188 Original-Prüfungsaufgaben Grundkurs Tabelle 2: Übersicht über die Allelpaare, die die Melaninmenge steuern Allele Wirkung A Synthese von viel Melanin a Synthese von wenig Melanin B Synthese von viel Melanin b Synthese von wenig Melanin In einem vereinfachten Modell werden beim Menschen fünf unterschiedliche Phänotypen der Haut unterschieden und den Farbtypen 1 – 5 zugeordnet. Die Melaninkonzentration nimmt von 1 (maximale Melaninmenge) nach 5 (sehr geringe Melaninmenge) gleichmäßig ab. Der folgende Familienstammbaum zeigt exemplarisch die Vererbung der Hautfarbe beim Menschen unter der vereinfachenden Annahme, dass zwei Allelpaare (A/a; B/b) den Phänotyp bestimmen: Person 1 Person 2 Person 3 Person 5 Person 7 Person 8 Person 4 Person 6 Person 9 Hautfarbtypen und Stammbaumsymbolik: Hautfarbtyp 4 hellbraun Hautfarbtyp 1 schwarz Hautfarbtyp 5 weiß Hautfarbtyp 2 dunkelbraun Person 10 Person 11 also z. B.: Frau mit Farbtyp 2, dunkelbraun Mann mit Farbtyp 3, braun Hautfarbtyp 3 braun M3 Familienstammbaum zur Vererbung der Hautfarbe beim Menschen; zwei Allelpaare bestimmen die Melaninmenge für die Farbtypen 1 – 5 M4 Codesonne und Tabelle zum genetischen Code (s. S. 89, 90) Original-Prüfungsaufgaben Grundkurs Lösungen II.1 Beschreiben Sie den Syntheseweg der Melanine (Material 1) und leiten Sie mögliche Folgen von Mutationen der Gene X, Y und Z ab. (14 Punkte) Allgemeine Lösungshinweise: Für die Lösung werden Kenntnisse aus der Genetik vorausgesetzt. Das Phänomen der Polygenie wird am Beispiel der Hautfarbe beim Menschen vorgestellt. Als Ursache der Polygenie wird eine multiple Allelie gesehen, die durch Genmutationen zustande kommt (vgl. Kap. 4, Mutagene und Mutationen, S. 23). Der Zusammenhang zwischen der Genmutationen und dem Melaninstoffwechsel ist über die der 1-Gen-1-Polypeptid-Hypothese herzustellen (vgl. Kap. 4, Regulation der Genaktivität, S. 25). Aufgrund der Analyse von Stammbäumen werden Aussagen zur Vererbung der Hautfarbe erwartet (vgl. Kap. 5, Stammbaumanalyse, S. 26). In den Melanozyten der Haut entsteht aus der Aminosäure Tyrosin über mehrere Stoffwechselschritte Dopachinon. Dies wird mithilfe der Cystein-Transferase mit Cystein zu Cysteinyl-Dopa verknüpft, das über weitere Zwischenprodukte zu Phaeomelanin, einem gelb-roten Hautfarbstoff, umgebaut wird. Ein weiteres Hautpigment, das braun-schwarze Eumelanin, entsteht ebenfalls durch enzymatischen Umbau aus Dopachinon. Über mehrere Zwischenprodukte und letztlich aus Indolchinon wird es in der Hautzelle synthetisiert. Werden sehr viele Moleküle Indolchinon mithilfe des Enzyms Indolchinon-Polymerase verbunden, entsteht als Polymer das schwarze Eumelanin. Gen X exprimiert das Enzym Cystein-Transferase. Mutiert Gen X, ist dieses Enzym defekt, sodass Phaeomelanin nicht mehr synthetisiert werden kann. Der Syntheseweg des Eumelanins ist davon nicht betroffen. Gen Y codiert das Enzym Indolchinon-Polymerase, das folglich bei einer Mutation von Gen Y nicht mehr funktioniert, sodass Eumelanin nicht mehr hergestellt werden kann. Die Synthese von Phaeomelanin ist allerdings noch möglich. Mutiert Gen Z, fällt das Enzym Tyrosinase aus, sodass Tyrosin über Zwischenprodukte nicht mehr zu Dopachinon umgesetzt werden kann. Ohne Dopachinon können weder Phaeomelanine noch Eumelanine gebildet werden. II.2 Beschreiben und erläutern Sie die Mutationen, die bei den drei Patienten mit Albinismus in einem Abschnitt der mRNA nachgewiesen wurden (Material 2, Tabelle 1; Material 4), sowie deren Folgen anhand der angegebenen Sequenzen. Erläutern Sie am Beispiel der vorliegenden Ausschnitte aus der mRNA-Basensequenz der Tyrosinase mithilfe von Material 4 allgemeine Merkmale des genetischen Codes. (24 Punkte) Allgemeine Lösungshinweise: Voraussetzung für die Lösung der Teilaufgabe II.2 ist die Beherrschung der Proteinbiosynthese (vgl. Kap. 4, Proteinbiosynthese, S. 20) und konkret die Analyse des genetischen Codes im Hinblick auf eine Genmutation (vgl. Kap. 4, Mutagene und Mutationen, S. 23, sowie Kap. 6, HbM Boston, Aufgabe 2, S. 88). 189