Mechanismen der Energienutzung in lebenden Organismen

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Mechanismen der Energienutzung in lebenden
Organismen
Studienarbeit im Fach Biotechnologie
von
Sascha S C H M I D T
Fachbereich Maschinenbau / Umwelttechnik
Studiengang Umwelttechnik
Prüfer:
Prof. Dr. Peter Urban
Amberg, den 30.12.06
Mechanismen der Energienutzung in lebenden Organismen
Sascha Schmidt
Fachbereich Maschinenbau / Umwelttechnik
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung................................................................................................................3
2. Grundlagen der Bioenergetik................................................................................4
2.1. Thermodynamische Grundlagen....................................................................4
2.2. Energie in lebenden Organismen...................................................................5
2.3. Transportprozesse..........................................................................................7
2.4. Regulationsmechanismen..............................................................................9
2.4.1. Regulation der Aktivität bereits vorhandener Enzyme......................................9
2.4.2. Regulation der Enzym-Bildung.......................................................................10
3. Energiegewinnung...............................................................................................11
3.1. Glykolyse......................................................................................................11
3.1.1. Phase I – der energieverbrauchende Teil.......................................................11
3.1.2. Phase II – Energiegewinnung.........................................................................13
3.1.3. Gesamtbilanz der Glykolyse...........................................................................15
3.2. Reduktionsäquivalente.................................................................................15
3.3. Aerobe Bedingungen....................................................................................15
3.3.1. Pyruvatoxidation und Tricarbonsäurezyklus...................................................16
3.3.2. Anaplerotische Sequenzen.............................................................................18
3.6.1. Bilanz der vollständigen Oxidation von Glucose.............................................18
3.6.2. Atmungskette..................................................................................................18
3.6.3. Chemiosmotische ATP-Regenerierung..........................................................20
3.4. Anaerobe Bedingungen................................................................................21
3.4.1. Gärung allgemein............................................................................................21
3.4.2. Milchsäuregärung............................................................................................22
3.4.3. Alkoholische Gärung.......................................................................................23
3.5. Alternativen zur Glykolyse............................................................................23
3.6. Anaerobe Atmung.........................................................................................24
3.6.4. Reduktion von Nitrat – Denitrifikation..............................................................25
3.6.5. Reduktion von Sulfat.......................................................................................26
3.6.6. Reduktion von Metall-Ionen............................................................................26
3.6.7. Carbonatatmung – Methanogenese...............................................................27
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3.7. Lithotrophie...................................................................................................28
3.8. Phototrophie.................................................................................................29
4. Zusammenfassung..............................................................................................33
5. Literaturangaben..................................................................................................34
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Adenosin-Tri-Phosphat........................................................................................5
Abbildung 2: Transportmechanismen im Überblick..................................................................8
Abbildung 3: Glykolyse ([9])....................................................................................................14
Abbildung 4: Redoxpotentiale (Quelle: [10] S. 125)................................................................15
Abbildung 5: Citrat-Zyklus (Quelle: [5] S. 324)........................................................................16
Abbildung 6: Schematische Darstellung der Atmungskette (Quelle: [11])..............................19
Abbildung 7: Die wichtigsten Wege der Vergärung von Glucose (Quelle: [1], Seite 166)......22
Abbildung 8: Entner-Doudoroff-Weg (Quelle: [12]).................................................................24
Abbildung 9: Denitrifikation (Quelle: [10], Seite 634)..............................................................25
Abbildung 10: Methanogenese mit H2 als Elektronendonator (Quelle: [10] Seite 641)..........27
Abbildung 11: Chlorophyll a und Bacteriochlorophyll a (Quelle: [10] Seite 606)....................29
Abbildung 12: Elektronentransport bei der Photosynthese (Quelle: [10], Seite 616)..............31
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1. Einleitung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick darüber zu geben, wie lebende
Organismen Energie nutzen können und besonders, welche Formen von Energie sich
Lebewesen wie nutzbar machen können. Betrachtet wird in dieser Arbeit die Zellebene,
da diese universal übertragbar ist, auch auf Lebewesen mit vielen Zellen, wie Hunde,
Bäume oder Menschen.
Zunächst wird in einem Grundlagenkapitel auf grundlegende Themen eingegangen.
Diese Themen sind thermodynamische Grundlagen, die man zum Verständnis der
Bioenergetik braucht, Energie in lebenden Organismen allgemein, das für Energiegewinnung sehr wichtige Thema der Transportprozesse sowie Regulationsmechanismen,
mit denen die Organismen den Stoffwechsel regulieren.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird auf die verschiedenen Arten der Energiegewinnung
eingegangen, angefangen bei chemoorganothropher Lebensweise über die lithotrophe
Lebensweise bis zum Mechanismus der Phototrophie.
Im Rahmen dieser Arbeit ist es nicht möglich auf alle Details des Energiestoffwechsel in
lebenden Organismen einzugehen. Sie stellt daher eine willkürliche Auswahl der aus
Sicht des Autors wichtigsten Themen dar.
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2. Grundlagen der Bioenergetik
2.1.Thermodynamische Grundlagen
Um über Energie in lebenden Organismen reden zu können, bedarf es zunächst der Klärung des Begriffs Energie an sich sowie der damit zusammenhängenden thermodynamischen Grundlagen. Diese Grundlagen sind entscheidend um sagen zu können, welche Reaktionen überhaupt ablaufen und zur Energiegewinnung genutzt werden können.
Der erste Hauptsatz der Thermodynamik oder auch Energieerhaltungssatz besagt, dass
die Energie in einem geschlossenen System immer konstant bleibt. Daraus folgt, dass
von Energiegewinnung auch bei lebenden Zellen keinesfalls die Rede sein kann. Es
handelt sich immer nur um Umwandlungen von einer Energieart in eine andere, sogenannte Energiewandlungen. Wenn im Folgenden also von Energiegewinnung die Rede
ist, ist das immer in diesem Sinne gemeint.
Aus dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik wird gefolgert, dass im Universum als
ganzem die Unordnung ständig zunimmt, thermodynamisch als Entropiezunahme bezeichnet. Energie, die in Form von kinetischer, potentieller, chemischer oder Lichtenergie vorliegt, wird im Universum ständig in Wärme umgewandelt und damit entwertet.
Um Ordnung zu schaffen – und das ist es ja, was lebende Organismen tun, indem sie
Stoffe zielgerichtet transportieren (siehe Transportprozesse) oder aufbauen – muss
Energie aufgewandt werden. Dadurch wirkt das Leben hier bremsend, da die Energie,
die in Form von Sonnenlicht auf unseren Planeten einstrahlt nicht sofort in Wärme umgewandelt wird, sondern über biologische Umwege – „Ordnung schaffen“, also chemische Verbindungen aufbauen, kinetisch, akustisch oder auf sonstige Art und Weise
Energie nutzen – erst schrittweise entwertet wird.
Für bioenergetische Prozesse von großer Bedeutung ist auch die sogenannte Gibbs'sche Energie G bzw. genau genommen die Differenz zwischen zwei freien Energien ΔG,
anhand derer eine Aussage darüber getroffen werden kann, ob eine Reaktion freiwillig
abläuft. Wenn im Folgenden von freier Energie oder freier Enthalpie gesprochen wird, so
ist die Gibbs'sche Energie gemeint.
Wenn ΔG < 0 ist, dann handelt es sich um eine exergone Reaktion. Sie kann unter den
gegebenen Bedingungen spontan ablaufen. Ist ΔG=0, so handelt es sich um eine reversible Reaktion. Wenn ΔG>0 ist, dann handelt es sich um eine endergone Reaktion. Es
muss Energie aufgewandt werden, damit die Reaktion abläuft.
Tabelliert findet man häufig Bildungsenthalpien von Stoffen. Mit Hilfe dieser Bildungsenthalpien lässt sich die freie Energie einer Reaktion berechnen, indem man die Summe
der Bildungsenthalpien der Edukte von der Summe der Bildungsenthalpien der Produkte
substrahiert. Sind statt der Bildungsenthalpien die Redoxpotentiale der Reaktanden
gegeben, so kann ΔG aus der Differenz der Redoxpotentiale der beteiligten Redoxpaare
berechnet werden nach
 G=−n⋅F⋅ E . Das Ergebnis ist in kJ/mol. F ist die Fa-
raday-Konstante und n ist die Zahl der übertragenen Elektronen.
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2.2.Energie in lebenden Organismen
Energie existiert in vielfältiger Form. Ebenso vielfältig kommt Energie auch in der Biologie, in lebenden Organismen, vor. Als Grundlage zum Leben können sich lebende Organismen allerdings nur wenige Arten von Energie nutzbar machen, genaugenommen nur
chemische Energie (in chemischen Verbindungen gespeicherte Energie) und Lichtenergie. Zwar kann auch aus elektrischen und chemischen Gradienten Energie gewonnen werden, jedoch nur eine kurze Zeit lang, nämlich so lang, bis der Gradient ausgeglichen ist. Deshalb können diese Formen zwar zum Speichern von Energie
verwendet werden, reichen aber nicht aus, um auf Dauer davon zu leben. Kinetische,
akustische und Wärmeenergie schließlich sind nur Produkte und können nicht zur
Energiegewinnung genutzt werden, selbst wenn sie Voraussetzung für das Leben sind,
wie Wärmeenergie bei hyperthermophilen Archaeen.
Alle Energiegewinnung in der Biologie dient ausschließlich dem Wachstum; niemals wird
Energie um der Energiegewinnung Willen gewonnen. Das macht dann auch verständlich, warum im Metabolismus (Stoffwechsel) Katabolismus (Energiestoffwechsel) und
Anabolismus (Synthese von Biomasse) teilweise so verzahnt sind. Trotzdem wird im
Folgenden wenn möglich nur auf den Energiestoffwechsel eingegangen.
In lebenden Organismen gibt es eine Art allgemeingültige „Energiewährung“, eine Verbindung, die immer dann abgebaut wird, wenn Energie gebraucht wird und immer dann
aufgebaut wird, wenn zu wenig Energie vorhanden ist. Die Rede ist von Adenosin-TriPhosphat (ATP).
Abbildung 1: Adenosin-Tri-Phosphat
Dabei handelt es sich um dreifach phosphoryliertes Adenosin. Die drei Phosphatreste
sind über Phosphoanhydrid-Bindungen (sehr energiereiche chemische Bindungen) miteinander verbunden. Werden diese Bindungen hydrolytisch gelöst, so entsteht zunächst
Adenosin-Di-Phosphat (ADP) und dann Adenosin-Mono-Phosphat (AMP). Die theoretische Reaktion
ATP H 2 O  ADPP i
'
 G 0≈−32
5
kJ
mol
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(ΔG'0 steht für Standardbedingungen) läuft so in der Zelle allerdings nicht ab. An die Hydrolyse wird immer ein endergoner Prozess gekoppelt, sonst wäre die Energie ja verloren. Es wird in der Regel ein Phosphatrest, manchmal auch zwei Reste abgespalten und
auf einen anderen Stoff übertragen, der dadurch energetisch geladen (aktiviert) ist und
reagieren kann.
ATP ist allerdings nicht als wirklicher Speicherstoff geeignet sondern darauf ausgelegt,
Energie da zur Verfügung zu stellen, wo sie gebraucht wird. Ein Mensch regeneriert pro
Tag in etwa sein Körpergewicht an ATP. Steht überschüssige Energie zur Verfügung,
die kurzfristig nicht gebraucht wird, so nutzt der Organismus diese Energie, um
Organische Verbindungen zu synthetisieren, die bei Bedarf wieder zur Energiegewinnung genutzt werden können.
Die Funktionsweise von ATP ist recht einfach. Wenn zum Beispiel die endergone Reaktion A  B ablaufen soll, so wird zunächst ein Phosphor von ATP abgespalten
und auf A übertragen – es entsteht A-P i , eine Verbindung, die energiereicher als A ist.
Dadurch kann es sein, dass die Reaktion
A−Pi  BP i jetzt freiwillig abläuft. Die
freiwerdende Energie der ATP-Hydrolyse kompensiert die für das Ablaufen der Reaktion
A  B notwendige Energie. Eventuelle überschüssige Energie wird als Wärme frei.
Aufgabe des Katabolismus ist es nun, ATP aus ADP bzw. AMP zu regenerieren. Dazu
gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder, die Phosphorylierung wird an einen Ionentransport über eine Membran gekoppelt (Elektronentransportphosphorylierung, siehe
Transportprozesse, Atmungskette) oder an chemische Reaktionen. Der zweite Prozess
wird als Substrat-Phosphorylierung bezeichnet und wird im Abschnitt über Glykolyse
ausführlicher behandelt.
Diese Prozesse laufen relativ langsam ab. In Zellen, die kurzfristig viel Energie in kurzer
Zeit brauchen, kann es daher zu Energieengpässen kommen. Daher halten z.B. die
Muskelzellen von Säugetieren einen gewissen Vorrat an Kreatinphosphat bereit.
Kreatinphosphat hat ein hohes Gruppenübertragungspotential und kann daher bei Bedarf im Rahmen einer Kurzzeitregeneration Phosphatreste auf AMP bzw. ATP übertragen. Ist der Vorrat an Kreatinphosphat verbraucht, so muss der Organismus zu den
Standardverfahren der ATP-Regenerierung zurückkehren.
In welcher Form, d.h. wie oft phosphoryliert, Adenosin in einer Zelle im Schnitt vorliegt,
wird durch den sogenannten Energieladungszustand der Zelle EC ausgesagt:
1
[ ATP ] [ ADP ]
2
EC=
[ ATP ][ ADP ][ AMP ]
Lägen 100% ATP in einer Zelle vor, so ergäbe sich ein EC von 1. 100% ADP entsprächen 0,5 und 100% AMP schließlich würden ein EC von 0 ergeben. Die realen Zustände
liegen dazwischen, typisch ist EC=0,8 ([1] S. 108).
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2.3.Transportprozesse
Lebende Zellen sind durch Membranen begrenzt und kompartimentiert. Wären diese
Grenzschichten nicht vorhanden, dann könnte die Zelle nicht von der Umgebung unterschieden werden. Es könnten keine Gradienten aufgebaut werden und keine Stoffe aufgenommen oder abgegeben werden. Diese Vorgänge sind allerdings für Leben essentiell. Alle im Folgenden beschriebenen Transportmechanismen und -prozesse laufen an
Membranen ab. Diese Transportmechanismen sind notwendig, damit sich die Zellen mit
den lebensnotwendigen Stoffen versorgen kann, die nicht einfach durch die Zellmembran diffundieren können. Ebenfalls sind Membranen für viele Prozesse der Energiegewinnung notwendig, wie im weiteren Verlauf noch dargestellt wird. So lässt sich zum
Beispiel nur an Membranen elektrische bzw. osmotische Energie in chemische Energie
umwandeln und andersrum.
Von den Zellmembranen sagt man, dass sie semipermeabel sind. Das heißt aber in
diesem Falle nicht halbdurchlässig sondern selektiv durchlässig. Wasser und kleine, ungeladene Moleküle können beliebig durch die Membranen diffundieren. Daher lässt sich
zum Beispiel nicht ein einfacher Wassergradient von innerhalb der Zelle nach außen
aufbauen. Um Wasser geregelt zur Verfügung stellen zu können, muss in der Zelle entsprechend viel Salz oder Zucker zur Verfügung stehen, das sich im Wasser löst und dadurch ein weiteres Einströmen von Wasser hervorruft. So wird der sogenannte osmotische Druck in der Zelle aufgebaut.
Andere Stoffe, also größere bzw. geladene Moleküle können nur über entsprechende
Transportproteine durch die Membran gelangen. Hier wird der selektive Charakter der
Membran deutlich.
Transportproteine, auch Carrier oder Permeasen genannt, sind Proteine, die beidseitig
aus der Membran herausragen und jeweils speziellen Stoffen ermöglichen, die Membran
zu durchqueren. Es gibt Transportproteine in unterschiedlichen Varianten. Bei der
einfachsten wird einfach eine Art Kanal für Moleküle zur Verfügung gestellt, die nicht
durch die Membran diffundieren können. Es handelt sich um eine Art verbesserte Diffusion, der betroffene Stoff kann einfach in eine – oder beide – Richtung(en) durch die
Membran wandern. Da nur ein Stoff bewegt wird, nennt sich diese Methode Uniport.
Häufig ist jedoch der Transport eines Stoffes an den Transport – und damit den Gradienten – eines anderen Stoffes gebunden. So kann dann auch ein Ladungstransport entgegen dem Gradienten stattfinden und damit ein Membranpotential aufgebaut werden.
Dann nennt sich der Transport elektrogen. Es gibt zwei Transportarten, bei denen ein
anderer Stoff mittransportiert wird, den sogenannten Symport und den Antiport. Beim
Symport werden beide Moleküle in die gleiche Richtung transportiert, beim Antiport wird
der eine Stoff nach außen und der andere nach innen transportiert. Aller bisherigen
Transportmechanismen sind nicht an chemische Reaktionen gekoppelt. Man nennt sie
auch „sekundären Transport“.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass durch den Transport die Energie für den Ablauf einer
Reaktion zur Verfügung gestellt wird (oder durch das Ablaufen einer Reaktion ein
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Transport angetrieben wird). Diese Art des Transportes nennt sich „primärer Transport“.
Alle Varianten haben gemeinsam, dass sie meist reversibel sind, also in beide Richtungen ablaufen können. Einen Überblick gibt Abbildung 2.
Abb. 2 gibt eine Übersicht über die verschiedenen Transportprozesse.
Abbildung 2: Transportmechanismen im Überblick
Besondere Beachtung im Zusammenhang mit dem Energiestoffwechsel verdient das sogenannte Phosphotransferase-System, das für den Transport von Zucker, u.A. Glucose,
in die Zelle sorgt. Das besondere an diesem Transportsystem ist, dass der Zucker während dem Transport bereits mit Phosphor aktiviert wird. Daraus resultieren drei Punkte:
●
es entsteht kein Zucker-Gradient, da innerhalb der Zelle nur Zucker-Phosphat
existiert und dieses selbst gar nicht transportiert werden kann
●
der Zucker ist bereits für weitere Umsetzungen aktiviert und kann sofort weiterreagieren
●
Organismen, die kein Phosphotransferase-System haben, müssten ein ATP für
die Aktivierung verbrauchen
Der Phosphor für die Aktivierung stammt vom Phosphoenol-Pyruvat, das zum Pyruvat
reduziert wird. Ein weiterer Vorteil des Phosphotransferase-Systems ist, dass es nur für
Zucker ausgebildet wird, die auch existieren, also zum Beispiel für Glucose nur dann,
wenn auch Glucose vorhanden ist. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Regulation.
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2.4.Regulationsmechanismen
Wie beim Phosphotransferase-System müssen bei vielen Biologischen Prozessen Regulationsmechanismen angewandt werden, um eine Energie- bzw. Substratverschwendung durch die Zelle zu verhindern. Das geschieht, indem verhindert wird, dass
momentan nicht notwendige Produkte gebildet werden. Dafür gibt es zwei verschiedene
Ansatzpunkte; entweder die Zelle verhindert, dass die für die entsprechende Reaktion
notwendigen Enzyme gebildet werden oder die Aktivität von bereits vorhandenen Enzymen wird reguliert.
2.4.1.Regulation der Aktivität bereits vorhandener Enzyme
Oft reicht schon die Tatsache, dass die Konzentration der Produkte ansteigt aus, um das
Reaktionsgleichgewicht in Richtung der Substrate zu verschieben. Das heißt, wenn die
Produkte nicht in einer Folgereaktion verbraucht werden (können), dann steigt auf Grund
der erhöhten Konzentration die Rückreaktion.
Ein anderer Weg ist die sogenannte kompetitive Hemmung. Andere Stoffe ähneln dem
natürlichen Substrat derart, dass sie an das katalytische Zentrum des Enzyms binden
können, dabei aber nicht die gewünschte Reaktion hervorrufen. Dadurch kann auch kein
Produkt mehr gebildet werden, solange das katalytische Zentrum besetzt ist.
Bei einer ganzen Reihe von Enzymen gibt es noch einen weiteren Mechanismus, um die
Aktivität des Enzyms zu beeinflussen. Diese Enzyme haben neben dem katalytischen
Zentrum ein sogenanntes allosterisches Zentrum. Hier können dann als Effektoren bezeichnete Stoffe binden – meist nicht kovalent – und dadurch die Struktur des Enzyms
reversibel so verändern, dass das eigentliche Substrat nicht mehr am katalytischen
Zentrum binden kann. In einigen Fällen handelt es sich bei den Effektoren um die Produkte der Reaktion, die so oft den ersten enzymatischen Schritt hemmen; man spricht
dann von Feedback-Hemmung oder Endprodukt-Hemmung. Entsteht also ein ProduktÜberschuss, so wird die Reaktionskette gehemmt, das Produkt wird nicht länger nachgebildet. Sinkt die Konzentration des Produkts durch Folgereaktionen, so wird der Effektor wieder freigesetzt, das Enzym bildet sich wieder zurück, die Reaktion kann ablaufen.
Wenn ein Effektor doch chemisch an das Enzym bindet – es kann sich beispielsweise
um Phosphat-, Methyl-, Acetyl- und Adenylgruppen handeln, die von Enzymen auf das
zu regulierende Enzym übertragen werden – verformt sich das Enzym. Wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind, dann kann ein zusätzliches Protein die
Gruppe wieder entfernen.
Beispiele zu Regulation finden sich im weiteren Verlauf, besonders im Abschnitt über
Glykolyse.
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2.4.2.Regulation der Enzym-Bildung
Ein anderer Ansatzpunkt ist die Regulation der Bildung des Enzyms selbst. Das ist natürlich nur dann möglich, wenn das Enzym nicht bereits vorhanden ist.
Diese Art der Regulation beruht darauf, dass ein Regulator-Enzym an die DNA bindet
und dadurch das Ablesen der DNA durch RNA-Polymerase und Kopieren in messengerRNA beeinflusst. Das kann sowohl positiv – man spricht von Aktivatoren und positiver
Kontrolle – als auch negativ – Repressoren, negative Kontrolle – sein.
Ob ein Regulator-Enzym an die DNA binden kann, entscheiden Effektoren, die an das
Regulator-Enzym binden. Ein gebundener Effektor kann entweder die Bindung an die
DNA ermöglichen oder verhindern.
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3. Energiegewinnung
Was die Thermodynamik erlaubt, das setzt irgend eine Art von Organismen fast zwingend um. Fast jede nur erdenkliche Art der Energiegewinnung ist irgendwo auf diesem
Planeten verwirklicht. Energie wird aus organischen Verbindungen gewonnen und aus
anorganischen. In der Photosynthese macht sich das Leben die im Licht steckende
Energie zu Nutze. Jedoch gibt es all die Variantenvielfalt nur zu einem Zweck: der
Regenerierung von ATP.
Besonders im Bereich der chemoorganotrophen Lebensweise (Atmungsprozesse, Gärungen) ist diese Energiegewinnung immer an den Abbau eines komplexeren Stoffes zu
einem oder mehreren einfacheren Stoffe gebunden. Bei der Glykolyse mit darauf
folgender aerober Atmungskette wird zum Beispiel Glucose zu CO2 und H2O abgebaut.
3.1.Glykolyse
Glykolyse ist der erste Schritt auf dem Weg der Energiegewinnung aus Glucose. Gemeint ist hier das, was im Allgemeinen unter Glykolyse verstanden wird, nämlich der
Fructose-1,6-Bisphosphat-Weg oder Embden-Meyerhof-Parnas-Weg. Alternative Wege,
wie der Pentosephosphat-Weg oder der KDPG-Weg werden weiter unten angesprochen.
Aufgabe der Glykolyse ist die Reduktion von Glucose zu Pyruvat.
Der Embden-Meyerhof-Parnas-Weg lässt sich in zwei Phasen einteilen. Die erste Phase
verbraucht Energie, um das Substrat – neben Glucose kann das durchaus auch eine andere Hexose sein – zu aktivieren sowie einige weitere vorbereitende Schritte durchzuführen und damit Phase zwei zu ermöglichen. Phase zwei ist der eigentlich für die Zelle
interessante Teil; hier wird Energie gewonnen. Die jeweils in der entsprechenden Phase
erklärten Schritte sind in Abb. 3 dargestellt.
3.1.1.Phase I – der energieverbrauchende Teil
In Phase I laufen, beginnend mit Glucose, vier Schritte ab. Vor dem letzten Schritt ist
aus Glucose Fructose-1,6-bisphosphat geworden, die Verbindung, die für den Namen
Fructose-1,6-Bisphosphat-Weg verantwortlich ist. Diese Substanz wird dann in zwei C3Verbindungen gespalten.
Schritt 1: Glucose → Glucose-6-Phosphat (G6P)
Der erste Schritt, die Phosphorylierung der Glucose, ist Organismen-spezifisch. Entweder das Enzym Hexokinase katalysiert diesen Schritt oder die Zelle besitzt ein Phosphotransferase-System, bei dem – wie oben bereits bemerkt – schon bei der Aufnahme
in die Zelle Phosphor auf die Glucose übertragen wird. Hexokinase ist ein allosterisches
Enzym, dass stark von seinem Produkt, G6P gehemmt wird. Das heißt, wenn schon
G6P vorhanden ist, dann läuft diese Reaktion nicht ab. Auch der Weg mit Hexokinase
findet sofort nach der Aufnahme in die Zelle statt, da dadurch kein Glucose Gradient ent11
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steht und außerdem Glucose-Phosphat die Membran noch schlechter als Glucose
passieren kann. Bei Verwendung von Hexokinase wird ein ATP verbraucht.
Schritt 2: Glucose-6-Phosphat → Fructose-6-Phosphat (F6P)
Schritt 2 wird von Phosphoglucose-Isomerase bzw. Phosphohexose-Isomerase katalysiert. G6P wird zu F6P umgelagert. Das vereinfacht den nächsten Schritt. Die Reaktion
wird durch die Konzentrationen von Produkten und Edukten reguliert.
Schritt 3: Fructose-6-Phosphat → Fructose-1,6-Bisphosphat (F1,6BP)
Schritt 3 führt zum namengebenden Zwischenprodukt dieses Stoffwechsel-Weges,
F1,6BP. Das Enzym dieses Schrittes ist Phosphofructokinase, das meistens geschwindigkeitsbestimmend für die Glykolyse ist und vielfältige Möglichkeiten der Regulation
beinhaltet. Einige Beispiele: Als Aktivatoren wirken:
•
Das Ausgangsprodukt, F6P.
•
AMP, was einem niedrigen Energieladungszustand EC der Zelle entspricht. So
wird dafür gesorgt, dass mehr Pyruvat und damit auch ATP nachgebildet wird.
Hemmend, also der Reaktion entgegen wirken:
•
ATP. Im Gegensatz zu AMP zeigt ATP einen hohen Energieladungszustand EC
der Zelle an. Wenn also viel ATP zur Verfügung steht, wird die Glykolyse
verlangsamt.
•
Citrat, das, wie später gezeigt wird, im Citrat-Zyklus entsteht und weiter abgebaut wird. Ist viel ATP in der Zelle vorhanden, so wird dieser weitere Abbau von
Citrat verlangsamt, Citrat ist im Zytoplasma vorhanden und hemmt die Glykolyse.
Daher ist auch die Hemmung durch Citrat eine indirekte Hemmung auf Grund
ausreichend vorhandener Energie.
Dieser Schritt verbraucht ein ATP.
Schritt 4: Fructose-1,6-Bisphosphat → Dihydroxyacetonphosphat (DHAP) + Glycerinaldehyd-3-phosphat (G3P)
Der vierte und letzte Schritt spaltet F1,6BP, eine C6-Verbindung, in zwei C3-Verbindungen auf, DHAP und G3P. Das Enzym Aldolase katalysiert diesen Vorgang. Durch
Phosphotriose-Isomerase katalysiert kann DHAP sehr schnell zu G3P weiterreagieren.
G3P ist Ausgangsprodukt für Phase II der Glykolyse, den gewinnbringenden Teil. Aus
einem mol Glucose entstehen 2 mol G3P, das heißt, alle weiteren Reaktionen laufen pro
mol Glucose zwei mal ab.
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3.1.2.Phase II – Energiegewinnung
Kein Lebewesen würde Phase I ablaufen lassen, wenn es nicht Aussicht auf Phase II
gäbe; das wäre ein energetisches Verlustgeschäft, da ATP verbraucht wird. In den fünf
Schritten der Phase II jedoch werden pro mol G3P zwei mol ATP zurückgewonnen.
Schritt 1: Glycerinaldehyd-3-phosphat → 1,3-Bisphosphoglycerat (1,3BPG)
Schritt 1 der Phase II ist die erste Redoxreaktion der Glykolyse. Katalysiert wird diese
Reaktion von G3P-Dehydrogenase. Dieses Enzym enthält Nicotin-Adenin-Dinukleotid
(NAD+) als Coenzym ([10]) und nimmt „2e- und 2H+ auf, um NADH + H+ zu bilden“ ([10]
S. 132). Parallel zu dieser Reduktion läuft die Oxidation von G3P zu 1,3BPG, eine Phosphorylierungsreaktion, ab, bei der anorganisches Phosphat durch Anknüpfung an G3P in
eine organische Form umgewandelt wird und somit den Grundstein für die im nächsten
Schritt ablaufende Substratkettenphosphorylierung legt.
Wie in Abbildung 3 erkennbar ist, läuft diese Reaktion nicht schlagartig sondern über
zwei Zwischenschritte ab.
Schritt 2: 1,3-Bisphosphoglycerat → 3-Phosphoglycerat (3-PG)
Bedenkt man, dass es eigentlich das Ziel der Glykolyse ist, ATP zu regenerieren, dann
sieht die Bilanz bisher recht mager aus: Es sind zwei mol ATP verbraucht worden. Jetzt
wird aber bei der von Phosphoglycerat-Kinase katalysierten Reaktion von 1,3BPG zu
3-PG ein Phosphatrest abgespalten und auf ADP übertragen. Da diese Reaktion pro mol
Glukose zwei mal abläuft (s.o.) ist nach diesem Schritt die ATP-Bilanz wieder auf null.
Thermodynamisch möglich ist diese Reaktion dank freien Energie von mehr als 30kJ,
die in jedem der beiden in 1,3BPG gebundenen Phosphatmoleküle steckt.
Bei der Phosphat-Übertragung auf ADP handelt es sich um eine Substratkettenphosphorylierung.
Schritt 3: 3-Phosphoglycerat → 2-Phosphoglycerat (2-PG)
Schritt 3 ist eine Isomerisierungs-Reaktion. 3-PG wird reversibel zum 2-PG umgelagert.
Katalysiert wird dieser Schritt vom Enzym Phosphoglycerat-Mutase und läuft nur dann
ab, wenn in sehr geringer Konzentration 2,3-Biphosphoglycerat vorhanden ist – was
allerdings in den meisten Zellen gewährleistet ist.
Schritt 4: 2-Phosphoglycerat → Phosphoenolpyruvat (PEP)
Bei der von der Enolase katalysierten Reaktion von 2-PG zu PEP ändert sich kaum die
freie Energie. Allerdings wird diese Energie entscheidend umverteilt. Das Resultat ist mit
PEP eine energiereiche Phosphatverbindung. PEP wird unter Anderem auch bei der
Phosphorylierung von Glucose durch das Phosphotransferase-System als Phosphat-Donator verwendet.
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Schritt 5: Phosphoenolpyruvat → Pyruvat
Im letzten Schritt wird in einer Substratkettenphosphorylierung aus der energiereichen
Phosphatverbindung PEP Phosphat abgespalten und auf ADP übertragen. Dabei entsteht das vorläufige Endprodukt der Glykolyse, Pyruvat. Das katalytisch wirksame Enzym ist Pyruvat-Kinase, ein allosterisches Enzym. Es wird durch ATP, Alanin, Fettsäuren
und Acetyl-Coenzym A (Acetyl-CoA), allesamt Energieträger, gehemmt.
Abbildung 3: Glykolyse ([9])
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3.1.3.Gesamtbilanz der Glykolyse
Betrachtet man die Glykolyse insgesamt, dann erhält man folgende Reaktionsgleichung:
Glucose + 2 ADP +2 Pi → 2 Pyruvat + 4 [H] + 2 ATP
Es können also pro mol Glucose 2 mol ATP regeneriert werden. Problem auf der Seite
der Produkte sind allerdings die vier [H], sogenannte Reduktionsäquivalente, die in Form
von zwei NADH + H+ vorliegen, auf deren (gewinnbringende) Beseitigung im Folgenden
noch eingegangen wird.
3.2.Reduktionsäquivalente
Bei der Glykolyse entstehen vier [H], sogenannte Reduktionsäquivalente, wie oben gezeigt wurde. Diese [H] werden oft einfach als Elektron behandelt, was aber nicht korrekt
ist. Elektronen existieren in freier Form nicht in Zellen. Daher bestehen Reduktionsäquivalente immer aus Elektronen und Elektronen-Überträgern, z.B. das Coenzym NAD+.
Das zeigt zweierlei: Erstens ist [H] nicht mit molekularem Wasserstoff zu verwechseln.
Und zweitens können energetische Berechnungen nicht mit Reduktionsäquivalenten
durchgeführt werden, da das Redoxpotential immer von den Überträgern abhängt.
Reduktionsäquivalent bieten zunächst für den Organismus eine willkommene Möglichkeit, Ladungen zu entsorgen. Allerdings kann das
auf Dauer keine Lösung sein, da erstens für eine
weitere Reaktion weitere NAD+ vorhanden sein
müssen und zweitens mit der Zeit ein Gradient aufgebaut wird, der die Reaktion behindert. Das heißt,
dass das Coenzym NAD+ regeneriert werden muss.
Dafür gibt es zwei grundlegend verschiedene Wege,
einen unter aeroben und einen unter anaeroben Bedingungen, auf die im Folgenden eingegangen wird.
Um diesem und auch den weiteren Unterschieden
im Energiestoffwechsel in Anwesenheit und in
Abwesenheit von Sauerstoff gerecht zu werden,
wird zwischen den beiden Bedingungen unterschieden.
3.3.Aerobe Bedingungen
Steht einem Organismus Sauerstoff zur Verfügung,
so wird er normalerweise immer als terminaler
Elektronenakzeptor verwendet. Wie man in Abbildung 4 erkennen kann, ist die Differenz zwischen
dem Redoxpotential der Oxidation von Glucose
nach CO2 und dem Redoxpotential der Reduktion
von Sauerstoff zu Wasser recht hoch, dadurch steht
viel Energie zur Verfügung.
15
Abbildung 4: Redoxpotentiale
(Quelle: [10] S. 125)
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3.3.1.Pyruvatoxidation und Tricarbonsäurezyklus
Um Sauerstoff reduzieren zu können, muss zunächst Pyruvat weiter oxidiert werden.
Das wird durch einen Komplex aus mehreren Enzymen, den Pyruvat-DehydrogenaseKomplex, bewerkstelligt. Eines der vier beteiligten Coenzyme, Coenzym A (CoA), reagiert vom Pyruvat-Dehydrogenase-Komplex katalysiert zu Acetyl-CoA und CO2. Dabei
entstehen zwei Reduktionsäquivalente, die auf das Coenzym NAD übertragen werden.
Die Reaktion der Pyruvatoxidation lautet also:
Pyruvat +CoA → Acetyl-CoA + CO2 + NADH + H+
Acetyl-CoA ist aktivierte Essigsäure und kann gut weiterreagieren. Die weitere Oxidation
bis zum CO2 findet in einem Zyklischen Prozess, dem sogenannten Tricarbonsäurezyklus oder Zitronensäurezyklus oder Citratzyklus statt (siehe Abbildung 5).
Abbildung 5: Citrat-Zyklus (Quelle: [5] S. 324)
Schritt 1:Acetyl-CoA + Oxalacetat → Citrat + Coenzym A
Die erste Reaktion des Citratzyklus ist eine Kondensationsreaktion. Acetyl-CoA, das
Endprodukt der Pyruvatoxidation, reagiert mit Oxalacetat unter Abspaltung von CoA zu
Citrat. Durch die Abspaltung steht CoA wieder für weitere Reaktionen zur Verfügung.
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Oxalacetat ist, wie später gezeigt wird, gleichzeitig das Endprodukt des Citratzyklus, daher Zyklus. Das katalytisch wirksame, allosterische Enzym Citratsynthetase wird von
ATP (was auf einen hohen EC der Zelle schließen lässt), NADH und Succinyl-CoA (ein
Zwischenprodukt im weiteren Verlauf des Tricarbonsäurezyklus) gehemmt.
Schritt 2:Citrat → Isocitrat
Das in Schritt 1 erzeugte Citrat wird in einer Isomerisierungsreaktion in zwei Schritten
zum Isocitrat umgelagert. Katalysiert wird diese Reaktion von der Aconitase. Zunächst
wird Citrat zum cis-Aconitat dehydriert. Dieses wird sodann wieder hydratisiert, zum Isocitrat. Das Ablaufen der Folgereaktionen verschiebt das Gleichgewicht hin zum Isocitrat.
Unter Standardbedingungen sind etwa 91 % Citrat, 3 % cis-Aconitat und 6 % Isocitrat
vorhanden.
Schritt 3:Isocitrat → α-Ketoglutarat + CO2
Bei der Reaktion von Isocitrat zu α-Ketoglutarat handelt es sich um eine oxidative Decarboxylierung. Es wird CO2 freigesetzt. Außerdem werden bei dieser Reaktion zwei Reduktionsäquivalent auf NAD+ übertragen. Das Enzym, Isocitrat-Dehydrogenase, wird von
ATP und NADH gehemmt (also zwei Folgeprodukten) und von ADP (was auf einen niedrigeren EC hinweist) aktiviert.
Schritt 4:α-Ketoglutarat + CoA → Succinyl-CoA
Im Zyklus folgt eine weitere oxidative Decarboxylierung, es wird erneut CO2 frei. Es
werden auch wieder Reduktionsäquivalent auf NAD+ übertragen. Folgerichtig heißt das
Enzym α-Ketoglutarat-Dehydrogenase. Für die weitere Reaktion ist eine Aktivierung mit
CoA von Nöten – es entsteht Succinyl-CoA, eine energiereiche Thioesterverbindung, die
eine gewisse Ähnlichkeit mit Acetyl-CoA aufweist. Gehemmt wird die Reaktion von ATP,
NADH, Succinyl-CoA, allesamt Folgeprodukte.
Schritt 5:Succinyl-CoA + GDP + Pi (anorganisches Phosphat) → Succinat + GTP + CoA
Schritt 5 ist der zunächst energetisch interessanteste Schritt des Citratzyklus. Hier entsteht eine energiereiche Triphosphat-Verbindung. Das durch eine Substratkettenphosphorylierung gebildete GTP (Guanosin-Tri-Phosphat) kann durch das Enzym Nukleotiddiphosphat-Kinase in das gebräuchlichere ATP umgewandelt werden (Teilweise wird
auch direkt ADP zu ATP regeneriert). Die Notwendige Energie für diese von SuccinylCoA-Synthetase bzw. Succinatthiokinase katalysierten Reaktion stammt aus der Abspaltung von CoA, das damit wieder für Reaktionen zur Verfügung steht. Eigentliches
Produkt der Reaktion ist Succinat.
Schritt 6:Succinat → Fumarat
Succinat wird durch Succinatdehydrogenase dehydriert, das einzige Enzym des Citratzyklus, das bei Eukaryonten nicht im Zytoplasma gelöst ist sondern in Verbindung mit
der inneren mitochondrialen Membran steht. Die dabei entstehenden Reduktionsäquiva17
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lente werden auf auf das Coenzym FAD (Flavin-Adenin-Dinukleotid) übertragen, das kovalent an das Enzym Succinatdehydrogenase gebunden ist. Dabei entsteht FADH2. Reaktionsprodukt ist Fumarat.
Schritt 7:Fumarat → Malat
In Schritt 7 wird Fumarat hydratisiert. Wasser wird an der C=C-Doppelbindung addiert,
um Malat zu bilden. Fumarase katalysiert diesen Vorgang.
Schritt 8:Malat → Oxalacetat
Der letzte Schritt des Citratzyklus, der den Kreislauf wieder schließt, ist eine Dehydrierung, die von Malatdehydrogenase katalysiert wird. Zum letzten Mal werden zwei
Reduktionsäquivalente frei, die jetzt wieder auf NAD+ übertragen werden. Das Produkt,
Oxalacetat, ist zugleich wieder Substrat des 1. Schrittes.
3.3.2.Anaplerotische Sequenzen
Die Zwischenprodukt des Citratzyklus sind teilweise zugleich auch Grundlage für anabolische Reaktionen, also Reaktionen der Biosynthese. Wenn aber die Konzentration der
Zwischenprodukte durch anderweitige Verwendung verringert wird, dann senkt das die
Geschwindigkeit, mit der ATP regeneriert wird und es steht weniger Energie zur Verfügung. Um das zu verhindern, können die sogenannten anaplerotischen Sequenzen oder
Reaktionen die Konzentrationen der Zwischenprodukte des Citratzyklus auf direktem
Wege – teilweise unter Einsatz von ATP – erhöhen.
3.6.1.Bilanz der vollständigen Oxidation von Glucose
An diesem Punkt ist Glucose vollständig zu CO2 oxidiert. Daraus ergibt sich folgende Bilanzgleichung:
C 6 H 12 O 66 H 2 O4 ADP4 Pi  6CO 2 24 [ H ]4 ATP
Auf vier regenerierte ATP kommen 24 [H] die oxidiert werden müssen. Gegenüber den
vier Reduktionsäquivalenten aus der Glykolyse ein ganz erheblicher Anfall. Das ist der
Grund, warum Pyruvat-Oxidation und Citratzyklus auch nur unter aeroben Bedingungen
ablaufen, in der Atmungskette steht Sauerstoff als terminaler Elektronenakzeptor zur
Verfügung.
3.6.2.Atmungskette
Unter aeroben Bedingungen ist die Atmungskette der Teil des Katabolismus, der die
Energie für die Regeneration der meisten ATP zur Verfügung stellen kann. Im Grunde ist
die Atmungskette nichts anderes als ein primärer Transportportmechsnismus, also ein
an eine Reaktion gekoppelter Transport. Die Tatsache, dass etwas transportiert wird legt
nahe, dass die Atmungskette mit Membranen im Zusammenhang steht. Tatsächlich befinden sich die Enzyme der Atmungskette bei Prokaryonten in der Zytoplasmamembran
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und bei Eukaryonten in der inneren Membran der Mitochondrien die ja – laut
Endosymbiontentheorie – aus Prokaryonten hervorgegangen sind.
Genaugenommen handelt es sich um eine primäre Protonen-Pumpe, die eine vektorielle
Protonen-Translokation bewirkt. Vektoriell heißt, dass die Protonen nicht neu gebildet
sondern schlicht nach außen verschoben werden. Dadurch entsteht ein Protonengradient und ein elektrischer Gradient, das Membranpotential, die die Energie für ATPRegenerierung zur Verfügung stellen, wie im nächsten Abschnitt gezeigt wird.
Die Atmungskette besteht aus mehreren Bestandteilen, genauer gesagt aus vier Multienzym-Komplexen, Coenzym Q und Cytochrom c. Der Aufbau ist in Abbildung 6 dargestellt.
Abbildung 6: Schematische Darstellung der Atmungskette (Quelle:
[11])
Komplex I wird als NADH-Chinon-Oxidorduktase oder auch NADH-Coenzym-Q-Reduktase bezeichnet, was seine Aufgabe zusammenfasst. NADH + H+ wird durch Komplex I
reoxidiert. Elektronenakzeptor in diesem Enzymkomplex ist Coenzym Q (wird auf Grund
seines ubiquitären Vorkommens auch Ubichinon genannt). Über FAD und einen Fe-SKomplex werden die Elektronen der Reduktionsäquivalente auf Coenzym Q übertragen.
Ein Teil der entstehenden Protonen wird dabei durch die Membran nach außen
transportiert.
Komplex II wird als Succinat-Coenzym-Q-Reduktase bezeichnet. Ein Teil dieses Komplexes ist das Enzym Succinatdehydrogenase des Citratzyklus. Dort werden auf das als
prosthetische Gruppe vorliegende Coenzym FAD zwei Reduktionsäquivalent übertragen. Die Elektronen werden an Ubichinon abgegeben, „das (dabei) zu Ubihydrochii-
19
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non reduziert wird“ ([11]). Auf Grund der geringeren Potentialdifferenz werden hier
allerdings keine Protonen transloziert.
Coenzym Q ist je nach Quelle entweder „fest in die Membran eingebettet“ [5] oder kann
frei „in der Membran [...] diffundieren“ [3]. Übereinstimmend wird es jedoch als stark lipophil bezeichnet. Es dient als Elektronenakzeptor für Komplex I und II und gibt nacheinander zwei Elektronen an den Komplex III ab, wobei wieder Protonen transloziert
werden.
Komplex III ist der Ort an dem die erwähnte Reoxidation von Coenzym Q stattfindet.
Außerdem wird hier Cytochrom c reduziert. Daher heißt dieser Komplex „Cytochrom c –
Oxidoreduktase“ oder „Cytochrom c Reduktase“. Dabei werden die Elektronen über Cytochrom b, einen Fe-S-Komplex und Cytochrom c1 auf Cytochrom c übertragen.
Cytochrom c ist, was in Abbildung 6 nicht zu erkennen ist, ein Protein, das an der
Außenseite der inneren Membran mit dieser verbunden und hydrophil. Es überträgt die
Elektronen von Komplex III auf Komplex IV.
Komplex IV ist für annähernd den gesamten Sauerstoffbedarf eines Organismus zuständig, hier werden die Elektronen auf diesen terminalen Elektronenakzeptor übertragen. Der Komplex heißt „O2 – Oxidoreduktase“ oder „Cytochrom c Oxidase“. Der molekulare Sauerstoff wird hier zu Wasser reduziert. Die notwendigen Protonen und weitere werden in diesem Komplex transloziert.
3.6.3.Chemiosmotische ATP-Regenerierung
Entscheidend für die Energiebilanz der Atmung ist, wie viele Protonen in der Atmungskette transportiert werden konnten. Das hängt von mehreren Faktoren ab, unter
anderem von dem vorhandenen Sauerstoff.
Diese Protonen sowie das daraus resultierende Membranpotential stellen die Energie
zur Verfügung, die für die Regeneration von ATP nötig ist. Die ATP-Regenerierung
findet an dem Transmembran-Protein ATP-Synthase statt. Dieses Protein besteht aus
zwei Bereichen. Der eine Bereich ist eine Protonenpumpe. Bei Protonenüberschuss
außerhalb der Membran funktioniert dieser Bereich als eine Art Turbine (es gibt tatsächlich eine Art Rotation, auch wenn die Funktionsweise eine andere ist), welche die
Energie für den zweiten Bereich, eine ATPase, zur Verfügung stellt.
Der Transport eines Protons über die Membran stellt mit ca. 19 kJ/mol aber nicht genug
Energie zur Verfügung, um ATP zu regenerieren. Dafür sind unter biologischen Bedingungen in etwa 50 kJ/mol notwendig. In der Realität werden etwa vier transportierte
Protonen gebraucht, um ein mol ATP zu regenerieren. Das hängt damit zusammen,
dass auch biologische Prozesse keinen Wirkungsgrad von 100% haben.
Wie im Grundlagenkapitel im Abschnitt über Transportprozesse schon gesagt wurde
sind die meisten Transportprozesse reversibel. So kann auch diese Membrangebundene ATP-Synthase Protonen aus der Zelle Pumpen. Dafür wird dann natürlich
Energie in Form von ATP verbraucht.
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Durch die Atmungskette können in dem oben beschriebenen Fall etwa 136 Protonen im
Idealfall transloziert werden. Werden dann pro mol ATP vier Protonen verbraucht, so
können 34 ATP regeneriert werden. Mit den vier ATP, die während der Glykolyse
regeneriert wurden ergibt sich daraus und aus der Gibbs'schen Energie der Gesamtreaktion ein Wirkungsgrad von etwa 66% für den gesamten Prozess der Oxidation von
Glucose.
3.4.Anaerobe Bedingungen
Ist Sauerstoff nicht verfügbar, so muss ein anderer Weg gefunden werden, die Reduktionsäquivalente zu „entsorgen“ und Pyruvat weiterzuverarbeiten. In diesem Fall findet
eine Gärung statt.
3.4.1.Gärung allgemein
Gärung ist der Weg der ATP-Regenerierung in Abwesenheit von Elektronenakzeptoren,
die exotherm reduziert werden können. Das Betreiben einer Atmungskette ist dann nicht
möglich. Daher muss ein anderer Weg der Phosphorylierung von ADP gefunden
werden. Dieser andere Weg ist wieder die Substratkettenphosphorylierung (im Gegensatz zur oxidativen Phosphorylierung der Sauerstoffatmung.
Um die Substratkettenphosphorylierung zu ermöglichen, müssen aus dem Stoffwechsel
aktivierte Intermediate vorhanden sein, die einen Phosphatrest exotherm übertragen
können.
Eine vollständige Oxidation des Ausgangsstoffes ist auf Grund des fehlenden terminalen
Elektronenakzeptors nicht möglich. Daher findet eine Disproportionierung des Substrates statt, teilweise wird es oxidiert, teilweise reduziert. Der reduzierte Anteil, der eine
ausgeglichene Redoxbilanz bewirkt, ist das, was man als die eigentlichen Gärprodukte
bezeichnet, Verbindungen wie Ethanol oder Acetat. Hier fließen auch die Reduktionsäquivalente ein, die bei Gärungen nicht wie bei der Atmungskette gewinnbringend eingesetzt werden können, sondern ein Problem darstellen, da die Carrier reoxidiert werden
müssen. Einen Überblick über die Vergärungsmöglichkeiten der Glucose (repräsentativ
für Hexosen) gibt untenstehende Abbildung 7.
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Abbildung 7: Die wichtigsten Wege der Vergärung von Glucose
(Quelle: [1], Seite 166)
Zwei der dargestellten Wege, die Milchsäure- (Lactat-)Gärung und die Alkoholische
(Ethanol-) Gärung, werden im folgenden Beispielhaft etwas ausführlicher behandelt,
wobei immer Pyruvat als Ausgangsbasis dient.
3.4.2.Milchsäuregärung
Die einfachste Gärung ist die so genannte homofermentative Milchsäure-Gärung.
Das Enzym Lactat-Dehydrogenase reduziert Pyruvat ausschließlich zu Lactat. Die während der Glykolyse entstandenen Reduktionsäquivalent werden dabei verbraucht und
NADH + H+ damit wieder zu NAD+ oxidiert.
Die Gesamtreaktion Glucose → 2 Lactat- + 2 H+ hat eine freie Energie von -198 kJ/mol.
Da nach der Glykolyse kein ATP mehr regeneriert wird, steht dem eine Bildung von zwei
mol ATP gegenüber. Das ist angesichts der biologischen freien Enthalpie von 50 kJ/mol
ATP ein ausgesprochen schlechter Wirkungsgrad. Andere Wege der Gärung (mit besser
reduzierten Endprodukten) erreichen auf Umwegen deutlich bessere Ausbeuten.
Neben der homofementativen Milchsäure-Gärung gibt es auch eine heterofermentative
Milchsäure-Gärung. Voraussetzung ist hierfür, dass Glucose nicht durch die Glykolyse
sondern über den (weiter unten besprochenen) Pentose-Phosphat-Weg oxidiert wird.
Dabei entstehen Zwischenprodukte, die bei der heterofermentativen Milchsäure-Gärung
22
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zu anderen Gär-Produkten reduziert werden als Lactat. Diese zusätzlichen Produkte
sind Acetat, Ethanol und CO2.
Während der Milchsäure-Gärung entsteht eine hohe Milchsäure-Konzentration in der
Zelle. Von einigen Organismen kann diese Konzentration wieder dazu genutzt werden,
um einen Protonengradienten aufzubauen, wenn im elektrogenen Symport mit zwei Protonen Lactat aus der Zelle gepumpt wird (ein entsprechendes Transportsystem muss
dafür vorhanden sein). Der Entstandene Protonengradient kann wieder ATP-Synthase
antreiben. Dadurch kann bei diesen Milchsäuregärern die schlechte Energiebilanz verbessert werden.
3.4.3.Alkoholische Gärung
Fast genauso einfach verläuft die alkoholische Gärung bei Hefen. Auch hier wird kein
ATP regeneriert. Da aber die freie Enthalpie der Reaktion Glucose → 2 Ethanol +CO2
mit -235kJ/mol auf eine noch exergonere Reaktion hinweist, ist hier der Wirkungsgrad
noch schlechter.
Die Alkoholische Gärung verläuft in zwei Schritten. Zunächst wird Pyruvat zu Acetaldehyd umgesetzt. Dabei wird CO2 freigesetzt. Enzymatisch aktiv ist Pyruvat-Decarboxylase. Im zweiten Schritt wird Acetaldehyd durch Alkohol-Dehydrogenase zu Ethanol umgesetzt. Dabei wird – wie bei der Milchsäure-Gärung – NADH + H + zu NAD+ regeneriert,
die Reduktionsäquivalente werden verbraucht.
Acetaldehyd + 2 [H] → Ethanol
3.5.Alternativen zur Glykolyse
Wie schon erwähnt gibt es neben der Glykolyse noch weitere Wege, um Glucose (bzw.
anderen Hexosen) zu oxidieren. Ein wichtiger Vertreter dieser Alternativen ist der so genannte Pentosephosphatweg. Dabei wird in mehreren Schritten Glucose zu Ribulose-5-Phosphat umgesetzt. Dabei entstehen Reduktionsäquivalent, die für weitere reduktive Reaktionen nötig sind. Allerdings wird auf diesem Weg kein ATP regeneriert.
Dazu muss – und kann – Ribulose-5-Phosphat enzymatisch in Metaboliten der Glykolyse umgewandelt werden.
Unter Anderem die zum Beispiel zur Herstellung des Alkohols in Tequila eingesetzten
Organismen Zymomonas mobilis beschreiten einen weiteren Alternativ-Weg zum Embden-Meyerhof-Parnas-Weg, den so genannten Entner-Doudoroff-Weg. Hierbei wird in
der Bilanz nur 1 mol ATP regeneriert. Schematisch dargestellt ist dieser Weg in Abbildung 8.
Bei dem Entner-Doudoroff-Weg entstehen trotz der geringeren Energieausbeute wieder
vier Reduktionsäquivalent. Das erklärt, warum Zymomonas Mobilis eine schnellere Alkohol-Produktion aufweisen kann als Mikroorganismen, die die Glykolyse verwenden – um
die nötige Energie zu gewinnen muss die Zelle mehr Substrat umsetzen, die Produkte
und die Reduktionsäquivalent müssen beseitigt werden, also muss die Folgereaktion ablaufen.
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Abbildung 8: Entner-Doudoroff-Weg
(Quelle: [12])
3.6.Anaerobe Atmung
Neben der Atmungskette mit Sauerstoff als terminalem Elektronenakzeptor gibt es auch
einige Atmungsprozesse, die unter anaeroben Bedingungen ablaufen können. Hier wird
dann Sauerstoff durch einen anderen Elektronenakzeptor ersetzt. Wichtig ist, dass
dessen Reduktion genug Energie zur Verfügung stellt um Protonen oder Natrium-Ionen
vektoriell zu translozieren. Aus Abbildung 4 ist erkennbar, welche Potentialdifferenz
einige Verbindungen zur Verfügung stellen.
Vier mögliche anaerobe Atmungsprozesse werden im Folgenden dargestellt: die Denitrifikation, die Reduktion von Sulfat, die anaerobe Atmung mit Metall-Ionen und die Methanogenese.
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3.6.4.Reduktion von Nitrat – Denitrifikation
Denitrifikation ist ein Begriff, der für die dissimilative Reduktion von Nitrat zu elementarem Stickstoff verwendet wird. Wichtig ist die Unterscheidung gegenüber der assimilativen Nitratreduktion, die hier nicht behandelt wird. Nitrat ist ein ausgesprochen guter
Elektronenakzeptor, der beste nach Sauerstoff. Bei der Oxidation von Hexosen mit Nitrat
als terminalem Elektronenakzeptor stehen im besten Fall 90% der freien Energie der
Sauerstoffreduktion zur Verfügung, allerdings nur dann, wenn die Reduktion wirklich bis
zu N2 abläuft. Einige Organismen, als prominentester Vertreter ist wohl Escherichia coli
zu nennen, führen nur den ersten Schritt der Nitratreduktion, die Reduktion zu Nitrit,
durch.
Einen Überblick über die vollständige Denitrifikation gibt Abbildung 9.
Abbildung 9: Denitrifikation (Quelle: [10], Seite 634)
So vollständig läuft die Denitrifikation zum Beispiel bei Pseudomonas stutzeri ab. Die beteiligten Elektronenüberträger sind die gleichen wie bei der aeroben Atmung. Anders als
Sauerstoff kann Nitrat allerdings nicht in einem Schritt reduziert werden. Es werden
mehrere Enzyme benötigt, die Nitrat schrittweise über Nitrit, Stickstoffmonoxid und Lachgas je nach Organismus bis zum Stickstoff reduzieren. Alle beteiligten Enzyme werden
nicht exprimiert, wenn molekularer Sauerstoff vorhanden ist, da es sich bei Nitratatmern
in der Regel um fakultative Aerobier handelt, d.h. sobald Sauerstoff vorhanden ist wird
dieser als terminaler Elektronenakzeptor verwendet. Weitere Voraussetzung zu Ausbildung der Enzyme ist eine hinreichend hohe Nitrat-Konzentration.
Der erste Schritt der eigentlichen Reduktion, die Reduktion von Nitrat zum Nitrit, wird
von dem Enzym Nitratreduktase katalysiert. Vor dieser Stufe unterscheidet sich die Nitratatmung nur unwesentlich von der aeroben Atmungskette.
Bei Organismen, die nicht nur diesen ersten Schritt durchführen folgt die Nitrit-Reduktase. Je nach Organismus wird Nitrit hier zu NO oder weiter bis zum Lachgas (N2O) reduziert.
Bei letzteren folgt als nächster Schritt sofort die Reduktion zu N 2, katalysiert von der
N2O-Reduktase. Dieses Enzym wird durch Ethin gehemmt. Ist Ethin vorhanden, so ist
N2O das Endprodukt.
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Bei ersterer Variante kommt vor der N2O-Reduktase noch ein eigenes Enzym um NO zu
N2O zu reduzieren, die NO-Reduktase. Dieses Enzym ist das einzige im Bereich der gesamten Nitratreduktion, das Protonen translozieren kann.
Daraus folgt bei fehlen dieses Schrittes eine geringere protonenmotorische Kraft und damit eine geringere Regenerierungsrate für ATP.
Bei Organismen, die nur den ersten Schritt durchführen besteht die Gefahr der Anreicherung von giftigem Nitrit.
3.6.5.Reduktion von Sulfat
Wie bei der Nitratreduktion soll auch bei der Reduktion von Sulfat nur der dissimilative
Weg beschrieben werden, also die Reduktion von Sulfat zur Energiegewinnung. Die
meisten Sulfat dissimilativ reduzierenden Organismen verwenden als Substrat nicht Glucose sondern Gärprodukte wie Lactat. Sie teilen sich den Lebensraum daher meist mit
Gärern.
Aus Abbildung 4 ist ersichtlich, dass Sulfat ein deutlich schlechterer Elektronenakzeptor
als Sauerstoff oder Nitrat ist. Die verfügbare freie Energie bei der Verwendung von Glucose als Substrat betrüge nur -480 kJ/mol, meistens verteilt sich diese Energie – wie
oben beschrieben – auch noch auf zwei Organismen.
Nicht nur darin ist jedoch der große Substratbedarf begründet. Hinzu kommt die Tatsache, dass Sulfat zunächst über ein (spezifisches) Transportsystem aufgenommen und
anschießend aktiviert werden muss. Da für die Aktivierung anders als in den meisten
anderen Fällen jedoch nicht ein Phosphatrest von ATP übertragen wird, sondern AMP
mit Sulfat zu Adenosinphosphosulfat (APS) reagiert (katalysiert durch das Enzym ATPSulfurylase), stehen hier zwei energiereiche Phosphatbindungen negativ zu Buche.
Daraus folgt, dass mehr als zwei mol ATP regeneriert werden müssen, um überhaupt
eine positive Energiebilanz zu erhalten.
Anschließend an die Aktivierung wird die Sulfatgruppe des APS unter Freisetzung von
AMP von der APS-Reduktase zu Sulfit reduziert. Ein weiteres Enzym, die Sulfit-Reduktase, reduziert Sulfit schließlich zu Sulfid, das in der Zelle meist in Form von HS- vorliegt,
im Symport mit einem weiteren Proton jedoch als H2S durch die Membran nach außen
diffundieren kann. Bei dieser letzten Reduktion werden vermutlich wieder Protonen
transloziert, was aber nach [1] noch nicht nachgewiesen ist. Cypionka sagt weiterhin,
dass auch die bei der Oxidation des Substrates genutzten Elektronenüberträger wie Chinone und Cytochrome alleine für den Aufbau der protonenmotorischen Kraft verantwortlich sein können.
Über eine Membrangebundene ATP-Synthase wird anschließend ATP regeneriert.
3.6.6.Reduktion von Metall-Ionen
Nur als Ausblick sei hier erwähnt, dass im Bereich der Mikroorganismen selbst Metallionen als Elektronenakzeptoren dienen können. Die häufigsten veratmeten Me26
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tallionen sind dreiwertige Eisen- (Fe3+) und vierwertige Mangan- (Mn4+) Ionen. Besonders
in Sedimenten haben Organismen die diesen Stoffwechselwegen folgen eine größere
Bedeutung.
Daneben können aber auch Exoten wie Vanadium oder Uran zur Energiegewinnung reduziert werden.
Auf Grund des ungeeigneten Redoxpotentials dieser Metallionen verwenden jedoch die
meisten Organismen, die Metallionen reduzieren, diese nur als alternative Elektronenakzeptoren.
3.6.7.Carbonatatmung – Methanogenese
CO2 ist definitiv kein guter Elektronenakzeptor, jedoch ist es, vor allem in anoxischen
Lebensräumen, quasi Ubiquitär. Von daher verwundert es nicht, dass trotz des Geringen
Energiegewinnes (  G '0 = -131 kJ/mol bei der Reduktion von CO2 zu Methan)
Organismen – streng anaerobe Archaeen, die so genannten Methanogenen – sich die
Reduktion von CO2 zu eigen gemacht haben. In den meisten Fällen fungiert H2 als
Elektronendonator, jedoch sind auch Acetat oder in seltenen Fällen verschiedene
C1-Verbindungen wie Formiat, CO, Methanol,... als Substrat möglich. Aus diesen
Substraten folgt, dass Methanogenese
betreibende Organismen am Ende der
Nahrungskette stehen und immer auf
andere Lebewesen angewiesen sind, die
diese zur Verfügung stellen. Methanogene kommen unter anderem im Pansen
von Wiederkäuern sowie in Sedimenten,
Mooren und Reisfeldern vor. Wie der
Name schon vermuten lässt, wird bei der
Methanogenese das Substrat zu CH4 reduziert. In die Atmosphäre gelangendes
Methan trägt zum Treibhauseffekt bei. Im
Zuge der zunehmenden Umstellung auf
erneuerbare Energien hat Methan und damit die Methanogenese einen bedeutenden Anteil an Biogas.
Abbildung 10 zeigt den Ablauf der Methanogenese mit Wasserstoff als Elektronendonator. Am ersten Schritt dieses Pro- Abbildung 10: Methanogenese mit H als
2
zesses ist das Coenzym Methanofuran
Elektronendonator (Quelle: [10] Seite 641)
beteiligt. Es ist für die Aktivierung und anschließende Reduktion auf Formyl-Niveau zuständig. Das den nächsten Schritt katalysierende Enzym enthält das Coenzym Methanopterin, auf das die Formyl-Gruppe vom
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Methanofuran übertragen wird. In zwei weiteren Schritten folgt einen weitere Reduktion
über die Stufen des Methenyl und des Methylen zur Methylgruppe. Elektronenüberträger
und Protonendonator für die Methanogenese ist das Coenzym F420. Während der
Reduktion zum Methyl wird ein Wasser abgespalten und an zwei stellen findet eine
Hydrogenierung durch von Wasserstoff reduziertes F420 statt, wie ja in Abbildung 10 zu
erkennen ist.
Im nächsten Schritt wird die Methylgruppe auf ein Coenzym M (CoM) - haltiges Enzym
übertragen und dann durch Methylreduktase weiter reduziert zum Methan. Bei diesem
letzten Schritt entsteht aus dem beteiligten Coenzym B (CoB) und dem abgespaltenen
CoM CoM-S-S-CoB, ein Disulfidkomplex. Im letzten Schritt wird dieses sogenannte Heterodisulfid vom Transmembranenzym Heterodisulfidreduktase unter Zuhilfenahme von
Coenzym F420 wieder reduziert. Dabei können Protonen durch die Membran tranportiert
werden, was zum Aufbau eines Protonengradienten führt. Wie schon bekannt kann der
Protonengradient zum Antrieb einer Membrangebundenen ATP-Synthase verwendet
werden. Die bei der Reduktion von Kohlendioxid zu Methan frei werdende Energie von
131 kJ/mol reicht – je nach Bedingungen – mindestens für die Regeneration von einem
mol ATP.
3.7.Lithotrophie
Bei allen bisher dargestellten Wegen der Energiegewinnung entstehen aus organischen
Substraten anorganische Endprodukte. Anorganische Stoffe sind schließlich außerdem
durch vulkanische Aktivität und Verbrennungsvorgänge zu Genüge vorhanden. Kein
Wunder also, dass es chemolithotrophe Organismen gibt, die sich diesen Vorrat zunutze
machen. Die Tatsache, dass bei chemolithotrophen Organismen anorganische Substrate als Elektronendonator dienen, ist aber auch schon der Hauptunterschied zum
Energiestoffwechsel von chemoorganotrophen Lebewesen.
Elektronendonatoren können Schwefelverbindungen, vor Allem H2S, NH4+und N2 sowie
Fe2+ sein. Ein Ausgezeichneter Elektronendonator ist außerdem Wasserstoff. Als allgemeine Aussage über die Qualität eines Elektronendonators lässt sich formulieren: „Je
günstiger der Akzeptor einer Atmung ist, desto ungünstiger ist der daraus gebildete
Elektronendonator für lithotrophe Prozesse.“ ([1] Seite 195).
Als Elektronenakzeptor können unterschiedliche Stoffe verwendet werden, in viele Fällen jedoch ist Sauerstoff das Mittel der Wahl.
28
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Ein Beispiel für einen lithotrophen Prozess ist die Reaktion, wie sie in sogenannten hydrotrophen Organismen abläuft. Wird Wasserstoff oxidiert und Sauerstoff reduziert, so
steht die Energie der Knallgasreaktion zur Verfügung. Diese läuft allerdings nicht
explosionsartig ab, sondern wird von dem Enzym Hydrogenase kontrolliert durchgeführt.
Die Hydrogenase überträgt die Elektronen des
Wasserstoff zunächst auf ein Chinon-Coenzym.
Von dort werden sie über einige Cytochrome
schlußendlich auf Sauerstoff übertragen, der damit
zu
Wasser
reduziert
wird.
Diese
Elektronentransportkette
leistet
dabei
den
Transport von Protonen durch die Membran. Die
so entstehende protonenmotorische Kraft kann
wieder eine Membangebundene ATP-Synthase
antreiben.
3.8.Phototrophie
Einer der heute wichtigsten Mechanismen zur
Energiegewinnung ist wohl ohne Zweifel die Photosynthese. In allen bisher geschilderten Methoden zur Energiegewinnung nutzen die in chemischen Verbindungen gespeicherte Energie zur
Regenerierung von ATP. Einzig die chemolithotrophen Organismen sind in der Lage, ohne
organische Substrate Biomasse aufzubauen. Bei
chemoorganotrophen Organismen wird mehr Biomasse ab- als aufgebaut. Erst die Möglichkeit,
nicht-chemische Energie, nämlich die Energie des
Lichtes, zu nutzen, um Biomasse zu synthetisieren, stellt sicher, dass weiterhin genügend
chemische Energie zur Verfügung steht.
Phototrophie kommt in den verschiedensten
Formen vor. Insbesondere sind die anoxygene
Photosynthese und die oxygene Photosynthese.
Wie der Name schon sagt findet die anoxygene
Photosynthese ohne Beteiligung von Sauerstoff
statt wohingegen bei der oxygenen Photosynthese Sauerstoff entsteht. Letztere Variante findet
bei allen höher entwickelten Pflanzen, Algen und
Cyanobakterien statt. Damit Photosynthese stattfinden kann, müssen die Zellen Chlorophyll enthalten. Chemische betrachtet sind Chlorophylle
Porphyrenringsysteme. Zu unterscheiden sind die
„echten“ Chlorophylle und so genannte Bakterio29
Abbildung 11: Chlorophyll a und
Bacteriochlorophyll a (Quelle: [10]
Seite 606)
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chlorophylle. Erstere sind für die oxygene Photosynthese, die meist in den Chloroplasten
von Eukaryonten stattfindet und letztere für die für Prokaryonten typische anoxische
Photosynthese notwendig.
Abbildung 11 zeigt von jedem Typ die häufigste Art, Chlorophyll a und Bacteriochlorophyll a, sowie jeweils ein Absorptionsspektrum von Mikroorganismen, die diesen Typ
verwenden. Die grüne Kurve zeigt eine Grünalge mit Chlorophyll a und die rote Kurve
ein Purpurbakterium mit Bacteriochlorophyll a.
Zwar stammen nicht alle Peaks vom jeweiligen Chlorophyll, eines läßt sich jedoch gut
erkennen: Die Absorptionsmaxima liegen bei unterschiedlichen Wellenlängen. Es gibt
weit mehr Chlorophyll- bzw. Bacteriochlorophyllarten als a, jeweils mit eigenen Absorptionsmaxima. Das kommt daher, dass jedes Chlorophyll bzw. vor allem Bacteriochlorophyll auf bestimmte Lichtverhältnisse die im Lebensraum des jeweiligen Organismus vorherrschen, optimiert ist.
Im folgenden wird die oxygene Photosynthese wie sie bei Pflanzen vorkommt etwas genauer dargestellt.
Bei Pflanzen ist das für die Photosynthese zuständige Chlorophyll in einem eigenen Zellorganell, den sogenannten Chloroplasten, angeordnet. Die häufigsten Chlorophyllarten
bei Pflanzen sind Chlorophyll a und b. Das Innere der Chloroplasten ist von sogenannten Tylakoiden – das sind spezielle Membranen, die auch als photosynthetische Membranen bezeichnet werden – in zwei getrennte Bereiche eingeteilt. Das ermöglicht, dass
später innerhalb des Chloroplast ein Protonengradient aufgebaut wird. Innerhalb der
Thylakoide befindet sich das Chlorophyll im Verbund mit Proteinen. Diese Systeme sind
so aufgebaut, dass nur ein kleiner Anteil wirklich photosynthetisch aktiv ist. Die umgebenden Moleküle wirken wie eine Art Antennen. Sie leiten die Photonen zu den aktiven
Bereichen, den sogenannte Reaktionszentren, weiter. Dadurch kann der Wirkungsgrad
der Photosynthese auch bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich verbessert werden.
Bei oxygen phototrophen Organismen hat die Photosynthese zwei Aufgaben, die
Regenerierung von ATP und die Erzeugung von Reduktionsäquivalenten, die zur Biosynthese im Calvin-Zyklus (hier findet die Fixierung von CO 2 statt, d.h., hier wird Kohlendioxid zu organischen Molekülen reduziert) gebraucht werden. Abbildung 12 zeigt den
schematischen Ablauf der Photosynthese bzw. des Elektronentransportes, wie er bei der
Photosynthese stattfindet.
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Fachbereich Maschinenbau / Umwelttechnik
Abbildung 12: Elektronentransport bei der Photosynthese (Quelle: [10], Seite
616)
Es gibt zwei Photosysteme, Photosystem I und II (PSI und PSII). Jedes Photosystem
enthält im Zentrum ein Chlorophyll a mit leicht unterschiedlicher Absorption. PSI absorbiert bei 700 nm, PSII bei 680 nm. Am PSII wird Wasser aufgespalten in zwei Wasserstoffatome und ein Sauerstoffatom. Ein Elektron wird dabei auf ein oxidiertes PSII übertragen. Durch eine darauf folgende Anregung durch ein Lichtquant der Wellenlänge 680
nm wird das PSII in die Lage versetzt, ein (bislang noch nicht sicher bekanntes) Molekül
mit dem Redoxpotential von -0,5 V zu reduzieren. Über mehrere Überträger wird das
Elektron schließlich auf das PSI übertragen. Dieses – von einem Photon mit 700 nm
angeregt – erreicht dadurch ein Energieniveau, dass es ihm ermöglicht, wieder über
einige Zwischenschritte, NAD(P)+ zu reduzieren.
Während das Elektron von PSII auf PSI übertragen wird, wandert es in die thermodynamisch günstige Richtung (in Richtung positiverem Redoxpotential). Dadurch wird ein
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Protonengradient über die photosynthetische Membran aufgebaut, der wie üblich eine
Membrangebundene ATP-Synthase antreiben kann. Das wird dann als nichtzyklische
Photophosphorylierung bezeichnet. Das bezieht sich darauf, dass die Elektronen nicht
zum PSII zurückfließen um dieses zu reduzieren, sondern wie schon beschrieben,
NAD(P)+. Wenn genug Reduktionsäquivalente vorhanden sind, so besteht die
Möglichkeit der zyklischen Photophosphorylierung. Dabei fließt das übertragene
Elektron von einem der Überträger nach PSI, einem Ferredoxin, zum Cytochrom bf –
Komplex zurück, wie es in Abbildung 12 zu sehen ist. Dadurch kann die
Regenerierungsrate von ATP erhöht werden.
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4. Zusammenfassung
Lebewesen verbrauchen sehr große Mengen an Energie, wenn sie organische Verbindungen aufbauen oder sich bewegen. Diese Energie wird in Form von ATP gebraucht. Es gibt verschiedene Verfahren, um ATP in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen. Entweder die Energie wird aus energiereichen organischen Verbindungen gewonnen oder es wird die Energie genutzt, die in anorganischen Verbindungen noch vorhanden ist.
Im Fall der Energiegewinnung aus organischen Verbindungen muss klar unterschieden
werden zwischen der Energiegewinnung durch Atmung und der Energiegewinnung
durch Gärung. Beide Wege ermöglichen es Organismen, genug ATP zu regenerieren.
Allerdings sind Atmungsprozesse wesentlich effektiver und verbrauchen daher deutlich
weniger Substrat, das ja auch zur Biosynthese noch verwendet werden könnte.
Eine weitere Variante ist die Nutzung elektromagnetischer Strahlung in Form von Licht
zur Energiegewinnung in der Photosynthese. Vorteil dieses Weges ist, dass der
Organismus nicht auf das Vorhandensein energiereicher organischer Verbindungen
angewiesen ist.
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5. Literaturangaben
[1] Heribert Cypionka: Grundlagen der Mikrobiologie (3. Auflage)
[2] Madigan, Martinko, Parker: Biology of microorganisms
[3] Wolfgang Fritsche: Mikrobiologie (3. überarbeitete Auflage)
[4] Plattner, Hentschel: Zellbiologie
[5] Davidson, Sittman, Hyde: Intensivkurs: Biochemie
[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Adenosintriphosphat (27.12.2006)
[7] http://de.wikipedia.org/wiki/Protonengradient (27.12.2006)
[8] http://de.wikipedia.org/wiki/Membrantransport (27.12.2006)
[9] http://de.wikipedia.org/wiki/Glykolyse (27.12.2006)
[10] Madigan, Martinko: Mikrobiologie (11., überarbeitete Auflage)
[11] http://de.wikipedia.org/wiki/Atmungskette (27.12.2006)
[12] http://de.wikipedia.org/wiki/Entner-Doudoroff-Weg (27.12.2006)
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