Nikolai Rimsky- Korsakow · Die Mainacht · Oslo Philharmonic Orchestra · AM 04.12.2008 · Jean Sibelius · Allegro, ma non tanto Adagio di molto · Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47 · Più Allegro · Johannes Brahms · Sinfonie Nr. 4 e-moll op. 98 · So klingt nur Dortmund. 2,50 E KONZERTHAUS DORTMUND · Donnerstag, 04.12.2008 · 20.00 Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause Oslo Philharmonic Orchestra Jukka-Pekka Saraste Dirigent Henning Kraggerud Violine Abo: Orchesterzyklus II – Meisterkonzerte Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind. 4I5 Nikolai Rimsky-Korsakow (1844 – 1908) Ouvertüre zu »Mayskaya noch’« (»Die Mainacht«) Jean Sibelius (1865 – 1957) Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47 Allegro moderato Adagio di molto Allegro, ma non tanto – Pause – Johannes Brahms (1833 – 1897) Sinfonie Nr. 4 e-moll op. 98 Allegro non troppo Andante moderato Allegro giocoso – Poco meno presto – Tempo I Allegro energico e passionato – Più Allegro Jean Sibelius 6I 7 Programm 8I9 Nordische Töne? Das Oslo Philharmonic Orchestra, Jukka-Pekka Saraste und Henning Kraggerud Wer Norwegen kennt, der verbindet das Land unwillkürlich mit seinen grandiosen Fjordlandschaften, mit Meer und Bergen, Mitternachtssonne und monatelanger Dunkelheit, mit der Hurtigruten, Henrik Ibsen und natürlich mit Edvard Grieg. So weit die Klischees. Wie immer enthalten sie einen wahren Kern; die Landschaft ist wirklich überwältigend und die großen norwegischen Künstler werden tatsächlich wie Nationalhelden verehrt. Seit zu Beginn der 1970er Jahre vor der norwegischen Küste im großen Stil Öl gefunden wurde, ist aus dem vormals eher armen Land am Rande Europas einer der reichsten Staaten der Erde geworden. Norwegen kann es sich leisten, nicht EU-Mitglied zu sein, und das nationale Erbe wird mit Geschmack und Kenntnisreichtum gepflegt. Dabei kommt auch dem kulturellen Bereich die umsichtige Verwendung des Ölreichtums zu Gute; der norwegische Staatsfonds ist der viertgrößte der Welt und ist mit vorbildlicher Transparenz organisiert. Dies ermöglicht in dem lang gezogenen Land mit seinen etwa 4,8 Millionen Einwohnern ein flächendeckendes Netz von einer beispielhaften kulturellen Infrastruktur. Selbst in entlegenen Landesteilen finden sich Kulturhäuser, die ihresgleichen suchen, Schulkonzerte gehören ebenso zum Alltag von Musikern wie kleine Festivals, die Konzerte auf höchstem Niveau bieten. Natürlich liegt auf der Hauptstadt Oslo dabei ein Schwergewicht; durch das spektakuläre neue Opernhaus rückte es unlängst auch in mitteleuropäische Schlagzeilen. Nicht minder spektakulär ist das Oslo Philharmonic Orchestra, das nicht zuletzt durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem großen Dirigenten Mariss Jansons internationales Aufsehen erregt hat. Seit drei Jahren leitet der Finne Jukka-Pekka Saraste die musikalischen Geschicke des Orchesters und setzt die Aufsehen erregende nationale und internationale Konzerttätigkeit mit großem Erfolg fort. Zumal mit dem Norweger Henning Kraggerud ein weiterer Skandinavier beteiligt ist, erwartet man unwillkürlich den »nordischen Ton«, nicht nur in Bezug auf das Repertoire, sondern auch hinsichtlich der Klangkultur. Auch wenn diese Erwartungen in Dortmund erfüllt werden (der wahlwienerische Hanseat Brahms markiert schon den südlichsten Punkt der Komponisten-Trias), so bedeuten sie dennoch generell eine Einengung, die dem Oslo Philharmonic Orchestra nicht gerecht wird. Die Uraufführung eines Cellokonzertes des norwegischen Komponisten Lasse Thoresen mit dem berühmten Landsmann Truls Mørk steht im Repertoire gleichberechtigt neben Kompositionen von Mozart, Beethoven, Bruckner und dem Jubilar Olivier Messiaen. Ein spezifischer Klang ist dem Orchester dabei natürlich zu Eigen, doch inwieweit dieser 10 I 11 »nordisch« sei, bleibt dahingestellt. Eines ist allerdings bei Musikern aus dem skandinavischen Raum fast immer herauszuhören: Ihr Musizieren hat in der Regel einen frischen, unkomplizierten und musikantischen Charakter, den man mit der Klarheit und Offenheit der nordischen Länder in Verbindung bringen mag. Nationale Oper Nikolai Rimsky-Korsakow Ouvertüre zu »Mayskaya noch’« (»Die Mainacht«) Mit Nikolai Rimsky-Korsakow steht nicht nur einer der wichtigsten Komponisten der russischen Nationalromantik auf dem Programm, sondern auch einer ihrer einflussreichsten Vertreter. Als er 1871 trotz deutlich unzureichender Kenntnisse eine Professur am St. Petersburger Konservatorium antrat, begann damit eine Ära, in der Rimsky-Korsakow das musikalische Leben des Landes weitgehend beherrschen sollte. Als Kopf des »mächtigen Häuflein«, dem außerdem Modest Mussorgsky, Alexander Borodin, Mili Balakirew und César Cui angehörten, stand Rimsky-Korsakow als feste Instanz dafür, was die russische Musik in ihrer nationalen Eigenheit ausmachen sollte. Naturgemäß eignen sich Opern besonders gut zur Vermittlung außermusikalischer Programme, und obwohl auch zahlreichen Orchesterwerken Rimsky-Korsakows ausführliche Hinweise auf programmatische Bezüge beigefügt sind, ist dieses Element der Komposition in den Opern ins Extrem gesteigert. Auffallend ist dabei, dass nahezu alle Sujets bei Rimsky-Korsakow in irgendeiner Weise russisch-national geprägt sind. Häufig griff er auf Werke Alexander Puschkins zurück, der bis heute als der Exponent schlechthin der russischen Romantik in der Literatur steht. Der »Mainacht« jedoch liegt eine Erzählung von Nikolai Gogol zu Grunde, die aus der Sammlung »Abende auf dem Vorwerk bei Dikanka« stammt. Hier versammelt Gogol eine Reihe volkstümlicher Erzählungen, die in der Ukraine spielen und in denen ein derber, folkloristischer Grundton einer märchenhaften Welt voller Dämonen, Zauberer, Hexen und Nixen gegenüber gestellt wird. Sowohl der Gogol eigentümliche skurrile Humor kommt hier zum Ausdruck als auch sein ausgeprägter Sinn für das Fantastische, der oft ins Bedrohliche gesteigert wird. Auch in der Musik RimskyKorsakows sind beide Welten gut zu erkennen und werden in der Liebesgeschichte des jungen Lewko und seiner Hanna und den Irrungen und Wirrungen zwischen Menschen und Nixen miteinander verwoben. Die Geschichte der »Mainacht« ist inzwischen mit dem Konzerthaus Dortmund verflochten: Die Uraufführung fand 1880 im St. Petersburger Mariinsky-Theater statt, das gerade erst im Konzerthaus zu Gast war. Werke Finnische Klänge Jean Sibelius Konzert für Violine und Orchester d-moll op. 47 Als Jean Sibelius 1903 mit der Komposition seines Violinkonzertes begann, waren es nicht nationale Gedanken, die ihn bewegten. Zwar war es die Zeit der finnischen Unabhängigkeitsbewegung – vor vier Jahren war die berühmte »Finlandia« entstanden und Sibelius war höchst engagiert an dem national gesonnenen intellektuellen »Euterpe«-Kreis im politisch bewegten Helsinki beteiligt. Bis zur Unabhängigkeit 1917 war es aber noch weit und Sibelius war nach einem längeren Aufenthalt in Berlin ebenso nachdrücklich damit befasst, seinen Platz in den internationalen kompositorischen Strömungen der Zeit zu finden und zu festigen. Neben Ferruccio Busoni, den er in Helsinki kennen gelernt hatte, waren es vor allem Gustav Mahler und Richard Strauss, an denen sich der selbstkritische Sibelius maß. Mit seinem Violinkonzert wollte er seinen Beitrag zur Reihe der großen romantischen Virtuosenkonzerte schaffen, obwohl er sich darüber im Klaren war, dass seine eigenen Fähigkeiten auf dem Instrument nicht für den Solopart ausreichen würden. Stattdessen komponierte er für den international bekannten Geiger Willi Burmester, der in den 1890er Jahren als Konzertmeister in Helsinki gewirkt hatte und mit der Tochter von Sibelius’ Verleger Fazer verheiratet war. Die deutschstämmige Familie Fazer hatte schon damals einen höchst vielseitigen Mischkonzern in Finnland aufgebaut und gehörte zu den wichtigsten Familien des Landes. Neben Noten kommen aus dem Hause Fazer bis heute auch höchst empfehlenswerte Süßigkeiten, Motorräder und manches andere mehr. Der Kompositionsprozess war für Sibelius mühsam und schmerzvoll, an seinen Freund Axel Carpelan schrieb er einmal, er arbeite an dem »verdammten (d. h. herrlichen) Violinkonzert«. Zahlreiche Überarbeitungen waren die Folge, bei denen Burmester beratend zur Seite stand, sodass das Konzert schließlich immerhin spielbar wurde, wenn es auch immer noch allerhöchste Anforderungen stellte. Leider taktierte Sibelius im Laufe der Arbeit an dem Violinkonzert so ungeschickt, dass er es sich schließlich mit Burmester verdarb, der das Konzert nie spielen sollte. Stattdessen wurden die ersten Aufführungen von Geigern gespielt, die dem Solopart nicht gewachsen waren; der Misserfolg war eine logische Konsequenz. Erst durch den Einsatz des großen Geigers Jascha Heifetz in den 1930er Jahren, der es erstmals einspielte, erhielt das Violinkonzert seinen heutigen Rang, der durch zahlreiche herausragende Interpretationen gefestigt wurde. Das »Finnische« in der Musik Sibelius’ wird gerade am Beispiel des Violinkonzertes immer wieder gern zitiert. CD-Aufnahmen des Werkes haben regelmäßig karge Nebellandschaften zum Titelbild, verziert mit Schwänen, die Sibelius so sehr liebte. Gerade in Verbindung mit diesem Werk jedoch spielten derartige Gesichtspunkte für Sibelius kaum eine Rolle und sind weder anhand der Musik noch durch Äußerungen seinerseits zu belegen. 12I 13 Trotzdem gibt es Eigenschaften in der Musik, die tatsächlich die Assoziation mit nordischen Weiten nahe legen und hier, etwas vereinfacht, Erwähnung finden sollen: Zuerst sei der elegische Ton der Musik genannt, der selbst in hoch virtuosen Passagen einen ruhigen Grundpuls bewahrt. Extreme Lagen, sei es in der Höhe oder in der Tiefe, kommen hinzu; berühmt sind die glasigen Flageolett-Passagen der Solovioline, aber auch die tiefen Violinklänge des Finales, die in Verbindung mit ihrer rhythmisch drängenden Orchesterbegleitung den Musikwissenschaftler Donald Tovey zu dem Ausruf veranlassten, es handele sich um »eine Polonaise für Eisbären«. Eine Harmonik, die vielfach an die modalen Klänge der finnischen Folklore angelehnt ist, tut ihr Übriges dazu, um ein Werk zu erzeugen, das in seiner archaischen Wirkung tatsächlich den nordischen Ursprung seines Schöpfers nicht verleugnen kann. Klassiker der Romantik Johannes Brahms Sinfonie Nr. 4 e-moll op. 98 Mit Brahms’ vierter Sinfonie steht einer der Höhepunkte des romantischen Sinfonienschaffens auf dem Programm. Obwohl Brahms selbst höchste Probleme mit der Gattung Sinfonie hatte, weil er stets »den Riesen Beethoven hinter sich marschieren« hörte, schuf er immerhin vier Beiträge zu dieser Gattung, die allesamt Maßstäbe setzten und bei späteren Komponisten ebensolche Hemmungen erzeugten wie Beethoven bei Brahms. Der Kompositionsprozess der ersten Sinfonie war schmerzvoll, Brahms brauchte über zwanzig Jahre von 1855-76, danach tat er sich jedoch leichter und schrieb 1884-85 bereits die vierte seiner Sinfonien. Ebenso unsicher wie Sibelius, suchte der Komponist immer wieder das Urteil guter Freunde bezüglich der Komposition, darunter Elisabeth von Herzogenberg und Clara Schumann, und als dieses zunächst gedämpft ausfiel, war er sehr zurückhaltend hinsichtlich der Veröffentlichung. Während die Sinfonie dann in Wien zwar nicht mit Ablehnung, aber doch mit Unverständnis aufgenommen wurde, war sie jedoch außerhalb dieser Metropole nach der Uraufführung unter Brahms am 25. Oktober 1885 in Meiningen von Anfang an ein großer Erfolg und ging bald »mit Hans von Bülow (dem berühmten Dirigenten) auf Reisen«. Eigentlich galt die Gattung Sinfonie zu dieser Zeit als überholt; man wandte sich in der Romantik von der »absoluten Musik« ab und der »Programmmusik« zu; Vorreiter war Hector Berlioz in Frankreich, der schon 1830 seine »Symphonie fantastique« komponiert hatte. Im deutschen Raum gilt Franz Liszts »Bergsinfonie« (»Ce qu’on entend sur la montagne«), die er zwischen 1833 und 1850 komponierte, als die erste »sinfonische Dichtung«. Ein weiterer Vorreiter unter den »Neudeutschen« war Richard Wagner mit seinen »Musikdramen«. Daneben hatte Brahms es schwer, sich mit seinen Sinfonien im klassischen Geist zu behaupten, obwohl er sich selbst zwar im Hinblick auf Werke Da klingt Recht gut. Dr. Eberhard Jaeger, Notar a.D. I Dr. Hans Dieter Meißner, Notar1 Jochen Spieker, Notar I Dirk Holtermann, Notar I Lutz Duvernell, Notar1 Hans Dieckhöfer, Notar 6 I Dr. Christian Tilse, Notar 2 I Dr. Jochen Berninghaus, WP,StB1 I Hans-Jürgen Palm, Notar 2 I Dr. Detlef Götz, Notar I Anja Berninghaus, Notarin4 I Markus Sträter, Notar 3/7 Dr. Achim Herbertz I Manfred Ehlers1/2 I Dr. Carsten Jaeger, Notar 8 Guido Schwartz I Frank Stiewe1/9 I Dr. Tido Park1/5 I Dr. Thorsten Mätzig1 I Dr. Erhard Schrameyer I Rainer Beckschewe 4 I Dr. Steffen P. Lorscheider I Dr. Robert Jung I Regine Holtermann auch Fachanwalt für Steuerrecht, 2 auch Fachanwalt für Arbeitsrecht, 3 auch Fachanwalt für Verwaltungsrecht, 4 auch Fachanwalt für Familienrecht, 5 auch Fachanwalt für Strafrecht, 6 auch Fachanwalt für Erbrecht, 7 auch Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, 8 auch Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, 9 auch Fachanwalt für Versicherungsrecht 1 Gestaltung: staadenvonboxberg.de SPIEKER& JAEGER IRechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft I Notare Kronenburgallee 5 I 44139 Dortmund I Telefon +49.231.9 58 58-0 E-Mail [email protected] I www.spieker-jaeger.de die Ausführung stets unsicher war, nie jedoch die grundsätzliche Form infrage stellte. Schützenhilfe leistete ihm der einfluss- und geistreiche Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick, der Brahms’ Position auf die Spitze trieb und einen regelrechten Feldzug der »Brahmsianer« gegen die »Wagnerianer« anführte. Brahms selbst betrachtete diese Vorgänge mit weit geringerer Leidenschaft. Hanslick verfasste sogar eine eigene Ästhetik, »Vom musikalisch Schönen« (1854), die nicht zuletzt dazu dienen sollte, Brahms’ kompositorische Ansätze wissenschaftlich zu untermauern. Insgesamt ist dieses Werk anfechtbar, im Gedächtnis bleibt jedoch eine Kernaussage, die Brahms’ Musik tatsächlich treffend beschreibt: »Inhalt der Musik sind tönend bewegte Formen.« In der Tat sind zur Charakteristisierung von Brahms’ Musik vor allem Kategorien sinnvoll, die der Musik immanent sind, daher sei hier ein wissenschaftlicher Exkurs gestattet: Grundsätzlich bleibt Brahms in seiner vierten Sinfonie dem klassischen Formschema verhaftet: Der erste Satz erfüllt die klassische Sonatenhauptsatzform, der wie gewohnt als Zweites ein langsamer Satz folgt. Während der dritte Satz Ansätze der üblichen Scherzo-Form zeigt, aus dieser jedoch immer wieder ausbricht, bildet das Variationen-Finale eines der spektakulärsten Beispiele individueller Gestaltung: Brahms greift das barocke Modell der »Chaconne« auf, der er ein leicht abgewandeltes Thema aus der Bach-Kantate »Nach Dir, Herr, verlanget mich« zu Grunde legt. In 30 Variationen wird dieses Thema ständig wiederholt, zunächst in den Oberstimmen, später schulmäßig im Bass. Dabei ist es stets präsent, wenn dies auch hörend zum Teil nur noch schwer nachzuvollziehen ist. Dass Brahms dieser an sich schon kunstvollen Form noch ein Sonatensatzschema überlagert, ist eher durch wissenschaftliche Analyse als durch Hören nachzuvollziehen, sei aber trotzdem als Hinweis auf seine überragende Kompositionskunst erwähnt. Es war nicht zuletzt Arnold Schönberg, der die Kunstfertigkeit im Schaffen Brahms’ insbesondere anhand der vierten Sinfonie offen legte. Was ihn faszinierte, war das Prinzip der »entwickelnden Variation«, womit nicht die Variationen des Finales gemeint sind, sondern die Technik, jegliches motivische Material ständig zu transformieren und weiter zu entwickeln. Dadurch entsteht ein Höreindruck, bei dem man nicht wie in den klassischen Sinfonien eines Haydn oder Mozart klar abgegrenzte thematische Blöcke erkennen kann. Man erlebt vielmehr eine Musik, die permanent im Prozess begriffen ist und dadurch in ganz überraschende Bereiche vorstößt. Auf der Basis klassischer Kompositionen entwickelte Brahms Musik, die weit in die Zukunft weist und von großer Bedeutung auch für nachfolgende Komponistengenerationen war. Nach der Wiener Erstaufführung meinte selbst der unverdrossene Hanslick, der erste Satz klinge, »als ob ich von zwei schrecklich geistreichen Leuten durchgeprügelt würde«. Heute ist dieses Urteil unverständlich, die Zeit hat Brahms’ Meisterschaft bewiesen und seine Musik bietet für heutige Hörer hoffentlich in gleichem Maße Herausforderung wie Genuss. Werke Oslo Philharmonic Orchestra Die Wurzeln des Oslo Philharmonic Orchestra lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen, in die Zeit von Edvard Grieg und Johan Svendsen. Grieg war einer der Gründerväter und der ersten Dirigenten des im Jahre 1871 gegründeten Orchesters. In seiner heutigen Form und unter seinem heutigen Namen existiert das Oslo Philharmonic Orchestra seit 1919. Jedes Jahr gibt es 60 bis 70 größtenteils vom Norwegischen Radio ausgestrahlte Konzerte in der Oslo Concert Hall, der Residenz des Orchesters. Die internationale Reputation des Orchesters ermöglicht hierbei eine Programmatik von höchster Qualität, sowohl in Bezug auf das Repertoire als auf Solisten und Gastdirigenten. Unter Mariss Jansons, von 1979-2002 Chefdirigent des Orchesters, erwarb sich das Oslo Philharmonic Orchestra einen weltweit hervorragenden Ruf. Konzerttourneen führten das Orchester seit 1982 in die bedeutendsten Konzertsäle Europas, Nordamerikas, Südamerikas und Asiens, darüber hinaus gastiert es regelmäßig bei den wichtigsten internationalen Festivals wie den »BBC Proms«, dem »Edinburgh International Festival«, dem »Lucerne Festival« und den »Salzburger Festspielen«. Nachdem André Previn 2002 die Nachfolge Mariss Jansons angetreten hatte, wurde im Jahre 2006 Jukka-Pekka Saraste einstimmig zum neuen Chefdirigenten gewählt. Maestro Saraste nahm im August 2006 sein Amt auf und führte das Oslo Philharmonic Orchestra in der ersten gemeinsamen Saison 2006/07 auf äußerst erfolgreiche Konzerttourneen u. a. nach Deutschland, Italien, Finnland, Luxemburg, Schweden und in die Schweiz. Die aktuelle Diskographie des Oslo Philharmonic Orchestra umfasst über 70 Aufnahmen mit einem breiten Repertoire von romantischen bis zu zeitgenössischen Werken. Das Orchester erhielt für seine Einspielungen zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, für besondere weltweite Beachtung sorgte in den 80er Jahren ein legendärer Tschaikowsky-Zyklus. Unter den jüngeren Veröffentlichungen ragen ein Brahms-Zyklus, die Mahler-Sinfonien 1 und 9, sowie die Aufnahmen mit Frank Peter Zimmermann (Tschaikowsky Violinkonzert), Daniel Müller-Schott (Elgar und Walton Cellokonzerte) und Christian Lindberg (Posaunenwerke von Berio, Xenakis und Turnage) sowie das Album »Norwegian Heartland – The Romantic Orchestral Heritage« (Grieg, Halvorsen, Svendsen, Saeverud und Tevitt) hervor. Jukka-Pekka Saraste Der Finne Jukka-Pekka Saraste zählt zu den großen Dirigenten seiner Generation. In den 14 Jahren seiner Tätigkeit als Musikdirektor des Finnish Radio Symphony Orchestra schuf er einen 16 I 17 BIOGRAFIEn weltweit beachteten, von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeierten Klangkörper. Weltweite Tourneen führten Jukka-Pekka Saraste mit dem Orchester in die bedeutendsten internationalen Konzertsäle und zu den wichtigsten Festivals. Von 1994 bis 2002 war er Musikdirektor des Toronto Symphony Orchestra und von 2002 bis 2005 erster Gastdirigent des BBC Symphony Orchestra. Jukka-Pekka Saraste ist künstlerischer Berater des Lahti Symphony Orchestra. Mit der Saison 2006/07 trat er sein Amt als Musikdirektor des Oslo Philharmonic Orchestra an. Als Gastdirigent arbeitete Jukka-Pekka Saraste mit den wichtigsten amerikanischen Orches-tern sowie unter anderem mit den Münchner Philharmonikern, dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem London Philharmonic Orchestra, dem NHK Symphony Orchestra, dem Concertgebouworkest Amsterdam, dem Orchestra Filarmonica della Scala Mailand, dem Philharmonia Orchestra London, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Chicago Symphony, dem Orchestre National de France, der Staatskapelle Dresden, dem Chamber Orchestra of Europe, dem Orchestre de Paris und dem Boston Symphony Orchestra. Jukka-Pekka Saraste hat mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra unter anderem sämtliche Sinfonien von Jean Sibelius und Carl Nielsen eingespielt. Aufnahmen mit dem Toronto Symphony Orchestra umfassen Werke von Bartók, Dutilleux, Mussorgsky sowie Sarastes eigene Fassung von Prokofiews »Romeo und Julia«. Jukka-Pekka Saraste ist ab der Saison 2010/11 neuer Chefdirigent des WDR Sinfonieorchesters Köln. Henning Kraggerud Symphony Orchestra. Er erhielt Wiedereinladungen vom Hallé Orchestra und dem Bournemouth Symphony Orchestra, zu denen er besondere Beziehungen unterhält. Als engagierter Kammermusiker spielt Henning Kraggerud Geige und Bratsche bei großen internationalen Festivals gemeinsam mit Musikern wie Stephen Kovacevich, Kathryn Stott, Jeffrey Kahane, Truls Mørk und Martha Argerich. 2004 war er Artist in Residence beim »Bergen International Music Festival«, wo er mit Recitals, Kammermusik und Solokonzerten zu hören war. 2005 trat er mit Leif Ove Andsnes in dessen »Perspectives«-Reihe in der Carnegie Hall in New York auf. Als Teil seiner vielseitigen Karriere ist Kraggerud auch kreativ im Bereich der Improvisation und als Komponist. Viele seiner Kadenzen und Arrangements spielt er in seinen Konzerten; sie werden weltweit bei Festivals aufgeführt. Henning Kraggerud hat von der Kritik gefeierte CDs aufgenommen, darunter Grieg Violinsonaten, norwegische Stücke für Violine und Orchester sowie Violinkonzerte von Sibelius und Sinding. Er fügte seiner Diskografie zuletzt die Violinsonaten von Ysaÿe hinzu – auch diese Einspielung fand bereits weithin Beachtung. In dieser Saison erscheinen Aufnahmen mit Werken von Sinding, Ysaÿe und Spohr. Kraggerud war an der Produktion einer großen TV- und Kinodokumentation über den norwegischen Geigenvirtuosen und Komponisten Ole Bull, beteiligt. Sie erschien im November 2006 und ist jetzt auf DVD mit englischen Untertiteln erhältlich. Geboren 1973 in Oslo, studierte er bei Camilla Wicks und Emanuel Hurwitz und wurde mit dem angesehenen norwegischen »Grieg Prize« ausgezeichnet. In seiner Heimatstadt unterrichtet er am »Barrat Due« Konservatorium. Henning Kraggerud spielt eine Guarneri del Gesu aus dem Jahr 1744, die ihm von Dextra Musica AS, einer Initiative der Sparebankstiftelsen DnB NOR, zur Verfügung gestellt wird. Der norwegische Geiger Henning Kraggerud ist einer der gefragtesten Künstler Skandinaviens. Als Solist tritt er mit vielen weltweit führenden Orchestern in Europa und Nordamerika auf. Er spielte u. a. mit dem St. Petersburg Philharmonic Orchestra, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Hong Kong Philharmonic Orchestra, dem Melbourne Symphony Orchestra, dem Los Angeles Chamber Orchestra sowie mit dem Royal Scottish National Orchestra und dem BBC Symphony Orchestra. Henning Kraggerug arbeitete erfolgreich mit namhaften Dirigenten, darunter Marek Janowski, Ivan Fischer, Paavo Berglund, Kirill Petrenko, Yakov Kreizberg, Mariss Jansons, Stephane Deneve und Kurt Sanderling. Derzeitige und zukünftige Highlights beinhalten Engagements mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Royal Philharmonic Orchestra, dem Scottish Chamber Orchestra, dem NDR Sinfonieorchester, dem Ensemble Orchestral de Paris und dem Hiroshima 18 I 19 BIOGRAFIEn Kommen Sie doch näher ran! Tiefe Bedeutungen Wenn Sie der muSiK und den KünStlern noch näher Kommen möchten, treten Sie dem FörderKreiS deS handWerKS e.V. bei! und noch etWaS näher! Jetzt erhalten Sie 10% Kartenrabatt bei den eigenVeranStaltungen, Werden zum JahreSempFang, zu hauSFührungen und probenbeSuchen eingeladen. alle inFoS unter t 0231-22 696 261 oder WWW. KonzerthauS-dortmund.de Schicksalscharakter Um das »Unausweichliche« geht es in Messiaens »Et expecto resurrectionem mortuorum« und in Tschaikowskys Sinfonie Nr. 4. Die Interpretation dieser Werke liegt in besten Händen: bei den Münchner Philharmonikern unter der Leitung von Zubin Mehta. So 14.12. 08 · 16.00 Über das Jenseits Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg lässt mit seinem Dirigenten Sylvain Cambreling »Betrachtungen über das Jenseits« in einem gewaltigen Orchesterwerk erklingen: Olivier Messiaens »Éclairs sur l’Au-Delà«. Di 16. 12. 08 · 20.00 Üppige Klänge Mit Brahms’ erstem Klavierkonzert und der sechsten Sinfonie von Antonín Dvorák ˇ bringen die Tschechische Philharmonie unter Manfred Honeck und der Pianist Lars Vogt ein hochromantisches Programm ins Konzerthaus. Förderkreis des Handwerks e.V. Sa 31. 01. 09 · 20.00 zugunsten KONZERTHAUS DORTMUND äher Weiterhören Texte Kaja Engel Fotonachweise S. 4 I 5 © Bo Mathisen S. 8 I 9 © Observatoriet Simax Classics S. 16 © Bo Mathisen Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa Redaktion Dr. Jan Boecker · Marion Schröder Konzeption Kristina Erdmann Anzeigen Anne-Katrin Röhm · T 0231-22 696 161 Druck Hitzegrad Print Medien & Service GmbH Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten! Impressum Konzerthaus dortmund philharmonie für westfalen brückstrasse 21 I 44135 Dortmund t 0231- 22 696 200 I f 0231- 22 696 222 [email protected] www.konzerthaus-dortmund.de