Lösungsvorschlag zur Nachklausur Aufgabe 1 Es seien G eine Gruppe und H, K zwei Untergruppen von G. Weiterhin gelte G = {hk | h ∈ H, k ∈ K}. Zeigen Sie die folgenden voneinander unabhängigen Aussagen: a) Sind H und K normal und gilt H ∩ K = {eG }, so gilt auch ∀h ∈ H, k ∈ K : hk = kh. b) Wenn für alle h ∈ H gilt, dass hK = Kh, dann ist K normal in G. c) Auch wenn H ∩ K = {eG } gilt, muss keine der beiden Gruppen normal in G sein. (Gegenbeispiel!) Lösung: a) Für h ∈ H und k ∈ K gilt wegen der Normalität der beiden Gruppen, dass hkh−1 k −1 = (hkh−1 )k −1 ∈ K und hkh−1 k −1 = h(kh−1 k −1 ) ∈ H. Da H ∩ K = {eG } vorausgesetzt war, folgt hkh−1 k −1 = eG , also hk = kh. b) Es sei g ∈ G beliebig. Dann lässt es sich schreiben als g = hk, h ∈ H, k ∈ K geeignet. Es gilt also insbesondere wegen K = kK = Kk : gK = hkK = (hK)k = K(hk) = Kg, also stimmen die Rechts- und die Linksnebenklassen von K in G überein, und K ist normal. c) Als Gegenbeispiel können wir etwa G = S4 , K = S3 und H = h(1 2 3 4)i benutzen. Hierbei identzieren wir S3 mit den Permutationen von S4 , die 4 x lassen. Dann besteht H aus den Elementen id, (1 2 3 4), (1 3)(2 4) und (1 4 3 2), und von diesen liegt nur die Identität in K . Andererseits gilt für (1 2 3) ∈ K (1 2 3 4)(1 2 3)(1 2 3 4)−1 = (2 3 4) 6∈ K und (1 2 3)(1 2 3 4)(1 2 3)−1 = (1 4 2 3) 6∈ H. Das zeigt, dass beide Gruppen nicht normal in S4 sind. Trotzdem ist KH = S4 , da wegen k1 h1 = k2 h2 ⇐⇒ K 3 k2−1 k1 = h2 h−1 1 ∈ H ⇐⇒ k2 = k1 und h1 = h2 die Menge KH oensichtlich 24 Elemente enthält. Aufgabe 2 Die endliche Gruppe G operiere auf der Menge M. Für g ∈ G bezeichne M g = {x ∈ M | gx = x} die Menge der Fixpunkte von g auf M . Zeigen Sie: a) Wenn die Operation transitiv ist, dann haben für alle x, y ∈ M die Stabilisatoren StabG (x) und StabG (y) dieselbe Ordnung und es gilt X |G| = |M g |. g∈G b) Ist allgemeiner M endlich, dann ist die Zahl 1 X g |M | |G| g∈G die Anzahl der Bahnen von G auf M . Lösung: a) Nach der Bahnbilanzformel gilt wegen der Transitivität |M | = (G : StabG (x)) = (G : StabG (y)). Da weiter (G : StabG (x)) = |G|/|StabG (x)| gilt (und analog für y ), folgt ∀x, y ∈ M : |StabG (x)| = |StabG (y)|. Wir nennen diese Kardinalität s := |StabG (x)|. Es gilt also |M | = |G|/s. Dann gilt P g∈G P |M g | = g∈G |{(g, m) | m ∈ M und gm = m}| =P |{(g, m) ∈ G × M | gm = m}| = Pm∈M |{(g, m) | g ∈ G und gm = m}| = m∈M |StabG (m)| = |M | · s = (|G|/s) · s = |G|. b) Es seien B1 , . . . , Bh die Bahnen von G auf M . Dann ist M die disjunkte Vereinigung der G-invarianten Teilmengen Bi , 1 ≤ i ≤ h, und es folgt für g ∈ G : M g = ∪i Big . Dies ist wieder eine disjunkte Vereinigung. Daher gilt h X h X X 1 X g g |M | = ( |Bi |)/|G| = 1 = h, |G| g∈G i=1 g∈G i=1 da auf jeder Bahn die Operation transitiv ist und daher die Formel aus Aufgabenteil a) benutzt werden darf. Aufgabe 3 a) Es sei N ∈ N eine natürliche Zahl mit der Eigenschaft N teilt 2N − 1. Folgern Sie, dass N = 1 gelten muss. Betrachten Sie anderenfalls die Potenzen von 2 modulo eines geeigneten Primteilers von N und nutzen Sie den Satz von Lagrange aus. Hinweis: b) Zeigen Sie für alle ungeraden b ∈ N und alle n ∈ N : n 2n teilt b2 − 1. Lösung: a) Wir nehmen an, dass N > 1 und trotzdem ein Teiler von 2N − 1 sei. Da 2N − 1 ungerade ist, ist auch N ungerade. Der kleinste Primteiler p von N ist also nicht 2 und teilt ebenfalls 2N − 1. Da es modulo p genau p − 1 invertierbare Restklassen gibt, zu denen auch die von 2 gehört, folgt mit dem Satz von Lagrange, dass p ein Teiler von 2p−1 − 1 ist. Da jedoch p − 1 kleiner ist als der kleinste Primteiler von N , sind beide Zahlen teilerfremd, und wir können 1 schreiben als 1 = k(p − 1) + lN, k, l ∈ Z geeignet. Es folgt, dass 1 = 21 − 1 = 2k(p−1)+lN − 1 ≡ 1 − 1 (modulo p), was oensichtlich nicht stimmt ein Widerspruch. Also ist N = 1. b) Der Beweis geht per vollständiger Induktion nach n. n Für n = 1 teilt 2 natürlich b2 − 1, da b2 wie alle Potenzen b2 für natürliches n ungerade ist. n Nun nehmen wir an, dass für ein n ∈ N wie behauptet 2n ein Teiler von b2 − 1 sei. Dann gilt: b2 n+1 n n n − 1 = (b2 )2 − 1 = (b2 − 1)(b2 + 1), und da 2n ein Teiler des ersten Faktors ist und 2 ein Teiler des zweiten, ist 2n+1 ein Teiler des Produkts. Aufgabe 4 a) Formulieren Sie den chinesischen Restsatz. b) Für welche Zahl N ∈ {385; 1105} gibt es eine natürliche Zahl x mit x2 ≡ −1 (mod N )? Bestimmen Sie gegebenenfalls solch ein x sowie die Anzahl der modulo N verschiedenen Lösungen. Lösung: a) Hier gibt es natürlich verschiedene Varianten. . . insbesondere: Es seien M, N zwei teilerfremde ganze Zahlen. Dann gibt es einen Ringisomorphis- mus Z/(M N Z) ∼ = Z/M Z × Z/N Z. b) Zunächst liegt es nahe, die Zahlen 385 und 1105 in Primfaktoren zu zerlegen: 385 = 5 · 77 = 5 · 7 · 11, 1105 = 5 · 221 = 5 · 13 · 17. Wenn nun x2 ≡ −1 (mod N ) gälte, so wäre diese Kongruenz auch modulo aller Primteiler von N wahr. Wir wissen aus der Vorlesung, dass −1 genau dann ein Quadrat modulo einer Primzahl p ist, wenn p = 2 oder p ≡ 1 (mod 4). Daher kann es für N = 385 kein solches x geben. Für N = 1105 hingegen stellt der chinesische Restsatz sicher, dass es für alle Tripel (a, b, c) ∈ Z3 mit a2 ≡ −1 (mod 5), b2 ≡ −1 (mod 13), c2 ≡ −1 (mod 17) eine Zahl x gibt, sodass x ≡ a (mod 5), x ≡ b (mod 13), x ≡ c (mod 17) gilt und daher auch x2 ≡ −1 (mod 1105). Es gibt also, da sich modulo der Primzahlen jeweils zwei Lösungen einstellen, insgesamt 8 solcher Restklassen modulo 1105. In obiger Notation können wir a = 2, b = 5, c = 4 wählen. Dann sehen wir zunächst, dass dies modulo 65 zur Restklasse von 57 gehört, und wir bestimmen nun noch ein r, sodass x = 57 + r · 65 modulo 17 zu 4 kongruent ist, durch 65r ≡ −3r ≡ 4 − 57 ≡ −2, was zum Beispiel von r = 12 gelöst wird. Damit ist x = 57 + 12 · 65 = 837 eine mögliche Wahl für x. Aufgabe 5 a) Es sei a ∈ Z beliebig. Zeigen Sie, dass es unendlich viele Primzahlen p gibt, sodass die Restklasse von a in Fp eine dritte Potenz ist. Hinweis: Betrachten Sie natürliche Zahlen der Form x3 − a. b) Finden Sie nun für a = 5 drei verschiedene Primzahlen p, sodass a eine dritte Potenz modulo p ist. Lösung: a) Wir orientieren uns an Euklids Beweis, dass es unendlich viele Primzahlen gibt. Für a = 0 gibt es nicht viel zu zeigen, denn für jede Primzahl p ist p ein Teiler von 03 − 0 und damit 0 eine dritte Potenz modulo p. Sei also a 6= 0. Für 1 < N ∈ N ist dann M := (N !)3 a2 − 1 eine natürliche Zahl gröÿer als 1, und damit gibt es einen Primteiler p. Dieser ist gröÿer als N , da er sonst M und N ! teilen würde und damit auch (N !)3 a2 − M = 1. Also gibt es einen Primteiler p > N der Zahl a · M = (a · N !)3 − a, und damit ist a modulo p die dritte Potenz von (aN !). Da N beliebig war, gibt es auch unendlich viele der gewünschten Primzahlen. Alternativbeweis: Für a = 0 ist die Aussage oensichtlich, jede Primzahl leistet das Gewünschte. Nun sei a beliebig und p eine beliebige Primzahl ≡ −1 (mod 3). Dann gibt es nach dem Satz von Lagrange keine primitive dritte Einheitswurzel in F× p , und das zeigt, dass der Gruppenhomomorphismus × 3 c : F× p → Fp , x 7→ c(x) := x , injektiv ist. Wegen der Endlichkeit der in Frage stehenden Gruppe ist er also auch surjektiv, und damit ist jede Restklasse modulo p eine dritte Potenz, insbesondere auch die von a. Die Behauptung folgt also aus der Tatsache, dass es unendlich viele Primzahlen gibt, modulo 3 nicht den Rest 1 lassen, die wiederum daraus folgt, dass die Zahl N ! − 1 N ≥ 3 nicht 0 oder 1 modulo 3 ist und daher mindestens einen Primteiler hat, der modulo 3 ist. Da alle Primteiler gröÿer als N sind, gibt es für jedes N eine Primzahl, gröÿer als N ist und kongruent zu −1 modulo 3. die für −1 die b) Hier können die Primzahlen p = 2, 3, 5 dienen, denn modulo jeder dieser Primzahlen gilt 53 ≡ 5 (mod p). Für p = 2 oder 5 sind nämlich links und rechts die Restklassen beide 1 bzw. beide 0, und für p = 3 können wir den kleinen Satz von Fermat nutzen. Aufgabe 6 Es sei G eine endliche abelsche Gruppe von Ordnung n ∈ N. Zeigen Sie die Äquivalenz der folgenden Aussagen: i) G ist zyklisch. ii) Für alle Teiler d von n gibt es genau eine Untergruppe von G mit Ordnung d. iii) Für alle Teiler d von n gibt es höchstens eine Untergruppe von G mit Ordnung d. Lösung: i)⇒ ii) Wenn G zyklisch ist, dann ist es isomorph zu Z/nZ. Es genügt, die Behauptung für diese Gruppe zu zeigen. Wenn d ein Teiler von n ist, dann erzeugt die Restklasse von n/d eine Gruppe mit d ELementen, also gibt es mindestens eine solche Gruppe. Wenn umgekehrt H eine Untergruppe mit d Elementen ist, dann ist G/H eine Gruppe mit n/d Elementen und damit nach dem Satz von Lagrange ( nd )g ∈ H für alle g ∈ G. Angewandt auf die Restklaae der 1 heiÿt dies, dass die Restklasse von nd in H liegt. Da diese bereits eine Untergruppe mit d Elementen erzeugt, muss H die besagte Gruppe sein, und es gibt damit genau eine solche Untergruppe. ii)⇒ iii) Das ist klar. Wenn es genau eine Gruppe gibt, dann auch nicht mehr als eine. iii)⇒ i) Ohne Einschränkung sei die Gruppe G nicht trivial. Nach dem Struktursatz für endliche erzeugte abelsche Gruppen ist G ein Produkt von zyklischen Gruppen G∼ = Z/e1 Z × · · · × Z/eh Z, wobei 1 < e1 | e2 | · · · | eh . Es seien π1 und πh die Projektionen auf den ersten bzw. letzten Faktor. Dann ist π1−1 (0) eine Untergruppe vom Index e1 in G, und damit von Ordnung n/e1 . Weiter gibt es in Z/eh Z die Untergruppe, die von der Restklasse von eh /e1 erzeugt wird. Sie hat Index e1 , und wegen der Surjektivität der Projektion gilt dies auch für ihr Urbild in G unter πh . Also ist auch dieses Urbild eine Untergruppe von Ordnung n/e1 . Da es aber höchstens eine Untergrupe von Ordnung n/e1 gibt, folgt h = 1 und damit die Zyklizität von G.