum Mord an dem
Autoren aufrufen, ist nicht nur ein makabrer Treppenwitz der Geschichte. Es zeigt,
32
MEDIEN
IMPRESSUM
welche Gesinnung sich unter dem Deckmantel des Islamismus verbergen kann.
Dem Autoren, der auch in Deutschland
sich nur mit Personenschutz fortbewegen
kann, sollte unsere uneingeschränkte Solidarität gelten. Das heißt aber noch lange
nicht, dass man deswegen der Argumentation Abdel-Samads uneingeschränkt folgen sollte. Insbesondere Nicht-Muslime
sollten vorsichtig sein und sich klar
machen, dass sie als Außenstehende den
Islam nicht auf gleiche Weise kritisieren
können, wie jemand, der in diesem Glauben aufgewachsen ist. „Der islamische
Faschismus“ ist ein lesenswertes Buch,
solange man es als das versteht, was es ist:
ein Beitrag zur innerislamischen Dis­
kussion um Wesen und Wert von Religion.
Katja Dorothea Buck
129. Jahrgang
Heft 2, Juni 2014
Herausgeber: Evangelischer Verein
für die Schneller-Schulen e.V. (EVS)
in der Evangelischen Mission
in Solidarität e.V. (EMS)
Redaktion: Katja Dorothea Buck
(verantwortlich), Ursula Feist,
Dr. Uwe Gräbe
Anschrift: Vogelsangstraße 62
70197 Stuttgart
Tel.: 0711 636 78 -0
Fax: 0711 636 78 -45
E-Mail: [email protected]
www.evs-online.org
Sitz des Vereins: Stuttgart
Gestaltung: B|FACTOR GmbH
Druck: Buch- und Offsetdruckerei
Paul Schürrle GmbH & Co KG, Plieningen
Auflage: 14.700
Dank!
Mit herzlichem Dank bestätigen wir
den Eingang von Gaben unbekannter
Spenderinnen und Spender und von
Spendenden, die keinen Einzeldank
wünschen, sowie von denjenigen,
deren Name leider unleserlich war.
Kontaktadresse Schweizer Verein
für die Schneller-Schulen im Nahen
Osten (SVS): Pfr. Ursus Waldmeier,
Rütmattstrasse 13, CH-5004 Aarau
PC Konto 30-507790-7
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Das Schneller-Magazin erscheint vier
Mal jährlich. Der Bezugspreis ist sowohl
im EVS-Mitgliedsbeitrag als auch im
SVS-Jahresbeitrag enthalten.
Englisches Schneller-Magazin online:
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33
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Schneller-Schulen (EVS) ist Mitglied
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