Einmal Gewebe und zurück Wie Jenaer Forscher mit geführtem

Werbung
URL: http://www.uni-jena.de/-p-350846.pdf
Einmal Gewebe und zurück
Wie Jenaer Forscher mit geführtem Licht die Zeit bis zur Diagnose
verkürzen wollen
Viele Patienten kennen es, das oft quälende Warten auf den Befund nach einer Biopsie. Damit
ihnen dies in Zukunft erspart bleibt, ist in Jena jetzt ein vom BMBF mit rund 2 Millionen Euro
geförderter Forschungsverbund gestartet. Im Rahmen von "Fiber Health Probe" werden
Wissenschaftler des Institutes für Photonische Technologien (IPHT), der
Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie des Universitätsklinikums Jena gemeinsam neue
Konzepte für die medizinische Forschung und Diagnostik mit optischen Fasern entwickeln.
Bildgebende Verfahren spielen in der modernen Gesundheitsforschung schon heute eine
herausragende Rolle. Dennoch ist es heute noch nicht möglich, schnell und verletzungsfrei zu
beurteilen, ob ein Gewebe krankhaft verändert ist. Man muss dafür im Rahmen einer Endoskopie
eine Probe entnehmen, diese schneiden und anfärben. Die an dem Projekt beteiligten Mediziner
sind sich einig, dass es Patient und Arzt einen entscheidenden Vorteil bringen würde, wenn der
Umweg über die Probennahme in Zukunft wegfiele. "Wenn der Arzt bereits während der
Untersuchung entscheiden kann, ob und in welchem Stadium eine Erkrankung vorliegt, kann er
früher mit der Behandlung beginnen", formuliert es der Jenaer HNO-Spezialist Prof. Dr. Orlando
Gunthinas-Lichius.
Maßgeschneiderte optische Faserkonzepte entwickeln
Das Kernstück der im Rahmen von "Fiber Health Probe" zu erforschenden neuen
Bildgebungsverfahren bilden optische Fasern. Denn um während der Endoskopie, zum Beispiel im
Darm oder in Herzkranzgefäßen, eine spektroskopische Untersuchung vornehmen zu können,
muss zunächst Licht einer bestimmten Wellenlänge direkt ins Körperinnere gebracht werden.
Durch die Wechselwirkung des Lichtes mit dem Gewebe wird dann ein spezifisches Signal erzeugt,
das zur Auswertung wieder aus dem Körper herausgeleitet werden muss. "Damit wir das eine
optische Signal zum Gewebe hin und das andere wieder zurück störungsfrei in ein und derselben
Fasersonde führen können, brauchen wir maßgeschneiderte Faserkonzepte", betont IPHT-Direktor
Popp. Für deren Erforschung kann das Jenaer Institut auf umfangreiche Spezialkenntnisse und
eine weltweit nahezu einmalige technologische Ausstattung von der Materialkunde über alle Stufen
des Faserherstellungsprozesses bis zur Charakterisierung zurückgreifen.
Mitarbeiter des ebenfalls von Popp geleiteten Institutes für Physikalische Chemie (IPC) der
Universität Jena untersuchen, welche optischen Fasern sich für welches Gewebe eignen und wie
man die erhaltenen Signale optimal auswerten kann. "In der Speiseröhre bzw. im Darm müssen
unter Umständen andere Laserwellenlängen für unsere multimodale Bildgebung eingesetzt werden
als im Gehirn, was wiederum einen direkten Einfluss auf die zu verwendenden Fasern hat", so
Einmal Gewebe und zurück
1
Popp. Die Erforschung der Verbindung von Spektroskopie/ Bildgebung mit maßgeschneiderten
Faserkonzepten stelle auf jeden Fall spannendes wissenschaftliches Neuland dar, so der
Physikochemiker.
Zunächst werden die Jenaer Forscher um Jürgen Popp in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Andreas
Stallmach und Prof Dr. Rolf Kalff vom Universitätsklinikum Jena das neue Verfahren an Darmkrebs
bzw. Gehirntumoren erforschen. Bei Tumoren im Kopf-Hals-Bereich arbeiten sie eng mit Prof. Dr.
Orlando Gunthinas-Lichius zusammen und gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Lorkowski vom Institut
für Ernährungswissenschaften und dem Kardiologen Prof. Dr. Bernhard Brehm untersuchen sie
den Einsatz der neuartigen Fasersonden am Beispiel der Arteriosklerose. "Grundsätzlich ist die
Methode aber auf jede endoskopisch zugängliche Krankheit anwendbar", erläutert Popp. Und
obwohl es sich bei dem Projekt zunächst um reine Grundlagenforschung handelt, hoffen er und
seine Kollegen dazu beitragen zu können, dass in Zukunft sehr viele Patienten ohne lange
Wartezeiten ihren Befund und eine gezielte Behandlung bekommen.
Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Popp
Institut für Physikalische Chemie der Universität Jena
Helmholtzweg 4
07743 Jena
Tel.: 03641 / 948320
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 13.03.2013 12:00 Uhr
Wie Jenaer Forscher mit geführtem Licht die Zeit bis zur Diagnoseverkürzen wollen
2
Herunterladen