Bd. 64 – Inga Smit Einfluss von Rebsorte, Stickstoffdüngung und Traubenfäulnis auf die Bildung biogener Amine in Beeren, Most und Wein der Rebe. (Vitis vina L.) Geisenheim 2009 ISBN 10 3-934742-53-X ISBN 13 978-3-934742-53-6 € 15,00 Biogene Amine, insbesondere aromatische und heterozyklische Amine wie Histamin, Phenylethylamin und Tyramin, können die Verträglichkeit alkoholischer Getränke beeinträchtigen, indem sie Kopfschmerzen, Migräne und Übelkeit hervorrufen. Eine Aufnahme von 5 mg Phenylethylamin kann bereits Beschwerden auslösen. Im Lebensmittelgesetz der Schweiz ist ein Grenzwert von 10 mg l-1 für Histamin in Wein festgelegt. Eine synergistische Wirkung aliphatischer Amine ist bisher nicht vollständig geklärt. Um hohe Konzentrationen bestimmter Amine zu vermeiden, ist ein besseres Verständnis der Bildung von Aminen im Wein erforderlich. Die Mechanismen der Bildung verschiedener Amine in dem Ausgangsmaterial, den Trauben, sind nicht hinreichend bekannt. Daher erschien es notwendig, den Einfluss verschiedener weinbaulicher Faktoren auf die Aminbildung in Beeren, Most und Wein zu untersuchen. In einem Freilandversuch wurden 24 Rebsorten untersucht. Es wurden Unterschiede in der Aminkonzentration in Mosten und Weinen zwischen einigen Rebsorten nachgewiesen. Es kann vermutet werden, dass diese Unterschiede durch Traubenfäulnis und oenologische Faktoren wie Milchsäuregärung beeinflusst wurden. In einem weiteren Freilandversuch konnte durch Inokulation von Trauben mit Botrytis cinerea gezeigt werden, dass Traubenfäulnis einen signifikanten Einfluss auf die Bildung von Isopentylamin, Phenylethylamin und Cadaverin im Most und Wein besitzt. Dennoch wurde in diesem Versuch im Most und Wein der Rebsorte Riesling keine gesundheitlich bedenkliche Konzentration an Phenylethylamin erreicht. Durch eine erhöhte N-Düngung waren die Konzentrationen der meisten biogenen Amine im Most und Wein erhöht, wobei der Einfluss der N-Düngung durch den gleichzeitig auftretenden Befall durch B. cinerea schwer zu quantifizieren war. Die Infektion mit diesem Schimmelpilz scheint einen größeren Einfluss auf die Aminbildung in Trauben als die N-Düngung zu besitzen. Die beobachtete Bildung von Spermidin, Spermin und Cadaverin neben dem Abbau von Putrescin und Phenylethylamin während der phänologischen Entwicklungsstadien der Beeren könnten mit der Ethylenbildung oder einer Verstärkung der Auxinwirkung in Verbindung gebracht werden. Durch die nachgewiesenen Gehalte an Phenylethylamin in den frühen Entwicklungsstadien der Beeren konnte gezeigt werden, dass die Weinrebe in der Lage ist, dieses Amin zu synthetisieren. Der Vergleich des Befalls durch B. cinerea und Penicillium sp. an Beeren im Freilandversuch zeigte, dass in erster Linie durch Befall mit B. cinerea die Bildung von Phenylethylamin und Isopentylamin hervorgerufen wurde. Die Ergebnisse der Freilandversuche und die Beobachtungen der Laborversuche waren widersprüchlich. Die Verbindung zwischen Traube und Rebe scheint für die Bildung von Phenylethylamin und Isopentylamin in Beeren bei einem Befall mit B. cinerea Voraussetzung zu sein. Schlagworte: biogene Amine, Vitis vinifera, Rebsorte, N-Düngung, Botrytis cinerea