Anlage oder Umwelt Natur oder Kultur Vererbung oder Erziehung Beides oder keines von beidem Die Diskussion der Beziehungen zwischen männlichem bzw. weiblichem Körper und Männlichkeit bzw. Weiblichkeit im umfassenden, d.h. auch psychosozialen Sinn, ist in den letzten Jahrzehnten von zwei gegensätzlichen Konzepten bestimmt. 1) Macht der biologischen Determination : Unsere geschlechtlichen Körper sind Träger unserer natürlichen Männlichkeit / Weiblichkeit. Mit unseren männlichen Genen erben wir die Neigung zu Aggression, Konkurrenzdenken, Hierarchie, Revierdenken, Promiskuität… Mit unseren weiblichen Genen ….ich bitte um Ergänzung Das vorherrschende Geschlechtersystem wird in die Sprache der Biologie übersetzt : Der Körper als natürliche Maschine, die die Geschlechtsunterschiede produziert. s. Soziobiologie 2) Macht der Kultur, der sozialen Determination : Hier ist umgekehrt die Kultur / Gesellschaft der aktive Part. Der Körper ist ein neutraler formbarer Stoff, passiv. In ihn wird „eingeschrieben“, „eingeprägt“. Er ist der Ort von Sozialisierungs- und Disziplinierungspraxen. Und zu diesem wurde der Körper auch konkret gemacht, wenn ab den 1960ern intersexuelle1 Körper chirurgisch modifiziert wurden, damit das kulturelle Geschlecht seinen genitalen Niederschlag finden kann – basierend auf dem 1 Nach Schätzungen bei bis 2-3 % aller Menschen : Intersexualität oder Pseudohermaphroditismus, wo der Phänotyp (= äußeres Erscheinungsbild ) und chromosomale und gonadale Anlagen nicht zusammenstimmen. ( nach Pschyrembel : chromosomales, gonadales, genitales, psychisches und soziales Geschlecht ) theoretischen Ansatz von John Money, dass wir >psychosexuell neutral< geboren werden.2 3) beide seit den 1940ern wird ein Kompromiss zwischen 1) und 2) angestrebt. Biologie und Sozialisation wirken zusammen und erzeugen so geschlechtsrollengebundenes Verhalten. In jedem kulturellen Kontext gibt es zwei Geschlechtsrollen, eine männliche und eine weibliche, die gesellschaftliche Erwartungen repräsentieren und transportieren. Diese sind genau definiert und werden als Folge sozialen Lernens >verinnerlicht<. Hauptagenten dieser Sozialisation sind Familie, Schule, Massenmedien. Positiv ist die konflikt- und widerspruchsfreie Übernahme so einer Geschlechterrolle, die als kulturelle Ausformung der biologischen Geschlechtsunterschiede gesehen wird. Der Familiensoziologe Talcott Parsons entwickelte Mitte der 1950er eine einflussreiche und elaborierte Geschlechtsrollentheorie. Den Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Geschlechtsrolle setzte er mit der Unterscheidung von >instrumentell-adaptiv< und >expressiv-integrativ< gleich. Diese Theorie trat mit Anspruch auf universale Gültigkeit auf. Auch unvermeidlich resultiere aus der unterschiedlichen Zuweisung instrumenteller und expressiver Funktionen an die Geschlechter deren Verortung im öffentlichen und privaten Raum.3 4) keine von beiden Wenn Theorie 1 und 2 zu verwerfen sind - v.a. weil die Zusammenhänge zwischen Biologie und Sozialem viel zu komplex sind um monokausal erklärt zu werden – scheint es unwahrscheinlich, dass eine Kombination von beidem richtig sein könne. Holzleithner, Elisabeth (2002) : Recht Macht Geschlecht. Legal Gender Studies. Eine Einführung. Wien : WUV 2 eine Auflistung der seit den 1970ern anwachsenden Kritikpunkte zur Geschlechtsrollentheorie z.B. : Meuser, Michael (1998) : Geschlecht und Männlichkeit. Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster. Opladen : Leske + Budrich Verlag, S. 61f 3 Seit Ende der 1980er hat sich ein anderer Zugang entwickelt, der das soziale Geschlecht nicht von vornherein als festgelegt setzt, sondern erst durch soziale Interaktion entstanden (>konstruiert<) versteht. Hauptaugenmerk liegt eben auf der Entstehung und Tradierung von Konventionen in der sozialen Praxis. >Doing gender< (De-)konstruktivistische Theorie Poststrukturalismus