Vorlesungsskript SoSe 2015 Kinderkardiologie erstellt von P RIV.-D OZ . D R . H. G. K EHL W ESTFÄLISCHE W ILHELMS -U NIVERSITÄT U NIVERSITÄTSKLINIKUM M ÜNSTER Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Dieses Skript greift die Inhalte der Vorlesung auf und stellt einige Fakten, die für die Betreuung herzkranker Kinder wichtig sind, noch einmal heraus. Die Themen dieses Skripts entsprechen den Anforderungen für die Semesterklausur und dem Examen. Im Anhang sind eine Reihe von Literaturstellen als Belege angegeben. Ein Lehrbuch der Kinderkardiologie kann zur weiteren Vertiefung der dargestellten Inhalte dienen; dieses Buch ist im Intranet der Uni Münster online verfügbar [14]. Auf dem Titelblatt ist ein sog. unterbrochener Aortenbogen Typ A in einer 3D-Darstellung aus dorsaler Ansicht zu sehen. Solche diagnostischen Möglichkeiten konnte die Begründerin der Kinderkardiologie, H ELEN B. TAUSSIG (1898 - 1986), noch nicht erahnen. Ihr Wirken ist nicht nur für das Fachgebiet von herausragender Bedeutung, sondern auch für viele gesunde amerikanische Kinder ihrer Zeit von unschätzbarem Wert. Daneben war sie in ihrem ganz persönliches Leben neben manchen Vorteilen auch mit vielen Widrigkeiten konfrontiert. Wie sie damit umgegangen ist, findet nicht nur höchsten Respekt sondern wurde auch für viele eine grosse Ermutigung in eigenen schwierigen Zeiten. Mehr zu dem Wirken von H ELEN B. TAUSSIG finden Sie im Anhang. © PD D R . H.G. K EHL i Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 2 1 Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ätiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Embryologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hämodynamik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.1 Fetaler Kreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.2 Serieller Kreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.3 Paralleler Kreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.4 Fontan-Kreislauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.5 Myokard bei Kindern . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.6 Druckverhältnisse in großen und kleinem Kreislauf 1.4.7 Unterschiede bei gleichem Herzfehler . . . . . . . Kinderkardiologische Untersuchung . . . . . . . . . . . . 1.5.1 Klinische Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . 1.5.2 Auskultation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.3 Pulse und Blutdruck bei Kindern . . . . . . . . . . 1.5.4 EKG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.5 Pulsoxymetrie und Blutgasanalyse . . . . . . . . . 1.5.6 Echokardiographie . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.7 Röntgenuntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.8 Herzkatheteruntersuchung . . . . . . . . . . . . . 1.5.9 Kardio-MRT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.10 Angio-CT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.11 Spiroergometrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prognose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angeborene Herzfehler 2.1 2.2 Herzfehler mit Links-Rechts-Shunt . . . . . 2.1.1 Ventrikelseptumdefekte . . . . . . . 2.1.2 Vorhofseptumdefekte . . . . . . . . 2.1.3 Atrioventrikuläre Septumdefekte . 2.1.4 Persistierender Ductus arteriosus . . Herzfehler mit Rechts-Links-Shunt . . . . . 2.2.1 Fallot´sche Tetralogie . . . . . . . . 2.2.2 Transposition der großen Arterien . 2.2.3 Totale Lungenvenenfehlmündungen 1 2 2 3 3 4 4 5 5 6 7 8 8 9 11 13 13 14 16 16 19 20 20 20 22 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 22 26 30 33 35 35 40 46 ii Vorlesungsskript 2.3 2.4 2.5 Herzfehler mit Obstruktionen des rechten Herzens 2.3.1 Pulmonalstenosen . . . . . . . . . . . . Herzfehler mit Obstruktionen des linken Herzens 2.4.1 valvuläre Aortenstenosen . . . . . . . . . 2.4.2 subvalvuläre Aortenstenosen . . . . . . . 2.4.3 supravalvuläre Aortenstenosen . . . . . . 2.4.4 Aortenisthmusstenosen . . . . . . . . . . Komplexe Herzfehler . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Hypoplastisches Linksherz-Syndrom . . 2.5.2 Tricuspidalatresie . . . . . . . . . . . . . 3 Pulmonale Hypertonie 4 Entzündungserkrankungen des Herzens 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 K INDERKARDIOLOGIE Endokarditis . . . . . Myokarditis . . . . . Perikarditis . . . . . Kawasaki Syndrom . Rheumatisches Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 48 52 52 55 56 57 62 62 67 68 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 73 73 74 76 5 Kardiomyopathien 78 6 Herzrhythmusstörungen im Kindesalter 80 6.1 6.2 7 Tachykarde Rhythmusstörungen . . . . 6.1.1 Supraventrikuläre Tachykardien 6.1.2 Vorhofflattern . . . . . . . . . . 6.1.3 Reentry Tachykardien . . . . . 6.1.4 Ventrikuläre Tachykardien . . . Bradykarde Rhythmusstörungen . . . . 6.2.1 Angeborener AV-Block . . . . . 6.2.2 Postoperativer AV-Block . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Synkopen im Kindesalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 81 83 84 84 86 86 87 89 Literaturverzeichnis i Abkürzungsverzeichnis v . © PD D R . H.G. K EHL iii 1 Grundlagen 1.1 Epidemiologie Angeborene Herzfehler kommen in etwa 0,8-1,0 % aller Neugeborenen vor [6, 9, 8]. Damit sind angeborene Herzfehler die häufigste angeborene Fehlbildung, abgesehen von kleineren Malformationen wie Hautanhängseln. Die Inzidenz angeborener Herzfehler ist weltweit ähnlich, in Deutschland sind davon etwa 5000 Neugeborene pro Jahr betroffen. Angeborene Herzfehler betreffen alle kardialen Abschnitte und die herznahen Gefässe. Am häufigsten kommen Defekte an den Septen zwischen den Ventrikeln (VSD), den Vorhöfen (ASD) und an den Gefässen (PDA) vor. Diese sog. septalen Defekte machen etwa 60% aller Herzfehler aus. Bei weiteren 10% finden sich Stenosen an den rechts- und linksventrikulären Ausflussbahnen. Der häufigste Herzfehler mit primärer zentraler Zyanose ist die (TGA) mit etwa 5% aller Fälle. Siehe dazu Tabelle 1.1. Das Risiko für ein Neugeborenes steigt bei einem herzkranken Geschwisterkind auf ca. das Doppelte bis Dreifache, sind zwei Geschwisterkinder herzkrank beträgt das Risiko ca. 10 %. Ist die Mutter von einem angeborenen Herzfehler betroffen, steigt das Risiko für die Kinder auf 6–16 %, bei einem Vater mit Herzfehler auf ca. 3–7 %. Tabelle 1.1: Verteilung der Herzfehler [8] Herzfehler n Anteil Ratio Prävalenz pro ges. 7245 % männl./weibl. 10000 Neugeborene VSD (alle Formen) 3 545 48,90 0,78 52,7 ASD (alle Formen) 1 235 17,00 0,70 18,3 PS 443 6,10 0,74 6,6 PDA 310 4,30 0,93 4,6 CoA 264 3,60 1,51 3,9 Univentrikuläre Herzen 202 2,80 1,56 3,0 - davon: HLHS 101 1,40 1,53 1,5 AVSD 183 2,50 1,08 2,7 ToF 179 2,50 1,42 2,7 AS 161 2,20 2,83 2,4 D-TGA 156 2,20 2,90 2,3 DORV 76 1,00 0,90 1,1 1 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.2 Ätiologie Schon länger bekannt sind gehäuft auftretende Herzfehler bei kongenitalen Syndromen. So wurden bei Kindern mit Trisomien, insbesondere mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom), Trisomie 18 (Edwards-Syndrom) und Trisomie 13 (Pätau-Syndrom) in über 50 % der Fälle Herzfehler beobachtet. Auch bei Syndromen ohne numerische Chromosomenaberration wie dem NoonanSyndrom wurden ähnlich hohe Inzidenzen beobachtet. Diese unmittelbar genetisch fassbaren Diagnosen machen ca. 8 % der Ursachen angeborener Herzfehler aus. Bekannt sind auch Umgebungseinflüsse als Ursache von angeborenen Herzfehlern, wie pränatale Infektionen (Rötelnembroyopathie), mütterlicher Diabetes mellitus und Drogenabusus während der Schwangerschaft, insbesondere durch Alkohol. Man geht davon aus, dass alle benennbaren Umgebungseinflüsse ca. 3 % aller Herzfehler erklären können. Somit ergibt sich, dass bei der weit aus überwiegender Mehrzahl aller Kinder mit einem angeborenen Herzfehler die Ursache unbekannt ist. In den letzten Jahren konnte durch Forschungsarbeiten in der Herzentwicklung eine Reihe von Transkriptionsfaktoren und deren gestörter Ablauf beschrieben werden, eine Klärung der Ätiologie im konkreten Einzelfall lässt sich damit aber nur selten erreichen. 1.3 Embryologie Für das Verständnis der Anatomie angeborener Herzfehler ist die Kenntnis der Herzembryologie hilfreich. Das Herz entwickelt sich aus einem so genannten primären Herzschlauch, der einen paarigen venösen Zustrom und ein ebenfalls paarigen arteriellen Abstrom aufweist. Aus diesem primären Herzschlauch entwickelt sich die so genannte Herzschleife. Gleichzeitig kommt es zu einer Unterteilung dieses primären Herzschlauches in zwei Anteile, die später dem rechten und linken Herzen entsprechen. Dies geschieht durch so genannte Schnürfurchen an dem primären Herzschlauch und einer dazu quasi senkrecht verlaufenden Separierung. In den Abbildungen nach dem Modell von Anderson/Becker entwickelt sich aus dem violett gefärbten Abschnitten des primären Herzschlauchs später die systemischen Hohlvenen, aus den blau gefärbten Anteil der rechte und linke Vorhof, aus dem beige und gelb gefärbten Anteil der rechte Ventrikel, aus dem grün gefärbten Anteil der linke Ventrikel und aus dem rot gefärbten Anteil der Abstrom zur Aorta und der Pulmonalarterie. In den einzelnen Phasen ist die komplexe Re-Strukturierung zueinander und die Entwicklung der einzelnen Abschnitte skizziert. Die Verbindung zwischen den sich entwickelten beiden Kammern, das so genannte Foramen bulboventriculare bleibt für die richtige Zuordnung der Blutströme zur Aorta bzw. Arteria pulmonalis am längsten bestehen. Bleibt hier der endgültige Verschluss aus, so verbesteht noch ein Defekt im so genannten perimembranösen Ventrikelseptum. So kommt es zu dem häufigsten Herzfehler. Siehe dazu die Abb. 1.1. © PD D R . H.G. K EHL 2 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 1.1: Schematische Darstellung der Herzentwicklung. Adaptiert nach [1] 1.4 Hämodynamik 1.4.1 Fetaler Kreislauf Durch die Geburt erfährt der Kreislauf eines jeden Kindes eine erhebliche Umstellung. Manche Herzfehler können unter den Bedingungen der fetalen Zirkulation zu einem normalen Wachstum des Feten führen, aber nach Geburt rasch erhebliche Probleme zeigen (dies trifft beispielsweise für das so genannte hypoplastische Linksherz Syndromzu). Im fetalen Kreislauf sind drei Strukturen für Umgehungskreisläufe entscheidend. Über den Ductus-venosusArantii wird das oxygenierte Blut aus der Nabelschnurvene an der Leber vorbei direkt in die untere Hohlvene geleitet. Auf Vorhofebene kommt es über das Foramen ovale zu einem Rechts-Links-Shunt. Auf Gefäßebene kommt es über den Ductus arteriosus ebenfalls zu einem Rechts-Links-Shunt, der das pulmonalarterielle Blut im Wesentlichen in die Aorta descendens leitet, da die nicht entfalteten Lungen einen pulmonal-vaskulären Widerstand über Abbildung 1.2: Shunts im fetalen Kreislauf. © PD D R . H.G. K EHL 3 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE dem Niveau des system-vaskulären Widerstandes aufweisen. Diese Verbindungen sind sogar für die normale Entwicklung des fetalen Kreislaufsystems entscheidend. So wurde beispielsweise nachgewiesen, dass ein obstruktives oder verschlossenes Foramen ovale zu einem nur hypoplastisch entwickelten linken Herzseite führt. 1.4.2 Serieller Kreislauf Die Kenntnis der verschiedenen Möglichkeiten für den postnatalen Kreislauf sind für die Beurteilung von Herzfehlern wichtig. Normalerweise sind der Lungenkreislauf und der Systemkreislauf hintereinander geschaltet, dies wird auch als serieller Kreislauf bezeichnet. Die Widerstände in beiden Kreisläufen (PVR und SVR) beeinflussen den Durchfluss, wobei in dieser Situation der pulmonal-arterielle Fluss (Qp) gleich dem system-arteriellen Fluss (Qs) ist. Abbildung 1.3: Serieller Kreislauf. Bei dieser normalen Kreislaufsituation ist das Herzzeitvolumen (cardiac index, CI) von dem pulmonalvaskulären Widerstand (PVR) abhängig. 1.4.3 Paralleler Kreislauf In den Fällen, in denen nur eine funktionstüchtige Herzkammer im Körper vorhanden ist, muss dieser die Durchblutung sowohl der Lunge als auch des übrigen Körpers gewährleisten. Bei dieser Mischblutsituation bestimmt das Verhältnis von Qp : Qs das Ausmaß der Oxygenierung, aber auch eine mögliche Azidose durch evtl. inadäquater Perfusion des Systemkreislaufs. Abbildung 1.4: Paralleler Kreislauf. Bei dieser Kreislaufsituation werden der Lungenkreislauf (Qp) under der Systemkreislauf (Qs) gleichzeitig perfundiert. Die Relation der jeweiligen Widerstände PVR und SVR bestimmt das Ausmass der Herzarbeit und der Zyanose durch Mischblut (siehe Farben). © PD D R . H.G. K EHL 4 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.4.4 Fontan-Kreislauf In dieser speziellen, immer durch eine Operation herbeigeführten Kreislaufsituation bei der ebenfalls nur eine funktionstüchtige Herzkammer zur Verfügung steht, wird wieder ein serieller Kreislauf geschaffen, bei dem allerdings eine passive Perfusion der Lunge herbeigeführt wird, in der Regel durch Verbindung der oberen und unteren Hohlvene zur rechtsseitigen Pulmonalarterie. Abbildung 1.5: Fontan-Kreislauf. Bei dieser Kreislaufsituation ist der CI vom PVR und dem SVR abhängig 1.4.5 Myokard bei Kindern Der Myocardaufbau bei Kindern im Neugeborenenalter unterscheidet sich deutlich von adulten Myocard. In der Abbildung sind histologische Schnitte durch neonatales und adultes Myocard in gleicher Vergrößerungsstufe zu sehen. Der dort erkennbare deutlich geringere Anteil an kontraktilen Elementen führt dazu, dass kleine Kindern für eine gleich gute Kontraktionsleistung wie Erwachsenen den Frank-Starling-Mechanismus, also eine höhere Vorspannung, bereits ausgenutzten. Aus diesem Grunde können kleine Kinder ihr Herzzeitvolumen im Wesentlichen nur durch eine höhere Frequenz steigern, da ihr Schlagvolumen kaum noch gesteigert werden kann. Abbildung 1.6: Neontales und adultes Myokard in gleichen Vergrößerungsmaßstab. Die neonatalen Myozyten sind deutlich kleiner als die adulten Myozyten, die einen synzytialen Verbund gebildet haben. Aus [1]. © PD D R . H.G. K EHL 5 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.4.6 Druckverhältnisse in großen und kleinem Kreislauf Für die Beurteilung von Herzfehlern ist die Kenntnis der Druckverhältnisse System und pulmonalarteriell und der entsprechenden zuführenden Vorhöfe und Ventrikel wichtig. Besondere Bedeutung kommt dabei dem normalen Abfall der pulmonal-arteriellen Drucke durch Reduktion des pulmonal-vaskulären Widerstandes in den ersten Wochen und Monaten nach Geburt zu. Aus diesem Grunde können genau in dieser Zeit Kinder mit einem relevanten Herzfehler durch übermäßigen Anstieg des Qp in eine schwere Herzinsuffizienz geraten. Abbildung 1.7: Normales Druckniveau in den verschiedenen Kreislaufabschnitten (links). Normaler Verlauf des PVR postnatal. Besteht ein bedeutsamer Herzfehler mit der Gefahr einer Herzinsuffizient (meist durch hohen Links-Rechts-Shunt) kommt es mit Abfall des PVR zum klinischen Bild der Herzinsuffizienz, bei Geburt sind solche Zeichen trotz unveränderter Anatomie meist noch nicht präsent (rechts). © PD D R . H.G. K EHL 6 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.4.7 Unterschiede bei gleichem Herzfehler Variable Aussprägungen der anatomischen Läsionen führen zu unterschiedlichen Konsequenzen für den Kreislauf (verschiedene Hämodynamik). Typ I a Typ I b Typ I c Typ II a Typ II b Typ II c Abbildung 1.8: Variable Anatomie am Beispiel der Tricuspidalatresie. Es kann eine normale Gefäßstellung vorliegen (Typ I) oder eine Transpositionsstellung der großen Gefäße (Typ II). Jeder Typ kann mit vermehrter Lungendurchblutung einher gehen (a), eine balanzierte Lungenperfussion haben (b) oder eine verminderte pulmonale Perfussion aufweisen (c). Entsprechend unterschiedlich ausgeprägt zeigt sich eine Zyanose und / oder Herzinsuffizienz. Abb. aus [14]. © PD D R . H.G. K EHL 7 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.5 Kinderkardiologische Untersuchung 1.5.1 Klinische Untersuchung Anamnese Von den Eltern werden oft spontan folgende klinischen Symptome berichtet (ansonsten sollte anamnestisch gezielt danach gefragt werden): • Schwitzen • Fütterungsprobleme • mangelnde Gewichtszunahme • Tachypnoe • Anstrengungsdyspnoe • veränderte Hautfarbe Inspektion und Palpation Die klinische Untersuchung sollte folgende Punkte umfassen: • Allgemeinzustand in Ruhe • Zustand bei Anstrengungen • Lebergröße und Ödeme (bei Säuglingen oft nur periorbital) • Pulse an allen Extremitäten und Halsgefäßen • Zyanose • Hautdurchblutung • Rekapillarisierungszeit • Hauttemperatur, Differenz zur rektalen Temperatur • Zeichen verminderter Organdurchblutung (Vigilanz, Diurese) • Jugularvenen (gestaut, pulsierend) Die Beurteilung einer Zyanose kann schwierig sein. Die Erkennbarkeit einer Zyanose hängt ab von: • dem Ausmass der Zyanose (sichtbar bei SaO2 < 85 %) • der Beleuchtung • der Hämoglobin-Konz. ( ca. 5 g% Hb. desoxigeniertes Hämoglobin) • der peripheren Durchblutung © PD D R . H.G. K EHL 8 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Es ist wichtig zu unterscheiden: periphere Zyanose sie kommt vor bei bei niedrigen Temperaturen oder niedrigem HZV durch erhöhte O2 -Ausschopfung, es findet sich keine Zyanose an der Zunge. zentrale Zyanose sie entsteht durch Mischung von oxygenierten und desoxygenierten Blut, die Zyanose besteht im gesamten Körper somit auch an der Zunge. 1.5.2 Auskultation Herztöne sind bei Gesunden üblicherweise das einzige hörbare Phänomen. Werden die akustischen Phänomene phonokardiographisch dargestellt, ergibt sich bereits ein komplexeres Bild aus hörbaren und nicht hörbaren Anteilen. M T A P E SM nicht hörbar A Os 3 1 2 Abbildung 1.9: Herztöne und Geräusche als phonokardiographische Darstellung Herzgeräusche werden nach der Lautstärke beurteilt. Genauso wichtig sind auch Charakter und die Fortleitung des Geräusches. Die Lautstärke wird nach folgender Skala eingeteilt: 1/6 Sehr leises Geräusch, das nur bei ruhiger Umgebung und Atempause hörbar ist 2/6 Leises Geräusch, das auch während der Atmung hörbar ist 3/6 Lautes, deutliches Geräusch, aber ohne Schwirren 4/6 Lautes Geräusch mit beginnendem Schwirren 5/6 Sehr lautes Geräusch mit starkem Schwirren 6/6 Sehr lautes Distanz-Geräusch, das mit dem Stethoskop auch noch 1 cm von der Thoraxwand entfernt hörbar ist. . © PD D R . H.G. K EHL 9 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Pathologische Herzgeräusche unterscheiden sich von akzidentellen Geräuschen nach folgenden Kriterien: Klang Lautstärke Schwirren Ort Fortleitung akzidentelles Herzgeräusch musikalisch bis 2/6 nie 3. ICR links parasternal keine pathologisches Herzgeräusch rauh alle Lautstärken möglich variabel variabel Die Zuordnung zur Herzphase, der Klangcharakter und die Fortleitung lassen auf den Ursprungsort und zugrunde liegende Pathologie des Geräusches schliessen. Abbildung 1.10: Herzgeräusche in den verschiedenen Herzphasen, n. [12]. Links Systolische Geräusche beim Auswurf (oben, z.B. bei Aortenstenose) oder durch Regurgitation (unten, z.B. bei Mitralisuffizienz). Mitte Diastolische Geräusche durch Regurgitation an der Aorten- bzw. Pulmonalklappe (oben), beim frühen Ventrikeleinstrom (mitte) oder durch atriale Ejkektion (unten). Rechts Kontinuierliches systolisch-diastolisches Geräusch. Abbildung 1.11: Ausbreitungsregionen von Herzgeräuschen, n. [12]. © PD D R . H.G. K EHL 10 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.5.3 Pulse und Blutdruck bei Kindern Für eine vollständige Beurteilung der Kreislaufverhältnisse sollten bei Kindern die Pulse immer an allen Extremitäten sowie an den cervicalen Arterien palpiert und im Vergleich zueinander beurteilt werden. Da die Pulse bei Neugeborenen auch noch von der Existenz des Ductus arteriosus abhängen, sind Untersuchungen bei jeder Vorsorgeuntersuchung durchzuführen, bei klinischen Auffälligkeiten natürlich jederzeit vorzunehmen. Die nachfolgenden angiographischen Bilder sollen zeigen, dass die Pulse beispielsweise bei einer Aortenisthmusstenose sehr variabel sein können. Abbildung 1.12: Angiographische Darstellungen bei unterschiedlischen Pulsen an den Extremitäten. Darstellung einer Aortenisthmusstenose mit abgeschwächten Pulsen an den unteren Extremitäten (rechts-oben), abgeschwächte Pulse auch am linken Arm (linls-oben). Darstellung einer Aortenisthmusstenose mit abgeschwächten Pulsen an allen Extremitäten bei gleichzeitig sehr kräfigen Pulsen an der Art. carotis rechts und links (links-unten) durch eine zusätzliche Arteria lusoria (Arteria subclavia rechts als sogenannte „verlorene” Arterie erst nach der Stenose abgehend, links-unten). Die Blutdruckwerte gesunder Kinder ändern sich im Verlauf [7]des Wachstums. Zur Beurteilung der ermittelten Messwerte, ist der Blick in die entsprechenden Perzentilenkurven 1.13 notwendig. © PD D R . H.G. K EHL 11 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 1.13: Blutdruckwerte bei Kindern in Deutschland nach [10]. Angegeben sind die Perzentilen gesunder Kinder in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und Körpergröße für systolische und diastolische Drucke. Die 50. Perzentile (P50) entspricht dem Mittelwert. Die 25. Perzentile (P25) und 75. Perzentile (P75) liegen jeweils 1 Standardabweichung runter bzw. über P50. © PD D R . H.G. K EHL 12 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.5.4 EKG Die diagnostische Wertigkeit eines EKG bei Kindern zeigt im Bezug auf Herzfehler nur eine geringe Spezifität. Nur ausnahmsweise findet sich ein typisches EKG für einen bestimmten Herzfehlern, wie zum Beispiel ein überdrehter Linkstyp bei AV-Kanal (siehe dazu Kapitel 2.1.3 auf Seite 30) oder ein Infarkt-EKG eines jungen Säuglings beim Fehlabgang der linken Koronararterie aus der A. pulmonalis (sogenanntes Bland-White-Garland Syndrom). Dafür zeigt das EKG aber eine hohe Sensibilität hinsichtlich möglicher Belastungs- und Ischämiezeichen. Wichtig sind in diesem Zusammenhang die Kenntnis der altersentsprechenden Normwerte (siehe dazu Tab. 1.2). Am besten sind für die Beurteilung Verlaufsuntersuchungen. Wie bei Erwachsenen ist das EKG bei Kindern von herausragender Bedeutung für Diagnostik von Herzrhythmusstörungen. Tabelle 1.2: EKG Normwerte bei Kindern nach [15] Alter Herzfrequenz / Min. QRS Achse Grad PQ bzw. PR Intervall Sek. QRS Intervall Sek. R in V1 mm S in V1 mm R in V6 mm S in V6 mm 1. Wo. 1-3 Wo. 1-2 Mo. 3-5 Mo. 6-11 Mo. 1-2 J. 3-4 J. 5-7 J. 8-11 J. 12-15 J. > 16 J. 90-160 100-180 120-180 105-185 110-170 90-165 70-140 65-140 60-130 65-130 50-120 60-180 45-160 30-135 0-135 0-135 0-110 0-110 0-110 -15-110 -15-110 -15-110 0,08-0,15 0,08-0,15 0,08-0,15 0,08-0,15 0,07-0,16 0,08-0,16 0,09-0,17 0,09-0,17 0,09-0,17 0,09-0,18 0,12-0,20 0,03-0,08 0,03-0,08 0,03-0,08 0,03-0,08 0,03-0,08 0,03-0,08 0,04-0,08 0,04-0,08 0,04-0,09 0,04-0,09 0,05-0,10 5-25 3-21 3-18 3-20 2-20 2-18 1-18 0,5-14 0-14 0-14 0-14 0-23 0-16 0-15 0-15 0,5-20 0,5-21 0,5-21 0,5-24 0,5-25 0,5-21 0,5-23 0-12 2-16 5-21 6-22 6-23 6-23 4-24 4-26 4-25 4-25 4-21 0-10 0-10 0-10 0-10 0-7 0-7 0-5 0-4 0-4 0-4 0-4 1.5.5 Pulsoxymetrie und Blutgasanalyse Zur Objektivierung des klinischen Befundes einer Zyanose empfiehlt sich die Durchführung einer transcutanen pulsoxymetrischen Messung des Sauerstoffgehaltes sowie einer Blutgasanalyse. In großen Studien konnte gezeigt werden, dass bei Neugeborenen durch pulsoxymetrische Reihen-Untersuchungen Kinder mit einem vom Ductus arteriosus abhängigem Herzfehler früher und noch vor kardialer Dekompensation diagnostiziert werden können. Die Blutgasanalyse ermöglicht darüber hinaus auch den Nachweis einer metabolischen Azidose bei Situationen mit inadäquater system-arteriellen Durchblutung des Körpers, die auch mit einer Laktaterhöhung einhergehen. Dieser Parameter wird von vielen modernen Geräten ebenfalls gemessen. Bei der Versorgung auf der Intensivstation hat sich darüber hinaus auch die Bestimmung des zentralvenösen Sauerstoffgehaltes als sinnvolle Parameter für die Durchblutung des Systemkreislaufes gezeigt. © PD D R . H.G. K EHL 13 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.5.6 Echokardiographie Die Echokardiographie erlaubt es, fast alle relevanten Herzfehler rasch, sicher und nicht invasiv zu diagnostizieren. Sie ist damit zur wichtigsten diagnostischen Methode der Kinderkardiologie geworden. Die echokardiographische Bildgebung hat sich in den letzten Jahren so stark verbessert, dass diagnostische Herzkatheteruntersuchungen heute nur noch selten für die Operationsplanung erforderlich sind. Da Ultraschall Luft (Lunge) oder Knochen nicht durchdringen kann, benötigt man für die Echokardiographie sog. Schallfenster zum Herzen. Die folgenden Schnittebenen liefern die korrespondierenden Ansichten des Herzens. parastenal lange Achse juguläre Achsen parasternale kurze Achsen apicale Achsen Abbildung 1.14: Echokardiographische Schnittebenen, n. [12]. © PD D R . H.G. K EHL 14 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 1.15: Entwicklung der M-Mode Echokardiographie aus dem eindimensionalen Amplituden(A)-Mode Verfahren über die Zeit. Obwohl dieses Verfahren bereits zu den ersten Ultraschall-Verfahren gehörte, ist die hohe zeitliche Auflösung von 2000 Hz bisher von keiner anderen Echo-Modalität erreicht. Daher ist die M-Mode Echokardiographie weiterhin die beste Möglichkeit zur Visualisierung zeitlicher Abläufe im Herzen. Abbildung 1.16: M-Mode Echokardiographie aus kurzer Achse durch den LV direkt unterhalb der Mitralklappe (MV). Dargestellt sind die Durchmesser des rechten Ventikels (RV), des linken Ventrikels (LV) am Ende der Diastole (EDD) und am Ende des Systole (ESD) sowie die Wandstärken des RV an der Vorderwand (RVAW) und des LV an der Hinterwand (LVPW). Aus dem Verhältnis von EDD und ESD ergibt sich für den linken Ventrikel die Verkürzungsfraktion (FS) nach der (EDD ESD) Formel: FS = (angegeben in Prozent des Ausgangswertes), n. [12]. EDD © PD D R . H.G. K EHL 15 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.5.7 Röntgenuntersuchung Zu beurteilen sind (siehe dazu Abb. 1.17): • Herzlage, • Herzgröße, • Herzform, • Lungendurchblutung, • Thymusschatten, • Lage der Oberbauchorgane, • Wirbelsäulen- oder Rippenveränderungen, • Ausschluss von anderen relevanten Befunden wie Ergüssen, Pneumothorax oder Atelektasen. Abbildung 1.17: Röntgen-Thorax. In dem Bild sind die Bereiche wichtiger kardialer Strukturen markiert. Die ungefähre Klappenposition von Aorta (A), Pulmonalis (P), Mitralis (M) und Tricupspidalis (T) sind eingekreist. Die übrigen Abkürzungen sind im Verzeichnis auf Seite v angegeben. 1.5.8 Herzkatheteruntersuchung Herzkatheteruntersuchungen sind ein invasives Untersuchungsverfahren bei denen durch Katheterpositionierung in den interessierenden Abschnitten des Kreislaufes wichtige Informationen gewonnen werden können. Regelhaft wird bei einer Herzkatheteruntersuchung nicht nur der lokale Sauerstoffgehalt, sondern auch die Druckverhältnisse vor Ort bestimmt und entsprechend © PD D R . H.G. K EHL 16 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE den vermuteten Diagnosen lokal Kontrastmittel injiziert mit gleichzeitiger Aufnahme einer angiographischen Filmsequenz. Insbesondere durch dieses Untersuchungsverfahren konnte in den vergangenen Jahrzehnten das Wissen und die verschiedenen Möglichkeiten von cardio-vaskulären Fehlbildungen enorm erweitert werden. In den letzten Jahren hat sich der Wert der Herzkatheteruntersuchung von der Diagnostik hin zur interventionellen Therapie verschoben. mögliche Teile einer Herzkatheteruntersuchung • Bestimmung der Kreislaufverhältnisse (Hämodynamik) • Messungen der Drucke in den verschiedenen Herz- und Gefäßabschnitten • Messungen des Sauerstoffgehalts in den verschiedenen Herz- und Gefäßabschnitten • Angiographische Darstellung der Strukturen nach Kontrastmittelinjektion als Film • EKG-Ableitung im Herzen (elektrophysiologische Untersuchung, EPU) • intravaskulärer Ultraschall im Herzen, etc. Druckregistrierungen Abbildung 1.18: Pathologische Druckregistrierungen bei einer Herzkatheteruntersuchung. Es fällt ein deutlicher Gradient zwischen dem rechten Ventrikel und der Pulmonalarterie auf, zusätzlich besteht ein erhöhtes Druckniveau in den Pulmonalarterien. Solche Befunde könnten sich beispielsweise bei einem Ventrikelseptumdefekt mit Pulmonalstenose ergeben. Hämodynamische Berechnungen Aus den gewonnenen Daten können unter anderem ermittelt werden: © PD D R . H.G. K EHL 17 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE pulmonaler und systemischen Blutfluss sowie das Verhältnis zueinander Q p : Qs = O2 Aorta O2 Hohlvene O2 Pulmonalvene O2 Pulmonalarterie O2 Sättigung(gemischtvenös) = 3 ⇤VCS + 1 ⇤VCI 4 pulmonal- und systemvaskulärer Widerstand sowie das Verhältnis zueinander R p : Rs = Rp = PulmonalarterieMitteldruck LAMitteldruck Qs ⇤ AortaMitteldruck HohlveneMitteldruck Qp PulmonalarterieMitteldruck Qp Rs = AortaMitteldruck LAMitteldruck HohlveneMitteldruck Qs Angiokardiographie Abbildung 1.19: Beispiel für die Angiographie bei einem Neugeborenem mit einem sehr komplexem Herzfehler: Situs inversus, untere Hohlvene links der Wirbelsäule, funktionell singulärer Ventrikel, Pulmonalstenose, Ductus arteriosus. Der Katheter ist über die untere Hohlvene, durch den singulären Ventrikel in die Pulmonalarterie und von dort über den Ductus arteriosus in die Aorta descendens vorgeführt. © PD D R . H.G. K EHL 18 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Interventionen • Verschluß von unerwünschten Verbindungen (Shunts), wie z.B. ASD-Okkluder oder PDACoils • Erweiterung von Engstellen (Stenosen) mit Ballon-Katheter evt. gleichzeitig mit Implantation von Stents • Herstellen von erwünschten Verbindungen, wie z.B. Eröffnung von verschlossenen Klappen mit Hochfrequenzgeneratoren oder Rashkind-Manöver • Therapie von Herzrhythmusstörungen mit Katheterablation, etc. 1.5.9 Kardio-MRT Die kardiale MRT bietet Vorteile in der Funktionsdiagnostik und auch in der Quantifizierung kardiovasculärer Parameter. Der größte Vorteil liegt in der Vermeidung ionisierender Strahlen für die visuelle Darstellung von Herzfehlern. Die Methode ist limitiert bei der zeitlichen und örtlichen Auflösung sowie bei turbulenten Blutflüssen. Bei kleinen Kindern wird für solche Untersuchungen oft eine Narkose benötigt. Abbildung 1.20: MRT Darstellung des rechtsventrikulären Ausflußtraktes (rechts) mit Flußmessung in der Arteria pulmonalis in der Phasenkontrast-Sequenz (links) © PD D R . H.G. K EHL 19 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 1.21: Quantifizierung des Blutflußes in der Aorta ascendens (rot) und Aorta descendens (blau) in der Phasenkontrast-Sequenz. Im linken oberen Quadranten sind die ermittelten Flußprofile dargestellt. 1.5.10 Angio-CT Die Angio-CT hat eine Bedeutung für eine rasche Darstellung komplexer Herzfehler mit sehr guter Information zu den dreidimensionalen Lagebeziehungen wichtiger kardialer Strukturen erlangt. Die Scanzeiten sind inzwischen sehr kurz (unter 1 Sekunde) die Visualisierung der räumlichen Relationen bedarf aber regelhaft einer längeren Nachverarbeitung (Postprocessing) am besten gemeinsam durch Kinderkardiologen und spezialisierten Radialogen. Obwohl deutliche Einsparungen der Strahlenbelastung erreicht wurden, sind die Probleme der ionisierenden Strahlen bei dieser Methode ebenso wie bei Herzkatheteruntersuchungen zu beachten. 1.5.11 Spiroergometrie Spiroergometrische Untersuchungen erlauben die Beurteilung des gesamten kardiorespiratorischen Systems unter Belastungen. Diese Untersuchungen haben für die Langzeitbetreuung der Patienten einen hohen Stellenwert erhalten; für die Akutdiagnostik hat dieses Verfahren aber selten eine Bedeutung. 1.6 Prognose Gegenüber den früheren Ergebnissen (Abb. 1.22 auf der nächsten Seite) konnte die Prognose angeborener Herzfehler in den letzten beiden Jahrzehnten entscheidend verbessert werden (Abb. © PD D R . H.G. K EHL 20 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 1.23). Von den Patienten mit angeborenen Herzfehlern erreichen inzwischen mehr als 80 % das Erwachsenenalter, von den aktuell geborenen Kindern werden es demnächst wahrscheinlich über 90 % sein. Dies führt dazu, dass bald mehr Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH) leben als Kinder und Jugendliche mit angeborenen Herzfehlern. Siehe dazu Abb. 1.24 Abbildung 1.22: Überleben nach Diagnosestellung eines angeborenen Herzfehlers - früher [11] Abbildung 1.23: Überleben nach Diagnosestellung eines angeborenen Herzfehlers - jetzt [4] Abbildung 1.24: Zukünftige Altersverteilung von Patienten mit angeborenen Herzfehlern © PD D R . H.G. K EHL 21 2 Angeborene Herzfehler Angeborene Herzfehler werden in verschiedenen Schemata eingeteilt, letztlich ist aber jede Einteilung limitiert und trifft somit nicht immer alle Probleme eines konkreten Patienten. Neben der Hauptdiagnose ist für eine erfolgreiche Behandlung in jedem Fall eine genaue und komplette Diagnose der Anatomie und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Hämodynamik zu erarbeiten. 2.1 Herzfehler mit Links-Rechts-Shunt 2.1.1 Ventrikelseptumdefekte Anatomie und Hämodynamik Wie in Tabelle 1.1 auf Seite 1 ersichtlich, sind Ventrikelseptumdefekte der häufigste Herzfehler überhaupt. Im Kapitel Embryologie dargestellt sind von den Ventrikelseptumdefekten wiederum diejenigen direkt subaortal im Bereich des perimembranösen Septums gelegenen Defekte die häufigsten. Defekte im muskulären Septum können sowohl im apicalen Anteil des Myokards als auch im Einlass- und Auslassanteil des Ventrikelseptums vorkommen (siehe Abb. 2.2 auf der nächsten Seite). Oft sind auch mehrere Defekte vorhanden. Die haemodynamische Bedeutung von Ventrikelseptumdefekten ergibt sich aus der Größe, weil damit unmittelbar zusammenhängend der Blutfluss durch den Defekt als auch der Druckunterschied zwischen beiden Herzkammern direkt beeinflusst wird. Kleine Defekte haben keine haemodynamische Bedeutung, mittlere Defekte verursachen bereits einen signifikanten Links-Rechts-Shunt und große Defekt führen zu einer Druckgleichheit zwischen beiden Ventrikeln. Setzt sich ein hoher rechtsventrikulärer Druck ohne Begrenzung bis in die Pulmonalarterien fort, kommt es durch diesen hohen Blutfluss zu einer so genannten sekundären pulmonalen Hypertension (siehe Kapitel 3), die sich schließlich verfestigen und dann auch eine Umkehrung der Shunt-Verhältnisse in einen Rechts-Links-Shunt (Eisenmengerreaktion) bewirken kann. 22 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.1: Ventikelseptumdefekt mit LR-Shunt Abbildung 2.2: Lage von Ventrikelseptumdefekten. Am häufigsten sind die subaortal gelegenen sog. perimembranösen VSD (gelb), muskuläre VSD (grün) kommen apical, im Einlaßseptum (im Bereich der AV-Klappen) und im Auslaßseptum (subpulmonal) vor. Abbildung aus [2] © PD D R . H.G. K EHL 23 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Symptome und Befunde Die Symptome bei einem Ventrikelseptumdefekt hängen von dem Ausmaß des Shunts ab. Bei großem Links-Rechts-Shunt entwickeln die Kinder ein auffälliges Schwitzen, zeigen Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme und nehmen nur mangelhaft an Gewicht zu. Darüber hinaus kommt es zu einer Tachypnoe, die bei leichten Anstrengungen bereits in einer Dyspnoe mündet. Bei der klinischen Untersuchung finden sich die Zeichen einer allgemeinen Dystrophie, eine kühl feuchte Haut und oft eine vergrößerte Leber. Auskultatorisch können, abhängig von der Defektgröße, wiederum sehr unterschiedliche Phänomene festgestellt werden. Bei kleinen Defekten führt der hohe Gradient zwischen beiden Ventrikeln zu einem scharfen, gut hörbaren Geräusch (viel Lärm um Nichts). Bei größeren Defekten wird der Geräuschcharakter weniger scharf und insgesamt niederfrequenter. Ist der Defekt noch größer, mit entsprechend höherem Shunt, entwickeln sich relative Einengungen im Blutkreislaufsystem an der Pulmonalklappe (relative Pulmonalstenose) und gleichzeitig evtl. auch ein protodiastolisches Geräusch als Hinweis auf eine relative Mitralklappenstenose. Bei länger bestehenden sehr großen Defekten mit ausgebildeter pulmonaler Hypertension kann evtl. gar kein Herzgeräusch mehr festgestellt werden, dafür zeigt sich aber ein lauter, knallender 2. Herzton bedingt durch die pulmonale Hypertension, evtl. begleitet von einem protodiastolischen Geräusch durch eine Insuffizienz an der Pulmonalklappe. Abbildung 2.3: Herztöne und Herzgeräusche bei verschieden großen Ventrikelseptumdefekten, n. [12]. Diagnostik Die durch Klinik und Auskultationsbefund wahrscheinliche Diagnose kann meist mit einer echokardiographischen Untersuchung bestätigt werden. Sind alle kardialen Strukturen mit dieser © PD D R . H.G. K EHL 24 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Methode gut beurteilbar, werden keine anderen Untersuchungsverfahren benötigt. Bestehen Zweifel an dem Ausmaß der Shuntverhältnisse, den pulmonalen Druckverhältnissen oder werden zusätzliche Herzfehler vermutet, wird in der Regel eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt. Abbildung 2.4: Perimembranöser Ventrikelseptumdefekte in der Farbdoppler-Echokardiographie Therapie und Verlauf Kleinere Defekte haben eine gute Chance zu einem Spontanverschluss, insbesondere trifft dies auf Defekte zu die komplett von Muskulatur umgeben sind (apicale VSDs). Bei kleinen Kindern mit ausgeprägten Symptomen wird ein operativer Verschluss mittels Patch meist zwischen dem 2. und 3. Lebensmonat vorgenommen. Ventrikelseptumdefekte können evtl. auch durch eine Katheter-Intervention verschlossen werden. Es hat sich gezeigt, dass dies oftmals für apicale Ventrikelseptumdefekte gut möglich ist, da hier einerseits die Defekte weit von den Herzklappen entfernt liegen und solche Defekte wiederum einer chirurgischen Therapie nur mit erhöhtem Aufwand und Risiko zugänglich sind. Abbildung 2.5: Interventioneller Verschluß eines apikalen VSD mit einem Schirmsystem (Amplatzer VSD-Okkluder) © PD D R . H.G. K EHL 25 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 2.1.2 Vorhofseptumdefekte Anatomie und Hämodynamik Defekte im Bereich des Vorhofseptums stellen die zweithäufigste Form von angeborenen Herzfehlern dar. Zentral gelegene Defekte im Bereich der so genannten Fossa ovalis, in der sich praenatal das Foramen ovale befand, sind die häufigste Form. Da diese Strukturen das embryologische Septum sekundum betreffen, werden sie als Vorhofseptumdefekt vom Sekundum-Typ bezeichnet oder in Kurzform ASD-II genannt. Vorhofseptumdefekte, die in der Herzbasis an die Tricuspidalund Mitralklappe angrenzen, liegen im embryologischen Septum primum, aus diesem Grunde werden sie auch als ASD-I bezeichnet. Darüber hinaus gibt es noch Defekte der Vorhofscheidewand an den Zuflüssen der oberen und unteren Hohlvene, solche Vorhofseptumdefekte werden als Sinus-venosus-Defekte bezeichnet. Oftmals gehen solche Defekte mit einer funktionellen oder auch anatomischen Fehlmündung der rechtsseitigen Lungenvenen in den rechten Vorhof einher. Abbildung 2.6: Vorhofseptumdefekt (ASD). Durch den Links-Rechts-Shunt kommt es zu Volumenbelastung der rechten Herzseite aus der eine Dilatation des rechten Vorhofes (RA) und rechten Ventrikels (RV) resultiert. ASD II sind Defekte im Septum secundum, sie liegen meist zental, ASD I sind Defekte im Septum primum. Sinus venosus Defekte liegen im Bereich der Mündung der Hohlvenen, meist an der SVC und gehen oft mit partielle Lungenvenenfehlmündungen einher. Symptome und Befunde Die klinischen Symptome von Vorhofseptumdefekten können ähnlich wie bei Ventrikelseptumdefekten sein. Bei den meisten Patienten ist aber das Ausmaß des Schwitzens, der Fütterungsprobleme, der Gewichtszunahme, der Tachypnoe und Anstrengungsdyspnoe weniger stark ausgeprägt. © PD D R . H.G. K EHL 26 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Auskultatorisch ist bei kleineren Defekten oder jungen Kindern oftmals kein Herzgeräusch hörbar. Bei größerem Links-Rechts-Shunt und entsprechenden klinischen Symptomen kann dann aber regelhaft ein raues systolisches Geräusch und bei noch ausgeprägteren Fällen zusätzlich ein leises diastolisches Geräusch festgestellt werden. Die Herzgeräusche entstehen dabei nicht am Ort des Defektes selbst, sondern durch das hohe Shunt-Volumen entwickelt sich eine relative Einengung an der Pulmonalklappe (relative Pulmonalstenose), die das systolische Geräusche bewirkt. Bei noch größerem Shunt entsteht eine relative Trikuspidalstenose, die das diastolische Geräusch verursacht. Im EKG können in klaren Fällen die Zeichen der rechtsventrikulären Volumenhypertrophie festgestellt werden, eventuell kombiniert mit einer rechts atrialen Hypertrophie. Radiologisch zeigt sich in solchen Fällen ein betontes pulmonales Segment und eine vermehrte pulmonale Gefäßzeichnung. Abbildung 2.7: Herztöne und Herzgeräusche bei Vorhofseptumdefekten, n. [12]. Diagnostik Die Diagnose eines ASD wird in der Regel durch die Echokardiographie gestellt. Zentrale Defekte lassen sich damit gut nachweisen. Sinus venosus Defekte und partielle Lungenvenenfehlmündungen können durch transthorakale Echokardiographie (TTE) nicht immer ausgeschlossen werden, dies gelingt jedoch gut mit der transösophagealen Echokardiographie (TEE). Neben dem direkten Nachweis können als indirekte Zeichen eine Dilatation von RA und RV gefunden werden. © PD D R . H.G. K EHL 27 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.8: ASD in der Echokardiographie. Links großer cranial gelegener ASD. Rechts Darstellung des Links-Rechts-Shunt im Farbdoppler. Bei Rönten-Thoraxaufnahmen, die aus anderen Günden angefertigt werden, findet sich gelegentlich ein betontes Pulmonalissegment und eine vermehrte Zeichnung der Lungengefäße als Hinweis auf einen ASD, der bis dahin noch nicht bemerkt wurde (siehe Abb. 2.9). Abbildung 2.9: Röntgen-Thorax eines Patienten mit ASD. Gegenüber einem Normalbefund (siehe Abb. 1.17 auf Seite 16) ist ein betontes Pulmonalissegment sowie eine verstärkte pulmonale Gefäßzeichnung als Hinweis auf den Links-Rechts-Shunt erkennbar. © PD D R . H.G. K EHL 28 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Therapie und Verlauf Wenn möglich wird beim ASD eine interventionelle Therapie angestrebt (siehe dazu Abb. 2.10). Sehr große Defekte und solche, die zu nah an wichtigen kardialen Strukturen (AV-Klappen, Sinus coronarius und Lungenvenen liegen, können so nicht verschlossen werden, da ein Okkluder entweder nicht sicher verankert werden kann oder andere Strukturen behindert. Große ASD werden deshalb operiert; sie werden entweder durch direkte Naht oder mit einem Patch verschlossen. Es gibt auch Varianten der konventionellen Operation als Mini-Thorakotomie im unteren Sternum. Aus kosmetischen Gründen kann bei Mädchen evt. ein submammärer, rechts-thorakaler Zugang gewählt werden. Abbildung 2.10: ASD-Verschluß mit dem Amplatzer Okkluder © PD D R . H.G. K EHL 29 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 2.1.3 Atrioventrikuläre Septumdefekte Anatomie und Hämodynamik Atrioventrikuläre Septumdefekte (AVSD) bezeichnen kombinierte Defekte im Bereich des Septum primum mit einem angrenzenden Defekt im Einlassteil des Ventrikelseptums. Embryologische sind es sogenannte Endokardkissendefekte. Aus diesem Grund sind immer auch die atrioventrikulären Klappen betroffen. Meist ist die Separierung in eine Trikuspidal- und Mitralklappe unterblieben, weshalb man von einem AV-Kanal spricht. Diese AV-Klappe besteht mindestens aus fünf, oft sieben Teilen. Das Ausmaß des Defekts kann sehr variabel sein, siehe dazu die Abb. 2.11 und 2.12. Die variable Ausbildung der AV-Klappe mit ihren verschiedenen Teilen ist in Abb. 2.13 auf der nächsten Seite dargestellt. Abbildung 2.11: Schematische Darstellung eines atrioventrikulären Septumdefektes (AVSD). Abbildung 2.12: Übergangsformen zwischen Ostium primum Defekt (links) und komplettem atrioventrikuälre Septumdefekt (rechts). Darstellung aus [14] © PD D R . H.G. K EHL 30 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.13: Variable Anatomie der AV-Klappe beim AVSD Symptome und Befunde Atrioventrikuläre Septumdefekte gehen meist mit einem hohen Links-Rechts-Shunt einher und führen somit regelhaft frühzeitig zu klinischen Symptomen, wie mangelnde Gewichtszunahme, vermehrten Schwitzen, Tachypnoe in Ruhe und Dyspnoe bei leichten Anstrengungen. Oftmals haben Kinder mit einem atrio-ventrikulären Septumdefekt ein Down-Syndrom, aber auch sonst gesunde Kinder können diesen Herzfehler aufweisen. Diagnostik Die Diagnose eines atrioventrikulären Septumdefekts wird meistens durch eine echokardiographische Untersuchung gesichert. Mit dieser Methode gelingt es nicht nur die Größe des Defektes insgesamt, sondern auch die Anteile des Defekts zwischen den Ventrikeln und den Vorhöfen getrennt zu bestimmen. Darüber hinaus erlaubt diese Methode vor allem eine Beurteilung ob beide Ventrikel gleichmäßig groß entwickelt sind, ob die AV-Klappe für eine erfolgreiche Trennung in beide Anteile ausreichend groß ist, keine ungewöhnlichen Anordnungen der Chordae tendinae vorliegen und ob die AV-Klappe relevante Insuffizienzen oder gar Stenosen aufweist. Eine Absicherung der Diagnose durch eine Herzkatheteruntersuchung ist heute nur noch selten nötig, dies wird nur noch bei zweifelhaften Befunden oder zusätzlichen Herzfehlern vorgenommen. Im angiokardiographischen Bild ergibt sich oftmals durch die apicale Verlagerung der AV-Klappen eine so genannte Schwanenhalsformation im linksventrikulären Ausflußtrakt (LVOT, siehe Abb. 2.15 auf der nächsten Seite). Das EKG zeigt meist einen überdrehten Linkstyp und die Zeichen einer biventrikulären evt. auch biatrialen Hypertrophie. © PD D R . H.G. K EHL 31 Vorlesungsskript Geschlossener AV-Klappe in Systole K INDERKARDIOLOGIE Geöffneter AV-Klappe in Diastole Abbildung 2.14: AVSD in der transösophagealen Echokardiographie (TEE). Abbildung 2.15: Angiographie beim AVSD. Die Verlagerung der AV-Klappe nach apical und der dadurch bedingte schmale linksventrikuläre Ausflußtrakt bilden zusammen mit der Aorta eine sog. Gänsehals- bzw. Schwanenhals-Formation (sogenanntes goose-neck sign). Therapie und Verlauf Ein atrio-ventrikulärer Septumdefekt kann nur durch eine operative Therapie beseitigt werden. Wegen der komplexen dreidimensionalen Rekonstrktion der AV-KLappen ist diese Operation eine kardiochirurgische Herausforderung. © PD D R . H.G. K EHL 32 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.16: Prinzip der operativen Korrektur eines AVSD mit 1- oder 2-Patchtechnik 2.1.4 Persistierender Ductus arteriosus Anatomie und Hämodynamik Kommt es nach der Geburt nicht zu dem normalerweise vorgesehenen Verschluss der intrauterin wichtigen Kurzschlussverbindung zwischen der A. pulmonalis und der Aorta, so liegt ein persistierender Ductus arteriosus Botalli vor. Die Blutflussrichtung in diesem Gefäß wechselt von intrauterin rechts-links auf postnatal links-rechts. Nur in Sondersituationen wie bei schweren Lungenerkrankungen von Frühgeborenen kann erneut ein Rechts-Links-Shunt auftreten. Die haemodynamische Belastung erklärt sich durch den Shunt und die Druckerhöhung. Abbildung 2.17: Persistierender Ductus arteriosus © PD D R . H.G. K EHL 33 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Symptome und Befunde Ein persistierender Ductus arteriosus ist ein typisches Problem von frühgeborenen Kindern. Diese Kinder entwickeln bereits kurz nach der Geburt bedeutsame Probleme durch den hohen LinksRechts-Shunt. Sie können beispielsweise nicht von einer Beatmung entwöhnt werden, zusätzlich raubt das hohe Shunt-Volumen Blut für die Perfusion des Hirnes und der abdominellen Organe, worunter sich Komplikationen in diesen Bereichen entwickeln können. Klinisch findet man neben den Zeichen der Kreislaufbelastung typischerweise das Phänomen eher kräftiger Pulse, die sich trotz oftmals niedrigen Blutdruckwerten durch das Phänomen des Pulses celer et altus erklären. Auskultatorisch kann in typischen Fällen ein kontinuierliches Geräusch festgestellt werden. Da bei frühgeborenen Kindern der Druck in der Pulmonalarterie noch hoch ist, ist das Herzgeräusch oft nur systolisch nachweisbar. Neben Früh- und Neugeborenen können auch Kinder in einem höheren Alter noch einen persistierenden Ductus arteriosus haben, dessen klinische Symptome sich mit weitaus geringerer Präsenz zeigen. Auch bei diesen Patienten lässt sich durch den Windkesseldefekt im Aortenbogen eine weite Blutdruckamplitude finden, ebenso ein Pulses celer et altus und ein kontinuierliches Herzgeräusch, das gut subclaviculär links und im Rücken auskultierbar ist. Diagnostik Der Ductus arteriosus Botalli kann fast in allen Fällen durch echokardiographische Untersuchung diagnostiziert werden. Neben der direkten Darstellung des Gefäßes und des Shunts können vor allem dabei auch die haemodynamische Auswirkungen an der Vergrößerung des linken Vorhofes und linken Ventrikels nachgewiesen werden. Durch dopplerechokardiographische Untersuchungen gelingt meist auch eine Abschätzung des pulmonal-arteriellen Druckes. PDA im jugulären Blick PDA in der hohen kurzen Achse PDA mit LR-Shunt Abbildung 2.18: Persistierender Ductus arteriosus in der zweidimensionalen Echokardiographie aus jugulärer Blickrichtung (links), hoher kurzen Achse (mitte) und in der Doppler-Echokardiographie (rechts). Therapie und Verlauf Bei Frühgeborenen Kindern gelingt oft durch die Anwendung von geeigneten Medikamenten (z.B. Ibuprofen) die Induktion eines Verschlusses des Ductus arteriosus durch Kontraktion der Muskel- © PD D R . H.G. K EHL 34 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE zellen in dem Gefäß. Ist es mit diesen Maßnahmen nicht möglich den Verschluss herbeizuführen, muss ein operativer Verschluss vorgenommen werden, der heutzutage bei Frühgeborenen im Inkubator auf der Intensiv-Station vorgenommen werden kann. Bei älteren Kindern gelingt meist ein interventioneller Verschluss des Ductus arteriosus. Dafür stehen verschiedene OcclusionsSysteme wie Coils oder Amplatzer-Occluder zur Verfügung. Nur sehr selten muss jenseits der Neugeborenenperiode eine Operation des Ductus arteriosus erfolgen. Abbildung 2.19: Persistierender Ductus arteriosus in der Angiographie im lateralen Strahlengang nach interventionellem PDA-Verschluss mit einem Coil. 2.2 Herzfehler mit Rechts-Links-Shunt 2.2.1 Fallot´sche Tetralogie Anatomie und Hämodynamik Die Kombination eines so genannten conotruncalen Ventrikelseptumdefektes, einer Pulmonalstenose, einer überreitenden Aorta und einer rechtsventrikulären Hypertrophie wird als Fallot´sche Tetralogie bezeichnet. Aus embryologischer Sicht kann dieser Herzfehler auch aus einer fehlerhaften Entwicklung des Herzens am Conus aorticus (siehe Abb. Embryologie) aufgefasst werden. Letztlich sind die überreitende Aorta und die rechtsventrikuläre Hypertrophie die Folgen eines conotruncalen Ventrikelseptumdefekts und einer Pulmonalstenose. Die Fallot´sche Tetralogie ist der dritthäufigste zyanotische Herzfehler nach der Transposition der großen Arterien und dem hypoplastischen Linksherzsyndrom. Der Rechts-Links-Shunt erklärt sich nicht nur durch die überreitende Aorta, sondern vor allem durch die Pulmonalstenose. Die Pulmonalstenose kommt nicht nur an der Klappe selbst, sondern auch unterhalb der Klappe durch verdickte Muskelbündel im rechtsventrikulären Ausflusstrakt, aber auch oberhalb der Klappe am so genannten © PD D R . H.G. K EHL 35 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE sinu-tubulären Übergang und an peripheren Abschnitten der Pulmonalarterien vor. Die Ausprägung dieser Stenosen kann im Einzelfall sehr unterschiedlich sein. Bei der Haemodynamik der Fallot´sche Tetralogie besteht die Gefahr von hypoxämischen Anfällen, die lebensgefährlich sein können. Solch schwere Zyanoseanfälle kommen immer dann zustande, wenn der ohnehin reduzierte Blutfluss zur Lungenschlagader durch weitere übermäßige Verdickung der Muskulatur im rechtsventrikulären Ausflusstrakt reduziert wird, oder wenn der systemvaskuläre Widerstand stark sinkt, wie dies z. B. bei einer Narkoseinduktion oder einer schweren Infektion der Fall sein kann. In solchen Fällen ist der Abstrom des Blutes viel leichter zur Aorta möglich, gleichzeitig führt der noch mehr verminderte Lungenfluss zu einem reduzierten Sauerstoffangebot im Kreislauf. Abbildung 2.20: Fallot´sche Tetralogie mit Pulmonalstenose, VSD, überreitender Aorta und Rechts-Links-Shunt. Symptome und Befunde Außer einer Zyanose, die im Einzelfall sehr gering ausgeprägt sein kann, haben Kinder mit einer Fallot´schen Tetralogie oft keine oder nur milde Symptome. Zeichen einer Herzinsuffizienz sind bei diesem Herzfehler untypisch, im Gegenteil nehmen diese Kinder in den ersten Lebensmonaten häufig gut an Gewicht zu. Zeigen diese Kinder unabhängig von Erregungszuständen eine wechselnde Zyanose, so besteht das Risiko für die oben erwähnten lebensgefährlichen Zyanoseattacken. In solchen Fällen sollte eine zügige Weiterleitung in ein kinderkardiologisches Zentrum erfolgen. Bei der klinischen Untersuchung bestehen, bis auf ein lautes, raues systolisches Austreibungsgeräusch mit Fortleitung in den Rücken, keine spezifischen Befunde. Bei Kleinkindern ohne vorherige Behandlung entwikeln sich unter der Zyanose Auftreibungen an den Endphalangen aus denen sich die früher typischen, heute nur bei Kindern aus Entwicklungsländer sichtbare Trommelschlegel sowie Uhrglasnägel an Fingern und Zehen entwickeln. Diese Kinder © PD D R . H.G. K EHL 36 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE nehmen bei hypoxischen Zuständen eine Hockstellung. Abbildung 2.21: Hockstellung und Trommelschlegel bei einem älteren Fallot-Patienten. Diagnostik Die Diagnose einer Fallot´schen Tetralogie wird regelhaft mit der Echokardiographie gestellt. Damit ist es möglich alle, für dieses Vitium typische Läsionen nachzuweisen (siehe Abb. 2.22). Neben der reinen Sicherung der Diagnose mit Nachweis einer überreitenden Aorta gilt es, das Ausmaß der Pulmonalstenose sowohl im rechtsventrikulären Ausflusstrakt, den so genannten Infundibulum an der Pulmonalklappe inklusive dem Durchmesser sowie dem sinu-tubulären Übergang festzustellen. Von besonderer Relevanz für die operative Behandlung sind zuweilen große Koronararterienäste, die über den rechtsventrikulären Ausflusstrakt verlaufen. Im Verdachtsfall ist eine Herzkatheteruntersuchung indiziert, die sonst nur selten erforderlich ist. Ferner lässt sich auch bereits durch Echokardiographie die häufige Kombination einer Fallot´schen Tetralogie mit einem rechten Aortenbogen nachweisen. Im EKG zeigen sich typischerweise die Zeichen einer rechtsventrikulären Hypertrophie. Radiologisch findet sich bei vielen Patienten ein fehlendes oder gering ausgebildetes Pulmonalissegment, eine rarefizierte pulmonale Gefäßzeichnung und eine für eine rechtsventrikuläre Hypertrophie typische angehobene Herzspitze (siehe Abb. 2.23 auf Seite 39). © PD D R . H.G. K EHL 37 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.22: Transösophageale Echokardiographie bei Fallot´scher Tetralogie. Darstellung der überreitenden Aorta (links-oben), der Recht-Links-Shunts über den VSD im Farbdoppler (links-unten), der infundibulären, valvvulären sowie supravalvulären Pulmonalstenose im 2D-Bild (rechts-oben) und Farbdoppler (rechts-unten). © PD D R . H.G. K EHL 38 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.23: Röntgenbild bei einem Patienten mit TOF. Erkennbar ist die angehobene Herzspitze bei RV-Hypertrophie, das fehlende Pulmonalissegment der Herzsilhouette und die rarefizierte pulmonale Gefäßzeichnung ergeben das Bild eines sog. Holschuhherzens. Therapie und Verlauf Hypoxämische Anfälle bedürfen einer unmittelbaren direkten Behandlung. Durch Anwinkeln der Beine und Pressen gegen den Bauch kann versucht werden, den Widerstand im Systemkreislauf zu erhöhen, um so mehr Blut über die Pulmonalstenose in die Lunge kommen zu lassen. Wenn möglich sollte bei den Kindern auch sofort Morphin gespritzt werden, alternativ oder zusätzlich kann auch Noradrenalin intravenös in Notfalldosis gegeben werden. Dieser Herzfehler kann nur durch eine Korrektur-Operation behandelt werden. Neben dem Verschluss des Ventrikelseptumdefekts mittels Patch, dessen Platzierung das Überreiten der Aorta zu berücksichtigen hat, muss regelhaft eine Erweiterung des rechtsventrikulären Ausflusstraktes erfolgen, entweder durch alleinige Myocardektomie der hypertrophen Muskelbündel oder durch eine Patcherweiterung. Die anatomisch meist nicht normale Pulmonalklappe wird nach Möglichkeit in ihrer Funktion durch Kommissurotomie verbessert, aber erhalten. Nur bei sehr kleinem Durchmesser der Klappe muss evtl. ein transanuläre Patchplastik zur Erweiterung des Klappenrings erfolgen. © PD D R . H.G. K EHL 39 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.24: Darstellung der OP eines TOF. Es erfolgt der Verschluss des VSD, die Resektion der infundibulären Pulmonalstenose, Kommissurotomie der Pulmonalklappe, ggf. mit Patcherweiterung unterhalb, oberhalb oder transanulär der Pulmonalklappe. 2.2.2 Transposition der großen Arterien Definition, Anatomie und Hämodynamik Von den angeborene Herzfehlern sind etwa 4% - 7% eine sogenannte Transposition der großen Arterien (d-TGA). Das Geschlechtsverhältnis beträgt 2 : 1 für das männliche Geschlecht. Die Aorta (AO) ist mit dem RV konnektiert, die Arteria pulmonalis (PA) mit dem LV. Steht die AO vorn und rechts, ist es die häufigste Form, die sog. dextro-Transposition (d-TGA). © PD D R . H.G. K EHL 40 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.25: Dextro-Transposition der großen Arterien mit notwendigen Shunts entweder über einen PDA, ASD oder VSD. Ein Kind mit einer TGA ist nur lebensfähig, wenn es mindestens eine Shunt-Möglichkeit gibt. Ein VSD besteht aber nur bei einem geringem Anteil der Patienten. Wichtig ist es daher, einen Shunt über den Ductus arteriosus zu erhalten. Dies kann mit einer Infusion von Prostaglandinen bewirkt werden. Ein Shunt auf Vorhofebene kann interventionell geschaffen werden (siehe unter Therapie und Abb. 2.27 auf Seite 43). Abbildung 2.26: Kreislaufschema bei TGA. Der Systemkreislauf (oben) und der Pulmonalkreislauf (unten) sind parallel zueinander angeordnet. Nur über Shuntverbindungen auf Vorhofebene (ASD), Ventrikelebene (VSD) oder Gefässebene (PDA) kann oxigeniertes Blut in den Systemkreislauf gelangen. © PD D R . H.G. K EHL 41 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Symptome und Befunde • zentrale Zyanose – keine grundlegende Besserung durch O²-Gabe (Hyperoxietest zeigt keinen signifikanten Anstieg des paO²) • selten Herzgeräusche • schlechte Hautdurchlutung – grau-livides Aussehen (oft Fehldiagnose: Sepsis) • zunehmende Azidose – Tachypnoe, „Kußmaul“-Atmung • Tod durch Hyoxie und Organversagen Diagnostik Das wichtigste sind: • an die Möglichkeit dieses Herzfehlers denken bei Neugeborenen mit Zyanose und Azidose • die Echokardiographie kann die Diagnose schnell und mit hoher Sicherheit ( > 90%) stellen • eine Angiokardiographie wird für eine gleichzeitige Notfall-Therapie durchgeführt In klaren Fällen mit Nachweis einer Dextro-Gefäßstellung, sicherer Darstellung von IVS, IAS, PDA. RVOT, LVOT, 2 Koronararterien sowie Ausschluß anderer Herzfehler ist die Echokardiographie die einzige prä-operative Bildgebung, dies trifft in etwa 2/3 der Fälle zu. Koronararterien zeigen eine große Variabilität • 3 Hauptäste LAD LCX RCA • kein Überkreuzen • meist gegenüber der PA entspringend Therapie und Verlauf Wichtig ist bei schwerer Zyanose eine schnelle Diagnose und der unverzügliche Beginn einer Notfalltherapie! • Beatmung und Azidoseausgleich • cave bei O²-Gabe: ein spontaner PDA-Verschluß wird durch O² verstärkt, deshalb ist der nächste Punkt entscheidend: © PD D R . H.G. K EHL 42 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE • Shunt-Vergrößerung durch – Prostaglandine zu Wiedereröffnen bzw. Offenhalten des PDA – Rashkind-Manöver (Atrioseptostomie mit einem Katheterballon) zur Schaffung bzw. Vergrößerung des Shunts auf Vorhofebene Abbildung 2.27: Rashkind-Manöver bei Dextro-TGA zu geringem Shunt auf Vorhofebene. Rechts ist der erfolgreiche Einriß des Vorhofseptums mit TEE dokumentiert. Nach Stabilisierung des Kindes wird ein Plan für eventuell weitere Diagnostik und die definitive chirurgische Therapie aufgestellt. • Ausschluß zusätzlicher Herzfehler, z.B. Stenosen an den Ausflußbahnen etc. • Status der Koronararterien • Stabilisierung / Erholung des Kindes • Operationsplanung: meist zwischen 5.-10. Tag Korrektur-OP Eine Korrektur-Operation der transponierten Gefäße, die sogenannte arterielle Switch Operation, ist heute der Standard. Diese erfolgt nach dem Schema von Abb. 2.28 auf der nächsten Seite. Der anspruchvollste Teil der OP ist der Transfer der Koronararterien. Zur Verminderung der Spannung auf die Aorta, wird meist diese hinter die Pulmonalbifurkation verlagert; dies ist das sogenannte Lecompte-Manöver. © PD D R . H.G. K EHL 43 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.28: Arterielle Switch Operation bei „einfacher” Dextro-TGA Problembereiche in der Behandlung von Kindern mit TGA können sein: • persistierende, hochgradige Zyanose bei ineffektiven Rashkind Manöver – Schlitzung des Vorhofseptums: „blade“-Katheter, Notfall-OP • intramurale Koronararterien • besondere Hämodynamik – niedriger Druck im LV, abhängig von: * der Größe des Shunts (VSD, PDA) * pulmonalvaskulären Widerstand – Muskelmasse des LV bestimmt die akute Anpassungsfähigkeit des LV und damit die Auswahl der OP – Funktion der AV-Klappen besonders Mitralklappe • zusätzliche oder übergeordnete Herzfehler • extrakardiale Probleme – Frühgeborene (Hirnblutung), – Syndrome, – Chromosomenanomalie, – Stoffwechseldefekt Falls keine arterielle Switch OP in Frage kommt, kommen andere Operative-Verfahren in Frage. Die schon vor der arteriellen Switch OP mögliche Vorhofumkehr nach Mustard bzw. Senning (siehe Abb. 2.29), die atriale Switch OP, erfolgt bei zu geringer LV-Muskulatur. Eine Redirektion © PD D R . H.G. K EHL 44 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE der Blutflüsse auf Ventrikelebene, die Rastelli-OP, ist bei TGA mit VSD und gleichzeitiger Obstruktion des linksventrikulären Ausflusstraktes indiziert (siehe Abb. 2.30). Abbildung 2.29: Redirektion der Blutflüsse auf Vorhofebene als sog. Vorhofumkehr-OP nach Mustard oder Senning bei TGA nicht translocierbaren Koronararterien oder schon lange erniedrigtem LV-Druck. Abb. nach [17]. Abbildung 2.30: Redirektion der Blutflüsse auf Ventrikelebene nach Rastelli bei TGA mit einer Obstruktion des linksventrikulären Ausflußtraktes. Abb. nach [17]. © PD D R . H.G. K EHL 45 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 2.2.3 Totale Lungenvenenfehlmündungen Anatomie und Hämodynamik Im Gegensatz zu partiellen Lungenvenenfehlmündungen handelt es sich bei totalen Lungenvenenfehlmündungen um ein zyanotisches Vitium. Grundlage dieses Herzfehlers sind die embryologisch erst sekundär ausgebildeten Pulmonalvenen, die im Laufe ihrer Entwicklung erst auf den linken Vorhof zuwachsen. Durch apoptotische Prozesse gewinnen sie dann normalerweise Anschluss zum linken Vorhof. Findet dieser Prozess nicht statt, kann das Blut der Lungenvenen nur über andere embryologisch präformierte Wege abgeleitet werden. Je nach Abflussrichtung spricht man dann entweder von einer suprakardialen Lungenvenenfehlmündung bei dem die Lungenvenen letztlich über eine V. verticalis in das Stromgebiet der oberen Hohlvene drainieren oder eine kardiale Lungenvenenfehlmündung bei der die Lungenvenen entweder direkt in den rechten Vorhof oder häufiger in den Sinus coronarius drainieren. Bei der infrakardialen Lungenvenenfehlmündung kommt es schließlich zu einer Konnektion zur V. portae oder den Lebervenen direkt. Im Herzen selbst muss ein Vorhofseptumdefekt mit Rechts-Links-Shunt bestehen, da sonst wegen fehlender Perfusion im linken Herzen kein Kreislauf mehr zustande käme. Abbildung 2.31: Schematische Darstellungen von totalen Lungenvenenfehlmündungen. Suprakardialer Typ mit Drainage der pulmonalvenösen Sammelgefässe (PVS) über eine Vena verticalis (Vv) zur VCS (links), kardialer Typ mit Drainage zum Coronarsinus (CS, mitte), infrakardialer Typ mit Drainage zur Vena portae (rechts). Abb. aus [14]. Symptome und Befunde Kinder mit diesem Herzfehler zeigen häufig eine erschwerte Atmung mit Tachypnoe und Dyspnoe bei den kleinsten Anstrengungen. Eine Zyanose besteht von Anfang an, ist aber zu Beginn nur milde ausgeprägt und kann durch Blutgasanalysen und Pulsoxymetrie bestätigt werden. Im Alter von mehreren Wochen entwickeln diese Kinder häufig dann schwere Zyanoseattacken. Bei der © PD D R . H.G. K EHL 46 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE klinischen Untersuchung findet sich oft kein eindeutiges Herzgeräusch. Über beiden Lungen können fremdblasige Rasselgeräusche auskultiert werden, die Leber ist palpatorisch vergrößert und abgerundet. Diagnostik Der Herzfehler kann durch eine echokardiographische Untersuchung meist aufgedeckt werden. Da die genauen Verhältnisse im jeden Einzelfall für die chirurgische Behandlung von großer Relevanz sind, ist bei diesem Herzfehler immer eine Herzkatheteruntersuchung erforderlich. Die verschiedenen Variationen dieses Vitiums können damit nicht nur gut dargestellt werden, sondern vor allem auch die Druckverhältnisse und mögliche zusätzliche Obstruktionen in diesen Gefäßabschnitten nachgewiesen werden. Abbildung 2.32: Totale Lungenvenenfehlmündungen, suprakardialer Typ im MRT (links) und Angio-CT (mitte), infrakardialer Typ in der Angiographie (rechts). Therapie und Verlauf Eine Behandlung kann nur durch Operation erfolgen. Meist gelingt es für die suprakardialen und infrakardialen Fehlmündungen eine Side-to-Side-Anastomose zwischen dem pulmonalvenösen Sammelgefäß und dem linken Vorhof anzulegen. Kardiale Lungenvenenfehlmündungen in den rechten Vorhof bzw. dem Sinus coronarius stellen eine besondere Herausforderung an den Operateur dar, da bei dieser Variante sehr häufig zusätzliche Obstruktionen im Bereich der Lungenvenen vorkommen. Solche Lungenvenenobstruktionen erhöhen das Risiko deutlich. © PD D R . H.G. K EHL 47 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 2.3 Herzfehler mit Obstruktionen des rechten Herzens 2.3.1 Pulmonalstenosen Anatomie und Hämodynamik Pulmonalstenosen können vorkommen an der Klappe (valvuläre Stenose), unterhalb der Klappe durch hypertrophe Muskulatur im Bereich des Ausflusstraktes (infundibuläre oder subvalvuläre Stenose), am Übergang des Sinus vasalva zum tubulären Teil der Pulmonalarterie (supravalvuläre oder sinu-tubuläre Stenose), am Hauptstamm der A. pulmonalis selbst oder auch an der PulmonalBifurkation bzw. den weiteren Gefäßverzweigungen bis über den Hilus hinaus (periphere Stenose). Die haemodynamische Bedeutung dieses Herzfehlers erklärt sich durch die Obstruktion und damit eine Druckbelastung des rechten Ventrikels, der deshalb eine Hypertrophie der Muskulatur ausbildet, wodurch eine bestehende infundibuläre Pulmonalstenose zusätzlich verstärkt werden kann. Symptome und Befunde Teilweise ist die Pulmonalklappenstenose so hochgradig, dass es zu einer erheblichen Reduzierung des Herzzeitvolumens kommen kann. In solchen Fällen spricht man von einer kritischen Pulmonalklappenstenose, die sich meistens schon im Neugeborenenalter manifestiert. Weniger schwerwiegende Stenosierungen zeigen auch deutlich weniger Symptome, teilweise ist das Befinden sogar beschwerdefrei. Bei der Untersuchung findet sich regelhaft ein lautes, raues, systolisches Austreibungsgeräusch mit einer typischen Fortleitung in den Rücken bds. Ist die stenotische Klappe noch beweglich, kommt es ähnlich einem Segel im Wind zu ruckartigen Bewegungen in Systole gefäßwärts und in Diastole ventrikelwärts. Damit verbunden finden sich gespaltene Herztöne, der gespaltene erste Herzton wird auch als Ejectionsclick bezeichnet. Infundibuläre und periphere Stenosen zeigen nur ein systolisches Austreibungsgeräusch ohne Ejectionsclick. Diagnostik Im EKG von Patienten mit Pulmonalstenosen findet sich abhängig vom Ausmaß eine rechtsventrikuläre Hypertrophie vom Typ der Druckbelastung mit oft überhohen R-Zacken rechts praecordial und korrespondierenden tiefen S-Zacken links praecordial. Radiologisch kann in typischen Fällen ein betontes pulmonales Segment nachgewiesen werden, dass sich durch eine poststenotische Dilatation der Pulmonalarterie erklärt. Die peripheren Lungengefäße sind dagegen nur rarefiziert erkennbar. Die Diagnose kann durch echokardiographische Untersuchung in den meisten Fällen gesichert werden. Mit dieser Untersuchungsmethode gelingt meistens eine gute Beschreibung der verschiedenen Variationen dieses Vitiums. © PD D R . H.G. K EHL 48 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.33: Herztöne und -geräusche bei Pulmonalstenosen sind abhängig vom Ort der Stenose (siehe Text), n. [12]. Abbildung 2.34: EKG mit rechtsventrikulärer Hypertrophie bei Pulmonalstenose © PD D R . H.G. K EHL 49 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.35: Röntgen-Thorax eines Patienten mit Pulmonalstenose. Gegenüber einem Normalbefung (siehe Abb. 1.17 auf Seite 16) ist ein betontes Pulmonalissegment durch poststenotische Dilatation sowie eine verminderte pulmonale Gefäßzeichnung als Hinweis auf den eine reduzierte Perfussion erkennbar. Abbildung 2.36: Angiographie einer valvulären Pulmonalstenose Therapie und Verlauf Herzkatheteruntersuchungen mit gleichzeitiger Intervention mittels Ballon-Kathetern sind die Therapie der ersten Wahl. Meist gelingt es so die verklebten Klappenblätter zu lösen und dadurch den Gradienten an der Klappe erheblich zu senken. Periphere Stenosen können ebenfalls gut © PD D R . H.G. K EHL 50 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE dilatiert werden, alternativ können diese Stenosen auch durch Implantation eines Stents erweitert werden. In der Praxis hat sich gezeigt, dass dagegen infundibuläre Pulmonalstenosen und Stenosen am sinu-tubulären Übergang oft nicht befriedigend erweitert werden können. Im Falle von infundibulären Pulmonalstenosen kann versucht werden mittels Beta-Blocker diese dynamischen Stenosen zu verbessern. Falls das nicht möglich ist, kommt eine Operation mit Myotomie oder Myektomie in Betracht. Abbildung 2.37: Ballondilatation einer valvulären Pulmonalstenose Abbildung 2.38: Ereiterung einer supravalvulären Pulmonalstenose mit einem Stent © PD D R . H.G. K EHL 51 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 2.4 Herzfehler mit Obstruktionen des linken Herzens 2.4.1 valvuläre Aortenstenosen Anatomie und Hämodynamik Die valvuläre Aortenstenose ist etwa mit ¾ der Fälle die häufigste Form der Aortenstenosen. Hierbei bestehen Verdickungen der Klappenblätter, die auch mit einander verklebt sein können. Häufig bestehen auch nur 2 Aortenklappenblätter (bikuspide Aortenklappe). Dies ist eine häufige Variante der Aortenklappe, die auch bei vielen gesunden Menschen vorkommt, sie prädestiniert aber für eine Stenose und ist entsprechend häufig in der Gruppe der valvulären Aortenstenose vertreten. Sehr ausgeprägte Einengungen der Aortenklappe, die häufig auch mit einem sehr engen Klappenring einhergehen, führen zum klinischen Bild der kritischen Aortenstenose im Neugeborenenalter. Symptome und Befunde Hochgradige Stenosen gehen mit einer erheblichen Reduzierung des Herzzeitvolumens einher, sie zeigen deshalb ein ähnliches Bild wie andere Herzfehler, bei denen ebenfalls die Durchblutung im Systemkreislauf reduziert ist. In diesen Fällen finden sich ein blass-graues Hautkolorit, eine verzögerte Rekapillisierungszeit und evtl. auch eine reduzierte Urinproduktion und eine verminderte Vigilanz als Hinweise auf eine verminderte Organperfusion. Dagegen haben Patienten mit leichten oder mittelgradigen Aortenklappenstenosen keine Beschwerden und ihre körperliche Entwicklung ist nicht eingeschränkt. Unter stärkeren Anstrengungen können Herzrhythmusstörungen und Synkopen auftreten. Auskultatorisch zeigt sich nicht nur ein gut hörbares systolisches Austreibungsgeräusch, sondern bei mittelgradigen Stenosen mit noch mobiler Aortenklappe auch ein so genannter Ejectionsclick, der phonokardiographisch einem breit gespaltenen ersten Herzton entspricht. Bei einer zusätzlichen Insuffizienz der Aortenklappe kann auch ein protomesodiastolisches Geräusch auskultiert werden. © PD D R . H.G. K EHL 52 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.39: Herztöne und -geräusche bei Aortenstenose, n. [12]. Diagnostik Die Diagnose kann durch echokardiographische Untersuchungen relativ leicht gestellt werden, mit dieser Untersuchung kann auch eine Abschätzung des Druckgradienten an der Aortenklappe erfolgen und das Ausmaß einer sekundären Hypertrophie des linken Ventrikels ermittelt werden. Eine evtl. Insuffizienz an der Mitralklappe durch die intraventrikuläre Druckerhöhung ist ebenfalls gut nachweisbar. Im EKG zeigen sich die Zeichen einer linksventrikulären Hypertrophie, die in schweren Formen auch mit zusätzlichen Erregungsrückbildungsstörungen einhergehen. Bei der kritischen Aortenklappenstenose im Neugeborenenalter muss immer auch eine Blutgasanalyse zur Einschätzung der metabolischen Azidose angefertigt werden. © PD D R . H.G. K EHL 53 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.40: TEE einer valvulären Aortenstenose im 2D-Bild (links), der Farbdoppler zeigt einen turbulenten Fluss ab Klappenebene (mitte), dort kann mit dem konventionellem Doppler ein Gradient von über 100 mm Hg ermittelt werden (rechts). Therapie und Verlauf Bei älteren Kindern wird zunächst immer eine interventionelle Therapie mit Ballon-Dilatation der verklebten Aortenklappenblätter angestrebt. Eine solche Behandlung kann auch bei der kritischen Aortenklappenstenose im Neugeborenenalter bereits durchgeführt werden, dies kann sowohl über retrograden Weg als auch antegrad über ein venös vorgeführten Katheter der über das Foramen ovale in den linken Ventrikel und von dort aus weiter in die Aorta vorgeführt wird, bewerkstelligt werden. Da dies ein risikoreicher Eingriff ist, hängt es sowohl von der Erfahrung des Untersuchers als auch von der Anatomie der dysplastischen Aortenklappe (Dicke der Aortenklappenblätter, Größe des Aortenklappenanulus) ab, ob dieses Verfahren oder eine dringliche Operation gewählt wird. Bei der Operation wird versucht, die Aortenklappenblätter in ihren Kommissuren zu lösen und evtl. zusätzlich auch die verdickten Blätter von ihren Auflagerungen zu befreien. Auch dies ist kein einfaches Unterfangen und es gelingt in einigen Fällen nicht eine substantielle Verbesserung damit zu erreichen. In diesen Fällen kann ein Aortenklappenersatz notwendig werden, entweder mit einer mechanischen Klappe oder einer Ross-Operation. Hierbei wird die eigene Pulmonalklappe herausgelöst und in Aortenposition gesetzt. Die Ross-Operation hat die operativen Behandlungsmöglichkeiten sehr kleiner kranker Kinder erweitert, hat aber den Nachteil, dass die Pulmonalklappe ersetzt werden muss, meistens mit einem Xenograft. © PD D R . H.G. K EHL 54 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 2.4.2 subvalvuläre Aortenstenosen Anatomie und Hämodynamik Einengungen im linksventrikulären Ausflusstrakt werden als subvalvuläre Aortenstenosen bezeichnet, diese können entweder durch eine bindegewebige Membran, eine fibromuskuläre Leiste oder eine tunnelförmige Verdickung der Muskulatur entstehen. Symptome und Befunde Da sich die Verdickung im linksventrikulären Ausflusstrakt meistens erst langsam entwickelt, empfinden die Patienten in der Regel keine Beschwerden, erst bei stärkeren Anstrengungen kann es auch hier zu Herzrhythmusstörungen, Synkopen oder myocardialen Ischämien kommen. Auskultatorisch findet sich ebenfalls ein gut wahrnehmbares systolisches Austreibungsgeräusch. Ein Ejektionsclick ist hier nicht nachweisbar. Diagnostik Die Diagnose kann auch hier durch eine Echokardiographie gestellt werden. Mit der transösophagealen Echokardiographie (TEE) lässt sich oft die beste Darstellung der Läsion ermitteln (siehe Abb. 2.41). Abbildung 2.41: Subvalvuläre Aortenstenose. Angiographie mit imaginären Schnitt durch den linksventrikulären Ausflusstrakt und die Aorta nach dreidimensionaler Rekonstrktion (links). TEE Untersuchung mit Darstellung eines fibromuskulären Wulstes im LVOT kurz vor der Aortenklappe (mitte), im Farbdoppler zeigt sich systolisch eine starke Einengung des LVOT und ein turbulents Flussmuster (rechts). © PD D R . H.G. K EHL 55 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Therapie und Verlauf Diese Form der Aortenstenose lässt sich nur durch eine Operation beseitigen. Angestrebt wird dabei zunächst immer eine Resektion der Membran bzw. der fibromuskulären Leiste. Besteht eine echte tunnelförmige Einengung des linksventrikulären Ausflusstraktes, gelingt in manchen Fällen eine Ereiterung nur durch einen Patch. Dazu muss zunächst künstlich ein Ventrikelseptumdefekt geschaffen werden, der mit der Patcherweiterungsplastik wieder geschlossen wird. Meist muss in diesem Zusammenhang auch die Aortenklappe mit versorgt werden. Ein besonderes Problem stellen diese Aortenstenosen durch die Möglichkeit von Rezidiven dar. 2.4.3 supravalvuläre Aortenstenosen Anatomie und Hämodynamik Supravalvuläre Aortenstenosen sind die seltenste Form. Bei ihnen kommt es meistens am Übergang des Sinus vasalva der Aortenklappe zum tubulären Übergang in die Aorta ascendens zu einer übermäßigen Verdickung der Media, die das innere Lumen einengt. Sie sind häufig Teils des ein Williams-Beuren-Syndroms. Symptome und Befunde Die Symptome dieser Form unterscheiden sich nicht mit den anderen Formen. Auskultatorisch findet sich ebenfalls ein gut wahrnehmbares systolisches Austreibungsgeräusch mit Fortleitung in beide Carotiden. Meist besteht auch ein deutlich wahrnehmbares Schwirren. Diagnostik Die Diagnose kann mit der Echokardiographie gestellt werden. Alternativ kann auch eine MRT erfolgen. Zur Bestimmung des linksventrikulären Drucks und des invasiven Gradienten erfolgt eine Herzkatheteruntersuchung. Abbildung 2.42: Supravalvuläre Aortenstenose in der Angiographie © PD D R . H.G. K EHL 56 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Therapie und Verlauf Die Therapie dieser Patienten muss meistens chirurgisch erfolgen. Bei niedrigen Gradienten wird zunächst der weitere Verlauf abgewartet. 2.4.4 Aortenisthmusstenosen Anatomie und Hämodynamik Je nach der Beziehung der Stenose zur aortalen Mündung des Ductus arteriosus werden 3 Arten unterschieden: • präduktal • juxtaduktal • postduktal. Abbildung 2.43: Schematische Darstellung einer Aortenisthmusstenose Bei der präduktale Stenose erfolgt die Blutversorgung der Aorta descendens über den persistierenden Ductus arteriosus (PDA). Fetal bildet sich kein Kollateralkreislauf aus. Daher führt der Verschluß des PDA zu einer abrupten Minderdurchblutung der gesamten Aorta descendens mit dem klinischen Bild der Herzinsuffizienz, des Nieren- und Leberversagens oder der DarmIschämie. Dieses Ereignis tritt in der Regel in der Neugeborenenperiode auf. Extremform einer präduktalen Stenose ist der unterbrochene Aortenbogen. Die Unterbrechung kann im Bogen zwischen den Kopf-Halsgefäßen oder nach deren Abgang liegen. Das linke Herz versorgt über die © PD D R . H.G. K EHL 57 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Aorta ascendens die Kopf-Hals-Gefäße bis zu der Unterbrechung. Die distale Versorgung erfolgt aus dem rechten Herzen durch den PDA (dissoziierte Zyanose). Der Blutdruck unterscheidet sich in den ersten Lebensstunden zwischen den Extremitäten meist nicht, da das rechte Herz noch gut trainiert ist und Systemdruck aufbringen kann. Die Leistenpulse können in der frühen postnatalen Phase bei noch weit offenen Ductus arteriosus tastbar sein. Die juxtaduktale Stenose ist eine Übergangsform, hier liegt die Einengung auf Höhe der Duktusmündung. Klinisch gleicht sie am ehesten der präduktalen Aortenisthmusstenose, da auch hier bei Spontanverschluß des Ductus arteriosus ein protrahiertes Schockgeschehen einsetzt und sehr schnell in die Linksherzinsuffizienz führt, da der linke Ventrikel zunächst durch Steigerung des Blutdruckes um eine genügende Perfusion der distalen Körperhälfte bemüht ist. Solange der PDA offen ist, versagen die üblichen Hilfsmittel zur Diagnosestellung, wie die Blutdruckmessung an allen Extremitäten oder die Dopplerflussmessung mittels Echokardiographie oftmals. Die postduktale Stenose ist bei Neonaten und Kleinkindern oft noch asymptomatisch. Diese Form der Aortenisthmusstenose kommt oft beim Turner Syndrom vor. Symptome und Befunde Die kritische Aortenisthmusstenose tritt meist schon im jungen Säuglingsalter auf, sie äußert sich mit abrupt auftretender Herzinsuffizienz bis zum Vollbild des kardiogenen Schocks. Dann sind weder an der oberen noch an der unteren Extremität die Pulse gut zu tasten, der Blutdruck ist kaum oder nicht messbar, da der linke Ventrikel erschöpft ist. Erst nach Rekompensation ist das typische Bild der Aortenisthmusstenose mit Blutdruckdifferenz zu erwarten. Öffnet sich der Ductus arteriosus bei der präduktalen Form wieder, sind die Femoralispulse palpabel. Eine dissoziierte Zyanose (SO2 am rechten Arm höher als am Bein) kann bestehen. Der Auskultationsbefund ist uncharakteristisch. Im EKG lässt sich eine rechtsventrikuläre Hypertrophie ablesen. Röntgenologisch stellt sich das Herz als sehr groß und die Lungengefäßzeichnung als betont dar. Bei der Echokardiographie ist der linke Ventrikel stark erweitert und schlecht kontraktil. Im Stadium der schweren Herzinsuffizienz kann eine Aorten- und der Mitralinsuffizienz bestehen. Diagnostik Wiederholte Überprüfung der Pulse sowie Blutdruck- und Pulsoxymetriemessung an allen 4 Extremitäten ergeben einen ersten Verdacht. Ein eventuell geringer Blutdruckgradient zusammen mit einer niedrigeren Sättigung an den Beinen geben Hinweis auf eine präductale Isthmusstenose. Sinkt der Gradient, so kann dies durch verschlechterte linksventrikuläre Funktion verursacht sein. Erhöhte Nieren- bzw. Leberwerte zeigen die Organminderperfusion an. Bei postducalen Aortenistmusstenosen finden sich in einem Alter über 10 Jahren manchmal nur die Zeichen eines Umgehungskreislaufs (siehe Abb. 2.46 auf Seite 60) zusammen mit einem geringen Blutdruckgradienten. In solchen Situationen ist der Puls an den unteren Extremitäten schlecht oder nicht tastbar. Als Extremform kann manchmal ein unterbrochener Aortenbogen gefunden werden (siehe Abb. 2.47 auf Seite 60). © PD D R . H.G. K EHL 58 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.44: Darstellung von Aortenisthmusstenosen in der Echokardiographie (links) und im Angio-CT nach 3D-Rekonstruktion (rechts). Abbildung 2.45: Angiographie einer Aortenisthmusstenose © PD D R . H.G. K EHL 59 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.46: Rippenusuren im Lanzeitverlauf bei unbehandelter Aortenisthmusstenose Abbildung 2.47: Unterbrochener Aortenbogen mit einer Distanz von über 4 cm. © PD D R . H.G. K EHL 60 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Therapie und Verlauf Aortenistmusstenosen bei Neugeborenen und jungen Säuglingen werden von den meisten Herzzentren primär operiert. Wenn möglich wird eine Resektion des engen Segments mit End-EndAnastomose angestrebt. Falls des enge Segment für eine Resektion zu lang ist oder abgehende Gefäße zum Rückenmark gefährdet würden, wird eine Patcherweiterungsplastik vorgenommen. Abbildung 2.48: Herztöne bei Aortenstenose Bei älteren Patienten insbesondere solchen mit Restenosierung ist oft eine interventionelle Therapie möglich. Dabei wird entweder eine Ballondilatation vorgenommen oder endovaskulär ein Stent im Bereich der Stenose implantiert. © PD D R . H.G. K EHL 61 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.49: Stent-Implantation bei einer Aortenisthmusstenose 2.5 Komplexe Herzfehler 2.5.1 Hypoplastisches Linksherz-Syndrom Anatomie und Hämodynamik Das hypoplastische Linksherzsyndrom stellt die Maximalform von Obstruktionen im Bereich des linken Herzens dar. Die Mitral- und Aortenklappe sind entweder atretisch oder hochgradig stenotisch. Bei den Maximalformen findet sich nur noch ein minimales Lumen des linken Ventrikels, in den Fällen mit einer Stenose an beiden Klappen kann evtl. noch ein geringes, in jedem Falle aber nicht ausreichendes Herzzeitvolumen durch den linken Ventrikel gepumpt werden. Pathogenetisch liegt dem hypoplastischen Linksherzsyndrom in einigen Fällen ein intrauteriner Verschluss des Foramen ovale zugrunde. Da pränatal immer eine ausreichende Menge Blut über den Ductus arteriosus in den Systemkreislauf gepumpt wird, entwickeln sich diese Kinder intrauterin meist normal. Durch den postnatalen Verschluss des Ductus arteriosus kommt es zu einer erheblichen Minderperfusion im Systemkreislauf, die zu einer zunehmenden metabolischen Azidose und unbehandelt zum frühen Tod führen. Über den offenen Ductus arteriosus Botalli wird bei vielen Kindern nicht nur rückwärts die Perfusion der Gefäße zum Hals und Kopf (supraaortale Äste des Aortenbogens), sondern auch noch weiter retrograd Blut bis zu den Koronararterien gefördert. Symptome und Befunde Kinder mit einem hypoplastischen Linksherzsyndrom, bei denen sich der Ductus arteriosus verschließt, zeigen die Symptome einer verminderten Systemperfusion. Es findet sich ein blass- © PD D R . H.G. K EHL 62 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE graues Aussehen, aber keine eindeutige Zyanose, die Haut ist in der Regel kühl und die Rekapillisierungszeit deutlich verlängert. Dazu besteht in der Regel eine Tachypnoe schon in Ruhe und eine Dyspnoe bei den geringsten Anstrengungen. Zusätzlich sind die Kinder meistens schläfrig oder unruhig wimmernd. Alle peripheren Pulse sind abgeschwächt oder fehlen, gleichzeitig besteht oft eine praecordiale Hyperaktivität und ein Galopprhythmus. Ein eindeutiges Herzgeräusch ist meistens nicht auskultierbar. Diagnostik Sofern die Diagnose nicht bereits durch pränatale Vorsorgeuntersuchungen festgestellt werden konnte, sollte bei jedem Neugeborenen mit den oben angegebenen Symptomen sofort eine Blutgasanalyse vorgenommen werden. Findet sich hierbei eine ausgeprägte metabolische Azidose ist neben der Möglichkeit von Stoffwechseldefekten immer auch an ein hypoplastisches Linksherzsyndrom zu denken. Durch Echokardiographie kann die Diagnose rasch gestellt werden und ein unverzüglicher Beginn der Therapie erfolgen. Die Echokardiographie gibt auch weiteren Aufschluss über die genaue Anatomie an der Mitral- und Aortenklappe, der Größe des linken Ventrikels und insbesondere auch der Aorta ascendens. Dopplerechokardiographisch lässt sich der retrograde Fluss im Aortenbogen zeigen. Abbildung 2.50: HLHS im Echo, der apicale 4 Kammerblick zeigt nur einen rudimentären LV © PD D R . H.G. K EHL 63 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.51: Hypoplastischer Aortenbogen bei HLHS Abbildung 2.52: Hypoplastische Aorta ascendens und angrenzende Koronararterien bei HLHS im Angio mit Kontrastmittelinjektion in den Aortenbogen. Therapie und Verlauf Ist die Diagnose echokardiographisch gestellt, sollte direkt mit einer intravenösen Prostaglandin E1-Infusion zum Offenhalten oder Vergrößern eines schon stenotischen Ductus arteriosus begonnen werden. Unter dieser Therapie sollte sich die metabolische Azidose rasch ausgleichen © PD D R . H.G. K EHL 64 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE und das Kind wieder in einem stabilen Zustand kommen. Zu achten ist auf eventuell bereits eingetretene Organschädigungen wie Nieren- oder Leberinsuffizienz. Außerdem ist die cerebrale Perfusion abzuklären. Können in den ersten postnatalen Tag keine Gegenargumente zu einer weiteren Therapie aufgedeckt werden und haben die Eltern einer weiteren Behandlung zugestimmt, erfolgt nach ca. 5 – 7 Tagen die so genannte Norwood-Operation. Bei diesem Eingriff wird der hypoplastische Aortenbogen mit Teilen des Hauptstammes der A. pulmonalis sowie Patchmaterial augmentiert. Dieser Eingriff etabliert den rechten Ventrikel als Systemventrikel. Die Pulmonalarterie wird im Bereich des abgesetzten Hauptstammes verschlossen und es erfolgt die Perfusion über einen neu angelegten aorto-pulmonalen Shunt (siehe Abb. 2.53 sowie die intraoperativen Bilder 2.54 und 2.55). Im Alter von ca. 6 Monaten erfolgt die Kreislaufumstellung in Richtung Fontan-Zirkulation durch Anschluss der oberen Hohlvene an die A. pulmonalis rechtsseitig (siehe Abb. 2.56 links). Im Alter von etwa 2 – 3 Jahren erfolgt die komplette Kreislaufumstellung, in dem auch die untere Hohlvene meist über ein extrakardiales Konduit ebenfalls an der rechten Pulmonalarterie angeschlossen wird (siehe Abb. 2.56 rechts). Diese komplexe mehrstufige Kreislaufumstellung hat bedeutsame Risiken. Zurzeit überleben mit dieser Operation ca. 70 % der Patienten. Insbesondere der erste Operationsschritt, wenige Tage nach Geburt, ist problematisch weshalb an Alternativen gearbeitet wird. Abbildung 2.53: Hypoplastischer Aortenbogen bei HLHS © PD D R . H.G. K EHL 65 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.54: Hypoplastische Aorta asc. bei HLHS während der OP Abbildung 2.55: Hypoplastische Aorta asc. bei HLHS während der OP, erkennbar ist der aortopulmonale Shunt nach Rekonstruktion des Aortenbogens. Die hypoplastische Aorta asc. mit einem Durchmesser von 2 mm wurde nativ belassen, sie fungiert wie eine verlängerte Koronararterie. © PD D R . H.G. K EHL 66 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 2.56: Anschluss der Hohlvenen an die rechte Pulmonalarterie zur Schaffung eines Fontankreislaufs in einem zweistufigen Verfahren. 2.5.2 Tricuspidalatresie Anatomie und Hämodynamik Bei der Trikuspidalatresie handelt es sich um ein zyanotisches Vitium, dessen Anatomie sehr unterschiedlich sein kann (siehe dazu Abb. 1.8 auf Seite 7). In jedem Falle muss das gesamte system-venöse Blut über einen Rechts-Links-Shunt zunächst in den linken Vorhof gelangen. Über den linken Ventrikel wird nicht nur die Systemperfusion, sondern auch die pulmonale Durchblutung gewährleistet, die abhängig von der Größe des Ventrikelseptumdefekts gesteigert, balanciert oder gering ausgeprägt sein kann. Durch eine mögliche Transpositionsstellung der großen Gefäße ergeben sich weitere Varianten. Die Bedeutung dieses Herzfehlers liegt darin, dass Ende der 60er Jahre in Bordeaux, Frankreich durch den Chirurgen Fontan erstmals gezeigt werden konnte, dass der Lungenkreislauf auch ohne Pumpfunktion eines Ventrikels möglich ist. Dazu bedarf es eine Reihe von Voraussetzungen, insbesondere einen niedrigen Widerstand im Lungenkreislauf. Sind solche Voraussetzungen gegeben, kann dieses Operationsprinzip nicht nur bei diesem Herzfehler, sondern bei vielen anderen Herzfehlern, die ebenfalls nur einen funktionstüchtigen Ventrikel haben, angewendet werden. © PD D R . H.G. K EHL 67 3 Pulmonale Hypertonie Anatomie und Hämodynamik Pulmonale Hypertonie oder pulmonal-arterielle Hypertonie bezeichnet eine Gruppe von Erkrankungen, bei denen zu hohe Drucke im Lungenkreislauf vorliegen, die aus einer Erhöhung des pulmonal-vaskulären Widerstandes eine wesentliche Rolle resultieren. Als Ursache kommen sehr unterschiedliche Erkrankungen in Frage. Neben idiopathischen und familiären Formen, die bisher noch nicht weiter geklärt werden konnten, sind dies vor allem Erkrankungen die auch andere Gefäßregionen im Körper betreffen können, wie z. B. Kollagenosen. Im Zusammenhang mit angeborenen Herzfehlern sind es vor allem solche Vitien, die entweder einen hohen LinksRechts-Shunt zeigen oder eine nicht druckreduzierte Verbindung zwischen dem Systemventrikel oder der Aorta und der Pulmonalarterie bewirken. Unter diesen Verhältnissen entwickelt sich ein Umbau an den Pulmonalarterien, wie sie schon 1958 von Heath und Edwards beschrieben wurden (siehe Abb. 3.1). Der pulmonale Umbau führt zu deutlichen Veränderungen am Endothel (Abb. 3.3) und bewirkt letztendlich auch Veränderungen an den Atemwegen (Abb. 3.2). Pathogenetisch geht man davon aus, dass die Generierung von Gefäßmuskulatur relaxierenden NO in der Endothelzelle vermindert ist, weshalb die Muskelzellen in der Media des Gefäßes nicht gut relaxieren können. Darüber hinaus ist die Muskelzelle der Media durch die verstärkte Wirkung von Endothelin zusätzlich kontrahiert (Abb. 3.4). Die Prävalenz einer pulmonalen Hypertension bei den verschiedenen Herzfehlern ist in Abb. 3.5 zu sehen. Wichtig ist eine frühzeitige Korrektur des Herzfehlers, damit diese Umbauprozesse gestoppt werden und im weiteren Verlauf wieder ein normales Wachstum stattfinden kann. 68 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 3.1: Einteilung der Stadien der pulmonalen Hypertonie nach den Kriterien von Heath u. Edwards anhand der pulmonalen Gefäße. Abb. aus [5]. Abbildung 3.2: Einteilung der Stadien der pulmonalen Hypertonie nach den Kriterien von Rabinovich anhand der pulmonalen Atemwege. Abb aus [13]. Abbildung 3.3: Endothel bei pulmonaler Hypertonie in der Elektronenmikroskopie. Abb aus [13]. © PD D R . H.G. K EHL 69 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 3.4: Endothelzellen und die glatten Muskelzellen in der Media der Gefäße haben bei der pulmonalen Hypertonie eine entscheidende Bedeutung für das Ausmaß und die Prognose der Erkrankung. NO wirkt dabei relaxierend, Endothelin kontrahierend auf die glatten Muskelzellen, die so den PVR beeinflussen. Abbildung 3.5: Häufigkeiten einer pulmonalen Hypertonie in Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Herzfehler. Abb aus [16]. Symptome und Befunde Die Symptome der Patienten mit einer pulmonalen Hypertension werden in den ersten Lebensmonaten ganz wesentlich durch das zugrunde liegende Vitium bestimmt. Patienten mit einer pulmonalen Hypertension haben, fallen in der Regel erst im Kleinkindalter durch ein vermindertes Wachstum auf. Zusätzlich können sich bei diesen Patienten in Situationen mit starkem Anstieg des pulmonal-vaskulären Widerstandes synkopale Zustände einstellen. Unbehandelt käme es zu einer weiteren Verschlechterung der Leistungsfähigkeit und zu einem Rückstau in den Systemvenen durch eine zunehmende Rechtsherzinsuffizienz. © PD D R . H.G. K EHL 70 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Diagnostik Die Diagnose einer pulmonal-vaskulären Erkrankung wird durch eine Herzkatheteruntersuchung mit genauen Druckmessungen und gleichzeitiger Überprüfung der Reagibilität auf verschiedene mögliche Therapeutika ermittelt. Bereits durch echokardiographische Untersuchungen können sich Hinweise für das Vorliegen einer solchen Problematik ergeben, es findet sich regelhaft eine verstärkte Wand des rechten Ventrikel und bei vielen Patienten eine Insuffizienz an der Trikuspidal- und Pulmonalklappe, deren Ausmaß oftmals erstaunlich gering ist. Bei einer genauen Doppleruntersuchung lassen sich dennoch sehr hohe Gradienten ermitteln. Therapie der pulmonalen Hypertonie konservative Therapie • NO unter Intensivbedingungen • Prostacycline • Phosphodiesterasehemmer • Endothelin-Antagonisten • supportive Therapie – Antikoagulation – Sauerstoff Lungen- oder Herz-Lungen-Transplantation Abbildung 3.6: Prognose der pulmonalen Hypertonie in Abhängigkeit von der Therapie. Abb aus [3]. © PD D R . H.G. K EHL 71 4 Entzündungserkrankungen des Herzens 4.1 Endokarditis Eine Entzündung des Endokards, das alle Herzhöhlen, inklusive der Herzklappen auskleidet, und des Endothels der herznahen Gefäße wird als Endokarditis bezeichnet. Meist liegt eine bakterielle Erkrankung, die entweder hoch-akut oder protahiert (Endokarditis lenta) verlaufen kann. Die häufigsten Erreger sind Streptokokken, Staphylokokken und Enterokokken. Darüber hinaus finden sich auch abakterielle Endokarditiden im Rahmen von rheumatischen Erkrankungen. Bei angeborenen Herzfehlern ist das Risiko für eine Endokarditis gegenüber einem Herzgesunden prinzipiell erhöht, da durch Jets oder turbulente Flussmuster leichter Läsionen am Endokard vorkommen können, wodurch in Phasen von Bakteriämien die Keime eindringen können. Aus diesem Grunde wird bei operativen Eingriffen eine Endokarditisprophylaxe empfohlen. Die Behandlung einer manifesten bakteriellen Endokarditis bedarf einer langfristigen intravenösen antibiotischen Behandlung. Oftmals kommt es dennoch zu deutlichen Destruktionen an den Klappen, die eine zusätzliche chirurgische Therapie notwendig machen. Wichtig für die Behandlung dieser Patienten ist die Isolierung des verursachenden Keims, damit eine gezielte antibiotische Therapie erfolgen kann. Aus diesem Grunde muss diesen Patienten mehrmals eine Blutkultur abgenommen werden, für den Fall einer antibiotischen Vorbehandlung ohne Keimisolierung ist deshalb sogar evtl. eine Therapieunterbrechung und Gewinnung von vielen Blutkulturen notwendig. Echokardiographische Verlaufskontrollen erlauben eine gute Einschätzung von Klappeninsuffizienzen und etwaigen Abszessbildungen. Abbildung 4.1: Endokarditis an der Tricuspidalklappe und an den Chordae tendinae der Mitralklappe 72 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 4.2 Myokarditis Eine Entzündung, die sich in der Herzmuskulatur abspielt, wird als Myokarditis bezeichnet. Als Ursache kommen sowohl Erreger, als auch toxische Ursachen und Autoimmunerkrankungen in Frage. Es werden akute-, chronische und perakute fulminante Verlaufsformen unterschieden. Meist liegt eine infektiös bedingte Entzündung des Myokards vor (z.B. Coxsackievirus der Gruppe B, Adenoviren oder Echoviren), die mit Ödem, Gefügedilatation und sekundärer Myozytolyse einhergehen kann. Der Klinik verläuft sehr unterschiedlich von inapparent bis tödlich. Ein spezifisches Symptom gibt es nicht. Meist geben die Patienten oder die Eltern eine allgemeine Schäche an. Das EKG zeigt häufig AV-Blockierungen 1. Grades, selten höhergradige; supraventrikuläre und ventrikuläre Arrhythmien kommen in allen Formen vor, bis hin zur lebensbedrohlichen ventrikulären Tachykardie. Veränderungen der ST-Strecke und der T-Wellen sowie der Herzenzymverläufe können einen akuten Myokardinfarkt vortäuschen. Echokardiografisch zeigt sich häufig eine systolische und diastolische Funktionsstörung und ein meist kleiner Perikarderguss. Die Größe der Herzkammer nimmt bei schweren Verlaufsformen schnell zu. Das Röntgenbild zeigt, bei chronischen aber auch fulminanten Verläufen, ein vergrößertes Herz. Im Serum können bei viraler Myokarditis antimyolemmale und/oder antisarkolemmale Antikörper nachgewiesen werden. Die Myokardszintigrafie und die Magnetresonanztomografie des Herzens ermöglichen es, mit hoher Sensitivität eine Myokardnekrose zu erkennen. Die Myokardbiopsie ist immer noch der Goldstandard. Das entnommene Gewebe wird histologisch, immunhistologisch, elektronenmikroskopisch oder molekularbiologisch untersucht. Die Therapie ist zunächst symptomorientiert. Bei Virusnachweis in der Myokardbiopsie kann Interferon hilfreich sein, bei Nachweis von Inflammation ohne infektöse Erreger wird eine Corticoidtherapie versucht. Die Behandlung einer chronischen Myokarditis folgt den Grundsätzen der Herzinsuffizienzbehandlung. Bei einigen Patienten kann auf Dauer eventuell nur eine Herztransplantation helfen. In akuten Fällen konnte ein passageres Kunstherz bis zur Ausheilung erfolgreich eingesetzt werden, in anderen Fällen gelingt damit die Überbrückung bis zur Transplantation. 4.3 Perikarditis Die Perikarditis ist eine Entzündung des rigiden bindegewebigen Herzbeutels (Perikard) durch unterschiedliche Ursachen. Meist kommt es akut zu einem Perikarderguss, gerfürchtet sind spätere Fibrosierungen und Verkalkungen, die eine erhebliche Beeinträchtigung der Herzfunktion zur Folge haben können. Das Hauptsymptom der akuten Perikarditis ist oft ein stechender Schmerz retrosternal mit Ausstrahlung bis in die linke Schulter, der sich im Liegen, bei Bewegung, tiefer Atmung und Husten verstärkt und eventuell von Fieber und Tachypnoe begleitet wird. Bei der Auskultation fällt ein Reibegeräusch über dem Herzen auf. Verstärkt sich der Perikarderguss bessert sich der Schmerz und das Perikardreiben verschwindet. Durch die perikardiale Flüssigkeit kann die Herzfunktion eingeschränkt werden, im Extremfall bis zum Schock. © PD D R . H.G. K EHL 73 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Es finden sich sowohl infektiöse als auch nicht infektiösen Ursachen. In der Kinderkardiologie ist die häufigste Form das sogenannte Postkardiotomie-Syndrom nach einer oft erst wenige Tage zurückliegenden Herzoperation. Bei den infektösen Ursachen werden in der überwiegenden Zahl der Fälle Viren als Auslöser angeschuldigt, meist sind es Coxsackie-Viren A und B, Adenoviren oder Echoviren. Seltener sind Bakterien (Streptokokken, Pneumokokken, Meningokokken u.a.). Als Ursachen einer nicht-infektiösen Perikarditis kommen unterschiedliche Grunderkrankungen in Frage wie Autoimmunerkrankungen (systemischer Lupus erythematodes, rheumatisches Fieber, rheumatoide Arthritis), seltener im Rahmen einer Niereninsuffizienz, nach onkologischer Therapie oder bei Stoffwechselerkrankungen. Abbildung 4.2: Eitrige Perikarditis durch Meningokokken. 4.4 Kawasaki Syndrom Definition akute systemische Entzündung, meist < 5. Lebensjahr. selbstlimitierend Vorkommen, Ätiologie weltweites Vorkommen, variable Inzidenz 20 (Europa) - 188 (Japan) pro 100.000 Kinder < 5. Lj. ungeklärte Ätiologie Diagnose • kein pathognomonisches Zeichen © PD D R . H.G. K EHL 74 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE • kein spezifischer Test • wahrscheinliche Diagnose bei: Fieber > 5 Tage, meist unter antibiotischer Therapie, und mindestens 4 der folgenden Zeichen: – Veränderungen an den Extremitäten akut: Erytheme, Ödeme an Händen, Füßen subakut: periunguale, palmare und plantare Desquamation – polymorphes Exanthem – bilaterale conjunktivale Gefäßinjektionen ohne Exsudat – Veränderungen an Lippen und Mundhöhle: Erythem, Lacklippen, Himbeerzunge, Enanthem – cervikale Lymphadenopathie (>1.5-cm), meist unilateral Abbildung 4.3: Klinische Zeichen beim Kawasaki-Syndrom. Erkennbar sind die Zeichen einer Vaskulitis, jedes Zeichen für sich ist nicht beweisend, erst in der Kombination wird die Diagnose wahrscheinlich. Die untere Reihe zeigt die Zeichen einer Desquamation, die erst nach etwa 7-10 Erkrankungstagen auftreten und für eine effektive Therapie zu spät sind. In dieser Zeit kommt es bei vielen Patienten auch zu einer Thrombozytose, oft mit über 1 Mio Thrombozyten pro µl Blut. © PD D R . H.G. K EHL 75 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 4.4: Koronarveränderungen beim Kawasaki-Syndrom Therapie Tabelle 4.1: Medikamentöse Therapie beim Kawasaki-Syndrom Medikament Immunglobuline ASS Steroide Dosis Dauer EBM-Level 2 g/kg in ED 2 g/kg bei pers. Fieber 1x 2. Dosis A C 80-100 mg/kg in 4ED 3-5 mg/kg 3-5 mg/kg bei Aneurysma initial 6-8 Wo. dauerh. C C B (2 -) 30 mg/kg MP 30 mg/kg pers. Fieber initial 1-3 Tage C C andere Antiphlog. TNF-a Antagonist var. 5 mg/kg C C Verlauf Der Verlauf wird durch mögliche Komplikationen der Vaskulitis an den mittleren und kleinen Arterien bestimmt. Schwere Koronarbeteiligungen sind bei jungen Kindern (bes. Säuglinge) gut bekannt. Sie können zu Myokardinfarkt, Klappeninsuffizienzen und sekundärer Herzinsuffizienz mit eventuell letalem Ausgang führen. 4.5 Rheumatisches Fieber Das Rheumatische Fieber ist als Post-Streptokokkenerkrankung in Industrieländern inzwischen selten, in der 3. Welt aber nach wie vor eine häufige entzündlich-rheumatische Systemerkrankung © PD D R . H.G. K EHL 76 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE von Haut, Herz, Gelenken und Gehirn. Sie tritt in Folge einer Infektion mit hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A auf. Oft sind es Infektionen der oberen Luftwege mit einer Tonsillitis oder Pharyngitis. Die einzelnen Symtome sind uncharakteristisch. Oft erst in der Zusammenschau, den sogenannten J ONES-Kriterien, wird die Erkrankung wahrscheinlich. Ein bis drei Wochen nach der vorausgegangenen Streptokokkeninfektion treten charakteristische Symptome auf, die in „Major-Kriterien“ und „Minor-Symptome“ nach Jones eingeteilt sind. • Major-Kriterien – Karditis (subakute Endokarditis, Perikarditis, Myokarditis) – Polyarthritis, meist als akute Entzündung der großen Gelenke mit charakteristischem Wandern der Symptome – Chorea minor Sydenham gelegentlich erst Monate nach der Infektion • Minor-Kriterien – Fieber – Arthralgien – unspezifische Entzündungsparameter wie hohe BSG, hohes CRP – früheres rheumatisches Fieber oder rheumatischer Herzklappenfehler – verlängerte PQ-Zeit oder PR-Zeit im EKG Die Diagnose gilt als gesichert bei Nachweis des vorangegangenen Streptokokkeninfektes im Rachenabstrich, erhöhter bzw. ansteigender Antistreptolysintiter und wenn zwei Major-Kriterien oder ein Major-Kriterium + zwei Minor-Symptome vorliegen. Da die Zahl der HerzklappenErkrankungen bei Erwachsenen in Europa weiterhin bei 3-4 % liegt, geht man von vielen unerkannten Erkrankungen aus. Die Therapie des Streptokokkeninfekts erfolgt mit Penicillin, bei Penicillinallergie mit einem Makrolid-Antibiotikum. Bei einer Herzbeteiligung wird ASS in hoher Dosis gegeben, eventuell auch Cortison. Die Rezidivprophylaxe erfolgt mit Penicillin, bei Penicillinallergie wird mit einem Makrolid-Antibiotikum, für viele Jahre © PD D R . H.G. K EHL 77 5 Kardiomyopathien Definition Kardiomyopathien sind eine heterogene Gruppe von Krankheiten mit dem Leitsymptom des myokardialen Versagens. Am häufigsten ist die dilatative Form mit schlecht kontraktilen, erheblich dilatierten Ventrikeln. Am häufigsten ist primär der linke Ventrikel betroffen, auf Dauer ist oft auch der rechte Ventrikel involviert. Ätiologie Ursächlich können metabolische Erkrankungen (z.B. Glykogenose Typ II, mitochondriale Stoffwechseldefekte), chronische Myokarditiden oder angeborene Herzfehler verantwortlich sein. Auch eine arterio-venöse Malformation, eine angeborene Koronaranomalie mit Fehlabgang der linken Koronararterie aus der Pulmonalarterie (Bland-White-Garland Syndrom, ALPACA), chronisch-rezidivierende (manchmal unbemerkte) Tachykardien oder eine Aortenisthmusstenose können das Bild einer dilatativen Kardiomyopathie verursachen. Seltenere Formen der Kardiomyopathie sind die obstruktiven, die restriktiven und die Non-Compaction Formen. Familiäre Häufungen sind bekannt, für einige wurden molekulargenetisch fassbare Ursachen gefunden. Nach Ausschluß bekannter Ursachen bleibt eine Gruppe nicht geklärter „idiopathischer“ Kardiomyopathien. Abbildung 5.1: M-Mode Echokardiographie bei einer dilatativen Kardiomyopathie (DCM) 78 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Befunde Klinisch zeigen sich die Zeichen einer Herzinsuffizienz als Ausdruck eines Missverhältnisses zwischen dem Herzzeitvolumen (HZV) und dem Bedarf an oxygeniertem Blut in den verschiedenen Organen und Geweben des wachsenden Organismus. Kein einzelner Befund ist spezifisch, mögliche Befunde sind: • Leistungsschwäche, Müdigkeit • Appetitlosigkeit, evt. mit Erbrechen, Übelkeit, • rasche Gewichtszunahme, durch (periphere) Ödeme • Hepatomegalie, • eingeschränkte Diurese • Tachydyspnoe, • Tachykardie, • Rhythmusstörungen, • Hypotonie, kleine Blutdruckamplitude, • Zentralisation des Kreislaufs, Spätsymptome sind: • Lungenödem, • Pleuraergüsse, • Aszites, • Perikarderguss, • Multiorganversagen und Schock. Therapie Zunächst konservative Therapie der Herzinsuffizienz. Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung ist die Indikation zu einer Herztransplantation ggf. auch Kunstherzunterstützung abzuklären. Dazu müssen auch mögliche Kontraindikationen, wie zum Beispiel nicht therapierbare Stoffwechselstörungen ausgeschlossen werden. Die notwendigen Elterngespräche erfordern viel Zeit und Einfühlungsvermögen, da ein transplantiertes Kind lebenslang von Abstossungsreaktionen, Infektionen und sekundären Malignomen durch die Immunsuppresiva gefährdet bleibt. Die 10-Jahres-Überlebenswarscheinlichkeit nach einer Herztransplantation liegt bei 70-80 % liegt. © PD D R . H.G. K EHL 79 6 Herzrhythmusstörungen im Kindesalter Herzrhythmusstörungen bei Kindern sind nicht selten. Wie aus den nachfolgenden Tabellen ersichtlich, sind harmlose Rhythmusstörungen dabei viel häufiger als gefährliche Arrhythmien. Häufigkeiten harmloser Arrhythmien im Kindesalter: in % Säuglinge Kleinkinder Schulkinder Ersatzrhythmen 24 33 32 SVES 38 20 16 VES 18 13 26 av Block Grad I 0 2 10 av Block Grad II 2 7 6 Häufigkeiten gefährlicherer Arrhythmien bei Kindern: Supraventrikuläre Tachykardie 0,2 - 0,4 % WPW Syndrom 0,2 % Long QT Syndrom 0,01 - 0,02 % Kongenitaler av Block Grad III 0,01 % Im Zusammenhang mit angeborenen Herzfehlern, auch solchen die bereits früher erfolgreich operiert wurden, zeigt sich, dass die Inzidenzen höher sind und potentiell auch deutlich gefährlicher. Abbildung 6.1: Arrhythmien bei congenitalen Herzfehlern in Abhängigkeit von Diagnose und Alter, Abb aus [16]. 80 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 6.1 Tachykarde Rhythmusstörungen 6.1.1 Supraventrikuläre Tachykardien Supraventrikuläre Tachykardien sind die häufigste symptomatische Arrhythmie im Kindesalter. Der Erkrankungsbeginn liegt meist im 1. Lebensjahr, ein zweiter Häufigkeitsgipfel liegt im Schulalter. Bei mindestens 3/4 der Patienten besteht sonst keine Herzerkrankung, in 1/4 kann aber ein Herzfehler gefunden werden (z.B. Morbus Ebstein der Tricuspidalklappe). Mit Adenosin können solche Rhythmusstörungen oft schnell terminiert werden, ohne Langzeitherapie mit Antiarrhythmika kommte es allerdings rasch zu Rezidiven. Sind die Kinder im Schulalter oder älter, empfiehlt sich eine elektrophysiologische Untersuchung des Arrhythmiemechanismus mit der Möglichkeit zur gleichzeitigen Katheterablation. Abbildung 6.2: Supraventrikuläre Tachykardie mit einer HF von 235/min. Abbildung 6.3: Terminierung der SVT mit Adenosin. © PD D R . H.G. K EHL 81 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 6.4: SVT mit P-Wellen hinter den QRS-Komplexen. Abbildung 6.5: Schema des lokalen Reentry-Mechanismus bei SVT. © PD D R . H.G. K EHL 82 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 6.6: SVT mit Schenkelblock durch aberrante Überleitung. 6.1.2 Vorhofflattern Vorhofflattern ist ebenfalls eine potentiell gefährliche Rhythmusstörung mit der Gefahr einer schnellen Überleitung auf die Ventrikel. Diese Störung kommt im Kindesalter am häufigsten vor nach Mustard- bzw. Senning-Operationen, bei Vorhofseptumdefekten inclusive singulärem Atrium und nach Fontan-Operationen. Die Patienten sind meist schon im Pubertätsalter. Als Symptome werden berichtet Schwindel, Palpitationen, Dyspnoe und Synkopen (9 %). Viele Patienten sind asymptomatisch (30%). Gelegentlich kommt es zu einem plötzlichen Herztod. Abbildung 6.7: Vorhofflatteren. © PD D R . H.G. K EHL 83 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE 6.1.3 Reentry Tachykardien Reentry Tachykardien über akzessorische Bahnen zeigen meist verbreiterte QRS-Komplexe, verkürzte PQ-Intervalle und Erregungsrückbildungsstörungen. Abbildung 6.8: WPW-Syndrom mit Deltawelle in Ableitung II,III, aVF und V1-6. 6.1.4 Ventrikuläre Tachykardien Ventrikuläre Tachykardien sind die gefährlichsten Rhythmusstörungen. Ätiologisch kommen in Betracht: • Metabolisch Ursachen wie Hypo-, Hyperkaliämie, Hypoxie • Medikamente wie Digitalis, Sympathomimetika, Chinidin • Entzündliche Ursachen • Ionenkanalerkrankungen wie LQTS, Brugada-Syndrom • degenerative Myokarderkrankungen, Kardiomyopathien • Herzoperationen wie Fallot‘sche Tetralogie, Double outlet right ventricle, Truncus Arteriosus Communis und andere komplexe intraventrikuläre Operationen © PD D R . H.G. K EHL 84 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 6.9: Intermittierende ventrikuläre Tachykardie. Abbildung 6.10: Ventrikuläre Tachykardie unter Belastung © PD D R . H.G. K EHL 85 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 6.11: Torsade de pointes Tachykardie. 6.2 Bradykarde Rhythmusstörungen Sinuatriale Blockierungen und der AV Block Grad I und II vom Typ Wenckebachsind meist eine harmlose und flüchtige Erscheinung ohne Beschwerden. In Fällen mit Symptomen muß nach einer möglichen ernsten Erkrankung wie z.B. einer Myokarditis gesucht werden. Andererseits ist auch bei gesunden Kindern ein AV Block II. Grades passager möglich. Abbildung 6.12: AV Block Grad II mit 2 : 1 Überleitung. 6.2.1 Angeborener AV-Block Ein kongenitaler AV Block Grad III tritt in einer Häfigkeit von etwa 1: 10000 auf. Meist ist der kongenitale AV-Block III assoziiert mit einer mütterlichem Erkrankung aus dem rheumatologischen Formenkreis wie dem Lupus erythematodes, der Sklerodermie oder einem Sjögren Syndrom. © PD D R . H.G. K EHL 86 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 6.13: AV Block Grad III mit kopletter Dissoziation der P-Wellen und QRS-Komplexe. Abbildung 6.14: Schrittmachertherapie bei einem Frühgeborenem mit kongenitalem AV Block III durch maternalen Lupus erythematodes 6.2.2 Postoperativer AV-Block Der postoperative AV Block Grad III ist ein akutes Ereignis, dass mit Synkopen einhergehen kann. Falls keine spontane Erholung eintritt benötigen diese Patienten 10-14 Tage nach dem Ersteingriff einen Herzschrittmacher. © PD D R . H.G. K EHL 87 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 6.15: Akuter AV Block III mit ventrikulärem Arrest. © PD D R . H.G. K EHL 88 7 Synkopen im Kindesalter Definitionen Synkopen sind durch einen plötzlicher Bewußtseins- und Tonusverlust mit globaler zerebraler Minderperfusion charakterisiert. Typisch sind spontan reversibele, transiente Ereignisse (oft nur wenige Sek., selten > 5 Minuten). Die Bewusstlosigkeit ist manchmal das einzige Zeichen. Begleitsymptome werden oft berichtet. Es gilt eine Vielzahl möglicher Ursachen abzuklären. Synkopen sind keine Diagnose, sondern ein Symptom! Kategorien • Neurocardiogene Synkope / Reflex-Synkopen • neurologische Ursachen (Anfälle, Trauma, Migräne, Stroke) • kardiale Ursachen (Arrhythmie, Links-Obstruktion, Infektion) • psychogene Ursachen (Panikattacke, Konversion, Schreiattacke bei Kleinkindern (Breathholding-spells) • pharmakologische Ursachen (Medikamente, Intoxikation) • verschiedene Ursachen (Hypoglykämie, Hypoxie, Hypocalc.) Risiken Die Gefährdung durch Synkopen erklärt sich durch die Bewusstlosigkeit mit möglicher eigener Verletzungsgefahr, Gefährdung Fremder (z.B. im Straßenverkehr). Die Gefährdung hängt stark ab vom Auslöser der Synkopen. Beobachtet wurden plötzlicher Todesfälle beim LQTS (siehe Abb. 7.1 auf der nächsten Seite und 7.2 auf der nächsten Seite) und beim Brugada-Syndrom (siehe Abb. 7.3 auf der nächsten Seite) durch fatale Tachyarrhythmien. Irreversibler Hirnschaden durch durch längerdauernde Synkopen selbst, wurden ebenfalls beobachtet. 89 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Abbildung 7.1: LQTS-3 mit flachen T-Wellen kurz vor der folgenden P-Welle. Abbildung 7.2: LQTS-3 mit Torsade-des-points Tachykardie. Abbildung 7.3: EKG bei Brugada Syndrom mit typischen ST-Erhöhungen in V1 und V2. © PD D R . H.G. K EHL 90 Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE Prodromie, Präsynkopen • Blässe, Schwäche, Schwindel • aufsteigende Hitze, Schweißausbruch, Kältegefühl • Übelkeit, epigastrische Sensationen • Sehstörungen, dilatierte Pupillen • Palpitationen Tabelle 7.1: Differentialdiagnose von Synkopen (aus: M ASSIN MM et al. Syncope in pediatric patients presenting to an emergency department. J Pediatr. 2004;145:223-8): n NCS neurol psychog kardial schreien Intox. andere 181 21 8 5 4 4 3 Alter 11±3 9±4 13±2 9±5 4±1 11±3 3-7 ♂:♀ 70:111 10:11 5:3 5:0 1:3 3:3 1:2 rekurr. 43 1 6 4 0 0 0 aufr.Pos 65 1 2 0 0 0 0 NCS-disp 119 5 0 0 0 0 2 Emotion. 37 0 5 1 4 2 2 Belast. 12 0 0 2 0 0 1 Prodrom. 160 11 7 3 4 2 2 neur.Defi. 0 3 0 0 0 0 0 Systolik. 2 0 0 3 0 0 0 Therapie und Verlauf Die Therapie von Synkopen ist oft ein Dilemma. In vielen Fällen fehlt eine klare Diagnose und eine wirksame Behandlungsmöglichkeit. Die Prognose ist dennoch meist gut und die Beschwerden verschwinden bzw. vermindern sich mit zunehmenden Alter. In den Fällen, in denen eine klare Zuordnung getroffen werden kann, gilt es die zugrunde liegende Grundkrankheit zu therapieren. Bei der Behandlung neurocardiogener Synkopen wurden ß-Blocker zur Unterdrückung von Reflexbradykardien durch eine ausgeprägte Vagotonie erfolgreich eingesetzt worden. Es wurden auch Behandlung mit einer größeren täglichen Salzzufuhr oder Mineralocorticoide propagiert, in größeren Studien konnte allerdings bisher keine Evidenz für solche Therapien gezeigt werden. Für viele Patienten ist das Erkennen von Prodromie bzw. Präsynkopen wichtig, da sie so durch situative gezielte isometrische Muskelanspannung einer Synkope gegensteuern können. Ferner gilt es, auslösende Situationen zu meiden. © PD D R . H.G. K EHL 91 Literaturverzeichnis [1] A NDERSON, Robert H. ; B ECKER, Anton E. ; A LLWORK, Sally P.: Anatomie des Herzens. Ein Farbatlas. Stuttgart : Georg Thieme Verlag, 1987. – ISBN 9783136306017 [2] B ECKER, Anton E. ; A NDERSON, Robert H.: Pathologie des Herzens. Ein Farbatlas. Stuttgart : Georg Thieme Verlag, 1988. – ISBN 9783136739013 [3] Kapitel The Adolescent and Adult with CHD. In: DANIELS, Curt J.: Moss and Adams Heart Disease in Infants, Children, and Adolescents: Including the Fetus and Young Adult. 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Blalock-Taussig-Anastomose. • Ihre Mutter verstarb als sie 11 Jahre alt war, • sie hatte als Kind eine schwere Lese-Rechtschreib-Schwäche, die sie durch oft frustierendes Üben über viele Jahre mit ihrem Vater überwand, • sie konnte in Harvard mit Hilfe ihrers Vaters (ein Professor für Ökonomie in Harvard) zwar Medizin studieren bekam, durfte dort aber als Frau nicht arbeiten, auch anderenorts zunächst nicht, • in Baltimore erhielt sie auf der „Blue Baby Station” eine Anstellung, weil dort niemand arbeiten wollte, da die Patienten mit zyanotischen Herzfehlern mangels effektiver Behandlungsmöglichkeiten früh starben, • gegen viele Widerstände von Seiten der Chirugen konnte sie dort erst nach vielen Jahren A LFRED B LALOCK und dessen genialen nicht-ärztlichen, schwarzen Mitarbeiter V IVIEN T HOMAS dazu bewegen, bei zyanotischen Herzfehlern eine aortopulmonale Anastomose anzulegen; erst nach dem enormen Erfolg dieser Operation verstummten die vielen, heftigen Kritiker dieser chirugischen Therapie, • später litt sie an einer progredienten Taubheit, dennoch konnte sie durch hervorragendes Lippenlesen und Palpation weiter arbeiten, • sie verhinderte bei der FDA die Markteinführung von Thalidomid (Contergan®) in den USA, nachdem sie sich über die damals nur vermuteten Probleme mit diesem Medikament in Deutschland informiert hatte, unter anderem bei P ROF. L ENZ (damals Uni Hamburg, später Leiter der Humangenetik Münster) und bei P ROF. B EUREN (damals Leiter der ersten Kinderkardiologie Deutschlands in Göttingen, dieser hatte wiederum selbst zuvor bei ihr in Baltimore Kinderkardiologie gelernt). Das Foto ist eines der sehr seltenen Portraitaufnahmen von H ELEN B. TAUSSIG, es entstand während ihres Besuchs bei P ROF. B EUREN und P ROF. VOGT in Göttingen. Mehr über H ELEN B. TAUSSIG finden Sie unter http://en.wikipedia.org/wiki/Helen_B._Taussig, über Alfred Blalock http://en. wikipedia.org/wiki/Alfred_B._Blalock und dessen Mitarbeiter V IVIEN T HOMAS mit seiner im damaligen Amerika unglaublichen Geschichte unter http://en.wikipedia.org/wiki/Vivien_ Thomas . © PD D R . H.G. K EHL iii Abkürzungsverzeichnis AO . . . . . . . . . Aorta ASD . . . . . . . Vorhofseptumdefekt ASD-I . . . . . . Vorhofseptumdefekt im Septum primum ASD-II . . . . . Vorhofseptumdefekt im Septum secundum AV . . . . . . . . . atrioventrikulär CI . . . . . . . . . Cardiac Index DCM . . . . . . . dilatative Kardiomyopathie EBM . . . . . . . Evidence Based Medicine EMAH . . . . . Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern HZV . . . . . . . Herz-Zeit-Volumen IVC . . . . . . . . Vena cava inferior LR-Shunt . . Links-Rechts-Shunt MV . . . . . . . . Mitralklappe PA . . . . . . . . . Pulmonalarterie PDA . . . . . . . persistierender Ductus arteriosus PV . . . . . . . . . Pulmonalvene PVR . . . . . . . pulmonalvaskulärer Widerstand RA . . . . . . . . . rechter Vorhof RV . . . . . . . . . rechter Ventrikel SVC . . . . . . . Vena cava superior SVES . . . . . . supraventrikuläre Extrasystole iv Vorlesungsskript K INDERKARDIOLOGIE SVR . . . . . . . systemvaskulärer Widerstand TEE . . . . . . . transösophageale Echokardiographie TEE . . . . . . . transösophagealen Echokardiographie TGA . . . . . . . Transposition der großen Arterien TTE . . . . . . . transthorakale Echokardiographie VES . . . . . . . . ventrikuläre Extrasystole VSD . . . . . . . Ventrikelseptumdefekt © PD D R . H.G. K EHL v