Theoretische Physik Thermodynamik und statistische Physik (T4) Prof. Dr. U. Schollwöck 6. Mai 2013 Blatt 3 Sommersemester 2013 Aufgabe 7: Obere Schranken mittels Mittelwert und Varianz (a) Sei X eine reellwertige Zufallsvariable, c > 0 und h : R → R+ eine nicht-negative monoton wachsende Funktion. Zeigen Sie, dass P (X ≥ c) ≤ hh(X)i/h(c). (1) Schlussfolgern Sie aus Gl. (1) weiter, dass P (|X| ≥ c) ≤ h|X|i/c und P (|X − hXi| ≥ c) ≤ h(X − hXi)2 i/c2 . (2) (3) Letzteres ist gerade die in der Vorlesung besprochene Tschebyscheff-Ungleichung. (b) Gemäß der Erfahrung der letzten Jahre, weiß der Professor, dass die in seiner Standardklausur erreichte Punktzahl eine Zufallsvariable mit Mittelwert 75 ist. (b1) Geben Sie eine obere Schranke für die Wahrscheinlichkeit an, mit der die Punktzahl eines Studenten größer als 85 ist. 2 = 25. Geben Sie eine untere Schranke für die Wahrschein(b2) Sei die Varianz im Weiteren σX lichkeit an, mit der ein Student zwischen 65 und 85 Punkte erhält. (b3) Verwenden Sie die Tschebyscheff-Ungleichung um eine Anzahl von Klausurteilnehmern zu bestimmen so, dass mit Mindestwahrscheinlichkeit 0.9 der Klausurschnitt im Bereich von 70 bis 80 Punkten liegt. Aufgabe 8: Zentraler Grenzwertsatz am Beispiel der Poisson-Verteilung Seien X1 , . . . , X20 unabhängige Poisson-verteilte Zufallsvariablen mit Mittelwert λi = 1. P (a) Zeigen Sie, dass i Xi (für beliebige λi ) ebenfalls Poisson-verteilt ist. (b)P Bestimmen Sie mittels der Ungleichung (2) eine obere Schranke an die Wahrscheinlichkeit P ( 20 i=1 Xi > 15). P (c) Verwenden Sie den zentralen Grenzwertsatz um einen Näherungswert für P ( 20 i=1 Xi > 15) zu erhalten. Vergleichen Sie nach Möglichkeit mit dem exakten Wert. Aufgabe 9: Zentraler Grenzwertsatz in der Mensa In der Mensa kosten 100g Salat 1A C. An der Kasse wird der Salat gewogen und der Preis zwecks einfacherer Bezahlbarkeit auf ein Vielfaches von 50 Cent auf- bzw. abgerundet. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass man nach 192maligem Essen durch das Runden insgesamt mehr als 3A C zu viel bezahlt hat? Verwenden Sie den zentralen Grenzwertsatz. x 0.00 0.04 0.08 0.12 0.16 0.20 0.24 0.28 0.32 0.36 0.40 0.44 0.48 x P (X < x) x P (X < x) 0.500000 0.691462 0.841344 1.50 0.933192 2.00 0.977249 0.515953 0.705401 0.850830 1.54 0.938219 2.04 0.979324 0.531881 0.719042 0.859928 1.58 0.942946 2.08 0.981237 0.547758 0.732371 0.868643 1.62 0.947383 2.12 0.982996 0.563559 0.745373 0.876975 1.66 0.951542 2.16 0.984613 0.579259 0.758036 0.884930 1.70 0.955434 2.20 0.986096 0.594834 0.770350 0.892512 1.74 0.959070 2.24 0.987454 0.610261 0.782304 0.899727 1.78 0.962462 2.28 0.988696 0.625515 0.793891 0.906582 1.82 0.965620 2.32 0.989829 0.640576 0.805105 0.913085 1.86 0.968557 2.36 0.990862 0.655421 0.815939 0.919243 1.90 0.971283 2.40 0.991802 0.670031 0.826391 0.925066 1.94 0.973810 2.44 0.992656 0.684386 0.836456 0.930563 1.98 0.976148 2.48 0.993430 √ Rx 2 Tabelle 1: Verteilungsfunktion P (X < x) = −∞ e−x /2 / 2π der Standardnormalverteilung. P (X < x) x 0.50 0.54 0.58 0.62 0.66 0.70 0.74 0.78 0.82 0.86 0.90 0.94 0.98 P (X < x) x 1.00 1.04 1.08 1.12 1.16 1.20 1.24 1.28 1.32 1.36 1.40 1.44 1.48 P (X < x) Aufgabe 10: Kohärentes und thermisches Licht (a) Ein Laser emittiert kohärentes Licht und damit in einem infinitesimalen Zeitintervall t/N (N → ∞) mit Wahrscheinlichkeit w/N ein Photon und mit Wahrscheinlichkeit 1 − w/N kein Photon. Hierbei ist w proportional zur Strahlungsintensität. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass im Zeitraum t genau n Photonen emittiert werden? Berechnen Sie für den Limes N → ∞ die Varianz h(n − hni)2 i der Photonenzahl n als Funktion ihres Mittelwerts hni. (b) Elektromagnetische Strahlung innerhalb eines Hohlraums, der im thermodynamischen Gleichgewicht mit seiner Umgebung steht, heißt Hohlraumstrahlung (auch Wärmestrahlung oder Schwarze Strahlung). Die Photonenzahlverteilung folgt der Bose-Einstein-Statistik, d.h. e−β~ωn Pω (n) = P∞ . −β~ωn0 n0 =0 e (4) Schreiben Sie Pω (n) als Funktion des Mittelwert hni, d.h. eliminieren Sie β~ω. Wie groß ist die Varianz h(n − hni)2 i? (c) Die Photonenzahlvarianz thermischen Lichts einer einzelnen Mode ω ist größer als die kohärenten Lichts. Wir betrachten nun den typischen Fall, dass wir nicht eine einzelne Mode (monochromatisches thermisches Licht) beobachten, sondern ein Frequenzintervall, das M Moden umfasst. Nehmen Sie an, dass die Frequenzen nah beieinander liegen so, dass hnω i in guterPNäherung modenunabhängig ist. Wie groß ist die Varianz der Gesamtphotonenzahl ntot := M i=1 nωi als Funktion von hntot i und M ? Welcher Verteilung nähert sich die Verteilung von ntot für große M an?