Spielzeit 2 013 & 2 014

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Thalia Theater Spielzeit 2013 & 2014
201 201
3&2 3&2
014 014
2013
2014
Liebes Publikum 4
Premieren auf einen Blick 6
Wiederaufnahmen 8
Premieren12
Regie 30
Ensemble 34
International 80
Regional 90
Digital 94
Jung&mehr 96
A bis Z 98
Service 106
Abos 108
Plätze und Preise 109
Thalia Freunde110
Förderer & Partner 111
4
Liebes Publikum,
„Was für ein Land! Diese Welt ist wie aus Lego
zusammengebaut, nur zerlegen lässt sie sich nicht.“
Andrej Iwanow Hanumans Reise nach Lolland
überaus Erfreuliches ist von der demnächst zu
Ende gehenden Spielzeit 2012.2013 zu berich­
ten: Wir haben den 100. Geburtstag am Alster­
tor gefeiert, und konnten den Zuspruch durch
Sie, unser Publikum, um sagenhafte 25.000 Be­
sucher steigern! Das freut uns – ebenso wie
die abermals gestiegenen Abonnentenzahlen –
sehr. Ein Vertrauen, das uns ehrt.
Das Thalia hat in aller Vielfalt ein Gesicht.
Es sind die Menschen, die Künstler, die Regis­
seure und Schauspieler, die in hoher Kon­ti­nu­
ität und Qualität die Identität des Thalia Thea­
ters ausmachen. Ihnen, die sich und uns die
Welt erspielen, ist dieses Heft gewidmet.
Was erwartet Sie also in der nächsten
Spielzeit? Drei Klassiker der Moderne beispiels­weise: Ibsens „Hedda
Gabler“, Hauptmanns „Ratten“ und Tschechows „Möwe“ – drei Texte der
vorletzten Jahrhundertwende, in denen sich die bürgerliche Kultur
an der Kunst als Gegenkultur zur eigenen Ordnung reibt. Denn das
Bürgertum möchte – damals wie vermutlich auch heute – genauso
bleiben wie es ist und zugleich unbedingt ausbrechen, ausbrechen
aus sich selbst, mithilfe des Transmissionsriemens „Kunst“. Kultur und
Kunst sind offenbar Subversionspunkte, die das Bürgertum braucht,
um nicht zu ersticken. Um sich zu gefährden, ohne zu Grunde zu gehen.
Eröffnen aber wird die Spielzeit Antú Romero Nunes mit einem
maßlosen Text und einem dementsprechend vermessenen Unterneh­
men: mit Herman Melvilles 800-seitigem Weltroman über den Wal
„Moby Dick“, einem Wiedergänger des biblischen Leviathan. Gott hat
ihn geschaffen, um „mit ihm zu spielen“, und widmet sich ihm am Ende
des Tages – mal sieht er aus wie ein Krokodil, mal wie Drache, Schlange
oder Walfisch. In „Moby Dick“ ist die Jagd nach dem Wal das ingeniöse
Bild für den Versuch des Menschen, Welt und Natur zu fassen, zu be­
greifen, zu beherrschen. Am Schluss aber bleibt nach allen Kämpfen
nur das Weltmeer, der unfassbare, unendliche Raum. Der Versuch, „mit
ihm zu spielen“, den Wal wirklich zu erjagen, scheitert und ist gerade
deswegen zu einer Aufgabe der Kunst geworden. Denn sie will die Welt
in ihrer Diversität spielerisch erfassen und als gestaltbare erlebbar
5
machen: das ist der Kern jeder künstlerischen Arbeit, und sei es im
kreativen Scheitern an der Unmöglichkeit.
Mit der Unmöglichkeit, die Welt zu fassen, beschäftigt sich auf
ganz andere und heutige Weise Nicolas Stemann in einer happening­
artigen Aktion unter dem Titel „Kommune der Wahrheit“ – bewegt von
der Frage, ob wir den medialen Wirklichkeiten, die tagtäglich unge­
bremst auf uns einströmen, etwas entgegenzusetzen haben. Neuland
betreten wir schließlich auch mit unserer ersten europäischen Ko­
produktion. Der flämische Regisseur Luk Perceval wird sich mit einem
historisch gewichtigen europäischen Großereignis beschäftigen: dem
Ersten Weltkrieg, der 1914 vor genau einhundert Jahren begann. Mit
Schauspielern aus Deutschland und Belgien wird Perceval Erich Maria
Remarques „Im Westen nichts Neues“ mit der Reaktion der Flamen auf
„De Grote Oorlog“ – den großen Krieg – verbinden.
Die Spannbreite des Thalia Theaters ist groß, nicht nur thema­
tisch. Auch sein Formenkanon ist in den letzten Jahren immer größer
geworden: traditionelles Drama und Erweiterungen – sei es Happe­ning,
Performance, Musiktheater, Romane, Internationalität oder Popkultur –
all das schließt sich nicht mehr aus. Wir sind froh, dass Sie, unser Publi­
kum, den Weg in die ästhetische Vielfalt, den Mix von Stilen und Aus­
drucksformen, mit offenbar großer Neugierde mitgehen.
„Moby Dick“, „Peer Gynt“, „Faust“– das sind große Welt­er­kun­dungs­
stoffe. Ihre heutige, zeitgemäße Form ist das Roadmovie, ein derzeit
boomendes Genre. Es zeugt von der Lust an der Welt und schlägt sich
in den Uraufführungen in der Gaußstraße („Räuberhände“, „Bye Bye Ham­
burg“ oder „Hanumans Reise nach Lolland“) gleich dreifach nieder,
auch im Familienstück „Bei den wilden Kerlen“ – dass der ameri­ka­ni­sche
Autor Dave Eggers uns die Rechte überlassen hat, ist eine kleine Sensation.
On the Road sind auch wir wieder in der kommenden Spielzeit:
Peking, Moskau, Zürich, Shanghai, Reims, Petersburg, Danzig, Paris,
Athen und Avignon stehen auf dem Reiseplan, um nur einige Beispiele
zu nennen. Und Koproduktionen mit den Salzburger Festspielen, dem
Nationaltheater Gent und den Wiener Festwochen. Unsere „Homebase“
aber ist – wie seit 100 Jahren – natürlich Hamburg, das Alstertor, die
Altstadt und Altona. Und seit neuestem auch die Metropolregion.
Also, wie eine Zeitung unlängst titelte: „Von Pronstorf bis Peking“.
Wir freuen uns auf Sie!
Joachim Lux
P.S.: Die Welt ist eben nicht aus Lego zusammengebaut.
Wir wünschen es uns nur manchmal.
6
Premieren
Thalia Theater
7
Premieren
Thalia Gaußstraße
Moby Dick
nach dem Roman
von Herman Melville
Regie Antú Romero Nunes
Premiere 6. September
Uraufführung
Räuberhände
nach dem Roman
von Finn-Ole Heinrich
Regie Anne Lenk
Premiere 17. August
Uraufführung
Kommune der Wahrheit.
Wirklichkeitsmaschine
Theatrale Aktion
Hamburg/Wien
Regie Nicolas Stemann
Premiere 14. September
Koproduktion mit den
Wiener Festwochen
Der nackte Wahnsinn
von Michael Frayn
Regie Luk Perceval
Premiere 5. Oktober
Jedermann
von Hugo von
Hofmannsthal
Regie Bastian Kraft
Premiere 19. Oktober
Koproduktion mit den
Salzburger Festspielen
Hedda Gabler
von Henrik Ibsen
Regie Jan Bosse
Premiere 23. November
Die Ratten
von Gerhart Hauptmann
Regie Jette Steckel
Premiere im Januar
Die Möwe
von Anton Tschechow
Regie Yannis Houvardas
Premiere im Februar
Uraufführung
Im Westen nichts Neues/
De Grote Oorlog
nach dem Roman von
Erich Maria Remarque
Regie Luk Perceval
Premiere im März
Koproduktion
mit dem NTGent
Eine neue Inszenierung
Regie Antú Romero Nunes
Premiere im April
Ein neues Stück
von und mit Studio Braun
Premiere im Mai
Familienstück
Uraufführung
Bei den wilden Kerlen
nach dem Roman von Dave Eggers,
nach dem Kinderbuch „Wo die wilden
Kerle wohnen“ von Maurice Sendak
Regie Christina Rast
Premiere 10. November
Für Kinder ab 7 Jahren
Uraufführung
Bye Bye Hamburg
Regie Christopher Rüping
Premiere 21. September
Uraufführung
Hanumans Reise
nach Lolland
nach dem Roman
von Andrej Iwanow
Regie Tiit Ojasoo
& Ene-Liis Semper
Premiere 14. Dezember
In der Republik des Glücks
von Martin Crimp
Regie Anne Lenk
Premiere im Januar
Die Sehnsucht der
Veronika Voss
nach dem Film von
Rainer Werner Fassbinder
Regie Bastian Kraft
Premiere im Februar
Klassenzimmerstück
Uraufführung
Ich komme aus
Zigeunistan
von Christiane Richers
Regie Thilo von Quast
Ab 14 Jahren
8
Wiederaufnahmen
Thalia Theater
Dantons Tod
von Georg Büchner
Regie Jette Steckel
Don Carlos
von Friedrich Schiller
Regie Jette Steckel
Der Kirschgarten
von Anton Tschechow
Regie Luk Perceval
Don Giovanni. Letzte Party
Eine Bastardkomödie
frei nach Mozart & da Ponte
Regie Antú Romero Nunes
Der zerbrochne Krug
von Heinrich von Kleist
Regie Bastian Kraft
Die Brüder Karamasow
nach dem Roman von
Fjodor M. Dostojewskij
Regie Luk Perceval
Die Ehe des Herrn
Mississippi
von Friedrich Dürrenmatt
Regie Christine Eder
Uraufführung
Die Kontrakte
des Kaufmanns.
Eine Wirtschaftskomödie
von Elfriede Jelinek
Regie Nicolas Stemann
Berliner Theatertreffen 2010
Festival d’Avignon 2012
Die Räuber
nach Friedrich Schiller
Regie Nicolas Stemann
Koproduktion mit den
Salzburger Festspielen
Berliner Theatertreffen 2009
9
Merlin oder
Das wüste Land
von Tankred Dorst
Mitarbeit Ursula Ehler
Regie Antú Romero Nunes
Woyzeck
nach Georg Büchner
von Tom Waits, Kathleen Brennan
und Robert Wilson
Regie Jette Steckel
Draußen vor der Tür
von Wolfgang Borchert
Regie Luk Perceval
Nathan der Weise
von Gotthold E. Lessing
mit dem Sekundärdrama „Abraumhalde“
von Elfriede Jelinek
Regie Nicolas Stemann
Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare
Regie Stefan Pucher
Platonow
von Anton Tschechow
Regie Jan Bosse
Faust I
Faust II
von Johann Wolfgang von Goethe
Regie Nicolas Stemann
Koproduktion mit den
Salzburger Festspielen
Berliner Theatertreffen 2012
Festival d’Avignon 2013
Uraufführung
Quijote. Trip
zwischen Welten
ein Projekt nach
Miguel de Cervantes
Regie Stefan Pucher
Klassenzimmerstücke
Thalia Vista Social Club
Ein Abend von Erik Gedeon
Regie und Musikalische
Leitung Erik Gedeon
Das ist Esther
von Christiane Richers
Regie Katja Langenbach
Ab Klasse 9
Uraufführung
Immer noch Sturm
von Peter Handke
Regie Dimiter Gotscheff
Koproduktion mit den
Salzburger Festspielen
Mülheimer Theatertage 2012
Jeder stirbt für sich allein
nach dem Roman von Hans Fallada
Regie Luk Perceval
Berliner Theatertreffen 2013
Uraufführung
Rainald Grebe: Volksmusik
Ein musikalischer Abend
von und mit Rainald Grebe
Wir sind noch einmal
davongekommen
von Thornton Wilder
Regie Marco Štorman
Familienstück
Uraufführung
Geisterritter
nach dem Roman
von Cornelia Funke
Regie Christina Rast
Ab 10 Jahren
Chica Chica
von Maarten Bakker
Regie Susanne Schwarz
Ab Klasse 7
10
Wiederaufnahmen
Thalia Gaußstraße
11
Wiederaufnahmen
Theaterbar Nachtasyl
Amerika
nach Franz Kafka
Regie Bastian Kraft
Axolotl Roadkill (UA)
nach Helene Hegemann
Regie Bastian Kraft
Begehren
von Josep M. Benet i Jornet
Regie Alia Luque
Das Houdini-Gen
mit Felix Knopp
von Meyer&Kowski
Der Fremde
nach Albert Camus
Regie Jette Steckel
Der Mensch
erscheint im Holozän
nach Max Frisch
eingerichtet von
Wolf-Dietrich Sprenger
Der Prozess
nach Franz Kafka
mit Philipp Hochmair
Die Nacht kurz
vor den Wäldern
von Bernard-Marie Koltès
mit Heiko Raulin
Die Protokolle
von Toulouse (UA)
Übersetzung Karen Krüger
Regie Malte C. Lachmann
Emilia Galotti
von G.E. Lessing
Regie Marco Štorman
Festzeitstory (UA)
Regie Maria Ursprung
Frühlings Erwachen
nach Frank Wedekind
Regie Karin Neuhäuser
Blind Date
von Theo van Gogh
Regie Alia Luque
Fuck your ego! (UA)
Ein gesellschaftliches Poem
nach Anton Makarenko
Regie Tiit Ojasoo/Ene-Liis Semper
Invasion!
von Jonas Hassen Khemiri
Regie Antú Romero Nunes
Leeres Theater
Heiner Müller: Träume,
Witze, Atemzüge
Regie Dimiter Gotscheff
Lenz
nach Georg Büchner
eingerichtet von
Wolf-Dietrich Sprenger
My Life As A Terrorist
nach einem Film
von Alexander Oey
Regie Ali M. Abdullah
Orlando
nach Virginia Woolf
Regie Bastian Kraft
Penthesilea
Konzertantes Stück
nach Heinrich von Kleist
von Christine Ratka&Michael Maierhof
Revolver-Traum
von Lola Arias
Regie Maria Ursprung
Tschick
nach Wolfgang Herrndorf
Regie Christopher Rüping
Werther!
nach J.W. von Goethe
Regie Nicolas Stemann
Wie lautet noch die
unvergeßliche Zeile
Ein musikalischer Abend von und mit
Karin Neuhäuser/Philipp Haagen
Eine amerikanische
Umnachtung
Songs von Randy Newman
mit den „Little Criminals“
Schöner Scheitern
Ein Schauspieler, eine Rolle,
eine Stunde Zeit: Schaden­
freude ist das Leitmotiv!
Slam the Gong
Jeder kann hier drei Minu­
ten im Rampenlicht stehen,
ob tanzend, singend oder
jonglierend – bis der Gong
ertönt!
Thalia Actor’s Studio
Gabriela Maria Schmeide
und Tilo Werner stellen
ihre Kollegen aus dem
Ensemble vor.
tv terra π
Hobbymoderator Didi
Bockham (Thomas Niehaus)
wird zum Seelendoktor
bekannter Dramenfiguren
Weltenreisen
Literarische Entdeckungs­
reisen durch bekannte
und unbekannte Welten
Konzerte
Ob Weltmusik, Chanson oder
Indie-Rock, regelmäßig sind
Musiker aus der ganzen Welt im
Nachtasyl zu Gast. Auch theatrale
Konzertabende wie My Darkest Star
(eine Reise durch die Songs von
Depeche Mode), P(o)ur Brel! (eine
Hommage an Jacques Brel) oder
Ende der Nüchternheit sind fester
Bestandteil des Programms.
Clubs
Bassblüten
Club Je Danse
Cover Club
Dare!
Hit the North
The Hip Cat Club
Take A Disco
Revolver POW!
Pre
mier
en
13
Räuberhände
von Finn-Ole Heinrich
Regie Anne Lenk
Uraufführung
Thalia Gaußstraße
17. August
„Weißt du, woher das kommt? Simsalabim? Von meinen Leuten!
Weil wir euch im Mittelalter ewig weit voraus waren und hier in
Europa, da haben die Leute geglaubt, die Muslime wären Zauberer.“
In ihrer Schrebergartenlaube „Stambul“ lernen Samuel und Janik,
Freunde seit sieben Jahren, zusammen fürs Abitur. Während Janik
versucht, sich von seinen wohl situierten Lehrer-Eltern zu distanzieren,
bemüht sich Samuel, Sohn einer Alkoholikerin, um geordneten All­tag
und Normalität. Ihre Laube haben sie in Anlehnung an die türki­sche
Hauptstadt so genannt, denn daher stammt vielleicht Samuels un­
bekannter Vater. Seit Samuel das weiß, fühlt er sich als halber Türke.
Gemeinsam begeben sich die Freunde auf eine Reise ins reale Istanbul,
die Neuanfang und Spurensuche zugleich ist: Macht Herkunft die
Identität eines Menschen aus? Und wenn sich das Wissen um die Her­
kunft verändert, was passiert dann mit unserem Wesen?
Auf der Suche nach dem Ich in Zeiten des Erwachsenwerdens
erlebt Janik, dass Vertrauen und Freundschaft sehr zerbrechlich sind
und es Grenzen gibt, deren Überschreitung alles in Frage stellt.
Der vielfach ausgezeichnete Hamburger Autor Finn-Ole
Heinrich begann seine literarische Karriere bei Poetry Slams. Er
dreht Kurzfilme und Musikvideos und schreibt zurzeit an seinem
ersten Kino-Drehbuch. Sein Debütroman „Räuberhände“ hat eine
kraftvolle, sensible und poetische Sprache und erzählt wie nebenbei
von großen Themen wie Heimat, Identität und Freundschaft.
14
Moby Dick
von Herman Melville
Regie Antú Romero Nunes
Premiere Thalia
6. September
„Lesen Sie es nur ja nicht, denn es ist ganz und gar nichts für Sie.
Ein Polarwind pfeift hindurch & Raubvögel umflattern es. Warnen
Sie alle zartbesaiteten Seelen davor, auch nur einen flüchtigen Blick
in das Buch zu werfen – sie riskieren Hüftweh & Hexenschuss.“
Herman Melville 1851 über sein gerade fertig gestelltes Werk
Inspiriert vom Alten Testament und den Werken Shakespeares,
beschreibt Melville in seinem gattungssprengenden Roman „Moby
Dick“ das Abenteuer des Menschen im Kampf mit seinem Schicksal.
Der gewitzte Erzähler Ismael flüchtet vor seiner Melancholie, die ihn
an Land fest im Griff hat, zur Seefahrt. Er heuert auf dem Walfänger
„Pequod“ an und begegnet dort Kapitän Ahab, der einst sein Bein im
Kampf mit dem Weißen Wal ver­lor. Wütend und rachelüstern will Ahab
seitdem das ungeheuerlichste Wesen der Weltmeere besiegen und
verpflichtet seine Männer, das Übel endgültig aus der Welt zu schaffen.
Dieser Walfang ist Ausdruck der Auflehnung des Menschen
gegen sein Schicksal und zugleich Abbild des kapitalistischen Wirt­
schaftssystems. Zahlreiche Zeitzeugnisse, philosophische Exkurse,
Überlegungen zu Wirtschaft und Religion werden in diesem Text zu
einem lauten Nachdenken über die Position des Menschen in der Welt.
Antú Romero Nunes („Don Giovanni. Letzte Party“, „Merlin“) will mit
seiner Bühnenadaption von „Moby Dick“ die Bühne gleichzeitig zum
Abenteuerraum und Ort der Selbstvergewisserung werden lassen.
15
Kommune der Wahrheit.
Wirklichkeitsmaschine
Theatrale Aktion
Hamburg/Wien
Regie Nicolas Stemann
Uraufführung Thalia
14. September
Warum ist es trotz stetig anschwellender Informationsflut so schwer,
die politischen Lagen der Gegenwart zu verstehen und sich in ihnen
auf eine verantwortungsvolle Weise zu verhalten?
Gibt es einen anderen Umgang mit der Überfülle an Nachrichten als
einen zynischen? Wie der Informiertheit Konsequenzen folgen lassen?
Diese Fragen sind nicht rhetorisch. Können wir die Welt retten? Kann
Theater, kann Kunst hier helfen?
Die Kommune der Wahrheit wird sich im Thalia Theater
zusammenfinden, Schauspieler und Musiker werden sich mit dem
Regisseur Nicolas Stemann einschließen, um sich für 120 Stunden un­
unterbrochen dem Strom der Nachrichten auszusetzen. Ziel ist es,
eine „Wirklichkeitsmaschine“ zu installieren, mit der es möglich ist,
die jeweiligen Ereignisse unmittelbar in theatrale und künstlerische
Energie umzuwandeln. Jeden Abend werden die Tore geöffnet – und
die Zuschauer können sich die spezifischen Ergebnisse für den jewei­
ligen Tag ansehen in ihrer Flüchtigkeit wie in ihrer Ewigkeit. Gesteuert
von ästhetischen Trieben wird so ein neuer Zugang zum medialen
Informations-Overkill geschaffen. Wird die Welt es auf diese Art
schaffen, mit uns und mit dem Theater in Kontakt zu treten? Oder
wird sie Nachricht bleiben? Und wir wie immer die Nachgerichteten?
Eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen
16
Bye Bye Hamburg
Regie Christopher Rüping
Uraufführung
Thalia Gaußstraße
21. September
Bereits in frühesten Überlieferungen der Menschheitsgeschichte
wandern ganze Völker oder Volksteile innerhalb des eigenen Kontinents
oder gar bis nach Übersee.
Der Hamburger Hafen ist spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts
ein berühmter Startpunkt für Flüchtende. Bevölkerungswachstum
und wirtschaftliche Krisen im Zuge der Industrialisierung waren für
viele Menschen der Auslöser, ihre Heimat zu verlassen, um die eigenen
Lebensbedingungen zu verbessern. Zahlreiche Europäer suchten so
den Weg über Hamburg nach Westen, u.a. auf Schiffen der HapagReederei – über 60 Millionen verließen allein zwischen 1820 und 1915
Europa, die „Alte Welt“. Bis heute machen Auswanderer die elementare
Erfahrung, ganz neu anzufangen und damit nicht nur wirtschaftliche
Not, politische und religiöse Verfolgung, Armut und Hoffnungslosigkeit
hinter sich zu lassen, sondern auch die eigenen biografischen Wurzeln.
Christopher Rüping, der bereits „Tschick“ in der Gaußstraße
inszenierte, will der Route Hamburg – New York ein theatrales Denkmal
setzen. Er wird den Pfad derer untersuchen, die damals wie heute auf
dem Seeweg auswandern. Die Schiffsreisen waren zunächst sehr
strapaziös, aber die Bedingungen verbesserten sich zunehmend.
Dafür steht vor allem der Name des Hamburger Reeders Albert Ballin.
Die Zahl der Auswanderer in den einzelnen Jahrzehnten schwankt,
aber die Suche nach einer neuen Heimat, die Sehnsüchte, Strapazen
und Hoffnungen vereinen ihre Schicksale. Aus Briefen, Interviews, Bio­
grafien und vielen weiteren Dokumenten entsteht eine Inszenierung
über die Reise ins verheißungsvolle Land.
17
Der nackte Wahnsinn
von Michael Frayn
Regie Luk Perceval
Premiere Thalia
5.Oktober
Sieben Türen, unzählige Teller Sardinen und
ein abgewracktes Landhaus als Bühne des Lebens…
Vor unseren Augen quält sich eine Handvoll Schauspieler durch den
ersten Akt einer lächerlichen Tür-auf-Tür-zu-Farce. Die Handlung be­
steht irgendwie aus einem steuerflüchtigen Ehepaar und einer jungen
Naiven in Unterwäsche und gipfelt – ganz den Wahrscheinlichkeiten
des Genres verpflichtet – im Auftritt eines echten Scheichs.
Mit Texthängern, klemmenden Türen, falschen Requisiten
und einem Schauspieler auf der Suche nach dem Sinn seiner Figur
taumelt schon die mitternächtliche Generalprobe unter Leitung des
verzweifelten Regisseurs einem kompletten Desaster entgegen.
Doch die Gesetze der Bühne sind hart, und so muss der Lappen
jeden Tag aufs Neue wieder hoch. Nach vier Wochen en suite zeigt
der gleiche erste Akt auf einer um 180 Grad gedrehten Bühne, was
sonst im Theater sorgfältig verborgen bleibt: die privaten Geschichten,
die das reale Leben hinter der Bühne geschrieben hat. Dass die Regie­
assistentin vom Regisseur schwanger ist, der die junge Naive (mit der
er ein Verhältnis hat) davon abzuhalten versucht, ihre Rolle nieder
zu legen, ist leider nur die Spitze des emotionalen Eisbergs.
ln ihren privaten Rollen laufen die Mimen zur Hochform auf,
während sie gleichzeitig mit einem Höchstmaß an Improvisation
versuchen, den Schein einer Theatervorstellung zu wahren. Doch
der endgültige Showdown ist nicht fern …
„Das ist Farce, das ist Theater, das ist Leben“ – Michael Frayn
spitzt den Wahnsinn des Theaters zum Wahnsinn des Lebens zu. Ge­
treu dem Shakespeareschen Motto „Die ganze Welt ist Bühne“ spielen
alle um ihr Leben, denn ein besseres Stück haben sie nicht bekommen.
18
Jedermann
von Hugo von
Hofmannsthal
Regie Bastian Kraft
Musik Simonne Jones
Premiere Thalia
19. Oktober
Wenn Sie jetzt, in diesem Augenblick, die Bilanz Ihres Lebens ziehen
müssten – wie fiele sie aus? Wenn Sie heute sterben würden, was bliebe
unterm Strich übrig?
Diese Frage trifft den wunden Punkt unseres Daseins: Wofür lohnt
es sich zu leben? Für Geld und Beruf? Für Familie, Freunde, Liebe?
Der „Jedermann“ als literarisches Mysterienspiel antwortet mit
christlicher Überzeugung: Es sind die humanistisch-christlichen
Werke, die am Ende zählen. Doch welche Gültigkeit hat diese Antwort
für den, der vom Glauben abgefallen ist? Dass der Kapitalismus ein
unbefriedigender Ersatz sei, wird bereits von Hofmannsthal beklagt.
Er thematisiert den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, den damit
einhergehenden Sinnverlust und die Entfremdung des Menschen
durch die Ausweitung der Geldwirtschaft. Der Mensch der Neuzeit
muss sich dem Konflikt zwischen Zugewinn an Indivi­dualität und
Handlungsfreiheit einerseits und der Frage nach dem rechten Leben
andererseits stellen. Dabei spaltet er sich in viele Rollen auf: er ist
Aktio­när oder Kaufmann und will zugleich Mensch bleiben – ein
Wider­streit, der nicht nur in Kaufmannsstädten besonders aktuell ist.
Heute ist der moderne Mensch auf die eigene Person zurückgeworfen:
Er muss das Göttliche, wenn er es sucht, in sich suchen und alle Figu­ren
seines persönlichen Mysterienspiels aus sich selbst erwachsen lassen.
Ebenso wie der Schauspieler Philipp Hochmair, der für diese
Solo-Version des „Jedermann“ in einen vielstimmigen Dialog mit sich
selbst tritt, schafft die US-amerikanische Musikerin Simonne Jones live
mit ihren Instrumenten und ihrer Stimme ein vielstimmiges Orchester.
Eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen
19
Bei den wilden Kerlen
von Dave Eggers
nach „Wo die wilden
Kerle wohnen“
von M. Sendak
Regie Christina Rast
Uraufführung Thalia
10. November
Dave Eggers hat mit seinem Roman eine wunderbare literarische
Neu­erfindung von Maurice Sendaks Kinderbuch-Klassiker geschrieben.
Es ist die Geschichte von Max, der über die Stränge schlägt, von seiner
Mutter zur Strafe auf sein Zimmer geschickt wird und sich des Nachts
auf eine Insel voller Monster träumt: Dort wird er zum König der rie­
sigen Fabelwesen, streitet und verträgt sich wieder mit ihnen, erlebt
Zerstörungswut, Ohnmacht und abgrundtiefe Angst. Von Hunger
und Heimweh geplagt, kehrt Max schließlich zurück und findet sein
noch warmes Abendessen auf dem Tisch.
Eggers interpretiert, konkretisiert und verortet Sendaks
Klassiker neu und schafft damit ein modernes Märchen. Er entwirft
eine Fantasiewelt, in der sich die Absurdität der realen Welt wider­
spiegelt und erzählt, wie Kinder auf besondere Weise und mit einer
eigenen Perspektive auf die Welt schauen. Auch stellt er die Frage:
Was bedeutet es heute, Kind zu sein? Max macht eine Entwicklungs­
geschichte durch, indem er seinen Zorn und seine Wildheit auslebt,
aber auch lernt, dass er die Konsequenzen dafür zu tragen hat. Er
merkt, dass man trotzig bleiben und anarchisch toben darf bzw. muss,
aber dennoch geliebt wird. Junge und ältere Zuschauer erleben
eine aufregende und fantasievolle Geschichte, in der die Grenzen
zwischen Alltag und innerer Traumwelt verwischen, und werden Teil
dieser anarchischen, wundersamen, witzigen Abenteuergeschichte.
Für Kinder ab 7 Jahren
20
Hedda Gabler
von Henrik Ibsen
Regie Jan Bosse
Premiere Thalia
23. November
Gerade von einer langen Hochzeitsreise zurückgekehrt will Jörgen
Tesman zum Höhenflug in eine bürgerliche Existenz durchstarten
und seiner anspruchsvollen Frau Hedda Gabler ein ihr angemesse­nes
Leben bieten. Schnell stellt sich heraus, dass die Voraussetzungen
für diese Ehe nicht stimmen. Dem Ibsen-Klischee nach ist Hedda die
schöne, freiheitsliebende Frau und Tesman der Pantoffelheld, der
den Goldenen Käfig baut, den sie selber doch fordert. Das Stück aber
ist differenzierter: Eine andere Wahrheit wäre, dass er Solidität und
bürgerliche Verantwortung für sein Leben sucht und damit ihrem
ebenso maßlosen wie ziellosen Streben gegensteuert. Eine weitere,
dass sie sich emanzipiert, und eine letzte schließlich, dass sie über
Leichen geht, um ihre Träume von Freiheit zu beerdigen.
Ibsens „Hedda Gabler“ erzählt auf faszinierend schillernde
Weise von bürgerlichen Ehemodellen, die in ihren Abgründen uner­
schöpflich sind. Und fragt danach, wie der Traum von einem freieren,
unabhängigeren Leben gleichzeitig zugelassen und eingedämmt
werden kann. In Ibsens „Hedda Gabler“ zerstört die Anwesenheit eines
anderen – hier Tesmans privater wie beruflicher Rivale Lövborg – zwar
die junge Ehe, reicht aber nicht aus, um andere, alternative Lebens­
modelle zu verwirklichen. In Henrik Ibsens Drama wird das Dilemma
der Bürgerlichkeit erzählt wie sonst kaum je: Zwischen vermeintlicher
Sicherheit und der Verführungskraft des so genannten wahren Lebens
entfalten sich Destruktivkräfte, die sozial und ökonomisch in den
Ab­grund reißen können.
21
Hanumans Reise
nach Lolland
von Andrej Iwanow
Regie Tiit Ojasoo
& Ene-Liis Semper
Uraufführung
Thalia Gaußstraße
14. Dezember
Hanuman steckt in der dänischen Provinz fest und träumt
von der Weite und der unendlichen Freiheit Amerikas.
Doch Amerika ist für den illegal eingewanderten Inder tausende
Meilen entfernt. Deshalb träumt Hanuman, Hobby-Weltverbesserer
und großartiger Schwätzer vor dem Herrn, nebenbei noch einen
kleineren Traum: den von der Insel Lolland nämlich, dem dänischen
„Ibiza“, wo das Leben viel leichter sein soll. Zusammen mit Sid, einem
Esten russischer Abstammung, der zu Fuß von Estland nach Däne­
mark kam, schleicht er sich in ein Asylbewerberheim ein. Dort wollen
die beiden das Leben in vollen Zügen genießen und endlich den
Absprung schaffen; wenn auch nur nach Lolland.
Andrej Iwanow, selbst russischstämmiger Este, zeichnet ein
verblüffend angriffslustiges und zugespitztes Bild der Flüchtlings­
politik, das er mit eigenen Erfahrungen aus seiner Tätigkeit in einem
dänischen Flüchtlingslager gekonnt ausschmückt. Frech wechselt er
die Perspektive und erzählt vom Leben der Flüchtlinge als Gauner­
geschichte und Schelmenroman. In aberwitzigen Episoden wird für
die beiden Protagonisten Hanuman und Sid das vermeintliche Para­
dies Dänemark immer mehr zum Vorhof der Hölle. Ob sie je in Lolland
ankommen werden, geschweige denn in Amerika?
Mit „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ waren die
estnischen Regisseure Tiit Ojasoo und Ene-Liis Semper bereits 2011
während der Lessingtage zu Gast. In ihrer ersten Hamburger Pro­
duktion „Fuck your ego! Ein gesellschaftliches Poem nach Anton
Makarenko“ zeigte sich 2012 wieder ihr Interesse für gesellschaft­
liche Strukturen. In ihrer Heimat Tallinn leiten sie das Theater NO99.
22
Die Ratten
von Gerhart Hauptmann
Regie Jette Steckel
Premiere Thalia im Januar
Die Berliner Tragikomödie „Die Ratten“ ist wahrscheinlich Gerhart
Hauptmanns erfolgreichstes Stück. Das Werk kennzeichnet einen
Wendepunkt in der Theatergeschichte und stieß bei der Urauffüh­
rung im Jahr 1911 auf Ablehnung und Unverständnis. Man hielt es
für völlig zusammenhangslos und unverständlich. Später stellte sich
heraus, dass Hauptmann mit den „Ratten“ eine neue Differenziertheit
auf die Bühne gebracht hat, die neben der Darstellung der sozialen
Wirklichkeit auch die Wirklichkeit des Theaters als Verdrängungsund Beschönigungsinstanz in den Fokus rückt.
Das „fröhliche Reich des Spiels und des Scheins“ (Schiller), in
dem alles möglich ist, konfrontiert sich selbst mit einer zerfallenden
Gesellschaft, in der für viele nichts mehr möglich ist. Der abgehal­ft­ er­te
Theaterdirektor Hassenreuter und sein zwielichtiger Anhang begegnen
dem kleinbürgerlichen Milieu der Frau John, deren Sehnsucht, den
Konventionen zu entsprechen, mit tragödienhafter Zwangs­läufig­keit
in der Katastrophe endet. Im Theater zeigt diese Begegnung, wie das
reale Leben fiktiv und die Theaterfiktion real wird.
Wie Einar Schleef bemerkte, hat Hauptmann „etwas geschaffen,
was vor und nach ihm kein deutscher Autor zustande brachte, eine
„Tragödie im Dialekt“, aber nicht in einer bestimmten schlesischen
oder berlinerischen Mundart, „sondern in einer von ihm geschaffe­nen
Kunstsprache. Wie folgerichtig Hauptmann die ‚Unverständlichkeit‘
einsetzt, irritiert angesichts moderner Sprachexperimente, mehr
noch, dass er es tatsächlich schafft, so etwas wie ‚Volk‘ auf die
Bühne zu bringen und dessen Tragödie.“
23
In der Republik
des Glücks
von Martin Crimp
Regie Anne Lenk
Premiere
Thalia Gaußstraße
im Januar
Alle Versuche, das Glück der Menschen durch Mathematik und Markt­
forschung berechenbar zu machen, das menschliche Leben rational
zu perfektionieren und in alle Richtungen dauerhaft abzusichern, haben
katastrophale Folgen. Sie generieren das Gegenteil, das wusste schon
Dostojewskij vor 150 Jahren.
Bestenfalls werden die vermeintlich Glücklichen zu „Drehorgel­
stiftchen“, die keine eigenen Entscheidungen mehr treffen können.
Oder die Optimierungsstrategien gehen nach hinten los und lösen,
wie heute in der Finanzindustrie, desaströse Fehlentwicklungen aus.
In Deutschland hat sich der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher in
seinem Anfang 2013 erschienenen Buch „Ego: Das Spiel des Lebens“
mit den verheerenden Folgen der Subsumtion buchstäblich aller
menschlichen Regungen unter das marktwirtschaftlich geforderte
Vorteilsdenken beschäftigt. Der Dramatiker Martin Crimp hat in
Großbritannien nahezu zeitgleich dasselbe Thema für die Bühne
adaptiert. In einem Familiendrama, das sich wie eine spannungs­
geladene Illustration zu „Ego“ anfühlt und unberechenbar alle
Erwartungen an das Genre sprengt, zeigt Crimp die ungeplanten
Nebenfolgen des Strebens nach „100% Happiness“. Sie äußern sich
in Beziehungslosigkeit, Mitleidlosigkeit, Freudlosigkeit. Glück ist
vorübergehend und nicht planbar. Nur auf der Bühne verwandelt
sich das Verhängnis in Theaterglück: Die Uraufführung am Royal
Court Theatre in London war ein umjubelter Großerfolg. Das Stück
lebt wie seine Protagonisten von eben den Optimierungsstrategien,
die es gleichzeitig beklagt und ad absurdum führt. Der „Unter­
haltungsabend in drei Teilen“ optimiert sozusagen auch die Tragödie.
24
Die Möwe
von Anton Tschechow
Regie Yannis Houvardas
Premiere Thalia
im Februar
Die große Moskauer Theaterdiva Irina Arkadina reist zum Ausspannen
mit ihrem Geliebten, dem berühmten und erfolgreichen Schriftsteller
Trigorin, auf den Landsitz ihres Bruders. Auch ihr fast erwachsener
Sohn, Konstantin Treplew, ist da. Er hat ein kleines Theaterstück ge­
schrieben und möchte es den Verwandten vorführen. Seine Mutter
reagiert spöttisch auf sein Vorhaben und provoziert bei der Auffüh­
rung einen Eklat. Das Mädchen Nina, das Treplew liebt, soll die Haupt­­
rolle spielen. Der Geliebte der Mutter, die ihrerseits nicht nur durch
Lieblosigkeit, sondern auch durch Geiz besticht – verführt Nina. Da­
raufhin versucht der Sohn, Selbstmord zu begehen... Die fatale Ver­
knüpfung von Liebe und Betrug, von Leben und Theater, die kolossale
Traurigkeit einer hoffnungslosen Generation, der die Eltern nichts
übrig gelassen haben, all das steckt in dieser von Tschechow als
Komödie bezeichneten Geschichte, die seit über 100 Jahren überall
auf die Bühne kommt, wo es Theater gibt.
Yannis Houvardas, Direktor des griechischen Nationaltheaters
in Athen, inszeniert zum ersten Mal am Thalia Theater. Hier wie dort
kann man die Erfahrung machen, dass Erfolg den Rücksichtlosen winkt,
während jeder, der sich Gefühl und Wahrhaftigkeit bewahrt, fast
zwangsläufig auf der Strecke bleibt. Oder ist das nur eine Projektion
und wird uns der griechische Regisseur zeigen, dass Tschechows tief­
traurige, am Leben und an der Liebe verzweifelnde Figuren nur die
romantische Erinnerung an eine Zeit verkörpern, in der das Unglück
noch Flügel hatte?
25
Die Sehnsucht der
Veronika Voss
von Rainer Werner
Fassbinder
Regie Bastian Kraft
Premiere Thalia Gaußstraße im Februar
In der Geschichte des deutschen Nachkriegsfilms und -theaters
ist die Arbeit Rainer Werner Fassbinders einzigartig. Er hat sich
nie an Genrebegrenzungen gehalten: Theater hat er inszeniert,
als wäre es Film, und Film, als wäre er Theater.
Vor allem eine Lektion könne man von Fassbinder lernen, so der Film­
wissenschaftler Georg Seeßlen: „Kino ist eine offene Kunstform. Sie
ist zur Pop-Kultur, zur Literatur, zu den Comics, zur Philosophie, zur
Politik, zum Privatleben offen. Nicht zuletzt ist sie zum Theater offen.“
Aufgrund dieser Offenheit werden heute viele Filme von Fassbinder
auf dem Theater inszeniert und in neue gesellschaftliche und ästhe­
tische Zusammenhänge gestellt.
„Die Sehnsucht der Veronika Voss“ ist nach „Die Ehe der Maria
Braun“ und „Lola“ der letzte Teil der Trilogie über die Gesellschaft in der
alten BRD, die von Anpassung und Scheitern starker Frauen im neuen
Gesellschaftssystem erzählt.
Der einstige UFA-Star Veronika Voss, in den 50er Jahren in Ver­
gessenheit geraten, lebt in der Traumwelt ihres vergangenen Ruhms.
Sie ist physisch wie psychisch abhängig von der Nervenärztin Dr. Katz,
die ihr Morphium verkauft, da sie ihre Patienten drogenabhängig
macht, um an deren Vermögen zu gelangen. Am Ende sieht Veronika
Voss nur einen Ausweg: ohne Morphium und eingesperrt in einem
Zimmer, nimmt sie sich das Leben.
Interessiert hat Fassbinder nicht der historische Hintergrund,
sondern die Folgen für die deutsche Gesellschaft. Und er stellt eine
auch heute aktuelle Frage: Wie kann sich der Mensch jenseits der all­
täglichen Realität neu erschaffen und über sich selbst hinauswachsen?
26
Im Westen nichts Neues /
De Grote Oorlog
nach Erich Maria Remarque
Regie Luk Perceval
Uraufführung
Thalia im März
„Ich sehe, dass Völker gegeneinander getrieben werden und sich
schweigend, unwissend, töricht, gehorsam, unschuldig töten. Ich sehe,
dass die klügsten Gehirne der Welt Waffen und Worte erfinden, um das
alles noch raffinierter und länger dauernd zu machen.“
An diesem Gedanken verzweifelt Erich Maria Remarques Soldat Paul
Bäumer, der sich gemeinsam mit seinen Mitschülern freiwillig als
Rekrut gemeldet hat. Die Problematik scheint auch knapp hundert
Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs nichts an Aktualität verloren
zu haben. Paul Bäumer gab jener Generation ein Gesicht, die schwei­
gend und traumatisiert aus dem Krieg zurückkam, in den Deutsch­
land mit Begeisterung gezogen war, und der nach wenigen Monaten
zu einem grausamen Grabenkrieg erstarrte. Mit einer Gesamtauflage
von mehr als 20 Millionen und mit Übersetzungen in 50 verschiedene
Sprachen ist „Im Westen nichts Neues“ eines der meistgedruckten
Bücher der Welt.
Luk Perceval erkundet die Westfront von beiden Seiten des
Schützengrabens. Belgien hat im „Groten Oorlog“, dem „großen Krieg“,
wie er auf Flämisch heißt, eine Sonderrolle gespielt. Trotz seiner
Neu­tra­lität wurde das kleine Land 1914 bis 1918 zum Schlachtfeld
fremder Mächte.
Der flämische Regisseur Luk Perceval, der in Deutschland
lebt, verbindet Remarques Roman mit flämischer Kriegsliteratur
und nähert sich genau einhundert Jahre später, gemeinsam mit
Schauspielern beider Länder, dem Ereignis an, das als eine Urkata­
strophe des zwanzigsten Jahrhunderts in die Geschichte einging.
Eine Koproduktion mit dem NTGent, Belgien
27
Eine neue Inszenierung
Regie Antú Romero Nunes
Premiere Thalia im April
„Die Orestie“, „Batman – The Dark Knight“, „The Rum Diary“, „Watchmen“,
„Breaking Bad“, „Das Lied von Eis und Feuer“, „Krieg und Frieden“,
„Black Hole“, „Peter Pan“, „Frankenstein“, „Die Geschichte des Agathon“,
„Dracula“, „Clavigo“, „Wallenstein“, „Wilhelm Meister“, „Prinz von
Homburg“, „Ulysses“, „2666“, „Die Nibelungen“, „American Psycho“,
„Die Bakchen“, „Blick zurück im Zorn“, „Die Enden der Parabel“,
„Michael Kohlhaas“, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, „Brave
New World“, „Der Freischütz“, „Der Revisor“, „Das große Welttheater“,
„Simplicissimus“, „Herr der Fliegen“, „Anatol“, „Der große Marsch“,
„Der Zauberberg“, „The Pale King“, „On the Road“, „Ein Hologramm
für den König“ – einer dieser Titel oder ein ganz anderer.
Sicher ist, dass Antú Romero Nunes, der zuletzt „Merlin oder
Das wüste Land“ von Tankred Dorst und „Don Giovanni. Letzte Party“
frei nach Mozart und da Ponte auf die Thalia-Bühne gebracht hat,
wieder gewohnt spielfreudig vorgehen wird. Mit gleich zwei Insze­
nierungen, eine davon die Saisoneröffnung „Moby Dick“, wird der
Regisseur dem Thalia Theater in der Spielzeit 2013.2014 noch enger
verbunden sein als bisher.
28
Ein neues Stück
von & mit Studio Braun
Premiere Thalia im Mai
Kunst ist mein Gemüse: Studio Braun produziert im Thalia Theater.
Das ist eine große Ehre für das Theater und auch ein großer Spaß.
Unter dem Namen Studio Braun haben drei eigenwillige Individuen
in den letzten Jahrzehnten in nahezu allen Bereichen, in denen
autonomer künstlerischer Selbstausdruck gefragt ist, Vorbildliches
geleistet. Ihr erweiterter Kunstbegriff erlaubt es ihnen, fast flächen­
deckend tätig zu sein: am Telefon, im Radio, im Kino, im Konzertsaal,
im Fernsehen („Ein Kessel Braunes“), von Boulevard- bis Techno­
theater und jetzt auf der Bühne des Thalia Theaters, auf der sie
natürlich auch keine Unbekannten sind, seit sie in Stefan Puchers
„Ein Sommernachts­traum“ auftraten. Rocko Schamoni, Heinz Strunk
und Jacques Palminger sind kosmopolitische Kleinbürger, die ihre
Pubertät in Büchern verarbeiten (außer Palminger, der sich lieber der
Fitnessgymnastik im Kunst- und Sportverein Wilhelmsburg widmet).
Eine weitere interessante Querverbindung besteht zum Hamburger
„Tatort“. Til Schweigers Ermittlerkollege Yalcin Gümer wohnt offen­
sichtlich im Geburtshaus von Heinz Strunk, alias Torsten Bage, und
zwar genau in dessen früherer Wohnung, die man in „Fraktus“, dem
Film über die legendäre Technogruppe gleichen Namens (auch das
ist Studio Braun), sehen kann.
Was mag geschehen, wenn diese Menschen das Thalia entern?
Wird nichts mehr sein, wie es war? Kommt Til Schweiger auch mit?
Auf jeden Fall soll es politisch subversiv, zuschauerfreundlich und
luxuriös werden.
29
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Luk Perceval
Leitender Regisseur
Jette Steckel
Hausregisseurin
Jan Bosse
Christine Eder
Erik Gedeon
Dimiter Gotscheff
Rainald Grebe
Yannis Houvardas
Bastian Kraft
Malte C. Lachmann
Anne Lenk
Alia Luque
Karin Neuhäuser
Antú Romero Nunes
Tiit Ojasoo & Ene-Liis Semper
Stefan Pucher
Christina Rast
Christopher Rüping
Wolf-Dietrich Sprenger
Studio Braun
Nicolas Stemann
Marco Štorman
Maria Ursprung
31
Diese Regie­handschriften prägen
die Ästhetik des Thalia Theaters:
Luk Perceval
Remarque Im Westen nichts Neues / De Grote Oorlog UA 2014
Frayn Der nackte Wahnsinn 2013
Dostojewskij Die Brüder Karamasow 2013
Fallada Jeder stirbt für sich allein 2012
Tschechow Der Kirschgarten 2012
Shakespeare Macbeth 2011
Borchert Draußen vor der Tür 2011
Shakespeare Hamlet 2010
Käutner Große Freiheit Nr. 7 2010
Gorki Kinder der Sonne 2010
Shakespeare Othello Übernahme 2009
Bergman Nach der Probe 2009
The truth about THE KENNEDYS UA 2009
Jette Steckel
Hauptmann Die Ratten 2014
Büchner Dantons Tod 2012
Camus Der Fremde 2011
Schiller Don Carlos 2011
Büchner, Waits, Wilson Woyzeck 2010
Trojanow Die Welt ist groß und
Rettung lauert überall UA 2009
Camus Caligula Übernahme 2009
Plenzdorf Die neuen Leiden des jungen W. 2008
Bond Gerettet 2007
Stocker Nachtblind 2006
32
Nicolas Stemann
Kommune der Wahrheit UA 2013
Goethe Faust I+II 2011
Jelinek Die Kontrakte des Kaufmanns.
Eine Wirtschafts­komödie UA 2009
Lessing Nathan der Weise 2009
Goethe Werther! 2009
Schiller Die Räuber 2008
Euripides/Goethe Iphigenie 2007
Jelinek Ulrike Maria Stuart UA 2006
Stemann & Stegemann
German Roots 2004
Antú Romero Nunes
Eine neue Inszenierung 2014
Melville Moby Dick 2013
Mozart Don Giovanni. Letzte Party 2013
Dorst Merlin oder Das wüste Land 2011
Lanoye Atropa. Die Rache des Friedens 2010
Khemiri Invasion! 2009
Stefan Pucher
Shakespeare Ein Sommernachtstraum 2012
Cervantes Quijote. Trip zwischen Welten UA 2012
Andersen. Trip zwischen Welten UA 2010
33
Jan Bosse
Ibsen Hedda Gabler 2013
Tschechow Platonow 2012
Shakespeare Was ihr wollt 2010
Schwab Die Präsidentinnen Übernahme 2009
Ibsen Peer Gynt 2009
Dimiter Gotscheff
Müller Leeres Theater UA 2013
Handke Immer noch Sturm UA 2011
Brecht Die Antigone des Sophokles 2011
Sophokles Ödipus, Tyrann 2009
Büchner Leonce und Lena 2008
Molière Der Tartuffe 2006
Beckett Der Verwaiser. Beckett lesen 2003
Sophokles Elektra 2001
Loher Der dritte Sektor UA 2001
Tschechow Auf der großen Straße 1996
Jahnn Straßenecke 1994
Bastian Kraft
Fassbinder Die Sehnsucht der Veronika Voss 2014
Hofmannsthal Jedermann 2013
Kleist Der zerbrochne Krug 2012
Woolf Orlando UA 2011
Hegemann Axolotl Roadkill UA 2010
Kafka Amerika 2009
Ens
em
ble
Von der Wohnung zum Bäcker zur Probe zum Blumen­laden
zu Omas Geburtstag zur Vorstellung zur Stammkneipe. Oder
woanders hin. Thalia-Schauspieler verbrachten 24 Stunden in
Begleitung eines GPS-Senders, der ihre Wege aufzeichnete.
35
Machen Sie einen virtuellen Rundgang durch Büros
und Werkstätten des Thalia! Dafür brauchen Sie ein
Smartphone: Laden Sie im App-Store gratis den „Junaio
augmented reality browser“ herunter. Abonnieren
Sie in Junaio den „Thalia-Channel“. Öffnen Sie ihn und
richten Sie Ihr Smartphone auf diese Doppelseite.
Hat Ihr Display die Grafik erfasst, startet der Film.
36
Ensemble
Alicia Aumüller
Christoph Bantzer
Sandra Flubacher
Marina Galic
Christina Geiße
Julian Greis
Lisa Hagmeister
Franziska Hartmann
Jens Harzer
Philipp Hochmair
Pascal Houdus
Mirco Kreibich
Matthias Leja
Daniel Lommatzsch
Peter Maertens
Karin Neuhäuser
Thomas Niehaus
Barbara Nüsse
Jörg Pohl
Sebastian Rudolph
Sven Schelker
Gabriela Maria Schmeide
Birte Schnöink
Maja Schöne
Cathérine Seifert
Alexander Simon
Rafael Stachowiak
André Szymanski
Oda Thormeyer
Victoria Trauttmansdorff
Marina Wandruszka
Tilo Werner
Sebastian Zimmler
Patrycia Ziolkowska
Gäste
Bibiana Beglau
Tom Buhrow
Bruno Cathomas
Therese Dürrenberger
Bernd Grawert
Rainald Grebe
Friederike Harmsen
Ralf Harster
Peter Jordan
Burghart Klaußner
Benjamin-Lew Klon
Felix Knopp
Hans Kremer
Marie Löcker
Hans Löw
Felix & Florian Loycke (Das Helmi)
Sabine Orléans
Jacques Palminger
Rainer Piwek
Heiko Raulin
Franz Rogowski
Stephan Schad
Rocko Schamoni
Maria Schrader
Nadja Schönfeldt
Oana Solomon
Wolf-Dietrich Sprenger
Heinz Strunk
Angelika Thomas
Patrycia
Ziolkow
ska
Rafael
Stach
owiak
Bernd G
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Victoria
Trauttm
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Wol
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Int
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80
81
Von Peking bis Pauli
Die Vielfalt einer Stadt wie Hamburg ins Theater zu holen – als Viel­
falt der Themen, aber auch als Vielfalt der Menschen und ihrer
Prägung – ist ein Grundanliegen des Thalia. Unsere Städte haben sich
stark verändert; Zuwanderung und Internationalität finden sich im
Stadtbild wieder: in U-Bahnen, Kinos und Konzertsälen, in Clubs, Bars
und Schulen. Auch das traditionell (deutsche) bürger­liche Theater
bildet in seiner Arbeit die Vielfältigkeit der Stadtgesellschaft ab.
Hamburg hat das Glück, einen programmatischen Denker und Dramatiker in
seiner Tradition zu haben, der aus dem Geist der Aufklä­rung schon vor
über 200 Jahren den Toleranzgedanken ins Zentrum gerückt hat. Dieses
Grund­anliegen spiegelt sich in den Lessingtagen [–›S.82 ]. Sie sind zen­
trales Herzstück unseres Programms. Hier zeigen wir große interna­
tionale Gastspiele, hier betreiben wir die Kooperation mit interkultu­
rellen Institutionen in Hamburg, hier knüpfen wir Kontakte zu inter­
nationalen Regisseuren. Außerdem laden wir internationale Gastred­
ner zu programmatischen Eröffnungsreden ein; nach Ilija Trojanow
und Navid Kermani sprach 2013 Liao Yiwu [–›S.84], Träger des Friedens­
preises des Deutschen Buchhandels 2012.
Das Thalia holt das Internationale nach Hamburg, aber es ist auch selbst in der Welt
unterwegs: von Moskau bis Shanghai, von Petersburg und Avignon bis
Athen. Mit seinen internationalen Gastspielen [–›S.88] ist es ein wesent­
licher und prestigeträchtiger Kulturbotschafter Hamburgs in der Welt.
Außerdem bieten wir das ganze Jahr über unter dem Stichwort Thalia Inter­
national [–›S.87] Progamme an, die Schwellen abbauen, neue Zuschauer
begeistern und das kosmopolitische Leben in Hamburg bereichern.
P.S.: Mittlerweile bereisen wir nicht nur Paris und Peking, sondern mit Thalia
regional [–›S.90] auch die Kulturlandschaften der unmittelbaren Um­
gebung, wie den Elbfrachter „Minna“ oder den Schafstall im Büsenbach­
tal in der Lüneburger Heide. Über Genres und Grenzen hinweg will das
Thalia Netzwerke für Kultur aufbauen – auch im digitalen Raum [–›S.94].
Aber keine Angst: zu Hause, am Alstertor und in der Gaußstraße spielen
wir allabendlich und über 700-mal im Jahr.
82
Um alles in der Welt
Lessingtage
Das Thalia Theater wird von Ende Januar bis Anfang Februar 2014 bereits
zum fünften Mal im Rahmen des Festivals „Um alles in der Welt – Lessingtage“
die Welt in Hamburg willkommen heißen. Dann werden wieder zahlreiche
nationale und internationale Künstler ihre Arbeiten in den diversen Spielstätten des Thalia Theaters sowie an anderen Orten der Stadt zeigen. Wenn
sich Künstler und Zuschauer aus aller Welt begegnen, diskutieren und debattieren oder nach einer der zahlreichen Veranstaltungen im Nachtasyl
feiern, dann ist endlich wieder Festivalzeit im Thalia Theater!
Mit einem vielfältigen Programm zu aktuellen Fragen der interkultu­
rellen und internationalen Gesellschaft wollen wir Ihr Interesse an unter­
schiedlichen Kulturen wecken. 2013 hatten wir außergewöhn­liche Gast­
spiele aus Russland, Lettland, China, Slowenien und Griechen­land nach
Hamburg eingeladen, um über unseren eigenen nationalen und kultu­
rellen Tellerrand hinauszuschauen. Der chinesische Dichter Liao Yiwu hat
in seiner berührenden Eröffnungsrede einen Blick von außen auf Euro­
pa geworfen, um daran zu erinnern, dass China und die westliche Welt
untrennbar miteinander verbunden sind. Der russische Regisseur
Andrej Mogutschi war mit seinem beeindruckenden Spektakel „Circo
Ambulante“ zu Gast, in dem er über die Figur des Don Quixote eine Hal­
tung zu Putins System bezogen hat. Weiterhin zu sehen waren die fünf­
stündige Inszenierung „Genesis. Die Bibel, Teil 1“ von Stefan Bachmann
sowie René Polleschs viel gefeierte Regiearbeit „Kill your Darlings!
Streets of Berladelphia“ mit Fabian Hinrichs. Bereits zum zweiten Mal
eingeladen waren Alvis Her­
manis – mit seiner lettischen Produktion
„Schwarze Milch“, die von wirtschaftlichen Vorgängen auf dem lettischen
Land abseits der Großmärkte erzählt – und der chinesische Regisseur
Lin Zhaohua mit seiner Pekinger Produktion „Der Attentäter“.
83
Auch 2014 werden wir das Festival der interkulturellen Gesellschaft
und internationalen Beziehungen widmen und so Lessing auf den
Spuren seiner Idee zu einer Verständigung zwischen den Kulturen
folgen. Mit vielen frischen Eindrücken aus diesem Jahr planen wir
bereits das nächste Festival und bedanken uns noch einmal herzlich
für Ihr Interesse: In diesem Jahr besuchten so viele Zuschauer wie nie
zuvor die Lessingtage! Das ist für uns Ansporn und Bestätigung für
unsere kontinuierliche Arbeit an einem internationalen Theater:
Während des Festivals und darüber hinaus wollen wir den Kontakt
zu internationalen Künstlern aufnehmen und so interkulturelle Begegnungen ermöglichen, die sich auch im Rahmen unseres Spielplans fortsetzen. Am schönsten ist es natürlich, wenn sich aus den
Einladungen längerfristige Zusammen­arbeiten entwickeln, wie beispielsweise vor drei Jahren mit der Einladung des estnischen Gastspiels „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ von Tiit Ojasoo
und Ene-Liis Semper, die im April 2012 mit „Fuck your ego! Ein gesellschaftliches Poem nach Anton Makarenko“ ihre erste Premiere im
Thalia in der Gaußstraße feierten und auch in dieser Spielzeit wieder
bei uns arbeiten werden.
Die zahlreichen Vernetzungen mit vielen Institutionen innerhalb der Stadt
haben zu wichtigen Kooperationen geführt, die über die Jahre gewachsen sind und auch in Zukunft fortgeführt werden sollen. So
konnten wir in diesem Jahr zum ersten Mal gemeinsam mit Elbjazz
ein Konzert im Thalia Theater zeigen und die Zusammenarbeit mit
Human Rights Watch erfolgreich fortführen. Das große Interesse an
der „Langen Nacht der Weltreligionen“, die in Zusammenarbeit mit der
Akademie der Weltreligionen wieder stattfinden wird, zeigt nicht nur
die wachsende Neugier auf die Ursprünge unserer Kultur, sondern
auch auf die anderer Kulturen, die uns fremder sind, aber genauso in
unseren Alltag gehören wie die eigene.
Das Festival soll ein Ort sein, an dem die Welt in ihrer Verschiedenheit zum Aus­
druck kommt, Interesse am Fremden geweckt wird und Einblicke in
internationale Theaterhandschriften gegeben werden. Wir suchen
den Austausch und die Auseinandersetzung mit einer internationalisierten Welt, mit den verschiedenen Institutionen der Stadt und natürlich auch mit Ihnen, unserem Publikum. Ob wie 2013 auf der Bühne,
im „Silbersack“ auf St. Pauli, in einem Container auf dem GerhartHauptmann-Platz, ob beim i,Slam im Nachtasyl oder während einer
Aktion mit zahlreichen Hamburger Schülern – auch 2014 werden wir
wieder aus unterschiedlichsten Perspektiven einen Blick über unsere
Grenzen hinaus in die Welt werfen.
China und der chinesische Schnaps Marke Wuliangye: Das sind
die Administration des chinesischen Auslands­geheimdiensts und
eine der bekanntesten Schnapsmar­ken Chinas. Für mich begann
eine zweimonatige Lese­reise durch fünfzehn Städte in den USA.
Ich machte große Augen, dass es in der Flushing Chinatown in
New York so dreckig und ungeordnet zuging! Als befände ich
mich in einem Hafenviertel oder Bahnhofsviertel bei uns in China!
Dicht gedrängt reihten sich die kleinen Läden der Chinesen aus
Wenzhou aneinander, die Handys, Reißverschlüsse, Büstenhalter,
Reise­führer, Sandwichs und Sexhefte verkauften. An dem schwer
zu durchschauenden Lachen der Laden­besitzer erriet man, dass sie
unter dem Ladentisch noch Schwarzarbeit und Sex von Prostituierten ohne Gewerbeanmeldung verkauften. Ich erwarb eine Prepaid-Telefonkarte für mein Handy und entschied mich für eine Karte mit einer Drei-Monats-Flat. Nach einem Monat hatte sie bereits
ihre Gültigkeit verloren, und ich bereute, dass ich nicht die uns Chinesen hinlänglich vertrauten vier Regeln des Ge­schäfte­ab­wickelns
beherzigt hatte, sondern dem Rat des Ver­käufers hinter dem Laden­
tisch gefolgt war, denn heißt es doch: Nichts über die eigene Person
verlauten lassen, kein Vertrauen schenken, nicht die eigenen Daten
hinterlassen und nichts unnötig fragen.
Eine verdammte Freiheit war das hier! Da könnte ich mich in der
Flushing Chinatown in New York in einer schwarz geführten Pension anonym niederlassen und – genau wie bei uns in China – mit
den Interviews vom Bodensatz der Gesellschaft fortfahren.
In New York stand ich wie unter Strom, weil der Zeitdruck groß
war; in Los Angeles nahm mich ein Pater mit in eine schwarz geführte Unterkunft (für Leute ohne Papiere). Es war wie eine familien­
[…] Im Sommer letzten Jahres (2012 ) sah ich einer über zehnjährigen Gefängnisstrafe entgegen, weil die Veröffentlichung der
deutschen Übersetzung meines biografischen Zeugenberichts „Für ein Lied und hundert Lieder – ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen“ bevorstand. Deswegen wurde ich mit Hilfe der Mafia zum Republikflüchtling. Drei Tage tauchte ich in
Vietnam unter und streifte kreuz und quer durch die Straßen und Gassen Hanois. Ich saß am Ufer des Hoan-Kiem-See, dem See
des zurückgegebenen Schwertes, und hörte den kummervollen Liedern der Hanoianer zu. Tatsächlich rührten sie mich zu Tränen.
Ich war wie von Sinnen vor Rührung, und verschloss, zurück in meiner kleinen Pension, alle Fenster und Türen, um mir, bei laufendem Ventilator und auf höchste Stufe eingeschalteter Klima­anlage, splitternackt ausgezogen, Notizen zu machen: Anzahlung
von 4000 Renminbi am 13. des Monats durch Banküberweisung an die Mafia.
Mitternachts, in der Nacht vom 28. auf den 29., fährt meine Freundin Xiaojin aus dem Schlaf hoch, um meine Hand zu streicheln.
Sie hat eine Vorahnung. Ihre Hand ist eiskalt, erschreckt fahre ich hoch. Am Mittag des 29., es ist kurz vor meinem Aufbruch, frage
ich sie, warum sie nachts zuvor plötzlich Lust verspürt habe, meine Hand zu streicheln. Sie sagt, sie habe mich trösten wollen: „Hab
keine Angst, ich bete für dich zu Buddha. Genauso, wie ich für Li Linshan im Himmel, der gerade verstorben ist, Sutren singe.“
„Wenn die kommunistische Partei nicht untergeht, werde ich nicht wiederkommen.“
Ich weiß nicht, ob ich Xiaojin in diesem Leben noch einmal wieder sehen werde. Wir beide – einige Jahre zusammen im selben
Boot – was haben wir für unzählige Schwierigkeiten gemeinsam ausgestanden! Aber die Umstände ändern sich mit der Zeit!
Wenn die Zeitspanne, die wir gemeinsam verleben sollen, sich aus Gründen der Vorsehung dem Ende zuneigt? Gegen dieses
Schicksal soll man nicht ankämpfen, man soll es akzeptieren. Aber die darin wachsende Hoffnung, dass SELBST BLAUES MEER
SICH JEDERZEIT ZU GRÜNEN MAULBEERHAINEN WANDELT, bleibt bestehen, auf dem Papier, in meinem Herzen, für immer.
Nach meiner Flucht aus China wurde das Buch in Deutschland publiziert. Ich war gezwungen, um den gesamten Globus zu fliegen,
um es in fremden Ländern, deren Sprache ich nicht verstehe, populär zu machen. Am Abend vor dem 11. September reiste ich von
Deutschland in die USA: Die überaus gründliche Zollabfertigung meiner Person dauerte drei Stunden. Ich stand wie der Ochs vorm
Berg. Als ich den Kopf hob, brachte ein schwarzamerikanischer Officer mich zum Lächeln. Er hielt sich die amerikanische Ausgabe meines neuen Buchs „Gott ist rot“ vor die Brust. Ich sagte auf Chinesisch: „Gott ist ursprünglich schwarz“. Er verstand mich
nicht, aber bewirkte damit, dass ich den Irrweg verlassen konnte.
Am Abend kam ich in einem Hotel am Times Square im Zentrum von New York unter; es war inmitten eines Hochhäusermeers,
so weit das Auge reichte, gelegen, dass es mir vorkam, als sei ich umstellt von endlos vielen Raketen, die jeden Moment in den
Kosmos abgeschossen würden. Die am meisten ins Auge springenden Reklameflächen besaßen die Nachrichtenagentur Neues
Der chinesische Dichter und Dissident
Liao Yiwu eröffnete die Lessingtage 2013.
Auf die Weltbühne geschneit
84
geführte Pension – für mich das Playback einer Sequenz über die Slums der Pekinger Petitionäre. Nur wenige Quadratmeter das
Zimmer und fünf Etagenbetten mit zehn jungen Leuten drin, die auf ihre Antragsbearbeitung wegen politischen Asyls warteten. Sie
waren aus dem Süden und hatten in den Norden gewollt, man hörte ein Gemenge verschiedener Dialekte und Sprachen. Meine
eisengrauen Erfahrungen ließen mich sofort aufgeregt auf sie zustürzen, wollte ich doch unbedingt mit ihnen sprechen, mit Händen und Füßen machte ich mich bemerkbar. Bergbauern waren es, die zum Arbeiten in die Stadt gekommen waren, die hier jahrelang gearbeitet, sparsam gelebt und alles Geld beiseite gelegt hatten: einige zehntausend Dollar besaßen sie alle. Sie folgten
der Mode „Emigration nach Übersee“ und stiegen leichtfertig ins Flugzeug, nachdem sie bei einem als Reisebüro kaschierten Unternehmen eine „Kaution“, Schleppergeld, bezahlt hatten. Sie kamen nach dem Motto: Wer nie Schuhe besessen hat, fürchtet das
Schuhetragen nicht, und waren, kaum in der China Town von Los Angeles angekommen, im Nu untergetaucht. In den Geschäftsstraßen besaßen die Geschäfte chinesischsprachige Laden­schilder, das Wetter war das ganze Jahr über warm wie im besten Frühling, auf der Straße zu kampieren war machbar. Das „Reise­büro“ hatte kein Problem damit, die Kaution von einigen 10.000 Renminbi pro Person musste so nicht wieder zurückbezahlt werden.
Man suchte sich eine Familienpension für wenige Dollar, eine der zahlreichen Kanzleien mit auf Asyl- und Ausländerrecht spezia­
lisierten Rechtsanwälten (es heißt, dass es in Los Angeles 500 solcher Kanzleien gibt) und beantragte politisches Asyl. Mitglied
einer Untergrundchristengemeinde, Falonggong Anhängerschaft, Opfer der Ein-Kind-Politik, Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung sind die Gründe mit guten Chancen auf ein erfolgreiches politisches Asylverfahren. Ist man zu Haus bislang kein
Christ gewesen, dann aber nichts wie hin zur chinesischen Christengemeinde! Nach gründlicher Reue wird die Taufe empfangen und man bekommt im Schoße Gottes die Hilfe der Schwestern und Brüder der Gemeinde. Beim Gottesdienst trifft man
auch die Enkel und Zweitfrauen der korrupten Beamtenschaft der chinesischen kommunistischen Partei und reichen chinesischen Geschäftsleute, die in großem Stil gesetzwidrige Geschäfte abwickeln; denn nur den krönt der Erfolg, der die Zeichen
der Zeit erkennt! Diese Leute haben sich alle längst ins Ausland abgesetzt und ihren Reichtum außer Landes geschafft, sie arrangieren sich mit dem Gott der Großnasen. In China kriegen solche halbstarken Platzhirsche im Leben nicht die Chance, in
einer Umgebung, wo vor Gott alle gleich sind, mit anderen zusammenzutreffen! […]
Ich werde weiter auf der Weltbühne herumwirbeln. Wie staatenlos geworden, wie ein streunender Hund, manchmal traurig jaulend, manchmal wütend bellend, manchmal gedankenversunken, mit eingeklemmtem Schwanz. Mein Zuhause finde ich in
einem Glas Schnaps. Sollte ich eines Tages unter unglücklichen Umständen den Schnaps aufgeben müssen, fände ich meine
Heimat nur in meinen Tagträumen. In meinem Herzen kehrt niemals Friede ein.
Übersetzung Martina Hasse
86
87
Thalia International
Programme
Nicht nur während der zweiwöchigen Lessingtage ist Internationa­
lität ein Anliegen des Thalia. Während der gesamten Spielzeit machen
wir Angebote für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte – Zugereiste, Studierende aus anderen Ländern, Jet-Setter, Weltreisende –, um
die Vielfalt Hamburgs auch im Zuschauerraum des Thalia zu erleben.
Abo International Acht Abende mit internationalen Freunden als gemeinsames
Theatererlebnis, inklusive einer speziellen Einführung und Blick hinter
die Kulissen vorweg – bei Sprachschwierigkeiten unterstützt die Gruppe!
[email protected]
Thalia Pfadfinder Junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren mit Zuwande­
rungsgeschichte befassen sich von Oktober bis Januar mit
einem europäischen Theaterstoff und seiner Inszenierung.
Anschließend begleiten sie als Festivalblogger die Lessing­
tage. www.thalia-theater.de/lessingtagebuch Bewerben bis
Oktober!
Aktion 500 Die Rudolf Augstein Stiftung übernimmt die Kosten für
bis zu 500 Theaterkarten für junge Menschen bis 18 Jahre
mit fremd­sprachigen Eltern, die die Welt des Theaters kennen lernen
wollen. [email protected]
Gott und die Welt und ich Jugendliche Zugewanderte entwickeln gemeinsam
einen neuen Blick auf „Gott und die Welt“, auf die Vielfalt der Großstadt
Hamburg und auf sich selbst darin. Ein 3-jähriges Kooperationsprojekt
mit dem Jugendmigrationsdienst des CJD Hamburg + Eutin und Thalia
Treffpunkt. [email protected]
Hausbesuch bei Faust Unsere Theaterpädagogen kommen in Ihren Kurs „Deutsch
als Fremdsprache“ und bereiten den Theaterbesuch „Faust I“ vor.
[email protected]
Englische Übertitel Nicht nur spannend für Touristen – einmal im Monat Auf­
führungen in deutscher Sprache mit englischen Übertiteln. Aktuelle
Termine im Leporello und unter www.thalia-theater.de/international
Wir freuen uns über neue Partner, die das Thalia Theater als inter­
kulturelle Plattform nutzen möchten! [email protected]
Telefon 040.32 81 42 80
88
Gastspiele
seit 2009
89
Beijing
Shanghai
Helsinki
Sankt Petersburg
Tallinn
New York
Perm
R-ıga
Moskva
Gdańsk
Amsterdam
Bogotá
Poznan
Antwerpen
Bruxelles
Rio de Janeiro
Praha
Nan
Reims
Salzbur g
Strasbourg
Linz St.Pölten Wien
Winterthur
terre Paris Zürich
Budapest
Fribourg Bern Bolzano
Genève
Bergamo Ljubljana
Avignon
Sarajevo
Sofia
Madrid
Athina
Außerdem Gastspiele in Baden Berlin Dresden Duisburg
Fürstenfeldbruck Gladbeck Hannover Köln Lindau Ludwigsburg Ludwigshafen Mannheim Mülheim München Oberhausen
Recklinghausen Siegen Waiblingen Wiesbaden und aus
Berlin Hannover Köln Leipzig München Oberhausen Stuttgart
Côte d’Ivoire
Tel Aviv
Kairo
Regi
onal
91
Pronstorf
Dracula
Uetersen
Effi Briest
Jork Jeder stirbt
für sich allein
Altengamme
Lenz
Wörme
Subtile Jagden
Boizenburg
Per Anhalter
durch die
Galaxis
„Manchmal steht man bei einem unserer Gastspiele irgendwo in
Peking oder St. Petersburg und hat Heimweh...“ Joachim Lux
Thalia Kulturlandschaften
Außergewöhnliche Orte, die selbst Geschichten in sich tragen. ThaliaSchauspieler ohne Bühne, ganz nah und intensiv: Sebastian Rudolph
war mit Ernst Jüngers „Subtile Jagden“ im Schafstall in der Lüneburger
Heide, Franziska Hartmann als „Effi Briest“ im Museum in Uetersen, und
Birte Schnöink reiste auf dem Elb-Frachter Minna „Per Anhalter durch
die Galaxis“. Oda Thormeyer und Thomas Niehaus besuchen am 11.
August mit Szenen aus„Jeder stirbt für sich allein“ den Harmshof im
Alten Land. Und Altengamme erlebt am 26. September Büchners „Lenz“
in St. Nicolai mit Wolf-Dietrich Sprenger und Organist Claus Bantzer.
Die Fortsetzung der Reihe ist geplant.
www.thalia-theater.de/kulturlandschaften
Infos für Veranstalter und zum Kartenkauf unter
Telefon 040.428 41 26 01 In Kooperation mit
Tilo Werner als Bram
Stokers „Dracula“ auf
Gut Pronstorf in der
Holsteinischen Schweiz
92
Partner in
Hamburg
Hamburg
Marketing
Leben mit
Behinderung
Globetrotter
Kampnagel
Behörde für Schule
und Berufsbildung
150% Theaterfestival
PIASTA e.V.
Hamburg
Mediaschool
Landesinstitut für
Lehrerfortbildung
Konfuziusinstitut
Kulturloge
Hamburg e.V.
Volkshochschule
Hotel
Hamburger
Superbude Kulturschlüssel
Theaterakademie
Nordpuls
Mirkos Michael Grill
Musikatelier
Käse Kober
Motte
Elbjazz
Türkische
Gemeinde
Universität
Hamburg
Bucerius
Law School
Israelitische
Kampf der Töchterschule
Künste
ByteFM
Hamburgische
Unternehmer
Staatsoper
ohne Grenzen e.V.
Kulturbehörde
HandelsMetropolregion
Hamburg
Rialto kammer
Hamburger
Theaterfestival
Katholische
Kinder
Akademie
Deutscher Ev.
Kirchentag
TIDE
Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Hamburg e.V.
Hotel
Wedina
Hamburger Kunsthalle
Freunde der Hamburger Kunsthalle
Jugend­
Deutsches
Hochschule für Angemigrations- Schauspielhaus
wandte Wissenschaften
Hotel dienst CJD in Hamburg
Barceló
Macromedia HochThalia
Behörde für Arbeit,
Bucerius
schule für Medien
Buch
Soziales, Familie
Kunstforum
und Kommunikation
und Integration
Patriotische Die Zeit & ZEIT-Reisen
Gesellschaft Hamburg Tourismus
Kinder Deichtorhallen
Goethe-Institut
Akademie der
Weltreligionen
Der Spiegel
Samova
Elbphilharmonie
Studio Hamburg
Haus der jungen
Produzenten
Di
git
al
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95
2009 eröffneten Joachim Lux und Luk Perceval das Thalia Theater mit
einer Plattform für Partizipation: Die Aktion 2BEORNOT2BE holte die
„Stadt auf die Bühne“ und symbolisierte die Öffnung des traditions­
reichen Hauses an der Binnenalster. Es war eine Zeit, in der viele Politik­
verdrossene Beteiligung forderten. Das Feuilleton war empört, die
Piratenpartei gewann bald an Fahrt. Mittlerweile gehört der Partizipa­
tionsgedanke dazu. Seitdem fördern und erweitern wir kontinuierlich
die Beteiligung unseres Publikums, sei es durch unsere Website als
interaktives Austauschmedium, durch Experimente wie die legendäre
Spiel­­planwahl 2012.2013, in Rainald Grebes Bürgerchor oder durch un­
sere facebook-com­munity (mit aktuell 10.300 „likes“ unter den deutsch­
sprachigen Sprechtheatern eine
der größten). Übrigens: auch auf
Twitter halten sich über 2.700
Menschen digital auf dem Lau­
fenden.
Das Theatercamp
Am 11. November 2012 ging ein einzigartiges Pilotprojekt über die
Bühne: Das erste deutsche „Theatercamp“ beschäftigte sich mit der
Rolle der Sozialen Netzwerke in der Kunst, Social­-Media­-Marketing und
deren Integration in verschiedene Arbeitsbereiche. Taugen Social Media
„nur“ zur Kom­munikation mit Besuchern, für Marketing und Audience
Development, oder lassen sich diese neuen Medien als erweiterte Büh­
ne künstlerisch-inhaltlich gestalten? Wäre es Zeit für Schwarm-Drama­
tik im Stil von „Die facebook-Dialoge“? Wie viel Einblick in unsere Arbeit
wollen wir gewäh­ren? Wäre ein Livestream von Bühnenproben ein
Mittel, mehr Menschen für „ihr“ Stadttheater zu begeistern – oder ent­
zaubern wir damit unser Metier? Wo beginnt und wo endet der Schutz­
raum der Kunst?
Restlos ausverkauft: Kollegen, Social­-Media-­Spezialisten und Interessierte aus
dem gesamten deutschsprachigen Raum informierten sich gegensei­tig
in Workshops zu Themen wie „Der twitternde Holländer“, „Rechtliche Ge­
fahren rund um den Internet­auftritt“, „Augmented Reality und QR­
Codes“, „Effi Briest 2.0“, „Dramaturgien 3.0“ etc. Eine Dokumentation ist un­
ter www.theatercamp-hh.de abrufbar. Das Theatercamp generierte 927
Tweets und erreichte mit 889.443 Ansichten innerhalb von 24 Stunden um
die Veranstaltung herum 117.673 „Zuschauer“; den Live­stream nutzten ca.
400 Menschen weltweit. Eine Fortführung des Theatercamps ist geplant.
Follow us on
Jung&m ehr
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Thalia zum Mitmachen. Thalia zum Zuschauen. Auf der Bühne, hinter
den Kulissen. Neugierig aufs Thalia werden und gemeinsam Theater
(er)leben. Für junge Leute. Für alle.
Thalia Treffpunkt bietet ca. 50 Kurse, Gruppen und Work­shops für Jugendliche
und andere Interessierte an, die selbst aktiv werden, Neues erfahren
und erproben möchten. Schauspieler, Theaterpädagogen, Regis­seure
und andere Theatermacher zeigen, wie es geht. Hier lernt man ganz prak­
tisch das ABC des Schauspiels: Improvisation und Performance, Spra­
che und Text, Bewegung und Musik, Regie und Dramaturgie, Kostüm
und Bühnenbild. Die gemeinsam entwickelten Inszenierungen und
Ausstellungen werden dann im Laufe der Spielzeit im Großen Haus
und im Thalia in der Gaußstraße gezeigt.
Bei Gott und die Welt und ich entwickeln jugendliche Zugewanderte in dem
3-jährigen Kooperationsprojekt mit dem Jugendmigrationsdienst des
CJD Hamburg+Eutin gemeinsam einen neuen Blick auf die Vielfalt der
Großstadt Hamburg und auf sich selbst darin.
unart ist ein Performance-Wettbewerb für 13- bis 19-Jährige. Gesucht werden
15-minütige Crossover-Projekte verschiedener Künste, die die eigene
Lebenswirklichkeit thematisieren. Eine Jury wählt die Gewinner-Gruppen
aus, die sich Anfang 2014 beim Hamburg-Finale im Thalia in der Gauß­
straße präsentieren. unart ist eine Initiative der BHF-BANK-Stiftung.
Bewerbung bis 31. August 2013. Infos unter www.unart.net
Thalia und Schule versteht sich als Theaterpädagogik für Schüler und Lehrer:
Theater von innen kennen lernen bei Führungen durchs Theater, spiele­
rischen Vorbereitungen von Thalia-Stücken, bei Gesprächen mit Schau­
spielern, in Schülervorstellungen und unseren mobilen Produktionen,
in den Tandem- und TUSCH-Schulpartnerschaften, bei Projekttagen zu
Theaterberufen, als Schüler-Botschafter, durch Materialmappen und bei
Lehrer-Lounges. Sie kommen zu uns, das Theater wird Lern- und Er­fah­
rungs­ort, wir gehen in die Schule und zeigen, wie lebendig Theater ist.
In Hausbesuche bieten wir den Integrationskursen von Sprachschulen Begeg­
nungen mit Theater, szenische Proben und Backstage-Führungen an.
Thalia mobil
Klassenzimmerstücke spielen wir auch in Schulen: „Das ist Esther“
erzählt die Geschichte einer Holocaust-Überlebenden aus der Sicht
der 17-jährigen Enkelin; „Chica Chica“ ist ein Stück über die Freund­
schaft zweier 15-jähriger Mädchen, der deutschen Tess, die ein loses
Mundwerk hat, und der türkischen Imra, die ein Kopftuch trägt.
Die Uraufführung „Ich komme aus Zigeunistan“ (AT) der Hamburger Autorin
Christiane Richers beleuchtet „biografisch-fiktiv“ das Leben eines
jugendlichen Sinto aus Hamburg-Wilhelmsburg. Ab 14 Jahren
[email protected]/[email protected]
Herbert Enge, Anne Katrin Klinge, Petra Urbanski, Nehle Mallasch
Telefon 040.32 81 41 39 Fax 040.32 81 42 04
A
–Z
99
Akademie Die Hamburger Theaterakademie ist ein langjähriger Partner in der
Förderung des Theaternachwuchses. Regiestudierende zeigen ihre
Abschlussinszenierungen im Thalia in der Gaußstraße, Schauspielstu­
dierende haben die Möglichkeit, in Thalia-Produktionen mitzuwirken.
Regisseure des Thalia Theaters erarbeiten mit jedem zweiten Ab­
schluss­jahrgang eine Inszenierung mit den Schauspielstudierenden,
so in der letzten Spielzeit Karin Neuhäuser, Ensemblemitglied und Re­
gisseurin, die Produktion „Frühlings Erwachen“ nach Frank Wedekind.
Ballsaal Das Foyer des Thalia in der Gaußstraße ist ein geselliger Treffpunkt
und Veranstaltungsort: ob Früh-Stücke, Tanztee, Premierenparties, Raum
für Publikumsnachgespräche oder die Veranstaltungen der Reihe
–›„Kraut & Rüben“ – hier hat das Thalia in der Gaußstraße sein Herzzentrum.
Boy-Gobert-Preis Seit 1981 zeichnet die Körber-Stiftung junge Schauspielerinnen
und Schauspieler der Hamburger Sprechbühnen aus, die am Beginn
einer vielversprechenden Theaterkarriere stehen. Mittlerweile liest sich
die Liste ehemaliger Preisträger wie ein „Who is Who“ der deutschen
Theaterlandschaft: Susanne Lothar †, Ulrich Tukur, Michael Maertens,
Martin Wuttke, Fritzi Haberlandt, Maren Eggert und viele andere. In
den letzten beiden Jahren ging der Preis, der nach dem Schauspieler,
Regisseur und ehemaligen Intendanten Boy Gobert benannt ist, an
Schauspieler des Thalia Theaters: 2011 war Mirco Kreibich der Preisträger,
im letzten Jahr erhielt Julian Greis den mit 10.000 € dotierten Nach­
wuchspreis.
Bridging the Gap Die Reihe will zeigen, dass ein Dialog über Grenzen und auch
deutliche Gegensätze hinweg möglich ist und Vorurteile überwindbar
sind. Eingeladen sind internationale Persönlichkeiten aus Wissen­
schaft, Philosophie, Politik oder Kunst. So diskutierten im Thalia Theater
u.a. Daniel Cohn-Bendit, Gesine Schwan, Michael Naumann, Michel Fried­
man, Julya Rabinowich, Alice Schwarzer, Claudia Roth, Sihem Badi,
Hanan Ashrawi, Fania Oz-Salzberger, John Neumeier und Giovanni di
Lorenzo über Europa und seine Intellektuellen, jüdische Identität,
Pulverfass Nahost und Migrationshintergründigkeit. Eingeführt und
moderiert von Joachim Lux und Sonja Lahnstein-Kandel. Die erfolg­
reiche Dialogreihe des Vereins zur Förderung des Israel-­Museums
e.V. und des Thalia Theaters soll fortgesetzt werden.
English surtitles – Übertitelung Thalia-Inszenierungen ohne Sprachbarrieren!
Für unser internationales Publikum bieten wir einmal im Monat eine
Vorstellung mit englischen Übertiteln an [–›S.87].
100
101
Face to Face Wer arbeitet eigentlich außer den Schauspielern noch im Theater?
Mitarbeiter und ihre Geschichten aus Malsaal, Betriebsbüro, Verwaltung
oder Pförtnerloge können Sie im Filmprojekt unseres Leitenden Regis­
seurs Luk Perceval kennen lernen: www.thalia-theater.de/facetoface
Karten kaufen und gleich zu Hause ausdrucken. Der geplante Webshop
wird auch einen direkten Kartenkauf auf dem Smartphone ermögli­
chen. Entdecken Sie außerdem mit dem Smartphone die AugmentedReality-Welt des Thalia Theaters!
Früh-Stücke Treffen Sie sich auch in dieser Spielzeit wieder an Sonntagvormit­
tagen um 11 Uhr mit Theaterleuten zum Brunch in der Gaußstraße!
Informieren Sie sich über Spielplan, neue Premieren und Projekte. Bei
spieler, Regisseure,
Kaffee, Croissants und Brötchen erzählen Schau­
Dramaturgen, Bühnenbildner und Musiker von ihrer Arbeit und zeigen
literarische oder musikalische Ausschnitte aus ihren neuen Produkti­
onen. Das Buffet ist ab 10 Uhr im –›Ballsaal der Gaußstraße geöffnet.
Jung & mehr [–›S.96] bietet mit der Reihe Thalia Treffpunkt Kurse, Gruppen und
Workshops für Jugendliche und andere Interessierte, die selbst Thea­
ter spielen oder mehr über die Arbeit am Theater erfahren möchten.
Thalia und Schule öffnet Schülergruppen und Lehrern mit zahlreichen
Angeboten die Türen ins Thalia. Mit Thalia mobil kommen wir an die
Schule und spielen bei Ihnen unsere drei Klassenzimmerstücke.
Führungen Die etwa 1½-stündige Führung zeigt überraschende Einblicke in die
Welt des Theaters. Mit Details, Anekdoten und Geschichten geht es durch
die Labyrinthe des traditionsreichen Hauses am Alstertor. Wir freuen
uns auf Sie! Termine entnehmen Sie dem Monatsspielplan. Informati­
onen zu individuellen Gruppenführungen unter Telefon 040.32 81 4139
Gastspiele Das Thalia Theater trägt Hamburgs Kultur hinaus in die Welt – und
heißt Gastspiele aus aller Welt willkommen [alle Reiserouten –› S.88].
Hamburger Theaternacht Das Thalia Theater präsentiert sich 2013 wie in jedem
Jahr zur zehnten Hamburger Theaternacht am 7. September. In kurzen
Konzerten, Lesungen und Ausschnitten aus Inszenierungen gewinnen
Sie Eindrücke, bevor Sie die Theaterroute fortsetzen. Erleben Sie Ham­
burg und seine Theaterlandschaft einmal anders und lassen Sie sich
überraschen! Wie man uns erreichen kann: mit Shuttle-Bussen, Alster­
schiffen, U- und S-Bahnen. Info: www.hamburger-theaternacht.de
Hamburgische Dramaturgie Nach dem Vorbild von Lessings Theaterkritiken
setzen sich Experten aus unterschiedlichen Bereichen kritisch und
subjektiv mit Inszenierungen des Thalia Theaters auseinander.
Homepage [–›S.94 ] Unsere Website www.thalia-theater.de informiert Sie über
Inszenierungen und Projekte mit Fotos, Videotrailern und Texten. Sie
können Kommentare zu allen Stücken schreiben, Beiträge im „Journal“
lesen – wie z.B. die –›Hamburgische Dramaturgie –, die Mitarbeiter
hinter den Kulissen durch das Video­projekt –›Face to face kennen ler­
nen, unsere Gastspielauftritte durch Videotagebücher verfolgen, den
Thalia-Newsletter bestellen u.v.m. Und natürlich können Sie ganz
klassisch Termine und den Spielplan einsehen, einfach und schnell
Körber Studio Junge Regie Wir zeigen das Theater von morgen! Zum alljährli­
chen Festival, das schon lange als Sprungbrett für junge Theater­
schaffende gilt, trifft sich der Regie-Nachwuchs der deutschsprachi­
gen Hochschulen sowie eines Gastlandes eine Woche lang im Thalia in
der Gaußstraße. Das Forum, das 2013 zehnjähriges Bestehen feiert,
zeigt die unterschiedlichen Herangehensweisen junger Regietalente
an historische, politische und gesellschaftsrelevante Themen und
stellt sie zur Diskussion. Das Körber Studio Junge Regie ist ein Festival
der Universität Hamburg, des Thalia Theaters und der Körber-Stiftung
unter der Schirm­herrschaft des Deutschen Bühnenvereins.
Kraut & Rüben Unter diesem Label finden im –›Ballsaal [–›Thalia in der Gaußstraße]
Dinge statt, die mit Altonaer Stadtteilkultur zu tun haben, sowie
Lieder- und sonstige musikalische Abende und Performances.
Lessingtage Lessing hatte einen Traum: eine interkulturelle Gesellschaft und
ein Nationaltheater in Hamburg, ganz im Geiste der Aufklärung des
18. Jahrhunderts. Das Thalia Theater veranstaltet in der fünften Spiel­
zeit das Festival „Um alles in der Welt – Lessingtage“, das die Idee des
Dichters weiter denkt und alljährlich zwischen Ende Januar und An­
fang Februar, Lessings Geburts- und Todestag, stattfindet [–›S.82].
Mehl [Restaurant] In gemütlicher Atmosphäre gibt es im „Mehl“ gute Küche
und leckere Pizza-Kreationen in bester Nachbarschaft! Das „Mehl“
begrüßt Sie in der Gaußstraße 190 ab 18 Uhr, Telefon 040.73 44 99 69.
Nachtasyl [–›S.11] Ob Club, Konzert, Lesung, „Slam the Gong“ oder die zahlreichen
wei­te­ren Formate: Es lohnt sich, die 111 Stufen hinaufzugehen! Die
Theaterbar gehört allen – dem Publikum, den Schauspielern und Mit­
arbeitern des Thalias, die hier zu den schönsten Parties, zu Musik und
102
103
ungewöhnlichen Programmen einladen. Hier sehen Sie Inszeniertes
und Improvisiertes. Es gilt ein Prinzip: Es wird Raum geschaffen für
gemeinsame Geschichten, für direkten Aus­tausch und für Begegnun­
gen. Zusätzlich zum täglichen Barbetrieb ab 19 Uhr präsentieren wir
ein Programm, das Sie unserem monatlichen Nachtasyl- Falter und
dem Leporello entnehmen können.
Kunst zu sehen sind. Im Sommer feiert das Stadtteilfest „Altonale“
hier gemeinsam mit dem Thalia Theater.
Pfadfinder [–›S.87] Junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren mit Zuwande­
rungsgeschichte werden Theaterexperten und Festivalblogger. Be­
werbungen bis Oktober 2013 an [email protected]
Programmhefte und alle weiteren Publikationen des Theaters erhalten Sie in
unserem Kundenzentrum und an unserer Tageskasse am Alstertor.
Social Media [–›S.94] facebook.com/thaliatheater.de hat über 10.300 Freunde,
twitter/thaliatheater hat über 2.700 Follower, ein Youtube-Kanal ist
online (youtube.com/user/thaliatheaterhh), die Ein­bindung von Pinterest und erweiterte Blogs sind in Planung. Das Theatercamp führte
2012 über 150 Social-Media-Fans und Spezialisten erstmals zu einem
Treffen über Theater und Internet zusammen.
Tanztee Würzige Teemischungen und kulinarische Kleinigkeiten, Gespräch und
Tanz im –›Ballsaal im –›Thalia Gaußstraße. In Kooperation mit Samova.
Thalia International [–›S.87] Das Programm, das aus „Thalia Migration“ hervor­
gegangen ist, versucht, Schwellen ins Stadttheater abzubauen.
www.thalia-theater.de/international
Thalia Kulturlandschaften [–›S.90] Stadt, Land, Thalia: Metropolregion Hamburg
und Thalia Theater haben sich zusammengetan. Schauspieler spielen an
außergewöhnlichen Orten in Hamburgs Umland.
www.thalia-theater.de/ kulturlandschaften
Tourismus Das Thalia Theater ist begehrter Touristikpartner. Besondere Preise
für Großgruppen? Partnerhotels mit günstigen Tarifen? HamburgPakete im Verbund mit Hamburg Tourismus? Leistungen für Profis
können Sie unter [email protected] anfragen.
Universität Die Kooperation „Theater und Universität im Gespräch“ wird fortge­
setzt: Koordiniert von Prof. Dr. Ortrud Gutjahr (Uni HH), finden Sym­
posien zu Inszenierungen des Thalia Theaters statt. Hier begegnen
sich Kunst und Wissenschaft und treten in einen kritischen und für
beide Seiten anregenden Austausch. Beteiligt daran sind Regisseure,
Dramaturgen, Schauspieler, Dozenten und Studierende.
Thalia Campus Einmal pro Spielzeit sind bei dem zweiwöchigen Festival Studie­
rende eingeladen, das Thalia von innen kennen zu lernen und durch
kostenlose Workshops mit Mitarbeitern sowie Führungen exklusive
Einblicke in die Arbeit am Theater zu erhalten. Außerdem können sie
alle Aufführungen in diesem Zeitraum für 7 Euro besuchen und bei
Einführungen und Nachgesprächen zu den Inszenierungen mit den
Produktionsteams ins Gespräch kommen. Näher dran geht nicht!
Weltbühne [Restaurant] Ein Kaffeehaus in europäischer Tradition, eine Bühne
jenseits des Theaters und doch ganz nah dran. Der Name leitet sich von
der Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“ ab. 1926 übernahm Kurt Tu­
chol­sky die Leitung, 1927 Carl von Ossietzky. Der schrieb seine Leitarti­
kel meist im Kaffeehaus. Inhaber Tim Seidel betreibt auch die Pausen­
bewirtung sowie die Kantine des Thalia Theaters. Telefon 040.30 39 32 50
Thalia Freunde unterstützen das Theater finanziell bereits ab 200 Euro pro Jahr,
junge Freunde sind für 1 Euro pro Lebensjahr dabei – dafür be­dankt sich
das Theater mit Probenbesuchen, regelmäßigen Einladun­gen zu Premie­
ren, Empfängen undundund [–›S.110]… www.thalia-theater.de/freunde
Impressum Herausgeber Thalia Theater GmbH, Alstertor, 20095 Hamburg
Intendant Joachim Lux Kaufmännischer Geschäftsführer Ludwig von
Otting Re­daktion Dramaturgie, Öf­fent­lich­keits­ar­beit, Marketing; ver­
antw.: Andreas Brüggmann, Susanne Meister, Anne Rietschel, Ursula
Steinbach Mitarbeit GPS/Foto Moritz Hartmann, Rachelle Pouplier
Foto­gra­fie Armin Smailovic (S.31–33; 36 –79, 104), Krafft Angerer (S.94 &
95), Andreas Brüggmann (S.4 & 91), Peter Bruns (S.114), Arno Declair (S.32),
Fabian Hammerl (S.85 & 110), Marlies Henke (S.96), Bettina Stöß (S.33),
Dimitri Van Zeebroeck (S.31) Gestaltung Andreas Brüggmann; Bureau
Mirko Borsche Druck Ernst Kabel Druck Redaktionsschluss 27.03. 2013
Thalia in der Gaußstraße Nr. 190 ist eine Dependance des Thalia Theaters und
zugleich ein Stadtteil-Theater von Altona. Studiobühne und Garage in
der Gaußstraße sind Spielstätten, an denen nationale und internatio­
nale junge Künstler ihre Arbeiten präsentieren, junge, talentier­te Re­
gisseure entdeckt werden und Projekte aus den Grenz­bereichen der
Verfüh
rung i
n Serie
105
Stehen Sie auch auf Abwechslung? Wir nehmen uns in dieser Saison
zehn aufregende Dramen zur Brust. Sie als Abonnent sind mit schöner
Regelmäßigkeit dabei; sehen alle Neuinszenierungen aus diesem
Spiel­zeitbuch auf festen, persönlich ausgewähl­ten Plätzen Einmal im Monat ist nicht genug?
– sogar in ausverkauften Vor- Bis Juni 2013 ins FestAbo einsteigen
stellungen. Sie ken­nen alle Ter­ und zwei Freikarten für das Thalia in
­mine zu Beginn der Saison. Sie der Gaußstraße sichern!
sparen bis zu 48%, Ihre Freunde
10%. Ihr Abo­Ausweis ist Ihr HVV-Ticket zum Theater und zurück. Im
Thalia in der Gaußstraße erhalten Sie 50% günstigere Karten – wie
auch bei Thalia-Auffüh­rungen in unserer Theaterbar „Nachtasyl“!
Info und Beratung: Telefon 040.32 81 44 33 [email protected]
106
Service
Karten 040.32 81 44 44
www.thalia-theater.de
theaterkasse@
thalia-theater.de
Adressen Thalia Theater Alstertor, 20095 Hamburg Telefon 040.328 14-0 Thalia
Gaußstraße Gaußstraße 190, 22765 Hamburg www.thalia-theater.de
E-Mail [email protected] Öffentliche Verkehrs­mit­tel Eintritts­
karte und FestAbo-Ausweis gelten am Veranstaltungs­tag vor und nach
der Vorstellung als Fahr­karte im Gesamtbereich des HVV für alle Verkehrs­
mittel (auch AKN, Metronom, Regionalbahn, Schnellbus). Haltestellen
Thalia Theater U/S Jungfernstieg, U Rathaus & U Möncke­bergstr. Thalia
Gaußstraße ab S-Bahnhof Altona Metrobus 2 bis Haltestelle Gaußstraße
Barrierefreiheit Vor dem Thalia Theater befinden sich zwei Be­hinder­ten­park­
plätze. Bitte melden Sie sich bei Erreichen des Theaters beim Vorderhaus­
personal in der Kassenhalle; wir begleiten Sie dann gerne zum barri­
erefreien Zugang an der Seite des Gebäudes.
Höranlagen An der Garderobe (Parkett rechts) erhalten Sie kostenlose Hörhilfen.
Darüber hinaus verfügt das Thalia Theater über eine Induktionsschleife.
Karten Tageskasse Mo bis Sa 10 bis 19 Uhr; Sonn- und Feiertage 16 bis 18 Uhr.
Telefon 040.328144 44 Fax 040.32814212 E-Mail [email protected] Gruppenbestellungen 040.32 81 44 22 Die Abendkasse ist ab
1 Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet. Der vorgezogene Vorverkauf
(VVVK) beginnt am 6. Juli und 6. Dezember für ausgewählte Vorstellun­
gen im Großen Haus. Jeden Monat gehen am 6. Kalendertag weitere
Termine in den Vorverkauf, die das Programm des kommenden Monats
sowie das der darauf folgenden 10 Tage bekannt geben. Zahlung per EC-/
Kreditkarte ist möglich. Online- und Print@Home-Tickets sind bis 2 Stun­
den vor der Vorstellung unter thalia-theater.de erhältlich. Zahlung
nur per Kreditkarte. Für Smartphones ist ein mobiler Webshop in Pla­
nung. Karten für Eigenveranstaltungen des Nachtasyls: tickets.de
Monatsspielplan kostenlos per Post oder E-Mail. Bestellen Sie unter theaterkasse
@thalia-theater.de oder Tel. 040.32 81 44 44. Informationen und Tipps
rund ums Thalia erhalten Sie mit unserem Newsletter per E-Mail. An­
107
meldung unter [email protected] oder www.thalia-theater.
de. Wir freuen uns über Ihren Kommentar auf unserer Website.
Parkrabatt Im Hamburg-Cityparkhaus (ehem. Parkhaus Gertrudentor): Sie par­
ken 6 Stunden für nur 4 €. Zufahrt über Rosenstraße oder Raboisen; die
Aus­fahrt ist jederzeit möglich. Entwertung des Tickets im Thalia-Foyer.
Thalia schenken Karten, Abos, ThaliaCards auch zum Verschenken: Gutscheine
an der Tageskasse, im Kundenzentrum oder unter www.thalia-theater.de
Ermäßigungen
Karten für Schüler, Studierende und BFD bis 30 Jahre bereits im Vorver­
kauf für 9 € (Premieren & Sonderveranstaltungen 12 €). Karten für ALG Iund ALG II- Empfänger 8 € (Premieren und Sonderveranstaltungen 11 €).
Menschen mit Schwerbehinderung ab 50% sowie die ggf. auf dem Aus­
weis vermerkte Begleitung erhalten 50% Ermäßigung. Rollstuhlfahrer
und ihre Begleitung zahlen vergünstigte Preise.
Gruppen Bei einer Buchung von mindestens 10 Karten pro Vorstellung sitzen
Gruppen in der nächsthöheren Platzgruppe.
FamilienCard Für 15 €. Gültig für eine Spielzeit im Thalia, Staatsoper, Schauspiel­
haus. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen 6 €. Bis zu zwei be­
gleitende Erwachsene erhalten eine Ermäßigung von 10%.
Aktion 500 Kostenloser Eintritt für junge Erwachsene mit Zuwanderungsbio­
grafie bis zum 18. Lebensjahr, ermöglicht durch die Rudolf Augstein
Stiftung. Anmeldung: [email protected]
freiKartE Vom 1. Oktober bis 30. Dezember erhalten Inhaber der freiKartE (Erst­
semester) eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn Freikarten!
Kulturloge Hamburg e.V. vermittelt nicht verkaufte Eintrittskarten für Kultur­
veranstaltungen an Menschen mit geringen Einkünften. Anmeldung:
[email protected], Telefon 0800 018 01 05
Hamburger Kulturschlüssel Viele Menschen können oder möchten nicht al­
leine ins Theater gehen; vielen fehlt das Geld. Der Hamburger Kultur­
schlüssel vermittelt Begleiter und Freikarten. Anmeldung unter
[email protected] oder Telefon 040.412 63 00 32
109
Plätze &
Preise
108
Abos
Abonnementsbüro/Kundenzentrum Mo bis Fr 10 bis 18 Uhr, Tel. 040.32 81 44 33.
E-Mail [email protected] – Hier beraten wir Sie gern.
Abos
Vorstellungen
B-PremierenAbo 10
FestAbo Fr bis Sa Abend 8
FestAbo So bis Do Abend 8
FestAbo Versch. Tage (VTG) 8
FestAbo Sa & So Nachmittag 8
FestAbo Sonntag 17 Uhr 8
Jugend-FestAbo 8
WahlAbo 6
Super-WahlAbo 6
Jugend-WahlAbo 6
Das Paket Oper, Ballett, Thalia 6
FirmenAbo
4
A 320,-- 208,-- 176,-- 176,-- 136,-- 136,-- 108,-- 162,-- 207,-- 39,-- 190,--
96,--
B C D
230,-- 170,-- 120,-160,-- 128,-- 88,-128,-- 100,-- 68,-128,-- 100,-- 68,-108,-- 80,-- 48,-108,-- 80,-- 48,-72,-- 56,-- 52,-117,-- 87,-- 57,-150,-- 108,-- 66,-39,-- 39,-- 39,-190,-- / /
/ /
/
Unser Festabonnement – für Sie nur das Beste Sie sehen die Stücke dieses
Spielzeitbuches im ersten Jahr ab der Premiere. Ihre persönliche Abo­
­beraterin wählt mit Ihnen Ihre garantierten Plätze aus – so sichern
Sie sich auch in ausverkauften Vorstellungen die besten Plätze. Zu
Beginn der Saison erhalten Sie alle Termine; halbjährlich liefern wir
Ihnen die konkreten Stücke in der Programmvorschau „Das wird Ihr
Jahr!“. Ihre Karten sind bis zu 48% günstiger als im Einzelkauf und ihr
Abo-Ausweis ist auch ein HVV-Ticket vor und nach jeder Aufführung.
Jederzeit ins Abo einsteigen: Ein Abo startet traditionell im Septem­
ber und enthält 8 Theaterabende. Der Einstieg ist jedoch zu jedem Zeit­
punkt möglich. Zum Beispiel im Mai: Sie sehen noch 2 Vorstellungen.
Im Dezember: Sie sehen noch 6 Vorstellungen. Im Februar: Sie sehen
noch 4 Vorstellungen. Der Preis wird prozentual angepasst.
A
B
C
D
E
Parkett Reihe 1– 11, Logenrang
Parkett Reihe 12 – 16, Mittelrang Reihe 1 – 2
Parkett Reihe 17 – 18, Mittelrang Reihe 3 – 5
Oberrang Reihe 1 – 2, einzelne Plätze im Parkett
Parkett Reihe 19 – 21, Oberrang Reihe 3 – 9, einzelne Plätze im Mittelrang
einzelne Plätze im Mittel- und Oberrang
ThaliaCard Die „BahnCard50“ fürs Theater – gültig für zwei Personen in allen
Stücken unseres Repertoires (außer A-Premieren und Sonderveran­
staltungen), ein Jahr lang. Einstieg jederzeit. Nur 100 €
I
II
III
IV
Preis- und Platzgruppen
Sonntag Nachmittag
So – Do Abend & Sa Nachmittag
Fr – Sa Abend & Sonderpreis Premieren & Sonderpreis Firmenabo 4 Theaterabende mit Kollegen in der besten Platzgruppe inkl. Pro­
grammheft und Feierabendgetränk zu 96 €. Buchbar ab 20 Personen
Thalia Gaußstraße Freie Platzwahl. Vorstellungen 20/9 €, Premieren 26/12 €
Theaterbar Nachtasyl Freie Platzwahl. Preise je nach Veranstaltung
WahlAbo Sie suchen sich selbst 6 Vorstellungen aus oder gehen 3-mal zu zweit
oder 1-mal zu sechst ins Theater. Dabei sparen Sie bis zu 42%.
A
27,--
35,-- 48,--
66,-- B
20,--
26,-- 37,-- 55,--
C
13,50
19,--
31,--
44,--
D
E
10,-- 6,-13,-- 7,-19,-- 9,50
27,-- 13,50
110
110
111
Förderer und Partner
Förderer der Lessingtage 2014
Die Lessingtage werden vornehmlich durch Drittmittel
finanziert. Weitere Förderer sind willkommen.
Näher dran an Schau­spielern
und Künstlern Die besten
Premierenplätze exklusiv für
Sie Mit dem Ensemble auf
Gastspielreise Exklusive
Sonderveranstaltungen
„Theater hat die Aufgabe, Themen anzusprechen, die in
einer schnelllebigen Medienwelt leicht vergessen werden.“
Robin Houcken, Kuratoriumsvorsitzender der
Stiftung zur Förderung des Thalia Theater
Projektförderer
Partner des Thalia Theaters
Kulturpartner
Medienpartner
thalia-theater.de/freunde
Telefon 040.32 81 42 80
‹–Das erleben Thalia Freunde!
112
Arbeit und Kunst
Thalia = (altgriechisch) blühendes Glück, fröhliches Gelage
Auszug aus dem Grußwort von Joachim Lux
Dieses Buch ist ein Unikum. Denn es erzählt von „Arbeit und Kunst“.
Arbeit aber ist im überkommenen Verständnis das Gegenteil von Kunst.
Kunst ist – jedenfalls im (Schillerschen) Idealfall – reines, selbst­ver­
gessenes Spiel, bei sich selbst und frei sein. Nun ist uns das 19. Jahr­
hundert und seine Gedankenwelt schon lange fremd geworden, aber
sie stimmte für das Theater ohnehin nie. Denn weder sind die dort
Kunstschaffenden immer frei – schließlich arbeiten sie hart und ver­
richten überdies auch eine Dienstleistung am Publikum – noch sind
die am Theater existierenden Berufe unfrei: Sie haben künstlerische
Gestaltungsräume, von denen Schlosser und Schreiner in anderen
Betrieben nur träumen… Von dieser Unschärfe zwischen „Arbeit
und Kunst“ lebt das Theater.
Dieses Buch ist aber auch aus einem anderen Grunde ein Unikum.
Denn es erscheint aus einem Anlass, der uns heute seltsam anmutet:
Das Thalia Theater wurde vor gut 100 Jahren, im Jahr 1912, neu gebaut,
weil das alte Gebäude technisch nicht mehr genügte und weil man
mehr Zuschauerplätze brauchte!
Der Weg des Thalia aber ist einzigartig: Bei seiner Gründung 1843
wurde ihm strikt verboten, ernsthafte Stücke zu spielen. Das Thalia
sollte kein Stadttheater werden, sondern, nomen est omen, ein Ort
der heiteren Muse. Seinen Rang als Kunstinstitut und die damit ver­
bundene Freiheit hat es sich erst im Laufe der Zeit
erkämpft. Sie besteht heute, dank staatlicher Un­
terstützung, in der Freiheit vor dem Kommerz.
Schließlich ist dieses Buch eine Liebeserklä­
rung ans Thalia Theater und seinen besonderen
Geist. Denn es war immer schon und ist bis heute
ein Theater, an dem Gewerke und Künstler eng
zusammenarbeiten. Ohne das künstlerische Ethos
der vielen handwerklichen Berufe ginge hier gar
nichts. Sie gehören zur Kunst wie die Kunst selbst.
Christine Ratka Das Thalia Theater
„Von morgens bis mitternachts“.
Eine Zeitreise durch Arbeit und Kunst
ISBN 978-3-86218-051-6
Dölling und Galitz Verlag
160 S., 140 Abbildungen, 14,90€
Ab Mai im Buchhandel erhältlich
Mit eBook zum Download ab September
e
Unsekr arte
r
KultuMBURG
HA
Unsere Containerschiffe tragen jeden Tag ein Stück Hamburg in die Welt und die
Welt nach Hamburg. Dabei vergessen wir jedoch nicht, dass nicht allein der Handel
unsere Heimatstadt erfolgreich und lebendig macht. Mit der Hapag-Lloyd Stiftung
helfen wir deshalb, Hamburg auch in der Welt der Kultur zu einem bedeutenden
Standort zu machen und fördern Theater, Ballett, Musik und Museen in der
Hansestadt.
114
Kunst ist Arbeit.
Bertolt Brecht
Menschen, die hinter den Kulissen die Arbeit
der Künstler er­
möglichen. Fotografiert von
Peter Bruns, dem Leiter der Thalia-Tischlerei.
Zu sehen im Mittelrangfoyer bis 19. Juni; danach
unter www.thalia-theater.de/theaterleute
Thalia Theater Spielzeit 2013 & 2014
201 201
3&2 3&2
014 014
2013
2014
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