Formale Genetik II

Werbung
Formale Genetik II (empirische Genetik)
Erweiterungen zur Mendelgenetik
Lernziele – Kernpunkte zur Prüfung
Lernziele/Kernpunkte:
•
•
•
•
Die Charakteristika von autosomalen und geschlechtsgebundenen
Erbgängen können erläutert und anhand von Beispielen erklärt
werden.
Die Charakteristika des kodominanten und des intermediären
Erbgangs sind bekannt und die Unterschiede zu den dominanten/
rezessiven intra-allelen Interaktion können erklärt werden.
Der zytoplasmatische Erbgang und das maternale Vererbungsmuster
können erläutert werden.
Die Bedeutung der Begriffe Genkopplung, multiple Allelie, rare Allele,
letale Allele, Polygenie, Pleiotropie, Epistasie, Umwelteinfluss,
Reaktionsnorm und Modifikation sind bekannt und können anhand
von Beispielen erläutert werden.
formal <lat.>:
die äussere Form betreffend
• formale Genetik
– experimentelle Genetik
– empirische Genetik
erarbeitet (wie die experimentelle Genetik)
die Gesetzmässigkeiten der Vererbung, aber
durch Studium von Stammbäumen.
Viele Erkenntisse der menschlichen Genetik beruhen auf Resultaten
der empirischen Genetik!
Kreuzungen nach Mendel zwischen Hunderassen
P
P
F1
F1
F2
F2
Empirische Genetik in Familien (Homo sapiens)
Mendel’sche Gesetzmässigkeiten sind in einzelnen
Familien oft nicht erkennbar!
• begrenzte Anzahl von Kindern (Nachkommen)
• fehlende Informationen über Phänotypen (Krankheitsstatus)
von nahen und weiter entfernten Verwandten
• keine für die Wissenschaft interessanten Verpaarungen möglich
Mendel‘sche Regeln
1. Mendel’sche Regel oder Uniformitätsregel
2. Mendel’sche Regel oder Spaltungsregel
3. Mendel’sche Regel oder Prinzip der unabhängigen Segregation
Diese drei Regeln von Mendel sind die Grundlage
der modernen Vererbungslehre.
1. Erbgänge nach Mendel:
autosomal dominanter Erbgang
autosomal rezessiver Erbgang
autosomal kodominanter Erbgang
autosomal intermediärer Erbgang
1. Mendel’sche Regel oder Uniformitätsregel:
Reziproke Kreuzungen reinerbiger Linien ergeben stets uniforme
Nachkommen (in der F1 kommt nur eine der beiden alternativen
Merkmalsformen zum Ausdruck).
Ausnahmen: Regel gilt nicht für Merkmale, deren Gene auf den
Geschlechtschromosomen liegen!
2. Geschlechtsgebundene Erbgänge
X-chromosomal gekoppelte Erbgänge
X-chromosomal rezessiver Erbgang
X-chromosomal dominanter Erbgang
Y-chromosomaler Erbgang
3. Mitochondrialer Erbgang
(zytoplasmatischer Erbgang)
Genom
nukleäre DNA (DNA)
im Nukleus
mitochondriale DNA (mtDNA)
in den Mitochondrien
4. Weitere Bezeichnungen von Erbgängen
Digen (2 Gene beteiligt)
Oligogen (wenige Gene beteiligt)
Polygen (viele Gene beteiligt)
Hauptgen (ein Gen ist für den grössten Teil der
Variation für den Phänotyp verantwortlich, plus
polygene Restkomponente)
komplex (= multifaktoriell)
nicht-genetisch (= rein umweltbedingt)
Symbole für Stammbaumanalysen
männliches Individuum nicht betroffen
weibliches Individuum nicht betroffen
männliches Individuum betroffen
weibliches Individuum betroffen
Geschlecht nicht bekannt
keine Probe verfügbar oder gestorben
?
Phänotyp unbekannt
männliches Individuum heterozygot (autosomal)
weibliches Individuum heterozygot (autosomal)
weibliches Individuum Konduktorin (X-chromosomal)
I
II
III
1
2
IV
1 2 3 4
Oft werden die Generationen mit römischen Zahlen bezeichnet und
die Individuen mit arabischen Zahlen. Dies erleichtert die
Identifizierung interessanter Individuen im Stammbaum (Pedigree).
autosomale Erbgänge
autosomal-dominanter Erbgang
Mutation
Wildtyp-Allel: a
dominantes Allel: A
heterozygotes Individuum
ist betroffen (krank)
autosomal-dominanter Erbgang
(ca. 1 % der Neugeborenen betroffen)
Zwei Phänotypen erkennbar:
männliches Tier
weibliches Tier
schwarz
weiss
krank
gesund
autosomal-dominanter Erbgang
Allel A (Mutation) ist dominant über Allel a
aa
Aa
aa
Aa
aa aa aa Aa Aa Aa aa
aa
Aa
aa Aa aa Aa aa Aa
aa aa Aa Aa aa aa Aa
Zwei Phänotypen erkennbar:
männliches Tier
weibliches Tier
Aa Aa Aa Aa
schwarz
weiss
krank
gesund
Aa
Charakteristika des autosomal-dominanten Erbgangs:
• Häufiger als intermediärer Erbgang.
• Erkrankung manifestiert sich normalerweise in jeder Generation
(vertikale Vererbung).
• Unter der Voraussetzung, dass keine neuen Mutationen aufgetreten
sind, hat jedes betroffene Individuum einen betroffenen Elter.
• Normale Nachkommen von betroffenen Eltern haben, wenn sie mit
nicht-betroffenen Tieren verpaart werden, nur gesunde Nachkommen.
• Männliche und weibliche Tiere gleichermassen betroffen.
• Häufig Gene für strukturelle Proteine betroffen (selten Enzyme).
• Wenn die Erkrankung selten ist, aber nicht letal, so stammen
kranke Tiere normalerweise aus Verpaarungen:
aa X Aa mit 50 % betroffenen Nachkommen.
A
a
a
Aa
aa
a
Aa
aa
Erkrankungsrisiko von Nachkommen = 50 % oder ½
Haploinsuffizienz
Wenn die Aktivität des normalen Allels im heterozygoten Zustand für eine Gesamtfunktion des Gens
nicht ausreicht, weil für einen normalen Phänotyp
mehr Genprodukte gebraucht werden als eine einzige
funktionelle Genkopie liefert.
dominant-negative Genwirkung
Wenn das Produkt des mutierten Allels die Funktion
des normalen Allels stört.
Abgrenzung einer Allelwirkung in dominant oder
rezessiv ist aber nicht so einfach!
•AA homozygot dominante Individuen?
extrem selten gesehen, oft nicht mit dem Leben vereinbar,
aber es gibt Fälle
•AA homozygot dominante Individuen sind aber oft schwerer
betroffen als heterozygote Aa Individuen.
•In diesem Fall haben AA Individuen aber einen anderen Phänotyp
als Aa Individuen und man müsste streng genommen von einem
kodominanten Erbgang sprechen.
autosomal-dominanter Vererbungsmodus
Farabee, 1905: Inheritance of digital malformations in man.
• sehr kurze Finger (Brachydaktylie)
• Anzahl Finger vermindert
2005: 100 Jahre später!
normal: ...CCAGCC...
Mutation: ...CCAACC...
autosomal-dominanter Erbgang
Bullmastiff
Progressive Retinaatrophie
“Netzhautdegeneration"
Beim Menschen sind 6‘000 dominante, meist sehr
seltene, dominant erbliche Merkmale bekannt.
Bei den Haustieren überwiegen aber die rezessivVererbten Merkmale/Erkrankungen!
Warum?
autosomal-rezessiver Erbgang
Mutation
Wildtyp-Allel: A
rezessives Allel: a
heterozygotes Individuum
ist nicht betroffen (gesund)
autosomal-rezessiver Erbgang
(0.2 % der Neugeborenen betroffen)
Zwei Phänotypen erkennbar:
männliches Tier
weibliches Tier
schwarz
weiss
krank
gesund
autosomal-rezessiver Erbgang
Allel a rezessiv gegenüber Allel A
Aa
Aa
aa
Aa
aa
AA
Aa Aa Aa aa AA AA
AA
aa aa aa aa
AA AA Aa
Aa Aa Aa Aa Aa Aa Aa
Zwei Phänotypen erkennbar:
schwarz
weiss
Aa
Aa Aa Aa aa
krank
gesund
Aa
Charakteristika des autosomal-rezessiven Erbgangs:
Erkrankung kann Generationen überspringen (horizontale Vererbung).
Alle Nachkommen von zwei betroffenen Eltern sind ebenfalls betroffen.
Männliche und weibliche Tiere gleichermassen betroffen.
Eltern sind normalerweise nicht betroffen, aber sie sind Träger
(heterozygot) der Mutation.
In kleinen Familien kann ein Fall fälschlicherweise als sporadisch
eingestuft werden.
Sporadisch: bezeichnet nicht-familiäres Auftreten einer Erkrankung bei ungeklärter oder
nicht-genetischer Ursache.
A
a
A
AA
Aa
a
Aa
aa
Erkrankungsrisiko von Nachkommen = 25 % oder ¼
Risiko der Geschwister eines betroffenen Nachkommen,
selber Träger zu sein = 2/3.
Pseudo-Dominanz:
Verpaarung zwischen erkranktem Individuum und einem Träger!
Aa
aa aa Aa
aa
Aa
Betroffenenrate: ähnlich wie bei autosomal-dominatem
Erbgang!
autosomal-rezessiver Vererbungsmodus
Garrod, 1902: The incidence of alcaptonuria: a study in
chemical individuality
• zum ersten Mal wurde das Konzept von Mendel auf ein Merkmal
des Menschen angewendet!
Eltern nicht betroffen!
Haben Nachkommen,
die von der Erkrankung
betroffen sind!
Progressive Retinaatrophie (PRA)
• Entlebucher Sennenhund
• autosomal-rezessiv mit später Manifestation
Normaler
Veränderter
Augenhintergrund Augenhintergrund
Monohybride Kreuzungen mit der Gartenerbse (Mendel)
Merkmal
gegensätzliche Merkmale
F1 Resultate
F2-Verhältnis
alle rund
Samenfarbe
rundgeschrumpft
gelb-grün
Hülsenform
Hülsenfarbe
glatt-geschnürt
grün-gelb
alle glatt
alle grün
3:1
Blütenfarbe
violett-weiss
alle violett
3:1
Blütenstellung
axial-endständig
3:1
Stängellänge
grosswüchsigkleinwüchsig
alle
axial
alle grosswüchsig
Samenform
3:1
alle gelb
3:1
Im Gegensatz zu diesen Resultaten von Mendel, finden wir nach
bestimmten monohybriden Kreuzungen F1-Nachkommen, die
beide gegensätzlichen Merkmale der beiden Elternlinien zeigen!
autosomal-kodominanter Erbgang
Drei Phänotypen erkennbar:
männliches Tier
weibliches Tier
Blutgruppe M
Blutgruppe MN
Blutgruppe N
autosomal-kodominanter Erbgang
MM
Allel M und Allel N sind kodominant
NN
MN
MN
MN MN MN MN MN MN MN
MN
NN
NN MN MN MN NN MN MN
Drei Phänotypen erkennbar:
männliches Tier
weibliches Tier
MM MN MN MN MM NN
MN MM MN MM
Blutgruppe M
Blutgruppe MN
Blutgruppe N
MN
kodominanter Erbgang
MN-Blutgruppensystem
Wiener et al. 1953
Genotypen der Kinder
M
N
MN
Genotyp
Eltern
Anzahl
Familien
Gesamtzahl
Kinder
MXM
153
326
0
1
327
MXN
179
1
0
376
377
NXN
57
0
106
0
106
MN X M
463
499
1
473
973
MN X N
351
3
382
411
796
MN X MN
377
199
196
405
800
Aufgrund der Resultate von weiteren Blutgruppenuntersuchungen sind
diese Kinder wahrscheinlich nicht-ehelich!
Charakteristika des autosomal-kodominanten Erbgangs:
Beide Phänotypen der Eltern sind gleichzeitig im Nachkommen sichtbar.
Jeder Genotyp führt zu einem unterscheidbaren Phänotyp
oder unterscheidbarem Allelprodukt.
Der Genotyp eines Individuums kann direkt am Phänotyp
abgelesen werden.
MN-Blutgruppensystem
ABO-Blutgruppensystem (Blutgruppen A und B!)
Allele eines genetischen Markers (z.B. Mikrosatellit)
M
N
M
MM
MN
N
MN
NN
1:2:1
Aufspaltung der Phänotypen F2
Interaktion zwischen den beiden Allelen eines Genorts
• dominant
• rezessiv
• kodominant
• intermediär (Spezialfall der kodominanten Interaktion)
• überdominant (→ Allgemeine Tierzucht und Genetik)
Beispiel aus der Pflanzenwelt: Löwenmäulchen
(reinerbig)
r
r
R
Rr
Rr
R
Rr
Rr
(uniform)
R
Genotypenverhältnis in F2
1:2:1
Phänotypenverhältnis in F2
1:2:1
r
R
RR
Rr
r
Rr
rr
intermediäre Vererbung!
autosomal intermediärer Erbgang
Drei Phänotypen erkennbar:
männliches Tier
weibliches Tier
schwarz
grau
weiss
autosomal intermediärer Erbgang
AA
aa
Aa
Aa Aa Aa Aa Aa Aa Aa
Aa
aa
AA
AA Aa Aa Aa aa
aa Aa Aa Aa aa Aa Aa
Drei Phänotypen erkennbar:
männliches Tier
weibliches Tier
Aa AA Aa AA
schwarz
grau
weiss
Aa
Interaktion zwischen den beiden Allelen eines Genorts
• dominant
• rezessiv
• kodominant
• intermediär (Spezialfall der kodominanten Interaktion)
• überdominant
Phänotyp der heterozygoten Individuen liegt exakt
zwischen den Phänotypen der homozygoten Individuen.
autosomal intermediärer Erbgang
Spezialfall der kodominanten Vererbung:
Bei einer intermediären Vererbung liegt der heterozygote
Zustand phänotypisch in der Mitte zwischen den beiden
homozygoten Zuständen.
Shorthorn Fellfarbe
Rot - Schimmel - Weiss
Mendel’sche Regeln
1. Mendel’sche Regel oder Uniformitätsregel:
Reziproke Kreuzungen reinerbiger Linien ergeben stets
gleiche Nachkommen (in der F1 kommt nur eine der
beiden alternativen Merkmalsformen zum Ausdruck).
Ausnahmen: Regel gilt nicht für Merkmale, deren Gene auf den
Geschlechtschromosomen liegen!
geschlechtsgebundene Erbgänge
(gonosomal)
Y-chromosomal
X-chromosomal
X-chromosomal rezessiver Erbgang
(0.2 % der Neugeborenen betroffen)
Zwei Phänotypen erkennbar:
schwarz
weiss
krank
gesund
X-chromosomal rezessiver Erbgang
Allel a rezessiv gegenüber Allel A
A
aa
Aa
Aa
a
A
a
a
a
aa aa
A AA Aa Aa
AA
A
A
A
A
Aa Aa Aa Aa
A
Aa
A Aa
a
A Aa Aa
Konduktorin (Trägerin der Mutation)
Männliche Individuen sind hemizygot: nur ein X Chromosom
A
Charakteristika des X-chromosomal-rezessiven Erbgangs:
• Erkrankung kann Generationen überspringen.
• Alle Nachkommen von zwei betroffenen Eltern sind ebenfalls
betroffen.
• Männliche Tiere sind häufiger betroffen.
• Keine Vater-Sohn Übertragung.
Erkrankungsrisiko von Nachkommen:
Für Söhne heterozygoter Frauen: 50 %
Für Töchter heterozygoter Frauen im Normalfall: 0 %
X
Y
X
XX
XY
x
xX
xY
X-chromosomaler rezessiver Erbgang der Hämophilie A (FaktorVIII)
Sibirischer Husky
Progressive Retinaatrophie (PRA)
X-chromosomal rezessiv
X-chromosomal dominanter Erbgang
(sehr selten)
Zwei Phänotypen erkennbar:
schwarz
weiss
krank
gesund
X-chromosomal dominanter Erbgang
Allel A ist dominant über Allel a
A
aa
Aa
a
a
a a
Aa Aa Aa
aa
a
a
a
a
aa aa aa aa
a
Aa
A aa
a
A aa
a
Aa
Männliche Individuen sind hemizygot: nur ein X Chromosom
Charakteristika des X-chromosomal-dominanten Erbgangs:
Betroffene männliche Tiere geben
Betroffene weibliche Tiere geben
die Erkrankung an alle Töchter weiter, die Erkrankung gleichermassen an
aber nicht an die Söhne.
die Söhne und Töchter weiter.
X
Xm
Y
XXm
XY
X
Y
Xm
XXm
XmY
X
XX
XY
Weibliche Tiere sind oft häufiger betroffen als die männlichen.
Betroffene männliche Tiere zeigen oft etwas stärkere Symptome als
weibliche betroffene Individuen.
In bestimmten Stammbäumen kann es sehr schwierig sein,
autosomal-dominant von X-chromosomal dominant zu unterscheiden.
X-chromosomaler dominanter Erbgang (sehr selten)
z.B: Vitamin-D-resistente Rachitis
Y-chromosomaler Erbgang
A = Mutation
A
N
N
A
A
A
A
N
N
A
A
A
N
N
N N
Männliche Individuen ein Y Chromosom
Weibliche Individuen haben kein Y Chromosom
Charakteristika des Y-chromosomalen Erbgangs:
• Alle männlichen Nachkommen eines betroffenen Mannes sind
betroffen
• Paternale Vererbung
• In Zusammenhang mit männlicher Fertilität von Bedeutung
mtDNA
nukleäre DNA
(Chromosomen)
Charakteristika der mtDNA
• normalerweise 2-10 Kopien pro Mitochondrium
• zirkuläres Molekül mit 16‘569 bp
• hat kodierende Regionen für 13 Proteine (Zellatmung)
• hat kodierende Regionen für 22 tRNAs (Translation)
• hat kodierende Regionen für 2 rRNAs (Translation)
• hat eine etwa 10fach höhere Mutationsrate als Kern-DNA
• maternale Vererbung (nicht nach Mendel!)
Mitochondriale Erkrankungen
(Energiegewinnung)
Männliche und weibliche Tiere sind betroffen.
Weibliche Tiere geben die Erkrankung weiter.
Organe: Nervensystem, Skelett- und Herzmuskulatur.
Heteroplasmie-Problematik:
die Anzahl mutierter mtDNA Moleküle kann von Zelle zu Zelle stark variieren!
Zellteilungen
normale mtDNA
mutierte mtDNA
Unterschiedliche Symptomenstärke!
Erkrankung manifestiert sich, wenn ein Schwellenwert überschritten wird,
d.h. wenn die Zahl der mutierten Moleküle diesen Schwellenwert in den
Zellen überschreitet.
Quelle: Buselmaier und Tariverdian HUMANGENETIK Springer Verlag
Die Stammbaumanalysen von Familien in denen eine
mtDNA-Erkrankung segregiert, führen nicht immer zu
schlüssigen Aussagen!
folgende Kriterien sprechen für das Vorliegen einer mtDNA-Erkrankung:
• zeigt eher ein maternales Vererbungsmuster
• Symptome der Erkrankung weisen auf eine verminderte Energiegewinnung der Zellen hin
Eine mtDNA-Sequenzierung weist Gendefekt nach!
Quelle: Buselmaier und Tariverdian HUMANGENETIK Springer Verlag
Erweiterungen zu den Mendel‘schen Gesetzen
für "monogene" Merkmale
Zahl der Merkmale
1
2
3
4
10
n
Zahl der Gametensorten der F1
2
22=4
23=8
24=16
210=1024
2n
3
32=9
33=27
34=81
310=59049
3n
2
22=4
23=8
24=16
210=1024
2n
Zahl der Genotypen in der F2
Zahl der Phänotypen in der F2
Mendel hat für seine Experimente bestimmte Merkmale für seine
Untersuchungen ausgelesen und andere Merkmale nicht berücksichtigt.
Viele Merkmale scheinen sich nicht um die Regeln von Mendel zu
kümmern!
Phänotypenfrequenzen weichen von den vorhergesagten
Mendel‘schen Frequenzen ab!
Cunier-Pedigree,1839
Farbenblindheit:
„nur weibliche Individuen
betroffen“
Es ist offensichtlich, dass zusätzliche Überlegungen nötig sind, um
die Vererbung solcher Merkmale zu erklären!
Erweiterungen zu den Mendel‘schen Gesetzen für "monogene" Merkmale
• Kopplung von Genen
• multiple Allele - rare Allele (Varianten)
• Pleiotropie
• letale Allele
• Polygenie
• Epistase
• Umwelteinflüsse (Peristase)
Genotypenfrequenzen und Phänotypenfrequenzen
in den Nachkommen weichen von den nach Mendel
erwarteten Häufigkeiten ab!
• Kopplung von Genen
• multiple Allele - rare Allele (Varianten)
• Pleiotropie
• letale Allele
• Polygenie
3. Mendel’sche Regel:
• Epistase
Prinzip der unabhängigen
• Umwelteinflüsse (Peristase)
Segregation
Allele verteilen sich unabhängig von
einander und unabhängig von anderen
Genen auf die Nachkommen.
Ausnahme:
Regel gilt nicht für Merkmale, deren Gene gekoppelt sind, d.h.
in unmittelbarer Nachbarschaft auf demselben Chromosom liegen!
Humanes Genom
25‘000 -30‘000 Gene
aber nur 23 Chromosomenpaare
Viele Gene müssen auf demselben Chromosom liegen!
(Walter Sutton, 1903)
HSA 1 (Homo sapiens autosomales Chromosom 1)
Genorte (Gene), die auf demselben Chromosom
lokalisiert sind, sind syntänisch.
Die Übertragungseinheit während der Meiose ist das Chromosom,
und nicht das Gen!
Man würde also erwarten, dass theoretisch die Allele aller Genorte
auf einem Chromosom während der Bildung der Gameten als
Einheit übertragen werden!
Es besteht die Möglichkeit, dass sie zusammen vererbt werden →
dann sind sie gekoppelt.
In bestimmten Fällen ist das aber nicht der Fall!
keine Kopplung der Gene
Beispiel: zwei Gene auf unterschiedlichen Chromosomen
mögliche Gameten
a
A
A
b
b
B
A
Häufigkeit der Gameten
0.25
0.25
B
a
0.25
b
a
0.25
= Zentromer
B
Mendel‘sche Regel 3 enge (vollständige) Kopplung der Gene
Beispiel: zwei Gene auf demselben Chromosom
ab
mögliche Gameten
ab
AB
Häufigkeit der Gameten
0.5
Mendel‘sche Regel 3 nein
AB
0.5
Diese Kopplung kann über Generationen bestehen und die gekoppelten
Allele a-b bzw. A-B können als Haplotypen bezeichnet werden.
Erst ein Crossing-Over zwischen den Genorten kann diese Kopplung
aufheben.
Definition Haplotyp:
Der von der mütterlichen bzw. väterlichen Seite vererbte Komplex
gekoppelter Allele.
A
B
c
D
E f
G
Chromosom der Mutter
A
B
c
D
E f
g
Chromosom des Vaters
Kopplung der Gene
Beispiel: zwei Gene auf demselben Chromosom
a b
mögliche Gameten ohne Rekombination Häufigkeit der Gameten
a b
0.4
A B
0.4
A B
a b
x
A B
a B
x
Crossing-Over
mögliche Gameten mit Rekombination
Häufigkeiten der Gameten
(muss empirisch bestimmt werden!)
a B
0.1
A b
0.1
A b
= Zentromer
Mendel‘sche Regel 3 nein
Mendel‘s Merkmale
Chromosom
Samenfarbe
Blütenfarbe
Hülsenform
gelb-grün
violett-weiss
glatt-geschnürt
I-i
A-a
V-v
1
1
4
Blütenposition
axial-terminal
Fa-fa
4
Pflanzengrösse
gross-klein
Le-le
4
Hülsenfarbe
Samenform
grün-gelb
glatt-runzelig
GP-gp
R-r
5
7
Einige Genorte sind syntänisch!
Mendel beobachtete aber keine Kopplung?
Genorte liegen zwar auf demselben Chromosom, aber soweit
auseinander, dass COs immer auftreten und deshalb keine Kopplung
nachgewiesen werden kann.
• Kopplung von Genen
• multiple Allele - seltene Allele (Varianten)
• Pleiotropie
• letale Allele
• Polygenie
• Epistase
• Umwelteinflüsse (Peristase)
Ein Gen mit zwei Allelen erklärt die Variation in der
Ausprägung der Samenfarben!
diploides Individuum
max. 2 Allele
A
B
B
BC
B A
D A
EA
B
Auf Stufe der Population
multiple Allele möglich
Ein normales, diploides Individuum kann
immer nur zwei Allele eines Genes tragen.
In einer Population können aber viele Allele eines Genes vorhanden sein.
The Nobel Prize in Physiology or Medicine 1930
"for his discovery of human blood groups"
KARL LANDSTEINER
(1868 – 1943)
Entdeckung 1900
Das Blutgruppensystem ABO war der erste
monogene, stofflich fassbare Hinweis auf
individuelle Unterscheidbarkeit!
HSA 9
ABO-System
Kohlehydratstrukturen
Allel A = N-Acetyl-D-Galaktosaminyltransferase
AB0-Gen Allel B = D-Galaktosyltransferase
Allel 0 = mit üblicher Nachweistechnik
kein Produkt "stummes Allel"
HSA 19
0
H-Gen
Vorläufermolekül
Allele: IA, IB und I0 (I = Isoagglutinine)
Dominanzverhältnisse:
IA > I0; IB > I0; IA und IB sind kodominant
Blutgruppe-Phänotyp
Genotyp
IA/IA oder IA/I0
IB/IB oder IB/I0
IA/IB
I0/I0
A
A
B
AB
0
B
0
AB
Oberflächen
-Antigene
Antikörper
im Serum
A
A
Anti-B
B
B
Anti-A
AB
A und B
keine
0
keine
Anti-A und Anti-B
Blutgruppe
Kompatibilität der Blutgruppen
Empfänger
AB+
AB−
A+
A−
B+
B−
0+
0−
0−
X
X
X
X
X
X
X
X
0+ B−
X X
X
X
X
X
X
Spender
B+ A− A+ AB− AB+
X X X
X
X
X
X
X X
X
X
X
(Ein 'X' in der Tabelle bedeutet , dass eine Transfusion vom Spender zum Empfänger möglich ist.)
http://www.med4you.at/laborbefunde/techniken/transfusionsmedizin/lbef_transfusionsmedizin.htm
Rares Allel (Variante): Frequenz in Population < 1 %
Bombay-Blutgruppe - 0h
• sehr selten (autosomal rezessiv)
• Gendefekt (Fucosyltransferase 1)
A
AB
AB
• Rezeptor = Antigen H wird nicht gebildet
B
0h
A
AB
A
B
• Blutgruppen A, B können nicht exprimiert
werden (Beispiel für Epistasie)
• phänotypisch ~ Blutgruppe 0
• betroffen 1 in 300‘000
• betroffen 1 in 7‘600 in Teilen Indiens
• kann nur Eigenblut oder Spenderblut
von Oh erhalten!
Aufgabe: Geben Sie jeder Person einen Genotyp!
?
0
A
B
?
?
Multiple Allele eines genetischen Markers: Beispiel Mikrosatellit
M
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
Versuchen Sie, herauszufinden, wie viele Allele es hat!
Wie viele homozygote Genotypen sehen Sie?
• Kopplung von Genen
• multiple Allele - rare Allele (Varianten)
• Pleiotropie
(Polyphänie)
• letale Allele
Gen
• Polygenie
• Epistase
• Umwelteinflüsse (Peristase)
Merkmal 1
Merkmal 2
Merkmal 3
Ein Gen steuert die Ausprägung von mehreren Merkmalen.
Die Mutation verursacht mehrere von einander unabhängige phänotypische Merkmale.
• Marfan Syndrom (Mensch)
Problem in der Feinstruktur des Bindegewebes
(Fibrillin-Protein)
• Herz- und Gefässsystem
• Augen
• Skelett
• etc.
Symptomenspektrum und Symptomenstärke sind von
Patient zu Patient unterschiedlich!
Pleiotropie: Merle Faktor in bestimmten Hunderassen
Veränderungen Hörsinn
Augenveränderungen
(Microphtalmia, Linse, Retina)
Merle Locus (SILV) auf Chromosom 10
inkomplett dominantes Allel: M > m
bezüglich Fellfarbe
• Kopplung von Genen
• multiple Allele - rare Allele (Varianten)
• Pleiotropie
• letale Allele - Letalfaktoren
• Polygenie
• Epistase
• Umwelteinflüsse (Peristase)
Letalfaktoren sind mendelnde Einheiten (Allele), die den Tod eines
Individuums vor Erreichen des fortpflanzungsfähigen Alters bewirken.
Agouti-Gen: beeinflusst Fellfarbe
Mutation
gelbe Fellfarbe
wildfarben,
agouti
Beobachtung von Cuénot (1905)
Reinzucht von gelben Mäusen?
X
Generation 1
Generation 2
Erwartet: nur noch gelbe Mäuse!
Generation 3
Beobachtet:
gelbe Mäuse : agouti Mäuse
2
:
1
X
mutiertes Allel AY ist dominant über Wildallel A
AY
A
AY
AY AY AY A
A
AY A
erwartetes Phänotypenverhältnis:
3 (gelbe Fellfarbe) : 1 (wildfarben)
AA
beobachtetes Phänotypenverhältnis:
2 (gelbe Fellfarbe) : 1 (wildfarben)
AY ist homozygot letal!
AYAY Mäuse sterben in utero ab!
AY
A
AY
AY AY AY A
A
AY A
AA
l
Die Mutation AY hat zwei Phänotypen:
l
(AY)
L (A)
(AY)
ll
Ll
L (A)
Ll
LL
• Die Fellfarbenmutation AY ist dominant!
• Die Letalität der Fellfarbenmutation AY ist rezessiv!
• Träger der rezessiv letalen Mutation AY erkennen wir
an der Fellfarbe!
• Möglicherweise sieht man die Auswirkung eines mutierten
Alleles nie - und kann deren Träger nicht erkennen.
mutierte Allele
rezessiv letale Allele
dominant letale Allele?
Sehen wir normalerweise nicht, weil Träger
solcher Mutationen nur sehr selten das
fortpflanzungsfähige Alter erreichen d.h. sie werden sehr rasch aus der
Population eliminiert
• late-onset Erkrankungen (Huntington Disease)
• Penetranz der Mutation ist < als 100 %
• Neumutationen im selben Gen
• Kopplung von Genen
• multiple Allele - rare Allele (Varianten)
• Pleiotropie
• letale Allele
• Polygenie
• Epistase
• Umwelteinflüsse (Peristase)
Milchleistung von Kühen
polygene Merkmale - Definition
Merkmale, deren Ausprägung durch
mehrere oder zahlreiche Gene gesteuert werden, wobei die Beiträge
der einzelnen Gene oft nicht direkt
fassbar sind.
6 Gene mit Einfluss
auf Milchleistung (Gene sind teilweise nicht identifiziert)
mehrere (viele) Gene
(polygene Merkmale)
Die Ausprägung einer Vielzahl von landwirtschaftlich
wichtigen Merkmalen wird polygen kontrolliert.
Genorte, welche diese Leistungsmerkmale kontrollieren
werden als so genannte QTLs (Quantitative Trait Loci)
bezeichnet.
Zusätzlich spielt die Umwelt eine sehr grosse Rolle
bei der Ausprägung solcher Merkmale.
• Kopplung von Genen
• multiple Allele - rare Allele (Varianten)
• Pleiotropie
• letale Allele
• Polygenie
• Epistase
• Umwelteinflüsse (Peristase)
Epistase
(Interaktion zwischen Allelen unterschiedlicher Genorte)
F1- Pflanzen mit runden, gelben Erbsen inter se
Phänotypen in der F2-Generation:
9/16 gelb und rund
3/16 gelb und runzelig
3/16 grün und rund
1/16 grün und runzelig
Dihybrider Erbgang nach Mendel: jedes untersuchte Gen hat
einen unabhängigen Einfluss auf einen einzelnen Phänotyp!
In diesem Fall sind gelb/grün und rund/runzelig beide
Allelpaare durch dominant/rezessiv charakterisiert!
Dihybrider Erbgang Mendel –
aber Merkmale haben 2 unterschiedliche Vererbungsweisen!
Albinismus: rezessiv
GEN
GENORT
Tyrosinase
Chromosom 11
P
Chromosom 15
Dopachrom Tautomerase
(TRP2)
Chromosom 13
DHICA Oxidase (TRP1)
Chromosom 9
Hermansky-Pudlak Syndrom
(HPS)
Chromosom 10
Ocula-Albinismus (OA1)
Chromosom X
AB-Blutgruppe: kodominant
nur Pigmentierung (rezessiv)
nur Blutgruppen (kodominant)
ABXAB
PpXPp
P
p
P
PP
Pp
p
Pp
pp
A
B
A
AA
AB
B
AB
BB
pigmentiert: 3/4
Blutgruppe A: 1/4
nicht-pigmentiert: 1/4
Blutgruppe B: 1/4
Blutgruppe AB: 2/4
PpABXPpAB
PA
PB
pA
pB
PA
PPAA
PP AB
Pp AA
Pp AB
PB
PP AB
PP BB
Pp AB
Pp BB
pA
Pp AA
Pp AB
pp AA
pp AB
pB
Pp AB
Pp BB
pp AB
pp BB
pigmentiert und Blutgruppe A:
3/
16
pigmentiert und Blutgruppe B:
3/
16
pigmentiert und Blutgruppe AB:
6/
16
9:3:3:1
6:3:3:2:1:1
nicht-pigmentiert und Blutgruppe A:
1/
16
nicht-pigmentiert und Blutgruppe B:
1/
16
nicht-pigmentiert und Blutgruppe AB: 2/16
Die Zahlenverhältnisse weichen zwar vom klassischen 9:3:3:1 ab, aber es
sind keine Allel-Interaktionen verantwortlich!
Epistase:
• Zwei (oder mehrere) Genorte interagieren und bewirken neuartige,
zusätzliche Phänotypen!
• Allel(e) am ersten Genort maskiert oder modifiziert den Einfluss
von Allelen an einem zweiten (oder mehreren) Genort(en)!
KOMPLEX!
Verhältnis
Beschreibung
Bezeichnung der Epistasie
9:3:3:1
Komplette Dominanz beider Genpaare; neue Phänotypen resultieren aus
Interaktionen zwischen dominanten Allelen, und auch aus Interaktionen
zwischen homozygot rezessiven Allelen
Ohne Bezeichnung
9:4:3
Komplette Dominanz beider Genpaare; aber wenn ein Gen homozygot
rezessiv ist, wird Phänotyp des anderen Gens unterdrückt
Rezessive Epistase
9:7
Komplette Dominanz beider Genpaare; aber wenn eines der Gene
homozygot rezessiv ist, wird der Phänotyp des anderen gens unterdrückt
Doppelte rezessive Epistase
12:3:1
Komplette Dominanz beider Genpaare; aber wenn ein Gen dominant ist,
unterdrückt es den Phänotyp des anderen Gens
Dominante Epistase
15:1
Komplette Dominanz beider Genpaare; aber wenn eines der Gene
dominant ist, unterdrückt es den Einfluss des anderen Gens
Doppelte dominante Epistase
13:3
Komplette Dominanz beider Genpaare; aber wenn eines der Gene
dominant ist, unterdrückt es den Einfluss des anderen Gens
Dominante and rezessive Epistase
9:6:1
Komplette Dominanz beider Genpaare; aber wenn eines der Gene
dominant ist, unterdrückt es den Einfluss des anderen Gens
Doppelte Interaktion
7:6:3
Komplette Dominanz eines Genepaares und partielle Dominanz des
anderen Genpaares; im homozygot rezessiven Zustand ist das erste
Genpaar epistatisch über das zweite Genpaar.
Ohne Bezeichnung
3:6:3:4
Komplette Dominanz eines Genepaares und partielle Dominanz des
anderen Genpaares; im homozygot rezessiven Zustand kann ein Genpaar
den Effekt des anderen Genpaares unterdrücken - wenn beide Gene
homozygot rezessiv sind, unterdrückt das zweite Genpaar den Effekt des
ersten Genpaares
Ohne Bezeichnung
11:5
Komplette Dominanz beider Genpaare aber nur wenn beide dominanten
Allele vorhanden sind, sonst wird rezessiver Phänotyp sichtbar
Ohne Bezeichnung
2 Genpaare (nicht gekoppelt) mit je 2 Allelen
Gen Agouti: Allel A dominant über a
Gen Albino: Allel C dominant über c
Fellfarbe Maus
Parentalgeneration
Agouti
Genotyp: AA CC
Albino
Genotyp: aa cc
F1-Generation
Agouti
Genotyp: Aa Cc
F2-Generation
(F1 inter se)
9
:
4
:
3
Gen A
Gen B
Vorprodukt
Schwarzes Pigment
Agouti
rezessive Epistase
cc unterdrückt Bildung des schwarzen Pigments
AC
Ac
aC
ac
AC
AACC AACc AaCC
AaCc
Ac
AACc
AAcc
AaCc
Aacc
aC
AaCC
AaCc
aaCC
aaCc
ac
AaCc
Aacc
aaCc
aacc
9
agouti
:4
albino
:3
schwarz
2 Genpaare (nicht gekoppelt) mit je 2 Allelen
Gen Fruchtfarbe A: Allel A dominant über a
Gen Fruchtfarbe B: Allel B dominant über b
F1-Generation
Weiss
Genotyp: Aa Bb
Weiss
Genotyp: Aa Bb
(doppelt heterozygot)
F2-Generation
(F1 inter se)
12 :
3
:
1
Fruchtfarbe Kürbis
AB
Ab
aB
ab
AB
AABB
AABb AaBB
AaBb
Ab
AABb
AAbb
AaBb
Aabb
aB
AaBB
AaBb
aaBB
aaBb
ab
AaBb
Aabb
aaBb
aabb
12
weiss
:3 :1
gelb
grün
dominante Epistase
Weizenkörnerfarbe:
Gen A Produkt
zwei Genpaare komplementieren sich!
Vorprodukt
> gefärbtes Korn
Gen B Produkt
AB
Ab
aB
ab
AB
AABB AABb
AaBB
AaBb
Ab
AABb
AAbb
AaBb
Aabb
aB
AaBB
AaBb
aaBB
aaBb
ab
AaBb
Aabb
aaBb
aabb
15:1
doppelte dominante Epistase
• Kopplung von Genen
• multiple Allele - rare Allele (Varianten)
• Pleiotropie
• letale Allele
• Polygenie
• Epistase
• Umwelteinflüsse (~Peristase)
• Reaktionsnorm eines Modellorganismus
• Modifikation
• Phänokopie
Mendel‘s "entweder" - "oder " Merkmale
P
umweltstabil!
hänotyp
=G
enotyp
+U
mwelt
gleicher Genotyp – unterschiedlicher Phänotyp!
Monozygote Drillinge
aus Vogel und Motulsky, 1986
P
hänotyp
Monozygote Zwillinge, 10 Jahre alt
aus Vogel und Motulsky, 1986
=G
enotyp
+U
mwelt
umweltlabil!
P
hänotyp
=G
enotyp
+U
mwelt
Reaktionsnorm (Modellorganismen)
Der durch die Erbanlagen gewährte Spielraum für
Umweltfaktoren, um die Ausprägung eines Merkmals
innerhalb physiologischer Grenzen während des
Entwicklungsprozesses zu beeinflussen.
Quantifizierung der Beziehungen zwischen
Umwelt, Genotyp und Phänotyp
Das Muster von Phänotypen, die aus einem bestimmten
Genotyp in unterschiedlichen Umwelten hervorgehen.
Gene
Umwelt
Phänotyp
Augengrösse
Temperatur
Anzahl Facetten
wild
infrabar
ultrabar
-> Reaktionsnorm
Schlüsse:
• es sind keine allgemeingültigen Aussagen über
Reaktionsnormen möglich.
• es kann nicht zwingend vom Phänotyp auf den
Genotyp geschlossen werden.
• Reaktionsnormen sind nur für Modellorganismen
bekannt.
Modellorganismen
•
•
•
•
einfach zu halten und zu züchten (Kosten)
kurze Generationszeit, viele Nachkommen
oft spezielle Linien mit speziellem genetischen Hintergrund vorhanden
Genom für die meisten Modellorganismen entschlüsselt
Weil von Modellorganismen viele Tiere gezüchtet werden können,
sind oft sehr detaillierte Datensätze der experimentellen Genetik
vorhanden!
Beschreibung von Reaktionsnormen wird möglich!
Reaktionsnorm bei Haustieren?
nein!
In der Tiezucht beispielsweise arbeiten wir mit der
phänotypischen Varianz!
Phänotypische Varianz bezeichnet die physiologische
Variationsbreite eines Merkmals, das wir unter mehr
oder weniger konstanten Umweltbedingungen beobachten
Können, N.b. Genotypen der Tiere sind nicht identisch!
Reaktionsnorm ≠ phänotypische Varianz
Modifikationen
Nicht-erbliche Abwandlungen des Phänotyps durch Umwelteinflüsse.
• UV-Licht → Haut bildet mehr Pigment
• körperliches Training → Durchmesser der Muskelzellen nimmt zu
• Höhentraining → Anzahl rote Blutkörperchen nimmt zu
• Alkoholkonsum → Alkoholdehydrogenase vermehrt synthetisiert
Modifikationen sind nicht erblich!
Beobachtung und Experiment von G. Bonnier (1853-1922)
Bonnier beobachtete, dass die Löwenzahnpflanzen im Gebirge kleiner waren
als im Tiefland! Er teilte eine Tieflandpflanze und setze die eine Hälfte im
Gebirge, die andere Hälfte im Tiefland.
Löwenzahn
Tiefland-Pflanze
Löwenzahn
Tiefland-Pflanze
im Tiefland
gepflanzt
Löwenzahn
Tiefland-Pflanze
in den Bergen
gepflanzt
kleinwüchsig
UmweltModifikation
grosswüchsig
Umschlagende Modifikation (selten erkennbar)
z.B: Russenkaninchen
• Akromelanismus
• hitzelabile Tyrosinase (Enzym ist an der Produktion von Pigment beteiligt)
• je nach Hauttemperatur ist Enzym unterschiedlich aktiv
• kältere Hautstellen (extreme Körperstellen) Enzym aktiv → schwarzes Pigment
Anzahl Tiere
Fliessende Modifikation (die Regel)
• Pantoffeltierchen (Einzeller)
• ungeschlechtliche Fortpflanzung
→ Nachkommen genetisch gleich (Klone)
130 µM
130 µM
210 µM
210 µM
130 µM
• Grössenvariation 130-210 µM
210 µM
Abgrenzung: Modifikation-Mutation?
Unterschiedliche Kreuzungsversuche!
Zusammenfassung
Mendel hat mit Merkmalen gearbeitet, die höchstwahrscheinlich nur
von einem Genort kontrolliert werden und die eine sehr grosse
Umweltstabilität aufweisen. Er konnte die Ausprägung dieser
Merkmale mit 2 Allelen erklären. Es gibt einige Merkmale
(Erkrankungen), die wie die Merkmale der Gartenerbse vererbt
werden.
Durch empirische und experimentelle Ansätze wird klar, dass die
oben erwähnte Situation aber eher die Ausnahme ist.
Die Erweiterungen zur Mendelgenetik geben uns für einige Merkmale eine Erklärung, warum wir Abweichungen von den 3:1 oder
9:3:3:1 Verhältnissen der Phänotypen finden.
Ausblick nächste Lektionseinheit
Für einige "monogene" Erkrankungen kommen noch Besonderheiten
dazu, die man erst erkennen und aufklären konnte, als moderne
Untersuchungsmethoden der DNA zur Verfügung standen!
Besonderheiten der "monogenen" Erkrankungen!
Herunterladen