Klassische Genetik 16. Klassische Genetik 16.1. Gregor Mendel, Begründer der klassischen Genetik Einige Stichworte: 16.2. Wichtige Begriffe der klassischen Genetik: 1. Notieren Sie den entsprechenden Fachbegriff zu der Definition. Variante oder Zustandsform eines Gens. Erscheinungsbild: Gesamtheit der erkennbaren Merkmale. Erbbild: Gesamtheit der Gene eines Individuums, Genkombination. Reinerbig: Vorhandensein gleicher Allele eines Gens. Mischerbig: Vorhandensein unterschiedlicher Allele eines Gens. Allel, das sich gegen rezessive Allele bei der Expression des Merkmals durchsetzt. Allel, das sich im Phänotyp nur ausprägt, wenn kein dominantes Allel desselben Gens im Genotyp vorhanden ist. 2. Formulieren Sie einen inhaltlich korrekten Satz, in dem die Begriffe Genotyp, Phänotyp, dominant und homozygot vorkommen. Klassische Genetik 16.3. Mendelsche Regeln 1 und 2 a) Erste Mendelsche Regel: die Uniformitätsregel Beobachtung: Mendel kreuzte (reinerbige) weissblühende Erbsen mit (reinerbigen) rotblühenden Erbsen. Alle Nachkommen der ersten Generation waren gleich. Sie waren rot. Erklärung: Elterngeneration aa AA F1-Generation (Tochtergeneration) Aa Regel: Die Uniformitätsregel oder Reziprozitätsregel gilt, wenn zwei Eltern (Parentalgeneration P) miteinander verpaart werden, die sich in einem Merkmal unterscheiden, für das sie beide jeweils homozygot (reinerbig) sind. Die Nachkommen der ersten Generation (Tochtergeneration F1) sind dann uniform, d. h. bezogen auf das untersuchte Merkmal gleich. Dies gilt sowohl für den Phänotyp als auch für den Genotyp, welcher bei allen Nachkommen der ersten Generation heterozygot (mischerbig) ist. Klassische Genetik b) Zweite Mendelsche Regel: Spaltungsregel In einem zweiten Versuch, kreuzte Mendel die im ersten Versuch entstandene erste Tochtergeneration untereinander. Beobachtung: Es entstanden rote und weisse Pflanzen im Verhältnis 3 : 1. F1-Generation Aa Aa F2-Generation Regel: Die Spaltungsregel gilt, wenn zwei Individuen gekreuzt werden, die beide gleichartig heterozygot sind. In Beschreibungen der Mendelschen Regeln werden die Nachkommen einer solchen Heterozygoten-Kreuzung daher als Enkel- oder zweite Filialgeneration (F2) bezeichnet. Die Nachkommen aus dieser Paarung sind untereinander nicht mehr uniform, sondern spalten sich sowohl im Genotyp als auch im Phänotyp auf. Dreiviertel der Individuen zeigen im Phänotyp die dominante Ausprägung, ein Viertel die rezessive Ausprägung des Allels. Klassische Genetik Übungsaufgaben: (aus der Genetikwerkstatt von R. Borer und E. Baltisberger; abgeändert) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Gregor Mendel beobachtete auch die Farbe der Frucht von Erbsenpflanzen. Dabei entdeckte er, dass die Erbsenfarbe gelb dominant ist. Notieren Sie die erwarteten Genotypen und Phänotypen und deren Auftretenswahrscheinlichkeiten in den Generationen F1 und F2, wenn wir von einer Parentalgeneration mit reinerbig gelben und grünen Erbsenpflanzen ausgehen. Theorien müssen belegt werden, indem man aus ihnen Voraussagen ableitet und diese experimentell überprüft. Prüfstein für Mendels Theorie waren Rückkreuzungen. Dabei wurden mischerbige Pflanzen aus der Generation F1 mit einer reinerbigen Elternpflanze (aus P) gekreuzt. Formulieren Sie die Voraussage zu den Phänotypen dieser Kreuzung, welche Mendels Theorien bestätigen würde. Ein weisshaariges und ein schwarzhaariges Kaninchen werden miteinander verpaart. Das weisshaarige stammt von schwarzhaarigen Eltern, das schwarzhaarige von einem schwarzen Vater und einer weissen Mutter. Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird ein weisshaariges Kaninchen geboren werde? Bestimmen Sie zunächst die Genotypen der einzelnen Kaninchen. Erstellen Sie nachher einen Stammbaum. Berühmt geworden sind auch Mendels Versuche mit der Wunderblume. Er hat (homozygote) weisse und rote Blumen miteinander gekreuzt. Das Resultat dieser Kreuzung waren 100% rosa Blumen. Erklären Sie dieses Phänomen. Es wird intermediäre Vererbung genannt. Welche Genotypen und Phänotypen erwarten Sie in der Generation F2? Kraushhaarigkeit ist beim Menschen dominant über Glatthaarigkeit. Ein Elternpaar (Vater glatthaarig, Mutter kraus) hat drei Kinder. Ein Kind hat glattes Haar, zwei Kinder sind kraus. Bestimmen Sie den Genotyp der Eltern. Von deutschen Doggen sind drei Farbvarianten bekannt: Schwarze Tiere, weisse Tiere (mit ganz leichter Fleckung) und schwarz-weiss gefleckte Tiere. Während weisse und schwarze Tiere schon lange in reinen Zuchtlinien vorhanden waren, gab es erst in diesem Jahrhundert ernsthafte Versuche, auch die gefleckten Doggen in reinen Linien zu züchten. Dies ist aber nie gelungen. Mit der Auswertung grösserer Zahlen von Zuchtversuchen zeigte sich dann aber, dass die Nachkommen von zwei gefleckten Doggen zu 50% gefleckt werden, zu 25% schwarz und ebenfalls zu 25% weiss. Erklären Sie den Erbgang, wenn wir davon ausgehen, dass nur ein Genpaar im Spiel ist. Bei Foxterriern gibt es weisse und weiss-schwarz gefleckte Tiere. Kreuzt man einen reinrassigen gefleckten Foxterrier mit einem reinerbigen Tier ohne Flecken, so sind in F1 alle Tiere gefleckt. Was erwarten Sie in der Generation F2? Wie könnten Sie überprüfen, ob ein gescheckter Foxterrier aus F2 homozygot oder heterozygot ist? Klassische Genetik c) Polyallelie (1 Gen, mehrere Allele) Von den meisten Genen gibt es nicht nur - wie in den bis jetzt besprochenen Beispielen – zwei Allele sondern mehrere. Ein bekanntes Beispiel ist die Blutgruppenvererbung beim Menschen: ABO-System: Die Blutgruppe wird durch ein einziges Gen bestimmt. Es gibt drei Allele: A, B und 0 Es gibt folgende Genotypen: Genotyp: 00 AA und A0 B0 und BB AB Phänotyp: 0 A B AB Das heisst: A und B sind dominant gegenüber 0. Die Vererbung A und B untereinander ist intermediär. Füllen Sie die Tabelle der möglichen Phänotypen der Kinder aus: Eltern A (AA oder A0) B (BB oder B0) AB (AB) 0 (00) A (AA oder A0) B (BB oder B0) AB (AB) 0 (00) Klassische Genetik Haben Sie es verstanden? Dann können Sie üben: 1. Eine Frau hat Blutgruppe A, ihr Mann Blutgruppe B. Welche Blutgruppen können bei den Kindern auftreten. 2. Auf der Säuglingsstation liegen vier Kinder mit den Blutgruppe A, B, AB und 0. Die Mitarbeiter haben leider ein Durcheinander gemacht. Können Sie die Kinder eindeutig den Eltern zuordnen, wenn Sie wissen, dass Paar 1 die Blutgruppen 0 und 0 hat, Paar zwei A und B, Paar drei AB und 0 sowie Paar vier B und B? 3. Neben dem AB0-Blutgruppensystem gibt es noch andere. Z.B. den Rhesusfaktor. Auch das ist monogen vererbt. Rhesus + (Allels D) ist dominant über Rhesus – (Allel d). Sie müssen einen Vaterschaftstest machen. Kann ein Mann mit Blutgruppe (Phänotyp) B+ der Vater eines Kindes mit 0+ sein, wenn die Mutter A- ist? Monogen vs. polygen: Beim Menschen gibt es nur eine geringe Zahl monogener Merkmale: Klassische Genetik 16.4. Vererbung von zwei oder mehr Merkmalen (die dritte mendelsche Regel) Bis jetzt wurde jeweils die Vererbung eines einzelnen Merkmals beobachtet. Welche Regeln gelten aber, wenn zwei oder mehr Merkmale vererbt werden? Betrachten wir Mendels berühmtestes Experiment: Er arbeitete dabei mit Erbsen, die sich in Samenform und in Samenfarbe unterscheiden. Er kreuzte runde, gelbe Erbsen mit runzligen, grünen Erbsen. (Glücklicherweise erwischte er in beiden Merkmalen reinerbige Pflanzen!) P: rund und gelb runzlig und grün Beobachtungen: In F1: alle Pflanzen sind rund und gelb. In F2: 315 runde und gelb 101 runzlig und gelb 108 rund und grün 32 runzlig und grün è Es gibt neue Kombinationen! Aufgabe: Notieren Sie die Genotypen von P und F1 Klassische Genetik Herleitung der Tochtergeneration F2: a. b. c. Eine Geschlechtszelle (Gamet) hat für jedes Merkmal ein Erbfaktor (also einen für Farbe und einen für Form). In der Tabelle sehen Sie jetzt alle möglichen Gameten für den einen Elter. (Es sind vier Kombinationen möglich) Stellen Sie sich nun vor: Die möglichen Gameten der einen Pflanze können mit allen Gameten der anderen Pflanze fusionieren. Tragen Sie die Kombinationen ins Kreuzungsschema ein. GR Gr gR gr GR Gr gR gr d. Notieren Sie die Phänotypen mit den Häufigkeiten. e. Vergleichen Sie das Resultat mit den Daten von Mendels Experiment. Die dritte Mendelsche Regel (Regel der freie Kombinierbarkeit) lautet: Sind bei einer Kreuzung zwei oder mehr Merkmale beteiligt, dann werden diese in der zweiten Generation unabhängig voneinander verteilt oder kombiniert. Aufgabe: Zur Vertiefung ein zweites (etwas unsinniges) Beispiel: Eine einfarbig rote Kuh wird mit einem blau gefleckten Stier verpaart. Die Kälber sind alle einfarbig blau. Bestimmen Sie die Genotypen und Phänotypen der beteiligten Tiere, und geben Sie die möglichen Phänotypen der F2 inkl. Anteile der erwarteten Phänotypen. Klassische Genetik Die typische Form in der Natur: Polygenie Mendels Versuche eigentlich untypisch und (un)glücklich... Reale Situation: Nicht ein Gen / ein Protein bestimmt eine Eigenschaft, sondern dies ist durch mehrere Gene / Proteine bestimmt. Die meisten Eigenschaften sind nicht monogen sondern polygen. Beispiel Blütenfarbe: Weisse Blüte gelbe Blüte orange Blüte Vorläuferfarbstoff (Molekül 1) Zwischenprodukt (Molekül 2) Endprodukt (Molekül 3) Enzym A Enzym B Gen A Gen B Vererbung: A: Gen A intakt -> dominant a: Gen a mutiert -> rezessiv B: Gen B intakt -> dominant b: Gen b mutiert -> rezessiv P: AABB (orange) F1: AaBb (orange) F2: aabb (weiss) Klassische Genetik Beispiel Hautfarbe des Menschen: (P.S.: die einzigen bekannten monogenen Merkmale beim Menschen haben wir notiert...) Klassische Genetik Beispiel: Wellensittiche: Die Wildform der Wellensittiche lebt in Australien und hat eine grüne Grundfärbung. Dies ist auf zwei Pigmente im Gefieder zurückzuführen. Im Innern der Federn befindet sich ein blauer Farbstoff, im äusseren Bereich ein gelber. Die Federn der Wildform erscheinen so für den Betrachter grün. Seit 1840 werden von Wellensittichen verschiedene Farbvarianten gezüchtet. Am bekanntesten sind die hellblauen, gelben und weissen Formen. Wenn man die Federn der Farbvarianten untersucht, stellt man fest, dass beim blauen Sittich das gelbe Pigment fehlt. Gelbe Wellensittiche besitzen kein blaues Pigment und weisse haben ein pigmentfreies Gefieder. Die Vererbung der Gefiederfarbe lässt sich erklären, wenn man annimmt, dass für jedes der beiden Pigmente ein eigenes Gen zuständig ist, wobei jeweils das dominante Allel die Bildung des Farbstoffes bewirkt. A = Allel für die Bildung des blauen Pigments B = Allel für die Bildung des gelben Pigments Die beiden Allele a und b führen zu keiner Pigmentbildung. Aufgaben: Wellensittiche die für beide Gene heterozygot sind, werden miteinander gekreuzt. Stellen Sie das Kreuzungsergebnis dar (Genotyp und Phänotyp). Zusatzaufgabe oder Hausaufgabe: Welche Farben sind zu erwarten wenn Sie einen weissen und einen gelben Wellensittich kreuzen? Klassische Genetik Lösung Wellensittich: Genotyp: Phänotyp: Pigmente AABB AaBB AaBb Aabb AAbb aaBB aaBb aabb blau blau blau blau blau kein kein kein und gelb und gelb und gelb und kein und kein blau und blau und blau und gelb gelb gelb gelb kein gelb Farbe grün grün grün blau blau gelb gelb weiss Aufgabe 1 Kreuzung von AaBb mit AaBb: Genotypen: Keimzellen der Eltern AB AB Ab aB ab AABB AABb AaBB AaBb Ab AABb AAbb AaBb Aabb aB AaBB AaBb aaBB aaBb ab AaBb Aabb aaBb aabb AB Ab aB ab Grün Grün Grün Grün Ab Grün Blau Grün Blau aB Grün Grün Gelb Gelb ab Grün Blau Gelb weiss Phänotypen Keimzellen der Eltern AB Verhältnis grün:blau:gelb:weiss ist 9:3:3:1 Aufgabe 2 Kreuzung eines weissen mit einem gelben Vogels: Der weisse Vogel ist aabb, er kann nichts anderes vererben als a und b. Ist der gelbe Vogel aaBb, dann gibt es im Verhältnis 1:1 weisse und gelbe Jungtiere (aabb und aaBb). Ist der gelbe Vogel aaBB, dann sind alle Jungtiere gelb. (alle sind aaBb). Klassische Genetik 16.5. Geschlechtsgekoppelte Vererbung Kurzer Rückblick Geschlechtsbestimmung beim Menschen: • • • • • • • • • 23. Chromosomenpaar X und Y XX -> Frau XY -> Mann SRY auf Y-Chromosom Y ist viel kleiner als X Y codiert eigentlich ‚nur’ Mann werden X enthält viele weiter Informationen -> Diese Informationen hat der Mann nur einmal. Das X-Chromosom und einige bekannte darauf liegende Informationen: geschlechtsgekoppelte Vererbung (Gen liegt auf dem X-Chromosom): Klassische Genetik Aufgaben: 1. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau, die weiss, dass sie Konduktorin ist, einen kranken Sohn kriegt? 2. Was können Sie zu den Nachkommen eines kranken Mannes sagen? 3. Gibt es auch kranke Frauen? Klassische Genetik Aufgaben: 1. Bluter im europäischen Hochadel: Warum war dies wahrscheinlich so weit verbreitet? Überlegen Sie sich eine Erklärung. 2. Ein weiteres bekanntes Beispiel X-Chromosomaler-Vererbung ist die Rot-Grün-Farbenblindheit. a) Welche Genotypen und Phänotypen sind bei einem Paar zu erwarten, wenn der Mann farbenblind ist? b) Eine Frau hat normalsichtige Eltern und einen farbenblinden Bruder. Welche Wahrscheinlichkeit besteht für den ersten Sohn farbenblind zu sein? c) Eine rotgrünblinde Turner-Syndrom-Frau hat zwei normalsehende Eltern. Wie kann das entstehen? 3. Es gibt bei Mäusen eine Form von erblicher Zahnverfärbung. Wie würden Sie überprüfen, ob diese Vererbung X-Chromosomal vererbt wird oder nicht (= das Allel liegt auf einem Autosom = autosomal)? 4. Solche Phänomene können auch noch gekoppelt vorkommen (Kopplungsgruppen): Was können Sie über den Vater einer rot-grünblinden Frau sagen, wenn Sie wissen, dass ihr Bruder Bluter ist? 5. Etwas abstrakter: Ein Stoff wird über drei Zwischenstufen (durch die Umwandlung durch drei Enzyme) hergestellt. Gen A und Gen B liegen auf dem Chromosom 4 und Gen C auf dem Chromosom 2. Von allen drei Genen sind Mutationen bekannt, die das Enzym funktionsunfähig machen. Die Mutationen sind allesamt rezessiv. Wie sieht die Kreuzung von den Eltern aus, wenn diese AABBCc und aabbcc sind. Klassische Genetik Im Vergleich: Eine autosomal-rezessive Erbkrankheit: Beispiel: Phenylketunorie: By the way: ein typisches Polygenes System beim Menschen: Phenylalanin-Stoffwechselweg (vereinfacht!) Mutation Mutation Mutation Mutation in in in in Enzym Enzym Enzym Enzym 1: 2: 3: 5: Phenylketunerie Albinismus Kretinismus Alkapapturie Klassische Genetik 16.6. Entkopplung durch Crossing Over Annahme bis jetzt: zwei Eigenschaften werden unabhängig von einanader vererbt (Bsp. Wellensichtich etc.) Vererbung zweier Merkmale, die unabhängig von einander sind: P: AABB aabb F1: AaBb F2: AABB, aabb, AAbb, aaBB, AABb, AaBB, Aabb, aaBb, AaBb Phänotypenverhältnis 9:3:3:1 (Mendel 3) Aber: Wirklichkeit: 23'000 Gene auf 23 Chromosomen -> -> Gene auf dem gleichen Chromosom sind gekoppelt! Nicht unabhängig von einander vererbt. Vererbung zweier Merkmale, die gekoppelt sind: P: AABB F1: AaBb eigentlich: (AB)(ab) aabb F2: Phänotypenverhältnis: Das deckt sich aber nicht vollständig mit den Beobachtungen in der Natur. Es gibt auch andere Formen. Mendel konnte das nicht erklären. Klassische Genetik Crossing Over: (Entdeckt durch Thomas Hunt Morgan 1902) Was hat das zur Folge: ABC°DE aBC°De Wird durch Crossing Over zu -> Genotyp: AaBBCCDDEe ABC°De aBC°DE Genotyp: Kopplungen von A/a und E/e: Welche Vorteile bringt das Crossing Over mit sich? Klassische Genetik Genmapping: Thomas Hunt Morgan entdeckte das Crossing Over und überlegte sich folgendes: Je weiter zwei Gene auf einem Chromosom auseinander liegen desto häufiger werden sie durch Crossing Over umarrangiert. Also: Je häufiger ein Crossing Over zwischen zwei Genen beobachtet wird, desto weiter auseinander liegen die Gene auf dem Chromosom auseinander. So gelang es die Anordnung der Gene auf den Chromosomen bei Drosophila zu ordnen. Die Einheit centiMorgan (cM) bezeichnet den Abstand zwischen zwei Genen auf einem Chromosom. 1 cM entspricht der Wahrscheinlichkeit von 1%, dass ein Crossing Over zwischen diesen beiden Genen stattfindet. Oder: In jeder 100. Meiose gibt es ein Crossing Over zwischen diesen beiden Genen. Aufgaben: 1. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Eigenschaft white eyes und miniature wings von einander entkoppelt werden? (Beide Informationen liegen auf dem Chromosom 1) Was finden Sie zu dieser Zahl? Klassische Genetik 2. Sie beobachten folgendes im Experiment: Der Abstand zwischen den Faktoren A und B beträgt 60 Morgan. Derjenige zwischen B und C 30 Morgan. Wie liegen die Gene auf dem Chromosom? (Achtung: Zwei Lösungen) 3. Morgan untersuchte zwei Erbfaktoren: Augenfarbe dunkel (gegenüber rot) und stummelflüglig. In der Parentalgeneration kreuzte er dunkeläugige-stummelflüglig mit Wildtypen. In F1 waren alle im Phänotyp Wildtyp. Davon kreuzte er einige Weibchen mit dunkelhäutigen-stummelflügligen Männchen aus P. Es ergaben sich 1339 dunkeläugige-stummelflüglige, 1195 rotäugige-normalflüglige, 151 rotäugige-stummelflüglige und 154 dunkeläugige-normalflüglige Fliegen. Was schliessen Sie daraus über die Lage und Anordnung der Gene? Klassische Genetik Lösung Drosophila: Genotypen: P: dunkeläugig-stummelflüglig x normaläugig-normaflüglig (Wildtyp) F1: alle Wildtyp F2: 1339 dunkeläugig-stummelflüglig und 1195 Wildtypen sowie 151 normaläugige-stummelflüglige und 154 dunkeläugig-normalflüglige Fazit: - F1 nach Mendelscher Regel 1 -> heterozygote Fliegen - Wildtypeigenschaften sind dominant Genotypen P und F1: P: ddss und DDSS F1: DdSs Zur Kopplung der Eigenschaften: Wären die Eigenschaften nicht gekoppelt, würden die Phänotypen im Verhältnis 9 DdSs, 3 DDss, 3 ddSS und 1 ddss auftreten (Mendelsche Regel 3) In Phänotypen: 9 Wildtypen, 3 normaläugig-stummelflüglig, 3 dunkeläugig-normalflüglig und 1 Doppelmutant Dies deckt sich nicht mit den Beobachtungen! Die Eigenschaften sind gekoppelt. Kreuzungstabelle mit Kopplung: ds ds DS DdSs DdSs ds dsds dsds Es ist ein Verhältnis von Doppelmutanten zu Wildtypen von 1:1 zu erwarten. Das deckt sich mit den Beobachtungen. Entkopplung: Es werden auch (wenige) neue Kombinationen beobachtet. Fazit: Es fand ein Crossing Over bei 305 von 2'839 Tieren statt. Die Crossing Over-Frequenz ist somit ca. 10%. Die beiden Gene liegen auf dem selben Chromosom und sind 10.7 cM auseinander Klassische Genetik 16. 7. Mendel molekularbiologisch erklärt: Klassische Genetik Praktikum zu Drosophila melanogaster-Zuchtversuchen an der Uni Zürich: Inhalt: Das Praktikum beinhaltet folgende Elemente im Detail: - Kennenlernen der Taufliege und deren Entwicklungsstadien. - Identifizieren verschiedener Mutationen. - Einführung in Betäubungstechniken mit CO2 - Ansetzen einer eigenen Kreuzung (wird zur Auswertung mitgegeben). - Einführung in das Entwicklungsprotokoll (für die Beobachtungen zuhause). - Einführung in die Auswertung von Nachkommen einer Kreuzung. - Forschungsfragen entwickeln zum Zusammenhang von Mutationen, Genen und Chromosomen. Datum: Freitag 19. Juni 2014 von 13.00 bis ca. 16.30 Uhr Kursort: LifeScienceLearningCenter der Universität Zürich. Auf dem Campus der Universität Irchel. Mitnehmen: Notizmaterial Treffpunkt: 12.45 Uhr Vor dem Staatsarchiv des Kanton Zürich (siehe Karte) Abmeldungen zwingend an 079 295 89 68 (am besten per SMS) Auswertung: Wir werden ihre Kreuzungen am Mittwoch 24. Juni auswerten Kompensation: Die Stunden vom 17. (beide Lektionen) und 24. Juni (1 Lektion) allen aus. Das Life Science Learning Center Bau 17, Etage L, Raum 05 Anreise mit PW (Tiefgarage) Milchbuck: Tram 9, 10, 14, 7 Bus 69, 72 Anreise mit Öffentlichen Verkehrsmitteln Adresse: Life Science Learning Center (17L05) Klassische Genetik 16.8. Humangenetik - Stammbaumanalysen Einstiegsbeispiel 1: Zungenrollen Aufgabe: Geben Sie für alle Personen in der Abbildung den Genotypen an. (Es ist nicht für alle Personen eindeutig) Einstiegsbeispiel 2: Bluterkrankheit Aufgabe: Versuchen Sie den Stammbaum zu analysieren. Welchen Genotypen hatte die Urgrossmutter Queen Victoria? Überlegungsaufgabe: Auch Rot-Grün-Farbenblindheit ist gonosomal-rezessiv vererbt. Weshalb gibt es mit 1:100'000'000 doch farbenblinde Frauen? Klassische Genetik Stammbaum-Symbole: Klassische Genetik Aufgabe 1: Bestimmen Sie, ob es sich bei den dargestellten Stammbäumen und eine autosomal-rezessiven, autosomal-dominanten, einen gonosomal-dominanten oder einen gonosomal-rezessiven Erbgang handelt. Aufgabe 2: Formulieren Sie Kriterien für alle vier Stammbäume (Tabelle unten): Autosomal-dominant Autosomal-rezessiv Gonosomal-dominant Gonosomal-rezessiv Klassische Genetik