Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten - AbZ

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Fachinformation
Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE
ZUSAMMENSETZUNG
Jede Tablette enthält 200 mg Carbamazepin.
Die vollständige Auflistung der sonstigen
Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Tablette
Weiße, runde Tablette mit einfacher Bruchkerbe.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von
– Epilepsien:
– einfache partielle Anfälle (fokale Anfälle)
– komplexe partielle Anfälle (psychomotorische Anfälle)
– Grand mal, insbesondere fokaler Genese (Schlaf-Grand mal, diffuses Grand
mal)
– gemischte Epilepsieformen
–
–
–
–
Trigeminus-Neuralgie
genuiner Glossopharyngeus-Neuralgie
schmerzhafter diabetischer Neuropathie
nicht-epileptischen Anfällen bei Multipler
Sklerose, wie z. B. Trigeminus-Neuralgie,
tonische Anfälle, paroxysmale Dysarthrie
und Ataxie, paroxysmale Parästhesien
und Schmerzanfälle
Zur Anfallsverhütung beim Alkoholentzugssyndrom (s. Abschnitt 4.4)
Warnhinweis:
Im Anwendungsgebiet „Anfallsverhütung
beim Alkoholentzugssyndrom“ darf Carbamazepin AbZ 200 mg nur unter stationären Bedingungen angewendet werden.
4.2 Dosierung,
Art und Dauer der Anwendung
Vor der Entscheidung zur Behandlung mit
Carbamazepin sollten Patienten, han-chinesischer oder thailändischer Abstammung,
auf die Genvariante HLA-B*1502 hin untersucht werden, wenn dies irgendwie möglich ist. Dieses Allel ist ein starker Prädiktor
für das Risiko des Auftretens des StevensJohnson-Syndroms bei einer Behandlung
mit Carbamazepin (siehe Hinweise zu Gentests und Hautreaktionen in Abschnitt 4.4).
Die Behandlung mit Carbamazepin wird
einschleichend, mit einer niedrigen Initialdosis, je nach Art und Schwere des Krankheitsbildes, individuell begonnen, danach
wird die Dosis langsam bis zur wirksamen
Erhaltungsdosis erhöht.
August 2014
Die Tagesdosis wird in der Regel in mehreren Einzelgaben verabreicht.
Der allgemeine Tagesdosisbereich liegt zwischen 400 – 1200 mg Carbamazepin. Eine
Gesamttagesdosis von 1600 mg Carbamazepin sollte in der Regel nicht überschritten
werden, da in höherer Dosierung vermehrt
Nebenwirkungen auftreten.
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Die Festlegung der therapeutischen Dosis
sollte, insbesondere bei Kombinationstherapie, über die Bestimmung der Plasmaspiegel und in Abhängigkeit von der Wirksamkeit erfolgen. Der therapeutische Carbamazepin-Spiegel liegt erfahrungsgemäß
zwischen 4 und 12 μg/ml.
Im Einzelfall kann die erforderliche Dosis
erheblich von der angegebenen Anfangsund Erhaltungsdosis abweichen (z. B. wegen
Beschleunigung des Metabolismus durch
Enzyminduktion oder wegen Arzneimittelinteraktionen bei kombinierter Medikation).
Carbamazepin sollte zur Behandlung der
Epilepsie bevorzugt allein (Monotherapie)
angewendet werden. Die Behandlung ist
von einem in der Epilepsiebehandlung erfahrenen Facharzt zu überwachen.
Bei Umstellung auf die Behandlung mit
Carbamazepin ist die Dosis des abzusetzenden Antiepileptikums schrittweise herabzusetzen.
Hinweis
Bei Patienten mit schweren Herz-KreislaufErkrankungen, bei Leber- und Nierenleiden
sowie bei älteren Patienten ist eine niedrigere Dosierung angezeigt.
Folgendes allgemeines Dosierschema wird
zur Behandlung von epileptischen Anfallsleiden empfohlen:
AnfangsErhaltungsdosis täglich dosis täglich
Erwach- 1-mal
200 mg
sene
3-mal
200 – 400 mg
Carbamazepin Carbamazepin
Kinder*
1–5
Jahre
1 – 2-mal
1 – 2-mal
100 mg
200 mg
Carbamazepin Carbamazepin
6 – 10
Jahre
2-mal
3-mal
200 mg
100 mg
Carbamazepin Carbamazepin
11 – 15
Jahre
2 – 3-mal
3-mal
100 mg
200 – 400 mg
Carbamazepin Carbamazepin
* Hinweise:
Für Kinder unter 4 Jahren ist Carbamazepin AbZ 200 mg aufgrund des hohen
Wirkstoffgehaltes nicht geeignet. Hierfür
eignet sich die niedriger dosierbare Darreichungsform Suspension.
Aufgrund klinischer Erfahrungen wird empfohlen, bei Kindern unter 4 Jahren bevorzugt mit einer Tagesdosis von 20 – 60 mg
zu beginnen. Bis zum Erreichen der therapeutisch notwendigen Dosis kann diese
Tagesdosis um 20 – 60 mg Carbamazepin
jeden 2. Tag gesteigert werden. Jedoch
sollten die oben genannten Dosierungsbereiche nicht überschritten werden.
Bei Kindern über 4 Jahren kann, aufgrund
klinischer Erfahrungen, die Anfangsdosis
100 mg Carbamazepin/Tag betragen. Diese
Tagesdosis kann jeden 2. Tag oder wöchentlich um bis zu 100 mg Carbamazepin/
Tag(unretardiert) bis zur erforderlichen Dosis
gesteigert werden. Jedoch sollten die oben
genannten Dosierungsbereiche nicht überschritten werden.
Es gelten folgende Dosierungsempfehlungen:
Epilepsien
Im Allgemeinen wird bei Erwachsenen die
Anfangsdosis von 200 – 400 mg Carbamazepin/Tag langsam auf die Erhaltungsdosis von 800 – 1200 mg Carbamazepin/
Tag gesteigert.
Im Allgemeinen beträgt die Erhaltungsdosis
für Kinder durchschnittlich 10 – 20 mg Carbamazepin/kg KG/Tag.
Empfohlenes Dosierschema siehe oben.
Trigeminus-Neuralgie, genuine Glossopharyngeus-Neuralgie
Die Tagesdosis wird von einer Anfangsdosis von 200 – 400 mg Carbamazepin/Tag
(entsprechend 1 – 2 Tabletten Carbamazepin AbZ 200 mg), verteilt auf ein bis mehrere Gaben, bis zum Eintritt der Schmerzfreiheit auf 400 – 800 mg Carbamazepin/
Tag (entsprechend 2 – 4-mal 1 Tablette
Carbamazepin AbZ 200 mg), erhöht. Im
Anschluss daran ist es bei einem Teil der
Fälle möglich, die Behandlung mit einer
geringeren Erhaltungsdosis von 400 mg Carbamazepin/Tag (entsprechend 2-mal 1 Tablette Carbamazepin AbZ 200 mg) fortzusetzen.
Bei älteren und empfindlichen Patienten ist
eine Anfangsdosis von 200 mg Carbamazepin (entsprechend 2-mal ½ Tablette
Carbamazepin AbZ 200 mg) ausreichend.
Schmerzzustände bei diabetischer
Neuropathie
Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt
600 mg Carbamazepin/Tag (entsprechend
3-mal 1 Tablette Carbamazepin AbZ
200 mg), in Ausnahmefällen bis zu 1200 mg
Carbamazepin/Tag (entsprechend 3-mal
täglich 2 Tabletten Carbamazepin AbZ
200 mg).
Nicht-epileptische Anfälle bei Multipler
Sklerose
Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt
400 – 800 mg Carbamazepin/Tag (entsprechend 2 – 4-mal 1 Tablette Carbamazepin
AbZ 200 mg).
Anfallsverhütung während der stationären
Alkoholentzugssyndrombehandlung
Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt
600 mg Carbamazepin/Tag (entsprechend
3-mal 1 Tablette Carbamazepin AbZ
200 mg).
In schweren Fällen kann die Dosis in den
ersten Tagen bis auf 1200 mg Carbamazepin/Tag (entsprechend 3-mal täglich 2 Tabletten Carbamazepin AbZ 200 mg) erhöht werden.
Die Kombination von Carbamazepin mit
sedativ-hypnotischen Mitteln wird nicht
empfohlen. Entsprechend den klinischen
Erfordernissen kann Carbamazepin jedoch
mit anderen in der Alkoholentzugsbehandlung eingesetzten Substanzen bei Bedarf
kombiniert werden.
Es sind regelmäßige Kontrollen des Carbamazepin-Spiegels vorzunehmen. Wegen der
zentralnervösen und vegetativen Nebenwirkungen wird eine sorgfältige klinische
Beobachtung empfohlen.
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Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten
Art und Dauer der Anwendung
Die Tabletten sind teilbar und werden während oder nach den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit (z. B. 1 Glas Wasser) eingenommen.
In manchen Fällen hat sich die Verteilung
der Tagesdosis auf 4 – 5 Einzelgaben als
besonders wirkungsvoll erwiesen. In diesen
Fällen sind nicht-retardierte Darreichungsformen von Carbamazepin retardierten Darreichungsformen vorzuziehen.
Die Anwendungsdauer richtet sich nach
der jeweiligen Indikation und der individuellen Reaktion des Patienten. In jedem Fall
darf das Arzneimittel durch den Patienten
nicht eigenmächtig abgesetzt werden.
Die Dauer der Anwendung ist individuell
verschieden und wird vom behandelnden
Arzt festgelegt.
Die antiepileptische Therapie ist grundsätzlich eine Langzeittherapie. Über die Einstellung, Behandlungsdauer und das Absetzen von Carbamazepin sollte im Einzelfall ein in der Epilepsiebehandlung erfahrener Facharzt entscheiden. Im Allgemeinen
ist eine Dosisreduktion und ein Absetzen
der Medikation frühestens nach 2 – 3-jähriger Anfallsfreiheit zu erwägen.
Das Absetzen muss in schrittweiser Dosisreduktion über 1 – 2 Jahre erfolgen; Kinder
können der Dosis pro kg Körpergewicht
entwachsen, anstelle altersgemäßer Dosisanpassung, wobei sich der EEG-Befund
nicht verschlechtern sollte.
Bei der Neuralgie-Behandlung hat es sich
bewährt, die Therapie mit einer für die
Schmerzfreiheit gerade noch ausreichenden
Erhaltungsdosis über einige Wochen durchzuführen. Durch vorsichtige Dosisreduktion
sollte festgestellt werden, ob es inzwischen
zu einer Spontanremission gekommen ist.
Beim Wiederauftreten von Schmerzattacken
ist mit der ursprünglichen Erhaltungsdosis
weiterzubehandeln.
Für die Behandlungsdauer der Schmerzzustände bei diabetischer Neuropathie und
der nicht-epileptischen Anfälle bei Multipler
Sklerose gilt das Gleiche.
Zur Anfallsverhütung bei der Alkoholentzugssyndrombehandlung sollte die Therapie mit
Carbamazepin unter ausschleichender Dosierung nach 7 – 10 Tagen beendet werden.
Kinder:
Bei Kindern unter 6 Jahren darf die Anwendung von Carbamazepin nur nach strenger
Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
4.3 Gegenanzeigen
Carbamazepin AbZ 200 mg darf nicht
angewendet werden bei:
– bekannter Überempfindlichkeit gegen
Carbamazepin oder strukturell verwandte
Medikamente (z. B. trizyklische Antidepressiva) oder gegen einen der sonstigen
Bestandteile
– Vorliegen einer Knochenmarkschädigung,
Knochenmarkdepression in der Vorgeschichte
– atrioventrikulärem Block
– hepatischer Porphyrie, auch in der Vorgeschichte (z. B. akute intermittierende
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Porphyrie, Porphyria variegata, Porphyria
cutanea tarda)
– gleichzeitiger Behandlung mit einem
Monoaminoxidase-Hemmer
– gleichzeitiger Behandlung mit Voriconazol, da es zum Therapieversagen dieses Medikamentes kommen kann.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Da Carbamazepin Absencen hervorrufen
bzw. bereits bestehende verstärken kann,
sollte Carbamazepin AbZ 200 mg bei
Patienten, die unter diesen Anfallsformen
leiden, nicht angewendet werden.
Carbamazepin darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechenden
Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden
bei:
– früheren oder bestehenden hämatologischen Erkrankungen, hämatologischen
Reaktionen auf andere Arzneimittel in der
Vorgeschichte
– gestörtem Natrium-Stoffwechsel
– schweren Herz-, Leber- und Nierenfunktionsstörungen (siehe Abschnitte 4.8
und 4.2)
– Patienten mit myotoner Dystrophie, da bei
dieser Patientengruppe häufig kardiale
Überleitungsstörungen auftreten
Über suizidale Gedanken und suizidales
Verhalten wurde bei Patienten, die mit Antiepileptika in verschiedenen Indikationen
behandelt wurden, berichtet. Eine Metaanalyse randomisierter, placebo-kontrollierter Studien mit Antiepileptika zeigte auch
ein leicht erhöhtes Risiko für das Auftreten
von Suizidgedanken und suizidalem Verhalten. Der Mechanismus für die Auslösung
dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt und
die verfügbaren Daten schließen die Möglichkeit eines erhöhten Risikos bei der Einnahme von Carbamazepin nicht aus.
Deshalb sollten Patienten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen
Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung in Erwägung gezogen
werden. Patienten (und deren Betreuern)
sollte geraten werden medizinische Hilfe
einzuholen, wenn Anzeichen für Suizidgedanken oder suizidales Verhalten auftreten.
Hautreaktionen
Fälle von lebensbedrohlichen Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und
Toxisch epidermaler Nekrolyse (TEN)) wurden in Zusammenhang mit der Anwendung
von Carbamazepin berichtet. Die Patienten
sollten über die Anzeichen und Symptome
dieser schweren Nebenwirkungen informiert
und engmaschig bezüglich des Auftretens
von Hautreaktionen überwacht werden.
Das Risiko für das Auftreten von SJS oder
TEN ist in den ersten Behandlungswochen
am höchsten. Wenn Anzeichen oder Symptome für ein SJS oder eine TEN auftreten
(z. B. ein progredienter Hautausschlag,
oft mit Blasenbildung oder begleitenden
Schleimhautläsionen), muss die Therapie
mit Carbamazepin beendet werden. Der
Verlauf von SJS und TEN wird maßgeblich
von der frühzeitigen Diagnosestellung und
dem sofortigen Absetzen aller verdächtigen
Arzneimittel bestimmt, d. h. frühzeitiges Absetzen verbessert die Prognose.
Nach Auftreten eines SJS oder einer TEN in
Zusammenhang mit der Anwendung von
Carbamazepin AbZ 200 mg darf der Patient/die Patientin nie wieder mit Carbamazepin behandelt werden.
Schwere und in einigen Fällen tödliche Hautreaktionen, wie toxische epidermaler Nekrolyse (TEN) und Stevens-Johnson-Syndrom
(SJS), treten bei schätzungsweise 1 – 6 von
10.000 neuen Anwendern in Ländern mit
hauptsächlich kaukasischer Bevölkerung
auf, aber in einigen asiatischen Ländern liegt
das Risiko den Schätzungen nach etwa
10-mal höher.
Es liegen vermehrt Hinweise darauf vor,
dass verschiedene HLA-Allele bei der Prädisposition von Patienten für immunvermittelte unerwünschte Reaktionen eine Rolle
spielen (siehe Abschnitt 4.2).
Allel HLA-A*3101 – Personen europäischer und japanischer Abstammung
Es liegen Daten vor, die darauf hinweisen,
dass das Allel HLA-A*3101 bei Personen
mit europäischer Abstammung sowie bei
Japanern mit einem erhöhten Risiko von
Carbamazepin-induzierten unerwünschten
Arzneimittelwirkungen der Haut assoziiert ist,
z. B. SJS, TEN, Arzneimittelexanthem mit
Eosinophilie und systemischen Symptomen
(DRESS-Syndrom) oder weniger schwerer
akuter generalisierter exanthematischer
Pustulose (AGEP) und makulopapulösem
Arzneimittelexanthem (siehe Abschnitt 4.8).
Die Häufigkeit des HLA-A*3101-Allels zeigt
starke Variationen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Das Allel
HLA-A*3101 hat eine Prävalenz von 2 % bis
5 % in der europäischen Bevölkerung und
von etwa 10 % bei der japanischen Bevölkerung.
Das Vorliegen des Allels HLA-A*3101 kann
das Risiko Carbamazepin-induzierter Hautreaktionen (in den meisten Fällen von geringerem Schweregrad) von 5,0 % bei der Allgemeinbevölkerung auf 26,0 % bei Patienten europäischer Abstammung steigern,
wohingegen das Fehlen dieses Allels das
Risiko von 5,0 % auf 3,8 % senken kann.
Es liegen keine ausreichenden Daten für die
Empfehlung einer Untersuchung auf das
Vorliegen des Allels HLA-A*3101 vor Beginn einer Behandlung mit Carbamazepin
vor.
Ist bei Patienten europäischer oder japanischer Herkunft bekannt, dass sie das Allel
HLA-A*3101 tragen, kann die Anwendung
von Carbamazepin in Erwägung gezogen
werden, wenn der voraussichtliche Nutzen
größer ist als das Risiko.
Allel HLA-B*1502 bei Han-Chinesen,
Thailändern und anderen asiatischen
Bevölkerungsgruppen
Es wurde nachgewiesen, dass das Vorhandensein des Allels HLA-B*1502 bei Personen, die von Han Chinesen oder Thailändern abstammen, stark mit dem Risiko des
Auftretens schwerer Hautreaktionen, und
zwar des Stevens-Johnson-Syndroms, verbunden ist. Die Prävalenz von Trägern des
HLA-B*1502-Allels beträgt bei Han-Chinesen und Thailändern etwa 10 %. Diese Personen sollten vor Beginn der Therapie mit
Carbamazepin genetisch auf dieses Allel hin
untersucht werden, wenn dies irgendwie
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Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten
möglich ist (siehe Abschnitt 4.2). Wenn der
Test positiv ausfällt, sollte die Behandlung
mit Carbamazepin nicht begonnen werden,
es sei denn, es steht keine Behandlungsalternative zur Verfügung. Getestete Personen, bei denen kein HLA-B*1502 gefunden
wurde, haben ein geringes Risiko für das
Auftreten des Stevens-Johnson-Syndroms;
dennoch können diese Reaktionen selten
auftreten.
Einige Daten weisen bei anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen auf ein erhöhtes Risiko von schweren Carbamazepinassoziierten TEN-/SJS-Fällen hin. Aufgrund
der Prävalenz dieses Allels bei anderen
asiatischen Bevölkerungsgruppen (z. B. über
15 % auf den Philippinen und in Malaysia)
kann erwogen werden, Patienten aus genetisch besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen auf das Vorhandensein des
Allels HLA-B*1502 zu testen.
Die Prävalenz des Allels HLA-B*1502 ist zu
vernachlässigen bei Personen europäischer
Abstammung, in getesteten afrikanischen
und lateinamerikanischen Bevölkerungsgruppen sowie bei Japanern und Koreanern (< 1 %).
Zwischen Carbamazepin und den folgenden Wirkstoffen können Kreuzallergien auftreten:
– Oxcarbazepin
– Phenytoin
– Phenobarbital
Beim Auftreten von Fieber, Halsschmerzen,
allergischen Hautreaktionen wie Hautausschlag mit Lymphknotenschwellungen und/
oder grippeähnlichen Krankheitsbeschwerden unter der Behandlung mit Carbamazepin sollte der Patient sofort den Arzt aufsuchen und das Blutbild bestimmt werden.
Bei schweren allergischen Reaktionen ist
Carbamazepin sofort abzusetzen.
Der Patient ist anzuweisen, beim Auftreten
von Symptomen einer Leberentzündung
wie Schlappheit, Appetitlosigkeit, Übelkeit,
Gelbfärbung der Haut, Vergrößerung der
Leber umgehend den Arzt aufzusuchen.
Bei Auftreten bestimmter Blutbildveränderungen (insbesondere Leukozytopenien und
Thrombozytopenien) kann das Absetzen
von Carbamazepin erforderlich sein; dies ist
immer der Fall, wenn gleichzeitig Beschwerden wie allergische Symptome, Fieber, Halsschmerzen oder Hautblutungen auftreten.
August 2014
Aufgrund der oben genannten möglichen
Nebenwirkungen sowie Überempfindlichkeitsreaktionen sind, insbesondere bei Langzeittherapie, regelmäßig Blutbild, Nierenund Leberfunktion und der CarbamazepinSpiegel sowie bei Kombinationstherapie die
Plasmakonzentrationen der anderen Antiepileptika zu kontrollieren, ggf. sind die
Tagesdosen zu reduzieren.
Es empfiehlt sich, Blutbild und Leberwerte
zunächst vor der Behandlung mit Carbamazepin, dann in wöchentlichen Abständen
im ersten Monat der Behandlung, danach
in monatlichen Abständen zu kontrollieren.
Nach 6-monatiger Behandlung reichen teilweise 2 – 4-malige Kontrollen im Jahr aus.
Bei Patienten mit Glaukom (Grüner Star)
soll der Augeninnendruck regelmäßig gemessen werden.
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Wird eine Umstellung der Therapie bei Patienten mit Epilepsie, die mit Carbamazepin
behandelt werden, erforderlich, darf die Umstellung nicht plötzlich erfolgen, sondern es
muss ausschleichend auf die Behandlung
mit einem anderen Antiepileptikum umgestellt werden.
Zu beachten ist, dass die auftretenden Nebenwirkungen von Carbamazepin bei der
Behandlung des Alkoholentzugssyndroms
den Entzugserscheinungen ähnlich sein bzw.
mit ihnen verwechselt werden können.
Aufgrund der Möglichkeit einer Photosensibilisierung sollten sich die Patienten während der Behandlung mit Carbamazepin
vor starker Sonnenbestrahlung schützen.
Hinweise zur Durchführung von Laboruntersuchungen
1. Kurzfristige Kontrollen (innerhalb 1 Woche) erforderlich bei
– Fieber, Infekt
– Hautausschlag
– allgemeinem Schwächegefühl
– Halsentzündung, Mundulzera
– rascher Ausbildung blauer Flecken
– Anstieg der Transaminasen
– Abfall der Leukozyten unter 3 000/mm3
bzw. der Granulozyten unter 1 500/mm3
– Abfall der Thrombozyten unter 125 000/
mm3
– Abfall der Retikulozyten unter 0,3 % =
20 000/mm3
– Anstieg des Serumeisen über 150 μg%
2. Absetzen von Carbamazepin erforderlich
bei
– petechialen oder Purpura-Blutungen
– Abfall der Erythrozyten unter 4 Mio/mm3
– Abfall des Hämatokrits unter 32 %
– Abfall des Hämoglobin unter 11 g/100 ml
– Abfall der Leukozyten unter 2 000/mm3
bzw. der Granulozyten unter 1 000/mm3
bzw. der Thrombozyten unter 80 000/
mm3
– symptomatischen Blutbildungsstörungen
4.5 Wechselwirkungen mit anderen
Arzneimitteln und sonstige
Wechselwirkungen
Mindestens 2 Wochen vor Beginn einer Behandlung mit Carbamazepin muss eine
Behandlung mit MAO-Hemmern beendet
worden sein.
Beeinflussung der Plasmakonzentration
anderer Arzneimittel durch Carbamazepin
Carbamazepin induziert das CytochromP450-System (überwiegend das Isoenzym
CYP3A4), so dass die Plasmakonzentration von Substanzen, die über das Cytochrom-P450-System abgebaut werden,
verringert werden kann und deren Dosis
ggf. den klinischen Erfordernissen anzupassen ist.
Dies gilt beispielsweise für:
– andere Antikonvulsiva (Clonazepam,
Ethosuximid, Felbamat, Primidon, Lamotrigin, Tiagabin, Topiramat, Valproinsäure)
– Benzodiazepine (Alprazolam, Clobazam)
– typische
Neuroleptika
(Haloperidol,
Bromperidol)
– atypische Neuroleptika (Clozapin, Olanzapin, Risperidon, Quetiapin)
– trizyklische Antidepressiva (z. B. Imipramin,
Amitryptilin, Nortryptilin, Clomipramin)
Tetrazykline (z. B. Doxycyclin)
– Antimykotika vom Azol-Typ (z. B. Voriconazol, Itraconazol, so dass es zum Therapieversagen der Antimykotika kommen
kann)
– Kortikosteroide (z. B. Prednisolon, Dexamethason)
– Ciclosporin, Tacrolimus
– blutgerinnungshemmende Arzneimittel
(wie Warfarin, Phenprocoumon, Dicoumarol)
– hormonale Kontrazeptiva
sowie Praziquantel, Caspofungin, Indinavir,
Fentanyl, Midazolam, Phenazon, Methylphenidat, Methadon, Theophyllin, Chinidin,
Digoxin, Propranolol, Felodipin, Flunarizin.
Bei Einnahme der „Pille“ können, zusätzlich
zur Wirkungsabschwächung der hormonalen Kontrazeptiva, plötzliche Zwischenblutungen auftreten. Deshalb sollte das orale
Kontrazeptivum mehr als 50 μg Ethinylestradiol enthalten oder es sollten andere,
nichthormonale Verhütungsmethoden empfohlen werden.
Die Plasmakonzentration von Phenytoin
kann durch Carbamazepin sowohl erhöht
als auch vermindert werden, wodurch in
Ausnahmefällen Verwirrtheitszustände bis
hin zum Koma auftreten können.
Carbamazepin kann den Plasmaspiegel von
Bupropion (Arzneimittel zur Behandlung
von Nikotinabhängigkeit) senken sowie den
des Metaboliten Hydroxybupropion erhöhen
und somit die klinische Wirksamkeit und
Sicherheit von Bupropion verringern.
Carbamazepin kann den Plasmaspiegel von
Trazodon (Antidepressivum) senken, scheint
jedoch den antidepressiven Effekt von Trazodon zu verstärken.
Carbamazepin kann möglicherweise die
Metabolisierung von Zotepin (Neuroleptikum)
beschleunigen.
Verminderte Plasmakonzentration von
Carbamazepin
Carbamazepin wird durch das CytochromP450-System (überwiegend durch das Isoenzym CYP3A4) metabolisiert. Die Carbamazepin-Plasmakonzentration kann daher
durch Induktoren des Cytochrom-P450Systems vermindert werden, z. B. durch:
– andere Antikonvulsiva (Phenobarbital,
Phenytoin, Primidon, Valproinsäure)
sowie Theophyllin, Rifampicin, Doxorubicin,
Cisplatin, Johanniskraut (Hypericum perforatum). Andererseits können die Plasmaspiegel des pharmakologisch wirksamen
Metaboliten Carbamazepin-10,11-epoxid
durch Valproinsäure, sowie Primidon erhöht
werden.
In einer Interaktionsstudie wurde die Plasmakonzentrationen von Carbamazepin und
Efavirenz bei gleichzeitiger Anwendung von
Carbamazepin und Efavirenz gesenkt. Die
Carbamazepin-Plasmaspiegel sollten daher
regelmäßig überwacht und unter Umständen eine andere antikonvulsive Therapie
erwogen werden.
Durch gleichzeitige Gabe von Felbamat
kann der Plasmaspiegel von Carbamazepin
vermindert und der von Carbamazepin-10,
11-epoxid erhöht werden, gleichzeitig kann
der Felbamat-Spiegel gesenkt werden.
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Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten
Aufgrund der wechselseitigen Beeinflussung, insbesondere bei gleichzeitiger Verabreichung mehrerer Antiepileptika, empfiehlt
es sich, die Plasmaspiegel zu kontrollieren
und die Dosierung von Carbamazepin ggf.
anzupassen.
Erhöhte Plasmakonzentration von
Carbamazepin
Carbamazepin wird durch das CytochromP450-System (überwiegend durch das Isoenzym CYP3A4) metabolisiert. Die Carbamazepin-Plasmakonzentration kann daher
durch Inhibitoren des Cytochrom-P450Systems erhöht werden, z. B. durch:
Makrolidantibiotika (z. B. Erythromycin, Troleandomycin, Josamycin, Clarithromycin),
Isoniazid, Calcium-Antagonisten (z. B. Verapamil, Diltiazem), Acetazolamid, Dextropropoxyphen/Propoxyphen, Viloxazin, Danazol,
Ritonavir, Antimykotika vom Azol-Typ (wie
z. B. Itraconazol, Ketoconazol, Fluconazol),
Nicotinamid (in hoher Dosierung bei Erwachsenen), Fluoxetin, Nefazodon, Terfenadin,
Loratadin, Cimetidin möglicherweise auch
Desipramin und Fluvoxamin.
Erhöhte Plasmaspiegel von Carbamazepin
(und/oder Carbamazepin-10,11-epoxid)
können zu den unter Nebenwirkungen
genannten Symptomen (z. B. Schwindel,
Müdigkeit, Gangunsicherheit, Doppeltsehen)
führen. Daher sollte die CarbamazepinPlasmakonzentration bei Auftreten solcher
Symptome überprüft und die Dosis nötigenfalls verringert werden.
Andere Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Anwendung von Carbamazepin und Neuroleptika oder Metoclopramid kann das Auftreten neurologischer Nebenwirkungen begünstigen. Bei Patienten,
die mit Neuroleptika behandelt werden, ist
darauf zu achten, dass Carbamazepin den
Plasmaspiegel dieser Arzneimittel reduzieren und dadurch eine Verschlechterung des
Krankheitsbildes verursachen kann. Eine
Dosisanpassung des jeweiligen Neuroleptikums kann erforderlich sein.
Es wird darauf hingewiesen, dass insbesondere die gleichzeitige Anwendung von
Lithium und Carbamazepin die neurotoxische Wirkung beider Wirkstoffe verstärken
kann. Daher ist eine sorgfältige Überwachung der Blutspiegel von beiden notwendig. Eine vorherige Behandlung mit Neuroleptika soll länger als 8 Wochen zurückliegen und auch nicht gleichzeitig erfolgen.
Auf folgende Anzeichen neurotoxischer
Symptome ist zu achten: unsicherer Gang,
Ataxie, horizontaler Nystagmus, gesteigerte
Muskeleigenreflexe, Muskelzucken (Muskelfaszikulationen).
In der Literatur gibt es Hinweise darauf,
dass die zusätzliche Einnahme von Carbamazepin bei vorbestehender NeuroleptikaTherapie das Risiko für das Auftreten eines
malignen neuroleptischen Syndroms oder
eines Stevens-Johnson-Syndroms erhöht.
Die Leberschädlichkeit von Isoniazid kann
durch Carbamazepin erhöht werden.
Die kombinierte Gabe von Carbamazepin
und einigen harntreibenden Arzneimitteln
(Hydrochlorothiazid, Furosemid) kann zu
einer symptomatischen Hyponatriämie führen.
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Die Wirksamkeit von Muskelrelaxanzien, wie
z. B. Pancuronium, kann durch Carbamazepin beeinträchtigt werden. Dadurch ist eine
raschere Aufhebung der neuromuskulären
Blockade möglich. Patienten, die mit Muskelrelaxanzien behandelt werden, sollten
diesbezüglich überwacht und die Dosierung
dieser Arzneimittel ggf. erhöht werden.
Bei gleichzeitiger Gabe von Isotretinoin
(Wirkstoff zur Aknebehandlung) und Carbamazepin sollten die Carbamazepin-Plasmaspiegel kontrolliert werden.
Die gleichzeitige Gabe von Carbamazepin
und Paracetamol kann die Bioverfügbarkeit
von Paracetamol vermindern.
Carbamazepin scheint die Elimination von
Schilddrüsenhormonen zu verstärken und
den Bedarf an diesen bei Patienten mit
Schilddrüsenunterfunktion zu erhöhen. Deshalb sind bei solchen Patienten, die eine
Substitutionstherapie erhalten, zu Beginn
und am Ende einer Therapie mit Carbamazepin die Schilddrüsenparameter zu bestimmen. Ggf. ist eine Dosisanpassung der
Schilddrüsenhormonpräparate vorzunehmen. Insbesondere die gleichzeitige Behandlung mit Carbamazepin und anderen
Antikonvulsiva (z. B. Phenobarbital) kann
die Schilddrüsenfunktion verändern.
Die gleichzeitige Gabe von Antidepressiva
vom Typ der Serotonin-WiederaufnahmeHemmer (z. B. Fluoxetin) kann zu einem
toxischen Serotonin-Syndrom führen.
Es wird empfohlen Carbamazepin nicht in
Kombination mit Nefazodon (depressionslösendes Arzneimittel) anzuwenden, da Carbamazepin zu einer deutlichen Reduktion
des Nefazodon-Plasmaspiegels bis hin zum
Wirkungsverlust führen kann. Darüber
hinaus wird bei gleichzeitiger Einnahme von
Nefazodon und Carbamazepin der Carbamazepin-Plasmaspiegel erhöht und der
seines aktiven Abbauproduktes Carbamazepin-10,11-epoxid erniedrigt.
Durch gleichzeitige Einnahme von Carbamazepin und Antiarrhythmika, cyclischen Antidepressiva oder Erythromycin erhöht sich
das Risiko für kardiale Überleitungsstörungen.
Über eine Erhöhung der CarbamazepinBioverfügbarkeit und -Plasmaspiegel durch
Genuss von Grapefruit-Saft wurde berichtet.
Carbamazepin kann, wie andere psychoaktive Stoffe, die Alkoholtoleranz der Patienten vermindern. Die Patienten sollten daher
während der Behandlung keinen Alkohol
trinken.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Carbamazepin darf während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger NutzenRisiko-Abwägung verordnet werden. Frauen im gebärfähigen Alter sollten unbedingt
auf die Notwendigkeit von Planung und
Überwachung einer Schwangerschaft hingewiesen werden. Carbamazepin sollte bei
gebärfähigen Frauen und besonders während der Schwangerschaft wenn möglich
als Monotherapie angewendet werden, da
sich das Risiko von Fehlbildungen bei einer
Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika erhöht.
Wenn unter einer Carbamazepin-Behandlung eine Schwangerschaft eintritt oder
wenn die Behandlung mit Carbamazepin in
der Schwangerschaft erforderlich ist, muss
die Notwendigkeit einer Anfallskontrolle
sorgfältig gegen das mögliche Risiko dieser
Therapie für das ungeborene Kind abgewogen werden. Während der für Fehlbildungen besonders anfälligen ersten 3 Monate
der Schwangerschaft und besonders zwischen dem 20. und 40. Tag nach der Befruchtung soll die niedrigste wirksame Dosis angewendet werden, da Fehlbildungen
wahrscheinlich durch hohe Plasmakonzentrationen hervorgerufen werden. Eine Kontrolle der Plasmaspiegel wird empfohlen. Sie
sollten im unteren Bereich des therapeutischen Bereiches (3 – 7 μg/ml) liegen. In keinem Fall sollte die Behandlung ohne ärztlichen Rat abgebrochen werden, da es bei
epileptischen Anfällen zur Schädigung des
Kindes kommen kann.
Erfahrungen mit der Anwendung von Carbamazepin im 1. Trimester liegen für über
500 Schwangerschaften vor. Wie auch für
andere Antikonvulsiva sind nach Carbamazepin-Exposition in utero verschiedene
Fehlbildungen beschrieben worden. Es treten vermehrt Kombinationen von Anomalien
(leichte kraniofaziale Dysmorphien, Fingernagelhypoplasien, Entwicklungsverzögerungen) auf. Aus epidemiologischen Studien
ergibt sich ein auf 1 % erhöhtes Risiko für
das Auftreten von Spina bifida, das damit
etwa 10fach höher ist als die Normalrate.
Es ist bisher ungeklärt, in welchem Maß die
Behandlung mit Carbamazepin für die Fehlbildungen verantwortlich ist, da auch ein
Zusammenhang mit der Grunderkrankung
oder genetischen Faktoren nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Die Patientinnen sollen über das erhöhte Risiko von
Fehlbildungen informiert und auf die Möglichkeit des pränatalen Screenings hingewiesen werden.
Folsäuremangel, hervorgerufen durch die
enzyminduzierende Wirkung von Carbamazepin, kann ein zusätzlicher Faktor für die
Entstehung von Fehlbildungen sein. Deshalb kann die Gabe von Folsäure vor und
während der Schwangerschaft sinnvoll sein.
Zur Vermeidung von Blutgerinnungsstörungen wird auch die prophylaktische Gabe
von Vitamin K1 in den letzten Wochen der
Schwangerschaft an die Mutter bzw. post
partum an das Neugeborene empfohlen.
In Zusammenhang mit der Einnahme von
Carbamazepin und anderen Antiepileptika
wurde über einige wenige Fälle von Krämpfen und/oder Atemdepression bei Neugeborenen berichtet, ebenso über einige Fälle
von Erbrechen, Diarrhoe und/oder verminderter Nahrungsaufnahme. Dies könnten
Anzeichen eines Entzugssyndroms beim
Neugeborenen sein.
Carbamazepin und sein wirksamer Metabolit treten in geringen Mengen in die Muttermilch über (Milch/Plasma-Konzentrationsverhältnisse von 0,24 – 0,69). Deshalb
darf Carbamazepin in der Stillzeit eingenommen werden. Der gestillte Säugling
sollte jedoch auf mögliche Substanzwirkungen hin beobachtet werden (verringerte
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Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten
Gewichtszunahme, Sedierung). Beim Auftreten solcher Substanzwirkungen sollte
abgestillt werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum
Bedienen von Maschinen
Durch das Auftreten zentralnervöser Nebenwirkungen, wie z. B. Schwindel, Benommenheit, Müdigkeit zu Beginn der Behandlung oder in höheren Dosen und/oder bei
gleichzeitiger Einnahme anderer, ebenfalls
am Zentralnervensystem angreifender Arzneimittel kann Carbamazepin auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen – unabhängig von der Auswirkung des zu behandelnden Grundleidens – soweit verändern, dass z. B. die
Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen
oder Arbeiten ohne sicheren Halt vermindert wird. Dies gilt in verstärktem Maße im
Zusammenwirken mit Alkohol.
4.8 Nebenwirkungen
Die beobachteten Nebenwirkungen traten
bei alleiniger Verabreichung von Carbamazepin (Monotherapie) seltener als bei
gleichzeitiger Gabe anderer Antiepileptika
(Kombinationstherapie) auf.
Ein Großteil der Nebenwirkungen kann
dosisabhängig, insbesondere bei Behandlungsbeginn auftreten und verschwindet
meist nach 8 – 14 Tagen von selbst oder
nach vorübergehender Dosisreduktion.
Daher sollte Carbamazepin möglichst einschleichend dosiert werden.
Bei der Auflistung der Nebenwirkungen
werden folgende Häufigkeiten zugrunde
gelegt:
sehr häufig ≥ 1/10
Mund-Gesichtsbereich wie Grimassieren,
verschraubte Bewegungen) auftreten.
Sehr selten: Akute allergische Allgemein-
Wie bei Einnahme anderer Arzneimittel gegen Anfallsleiden kann es auch unter Carbamazepin zu einer Anfallshäufung kommen; insbesondere Absencen (spezielle von
beiden Hirnhälften ausgehende Anfallsform) können verstärkt oder neu auftreten.
reaktionen, aseptische Hirnhautentzündung
mit Myoklonus, Eosinophilie, anaphylaktische Reaktionen, Angioödeme
Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen
Häufig tritt eine Hyponatriämie auf, die
gelegentlich zu Flüssigkeitsretention,
Ödem, Gewichtszunahme und verminderter Plasmaosmolalität und selten zu
Wasserintoxikation mit Erbrechen, Kopfschmerz, Verwirrung, Lethargie und anderen neurologischen Anomalien führt.
Unter der Therapie mit Carbamazepin können erhöhte Cholesterinspiegel (teilweise
einhergehend mit erhöhtem HDL-Cholesterin), erhöhte Triglyceridspiegel sowie eine
Erhöhung des freien Cortisols im Serum
auftreten.
Carbamazepin kann den Serum-Calciumspiegel durch beschleunigten Metabolismus
des 25-OH-Cholecalciferols senken. Dies
führte vereinzelt zu einer Osteomalazie.
Insbesondere bei einer Kombinationstherapie mit anderen Antikonvulsiva können
Schilddrüsenfunktionsparameter (T3, T4,
TSH, FT4) verändert sein.
Carbamazepin kann den Folsäurespiegel im
Serum senken, darüber hinaus gibt es Hinweise auf verminderte Vitamin-B12-Spiegel
und erhöhte Homocystein-Spiegel im Serum
unter Carbamazepin.
häufig
≥ 1/100 bis < 1/10
In 2 Fällen wurde eine akute intermittierende
Porphyrie ausgelöst.
gelegentlich
≥ 1/1.000 bis < 1/100
Psychiatrische Erkrankungen
selten
≥ 1/10.000 bis < 1/1.000
sehr selten < 1/10.000
nicht
bekannt
Häufigkeit auf Grundlage
der verfügbaren Daten
nicht abschätzbar
Erkrankungen des Blutes und des
Lymphsystems
Häufig bis sehr häufig: Blutbildveränderungen (Leukozytose, Eosinophilie oder
Leukopenie, Thrombozytopenie).
Nach Literaturangaben tritt davon am häufigsten eine gutartige Leukopenie, in etwa
10 % der Fälle vorübergehend, in 2 % persistierend, auf. Eine gutartige Leukopenie
tritt vor allem innerhalb der ersten 4 Therapiemonate auf.
August 2014
Vaskulitis, Lymphknotenschwellung, Gelenkschmerz, Leukopenie, Eosinophilie, Vergrößerung von Leber und Milz oder veränderte Leberfunktionswerte. Diese Erscheinungen können in verschiedenen Kombinationen auftreten und auch andere Organe
wie Lunge, Niere, Bauchspeicheldrüse,
Herzmuskel und Dickdarm betreffen.
Sehr selten: Stimmungsveränderungen wie
depressive oder manische Verstimmungen,
phobische Störungen, aggressives Verhalten, Denkerschwernis, Antriebsverarmung
sowie Halluzinationen (akustisch und visuell).
Unter der Behandlung von Carbamazepin
können latente Psychosen aktiviert werden.
Erkrankungen des Nervensystems
Sehr häufig: Somnolenz, Sedierung,
Schläfrigkeit, Schwindel, Ataxie (ataktische
und zerebellare Störungen).
Über Linsentrübung wurde berichtet. Bei
zwei Patienten wurde in Zusammenhang mit
einer Carbamazepin-Langzeittherapie über
Retinotoxizität berichtet, die nach Absetzen
des Carbamazepins rückläufig war.
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths
Sehr selten: Tinnitus, Hyper- und Hypoakusis, Änderung der Wahrnehmung von
Tonhöhen
Herzerkrankungen
Gelegentlich bis selten: Bradykardie,
Herzrhythmusstörungen, Verschlechterung
einer vorbestehenden koronaren Herzkrankheit, insbesondere bei älteren Patienten
oder Patienten mit bekannten Herzfunktionsstörungen
Gelegentlich: AV-Block
Sehr selten: Einzelfälle mit Synkopen,
Hypertonie, Hypotonie (besonders in hoher
Dosierung).
Gefäßerkrankungen
Es wurde über Thrombophlebitis und Thromboembolie berichtet.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums
Einzelfälle von Hypersensitivitätsreaktionen der Lunge mit Fieber, Dyspnoe und
Pneumonitis oder Pneumonie (Alveolitiden)
und Lungenfibrose wurden in der Literatur
beschrieben.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
Häufig: Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit,
Nausea, Vomitus.
Selten: Diarrhoe, Obstipation
Sehr selten: Bauchschmerzen, Stomatitis,
Gingivitis, Glossitis.
In der Literatur finden sich Hinweise, dass
Carbamazepin möglicherweise eine Pankreatitis verursachen kann.
Erkrankungen des Immunsystems
Darüber hinaus können bei älteren und
hirngeschädigten Patienten dyskinetische
Störungen wie orofaziale Dyskinesien, Choreoathetose (unwillkürliche Bewegungen im
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Sehr selten: Konjunktividen
Patienten Verwirrtheit und Unruhe (Agitation), unwillkürliche Bewegungen, wie z. B.
Asterixis oder Ticks, Störungen der Okulomotorik einhergehend mit Nystagmus und/
oder Doppelbildern sowie Akkommodationsstörungen.
Sehr selten: Sprechstörungen, Missemp-
systeme betreffende Überempfindlichkeitsreaktionen mit Fieber, Hautausschlag,
Augenerkrankungen
Gelegentlich: Kopfschmerzen, bei älteren
Sehr selten: Zum Teil lebensbedrohende
Blutzellschäden wie Agranulozytose, aplastische Anämie, andere Anämieformen (hämolytisch, megaloblastisch), Retikulozytose,
Lymphadenopathie, Milzvergrößerung.
Gelegentlich: Verzögerte, mehrere Organ-
Es gibt Hinweise darauf, dass Carbamazepin
zu einer Verschlechterung der Symptome
einer Multiplen Sklerose führen kann.
Es wurden Fälle von aseptischer Meningitis
unter Carbamazepintherapie berichtet.
findungen, Muskelschwäche, Polyneuropathie, periphere Neuritis sowie Lähmungserscheinungen der Beine (Paresen), Geschmacksstörungen.
Leber und Gallenerkrankungen
Häufig: Veränderungen von Leberfunktionswerten
Selten: Ikterus, lebensbedrohliche akute
Hepatitis mit Leberversagen auf allergischer Basis – insbesondere innerhalb der
ersten Therapiemonate (s. a. „Erkrankungen
des Immunsystems“)
Sehr selten: Verschiedene Formen von
Hepatitis (cholestatisch, hepatozellulär, granulomatös, gemischt)
5
Fachinformation
Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes
Häufig bis sehr häufig: Allergische Hautreaktionen mit und ohne Fieber, wie z. B.
Urtikaria oder Pruritus
Sehr selten: Exfoliative Dermatitis, Erythrodermie, Lyell-Syndrom, Photosensibilität,
Erythema exsudativum multiforme et nodosum, Steven-Johnson-Syndrom, Purpura,
Lupus erythematodes disseminatus
Sehr selten bis gelegentlich: Alopezie,
vermehrtes Schwitzen, Veränderung der
Hautpigmentierung, Akne, Hirsutismus, Vaskulitis
Es gibt zunehmend Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Genmarkern und
dem Auftreten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen der Haut wie SJS, TEN,
DRESS, AGEP und makulopapulösem Ausschlag. Bei japanischen und europäischen
Patienten wurde berichtet, dass eine Assoziation zwischen diesen Reaktionen und der
Anwendung von Carbamazepin bei gleichzeitigem Vorliegen des Allels HLA-A*3101
besteht. Bei einem weiteren Marker, dem
Allel HLA-B*1502, konnte gezeigt werden,
dass ein starker Zusammenhang mit dem
Auftreten von SJS und TEN bei Han-Chinesen, Thailändern und einigen anderen asiatischen Bevölkerungsgruppen besteht (siehe Abschnitt 4.2 und 4.4 für weitere Informationen).
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen
Sehr selten: Arthralgien, Myalgien, Muskelkrämpfe. Nach Absetzen von Carbamazepin verschwanden diese Erscheinungen.
Es gibt Fallberichte über die Abnahme der
Knochendichte unter dem Bild der Osteoporose bis hin zu pathologischen Frakturen
bei Patienten, die Carbamazepin über eine
lange Zeit angewendet haben. Der Mechanismus, über den Carbamazepin den Knochen-Metabolismus beeinflusst, ist nicht
bekannt.
Erkrankungen der Nieren und Harnwege
Gelegentlich: Nierenfunktionsstörungen,
die zum Teil auf den antidiuretischen Effekt
von Carbamazepin zurückzuführen sind, wie
z. B. Proteinurie, Hämaturie, Oligurie, sowie
andere Symptome einer Nierenerkrankung
Sehr selten: Interstitielle Nephritis oder
Nierenversagen, Dysurie, Pollakisurie, Harnretention
Erkrankungen der Geschlechtsorgane und
der Brustdrüse
Sehr selten: Gynäkomastie, Galaktorrhoe,
sexuelle Funktionsstörungen, wie z. B. Impotenz, verminderte Libido, verminderte männliche Fertilität und/oder abnorme Spermiogenese.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer
Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige
von Gesundheitsberufen sind aufgefordert,
jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medi6
zinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, KurtGeorg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn,
Website: www.bfarm.de anzuzeigen.
Forcierte Diurese sowie Hämo- und Peritonealdialyse sind wegen der hohen Proteinbindung von Carbamazepin wenig
erfolgversprechend.
4.9 Überdosierung
Bei jeder Beurteilung einer Intoxikation muss
auch an die Möglichkeit einer evtl. vorliegenden Mehrfachintoxikation durch mögliche Einnahme mehrerer Arzneimittel, beispielsweise in suizidaler Absicht, gedacht
werden.
Carbamazepin-Intoxikationen treten meist
bei sehr hohen Dosen (4 – 20 g) auf, wobei
die Plasmaspiegel immer über 20 μg/ml
liegen. Akzidentelle oder suizidale Einnahmen mit Plasmakonzentrationen von
38 μg/ml wurden überlebt.
In der Literatur wurde über Intoxikationen
(nach Einnahme von Carbamazepin in suizidaler Absicht oder akzidenteller Einnahme)
mit zum Teil letalem Ausgang berichtet.
a) Symptome einer Überdosierung
Bei einer Überdosierung mit Carbamazepin können die unter Nebenwirkungen
genannten Symptome verstärkt in Erscheinung treten:
Schwindel, Ataxie, Benommenheit, Stupor, Nausea, Vomitus, Unruhe, Verwirrtheit, unwillkürliche Bewegungen, Mydriasis, Nystagmus, Flushing, Harnretention,
Zyanose, Opisthotonus, Reflexanomalien (abgeschwächte oder gesteigerte
Reflexe).
Zusätzlich können noch folgende Symptome auftreten:
Tremor, Erregung, tonisch-klonische Konvulsionen, sowie respiratorische und kardiovaskuläre Störungen mit meist hypotonen Blutdruckwerten (evtl. auch Hypertonus), Tachykardie und AV-Block, Bewusstseinsstörungen bis hin zum Atemund Herzstillstand.
EEG-Dysrhythmien und EKG-Veränderungen (Arrhythmien, Überleitungsstörungen)
können vorkommen. In Einzelfällen wurden veränderte Laborparameter gemessen:
Leukozytose, Leukopenie, Neutropenie,
Glykosurie, Azetonurie.
b) Therapie einer Überdosierung
Ein spezifisches Antidot bei Intoxikation
mit Carbamazepin gibt es bislang nicht.
Die Behandlung erfolgt daher symptomatisch: Möglichst schnelle Entfernung
der Noxe (Auslösung von Erbrechen,
Magenspülungen) sowie Verminderung
der Resorption (Verabreichen von z. B.
Aktivkohle oder eines Laxans).
Die Vitalfunktionen müssen unter klinischen Bedingungen gesichert werden:
Die Plasmakonzentration und Herzfunktion ist zu überprüfen, ggf. sind Korrekturen der Elektrolytverschiebungen notwendig.
Bei Krampfanfällen können geeignete
Antikonvulsiva verabreicht werden. Der
Einsatz von Barbituraten wird in der Literatur wegen der Induzierung einer respiratorischen Depression, besonders bei
Kindern, nicht empfohlen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:
Antiepileptikum
ATC-Code: N03A F01
Carbamazepin ist ein Dibenzoazepin-Derivat. Pharmakologisch hat es Gemeinsamkeiten mit Phenytoin.
Der Wirkungsmechanismus ist bislang nicht
geklärt. Ähnlich wie Phenytoin hemmt Carbamazepin die synaptische Übertragung
und reduziert dadurch die Fortleitung von
konvulsiven Entladungen. In höheren Konzentrationen verursacht Carbamazepin eine
Herabsetzung der posttetanischen Potenzierung.
Die Schmerzlinderung bei der TrigeminusNeuralgie kommt wahrscheinlich durch eine
Hemmung der synaptischen Reizübertragung im spinalen Trigeminuskern zustande.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption, Plasmakonzentrationen
Carbamazepin wird (abhängig von der Darreichungsform) nach oraler Verabreichung
relativ langsam und fast vollständig resorbiert.
Die Resorptionshalbwertszeit liegt durchschnittlich bei 8,5 h und zeigt große intraund interindividuelle Unterschiede (ca.
1,72 – 12 Stunden).
Die maximalen Plasmakonzentrationen
werden nach einmaliger Gabe (je nach Darreichungsform) bei Erwachsenen nach
4 – 16 Stunden (ganz selten bis 35 h), bei
Kindern etwa 4 – 6 h erreicht. Die Plasmaspiegel hängen nicht linear von der Dosis
ab und zeigen im höheren Dosisbereich
einen flachen Kurvenverlauf.
Maximale Plasmakonzentrationen werden
bei Verabreichung der Suspension schneller erreicht als bei Gabe von Tabletten oder
Retardtabletten.
Die Plasmaspiegel sind nach Gabe von Retardtabletten niedriger als bei nicht-retardierten Tabletten.
Der Steady state wird nach 2 – 8 Tagen erreicht. Es besteht keine enge Korrelation
zwischen der Dosis von Carbamazepin und
der Plasmakonzentration im Steady state.
Im Steady state sind die Fluktuationen
im Plasmaspiegel von Carbamazepin und
seines Metaboliten Carbamazepin-10,11epoxid beim Dosierungsintervall von 8 bzw.
12 Stunden nur gering.
In Literaturberichten wird hinsichtlich therapeutischer und toxischer Plasmakonzentrationen darauf hingewiesen, dass die Anfallsfreiheit bei Plasmaspiegeln von 4 – 12 μg/ml
erzielt werden kann. Eine Überschreitung
des Plasmaspiegels von 20 μg/ml führte
zur Verschlechterung des Krankheitsbildes.
Bei Plasmakonzentrationen von 5 – 18 μg/
ml wird eine Schmerzlinderung bei Trigeminusneuralgie erreicht.
001423-7647
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Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten
Die Schwellenkonzentration für das Auftreten von Nebenwirkungen liegt bei ca.
8 – 9 μg/ml.
Plasmaproteinbindung, Verteilung
Das Verteilungsvolumen beim Menschen
wird mit Werten zwischen 0,8 – 1,9 l/kg angegeben.
Die Plasmaproteinbindung von Carbamazepin liegt zwischen 70 und 80 %. Der
Anteil an ungebundenem Carbamazepin ist
bei einer Konzentration bis 50 μg/ml konstant. Der pharmakologisch aktive Metabolit Carbamazepin-10,11-epoxid wird zu
48 – 53 % (etwa 0,74 l/kg) an das Plasmaprotein gebunden.
Mit pharmakokinetischen Interaktionen ist
zu rechnen, siehe Abschnitt 4.5.
Die Carbamazepin-Konzentration im Liquor
beträgt 33 % der jeweiligen Plasmakonzentration.
Die Carbamazepin-Konzentration im Speichel entspricht der Konzentration freier
Muttersubstanz und steht in guter Korrelation zum Plasmaspiegel (etwa 20 – 30 %).
Sie lässt sich durch den Multiplikator 4 zur
Plasmaspiegelschätzung im Rahmen der
Therapie verwenden.
Carbamazepin durchdringt die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über
(Konzentration etwa 58 % derjenigen im
Plasma). Beim gestillten Säugling kann dies
zu Konzentrationen im Plasma führen, die
denen der Muttermilch entsprechen.
Metabolismus
Carbamazepin wird in der Leber oxidiert,
desaminiert, hydroxiliert und anschließend
mit Glucuronsäure verestert.
Bislang wurden 7 Metabolite von Carbamazepin im Urin des Menschen identifiziert.
Davon hat der pharmakologisch nicht aktive
Metabolit trans-10,11-Dihydroxy-10,11-dihydrocarbamazepin den größten Mengenanteil. Der Metabolit Carbamazepin-10,11epoxid wird zu etwa 0,1 – 2 % gefunden; er
besitzt antikonvulsive Wirkungen.
Ausscheidung, Plasmaclearance, Plasmahalbwertszeit
Nach Einzelgaben wird Carbamazepin mit
einer Halbwertszeit von ca. 36 Stunden (Bereich: 18 – 65 h) aus dem Plasma eliminiert.
Bei Dauertherapie sinkt die Halbwertszeit
infolge Enzyminduktion um etwa 50 %
(10 – 20 h). Die Halbwertszeiten sind in
Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika kürzer (durchschnittlich 6 – 10 h) als
bei Monotherapie (11 – 13 h); bei Kindern
kürzer als bei Erwachsenen, bei Neugeborenen sind sie länger als bei Säuglingen.
August 2014
Die Plasma-Clearance beträgt bei Gesunden etwa 19,8 ± 2,7 ml/h/kg, bei Patienten
in Monotherapie etwa 54,6 ± 6,7 ml/h/kg,
bei Patienten in Kombinationstherapie etwa
113,3 ± 33,4 ml/h/kg.
Nach einmaliger oraler Applikation werden
etwa 72 % der Dosis in Form von Metaboliten über die Nieren ausgeschieden. Der
Rest von etwa 28 % wird über die Faeces
ausgeschieden, dabei teilweise in unveränderter Form. Nur 2 – 3 % der im Urin ausgeschiedenen Substanzmenge liegt als unverändertes Carbamazepin vor.
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5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
In-vitro-Untersuchungen und Studien am
Tier ergaben keine Hinweise auf ein relevantes mutagenes Potential von Carbamazepin.
In einer Kanzerogenitätsstudie über 2 Jahre
an Ratten mit Carbamazepin wurden erhöhte Inzidenzen von hepatozellulären Tumoren bei weiblichen Tieren sowie benigne
Testestumoren bei männlichen Tieren beobachtet. Es liegen jedoch keine Hinweise
vor, dass diese Beobachtungen für die
therapeutische Anwendung am Menschen
von Bedeutung sind.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Mikrokristalline Cellulose, Gelatine, Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat
(Ph. Eur.).
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen
für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Blister (PVC/Aluminium)
Packung mit 50 Tabletten
Packung mit 100 Tabletten
Packung mit 200 Tabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen
für die Beseitigung und sonstige
Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
AbZ-Pharma GmbH
Graf-Arco-Str. 3
89079 Ulm
8. ZULASSUNGSNUMMER
11630.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER
ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG
DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung:
7. Oktober 1993
Datum der Verlängerung der Zulassung:
18. September 2007
10. STAND DER INFORMATION
August 2014
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
Zentrale Anforderung an:
Rote Liste Service GmbH
Fachinfo-Service
Mainzer Landstraße 55
60329 Frankfurt
7
Zusätzliche Angaben der Firma AbZ Pharma
zur Bioverfügbarkeit von Carbamazepin AbZ 200 mg Tabletten
Für Carbamazepin AbZ 200 mg wurde im
Jahr 1990 eine Bioverfügbarkeitsstudie an
20 Probanden im Vergleich zu einem Referenzpräparat durchgeführt. Die Studie brachte folgende Ergebnisse:
Pharmakokinetische Parameter von Carbamazepin nach Einmalgabe von 2 Tabletten Carbamazepin AbZ 200 mg bzw. Referenzpräparat:
Carbamazepin AbZ
200 mg
Referenzpräparat
(MW±SD)
(MW±SD)
Cmax [μg/ml]
3,85±0,56
3,88±0,63
tmax [h]
9,00±4,39
10,10±5,64
268,18
± 69,75
270,71
± 80,68
AUC0 – ∞
[h×μg/ml]
Cmax maximale Plasmakonzentration
tmax Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration
AUC Fläche unter der Konzentrations-ZeitKurve
MW Mittelwert
SD Standardabweichung
Siehe Abbildung 1
Pharmakokinetische Parameter von Carbamazepin-10,11-epoxid nach Einmalgabe
von 2 Tabletten Carbamazepin AbZ
200 mg bzw. Referenzpräparat:
Cmax [μg/ml]
Carbamazepin AbZ
200 mg
Referenzpräparat
(MW±SD)
(MW±SD)
0,21±0,04
0,20±0,04
tmax [h]
27,30±11,26 30,10±12,57
AUC0 – ∞
[h×μg/ml]
16,48±2,75
Abb 1: Arithmetische Mittelwerte und Standardabweichungen der Plasmakonzentration Carbamazepin nach Einmalgabe von 2 Tabletten Carbamazepin AbZ 200 mg bzw. Referenzpräparat.
16,89±2,48
Cmax maximale Plasmakonzentration
tmax Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration
AUC Fläche unter der Konzentrations-ZeitKurve
MW arithmetischer Mittelwert
SD Standardabweichung
Siehe Abbildung 2
Bioverfügbarkeit/Bioäquivalenzentscheid
Die mittlere relative Bioverfügbarkeit von
Carbamazepin AbZ 200 mg im Vergleich
zum Referenzpräparat beträgt:
Carbamazepin:
99,07 % (berechnet aus den arithmetischen
Mittelwerten)
Carbamazepin-10,11-epoxid:
97,57 % (berechnet aus den arithmetischen
Mittelwerten)
Die statistische Bewertung der pharmakokinetischen Zielgröße AUC, Cmax und tmax
dieser Studie beweist Bioäquivalenz zum
Referenzpräparat.
8
Abb 2: Arithmetische Mittelwerte und Standardabweichungen der Plasmakonzentration von Carbamazepin-10,11-epoxid nach Einmalgabe von 2 Tabletten Carbamazepin AbZ 200 mg bzw.
Referenzpräparat.
001423-7647
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