Einführung (König)

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Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Verhalten macht Spass!
Einführung (König)
Ziel der Verhaltensbiologie:
Tierisches (inkl. Menschliches) Verhalten aus biologischer Sicht und mit biologischen Methoden
analysieren.
Ethiologie
Begründer: Konrad Lorenz & Niko-Tin(bergen)
Das Gebiet stand unter dem Einfluss von Charles Darwin, welcher Verhalten als Produkt der
Evolution erkannte.
1. Grundannahme, dass Verhalten das Ergebnis des Prozesses der Evolution ist.
2. Verhaltensbeobachtungen in der natürlichen Umgebung einer Tierart durchführen.
Lorenz und Tinbergen waren die ersten, die Verhalten in der natürlichen Umgebung beobachteten.
Tinbergen definierte auch die „4 Analyseebenen von Verhalten“:
Vogelgesang („Warum singt der Vogel?“ als Beispiel für eine mögliche Fragestellung):
1. Proximate (unmittelbare) Ursachen
1. es handelt sich hierbei um direkte innere und äussere Ursachen
2. Das Nervensystem der Vögel regt die Ausschüttung von Testosteron an bei Tageslicht
--> Vogel singt
2. Entwicklung oder Ontogenie
1. Individualentwicklung
2. der Vogel erlernt die Gesänge in einer sensiblen Phase der Individualentwicklung
3. Ultimate (letztendliche) Ursachen
1. Zweck des Verhaltens
2. genetische Fitness: Häufigkeit eigener genetischer Anlagen in der nächsten Generation
3. Warum hat sich das Verhalten durchgesetzt: Es führt zu einer Fitnesssteigerung, wobei
Weibchen angelockt und andere Männchen vertrieben werden
4. Evolution oder Phylogenie
1. Stammesgeschichte
2. es hat sich evolutionär durchgesetzt weil...
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Yves Müller
Verhaltensbiologie
Definition (aufgrund der vier Analysebenen):
Erforschen der proximaten Ursachen des Verhaltens, seiner Entwicklung (Ontogenese), seines
adaptiven Wertes (ultimate Ursachen) und seiner Stammesgeschichtlichen Entstehung und
Entwicklung (Phylogenese).
Wichtige Einflüsse erhielt die Verhaltensbiologie von Charles Darwin und Gregor Mendel.
Konrad Lorenz verfolgte das Prinzip der „Arterhaltung“. Seine Theorie geriet aber an Grenzen bei
der Erklärung von innerartlichen ritualisierten Konkurrenzkämpfen. Er versuchte dies zu erklären,
indem er sagte, dass sie die Tiere bei den Kämpfen nicht wirklich gegenseitig verletzten.
Durch Beobachtungen konnte dies aber falsifiziert werden. Vielmehr trifft Darwins Prinzip der
Individualselektion zu:
Selektion wirkt immer auf das einzelne Individuum, nicht auf die Art. Demnach würden ritualisierte
Konkurrenzkämpfe wegen des Interesses des Individuums, das Risiko einer Verletzung zu
vermindern, stattfinden.
Erblichkeit von Verhalten
Ist Verhalten genetisch determiniert oder entwickelt es sich erst durch Einflüsse der Umwelt des
Individuums? (Nature vs. Nurture)
Behaviorismus nach Watson
Genetik sei irrelevant für Verhalten. Es gäbe nur Umwelteinflüsse.
Der Behaviorismus konnte aber von vielen Studien nicht bestätigt werden. Viel mehr beeinflussen
Gene UND die Umwelt das Verhalten eines Tieres.
Beobachtungen
•
Temperaturabhängige Geschlechtsbestimmung: Die Aussentemperatur bestimmt bei einigen
Reptilien, ob ein Männchen oder ein Weibchen entsteht.
•
Die Lage des Embryos im Uterus bei Hausmäusen: Weibchen und Männchen die in der
Plazenta von Männchen umgeben sind zeigen höhere Testosteronwerte und sind aggressiver.
Somit kann die Lage im Uterus bereits das zukünftige Verhalten beeinflussen.
•
Bei Schwanzmeisen ist eine signifikante Korrelation zwischen Verhalten der Eltern und der
Nachkommen zu beobachten.
Heritabilität
Anteil der in einer Population beobachteten phänotypischen Varianz welcher der genetischen
Variation zuzuschreiben ist.
Jedes Verhalten hat eine genetische Komponente und ist deshalb zu einem gewissen Teil erblich.
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Die Heritabilität sagt nicht aus, wie stark Gene und Umwelt zu Ausprägung eines Merkmals
beigetragen haben, sondern wie die Unterschiede zu einem Bezugsverhalten zustande kommen.
Bei Zwillingen wäre die Heritabilität beinahe 0, da die genetischen Unterschiede beinahe zu
vernachlässigen wären. Bei zwei Tieren die in einem gleich grossen Raum mit identischen
Gegenständen drin würde die Heritabilität gegen 1 tendieren, da dort die Unterschiede nur durch die
Gene zustande kommen können.
Labyrinthversuch mit Ratten
Es wurden zwei Arten von Ratten hergezüchtet,
solche die ein Labyrinth in mit wenigen Fehlern
absolvieren (schnell) und solche die jeweils
ziemlich viele Fehler machten (langsam). Das
Verhalten konnte über die Generationen
konserviert werden, was mit einem genetischen
Einfluss zu erklären ist.
Das Experiment wurde nun aber modifiziert. Man nahm Ratten der „langsamen“ und der
„schnellen“ Linie und liess sie in unterschiedlichen Umweltbedingungen aufwachsen. Die einen
hatten viele Spielsachen und ähnliche Strukturen wie das Labyrinth in ihrer Umwelt und die
anderen fast nichts.
Das Experiment hat gezeigt, dass die genetischen Einflüsse durch Umwelteinflüsse möglicherweise
„wettgemacht“ werden kann.
Nachweis genetischer Grundlagen von Verhalten
•
Künstliche Selektion
•
Bastardisierung
Sie arbeiten in einem Institut für Tier- und Pflanzenzucht und sind daran interessiert, Kühe mit höherer
Milchleistung zu züchten. Sie haben in zwei Populationen die Heritabilität der Milchleistung bestimmt und
festgestellt, dass die Heritabilität in einer Population 0.3, in der anderen 0.4 beträgt.
Mit Kühen aus welcher Population beginnen Sie Ihre Zuchtversuche?
Answer:
Mit den Kühen aus der Population mit dem Heritabilitätswert 0.4. Je höher die Heritabilität eines Merkmals
ist (unter den gegebenen Umwelt- oder Haltungsbedingungen), desto schneller lässt sich durch Selektion
Evolution bewirken.
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Angeborenes Verhalten (König)
Organismus reagiert in einer bestimmten Situation biologisch sinnvoll, unabhängig von
Lernerfahrung. Es ist ein Verhalten, dass bereits bei der Geburt gezeigt wird.
Erbkoordination („fixed action pattern“)
Eine Verhaltensreaktion, die von selbst vollständig abläuft, wenn sie durch einen adäquaten Reiz
(Schlüsselreiz, Auslöser oder Signal) aktiviert ist.
Ein Beispiel könnte die Flucht von einem Räuber beim ersten Kontakt sein, oder bei
Silbermöwen erkennen Küken einen roten Fleck am Schnabel der Eltern, welcher sie dazu bringt,
um Futter zu betteln. Es funktioniert sogar noch besser, wenn nur die Farbe rot an einer
Schnabelspitze in starkem Kontrast präsentiert wird.
Es ist ein Verhalten, dass von Geburt an funktionieren muss.
Auslösemechanismus („innate releasing mechanism“)
Es ist ein neurosensorischer Filtermechanismus, der bestimmt, was der Organismus als Signal
erkennt. Es sind meist ziemlich einfache Reize (roter Fleck auf kontrastierender Oberfläche).
Ein anderes Beispiel erkennt man bei Grillen. Die
Männchen führen einen Werbegesang aus. Die Weibchen
erkennen die eigene Art an der Silben und Pausenlänge,
die nämlich spezifisch sind. Die Anzahl Silben pro Vers
sind zum Beispiel unbedeutend.
Auf diese Weise versucht die Grille eine Hybridisierung
mit einer anderen Art zu verhindern.
Somit hat eine Koevolution zwischen Signal des
Senders und dem Auslösemechanimsus des Empfängers
stattgefunden. Koevolution findet immer statt.
Dies kann aber von anderen (zB. räuberischen) Arten ausgenutzt werden durch „Code-Knacken“
„Code-Knacken“
Die Männchen der Leuchtkäfer (Photinus macdermotti) benutzen zum
Finden des paarungsbereiten Weibchen Biolumineszenz. Die Weibchen
antworten auf diese Reize indem sie auf jeden zweiten Lichtreiz mit einem
eigenen reagieren (ma im Graph). Damit kann das Männchen sehr effizient
aus der Luft das Weibchen finden.
Jetzt gibt es aber Räuberarten wie das Weibchen der Photuris versicolor
(ve) die diesen Mechanismus ausnutzen um die ma-Männchen zu sich
locken, um sie dann zu fressen.
Dies weist darauf hin, dass einige Organismen die Codes anderer Tiere
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verstehen und ausnutzen können. Dies sind vor allem Sozialparasiten und Jäger.
Sehr oft kommt das Code-Knacken bei sympatrischen lebenden Arten vor.
Zyklische Rhythmen
Organismen versuchen, adäquate Reaktionen auf zyklisch wiederkehrende Reize zu zeigen. Man
unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Arten dieser Reize, die endogenen Rhythmen (die
innere Uhr) und die exogenen Faktoren (Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit).
Fehlen von exogenen Faktoren
Findet bei Abwesenheit von exogenen Faktoren (zB in Höhle, isoliertem Raum, Keller o.O) ein
völlig diffuses Schlafverhalten statt oder bildet sich ein regelmässiges Muster?
Hier wurde der Gesang von
nachtaktiven Grillen
gemessen, wenn sie immer
Licht haben (LL). Ihre innere
Uhr wurde dadurch so
verschoben, dass sich ein 27
Stundenzyklus eingestellt hat
und sich die Gesangsaktivität
im Tagesverlauf verschiebt.
Sobald sie wieder in einer
Licht/Dunkel(LD) Atmosphäre waren stellte sich wieder der normal Rhythmus ein.
Dies zeigt, dass beim Fehlen von exogenen Faktoren trotzdem ein regelmässiges Muster besteht.
Exogene Faktoren dienen also nur als Zeitgeber oder zur Feinjustierung.
Schrittmacher/Zeitgeber
Die Zeitgeber wirken auf Sinneszellen
(zB. subchiasmatischer Nucleus wenn
Sonnenlicht), welche die Information
dann an weitere Hirnzentren
(Schrittmacher) weiterleitet. Innere
Uhren werden beim Menschen primär
durch den Hypothalamus reguliert.
Andere zyklische Rhythmen sind die
circalunaren (meist bei marinen Organismen, Ebbe und Flut) und die circannularen
(Jahreszeitabhängig) Rhythmen.
Auch das soziale Umfeld kann zur Regulierung von zyklischen Verhaltensänderungen beitragen.
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Soziales Umfeld (Hausmäuse)
Männchen der Hausmäusen (mus domesticus) die in ein neues Nest kommen begatten zuerst das
Weibchen. In den ersten 20 Tagen nach der Ejakulation zeigen sie eine ausgeprägte Aggression
gegenüber Junge (Infantizid). Dies sind nämlich fremde Junge da die eigenen erst etwa um den
21ten Tag auf die Welt kommen. In dieser Phase bis zum 50ten Tag beginnt das Männchen nämlich,
ein väterliches Fürsorgeverhalten zu zeigen. Dies dient dazu, die eigenen Jungen aufzuziehen.
Nach den 50 Tagen zeigt das Männchen wieder eine Infantizidneigung.
Man versuchte jetzt bei den Mäusen zu messen, wie dieser Verhaltenszyklus reguliert wird. Es wird
von der inneren Uhr reguliert. Diese misst die Anzahl Tag/Nacht-Wechsel. Die Länge der Tage ist
dabei nicht relevant. Eine künstliche Verlängerung der Tage führte auch zu einer proportionalen
Verlängerung der jeweiligen Phasen.
Dies zeigt, dass die innere Uhr
auch hoch komplexe
Sozialverhalten regulieren kann.
Motivation (Manser)
Die Motivation ist eine Reiz-Reaktion Beziehung. Motivation kann auch als Handlungsbereitschaft
beschrieben werden und ist die proximate Ursache für Verhalten, also für deren Beginn,
Aufrechterhaltung und Beendigung. Es umschreibt die internen Entscheidungs-Prozesse, die
beeinflussen, welches Verhalten ein Tier zeigt.
Fragestellung: Eine Gruppe von Erdmännchen sucht im Sand nach Nahrung, ein Erdmännchen
steht Wache. Was motiviert die Erdmännchen, die zu tun?
Kausale Faktoren (Tinbergen's 1. Frage):
•
Reize (extern und intern)
•
Hormone
•
Intrinsische Aktivität
des Nervensystems
Eine unabhängige Variable,
oder Ursache, könnte zum
Beispiel stundenlanger
Wasserentzug sein,
Trockenfutter oder gar eine
Salz-Injektion. Dies
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verursacht unterschiedliche Körperzustände, welche wiederum eine unterschiedlich intensive
Motivation hervorrufen. Bei einer Salzinjektion waren Hausmäuse sogar bereit Wasser mit Quinine
zu trinken, was sie normalerweise nie tun würden. Dies weist auf das Homöostatische Modell hin,
also das eine grosse Abweichung vom Idealzustand eine stärkere „Korrektur-Reaktion“ hervorrufen.
Homöostatisches Modell
Physiologische Parameter des Körpers sollen innerhalb eines bestimmten Bereiches gehalten
werden (Temperatur, Blutzucker).--> internes Feedback
Abweichung bewirken Korrekturen, um zu
Norm zurückzukehren--> korrigierendes
Verhalten.
Eine Abweichung vom physiologischen
Zustand des Tieres erregt ein neuronales Zentrum im ZNS (Abweichung bestimmt
Erregungsgrad).
(Nach Deutsch 1960) Dieses Zentrum aktiviert einen entsprechenden Bewegungsapparat um
korrigierendes Verhalten einzuleiten. Der interne Zustand des Tieres kann sich nun ändern, was
dann vom „Analytiker“ wahrgenommen werden kann. Der „Analytiker“ kann dann den
Bewegungsapparat via Zentrum in ZNS stoppen durch Hemmung. Die Hemmung nimmt dann
graduell ab und das Zentrum wird wieder empfindlich für neue Reize.
Z.B: Wenn sich der Magen wegen Futter dehnt, um die Nahrungsaufnahme zu hemmen oder
Hormone kontrollieren das Trinkverhalten via Hypothalamus.
Limitationen des Homöostatisches Modell
Der physiologische Zustand (Homöostasie) ist nicht für alle Aspekte von Verhalten
verantwortlich. Es braucht noch zusätzliche Informationen des externen Umwelt. Wichtig ist die
Interaktion des internen Zustands mit den externen Faktoren, welche den Motivationszustand eines
Tieres zu jedem Zeitpunkt definieren.
Das homöostatische Modell:
erklärt dass:
•
ein Motivationszustand durch den internen Zustand und die externe Umwelt bestimmt ist.
•
Ein Verhalten ausgelöst wird, um den physiologischen Zustand innerhalb eines optimalen
Bereiches aufrecht zu erhalten.
Erklärt nicht:
•
Interaktionen zwischen Motivationszuständen
•
Vorauskopplungs-Verhalten, welche die Folgen von Rückkopplungen eines Verhaltens
bereits im Voraus wegnehmen und mögliche Abweichungen im physiologischen
Gleichgewicht so vermeiden.
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Korrigieren einer Abweichung
•
Welches Verhalten ist am geeignetsten?
◦ Abhängig von der Kombination von internen und externen Ursachen welche
verantwortlich sind, d.h. der Art der Abweichung und der externen Reize.
•
Wie soll das Verhalten ausgeführt werden?
◦ Abhängig von den Kosten das Verhalten auszuführen im Vergleich zu den Kosten des
momentanen Zustandes des Tieres.
Motivationsisoklinen
Quantitative Beziehung zwischen den zwei kausalen Faktoren, die beeinflussen mit welcher
Wahrscheinlichkeit, ein bestimmtes Verhalten gezeigt wird.
Die Motivations-Isoklinen verbinden Punkt mit der gleichen Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten
gezeigt wird.
Wahl von Verhalten, wenn mehr als ein Defizit gleichzeitig vorhanden ist
Abhängig von:
relevanten Reizes (Anreiz)
•
der Position des
internen Zustandes des
Tieres relativ zum
Optimum (d.h. der
Grösse vom Defizit)
•
der maximalen Rate mit
welcher ein Verhalten
durchgeführt werden
kann
•
dem Vorhandensein des
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Man kann zwischen zwei physiologischen Zuständen eine Dominanz-Grenze festlegen, die aufzeigt,
bei welchem Verhältnis der Defizite ein Tier welche Option bevorzugt.
--> grösseres Defizit zuerst gelöst
Konflikt Verhalten
Übersprungsbewegung (Displacement activities)
-->3 irrelevantes Verhalten
Ein Verhalten wird gezeigt, obwohl es zu diesem Zeitpunkt irrelevant erscheint. Dies passiert, wenn
zwei Motivationssysteme in Konflikt sind und die entsprechenden Verhalten nicht gezeigt werden
konnten. Stattdessen wird ein drittes irrelevantes Verhalten gezeigt.
Ein Gänse-Weibchen ist gerade zu ihrem Nest mit eiern zurückgekernt, als ein Räuber erscheint.
Was tun? Inkubieren oder flüchten? Stattdessen beginnt es sich zu putzen.
Umadressiertes Verhalten (Redirected Behaviour)
-->falsches Objekt
Ein Verhaltensmuster passend zum bestehenden Konflikt wird gezeigt, aber es ist auf ein nicht im
Konflikt relevantes Objekt gerichtet.
Eine männliche Herrings-Möwe, welche an der Territoriumsgrenze einem aggressiven Eindringling
gegenüber steht, beginnt Gras auszureissen. Ähnlich zueigen Erdmännchen, welche au
Eindringlinge oder deren Spuren treffen ein Verbeissen der Vegetation.
Ambivalentes Verhalten (Ambivalence)
-->Angriff/Flucht
Bewegungselement von zwei konkurrierenden Motivationssystemen zeigen sich in einem einzelnen
Verhalten.
Beim Mobben von Räubern nähern sich die Tiere kurz an und ziehen sich dann wieder zurück um
wiederholt dieses Verhalten zu zeigen. Mobben reflektiert Rückzug/Angst und Angriff/Aggression.
Absichtsbewegungen (Intention Movements)
-->Absicht
Die Hemmung durch ein Motivationssystem ist nicht stark genug, wodurch ein Verhalten
entsprechend dieser Motivation nicht völlig unterdrückt wird. In diesen Fällen kann dies die
Anfangsphasen von einigen Bewegungen oder Sequenzen von Bewegungen hervorrufen, die dann
wieder abgebrochen werden.
Möwen, die unschlüssig sind ob sie weiter ihre Eier inkubieren sollen oder von einem Räuber
wegzufliegen. Sie zeigen imm wieder Flügelbewegungen, ohne dass sie davonfliegen.
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Viele kooperative Verhalten sind abhängig von internen und externen Zuständen. Z.B. die
Bereitschaft der Erdmännchen Wache zu halten wird durch Hunger und Räuberdruck beeinflusst.
Emotionen
Mensch: kurzer, intensiver, psycho-physiologischer Prozess, ausgelöst durch die Wahrnehmung
(bewusst oder unbewusst) eines Reizes. Ist begleitet von physiologischen Veränderung, spezifischen
Kognitionen, einer Veränderung der Verhaltensbereitschaft und subjektivem Gefühlserleben.
Nachweis bei Tieren durch:
•
(Neuro)physiologische Methoden (Hirnaktivität, Herzrate, Atmungsrate,...)
•
Verhaltensänderung (Körperhaltung, Bewegung, Vokalisationen,...)
•
Kognitive Indikatoren (erhöhte Aufmerksamkeit zum Reiz)
Die Emotionen bei Tieren unterscheiden sich auch durch Art, Wertigkeit (Valenz; positiv/negativ)
und Stärke (Intensität).
Unterscheidung Motivation/Emotion
Motivationen weisen auf die Wahrscheinlichkeit hin, dass ein Tier ein bestimmtes Verhalten
ausführt (Angriff, Rückzug,...)
Emotionen weisen auf einen Zustand hin, der durch spezifische physiologische Parameter und das
Verhalten ausgedrückt ist.
Tierkommunikation (Manser)
Watzlawick: „Man kann nicht
nicht-kommunizieren“.
Kommunikation beschreibt die
Interaktion zwischen einem
Individuum (Sender) der ein
Signal/Hinweis produziert,
welches das Verhalten oder die
Physiologie von einem anderen
Individuum (Empfänger)
beeinflusst. Dieses Signal kann
durch die Umwelt modifiziert
werden.
Grundformen der Kommunikation
•
Innerartlich: Sehr häufig, u.a. Balzverhalten
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•
Zwischenartlich: Räuber/Beute, nicht einseitig
•
Autokommunikation: z.B. Echoortung, bei der das Signal gleich selbst wieder empfangen
wird
Ein einzelnes Signal kann dabei eine grosse Menge an Informationen beinhalten, z.B. über
Artzugehörigkeit, Geschlecht, Alter, Motivationszustand oder Fortpflanzungsbereitschaft.
Kontext der Kommunikation
•
Konfliktlösung: Agonistische (engl; agony: Qual, Todeskampf) Signale
◦ Absichten & Kampfstärke zeigen; allgemein Verhalten das mit Rivalität und Wettbewerb
verbunden ist
•
Territoriumsverteidigung: Territoriumsmarkierungen; Territoriumsgrenzen und
Aufenthaltsort des Senders
•
Eltern-Jungtier Interaktionen: Bettelsignale, Futtersignale
◦ Identität(wirklich eigenes Junges), Standort, Bedürfnis, z.B. Reaktion auf betteln
•
Soziale Integration: Kontakt-, Rekrutierungs- und Grusssignale
◦ Kontakt aufrecht erhalten, anderen Individuen rekrutieren oder beruhigen. Signale
zeigen Identität & Standort
•
Umwelt/Umgebung: Alarm- und Nahrungssignale
◦ Weisen auf drohende Gefahren oder potentielle Nahrungsquellen hin
◦ z.B. Rufe der Erdmännchen werden immer intensiver je näher/grösser der Feind ist und
beruhigter wenn Feind kleiner/weiter entfernt; sie können die Rufe sehr gut lokalisieren
Signale
-->bewusst, absichtlich
Jegliche Handlungen oder Merkmale, die von einem Tier – dem Sender – absichtlich
hervorgebracht werden, um das Verhalten eines andern Tieres zu beeinflussen. Signale werden
durch natürliche Selektion geformt.
„Bewusste“ Kommunikation, z.B. Vogelzwitschern während der Balzzeit; Warnrufe von
Erdmännchen
Hinweise
-->unabsichtlich, beiläufig
Hinweise sind Nebenprodukte von Verhalten, die nicht auf Kommunikation ausgerichtet sind; sie
übermitteln Informationen daher zufällig. Keine Selektion dafür, manchmal sogar dagegen (das
heisst sie sterben wenn sie den Hinweis geben). Wird versucht ein Hinweis bewusst zu
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verhindern, wird es zu einem Signal.
Unbewusste oder unvermeidbare Hinweise, z.B. Rascheln, wenn eine Maus durchs Gras läuft (und
so von Jägern leichte aufgespürt wird)
Ritualisierung
•
Vereinfachung der ursprünglichen Verhaltensweise
◦ Brautgeschenke bei Tanzfliegen: Am Anfang in Gespinst verpacktes Futter. Nun nur
noch die Verpackung als Signal.
•
Übertreibung der übrig gebliebenen Komponenten
•
Stereotype Wiederholung des Signals
•
auch autonome Prozesse können zu ritualisierten Signalen werden
◦ Thermoregulation bei Vögel: Eigentlich ist aufplustern eine Form von
Wärmespeicherung. Wird zu Zeichen für Ängstlichkeit. Geglättetes Gefieder zu Zeichen
der Aggression.
◦ Duftdrüsen sind ritualisierte Schweissdrüsen
•
Absichtsbewegungen können zu Signalen ritualisiert werden
◦ Bei gewissen Vögeln: Schnabelklappern als ritualisierter Nestbau=>Akzeptanz von
Weibchen. Streckung als ritualisiertes Fluchtverhalten=> Einladung des Weibchens ins
Territorium.
Konfliktsituationen
Antithetisches Verhalten wird beobachtet: ein Tier
unterwirft sich dem anderen
Vermischung/Blendung
Zwei gegensätzliche Stimmungsverfassungen
werden in einem Audruck gezeigt
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Identifikation des Ursrpungs eines Signals
Nahverwandt Arten vergleichen.
Wachteln picken um Weibchen anzulocken (ursprünglich Signal für Nahrungsquelle). Hühner und
jFasane zeigen beim Picken besondere Schwanzfedern. Extremfall Pfau: Schwanzfedern stark
überdimensioniert, um Weibchen anzulocken.
Modell der Ritualisierung:
Signalmodalitäten
Chemische Kommuniktaion
=>Pheromone/Olfaktorisch
•
DNA-Austausch zwischen Bakterieon. Bruacht Aggregations- und bindungssubstanz, die
erst bei Pheromonkontakt gebildet werden.
•
Sozialverhalten bei Ameisen: Vie Sektrete, die andere Ameisen dann riechen. Kundschafter
suchen Futter, wenn sie welches finden legen sie eine Duftspur uaf dem Rückweg, Nest
genossinnen holen dann Futter und verstärken diese Durftspur.
•
Erdmännchen: Analmarkierung von Schutzlöchern, um Territorium zu markieren und
Fortpflanzungszustand anzugeben
Elektrosensorische Kommunikation
•
Bei vielen marinen und Süsswasserfischen, einigen Amphibien und wenigen Säugetieren
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(Schnabeltier)
•
Modifizierte Muskulaturzellen können elektrische Spannung wahrnehmen oder Orten
•
Mehrere 100 Volt: zur Abwehr und Beutefang, z.B. bei Zitterwels, Zitteraal
•
Millivolt: Zur Lokalisierung und Elektro-Ortung, z.B. Messerfische
Mechanische Kommunikation
=>Vibration/Akustik
•
Substratschall: Insekten, Spinnen und Krebstiere können Vibration des Bodens über die
Beine wahrnehmen. Wasserläufer nehmen so Oberflächenwellen war und lokalisieren
dadurch Beute und Paarungspartner.
◦ Mit wasserabstossenden Beinen können Wasserläufer Grösse und Entfernung des
Räubers wahrnehmen
•
Rufe können eingesetzt werden, um Artgenossen etwas mitzuteilen. Tiere haben aber
limitierte Rufrepertoires.
Optische Kommunikation
=>visuell, Gestik
•
Die Grösse bestimmter Flecke bei Sperlingen bestimmt ihre Dominanz in der Gruppe
(=>keine Kämpfe nötig)
•
Eine Antilope die hoch springt zeigt ihre Sprungkraft. Jäger sucht sich eher eine leichtere
Beute.
•
Gesten, z.B. bei Primaten zur innerartlichen Kommunikation
Taktile Kommunikation
•
Elefanten, die Rüssel verschränken
Bienentanz
Rundtanz: Suche nahe am Stock, nach olfaktorischen Signalen
Schwänzeltanz: Richtungsweisend nach Sonnenkompass (Polarisationsmuster)
Der Schwänzeltanz ist bei Bienen dann besonders häufig anzutreffen, wenn das Futter kanpp oder
ungleichmässig verteilt ist.
Teils auch Kommunikation über Duftspuren und Summtöne.
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Kosten/Verluste der Kommunikation
Kooperation
Sender und Empfänger profitieren.
Z.B. Kontaktrufe der Erdmännchen während der Nahrungssuche
Manipulation/Täuschung
Sender profitiert vom Empfänger.
Gewisse Leuchtkäferweibchen imitieren Weibchen einer anderen Art. Locken Männchen an und
fressen diese.
•
=>Ko-Evolution Räuber/Beute
Ausnützung/Ausbeutung
Empfänger profitiert vom Sender
Fransenlippen-Fledermäuse finden Frösche anhand des auffälligen Glucken während der Balzzeit.
Wenn Frösche weniger auffällig sind, werden sie seltener gefressen, haben aber auch weniger
Erfolg bei Weibchen.
Einfluss der Umwelt
Aktiver Bereich von Lauten abhängig von:
•
Ausbreitungskanal: z.B. Dichte der Vegetation, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Wind,
Tageszeit, Geräuschpegel
•
Intrinsische Faktoren: z.B. Zeitliche und spektrale Eigenschaften des Tons/Gesanges
•
Verhalten des Senders: z.B. Ausrichtung im Raum, Bewegung
Die Umwelt beeinflusst, welche Signale überhaupt möglich/wahrzunehmen sind. Tiere passen sich
ihrer Umwelt entsprechend an (z.B. singe Vögel im Wald viel monotoner als auf der Wiese, da im
Wald die feinen Unterschiede schlechter zu hören sind.)
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Lernen (Manser)
Erfahrung (Interaktion mit der
Umwelt), welche künftiges
Verhalten (mehr oder weniger
dauerhaft) beeinflusst und
modifiziert.
Die Fähigkeit eines Tieres
Information zu erlangen, zu
speichern und zu verarbeiten,
um zu einem späteren Zeitpunkt
wieder zu verwenden, d.h. ihr
Verhalten in der Zukunft
entsprechend zu modifizieren.
Lernen ist normalerweise innerhalb von Generationen (soziales Lernen über Generationen) und
Evolution zwischen Generationen.
Lernen im Natürlichen Umfeld
•
Habitatwahl: Lachsmigration, Orientierung und Migration durch olfaktorische Hinweise
•
Über Partner: Elterninvestition, Kooperations-Partner
•
Partnerwahl-Kopieren: Weibchen kopieren die Wahl der Männchen von anderen Weibchen
in verschiedenen Arten
•
Familiarität/Verwandte: Helfer wählen bevorzugt bei der Aufzucht von nahverwandten
Artgenossen zu helfen
•
Aggression, Kampfstärke: Männchen, welche einen Kampf gewonnen haben, gewinnen eher
den nächstfolgenden, als Männchen die verloren haben
Habituierung/Sensitivierung
Kommt ein Reiz mehrmals vor, so wird ein Tier aufmerksam.
=>Sensitivierung
Ist ein Individuum konstant demselben Reiz ausgesetzt, so gewöhnt es sich an diesen.
=>Habituierung
Habituierung ist nicht wegen ermüden der Rezeptoren. Die Habituierung kann sowohl inhalts- als
auch ortsabhängig sein.
Maus: Wenn es mehrmals raschelt versteckt sie sich. Wenn es immer wieder raschelt ignoriert sie
es.
Die Maus reagiert jedoch auf andere Reize (z.B. Licht) wieder stark.
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Erdmännchen: wenn Raubvogelalarm oft gegeben wird reagieren sie nicht mehr. Auch nicht, wenn
es von einem anderen Individuum der Gruppe kommt. Aber wenn vor einem anderen Raubtier
gewarnt wird oder ein Raubtier gesichtet wird => wieder volle Reaktion.
=>Unterscheiden nicht zwischen Individuen, sondern zwischen Alarmstufen
Vögel: Reagieren an der Territoriumsgrenze nur auf fremde Vögel und nicht auf Nachbarn. In
ihrem Territorium reagieren sie aber auch auf Nachbarn gleich aggressiv=> An der Grenze sind sie
an den Gesang des Nachbars gewöhnt.
Assoziatives Lernen
Klassische (Pawlow'sche) Konditionierung
•
Eine neue, koordinierte Assoziation zwischen einem neuen Reiz und einer damit
koordinierten Reaktion wird geschaffen. Weil der neue Reiz mit dem bekannten Reiz
verbunden wird, reagiert das Individuum gleich wie auf den alten Reiz.
•
Dieser Reiz wird teilweise generalisiert.
Erdmännchen reagieren auf Warnruf gleich wie wenn sie den Raubvogel selbst sehen würden.
=>Haben die Reaktionen mit einem neuen Reiz verbunden.
Hund: Speichelfluss erhöht, wenn er nur die Glocke hört, de er diese mit Futtervorbereitungen und
dadurch mit Futter verbindet.
Die Reaktion gilt generell für Glocken, aber je stärker, umso ähnlicher die Tonhöhe der
ursprünglichen Glocke ist.
Zeitliche Abhängigkeit
Koordination funktioniert am besten, wenn der zu koordinierende Reiz vor dem ursprünglichen,
unkoordinierten Reiz auftritt und nur schlecht, wenn Reize gleichzeitig oder der koordinierte Reiz
danach.
Assoziation kann gelöscht werden, indem man den zeitlichen Abstand zwischen beiden Reizen
vergrössert (extinction).
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Operantes Lernen
Thorndike und Skinner
•
Verstärkung
◦ jedes Vorkommen bezeichnet, welches die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das
Verhalten welches auf den Reiz folgt, in der Zukunft wieder auftreten wird.
◦ Positive Verstärkung: Belohnung
◦ Negative Verstärkung: Bestrafung
•
Bestrafung
◦ jedes Vorkommen bezeichnet, welches die Wahrscheinlichkeit vermindert, dass das
Verhalten welches auf den Reiz folgt, in der Zukunft wieder auftreten wird.
◦ Bestrafung über negative Folgen oder entziehen positiver Folgen.
Katze in Box, findet den Schalter durch probieren. Danach findet sie diesen immer schnell.
(Belohnung)
Bestrafung: Hund nicht bestrafen, wenn er nach dem Ausreissen wieder zurück kommt. Sonst lernt
er nur, nicht wieder zurück zu kommen.
Höheres Lernen (einsichtiges, kognitives Lernen)
Handlung wird zuerst in Gedanken durchgeplant und dann als Aktion umgesetzt.
(Auszuschliessen: Versuch durch Irrtum, kopieren von Artgenossen)
Schimpanse: Wenn er Futter holen will, überlegt er sich wie, nimmt die nötigen Werkzeuge mit und
tut es dann
Raben haben ein Bewusstsein des „Verfalldatums“.
Soziales Lernen
=>Lernen durch beobachten von anderen:
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•
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Soziale Förderung (social facilitation)
◦ ein Tier besitzt bereits ein bestimmtes Verhalten in seinem Repertoire, aber führt es eher
wieder aus, weil es anderen zusieht, dieses auszuführen (Bsp: Gähnen)
•
Lokale Verstärkung (local enhancement)
◦ Aufmerksamkeit von anderen Tieren wird durch die anderen auf einen bestimmten Teil
in der Umwelt gelenkt (Bsp: Milchflaschen öffnen der Meisen)
•
Wahre Imitation (true imitation)
◦ Tiere kopieren ansonsten unwahrscheinliches Verhalten von anderen Individuen (ausser
bei Menschen umstritten)
•
Selektive Imitation: Umstritten & nicht bestätigt!!!
◦ Anwendung des Beobachteten unter gewissen Bedingungen
Soziales Lernen vs. Individuelles Lernen
Soziales Lernen
Soziales Lernen tritt vor allem bei jungen Tieren und bei komplexen Situationen auf.
Wenn die Kosten für individuelles Lernen zu gross wären (z.B. potentiell giftige Nahrung), so
werden die Kosten des sozialen Lernens in Kauf genommen.
Bei einfacheren Dingen spart man Energie, wenn individuell gelernt wird.
Prägung
Prozess in den frühen Entwicklungsphasen eines Organismus, der eine Fokussierung auf wenige
Reiztypen, welche eine soziale Reaktion auslösen, bewirkt.
•
Filiale Prägung: Frühe soziale Präferenzen sind begrenzt auf einen bestimmten Reiz oder
Reizklasse, als Folge der Aussetzung zu diesem Reiz (oftmals die Mutter).
•
Geschlechtliche Prägung: Frühe soziale Erfahrung bestimmt das Objekt, auf welches
später das geschlechtliche Verhalten gerichtet ist.
◦ Präferenz bei Wahl von Geschlechtspartner: männliche Zebra-Finken singen vermehrt
zu Individuen der Art von Finken, mit welcher sie mehr Zeit in der Prägungs-Phase mit
Zebra-Finken, Bangalese-Finken oder beiden Arten, Hybrid verbracht haben.
•
Sensible Phase: Zeitperioden, wenn die Präferenzen entwickelt werden.
Lerndispositionen
Artspezifische Lerndispositionen
Verschiedene Arten lernen unterschiedlich schnell.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Rhesus Affen lernen z.B. viel schneller als Ratten oder Katzen.
Populationsspezifische Lerndispositionen
Gruppenlebende Tiere lernen schneller als Einzellgänger (Lernen ganz generell von sozialer und
ökologischer Umwelt abhängig)
Reizspezifische Lerndispositionen
Lernverhalten ist auch abhängig vom spezifischen Reiz und dem Verhalten.
Ratten trinken Wasser das bright/noisy oder mit Saccharin (welches sie mögen aber nicht
vertragen) angereichert ist. Danach wird es ihnen schlecht oder sie bekommen einen Elektroschock.
Ratten machen die Assoziation Übelkeit-Geschmack (Wohlbefinden) und SchockLichtreiz(mechanisch), lernen aber nichts daraus, wenn süsses Wasser zu Elektroschocks führt.
=>Ratten machen nur sehr spezifische Assoziationen
zwischen Reizen und belohnenden oder bestrafenden
Folgen (abhängig von der Veranlagung einer Art
gegeben durch ihren natürlichen Lebensraum)
Einflüsse auf die Lernfähigkeit
Hormone
Glucocorticoide wie z.B. Corticosterone (Stress) zeigen Effekt bei verschiedenen Arten.
Stark ängstliche Ratten brauchen länger um zur Plattform zu schwimmen als weniger ängstliche
Tiere. (Wobei Angstzustand mit Stresshormon-Konzentration korrelierte)
Genetik
Ratten, welche 40 Jahre auf Lernfähigkeiten selektioniert wurden
=>weniger Gene identifiziert, nicht ein einzelnes Gen verantwortlich für Unterschiede in
Lernfähigkeit...
Neurobiologie
•
Serotonin-System in Mollusken korrelieren mit Lernfähigkeit
◦ Unterstützt durch phylogenetische Analysen, im Allgemeinen aber noch wenig bekannt
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
•
Yves Müller
Raumlernen korreliert mit Hippocampus bei verschiedenen Wirbeltieren.
Modell zur Evolution von Lernen
Lernen hat immer Kosten. Nur wenn
die Umweltbedingungen während der
Lebenszeit konstant bleiben aber
zwischen den Generationen variieren,
lohnt sich lernen. In allen anderen
Fällen sind angeborenen Reaktionen
auf Ereignisse sinnvoller.
Tierkognition (Manser)
•
Wahrnehmung (Perzeption)
•
Verarbeitung (Lernen, Speichern)
•
Benutzung zu späterem Zeitpunkt (Entscheidungsfindung)
◦ viele Forscher betrachten nur diesen Punkt als wichtig
Keine Diskussion über den Grad des Bewusstseins (wird nicht behandelt => kognitive Ethologie)
Ethologie: Europa (Evolutionstheorie und Tinbergs Fragen); Tier-Psychologie Amerika
(Lernverhalten, proximate Mechanismem, nicht Evolutionsabhängig)
Einfluss natürlicher Selektion (Shettleworth 1998)
Verhalten aufgrund der Reize in der Umwelt (ZNS ist noch im Dunkeln)
Was steht dem Tier zur Verfügung?; was existieren für Reize in der Umwelt?
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Signalwahrnehmung
Sinnesorgane sind spezialisiert auf die physikalische Umgebung und die Aktivitätszeit
(Echolokation, Infrarot-Wahrnehmung, UV-Wahrnehmung, Elektrische Organe, Farbsehen,
Geruchssinn)
Signalerkennungstheorie
Je tiefer die Hemmschwelle, etwas als
Signal zu interpretieren, desto höher die
Fehlerquote => optimale Überlappung
finden
Aufmerksamkeit
Je fokussierter, desto besser die
Wahrnehmung.
Wenn Tier trainiert ist, genau eine Art getarnter Käfer zu finden, so baut es ein Suchbild auf und
findet die Käfer danach ziemlich gut. Wenn kein Suchbild aufgebaut werden konnte, ist es deutlich
schlechter.
Artspezifische Wahrnehmungs-Welten
Grundgedanke: philosophischer Natur
Wie sieht ein Pantoffeltierchen seine Welt? Wie ist es eine Fledermaus zu sein?...
Umwelt => Wirkwelt (Uexküll)
Jeder Organismus lebt in seiner eigenen Welt/Nische, die wiederum selbst eine eigene Umwelt hat.
Jeder Organismus nimmt spezifische Dinge wahr => Wirkung – Wirkwelt
Affen: muss an vielen getestet werden; in neurophysiologischer Richtung ist noch viel zu tun
Kategorisierung
Konzept als Eigenschaft
Die gedankliche Vorstellung von Gegenstädnen/Objekten und Sachverhalten, die sich durch
gemeinsam Merkmale auszeichnen. Zum Beispiel ein Konzept von Ball: Tennisball, Golfball,
Fussball...; Verwandte: Vater, Tante, Enkel...
Konzept als Plan
Programm eines Vorhabens. Zum Beispiel Essen einkaufen gehen.
Habituierung/Sensitivierung
Tiere können Individuen verschiedenen Arten zuordnen und unterschieden;
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
•
Yves Müller
Tiere reagieren stark auf den Geruch eines fremden Tieres, gewöhnen sich aber mit der Zeit
daran. Kommt der Geruch jedoch plötzlich von einem anderen fremden Tier, so fällt die
Reaktion wiederum stark ausführt
◦ -->also Wespe kann unterscheiden zwischen fremden und eigenem Tier (Konzept)
•
Vögel können Gesänge der eigenen Art und anderen Arten unterscheiden und auch zwischen
den einzelnen Individuen unterscheiden
•
Feldwespen erkennen unterschiedliche Individuen und deren Dominanz
Transitivität – Eigengruppe vs. Fremdgruppe
Tier können Folgerungen zu komplexeren logischen Verhältnissen ziehen, z.B. über die relative
Grössen der Kreise.
Nacktschnabel-Häher sind in zwei Gruppen eingeteilt. Danach wird ein soziales Dominanz
Experiment durchgeführt (wer verhält sich dominant, wenn Futter verfügbar ist) Lässt man ein
Testtier aus einer Gruppe die andere Gruppe beobachten, so findet kein Lerneffekt statt. Beobachtet
es aber die Interaktion eines Mitglieds der eigenen Gruppe mit einem der anderen Gruppe, so lernt
es daraus. Verhält sich das Mitglied der eigenen Gruppe unterwürfig, tendiert der beobachtende
Vogel später auch dazu, sich gegenüber dem Vogel der anderen Gruppe unterwürfig zu verhalten.
Erkennen von Drittpartner-Beziehungen
Tiere erkennen Beziehungen zwischen anderen Tieren. Erwarten zum Beispiel Reaktion der Mutter,
wenn ihr Kind ruft.
Einsichtiges Verhalten
•
Einige wenige Krähen lernen, z.B. Drähte als Werkzeug einzusetzen, um an Futter zu
kommen.
•
Hunde können, im Gegensatz zu Wölfen oder Schimpansen, soziale Hinweise von
Menschen (Blickrichtung, Fingerzeige) deuten. Hund und Wölfe sind jedoch gleich gut bei
nicht sozialen Hinweisen (wenn Futter schon gesehen) => Unterschiede wegen
Domestizierung
•
Selbsterkennung im Spiegel: Schimpansen, Gorillas,
(Elefanten), (Delfine), (Elstern) erkennen sich im
Spiegel. Andere Affen, Hunde, Katzen, Erdmännchen
und Schweine erkennen sich nicht im Spiegel.
Theory of Mind
Fähigkeit, eine Annahme über Bewusstseinsvorgänge in
anderen Personen vorzunehmen, also in anderen Personen
Gefühle, Bedürfnisse, Absichten, Erwartungen und Meinungen
zu vermuten.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
A denkt, dass T denkt, wenn T jetzt weggeht, wird A die Banane holen, und dann wird T
zurückkommen und diese ihm wegnehmen. Also wird A die Banane in diesem Moment nicht holen.
Evolution kognitiver Fähigkeiten
Abhängig von der Komplexität der Umweltbedingungen
•
Ökologische Faktoren
•
Soziale Intelligenz-Hypothese (Machiavellian-Hypothese)
Ein Anstieg der Gruppengrösse führt zu erhöhten kognitiven Fähigkeiten, da:
•
Mehr soziale Interaktionen => Mehr erkennen und verbinden
•
Mehr Individuen => Herausforderungen komplexer
•
Bildung von Untergruppen => Koordination einzelner Untergruppen, komplexere
Überlegungen
Ökologie der Nahrungsaufnahme/Feindvermeidung
(König)
Nahrungsaufnahme
Um sich fortpflanzen zu können, braucht es Energie => Nahrungsaufnahme
D.h. Nahrung finden! Räuber jagen meist optisch. Aber Beute tarnt sich.
Suchbildhypothese
Räuber suchen nach ganz subtilen Signalen, die die Anwesenheit von getarnter Beute
vorhersagt/signalisiert.
Wieso nicht bei 2 verschiedenen Beutetieren:
•
Suchbild geht nur, wenn konstant gleicher Reiz
•
Macht auch dann Suchbild, aber wendet dann häufig das Falsche an
Amerikanischer Blauherr: operante Konditionierung zur Erkennung von getarnter Beute. Werden
mit der Zeit besser, wenn es nur eine Beute hat. Wenn es zwei hat werden sie nicht besser oder
sogar schlechter.
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Yves Müller
Das Optimalitätsprinzip
Fitness-Vorteile der
Jagd müssen grösser
sein als ihre Fitness
Kosten.
Immer das Verhalten,
welches die höchste
Effizienz aufweise,
sollte sich evolutionär
durchsetzen (Währung
meist Energieverbrauch)
Tiere maximieren bei der Nahrungssuche die Rate des Energiegewinns pro Zeiteinheit.
Amerikanische Sundkrähe: Knacken Muscheln, indem sie diese aus grosser Höhe abwerfen. Welche
Muscheln werden genommen? Bevorzugt grosse, mittlere nur manchmal (effizientester Mix aus
Suchzeit und Zeit fürs Knacken).
Aus welcher höhe werden sie abgeworfen? Optimum aus Energie und Risiko des Verlustes der
Muschel.
Theorem des Grenzertrags
Grenzertrag (z.B. bei Nahrungssuche) sinkt exponentiell. Tiere finden höchste Effizienz
(unabhängig von der Distanz zum Futterplatz).
Stare: Nach wie vielen Beutestücken fliegt man zurück zum Nest? Beuteerwerb pro Zeiteinheit
nimmt exponentiell ab (sinkender Grenzertrag). Je weiter das Nest entfernt, um so länger sucht der
Star => Optimum abhängig von Distanz zum Nest.
-->Tiere finden höchste Effizienz!
Feindvermeidung
Durch natürliche Selektion wird die Beute auf Feindvermeindung selektiert. Generell ist Tarnung
sehr wirksam, allerdings nur, wenn der Räuber kein gutes Suchbild dafür hat.
=>Selektionsdruck auf Polymorphismen, um Suchbildbildung zu verhindern.
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Yves Müller
Apostatische (frequenzabhängige) Selektion
Räuber fressen häufig vorkommende
Art überdurchschnittlich d.h.
überproportional oft. (Selektionsdruck
auf Räuber, weit verbreitete Beute zu
finden)
Evolutives Wettrüsten
Schon ganz kleine, scheinbar
insignifikatne Veränderungen können
ein solches Wettrüsten auslösen.
Meisen: Auf Förderband kommen 3 Dinge. Gehaltlose Nahrung, kleine Nahrung oder getarnte
grosse Nahrung. Je nach dem
Verhältnis der 3 und abhängig von
der Zeit, die die Meise fürs fressen
braucht und der davon gewonnenen
Energie konzentriert sich die Meise
auf die kleinen Nahrung oder
versucht, die getarnten zu finden
(und nimmt so auch gehaltlose).
Experimentell nachgewiesen, was
die Formeln vorhersagen.
-->Vorhersage: Meise spezialisiert
sich auf kleine auffällige Beute
-->Vorhersage: Meise spezialisiert
sich auf grosse getarnte Beute.
h(t) betrug in diesem Experiment 3-4
Sekunden.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Gleichung 1: Räuber ist Generalist
Gleichung 2: Räuber spezialisiert sich auf kleine auffällige Beute
Gleichung 3: Räuber spezialisiert sich auf getarnte Beute
Ökologie der Feindvermeidung durch Warnfärbung;
Paarungssysteme (König)
Warum ist Beute auffällig gefärbt?
... um gefressen zu werden
... um nicht gefressen zu werden
Aposematischer (oder Warn-) Färbung
Anpassungswert von aposematischer Färbung
Proximate Ursache:
•
Auffällige Färbung wird vom Räuber leichter gelernt.
•
Auffällige Färbung
oder Muster werden
leichter mit Giftigkeit
oder unangenehmen
Erfahrungen assoziiert.
•
Neue Muster werden
leichter gelernt.
•
Auffällige Färbung
bewirkt weniger
Erkennungsfehler.
Wenn auffälliges/wehrhaftes
Verhalten mit gewissen visuellen Hinweisen kombiniert sind, lernen Jäger, diese Beute zu
vermeiden.
Müllersche Mimikry
Verschiedene Arten kopieren Warnfärbung einer anderen. (Diese Muster verstärken beim Jäger den
Lerneffekt.) Alle diese Arten sind selbst giftig.
Zum Beispiel die Hornisse und die Europäische Wespe.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Batessche Mimikry
Verschiedene Arten kopieren Warnfärbung einer anderen ohne das diese selbst giftig sind. Es sind
also „Bluffer“-Arten.
Zum Beispiel die Wespenschwebfliege.
=>Supergen-Mimikry (wegen Gen das verantwortlich ist...)
Räuber muss schon mal „Ungeniessbarkeit“ gelernt haben => sonst bringts nicht so viel
•
ungeniessbare Art kann nur dort vorkommen wo wie sympatrisch zusammenleben
◦ Voraussetzung für aposematische Tarnung
Geschlechtsdimorphismus
Bei einigen Arten sind nur die Weibchen geniessbar => Männchen nicht
Überprüfung These von Fisher
Versuchsaufbau „Neue Welt“: In
verschiedenen Räumen wurden Essensarten
mit einem „x“, einem „+“ oder einem Viereck
versehen.
Aposematisch gefärbte Beute wurde weniger
oft gegessen von Meisen.
Paarungssysteme
Immer unterscheiden zwischen sozialem und genetischem Paarungssystem. Welche Faktoren
bestimmen, welches System benutzt wird? Wo liegt der Anpassungswert?
Immer auf die Individuen schauen! Jeder Organismus steht unter der Selektion, den höchsten
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Fortpflanzungserfolg zu erreichen.
Situation ist konfliktgeladen, weil Geschlechter unterschiedlich sind.
Der biologische Unterschied zwischen den Geschlechtern
Unterschiede sind relativ.
Männchen: Produziert die kleineren, beweglicheren Gameten (Spermien). Braucht wenig Energie
pro Gamete (=>Anzahl unbeschränkt). Beschränkung ist die Anzahl paarungsbereiter Weibchen, die
das Männchen findet.
Weibchen: Produziert die grösseren, unbeweglicheren Gameten (Eizelle). Diese enthält viele
Nährstoffe, ist deshalb energieaufwändig in der Produktion Zugang zu Männchen ist nicht
limitierender Faktor, sondern die Produktion der Eizelle.
Das Männchen bevorzugt Polygynie, da
so sein Fortpflanzungserfolg maximiert
wird. Es verdrängt deshalb potentielle
Konkurrenten und versucht, möglichst viele
Weibchen zu monopolisieren.
Das Weibchen präferiert Polyandrie, da
so ihr Fortpflanzungserfolg maximal ist. Es
betreibt dazu Konkurrentinnen. Meist gibt
es dann auch ein Alpha-Männchen, das
stärker profitiert als das Beta-Männchen.
Die Aufenthaltsbereiche der Weibchen
werden stärker durch die Umwelt bestimmt,
da das Weibchen stärker von diesen Faktoren abhängig ist. Je nach Verteilung der Ressourcen haben
Weibchen z.B. kleine Reviere, was Polygynie fördert.
Vorlesung Elterliche Investiton/Alternatives
Paarungsverhalten/ Evolutionsstabile Strategien
(EES)/ Brutpflege im Tierreich/ Welches Geschlecht
zeigt Brutpflege? (König)
Elterliche Investition
Jegliche Investition eines Elters in einen individuellen Nachkommen, welche die Überlebens- und
späteren Fortpflanzungswahrscheinlichkeiten dieses Nachkommen erhöht, und die auf Kosten
der elterlichen Fähigkeit geht, in andere Nachkommen zu investieren.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Ressourcen sind
beschränkt =>
entweder in
jetzige oder in
zukünftigen
Nachwuchs
investieren.
Der Nutzen pro
Nachkomme ist
linear. Die Kosten steigen exponentiell, allerdings schneller bei den Weibchen als bei den
Männchen, weil die Weibchen grössere Investitionen pro Nachkommen tätigen müssen.
=> Wenn Männchen nicht sonstige Ressourcen bringt (Brutpflege), dann ist das Weibchen die
beschränkende Ressource und das System neigt deshalb zur Polyandrie.
Alternatives Paarungsverhalten
Wieso kämpfen Hirschmännchen nicht bis zum Tod? Der Verlierer kann sich nicht fortpflanzen,
wieso gibt er trotzdem auf? Alternative Verhalten (& längerfristiges Denken)
Satelliten-Verhalten
Männchen nimmt nicht an Balzritualen teil, wartet versteckt, fängt Weibchen ab und paart sich mit
diesem.
Ochsenfrosch: Manche Männchen quaken und locken so Weibchen an. Die Satelliten-Männchen
sind jedoch ruhig und versuchen, Weibchen abzufangen, bevor sie zum anderen Männchen kommen.
Weibchen-Mimikry
Männchen amen Weibchen nacht, um nicht aus Territorium vertrieben zu werden. Befruchten dann
heimlich die Eier.
v.a. bei Fischen. Männchen sehen wie Weibchen aus => werden von anderen Männchen nicht
verjagt. Wenn ein paarungsbereites Weibchen seine Eier ablegt, versuchen sie dazwischen zu
kommen und die Eier zu befruchten.
Evolutive Erklärungen
Best of a Bad Job
Das alternative Verhalten ist weniger erfolgreich als das Territorialverhalten. Aber es führt
trotzdem zur Möglichkeit der Fortpflanzung. Manche Männchen wachsen auch noch. In jungen
Jahren alternative Strategie (weil körperlich unterlegen), später dann normale
Fortpflanzungsstrategie.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Frequenzabhängige Selektion
Vorteil wenn selten.
Alternatives Paarungsverhalten muss nicht zwingend vom Phänotyp abhängen, sondern kann als
alternative Strategie entgegengesetzt werden, wenn Konkurrenz gross und alternatives Verhalten
selten ist.
Feldgrillenmännchen: Balzgesang lockt auch Parasiten an. Männchen die singen (normale
Fortpflanzungsstrategie) haben deshalb ein viel höheres Risiko, von Parasiten infiziert zu werden
als Satelliten. Abhängig von der Stärke der Parasiten-Gefahr verschiebt sich deshalb das
Gleichgewicht zwischen normalen und Satelliten.
EES
Alternative Strategie erzielt dieselbe Fitness und das Verhältnis der beiden Strategien ist konstant.
Evolutionsstabile Strategien (EES)
Verhalten folgt der Spieltheorie. Jedes Individuum ist ein Spieler, der die Umwelt seiner
Mitspieler beeinflusst. Deshalb gilt nicht „Jedes Individuum sollte...“, sonder die Strategien sind
komplizierter und abhängig von den Handlungen der Mitspieler.
Definition: Evolutionsstabile Strategie:
Sobald die meisten Populationsmitglieder diese Strategie zeigen, kann sie durch keine
Alternativstrategie verbessert werden.
D.h. nicht das theoretisch bestmögliche Modell, sondern ein Modell, das stabil bleibt und durch
Individuen nicht mehr verändert werden kann.
Falke/Taube Konflikt
Die stabile Strategie ist
dann, wenn Falken &
Tauben im Durchschnitt
denselben Erfolg haben.
Theoretisch wäre eine
reine Taubenpopulation
erfolgreicher. Aber ein
Falke hätte darin einen
massiv überproportionalen
Erfolg und würde sich
deshalb durchsetzen
=> immer in dieses Gleichgewicht!
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Brutpflege aus evolutionsbiologischer Sicht
Definition Brutpflege: Jegliche Leistungen von Elterntieren, die über die einfache Produktion und
Ablage davon Eiern hinausgehen und die Überlebenswahrscheinlichkeit der Nachkommen
verbessern.
Generell
Je grösser/schwerer die Jungen, ums o höher ihre Überlebenswahrscheinlichkeit. Brutpflege im
Tierreich ist sehr variabel.
Wirbellose
Lang wurde angenommen, dass keine Brutpflege existieren würde. Dies entspricht aber nicht mehr
dem heutigen Wissenstand, da man viele Beispiele vorfindet, die auf Brutpflege hindeuten.
•
Weibliche Tsetse-Fliegen (Glossina palpalis): produzieren einen einzigen Nachkommen, der
bis zum Ende des 2. Larvalstadiums im mütterlichen Uterus bleiben; Junges wird mit einem
milchigen Sekret gefüttert.
•
Riesen-Wasserwanze (Abedus herberti): Weibchen legt Eier auf den Rücken des Männchens
=> Väterliche Brutpflege: bringen sie in bessere klimatische Verhältnisse
•
Totengräber (Necrophorus vespillo; Fam. Silphidae, Aaskäfer) füttern Larven
Vögel und Säuger
Ja recht klar
Amphibien
•
Froschlurche: beide
Geschlechter
verarbeiten Aas;
Weibchen legt Eier
dann auf diese
Aaskugeln: Am
Anfang werden die
Kinder noch mit
aufbereitetem Aas
ernährt
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Brutpflege bei Fischen
Ovoviviparie
Embryonen erhalten Nährstoffe im mütterlichen Körper nur aus dem Ei.
Viviparie
Embryonen werden im Uterus durch die Mutter versorgt.
•
Seenadeln und alle Seepferdchen (Fam. Syngnatidae): Weibchen legen ihre Eier direkt in
die Bruttaschen der Männchen.
Umweltbedingungen, die Brutpflege fördern
•
Eier und Jungtiere sind widrigen abiotischen Bedingungen ausgesetzt
•
Eier und Jungtiere unterliegen hoher Parasitierung oder hohem Feinddruck
•
Hohe Konkurrenz unter Artgenossen
Welches Geschlecht
zeigt Brutpflege?
Weibchen: Kann mehr Eier legen,
wenn es keine Brutpflege
betreibt, aber Brutpflege steigert
Überlebenschance der Jungen.
Männchen: Kann nochmals
versuchen sich zu verpaaren, aber
Brutpflege steigert
Überlebenschance der Jungen.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Vorlesung Gruppenleben und Sozialverhalten; Vor- und
Nachteie des Gruppenlebens; Altruismus;
Genetische Verwandtschaft; Fitness-Komponenten
(König)
Gruppenleben und Sozialverhalten
Fitness-Nachteile des Gruppenlebens
•
Grössere Konkurrenz innerhalb der Gruppe um Nahrung, Paarungspartner, Brutplätze oder
andere limitierte Ressourcen
•
Grösseres Infektionsrisiko durch ansteckende Krankheiten oder Parasiten
•
Grössere Auffälligkeit gegenüber Fressfeinden
•
Grösseres Risiko, dass eigener Nachwuchs durch Artgenossen durch Artgenossen getötet
wird
Vorteile
Früherkennung von Feinden: Fressfeind wird früher (rechtzeitig) erkannt => Flucht möglich
Tauben haben eine grössere Chance, den Angreifer frühzeitig zu erkennen und sich in Sicherheit zu
bringen, wenn sie in einer grösseren Gruppe sind.
Verwirrungseffekt: Räuber konzentriere sich immer auf genau eine Beute. Wird schwieriger, wenn
die Gruppe gross ist.
Der typische Räuber (z.B. Löwe) konzentriert sich auf eine Beute und jagt dann diese. Wenn ganz
viele Beutetiere zusammen sind, so wird der Jäger verwirrt.
Verdünnungseffekt: Chance für das einzelne Individuum, genau das Opfer des Angriffs zu sein,
sinkt mit steigender Gruppengrösse.
Risiko für jedes Individuum (z.B. Stichling) infiziert zu werden nimmt ab, je grösser die Gruppe ist.
Aktive Feindabwehr: Eine grössere Gruppe ist effektiver in der Abwehr von Feinden.
Stichlinge greifen Parasiten an, wenn sie diese sehen. Je grösser die Gruppe, um so grösser das
Risiko für die Parasiten. Erdmännchen mobben Schlangen.
Verbesserte Nahrungsversorgung: Die Jagd ist meist effektiver in Gruppen.
Möwen können Fische besser fangen, wenn sie in Gruppe jagen (wenn ein Fisch einer Möwe
entgeht, dann erwischt ihn eine andere)
Kooperative Umweltgestaltung und Jungenaufzucht:
Pinguine stehen nahe zusammen gegen Kälte. Termiten können ihre Hügel klimatisieren.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
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Altruismus (nach Hamilton)
Verhalten, welches für den Träger der Eigenschaft mit Fitness-Nachteilen verbunden ist, und dem
Empfänger einen Fitness-Vorteil vermittelt.
Altruismus ist abhängig von der Verwandtschaft mit einem Individuum.
Helferverhalten
Genetische Verwandtschaft
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein zufällig gewähltes Allel aus dem Erbgut eines Individuums bei
einem anderen Individuum ebenfalls vorhanden ist, weil beide es von einem gemeinsamen
Vorfahren ererbt haben.
oder
Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Individuen abstammungsidentische Kopien desselben Allels
haben.
Wahrscheinlichkeitskoeffizient r
Die Wahrscheinlichkeit, dass
zwei Individuen
abstammungsidentische
Kopien desselben Allels
haben.
oder
Der zu erwartende Anteil am
gesamten Genom eines Tieres,
den es mit einem Verwandten
aufgrund gemeinsamer Abstammung teilt.
Fitness
Setzt sich zusammen aus:
Direkte Fitness: persönliche Fortpflanzungsleistung
Indirekte Fitness: Genetischer Gewinn, der sich daraus ergibt, Verwandt zu helfen
=> Fitness ist Eigenschaft des Individuums
Man sieht: Fitness durch zusätzliche Vollgeschwister = Fitness durch eigene Nachkommen. Deshalb
helfen gewisse Tiere einfach im Rudel mit, ohne sich fortzupflanzen. Wenn ein Weissstirnspinte
(Vogel) das eigene Nest verliert, so hilft er bei Verwandten (je näher verwandt, ums eher hilft er).
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Dadurch steigert er die Überlebenschance von seinen Verwandten und somit seine indirekte Fitness.
Gesamtfitness: Summe beider Fitnesskomponenten (Gesamtbeitrag eines Individuums zur
nächsten Generation; = Direkte Fitness + Indirekte Fitness)
Selektion
Direkte Selektion: Wirkt auf Variationen im individuellen Fortpflanzungserfolg
Indirekte Selektion: Wirkt auf Variationen im Einfluss, den Individuen auf den Fortpflanzungserfolg
von Verwandten haben.
(nach Maynard Smith)
führt zur Hamiltonschen Regel
Hamiltonsche Regel
Verwandtenselektion ist auch Brutpflege der eigenen
Nachkommen!
Individuum sollte sich also opfern, wenn es
dadurch z.B. mind. 2 Vollgeschwister oder 4
Halbgeschwister retten kann.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Vorlesung Indirekte Fitness-Gewinne; Eusozialität bei
Hymenopteren; Mechanismen der
Verwandtenerkennung; Kosten-Nutzen-Betrachtung
sozialer Interaktionen (König)
Indirekte Fitness-Gewinne
Wenn die Gene für Kooperation abstammungsidentisch sind und wenn Nicht-Verwandt dasselbe
Gen für Kooperation tragen, können Fitness-Gewinne erzielt werden.
Letzteres kann durch den später beschriebenen „Grüner Bart“-Mechanismus erklärt werden.
Eusozialität
Bei sozialen Insekten, v.a. bei Hymenoptera (Ameisen/Bienen) mehrfach entstanden (es gibt keine
nicht eusozialen Ameisen), aber auch bei Blattläusen und Termiten.
Weshalb so häufig bei Hymenoptera? Haplodiploidie! Aus unbefruchteten Eiern gibt es Männchen
(haploid), aus befruchteten Weibchen (diploid).
•
Schwestern bekommen alle die gleichen Allele vom Vater
•
Verwandtschaftskoeffizient ist 0.75
◦ also stärkere Verwandtschaft zwischen Schwestern als zur Mutter und wiederum
Kindern
◦ z.B. Königin im Ameisenreich
◦ also eine genetische Prädisposition für Verhalten
•
Indirekte Selektion ist stärker als direkte, da sich Vollschwestern in Normalfall mehr lohnen
als eigene Nachkommen
Verwandtenerkennung
Via Lernen
Prägung:
Küken laufen demjenigen Tier nach, dass beim Schlüpfen anwesend war.
Bekanntschaft:
Faustregel „Mit wem ich aufgewachsen bin, mit dem bin ich verwandt.“
•
basieren auf Informationen, die durch sensorische Eindrücke gewonnen wurden
•
Verwandte werden anders behandelt
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Phänotyp-Vergleich: Irgendein genetisch bestimmtes Merkmal, dass die Erkennung von
Verwandten erlaubt.
Ähnliche Individuen sind vermutlich Verwandte! (v.a. Weibchen erkennen Verwandte auf diese
Weise gut.); Bsp: MHC-Proteine (Immunsystem) von Mäusen.
Rein Genetisch
Erkennungsallel: „Grüner Bart“-Effekt: Allel sorgt für Ausprägung eines Merkmals und
ermöglicht Erkennung von diesem Merkmal bei anderen und dann ein diskriminierendes Verhalten.
Bei gewissen Ameisen. Arbeiterinnen die homozygot b/b sind töten Königinnen, die b-Allel nicht
haben (BB-Königinnen). b/b Königinnen sind letal => alle Königinnen sind B/b (=> heterozygot).
B-Trägerinnen erkennen, ob Gruppenmitglieder auch b haben; wenn nicht, wie in BBHomozygoten, dann attackieren sie diese aggressiv!
Mutualismus
•
Altruismus sinnvoll, wenn
Kompensation (z.B. durch
indirekte Fitnessgewinne,
wegen Verwandtschaft)
•
Selbstsucht ist default.
Allerdings Grenzen, wenn
dadurch eigene Fitness
geschwächt würde, z.B. weil
man Verwandten schadet (nach Hamingtons's Law)
•
Boshaftigkeit: Rein menschlich? Auch bei einigen Tieren ähnliches verhalten vorhanden.
•
Mutualismus: Meist eher stabil, wenn Spieler verschieden (z.B Luftsitckstofffixierung von
Cyanobakterien gegen Zuckerversorgung durch Pflanze oder Symbiose von Insekten &
Blütenpflanzen). Immer Gefahr, dass einer beginnt, den anderen auszunutzen. Erklärt auch
Altruismus gegenüber nicht Verwandten.
◦ Löwenmännchen arbeiten zusammen, um fremdes Harem zu erobern und zu verteidigen.
Zweierpaare sind meist nicht verwandt, paaren sich gleichmässig mit Weibchen =>
Mutualismus.
Bei grösseren Männchen-Gruppen paaren sich nicht mehr alle Individuen. Funktioniert,
weil verwandt => Altruismus dank Verwandtenselektion.
Gewisse Fledermäuse teilen Nahrung mit hungrigen Artgenossinnen (Nutzen für diese grösser als
eigene Kosten). Dabei spielt der reziproke Altruismus eine grosse Rolle, d.h. sie bekommen dann
später wohl auch einmal Nahrung von Artgenossinnen. Problem: Wie entstehen reziproker
Altruismus in einer Population prinzipiell egoistischer Individuen?
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
Reziproker Altruismus, Gefangenendilemma (Lösung
„Tit for tat“), Soziales Dilemma bei Nutzung von
„Öffentlichen Gütern“ (König)
Mutualismus und Reziprozität
Warum evolutionsbiologisch so problematisch:
•
Zeitverzögerung
•
Trittbrettfahren („free-riding“)
•
Risikovermeidung
Das Gefangenen-Dilemma („The prisoner's dilemma“)
Für den einzelnen
Spieler lohnt sich
Verrat immer mehr als
Kooperation!
=> Kooperation ist
keine
evolutionsstabile
Strategie in diesem
System!
T > R > P > S & R > (S + T) / 2
ABER: Wenn die Situation eine potentiell unbekannte Anzahl mal wiederholt wird, so beginnt sich
Kooperation auszuzahlen. (Wenn Anzahl bekannt => immer Verrat)
Mit welcher Strategie geht man sicher, dabei jedoch nicht ausgenutzt zu werden und trotzdem
maximal zu profitieren?
Tit for Tat
Kooperiere beim ersten Aufeinandertreffen mit Spieler X, und mache beim nächsten
Aufeinandertreffen das, was Spieler X dir in der vorherigen Runde angetan hat.
Voraussetzungen:
•
Spieler müssen sich individuell erkennen
•
Spieler müssen sich an die Erfahrung mit einem anderen Spieler erinnern können
Öffentliche Güter
Ressource, die von vielen gemeinschaftlich genutzt wird. (Bsp: Wasser, Allmend...)
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
„Tragedy of the commons“ (Dilemma des öffentlichen Guts)
Ökonomisches Problem, in dem jedes Individuum versucht, aus einem öffentlichen Gut – Ressource
– den grössten Nutzen zu ziehen.
Da der Gewinn des Einzelnen zu einem Verlust führt, der von der ganzen Gruppe getragen wird,
wird das öffentliche Gut übernutzt.
Ultimatum Spiel
Anonym, nur eine Runde. Anbieter erhält bekannte Geldsumme, die er zwischen sich und dem
Annehmer aufteilen kann. Der Annehmer kann entweder zustimmen, dann bekommen beide die
jeweilige Summe, oder ablehnen, dann gehen beide leer aus. Theoretisch müsste der Annehmer
alles annehmen was grösser als 0 ist. Faktisch haben Gebote unter 20% keine reelle Chance, meist
wird zwischen 30-50% geboten.
=> Gefühl der Fairness, wir messen Fairness auch eine Wert zu.
Öffentliches Gut Spiel
4 anonyme Spieler, Gruppe wird nach jeder Runde neu zusammengesetzt. Alle zahlen in
gemeinsames öffentliches Gut. Dessen Wert wird um 40% erhöht und dann unter allen Spielern
(unabhängig von ihren eigenen Investitionen) aufgeteilt.
=> Anreiz für das Individuum zu betrügen, nichts zu investieren.
Zusatzregel: Bestrafung, die einem selbst 1/3 vom Strafwert kostet. Bestrafen ist altruistisch, weil
man ja nicht mehr mit denselben Leuten spielt
=>Betrüger wurden heftig bestraft, wenn Bestrafung aktiv war wurde viel mehr ins öffentliche Gut
investiert als ohne Bestrafung.
=> Kostenaufwendiges Bestrafen kann das Dilemma des öffentlichen Guts lösen!
Indirekte Reziprozität
1. A beobachtet, dass B C hilft
2. A hilft B
=> Man baut sich eine Reputation auf, für die man teils auch belohnt wird
=> Lösung für das öffentliche Gut ist eine Mischung aus indirekter Reziprozität (=> Vorbildrolle)
und milder Bestrafung!
Verhaltensbiologie und Naturschutz (König)
Naturschutz ist der Schutz aller Arten (inkl. Pflanzen)
Wie kann Verhaltensbiologie dem Naturschutz beitragen (Fachjournal: Conservation Biology)?
Besorgniserregende Abnahme verschiedener Arten
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
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Biodiversitätskrise
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Massenaussterben, dass im Moment auf der Erde stattfindet
Yves Müller
Wieso ist die biologische Vielfalt bedroht?
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Mensch hinterlässt immer erfolgreicher sine Spuren (exponentielle Zunahme der benötigten
Ressourcen...)
◦ Habitatszerstörung
◦ Veränderte Landnutzung
▪ Anthropogene Veränderung der Landflächen
◦ Ausbeutung
▪ Überjagung, Überfischung, zu intensive direkte Nutzung
◦ Eingeführte Arten
Gründe für das Aussterben von Populationen
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Deterministische Prozesse (anhaltende Habitatzerstörung oder Überjagung)
◦ kein Habitat, keine Art
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Zufallsereignisse
◦ demographischer Natur (Fortpflanzung...)
▪ In einer kleinen Population können solche zufällige Ereignisse grosse Effekte haben.
▪ Aussterben, weil keine neuen Töchter rekrutiert werden.
◦ Umweltbedingt
▪ Stochastische Effekte wie Verfügbarkeit von Nahrung
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Genetische Gründe
◦ Verlust an genetischer Varianz und abnehmender Heterozygotie
▪ Hohe Anzahl letaler, schädlicher Genotypen
▪ unglückliche Kombinationen homozygot mit grossem Impact auf kleine
Populationen
Minimalpopulationsgrösse
Minimale Populationsgrösse die erreicht werden muss, damit eine Art Überlebenschancen hat,
relativ zu den genetischen Eigenschaften einer Art. Wenn diese Grösse unterschritten ist, werden sie
anfällig auf die Gründe für das Aussterben.
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
„Paradigma der kleinen Populationen.“ (Graeme Caughley)
„Rarity, whatever the cause, is no fun.“ (Stuart Pimm)
Washingtoner Artenschutzübereinkommen
Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und
Pflanzen. (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora;
CITES) 1973; CH: 1975
Arten, die weltweit bedroht sind, werden aufgeführt und auch die Top-Prädatoren. Viele
Grossräuber werden als gefährdet eingestuft.
Bedeutung der Top-Karnivoren für den Naturschutz
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Niedrige Populationsdichte
◦ da an der Spitze der Nahrungskette => deshalb in niedrigen Populationen (nur schon
deshalb gefährdet)
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Abhängig von anderen trophischen Ebene (Nahrung)
◦ hängen von Populationen ihrer Nahrung ab
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Indikatoren für Störungen des Ökosystems
◦ können leicht quantifiziert werden
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Flaggschiff-Arten
◦ das Interesse kann besser auf eine Störung des Ökosystems hingewiesen werden
Beispiel Geparden
Aktuelles Verbreitungsgebiet der Geparden. Gesamtanzahl massiv zurückgegangen. Früher auch in
Asien weit verbreitet.
1970er Jahre: 7000-22950 Arten (es ist nicht so einfach so eine Artenzahl zu schätzen)
Populationen mit mindestens 250 Arten nur noch in 7 afrikanischen Staaten.
Verhalten von Geparden
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Territoriengrösse von Geparden in der Serengeti:
◦ Adulte Weibchen: 833km^2
◦ Adulte nicht-territoriale Männchen: 777 km^2
◦ Adulte territoriale Männchen: 37.4 km^2
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
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Yves Müller
„...some unknown factor keeps population density in cheetahs
on a low level“ (George Schaller)
◦ nicht durch Nahrung begrenzt
Grosser Wissenschaftlicher Streit zwischen Vertretern der
genetischen und ökologisch/verhaltensbiologischen Ursachen.
Geringe genetische Variabilität
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in Südafrika und Serengeti Geparden an 47 bzw. 49 Genorten
getestet
◦ Heterozygotie von 0.013
◦ sonst monomorph
◦ scheint generell für Geparden zu gelten => Flaschenhals
▪ Mikrosatelliten Analyse der letzten Jahre scheinen diese These zu stützen
◦ Spermienmorphologie (Bewegungsapparat etc.)
▪ bei Geparden 71% deformiert (Vgl: Hauskatze 29% deformiert)
◦ Das Immunsystem
▪ verminderte genetische Variabilität
▪ transplantierte Hautstücke von Geparden und zur Kontrolle von Hauskatzen
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Hautstück eines fremden Tieres wird bei Geparden mit einer geringeren
Wahrscheinlichkeit abgestossen vom Immunsystem
◦ würde alles auf genetische Ursachen hinweisen
Verhaltensebene
Mortalität von Gepardenjungen
Bis zum Alter von 8 Wochen:
71%
Bis zur Selbständigkeit: 95%
(können selbständig jagen)
Genaue Auflistung der
Todesursachen innerhalb
einem Jahr:
Verhaltensbiologie BIO 122 FS2015
Yves Müller
=> Problem sollte dort am grössten sein, wo Anzahl der Tüpfel-Hyänen und Löwen am grössten ist
=> Hohe Anzahl von Hyänen und
Löwen scheint tatsächlich mit
Gepardenmortalität
zusammenzuhängen.
Der Lebenszyklus scheint es ihnen
ermöglicht zu haben, zu überleben.
Wie soll das Problem gelöst
werden? Wie kann man es erreichen, dass weniger Gepardenjungen sterben?
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Zusätzliche Einbürgerung von anderen Tieren aus andere Gebieten
◦ macht nur Sinn wenn Löwen entfernt werden würden...
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Ökosystem spielt auch eine wichtige Rolle
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