PC-Programm zur Durchführung von Doppelblind-Experimenten Vorgeschichte und Zweck dieses Programms Ein wesentliches Element wissenschaftlicher Forschung ist die Durchführung von Experimenten, die auf der Erhebung von Messdaten beruhen. In der Regel steht zu diesem Zweck ein Vielzahl von Messinstrumenten zur Verfügung, mit deren Hilfe verlässliche Messwerte mit bekannter Fehlertoleranz gewonnen werden können. Es gibt jedoch Situationen, in denen außer der Messung mit Geräten auch - oder gar ausschließlich - die subjektive Beurteilung durch Menschen erforderlich ist. Beispiele sind psychologische Tests, medizinische Studien. Auch z.B. bei der Bewertung der Klangqualität von Musikübertragungen können Messgeräte nicht komplett die Beurteilung durch Zuhörer ersetzen. Die Notwendigkeit subjektiver Beurteilung findet sich ganz besonders in Grenzbereichen der Naturwissenschaft, z.B. bei der Frage, wie weit tatsächlich mit einer Wünschelrute Signale erspürt werden können, die der Physik unzugänglich sind. Konkret trat die Frage der Verlässlichkeit subjektiver Beurteilung in einer Diskussion mit Prof. Balck auf, der an der TU Clausthal in seinen Experimenten die Umgebung (u.a.) einer von Strom durchflossen Toroid-Spule mit bloßen Händen erfühlt und dabei Strukturen im Raum erkennt. http://www2.pe.tu-clausthal.de/agbalck/biosensor/physik-neu-006 Ein Problem derartiger Experimente ist, dass die Sinne des Menschen keine exakten Messgeräte sind. Ein Beispiel: Eine Hand wird in warmes Wasser getaucht und die andere in kaltes. Danach fühlen beide Hände, in lauwarmes Wasser getaucht, sehr unterschiedliche Temperaturen. Es gibt also Unsicherheiten subjektiver Messwerte, Abhängigkeiten von der Vorgeschichte, auch Schwankungen von Versuch zu Versuch, sowie - ganz wesentlich eine Beeinflussung durch Erwartungen. Deshalb ist bei solchen Experimenten unbedingt ein Doppelblind-Versuch erforderlich, dessen Ergebnisse statistisch ausgewertet werden. Sauber durchgeführte Doppelblindversuche sind sehr aufwändig, da keine der mit dem Probanden in Kontakt tretende Person die tatsächlich gerade aktuellen Test-Parameter kennen darf, um keine störenden Erwartungen auszulösen. Eigens zu diesem Zweck wurde ein elektronischer Zufalls-Apparat entworfen und gebaut. Damit ist es sogar für eine einzige Person möglich, Doppelblind-Experimente durchzuführen. Elektronischer Zufalls-Apparat mit 2 getrennt einstellbaren Stromquellen für die Toroid-Spule Seite 1 von 4 Ausgehend von diesem Entwurf entstand in Zusammenarbeit mit Prof. Balck die Idee, ein Programm in Visual Basic zu erstellen, das die Steuerleitungen eines PC zur Bereitstellung der Zufalls-Signale nutzt. Gebrauchsanleitung zum PC-Programm Anschluss der Versuchsanordnung Das Programm gibt 2 Signale über Steuerleitungen der COM-Schnittstelle des PC (oder eines USB-Adapters) aus. Zwischen den beiden Signalen kann manuell oder zufallsgesteuert hin- und hergeschaltet werden. Beispielsweise kann die eingangs erwähnte Toroid-Spule auf diese Weise mit 2 verschiedenen Strömen beschickt werden. Beschaltung des COM-Ports für das Beispiel der Toroid-Spule Die beiden Signale '0' und '1' werden über die Steuerleitungen RTS und DTR der Schnittstelle ausgegeben. Die Ausgangsspannung liegt bei etwa 10V und ist mit ca. 1mA belastbar, was aber je nach Ausführung der Schnittstelle verschieden sein kann. In diesem Beispiel wird die Spannung zunächst über R2/R3 bzw R5/R6 auf 100mV heruntergeteilt und dann über R3 bzw. R6 zwei verschiedene Ströme auf die Spule gegeben. Für andere Ströme oder eine andere Anwendung kann diese Schaltung entsprechend modifiziert werden. Falls eine Polaritätsumschaltung gewünscht ist, dienen die Leitungen CTS und DSR als Rückmeldung an das PC-Programm, welche Polarität gerade eingeschaltet ist. Start des Programms Das Programm muss zunächst installiert werden, wie für Microsoft Visual Basic-Programme üblich, indem die mitgelieferte Datei Setup.exe ausgeführt wird. Gegebenenfalls ist das Microsoft .NET Framework zu installieren. In dem erscheinenden Fenster kann aus einer Liste der zu verwendende COM-Port ausgewählt werden. Seite 2 von 4 Programm-Oberfläche Durchführung des Experimentes 1.) Über die Knöpfe 'Signal 0' und 'Signal 1' manuell zwischen den beiden Signalen hin- und herschalten und - ggf., je nach vorhandenem Versuchsaufbau - per Drehregler und Polaritätsschalter zwei verschiedene Signale auswählen, die für den Probanden möglichst deutlich unterscheidbar und wiedererkennbar sein sollen. Es ist zu empfehlen, sich dabei ausreichend Zeit zu lassen. (Prof. Balck berichtet z.B., dass nach jedem Umschalten erst einige Zeit verstreichen muss, bevor sich das Signal stabilisiert.) Bei der Teilnahme mehrerer Personen jeweils allen ankündigen, wann umgeschaltet wird und was für ein Signal jeweils eingeschaltet ist, damit sich jeder gut auf die beiden Signale einstellen und auf den Test vorbereiten kann. 2.) Die Anzahl der gewünschten Test-Schritte auswählen, z.B. für den Anfang 3. 3.) Mit dem Knopf 'Test Start' den Test beginnen. Die Testschritte werden mit den Buchstaben 'A', 'B', 'C' usw. bezeichnet und angezeigt. 4.) Das Programm hat bei Beginn des Schrittes eines der beiden Signale '0' oder '1' ausgewählt. Die Teilnehmer haben jetzt Gelegenheit, das Signal zu erspüren. Das Programm hält 2 Zahlenfelder bereit. Für jede Person, die das Signal '0' bzw. '1' vermutet, kann man die entsprechende Zahl durch Anklicken des nach oben zeigenden Pfeils heraufzählen. Eventuell kann jeder Teilnehmer seine Wahl auch auf einem Zettel festhalten, indem er z.B. die Schrittbezeichnung 'A', 'B' u.s.w. und das Signal '0' oder '1' notiert. Das Programm wählt niemals für alle Schritte des Durchgangs immer das selbe Signal aus; es kommt also mindestens einmal eine '0' und mindestens einmal eine '1' vor. 5.) Zum Üben kann man durch eine Markierung bei 'offen' anzeigen lassen, welches Signal das Programm gerade ausgewählt hat. Zurückschalten verdeckt nach diesem 'Spicken' die Anzeige wieder. Seite 3 von 4 6.) Wenn sich alle Teilnehmer für ein Signal entschieden haben und gezählt sind und noch ein Testschritt ansteht, mit 'nächster Schritt' fortfahren. (Weiter wie Punkt 4.) Nach dem letzten Schritt 'Auflösen' anklicken. Das Programm zeigt in dem Textfenster die Signale an, die bei den einzelnen Schritten zufällig ausgewählt wurden. Falls die Vermutungen der Teilnehmer vorher eingegeben wurden, zeigt das Programm diese Eingaben und die Anzahl der Treffer an. Das Protokoll kann durch manuell eingegebene Anmerkungen ergänzt und abgespeichert werden. Für einen neuen Durchgang bei Punkt 3.) fortfahren oder je nach Wunsch bei Punkt 2.) mit einer anderen Schrittzahl oder bei Punkt 1.) mit geänderten Einstellungen weitermachen. Auf ein fröhliches und erfolgreiches Experimentieren! Copyright 2013 Bernhard Foltz, Hitlstr. 1, 80997 München Seite 4 von 4