Uraufführung So viel Zeit Frank Goosen Bühnenfassung von Stefanie Carp Mit Torsten Bauer (Bulle), Henry Meyer (Rainer), Peter Waros (Thomas), Klaus Zwick (Konni), Jürgen Sarkiss (Ole), Susanne Burkhard (Ulla Gregorius), Angela Falkenhan (Angelika), Elisabeth Kopp (Brigitte), Laura Angelina Palacios (Corinna), Konstantin Buchholz (Daniel, Rainers Sohn / besoffener Junge), Martin Müller-Reisinger (Stoney), Eike Weinreich (Dr. Berger / Toby / Oehlke), Charlotte Dreher (Dora) Band Peter Engelhardt (Gitarre), Johannes Nebel / Volker Kamp (Bass), Stefan Lammert / Giuseppe Mautone (Schlagzeug), Jürgen Sarkiss (Gesang, Gitarre), Kai Weiner (Keyboards) Regie Peter Carp Bühne Manuela Freigang Kostüme Gabriele Rupprecht Musikalische Leitung Peter Engelhardt Dramaturgie Rüdiger Bering Regieassistenz Katalin Naszály Bühnenbildassistenz Antje Buurman-Buchloh, Yuan Gao Kostümassistenz Ines Koehler Kostümhospitanz Valeska Spielberger Technischer Direktor Gerhard Pichler Licht Alexandra Sommerkorn Ton Heiko Jooß, Kevin Berlauwt Bühnenmeister Gunther Elsasser Maske Thomas Müller Werkstätten Andreas Parker Gewandmeisterei Daphne Kitschen Requisite Hermann Schulz Inspizienz Stephanie Simons Soufflage Markus Henkel Premiere am 27. September 2014 im Großen Haus Dauer 2 Stunden 50 Minuten. Eine Pause Aufführungsrechte Verlag der Autoren, Frankfurt am Main Weitere Vorstellungen und Infos unter 0208 / 8578 184 und www.theater-oberhausen.de Theater Oberhausen Spielzeit 14 / 15, Nr. 1 Will-Quadflieg-Platz 1 46045 Oberhausen Telefon0208/85 78 - 184 Telefax0208/800 703 [email protected] Martin Müller-Reisinger Intendant Peter Carp Redaktion Rüdiger Bering Design Benning, Gluth & Partner, Oberhausen Probenfotos Thomas Schweigert Druck Walter Perspektiven www.theater- oberhausen.de Uraufführung Jürgen Sarkiss, Peter Engelhardt, Volker Kamp, Giuseppe Mautone, Kai Weiner Peter Waros, Laura Angelina Palacios Martin Müller-Reisinger, Eike Weinreich Jürgen Sarkiss, Torsten Bauer Konstantin Buchholz, Henry Meyer Elisabeth Kopp, Henry Meyer Torsten Bauer, Susanne Burkhard, Klaus Zwick, Peter Waros, Henry Meyer Angela Falkenhan Henry Meyer, Jürgen Sarkiss, Klaus Zwick Das Leben ist eine Baustelle Was bringt vier Männer mittleren Alters dazu, eine Hardrockband zu gründen? Bulle, Konni und Rainer sind gut situiert, haben bürgerliche Berufe und Eigenheime. Thomas, der Schriftsteller, dessen Karriere nach einem erfolgreichen Debütroman stagniert, hat immerhin eine junge Freundin. Wohingegen der Onkologe Bulle seit dem Krebstod seiner Frau kein Beziehungsleben mehr kennt, der Oberstudienrat Konni von seiner langjährigen Freundin Michaela mit einem halbfertigen Anbau sitzengelassen wurde und der Steuerberater Rainer sich seiner Frau und seinen Kinder gegenüber fremd fühlt. Dennoch: Ihre Leben verlaufen in ruhigen und gewohnten Bahnen. Kein Problem, die für die Band benötigten Instrumente und Verstärker zu kaufen: Das Geld ist ja da. Und sie haben sich: ihre seit Schulzeiten bestehende Freundschaft und ihre bei regelmäßigen Doppelkopf­ runden beschworenen gemeinsamen Erinnerungen. Was ist es nur, dass sie nachts nicht mehr schlafen lässt? Konni bringt es nach einem dieser Kartenabende auf den Punkt: „Wir verschlafen unser Leben. Jedenfalls den traurigen Rest davon.“ Und: „Wir produzieren gar keine neuen Erinnerungen mehr, leben nur noch von den alten. Vielleicht sollten wir einfach da rausgehen und noch ein paar Erinnerungen produzieren, bevor es zu spät ist.“ Männer in der Midlife Crisis? Komisch. Aber auch traurig. Natürlich ist So viel Zeit voll von Frank Goosens gerühmtem trockenen Humor, und auch vor einem gelegent­ lichen Herrenwitz scheut der Bochumer Autor nicht zurück. Doch unter der Oberfläche lakonischer Dialoge und komischer Situationen befassen sich der Roman und Stefanie Carps Bühnenadaption mit großen Fragen, die uns alle im Leben immer wieder mal beschäftigen. Frank Goosens Roman handelt in erster Linie von Männern und ihren Nöten. Die Frauen, die ehemaligen, aktuellen und neuen Geliebten erleben wir als Leser des Romans aus Sicht der Männer – sie bleiben ihnen und damit auch uns meist ein Rätsel. Aber umso mehr können wir über ihre Gefühle und Motive spekulieren und fantasieren. Zudem sind die Frauen den Männern in der Bewältigung ihrer Lebenskrisen fast immer ein paar Schritte voraus: Konnis rothaarige Kollegin Ulla hat sich von ihrem krankhaft eifersüchtigen Mann ebenso getrennt wie die Düsseldorfer Ärztin Angelika, die den verwitweten und verunsicherten Bulle ins Beziehungsleben zurückholt. Auch Thomas’ junge Freundin Corinna ist es, die die Initiative ergreift, um ihre gefährdete Beziehung zu retten. Und wer weiß, ob Brigitte nicht auch die Kraft findet, ihr Leben zu ändern – ob mit Rainer oder ohne ihn … Interessanterweise lässt Goosen Brigitte als Erste den Horror vacui, die Abscheu vor der Leere angesichts ihres gelebten und ungelebten Lebens zum Ausdruck bringen: „Wenn ich zurückschaue, sehe ich so viel. Die Hochzeit, die Kinder und alles, was wir mit ihnen gemacht haben … Wenn ich nach vorn schaue, sehe ich nur noch Zeit. So viel Zeit, die gefüllt werden will, und ich weiß nicht, womit.“ Aber vielleicht sind ja Lebenskrisen nichts Schlechtes, sondern im Gegenteil ein positiver, heilsamer Impuls? Weil sie einen dazu bewegen können, das eigene Leben zu hinterfragen, es zu ändern, neu zu gestalten – indem man, zum Beispiel, eine Hardrockband gründet. Aber kann Musik dir das Leben retten – oder dir zumindest dabei helfen? Frank Goosen ist davon überzeugt: „Sie kann dich trösten, wenn du ganz unten bist. Sie kann dich zu Trotz verleiten, deine Wut kanalisieren, dich dazu bringen zu reagieren, anstatt apathisch unterzugehen.“ Oder, wie Rainer sagt: „Musik kann dir die Kraft geben, endlich überfällige Dinge zu tun.“ Rüdiger Bering Susanne Burkhard, Klaus Zwick