Theater konstanz spielzeit 2014/2015 ¡Hasta la victoria siempre! Auf nach Amerika inhalt 3 6 19 21 Grussworte premieren reihen regisseurinnen und regisseure theater konstanz Intendant Prof. Dr. Christoph Nix Inselgasse 2–6 — D-78462 Konstanz Tel. 0 75 31.900-101 — Fax 0 75 31.900-107 www.theaterkonstanz.de Theaterkasse Konzilstraße 11 D-78462 Konstanz Montag – Freitag von 10 – 19 Uhr / Samstag von 10 – 13 Uhr Abendkasse eine Stunde vor Vorstellungsbeginn Tel. 0 75 31.900-150 / Fax 0 75 31.900-12 150 [email protected] Pressekontakt Martina Kraus / Anja Böhme Tel. 0 75 31.900-106 [email protected] Redaktion Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit Gestaltung Naomi Morawa Stand März 2014 Spielzeit 2014/15 | 2 GrusswortE ¡Hasta la victoria siempre! Auf nach Amerika Liebe Freundinnen und Freunde, als die Vereinigten Staaten von Amerika den Prozess der Loslösung von der britischen Kolonialmacht hinter sich gebracht hatten und das Land dabei war, sich selbst auf konstitutionelle Füße zu stellen, formulierten sie in ihrer Unabhängigkeitserklärung, dass die Gleichheit, die Freiheit und das Streben nach Glück »the pursuit of happiness« zu den unveränderlichen Grundrechten der Menschen gehören würden. Was für ein Versprechen, was für ein Traum, was für eine wunderbare Verheißung. Sich mit der Neuen Welt zu beschäftigen, diesem gewaltigen Kontinent Amerika, ist eine Anmaßung, aber gerade jetzt, da der Norden für Befreiung durch Krieg, für Rassenkämpfe und Unterdrückung steht, zugleich der Inbegriff von Weite und Völkervernichtung ist, hat Amerika uns eine wunderbare Literatur geschenkt: Tennessee Williams oder Eugene O’Neill, Philip Roth oder Paul Auster erzählen uns Geschichten über die große Einsamkeit, die nach dem Traum der großen Freiheit kam: »Hundert Jahre Einsamkeit«. Kaum hatten sie sich gefunden, die neuen Nordamerikaner, taten sie all den Anderen das an, vor dem sie selbst aus Europa geflüchtet waren: Ausbeutung und Unterdrückung und zugleich immer das Versprechen, dass jeder seines Glückes Schmied sein sollte. Im »Zauberer von Oz« sucht die kleine Dorothy nach den Tugenden, die später Johnny Cash besingen wird, Christoph Kolumbus hat den Indios das Verderben gebracht, und Richard III. war ein früher Konquistador, ein Stratege der Macht, der an sich selbst zerbricht. Die neue Welt hat Wissen gebündelt und gehortet, Allwissen der Geheimdienste, und die Theologie der Befreiung hat im Süden begonnen, die alten Ideale neu zu formulieren – bevor die Welt endgültig vermessen ist, macht sich ein kleines Theater im Süden der Republik auf den Weg. Schlecht subventioniert und voller Hoffnung wollen wir etwas einfangen, für Sie, wollen die Leidenschaft über die Bretter, die immer noch Welt nach Konstanz holen, künstlerisch ergründen. Na, ob das mal gut geht. Aber Kennedy ist gescheitert und ermordet, die Familienserie »Bonanza« längst abgespielt, da machen wir uns auf den Weg: »Eines langen Tages Reise in die Nacht«. Auf nach Amerika und nach Buenos Aires, oh wie schön ist Panama, während der Norden verrottet, lebt in Havanna der alte Fidel Castro immer noch vor sich hin, nachts denkt er an Che Guevara, der nicht das Glück hatte alt zu werden, aber – außer auf T-Shirts – auch in den Herzen junger Europäer eine Glücksverheißung darstellt: Hasta la victoria siempre, ihr müden Bodenseevölker, es ist nie zu spät, fordert das Unmögliche, geht ins Theater oder setzt uns ab. Abonniert oder stürmt die Kasse. Es ist nie zu spät von der Revolution zu träumen und, wenn das nicht gelingt, sich lustvoll bei uns zu unterhalten. Ihr Christoph Nix Spielzeit 2014/15 | 3 GrusswortE PACHAKUTI – ZEITENWENDE oder THE REVOLUTION WILL (NOT) BE TELEVISED Es ist ein Paradox: Je schneller die Welt sich verändert, je mehr wir diesen Veränderungen hinterherrennen, aus Angst den Anschluss zu verlieren, desto weniger glauben wir an Utopien, daran, dass andere Welten möglich sind und unser Handeln darauf Einfluss hat. »Change« ist längst so sehr zum Selbstzweck geworden, dass die Frage aus dem Blickfeld geraten ist, wohin und in welche Richtung wir überhaupt wollen – Hauptsache vorwärts. An eine gerechtere Welt ohne Armut und Gewalt, ohne Krieg und Terrorismus aber können wir nicht mehr glauben, dazu sind wir längst zu abgeklärt. Uns fehlt Richtung und Ziel, auf das wir uns mit aller unbedingten Entschlossenheit und Konsequenz hinbewegen können – ¡hasta la victoria siempre! Das Theater ist ein Ort, um andere Welten zu denken, im Vor-Augen-Führen von Alternativen zu Politik und Gesellschaft in der Form, wie sie uns jeden Tag umgeben – auch wenn unsere Politiker uns gerne einreden, diese sei »alternativlos«. Gegenwart und Geschichte Amerikas erzählen von vielen Revolutionen und Umbrüchen. Das, was die Europäer gerne »Entdeckung und Eroberung« der beiden Kontinente nennen, eine koloniale Revolution also, nannten die Aymara, indigenes Andenvolk auf dem Gebiet des heutigen Boliviens, »Pachakuti« – Zeitenwende, eine »verkehrte Welt«, denn die neue Ordnung der einen bedeutete Unordnung und Leid für die anderen. Die Folgen für das lateinamerikanische Selbstverständnis wirken bis heute nach. Im April 2009 schenkte Hugo Chávez, der damals amtierende Präsident Venezuelas, dem wenige Monate zuvor vereidigten Präsidenten der USA, Barack Obama, ein Buch, das am nächsten Tag auf den Amazon-Rankings nach oben schoss: »Die offenen Adern Lateinamerikas«. Der Klassiker von Eduardo Galeano macht bewusst, was Europa und die USA gerne ausblenden: dass ihr Reichtum auf der Plünderung von Rohstoffen, Gold, Silber, Kakao und Baumwolle beruht, auf Vernichtung und Versklavung der ursprünglichen Bevölkerung. Lateinamerika aber konnte das koloniale Erbe weder vergessen noch überwinden, blieb in ungerechten Wirtschaftsordnungen gefangen, in dem es nie eine gleichberechtigte Rolle spielte, ist nach Jahrhunderten der Abhängigkeit immer noch auf der Suche nach einer eigenen Identität. »Erkenne dich selbst!« ruft der Colonel Aureliano Buendía in »Hundert Jahre Einsamkeit«, gequält von »fremden Ideologien« – ein Epos, in dem die ganze Tragik Lateinamerikas enthalten ist. (Hugo Chávez hatte angekündigt, Barack Obama als nächstes »Was tun« von Lenin zu schenken. Es ist nicht überliefert, ob er dazu vor seinem Tod noch gekommen ist.) Einen Schwerpunkt setzt der Spielplan auf Kuba, das von Ché Guevara und Fidel Castro aus der Abhängigkeit von den USA befreit wurde, was zu einem Konflikt führte, der die Welt an den Rand eines atomaren Kriegs führte. Das für Konstanz geschriebene Stück »Ché – Die Möglichkeit einer Revolution« sowie »Boston Princes«, einer Tragödie über die Kennedys, erzählen von dieser Zeit. Spielzeit 2014/15 | 4 GrusswortE Mit »El Cimarrón« bekommt einer der letzten afrokubanischen Sklaven seine Stimme zurück, und ein junger kubanischer Autor, Rogelio Orizondo, verarbeitet sprachgewaltig in einer literarischen Hommage auf Heiner Müller und Shakespeare die aktuelle Situation seiner Generation in Kuba. In Chés Abschiedsbrief an seine Kinder findet sich folgender Satz: »Seid vor allem fähig, jede Ungerechtigkeit gegenüber irgendjemandem irgendwo auf der Welt bis ins Tiefste zu empfinden. Das ist die schönste Fähigkeit des Revolutionärs.« Vielleicht ist das nicht weit von dem entfernt was Gill Scott-Herron meint, wenn er über die Titelzeile seines Gedichts »The Revolution will not be televised« sagt: »Wenn wir also sagten, dass die Revolution nicht im Fernsehen gezeigt wird, meinten wir, dass das, was Menschen verändern wird, nichts ist, was jemals jemand auf Film festhalten können wird«. Aber vielleicht etwas, was zwischen Bühne und Zuschauerraum entstehen kann, wo sich laut Heiner Müller das wahre Drama abspielt. »¡Hasta la victoria siempre!« Auf nach Amerika Ihre Dramaturgie Spielzeit 2014/15 | 5 Premieren premierenübersicht 2014/2015 Stadttheater 26. September 2014 Uraufführung HUNDERT JAHRE EINSAMKEIT nach Gabriel García Márquez Regie Johanna Wehner 10. Oktober 2014 I WALK THE LINE (AT) Ein Abend mit Songs von Johnny Cash Regie Wulf Twiehaus 31. Oktober 2014 24. April 2015 im rahmen des 27. internationalen Bodenseefestivals 2015 DIE VERMESSUNG DER WELT Daniel Kehlmann Regie Martina Eitner-Acheampong 22. mai 2015 DER VATER ODER BEN CARTWRIGHT DARF NICHT STERBEN August Strindberg Regie Christoph Nix, Andreas Bauer ALLWISSEN 12. Juni 2015 Tim Carlson Regie Johanna Wehner EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT 16. November 2014 Weihnachtsmärchen Eugene O’Neill Regie Sascha Bunge DER ZAUBERER VON OZ nach Lyman Frank Baum Regie Hanna Müller 28. November 2014 CHRISTOPH KOLUMBUS ODER DIE ENTDECKUNG AMERIKAS Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky Regie N.N. 30. Januar 2015 RICHARD III William Shakespeare Regie Krzysztof Minkowski 27. Februar 2015 Spiegelhalle 27. September 2014 AMERIKA nach Franz Kafka Regie Andrej Woron 22. November 2014 ABI AGNES nach Peter Stamm Regie Holle Münster | Prinzip Gonzo BOSTON PRINCES – Die Kennedys und Marilyn Monroe 7. Februar 2015 Werner A. Hofer Regie Johannes von Matuschka Marius von Mayenburg Regie N.N. 20. März 2015 27. März 2015 MARIA DE BUENOS AIRES LILIOM Tangooper von Astor Piazzolla Regie Christine Eder Choreographie Ana Mondini Ferenc Molnár Regie Martin Nimz MÄRTYRER Spielzeit 2014/15 | 6 Premieren premierenübersicht 2014/2015 Spiegelhalle sonderveranstaltungen 12. April 2015 Uraufführung März 2015 F:Inn Festwochenende 25.Jahre Junges Theater Konstanz Ein begehbares Hörspiel nach Mark Twain Regie KassettenKind 9+ 18. Juli 2015 JUGENDCLUB Im Rahmen des Festivals der Theaterclubs JTK 6. Juni 2015Lokremise St. Gallen 3. AUTORENWETTBEWERB DER THEATER ST.GALLEN UND KONSTANz 3. Juli 2015überlingen Sommertheater Werkstatt Amerika Regie Manuel Edler 18.-19. Juli 2015spiegelhalle 28. September 2014Deutschsprachige Erstaufführung We came to conquer JTK Festival der Theaterclubs GESTERN HABE ICH AUFGEHÖRT, MICH ZU TÖTEN. DANK DIR, HEINER MÜLLER. Rogelio Orizondo Gómez Regie Andreas Bauer 30. November 2014Weihnachtsmärchen OH, WIE SCHÖN IST PANAMA nach Janosch Regie Johanna Wehner 24. Januar 2015 Uraufführung EL CIMARRÓN Miguel Ángel Barnet Lanza Regie Wolfram Mehring 13. März 2015 Uraufführung CHÉ – DIE MÖGLICHKEIT EINER REVOLUTION Annette C. Daubner Regie Alexander Müller 30. Mai 2015 Uraufführung FIRST LADIES FIRST Nora Mansmann Regie Sascha Hawemann Spielzeit 2014/15 | 7 Premiere 26. September 2014 Stadttheater | Regie Johanna Wehner nach Gabriel GarcÍa Márquez von Johanna Wehner | Uraufführung HUNDERT JAHRE EINSAMKEIT Der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern des zwanzigsten Jahrhunderts. 1967 veröffentlichte er mit seinem Roman »Hundert Jahre Einsamkeit« das Werk des lateinamerikanischen magischen Realismus schlechthin. In ihm schuf Márquez, in der Rückbesinnung auf die Erzählweise seiner Großmutter, eine unvergleichliche Sprache, in der er einzigartig von seiner eigenen Herkunft und der Geschichte seiner Heimat Kolumbien berichtet. Beides verbindet er in »Hundert Jahre Einsamkeit« in der Geschichte des fiktiven Dorfes Macondo und der dort lebenden Familie Buendía. Zu Beginn des Romans steht ein Mord, den José Arcadio Buendía, der Stammvater und Gründer des Dorfes, begeht. Zum Auszug aus der bisherigen Heimat gezwungen, errichtet er mit einigen Begleitern irgendwo inmitten des undurchdringlichen Dschungels zwischen Sümpfen und Meer das Dorf Macondo. Am Ende, sieben Generationen später, stehen der Niedergang der Familie und das Ende der Siedlung. Dazwischen spannt Márquez einen erzählerischen Bogen über die Zeit der Kolonisation, der Befreiungskriege und Arbeiteraufstände bis in die Gegenwart. Johanna Wehner übernimmt ab dieser Spielzeit die Oberspielleitung am Theater Konstanz. Sie inszenierte u.a. in Freiburg, München, Stuttgart und Frankfurt am Main, wo sie zuletzt die Box des Schauspiel Frankfurt leitete. Mit »Hundert Jahre Einsamkeit« führt die neue Oberspielleiterin erstmals Regie an ihrer neuen Wirkungsstätte. Premiere 27. September 2014 Spiegelhalle | regie Andrej Woron nach Franz Kafka AMERIKA Franz Kafkas Sehnsucht nach Freiheit und fernen Ländern entsprang schon früh die Idee, einen Roman über Amerika zu schreiben. Sein Werk blieb aber unvollendet, 1913 hat Kafka die Arbeit daran eingestellt. In dieser Zeit neigten sich die großen Auswanderungswellen aus Europa in die neue Welt ihrem Ende entgegen. Zuvor war über hundert Jahre hinweg Amerika ein bedeutendes Ventil für die grassierende Armut und Überbevölkerung in den deutschen Staaten in den Zeiten des demographischen Übergangs und der industriellen Revolution. Vor diesem Hintergrund zeichnet auch Kafka in seinem Text sein Bild von Amerika. Der junge Karl Roßmann muss aus moralischen Gründen – er hatte in Prag ein Verhältnis mit einem Dienstmädchen – nach Amerika auswandern. Als Mittelloser hofft er auf den »amerikanischen Traum«, der sich zunächst auch einzustellen scheint, als er seinen reichen Onkel an der Ostküste trifft. Dieser verstößt ihn aber wieder, so dass Roßmann sich auf den Weg nach Westen macht. Hier verwendet Kafka das zweite Amerika zugeschriebene Stereotyp: das Road-Movie und die Reise in den Westen. Wie für Kafkas anderen Romanfiguren erfüllen sich auch Roßmanns Hoffnungen nicht. Kafka sah den Kapitalismus als »System von Abhängigkeiten«; in dieses System aus Entfremdung, Perfektion und Grausamkeit gelingt es Roßmann nicht einzudringen – dabei will er doch lediglich ein »brauchbarer Arbeiter« in seiner neuen Heimat sein. Andrej Woron, bildender Künstler, Regisseur und Bühnenbildner, eröffnet mit diesem Stück die Spielzeit in der Spiegelhalle. Seine bildgewaltigen Inszenierungen gehören seit vielen Jahren zum festen Bestandteil des Spielplans des Theater Konstanz. Spielzeit 2014/15 | 8 Premiere 28. september 2014 werkstatt | Regie Andreas Bauer Rogelio Orizondo GÓmez | deutschsprachige Erstaufführung GESTERN HABE ICH AUFGEHÖRT, MICH Zu TÖTEN. DANK DIR, HEINER MÜLLER. Dänemark, DDR, Kuba: etwas ist faul im Staate. Der kubanische Autor Rogelio Orizondo (1982) dreht das heutige Kuba durch die »Hamletmaschine«, Müllers »Tragödie des Intellektuellen in der sozialistischen Gesellschaft«, die Orizondo zu der Frage bringt: »Wie lange wollen wir uns den immer gleichen Gegebenheiten fügen?« –Seine Figuren suchen Antwort, indem sie private und politische Situation in Shakespeares Figuren reflektieren: Die Republik, der Protagonist, fordert vier Charaktere in abstrakten Funktionen zur Inszenierung ihrer selbst auf: Amlet, Dramatiker, rebelliert gegen den Theaterkanon. Ophelia will ihr ungeborenes Kind nach dessen Geburt im Fluss versenken, während Laertes jegliche Vision fehlt. Sie alle treffen auf Braz, die als Hoffnung der Republik und zugleich Amlets Facebook-Freundin aus Europa auftaucht. Wie Müller, der im Schreiben über das Scheitern Sprache und Theater revolutionierte, gelingt es Orizondo im »Dialog mit den Toten« eine neue Sprache für »die einzige Wahrheit« zu finden: den Schmerz über das Scheitern am Leben und der Kunst. In Konstanz ist die deutschsprachige Erstaufführung des Stücks zu sehen, das 2010 den Virgilio Piñera-Preis gewann. Premiere 10. Oktober 2014 stadttheater | regie wulf twiehaus i walk the line (AT) Ein Abend mit Songs von Johnny Cash »The last great American« heißt eine Dokumentation über Johnny Cash: Der Star der Countrymusik verkörpert wie kaum ein Anderer die schillernden und zugleich abgründigen Seiten des amerikanischen Traums. In seiner bewegten Karriere hat Johnny Cash über 500 Songs geschrieben und mehr als 53 Millionen Tonträger verkauft. Er wurde zur Legende und zur Ikone der Amerikaner. Das Label Sun Records, das Elvis Presley entdeckte, nimmt 1955 den jungen Sänger unter Vertrag, der sich und seine junge Familie mit Vertreterjobs nur mühsam über Wasser hält. Sein Sound, der an das schnelle Stampfen eines vorbeifahrenden Zuges erinnert, macht Johnny Cash berühmt. Der »Man in Black« vergisst jedoch nie die ärmlichen Verhältnisse seiner Kindheit. Er singt für die Underdogs der Gesellschaft und tritt in Gefängnissen auf. Doch der große Erfolg hat seine Schattenseiten: Alkohol und Drogenexzesse prägen seinen Alltag. Die bittere Konsequenz ist Scheidung und tiefer Absturz. Durch die Unterstützung und Liebe der Sängerin June Carter steht Johnny Cash den schwierigen Entzug durch. Sein Comeback wird zu einem der legendärsten Konzerte der Musikgeschichte: Folsom Prison 1968. Hunderte Sträflinge stampfen und klatschen. Die Wärter werden unruhig. Die Männer jubeln einem Mann in Schwarz zu. »Hello! I‘m Johnny Cash.« An seiner Seite: June Carter. Wulf Twiehaus, dessen Inszenierung »Das Leben ein Traum« in der Spielzeit 2013/14 in Konstanz zu sehen war, inszeniert den musikalischen Abend als Hommage an den 2003 verstorbenen Sänger. Spielzeit 2014/15 | 9 Premiere 31. Oktober 2014 Stadttheater | Regie Johanna Wehner Tim Carlson ALLWISSEN »Allwissen« reagiert auf die massiven Angriffe auf die Bürgerrechte im Zuge des »Kriegs gegen den Terror« nach 9/11. Es zeigt eine Welt der Zukunft, in der High-Tech Überwachung längst über die Freiheitsversprechen der Demokratie triumphiert, in der der Ausnahmezustand die Regel ist und Krieg so alltäglich wie seine mediale Verzerrung. Nur noch deformierte zwischenmenschliche Beziehungen sind möglich. Sprache dient nur noch der interessengeleiteten Verschleierung von Wahrheit. Die Provokation dieses Zukunftsentwurfs besteht in seiner verstörenden Vertrautheit. Kurz vor seinem spurlosen Verschwinden arbeitete Warren, Cutter beim nationalen Medienkonzern Channel One, an einer TV-Dokumentation über die Säuberungsoffensive seines Landes Nordwesteins in Südwestfünf. Nach einem Terroranschlag auf Channel One verhört Geheimdienstagent George Ellis Warrens Chefin Beth DeCarlo, um den Hintergründen von dessen Verschwinden auf die Spur zu kommen. Anna, die Frau des Cutters, war Soldatin in Nordwestfünf, ein Freund Warrens wurde dort getötet. Zufall? Oder hat Warren etwas herausgefunden, was der offiziellen Propaganda über die Säuberungsinitiave widerspricht? Was verschweigt Beth DeCarlo? »Allwissen« ist die zweite Inszenierung der Oberspielleiterin Johanna Wehner am Theater Konstanz. Premiere 16. November 2014WEIHNACHTSMÄRCHEN Stadttheater | Regie Hanna Müller Nach Lyman Frank Baum von Hanna Müller DER ZAUBERER VON OZ In den USA ist diese Geschichte so bekannt wie hierzulande »Das Rotkäppchen«. 1900 veröffentlicht war »Der Zauberer von Oz« im Jahr seiner Erscheinung das meist gekaufte Kinderbuch in den USA und spätestens durch die musikalische Verfilmung aus dem Jahre 1939 wurde Lyman Frank Baums Erzählung zum internationalen Klassiker. Durch einen Wirbelsturm wird Dorothy mit ihrem Hund Toto in das geheimnisvolle Land Oz getragen, wo sie von der guten Hexe des Nordens freundlich in Empfang genommen wird. Ohne Absicht hat Dorothy mit der Landung ihres Hauses die böse Hexe des Ostens getötet und darf nun deren Zauberschuhe tragen. Trotz allem möchte Dorothy nur eins: zurück nach Hause. Nur der mächtige Zauberer von Oz kann ihr den Weg zurück zeigen. Auf ihrem Weg zu ihm macht Dorothy die merkwürdigsten Bekanntschaften. Sie trifft auf eine Vogelscheuche mit allerhand Stroh im Kopf, auf den Blechmann ohne Herz und auf den feigen Löwen. Mit vereinten Kräften erreicht die ungleiche Gruppe die Smaragdstadt und erhofft sich vom großen Zauberer die Erfüllung ihrer Wünsche. Doch dort erwartet sie eine große Überraschung. Mit einem ausgeprägten Gespür für die Erschaffung fantastischer Welten inszeniert Hanna Müller diese ermutigende Abenteuergeschichte über die Suche nach Tugend am Theater Konstanz. Hanna Müller inszenierte bereits am Jungen Schauspielhaus Düsseldorf und am Jungen Schauspiel des Staatstheaters Hannover. Spielzeit 2014/15 | 10 Premiere 22. November 2014 Spiegelhalle | Regie Holle münster – Prinzip Gonzo ABI Nach Peter Stamm AGNES Der Roman »Agnes« erscheint 1998 als literarisches Debut des Schweizer Autors Peter Stamm. Mit distanzierter Sachlichkeit setzt sich der Schriftsteller mit der Brüchigkeit der Liebe und dem Spannungsfeld von Imagination und Wirklichkeit auseinander. Kann man jemanden lieben, ohne sich ein Bild von ihm zu machen? »Liebe kann nur als Geschichte existieren«, schreibt Peter Stamm. Kann diese Geschichte töten, fragt sein Roman »Agnes«. Ein Schweizer Schriftsteller und eine junge amerikanische Physikerin sitzen sich in der Chicago Public Library gegenüber. Beide schreiben. Er arbeitet an einem Buch über Luxuseisenbahnen, sie verfasst ihre Dissertation über Symmetriegruppen von Kristallgittern. Der Mann und die Frau schauen von den Büchern auf, ihre Blicke treffen sich. Die Liebesgeschichte entwickelt sich zwischen Zigarettenpausen und gemeinsamen Kaffeetrinken. Sie werden ein Paar und ziehen zusammen. Ihr zuliebe und aus Spaß schreibt er ihre gemeinsame Geschichte nieder, beginnend mit dem Moment des Augenkontaktes in der Bibliothek. In der Gegenwart angekommen, schreibt er die Geschichte fort. Seine Erzählung diktiert nach und nach den Alltag des Paares, wird das Drehbuch in ihrem Leben. Als die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit durchlässig werden, verwandelt sich das Spiel zu gefährlichem Ernst. Und plötzlich ist Agnes verschwunden. Premiere 28. November 2014 STADTTHEATER | REGIE N.N. Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky CHRISTOPH KOLUMBUS ODER DIE ENTDECKUNg AMERIKAS Als die Komödie »Christoph Kolumbus oder Die Entdeckung Amerikas« von Walter Hasenclever und Kurt Tucholsky am 24. September 1932 in Leipzig Premiere feiert, kommt es zu tumultartigen Ausschreitungen. Die spöttische Kritik des Stücks an der politischen Lage Deutschlands, dem krisengeschüttelten Kapitalismus und am westlichen Kolonialdenken heizt die politische Stimmung weiter an. Folgeaufführungen werden verboten. Wenig später sind Hasenclever und Tucholsky gezwungen, aus Deutschland zu emigrieren. Spanien, 1492. Die Reconquista hat die letzten Goldreserven aufgebraucht. Der Staatsapparat sucht panisch nach neuen Geldquellen. Da kommt der naive Kapitän Christoph Kolumbus mit seiner fixen Idee, den westlichen Seeweg nach Indien zu finden, gerade recht. Während er von Ruhm und neuen Ländern träumt, die er seiner angehimmelten Königin Isabella von Kastilien erobern kann, werden hinter seinem Rücken bereits die ersehnten Reichtümer verteilt. Angesichts dessen kann selbst die katholische Kirche Kolumbus‘ Idee eines runden Erdenballs schnell akzeptieren. Mit seinem treuen Diener Pepi, einer fragwürdigen Mannschaft und einem intriganten Finanzbeamten an seiner Seite, setzt Kolumbus schließlich die Segel. Doch als er nach langen Wochen auf See fremdes Land betritt, verhalten sich die »Indianer« dort völlig anders, als Kolumbus und seine Gefährten es erwartet hätten. Und auch die Schätze und Geschenke der neuen Welt erscheinen zunächst schwer verdaulich. Spielzeit 2014/15 | 11 Premiere 30. November 2014 WEIHNACHTSMÄRCHEN Werkstatt | Regie Johanna Wehner nach Janosch Oh, wie schön ist Panama Als Janosch stellte der Künstler Horst Eckert 1960 sein erstes Kinderbuch fertig, »Die Geschichte von Valek dem Pferd«. Mit dem 1978 erschienenen »Oh, wie schön ist Panama« gelang ihm nicht nur der Durchbruch – er schuf einen Klassiker der Kinderliteratur, der 1979 mit dem »Deutschen Jugendliteraturpreis« ausgezeichnet wurde und als eines der erfolgreichsten Kinderbücher aller Zeiten gilt. Janosch hat mittlerweile gut 300 Kinder- und Erwachsenenbücher geschrieben und illustriert, die alle in Millionenauflagen erschienen, in zirka 70 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten! Der abenteuerlustige kleine Bär und der träge kleine Tiger sind dicke Freunde und leben gemeinsam in ihrem gemütlichen Haus am Fluss. Doch irgendwann langweilen sie sich und glauben, dass es irgendwo in der weiten Welt noch viel schöner sein muss als zu Hause. Als sie eine Holzkiste mit der Aufschrift »Panama« aus dem Wasser fischen, packt sie das Fernweh. Die beiden machen sich auf in das Land ihrer Sehnsucht, wo es von oben bis unten nach Bananen riecht. Auf ihrer Reise treffen sie auf so manch seltsames Tier, erleben viele Abenteuer und erreichen schließlich den schönsten Ort der Welt... Janoschs wundervolle Geschichte handelt von Freundschaft, Vertrauen, von Fernweh und dem Wert der Heimat. Inszeniert wird das Weihnachtsmärchen für die Kleinen von Johanna Wehner. Premiere 24. Januar 2015 Werkstatt | Regie Wolfram Mehring nach Miguel Ángel Barnet Lanza | Uraufführung EL CIMARRÓN Dem kubanischen Schriftsteller und Ethnologen Miguel Ángel Barnet Lanza gelang 1966 mit der Veröffentlichung des Buches »Biografía de un cimarrón« (»Der Cimarrón - Die Lebensgeschichte eines entflohenen Negersklaven aus Cuba, von ihm selbst erzählt«) in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes: Auf der Suche nach Zeugnissen afrikanischer Religion in Kuba stieß er auf einen über 100 Jahre alten ehemaligen Cimarrón, einen entlaufenen, in den Bergen lebenden Sklaven. Aus dessen von Barnet Lanza aufgezeichneter Lebensgeschichte entstand ein dokumentarischer Roman, in dem Ethnologie, Zeitgeschichte und Poesie wundersam verschmelzen und der zum Welterfolg wurde. Der Sklave Esteban Montejo arbeitet auf kubanischen Zuckerrohrplantagen während der spanischen Kolonialzeit im ausgehenden 19. Jahrhundert. Er haust in verlausten Baracken und leidet unter seinen sadistischen Aufsehern. Schließlich gelingt ihm die Flucht und er versteckt sich für lange Zeit in absoluter Einsamkeit in den Wäldern Kubas. Montejo verlässt diese jedoch, um als Mambí (Guerillakämpfer) im Befreiungskrieg gegen Spanien für die Unabhängigkeit Kubas zu kämpfen. Nach der erfolgreichen Revolution stellt er fest, dass auch die neuen Zustände nur zu vermeintlicher Freiheit geführt haben, die sich wenig von seiner früheren Sklavenexistenz unterscheidet. Diese Geschichte über die Grausamkeiten der Sklaverei, unbeugsamen Lebenswillen sowie die tiefe Verbundenheit mit der afrikanischen Kultur wurde 1971 von Hans Werner Henze unter dem Titel »El Cimarrón« vertont, mit einem Libretto von Hans Magnus Enzensberger. Wolfram Mehring, der zuletzt »Dantons Tod« am Theater Konstanz inszenierte, wird diesen faszinierenden Stoff für die Werkstatt Amerika neu bearbeiten und inszenieren. Spielzeit 2014/15 | 12 Premiere 30. Januar 2015 Stadttheater | Regie Krzysztof Minkowski William Shakespeare RICHARD III William Shakespeare verfasst 1593 mit seiner »Tragödie König Richard des Dritten« das Meisterstück seiner Königsdramen. Der Aufstieg und Untergang des Usurpators zeigt Mechanismen und Strukturen von Machtdiskursen auf, die an Diktaturen unserer heutigen Zeit erinnern. England atmet auf. Die Rosenkriege haben ein Ende gefunden. Das Haus York hat mit Edward VI. den Thron für sich errungen. Das Schlachten scheint vorbei, Ruhe und Wohlstand kehren ein. Dies ist die Stunde für Richard Plantagenet, den Herzog von York. Der kleine gesichtslose Bruder des Königs tritt bucklig und hinkend auf das Spielfeld. Erneut beginnt das »Game of Thrones«. Richard spinnt Intrigen, heuchelt, heuert Mörder an, verleumdet, geht Bündnisse ein und bricht sie wieder. Richard III. ist der Fürst Machiavellis, er verkörpert den Machtpolitiker in Reinform. Die Regeln des Staatsapparates kennend, spielt er die Anderen gekonnt aus. Eine Figur nach der Anderen ist gezwungen das Spielfeld zu räumen und dem Henker gegenüber zu treten. Richard verwandelt das Königshaus kaltblütig zum Schlachthaus. Shakespeare verleiht mit »Richard III« der berechnenden Intelligenz und Machtgier ein Antlitz. Scheußlich und grausam grinst uns die Fratze an. Entsetzt und fasziniert können wir den Blick nicht von ihr abwenden. Der junge polnische Regisseur Krzysztof Minkowski gibt mit Shakespeares Politthriller sein Debut in Konstanz. Er gewann den polnischen Theaterpreis für die beste Inszenierung der Saison 2009 und erhielt eine Einladung zum Warschauer Theatertreffen. Premiere 7. Februar 2015 Spiegelhalle | REGIE N.N. Marius von Mayenburg MÄRTYRER Seit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 haben sich die Fronten zwischen säkularer und religiöser Weltanschauung erneut verschärft. In der westlichen Welt leidet besonders der Islam unter dem Verdacht der radikalen Auslegung. Was aber, wenn ein junger Mensch im christlichen Glauben seinen Wegweiser sieht und diesen ernster nimmt, als seiner Umwelt lieb ist? Benjamin Südel verweigert den Schwimmunterricht – aus religiösen Gründen. Seine Mutter kann das nicht ganz ernst nehmen, denkt, Drogen steckten dahinter. Doch sein Bekenntnis zum Christentum untermauert Benjamin durch situationsbezogene Bibelzitate. In der Schule provoziert er mit den dazu gehörigen Handlungen: Im Sexualkundeunterricht zieht er sich aus und in Biologie kommentiert er die Evolutionstheorie im Affenkostüm. Die Auseinandersetzung mit seiner Lehrerin Frau Roth endet immer wieder mit der Vorladung beim Schuldirektor, der Benjamins Verhalten als pubertäre Launen abtut. Einzig Frau Roth ist ernsthaft besorgt um ihren Schüler. Doch ihr Versuch zu helfen, katapultiert sie in die Schusslinie des Konflikts. Sie wird zur Einzelkämpferin. Benjamin hingegen findet in Außenseiter Georg einen Anhänger und auch bei Klassenkameradin Lydia kann er mit seinen Ansichten landen, bis der Konflikt gewaltsam eskaliert. In grotesken Szenen nimmt das Stück des mehrfach ausgezeichneten Dramatikers Marius von Mayenburg den Apparat Schule aufs Korn und entlarvt die Angst vor dem »Anderen« als unbewusste Konstante einer vermeintlich toleranten Gesellschaft. Spielzeit 2014/15 | 13 Premiere 27. februar 2015 stadttheater | Regie Johannes von matuschka Werner a. Hofer boston princes – Die Kennedys und Marilyn Monroe Werner A. Hofer studierte nach dem Abbruch seines Physikstudiums Latein, Griechisch und Philosophie in Wien. Über Umwege kam er schließlich zur Physik zurück, beendete das Studium, machte seinen Doktor und dann Karriere: Der derzeitige Professor of Chemical Physics am Surface Science Research Centre der University of Liverpool hat mit »Boston Princes – Die Kennedys: Ein amerikanischer Alptraum« sein drittes Theaterstück vorgelegt. 2010 gewann er mit dieser modernen Version eines Königsdramas den erstmalig ausgeschriebenen Autorenwettbewerb »Schreiben wie Shakespeare« der Freilichtspiele Schwäbisch Hall. 1968 – fünf Jahre nach der Ermordung seines Bruders John F. hat Robert Kennedy die Präsidentschaftsvorwahlen in Kalifornien gewonnen. Während draußen sein Team feiert, wird Robert in seinem Hotelzimmer vom Geist des verstorbenen Bruders zur Rede gestellt. Nachdem Jack und Bobby einst für gemeinsame Ziele gestritten hatten, streiten sie nun über den richtigen Weg für Amerika. Dabei durchleben die beiden charismatischen, aber ungleichen Brüder in Rückblenden Jacks Aufstieg zum 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten und – Kubakrise, Vietnamkrieg, Rassenunruhen und seinem Verhältnis zu Marilyn Monroe zum Trotz – zur wahren Lichtgestalt der amerikanischer Politik. Unterstützt und getrieben von ihrem Vater Joseph kämpfen die beiden Brüder auf ihrem Weg zu Macht und Ruhm mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln… In seinem Stück über Macht, Politik und Korruption widmet sich Werner A. Hofer der Geschichte von Aufstieg und Fall des Kennedy-Clans und korrigiert zwischen Familientragödie und Politthriller scheinbar nebenbei ein gängiges Geschichtsbild. Premiere 13. März 2015 Werkstatt | Regie alexander müller Annette C. Daubner | uraufführung chÉ – DIE MÖGLICHKEIT EINER REVOLUTION Die Autorin und Regisseurin Annette C. Daubner ist bekannt dafür, politische Themen und Anliegen in ihren Stücken zu verhandeln. Sie arbeitete unter anderem über die Occupy Bewegung und die RAF. Für das Theater Konstanz setzt sie sich in dieser Spielzeit mit der Kubanischen Revolution und dem Leben Fidel Castros sowie Ché Guevaras auseinander. Ein junger Kubaner stellt sich 1952 zur Wahl als Kongressabgeordneter. Sein Name: Fidel Castro. Charismatisch und redegewandt hat er gute Chancen zu siegen. Doch kurz vor dem Urnengang putscht sich Fulgencio Batista mit Hilfe des Militärs an die Macht. Das Ende eines jungen politischen Hoffnungsträgers mit der Vorliebe für gute Zigarren? Im Gegenteil. Dieser Putsch Batistas ist erst der Anfang. In einem Treffen vor der Revolution verwickelt ein Journalist Castro in ein Gespräch über die Zukunft, über das Scheitern und die Möglichkeiten eines politischen Umsturzes. In einem Gespräch über das »Was wäre wenn«, im Wissen darüber, was passiert sein wird bis ins Jahr 2014, wird er dem jungen Kubaner in dieser Geschichte seinen weiteren Werdegang als Revolutionär und Maximo Leader auseinandersetzen. Der Anfang einer politischen Karriere, die bis zum heutigen Tag alleine die Königin von England an Regierungsjahren überbieten kann. Alexander Müller ist seit der Spielzeit 2013/14 Regieassistent am Stadttheater Konstanz. Zuvor arbeitete er in der freien Theaterszene und am Centraltheater Leipzig. »Ché – Die Möglichkeit einer Revolution« ist seine erste Regiearbeit am Theater Konstanz. Spielzeit 2014/15 | 14 Premiere 20. März 2015 Stadttheater | Regie Christine eder Tangooper von Astor Piazzolla MARíA DE BUENOS AIRES Zeitgleich mit General Rocas »Wüstenfeldzug«, dem Genozid, dem nahezu die komplette argentinische Urbevölkerung zum Opfer fiel, setzte 1876 ein Einwandererstrom aus Europa ein. Es entstand eine Gesellschaft harter Klassengegensätze, in der sich viele Nationalitäten mischten – auch in der Musik. Zwischen Polka, Mazurka, Walzer und kubanischer Musik formte sich der Tango, um 1900 Tanz der Zuhälter und Dirnen von Buenos Aires. Astor Piazzolla, der große Erneuerer des Tango, entwirft in seiner »Tango Operita« von 1968 eine Serie poetischer Bilder, die dem surrealen Libretto von Horacio Ferrer folgen. María, »an einem Tag geboren, als Gott betrunken war«, zieht aus der Vorstadt ins Zentrum von Buenos Aires, wo sie in den Tango-Lokalen der Stadt schnell als Kabarett-Tänzerin berühmt wird - bis sie in die Hände von Dieben und Zuhältern fällt. Totgeglaubt steht sie immer wieder auf, gebiert sogar ihren eigenen Schatten und ist von nun an auf den Straßen der Stadt auf der Suche nach sich selbst. María verkörpert den Tango, den »traurigen Gedanken, den man tanzt«, der zum musikalischen Symbol Argentiniens mit seiner wechselvollen Geschichte zwischen Demokratie und Diktatur geworden ist. Regisseurin Christine Eder, deren »Sturm« in der Spielzeit 2013/14 am Theater Konstanz zu sehen war, bringt die Urgewalt des Tango auf die Bühne. Premiere 27. März 2015 Spiegelhalle | Regie Martin Nimz Ferenc Molnár LILIOM Eine Vorstadtlegende in sieben Bildern und einem szenischen Prolog Boulevard und Sozialdrama, Volksstück und Märchen, Kitsch und Tragödie. All dies vereint Ferenc Molnár in seiner Vorstadtlegende »Liliom«, die 1909 in Budapest uraufgeführt wurde. Seine Figuren gleichen Schießbudenfiguren: komisch, brutal, ungehobelt und kindisch werden sie zur Zielscheibe der Gesellschaft. Liliom ist der unangefochtene Platzhirsch auf dem Rummelplatz. Als bester Ausrufer beim Ringelspiel kurbelt er die Illusionsmaschinerie fürs gemeine Volk an. Der Aufreißer und Mädchenschwarm, der es gewohnt ist, sich von Frauen aushalten zu lassen, verliebt sich ausgerechnet in das Dienstmädchen Julie. Diese schicksalhafte Liebe kostet beide ihre Stelle. Die »Hinausgeworfenen« finden Unterschlupf bei der Fotografin Hollunder. Liliom kann mit der Liebe und der neugewonnenen Verantwortung nicht umgehen. In seiner Überforderung schlägt er um sich – die Schläge treffen die Person, die er liebt: Julie. Die Existenznot des jungen Paares verschlimmert sich, als Julie schwanger wird. Bei dem Versuch für seine Familie zu sorgen, lässt sich Liliom von seinem zwielichtigen Freund zu einem Raubmord überreden. Der Überfall missglückt. Aus Scham vor der Schande begeht Liliom Selbstmord. Kaum im Jenseits angekommen, erwartet ihn das Jüngste Gericht. Nach sechzehn Jahren Fegefeuer bekommt er eine zweite Chance auf Erden. Kann er diesmal seine Fehler korrigieren? Regisseur Martin Nimz setzt nach seiner erfolgreichen Inszenierung »Vor Sonnenuntergang« Molnárs groteske Volkstadtlegende als Karussell des Schicksals in Szene. Spielzeit 2014/15 | 15 Premiere 12. April 2015 AuSSer Haus | regie kassettenkind 9+ Nach Mark Twain von Kassettenkind | Uraufführung F:INN Begehbares Hörspiel »Die gesamte amerikanische Literatur stammt von einem Buch von Mark Twain namens Huckleberry Finn ab«, sagte einst Ernest Hemingway. Wenn das so ist, darf es in dieser Spielzeit nicht fehlen. Das Ensemble KassettenKind macht aus den Abenteuern von Tom Sawyer und Huckleberry Finn ein begehbares Hörspiel: Tom alias Thomas-Ludwig Schmidt wohnt mit seinen Eltern in dem ordentlichen Haus am Ende der Straße, wo man als Kind jeden Dienstag die Treppe wischen, am Wochenende den Vorgarten haken und sowieso immer das Hemd bis nach ganz oben zuknöpfen muss. Tom hat die Faxen dicke von all dem langweiligen Kram und beschließt, am Montag um 07:32 Uhr noch vor der Schule das Land zu verlassen. Genau in diesem Moment erhält er eine mysteriöse Nachricht von einem unbekannten Jungen: »Ich habe einen Abhau-Plan für uns. Wenn du dich traust, antworte mit dem Codewort F:inn.« Ausgerüstet mit Kopfhörern und Mp3-Playern begeben sich die Besucherinnen und Besucher einzeln auf die Spur der beiden Ausreißer und können so die Abenteuergeschichte interaktiv miterleben. Hinter dem Namen KassettenKind stehen Insa Schwartz und Lotte Schwarz. Mit ihrer ersten Produktion »Hörst du Rot?« wurden sie zum Best Off-Festival Freier Theater in Niedersachsen eingeladen. Nach zwei weiteren Produktionen werden sie nun vor Ort in Konstanz ein ganz neues begehbares Hörspiel entwickeln. Premiere 24. april 2015Im Rahmen des 27. INternationalen bodenseefestivals Stadttheater | Regie Martina Eitner-Acheampong nach Daniel Kehlmann von Dirk Engler DIE VERMESSUNG DER WELT Mit »Die Vermessung der Welt« wurde Daniel Kehlmann über Nacht zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren. Die Zeit schrieb über den Roman: »Eine Satire auf die deutsche Klassik, ein Abenteuerroman, ein Abbild des Bürgertums im beginnenden 19. Jahrhundert, eine Studie über Opfer und Moral der Wissenschaft, das Portrait zweier alternder Männer, jeder auf seine Weise einsam; und ein wunderbar lesbarer Text voller gebildeter Anspielungen und Zitate und versteckter Kleinode.« Im Zentrum stehen mit Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß zwei der bedeutendsten deutschen Gelehrten im beginnenden 19. Jahrhundert. Humboldt, der »zweite Entdecker Amerikas«, wird von den lateinamerikanischen Staaten noch heute gefeiert, weil er nicht kolonisierte, sondern das Land entdecken wollte im besten Sinne eines Forschers: beschreibend, katalogisierend, bewundernd. Ihm gegenüber Gauß, der Theoretiker, Mathematiker, der Misanthrop und Eigenbrötler, genialisch, scharf und sarkastisch. Kehlmann stellt diese zwei Protagonisten einander gegenüber – einer beständig auf Weltreise, der andere das Haus nicht verlassend. Diametraler könnten die Lebenskonzepte nicht sein, die hier aufeinander prallen und in ihrem Kontrast dem Zuschauer eine ganze Welt eröffnen. Martina Eitner-Acheampong ist Schauspielerin und Regisseurin. Sie war viele Jahre im Ensemble des Schauspiels Leipzig, spielte u.a. in der Fernsehserie »Stromberg« und mehrfach im »Tatort« mit. Darüber hinaus führt sie regelmäßig Regie und arbeitet als Dozentin an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Spielzeit 2014/15 | 16 Premiere 22. Mai 2015 Stadttheater | Regie Christoph Nix und Andreas Bauer Nach August Strindberg von Christoph nix DER VATER ODER BEN CARTWRIGHT DARF NICHT STERBEN Strindbergs »Der Vater« wurde am 14. November 1887 in Kopenhagen uraufgeführt. Die Darstellung und Rolle der Frauen darin werden bis heute kontrovers diskutiert. »Bonanza« ist eine der bekanntesten US-amerikanischen Fernsehserien, die es in 14 Jahren Drehzeit auf 14 Staffeln und über 430 Folgen brachte. Strindbergs Drama erzählt die Geschichte eines familiären Konflikts. Der Rittmeister lebt in einer Frauenwelt. Seine Amme ist noch am Hof, ebenso seine Tochter und seine Frau. Als Vater wünscht er sich eine liberale Umgebung für sein Kind und diese, so meint er, könne sie nur finden, wenn sie den Hof verlässt und in die Stadt hinausgeht. Seine Frau aber möchte die Tochter nicht gehen lassen. Der Vater wird diese Auseinandersetzung mit seiner Frau verlieren, er wird wahnsinnig und sterben. »Bonanza« spielt zur gleichen Zeit. Es ist eine der bekanntesten US-amerikanischen Fernsehserien die im WesternMilieu des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist. Die Geschichte eines Vater und seiner drei Söhne hat den Sonntagnachmittag einer ganzen Generation bestimmt. Im Gegensatz zu Strindbergs Rittmeister ist Ben Cartwright mit seinen Söhnen ohne Frau geblieben. In unserer Version ist die Bonanza die alte Heimat des Vaters, der übergesiedelt nach Europa sein Glück gesucht hat und gescheitert ist: ein europäisch- amerikanischer Theaterabend. Nach »Der Glöckner von Notre-Dame« und »Das Spiel ist aus« inszenieren Christoph Nix und Andreas Bauer in dieser Spielzeit ein weiteres Mal gemeinsam, diesmal für die Bühne im Stadttheater. Premiere 30. Mai 2015 Werkstatt | Regie Sascha Hawemann Nora Mansmann | uraufführung FIRST LADIES FIRSt (AT) Nora Mansmann kam durch eine Hospitanz bei Armin Petras zum Theater, seitdem arbeitet sie als freie Regisseurin und Dramatikerin. Ihre Stücke wurden u.a. am Maxim Gorki Theater Berlin und an den Münchner Kammerspielen gespielt und gehören zu den inhaltlich wie sprachlich originellsten der deutschen Gegenwartsdramatik. Für das Theater Konstanz schreibt sie »first ladies first« als Auftragswerk. Glückwunsch, Ihr Ehemann ist Präsident! Ab jetzt dreht sich alles um schicke Dinners und Dienstboten. Doch, halt: Ihr Ehemann hat jetzt eine Zweitbeziehung – mit dem amerikanischen Volk, umgibt sich mit egoistischen Beratern und deren haarsträubenden Ideen. Und dann sind da noch diese Pressefreaks, deren Kontostand davon abhängt, ihre Privatsphäre in die Öffentlichkeit zu zerren. Seit 200 Jahren macht die First Lady den berühmtesten unbezahlten Job der Welt, gänzlich ohne demokratische Legitimation. Das Weiße Haus hat die unterschiedlichsten Frauen kommen und gehen sehen, sie alle haben Geschichte geschrieben: Eleanor Roosevelt, die die Regierung ihres Mannes entscheidend mitbestimmte oder Jacqueline Kennedy, die zur glamourös-tragischen Ikone ihrer Zeit wurde. Sascha Hawemann inszenierte bereits am Deutschen Theater Berlin und am Maxim-Gorki-Theater Berlin, seine Inszenierung wurden zu den Mülheimer Theatertagen und zum NRW-Theatertreffen eingeladen: »first ladies first« ist seine erste Arbeit am Theater Konstanz. Spielzeit 2014/15 | 17 Premiere 12. Juni 2015 Stadttheater | Regie Sascha Bunge Eugene O‘Neill EINES LANGEN TAGES REISE IN DIE NACHT Eugene O’Neill, Literaturnobelpreisträger und Gewinner von vier Pulitzer-Preisen, gilt als der eigentliche Begründer des modernen amerikanischen Dramas. Er verbindet die psychologisch-analytischen Ansätze von Ibsen und Strindberg mit ureigenen amerikanischen Stoffen. Im Zentrum seiner Stücke steht dabei immer wieder die Familie, über die eine Tragödie im antiken Sinne hereinbricht – so auch in »Eines langen Tages Reise in die Nacht«: Das Konstrukt aus Lebenslügen und scheinbarer Idylle, in dem die Tyrones mit ihren beiden Söhnen James und Edmund leben, bricht in dem Moment zusammen, als Edmund die Diagnose erhält, an Tuberkulose erkrankt zu sein. Plötzlich, als der Schatten des Todes Einzug hält in die Familie, entledigen die Figuren sich ihrer Fassaden und sezieren schonungslos ihre Existenz, verlieren sich in Vorwürfen und Selbstanklagen. So versagt der Vater aus krankhaftem Geiz dem Sohn ärztliche Hilfe, während die Mutter schon längst drogenabhängig geworden ist und sich so in ihre eigene Realität geflüchtet hat. Ein großartiges und dunkles Drama, das die seelischen Wunden und Defizite der Figuren unbarmherzig offenlegt. Sascha Bunge, Regisseur und viele Jahre Oberspielleiter des Theaters an der Parkaue in Berlin, inszeniert nach »Biedermann und die Brandstifter« zum zweiten Mal am Theater Konstanz. Spielzeit 2014/15 | 18 Reihen BLOCKBUSTER THEATER Ein Regisseur, ein paar Schauspieler, ein Film als Vorlage, keine Probe. Das sind die Zutaten zu Blockbuster Theater. Hier werden bekannte Streifen szenisch auf ihre dramatische Essenz hin untersucht. Was bleibt am Ende übrig, wenn Kamerafahrten und Spezialeffekte wegfallen? Wenn Konzept und Chaos aufeinandertreffen? Natürlich ist das Ganze immer grundlegend widersprüchlich, absurd und übertrieben – wie Hollywood selbst. THEATRE NIGHT TALK Sind wir noch politisch? Ist die ferne, südamerikanische Idee eines modernen Sozialismus, des sogenannten »Dritten Wegs«, für uns eine denkbare Alternative? Was wäre, wenn wir die gleichen Waffengesetze hätten, wie die USA? Wo liegen unsere heimischen Favelas? In einer losen Diskussionsreihe befragen wir Expertinnen und Experten unterschiedlichster Fachgebiete und Herkunft zu aktuellen gesellschaftlichen Themen rund um unseren Spielplan. MANIFESTATIONEN »All men are created equal«, »¡Hasta la victoria siempre!«, »We are Anonymous!« Amerika. Land der Träume, Kontinent der Utopien. Wo, wenn nicht hier, lassen sich Erklärungen und Manifeste besser denken und verfassen? Wo bedeutet Politik zugleich mehr Mythos und Absichtserklärung als hier? Doch was haben diese Aussagen für einen Bestand und was bedeuten sie für uns und in unserem Alltag? Ganz im Zeichen unseres Spielplans und auf der Folie aktueller Inszenierungen lesen und diskutieren wir alte und neue politische Manifeste und Erklärungen – mal heiter, mal ernst. Teología de la liberación – Lateinamerika und die Befreiungstheologie Der Weg Latein Amerikas im 20. Jahrhundert ist eng verbunden mit der Bewegung der Befreiungstheologie. Camillo Torres oder Óscar Romero sind nur zwei Namen, die für eine Verbindung von Armen und Unterdrückten und der Kirche im gemeinsamen Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse stehen. Gemeinsam mit einem uns Beistand spendenden Franziskaner Mönch (monk in residence) wollen wir über die Bewegung und Beweggründe, Revolution, die Gegensätze Arm und Reich, Nord- und Südamerika debattieren und das Thema Glauben und Kirche in der »Neuen Welt« ganz persönlich erspüren. THE GOOD, THE BAD & THE UGLY »Auf dieser Welt gibt es zwei Arten von Menschen. Die einen haben nen geladenen Revolver... und die anderen buddeln!« Aufgepasst, das Team von »Richard III – Revolution Baby!« ist zurück: In dieser Spielzeit macht sich die Dreierbande zusammen mit wechselnden Komplizen nicht nur auf die Suche nach den goldenen Adern des Wilden Westens, sondern natürlich auch nach den offenen Adern Lateinamerikas. Ob sie nun Drogenkartelle zerschlagen, den Weste(r)n oder den Regenwald retten – unregelmäßig aber stets zuverlässig erzählen sie einfach große Geschichten, deuten waghalsig um oder widmen sich zu recht vergessenen Nebenkriegsschauplätzen. HIGHNOON MUSIK 2000+ An vier Sonntagen in der Spielzeit, immer wenn die Sonne am höchsten steht, wird das Foyer der Spiegelhalle zum Forum für musikbegeisterte Konstanzer. Initiiert wurde die Reihe für neue Musik von dem Schlagzeuger und Komponisten Ralf Kleinehanding, der auch in dieser Spielzeit mit verschiedenen Partnern ein innovatives und abwechslungsreiches Programm zusammenstellt. Im Fokus der Veranstaltung liegen dabei Uraufführungen, Wiederaufführungen und Improvisationskonzepte des 21. Jahrhunderts. Spielzeit 2014/15 | 19 Reihen THEATER & PSYCHOANALYSE Psychoanalytisches Seminar Konstanz (PSK) in Kooperation mit dem Stadttheater Konstanz Die 2006 begonnene Kooperation von Stadttheater und Psychoanalytischem Seminar Konstanz (PSK) wird wegen ihres großen Erfolges auch in der dieser Spielzeit weitergeführt. Obwohl der äußere Rahmen höchst unterschiedlich ist - Bühne und Theatersaal als öffentlicher Raum einerseits und die Intimität des psychoanalytischen Behandlungszimmers andererseits – gibt es etwas zentral gemeinsames: die Bedeutung der Szene als Verdichtung von bewussten und unbewussten Konflikten, die dargestellt, verstanden und einer Lösung zugeführt werden sollen. PRO.LOG – THEATERFREUNDE E.V. LADEN EIN Regelmäßig veranstalten die Theaterfreunde nach einer Premiere – diese begleitend, ergänzend und erhellend – thematische Vorträge mit Fachreferenten zu den einzelnen Stücken. Ein Muss für jeden interessierten Zuschauer und eine Möglichkeit, sich noch einmal anders – theoretisch und in der Diskussion mit anderen – über das jeweilige Stück und die Inszenierung auszutauschen. REIHEN IM JUNGEN THEATER Hall of Fame Für alle, die gerne öffentlich singen und rappen, für Bands die noch am Anfang stehen, aber gerne ihre ersten Songs präsentieren möchten, für Tanztalente, Luftgitarrenmeister und Wortakrobaten – die Hall of Fame in der Spiegelhalle bietet als offene Bühne Platz für junge Talente jeder Art und ist eine Kooperation mit dem Konstanzer Schülerparlament. Anmeldung unter: junges-theater@ konstanz.de Dein Konzert Raum ist knapp in Konstanz und darum teilen wir unseren gerne. Gemeinsam mit dem JUZE veranstaltet das Junge Theater zwei Konzerte im Foyer der Spiegelhalle und gibt damit ausgewählten Nachwuchsbands aus Konstanz und Umgebung die Chance ihre Musik in voller Länge live vor Publikum zu präsentieren. Kommt. Spielen! Mensch, ärger dich nicht! Das Junge Theater lädt zum Spieleabend ein. Gegen drei Erz und zwei Getreide seid ihr dabei. Bringt alles mit, was eure Spielkiste zu bieten hat, egal ob Brett-, Karten-, Würfel- oder Gesellschaftsspiele und verbringt mit uns einen Abend mit Spiel, Spaß und Spannung. Rücke vor auf Spiegelhalle! Sonntagsbühne Wieder ein Sonntag, der Druck den Familien-Haussegen durch tolle Aktionen aufrecht zu erhalten steigert sich ins Unermessliche. Keine Panik, wir können helfen: Jeden Sonntag öffnen wir das Theater für unsere jungen Theaterfans und deren Begleitung: Ob Schauspiel, Figurentheater oder Bastelecke: Sonntags ist bei uns immer was los. Spielzeit 2014/15 | 20 REGISSEURINNEN und regisseure Andreas Bauer wurde in München geboren, studierte dort an der LMU Politologie, Geschichte und Kriminologie (Magister Artium) und arbeitete als freier Journalist und Barmann. Als Regieassistent war er am bat Studiotheater der HfS Ernst Busch in Berlin sowie am Theater Konstanz engagiert. Seit 2005 verwirklicht er eigene Regiearbeiten, u.a. am Schauspielhaus Graz, Stadttheater Gießen, Theater Konstanz und dem Theater Plauen-Zwickau. In Konstanz war seine Inszenierung »Z« (von Nino Haratischwili) über zwei Spielzeiten sehr erfolgreich im Audimax der Universität Konstanz zu sehen. 2012 absolvierte er das Studium »Theater- und Musikmanagement« des Deutschen Bühnenvereins, der Theaterakademie »August Everding« und der LMU München. Zusammen mit Christoph Nix und Ana Mondini übernahm er die CoRegie bei »Der Glöckner von Notre-Dame«. Eigene Projekte u.a. am Theater Konstanz: »Maria Stuart« nach Friedrich Schiller, den Western-Abend »Irgendeiner wartet immer«, »Karlos!« nach Tankred Dorst sowie »Kohlhaas« nach Heinrich v. Kleist als Klassenzimmerstück am Theater Plauen-Zwickau. Seit 2007 gastiert seine Inszenierung von »Thom Pain (based on nothing)« des Pulitzer-Preis-Finalisten Will Eno sehr erfolgreich im deutschsprachigen Raum. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist er als Künstlerischer Mitarbeiter und Projektleiter der »Werkstatt Europa« wieder in Konstanz. Nach »Nema Problema« (von Laura Forti) und »Richard III - Revolution, Baby!« (nach Shakespeare), »Fühllosigkeit« (von Pirkko Saisio), inszeniert er diese Spielzeit »Gestern habe ich aufgehört, mich zu töten. Dank dir, Heiner Müller.«. Sascha Bunge Sascha Bunge wurde 1969 in Brandenburg an der Havel geboren. Er studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin Theaterwissenschaft, Kulturelle Kommunikation und Germanistik. Seine Tätigkeit am Theater ließ ihn sein Studium vorzeitig abbrechen. Als Regisseur inszenierte er unter anderem am Schauspiel Leipzig, am Stadttheater Pforzheim, am Theater Aachen, an der Neuen Bühne Senftenberg, am Thalia Theater Halle, in Magdeburg an den Freien Kammerspielen, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Hebbel am Ufer (HAU) sowie für das Deutsche Staatstheater Timisoara/Rumänien. Am Festspielhaus DresdenHellerau war er Produzent und am projekttheater dresden Künstlerischer Direktor. Mit »Eines langen Tages Reise in die Nacht« zeigt Sascha Bunge nach »Biedermann und die Brandstifter« seine zweite Regiearbeit am Theater Konstanz. Christine Eder Christine Eder wurde 1976 in Linz, Österreich geboren. Sie studierte nach dem Abitur Politikwissenschaft, Publizistik, Theaterwissenschaft und Philosopie an der Universität Wien. Nach ihrem Abschluss 1998 machte sie diverse Regie- und Produktionsassistenten. Von 2001 bis 2006 studierte sie Schauspielregie am ITMF Hamburg. Sie inszenierte unter anderem am Schauspielhaus Graz, am Thalia Theater Hamburg und am Münchner Volkstheater. Sie war dreimal (2006, 2007 und 2010) zum Regie-Nachwuchs-Festival »Radikal Jung« in München eingeladen. 2010 erhielt sie für ihre Inszenierung von »Eros« nach dem Roman von Helmut Krausser am Volkstheater München den Preis für die beste Ensembleleistung und den Publikumspreis der Bayerischen Theatertage in Regensburg. Christine ist Mitglied des Hamburger Politmusikkollektivs Schwabinggrad Ballett. Mit »Geierwally« von Theresia Walser und Karl-Heinz Ott inszenierte sie in der Spielzeit 2010/11 zum ersten Mal am Theater Konstanz. In der Spielzeit 2011/2012 inszenierte sie das Gewinnerstück des 1. gemeinsamen Autorenwettbewerbs der Theater Konstanz und St.Gallen von Ivna Zic, »Die Vorläufigen«. Nach »Der Sturm« von William Shakespeare in der Spielzeit 2013/14 wird »Maria de Buenos Aires« ihre vierte Regiearbeit am Theater Konstanz. Spielzeit 2014/15 | 21 REGISSEURINNEN und regisseure Manuel Edler Geboren und aufgewachsen in Berlin, ist er 2001 aufs College nach England gegangen und hat in London dann 2004 sein Abi nachgeholt. Zwischenstation für ein halbes Jahr in New York, um dort einen 16mm Filmemacherkurs zu besuchen und um an einem Off-Off- Broadway Theater erste Bühnenerfahrungen zu sammeln. Seit Anfang 2005 war er wieder zurück in seiner Heimatstadt. Dort hat er Ende August 2010 seinen »Bachelor of Arts« in Film und Fernsehen, Studienrichtung: Regie, an der Hochschule Mittweida abgeschlossen. Kurze Zeit später hat er beim Schlosspark Theater Berlin eine Regiehospitanz absolviert, um dann Anfang 2011 bei Ottokar Runzes »Arsen und Spitzenhäubchen« die Regieassistenz zu übernehmen. Weitere Assistenzen an verschiedenen Theatern folgten. Seit der Spielzeit 2013/ 2014 arbeitet Manuel Edler als Regieassistent am Stadttheater Konstanz und gibt mit dem Sommertheater in Überlingen in der Spielzeit 2014/2015 sein Regiedebüt. Martina Eitner-Acheampong Martina Eitner-Acheampong studierte Schauspiel an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Es folgten Engagements in Rudolstadt, dann am Schauspiel Leipzig und am Schauspielhaus Bochum. Sie stand und steht für viele Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera – so u.a. in dem Kinofilm »Emmas Glück«, den Fernsehfilmen »Hexenjagd« und »Windland« sowie als Erika Burstedt in der Fernsehserie »Stromberg« (2004-2007). Darüber hinaus arbeitet Martina Eitner-Acheampong als Dozentin für Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig sowie an der Folkwang Universität der Künste in Essen und Bochum. Sie inszenierte an den Theatern in Leipzig, Essen und Bochum und gewann den Vontobel-Preis der Jury beim Treffen der deutschsprachigen Schauspielschulen in Zürich. Sie wird in Konstanz zum ersten Mal inszenieren. Sascha Hawemann Sascha Hawemann wurde 1967 in Berlin als Kind zweier Theaterregisseure geboren. Er wuchs in der DDR und in Jugoslawien auf und war Punk in Ostberlin. Von 1988 bis 1991 studierte Sascha Hawemann Schauspielregie in Belgrad und von 1991 bis 1993 an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin. Seitdem erarbeitete er zahlreiche Inszenierungen, darunter in Potsdam (wo er von 1995 bis 2000 als Hausregisseur, ab 1997 als Leitender Regisseur tätig war), in Cottbus, Weimar, Bielefeld, Chemnitz, Magdeburg, Leipzig und Berlin. Seit 2000/2001 ist Sascha Hawemann freier Regisseur. Er ist Gastdozent für Schauspiel an der HfS »Ernst Busch« und inszeniert regelmäßig am Deutschen Theater Berlin, am Theater Magdeburg und am Schauspiel Hannover. »first ladies first« ist seine erste Arbeit für das Theater Konstanz. KassettenKind Hinter dem Duo KassettenKind stehen Insa Schwartz und Lotte Schwarz, die sich während des Studiums der »Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis« in Hildesheim kennenlernten. Dort entwickelten sie im Rahmen des Studiums das Format des »Begehbare Hörspiels« für Menschen ab 9 Jahren und führten es mit »Hörst du Rot?« 2011 erstmalig durch. Die Begehbaren Hörspiele von KassettenKind sind ein intermediales Format, das an das zeitgenössische Format des so genannten »Audiowalks« angelehnt ist und in dieser Form, vorwiegend auf die Zielgruppe von Kindern ausgerichtet, einzigartig und innovativ ist. So wurden sie mit »Hörst du Rot?« gleich zum Best off – Festival Freier Theater in Niedersachsen eingeladen. Es folgten zwei weitere Begehbare Hörspiele u.a. für das Kinder Theaterhaus Hannover. Lotte Schwarz, geb. 1987 ist außerdem als freie Theater- und Musikpädagogin u.a. an der Jungen Oper Hannover tätig. Insa Schwartz, geb. 1986 ist neben der künstlerischen Tätigkeit in Musik- und Theaterprojekten im Bereich Kulturmanagement tätig. Spielzeit 2014/15 | 22 REGISSEURINNEN und regisseure Johannes von Matuschka Johannes von Matuschka wurde 1974 in Bonn geboren und wuchs in Bonn, New York und Berlin auf. Parallel zu seinem Jura-Studium an der Humboldt-Universität in Berlin war er als Schauspieler tätig, u.a. an der Schaubühne am Lehniner Platz. Nach dem 1. Staatsexamen absolvierte er ein Regie- und Schauspielstudium am Wiener Max-Reinhardt Seminar. Von 2004 bis 2006 arbeitete er als Regieassistent an den Münchner Kammerspielen. Er assistierte u. a. den Regisseuren Thomas Ostermeier, Luk Perceval, Johan Simons, Sebastian Nübling und Stephan Kimmig. Dort inszenierte er u. a. in Co-Regie mit Enda Walsh dessen »Chatroom«, »Silent song« von Simone Kucher und im Juni 2006 »Am Tag der jungen Talente« von Polle Wilbert. 2007 inszenierte er an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin »Trade« von Debbie Tucker Green und »Wunderland« nach Motiven von Lewis Caroll. 2007/2008 inszenierte er in einem Langzeit-Theaterprojekt auf Einladung des Goethe-Instituts in Chennai (Madras), Indien, »Electronic City« von Falk Richter mit einem indischen Ensemble. 2009 war er Regiemitarbeiter von Luc Bondy an dessen Inszenierung der »Tosca« an der Metropolitan Opera in New York. Ebenfalls 2009 war er als Stipendiat des Goethe-Instituts zum Festival Trans-Ameriques eingeladen. Außerdem inszenierte er 2009 am Mainfrankentheater »Die große Depression« von Arthur Miller und gewann mit dieser Inszenierung den Hauptpreis der Bayerischen Theatertage 2010. 2010 folgte »Der zerbrochne Krug« als Spielzeiteröffnung am Mainfranken Theater, Würzburg. In weiterer Beschäftigung mit Kleist hatte »Penthesilea - A bout de souffle« 2010 am Nationaltheater Bordeaux Premiere. Diese Aufführung war im Rahmen des F.I.N.D. Festivals in Berlin im März 2011 zu sehen. In der Spielzeit 2013/14 inszeniert Johannes von Matuschka die Uraufführung von »Konstanz am Meer. Ein Himmelstheater« von Theresia Walser und Karl-Heinz Ott als Freilichtspektakel auf dem Münsterplatz. Wolfram Mehring Wolfram Mehring wurde 1930 in Münster geboren. Nach dem Abitur und einer Schauspielausbildung begann er ein Studium der Philosophie und Germanistik in Münster, ging aber 1954 nach Paris und setzte sein Studium an der Sorbonne fort. Mehring gründete das Theater Franco-Aleman. Seine Inszenierung von Goethes »Die Mitschuldige« wurde »die erste kulturelle Manifestation in deutscher Sprache nach dem Kriegsende«. Er hatte intensiven Kontakt mit den intellektuellen und künstlerischen Kreisen der Zeit in Paris und kannte u.a. André Breton, Roger Blin, Albert Camus oder Jean-Paul Sartre. In seinem Theater suchte er nach dem »totalen Schauspieler«, einem Akteur, der jenseits der Literatur, seiner Körperlichkeit und Ausdrucksfähigkeit bewusst war, und nahm damit Konzeptionen von Peter Brook oder Jerzy Grotowski um ein Jahrzehnt vorweg. Die Inszenierungen seines Theaters wurden auf Gastspielreisen eingeladen, zunächst durch Frankreich, dann durch Europa, zuletzt durch die ganze Welt. Er gründete Forschungszentren, die sich mit der Suche nach einer universalen Theatersprache auseinandersetzten, u.a. in Tokio, Khartum und Kinshasa. Mehring führte bis heute bei über 140 Stücken Regie, leitete das traditionsreiche Pariser Théâtre de Vieux Colombier, war Operndirektor am Staatstheater Kassel und inszeniert regelmäßig in Deutschland und im Ausland. Spielzeit 2014/15 | 23 REGISSEURINNEN und regisseure Krzysztof Minkowski Geboren am 19. Mai 1980 in Szczecin (Polen), studierte Krzysztof Minkowski zunächst BWL in Frankfurt an der Oder, dann Theaterwissenschaft und Schauspiel in Berlin und anschliessend Theaterregie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«. Seine Diplominszenierung »Die Reiherkönigin. Ein Rap« von Dorota Maslowska war am Maxim Gorki Theater Berlin sowie beim Kaltstart Festival in Hamburg zu sehen. Es folgten diverse Engagements als Regisseur in Deutschland, Polen, Dänemark und der Schweiz. So inszenierte er am Nordharzer Städtebundtheater »Disco Pigs« von Enda Walsh sowie am Teatr Norwida in Jelenia Góra die polnische Uraufführung von »we are camera. jasonmaterial« von Fritz Kater in seiner eigenen Übersetzung, die 2008 zum Urauführungsfestival in Bydgoszcz eingeladen wurde. Mit Tschechows »Drei Schwestern« in Jelenia Góra gewann er den Theaterpreis für die beste Inszenierung der Saison und erhielt eine Einladung zum Warschauer Theatertreffen. 2010 inszenierte er »Ilias« von Homer mit Flüchtlingen aus Bosnien und Herzegovina im Heimathafen Neukölln in Berlin. Krzysztof Minkowski arbeitet seit Jahren als Regisseur in Berliner Justizvollzugsanstalten. Am Luzerner Theater brachte er in der Spielzeit 2010/11 »Invasion« von Jonas Hassen Khemiri zu einer äusserst erfolgreichen Schweizer Erstaufführung (Wiederaufnahme in der Spielzeit 2011/12). In der Spielzeit 2012/13 inszenierte er erneut in Luzern, »Idioten«, ein Schauspiel nach dem Film von Lars von Trier als Schweizer Erstaufführung. Im Frühjahr 2013 war er artist in residence am Theater Momentum in Odense und inszenierte die Uraufführung des Romans »Wer blinzelt, hat Angst vor dem Tod« von Knud Romer, die in der dänischen Presse begeistert aufgenommen wurde. Alexander Müller Alexander Müller, Jahrgang 1983, studierte nach zwei Jahren journalistischer Ausbildung und einem Auslandsaufenthalt in Kabul (Afghanistan) Literatur-, Kunstund Medienwissenschaften (Master) an der Universität Konstanz. Neben dem Studium war er in schauspielerischer sowie dramaturgischer Funktion an diversen Theater- und Filmproduktionen beteiligt. Außerdem konzipierte er zahlreiche szenische Lesungen, die an verschiedenen Orten in Konstanz umgesetzt wurden (u.a. »New York-Konstanz-Tokyo«, »Vollrausch und Askese« und »Künstler vs. Kanaken«). 2010 inszenierte er am Universitätstheater Konstanz »Biografie: Ein Spiel« von Max Frisch und war anschließend als freier Lektor (Alexander Verlag) und Theaterschaffender (freie Szene und Centraltheater Leipzig) in Berlin und in Leipzig tätig. Im Sommer 2013 hat er als Dramaturg und Regieassistent der Freilufttheaterproduktion »Krieg und Frieden« nach Lew Tolstoi (Regie: Stefan Ebeling) in Weimar, Leipzig und Halle gearbeitet. Seit der Spielzeit 2013/2014 ist er Regieassistent am Stadttheater Konstanz. »Ché-Die Möglichkeit einer Revolution« ist seine erste Regiearbeit am Theater Konstanz. Hanna Müller Geboren 1983 in Ostfriesland, studierte Hanna Müller Regie an der Theaterakademie Hamburg und arbeitete bereits während des Studiums als Regieassistentin am Schauspielhaus Hamburg. Regelmäßig reist sie nach Phnom Penh, Kambodscha, wo sie als Lehrerin arbeitet und sich in einem Dorfprojekt Levatee Village engagiert. Von 2009 bis 2011 war sie als Regieassistentin am Schauspiel Hannover engagiert. Seit 2011 ist Hanna Müller als freie Theaterregisseurin tätig. Seither inszenierte sie für Jugendliche und Erwachsene am Schauspiel Hannover, am Theater Bielefeld, am Mecklenburgischen Staatstheater, am Ohnesorg Theater und am Düsseldorfer Schauspielhaus. Spielzeit 2014/15 | 24 REGISSEURINNEN und regisseure Holle Münster – Prinzip Gonzo Geboren 1983 in Brandenburg, studierte Holle Münster zunächst Theater-, Film- und Medienwissenschaften, Philosophie und Anthropologie bevor sie 2008 das Studium der Theaterregie am Max-Reinhardt-Seminar in Wien aufnahm. Im Zuge dessen absolvierte sie zahlreiche Regieassistenzen. 2011 schloss sie das Studium mit der Inszenierung von Hebbels »Die Nibelungen« ab und wurde dafür 2013 mit dem österreichischen Würdigungspreis ausgezeichnet. 2012 war Holle Münster Teilnehmerin der Master Class des Radikal Jung Festivals am Volkstheater München. Als freie Theaterregisseurin inszenierte sie am Ballhaus Ost Berlin sowie am Jungen Theater Göttingen. Seit 2012 ist sie Mitglied des freien Regiekollektivs PRINZIP GONZO. Martin Nimz Martin Nimz wurde 1956 in Brandenburg/Havel geboren. Er studierte Schauspiel an der Staatlichen Schauspielschule Rostock und war anschließend als Schauspieler u. a. in Eisenach, Gera, Rostock und Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) engagiert. Er begann 1989 am Theater Chemnitz mit ersten Regiearbeiten. Er inszenierte u.a. in Weimar, Cottbus, Potsdam, Rostock, Tübingen, Heidelberg, Dortmund, am Staatschauspiel Dresden, am Schauspiel Frankfurt und am Staatstheater Karlsruhe. Von 2002 bis 2004 war Martin Nimz Schauspieldirektor und Regisseur am Staatstheater Kassel. Nach »Der Kaukasische Kreidekreis« (2006), »Im Morgengrauen ist es noch still« (2008), »Die Rundköpfe und die Spitzköpfe« (2012) und »Gegen die Wand« und»Vor Sonnenuntergang« ist »Liliom« seine fünfte Inszenierung in Konstanz. Christoph Nix studierte Rechtswissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Nach dem Referendariat in Frankfurt am Main legte er 1983 die zweite Juristische Staatsprüfung ab. 1988 wurde er an der Universität Bremen zum Dr. jur. promoviert, 1990 zum Professor an der Evangelischen Hochschule Hannover ernannt. Im Januar 2011 wurde Christoph Nix an der Universität Bremen zum Professor für Jugendstrafrecht und Bühnenrecht ernannt. 1985 bis 1988 spielte Nix bei Augusto Boal und Gardi Hutter. Er trat als Clown im Europa Circus Bügler auf. 1991 wurde Nix Regieassistent bei Peter Palitzsch am Berliner Ensemble. 1994 wurde er Intendant am Theater in Nordhausen, wo er außerdem den Thüringer Herbst organisierte. 1999 bis 2004 war er Intendant am Staatstheater Kassel. Während dieser Zeit war er Mitglied des Vorstands des Deutschen Bühnenvereins und der Hessischen Theaterakademie. Regiearbeiten führten ihn u.a. nach Uganda, Togo, Malawi, Chile und Schweden. Seit Beginn der Spielzeit 2006 bis 2007 ist Nix Intendant am Theater Konstanz. Hier inszeniert er immer wieder auch selbst, zuletzt »Der Glöckner von Notre Dame« auf dem Münsterplatz (2012) sowie »Schaf Ahoi« und Sartres »Das Spiel ist aus« (2013/14). Anja Panse absolvierte ihr Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Es folgten Engagements u.a. am Nationaltheater Weimar, Volkstheater Rostock, Staatstheater Kassel. Von 2006 bis 2009 war sie festes Ensemblemitglied am Theater Konstanz. Seit 2009 ist sie als freischaffende Regisseurin tätig und inszenierte u.a. in Erfurt, Rostock und Zittau. Ihre Inszenierung Nachtasyl (Gorki) erhielt beim Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielschulen 2010 einen Solopreis, außerdem wurde ihre Version von Ein Sommernachtstraum beim internationalen Regiefestival Versionale mit einem Publikumspreis ausgezeichnet. Am Theater Konstanz inszeniert Panse regelmäßig u.a. »Seide« (2007); »Was bleibt - Eine Hommage an Hildegard Knef «(2008); »Der letzte Kosmonaut«; »Harold und Maude«(2009) oder »Der letzte Raucher« (2013). Spielzeit 2014/15 | 25 Wulf Twiehaus Wulf Twiehaus studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« in Berlin und war ab 1996 Regieassistent von Thomas Ostermeier an der Baracke des Deutschen Theaters Berlin und später an der Schaubühne am Lehniner Platz, wo er die deutschsprachigen Erstaufführungen von David Gieselmanns »Herr Kolpert« (2000), Jon Fosses »Traum im Herbst« (2001) und Fausto Paravidinos »Genua 01« (2003) inszenierte. Seit 2002 arbeitet er als freier Regisseur. Neben zahlreichen Ur- und Erstaufführungen inszenierte er auch Klassiker und moderne Klassiker u.a. am Staatstheater Mainz, den Theatern Erlangen, Aachen und Heidelberg, den Schauspielhäusern Magdeburg und Leipzig, sowie am Theater Krétakör in Budapest und dem Kamerni Theater in Sarajewo. Außerdem war Wulf Twiehaus als Gastdozent in den Bereichen Schauspiel, Regie und Szenisches Schreiben an der UdK, der HfS »Ernst Busch« (Berlin) und der Theaterakademie Helsinki tätig. Am Theater Konstanz war er von 2007 bis 2010 Oberspielleiter. Nach der Inszenierung von »Othello« in der Spielzeit 2011/12 und dem erfolgreichen Jugendstück »Tschick« in der Spielzeit 2013/14 inszenierte er »Das Leben ein Traum« von Pedro Calderón de la Barca im Theater Konstanz. Johanna Wehner wurde 1981 in Bonn geboren. Bereits zu Schulzeiten unternahm sie erste Regieversuche. Weitere Inszenierungen entstanden in der freien Szene während des Studiums der Philosophie und Germanistik in Bonn und St. Andrews, Schottland. Danach Regiestudium an der Bayerischen Theaterakademie »August Everding«, wo im Rahmen des Studiums, aber auch in Engagements außerhalb, weitere Regieprojekte folgten. Das Studium schloss sie mit der Uraufführung des preisgekrönten Romans »Kürzere Tage« am Staatstheater Stuttgart ab. Opern- und Theaterinszenierungen u.a. in München, Heidelberg, Aix-en-Provence, Jena, Stuttgart und Freiburg. Für ihre Inszenierung von Schimmelpfennigs »Der goldene Drache«, ebenfalls am Staatstheater Stuttgart, wurde sie 2011 von »Theater Heute« mehrfach als beste Nachwuchsregisseurin nominiert. Andrej Woron Andrej Woron wurde in Polen geboren und studierte in Warschau Malerei. Er arbeitete als Dozent an der Warschauer Akademie der Bildenden Künste und entwarf Bühnenbilder für verschiedene Theater in Polen. 1982 siedelte er nach Berlin über, wo er an der Hochschule der Künste Malerei und Zeichnung unterrichtete. 1990 führte er erstmals Regie bei »Die Zimtläden« von Bruno Schulz. Dies war zugleich die Gründung des Teatr Kreatur, an dem Woron weitere aufsehenerregende Produktionen schuf. 1992 wurde das Teatr Kreatur zum Berliner Theatertreffen eingeladen und Woron von der Zeitschrift Theater heute zum Regisseur des Jahres gewählt. 1994 erhielt er den Friedrich-Luft-Preis, 1996 den Kritikerpreis der Berliner Zeitung. 1998 inszenierte er in Bremen mit Verdis »Otello« erstmals eine Oper. Es folgten u. a. Arbeiten am Bremer Schauspielhaus, in jüngster Zeit am Stadttheater Bielefeld (Goethes »Urfaust«, »Die Perser« von Frederic Rzewski, die Kafka-Oper »Amerika« von Roman Haubenstock-Ramatis) und für das Berliner Ensemble (»Purgatorium« von George Tabori). Am Nationaltheater wurde in der Spielzeit 2011/12 seine Inszenierung der »Zauberflöte« von 1999 wieder aufgeführt. Nach »Macbeth« in der Spielzeit 2009/2010 und seinen großen Erfolgen »Woyzeck«, »Herz der Finsternis« und »Das brennende Dorf« folgt nun Franz Kafkas »Amerika«. Spielzeit 2014/15 | 26