Kapitel 16 Klassische Genetik

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Klassische Genetik
16. Klassische Genetik
16.1. Gregor Mendel, Begründer der klassischen Genetik
Einige Stichworte:
16.2. Wichtige Begriffe der klassischen Genetik:
1. Notieren Sie den entsprechenden Fachbegriff zu der Definition.
Variante oder Zustandsform eines Gens.
Erscheinungsbild: Gesamtheit der erkennbaren Merkmale.
Erbbild: Gesamtheit der Gene eines Individuums, Genkombination.
Reinerbig: Vorhandensein gleicher Allele eines Gens.
Mischerbig: Vorhandensein unterschiedlicher Allele eines Gens.
Allel, das sich gegen rezessive Allele bei der Expression des Merkmals durchsetzt.
Allel, das sich im Phänotyp nur ausprägt, wenn kein dominantes Allel desselben Gens im
Genotyp vorhanden ist.
2. Formulieren Sie einen inhaltlich korrekten Satz, in dem die Begriffe
Genotyp, Phänotyp, dominant und homozygot vorkommen.
Klassische Genetik
16.3. Mendelsche Regeln 1 und 2
a) Erste Mendelsche Regel: die Uniformitätsregel
Beobachtung:
Mendel kreuzte (reinerbige) weissblühende Erbsen mit (reinerbigen)
rotblühenden Erbsen. Alle Nachkommen der ersten Generation waren
gleich. Sie waren rot.
Erklärung:
Elterngeneration
aa
AA
F1-Generation
(Tochtergeneration)
Aa
Regel:
Die Uniformitätsregel oder Reziprozitätsregel gilt, wenn zwei Eltern
(Parentalgeneration P) miteinander verpaart werden, die sich in einem
Merkmal unterscheiden, für das sie beide jeweils homozygot (reinerbig)
sind. Die Nachkommen der ersten Generation (Tochtergeneration F1) sind
dann uniform, d. h. bezogen auf das untersuchte Merkmal gleich. Dies gilt
sowohl für den Phänotyp als auch für den Genotyp, welcher bei allen
Nachkommen der ersten Generation heterozygot (mischerbig) ist.
Klassische Genetik
b) Zweite Mendelsche Regel: Spaltungsregel
In einem zweiten Versuch, kreuzte Mendel die im ersten Versuch
entstandene erste Tochtergeneration untereinander.
Beobachtung: Es entstanden rote und weisse Pflanzen im Verhältnis 3 : 1.
F1-Generation
Aa
Aa
F2-Generation
Regel:
Die Spaltungsregel gilt, wenn zwei Individuen gekreuzt werden, die beide
gleichartig heterozygot sind. In Beschreibungen der Mendelschen Regeln
werden die Nachkommen einer solchen Heterozygoten-Kreuzung daher als
Enkel- oder zweite Filialgeneration (F2) bezeichnet. Die Nachkommen aus
dieser Paarung sind untereinander nicht mehr uniform, sondern spalten
sich sowohl im Genotyp als auch im Phänotyp auf. Dreiviertel der
Individuen zeigen im Phänotyp die dominante Ausprägung, ein Viertel die
rezessive Ausprägung des Allels.
Klassische Genetik
Übungsaufgaben:
(aus der Genetikwerkstatt von R. Borer und E. Baltisberger; abgeändert)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Gregor Mendel beobachtete auch die Farbe der Frucht von
Erbsenpflanzen. Dabei entdeckte er, dass die Erbsenfarbe gelb
dominant ist. Notieren Sie die erwarteten Genotypen und Phänotypen
und deren Auftretenswahrscheinlichkeiten in den Generationen F1
und F2, wenn wir von einer Parentalgeneration mit reinerbig gelben
und grünen Erbsenpflanzen ausgehen.
Theorien müssen belegt werden, indem man aus ihnen Voraussagen
ableitet und diese experimentell überprüft. Prüfstein für Mendels
Theorie waren Rückkreuzungen. Dabei wurden mischerbige Pflanzen
aus der Generation F1 mit einer reinerbigen Elternpflanze (aus P)
gekreuzt. Formulieren Sie die Voraussage zu den Phänotypen dieser
Kreuzung, welche Mendels Theorien bestätigen würde.
Ein weisshaariges und ein schwarzhaariges Kaninchen werden
miteinander verpaart. Das weisshaarige stammt von schwarzhaarigen
Eltern, das schwarzhaarige von einem schwarzen Vater und einer
weissen Mutter. Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird ein
weisshaariges Kaninchen geboren werde? Bestimmen Sie zunächst
die Genotypen der einzelnen Kaninchen. Erstellen Sie nachher einen
Stammbaum.
Berühmt geworden sind auch Mendels Versuche mit der
Wunderblume. Er hat (homozygote) weisse und rote Blumen
miteinander gekreuzt. Das Resultat dieser Kreuzung waren 100%
rosa Blumen. Erklären Sie dieses Phänomen. Es wird intermediäre
Vererbung genannt. Welche Genotypen und Phänotypen erwarten Sie
in der Generation F2?
Kraushhaarigkeit ist beim Menschen dominant über Glatthaarigkeit.
Ein Elternpaar (Vater glatthaarig, Mutter kraus) hat drei Kinder. Ein
Kind hat glattes Haar, zwei Kinder sind kraus. Bestimmen Sie den
Genotyp der Eltern.
Von deutschen Doggen sind drei Farbvarianten bekannt: Schwarze
Tiere, weisse Tiere (mit ganz leichter Fleckung) und schwarz-weiss
gefleckte Tiere. Während weisse und schwarze Tiere schon lange in
reinen Zuchtlinien vorhanden waren, gab es erst in diesem
Jahrhundert ernsthafte Versuche, auch die gefleckten Doggen in
reinen Linien zu züchten. Dies ist aber nie gelungen. Mit der
Auswertung grösserer Zahlen von Zuchtversuchen zeigte sich dann
aber, dass die Nachkommen von zwei gefleckten Doggen zu 50%
gefleckt werden, zu 25% schwarz und ebenfalls zu 25% weiss.
Erklären Sie den Erbgang, wenn wir davon ausgehen, dass nur ein
Genpaar im Spiel ist.
Bei Foxterriern gibt es weisse und weiss-schwarz gefleckte Tiere.
Kreuzt man einen reinrassigen gefleckten Foxterrier mit einem
reinerbigen Tier ohne Flecken, so sind in F1 alle Tiere gefleckt. Was
erwarten Sie in der Generation F2? Wie könnten Sie überprüfen, ob
ein gescheckter Foxterrier aus F2 homozygot oder heterozygot ist?
Klassische Genetik
c) Polyallelie (1 Gen, mehrere Allele)
Von den meisten Genen gibt es nicht nur - wie in den bis jetzt
besprochenen Beispielen – zwei Allele sondern mehrere. Ein bekanntes
Beispiel ist die Blutgruppenvererbung beim Menschen:
ABO-System:
Die Blutgruppe wird durch ein einziges Gen bestimmt.
Es gibt drei Allele: A, B und 0
Es gibt folgende Genotypen:
Genotyp:
00
AA und A0
B0 und BB
AB
Phänotyp:
0
A
B
AB
Das heisst: A und B sind dominant gegenüber 0. Die Vererbung A und B
untereinander ist intermediär.
Füllen Sie die Tabelle der möglichen Phänotypen der Kinder aus:
Eltern
A
(AA oder A0)
B
(BB oder B0)
AB
(AB)
0
(00)
A
(AA oder A0)
B
(BB oder B0)
AB
(AB)
0
(00)
Klassische Genetik
Haben Sie es verstanden? Dann können Sie üben:
1. Eine Frau hat Blutgruppe A, ihr Mann Blutgruppe B. Welche
Blutgruppen können bei den Kindern auftreten.
2. Auf der Säuglingsstation liegen vier Kinder mit den Blutgruppe A, B,
AB und 0. Die Mitarbeiter haben leider ein Durcheinander gemacht.
Können Sie die Kinder eindeutig den Eltern zuordnen, wenn Sie
wissen, dass Paar 1 die Blutgruppen 0 und 0 hat, Paar zwei A und B,
Paar drei AB und 0 sowie Paar vier B und B?
3. Neben dem AB0-Blutgruppensystem gibt es noch andere. Z.B. den
Rhesusfaktor. Auch das ist monogen vererbt. Rhesus + (Allels D) ist
dominant über Rhesus – (Allel d). Sie müssen einen Vaterschaftstest
machen. Kann ein Mann mit Blutgruppe (Phänotyp) B+ der Vater
eines Kindes mit 0+ sein, wenn die Mutter A- ist?
Monogen vs. polygen:
Beim Menschen gibt es nur eine geringe Zahl monogener Merkmale:
Klassische Genetik
16.4. Vererbung von zwei oder mehr Merkmalen (die dritte
mendelsche Regel)
Bis jetzt wurde jeweils die Vererbung eines einzelnen Merkmals
beobachtet. Welche Regeln gelten aber, wenn zwei oder mehr Merkmale
vererbt werden?
Betrachten wir Mendels berühmtestes Experiment:
Er arbeitete dabei mit Erbsen, die sich in Samenform und in Samenfarbe
unterscheiden. Er kreuzte runde, gelbe Erbsen mit runzligen, grünen
Erbsen. (Glücklicherweise erwischte er in beiden Merkmalen reinerbige
Pflanzen!)
P:
rund und gelb
runzlig und grün
Beobachtungen:
In F1:
alle Pflanzen sind rund und gelb.
In F2:
315 runde und gelb
101 runzlig und gelb
108 rund und grün
32 runzlig und grün
è Es gibt neue Kombinationen!
Aufgabe: Notieren Sie die Genotypen von P und F1
Klassische Genetik
Herleitung der Tochtergeneration F2:
a.
b.
c.
Eine Geschlechtszelle (Gamet) hat für jedes Merkmal ein Erbfaktor
(also einen für Farbe und einen für Form).
In der Tabelle sehen Sie jetzt alle möglichen Gameten für den
einen Elter. (Es sind vier Kombinationen möglich)
Stellen Sie sich nun vor: Die möglichen Gameten der einen Pflanze
können mit allen Gameten der anderen Pflanze fusionieren. Tragen
Sie die Kombinationen ins Kreuzungsschema ein.
GR
Gr
gR
gr
GR
Gr
gR
gr
d.
Notieren Sie die Phänotypen mit den Häufigkeiten.
e.
Vergleichen Sie das Resultat mit den Daten von Mendels
Experiment.
Die dritte Mendelsche Regel (Regel der freie Kombinierbarkeit) lautet:
Sind bei einer Kreuzung zwei oder mehr Merkmale beteiligt, dann werden
diese in der zweiten Generation unabhängig voneinander verteilt oder
kombiniert.
Aufgabe:
Zur Vertiefung ein zweites (etwas unsinniges) Beispiel: Eine einfarbig rote
Kuh wird mit einem blau gefleckten Stier verpaart. Die Kälber sind alle
einfarbig blau. Bestimmen Sie die Genotypen und Phänotypen der
beteiligten Tiere, und geben Sie die möglichen Phänotypen der F2 inkl.
Anteile der erwarteten Phänotypen.
Klassische Genetik
Die typische Form in der Natur: Polygenie
Mendels Versuche eigentlich untypisch und (un)glücklich...
Reale Situation:
Nicht ein Gen / ein Protein bestimmt eine Eigenschaft, sondern dies ist
durch mehrere Gene / Proteine bestimmt. Die meisten Eigenschaften sind
nicht monogen sondern polygen.
Beispiel Blütenfarbe:
Weisse Blüte
gelbe Blüte
orange Blüte
Vorläuferfarbstoff
(Molekül 1)
Zwischenprodukt
(Molekül 2)
Endprodukt
(Molekül 3)
Enzym A
Enzym B
Gen A
Gen B
Vererbung:
A: Gen A intakt -> dominant
a: Gen a mutiert -> rezessiv
B: Gen B intakt -> dominant
b: Gen b mutiert -> rezessiv
P:
AABB
(orange)
F1:
AaBb (orange)
F2:
aabb
(weiss)
Klassische Genetik
Beispiel Hautfarbe des Menschen:
(P.S.: die einzigen bekannten monogenen Merkmale beim Menschen
haben wir notiert...)
Klassische Genetik
Beispiel: Wellensittiche:
Die Wildform der Wellensittiche lebt in Australien und hat eine grüne
Grundfärbung. Dies ist auf zwei Pigmente im Gefieder zurückzuführen. Im
Innern der Federn befindet sich ein blauer Farbstoff, im äusseren Bereich
ein gelber. Die Federn der Wildform erscheinen so für den Betrachter
grün.
Seit 1840 werden von Wellensittichen verschiedene Farbvarianten
gezüchtet. Am bekanntesten sind die hellblauen, gelben und weissen
Formen. Wenn man die Federn der Farbvarianten untersucht, stellt man
fest, dass beim blauen Sittich das gelbe Pigment fehlt. Gelbe
Wellensittiche besitzen kein blaues Pigment und weisse haben ein
pigmentfreies Gefieder.
Die Vererbung der Gefiederfarbe lässt sich erklären, wenn man annimmt,
dass für jedes der beiden Pigmente ein eigenes Gen zuständig ist, wobei
jeweils das dominante Allel die Bildung des Farbstoffes bewirkt.
A = Allel für die Bildung des blauen Pigments
B = Allel für die Bildung des gelben Pigments
Die beiden Allele a und b führen zu keiner Pigmentbildung.
Aufgaben: Wellensittiche die für beide Gene heterozygot sind, werden
miteinander gekreuzt. Stellen Sie das Kreuzungsergebnis dar (Genotyp
und Phänotyp).
Zusatzaufgabe oder Hausaufgabe: Welche Farben sind zu erwarten wenn
Sie einen weissen und einen gelben Wellensittich kreuzen?
Klassische Genetik
Lösung Wellensittich:
Genotyp:
Phänotyp: Pigmente
AABB
AaBB
AaBb
Aabb
AAbb
aaBB
aaBb
aabb
blau
blau
blau
blau
blau
kein
kein
kein
und gelb
und gelb
und gelb
und kein
und kein
blau und
blau und
blau und
gelb
gelb
gelb
gelb
kein gelb
Farbe
grün
grün
grün
blau
blau
gelb
gelb
weiss
Aufgabe 1 Kreuzung von AaBb mit AaBb:
Genotypen:
Keimzellen
der Eltern
AB
AB
Ab
aB
ab
AABB
AABb
AaBB
AaBb
Ab
AABb
AAbb
AaBb
Aabb
aB
AaBB
AaBb
aaBB
aaBb
ab
AaBb
Aabb
aaBb
aabb
AB
Ab
aB
ab
Grün
Grün
Grün
Grün
Ab
Grün
Blau
Grün
Blau
aB
Grün
Grün
Gelb
Gelb
ab
Grün
Blau
Gelb
weiss
Phänotypen
Keimzellen
der Eltern
AB
Verhältnis grün:blau:gelb:weiss ist 9:3:3:1
Aufgabe 2 Kreuzung eines weissen mit einem gelben Vogels:
Der weisse Vogel ist aabb, er kann nichts anderes vererben als a und b.
Ist der gelbe Vogel aaBb, dann gibt es im Verhältnis 1:1 weisse und gelbe
Jungtiere (aabb und aaBb).
Ist der gelbe Vogel aaBB, dann sind alle Jungtiere gelb. (alle sind aaBb).
Klassische Genetik
16.5. Geschlechtsgekoppelte Vererbung
Kurzer Rückblick Geschlechtsbestimmung beim Menschen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
23. Chromosomenpaar
X und Y
XX -> Frau
XY -> Mann
SRY auf Y-Chromosom
Y ist viel kleiner als X
Y codiert eigentlich ‚nur’ Mann werden
X enthält viele weiter Informationen
-> Diese Informationen hat der Mann nur einmal.
Das X-Chromosom und einige bekannte darauf liegende Informationen:
geschlechtsgekoppelte Vererbung (Gen liegt auf dem X-Chromosom):
Klassische Genetik
Aufgaben:
1. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau, die weiss, dass
sie Konduktorin ist, einen kranken Sohn kriegt?
2. Was können Sie zu den Nachkommen eines kranken Mannes sagen?
3. Gibt es auch kranke Frauen?
Klassische Genetik
Aufgaben:
1. Bluter im europäischen Hochadel: Warum war dies wahrscheinlich so
weit verbreitet? Überlegen Sie sich eine Erklärung.
2. Ein weiteres bekanntes Beispiel X-Chromosomaler-Vererbung ist die
Rot-Grün-Farbenblindheit.
a) Welche Genotypen und Phänotypen sind bei einem Paar zu erwarten,
wenn der Mann farbenblind ist?
b) Eine Frau hat normalsichtige Eltern und einen farbenblinden Bruder.
Welche Wahrscheinlichkeit besteht für den ersten Sohn farbenblind zu
sein?
c) Eine rotgrünblinde Turner-Syndrom-Frau hat zwei normalsehende
Eltern. Wie kann das entstehen?
3. Es gibt bei Mäusen eine Form von erblicher Zahnverfärbung. Wie
würden Sie überprüfen, ob diese Vererbung X-Chromosomal vererbt wird
oder nicht (= das Allel liegt auf einem Autosom = autosomal)?
4. Solche Phänomene können auch noch gekoppelt vorkommen
(Kopplungsgruppen): Was können Sie über den Vater einer rot-grünblinden Frau sagen, wenn Sie wissen, dass ihr Bruder Bluter ist?
5. Etwas abstrakter: Ein Stoff wird über drei Zwischenstufen (durch die
Umwandlung durch drei Enzyme) hergestellt. Gen A und Gen B liegen auf
dem Chromosom 4 und Gen C auf dem Chromosom 2. Von allen drei
Genen sind Mutationen bekannt, die das Enzym funktionsunfähig machen.
Die Mutationen sind allesamt rezessiv. Wie sieht die Kreuzung von den
Eltern aus, wenn diese AABBCc und aabbcc sind.
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Im Vergleich: Eine autosomal-rezessive Erbkrankheit:
Beispiel: Phenylketunorie:
By the way: ein typisches Polygenes System beim Menschen:
Phenylalanin-Stoffwechselweg (vereinfacht!)
Mutation
Mutation
Mutation
Mutation
in
in
in
in
Enzym
Enzym
Enzym
Enzym
1:
2:
3:
5:
Phenylketunerie
Albinismus
Kretinismus
Alkapapturie
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16.6. Entkopplung durch Crossing Over
Annahme bis jetzt: zwei Eigenschaften werden unabhängig von einanader
vererbt (Bsp. Wellensichtich etc.)
Vererbung zweier Merkmale, die unabhängig von einander sind:
P:
AABB
aabb
F1:
AaBb
F2:
AABB, aabb, AAbb, aaBB, AABb, AaBB, Aabb, aaBb, AaBb
Phänotypenverhältnis 9:3:3:1 (Mendel 3)
Aber:
Wirklichkeit: 23'000 Gene auf 23 Chromosomen ->
-> Gene auf dem gleichen Chromosom sind gekoppelt! Nicht unabhängig
von einander vererbt.
Vererbung zweier Merkmale, die gekoppelt sind:
P:
AABB
F1:
AaBb eigentlich: (AB)(ab)
aabb
F2:
Phänotypenverhältnis:
Das deckt sich aber nicht vollständig mit den Beobachtungen in der Natur.
Es gibt auch andere Formen. Mendel konnte das nicht erklären.
Klassische Genetik
Crossing Over: (Entdeckt durch Thomas Hunt Morgan 1902)
Was hat das zur Folge:
ABC°DE
aBC°De
Wird durch Crossing
Over zu ->
Genotyp:
AaBBCCDDEe
ABC°De
aBC°DE
Genotyp:
Kopplungen von A/a und E/e:
Welche Vorteile bringt das Crossing Over mit sich?
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Genmapping:
Thomas Hunt Morgan entdeckte das Crossing Over und überlegte sich
folgendes:
Je weiter zwei Gene auf einem Chromosom auseinander liegen desto
häufiger werden sie durch Crossing Over umarrangiert. Also: Je häufiger
ein Crossing Over zwischen zwei Genen beobachtet wird, desto weiter
auseinander liegen die Gene auf dem Chromosom auseinander.
So gelang es die Anordnung der Gene auf den Chromosomen bei
Drosophila zu ordnen.
Die Einheit centiMorgan (cM) bezeichnet den Abstand zwischen zwei
Genen auf einem Chromosom. 1 cM entspricht der Wahrscheinlichkeit von
1%, dass ein Crossing Over zwischen diesen beiden Genen stattfindet.
Oder: In jeder 100. Meiose gibt es ein Crossing Over zwischen diesen
beiden Genen.
Aufgaben:
1. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Eigenschaft white eyes
und miniature wings von einander entkoppelt werden? (Beide
Informationen liegen auf dem Chromosom 1) Was finden Sie zu
dieser Zahl?
Klassische Genetik
2. Sie beobachten folgendes im Experiment: Der Abstand zwischen den
Faktoren A und B beträgt 60 Morgan. Derjenige zwischen B und C
30 Morgan. Wie liegen die Gene auf dem Chromosom? (Achtung:
Zwei Lösungen)
3. Morgan untersuchte zwei Erbfaktoren: Augenfarbe dunkel
(gegenüber rot) und stummelflüglig. In der Parentalgeneration
kreuzte er dunkeläugige-stummelflüglig mit Wildtypen. In F1 waren
alle im Phänotyp Wildtyp. Davon kreuzte er einige Weibchen mit
dunkelhäutigen-stummelflügligen Männchen aus P. Es ergaben sich
1339 dunkeläugige-stummelflüglige, 1195 rotäugige-normalflüglige,
151 rotäugige-stummelflüglige und 154 dunkeläugige-normalflüglige
Fliegen. Was schliessen Sie daraus über die Lage und Anordnung der
Gene?
Klassische Genetik
Lösung Drosophila:
Genotypen:
P: dunkeläugig-stummelflüglig x normaläugig-normaflüglig (Wildtyp)
F1: alle Wildtyp
F2: 1339 dunkeläugig-stummelflüglig und 1195 Wildtypen sowie 151
normaläugige-stummelflüglige und 154 dunkeläugig-normalflüglige
Fazit:
- F1 nach Mendelscher Regel 1 -> heterozygote Fliegen
- Wildtypeigenschaften sind dominant
Genotypen P und F1:
P: ddss und DDSS
F1: DdSs
Zur Kopplung der Eigenschaften:
Wären die Eigenschaften nicht gekoppelt, würden die Phänotypen im
Verhältnis 9 DdSs, 3 DDss, 3 ddSS und 1 ddss auftreten (Mendelsche
Regel 3)
In Phänotypen: 9 Wildtypen, 3 normaläugig-stummelflüglig, 3
dunkeläugig-normalflüglig und 1 Doppelmutant
Dies deckt sich nicht mit den Beobachtungen! Die Eigenschaften sind
gekoppelt.
Kreuzungstabelle mit Kopplung:
ds
ds
DS
DdSs
DdSs
ds
dsds
dsds
Es ist ein Verhältnis von Doppelmutanten zu Wildtypen von 1:1 zu
erwarten. Das deckt sich mit den Beobachtungen.
Entkopplung:
Es werden auch (wenige) neue Kombinationen beobachtet.
Fazit: Es fand ein Crossing Over bei 305 von 2'839 Tieren statt. Die
Crossing Over-Frequenz ist somit ca. 10%.
Die beiden Gene liegen auf dem selben Chromosom und sind 10.7 cM
auseinander
Klassische Genetik
16. 7. Mendel molekularbiologisch erklärt:
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Praktikum zu Drosophila melanogaster-Zuchtversuchen an der Uni
Zürich:
Inhalt:
Das Praktikum beinhaltet folgende Elemente im Detail:
- Kennenlernen der Taufliege und deren Entwicklungsstadien.
- Identifizieren verschiedener Mutationen.
- Einführung in Betäubungstechniken mit CO2
- Ansetzen einer eigenen Kreuzung (wird zur Auswertung
mitgegeben).
- Einführung in das Entwicklungsprotokoll (für die
Beobachtungen zuhause).
- Einführung in die Auswertung von Nachkommen einer
Kreuzung.
- Forschungsfragen entwickeln zum Zusammenhang von
Mutationen, Genen und Chromosomen.
Datum: Freitag 19. Juni 2014 von 13.00 bis ca. 16.30 Uhr
Kursort: LifeScienceLearningCenter der Universität Zürich. Auf dem
Campus der Universität Irchel.
Mitnehmen: Notizmaterial
Treffpunkt:
12.45 Uhr
Vor dem Staatsarchiv des Kanton Zürich (siehe Karte)
Abmeldungen zwingend an 079 295 89 68 (am besten per SMS)
Auswertung: Wir werden ihre Kreuzungen am Mittwoch 24. Juni
auswerten
Kompensation: Die Stunden vom 17. (beide Lektionen) und 24. Juni (1
Lektion) allen aus.
Das Life Science Learning Center
Bau 17, Etage L, Raum 05
Anreise mit PW
(Tiefgarage)
Milchbuck:
Tram 9, 10,
14, 7
Bus 69, 72
Anreise mit
Öffentlichen
Verkehrsmitteln
Adresse:
Life Science Learning Center (17L05)
Klassische Genetik
16.8. Humangenetik - Stammbaumanalysen
Einstiegsbeispiel 1: Zungenrollen
Aufgabe:
Geben Sie für alle Personen in der
Abbildung den Genotypen an. (Es ist
nicht für alle Personen eindeutig)
Einstiegsbeispiel 2:
Bluterkrankheit
Aufgabe: Versuchen Sie den
Stammbaum zu analysieren. Welchen
Genotypen hatte die Urgrossmutter
Queen Victoria?
Überlegungsaufgabe:
Auch Rot-Grün-Farbenblindheit ist gonosomal-rezessiv vererbt. Weshalb
gibt es mit 1:100'000'000 doch farbenblinde Frauen?
Klassische Genetik
Stammbaum-Symbole:
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Aufgabe 1: Bestimmen Sie, ob es sich bei den dargestellten
Stammbäumen und eine autosomal-rezessiven, autosomal-dominanten,
einen gonosomal-dominanten oder einen gonosomal-rezessiven Erbgang
handelt.
Aufgabe 2: Formulieren Sie Kriterien für alle vier Stammbäume (Tabelle
unten):
Autosomal-dominant
Autosomal-rezessiv
Gonosomal-dominant
Gonosomal-rezessiv
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