BFH-TI Automobiltechnik 10. Inbetriebnahme, Wartung und Ladung der Batterie Inbetriebnahme [2] - Starterbatterie: Die Batterie kann in das Fahrzeug eingebaut werden. Danach kann der Motor sofort angelassen werden. - Elektrofahrzeug : Die Antriebsbatterie muss aus Einzelbatterien mit den gleichen Eigenschaften zusammengesetzt werden. Das heisst, sie sollten sogar der gleichen Fertigungsserie entnommen werden. Dabei ist zwischen den einzelnen Batterieblöcken ein Zwischenraum vorzusehen. Um die Bleiplatten abzustützen muss ein Zwischenstück eingelegt werden. Nach der Montage ist der Batteriesatz mit einer geeignete Vorrichtung vorzuspannen, damit ständig eine Kraft auf die Bleiplatten wirkt. Bei einer Serienschaltung von Batterien wird die Gesamtkapazität immer vom schwächsten Batterieblock bestimmt wird. Es empfiehlt sich neben der Gesamtspannung auch die mittlere Spannung zu überwachen. Wenn die Differenz zwischen den beiden Batteriehälften grösser ist als 2 V, kann auf einen Defekt geschlossen werden. Sauberkeit Um die Selbstentladung zu verringern, muss die Batterie sauber gereinigt werden. Dies geschieht am besten mit Lappen und warmem Wasser. Bei sauberen Batterien beträgt die Selbstentladung weniger als 0,3% im Tag. Elektrolyt Monatlich einmal das Niveau kontrollieren. Falls nötig, nur destilliertes oder entsalztes Wasser einfüllen. Die Platten müssen immer mit Elektrolyt überdeckt sein. Für viele Anwendungen ist ein automatisches Wassernachfüllsystem [L2] sinnvoll. Bild 1: Verschlusszapfen mit Anschluss für ein automatisches Nachfüllsystem Karl Meier-Engel Batterie; Inbetriebnahme, Wartung. Ladung 10-1 BFH-TI Automobiltechnik Ueberwintern / Lagern Bei der Ausserbetriebsetzung eines Fahrzeuges sollte man den Minusanschluss von der Batterie trennen. Ist dies nicht erwünscht, so empfiehlt sich das Anschliessen der Batterie an ein Ladegerät, welches die Gasungsspannung von 2,4 V pro Zelle nicht erreicht. Für eine 12 V Batterie sollte die Ladespannung etwa 13,2 V betragen. Damit wird der Strom für die flüchtigen Speicher der Elektronik (RAM) und die Selbstentladung von aussen zugeführt. Die ausgebauten oder abgeklemmten Batterien sollten alle 3-6 Monate einmal nachgeladen werden. Wird dies unterlassen, tritt eine Sulfatierung der Bleiplatten auf. Das heisst, in den Platten bildet sich grobkristallines Bleisulfat, das nicht mehr umgewandelt werden kann. Explosionsgefahr Während der Ladung bildet sich Knallgas. Deshalb nie mit offener Flamme in der Nähe einer Batterie hantieren. Zudem ist Funkenbildung zu vermeiden. Beim Arbeiten an der Ladestation ist daher immer zuerst das Ladegerät auszuschalten. Normalladung Das korrekte Aufladen der Batterie trägt wesentlich zu einer langen Lebensdauer bei. Die entsprechenden Empfehlungen des Herstellers sind unbedingt zu beachten. Schnell-Ladung Die Schnell-Ladung oder Ladung mit hohen Strömen ist für Batterien günstig. Seit etwa 1990 ist bekannt, dass die erreichbare Zyklenzahl von Traktionsbatterien zunimmt, wenn der Ladestrom deutlich grösser als 0,1 C gewählt wird [5]. Dabei ist auf die maximale Spannung und die zulässige Temperatur zu achten. Der Ladestrom kann auf einen Wert eingestellt werden, der etwa 50 - 100 % der Batteriekapazität beträgt Erhaltungsladung Bei dieser Ladung geht es darum die Batterie über längere Zeit im geladenen Zustand zu erhalten. Dabei soll die Zellenspannung den Wert von 2,23 V pro Zelle nicht überschreiten. Damit kommt die Batterie nicht in den Bereich der Gasungsspannung und verbraucht daher nur eine geringe Menge Wasser. Während der Erhaltungsladung stellt sich ein Ladestrom von etwa 1 mA pro Ah ein. Das bedeutet, dass man mit einem maximalen Ladestrom von 1 A auskommt. Bei einer Erhaltungsladung mit einer Spannung von 2,23 V pro Zelle entfällt die Notwendigkeit einer Ausgleichsladung. Ausgleichsladung Nach einer Tiefentladung oder nach mehreren unvollständigen Ladungen ist eine Ausgleichsladung vorzunehmen. Dazu verwendet man eine Ladespannung von 2,23 V pro Zelle. Damit ist die Batterie so lange aufzuladen, bis die Säuredichte während 2 Stunden nicht mehr weiter ansteigt. Dabei wird der Ladestrom einen minimalen Wert erreichen, der nicht mehr weiter absinkt. Karl Meier-Engel Batterie; Inbetriebnahme, Wartung. Ladung 10-2 BFH-TI Automobiltechnik Getakteter Ladestrom Bei Ladegeräten mit getaktetem Ladestrom ist besonders zu beachten, dass für die Ladung nicht der effektive Strom (quadratischer Mittelwert), sondern der arithmetische Mittelwert berücksichtigt werden muss. Der arithmetische Mittelwert eines Wechselstromes entspricht dem Gleichstrom, welcher die gleiche elektrolytische Wirkung, hat wie der gleichgerichtete Wechselstrom. Man nennt den arithmetischen Mittelwert auch Gleichrichtwert. Formel für sinusförmige Gleichstromimpulse I A 0,637 * î [10.1] IA î t = = = 2î arithmetischer Mittelwert = Gleichrichtwert Scheitelwert des getakteten, sinusförmigen Gleichstromimpuls Zeit [A] [A] [s] Ladekennlinien Gemäss DIN 41'772 gibt es viele Formen von Ladekennlinien. IU-Kennlinie In jüngster Zeit hat sich die IU-Kennlinie mehrheitlich durchgesetzt. Dabei wird zuerst mit einem möglichst grossen konstanten Strom geladen. Anschliessend folgt eine längere Aufladung mit konstanter Spannung. Abbildung 2: IU-Kennlinie gemäss [1][L1] Dabei bedeuten: Bulk charge: Laden mit einem konstanten Strom -> I-Phase Absorbtion charge: Laden mit einer konstanten Spannung -> U-Phase Float charge: Schwebeladung (wird bei Fahrzeugen nicht angewendet) Karl Meier-Engel Batterie; Inbetriebnahme, Wartung. Ladung 10-3 BFH-TI Automobiltechnik Definitionen Ladefaktor Das Verhältnis der zur Volladung erforderlichen Kapazität, zu der vorher entnommenen Kapazität wird als Ladefaktor bezeichnet. Es handelt sich also um den reziproken Wert des Ah-Wirkungsgrades. [10.2] LF LF K1 K2 Ah K1 1 K2 Ah = = = = Ladefaktor zugeführte Kapazität entnommene Kapazität Ah-Wirkungsgrad [Ah] [Ah] Für Bleibatterien beträgt der Ladefaktor 1,1 bis 1,2. Dabei ist es zu beachten, dass der Ladefaktor keine konstante Grösse ist. Je nach Batterieart ändert der Ladefaktor mit der Zyklenzahl. Ladestrom INFLUENCE OF CHARGE RATE ON CYCLE LIFE 200 180 NUMBER OF CYCLES 160 140 120 100 80 60 40 20 0 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 CHARGE RATE (C) Bild 3: Dieses Bild stellt die erreichbare Zyklenzahl in Funktion des Ladestromes dar. Dabei bedeutet der Begriff „charge rate“ der Multiplikationsfaktor mit dem die Batteriekapazität multipliziert wird, um den Ladestrom zu bestimmen. Beispiel: Die Zahl 3 bedeutet für eine Batterie mit C = 40 Ah, dass der Ladestrom 3*C = 3*40 = 120 A betragen sollte. Der konstante Ladestrom während der I-Phase soll demnach möglichst gross sein! Karl Meier-Engel Batterie; Inbetriebnahme, Wartung. Ladung 10-4 BFH-TI Automobiltechnik Gasungsspannung: Die Gasungsspannung ist die Ladespannung oberhalb der eine Batterie deutlich zu gasen beginnt. Sie beträgt 2,4 V pro Zelle. Erhaltungsladespannung: Bei Dauerladung will man einen unnötigen Wasserverbrauch vermeiden. Deshalb gilt für Bleibatterien ein Wert der noch unter der Gasungsspannung liegt. Nämlich 2,23 V pro Zelle. Elektrolytumwälzung [L2][L3] Für Batterien welche oft entladen und geladen werden, empfiehlt sich der Einbau einer Elektrolytumwälzung mit Luft. Damit kann die Säureschichtung deutlich reduziert werden. Die Lebensdauer der Batterie wird dabei wesentlich erhöht. Literaturverzeichnis [1] [2] [3] [4] [5] ODYSSEY: Application Manual ; Publication No : US-ODY-AM-001-April 2006 Kalker M. und Zahnder E.: Verschlossene Bleibatterien für Elektrofahrzeuge, RWE informiert 264 Baggio S. und Weber M.O.: Cyclage des batteries au plomb; Wahlfacharbeit Juli 1996 SONNENSCHEIN: Dokumentation Pavlov D.; Petkova G.; Dimitrov M. ; Shiomi M. ; Tsubota M.: Influence of fast charge on the life cycle of positive lead-acid battery plates; Journal of Power Sources 87 (2000) 39-56 [L1] [L2] [L3[ www.odysseyfactory.com www.froetek.com www.enersys-hawker.com Links Karl Meier-Engel Batterie; Inbetriebnahme, Wartung. Ladung 10-5