Klausur unter abiturähnlichen Bedingungen Leistungskurs Biologie Schuljahr 2006/2007 Name: Datum: Erreichte BE: / 60 Punkte: 02.03.2007 Zensur: Kenntnisnahme: Allgemeine Arbeitshinweise Ihre Arbeitszeit (einschließlich der Zeit für das Lesen und Auswählen der Aufgaben) beträgt 270 Minuten. Die Prüfungsarbeit besteht aus den zu bearbeitenden Teilen A, B1 oder B2, C1 oder C2. Erlaubte Hilfsmittel 1 Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung 1 Pflanzenbestimmungsbuch mit dichotomem Bestimmungsschlüssel ohne farbige Illustrationen. 1 Tabellen – und Formelsammlung ohne ausführliche Musterbeispiele (im Unterricht eingeführt) Zeichengeräte Leistungskurs Biologie - Vorabitur 2007 1 Aufgabe A Helicobacter pylori Bearbeiten Sie die nachstehende Aufgabe und beziehen Sie dazu die folgenden Materialien ein. Material 1: Helicobacter pylori gehört vor allem in den Industrieländern zu den medizinisch bedeutsamsten Bakterien. 80-90% der Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) gehen auf Helicobacter zurück. Ein Fünftel der Infizierten bildet ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür aus und 1% erkrankt an Magenkrebs. In den meisten Fällen kann der Erreger mit einer Dreifachtherapie erfolgreich bekämpft werden, wodurch eine deutliche Besserung der Beschwerden, etwa das Abheilen der Gastritis oder des Magengeschwürs, möglich wird. Helicobacter pylori ist ein gebogenes bis spiralförmig gramnegatives Stäbchen von relativ geringer Größe (3μm lang und 0,6 μm breit), das im menschlichen Magen vorkommt. Das Bakterium ist microaerophil und hat ein Temperaturoptimum von 37°C. Drei bis fünf membranumhüllte Flagellen verleihen ihm eine Beweglichkeit, die ausreicht, um den viskosen Schleim des Magenepithels zu erreichen. Um in die Schleimschicht und nicht in das Magenlumen zu gelangen, orientiert sich Helicobacter chemotaktisch an einem pH-Gradienten. Dort findet mittels bestimmter bakterieller Haftproteine (Adhäsine) eine Bindung an die Rezeptoren der Epithelzellmembran statt. Helicobacter ist wahrscheinlich das einzige Bakterium, das im sauren Milieu des Magen dauerhaft überleben kann. Diese einzigartige ökologische Nische verdankt das Bakterium seiner Enzymausstattung. Die von Urease katalysierte Spaltung von Harnstoff erzeugt eine „Ammoniakwolke“, die in unmittelbarer Umgebung des Erregers eine Neutralisation der Magensäure bewirkt. Inaktiviert man die Ureasegene, so kann Helicobacter bei saurem pHWert nicht überleben. Katalase schützt den Erreger vor dem von Phagozyten produzierten Wasserstoffperoxid, Mucinasen lösen den Schleim und Phospholipasen schädigen die Zellmembran der Magenepithelzellen durch Abbau von Lecithin. Material 2: Aufbau der Magenschleimhaut Leistungskurs Biologie - Vorabitur 2007 2 Material 3: Funktion der Belegzellen Material 4: Zur Bekämpfung von Helicobacter-Infektionen wird eine so genannte „Tripel-Therapie“ bestehend aus zwei Antibiotika und einem Säureblocker eingesetzt: • Amoxicillin hemmt die Synthese von bakteriellen Zellwandbausteinen. • Clathrinomycin bindet an die 50s-Untereinheit von bakteriellen Ribosomen und behindert die weiteren Stoffwechselschritte. • Omeprazol ist ein Protonenpumpenhemmer. Er bewirkt den Abbau des pH-Gradienten in der Schleimhaut durch Verminderung der Säureproduktion 1. Vergleichen Sie den Bau der Zellen von Helicobacter mit dem der Zellen seines Wirts in einer Tabelle! Ziehen Sie aus dem Vergleich eine Schlussfolgerung hinsichtlich der Funktion der Zellen! (5 BE) 2. Beschreiben Sie den Aufbau der menschlichen Magenschleimhaut und begründen Sie die Bedeutung der verschiedenen Zelltypen für die Funktion des Magens! (7 BE) 3. Stellen Sie das Zusammenwirken von 5 Zellorganellen der Hauptzellen bei der Produktion und Sekretion von Pepsinogen in einem Schema dar! Erläutern Sie Ihre Darstellung! (6 BE) 4. Erklären Sie, warum Belegzellen einen hohen Sauerstoffbedarf aufweisen und warum extremer Kochsalzmangel Magen-Darm-Infektionen begünstigt! (4 BE) 5. Erläutern Sie, auf welche Weise die genannte Wirkstoffkombination eine Beseitigung der Infektion ermöglicht! (3 BE) 25 BE Leistungskurs Biologie - Vorabitur 2007 3 Bearbeiten Sie eine der folgenden Aufgaben! Aufgabe B 1 Wattenmeer Bearbeiten Sie die nachstehende Aufgabe und beziehen Sie entsprechende Materialien ein. Material 1 zeigt die Gliederung eines Küstenteils der Nordsee, mit vorgelagertem Wattenmeer. Diese Schwemmlandküste ist einem sechsstündigen Rhythmus von Ebbe und Flut ausgesetzt. Das Wattenmeer ist mit einer mittleren Breite von 13,5 km von Den Helder in Holland bis Esbjerg in Dänemark der Nordseeküste vorgelagert. Als Watt im engeren Sinne wird derjenige Teil bezeichnet, der bei Ebbe trocken liegt. Die im Wattenmeer siedelnden Lebewesen müssen den extremen Schwankungen der Lebensbedingungen, vor allem bei Ebbe hinsichtlich Temperatur (ca. 0° C bis ca. 40°C) und Salzgehalt (25 ‰ bis 38 ‰), gewachsen sein. Die meisten Wasserbewohner leben deshalb im Boden eingegraben, wo sie weitgehend geschützt sind. Die Produktivität der Wattflächen ist relativ hoch. In 1 cm2 Watt können bis zu einer Million Algen als Produzenten leben. Bezogen auf den Quadratmeter können u. a. davon wiederum 50000 Wattschnecken oder 40000 Schlickkrebse leben. Durch die bodennahen Strömungen, erzeugt durch die Gezeiten im Watt, wird der Lebensraum laufend mit neuem Sauerstoff und Nährstoffen aus der Nordsee und aus den Flüssen wie dem Rhein versorgt. Das riesige Nahrungsangebot wird u. a. von Fischen und Vögeln genutzt. Im Wattenmeer wachsen z. B. die Jungfische von Seezunge, Scholle, Sprotte und Stint heran. Im Frühjahr und Herbst nutzen Millionen von Zugvögeln aus Nord- und Osteuropa wie Enten, Gänse und Schnepfenvögel das Nahrungsangebot des Watts. 1. Begründen Sie, dass man beim Wattenmeer von einem Ökosystem sprechen kann! 2. Beschreiben Sie die biochemischen Teilprozesse zur Freisetzung von ATP der Lebewesen, die (6 BE) im Oxidationshorizont des Watts leben! 3. Erklären Sie die unterschiedlichen Tiefen des Reduktionshorizontes im Watt! Berücksichtigen Sie dabei dessen Bildung sowie abiotische und biotische Einflüsse! ( Material 2 und Material 3) 4. Diskutieren Sie die Aussage: „Die schwarzen Flecken sind ein Eutrophierungssymptom des Wattenmeeres“. (Material 4) Material 2 Oxidations- und Reduktionshorizont nach THIES Der Wattboden - eigentlich kein Boden sondern Sediment - ist schwarz und stinkt. Jedenfalls unter der Oberfläche, die eher von bräunlich-grauer Farbe ist. Die Färbung des Wattbodens wird in erster Linie durch unterschiedliche Eisenverbindungen hervorgerufen. Der Gestank rührt vom Schwefelwasserstoff her. In der sauerstoffhaltigen Schicht an der Wattoberfläche liegt Eisen als Hydroxid von bräunlicher Farbe vor. In der sauerstofffreien Tiefe des Sediments entsteht beim anaeroben Abbau organischer Substanz Schwefelwasserstoff (H2S). Dieser Stoff reagiert mit Eisen-Ionen zu schwarzem Eisensulfid. Unter Sauerstoffzufuhr findet die umgekehrte Reaktion statt. Das Eisen vermittelt so die Oxidation des giftigen H2S zu Sulfat. Es stellt einen Puffer dar, der die Wattentiere vor der toxischen Wirkung des H2S schützt. Soweit die natürliche Situation. Wenn nun sehr viel organische Substanz im Sediment abgebaut wird, wird alles Eisen zu Eisensulfid reduziert. Der Wattboden wird bis hin zu Oberfläche schwarz, und das H2S wird in das Wasser und/oder die Atmosphäre entlassen. Das Fehlen von Sauerstoff und die Wirkung des H2S machen diese schwarzen Flecken für die typischen Wattbodenbewohner unbesiedelbar. (SDN 1/1997) Leistungskurs Biologie - Vorabitur 2007 4 (4 BE) (6 BE) (4 BE) Material 3 Watt- Typen Sandwatt Mischwatt Tiefe, in der Reduktionsschicht beginnt Feinsandanteil Korngröße Ton-Schluff-Gehalt Wassergehalt Gehalt an organischer Substanz Strömung O2-Gehalt Besonderheiten Schlickwatt ab 5-8 cm ab 1-2 cm ab wenigen mm 85-100 % 50-85 % 15-50 % > 0,1 mm 0,06- 0,1 mm < 0,06 mm 0-15 % 15-50 % 50-85 % 25 % 25-50 % 50-70 % ca. 1 % ca. 4 % ca. 10 % --------------------------------------------------------------> abnehmend --------------------------------------------------------------> abnehmend ständige hohe Aktivität der starke Besiedlung Umlagerung Bodentiere durch Anaerobier des Materials (Bioturbation); durch z.B.: dichte Strömung Besiedlung durch und Wattwurm Wellengang (Kothaufen, Fraßtrichter) Material 4 Schwarze Flecken auf der Wattoberfläche gab es schon immer, dass das Sediment bis zur Oberfläche hin anoxisch, also schwarz wurde. Es gibt auch eine ganze Reihe schwarzer Flecken, die durch Sedimentverlagerung entstehen, das reicht von Kothäufchen des Wattwurms über Trampelwannen der Entenvögel bis hin zu Erosionserscheinungen in Verlagerungszonen von Prielen. Erst das häufigere und großflächigere Auftreten anoxischer Flecken im Watt Ende der 80er Jahre wurde schließlich als Warnsignal gedeutet. Die Forschungsstelle Küste des Niedersächsischen Landesamtes für Ökologie veranlasste 1990/91 eine Pilotstudie zu diesem Phänomen. Neben viel neuem Detailwissen ist ein Hauptergebnis, dass die großen schwarzen Flecken im Watt auf den Abbau von Makroalgenresten im Sediment zurückzuführen sind. Ende Mai 1996 wurde aus dem Warnsignal ein alarmierender Sirenenton: Entlang der ostfriesischen Küste waren ca. 24 km² Wattfläche, ca. 5 % der trockenfallenden Fläche, umgekippt. Im Laufe von knapp zwei Wochen vergrößerte sich die geschädigte Fläche auf 36 km² (8%). Zum Vergleich:1993 waren nur bis zu 0,3 % der untersuchten Wattfläche anoxisch. Bislang hatten sich auch die Auswirkungen der schwarzen Flecken in Grenzen gehalten. Zwar konnte festgestellt werden, dass in schwarzen Flecken die typische Wattenfauna fehlte. Doch waren vermutlich nicht alle Tiere abgestorben, die meisten konnten sich wohl vor der tödlichen Wirkung des Schwefelwasserstoffes ins nah angrenzende, gesunde Watt retten. Diesmal war es anders. Aus den großen schwarzen Flächen gab es für die Wattentiere kein Entrinnen. Zu Tausenden kamen sie an die Sedimentoberfläche, wo sie dann verendeten. Ein apokalyptischer Anblick, der gleichermaßen Wissenschaftler, Medien und Politiker auf den Plan rief. Die Wissenschaft berief Expertentreffen ein, und die Ergebnisse der bisherigen Forschung wurden im Angesicht der neuen Situation diskutiert. Zuerst war nur soviel klar: Die Makroalgen, die bislang als Hauptverursacher der schwarzen Flecken galten, spielten diesmal keine Rolle. Schon im vergangenen Jahr war ihr Wachstum nicht mehr so üppig ausgefallen, und in diesem Jahr hatte ihre Vegetationsphase gerade erst zögerlich begonnen. Andere Ereignisse, die zur Situation im Frühsommer 1996 geführt haben könnten, wurden eingehend diskutiert. War der harte Winter schuld? Welchen Einfluss hatte die Kieselalgenblüte (Coscinodiscus)? Wie sind die Meldungen von Tankerunfällen in der Deutschen Bucht einzuordnen? Ist die Überdüngung der eigentliche Auslöser? Der dramatische Rückgang der Miesmuschel und damit ihrer enormen Filterleistung verringert die Selbstreinigungskraft des Wattenmeeres. Toxische Stoffe greifen in die gesamte Ökologie ein. Diese stark gestörte Wattsituation bildet die Voraussetzung für die Ereignisse im Frühsommer 1996. Einem recht heißen Sommer 1995 war ein trockener, sturm- und seegangsarmer Herbst gefolgt und schließlich ein kalter, langer und ebenso trockener Winter mit ausgeprägter Vereisung der Watten. Bereits jetzt war die Sauerstoffversorgung des Wattbodens vermutlich verringert. Während der Kälteperiode war ein Großteil der Bodentiere, insbesondere Herzmuscheln (Cerastoderma edule) und Bäumchenröhrenwürmer (Lanice conchilega), abgestorben. Ihre Kadaver konnten aber erst nach Anstieg der Temperaturen abgebaut werden. Besonders ein kurzfristiger Temperaturanstieg um 15°C Anfang Juni führte zu einer sprunghaften Zunahme der Sedimentaktivität mit entsprechendem Sauerstoffbedarf. Ungefähr zeitgleich war in der Nordsee nahe der Küste eine dichte Blüte der Kieselalge Coscinodiscus concinnus zusammengebrochen. Ein Teil dieser Algen gelangte auch auf die Wattflächen, vermehrte damit die abbaubare Biomasse und verminderte möglicherweise gleichzeitig die Durchlässigkeit des Bodens (Diffusionssperre). Dem Watt ging die Luft aus. Wegen der verminderten Aktivitäten der Bodentiere (Bioturbation) verringerte sich die Belüftung. Das Absterben der Wattenfauna trug wiederum zu der Menge an abbaubarer Biomasse bei. (SDN-Magazin 1/1997, stark gekürzt) Leistungskurs Biologie - Vorabitur 2007 5 Aufgabe B 2 Karpfen 1. Bereits 1912 entdeckte FEULGEN, dass DNA bei entsprechender Behandlung und Zugabe von Schiffs- Reagens eine rötlich– purpurne Farbreaktion zeigt. Diese Feulgen- Reaktion erwies sich als spezifisch für die DNA. Dadurch konnten quantitative Messungen bezüglich der Erbsubstanz in den Zellen durchgeführt werden. So absorbiert z. B. ein hoher Gehalt angefärbter DNA in Zellen mehr Licht als eine geringe Menge. Durch Messung der Lichtmenge, die Feulgen- gefärbte Zellkerne durchdringt, kamen SWIFT, ALFERT und andere zu der Erkenntnis, das in der G2- Periode der Interphase eines Zellzyklus die doppelte Menge gefärbter DNA vorliegt wie in der G1-Periode. 1.1 Beschreiben Sie den Vorgang, der zu dem veränderten DNA- Gehalt in der G2Periode führt! Welche Bedeutung hat dieser Prozess für die Lebewesen? 1.2 2. (6 BE) Äußern Sie eine begründete Vermutung über die Lichtmenge, die Feulgen-gefärbte Zellkerne von Keimzellen im Vergleich zu den entsprechend gefärbten Zellkernen von Körperzellen durchdringt! (2 BE) Oben beschriebene Ergebnisse der Grundlagenforschung der Genetik waren Voraussetzung für eine immer gezieltere Anwendung der Erkenntnisse u. a. in der Züchtung. Karpfen unterscheidet man nach der Beschuppung: - vollständig und regelmäßig beschuppt: Schuppenkarpfen - unregelmäßig beschuppt: Spiegelkarpfen (Abb.1) - ein- bis dreizeilig, regelmäßig beschuppt: Zeilkarpfen (Abb.2) - schuppenlos: Lederkarpfen Die Beschuppung wird durch zwei Gene mit je zwei Allelen (B, b und N, n) bestimmt. Allel B ruft regelmäßige Beschuppung hervor, Allel N bewirkt eine Reduktion der Beschuppung. Zeilkarpfen sind immer heterozygot bezüglich des Allelenpaares Nn, Spiegelkarpfen haben nur rezessive Allele. 2. 1 Erstellen sie ein Schema für die Kreuzung Spiegelkarpfen mit doppelt heterozygoten Zeilkarpfen unter Verwendung der vorgegebenen Buchstabensymbole! Geben Sie die Phänotypen in der ersten Folgegeneration an! (6 BE) 2.2 Bei Kreuzungen von Lederkarpfen untereinander sterben regelmäßig 25% der Embryonen ab. Geben Sie hierfür eine Erklärung! 2.3 Kreuzt man doppelt heterozygote Zeilkarpfen untereinander, so spaltet die nächste Generation im Verhältnis 6:3:2:1 auf. Stellen Sie unter Verwendung der entsprechenden Buchstabensymbole hierfür ein Kreuzungsschema auf! Leiten Sie aus den Genotypen die entsprechenden Phänotypen ab, und ordnen Sie den Spaltungszahlen die entsprechenden Phänotypen zu! Leistungskurs Biologie - Vorabitur 2007 6 (2 BE) (4 BE) Bearbeiten Sie eine der folgenden Aufgaben! Aufgabe C1 Zwergstrauchheiden Windheiden sind typische Pflanzengesellschaften der Silikatalpen, die oberhalb der Baumgrenze in 1600-2800m Höhe vorkommen. Sie bilden den Grenzbereich aus subalpinen Zwergstrauchheiden und alpinen Rasen. Dazu gehören Gemsheide, Borstgras, Dreispaltige Binse, Heidelbeere, Preiselbeere und Rostblättrige Alpenrose, ca. 25% der Pflanzengesellschaften sind verschiedene Flechten. Charakteristisch für dieses Gebiet ist die Gemsheide, ein niedriger, teppichartiger Spalierstrauch mit dicht beblätterten Zweigen. Das Gezweig der Gemsheide bildet zusammen mit Strauchflechten ein stabiles Gefüge. Das die Gemsheide solche extreme, windexponierte Standorte besiedeln kann, ist nur durch spezielle Anpassungen und die Schaffung eines Mikroklimas möglich. Besonders die Blätter haben sich entsprechend der ökologischen Bedingungen differenziert. Die Pflanzen der Windheide müssen Temperaturschwankungen von -35°C bis zu 50°C und Wassermangel standhalten. Die Luftfeuchtigkeit ist meist sehr hoch, selten unter 80%. Da die Böden sehr nährsalzarm sind, findet man bei der Gemsheide eine Wurzelsymbiose mit Mykorhizapilzen vor. 1. Untersuchen Sie die zwei vorliegenden Bodenproben auf pH-Wert und Kalkgehalt! (10BE) Fordern Sie beim Aufsicht führenden Fachlehrer die benötigten Chemikalien und Geräte Schriftlich an! Erstellen Sie ein Kurzprotokoll und fassen Sie die Untersuchungsergebnisse in einer Tabelle zusammen! Ordnen Sie den Boden der Windheidegesellschaft einer der beiden Bodenproben begründet zu! (2BE) 2. Nennen Sie zwei Blattdifferenzierungen und deren Funktion! 3. Erläutern Sie die Wurzelsymbiose der Gemsheide und deren ökologische Bedeutung für (3 BE) diesen Zwergstrauch! 15 BE Leistungskurs Biologie - Vorabitur 2007 7 Aufgabe C 2 Mais Die Maispflanze (Zea mays) stammt ursprünglich wahrscheinlich aus Mittelamerika und war zunächst eine typische Kurztagspflanze. Durch Züchtung tagneutraler Sorten wurde der heute fast weltweite Anbau ermöglicht. Hier in Deutschland wird Mais nicht nur als Nahrungs- und Futtermittel genutzt, sondern inzwischen in großen Mengen zur Betreibung von Biogasanlagen zur Erzeugung von Methan eingesetzt. Für eine weitere Erhöhung der Maisproduktion scheinen deshalb nur Maßnahmen der Intensivierung des Anbaus sinnvoll zu sein. Dabei spielt besonders die Schädlingsbekämpfung eine wichtige Rolle. Der wichtigste Schädling ist eine Schmetterlingsart, der Maiszünsler (Pyrausta nubilalis), dessen Larve im Inneren des Maissprosses frisst und die Erträge bei massenhaftem Auftreten bis 50% mindern kann. Fertigen Sie von der vorliegenden Sprossachse einen Querschnitt an. Mikroskopieren Sie das Objekt und erstellen Sie eine beschriftete schematische Übersichtszeichnung (keine einzelnen Zellen)! Nach Fertigstellung der Zeichnung ist das Präparat unter dem Mikroskop dem Aufsicht führenden Fachlehrer vorzuweisen! Erarbeiten Sie ausgehend von der erstellten Übersichtszeichnung der mikroskopierten Sprossachse eine begründete Einordnung der Pflanze ins System (mindestens drei Kategorien)! (8 BE) 2. Begründen Sie, weshalb Maisanbau im nördlichen Mitteleuropa nur mit tagneutralen Zuchtsorten betriebswirtschaftlich rentabel ist! (3 BE) 3. Werten Sie die verschiedenen praktizierten Methoden zur Dezimierung des Maiszünslers aus ökologischer Sicht! 1. Methode Inhalt züchterisch Züchtung resistenter Sorten, die vom Schädling weniger befallen werden chemisch Insektizide biologisch a)Trichogramma Schlupfwespen als Feinde der Zünsler b)Bacillus thuringiensis tötet Insekten gentechnisch Übertragung des Gens für die Vernichtung von Insekten von Bacillus thuringiensis auf den Mais Bekämpfungserfolg nicht untersucht gut mittel bis gering sehr gut (4 BE) Leistungskurs Biologie - Vorabitur 2007 8