¡Hasta la victoria siempre! auf nacH amerika - see

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Theater konstanz spielzeit 2014/2015
¡Hasta la victoria siempre!
Auf nach Amerika
inhalt
3 6
19 21 Grussworte
premieren
reihen
regisseurinnen und regisseure
theater konstanz
Intendant
Prof. Dr. Christoph Nix
Inselgasse 2–6 — D-78462 Konstanz
Tel. 0 75 31.900-101 — Fax 0 75 31.900-107
www.theaterkonstanz.de
Theaterkasse
Konzilstraße 11
D-78462 Konstanz
Montag – Freitag von 10 – 19 Uhr / Samstag von 10 – 13 Uhr
Abendkasse eine Stunde vor Vorstellungsbeginn
Tel. 0 75 31.900-150 / Fax 0 75 31.900-12 150
[email protected]
Pressekontakt
Martina Kraus / Anja Böhme
Tel. 0 75 31.900-106
[email protected]
Redaktion Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit
Gestaltung Naomi Morawa
Stand März 2014
Spielzeit 2014/15 | 2
GrusswortE
¡Hasta la victoria siempre!
Auf nach Amerika
Liebe Freundinnen und Freunde,
als die Vereinigten Staaten von Amerika den Prozess der Loslösung von der britischen
Kolonialmacht hinter sich gebracht hatten und das Land dabei war, sich selbst auf
konstitutionelle Füße zu stellen, formulierten sie in ihrer Unabhängigkeitserklärung,
dass die Gleichheit, die Freiheit und das Streben nach Glück »the pursuit of happiness«
zu den unveränderlichen Grundrechten der Menschen gehören würden. Was für ein
Versprechen, was für ein Traum, was für eine wunderbare Verheißung.
Sich mit der Neuen Welt zu beschäftigen, diesem gewaltigen Kontinent Amerika, ist
eine Anmaßung, aber gerade jetzt, da der Norden für Befreiung durch Krieg, für Rassenkämpfe und Unterdrückung steht, zugleich der Inbegriff von Weite und Völkervernichtung ist, hat Amerika uns eine wunderbare Literatur geschenkt: Tennessee Williams oder
Eugene O’Neill, Philip Roth oder Paul Auster erzählen uns Geschichten über die große
Einsamkeit, die nach dem Traum der großen Freiheit kam: »Hundert Jahre Einsamkeit«.
Kaum hatten sie sich gefunden, die neuen Nordamerikaner, taten sie all den Anderen
das an, vor dem sie selbst aus Europa geflüchtet waren: Ausbeutung und Unterdrückung
und zugleich immer das Versprechen, dass jeder seines Glückes Schmied sein sollte. Im
»Zauberer von Oz« sucht die kleine Dorothy nach den Tugenden, die später Johnny Cash
besingen wird, Christoph Kolumbus hat den Indios das Verderben gebracht, und Richard
III. war ein früher Konquistador, ein Stratege der Macht, der an sich selbst zerbricht.
Die neue Welt hat Wissen gebündelt und gehortet, Allwissen der Geheimdienste,
und die Theologie der Befreiung hat im Süden begonnen, die alten Ideale neu zu formulieren – bevor die Welt endgültig vermessen ist, macht sich ein kleines Theater im Süden
der Republik auf den Weg. Schlecht subventioniert und voller Hoffnung wollen wir etwas
einfangen, für Sie, wollen die Leidenschaft über die Bretter, die immer noch Welt nach
Konstanz holen, künstlerisch ergründen.
Na, ob das mal gut geht. Aber Kennedy ist gescheitert und ermordet, die Familienserie »Bonanza« längst abgespielt, da machen wir uns auf den Weg: »Eines langen Tages
Reise in die Nacht«.
Auf nach Amerika und nach Buenos Aires, oh wie schön ist Panama, während der
Norden verrottet, lebt in Havanna der alte Fidel Castro immer noch vor sich hin, nachts
denkt er an Che Guevara, der nicht das Glück hatte alt zu werden, aber – außer auf
T-Shirts – auch in den Herzen junger Europäer eine Glücksverheißung darstellt: Hasta
la victoria siempre, ihr müden Bodenseevölker, es ist nie zu spät, fordert das Unmögliche,
geht ins Theater oder setzt uns ab. Abonniert oder stürmt die Kasse. Es ist nie zu spät
von der Revolution zu träumen und, wenn das nicht gelingt, sich lustvoll bei uns zu
unterhalten.
Ihr
Christoph Nix
Spielzeit 2014/15 | 3
GrusswortE
PACHAKUTI – ZEITENWENDE oder
THE REVOLUTION WILL (NOT) BE
TELEVISED
Es ist ein Paradox: Je schneller die Welt sich verändert, je mehr wir diesen Veränderungen
hinterherrennen, aus Angst den Anschluss zu verlieren, desto weniger glauben wir an
Utopien, daran, dass andere Welten möglich sind und unser Handeln darauf Einfluss hat.
»Change« ist längst so sehr zum Selbstzweck geworden, dass die Frage aus dem Blickfeld
geraten ist, wohin und in welche Richtung wir überhaupt wollen – Hauptsache vorwärts.
An eine gerechtere Welt ohne Armut und Gewalt, ohne Krieg und Terrorismus aber
können wir nicht mehr glauben, dazu sind wir längst zu abgeklärt. Uns fehlt Richtung und
Ziel, auf das wir uns mit aller unbedingten Entschlossenheit und Konsequenz hinbewegen
können – ¡hasta la victoria siempre!
Das Theater ist ein Ort, um andere Welten zu denken, im Vor-Augen-Führen von
Alternativen zu Politik und Gesellschaft in der Form, wie sie uns jeden Tag umgeben –
auch wenn unsere Politiker uns gerne einreden, diese sei »alternativlos«.
Gegenwart und Geschichte Amerikas erzählen von vielen Revolutionen und Umbrüchen.
Das, was die Europäer gerne »Entdeckung und Eroberung« der beiden Kontinente nennen,
eine koloniale Revolution also, nannten die Aymara, indigenes Andenvolk auf dem Gebiet
des heutigen Boliviens, »Pachakuti« – Zeitenwende, eine »verkehrte Welt«, denn die neue
Ordnung der einen bedeutete Unordnung und Leid für die anderen. Die Folgen für das
lateinamerikanische Selbstverständnis wirken bis heute nach.
Im April 2009 schenkte Hugo Chávez, der damals amtierende Präsident Venezuelas,
dem wenige Monate zuvor vereidigten Präsidenten der USA, Barack Obama, ein Buch,
das am nächsten Tag auf den Amazon-Rankings nach oben schoss: »Die offenen Adern
Lateinamerikas«. Der Klassiker von Eduardo Galeano macht bewusst, was Europa und
die USA gerne ausblenden: dass ihr Reichtum auf der Plünderung von Rohstoffen, Gold,
Silber, Kakao und Baumwolle beruht, auf Vernichtung und Versklavung der ursprünglichen Bevölkerung. Lateinamerika aber konnte das koloniale Erbe weder vergessen noch
überwinden, blieb in ungerechten Wirtschaftsordnungen gefangen, in dem es nie eine
gleichberechtigte Rolle spielte, ist nach Jahrhunderten der Abhängigkeit immer noch
auf der Suche nach einer eigenen Identität. »Erkenne dich selbst!« ruft der Colonel
Aureliano Buendía in »Hundert Jahre Einsamkeit«, gequält von »fremden Ideologien« –
ein Epos, in dem die ganze Tragik Lateinamerikas enthalten ist. (Hugo Chávez hatte
angekündigt, Barack Obama als nächstes »Was tun« von Lenin zu schenken. Es ist nicht
überliefert, ob er dazu vor seinem Tod noch gekommen ist.)
Einen Schwerpunkt setzt der Spielplan auf Kuba, das von Ché Guevara und Fidel Castro
aus der Abhängigkeit von den USA befreit wurde, was zu einem Konflikt führte, der die
Welt an den Rand eines atomaren Kriegs führte.
Das für Konstanz geschriebene Stück »Ché – Die Möglichkeit einer Revolution«
sowie »Boston Princes«, einer Tragödie über die Kennedys, erzählen von dieser Zeit.
Spielzeit 2014/15 | 4
GrusswortE
Mit »El Cimarrón« bekommt einer der letzten afrokubanischen Sklaven seine Stimme
zurück, und ein junger kubanischer Autor, Rogelio Orizondo, verarbeitet sprachgewaltig
in einer literarischen Hommage auf Heiner Müller und Shakespeare die aktuelle Situation
seiner Generation in Kuba.
In Chés Abschiedsbrief an seine Kinder findet sich folgender Satz: »Seid vor allem fähig,
jede Ungerechtigkeit gegenüber irgendjemandem irgendwo auf der Welt bis ins Tiefste zu
empfinden. Das ist die schönste Fähigkeit des Revolutionärs.«
Vielleicht ist das nicht weit von dem entfernt was Gill Scott-Herron meint, wenn er
über die Titelzeile seines Gedichts »The Revolution will not be televised« sagt: »Wenn wir
also sagten, dass die Revolution nicht im Fernsehen gezeigt wird, meinten wir, dass das,
was Menschen verändern wird, nichts ist, was jemals jemand auf Film festhalten können
wird«. Aber vielleicht etwas, was zwischen Bühne und Zuschauerraum entstehen kann,
wo sich laut Heiner Müller das wahre Drama abspielt.
»¡Hasta la victoria siempre!« Auf nach Amerika
Ihre Dramaturgie
Spielzeit 2014/15 | 5
Premieren
premierenübersicht 2014/2015
Stadttheater
26. September 2014 Uraufführung
HUNDERT JAHRE EINSAMKEIT
nach Gabriel García Márquez
Regie Johanna Wehner
10. Oktober 2014
I WALK THE LINE (AT)
Ein Abend mit Songs von Johnny Cash
Regie Wulf Twiehaus
31. Oktober 2014
24. April 2015 im rahmen des 27. internationalen
Bodenseefestivals 2015
DIE VERMESSUNG DER WELT
Daniel Kehlmann
Regie Martina Eitner-Acheampong
22. mai 2015
DER VATER ODER BEN CARTWRIGHT
DARF NICHT STERBEN
August Strindberg
Regie Christoph Nix, Andreas Bauer
ALLWISSEN
12. Juni 2015
Tim Carlson
Regie Johanna Wehner
EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT
16. November 2014 Weihnachtsmärchen
Eugene O’Neill
Regie Sascha Bunge
DER ZAUBERER VON OZ
nach Lyman Frank Baum
Regie Hanna Müller
28. November 2014
CHRISTOPH KOLUMBUS
ODER DIE ENTDECKUNG AMERIKAS
Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky
Regie N.N.
30. Januar 2015
RICHARD III
William Shakespeare
Regie Krzysztof Minkowski
27. Februar 2015
Spiegelhalle
27. September 2014
AMERIKA
nach Franz Kafka
Regie Andrej Woron
22. November 2014
ABI
AGNES
nach Peter Stamm
Regie Holle Münster | Prinzip Gonzo
BOSTON PRINCES –
Die Kennedys und Marilyn Monroe
7. Februar 2015
Werner A. Hofer
Regie Johannes von Matuschka
Marius von Mayenburg
Regie N.N.
20. März 2015
27. März 2015
MARIA DE BUENOS AIRES
LILIOM
Tangooper von Astor Piazzolla
Regie Christine Eder
Choreographie Ana Mondini
Ferenc Molnár
Regie Martin Nimz
MÄRTYRER
Spielzeit 2014/15 | 6
Premieren
premierenübersicht 2014/2015
Spiegelhalle
sonderveranstaltungen
12. April 2015 Uraufführung
März 2015
F:Inn
Festwochenende 25.Jahre Junges Theater Konstanz
Ein begehbares Hörspiel
nach Mark Twain
Regie KassettenKind
9+
18. Juli 2015
JUGENDCLUB
Im Rahmen des Festivals der Theaterclubs
JTK
6. Juni 2015Lokremise St. Gallen
3. AUTORENWETTBEWERB DER THEATER ST.GALLEN UND KONSTANz
3. Juli 2015überlingen
Sommertheater
Werkstatt Amerika
Regie Manuel Edler
18.-19. Juli 2015spiegelhalle
28. September 2014Deutschsprachige
Erstaufführung
We came to conquer
JTK
Festival der Theaterclubs
GESTERN HABE ICH AUFGEHÖRT, MICH
ZU TÖTEN. DANK DIR, HEINER MÜLLER.
Rogelio Orizondo Gómez
Regie Andreas Bauer
30. November 2014Weihnachtsmärchen
OH, WIE SCHÖN IST PANAMA
nach Janosch
Regie Johanna Wehner
24. Januar 2015 Uraufführung
EL CIMARRÓN
Miguel Ángel Barnet Lanza
Regie Wolfram Mehring
13. März 2015 Uraufführung
CHÉ – DIE MÖGLICHKEIT EINER REVOLUTION
Annette C. Daubner
Regie Alexander Müller
30. Mai 2015 Uraufführung
FIRST LADIES FIRST
Nora Mansmann
Regie Sascha Hawemann
Spielzeit 2014/15 | 7
Premiere 26. September 2014
Stadttheater | Regie Johanna Wehner
nach Gabriel GarcÍa Márquez von Johanna Wehner | Uraufführung
HUNDERT JAHRE EINSAMKEIT
Der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern des zwanzigsten
Jahrhunderts. 1967 veröffentlichte er mit seinem Roman »Hundert Jahre Einsamkeit« das Werk des lateinamerikanischen
magischen Realismus schlechthin. In ihm schuf Márquez, in der Rückbesinnung auf die Erzählweise seiner Großmutter,
eine unvergleichliche Sprache, in der er einzigartig von seiner eigenen Herkunft und der Geschichte seiner Heimat
Kolumbien berichtet.
Beides verbindet er in »Hundert Jahre Einsamkeit« in der Geschichte des fiktiven Dorfes Macondo und der dort lebenden
Familie Buendía. Zu Beginn des Romans steht ein Mord, den José Arcadio Buendía, der Stammvater und Gründer des Dorfes,
begeht. Zum Auszug aus der bisherigen Heimat gezwungen, errichtet er mit einigen Begleitern irgendwo inmitten des
undurchdringlichen Dschungels zwischen Sümpfen und Meer das Dorf Macondo. Am Ende, sieben Generationen später,
stehen der Niedergang der Familie und das Ende der Siedlung. Dazwischen spannt Márquez einen erzählerischen Bogen
über die Zeit der Kolonisation, der Befreiungskriege und Arbeiteraufstände bis in die Gegenwart.
Johanna Wehner übernimmt ab dieser Spielzeit die Oberspielleitung am Theater Konstanz. Sie inszenierte u.a. in Freiburg,
München, Stuttgart und Frankfurt am Main, wo sie zuletzt die Box des Schauspiel Frankfurt leitete. Mit »Hundert Jahre
Einsamkeit« führt die neue Oberspielleiterin erstmals Regie an ihrer neuen Wirkungsstätte.
Premiere 27. September 2014
Spiegelhalle | regie Andrej Woron
nach Franz Kafka AMERIKA
Franz Kafkas Sehnsucht nach Freiheit und fernen Ländern entsprang schon früh die Idee, einen Roman über Amerika zu
schreiben. Sein Werk blieb aber unvollendet, 1913 hat Kafka die Arbeit daran eingestellt. In dieser Zeit neigten sich die
großen Auswanderungswellen aus Europa in die neue Welt ihrem Ende entgegen. Zuvor war über hundert Jahre hinweg
Amerika ein bedeutendes Ventil für die grassierende Armut und Überbevölkerung in den deutschen Staaten in den Zeiten
des demographischen Übergangs und der industriellen Revolution.
Vor diesem Hintergrund zeichnet auch Kafka in seinem Text sein Bild von Amerika. Der junge Karl Roßmann muss aus
moralischen Gründen – er hatte in Prag ein Verhältnis mit einem Dienstmädchen – nach Amerika auswandern. Als Mittelloser hofft er auf den »amerikanischen Traum«, der sich zunächst auch einzustellen scheint, als er seinen reichen Onkel an der
Ostküste trifft. Dieser verstößt ihn aber wieder, so dass Roßmann sich auf den Weg nach Westen macht. Hier verwendet
Kafka das zweite Amerika zugeschriebene Stereotyp: das Road-Movie und die Reise in den Westen. Wie für Kafkas anderen
Romanfiguren erfüllen sich auch Roßmanns Hoffnungen nicht. Kafka sah den Kapitalismus als »System von Abhängigkeiten«; in dieses System aus Entfremdung, Perfektion und Grausamkeit gelingt es Roßmann nicht einzudringen – dabei will er
doch lediglich ein »brauchbarer Arbeiter« in seiner neuen Heimat sein.
Andrej Woron, bildender Künstler, Regisseur und Bühnenbildner, eröffnet mit diesem Stück die Spielzeit in der Spiegelhalle.
Seine bildgewaltigen Inszenierungen gehören seit vielen Jahren zum festen Bestandteil des Spielplans des Theater Konstanz.
Spielzeit 2014/15 | 8
Premiere 28. september 2014
werkstatt | Regie Andreas Bauer
Rogelio Orizondo GÓmez | deutschsprachige Erstaufführung
GESTERN HABE ICH AUFGEHÖRT, MICH
Zu TÖTEN. DANK DIR, HEINER MÜLLER.
Dänemark, DDR, Kuba: etwas ist faul im Staate. Der kubanische Autor Rogelio Orizondo (1982) dreht das heutige Kuba
durch die »Hamletmaschine«, Müllers »Tragödie des Intellektuellen in der sozialistischen Gesellschaft«, die Orizondo zu
der Frage bringt: »Wie lange wollen wir uns den immer gleichen Gegebenheiten fügen?« –Seine Figuren suchen Antwort,
indem sie private und politische Situation in Shakespeares Figuren reflektieren: Die Republik, der Protagonist, fordert
vier Charaktere in abstrakten Funktionen zur Inszenierung ihrer selbst auf: Amlet, Dramatiker, rebelliert gegen den
Theaterkanon. Ophelia will ihr ungeborenes Kind nach dessen Geburt im Fluss versenken, während Laertes jegliche Vision
fehlt. Sie alle treffen auf Braz, die als Hoffnung der Republik und zugleich Amlets Facebook-Freundin aus Europa auftaucht.
Wie Müller, der im Schreiben über das Scheitern Sprache und Theater revolutionierte, gelingt es Orizondo im »Dialog mit
den Toten« eine neue Sprache für »die einzige Wahrheit« zu finden: den Schmerz über das Scheitern am Leben und der
Kunst. In Konstanz ist die deutschsprachige Erstaufführung des Stücks zu sehen, das 2010 den Virgilio Piñera-Preis gewann.
Premiere 10. Oktober 2014
stadttheater | regie wulf twiehaus
i walk the line (AT)
Ein Abend mit Songs von Johnny Cash
»The last great American« heißt eine Dokumentation über Johnny Cash: Der Star der Countrymusik verkörpert wie kaum
ein Anderer die schillernden und zugleich abgründigen Seiten des amerikanischen Traums. In seiner bewegten Karriere
hat Johnny Cash über 500 Songs geschrieben und mehr als 53 Millionen Tonträger verkauft. Er wurde zur Legende und zur
Ikone der Amerikaner.
Das Label Sun Records, das Elvis Presley entdeckte, nimmt 1955 den jungen Sänger unter Vertrag, der sich und seine junge
Familie mit Vertreterjobs nur mühsam über Wasser hält. Sein Sound, der an das schnelle Stampfen eines vorbeifahrenden
Zuges erinnert, macht Johnny Cash berühmt. Der »Man in Black« vergisst jedoch nie die ärmlichen Verhältnisse seiner Kindheit. Er singt für die Underdogs der Gesellschaft und tritt in Gefängnissen auf. Doch der große Erfolg hat seine Schattenseiten: Alkohol und Drogenexzesse prägen seinen Alltag. Die bittere Konsequenz ist Scheidung und tiefer Absturz. Durch die
Unterstützung und Liebe der Sängerin June Carter steht Johnny Cash den schwierigen Entzug durch. Sein Comeback wird zu
einem der legendärsten Konzerte der Musikgeschichte: Folsom Prison 1968. Hunderte Sträflinge stampfen und klatschen.
Die Wärter werden unruhig. Die Männer jubeln einem Mann in Schwarz zu. »Hello! I‘m Johnny Cash.« An seiner Seite: June
Carter.
Wulf Twiehaus, dessen Inszenierung »Das Leben ein Traum« in der Spielzeit 2013/14 in Konstanz zu sehen war, inszeniert
den musikalischen Abend als Hommage an den 2003 verstorbenen Sänger.
Spielzeit 2014/15 | 9
Premiere 31. Oktober 2014
Stadttheater | Regie Johanna Wehner
Tim Carlson
ALLWISSEN
»Allwissen« reagiert auf die massiven Angriffe auf die Bürgerrechte im Zuge des »Kriegs gegen den Terror« nach 9/11.
Es zeigt eine Welt der Zukunft, in der High-Tech Überwachung längst über die Freiheitsversprechen der Demokratie triumphiert, in der der Ausnahmezustand die Regel ist und Krieg so alltäglich wie seine mediale Verzerrung. Nur noch deformierte zwischenmenschliche Beziehungen sind möglich. Sprache dient nur noch der interessengeleiteten Verschleierung
von Wahrheit. Die Provokation dieses Zukunftsentwurfs besteht in seiner verstörenden Vertrautheit.
Kurz vor seinem spurlosen Verschwinden arbeitete Warren, Cutter beim nationalen Medienkonzern Channel One, an einer
TV-Dokumentation über die Säuberungsoffensive seines Landes Nordwesteins in Südwestfünf. Nach einem Terroranschlag
auf Channel One verhört Geheimdienstagent George Ellis Warrens Chefin Beth DeCarlo, um den Hintergründen von dessen
Verschwinden auf die Spur zu kommen. Anna, die Frau des Cutters, war Soldatin in Nordwestfünf, ein Freund Warrens
wurde dort getötet. Zufall? Oder hat Warren etwas herausgefunden, was der offiziellen Propaganda über die Säuberungsinitiave widerspricht? Was verschweigt Beth DeCarlo?
»Allwissen« ist die zweite Inszenierung der Oberspielleiterin Johanna Wehner am Theater Konstanz.
Premiere 16. November 2014WEIHNACHTSMÄRCHEN
Stadttheater | Regie Hanna Müller
Nach Lyman Frank Baum von Hanna Müller
DER ZAUBERER VON OZ
In den USA ist diese Geschichte so bekannt wie hierzulande »Das Rotkäppchen«. 1900 veröffentlicht war »Der Zauberer
von Oz« im Jahr seiner Erscheinung das meist gekaufte Kinderbuch in den USA und spätestens durch die musikalische
Verfilmung aus dem Jahre 1939 wurde Lyman Frank Baums Erzählung zum internationalen Klassiker.
Durch einen Wirbelsturm wird Dorothy mit ihrem Hund Toto in das geheimnisvolle Land Oz getragen, wo sie von der guten
Hexe des Nordens freundlich in Empfang genommen wird. Ohne Absicht hat Dorothy mit der Landung ihres Hauses die
böse Hexe des Ostens getötet und darf nun deren Zauberschuhe tragen. Trotz allem möchte Dorothy nur eins: zurück nach
Hause. Nur der mächtige Zauberer von Oz kann ihr den Weg zurück zeigen. Auf ihrem Weg zu ihm macht Dorothy die
merkwürdigsten Bekanntschaften. Sie trifft auf eine Vogelscheuche mit allerhand Stroh im Kopf, auf den Blechmann ohne
Herz und auf den feigen Löwen. Mit vereinten Kräften erreicht die ungleiche Gruppe die Smaragdstadt und erhofft sich vom
großen Zauberer die Erfüllung ihrer Wünsche. Doch dort erwartet sie eine große Überraschung.
Mit einem ausgeprägten Gespür für die Erschaffung fantastischer Welten inszeniert Hanna Müller diese ermutigende
Abenteuergeschichte über die Suche nach Tugend am Theater Konstanz. Hanna Müller inszenierte bereits am Jungen
Schauspielhaus Düsseldorf und am Jungen Schauspiel des Staatstheaters Hannover.
Spielzeit 2014/15 | 10
Premiere 22. November 2014
Spiegelhalle | Regie Holle münster – Prinzip Gonzo
ABI
Nach Peter Stamm AGNES
Der Roman »Agnes« erscheint 1998 als literarisches Debut des Schweizer Autors Peter Stamm. Mit distanzierter Sachlichkeit setzt sich der Schriftsteller mit der Brüchigkeit der Liebe und dem Spannungsfeld von Imagination und Wirklichkeit
auseinander. Kann man jemanden lieben, ohne sich ein Bild von ihm zu machen? »Liebe kann nur als Geschichte existieren«,
schreibt Peter Stamm. Kann diese Geschichte töten, fragt sein Roman »Agnes«.
Ein Schweizer Schriftsteller und eine junge amerikanische Physikerin sitzen sich in der Chicago Public Library gegenüber.
Beide schreiben. Er arbeitet an einem Buch über Luxuseisenbahnen, sie verfasst ihre Dissertation über Symmetriegruppen
von Kristallgittern. Der Mann und die Frau schauen von den Büchern auf, ihre Blicke treffen sich. Die Liebesgeschichte
entwickelt sich zwischen Zigarettenpausen und gemeinsamen Kaffeetrinken. Sie werden ein Paar und ziehen zusammen.
Ihr zuliebe und aus Spaß schreibt er ihre gemeinsame Geschichte nieder, beginnend mit dem Moment des Augenkontaktes
in der Bibliothek. In der Gegenwart angekommen, schreibt er die Geschichte fort. Seine Erzählung diktiert nach und nach
den Alltag des Paares, wird das Drehbuch in ihrem Leben. Als die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit durchlässig
werden, verwandelt sich das Spiel zu gefährlichem Ernst. Und plötzlich ist Agnes verschwunden.
Premiere 28. November 2014
STADTTHEATER | REGIE N.N.
Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky
CHRISTOPH KOLUMBUS ODER
DIE ENTDECKUNg AMERIKAS
Als die Komödie »Christoph Kolumbus oder Die Entdeckung Amerikas« von Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky am
24. September 1932 in Leipzig Premiere feiert, kommt es zu tumultartigen Ausschreitungen. Die spöttische Kritik des
Stücks an der politischen Lage Deutschlands, dem krisengeschüttelten Kapitalismus und am westlichen Kolonialdenken heizt die politische Stimmung weiter an. Folgeaufführungen werden verboten. Wenig später sind Hasenclever und
Tucholsky gezwungen, aus Deutschland zu emigrieren.
Spanien, 1492. Die Reconquista hat die letzten Goldreserven aufgebraucht. Der Staatsapparat sucht panisch nach neuen
Geldquellen. Da kommt der naive Kapitän Christoph Kolumbus mit seiner fixen Idee, den westlichen Seeweg nach Indien zu
finden, gerade recht. Während er von Ruhm und neuen Ländern träumt, die er seiner angehimmelten Königin Isabella von
Kastilien erobern kann, werden hinter seinem Rücken bereits die ersehnten Reichtümer verteilt. Angesichts dessen kann
selbst die katholische Kirche Kolumbus‘ Idee eines runden Erdenballs schnell akzeptieren. Mit seinem treuen Diener Pepi,
einer fragwürdigen Mannschaft und einem intriganten Finanzbeamten an seiner Seite, setzt Kolumbus schließlich die Segel.
Doch als er nach langen Wochen auf See fremdes Land betritt, verhalten sich die »Indianer« dort völlig anders, als Kolumbus
und seine Gefährten es erwartet hätten. Und auch die Schätze und Geschenke der neuen Welt erscheinen zunächst schwer
verdaulich.
Spielzeit 2014/15 | 11
Premiere 30. November 2014 WEIHNACHTSMÄRCHEN
Werkstatt | Regie Johanna Wehner
nach Janosch Oh, wie schön ist Panama
Als Janosch stellte der Künstler Horst Eckert 1960 sein erstes Kinderbuch fertig, »Die Geschichte von Valek dem Pferd«.
Mit dem 1978 erschienenen »Oh, wie schön ist Panama« gelang ihm nicht nur der Durchbruch – er schuf einen Klassiker der
Kinderliteratur, der 1979 mit dem »Deutschen Jugendliteraturpreis« ausgezeichnet wurde und als eines der erfolgreichsten
Kinderbücher aller Zeiten gilt. Janosch hat mittlerweile gut 300 Kinder- und Erwachsenenbücher geschrieben und illustriert, die alle in Millionenauflagen erschienen, in zirka 70 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet
wurden.
Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten! Der abenteuerlustige kleine Bär und der träge kleine
Tiger sind dicke Freunde und leben gemeinsam in ihrem gemütlichen Haus am Fluss. Doch irgendwann langweilen sie sich
und glauben, dass es irgendwo in der weiten Welt noch viel schöner sein muss als zu Hause. Als sie eine Holzkiste mit der
Aufschrift »Panama« aus dem Wasser fischen, packt sie das Fernweh. Die beiden machen sich auf in das Land ihrer Sehnsucht, wo es von oben bis unten nach Bananen riecht. Auf ihrer Reise treffen sie auf so manch seltsames Tier, erleben viele
Abenteuer und erreichen schließlich den schönsten Ort der Welt...
Janoschs wundervolle Geschichte handelt von Freundschaft, Vertrauen, von Fernweh und dem Wert der Heimat. Inszeniert
wird das Weihnachtsmärchen für die Kleinen von Johanna Wehner.
Premiere 24. Januar 2015
Werkstatt | Regie Wolfram Mehring
nach Miguel Ángel Barnet Lanza | Uraufführung
EL CIMARRÓN
Dem kubanischen Schriftsteller und Ethnologen Miguel Ángel Barnet Lanza gelang 1966 mit der Veröffentlichung des
Buches »Biografía de un cimarrón« (»Der Cimarrón - Die Lebensgeschichte eines entflohenen Negersklaven aus Cuba,
von ihm selbst erzählt«) in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes: Auf der Suche nach Zeugnissen afrikanischer Religion in
Kuba stieß er auf einen über 100 Jahre alten ehemaligen Cimarrón, einen entlaufenen, in den Bergen lebenden Sklaven.
Aus dessen von Barnet Lanza aufgezeichneter Lebensgeschichte entstand ein dokumentarischer Roman, in dem Ethnologie,
Zeitgeschichte und Poesie wundersam verschmelzen und der zum Welterfolg wurde.
Der Sklave Esteban Montejo arbeitet auf kubanischen Zuckerrohrplantagen während der spanischen Kolonialzeit im
ausgehenden 19. Jahrhundert. Er haust in verlausten Baracken und leidet unter seinen sadistischen Aufsehern. Schließlich
gelingt ihm die Flucht und er versteckt sich für lange Zeit in absoluter Einsamkeit in den Wäldern Kubas. Montejo verlässt
diese jedoch, um als Mambí (Guerillakämpfer) im Befreiungskrieg gegen Spanien für die Unabhängigkeit Kubas zu kämpfen.
Nach der erfolgreichen Revolution stellt er fest, dass auch die neuen Zustände nur zu vermeintlicher Freiheit geführt haben,
die sich wenig von seiner früheren Sklavenexistenz unterscheidet. Diese Geschichte über die Grausamkeiten der Sklaverei, unbeugsamen Lebenswillen sowie die tiefe Verbundenheit mit der afrikanischen Kultur wurde 1971 von Hans Werner
Henze unter dem Titel »El Cimarrón« vertont, mit einem Libretto von Hans Magnus Enzensberger.
Wolfram Mehring, der zuletzt »Dantons Tod« am Theater Konstanz inszenierte, wird diesen faszinierenden Stoff für die
Werkstatt Amerika neu bearbeiten und inszenieren.
Spielzeit 2014/15 | 12
Premiere 30. Januar 2015
Stadttheater | Regie Krzysztof Minkowski
William Shakespeare
RICHARD III
William Shakespeare verfasst 1593 mit seiner »Tragödie König Richard des Dritten« das Meisterstück seiner Königsdramen.
Der Aufstieg und Untergang des Usurpators zeigt Mechanismen und Strukturen von Machtdiskursen auf, die an Diktaturen
unserer heutigen Zeit erinnern.
England atmet auf. Die Rosenkriege haben ein Ende gefunden. Das Haus York hat mit Edward VI. den Thron für sich
errungen. Das Schlachten scheint vorbei, Ruhe und Wohlstand kehren ein. Dies ist die Stunde für Richard Plantagenet, den
Herzog von York. Der kleine gesichtslose Bruder des Königs tritt bucklig und hinkend auf das Spielfeld. Erneut beginnt das
»Game of Thrones«. Richard spinnt Intrigen, heuchelt, heuert Mörder an, verleumdet, geht Bündnisse ein und bricht sie
wieder. Richard III. ist der Fürst Machiavellis, er verkörpert den Machtpolitiker in Reinform. Die Regeln des Staatsapparates
kennend, spielt er die Anderen gekonnt aus. Eine Figur nach der Anderen ist gezwungen das Spielfeld zu räumen und dem
Henker gegenüber zu treten. Richard verwandelt das Königshaus kaltblütig zum Schlachthaus. Shakespeare verleiht mit
»Richard III« der berechnenden Intelligenz und Machtgier ein Antlitz. Scheußlich und grausam grinst uns die Fratze an.
Entsetzt und fasziniert können wir den Blick nicht von ihr abwenden.
Der junge polnische Regisseur Krzysztof Minkowski gibt mit Shakespeares Politthriller sein Debut in Konstanz. Er gewann
den polnischen Theaterpreis für die beste Inszenierung der Saison 2009 und erhielt eine Einladung zum Warschauer Theatertreffen.
Premiere 7. Februar 2015
Spiegelhalle | REGIE N.N.
Marius von Mayenburg
MÄRTYRER
Seit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 haben sich die Fronten zwischen säkularer und religiöser Weltanschauung erneut verschärft. In der westlichen Welt leidet besonders der Islam unter dem Verdacht der radikalen Auslegung. Was
aber, wenn ein junger Mensch im christlichen Glauben seinen Wegweiser sieht und diesen ernster nimmt, als seiner Umwelt
lieb ist?
Benjamin Südel verweigert den Schwimmunterricht – aus religiösen Gründen. Seine Mutter kann das nicht ganz ernst
nehmen, denkt, Drogen steckten dahinter. Doch sein Bekenntnis zum Christentum untermauert Benjamin durch situationsbezogene Bibelzitate. In der Schule provoziert er mit den dazu gehörigen Handlungen: Im Sexualkundeunterricht zieht er
sich aus und in Biologie kommentiert er die Evolutionstheorie im Affenkostüm. Die Auseinandersetzung mit seiner Lehrerin
Frau Roth endet immer wieder mit der Vorladung beim Schuldirektor, der Benjamins Verhalten als pubertäre Launen abtut.
Einzig Frau Roth ist ernsthaft besorgt um ihren Schüler. Doch ihr Versuch zu helfen, katapultiert sie in die Schusslinie des
Konflikts. Sie wird zur Einzelkämpferin. Benjamin hingegen findet in Außenseiter Georg einen Anhänger und auch bei Klassenkameradin Lydia kann er mit seinen Ansichten landen, bis der Konflikt gewaltsam eskaliert.
In grotesken Szenen nimmt das Stück des mehrfach ausgezeichneten Dramatikers Marius von Mayenburg den Apparat
Schule aufs Korn und entlarvt die Angst vor dem »Anderen« als unbewusste Konstante einer vermeintlich toleranten Gesellschaft.
Spielzeit 2014/15 | 13
Premiere 27. februar 2015
stadttheater | Regie Johannes von matuschka
Werner a. Hofer
boston princes –
Die Kennedys und Marilyn Monroe
Werner A. Hofer studierte nach dem Abbruch seines Physikstudiums Latein, Griechisch und Philosophie in Wien. Über
Umwege kam er schließlich zur Physik zurück, beendete das Studium, machte seinen Doktor und dann Karriere: Der derzeitige Professor of Chemical Physics am Surface Science Research Centre der University of Liverpool hat mit »Boston Princes
– Die Kennedys: Ein amerikanischer Alptraum« sein drittes Theaterstück vorgelegt. 2010 gewann er mit dieser modernen
Version eines Königsdramas den erstmalig ausgeschriebenen Autorenwettbewerb »Schreiben wie Shakespeare« der Freilichtspiele Schwäbisch Hall.
1968 – fünf Jahre nach der Ermordung seines Bruders John F. hat Robert Kennedy die Präsidentschaftsvorwahlen in Kalifornien gewonnen. Während draußen sein Team feiert, wird Robert in seinem Hotelzimmer vom Geist des verstorbenen
Bruders zur Rede gestellt. Nachdem Jack und Bobby einst für gemeinsame Ziele gestritten hatten, streiten sie nun über
den richtigen Weg für Amerika. Dabei durchleben die beiden charismatischen, aber ungleichen Brüder in Rückblenden
Jacks Aufstieg zum 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten und – Kubakrise, Vietnamkrieg, Rassenunruhen und seinem
Verhältnis zu Marilyn Monroe zum Trotz – zur wahren Lichtgestalt der amerikanischer Politik. Unterstützt und getrieben
von ihrem Vater Joseph kämpfen die beiden Brüder auf ihrem Weg zu Macht und Ruhm mit allen zur Verfügung stehenden
Mitteln…
In seinem Stück über Macht, Politik und Korruption widmet sich Werner A. Hofer der Geschichte von Aufstieg und Fall des
Kennedy-Clans und korrigiert zwischen Familientragödie und Politthriller scheinbar nebenbei ein gängiges Geschichtsbild.
Premiere 13. März 2015
Werkstatt | Regie alexander müller
Annette C. Daubner | uraufführung
chÉ – DIE MÖGLICHKEIT EINER REVOLUTION
Die Autorin und Regisseurin Annette C. Daubner ist bekannt dafür, politische Themen und Anliegen in ihren Stücken zu
verhandeln. Sie arbeitete unter anderem über die Occupy Bewegung und die RAF. Für das Theater Konstanz setzt sie sich in
dieser Spielzeit mit der Kubanischen Revolution und dem Leben Fidel Castros sowie Ché Guevaras auseinander.
Ein junger Kubaner stellt sich 1952 zur Wahl als Kongressabgeordneter. Sein Name: Fidel Castro. Charismatisch und redegewandt hat er gute Chancen zu siegen. Doch kurz vor dem Urnengang putscht sich Fulgencio Batista mit Hilfe des Militärs
an die Macht. Das Ende eines jungen politischen Hoffnungsträgers mit der Vorliebe für gute Zigarren? Im Gegenteil. Dieser
Putsch Batistas ist erst der Anfang. In einem Treffen vor der Revolution verwickelt ein Journalist Castro in ein Gespräch über
die Zukunft, über das Scheitern und die Möglichkeiten eines politischen Umsturzes. In einem Gespräch über das »Was wäre
wenn«, im Wissen darüber, was passiert sein wird bis ins Jahr 2014, wird er dem jungen Kubaner in dieser Geschichte seinen
weiteren Werdegang als Revolutionär und Maximo Leader auseinandersetzen. Der Anfang einer politischen Karriere, die bis
zum heutigen Tag alleine die Königin von England an Regierungsjahren überbieten kann.
Alexander Müller ist seit der Spielzeit 2013/14 Regieassistent am Stadttheater Konstanz. Zuvor arbeitete er in der freien
Theaterszene und am Centraltheater Leipzig. »Ché – Die Möglichkeit einer Revolution« ist seine erste Regiearbeit am
Theater Konstanz.
Spielzeit 2014/15 | 14
Premiere 20. März 2015
Stadttheater | Regie Christine eder
Tangooper von Astor Piazzolla
MARíA DE BUENOS AIRES
Zeitgleich mit General Rocas »Wüstenfeldzug«, dem Genozid, dem nahezu die komplette argentinische Urbevölkerung zum
Opfer fiel, setzte 1876 ein Einwandererstrom aus Europa ein. Es entstand eine Gesellschaft harter Klassengegensätze, in der
sich viele Nationalitäten mischten – auch in der Musik. Zwischen Polka, Mazurka, Walzer und kubanischer Musik formte
sich der Tango, um 1900 Tanz der Zuhälter und Dirnen von Buenos Aires. Astor Piazzolla, der große Erneuerer des Tango,
entwirft in seiner »Tango Operita« von 1968 eine Serie poetischer Bilder, die dem surrealen Libretto von Horacio Ferrer
folgen.
María, »an einem Tag geboren, als Gott betrunken war«, zieht aus der Vorstadt ins Zentrum von Buenos Aires, wo sie in den
Tango-Lokalen der Stadt schnell als Kabarett-Tänzerin berühmt wird - bis sie in die Hände von Dieben und Zuhältern fällt.
Totgeglaubt steht sie immer wieder auf, gebiert sogar ihren eigenen Schatten und ist von nun an auf den Straßen der Stadt auf
der Suche nach sich selbst. María verkörpert den Tango, den »traurigen Gedanken, den man tanzt«, der zum musikalischen
Symbol Argentiniens mit seiner wechselvollen Geschichte zwischen Demokratie und Diktatur geworden ist.
Regisseurin Christine Eder, deren »Sturm« in der Spielzeit 2013/14 am Theater Konstanz zu sehen war, bringt die Urgewalt
des Tango auf die Bühne.
Premiere 27. März 2015
Spiegelhalle | Regie Martin Nimz
Ferenc Molnár
LILIOM
Eine Vorstadtlegende in sieben Bildern und einem szenischen Prolog
Boulevard und Sozialdrama, Volksstück und Märchen, Kitsch und Tragödie. All dies vereint Ferenc Molnár in seiner Vorstadtlegende »Liliom«, die 1909 in Budapest uraufgeführt wurde. Seine Figuren gleichen Schießbudenfiguren: komisch,
brutal, ungehobelt und kindisch werden sie zur Zielscheibe der Gesellschaft.
Liliom ist der unangefochtene Platzhirsch auf dem Rummelplatz. Als bester Ausrufer beim Ringelspiel kurbelt er die Illusionsmaschinerie fürs gemeine Volk an. Der Aufreißer und Mädchenschwarm, der es gewohnt ist, sich von Frauen aushalten
zu lassen, verliebt sich ausgerechnet in das Dienstmädchen Julie. Diese schicksalhafte Liebe kostet beide ihre Stelle.
Die »Hinausgeworfenen« finden Unterschlupf bei der Fotografin Hollunder. Liliom kann mit der Liebe und der neugewonnenen Verantwortung nicht umgehen. In seiner Überforderung schlägt er um sich – die Schläge treffen die Person, die er liebt:
Julie. Die Existenznot des jungen Paares verschlimmert sich, als Julie schwanger wird. Bei dem Versuch für seine Familie zu
sorgen, lässt sich Liliom von seinem zwielichtigen Freund zu einem Raubmord überreden. Der Überfall missglückt.
Aus Scham vor der Schande begeht Liliom Selbstmord. Kaum im Jenseits angekommen, erwartet ihn das Jüngste Gericht.
Nach sechzehn Jahren Fegefeuer bekommt er eine zweite Chance auf Erden. Kann er diesmal seine Fehler korrigieren?
Regisseur Martin Nimz setzt nach seiner erfolgreichen Inszenierung »Vor Sonnenuntergang« Molnárs groteske Volkstadtlegende als Karussell des Schicksals in Szene.
Spielzeit 2014/15 | 15
Premiere 12. April 2015
AuSSer Haus | regie kassettenkind
9+
Nach Mark Twain von Kassettenkind | Uraufführung
F:INN
Begehbares Hörspiel
»Die gesamte amerikanische Literatur stammt von einem Buch von Mark Twain namens Huckleberry Finn ab«, sagte einst
Ernest Hemingway. Wenn das so ist, darf es in dieser Spielzeit nicht fehlen. Das Ensemble KassettenKind macht aus den
Abenteuern von Tom Sawyer und Huckleberry Finn ein begehbares Hörspiel:
Tom alias Thomas-Ludwig Schmidt wohnt mit seinen Eltern in dem ordentlichen Haus am Ende der Straße, wo man als Kind
jeden Dienstag die Treppe wischen, am Wochenende den Vorgarten haken und sowieso immer das Hemd bis nach ganz oben
zuknöpfen muss. Tom hat die Faxen dicke von all dem langweiligen Kram und beschließt, am Montag um 07:32 Uhr noch
vor der Schule das Land zu verlassen. Genau in diesem Moment erhält er eine mysteriöse Nachricht von einem unbekannten
Jungen: »Ich habe einen Abhau-Plan für uns. Wenn du dich traust, antworte mit dem Codewort F:inn.«
Ausgerüstet mit Kopfhörern und Mp3-Playern begeben sich die Besucherinnen und Besucher einzeln auf die Spur der beiden
Ausreißer und können so die Abenteuergeschichte interaktiv miterleben.
Hinter dem Namen KassettenKind stehen Insa Schwartz und Lotte Schwarz. Mit ihrer ersten Produktion »Hörst du Rot?«
wurden sie zum Best Off-Festival Freier Theater in Niedersachsen eingeladen. Nach zwei weiteren Produktionen werden sie
nun vor Ort in Konstanz ein ganz neues begehbares Hörspiel entwickeln.
Premiere 24. april 2015Im Rahmen des 27. INternationalen bodenseefestivals
Stadttheater | Regie Martina Eitner-Acheampong
nach Daniel Kehlmann von Dirk Engler
DIE VERMESSUNG DER WELT
Mit »Die Vermessung der Welt« wurde Daniel Kehlmann über Nacht zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren. Die
Zeit schrieb über den Roman: »Eine Satire auf die deutsche Klassik, ein Abenteuerroman, ein Abbild des Bürgertums im
beginnenden 19. Jahrhundert, eine Studie über Opfer und Moral der Wissenschaft, das Portrait zweier alternder Männer,
jeder auf seine Weise einsam; und ein wunderbar lesbarer Text voller gebildeter Anspielungen und Zitate und versteckter
Kleinode.«
Im Zentrum stehen mit Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß zwei der bedeutendsten deutschen Gelehrten
im beginnenden 19. Jahrhundert. Humboldt, der »zweite Entdecker Amerikas«, wird von den lateinamerikanischen Staaten
noch heute gefeiert, weil er nicht kolonisierte, sondern das Land entdecken wollte im besten Sinne eines Forschers: beschreibend, katalogisierend, bewundernd. Ihm gegenüber Gauß, der Theoretiker, Mathematiker, der Misanthrop und Eigenbrötler, genialisch, scharf und sarkastisch. Kehlmann stellt diese zwei Protagonisten einander gegenüber – einer beständig auf
Weltreise, der andere das Haus nicht verlassend. Diametraler könnten die Lebenskonzepte nicht sein, die hier aufeinander
prallen und in ihrem Kontrast dem Zuschauer eine ganze Welt eröffnen.
Martina Eitner-Acheampong ist Schauspielerin und Regisseurin. Sie war viele Jahre im Ensemble des Schauspiels Leipzig,
spielte u.a. in der Fernsehserie »Stromberg« und mehrfach im »Tatort« mit. Darüber hinaus führt sie regelmäßig Regie und
arbeitet als Dozentin an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig.
Spielzeit 2014/15 | 16
Premiere 22. Mai 2015
Stadttheater | Regie Christoph Nix und Andreas Bauer
Nach August Strindberg von Christoph nix
DER VATER ODER
BEN CARTWRIGHT DARF NICHT STERBEN
Strindbergs »Der Vater« wurde am 14. November 1887 in Kopenhagen uraufgeführt. Die Darstellung und Rolle der Frauen
darin werden bis heute kontrovers diskutiert. »Bonanza« ist eine der bekanntesten US-amerikanischen Fernsehserien, die es
in 14 Jahren Drehzeit auf 14 Staffeln und über 430 Folgen brachte.
Strindbergs Drama erzählt die Geschichte eines familiären Konflikts. Der Rittmeister lebt in einer Frauenwelt. Seine Amme
ist noch am Hof, ebenso seine Tochter und seine Frau. Als Vater wünscht er sich eine liberale Umgebung für sein Kind und
diese, so meint er, könne sie nur finden, wenn sie den Hof verlässt und in die Stadt hinausgeht. Seine Frau aber möchte die
Tochter nicht gehen lassen. Der Vater wird diese Auseinandersetzung mit seiner Frau verlieren, er wird wahnsinnig und
sterben. »Bonanza« spielt zur gleichen Zeit. Es ist eine der bekanntesten US-amerikanischen Fernsehserien die im WesternMilieu des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist. Die Geschichte eines Vater und seiner drei Söhne hat den Sonntagnachmittag
einer ganzen Generation bestimmt. Im Gegensatz zu Strindbergs Rittmeister ist Ben Cartwright mit seinen Söhnen ohne
Frau geblieben. In unserer Version ist die Bonanza die alte Heimat des Vaters, der übergesiedelt nach Europa sein Glück
gesucht hat und gescheitert ist: ein europäisch- amerikanischer Theaterabend.
Nach »Der Glöckner von Notre-Dame« und »Das Spiel ist aus« inszenieren Christoph Nix und Andreas Bauer in dieser
Spielzeit ein weiteres Mal gemeinsam, diesmal für die Bühne im Stadttheater.
Premiere 30. Mai 2015
Werkstatt | Regie Sascha Hawemann
Nora Mansmann | uraufführung
FIRST LADIES FIRSt (AT)
Nora Mansmann kam durch eine Hospitanz bei Armin Petras zum Theater, seitdem arbeitet sie als freie Regisseurin und
Dramatikerin. Ihre Stücke wurden u.a. am Maxim Gorki Theater Berlin und an den Münchner Kammerspielen gespielt und
gehören zu den inhaltlich wie sprachlich originellsten der deutschen Gegenwartsdramatik. Für das Theater Konstanz
schreibt sie »first ladies first« als Auftragswerk.
Glückwunsch, Ihr Ehemann ist Präsident! Ab jetzt dreht sich alles um schicke Dinners und Dienstboten. Doch, halt: Ihr
Ehemann hat jetzt eine Zweitbeziehung – mit dem amerikanischen Volk, umgibt sich mit egoistischen Beratern und deren
haarsträubenden Ideen. Und dann sind da noch diese Pressefreaks, deren Kontostand davon abhängt, ihre Privatsphäre in die
Öffentlichkeit zu zerren. Seit 200 Jahren macht die First Lady den berühmtesten unbezahlten Job der Welt, gänzlich ohne
demokratische Legitimation. Das Weiße Haus hat die unterschiedlichsten Frauen kommen und gehen sehen, sie alle haben
Geschichte geschrieben: Eleanor Roosevelt, die die Regierung ihres Mannes entscheidend mitbestimmte oder Jacqueline
Kennedy, die zur glamourös-tragischen Ikone ihrer Zeit wurde.
Sascha Hawemann inszenierte bereits am Deutschen Theater Berlin und am Maxim-Gorki-Theater Berlin, seine Inszenierung wurden zu den Mülheimer Theatertagen und zum NRW-Theatertreffen eingeladen: »first ladies first« ist seine erste
Arbeit am Theater Konstanz.
Spielzeit 2014/15 | 17
Premiere 12. Juni 2015
Stadttheater | Regie Sascha Bunge
Eugene O‘Neill
EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT
Eugene O’Neill, Literaturnobelpreisträger und Gewinner von vier Pulitzer-Preisen, gilt als der eigentliche Begründer
des modernen amerikanischen Dramas. Er verbindet die psychologisch-analytischen Ansätze von Ibsen und Strindberg
mit ureigenen amerikanischen Stoffen.
Im Zentrum seiner Stücke steht dabei immer wieder die Familie, über die eine Tragödie im antiken Sinne hereinbricht –
so auch in »Eines langen Tages Reise in die Nacht«: Das Konstrukt aus Lebenslügen und scheinbarer Idylle, in dem die Tyrones mit ihren beiden Söhnen James und Edmund leben, bricht in dem Moment zusammen, als Edmund die Diagnose erhält,
an Tuberkulose erkrankt zu sein. Plötzlich, als der Schatten des Todes Einzug hält in die Familie, entledigen die Figuren sich
ihrer Fassaden und sezieren schonungslos ihre Existenz, verlieren sich in Vorwürfen und Selbstanklagen. So versagt der
Vater aus krankhaftem Geiz dem Sohn ärztliche Hilfe, während die Mutter schon längst drogenabhängig geworden ist und
sich so in ihre eigene Realität geflüchtet hat. Ein großartiges und dunkles Drama, das die seelischen Wunden und Defizite
der Figuren unbarmherzig offenlegt.
Sascha Bunge, Regisseur und viele Jahre Oberspielleiter des Theaters an der Parkaue in Berlin, inszeniert nach »Biedermann
und die Brandstifter« zum zweiten Mal am Theater Konstanz.
Spielzeit 2014/15 | 18
Reihen
BLOCKBUSTER THEATER
Ein Regisseur, ein paar Schauspieler, ein Film als Vorlage, keine Probe. Das sind die Zutaten
zu Blockbuster Theater. Hier werden bekannte Streifen szenisch auf ihre dramatische Essenz
hin untersucht. Was bleibt am Ende übrig, wenn Kamerafahrten und Spezialeffekte wegfallen?
Wenn Konzept und Chaos aufeinandertreffen? Natürlich ist das Ganze immer grundlegend
widersprüchlich, absurd und übertrieben – wie Hollywood selbst.
THEATRE NIGHT TALK
Sind wir noch politisch? Ist die ferne, südamerikanische Idee eines modernen Sozialismus,
des sogenannten »Dritten Wegs«, für uns eine denkbare Alternative? Was wäre, wenn wir
die gleichen Waffengesetze hätten, wie die USA? Wo liegen unsere heimischen Favelas?
In einer losen Diskussionsreihe befragen wir Expertinnen und Experten unterschiedlichster
Fachgebiete und Herkunft zu aktuellen gesellschaftlichen Themen rund um unseren Spielplan.
MANIFESTATIONEN
»All men are created equal«, »¡Hasta la victoria siempre!«, »We are Anonymous!«
Amerika. Land der Träume, Kontinent der Utopien. Wo, wenn nicht hier, lassen sich Erklärungen und Manifeste besser denken und verfassen? Wo bedeutet Politik zugleich mehr Mythos
und Absichtserklärung als hier? Doch was haben diese Aussagen für einen Bestand und was
bedeuten sie für uns und in unserem Alltag? Ganz im Zeichen unseres Spielplans und auf der
Folie aktueller Inszenierungen lesen und diskutieren wir alte und neue politische Manifeste und
Erklärungen – mal heiter, mal ernst.
Teología de la liberación –
Lateinamerika und die Befreiungstheologie
Der Weg Latein Amerikas im 20. Jahrhundert ist eng verbunden mit der Bewegung der
Befreiungstheologie. Camillo Torres oder Óscar Romero sind nur zwei Namen, die für eine
Verbindung von Armen und Unterdrückten und der Kirche im gemeinsamen Kampf gegen
die herrschenden Verhältnisse stehen. Gemeinsam mit einem uns Beistand spendenden Franziskaner Mönch (monk in residence) wollen wir über die Bewegung und Beweggründe, Revolution,
die Gegensätze Arm und Reich, Nord- und Südamerika debattieren und das Thema Glauben
und Kirche in der »Neuen Welt« ganz persönlich erspüren.
THE GOOD, THE BAD & THE UGLY
»Auf dieser Welt gibt es zwei Arten von Menschen. Die einen haben nen geladenen Revolver...
und die anderen buddeln!«
Aufgepasst, das Team von »Richard III – Revolution Baby!« ist zurück: In dieser Spielzeit
macht sich die Dreierbande zusammen mit wechselnden Komplizen nicht nur auf die Suche
nach den goldenen Adern des Wilden Westens, sondern natürlich auch nach den offenen
Adern Lateinamerikas. Ob sie nun Drogenkartelle zerschlagen, den Weste(r)n oder den
Regenwald retten – unregelmäßig aber stets zuverlässig erzählen sie einfach große Geschichten, deuten waghalsig um oder widmen sich zu recht vergessenen Nebenkriegsschauplätzen.
HIGHNOON MUSIK 2000+
An vier Sonntagen in der Spielzeit, immer wenn die Sonne am höchsten steht, wird das Foyer
der Spiegelhalle zum Forum für musikbegeisterte Konstanzer. Initiiert wurde die Reihe für
neue Musik von dem Schlagzeuger und Komponisten Ralf Kleinehanding, der auch in dieser
Spielzeit mit verschiedenen Partnern ein innovatives und abwechslungsreiches Programm
zusammenstellt. Im Fokus der Veranstaltung liegen dabei Uraufführungen, Wiederaufführungen und Improvisationskonzepte des 21. Jahrhunderts.
Spielzeit 2014/15 | 19
Reihen
THEATER & PSYCHOANALYSE
Psychoanalytisches Seminar Konstanz (PSK) in Kooperation mit dem Stadttheater Konstanz
Die 2006 begonnene Kooperation von Stadttheater und Psychoanalytischem Seminar Konstanz
(PSK) wird wegen ihres großen Erfolges auch in der dieser Spielzeit weitergeführt. Obwohl der
äußere Rahmen höchst unterschiedlich ist - Bühne und Theatersaal als öffentlicher Raum einerseits
und die Intimität des psychoanalytischen Behandlungszimmers andererseits – gibt es etwas zentral
gemeinsames: die Bedeutung der Szene als Verdichtung von bewussten und unbewussten Konflikten, die dargestellt, verstanden und einer Lösung zugeführt werden sollen.
PRO.LOG – THEATERFREUNDE E.V. LADEN EIN
Regelmäßig veranstalten die Theaterfreunde nach einer Premiere – diese begleitend, ergänzend
und erhellend – thematische Vorträge mit Fachreferenten zu den einzelnen Stücken. Ein Muss für
jeden interessierten Zuschauer und eine Möglichkeit, sich noch einmal anders – theoretisch und
in der Diskussion mit anderen – über das jeweilige Stück und die Inszenierung auszutauschen.
REIHEN IM JUNGEN THEATER
Hall of Fame
Für alle, die gerne öffentlich singen und rappen, für Bands die noch am Anfang stehen, aber gerne
ihre ersten Songs präsentieren möchten, für Tanztalente, Luftgitarrenmeister und Wortakrobaten
– die Hall of Fame in der Spiegelhalle bietet als offene Bühne Platz für junge Talente jeder Art und
ist eine Kooperation mit dem Konstanzer Schülerparlament. Anmeldung unter: junges-theater@
konstanz.de
Dein Konzert
Raum ist knapp in Konstanz und darum teilen wir unseren gerne. Gemeinsam mit dem JUZE
veranstaltet das Junge Theater zwei Konzerte im Foyer der Spiegelhalle und gibt damit ausgewählten Nachwuchsbands aus Konstanz und Umgebung die Chance ihre Musik in voller Länge live vor
Publikum zu präsentieren.
Kommt. Spielen!
Mensch, ärger dich nicht! Das Junge Theater lädt zum Spieleabend ein. Gegen drei Erz und zwei
Getreide seid ihr dabei. Bringt alles mit, was eure Spielkiste zu bieten hat, egal ob Brett-, Karten-,
Würfel- oder Gesellschaftsspiele und verbringt mit uns einen Abend mit Spiel, Spaß und Spannung.
Rücke vor auf Spiegelhalle!
Sonntagsbühne
Wieder ein Sonntag, der Druck den Familien-Haussegen durch tolle Aktionen aufrecht zu erhalten steigert sich ins Unermessliche. Keine Panik, wir können helfen: Jeden Sonntag öffnen wir das
Theater für unsere jungen Theaterfans und deren Begleitung: Ob Schauspiel, Figurentheater oder
Bastelecke: Sonntags ist bei uns immer was los.
Spielzeit 2014/15 | 20
REGISSEURINNEN und regisseure
Andreas Bauer
wurde in München geboren, studierte dort an der LMU Politologie, Geschichte und
Kriminologie (Magister Artium) und arbeitete als freier Journalist und Barmann.
Als Regieassistent war er am bat Studiotheater der HfS Ernst Busch in Berlin sowie am Theater
Konstanz engagiert. Seit 2005 verwirklicht er eigene Regiearbeiten, u.a. am Schauspielhaus
Graz, Stadttheater Gießen, Theater Konstanz und dem Theater Plauen-Zwickau. In Konstanz
war seine Inszenierung »Z« (von Nino Haratischwili) über zwei Spielzeiten sehr erfolgreich im
Audimax der Universität Konstanz zu sehen. 2012 absolvierte er das Studium »Theater- und
Musikmanagement« des Deutschen Bühnenvereins, der Theaterakademie »August Everding«
und der LMU München. Zusammen mit Christoph Nix und Ana Mondini übernahm er die CoRegie bei »Der Glöckner von Notre-Dame«. Eigene Projekte u.a. am Theater Konstanz: »Maria
Stuart« nach Friedrich Schiller, den Western-Abend »Irgendeiner wartet immer«, »Karlos!«
nach Tankred Dorst sowie »Kohlhaas« nach Heinrich v. Kleist als Klassenzimmerstück am
Theater Plauen-Zwickau. Seit 2007 gastiert seine Inszenierung von »Thom Pain (based on
nothing)« des Pulitzer-Preis-Finalisten Will Eno sehr erfolgreich im deutschsprachigen Raum.
Seit der Spielzeit 2013/2014 ist er als Künstlerischer Mitarbeiter und Projektleiter der
»Werkstatt Europa« wieder in Konstanz. Nach »Nema Problema« (von Laura Forti) und
»Richard III - Revolution, Baby!« (nach Shakespeare), »Fühllosigkeit« (von Pirkko Saisio),
inszeniert er diese Spielzeit »Gestern habe ich aufgehört, mich zu töten. Dank dir, Heiner
Müller.«.
Sascha Bunge
Sascha Bunge wurde 1969 in Brandenburg an der Havel geboren. Er studierte an der
Humboldt-Universität zu Berlin Theaterwissenschaft, Kulturelle Kommunikation und
Germanistik. Seine Tätigkeit am Theater ließ ihn sein Studium vorzeitig abbrechen.
Als Regisseur inszenierte er unter anderem am Schauspiel Leipzig, am Stadttheater Pforzheim,
am Theater Aachen, an der Neuen Bühne Senftenberg, am Thalia Theater Halle, in Magdeburg
an den Freien Kammerspielen, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Hebbel am Ufer (HAU)
sowie für das Deutsche Staatstheater Timisoara/Rumänien. Am Festspielhaus DresdenHellerau war er Produzent und am projekttheater dresden Künstlerischer Direktor. Mit
»Eines langen Tages Reise in die Nacht« zeigt Sascha Bunge nach »Biedermann und die
Brandstifter« seine zweite Regiearbeit am Theater Konstanz.
Christine Eder
Christine Eder wurde 1976 in Linz, Österreich geboren. Sie studierte nach dem Abitur
Politikwissenschaft, Publizistik, Theaterwissenschaft und Philosopie an der Universität Wien.
Nach ihrem Abschluss 1998 machte sie diverse Regie- und Produktionsassistenten.
Von 2001 bis 2006 studierte sie Schauspielregie am ITMF Hamburg. Sie inszenierte
unter anderem am Schauspielhaus Graz, am Thalia Theater Hamburg und am Münchner
Volkstheater. Sie war dreimal (2006, 2007 und 2010) zum Regie-Nachwuchs-Festival
»Radikal Jung« in München eingeladen. 2010 erhielt sie für ihre Inszenierung von »Eros«
nach dem Roman von Helmut Krausser am Volkstheater München den Preis für die beste
Ensembleleistung und den Publikumspreis der Bayerischen Theatertage in Regensburg.
Christine ist Mitglied des Hamburger Politmusikkollektivs Schwabinggrad Ballett.
Mit »Geierwally« von Theresia Walser und Karl-Heinz Ott inszenierte sie in der Spielzeit
2010/11 zum ersten Mal am Theater Konstanz. In der Spielzeit 2011/2012 inszenierte sie das
Gewinnerstück des 1. gemeinsamen Autorenwettbewerbs der Theater Konstanz und St.Gallen
von Ivna Zic, »Die Vorläufigen«. Nach »Der Sturm« von William Shakespeare in der Spielzeit
2013/14 wird »Maria de Buenos Aires« ihre vierte Regiearbeit am Theater Konstanz.
Spielzeit 2014/15 | 21
REGISSEURINNEN und regisseure
Manuel Edler
Geboren und aufgewachsen in Berlin, ist er 2001 aufs College nach England gegangen und hat
in London dann 2004 sein Abi nachgeholt. Zwischenstation für ein halbes Jahr in New York,
um dort einen 16mm Filmemacherkurs zu besuchen und um an einem Off-Off- Broadway
Theater erste Bühnenerfahrungen zu sammeln. Seit Anfang 2005 war er wieder zurück in
seiner Heimatstadt. Dort hat er Ende August 2010 seinen »Bachelor of Arts« in Film und
Fernsehen, Studienrichtung: Regie, an der Hochschule Mittweida abgeschlossen. Kurze Zeit
später hat er beim Schlosspark Theater Berlin eine Regiehospitanz absolviert, um dann Anfang
2011 bei Ottokar Runzes »Arsen und Spitzenhäubchen« die Regieassistenz zu übernehmen.
Weitere Assistenzen an verschiedenen Theatern folgten. Seit der Spielzeit 2013/ 2014 arbeitet
Manuel Edler als Regieassistent am Stadttheater Konstanz und gibt mit dem Sommertheater in
Überlingen in der Spielzeit 2014/2015 sein Regiedebüt.
Martina Eitner-Acheampong
Martina Eitner-Acheampong studierte Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst
»Ernst Busch«. Es folgten Engagements in Rudolstadt, dann am Schauspiel Leipzig und am
Schauspielhaus Bochum. Sie stand und steht für viele Film- und Fernsehproduktionen vor
der Kamera – so u.a. in dem Kinofilm »Emmas Glück«, den Fernsehfilmen »Hexenjagd« und
»Windland« sowie als Erika Burstedt in der Fernsehserie »Stromberg« (2004-2007). Darüber
hinaus arbeitet Martina Eitner-Acheampong als Dozentin für Schauspiel an der Hochschule
für Musik und Theater in Leipzig sowie an der Folkwang Universität der Künste in Essen
und Bochum. Sie inszenierte an den Theatern in Leipzig, Essen und Bochum und gewann den
Vontobel-Preis der Jury beim Treffen der deutschsprachigen Schauspielschulen in Zürich.
Sie wird in Konstanz zum ersten Mal inszenieren.
Sascha Hawemann
Sascha Hawemann wurde 1967 in Berlin als Kind zweier Theaterregisseure geboren. Er wuchs
in der DDR und in Jugoslawien auf und war Punk in Ostberlin. Von 1988 bis 1991 studierte
Sascha Hawemann Schauspielregie in Belgrad und von 1991 bis 1993 an der Hochschule für
Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin. Seitdem erarbeitete er zahlreiche Inszenierungen,
darunter in Potsdam (wo er von 1995 bis 2000 als Hausregisseur, ab 1997 als Leitender
Regisseur tätig war), in Cottbus, Weimar, Bielefeld, Chemnitz, Magdeburg, Leipzig und Berlin.
Seit 2000/2001 ist Sascha Hawemann freier Regisseur. Er ist Gastdozent für Schauspiel an
der HfS »Ernst Busch« und inszeniert regelmäßig am Deutschen Theater Berlin, am Theater
Magdeburg und am Schauspiel Hannover. »first ladies first« ist seine erste Arbeit für das
Theater Konstanz.
KassettenKind
Hinter dem Duo KassettenKind stehen Insa Schwartz und Lotte Schwarz, die sich
während des Studiums der »Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis« in Hildesheim
kennenlernten. Dort entwickelten sie im Rahmen des Studiums das Format des »Begehbare
Hörspiels« für Menschen ab 9 Jahren und führten es mit »Hörst du Rot?« 2011 erstmalig
durch. Die Begehbaren Hörspiele von KassettenKind sind ein intermediales Format, das an
das zeitgenössische Format des so genannten »Audiowalks« angelehnt ist und in dieser Form,
vorwiegend auf die Zielgruppe von Kindern ausgerichtet, einzigartig und innovativ ist. So
wurden sie mit »Hörst du Rot?« gleich zum Best off – Festival Freier Theater in Niedersachsen
eingeladen. Es folgten zwei weitere Begehbare Hörspiele u.a. für das Kinder Theaterhaus
Hannover. Lotte Schwarz, geb. 1987 ist außerdem als freie Theater- und Musikpädagogin u.a.
an der Jungen Oper Hannover tätig. Insa Schwartz, geb. 1986 ist neben der künstlerischen
Tätigkeit in Musik- und Theaterprojekten im Bereich Kulturmanagement tätig.
Spielzeit 2014/15 | 22
REGISSEURINNEN und regisseure
Johannes von Matuschka
Johannes von Matuschka wurde 1974 in Bonn geboren und wuchs in Bonn, New York und
Berlin auf. Parallel zu seinem Jura-Studium an der Humboldt-Universität in Berlin war er als
Schauspieler tätig, u.a. an der Schaubühne am Lehniner Platz. Nach dem 1. Staatsexamen
absolvierte er ein Regie- und Schauspielstudium am Wiener Max-Reinhardt Seminar.
Von 2004 bis 2006 arbeitete er als Regieassistent an den Münchner Kammerspielen.
Er assistierte u. a. den Regisseuren Thomas Ostermeier, Luk Perceval, Johan Simons,
Sebastian Nübling und Stephan Kimmig. Dort inszenierte er u. a. in Co-Regie mit Enda
Walsh dessen »Chatroom«, »Silent song« von Simone Kucher und im Juni 2006 »Am Tag
der jungen Talente« von Polle Wilbert. 2007 inszenierte er an der Schaubühne am Lehniner
Platz in Berlin »Trade« von Debbie Tucker Green und »Wunderland« nach Motiven von
Lewis Caroll. 2007/2008 inszenierte er in einem Langzeit-Theaterprojekt auf Einladung des
Goethe-Instituts in Chennai (Madras), Indien, »Electronic City« von Falk Richter mit einem
indischen Ensemble. 2009 war er Regiemitarbeiter von Luc Bondy an dessen Inszenierung
der »Tosca« an der Metropolitan Opera in New York. Ebenfalls 2009 war er als Stipendiat des
Goethe-Instituts zum Festival Trans-Ameriques eingeladen. Außerdem inszenierte er 2009
am Mainfrankentheater »Die große Depression« von Arthur Miller und gewann mit dieser
Inszenierung den Hauptpreis der Bayerischen Theatertage 2010. 2010 folgte »Der zerbrochne
Krug« als Spielzeiteröffnung am Mainfranken Theater, Würzburg. In weiterer Beschäftigung
mit Kleist hatte »Penthesilea - A bout de souffle« 2010 am Nationaltheater Bordeaux Premiere.
Diese Aufführung war im Rahmen des F.I.N.D. Festivals in Berlin im März 2011 zu sehen. In
der Spielzeit 2013/14 inszeniert Johannes von Matuschka die Uraufführung von »Konstanz
am Meer. Ein Himmelstheater« von Theresia Walser und Karl-Heinz Ott als Freilichtspektakel
auf dem Münsterplatz.
Wolfram Mehring
Wolfram Mehring wurde 1930 in Münster geboren. Nach dem Abitur und einer Schauspielausbildung begann er ein Studium der Philosophie und Germanistik in Münster, ging aber
1954 nach Paris und setzte sein Studium an der Sorbonne fort. Mehring gründete das Theater
Franco-Aleman. Seine Inszenierung von Goethes »Die Mitschuldige« wurde »die erste
kulturelle Manifestation in deutscher Sprache nach dem Kriegsende«. Er hatte intensiven
Kontakt mit den intellektuellen und künstlerischen Kreisen der Zeit in Paris und kannte u.a.
André Breton, Roger Blin, Albert Camus oder Jean-Paul Sartre.
In seinem Theater suchte er nach dem »totalen Schauspieler«, einem Akteur, der jenseits
der Literatur, seiner Körperlichkeit und Ausdrucksfähigkeit bewusst war, und nahm damit
Konzeptionen von Peter Brook oder Jerzy Grotowski um ein Jahrzehnt vorweg.
Die Inszenierungen seines Theaters wurden auf Gastspielreisen eingeladen, zunächst durch
Frankreich, dann durch Europa, zuletzt durch die ganze Welt. Er gründete Forschungszentren,
die sich mit der Suche nach einer universalen Theatersprache auseinandersetzten, u.a. in
Tokio, Khartum und Kinshasa.
Mehring führte bis heute bei über 140 Stücken Regie, leitete das traditionsreiche Pariser
Théâtre de Vieux Colombier, war Operndirektor am Staatstheater Kassel und inszeniert
regelmäßig in Deutschland und im Ausland.
Spielzeit 2014/15 | 23
REGISSEURINNEN und regisseure
Krzysztof Minkowski
Geboren am 19. Mai 1980 in Szczecin (Polen), studierte Krzysztof Minkowski zunächst
BWL in Frankfurt an der Oder, dann Theaterwissenschaft und Schauspiel in Berlin und
anschliessend Theaterregie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«.
Seine Diplominszenierung »Die Reiherkönigin. Ein Rap« von Dorota Maslowska war am
Maxim Gorki Theater Berlin sowie beim Kaltstart Festival in Hamburg zu sehen. Es folgten
diverse Engagements als Regisseur in Deutschland, Polen, Dänemark und der Schweiz.
So inszenierte er am Nordharzer Städtebundtheater »Disco Pigs« von Enda Walsh sowie am
Teatr Norwida in Jelenia Góra die polnische Uraufführung von »we are camera. jasonmaterial«
von Fritz Kater in seiner eigenen Übersetzung, die 2008 zum Urauführungsfestival in
Bydgoszcz eingeladen wurde. Mit Tschechows »Drei Schwestern« in Jelenia Góra gewann
er den Theaterpreis für die beste Inszenierung der Saison und erhielt eine Einladung zum
Warschauer Theatertreffen. 2010 inszenierte er »Ilias« von Homer mit Flüchtlingen aus
Bosnien und Herzegovina im Heimathafen Neukölln in Berlin. Krzysztof Minkowski arbeitet
seit Jahren als Regisseur in Berliner Justizvollzugsanstalten. Am Luzerner Theater brachte er
in der Spielzeit 2010/11 »Invasion« von Jonas Hassen Khemiri zu einer äusserst erfolgreichen
Schweizer Erstaufführung (Wiederaufnahme in der Spielzeit 2011/12). In der Spielzeit
2012/13 inszenierte er erneut in Luzern, »Idioten«, ein Schauspiel nach dem Film von Lars
von Trier als Schweizer Erstaufführung. Im Frühjahr 2013 war er artist in residence am
Theater Momentum in Odense und inszenierte die Uraufführung des Romans »Wer blinzelt,
hat Angst vor dem Tod« von Knud Romer, die in der dänischen Presse begeistert aufgenommen
wurde.
Alexander Müller
Alexander Müller, Jahrgang 1983, studierte nach zwei Jahren journalistischer
Ausbildung und einem Auslandsaufenthalt in Kabul (Afghanistan) Literatur-, Kunstund Medienwissenschaften (Master) an der Universität Konstanz. Neben dem Studium
war er in schauspielerischer sowie dramaturgischer Funktion an diversen Theater- und
Filmproduktionen beteiligt. Außerdem konzipierte er zahlreiche szenische Lesungen, die
an verschiedenen Orten in Konstanz umgesetzt wurden (u.a. »New York-Konstanz-Tokyo«,
»Vollrausch und Askese« und »Künstler vs. Kanaken«).
2010 inszenierte er am Universitätstheater Konstanz »Biografie: Ein Spiel« von Max Frisch
und war anschließend als freier Lektor (Alexander Verlag) und Theaterschaffender (freie
Szene und Centraltheater Leipzig) in Berlin und in Leipzig tätig. Im Sommer 2013 hat er als
Dramaturg und Regieassistent der Freilufttheaterproduktion »Krieg und Frieden« nach Lew
Tolstoi (Regie: Stefan Ebeling) in Weimar, Leipzig und Halle gearbeitet. Seit der Spielzeit
2013/2014 ist er Regieassistent am Stadttheater Konstanz. »Ché-Die Möglichkeit einer
Revolution« ist seine erste Regiearbeit am Theater Konstanz.
Hanna Müller
Geboren 1983 in Ostfriesland, studierte Hanna Müller Regie an der Theaterakademie
Hamburg und arbeitete bereits während des Studiums als Regieassistentin am Schauspielhaus
Hamburg. Regelmäßig reist sie nach Phnom Penh, Kambodscha, wo sie als Lehrerin
arbeitet und sich in einem Dorfprojekt Levatee Village engagiert. Von 2009 bis 2011 war
sie als Regieassistentin am Schauspiel Hannover engagiert. Seit 2011 ist Hanna Müller
als freie Theaterregisseurin tätig. Seither inszenierte sie für Jugendliche und Erwachsene
am Schauspiel Hannover, am Theater Bielefeld, am Mecklenburgischen Staatstheater, am
Ohnesorg Theater und am Düsseldorfer Schauspielhaus.
Spielzeit 2014/15 | 24
REGISSEURINNEN und regisseure
Holle Münster – Prinzip Gonzo
Geboren 1983 in Brandenburg, studierte Holle Münster zunächst Theater-, Film- und
Medienwissenschaften, Philosophie und Anthropologie bevor sie 2008 das Studium der
Theaterregie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien aufnahm. Im Zuge dessen absolvierte sie
zahlreiche Regieassistenzen. 2011 schloss sie das Studium mit der Inszenierung von Hebbels
»Die Nibelungen« ab und wurde dafür 2013 mit dem österreichischen Würdigungspreis
ausgezeichnet. 2012 war Holle Münster Teilnehmerin der Master Class des Radikal Jung
Festivals am Volkstheater München. Als freie Theaterregisseurin inszenierte sie am
Ballhaus Ost Berlin sowie am Jungen Theater Göttingen. Seit 2012 ist sie Mitglied des freien
Regiekollektivs PRINZIP GONZO.
Martin Nimz
Martin Nimz wurde 1956 in Brandenburg/Havel geboren. Er studierte Schauspiel an der
Staatlichen Schauspielschule Rostock und war anschließend als Schauspieler u. a. in Eisenach,
Gera, Rostock und Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) engagiert. Er begann 1989 am Theater
Chemnitz mit ersten Regiearbeiten. Er inszenierte u.a. in Weimar, Cottbus, Potsdam, Rostock,
Tübingen, Heidelberg, Dortmund, am Staatschauspiel Dresden, am Schauspiel Frankfurt
und am Staatstheater Karlsruhe. Von 2002 bis 2004 war Martin Nimz Schauspieldirektor
und Regisseur am Staatstheater Kassel. Nach »Der Kaukasische Kreidekreis« (2006),
»Im Morgengrauen ist es noch still« (2008), »Die Rundköpfe und die Spitzköpfe« (2012) und
»Gegen die Wand« und»Vor Sonnenuntergang« ist »Liliom« seine fünfte Inszenierung in
Konstanz.
Christoph Nix
studierte Rechtswissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Nach dem
Referendariat in Frankfurt am Main legte er 1983 die zweite Juristische Staatsprüfung ab.
1988 wurde er an der Universität Bremen zum Dr. jur. promoviert, 1990 zum Professor an der
Evangelischen Hochschule Hannover ernannt. Im Januar 2011 wurde Christoph Nix an der
Universität Bremen zum Professor für Jugendstrafrecht und Bühnenrecht ernannt.
1985 bis 1988 spielte Nix bei Augusto Boal und Gardi Hutter. Er trat als Clown im Europa
Circus Bügler auf. 1991 wurde Nix Regieassistent bei Peter Palitzsch am Berliner Ensemble.
1994 wurde er Intendant am Theater in Nordhausen, wo er außerdem den Thüringer
Herbst organisierte. 1999 bis 2004 war er Intendant am Staatstheater Kassel. Während
dieser Zeit war er Mitglied des Vorstands des Deutschen Bühnenvereins und der Hessischen
Theaterakademie. Regiearbeiten führten ihn u.a. nach Uganda, Togo, Malawi, Chile und
Schweden. Seit Beginn der Spielzeit 2006 bis 2007 ist Nix Intendant am Theater Konstanz.
Hier inszeniert er immer wieder auch selbst, zuletzt »Der Glöckner von Notre Dame« auf dem
Münsterplatz (2012) sowie »Schaf Ahoi« und Sartres »Das Spiel ist aus« (2013/14).
Anja Panse
absolvierte ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater Rostock.
Es folgten Engagements u.a. am Nationaltheater Weimar, Volkstheater Rostock, Staatstheater
Kassel. Von 2006 bis 2009 war sie festes Ensemblemitglied am Theater Konstanz. Seit
2009 ist sie als freischaffende Regisseurin tätig und inszenierte u.a. in Erfurt, Rostock und
Zittau. Ihre Inszenierung Nachtasyl (Gorki) erhielt beim Theatertreffen deutschsprachiger
Schauspielschulen 2010 einen Solopreis, außerdem wurde ihre Version von Ein Sommernachtstraum beim internationalen Regiefestival Versionale mit einem Publikumspreis
ausgezeichnet. Am Theater Konstanz inszeniert Panse regelmäßig u.a. »Seide« (2007);
»Was bleibt - Eine Hommage an Hildegard Knef «(2008); »Der letzte Kosmonaut«; »Harold
und Maude«(2009) oder »Der letzte Raucher« (2013).
Spielzeit 2014/15 | 25
Wulf Twiehaus
Wulf Twiehaus studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin und
war ab 1996 Regieassistent von Thomas Ostermeier an der Baracke des Deutschen Theaters Berlin
und später an der Schaubühne am Lehniner Platz, wo er die deutschsprachigen Erstaufführungen
von David Gieselmanns »Herr Kolpert« (2000), Jon Fosses »Traum im Herbst« (2001) und Fausto
Paravidinos »Genua 01« (2003) inszenierte. Seit 2002 arbeitet er als freier Regisseur. Neben
zahlreichen Ur- und Erstaufführungen inszenierte er auch Klassiker und moderne Klassiker u.a.
am Staatstheater Mainz, den Theatern Erlangen, Aachen und Heidelberg, den Schauspielhäusern
Magdeburg und Leipzig, sowie am Theater Krétakör in Budapest und dem Kamerni Theater in
Sarajewo. Außerdem war Wulf Twiehaus als Gastdozent in den Bereichen Schauspiel, Regie
und Szenisches Schreiben an der UdK, der HfS »Ernst Busch« (Berlin) und der Theaterakademie
Helsinki tätig. Am Theater Konstanz war er von 2007 bis 2010 Oberspielleiter. Nach der
Inszenierung von »Othello« in der Spielzeit 2011/12 und dem erfolgreichen Jugendstück
»Tschick« in der Spielzeit 2013/14 inszenierte er »Das Leben ein Traum« von Pedro Calderón de la
Barca im Theater Konstanz.
Johanna Wehner
wurde 1981 in Bonn geboren. Bereits zu Schulzeiten unternahm sie erste Regieversuche.
Weitere Inszenierungen entstanden in der freien Szene während des Studiums der Philosophie
und Germanistik in Bonn und St. Andrews, Schottland. Danach Regiestudium an der
Bayerischen Theaterakademie »August Everding«, wo im Rahmen des Studiums, aber auch
in Engagements außerhalb, weitere Regieprojekte folgten. Das Studium schloss sie mit der
Uraufführung des preisgekrönten Romans »Kürzere Tage« am Staatstheater Stuttgart ab.
Opern- und Theaterinszenierungen u.a. in München, Heidelberg, Aix-en-Provence, Jena,
Stuttgart und Freiburg. Für ihre Inszenierung von Schimmelpfennigs »Der goldene Drache«,
ebenfalls am Staatstheater Stuttgart, wurde sie 2011 von »Theater Heute« mehrfach als beste
Nachwuchsregisseurin nominiert.
Andrej Woron
Andrej Woron wurde in Polen geboren und studierte in Warschau Malerei. Er arbeitete als
Dozent an der Warschauer Akademie der Bildenden Künste und entwarf Bühnenbilder für
verschiedene Theater in Polen. 1982 siedelte er nach Berlin über, wo er an der Hochschule
der Künste Malerei und Zeichnung unterrichtete. 1990 führte er erstmals Regie bei »Die
Zimtläden« von Bruno Schulz. Dies war zugleich die Gründung des Teatr Kreatur, an dem Woron
weitere aufsehenerregende Produktionen schuf. 1992 wurde das Teatr Kreatur zum Berliner
Theatertreffen eingeladen und Woron von der Zeitschrift Theater heute zum Regisseur des Jahres
gewählt. 1994 erhielt er den Friedrich-Luft-Preis, 1996 den Kritikerpreis der Berliner Zeitung.
1998 inszenierte er in Bremen mit Verdis »Otello« erstmals eine Oper. Es folgten u. a. Arbeiten
am Bremer Schauspielhaus, in jüngster Zeit am Stadttheater Bielefeld (Goethes »Urfaust«, »Die
Perser« von Frederic Rzewski, die Kafka-Oper »Amerika« von Roman Haubenstock-Ramatis)
und für das Berliner Ensemble (»Purgatorium« von George Tabori). Am Nationaltheater wurde
in der Spielzeit 2011/12 seine Inszenierung der »Zauberflöte« von 1999 wieder aufgeführt.
Nach »Macbeth« in der Spielzeit 2009/2010 und seinen großen Erfolgen »Woyzeck«, »Herz der
Finsternis« und »Das brennende Dorf« folgt nun Franz Kafkas »Amerika«.
Spielzeit 2014/15 | 26
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