Humboldt-Universität zu Berlin Institut für Mathematik Prof. Dr. U. Horst Stochastik I SS 2013 Übungsblatt 10 - Musterlösungen 1. [Charakteristische Funktion] Es gilt: ϕX (u) = E[exp(iuX)] ∞ X P[X = n] exp(iun) = = n=0 ∞ X λn −λ e exp(iun) n! n=0 ∞ X (λeiu )n =e −λ n! n=0 = e−λ exp(λeiu ) iu −1) = eλ(e 2. . [Zentraler Grenzwertsatz] Wir nehmen an, dass die Inanspruchnahme der Plätze unabhängig voneinander erfolgt. Definiere die Zufallsvariable Xi mit ( 1 , falls die Buchung i eingelöst wird Xi = 0 , falls die Buchung i nicht eingelöst wird. Dann gilt: P[Xi = 1] = p := 270 300 = 0,9 und nach Annahme sind die Xi P stochastisch unabhängig. Falls n Buchungen für einen Flug akzeptiert werden, so ist Sn = ni=1 Xi die Anzahl der in Anspruch genommenen Plätze. Die Zufallsvariable Sn ist binomialverteilt mit Parametern n und p. Da die Rechnung mit der Binomialverteilung für solch große Werte von n nicht praktikabel ist, verwenden wir die Normalverteilung als Nährung. Dieses Vorgehen wird durch den zentralen Grenzwertsatz gerechtfertigt. (Der Fehler, den wir dabei machen, wird deutlich kleiner sein, als der unvermeidbare Modellierungfehler beim Übergang von der komplexen Realität zum einfachen stochastischen Modell.) Sei µ := E[Xi ] = p = 0,9 , σ 2 := Var(Xi ) = p(1 − p) = 0,09 . Dann gilt nach dem zentralen Grenzwertsatz: Pn Xi − µ 250 − µn 250 − µn i=1 √ √ ≤ √ , ≈Φ P[Sn ≤ 250] = P σ2n σ2n σ2n 0.9 n + 0.564 n 252 250 248 246 n 262 264 266 268 270 wobei Φ wie üblich die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung bezeichnet. Es gilt nun: 250 − µn 250 − µn √ ≥ Φ−1 (0,97) ≥ 0,97 ⇔ √ Φ 2 σ n σ2n √ ⇔ µn + Φ−1 (0,97) σ 2 n ≤ 250 . Mit Φ−1 (0,97) ≈ 1,88 erhalten wir die Bedingung: √ 0,9n + 0,564 n ≤ 250 . Die größte natürlich Zahl, die diese Ungleichung erfüllt, ist n = 267. 3. [Bedingte Wahrscheinlichkeit] a) Da Bi eine disjunkte Zerlegung von Ω ist, gilt: A= n [ i=1 (A ∩ Bi ) und (A ∩ Bi ) ∩ (A ∩ Bj ) = ∅ für i 6= j. Es folgt: "n # [ P[A] = P (A ∩ Bi ) i=1 = = n X P[A ∩ Bi ] i=1 n X i=1 P[Bi ]6=0 = n X i=1 P[Bi ]6=0 P[A ∩ Bi ] P[A | Bi ] · P[Bi ] . b) Mit Teil a) gilt (bemerke, dass P[Bi ] > 0 für i = 1, . . . , n per Annahme): n X P[Bi | A] · P[A | Bj ] · P[Bj ] = P[Bi | A] · P[A] j=1 = P[A ∩ Bi ] = P[A | Bi ] · P[Bi ] . 4. [Testfehler] Bemerke, dass Ω = K ∪ K C eine disjunkte Zerlegung von Ω ist. Weiter gilt: P[AC | K] = 1 − P[A | K] , P[A | K C ] = 1 − P[AC | K C ] . Damit gilt unter Verwendung von Aufgabe 3: P[A | K] · P[K] P[A | K] · P[K] + P[A | K C ] · P[K C ] 1 0,96 · 145 = 144 1 + 0,06 · 145 0,96 · 145 P[K | A] = = 0,1 . P[AC | K C ] · P[K C ] P[AC | K] · P[K] + P[AC | K C ] · P[K C ] 0,94 · 144 145 = 1 144 0,04 · 145 + 0,94 · 145 P[K C | AC ] = ≈ 0,9997 . Die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit zu haben, wenn der Test positiv ausfällt (P[K | A]), ist also immer noch relativ gering. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem negativen Testergebnis tatsächlich gesund zu sein (P[K C | AC ]), sehr hoch.