NOTIZEN 473 M onogene Fortpflanzung bei der Fliege C h ry so m y ia albiceps Von F.-H. U llerich Max-Planck-Institut für Meeresbiologie, Wilhelmshaven, Abt. H. B a u e r (Z. Naturforsdig. 13 b, 473— 474 [1958] ; eingegangen am 25. Mai 1958) Monogenie — die Erzeugung rein weiblicher oder rein männlicher Nachkommenschaften bei bisexueller Fortpflanzung — ist bei Insekten nicht häufig. Un­ ter den Dipteren ist sie außer bei den genauer untersuchten Trauermücken ( Sciaridae) 1 nur noch von der tropischen Schmeißfliege (Calliphoride) Chrysomyia Abb. 1 a —c. Chromosomenbestände in Spermatocyten I von rufifacies Macq. ( = C. albiceps W ied.2) bekannt3. C h ry so m y ia a lb icep s. a Normaler Chromosomenbestand, Während bei den Sciariden die cytologisch-genetische 5 achiasmatische autosomale Bivalente und ein achiasmaGrundlage der Monogenie aufgeklärt ist, liegen für tisches Bivalent aus den kleinen Chromosomen (ht , h2), die Chrysom yia nur die Angaben vor, daß Arrhenogenie nur in einem terminalen Abschnitt gepaart sind, b Heterozy­ (Männchenerzeugung), bzw. Thelygenie (Weibchen­ gote reziproke Translokation (T/ + ) zwischen einem Auto­ erzeugung) Eigenschaften der einzelnen $ $ sind und som (A ) und einem kleinen Chromosom (h2) . Die Bruch­ daß die $ c5 keinen Einfluß auf das Geschlecht der stellen lagen im Autosom nahe am Kinetochor und im klei­ Nachkommen haben3. nen Chromosom nahe der Mitte. Das nicht-mutierte kleine Chromosom (hx) ist mit einem der translozierten Abschnitte Diese Angaben konnten in umfangreichen Zuchtver­ (h,') seines Homologen gepaart (in der Abb. 1 b ist h ^ h j ) . suchen mit C. albiceps* bestätigt werden. A lle 9 ? c Für die gleiche Translokation homozygoter Chromosomen­ bringen rein unisexuelle Nachkommenschaften hervor; bestand. Orcein-Essigsäure-Milchsäure. aus allen (bis zu 7) Folgegelegen eines $ entstehen nur Fliegen des gleichen Geschlechts, gleichgültig ob die $ $ in Einzel- oder Massenzuchten mit 1 oder meh­ reren & <5 zusammen waren. In weiblichen Geschwisterschaften treten arrhenogene und thelygene 9 $ ungefähr im Verhältnis 1 : 1 auf. In bisher 29 Einzelzuchten wurden insgesamt 1242 $ $ geprüft; davon waren 608 thelygen und 634 arrhenogen ( P für 1:1 = 0,46). In 2 weiteren Versuchen wurde eine stärkere Verschiebung zugunsten der arrhenogenen $ 9 beobachtet (15 : 35 und 3 : 17; P für 1 : 1=0,005 bzw. < 0 ,0 0 2 7 ). Ob sich hierin Zufall, modifizierende Außenfaktoren oder Modifikationsgene ausdrücken, wird noch geprüft. Das 1 :1-Verhältnis der beiden 9 -Sorten läßt ver­ muten, daß wie bei den Sciariden1 ein Homo-Heterozygotie-Mechanismus im $ für die Monogenie verant­ wortlich ist, wobei eine 9-Sorte heterozygot für einen dominanten Faktor, die andere homozygot für das re­ zessive A llel ist. Der sonst bei Calliphoriden vorhan­ dene Geschlechtschromosomen-Apparat mit X — YHeterozygotie der <3 (5 muß dabei ausgeschaltet sein. Abb. 2. Erbgang der Translokation aus Abb. 1. T = TransBei der Beschränkung der Monogenie auf einen klei­ lokation, bestr. = röntgenbestrahlt, ( + /+ ) = Tiere aus nen Verwandtschaftskreis (vielleicht nur eine Art) der normalen Stammzuchten. Calliphoriden war nicht anzunehmen, daß ein so kom­ plizierter Mechanismus wie bei den Sciariden entwikheterochromatischer Chromosomen vor, die morpholo­ kelt worden ist. Das hat sich bestätigt. C. albiceps besitzt wie die übrigen Calliphoriden5 gisch den Geschlechtschromosomen von Calliphora ent­ sprechen, aber in beiden Geschlechtern gleich sind 2 n = \2 Chromosomen. In der Metaphase I liegen (Abb. 1 a ). Strukturelle Anzeichen für Heterogametie neben 5 großen V-förmigen Bivalenten 1 Paar kleiner 1 C. W. M e t z , Amer. Naturalist 72, 485 [1938]. 2 F. Z u m p t , C a llip h o r in a e : E. L i n d n e r , Die Fliegen der palaearktischen Region, Teil 64 i, Stuttgart 1956. 3 D. N. R o y u . L. B. S id d o n s , Parasitology 31, 442 [1939]. 4 Material aus Südafrika. Herr Dr. F. Z u m p t , Johannisburg, stellte liebenswürdigerweise Herrn Prof. B a u e r lebende Puppen als Ausgangstiere zur Verfügung. 5 C. W. M e t z , J. exp. Zool. 21, 213 [1916] ; W. K e u n e k e , Z. Zellenlehre 1, 357 [1924] ; A. N a v i l l e , Z. Zellforsch. 16, 440 [1932]. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:39 PM 474 N O T IZ E N der (5 <3 liegen also nicht vor. Daß diese kleinen Chro­ mosomen auch genetisch im Männchen keinen X —YMechanismus repräsentieren, ergab sich aus Versuchen mit röntgeninduzierten Translokationen. Durch Bestrahlung von <3 <3 (Spermien) wurde u. a. eine reziproke Translokation zwischen einem Autosom und einem der kleinen Chromosomen erhalten, die ge­ nauer in ihrem Erbgang verfolgt wurde. Sie fand sich zunächst heterozygot (Abb. 1 b) in einer aus S S be­ stehenden F 2 aus der Kreuzung eines normalen S mit einem F r ?, dessen Vater bestrahlt worden war. Wenn es sich bei den kleinen Chromosomen um Geschlechts­ chromosomen handelte, könnte das an der Translokation beteiligte kleine Chromosom also kein Y, sondern müßte ein X gewesen sein, da es vom Vater auf die Tochter übertragen worden war. In weiteren Kreuzun­ gen, die das Schema (Abb. 2) zusammenfaßt, gelang es dann aber, die Translokation in beiden Geschlechtern homozygot zu erhalten (Abb. l c ) . Die S S mit der homozygoten Translokation müßten also X X sein. Die kleinen Chromosomen üben demnach eine Geschlechtsbestimmungs-Funktion nicht mehr aus. Wahrscheinlich ist nach Ausbildung des Heterozygotie-Medianismus im weiblichen Geschlecht mit prädeterminativer Geschlechtsbestimmungs-Wirkung, der epistatisch über den ur­ sprünglichen XY-Mechanismus wurde, bei den kleinen Chromosomen eine Homozygotisierung zu X X in beiden Geschlechtern eingetreten, doch ist es bei der hetero­ chromatischen Natur der kleinen Chromosomen nicht ausgeschlossen, daß beide Geschlechter für Y Y homo­ zygot sind. Das ließe sich nur entscheiden, wenn Kreu­ zung mit einer verwandten Art mit normaler Ge­ schlechtsbestimmung möglich wäre. Durch Analyse weiterer Translokationen mit ver­ schiedenen Autosomen soll der weibliche HeterozygotieMechanismus noch aufgeklärt werden. Altersabhängigkeit des natürlichen dem Wachsen zurückzuführen. Die spezifische Aktivität bezogen auf l g Frischgewicht betrug 3 ■IO-15 g Ra/g Frischgewicht unabhängig vom Alter mit einer Streu­ breite von 1 — 5 • 10-13 g Ra/g bei verschiedenen Tieren. Abb. 1 zeigt die Altersabhängigkeit des natürlichen Radiumgehalts des gesamten Hühnerskeletts, Abb. 2 Radium -G ehalts Von B. R a j e w s k y , H .- J . H a n t k e und H . M uth Max-Planck-Institut für Biophysik, Frankfurt/Main (Z. Naturforsehg. 13 b, 474— 475 [1958] ; eingegangen am 8. Mai 1958) Bei der Durchführung der Untersuchungen über den natürlichen Radiumgehalt von Geweben, Lebensmittel und Wasser1,2 wurde als ein besonders wichtiges Pro­ blem die Anreicherung des Radiums im lebenden Orga­ nismus betrachtet ( R a j e w s k y ) . Es handelt sich dabei um die Frage des Einbaues des Radiums im Organis­ mus. Zur Klärung dieser Fragen wurden Eier von Hühnern genommen und über das Schlüpfen der Küken bis zum Aufwachsen der Hühner auf den radioaktiven Gehalt untersucht. Die Küken wurden in Käfigen groß­ gezogen. Die Fütterung erfolgte mit Preßfutter, in dem alle nötigen Nährstoffe und Vitamine enthalten waren. Die Tiere wurden getrennt nach Knochen und Weich­ teilen bei 600° C verascht, die Asche chemisch auf­ geschlossen und der Radium-Gehalt der so erhaltenen Lösung nach der Emanationsmethode bestimmt. An­ schließend wurde der Calcium-Gehalt der Proben ge­ messen. Der mittlere Radium-Gehalt des Futters betrug 13,5 • 1 (T 15 g Ra/g Futter, der mittlere Calcium-Gehalt 0,014 g Ca/g Futter. Die tägliche Radium-Aufnahme mit dem Futter betrug für das erwachsene Huhn 12 • 10~13 g Ra/Tag. Die Radiumaufnahme mit dem Wasser von 0,3 • 10“ 13 g Ra/Tag war hiergegen ver­ nachlässigbar. Die gefundene Zunahme des Radiumgehalts der Hüh­ ner in den Weichteilen ist auf die Gewichtszunahme mit K. A u r a n d u . H.-J. H a n t k e , Brit. J. Radiol. Suppl. 7, 54 [1957]. 2 B. R a j e w s k y , H . M u t h , H .-J . H a n t k e u. K. A u r a n d , Strahlen­ therapie 104. 157 [1957]. 1 H . M u th, A . S ch r au b , Z00 Z50 300 350 WO Alter der Tiere in Tagen — *~ Abb. 1. Alters-Abhängigkeit des natürlichen Radiumgehalts im Hühnerskelett. kJ Hennen Natürlicher Radiumgehalt des menschlichen Erwachsenen Skeletts bezogen Hähne 50 700 750 200 250 300 350 "IT " Mittelwert Ra/g Frischgew. WO A lterd er Tiere in Tagen — Abb. 2. Alters-Abhängigkeit des natürlichen Radiumgehalts im Hühnerskelett bezogen auf 1 g Frischgewicht. die Altersabhängigkeit des Radiumgehalts des Skeletts bezogen auf 1 g Knochen-Frischgewicht. Auffällig ist die Abnahme der spezifischen Knochenaktivität bis zum etwa 60. Tag und das Einstellen eines konstanten W er­ tes. Bis zur Mauser ist die Aktivität der Hennen und Hähne gleich. Nach der Mauser, die eine starke Störung des normalen Mineralstoff Wechsels darstellt, tritt eine Unauthenticated Download Date | 5/11/16 6:39 PM