Die „Duale Intraoperative Visualisierung“ als neues Verfahren zur operativen Behandlung maligner Gliome Der Neurochirurgischen Klinik Der Medizinischen Fakultät Der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Nirjhar Hore aus Kalkutta, Indien Als Dissertation genehmigt von der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler Gutachter: PD Dr. I. Y. Eyüpoglu Gutachter: Prof. Dr. M. Buchfelder Tag der mündlichen Prüfung: 26. November 2013 2 WIDMUNG For my parents and parents-in-law for their unparalleled sacrifices in encouraging the pursuit of knowledge For my wife for her hidden sacrifices, patience and support For my daughter for her unconditional love 3 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung 05 Zusammenfassung (englisch) 07 Einleitung 09 Übersicht über die aktuelle Literatur 10 Das Verfahren der „Dualen Intraoperativen Visualisierung“ 23 Material und Methoden 26 Ergebnisse 28 Diskussion 31 Schlussfolgerung 35 Literaturverzeichnis 36 Abkürzungsverzeichnis 52 Verzeichnis der Veröffentlichungen 53 Anhang 54 Danksagung 62 4 Zusammenfassung Hintergrund und Ziele Der Stellenwert die chirurgischen Zytoreduktion bei der Behandlung maligner Gliome wird aktuell kontrovers diskutiert. Grundsätzlicher Konsens besteht jedoch darin, dass das Ausmaß der Tumorresektion bei Erhalt des neurologischen Status das Gesamtüberleben maßgeblich beeinflusst. Zwei Faktoren bestimmen im Wesentlichen darüber, inwieweit eine makroskopisch vollständige Resektion in jedem individuellen Fall möglich ist. Zum einen sind die anatomische Lokalisation des Tumors und ihre Beziehung zu eloquenten Hirnarealen entscheidend zur Beurteilung des chirurgischen Outcomes. Zum anderen sind die invasiven Eigenschaften mit der Schwierigkeit einer sicheren Unterscheidung zwischen normalem und pathologischem Gewebe entscheidend darüber, wie radikal die Tumorresektion erfolgen kann. Es wurden zwei etablierte Methoden zur Tumorvisualisierung kombiniert und evaluiert. Ziel der Studie war, nachzuweisen, ob durch diese Kombination das Resektionsausmaß optimiert werden kann, d.h. eine maximale Resektion bei minimalen postoperativen neurologischen Defiziten möglich ist. Bei den beiden Methoden handelt es sich um ein biochemisches, fluoreszenzgestütztes Verfahren mit der Aminosäure 5-ALA, sowie um das intraoperative 1,5 Tesla MRT mit Integration einer funktionellen Neuronavigation. Methoden Es wurden prospektiv von April 2009 bis April 2012 37 Patienten im Alter von 33 bis 75 Jahren eingeschlossen. Entsprechend der neuroradiologischen Kriterien bestand bei allen Patienten der Verdacht auf ein malignes Gliom (WHO Grad III oder IV). Eine Sequenz von primärer fluoreszenzgestützter Operation mit einer nachfolgenden Kontrolle und Reevaluation mittels Siemens Magnetom 1,5 Tesla intraoperativem MRT mit integrierter BrainLab VectorVision Neuronavigation wurde wiederholt durchgeführt, bis das geplante Resektionsausmaß erreicht war. Ein Carl Zeiss OPMI Pentero Operationsmikroskop mit Xenon Weißlicht-Quelle sowie eine Blaulicht-Quelle für die Fluoreszenz-Bildaufbereitung wurde mit Co-Registrierung im BrainLab Vektor-Vision Neuronavigationssystem verwendet. Die verwendeten MRT Sequenzen waren T1gewichtete MPRAGE Kontrastmittelapplikation, Sequenzen mit T2-gewichtete Sequenzen intravenöser und Gadolinium- Diffusionssequenzen. Zusätzlich wurde die präoperative funktionelle Diagnostik mittels MRT-Studien in BOLD-Technik sowie Diffusion Tensor Imaging integriert. Alle Tumoren in dieser Serie wurden entsprechend der funktionellen Graduierung gemäß Sawaya klassifiziert [92]. 5 Die histopathologische Begutachtung wurde durch das hiesige Neuropathologische Institut, entsprechend der aktuellen WHO-Klassifikation von Tumoren des ZNS [40], durchgeführt und umfasste anaplastische Gliome (WHO Grad III) sowie Glioblastome (WHO Grad IV). Der Karnofsky Index (KI) war der primäre klinische Bewertungsfaktor. Ausschlusskriterien waren ein schlechter präoperativer Karnofsky Index ( <70 Punkte) oder die Notwendigkeit einer gerinnungshemmenden Medikation. Ergebnisse und Beobachtungen Einundzwanzig experimentelle Sequenzen, die eine komplette Resektion allein mit der 5-ALA Technik zeigten, wurden durch das intraoperative MRT bestätigt. Vierzehn Sequenzen, die eine vollständige Resektion gemäß der 5-ALA Visualisierung zeigten, wurden durch das intraoperative MRT nicht bestätigt. Eine weitere Aufarbeitung dieser Daten zeigte, dass diese Sequenzen als funktionelle Grad II Tumore (in unmittelbarer Nachbarschaft zu funktionell eloquenten Arealen) klassifiziert werden konnten. Die Kombination der fluoreszenzgestützten Resektion und der intraoperativen Evaluation mittels 1,5 Tesla MRT hatte das Ausmaß der Tumor-Resektion in dieser Untergruppe, also in der Gruppe der funktionellen Grad II Tumoren, von 61,7 % auf 100 % signifikant gesteigert. Es bestätigte sich, dass die Resektion mit 5-ALA allein nicht ausreichend ist, um in dieser wichtigen Patientensubgruppe eine maximale Zytoreduktion zu erreichen. Darüber hinaus konnte bei Tumoren mit einem funktionellen Grad III (Tumorlokalisation in einem eloquenten Areal) durch die Kombination beider Verfahren zwar keine vollständige Resektion erwartungsgemäß erreicht werden, jedoch gelang es auch in dieser Untergruppe das Resektionsausmaß von 57,1% auf 71,2% signifikant zu steigern, ohne dabei postoperative neurologische Defizite zu verursachen. Praktische Schlussfolgerungen Durch die Kombination beider Verfahren kann häufiger eine makroskopisch vollständige Resektion bei malignen Gliomen erreicht werden, als durch die alleinige Anwendung der fluoreszenzgestützten Resektion, wobei postoperative neurologische Defizite insbesondere bei Tumoren in unmittelbarer Nachbarschaft funktionell eloquenter Hirnareale vermieden wurden. Das volle Potenzial der 5-ALA gestützten Resektion (mit funktioneller Neuronavigation bei funktionellen Grad II und III Tumoren) kann durch die zusätzliche Anwendung des intraoperativen MRT im Rahmen einer „Dualen Intraoperativen Visualisierung“ erreicht werden. 6 Zusammenfassung (englisch) Background and aims The role of surgical cytoreduction in the treatment of malignant gliomas is currently surrounded by controversy. The general consensus is that extent of tumour resection with preservation of neurological function significantly influences survival time. Two factors essentially determine the feasibility of gross total resection in any individual case. On the one hand, the anatomical location of the tumour and its topography with respect to eloquent brain areas is decisive in evaluating surgical outcome. On the other hand, the invasive properties with the attendant difficulty in intraoperative discrimination between normal and pathological tissue are decisive in determining the extent or radicality of tumour resection that can be achieved. In this context, two established methods of tumour visualisation were combined and evaluated. The question addressed was to whether the extent of resection can be optimised through this combination, i.e. whether it is possible to maximise resection with minimal postoperative neurological deficits. The methods utilised were a biochemical, fluorescence-guided technique with the aid of 5-ALA and an intraoperative 1.5 Tesla MRI with the integration of functional neuronavigation. Methods 37 patients in the age group of 33 to 75 were included in a prospective study from April 2009 to April 2012. All patients had suspected malignant gliomas (WHO grade III or IV) according to neuroradiological criteria. A sequence of primary fluorescence-guided surgery with subsequent control and re-evaluation with a Siemens Magnetom 1.5 Tesla intraoperative MRI with integrated BrainLab VectorVision Neuronavigation was repeatedly carried out until the planned extent of resection was achieved. A Carl Zeiss OPMI Pentero surgical microscope with a xenon white-light source as well as a bluelight source for the fluorescence-imaging was utilised with co-registration in the BrainLab VectorVision Neuronavigation system. The MRI sequences utilised were T1weighted MPRAGE sequences with intravenous Gadolinium contrast agent application, T2-weighted sequences and Diffusion sequences. Preoperative functional diagnostics with MRI studies in BOLD-technique as well as Diffusion Tensor Imaging were additionally integrated. All tumours in the series were classified according to the functional grading according to Sawaya [92]. The histopathological evaluation was carried out in our Neuropathology Institute according to the current WHO Classification of Tumours of the CNS [40] and included anaplastic gliomas (WHO grade III) as well as 7 glioblastoma (WHO grade IV). The Karnofsky Index was the primary clinical evaluation scale. Exclusion criteria were a poor preoperative Karnofsky Index (<70%) or the necessity for anticoagulants. Results and observations Twenty-one experimental sequences showing complete resection with the 5-ALA alone were confirmed by intraoperative MRI. Fourteen sequences showing complete resection according to 5-ALA imaging were not confirmed by intraoperative MRI. Further analysis of this data showed that these sequences could be classified as functional grade II tumours (in the immediate vicinity of functionally eloquent areas). The combination of fluorescence-guided resection and intraoperative evaluation with 1.5 Tesla MRI had increased the extent of tumour resection in this subgroup from 61.7% to 100%., i.e. in the group of functional grade II tumours. It was confirmed, that resection with 5-ALA alone was not sufficient to achieve complete resection in this important patient subgroup. Furthermore, although as expected the combination of both techniques could not achieve complete resection in functional grade III tumours (tumour localisation in a functionally eloquent area), the extent of resection in this subgroup could nevertheless be significantly increased from 57.1% to 71.2% without incurring postoperative neurological deficits. Practical conclusions The combination of both techniques leads to a more frequent gross total resection in malignant gliomas than through fluorescence-guided resection alone, with prevention of postoperative neurological deficits especially in tumours in the immediate vicinity of functionally eloquent areas of the brain. The full potential of 5-ALA guided resection (with functional neuronavigation in functional grade II and III tumours [20]) can be realised through the additional utilisation of intraoperative MRI as a “Dual Intraoperative Visualisation”. 8 Einleitung Zwei Prozent aller onkologischen Entitäten gehören zur Gruppe der hirneigenen Tumoren; darunter kommen die malignen Gliome am häufigsten vor [73, 41]. Anzunehmen ist, dass diese Tumoren sich aus glialen Zellen, Stammzellen oder neuronalen Vorläuferzellen entwickeln und entsprechend der aktuellen histologischen Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Grad III und IV Tumoren [67] eingestuft werden (sogenannte höhergradige oder maligne Gliome). Histopathologisch wird hierbei unterschieden zwischen einem Glioblastom WHO Grad IV (in etwa 81% der Fälle), einem anaplastischen Astrozytom WHO Grad III (in 9,6% der Fälle), einem anaplastischen Oligodendrogliom WHO Grad III (in 2,7% der Fälle), Ependymomen (in 5,9% der Fälle), einem Oligoastrozytom und einem Gliosarkom (jeweils < 1%) [12]. Das diffuse und infiltrative Wachstum sowie eine hohe proliferative Aktivität stellen typische Eigenschaften aller malignen Gliome dar. Glioblastome (WHO Grad IV), historisch wegen ihrer makro- und mikroskopisch ganz variablen Morphologie auch als Glioblastoma multiforme (GBM) bekannt, gelten mit einer mittleren Überlebenszeit von etwa 14 Monate ab dem Zeitpunkt der Erstdiagnose als die höchst-maligne Form [131]. Obwohl die aktuelle WHO Klassifikation den Namen dieser Tumorentität auf Glioblastom gekürzt hat, wird der Begriff Glioblastoma multiforme in der Neuroonkologie noch sehr oft verwendet. Die aktuelle, multimodale Behandlung von malignen Gliomen wurde auf der Basis grundlegender randomisierter Studien standardisiert [116, 64] und hatte zu einer Optimierung der Patientensicherheit, zu einer Verlängerung der Überlebenszeit und zur Steigerung der Lebensqualität geführt [116, 122]. Im Therapie-Algorithmus stellt aber die histopathologische Diagnosesicherung den ersten Schritt dar, wobei durch die Operation zusätzlich eine Zytoreduktion erreicht werden kann (Abb. 1). Trotzdem wird die Relevanz der „chirurgischen Neuroonkologie“ stets unterschätzt, was sich an der Häufigkeit von Studien für adjuvante Therapien im Gegensatz zu neurochirurgischen Studien ableiten lässt. Zwischenzeitlich gibt es aber zahlreiche Studien, die belegen, dass das Ausmaß der Resektion eine maßgebliche Rolle für den weiteren Therapieerfolg spielt [64, 39]. Im Gegensatz zum aktiven Einsatz multimodaler Behandlungsprotokolle, haben neurochirurgische Bewertungskriterien eine sehr beschränkte Anwendung genossen. Diese Situation hat häufig zu einer nihilistischen Einstellung seitens der behandelnden Ärzte geführt, die mit der Diagnose eines malignen Glioms konfrontiert werden [39, 37]. 9 Übersicht über die aktuelle Literaturlage Klinische Präsentation und Standardverfahren Grundsätzlich können verschiedene Symptome zur Diagnose eines Hirntumors führen. Neben unspezifischen Zeichen wie Krampfanfällen, Gedächtnisstörungen, allgemeine Schwäche, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, führen aber auch neurologische Ausfallerscheinungen zur weiterführenden Diagnostik. Diese Symptome schließen lokalisationsabhängige Defizite wie eine Hemiparese, Broca- / Wernicke– oder eine gemischte Aphasie, Gesichtsfelddefizite und Gangstörungen ein [11]. Üblich ist die Durchführung einer MR-Untersuchung des Kopfes, wodurch eine Visualisierung mit Darstellung von Gefäßstrukturen, Perfusion, Spektroskopie und funktionellem BrainMapping möglich ist [28]. Diese Bildaufbereitungsmodalitäten sind der klassischen Computertomographie (CT) überlegen und erleichtern sowohl den Nachweis als auch die bildmorphologische Unterscheidung zwischen Tumorrezidiven und Pseudoprogressen. Im Falle der Diagnose eines raumfordernden Prozesses wird in der Regel ein neurochirurgischer Eingriff mit entweder einer zytoreduktiven Operation oder zumindest einer Biopsie als erster Schritt der Therapie empfohlen. Die neuropathologische Begutachtung klassifiziert den Tumor gemäß den aktuellen WHORichtlinien. Ungefähr 30 % aller bildmorphologisch als niedergradig eingestuften Gliome (WHO Grad I und II), definiert als fehlende Kontrastmittelaufnahme in der MRTBildgebung, sind histopathologisch doch als maligne Gliome klassifiziert [42, 2]. Solch eine Diskrepanz zeigt deutlich, dass sogar eine hochauflösende Bildaufbereitung nicht in der Lage ist, allein eine zuverlässige Vorhersage über die Dignität von Hirntumoren zu treffen. Daher ist die histopathologische Diagnosestellung für die Festlegung des weiteren Tumormanagements unverzichtbar und muss deshalb bei jedem Verdacht auf ein Gliom als obligatorisch betrachtet werden. Der Verlauf im Falle eines niedergradigen Glioms (WHO °I-II) erfolgt normalerweise in Form eines beobachtenden Vorgehens mit der Durchführung regelmäßiger Verlaufskontrollen mittels MRT-Bildgebung, wohingegen im Falle eines höhergradigen Glioms eine adjuvante Therapie indiziert ist. Randomisierte klinische Studien haben gezeigt, dass ein multimodales Vorgehen mit stereotaktischer fraktionierter Bestrahlung und simultaner Chemotherapie mit dem DNA-alkylierenden Zytostatikum Temozolomid die mittlere Überlebenszeit auf 14,6 Monate gegenüber 12,1 Monate nach einer Bestrahlung alleine verlängert [116, 15, 50, 114]. Ein großer Vorteil liegt in 10 der guten Toleranz und der niedrigen Toxizität, die bei Temozolomid im Vergleich zu anderen Zytostatika des pre-Temozolomid Zeitalters beobachtet wird (z.B. ACNU, BCNU oder CCNU). Jüngst entwickelte, metronomische Dosierungsschemata einschließlich einer intensivierten Temozolomid-Monotherapie im Anschluss an die simultane Therapie zu der Bestrahlung sind mittlerweile weitverbreitet [78, 43]. Klinische Studien zeigen, dass maximale Serumkonzentrationen sowohl der Dauer als auch der Totaldosis der Chemotherapie überlegen sind. Des Weiteren werden regelmäßige MRT-Verlaufskontrollen empfohlen, welche die Detektion eines Tumorrezidivs frühzeitig gewährleisten. Im Falle eines Rezidivs erfolgt eine Reevaluation der Gesamtsituation, um eine individualisierte Weiterbehandlung für den Patienten zu ermöglichen. Dies kann aus einer Rezidiv-Operation, einer Bestrahlung und Chemotherapie allein oder in verschiedenen Kombinationen an die Bedürfnisse der einzelnen Fälle angepasst werden [5, 18]. Der oben beschriebene Algorithmus fasst die genannten Fakten zusammen und gewährleistet eine möglichst optimale Verbesserung der Lebensqualität und führt am wahrscheinlichsten zu einer maximalen Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit (Abb. 1). Die meisten aktuellen Studien konzentrieren sich auf die Entwicklung neuer Chemotherapieprotokolle [134, 131]. Trotz Fortschritte in der multimodalen Therapie maligner Gliome, ist der Stellenwert der an erster Stelle stehenden Behandlung, nämlich der Operation, kontrovers diskutiert [46, 123]. Parameter, die den Erfolg der adjuvanten Behandlung bestimmen, schließen das Ausmaß der Tumorresektion, den prä- und postoperativen klinischen Zustand, das rezidivfreie Intervall, die Lebensqualität und das Gesamtüberleben ein. Das Dilemma mit dem die chirurgische Neuroonkologie häufig konfrontiert wird, sind folgende Aspekte: Ist eine Biopsie allein ausreichend? Sollte eine Teil- oder eine subtotale Tumorresektion durchgeführt werden? Ist es sinnvoll eine makroskopisch vollständige Resektion zu erzwingen? Wie sollte man mit Tumoren in den sogenannten funktionell eloquenten Hirnarealen verfahren? Da viele neurologische Symptome auf den raumfordernden Effekt des Tumors selbst zurückgeführt werden können, führt sogar eine Dekompression in Form einer Zytoreduktion zu einer Besserung der spezifischen und nicht spezifischen Symptome, welche in diesem Fall durch den Abfall des intrakraniellen Drucks bedingt wären. Des Weiteren kann eine Besserung oder auch eine Eliminierung präoperativer epileptischer Anfälle durch die Resektion epileptogener Areale bei Tumorpatienten erreicht werden [75, 54]. Entsprechend dieser Fakten bleibt die Frage offen, ob die 11 operative Neuroonkologie lediglich zur Entlastung des raumfordernden Effektes des Tumors dient oder auch den Krankheitsverlauf beeinträchtigt. Präoperative prognostische Faktoren und molekulare Faktoren Es hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert, dass mehrere unabhängige Faktoren auf das Outcome im Sinne der Lebensqualität und des gesamten Überlebens maßgeblichen Einfluss nehmen. Diese Parameter schließen Alter, Leistung und Allgemeinzustand, Begleiterkrankungen, bildgebende Aspekte (d. h. Lokalisation, bihemisphärische Ausdehnung oder multilokuläre Manifestation), und Compliance der Patienten ein [51, 99]. Generell akzeptierte prognostische Faktoren sind das Patientenalter und der Allgemeinzustand gemäß dem Karnofsky Performance Scale (KPS) [27]. Klinische Studien haben einheitlich gezeigt, dass das Patientenalter die Gesamtüberlebenszeit umgekehrt proportional beeinflusst: Patienten jünger als 40 Jahre haben einen klaren Vorteil gegenüber der Altersgruppe von bis zu 65 Jahren mit einem gleichen KPS [124, 9]. Patienten, die älter sind als 65 Jahre, haben die schlechteste Prognose, wohingegen einer weiteren Altersunterteilung klinisch keine weitere Bedeutung zukommt [16]. Es gibt jedoch auch Daten die bestätigen, dass bei älteren Patienten in einem ansonsten guten Allgemeinzustand eine Operation mit makroskopisch kompletter Resektion des Prozesses zu einer Verlängerung der Überlebenszeit führen [22, 95]. Von den verschiedenen Skalen die für eine Leistungsbeurteilung entwickelt wurden, ist die Karnofsky Performance Scale (KPS) gut etabliert und die am häufigsten verwendete Form. Mehrere Studien haben durchweg bestätigt, dass höhere KPS Werte mit einer insgesamt besseren Prognose verbunden sind. Patienten mit einem KPS über 70 haben die beste Prognose, wohingegen Patienten mit einem KPS unter 40 mit einer signifikanten Minderung der gesamten Überlebenszeit [103] assoziiert sind. Eine bihemisphärische Tumorausdehnung oder eine Lokalisation in den sogenannten funktionell eloquenten Hirnarealen sind zusätzliche Faktoren, die eine makroskopisch vollständige Resektion ohne neurologische Defizite unwahrscheinlich machen. Postoperative neurologische Defizite führen zu einer Verschlechterung des KPS, was wiederum zu einer Verkürzung der Überlebenszeit führt. Dies erklärt, warum eine aggressive Tumorresektion bei Tumoren mit Lokalisation in funktionell eloquenten Hirnarealen (funktionelle Grad II Tumoren) bisher äußerst zurückhaltend durchgeführt wurde. 12 Obwohl maligne Gliome zum Lokalrezidiv neigen, können sie auch an unterschiedlichen Stellen des Gehirns erscheinen, also Satellitenherde bilden. Die Prognose im Falle der multifokalen Manifestation maligner Gliome ist umstritten: Es ist häufig der Fall, dass nur einer der Tumorsatelliten entfernt werden kann, was eine entsprechend kürzere Überlebenszeit mit sich bringt. Im Falle der Resektion aller Tumorsatelliten jedoch, selbst wenn mehrere Sitzungen notwendig sind, um eine "komplette Entfernung" zu erreichen, ist die Prognose mit der bei einer makroskopisch kompletten Resektion einer solitären Tumormanifestation vergleichbar [29]. Ein anderer Faktor, der einen im Wesentlichen negativen Einfluss auf die Überlebenszeit bei malignen Gliomen nimmt, ist der Nachweis eines zentral nekrotischen Areals [3, 55, 49]. Patienten mit Glioblastomen ohne zentral nekrotische Areale haben eine bessere Prognose mit sogar Verläufen von mehreren Jahren [63, 33]. Außerdem, werden diese Ergebnisse durch Daten bestätigt, die eine direkte Korrelation zwischen dem Nachweis eines zentral nekrotischen Areals und einer schlechteren Prognose nachweisen [72, 66]. Bei Zusammenschau aller Aspekte gibt es neben dem neurochirurgischen Management eine Vielfalt von Faktoren, die das Ergebnis bei Patienten mit Glioblastomen beeinflusst. Im Hinblick auf die vorangegangenen klinischen Studien besteht ein allgemeiner Konsens, dass die chirurgische Neuroonkologie das optimale Gleichgewicht zwischen dem maximalen Ausmaß der Resektion und den klinischen Faktoren außerhalb Lebensqualität und des unmittelbaren Überlebenszeit Einflusses zu erreichen maximieren. Eine muss, um die postoperative Verschlechterung des KPS könnte für die Lebensqualität und das gesamte Überleben genauso schadhaft sein wie eine makroskopisch unvollständige Resektion. Molekulare Genetik mit prädiktiven Werten Zell- und molekularbiologische Untersuchungen haben mindestens vier Marker mit klinischer prädiktiver Relevanz nachgewiesen [49, 63, 33]: die Amplifikation des EGFRezeptors, ein 1p/19q Co-Verlust, der Methylierungsstatus des MGMT-Promotors und der Nachweis von IDH1-Veränderungen. Bei der EGFR-Amplifikation führt die Ligand-unabhängige Aktivierung zu einer vermehrten Proliferation und einem erhöhten Widerstand gegen eine Therapieinduzierte Apoptose. Der Nachweis der 1p/19q Co-Deletion wird mit einer oligodendroglialen Morphologie assoziiert, und solche Mutationen werden mit einer günstigeren Prognose und einer besseren Antwort auf Radiochemotherapien 13 assoziiert. Anbei sei angemerkt, dass Patienten mit einem 1p/19q Co-Verlust, die eine Radiochemotherapie nicht erhalten, keine prolongierte Überlebenszeit haben. Somit zeigen Patienten mit diesem chromosomalen Verlust sichtbar bessere Antworten auf die Radio- und Chemotherapie und werden durch eine längere Überlebenszeit entsprechend charakterisiert. MGMT (O6-methylguanine-DNA methyltransferase) ist ein ubiquitätar exprimiertes DNA Reparatur-Enzym, das Alkyl-Gruppen von DNA entfernt und alkylierende Chemotherapeutika dadurch antagonisiert. Entsprechend werden verminderte MGMT Protein-Spiegel mit einer akkumulierenden DNASchädigung sowie einer höheren Empfindlichkeit zu alkylierenden Wirkstoffen korreliert. Bei WHO Grad II-III Gliomen und den sekundären Glioblastomen sind Veränderungen im IDH1-Gen üblich, wohingegen primäre Glioblastome selten solche Veränderungen zeigen. Im Falle von Rezidiven oder histopathologischen Malignisierungen zu Glioblastomen werden IDH1 Veränderungen mit übertragen. Die Entdeckung dieser Veränderungen bezieht deshalb sekundäre Malignisierungen von Gliomen ein und zeigt, dass primäre Glioblastome von sekundären biologisch unterschiedlich sind, die von Grad II und III Gliomen stammen, obwohl der Pathomechanismus unklar bleibt. Zusammenfassend stellen eine fehlende EGFR-Amplifikation, der Verlust der Heterozygotie im 1p/19q, ein methylierter MGMT-Promotor, und die Anwesenheit von IDH1 Mutationen die besten molekularen Voraussetzungen dar, um seine Überlebenszeit maximal zu verlängern. Der Einfluss des Ausmaßes der Resektion auf die Prognose Die Diskussionen über den Einfluss des Resektionsausmaßes auf das Gesamtüberleben sind in der Fachwelt kontrovers diskutiert worden. Mehrere Studien haben demonstriert, dass das Ausmaß der Tumor-Resektion keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben hatte [70, 65, 61], während andere Studien eine positive Korrelation zwischen dem Ausmaß der Tumor-Resektion und einem verbesserten klinischen Verlauf gezeigt haben [51, 74, 48, 110]. Interessant ist hierbei, dass nahezu alle Studien, die keine positive Korrelation gezeigt hatten, generell durch niedrigere Fallzahlen charakterisiert waren [46]. Ein weiterer Nachteil dieser Studien lag an der rein subjektiven Bewertung des Ausmaßes der Resektion. Dies könnte leicht irreführend gewesen sein, weil die makroskopische Unterscheidung zwischen pathologischem und normalem Gewebe sogar für erfahrene Neurochirurgen intraoperativ äußerst schwierig sein kann. Die 14 suboptimale Visualisierung in der Resektionshöhle oder eine Zwischenschicht vermutlich gesunden Gewebes könnten auch zu dem falschen Eindruck einer kompletten Resektion führen. Klinische Studien zur Abklärung des Einflusses der Tumor-Resektion haben unter ähnlichen Problemen gelitten: Erstens sind Studien häufig inhomogen in der Definition von Kriterien zur Festlegung des Ausmaßes der Resektion sowie prä- und postoperativen Tumor-Volumen und deren Beziehung zur gesamten Überlebenszeit gewesen. Zweitens ist kritisch anzumerken, dass die Anzahl der eingeschlossenen Patienten häufig ungenügend ist, um statistisch fundierte Evidenzen zu schlussfolgern. Drittens sind die Studien mit verschiedenen Bildaufbereitungstechniken und volumetrischen Methoden durchgeführt worden, wodurch Schwierigkeiten in der Vergleichsführung bestehen. Insgesamt haben diese Faktoren zum allgemeinen Eindruck geführt, dass der chirurgische Aspekt der Neuroonkologie weniger Einfluss auf die gesamte radiotherapeutische Überlebenszeit Behandlung. hat als Mittlerweile die sind anschließende jedoch chemo- mehrere und neuartige intraoperative Visualisierungstechniken entwickelt worden, die objektive Bewertungen des Ausmaßes der Tumorresektion erlauben. Als ausgezeichnete Beispiele dienen die Integration des intraoperativen MRT [70, 61, 136], die Visualisierung von vitalem Tumor mit 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) [112, 113, 111], ein intraoperatives elektrophysiologisches Brain-Mapping [98, 17], und die intraoperative Sonographie [126, 38]. Das Stratifizieren von Patientenrisiken in den klinischen Studien hat das Erreichen einer endgültigen Antwort weiter kompliziert. Neben traditionell akzeptierten Faktoren wie der Allgemeinzustand des Patienten [103], Alter [9], Nähe zu funktionell eloquenten Hirnarealen [70], multilokuläre Manifestationen [99] und der Nachweis eines zentral nekrotischen Areals [49], sind neuartige molekulare Faktoren in den letzten Jahren entdeckt worden, die den polyklonalen und heterogenenen Charakter von Glioblastomen betonen. Diese sind auch für die Heterogenität von Patienten-Kohorten in randomisierten Studien verantwortlich. Um dieses Problem adäquat zu lösen ist eine größere Gruppe von Patienten erforderlich, sodass eine homogene Verteilung erreicht wird. Insgesamt wurden 102 Artikel (bis zum März 2013) über das Management von malignen Gliomen identifiziert, von denen dann alle hinsichtlich ihrer Relevanz analysiert wurden. Zehn davon waren in Frage kommende klinische Studien gewesen, 15 die sich auf das Ausmaß der Resektion (Tabelle 1) konzentriert hatten. Da die meisten neurochirurgischen Studien retrospektiv waren und heterogene Ergebnisse zeigten, mussten einige methodologische Aspekte wie chirurgische Techniken und bildgebende Darstellungen in Betracht gezogen werden. Bis dato ist eine makroskopisch komplette Resektion definiert als Resektion des kontrastmittelaufnehmenden Areals in der MRTBildgebung. Hierbei verbleiben mikroskopische Tumoranteile auf Zellniveau, die mit klinisch gängigen Techniken nicht feststellbar sind. Welcher ist dann die state-of-the-art Methode der Bestimmung des Erfolges einer Tumor-Resektion? Mit der Einführung der fluoreszenzgestützten zytoreduktiven Neurochirurgie war eine fortgeschrittene Visualisierungsmethode etabliert, welche es erlaubt bis auf Zellniveau mit einer Submillimeter-Auflösung und sicherer TumorSpezifität die Visualisierung aufzulösen und somit die zurzeit unerreichbare Auflösung für MRT-Standartgeräte zu überholen. Wegen der Möglichkeit der dreidimensionalen Rekonstruktion mit Darstellung der Wechselbeziehungen zwischen Tumor und funktionell eloquenten Hirnarealen jedoch, wird das MRT im Allgemeinen als Methode der Wahl für die Tumorvolumetrie akzeptiert. Interessanterweise hatten nur vier der neun Studien intraoperative Visualisierungsmethoden zur fortlaufenden Tumorvolumetrie angewendet. Der derzeitige Konsens besteht darin, dass eine Resektion von mehr als 98 % oder eine makroskopisch komplette Resektion wann immer möglich vorzuziehen ist, während eine Biopsie als die schlechteste Behandlungsauswahl mit der kürzesten Überlebenszeit betrachtet wird. In zwei Studien wurden statistisch signifikante Ergebnisse auch bei einer niedrigeren Tumorschwelle erreicht, was mutmaßlich sogar einen Überlebensvorteil brachte. Diese Schwelle lag bei 78 % (p <0.0001) [88] bis 89 % (p=0.04) [49]. Ein näherer Blick auf die erste von den zwei oben erwähnten Studien zeigt, dass die Patientendaten im Laufe mehrerer Jahre, mit verschiedenen Operations-, Radio- und Chemotherapie-Protokollen gesammelt wurden. Dieses Faktum schwächt die Gültigkeit der Ergebnisse deutlich und macht weitere Studien mit vergleichbaren adjuvanten Therapie-Protokollen notwendig. Die fluoreszenzgestützte Operation mit 5-ALA wurde in nur einer der vier Studien verwendet [110], während das iMRT in den anderen drei Studien als Technik mit involviert war [48, 93, 96, 97]. Die Ergebnisse dieser vier Studien (Tabelle 1) ergeben eindeutig, dass die bildgestützte Neurochirurgie eine überlegenere und maßgeschneiderte Resektion gegenüber der konventionellen Weißlicht-Neurochirurgie ermöglicht. Der Vorteil 16 intraoperativer Bildgebungstechniken liegt in der Option pathologisches Gewebe, welches sonst mit Weißlicht nicht sichtbar wäre, zu identifizieren. Künftige Kombinationen dieser intraoperativen bildgestützten Verfahren müssen weiter untersucht werden, um durch die gegenseitige Erhöhung der Vorteile und Senkung der jeweiligen Nachteile das Ausmaß der Resektion maligner Gliome ohne neue postoperative Defizite noch weiter zu steigern. Im Falle des intraoperativen Doppelvisualisierungsverfahrens (DIV) mit fluoreszenzgestützter Operation und intraoperativem MRT mit integrierter funktioneller Neuronavigation gelang es, die umfassende Planung und Durchführung höchst präziser Operationen mit maximaler Schonung der funktionell eloquenten Hirnareale zu erreichen, insbesondere in Patienten-Kohorten mit funktionellen Grad II Tumoren (nach Sawaya) [23]. Sechs Studien basierten auf der herkömmlichen Weißlicht-Mikrochirurgie und waren entsprechend mit inhärenten Fallen gespickt [51, 22, 49, 88, 59, 130]. Einheitlich für alle Studien war die Tatsache, dass eine makroskopisch komplette Resektion (Schwelle > 98% Tumor-Resektion) zu einer verlängerten Überlebenszeit mit einem Mittelwert von 150 Tagen im Vergleich zu einer unvollständigen Resektion geführt hatte (das entspricht 21 Wochen oder 5 Monaten). Die Quintessenz dieser Datenbankanalyse ist, dass das Ausmaß der Tumor-Resektion tatsächlich eine positive Korrelation mit der Verlängerung der gesamten Überlebenszeit (Tabelle 1) zeigt. An diesem Punkt verdient die Durchführbarkeit der Totalresektion besondere Aufmerksamkeit. Die Tumorlokalisation ist natürlich eine der primär limitierenden Faktoren beim Erreichen dieses Ziels. Zum Beispiel gelingt eine makroskopisch komplette Resektion in funktionell stillen Hirnarealen deutlich einfacher – sogar mit dem Luxus einer komfortablen Resektion bis in das gesunde Gewebe, wohingegen Tumoren innerhalb kritischer Hirnareale nicht reseziert werden können (Abb. 2). Tumoren, die zwischen diesen zwei Extremen liegen, stellen die wahre Herausforderung an die operative Neuroonkologie dar. Hier muss ein Drahtseilakt mit der unzulänglichen Resektion wegen der Sorge der Schädigung der angrenzenden funktionell eloquenten Hirnareale auf einer Seite und einer radikalen Resektion mit den unvermeidlichen postoperativen neurologischen Defiziten auf der anderen Seite vollführt werden. Zur Lösung dieses Problems hat eine einfache, aber elegante Klassifikation gemäß Sawaya [92] beigetragen, die ihre Vorteile durch die Möglichkeit schneller Entscheidungen bezüglich der Notwendigkeit weiterer spezialisierter, diagnostischer Bildaufbereitung vor der Operation erörtert. So sind funktionelle Grad I Tumoren in 17 funktionell nicht eloquenten Hirnarealen gelegen, wohingegen funktionelle Grad II Tumoren in der Nähe funktionell eloquenter Hirnareale bezeichnen. Funktionelle Grad III Tumoren liegen innerhalb funktionell wichtiger, eloquenter Hirnareale (Abb. 2). Im Gegensatz zu funktionellen Grad I Tumoren benötigen funktionelle Grad II oder III Tumoren unbedingt weitere präoperative diagnostische Bildaufbereitungsstudien mit Darstellung relevanter, funktionell eloquenter Hirnareale (Abb. 3). Die Notwendigkeit einer funktionellen Graduierung ist deshalb sinnvoll für die Durchführung einer Operation oder Planung einer passenden Trajektorie im Falle einer Biopsie. Eine makroskopisch komplette Resektion kann bei funktionellen Grad I Tumoren durch herkömmliche Mikrochirurgie-Techniken sowie in allen funktionellen Grad II Tumoren unter Zuhilfenahme funktioneller Visualisierungstechniken leicht erreicht werden (d. h. funktionelle Neuronavigation - Abb. 3), wohingegen im Falle der funktionellen Grad III Tumoren nur eine Teilesektion oder manchmal sogar allein eine Biopsie durchgeführt werden kann. Neigung zum Rezidiv als Argument gegen eine operative Behandlung Aufgrund des diffusen und infiltrativen Wachstums rezidivieren maligne Gliome. Dies stellt einen Rückschlag für die Patienten und eine ernsthafte Therapieherausforderung dar. Der Kampf gegen das Rezidiv bei malignen Gliomen hat eine lange Geschichte, beginnend mit nicht erfolgreichen ausgedehnten Lobektomien und sogar Hemispherektomien [80, 101]. Das Outcome solcher Verfahren ließ annehmen, dass disseminierte Partisanen-Zellen oder Tumor initiierende Stammzellen das normale Hirnparenchym durchgeführt, bereits infiltriert hatten. Diese radikalen Operationen wurden als radiologische Untersuchungsmöglichkeiten noch in den Kinderschuhen steckten. Obwohl in der Literatur nur einzelne Fälle der Metastasierung maligner Gliome außerhalb des ZNS beschrieben sind, gilt die Organtransplantation von Gliompatienten als Risikofaktor, weswegen Patienten mit malignen Gliomen als ungeeignet für Organspenden gelten [135, 60, 8]. Obwohl die Gründe für diese vermutete Dissemination und die Mechanismen einer möglichen Übertragung letztendlich unklar sind, deuten genetische Daten darauf hin, dass die Heterogenität der Gliome in den Stammzellen- und neuronalen Vorläuferzellen als Ursprung liegen könnten [100, 87, 79]. Es wäre hier wichtig zu erwähnen, dass vom Menschen isolierten Stammzell-ähnlichen neuronalen Vorläuferzellen aus Glioblastom-Biopsaten [100, 26] Angiogenese induzieren können 18 [82, 128]. Ausführliche Profile von Glioblastom-Gewebeproben haben relevante genetische Aberrationen gezeigt: Mutationen in den TP53, NF1 und ERBB2 Loci treten oft auf, und häufige genetische Läsionen der IDH1 Gene wurden in sekundären Glioblastomen entdeckt [76]. Darüber hinaus unterscheiden sich die Driver Mutationen pädiatrischer Glioblastome von denen der Erwachsenen [94]. Eine wichtige Ursache des Entstehens von Frührezidiven könnte an die nicht standardisierte und somit nicht zuverlässige Methode der Bestimmung bzw. Einschätzung des Ausmaßes der Tumorresektion liegen. Obwohl oft über eine makroskopisch komplette Resektion bzw. Totalentfernung berichtet wird, fehlt eine Objektivierung des Tumorvolumens vor oder nach der Operation entweder gänzlich oder wird gar nicht definiert [47]. Mit einer makroskopisch kompletten Resektion wird eine vollständige Entfernung des präoperativ vorbestimmten kontrastmittel- aufnehmenden Areals gemeint. Nach einer Operation stellt die postoperative MRTBildgebung den Gold-Standard in der Bestimmung des Operationserfolges dar. Im Idealfall sollte dies im Rahmen der iMRT-Bildgebung erfolgen, andernfalls sollte eine postoperativ verzögerte MRT-Bildgebung innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Operation stattfinden. Die genaue prä- und postoperative Volumetrie ist für die Beurteilung des Operationserfolges sowie Anpassung der weiteren Behandlung daher grundlegend wichtig. Validierte Kriterien sind für das Monitoring einer Radio- und Chemotherapie bei Gliompatienten etabliert und sind für die Anpassung und den Vergleich klinischer Studien für den Kliniker hilfreich [56, 132]. Die RANO (Response Assessment in Neuro-Oncology) Kriterien schließen 2-dimensionale in den CT- (CT mit Jod-Kontrastmittelverstärkung) oder 3-dimensionale in den MRT-Bildgebungen (T1 Gadolinium-Kontrastmittelverstärkung oder T2-FLAIR Sequenzen) Tumorab- messungen ein. Obwohl genaue und zuverlässige Methoden der Tumorvolumetrie existieren, sind noch keine objektiven Protokolle für die Tumorresektion etabliert. Viele akademische neurochirurgische Zentren nutzen etablierte prä- und postoperative T2-FLAIR Sequenzen für 3-dimensionale volumetrische Abmessungen in deren klinischer Routine. Ein weiterer Progress in diesem Gebiet wird in der Entwicklung Computerassistierter Algorithmen liegen, welche die Vergleichbarkeit neurochirurgischer operativer Techniken und klinischer Studien ermöglichen werden. Somit hat die Einführung der intraoperativen Visualisierung von Tumorgewebe sowie die Möglichkeit eines Second-Looks während der operativen Sitzung durch das iMRT und durch 19 biologisch aktive Fluoreszenzmarker deutliche Vorteile mit sich gebracht [117, 70, 71, 112, 19, 23, 98]. Obwohl die genetische Komposition rezidivierender Glioblastome noch erklärt werden muss, bleibt die Neurochirurgie zumindest für die Tumorentlastung zwingend notwendig. Postoperative Aspekte und operative Prädiktoren Trotz einer aggressiven multimodalen Behandlung, haben Glioblastome eine weiterhin schlechte Prognose, und alle Patienten sterben schließlich an der Krankheit oder den in Zusammenhang stehenden Komplikationen. Dennoch ist es in den letzten Jahren durch zunehmende Kenntnisse der Tumorpathophysiologie zu einer allmählichen Verlängerung der Überlebenszeit gekommen. Die Mehrheit der klinischen Studien hat sich auf die Optimierung der Radiochemotherapie-Protokolle mit Einbeziehung klinischer und molekularer Aspekte konzentriert [31, 102, 130]. Wegen der inhomogenen Verteilung in bestimmten Studiengruppen liegt die Gefahr hier trotz aller Anstrengungen im Erzielen nicht repräsentativer Ergebnisse. Obwohl die Bedeutung des Ausmaßes der Resektion maligner Gliome seltener in Betracht gezogen wird, haben mehrere Studien einen eindeutigen Zusammenhang zwischen erhöhter Zytoreduktion und Verlängerung der Überlebenszeit gezeigt [88, 59]. Außerdem zeigen mehrere Studien eine eindeutige Korrelation zwischen einer erhöhter Zytoreduktion und einer besseren Antwort auf die adjuvante Behandlung mit einer entsprechenden Verlängerung der Überlebenszeit in vergleichbaren Studiengruppen [48, 110, 96, 59]. Neben den molekularen und klinischen Faktoren ist das Ausmaß der Resektion eindeutig als ein unabhängiger prognostischer und eventuell auch prädiktiver Faktor nachgewiesen worden. Da aktuelle Studien gezeigt haben, dass der Einfluss des restlichen Tumorvolumens von kritischer Bedeutung in der Evaluation der Prognose (Tabelle 1) ist, würde das Ignorieren des Ausmaßes der Tumor-Resektion zur Gefahr eines nicht repräsentativen Bias führen. Bei der umfassenden Evaluation der aktuellen Literatur wurden die besten Ergebnisse in den Fällen erreicht, wenn mehr als 98-% der Tumormasse reseziert wurden. Eine Rationale für dieses Ergebnis könnte auf der Grundlage der folgenden theoretischen Betrachtung der Tumor-Mikroumgebung bestehend aus mindestens drei heterogenen Arealen (Abb. 3A, B) erklärt werden [91]. Die Tumor-Zone I besteht aus dem TumorHauptteil, der die 'Kern- oder Zentralzellen' beinhaltet und den kontrastmittelanreichernden Arealen in der MRT-Bildgebung entspricht. Die Tumor- 20 Zone II, auch als die peritumorale Zone bezeichnet, entspricht dem Areal des perifokalen Ödems in der MRT-Bildgebung und schließt 'transitorische Zellen' mit ein, die nicht alle histopathologischen Merkmale der „Kernzellen“ aufweisen. Diese Zone ist wahrscheinlich biologisch am aktivsten und besteht neben einzelnen Tumor-Zellen aus mikroglialen Zellen, die die Polizei des Immunsystems darstellen und darüber hinaus Hypervaskularisation- und Endothelial-Proliferate beinhalten. Im Falle maligner Gliome führt die Akkumulation mikroglialer Zellen leider zu keiner adäquaten Immunantwort [20]. Tumor-Zone III scheint klinisch inaktiv zu sein und besteht aus makroskopisch gesundem Hirngewebe mit einzelnen verstreuten Tumor-Zellen ('Partisanzellen'). Verschiedene Faktoren werden in diesen Zonen produziert, die das Tumor-Wachstum fördern sowie die Mikroumgebung zu Gunsten der Neoplasie anpassen. Diese Faktoren fördern die Gliom-Progression durch Induktion von Angiogenese, die Verstärkung des perifokalen Ödems, die Induktion von neuronalem Zelltod, das Paralysieren immunkompetenter Zellen, und die Stimulation der Proliferation und Invasion (Abb. 3A, 3B) [20, 19, 81, 6, 35]. Im Idealfall erreicht man durch eine makroskopisch komplette Resektion die Entfernung der Tumor-Zone I mit nur einer Teilresektion der Tumor-Zone II. In seltenen Fällen kann eine ganze Resektion der Tumor-Zone II auch erreicht werden. Jedoch ist eine vollständige Resektion aller Tumor-Zonen praktisch unmöglich. Aus einer mathematischen Sichtweise betrachtet, heißt das - sogar im Falle einer makroskopisch kompletten Resektion – dass, ungefähr 106-107 Tumor-Zellen unvermeidlich zurückbleiben (Abb. 3c). Obwohl eine nachfolgende Radiochemotherapie zur weiteren Tumor-Zellverminderung führt, bleiben unweigerlich einige widerstandsfähige als Partisanen-Zellen oder Gliom-Stammzellen bezeichnete Zellen übrig, aus denen sich das Tumorrezidiv entwickelt. In diesem Fall wird der Zyklus von einer Operation gefolgt von einer Radiochemotherapie wiederholt, welcher wieder zu einer weiteren Selektion an immer widerstandsfähigeren Tumor-Zellen führt. Durch diese Selektion wird die Zeit zum Rezidiv mit jedem aufeinander folgenden Zyklus reduziert. Irgendwann wird dann ein Zeitpunkt erreicht, als weder eine Operation noch eine Radiochemotherapie in der Lage sind, den Tumor-Progress aufzuhalten. Im Wesentlichen ist die neuroonkologische Behandlung deshalb ein Wettlauf mit der Zeit bis die aktuellen Grenzen der Behandlung erreicht werden (Abb. 5). Ergebnisse der Studien, die alle Faktoren in Betracht ziehen sind sehr unsicher, da in der natürlich suboptimalen Verteilung von Untergruppen innerhalb der Studien mit einer niedrigen Patienten-Zahl ein gewisser 21 Bias unvermeidlich ist. Für Klasse I Beweise wäre es ideal, wenn beabsichtigt eine Zytoreduktion in verschiedenen, vorbestimmten Ausmaßen erzielt wird, was ethisch ein schwieriges Szenario darstellt. So könnte homogen die Effektivität in verschiedenen Untergruppen mit subtotaler (> 80 %), fast kompletter (> 95 %) und totaler (> 98 %) Resektion untersucht werden. In der Realität jedoch ist die Verteilung in Untergruppen gemäß dem Ausmaß der Resektion nur im Anschluss an die maximal ausführbare Resektion möglich. Das bedeutet, dass die restliche Tumor-Masse größtenteils wegen der Lokalisation in funktionell eloquenten Hirnarealen nicht reseziert wird. Da dieser Nachteil nicht vermieden werden kann, müssen wir mit den Daten arbeiten, die wir zur Hand haben. Bis jetzt gibt es gute Belege dafür, dass eine maximale Zytoreduktion bei Erhaltung des neurologischen Status quo, d.h. ohne resultierende neurologische Ausfälle, im Interesse der Glioblastom-Patienten liegt. Wird das Ausmaß der Resektion isoliert betrachtet, weisen zahlreiche Daten darauf hin, dass dies eine Differenz der Überlebenszeit von 5 Monaten zwischen totaler und unvollständiger Resektion bedeutet [110]. Obwohl zwischenzeitlich belegt ist, dass verschiedene klinische und molekulare Faktoren lebenswichtig in der Bewertung und Behandlung von Glioblastomen sind, scheint der chirurgische Aspekt in Bezug auf den zweifellos positiven Wert der maximal durchführbaren Zytoreduktion leider ignoriert worden zu sein. Vor drei Jahrzehnten war der Traum des Neurochirurgen eine komplette Resektion der Tumor-Zone I zu erreichen ohne neurologische Ausfälle zu verursachen. Heute erlauben Fortschritte in der intraoperativen Bildaufbereitung eine genaue TumorResektion sogar neben eloquenten Hirnarealen durchzuführen und sowohl die TumorZone I als auch II mit weniger Komplikationen ins Visier zu nehmen. Hierdurch wird auch die erneute Betrachtung der Möglichkeit einer zunehmenden Radikalität in der derzeit inoperablen Tumor-Zone III gefördert werden. Das Verfahren der „Dualen Intraoperativen Visualisierung“ Trotz ständiger Debatten um die operative Zytoreduktion bösartiger Gliome gibt es einen klaren Konsens, dass das Ausmaß der Tumorresektion das Gesamtüberleben verbessert. Die schwierige Diskrimination zwischen normalem und pathologischem Gewebe erschwert aber die maximale Tumorresektion deutlich. In diesem Zusammenhang wurden zwei etablierten Methoden für die Tumorvisualisierung, die fluoreszenzgestützte Resektion mit 5-ALA und das intraoperative MRT (iMRT) mit integrierter funktioneller Neuronavigation im Rahmen einer doppelten intraoperativen Visualisierung (DIV) evaluiert. Siebenunddreißig Patienten wurden in die Studie eingeschlossen, bei denen bildmorphologisch der Verdacht auf ein malignes Gliom 22 (WHO Grad III oder IV) bestand. Einundzwanzig experimentelle Sequenzen, die eine komplette Resektion gemäß der 5-ALA Technik zeigten, wurden durch das iMRT bestätigt. Vierzehn Sequenzen, die eine komplette Resektion gemäß der 5-ALA Technik zeigten, konnten durch das iMRT nicht bestätigt werden, da durch das iMRT Tumorreste detektiert wurden. Eine weitere Analyse zeigte, dass diese Sequenzen als funktionelle Grad II Tumoren (neben funktionell eloquenten Areale) klassifiziert werden konnten. Die Kombination der fluoreszenzgestützten Resektion und der intraoperativen Evaluation mittels Hochfeld-MRT hatte das Ausmaß der Tumor-Resektion in dieser Untergruppe maligner Gliome neben funktionell eloquenten Hirnareale von 61.7 % auf 100 % signifikant gesteigert; 5-ALA allein ist somit im Erreichen einer Totalresektion, ohne das Risiko postoperativer neurologischer Defizite zu erhöhen, ungenügend. Außerdem war das iMRT in Kombination mit einer funktionellen Neuronavigation im Falle funktioneller Grad III Gliome der 5-ALA Resektionstechnik deutlich überlegen. Das Ausmaß der Resektion konnte von 57.1 % auf 71.2 % gesteigert werden ohne postoperative neurologische Defizite zu verursachen. Gliome stellen die am häufigsten auftretenden primären Hirntumoren dar, wobei Glioblastome als die höchstmaligne eingestuft werden [131, 123]. Aktuelle Strategien inklusive Operation und kombinierter Radiochemotherapie verlängern die Überlebenszeit lediglich um einige Monate [48, 46]. Die Mehrheit der aktuellen Studien konzentriert sich auf die Entwickelung und Verbesserung chemotherapeutischer Protokolle [115, 138, 133]. Es wurde nachgewiesen, dass die Effektivität der Radiochemotherapie umgekehrt proportional zum verbleibenden Tumorvolumen ist [51]. Die Patienten, bei denen lediglich eine Biopsie durchgeführt wurde, hatten gegenüber anderen Patienten bei denen eine erweiterte Resektion erreicht wurde bei gleicher Radiochemotherapie eine durchgehend kürzere Überlebenszeit gezeigt [120]. Trotz laufenden Debatten über den Stellenwert der zytoreduktiven Neurochirurgie, zeigen unabhängige Evidenzlinien, dass das Ausmaß der Resektion bei malignen Gliomen trotzt fehlender Klasse I Beweise aus prospektiven Studien [19, 1, 49, 124] ein Prädiktor für das Überleben ist [44, 45]. Andererseits steigert eine zunehmend aggressive Resektion das Risiko der Entwickelung neuer neurologischer Defizite, welche wiederum zu einer Verschlechterung der Lebensqualität und darauffolgenden Verkürzung der Gesamtüberlebenszeit führen [58]. Entsprechend ist das Ziel der Operation in der Neuroonkologie das Erreichen einer maximal möglichen Tumorresektion ohne iatrogen induzierte neurologische Defizite zu verursachen. Durch mikrochirurgische Verfahren ohne intraoperative Bildgebung 23 konnte eine makroskopisch komplette Resektion in weniger als 30% aller Fälle erreicht werden [44, 1]. Ein signifikantes Hindernis für eine makroskopisch komplette Resektion maligner Gliome liegt darin, intraoperativ vitales Tumorgewebe vom normalen Hirnparenchym unterscheiden zu können. Des Weiteren hatten Operationen in funktionell eloquenten Hirnarealen eine weniger aggressive Vorgehensweise erfordert, um postoperative neurologische Defizite zu vermeiden. Da hierdurch signifikante Tumorvolumina in situ blieben, wurden verschiedene operative Verfahren entwickelt, um diese Nachteile zu beseitigen und eine makroskopisch komplette Resektion zu erleichtern. In diesem Zusammenhang stellt die fluoreszenzgestützte Neurochirurgie mit 5-ALA ein vielversprechendes Verfahren dar. Oral verabreichtes 5-ALA ist in der fluoreszenzgestützten Chirurgie klinisch getestet und erlaubt die direkte Visualisierung von Tumorgewebe während der Operation [107]. Die entsprechende 5-ALA Studie hatte häufiger eine makroskopisch komplette Resektion kontrastmittelanreichernder Areale gezeigt und nach der adjuvanten RadioChemotherapie zu einem verlängerten progressionsfreien Überleben bei Patienten mit einem Glioblastom geführt [107]. Eine makroskopisch komplette Resektion konnte in ca. 60% der Fälle mit 5-ALA im Gegensatz zu unter 30% bei Operationen mit konventionellem Weißlicht Resektionsraten sollten erreicht mögliche werden [119]. Trotzt Einschränkungen beim solch verbesserten Erreichen einer makroskopisch kompletten Resektion weiterer untersucht werden. In der ersten prospektiven 5-ALA Studie wurde „localisation did not enable complete resection of contrast-enhancing tumor as decided by the individual surgeon“ als Kriterium angegeben [107]. Neben der Tumorlokalisation in der Nachbarschaft funktionell eloquenter Hirnareale wurden weitere Kriterien identifiziert, welche eine makroskopisch vollständige Resektion erschweren. Dazu gehören unter anderem ein schlechter Blickwinkel durch das Operationsmikroskop, eine inkorrekte Bewertung unterschiedlicher Intensitäten der Lumineszenz und eine Zwischenschicht gesunden Hirngewebes, die das pathologische Gewebe verdeckt. Um diese Probleme genauer definieren zu können, wurde die fluoreszenzgestützte 5-ALA Operation durch das iMRT mit integrierter funktioneller Neuronavigation bei Patienten mit malignen Gliomen bewertet. Die Kombination beider Verfahren in Bezug auf die Durchführbarkeit ist bereits in mehreren Studien gezeigt worden [119, 53]. Wegen der Heterogenität maligner Gliome sind Patienten-Untergruppen, die besonders aus diesem kombinierten Verfahren profitieren könnten, noch nicht identifiziert worden. Hier wurde das Ausmaß 24 der 5-ALA gestützten Resektion individuell durch das iMRT sowie durch die quantitative Volumetrie der kontrastmittelanreichernden Strukturen kontrolliert. Das primäre Ziel dieser Studie war es zu bestimmen, ob eine duale intraoperative Visualisierung (DIV) bestehend aus einer Kombination von zwei Modalitäten mit primärer 5-ALA gestützter Resektion und nachfolgender iMRT-Kontrolle mit Einbezug der Daten der integrierten funktionellen Neuronavigation eine maximal mögliche Resektion maligner Gliome in der Nähe von funktionell eloquenten Hirnareale (funktionell Grad II gemäß Sawaya [92]) ermöglichen könnte. Die vorausgesehenen Operationsschwierigkeiten, die während der Operation gemäß dem 5-ALA Signal entstanden sind (Nachbarschaft zu funktionell eloquenten Hirnareale, stark gegen helles Signal, verdeckte Strukturen und Operationsbetrachtungswinkel), konnten durch das DIV-Verfahren gut kontrolliert werden, sodass das Ausmaß der Resektion insbesondere bei funktionellen Grad II Tumoren maximiert werden konnte. 25 Material und Methoden Eine Gruppe von siebenunddreißig Patienten wurde im Rahmen einer prospektiven Studie vom April 2009 bis April 2012 (Abbildung 1) analysiert. Das Patientenalter zum Operationszeitpunkt betrug zwischen 33 und 75 Jahren. Alle Patienten hatten eine orale Dosis von 20 mg/kg Körpergewicht einer frisch durch das Auflösen von 1.5 g von 5-Aminolävulinsäure in 50 ml Trinkwasser zubereiteten Lösung 3 h vor Einleitung der Narkose gemäß vorher veröffentlichter Protokolle erhalten [107]. Die primäre Operation war fluoreszenzgestützt mit einer nachfolgenden Kontrolle mittels Siemens Magnetom 1.5 Tesla intraoperativem MRT Scanner mit integrierter BrainLab VectorVision Neuronavigation. Ein Carl Zeiss OPMI Pentero Operationsmikroskop mit Xenon weißem Licht sowie eine blaue Quelle für die Fluoreszenz-Bildaufbereitung wurde mit Co-Registrierung im BrainLab Vektor-Vision Neuronavigationssystem verwendet. Die verwendeten MRT Sequenzen waren T1-gewichtete MPRAGE mit intravenöser Kontrastmittelverstärkung, T2-gewichtete Sequenzen, und Diffusionssequenzen. Zusätzlich wurden MRT-Studien in BOLD-Technik sowie Diffusion Tensor Imaging integriert. Alle Tumore in dieser Serie wurden entsprechend der funktionellen Graduierung gemäß Sawaya [92] klassifiziert: Grad I – in funktionell nicht eloquenten Hirnareale gelegen, Grad II – in der Nachbarschaft funktionell eloquenter Hirnareale gelegen, Grad III - innerhalb funktionell eloquenter Hirnareale gelegen (Abbildung 2). Zusätzlich hatten alle Patienten eine präoperative funktionelle Diagnostik (fMRT und/oder MEG) erhalten. Gewebeproben wurden gemäß der aktuellen WHO-Klassifikation von Tumoren des ZNS [40] klassifiziert. Die histopathologische Begutachtung wurde durch einen Neuropathologen durchgeführt und umfasste anaplastische Gliome (WHO III) sowie Glioblastome (WHO IV). Der Karnofsky Index (KI) war der primäre klinische Bewertungsfaktor. Alle Patienten hatten einen präoperativen Index von ≥ 70%, wovon sich nur einer von 90 % auf 70 % postoperativ verschlechterte. Ausschlusskriterien waren ein schlechter präoperativer Karnofsky Index (< 70 %) oder eine vitale Abhängigkeit von gerinnungshemmender Medikation wie Blutplättchen- oder Thrombozytenaggregationsshemmer. 26 Protokoll der Dualen Intraoperativen Visualisierung (DIV) Die Tumorvolumetrie wurde unmittelbar vor der Operation durchgeführt. Die Tumorresektion wurde dann mit dem 5-ALA Signal allein durchgeführt, wobei eine vollständige Resektion durch das Fehlen eines sichtbaren Signals definiert war. Dieser Abschluss wurde zu jeder Zeit durch den Operateur bestimmt. Funktionelle Neuronavigationsdaten wurden periodisch projiziert, um unbeabsichtigten Schaden an funktionell eloquenten Hirnarealen zu verhindern. Am Ende jeder Etappe der Resektion wurde die Tumorhöhle sorgfältig inspiziert, um Tumorresiduen auszuschließen. Sobald das 5-ALA Signal nicht mehr detektiert werden konnte, wurde eine iMRT-Untersuchung durchgeführt. Im Falle, dass das durch die Einschätzung des Operateurs verifizierte Ausmaß der Resektion erreicht war, wurde die Operation beendet. Sonst wurde das restliche Tumorvolumen erneut segmentiert, und die Resektion gemäß der Neuronavigation fortgesetzt. In allen Fällen wurde das 5-ALA Signal während der Fortführung der Operation nach dem eine dünne Zwischenschicht gesundem Hirnparenchyms entfernt wurde und/oder der Betrachtungswinkel hierdurch optimiert werden konnte, erneut detektiert werden. Dieses Verfahren wurde wiederholt, bis das 5-ALA Signal nicht mehr feststellbar war und das entsprechende Fehlen kontrastmittelanreichernden Tumorgewebes durch das iMRT bestätigt wurde. Das durch das iMRT detektierte und zusätzlich resezierte Tumorgewebe wurde auch durch einen Neuropathologen untersucht und die Infiltration durch Gliom-Zellen bestätigt. Im Falle des fortbestehenden Nachweises von 5-ALA im durch die Neuronavigationsdaten als funktionell eloquent angezeigten Hirnareale wurde die weitere Resektion in der entsprechenden Richtung absichtlich angehalten. Ethik Die Verwendung des intraoperativen MRTs wurde durch die lokale Ethikkommission der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg genehmigt. Es liegt eine schriftliche Einwilligung von allen an der Studie beteiligten Teilnehmern vor. Die Studie entspricht den aktuellen Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland. Statistische Methoden: Die statistische Signifikanz wurde mit GraphPad Prism v5.02 berechnet. Ein p-Wert ≤ 0,05 wurde als statistisch signifikant betrachtet. Der McNemar Test und der Student TTest wurden für die statistische Analyse verwendet. 27 Ergebnisse Bei 36 Patienten blieb der postoperative KI unverändert. In einem Fall kam es zu einer Verschlechterung des postoperativen KI von 20 %. Bei diesem Fall lag der Tumor direkt an den Stammganglien und verursachte eine Hemiparese. Die Tumore waren homogen verteilt und zeigten keine Seitenpräferenz (Abbildung 1). Das 5-ALA Signal wurde in allen Fällen gut detektiert. Eine helle Fluoreszenz (rotes Signal) wurde als resezierbarer Tumor angesehen. Trotz ausgezeichneter Visualisierung vitalen Tumors war das Fluoreszenz-Signal in den Fällen nicht feststellbar, bei denen der Betrachtungswinkel nicht ideal war oder in den Fällen, bei denen die Tumormasse durch nichtpathologisches Gewebe (Abbildung 3B, C) bedeckt war. In 9 Fällen (24,3 %) entsprach die erste iMRT-Untersuchung dem Ausmaß der 5-ALA Resektion (Abbildung 2). Es zeichnete sich klar ab, dass im Vergleich zur herkömmlichen Neuronavigation das 5-ALA Signal wegen der genauen Auflösung bis auf zelluläre Ebene die Resektion besonders an den Tumorgrenzen erleichterte. In 12 Fällen (32,4 %) jedoch hat die iMRT-Untersuchung Tumorreste trotz des Eindrucks einer kompletten Resektion gemäß dem 5-ALA Signal (Abbildung 3A) gezeigt. Während der weiteren Operation entsprechend der erneuten Segmentierung der Neuronavigation (Abbildung 3B) war das 5-ALA Signal nach Resektion der zwischenliegenden Schicht des nichtpathologischen Gewebes wie vorausgesehen (Abbildung 3C) wieder erkennbar. Eine Resektion wurde in 16 Fällen wegen der Tumorinfiltration funktionell eloquenter Hirnareale (Abbildung 4A) beabsichtigt unvollständig durchgeführt (43,3 %). In diesen Fällen konnte ein schwaches 5-ALA Signal in der tiefe der Resektionshöhle noch detektiert werden. Die entsprechende funktionelle Neuronavigation zeigte jedoch eine Tumorinfiltration der Pyramidenbahn. Dies wurde durch eine iMRT-Untersuchung mit einer unmittelbar darauffolgenden Visualisierung der entsprechenden Pyramidenbahn zur Kompensation des Brain-Shifts durchgeführt (Abbildung 4C). Die inkompletten Resektionen wurden somit ausschließlich zur Vermeidung sicherer postoperativer neurologischer Defizite durchgeführt. In 56,7% der Fälle (100% aller beabsichtigten makroskopisch totalen Resektionen) bestätigte jedoch die iMRT-Abschlusskontrolle die vollständige 5-ALA gestützte Resektion. Es wurden folgende prozedurale Sequenzen für die Studie festgelegt: das Ausmaß der Resektion wurde durch 5-ALA bestimmt und die Ergebnisse durch das iMRT verifiziert, hieraus ergaben sich insgesamt 64 operative Sequenzen. 24 dieser Sequenzen, die 28 eine vollständige Resektion gemäß dem 5-ALA Signal zeigten wurden durch das iMRT bestätigt. 14 dieser Sequenzen, die eine vollständige Resektion gemäß dem 5-ALA Signal zeigten wurden durch das iMRT nicht bestätigt, welcher Tumorreste zeigte. 29 dieser Sequenzen zeigten Resttumor sowohl gemäß 5-ALA als auch im iMRT. In der statistischen Analyse, ergab die Anordnung dieser Sequenzen einen p-Wert = 0,0005 (McNemar) (Abbildung 5A). Dieses Ergebnis ließ annehmen, dass in der Kombination beider Modalitäten eine Untergruppe existiert, die dadurch profitiert. Um diese Untergruppe zu identifizieren, wurden die Tumore entsprechend der präoperativ erworbenen funktionellen Daten gemäß der lokalisationsabhängigen funktionellen Graduierung klassifiziert. Tumore in funktionell nicht eloquenten Arealen wurden als Grad I funktionell definiert (frontale, temporo-polare, rechts parietookzipitale Läsionen). Der funktionelle Grad II wurde als Tumorlokalisation in der Nachbarschaft funktionell eloquenter Areale definiert (in der Nähe des motorischen oder sensorischen Cortex, des Sulcus calcarinus, der Sprachzentren, des Corpus callosum, des Nucleus dentatus). Der funktionelle Grad III wurde als Tumorlokalisation in einem funktionell eloquenten Hirnareal definiert (motorisches oder sensorisches Cortex, Sehzentrum, Sprachzentren, Capsula interna, basale Ganglien, Hypothalamus / Thalamus, Gyrus dentatus). Das Ausmaß jeder Resektion wurde individuell als Prozentsatz des vorausgegangenen Tumorvolumens ausgerechnet. Interessanterweise konnte in der funktionellen Grad I Untergruppe kein Unterschied identifiziert werden (Abbildung 5A). Die beabsichtigte 100 % Resektion war durch eine Operation mit 5-ALA allein erreicht, welche durch das iMRT bestätigt wurde. Patienten, die zu der funktionellen Grad II Gruppe gehörten, profitierten signifikant vom DIV Verfahren. 5-ALA allein erreichte ein Resektionsausmaß von 71,7 % (± 7,285 sem). Die zusätzliche Verwendung des iMRT steigerte das Ausmaß der Resektion signifikant auf 100 % (p-Wert < 0,002, Student tTest). Diese Daten zeigen, dass das DIV Verfahren die maximale Tumorresektion erleichtert und hierbei die Entwickelung neuer neurologischer Defizite verhindert, insbesondere bei Patienten mit funktionellen Grad II Tumoren. In der funktionellen Grad III Untergruppe zeigte sich das iMRT in Kombination mit funktioneller Neuronavigation der 5-ALA-gestützten Resektion signifikant überlegen. Die primäre Operation mit dem 5-ALA-Signal allein - ohne mindestens die Unterstützung der funktionellen Daten - konnte wegen der Gefahr der Schädigung funktionell eloquenter Hirnareale nicht durchgeführt werden. Die Ergebnisse der Tumorresektion gemäß der 5-ALA Technik allein waren 57,6 % (± 6,01 sem), wohingegen eine weitere 29 Tumorresektion bis zu 71,2 % (± 5,257 sem) durch die zusätzliche Verwendung des iMRT erreicht werden konnte. Der Unterschied im Ausmaß der Resektion war mit einem p-Wert von p < 0,0003 (Student t-Test) statistisch signifikant. 30 Diskussion Das Ideal einer kompletten Resektion ohne postoperative neurologische Ausfälle bleibt eine Herausforderung in der chirurgischen Neuroonkologie [46]. Es ist bekannt, dass das Ausmaß der Zytoreduktion eine wichtige Rolle für das Gesamtüberleben spielt [48], am wahrscheinlichsten, weil eine reduzierte Tumormasse die Effektivität von adjuvanten Therapien steigert [7, 108]. Jedoch stellen die Visualisierung und die intraoperative Unterscheidung zwischen gesundem und pathologischem Gewebe noch ein signifikantes Hindernis im Erreichen des Ziels einer makroskopisch kompletten Resektion dar. Die zwei gut untersuchten und etablierten Methoden für die Tumorvisualisierung, 5-ALA als ein biochemischer Marker und das iMRT als eine morphologische Methode, wurden vorher unabhängig verwendet. Das iMRT erlaubt eine Einschätzung des Resektionsausmaßes in Echtzeit und ermöglicht dadurch eine zusätzliche Zytoreduktion während desselben Verfahrens in etwa 40 % der Operationen [69]. Das iMRT stellt deshalb eine sofortige Qualitätskontrolle zur Verfügung, mit zusätzlicher Kompensation potentieller Fehler durch Brain-Shift beim Aktualisieren der Daten der Neuronavigation mit intraoperativen bildgebenden Daten – einschließlich der Möglichkeit beteiligte Nervenbahnen erneut zu berechnen und darzustellen. Hierdurch erhöht die Verwendung des iMRT die Radikalität in der GliomChirurgie ohne die Morbidität zu erhöhen [68]. Jedoch ist das iMRT noch auf neurochirurgische Spezialzentren eingeschränkt und vertritt kein neurochirurgisches Standartverfahren. Dies ist von besonderer Wichtigkeit, da eine steigende Anzahl neurochirurgischer Teams 5-ALA als Standartverfahren nutzen. Einzeln betrachtet erhöhen beide Methoden signifikant die Erfolgsrate der makroskopisch kompletten Resektion im Vergleich zu der klassischen Gliom-Chirurgie [70, 24]. Das 5-ALA Verfahren basiert auf biochemischen Reaktionen mit einem erhöhten Zellauflösungsvermögen in Tumorzellen und ergibt einen ausgezeichneten Überblick am Resektionsrand [104]. Eine Studie, die ein multimodales Verfahren in der Gliom-Chirurgie mit Analyse der Beziehung zwischen 5-ALA Signal und dem Ausmaß und der Ausprägung der Kontrastmittelanreicherung in präoperativen MRT Neuronavigationssequenzen untersuchte, zeigte eine hohe positive Korrelation [84]. Trotz vorher existierender Ausschlusskriterien wird der Neurochirurg, der sich für das 5-ALA Verfahren entscheidet, noch mit mehreren Hürden konfrontiert, die eine komplette Resektion verhindern. 31 Unsere Studie bestätigt die Tatsache, dass die Effektivität der 5-ALA-gestützten Operation völlig von der direkten Visualisierung fluoreszierender Areale abhängig ist. Bei der Verwendung von 5-ALA allein, ist sogar eine dünne Zwischenschicht nichtpathologischen Gewebes – oder ein Blickwinkel ohne direkte Sicht – ausreichend, um zum falschen Eindruck einer kompletten Tumorentfernung zu führen [24]. Außerdem konnte die 5-ALA-gestützte Operation ohne funktionelle Daten – insbesondere in der Nachbarschaft von funktionell eloquenten Hirnareale – auf eine erhöhte Radikalität auf Kosten der erhöhten Gefahr von postoperativen neurologischen Defiziten hinauslaufen. Die darauffolgende Verschlechterung der Lebensqualität würde dann zu einer Verkürzung der Überlebenszeit führen. Es ist wichtig, an dieser Stelle zu erwähnen, dass eine andere bedeutende neurochirurgische Technik, nämlich das intraoperative funktionelle Mapping von funktionell eloquenten Arealen zur tumorchirurgischen Behandlung auch angewendet werden kann [17, 13, 86]. Diese Form der Operation ist nicht weitverbreitet – viele Zentren bevorzugen die präoperative Visualisierung funktionell eloquenter Hirnareale mit Durchführung der Operationen auf der Grundlage dieser funktionellen Neuronavigation ohne intraoperative Stimulation [69, 68, 70]. Das konnte im Prinzip als ein Nachteil unserer Studie betrachtet werden, weil sie sich an den funktionell eloquenten Hirnarealen mit iMRT ohne Wachoperationen orientiert. Es sollte in einer getrennten Studie untersucht werden, ob die Kombination von 5-ALA, iMRT und intraoperativem funktionellen Mapping zu einer noch weiteren Erhöhung der Radikalität der Resektion bei funktionellen Grad II und III Tumoren führen könnte. Tatsache bleibt, dass neben ihren bedeutenden individuellen Vorteilen alle diese Techniken auch bedeutende Nachteile haben – da sich diese Studie nur auf 5-ALA und das iMRT konzentriert, sind die entsprechenden Vorteile und Nachteile dieser zwei Techniken erwähnt worden. Der Vorteil von iMRT als ein anatomisches Werkzeug liegt in der Fähigkeit mit einem 3-dimensionalen Plan ohne die Notwendigkeit einer direkten Visualisierung arbeiten zu können. Die Limitierung liegt in der Schwierigkeit in der genauen Identifikation von Tumorrändern, welche bei einer zunehmenden Nähe zu den funktionell eloquenten Hirnarealen an Relevanz entsprechend zunimmt. Außerdem ist das iMRT eine so genannte Offlinemethode, weil seine Anwendung die Unterbrechung der laufenden Operation notwendig macht, um die Ergebnisse bewerten zu können. Als eine Echtzeit Online-Methode hilft das 5-ALA-Signal pathologisches Gewebe zu identifizieren, das sonst vom bloßen Auge während der Resektion selbst nicht sichtbar sein würde [108]. 32 Bei der Bewertung der 5-ALA-gestützten Resektion in Kombination mit dem iMRT kann interpretiert werden, dass die angewandte Kombinationsmethode eine ausgezeichnete Synergie beider Methoden zeigt. Obwohl keine Methode unfehlbar ist, ergänzen sie sich untereinander, um genauere und radikalere Resektionen zu erreichen. In der Untergruppe der funktionellen Grad I Tumore konnte, wie erwartet, kein statistischer Unterschied gezeigt werden: Eine 100-%-Tumor-Resektion, wie durch das iMRT bestätigt, konnte unabhängig ohne weitere Hilfsmittel für die 5-ALA gestützte Operation allein erreicht werden. Dies ist auch eine logische Konsequenz, dass funktionelle Grad I Tumoren makroskopisch vollständig nur mit 5-ALA reseziert werden können [92]. Unsere Studie hat sich auf Tumore der Untergruppe des funktionellen Grades II [92] konzentriert (d. h. in der Nachbarschaft funktionell eloquenten Hirnareale), in der die Verwirklichung einer theoretisch möglichen makroskopisch kompletten Resektion ohne neue postoperative neurologische Defizite – sonst sehr schwierig mit irgendeiner der Modalitäten allein – durch die Kombination von 5-ALA und iMRT technisch möglich wäre. Das Ausmaß der Tumorresektion wurde von 71,7 % auf 100 % signifikant erhöht. Im Falle der funktionellen Grad III Tumore ist eine makroskopisch komplette Entfernung, ohne neurologische Defizite zu verursachen, natürlich derzeit nicht möglich. Obwohl die Kombination beider Verfahren für diese funktionelle Gruppe mit der logischen Entwicklung dieser Studie nicht unbedingt zusammenhängend ist, erlaubt unser Studienprotokoll einen indirekten Vergleich zwischen 5-ALA und iMRT durch diese Gruppe. Die Verwendung von 5-ALA allein könnte hier fatale Folgen für das neurologische Ergebnis der betroffenen Patienten haben. Deshalb muss diese Technik allein in der Form eine weitere Unterstützung durch irgendeine andere funktionelle Technik erfahren – in der Form von funktioneller Neuronavigation oder intraoperativem funktionellen Mapping. In unserem Fall, wurde 5-ALA mit funktioneller Neuronavigation kombiniert, durch die eine 57,6-%-Tumorresektion erreicht werden konnte. Durch die zusätzliche Integration des iMRT, der die intraoperative Aktualisierung der Neuronavigation ermöglicht hatte, konnte das Ausmaß der Resektion signifikant auf 71,2 % erhöht werden. Wie in früheren Studien gezeigt, ist die Reduktion der Tumormasse zur Zunahme der Wirksamkeit der kombinierten adjuvanten Radiochemotherapie [116] direkt proportional. Studien zeigen, dass eine zunehmende Radikalität in der Tumorresektion ohne postoperative neurologische Ausfälle einen positiven Einfluss auf das Überleben durch eine verlängerte Zeit zum Tumorrezidiv oder Progress, sowie das Erzielen besserer Ergebnisse im Aufrechterhalten einer besseren Lebensqualität als durch die 33 Verlängerung der Zeit zu neurologischen Ausfälle definiert [124, 108, 34, 109, 127]. Die Wahrscheinlichkeit, postoperative neurologische Defizite zu entwickeln, ist bei der Gliom-Resektion in der Nachbarschaft funktionell eloquenter Hirnareale besonders hoch, wo die Chancen einer makroskopisch kompletten Entfernung im Allgemeinen viel niedriger als in stillen Arealen ist. Durch das DIV-Verfahren haben wir eine makroskopisch komplette Resektion in 57 % der Fälle (100 % der beabsichtigten Fälle) erreicht. Unvollständige Resektionen wurden in 43 % der Fälle absichtlich durchgeführt, dennoch wurden relevante Zytoreduktionen erreichend, ohne neue postoperative neurologische Defizite zu verursachen. Eine weitere Studie hat verschiedene Intensitäten der 5-ALA Fluoreszenz durch histopathologische Methode analysiert [19]. Es wurde gezeigt, dass beide, starke (hellrote) sowie schwache (rosa) Fluoreszenz, sicherer Tumor mit mehr als 97 % positivem prädiktiven Wert identifiziert. Außerdem war die schwache Fluoreszenz in postoperativen MRT-Untersuchungen [106] größtenteils nicht sichtbar, darauf hinweisend, dass diese Tumorzonen außerhalb der visualisierbaren kontrastmittelanreichernden Areale liegen. Diese Tatsache stellt den limitierenden Faktor operativer Techniken dar, die die Einschätzung von Tumorrest mittels Kontrastmittelanreicherung im MRT allein durchführen. Da es sich hierbei um ein makroskopisches Verfahren handelt, bleiben Zelltransformationszonen und invasive Grenzen unentdeckt. 5-ALA scheint in diesem Zusammenhang überlegen zu sein, weil er die Identifikation und Unterscheidung dieser besonderen Zellzonen erlaubt mit dem natürlichen Vorteil diese dem Neurochirurgen sichtbar zu machen um eine gründlichere Resektion zu ermöglichen. Entsprechend zeigen die Daten unserer Studie zusammenfassend, dass die intraoperative Evaluation des Ausmaßes der fluoreszenzgestützten Resektion eine signifikant höhere Anzahl von makroskopisch kompletten Entfernungen erlaubt, ohne postoperative neurologische Defizite insbesondere in der Nachbarschaft funktionell eloquenter Hirnareale zu verursachen. Das volle Potenzial der 5-ALA-gestützten Resektion (mit funktioneller Neuronavigation bei funktionellen Grad II und III Tumoren [92]) kann durch die zusätzliche Verwendung des iMRT im Rahmen einer Dualen Intraoperativen Visualisierung erreicht werden. Die Optimierung der iMRT-gestützten Resektion unter Zuhilfenahme der 5-ALA- Fluoreszenz und der quantitativen metabolischen spektralen Analyse sollte in künftigen Studien noch weiter bewertet werden. 34 Schlussfolgerung Trotz intensiver, interdisziplinärer Forschungsanstrengungen weltweit sind maligne Gliome bis heute eine Behandlungsprotokolle nichtheilbare konzentrieren Erkrankung sich daher des auf ZNS. die Die aktuellen Verlängerung der Überlebenszeit und auf die Verbesserung und Erhaltung der Lebensqualität. Der aktuelle Goldstandard in der Behandlung von malignen Gliomen besteht aus einem Zyklus von primärer Tumorchirurgie mit dem Ziel einer maximal möglichen Resektion ohne postoperative neurologische Statusverschlechterung zu verursachen, die von einer kombinierten Radiochemotherapie und anschließend einer Fortsetzung der Chemotherapie allein gefolgt wird. Obwohl der neurochirurgische Aspekt eine entscheidende Rolle spielt und zahlreiche Studien zeigen, dass eine Resektion von mehr als 98 % des Tumorvolumens mit der maximalen möglichen Lebenserwartung assoziiert sind, sollte äußerste Vorsicht bei der Tumorresektion zur Vermeidung postoperativer neurologischer Verschlechterungen ausgeübt werden. In diesem Zusammenhang haben Fortschritte der operativen Techniken einschließlich der verbesserten Integration der Visualisierung der Hirnfunktion die Definition der sicheren makroskopisch kompletten Resektion objektiviert und damit vergleichbar gemacht. Die Ergebnisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass der subjektive intraoperative Eindruck des Neurochirurgen allein als eine akzeptable Determinante des Ausmaßes der Resektion nicht mehr genügen kann. Dies muss heutzutage objektiviert und zum maximal möglichen Ausmaß verbessert werden. Die Erhöhung der Genauigkeit muss durch die obligatorische Verwendung der modernsten Visualisierungstechnologien erreicht werden. Im Sinne des Patienten gehören deswegen die Tage der alleinigen Weißlicht-Mikrochirurgie entsprechend der Vergangenheit an. Zukünftig wird die Integration von intraoperativen Visualisierungstechniken bald Standardpraxis in der chirurgischen Neuroonkologie werden. 35 Literaturverzeichnis 1. Albert FK, Forsting M, Sartor K, Adams HP, Kunze S (1994) Early postoperative magnetic resonance imaging after resection of malignant glioma: objective evaluation of residual tumor and its influence on regrowth and prognosis. Neurosurgery 34: 45– 60; discussion 60–41. 2. Alesch F., Pappaterra J., Trattnig S. & Koos W.T. The role of stereotactic biopsy in radiosurgery. Acta Neurochir Suppl 63, 20-4 (1995). 3. Barker FG, 2nd & Chang, SM Improving resection of malignant glioma. Lancet Oncol 7, 359-60 (2006). 4. 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Hore, Eyüpoglu IY; Springer Series in Translational Stroke Research, Springer Science+Business Media, LLC 2012 Artikel “Improving the Extent of Malignant Glioma Resection through the Dual Intraoperative Visualization Approach”; Eyüpoglu IY, Hore N, Savaskan NE, Grummich P, Roessler K, Buchfelder M, Ganslandt O; PLoS One 7, e44885 (2012) 53 Anhang Abbildung 1 [40] – Dargestellt sind die in die Studie eingeschlossenen Patientendaten mit Alter, Geschlecht, klinischen Symptomen, Tumorlokalisation, maximale Tumorabmessungen, dem prä- und postoperativen Karnofsky Index und der neurohistopathologischen Diagnose entsprechend der aktuellen WHO Klassifikation. Bei allen Patienten bestand bildmorphologisch der Verdacht auf ein malignes Gliom (WHO Grad III und IV). 54 Abbildung 2 [40] – Tabelle der entsprechenden operativen Daten mit Tumorvolumen und postoperativem Outcome. Das Tumorvolumen wurde in cm 2 angegeben. Die funktionelle Tumorlokalisation (fg abgekürzt) wurde mittels präoperativem MRT bestimmt und gemäß Sawaya klassifiziert [92]. Die Operation wurde primär entsprechend des 5-ALA Signals durchgeführt. Nachdem kein 5-ALA Signal mehr detektierbar war, wurde eine korrespondierende MRT-Resektionskontrolle durchgeführt. Das Resttumorvolumen nach jeder MRT-Kontrolle ist in Klammern angegeben. Die grüne Farbe wurde verwendet, um eine komplette Resektion entsprechend beider Modalitäten bereits bei der ersten iMRT-Kontrolle darzustellen. Gelb wurde verwendet, um eine komplette Resektion darzustellen, welche nach mehreren MRT-Kontrollen erreicht wurde. Rot wurde verwendet, um eine beabsichtigte inkomplette Tumorresektion darzustellen. 55 Abbildung 3 [40] – Das Duale Intraoperative Visualisierungsverfahren und die korrespondierende anatomische Sicht. Anhand 56 eines typischen Falls eines funktionellen Grad II Tumors wird demonstriert, dass bei Verwendung des 5-ALA Signals allein, Tumorreste schnell übersehen werden können. Dieses Problem wird bei der zusätzlichen Anwendung des iMRT beseitigt. A) die erste MRT-Untersuchung durchgeführt nach nicht mehr detektierbarem 5-ALA Signal, zeigte ein verbleibendes kontrastmittelanreicherndes Areal (mit Pfeile markiert). B) Die Tumorresektion wurde nach Resegmentierung und Aktualisierung der Neuronavigation fortgeführt. C) Während der Resektion der Zwischenschicht nicht pathologischen Gewebes kam das 5-ALA Signal erneut zur Darstellung (mit Pfeile markiert) und stimmte mit dem resegmentierten kontrastmittelanreichernden Areal überein. 57 58 Abbildung 4 [40] – Fluoreszenzgestützte Tumorlokalisation und Visualisierung funktionell eloquenter Hirnareale. Demonstriert wird der gleiche Fall wie in Abbildung 3. Es zeigt sich, dass bei Verwendung des 5-ALA Signals allein, die Gefahr eine Schädigung funktionell relevanter Hirnareale potentiell gegeben ist, was konsekutiv zu postoperativen Defiziten führen würde. A) Nach Resektion des Großteils des Tumors ist ein schwaches 5-ALA Signal noch zu erkennen (mit Pfeile markiert). Die korrespondierende Neuronavigation jedoch zeigt, dass die Pyramidenbahn bereits erreicht war (mit Pfeile markiert) und eine weitere Resektion zu einer postoperativen neurologischen Verschlechterung führen würde. C) Die korrespondierende MRTKontrolle bestätigte die enge Nachbarschaft Pyramidenbahn (in Pink dargestellt) 59 der Resektionsgrenze an die Abbildung 5 [40] – Das Duale Intraoperative Visualisierungsverfahren bei Patienten mit unterschiedlichen Tumorgraden. A) Das Ausmaß der Resektion wurde durch 5-ALA bestimmt und die Ergebnisse durch das iMRT verifiziert. Dies wurde als eine Sequenz 60 der Prozedur definiert. 21 Sequenzen, die eine komplette Resektion gemäß 5-ALA zeigten wurden durch das iMRT bestätigt (komplett 5-ALA: ja, komplett MRT: ja – grüne Stange, erste Säule). 14 Sequenzen, die eine komplette Resektion gemäß 5ALA zeigten wurden durch das iMRT nicht bestätigt, welches residualen Tumor detektierte (komplett 5-ALA: ja, komplett MRT: nein – grüne Stange, zweite Säule). 29 Sequenzen zeigten residualen Tumor gemäß sowohl 5-ALA als auch dem iMRT (komplett 5-ALA: nein, komplett MRT: nein – blaue Stange, zweite Säule). Die Reihenfolge dieser Sequenzen ergab einen p-Wert = 0,0005 (McNemar). B) Die funktionelle Tumorlokalisation wurde nach Sawaya [92] klassifiziert. Tumore in funktionell nicht eloquenten Hirnarealen wurden als funktioneller Grad I bezeichnet (als I gekennzeichnet). Tumore in der Nachbarschaft funktionell eloquenter Hirnareale wurden als funktioneller Grad II bezeichnet (als II gekennzeichnet). Tumore innerhalb funktionell eloquenter Hirnareale wurden als funktioneller Grad III bezeichnet (als III oben markiert). Das Ausmaß der Resektion wurde als Prozentsatz des bisherigen Tumorvolumens errechnet. In der Untergruppe 1 wurde die beabsichtigte 100 % Resektion durch die 5-ALA-gestützte Operation allein erreicht. In der Untergruppe II konnte mit 5-ALA allein eine Tumorresektion von 71,7 % erreicht werden (± 7,285 sem), wohingegen die zusätzliche Verwendung des iMRT die Tumorresektion signifikant auf 100 % erhöhte (p-Wert ≤ 0,002; Student t-Test). Die Untergruppe 3 zeigte einen signifikanten Unterschied im Ausmaß der Tumorresektion. Mit 5-ALA allein konnte eine Tumorresektion von 57,6 % (± 6,01 sem) erreicht werden, wohingegen eine weitere Tumorresektion bis zu 71,2 % (±5,257 sem) durch die zusätzliche Verwendung des iMRT erreicht werden konnte. 61 Danksagung I. Y. Eyüpoglu for Friendship and Mentorship N. E. Savaskan for Support and Encouragement M. Buchfelder and R. Fahlbusch for Training and Mentorship M. Samii and A. Samii for Training/Friendship and Opportunity 62