1 Allgemeine Grundlagen Karlsruhe Institute of Technology Aussagen sind Behauptungen, für die sich entscheiden läßt, ob sie wahr oder falsch sind. (1.1) Verknüpfte Aussagen, die immer wahr sind, heißen Tautologien. (1.2) Die Kontraposition (A =⇒ B) ⇐⇒ (¬B =⇒ ¬A) ist eine Tautologie. Direkter Beweis: A =⇒ B Aus der Voraussetzung A folgt die Behauptung B. Indirekter Beweis: ¬B =⇒ ¬A Angenommen, die Voraussetzung A gelte, aber die Behauptung B sei falsch. Dann zeige, dass auch die Voraussetzung A falsch sein muss, Widerspruch! Aussageformen sind Aussagen, die von Variablen abhängen. Sie haben keinen Wahrheitswert; erst durch Einsetzen der Variablen lässt sich der Wahrheitswert bestimmen. Wir verwenden Quantoren: ∀x ∈ M : A(x) für alle x in der Menge M ist die Aussage A(x) wahr ∃x ∈ M : A(x) es existiert ein x in der Menge M, für das die Aussage A(x) wahr ist ∃!x ∈ M : A(x) es existiert genau ein x in der Menge M, für das die Aussage A(x) wahr ist C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 1 1 Allgemeine Grundlagen Karlsruhe Institute of Technology Mengenbegriff nach Cantor: Eine Menge ist die Zusammenfassung bestimmter und unterscheidbarer Dinge zu einem Ganzen. Wir schreiben x ∈ M, wenn x Element der Menge M ist, und M ⊂ N, falls x ∈ M ⇒ x ∈ N. Vereinigung M ∪ N = {x : x ∈ M ∨ x ∈ N} Durchschnitt M ∩ N = {x : x ∈ M ∧ x ∈ N} Differenz M \ N = {x ∈ M : x 6∈ N} Cartesisches Produkt M × N = {(x, y ) : x ∈ M ∧ y ∈ N} Die Potenzmenge P(M) = {A : A ⊂ M} umfasst die Menge aller Teilmengen von M. Seien M, N Mengen. Eine Funktion (Abbildung) f ist eine Vorschrift, die jedem Element x ∈ M genau einen Wert y = f (x) ∈ N zugeordnet. Wir schreiben f : M −→ N, x 7−→ f (x). (1.5) a) f : M → N heißt surjektiv, wenn N = f (M) gilt. b) f : M → N heißt injektiv, wenn gilt: f (x1 ) = f (x2 ) =⇒ x1 = x2 . c) f : M → N heißt bijektiv, wenn sie surjektiv und injektiv ist. Sei y ∈ N. a) Wenn f : M → N surjektiv ist, ist die Gleichung f (x) = y immer lösbar. b) Wenn f : M → N injektiv ist und Gleichung f (x) = y lösbar ist, ist die Lösung eindeutig. c) Wenn f : M → N bijektiv, ist f (x) = y immer lösbar und die Lösung ist eindeutig. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 2 2 Aufbau des Zahlensystems – Natürliche Zahlen (2.1) Karlsruhe Institute of Technology Die Menge der natürlichen Zahlen N = {1, 2, 3, . . . } lässt sich eindeutig durch die Peano-Axiome charakterisieren: (P1) 1 ∈ N (P2) n ∈ N =⇒ n + 1 ∈ N (P3) n, m ∈ N, n 6= m =⇒ n + 1 6= m + 1 (P4) n ∈ N =⇒ n + 1 6= n (P5) Wenn für eine Teilmenge M ⊂ N gilt (i) 1∈M (ii) ∀ n ∈ N : 1, . . . , n ∈ M =⇒ n + 1 ∈ M dann gilt M = N. (2.2) (2.3) Es ist genau dann n < m, wenn m durch (mehrfaches) Ausführen der Nachfolgeoperation +1 erreicht wird. (P5) ist äquivalent zu: (P5’) Wenn für eine Teilmenge M ⊂ N gilt (i) 1∈M (ii’) ∀ n ∈ N : n ∈ M =⇒ n + 1 ∈ M dann gilt M = N. (P5”) Jede Teilmenge S ⊂ N, S 6= 0, / besitzt ein genau ein kleinstes Element. (2.4) (2.5) Eine endliche Menge mit N Elementen besitzt 2N Teilmengen. Es gibt N! Permutationen eines N-Tupels. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 3 2 Aufbau des Zahlensystems – Natürliche Zahlen (2.6) (2.7) Karlsruhe Institute of Technology N N! Teilmengen mit k Eine endliche Menge mit N Elementen besitzt = (N − k )! k ! k N N = 2N . Elementen (dabei setze 0! := 1). Insbesondere gilt ∑ k k =0 a) Für die Binomialkoeffizienten gilt: N N N +1 N N = =1 und = + für 1 ≤ k ≤ N. 0 N k k k −1 N N k N−k a b . b) Binomischer Lehrsatz (a + b)N = ∑ k k =0 Kombinatorik - Theorie der Anzahlbestimmung (2.8) Aus einer Menge A mit N Elementen kann man folgende Stichproben vom Umfang k ziehen: a) N k geordnete Stichproben mit Wiederholungen (k ∈ N) N! b) geordnete Stichproben ohne Wiederholungen (k ∈ {1, . . . , N}) (N − k )! N ungeordnete Stichproben ohne Wiederholungen (k ∈ {1, . . . , N}) c) k N +k −1 d) ungeordnete Stichproben mit Wiederholungen (k ∈ N). k C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 4 2 Aufbau des Zahlensystems – Algebraische Grundlagen Karlsruhe Institute of Technology Eine Menge G mit einer Verknüpfung ∗: G × G −→ G (a, b) 7−→ a ∗ b heißt Halbgruppe, wenn gilt: I) Assoziativgesetz (a ∗ b) ∗ c = a ∗ (b ∗ c) für alle a, b, c ∈ G. II) Es existiert ein neutrales Element e ∈ G, d. h. e ∗ a = a ∗ e = a für alle a ∈ G Eine Halbgruppe G heißt Gruppe, wenn gilt: III) Jedes Element a ∈ G besitzt ein Inverses a−1 ∈ G, d. h. a ∗ a−1 = a−1 ∗ a = e. IV) Eine Gruppe heißt kommutativ, wenn a ∗ b = b ∗ a für alle a, b ∈ G. Eine kommutative Gruppe R mit Verknüpfung + und neutralem Element 0 heißt Ring, wenn auf R eine weitere Verknüpfung · definiert ist, wenn R \ {0} mit · eine Halbgruppe ist, und wenn gilt: V) Distributionsgesetz a · (b + c) = a · b + a · c für alle a, b, c ∈ R. Ein Körper K ist ein Ring, für den K \ {0} mit · eine kommutative Gruppe ist. Ein angeordneter Körper K ist ein Körper mit einer Ordnungsrelation “ ≤ “ mit a) x ≤ y ∨ y ≤ x b) x ≤ x c) x ≤ y ∧ y ≤ x =⇒ x = y d) x ≤ y ∧ y ≤ z =⇒ x ≤ z e) x ≤ y =⇒ x + z ≤ y + z f) x ≤ y ∧ z ≥ 0 =⇒ x · z ≤ y · z für alle x, y , z ∈ K C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 5 2 Aufbau des Zahlensystems – Reelle Zahlen (2.9) (2.10) Karlsruhe Institute of Technology Der Körper der reellen Zahlen R ist ein angeordneter Körper, der die rationalen Zahlen Q enthält, und der das Vollständigkeitsaxiom erfüllt: M ⊂ R heißt nach unten beschränkt, wenn eine untere Schranke a ∈ R existiert mit a ≤ x für x ∈ M, und M heißt nach oben beschränkt, wenn eine obere Schranke a ∈ R existiert mit x ≤ a für x ∈ M. Das Infimum inf M ist die größte untere Schranke von M, d.h. inf M = s ⇐⇒ ∀ ε > 0∃x ∈ M : x < s + ε Das Supremum sup M ist die kleinste obere Schranke von M, d.h. sup M = s ⇐⇒ ∀ ε > 0∃x ∈ M : x > s − ε. Falls inf M ∈ M, dann heißt inf M = min M das Minimum. Falls sup M ∈ M, dann heißt sup M = max M das Maximum. (2.11) (2.12) (2.13) a) Jede nicht leere nach oben beschränkte Menge besitzt ein Supremum. b) Jede nicht leere nach unten beschränkte Menge besitzt ein Infimum. a) ∀ x ∈ R ∃ n ∈ N : x <n 1 b) ∀ ε > 0 ∃ m ∈ N : m <ε c) ∀ x ∈ R ∀ ε > 0 ∃ q ∈ Q : |x − q| < ε Für a ≥ 0 und N ∈ N besitzt die Gleichung x N = a genau eine positive Lösung in R. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 6 2 Aufbau des Zahlensystems – Komplexe Zahlen Karlsruhe Institute of Technology 2 = −1, und sei C = {z = x + iy x, y ∈ R} die Menge der (2.14) Sei i die imaginäre Einheit mit i komplexen Zahlen. (2.15) (2.16) (2.17) (2.18) C ist ein Körper, der R und i enthält. a) Für z = x + iy heißt x = Re(z) der Realteil und y = Im(z) der Imaginärteil von z. b) z̄ = xp − iy ist die konjugiert komplexe Zahl zu z. c) |z| = x 2 + y 2 ist der Betrag von z. 2πk Es gibt genau N verschiedene komplexe Zahlen zk = exp i , k = 0, ..., N − 1, n mit z N = 1. Für a1 , . . . , an , b1 , . . . , bN ∈ C gilt: N 1) allgemeine Dreiecksungleichung N ∑ ak ≤ ∑ |ak | k =1 k =1 N N 2) Cauchy-Schwarz-Ungleichung ∑ |ak bk | ≤ ∑ |ak |2 k =1 3) Minkowski-Ungleichung N 2 ∑ |ak + bk | 1/2 k =1 N ≤ k =1 C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft ∑ |bk |2 1/2 k =1 2 ∑ |ak | k =1 N 1/2 1/2 + N ∑ |bk |2 1/2 k =1 7 2 Aufbau des Zahlensystems – Komplexe Zahlen (2.19) (2.20) Karlsruhe Institute of Technology Fundamentalsatz der Algebra: Jedes Polynom P mit grad P ≥ 1 besitzt eine komplexe Nullstelle ξ ∈ C. d.h. P(ξ ) = 0. Jedes Polynom P mit grad P = N ≥ 1 besitzt eine Zerlegung P(z) = aN (z − z1 ) . . . (z − zN ) . Dabei sind z1 , . . . , zN ∈ C die (nicht notwendig verschiedenen) Nullstellen von P. (2.21) (2.22) ξ ∈ C heißt k -fache Nullstelle von P(z), falls P(z) = (z − ξ )k Q(z) und Q(ξ ) 6= 0, grad q = N − k . Wenn für P(z) = N N k =0 k =0 ∑ ak z k , Q(z) = ∑ bk z k und P(ξj ) = Q(ξj ) für n + 1 verschiedene ξj gilt, dann gilt P = Q (also ak = bk für alle k = 0, . . . , N). (2.23) Polynomdivision mit Rest: Zu Polynomen P und Q mit grad P ≥ grad Q ≥ 1 existieren Polynome S und R mit grad R < grad Q und P(z) = S(z)Q(z) + R(z) . C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 8 2 Aufbau des Zahlensystems – Endliche Körper (2.24) Eine Zahl m ∈ N heißt Teiler von n ∈ N, falls k ∈ N existiert mit n = k · m. Wenn n > 1 und wenn n nur die Teiler 1 und n besitzt, heißt n Primzahl. r (2.25) Karlsruhe Institute of Technology mi Jede Zahl n ∈ N, n > 1 besitzt eine Darstellung n = ∏ pi mit Primzahlen pi 6= pj und mi ∈ N. i=1 Dabei sind die Exponenten mi eindeutig bestimmt. (2.26) (2.27) Zu n, m ∈ N definiere ggT(n, m) = max{k ∈ N | k teilt n und m} kgV(n, m) = min{k ∈ N | n und m teilen k }. n·m Es gilt kgV (n, m) = . ggT(n, m) Euklidischer Algorithmus zu n, m ∈ N r0 = n, r1 = m r0 = s1 r1 + r2 r2 ∈ {1, . . . , r1 − 1} r1 = s2 r2 + r3 r3 ∈ {1, . . . , r2 − 1} .. . rk −1 = sk rk + rk +1 mit rk +1 = 0 . Es gilt: rk = ggT(n, m) und es existieren a, b ∈ Z mit ggT(n, m) = an + bm. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 9 2 Aufbau des Zahlensystems – Endliche Körper (2.28) (2.29) (2.30) (2.31) (2.32) (2.33) (2.34) (2.35) x ≡ y mod m ⇐⇒ ∃k ∈ Z : x − y = km Karlsruhe Institute of Technology („x kongruent y modulo m“) Zm := {0, 1, . . . , m − 1} für m ≥ 2 ist ein kommutativer Ring (Restklassenring) mit a +m b = c ⇐⇒ a + b ≡ c mod m a ·m b = c ⇐⇒ a · b ≡ c mod m x ∈ Zm \ {0} besitzt genau dann ein multiplikatives Inverses y ∈ Zm , wenn x und m teilerfremd sind (d.h. ggT(x, m) = 1). Der Restklassenring Zm ist genau dann ein Körper, wenn m = p eine Primzahl ist. Sei Z∗m = {x ∈ Zm ggT(x, m) = 1} = {x1 , . . . , xϕ(m) } die Menge der zu m teilerfremden Zahlen. Dann gilt: Z∗m ist eine Gruppe bezüglich der Multiplikation in Zm . Seien a, m ∈ N teilerfremd. Dann gilt aϕ(m) ≡ 1 mod m. Die Gruppe der Permutationen von {1, . . . , n} wird mit Sn = S({1, . . . , n}) = {f : {1, . . . , n} −→ {1, . . . , n} | f bijektiv} bezeichnet. Sn wird von den Transpositionen [a, b] erzeugt, d.h. σ ∈ Sn lässt sich als Verknüpfung σ = τ1 ◦ · · · ◦ τr von Transpositionen darstellen. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 10 3 Lineare Algebra – Vektorräume (3.1) Karlsruhe Institute of Technology Sei K ein Körper. Eine kommutative Gruppe V bzgl. der Operation + ist ein Vektorraum über K, wenn eine Operation · : K × V −→ V (λ , v) λ v existiert mit i) ∀ v, w ∈ V ∀ λ , µ ∈ K : λ · (v + w) (λ + µ) · v (λ · µ) · v = = = λ ·v+λ ·w λ ·v+µ ·v λ · (µ · v) ii) für die Eins 1 ∈ K gilt 1 · v = v. (3.2) (3.3) Eine Teilmenge W ⊂ V von einem Vektorraum V heißt (linearer) Unterraum von V , falls W bzgl. + und · selbst ein Vektorraum ist. Sei V a) b) c) ein Vektorraum. W ⊂ V ist genau dann ein Unterraum, wenn 0∈W ∀ v, w ∈ W : v + w ∈ W ∀ w ∈ W ∀ λ ∈ K: λ ·w ∈ W C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 11 3 Lineare Algebra – Vektorräume Karlsruhe Institute of Technology m (3.4) Sei V ein Vektorraum und sei v1 , . . . , vm ∈ V . Dann heißt u = ∑ λj vj mit λj ∈ K eine j=1 Linearkombination von v1 , . . . , vm . Alle Linearkombinationen von v1 . . . , vm bilden den Spann m span{v1 , . . . , vm } = ∑ λj vj |λj ∈ K . span{v1 , . . . , vm } ⊂ V ist ein linearer Teilraum. j=1 (3.5) Eine Menge {v1 , . . . , vm } ⊂ V heißt linear unabhängig, falls gilt: m ∑ λj vj = 0 für λj ∈ K =⇒ λ1 = λ2 = · · · = λm = 0 j=0 B = {v1 , ..., vN } heißt Basis von V , wenn v1 , ..., vN linear unabhängig und span{v1 , ..., vN } = V . (3.6) Ist B = {v1 , . . . , vN } eine Basis von V , so lässt sich jeder Vektor u ∈ V als Linearkombination N u= ∑ λj vj mit eindeutigen Skalaren λj ∈ K darstellen (Basisdarstellung). j=1 N (3.7) Sei B = {v1 , . . . , vN } eine Basis von V , und sei w = ∑ λj vj mit λk 6= 0 (k ∈ {1, . . . , N}). j=1 Dann ist auch {v1 , . . . , vk −1 , w, vk +1 , . . . , vN } eine Basis von V . C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 12 3 Lineare Algebra – Vektorräume (3.8) (3.9) Karlsruhe Institute of Technology Sei B = {v1 , . . . , vN } eine Basis von einem Vektorraum V , und sei m > N. Dann ist {w1 , . . . , wm } ⊂ V linear abhängig. Wenn ein Vektorraum V eine endliche Basis hat, dann ist jede Basis von V endlich, je zwei Basen haben die gleiche Anzahl von Elementen dim V . (3.10) Jeder Vektorraum besitzt eine Basis. (3.11) Seien V , W Vektorräume über K. a) Eine Abbildung T : V −→ W heißt linear, wenn ∀w∈V: ∀ v ∀ λ ∈ K: T (v + w) T (λ v) = = T (v) + T (w) λ T (v) b) Eine Abbildung T : V −→ W heißt Isomorphismus, wenn sie linear und bijektiv ist. c) V und W heißen isomorph, wenn ein Isomorphismus T : V −→ W existiert. (3.12) Zwei endlich dimensionale K Vektorräume sind genau dann isomorph, wenn sie die gleiche Dimension haben. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 13 3 Lineare Algebra – Lineare Gleichungssysteme Karlsruhe Institute of Technology Gesucht sind N Unbekannte x1 , . . . , xN , die M lineare Gleichungen erfüllen: a11 x1 + a12 x2 + a21 x1 + a22 x2 + .. . aM1 x1 + aM2 x2 + ··· ··· + + ··· + a1N xN = a2N xN = .. . aMN xN = b1 b2 .. . bM . Dabei seien anm für 1 ≤ m ≤ M und 1 ≤ n ≤ N und bm für 1 ≤ m ≤ M gegeben. (3.14) a) KM×N a11 . = .. a M1 ··· a1N ··· aMN amn ∈ K Vektorraum der M × N Matrizen m = 1, . . . , M n = 1, . . . , N N b) Zu A ∈ KM×N und x ∈ KN definiere b = Ax mit bm = ∑ amn xn , d.h. n=1 a11 . A · x = .. aM1 ... ... a1N x1 ∑N n=1 a1n xn .. .. . .. = . . N aMN xN ∑n=1 aMn xn ∈ KM . Die Abbildung TA : Kn → Km , x 7→ Ax ist linear: TA (λ x + µy ) = λ TA (x) + µTA (y ). C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 14 3 Lineare Algebra – Lineare Gleichungssysteme (3.15) Zu A ∈ KP×M , B ∈ KM×N definiere C = A · B ∈ KP×N durch (cpn ) = Karlsruhe Institute of Technology M ∑ apm bmn m=1 (3.16) (3.17) (3.18) (3.19) (3.20) Zu TA : RM → RP , y 7→ Ay und TB : RN → RM , x 7→ Bx gilt TA ◦ TB = TAB : RN p=1,...,P n=1,...,N P → R , x 7→ ABx. KN×N ist ein nicht-kommutativer Ring mit neutrales Element bezüglich der Multiplikation 1 0 .. In = diag(1, . . . , 1) = . . 0 1 Zu A ∈ KM×N definiere AT ∈ KN×M durch Vertauschen von Zeilen- und Spaltenindex: T a11 . . . a1N a11 . . . aM1 . .. . .. AT heißt die transponierte Matrix. .. . = .. . aM1 . . . aMN a1N . . . aMN A ∈ KN×N heißt symmetrisch, wenn AT = A, und orthogonal, wenn AAT = IN = AT A. Zu A = amn m=1,...,M ∈ CM×N definiere A = (ajk ) A ∈ CN×N konjugierte Matrix T adjungierte Matrix AH = A heißt hermitisch, wenn AH = A, und unitär, wenn AAH = In = AH A. n=1,...,N C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 15 3 Lineare Algebra – Lineare Gleichungssysteme (3.21) Karlsruhe Institute of Technology Sei A ∈ KM×N . a) Die Lösungen xh ∈ KN von Ax = 0 bilden einen linearen Teilraum des KN . Er heißt Kern (Nullraum) von A. Ist {x1 , . . . , xk } eine Basis von Kern(A), so ist die allgemeine Lösung k der homogenen Gleichung xh = ∑ αj xj mit αj ∈ K . j=1 b) Ist xs eine spezielle Lösung von Ax = b, dann lautet die allgemeine Lösung des k inhomogenen Systems x = xs + xh = xs + ∑ αj xj . j=1 (3.22) Sei A ∈ KM×N eine Matrix mit den Spalten a(1) , . . . , a(N) , d.h. A = (a(1) , . . . , a(N) ). Dann definiere das Bild(A) := span{a(1) , . . . , a(N) } ⊂ KM und Rang(A) = dim Bild(A). (3.23) Das lineare Gleichungssystem Ax = b ist genau dann lösbar, wenn b ∈ Bild(A). (3.24) Das lineare Gleichungssystem Ax = b ist genau dann lösbar, wenn Rang(A) = Rang(A|b). (3.25) Sei N > M. Dann hat das homogene System Ax = 0 immer eine nicht-triviale Lösung. (3.26) Sei A ∈ KN×N . Dann ist Ax = b genau dann eindeutig lösbar, wenn Rang(A) = N gilt. (3.27) Es gilt dim Bild(A) + dim Kern(A) = N. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 16 3 Lineare Algebra – Gauß-Elimination Karlsruhe Institute of Technology Setze A(1) = A und b(1) = b. Für k = 1, ..., r − 1 vertausche Zeilen bzw. Spalten, so dass (k ) (k ) (k ) akk 6= 0. Subtrahiere das aik /akk -fache der k -ten Zeile von der m-ten Zeile (k ) (k +1) amj (k ) = amj − amk (k ) akk (k ) (k ) akj , (k +1) bm (k ) = bm − amk (k ) (k ) akk bk , m = k + 1, . . . , M, j = k , . . . , N bis im Schritt r gilt: (r ) (r ) A b = a11 b1 a12 ... ... ... a1N (2) ... ... ... a2N .. . (2) b2 .. . (r ) ... arn (r ) br a22 .. . arr (2) (r ) (r ) br +1 0 .. . 0 (r ) bM (r ) (r ) A(r ) x = b(r ) besitzt genau dann eine Lösung, wenn br +1 = · · · = bM = 0 gilt. (k ) (k ) (k ) Zu xr +1 , ..., xN berechne rückwärts xk = bk − ∑N j=k +1 akj xk /akk für k = r , r − 1, ..., 1. Anschließend müssen bei Spaltenvertauschungen die Komponenten xn umnummeriert werden. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 17 3 Lineare Algebra – Gauß-Elimination (3.28) (3.29) Karlsruhe Institute of Technology Eine quadratische Matrix A ∈ KN×N heißt regulär (nicht singulär), wenn Rang(A) = N gilt. Sonst heißt sie singulär. Für eine quadratische Matrix A ∈ KN×N ist äquivalent: a) Die Zeilenvektoren sind linear unabhängig. b) Die Spaltenvektoren sind linear unabhängig. c) A ist regulär. d) Rang A = N. e) Ax = b ist für jede rechte Seite lösbar. f) Ax = b ist für jede rechte Seite eindeutig lösbar. g) Die homogene Gleichung Ax = 0 hat nur triviale Lösungen. (3.30) (3.31) Sei A ∈ KN×N . Wenn ein inverses Element X ∈ KN×N bzgl. · existiert mit XA = AX = IN , dann heißt X = A−1 inverse Matrix zu A. Zu A ∈ RN×N existiert genau dann eine inverse Matrix A−1 , wenn A regulär ist. Zu einer Permulation σ ∈ SN ist dier Permutationsmatrix P = Pσ mit Pσ x = (xσ (k ) )k = 1, ..., N regulär mit P −1 = P T . C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 18 3 Lineare Algebra – LR-Zerlegung mit Spaltenpivotsuche Karlsruhe Institute of Technology Sei A ∈ KN×N eine reguläre Matrix. Starte mit dem Permutationsvektor σ = (1, . . . , N). für k = 1, . . . , N − 1 wähle n ≥ k mit |ank | ≥ |ajk | für k ≤ j ≤ N falls ank = 0 Abbruch (A singulär) Vertausche Zeilen n und k : für j = 1, . . . , N z = anj , s = σ (n), anj = akj , akj = z σ (n) = σ (k ), σ (k ) = s für n = k + 1, . . . , N a ank := nk akk für j = k + 1, . . . , N anj := anj − ank akj Setze `nj = anj für n > j, rnj = anj für n ≥ j und die Permutationsmatrix P = Pσ . (3.32) Der Gauß-Algorithmus mit Spaltenpivotsuche liefert für jede reguläre Matrix A eine Permutationsmatrix P, eine normierte untere Dreiecksmatrix L und eine reguläre obere Dreiecksmatrix R mit PA = LR. Dann berechnet sich Ax = b aus Ly = Pb, Rx = y . C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 19 3 Lineare Algebra – Determinanten Für eine Permutation σ ∈ SN heißt sgn(σ ) = ∏ a<b (3.33) (3.34) (3.35) Karlsruhe Institute of Technology σ (a) − σ (b) ∈ {−1, 1} die Signum-Funktion. a−b Es gilt sgn(σ ◦ µ) = sgn(σ ) sgn(µ). Zu A ∈ KN×N definiere die Determinante a11 . . . a1N .. .. det(A) = = ∑ sgn (σ ) a1,σ (1) · · · aN,σ (N) . . . σ ∈Sn aN1 . . . aNN Die Determinante ist in jeder Zeile linear: T T a1 a1 aT1 . . . . . . . . . det aTk + λ ãTk = det aTk + λ det ãTk .. .. .. . . . T T aN aTN aN . Vertauschen von zwei Zeilen ändert nur das Vorzeichen: C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft aT1 . . . T aj det .. . T ak .. . aTN T a1 . . . T ak . = − det .. aT j .. . aTN . 20 3 Lineare Algebra – Determinanten (3.36) (3.37) Karlsruhe Institute of Technology det(A) = det(AT ) Für A ∈ KN×N ist äquivalent: a) det(A) 6= 0 b) die Zeilen von A sind linear unabhängig c) die Spalten von A sind linear unabhängig d) A ist regulär. (3.38) Es gilt det(AB) = det(A) det(B). (3.39) Zu A ∈ KN×N definiere Akn ∈ KN−1×N−1 durch Streichen der Zeile k und Spalte n. N Dann gilt: det(A) = N ∑ (−1)k +n akn det(Akn ) = ∑ (−1)k +n akn det(Akn ). k =1 n=1 Sei Cof(A) = (−1)k +n det(Akn ) k ,n=1,..,N A−1 = (3.40) ∈ KN×N . Wenn A regulär ist, gilt 1 Cof(A)T det(A) Sei A = (a(1) | · · · |a(N) ) ∈ KN×N regulär und b ∈ KN . Dann gilt für die Lösung x ∈ KN von Ax = b: xk = det(a(1) | · · · |b| · · · |a(N) ) det(a(1) | · · · |a(k ) | · · · |a(N) ) (Cramersche Regel) C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 21 4 Lineare Abbildungen – Basisdarstellungen (4.1) Karlsruhe Institute of Technology Seien V , W endlich dimensionale K-Vektorräume, und sei T : V → W linear. M Sei {v1 , . . . , vN } Basis von V und {w1 , . . . , wM } Basis von W . Sei T (vj ) = ∑ akj wk , akj ∈ K, k =1 eine Basis-Darstellung (j = 1, . . . , N). Dann heißt A = (akj ) ∈ KM×N Matrix-Darstellung von T . N (4.2) Es gilt w = T (v) ⇐⇒ v = M ∑ xj vj , w = ∑ yk wk , und Ax = y. j=1 k =1 N (4.3) Sei {ṽ1 , . . . , ṽN } Basis von V , und seien sjk die Koordinaten von ṽk mit ṽk = ∑ sjk vj . j=1 Dann gilt: S ist regulär, und S −1 beschreibt den Basiswechsel von {ṽj } zu {vj }. M (4.4) Sei R = (rml ) ∈ RM×M mit w̃l = ∑ ril wi Matrix zum Basiswechsel von {wm } zu {w̃j }. m=1 Dann ist B := R −1 A S Matrixdarstellung von T bzgl. {ṽj } und {w̃j }. (4.5) (4.6) A und B in KM×N heißen äquivalent, wenn es reguläre Matrizen S ∈ KN×N und R ∈ KM×M gibt mit B = R −1 A S. Ir 0 A ∈ KM×N ist äquivalent zu Dr = ∈ KM×N mit r = rang A. 0 0 A, B ∈ KM×N sind genau dann äquivalent, falls rang(A) = rang(B). C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 22 4 Lineare Abbildungen – Eigenwerte (4.7) (4.8) (4.9) Karlsruhe Institute of Technology Zwei Matrizen A, B ∈ KN×N heißen ähnlich, wenn eine reguläre Matrix S ∈ KN×N mit B = S −1 AS existiert. A ∈ KN×N heißt diagonalisierbar, wenn sie ähnlich zu einer Diagonalmatrix ist, d. h. wenn eine reguläre Matrix S existiert mit λ1 0 .. S −1 AS = diag(λ1 , . . . , λN ) = . . 0 λN λ ∈ K heißt Eigenwert (EW) zu A ∈ KN×N , wenn es v ∈ KN , v 6= 0 gibt mit Av = λ v. Dann heißt v Eigenvektor (EV), und E(λ ) = {v ∈ KN : Av = λ v} heißt Eigenraum. A ∈ KN×N ist genau dann diagonalisierbar, falls es eine Basis von KN gibt, die aus Eigenvektoren von A besteht. (4.10) χA (λ ) = det(A − λ IN ) heißt charakteristisches Polynom von A. (4.11) λ ∈ C ist Eigenvektor von A ⇐⇒ χA (λ ) = 0 N χA (λ ) = ∑ αn λ n ist ein Polynom von Grad N mit n=0 (4.12) αN = (−1)N , αN−1 = (−1)N−1 Spur(A) , α0 = det A . a) Die Vielfachheit aλ eines EW λ als Nullstelle von χA heißt algebraische Vielfachheit. b) Die Dimension gλ = dim E(λ ) des Eigenraums E(λ ) heißt geometrische Vielfachheit. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 23 4 Lineare Abbildungen – Eigenwerte Karlsruhe Institute of Technology (4.13) Eigenvektoren einer Matrix zu verschiedenen Eigenwerten sind linear unabhängig. (4.14) Eine Matrix A ∈ KN×N mit N verschiedenen Eigenwerten ist diagonalisierbar. (4.15) (4.16) (4.17) (4.18) Seien A, B ∈ KN×N ähnliche Matrizen. Dann haben sie das gleiche charakteristische Polynom, gleiche Eigenwerte mit gleichen algebraischen und geometrischen Vielfachheiten, gleiche Determinanten und Spuren. Sei λ ein Eigenwert von A ∈ KN×N . Dann gilt: 1 ≤ gλ ≤ aλ ≤ N. Eine Matrix A ∈ CN×N ist genau dann diagonalisierbar, wenn für alle Eigenwerte gilt: aλ = gλ . Ist A ∈ RN×N diagonalisierbar und sind alle Eigenwerte reell, so lassen sich auch die Eigenvektoren reell wählen. Sei A ∈ CN×N eine hermitische Matrix, d.h. A = AH (mit AH = ĀT ). Dann gilt: a) Die Eigenwerte von A sind reell. N b) Seien v und w EV zu den EW λ und µ mit λ 6= µ, dann gilt: vH w = ∑ v̄k wk = 0. k =1 Symmetrische reelle Matrizen haben reelle Eigenwerte. N (4.19) Sei A ∈ KN×N mit charakteristischem Polynom χA (A) = det(A − λ IN ) = N Dann gilt χA (A) = ∑ αk Ak = 0. ∑ αk λ k . k =0 k =0 C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 24 4 Lineare Abbildungen – Orthogonalität (4.20) Karlsruhe Institute of Technology a) v, w ∈ CN heißen orthogonal, wenn vH w = 0. b) {v1 , . . . , vm } heißt Orthogonalsystem, wenn vH j vk = 0 für j 6= k , j, k = 1, . . . , m, und Orthonormalsystem, wenn zusätzlich vH j vj = 1 für j = 1, . . . , m. c) Eine Basis {w1 , . . . , wN } heißt Orthonormalbasis (ONB), wenn w1 , . . . , wN orthonormal sind. (4.21) Ein Orthogonalsystem w1 , . . . , wm ist linear unabhängig. (4.22) Jeder Vektorraum W ⊂ KN besitzt eine Orthonormalbasis. (4.23) A ∈ CN×N heißt normal, wenn AH A = AAH . (4.24) (4.25) Sei A ∈ CN×N normal, d.h. AH A = AAH . Dann ist A diagonalisierbar, und A besitzt eine Orthonormalbasis aus Eigenvektoren. Hermitische komplexe Matrizen und symmetrische reelle Matrizen sind diagonalisierbar. Sei {w1 , . . . , wN } eine ONB von CN . n Dann heißt x = ∑ (wHk x)wk Fourier-Entwicklung von x ∈ CN . k =1 (4.26) Sei W ⊂ CN ein Vektorraum. Dann existiert eine lineare Abbildung P : CN → W mit H x − P(x) w = 0 für w ∈ W . P heißt Orthogonal-Projektion. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 25 4 Lineare Abbildungen – Euklidische Vektorräume (4.27) (4.28) (4.29) (4.30) (4.31) Karlsruhe Institute of Technology Eine Metrik auf einer Menge X ist eine Abbildung d : X × X → [0, ∞[ mit (M1) d(x, y) = 0 ⇐⇒ x = y (Definitheit) (M2) d(x, y) = d(y, x) (Symmetrie) (M3) d(x, z) ≤ d(x, y) + d(y, z) (Dreiecksungleichung). Sei V ein reeller Vektorraum. Eine Norm auf V ist eine Abbildung k · k : V −→ [0, ∞[ mit (N1) kvk = 0 ⇐⇒ v = 0 (Definitheit) (N2) kαvk = |α| kvk (Homogenität) (N3) kv + wk ≤ kvk + kwk (Dreiecksungleichung). Jede Norm induziert eine Metrik d(v, w) = kv − wk. Ein Skalarprodukt auf V ist eine Abbildung h·, ·i : V × V → R mit (S1) hv, vi ≥ 0 und hv, vi = 0 ⇐⇒ v = 0 (positive Definitheit) (S2) hv, wi = hw, vi (Symmetrie) (S3) hαv + β w, ui = αhv, ui + β hw, ui (Bilinearität). Ein Vektorraum mit Skalarprodukt heißt Euklidischer Vektorraum. p Jedes Skalarprodukt induziert eine Norm kvk = hv, vi. Dann gilt: a) |hv, wi| ≤ kvk kwk und |hv, wi| = kvk kwk ⇐⇒ v und w linear abhängig. b) kv + wk2 + kv − wk2 = 2(kvk2 + kwk2 ) (Parallelogrammgleichung) c) kv + wk ≤ kv k + kwk (Minkowski-Ungleichung) d) hv , wi = 0 ⇐⇒ kv + wk2 = kv k2 + kwk2 (Satz des Pytagoras). C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 26 4 Lineare Abbildungen – Euklidische Vektorräume (4.32) Sei V ein euklidischer Vektorraum. Zu v, w ∈ V , v, w 6= 0 existiert genau ein Winkel ϕ ∈ [0, π] mit cos(ϕ) = (4.33) (4.34) (4.35) (4.36) (4.37) Karlsruhe Institute of Technology hv, wi ∈ [−1, 1]. kvk kwk Eine Norm ist genau dann von einem Skalarprodukt induziert, wenn die 1 Parallelogrammgleichung gilt. Dann gilt: hv, wi = kv + wk2 − kv − wk2 . 4 Sei V ein euklidischer Vektorraum. a) v, w ∈ V heißen orthogonal (v ⊥ w), falls hv, wi = 0. b) X ⊂ V und Y ⊂ V heißen orthogonal, wenn hx, yi = 0 für alle x ∈ X und y ∈ Y c) X ⊥ = {v ∈ V | hv, xi = 0 für alle x ∈ X } heißt orthogonales Komplement. X ⊥ ist Unterraum von V . Sei W Unterraum von einem euklidischen Vektorraum V . Dann ist V = W + W ⊥ eine direkte Summe, d.h. zu jedem V existiert genau ein w ∈ W und ein w⊥ ∈ W ⊥ mit v = w + w⊥ , und es existiert eine Orthogonalprojektion P : V → W mit w = Pv, w⊥ = v − Pv. Es gilt W ∩ W ⊥ = {0}. Für eine Teilmenge U ⊂ V gilt: (U ⊥ )⊥ = span U, und falls U Unterraum, gilt (U ⊥ )⊥ = U. C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft 27 4 Lineare Abbildungen – Euklidische Vektorräume (4.38) Karlsruhe Institute of Technology Für die Orthogonalprojektion P : V → W gilt: zu v ∈ V ist P(v) die Bestapproximation von v in W , d.h. kv − P(v)k = min kv − wk. w∈W (4.39) (4.40) (4.41) (4.42) Eine lineare Abbildung P : V → V ist genau dann eine orthogonale Projektion auf W = Bild (P), wenn P ◦ P = P und hP(v), wi = hv, P(w)i für alle v, w ∈ V . Seien V und W euklidische Vektorräume. Eine lineare Abbildung T : V → W heißt Isometrie (längen- und winkelerhaltende Abbildung), falls hv, T wi = hv, wi gilt für v, w ∈ V . Für eine Abbildung T : V −→ W ist äquivalent: a) T Isometrie b) kT vk = kvk ∀ v ∈ V c) kT v − T wk = kv − wk ∀ v, w ∈ V . Sei dim V = dim W = n. Dann gilt: T : V → W ist genau dann Isometrie, wenn {v1 , . . . , vn } ONB von V ⇐⇒ {T v1 , . . . , T vn } ONB von W . (4.43) Sei w ∈ RN , kwk = 1. Die Matrix H = IN − 2wwT beschreibt die Spiegelung an w⊥ . (4.44) Seien x, y ∈ Rn mit kxk = kyk, x 6= y. Dann gilt y = Hx für die Spiegelung H = In − 2wwT mit w = C. Wieners: Mathematik 1 für Studierende der Fachrichtung Informationswirtschaft x−y . kx − yk 28