Thalia Theater Spielzeit 2013 & 2014 201 201 3&2 3&2 014 014 2013 2014 Liebes Publikum 4 Premieren auf einen Blick 6 Wiederaufnahmen 8 Premieren12 Regie 30 Ensemble 34 International 80 Regional 90 Digital 94 Jung&mehr 96 A bis Z 98 Service 106 Abos 108 Plätze und Preise 109 Thalia Freunde110 Förderer & Partner 111 4 Liebes Publikum, „Was für ein Land! Diese Welt ist wie aus Lego zusammengebaut, nur zerlegen lässt sie sich nicht.“ Andrej Iwanow Hanumans Reise nach Lolland überaus Erfreuliches ist von der demnächst zu Ende gehenden Spielzeit 2012.2013 zu berich­ ten: Wir haben den 100. Geburtstag am Alster­ tor gefeiert, und konnten den Zuspruch durch Sie, unser Publikum, um sagenhafte 25.000 Be­ sucher steigern! Das freut uns – ebenso wie die abermals gestiegenen Abonnentenzahlen – sehr. Ein Vertrauen, das uns ehrt. Das Thalia hat in aller Vielfalt ein Gesicht. Es sind die Menschen, die Künstler, die Regis­ seure und Schauspieler, die in hoher Kon­ti­nu­ ität und Qualität die Identität des Thalia Thea­ ters ausmachen. Ihnen, die sich und uns die Welt erspielen, ist dieses Heft gewidmet. Was erwartet Sie also in der nächsten Spielzeit? Drei Klassiker der Moderne beispiels­weise: Ibsens „Hedda Gabler“, Hauptmanns „Ratten“ und Tschechows „Möwe“ – drei Texte der vorletzten Jahrhundertwende, in denen sich die bürgerliche Kultur an der Kunst als Gegenkultur zur eigenen Ordnung reibt. Denn das Bürgertum möchte – damals wie vermutlich auch heute – genauso bleiben wie es ist und zugleich unbedingt ausbrechen, ausbrechen aus sich selbst, mithilfe des Transmissionsriemens „Kunst“. Kultur und Kunst sind offenbar Subversionspunkte, die das Bürgertum braucht, um nicht zu ersticken. Um sich zu gefährden, ohne zu Grunde zu gehen. Eröffnen aber wird die Spielzeit Antú Romero Nunes mit einem maßlosen Text und einem dementsprechend vermessenen Unterneh­ men: mit Herman Melvilles 800-seitigem Weltroman über den Wal „Moby Dick“, einem Wiedergänger des biblischen Leviathan. Gott hat ihn geschaffen, um „mit ihm zu spielen“, und widmet sich ihm am Ende des Tages – mal sieht er aus wie ein Krokodil, mal wie Drache, Schlange oder Walfisch. In „Moby Dick“ ist die Jagd nach dem Wal das ingeniöse Bild für den Versuch des Menschen, Welt und Natur zu fassen, zu be­ greifen, zu beherrschen. Am Schluss aber bleibt nach allen Kämpfen nur das Weltmeer, der unfassbare, unendliche Raum. Der Versuch, „mit ihm zu spielen“, den Wal wirklich zu erjagen, scheitert und ist gerade deswegen zu einer Aufgabe der Kunst geworden. Denn sie will die Welt in ihrer Diversität spielerisch erfassen und als gestaltbare erlebbar 5 machen: das ist der Kern jeder künstlerischen Arbeit, und sei es im kreativen Scheitern an der Unmöglichkeit. Mit der Unmöglichkeit, die Welt zu fassen, beschäftigt sich auf ganz andere und heutige Weise Nicolas Stemann in einer happening­ artigen Aktion unter dem Titel „Kommune der Wahrheit“ – bewegt von der Frage, ob wir den medialen Wirklichkeiten, die tagtäglich unge­ bremst auf uns einströmen, etwas entgegenzusetzen haben. Neuland betreten wir schließlich auch mit unserer ersten europäischen Ko­ produktion. Der flämische Regisseur Luk Perceval wird sich mit einem historisch gewichtigen europäischen Großereignis beschäftigen: dem Ersten Weltkrieg, der 1914 vor genau einhundert Jahren begann. Mit Schauspielern aus Deutschland und Belgien wird Perceval Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ mit der Reaktion der Flamen auf „De Grote Oorlog“ – den großen Krieg – verbinden. Die Spannbreite des Thalia Theaters ist groß, nicht nur thema­ tisch. Auch sein Formenkanon ist in den letzten Jahren immer größer geworden: traditionelles Drama und Erweiterungen – sei es Happe­ning, Performance, Musiktheater, Romane, Internationalität oder Popkultur – all das schließt sich nicht mehr aus. Wir sind froh, dass Sie, unser Publi­ kum, den Weg in die ästhetische Vielfalt, den Mix von Stilen und Aus­ drucksformen, mit offenbar großer Neugierde mitgehen. „Moby Dick“, „Peer Gynt“, „Faust“– das sind große Welt­er­kun­dungs­ stoffe. Ihre heutige, zeitgemäße Form ist das Roadmovie, ein derzeit boomendes Genre. Es zeugt von der Lust an der Welt und schlägt sich in den Uraufführungen in der Gaußstraße („Räuberhände“, „Bye Bye Ham­ burg“ oder „Hanumans Reise nach Lolland“) gleich dreifach nieder, auch im Familienstück „Bei den wilden Kerlen“ – dass der ameri­ka­ni­sche Autor Dave Eggers uns die Rechte überlassen hat, ist eine kleine Sensation. On the Road sind auch wir wieder in der kommenden Spielzeit: Peking, Moskau, Zürich, Shanghai, Reims, Petersburg, Danzig, Paris, Athen und Avignon stehen auf dem Reiseplan, um nur einige Beispiele zu nennen. Und Koproduktionen mit den Salzburger Festspielen, dem Nationaltheater Gent und den Wiener Festwochen. Unsere „Homebase“ aber ist – wie seit 100 Jahren – natürlich Hamburg, das Alstertor, die Altstadt und Altona. Und seit neuestem auch die Metropolregion. Also, wie eine Zeitung unlängst titelte: „Von Pronstorf bis Peking“. Wir freuen uns auf Sie! Joachim Lux P.S.: Die Welt ist eben nicht aus Lego zusammengebaut. Wir wünschen es uns nur manchmal. 6 Premieren Thalia Theater 7 Premieren Thalia Gaußstraße Moby Dick nach dem Roman von Herman Melville Regie Antú Romero Nunes Premiere 6. September Uraufführung Räuberhände nach dem Roman von Finn-Ole Heinrich Regie Anne Lenk Premiere 17. August Uraufführung Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine Theatrale Aktion Hamburg/Wien Regie Nicolas Stemann Premiere 14. September Koproduktion mit den Wiener Festwochen Der nackte Wahnsinn von Michael Frayn Regie Luk Perceval Premiere 5. Oktober Jedermann von Hugo von Hofmannsthal Regie Bastian Kraft Premiere 19. Oktober Koproduktion mit den Salzburger Festspielen Hedda Gabler von Henrik Ibsen Regie Jan Bosse Premiere 23. November Die Ratten von Gerhart Hauptmann Regie Jette Steckel Premiere im Januar Die Möwe von Anton Tschechow Regie Yannis Houvardas Premiere im Februar Uraufführung Im Westen nichts Neues/ De Grote Oorlog nach dem Roman von Erich Maria Remarque Regie Luk Perceval Premiere im März Koproduktion mit dem NTGent Eine neue Inszenierung Regie Antú Romero Nunes Premiere im April Ein neues Stück von und mit Studio Braun Premiere im Mai Familienstück Uraufführung Bei den wilden Kerlen nach dem Roman von Dave Eggers, nach dem Kinderbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sendak Regie Christina Rast Premiere 10. November Für Kinder ab 7 Jahren Uraufführung Bye Bye Hamburg Regie Christopher Rüping Premiere 21. September Uraufführung Hanumans Reise nach Lolland nach dem Roman von Andrej Iwanow Regie Tiit Ojasoo & Ene-Liis Semper Premiere 14. Dezember In der Republik des Glücks von Martin Crimp Regie Anne Lenk Premiere im Januar Die Sehnsucht der Veronika Voss nach dem Film von Rainer Werner Fassbinder Regie Bastian Kraft Premiere im Februar Klassenzimmerstück Uraufführung Ich komme aus Zigeunistan von Christiane Richers Regie Thilo von Quast Ab 14 Jahren 8 Wiederaufnahmen Thalia Theater Dantons Tod von Georg Büchner Regie Jette Steckel Don Carlos von Friedrich Schiller Regie Jette Steckel Der Kirschgarten von Anton Tschechow Regie Luk Perceval Don Giovanni. Letzte Party Eine Bastardkomödie frei nach Mozart & da Ponte Regie Antú Romero Nunes Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist Regie Bastian Kraft Die Brüder Karamasow nach dem Roman von Fjodor M. Dostojewskij Regie Luk Perceval Die Ehe des Herrn Mississippi von Friedrich Dürrenmatt Regie Christine Eder Uraufführung Die Kontrakte des Kaufmanns. Eine Wirtschaftskomödie von Elfriede Jelinek Regie Nicolas Stemann Berliner Theatertreffen 2010 Festival d’Avignon 2012 Die Räuber nach Friedrich Schiller Regie Nicolas Stemann Koproduktion mit den Salzburger Festspielen Berliner Theatertreffen 2009 9 Merlin oder Das wüste Land von Tankred Dorst Mitarbeit Ursula Ehler Regie Antú Romero Nunes Woyzeck nach Georg Büchner von Tom Waits, Kathleen Brennan und Robert Wilson Regie Jette Steckel Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert Regie Luk Perceval Nathan der Weise von Gotthold E. Lessing mit dem Sekundärdrama „Abraumhalde“ von Elfriede Jelinek Regie Nicolas Stemann Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare Regie Stefan Pucher Platonow von Anton Tschechow Regie Jan Bosse Faust I Faust II von Johann Wolfgang von Goethe Regie Nicolas Stemann Koproduktion mit den Salzburger Festspielen Berliner Theatertreffen 2012 Festival d’Avignon 2013 Uraufführung Quijote. Trip zwischen Welten ein Projekt nach Miguel de Cervantes Regie Stefan Pucher Klassenzimmerstücke Thalia Vista Social Club Ein Abend von Erik Gedeon Regie und Musikalische Leitung Erik Gedeon Das ist Esther von Christiane Richers Regie Katja Langenbach Ab Klasse 9 Uraufführung Immer noch Sturm von Peter Handke Regie Dimiter Gotscheff Koproduktion mit den Salzburger Festspielen Mülheimer Theatertage 2012 Jeder stirbt für sich allein nach dem Roman von Hans Fallada Regie Luk Perceval Berliner Theatertreffen 2013 Uraufführung Rainald Grebe: Volksmusik Ein musikalischer Abend von und mit Rainald Grebe Wir sind noch einmal davongekommen von Thornton Wilder Regie Marco Štorman Familienstück Uraufführung Geisterritter nach dem Roman von Cornelia Funke Regie Christina Rast Ab 10 Jahren Chica Chica von Maarten Bakker Regie Susanne Schwarz Ab Klasse 7 10 Wiederaufnahmen Thalia Gaußstraße 11 Wiederaufnahmen Theaterbar Nachtasyl Amerika nach Franz Kafka Regie Bastian Kraft Axolotl Roadkill (UA) nach Helene Hegemann Regie Bastian Kraft Begehren von Josep M. Benet i Jornet Regie Alia Luque Das Houdini-Gen mit Felix Knopp von Meyer&Kowski Der Fremde nach Albert Camus Regie Jette Steckel Der Mensch erscheint im Holozän nach Max Frisch eingerichtet von Wolf-Dietrich Sprenger Der Prozess nach Franz Kafka mit Philipp Hochmair Die Nacht kurz vor den Wäldern von Bernard-Marie Koltès mit Heiko Raulin Die Protokolle von Toulouse (UA) Übersetzung Karen Krüger Regie Malte C. Lachmann Emilia Galotti von G.E. Lessing Regie Marco Štorman Festzeitstory (UA) Regie Maria Ursprung Frühlings Erwachen nach Frank Wedekind Regie Karin Neuhäuser Blind Date von Theo van Gogh Regie Alia Luque Fuck your ego! (UA) Ein gesellschaftliches Poem nach Anton Makarenko Regie Tiit Ojasoo/Ene-Liis Semper Invasion! von Jonas Hassen Khemiri Regie Antú Romero Nunes Leeres Theater Heiner Müller: Träume, Witze, Atemzüge Regie Dimiter Gotscheff Lenz nach Georg Büchner eingerichtet von Wolf-Dietrich Sprenger My Life As A Terrorist nach einem Film von Alexander Oey Regie Ali M. Abdullah Orlando nach Virginia Woolf Regie Bastian Kraft Penthesilea Konzertantes Stück nach Heinrich von Kleist von Christine Ratka&Michael Maierhof Revolver-Traum von Lola Arias Regie Maria Ursprung Tschick nach Wolfgang Herrndorf Regie Christopher Rüping Werther! nach J.W. von Goethe Regie Nicolas Stemann Wie lautet noch die unvergeßliche Zeile Ein musikalischer Abend von und mit Karin Neuhäuser/Philipp Haagen Eine amerikanische Umnachtung Songs von Randy Newman mit den „Little Criminals“ Schöner Scheitern Ein Schauspieler, eine Rolle, eine Stunde Zeit: Schaden­ freude ist das Leitmotiv! Slam the Gong Jeder kann hier drei Minu­ ten im Rampenlicht stehen, ob tanzend, singend oder jonglierend – bis der Gong ertönt! Thalia Actor’s Studio Gabriela Maria Schmeide und Tilo Werner stellen ihre Kollegen aus dem Ensemble vor. tv terra π Hobbymoderator Didi Bockham (Thomas Niehaus) wird zum Seelendoktor bekannter Dramenfiguren Weltenreisen Literarische Entdeckungs­ reisen durch bekannte und unbekannte Welten Konzerte Ob Weltmusik, Chanson oder Indie-Rock, regelmäßig sind Musiker aus der ganzen Welt im Nachtasyl zu Gast. Auch theatrale Konzertabende wie My Darkest Star (eine Reise durch die Songs von Depeche Mode), P(o)ur Brel! (eine Hommage an Jacques Brel) oder Ende der Nüchternheit sind fester Bestandteil des Programms. Clubs Bassblüten Club Je Danse Cover Club Dare! Hit the North The Hip Cat Club Take A Disco Revolver POW! Pre mier en 13 Räuberhände von Finn-Ole Heinrich Regie Anne Lenk Uraufführung Thalia Gaußstraße 17. August „Weißt du, woher das kommt? Simsalabim? Von meinen Leuten! Weil wir euch im Mittelalter ewig weit voraus waren und hier in Europa, da haben die Leute geglaubt, die Muslime wären Zauberer.“ In ihrer Schrebergartenlaube „Stambul“ lernen Samuel und Janik, Freunde seit sieben Jahren, zusammen fürs Abitur. Während Janik versucht, sich von seinen wohl situierten Lehrer-Eltern zu distanzieren, bemüht sich Samuel, Sohn einer Alkoholikerin, um geordneten All­tag und Normalität. Ihre Laube haben sie in Anlehnung an die türki­sche Hauptstadt so genannt, denn daher stammt vielleicht Samuels un­ bekannter Vater. Seit Samuel das weiß, fühlt er sich als halber Türke. Gemeinsam begeben sich die Freunde auf eine Reise ins reale Istanbul, die Neuanfang und Spurensuche zugleich ist: Macht Herkunft die Identität eines Menschen aus? Und wenn sich das Wissen um die Her­ kunft verändert, was passiert dann mit unserem Wesen? Auf der Suche nach dem Ich in Zeiten des Erwachsenwerdens erlebt Janik, dass Vertrauen und Freundschaft sehr zerbrechlich sind und es Grenzen gibt, deren Überschreitung alles in Frage stellt. Der vielfach ausgezeichnete Hamburger Autor Finn-Ole Heinrich begann seine literarische Karriere bei Poetry Slams. Er dreht Kurzfilme und Musikvideos und schreibt zurzeit an seinem ersten Kino-Drehbuch. Sein Debütroman „Räuberhände“ hat eine kraftvolle, sensible und poetische Sprache und erzählt wie nebenbei von großen Themen wie Heimat, Identität und Freundschaft. 14 Moby Dick von Herman Melville Regie Antú Romero Nunes Premiere Thalia 6. September „Lesen Sie es nur ja nicht, denn es ist ganz und gar nichts für Sie. Ein Polarwind pfeift hindurch & Raubvögel umflattern es. Warnen Sie alle zartbesaiteten Seelen davor, auch nur einen flüchtigen Blick in das Buch zu werfen – sie riskieren Hüftweh & Hexenschuss.“ Herman Melville 1851 über sein gerade fertig gestelltes Werk Inspiriert vom Alten Testament und den Werken Shakespeares, beschreibt Melville in seinem gattungssprengenden Roman „Moby Dick“ das Abenteuer des Menschen im Kampf mit seinem Schicksal. Der gewitzte Erzähler Ismael flüchtet vor seiner Melancholie, die ihn an Land fest im Griff hat, zur Seefahrt. Er heuert auf dem Walfänger „Pequod“ an und begegnet dort Kapitän Ahab, der einst sein Bein im Kampf mit dem Weißen Wal ver­lor. Wütend und rachelüstern will Ahab seitdem das ungeheuerlichste Wesen der Weltmeere besiegen und verpflichtet seine Männer, das Übel endgültig aus der Welt zu schaffen. Dieser Walfang ist Ausdruck der Auflehnung des Menschen gegen sein Schicksal und zugleich Abbild des kapitalistischen Wirt­ schaftssystems. Zahlreiche Zeitzeugnisse, philosophische Exkurse, Überlegungen zu Wirtschaft und Religion werden in diesem Text zu einem lauten Nachdenken über die Position des Menschen in der Welt. Antú Romero Nunes („Don Giovanni. Letzte Party“, „Merlin“) will mit seiner Bühnenadaption von „Moby Dick“ die Bühne gleichzeitig zum Abenteuerraum und Ort der Selbstvergewisserung werden lassen. 15 Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine Theatrale Aktion Hamburg/Wien Regie Nicolas Stemann Uraufführung Thalia 14. September Warum ist es trotz stetig anschwellender Informationsflut so schwer, die politischen Lagen der Gegenwart zu verstehen und sich in ihnen auf eine verantwortungsvolle Weise zu verhalten? Gibt es einen anderen Umgang mit der Überfülle an Nachrichten als einen zynischen? Wie der Informiertheit Konsequenzen folgen lassen? Diese Fragen sind nicht rhetorisch. Können wir die Welt retten? Kann Theater, kann Kunst hier helfen? Die Kommune der Wahrheit wird sich im Thalia Theater zusammenfinden, Schauspieler und Musiker werden sich mit dem Regisseur Nicolas Stemann einschließen, um sich für 120 Stunden un­ unterbrochen dem Strom der Nachrichten auszusetzen. Ziel ist es, eine „Wirklichkeitsmaschine“ zu installieren, mit der es möglich ist, die jeweiligen Ereignisse unmittelbar in theatrale und künstlerische Energie umzuwandeln. Jeden Abend werden die Tore geöffnet – und die Zuschauer können sich die spezifischen Ergebnisse für den jewei­ ligen Tag ansehen in ihrer Flüchtigkeit wie in ihrer Ewigkeit. Gesteuert von ästhetischen Trieben wird so ein neuer Zugang zum medialen Informations-Overkill geschaffen. Wird die Welt es auf diese Art schaffen, mit uns und mit dem Theater in Kontakt zu treten? Oder wird sie Nachricht bleiben? Und wir wie immer die Nachgerichteten? Eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen 16 Bye Bye Hamburg Regie Christopher Rüping Uraufführung Thalia Gaußstraße 21. September Bereits in frühesten Überlieferungen der Menschheitsgeschichte wandern ganze Völker oder Volksteile innerhalb des eigenen Kontinents oder gar bis nach Übersee. Der Hamburger Hafen ist spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein berühmter Startpunkt für Flüchtende. Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Krisen im Zuge der Industrialisierung waren für viele Menschen der Auslöser, ihre Heimat zu verlassen, um die eigenen Lebensbedingungen zu verbessern. Zahlreiche Europäer suchten so den Weg über Hamburg nach Westen, u.a. auf Schiffen der HapagReederei – über 60 Millionen verließen allein zwischen 1820 und 1915 Europa, die „Alte Welt“. Bis heute machen Auswanderer die elementare Erfahrung, ganz neu anzufangen und damit nicht nur wirtschaftliche Not, politische und religiöse Verfolgung, Armut und Hoffnungslosigkeit hinter sich zu lassen, sondern auch die eigenen biografischen Wurzeln. Christopher Rüping, der bereits „Tschick“ in der Gaußstraße inszenierte, will der Route Hamburg – New York ein theatrales Denkmal setzen. Er wird den Pfad derer untersuchen, die damals wie heute auf dem Seeweg auswandern. Die Schiffsreisen waren zunächst sehr strapaziös, aber die Bedingungen verbesserten sich zunehmend. Dafür steht vor allem der Name des Hamburger Reeders Albert Ballin. Die Zahl der Auswanderer in den einzelnen Jahrzehnten schwankt, aber die Suche nach einer neuen Heimat, die Sehnsüchte, Strapazen und Hoffnungen vereinen ihre Schicksale. Aus Briefen, Interviews, Bio­ grafien und vielen weiteren Dokumenten entsteht eine Inszenierung über die Reise ins verheißungsvolle Land. 17 Der nackte Wahnsinn von Michael Frayn Regie Luk Perceval Premiere Thalia 5.Oktober Sieben Türen, unzählige Teller Sardinen und ein abgewracktes Landhaus als Bühne des Lebens… Vor unseren Augen quält sich eine Handvoll Schauspieler durch den ersten Akt einer lächerlichen Tür-auf-Tür-zu-Farce. Die Handlung be­ steht irgendwie aus einem steuerflüchtigen Ehepaar und einer jungen Naiven in Unterwäsche und gipfelt – ganz den Wahrscheinlichkeiten des Genres verpflichtet – im Auftritt eines echten Scheichs. Mit Texthängern, klemmenden Türen, falschen Requisiten und einem Schauspieler auf der Suche nach dem Sinn seiner Figur taumelt schon die mitternächtliche Generalprobe unter Leitung des verzweifelten Regisseurs einem kompletten Desaster entgegen. Doch die Gesetze der Bühne sind hart, und so muss der Lappen jeden Tag aufs Neue wieder hoch. Nach vier Wochen en suite zeigt der gleiche erste Akt auf einer um 180 Grad gedrehten Bühne, was sonst im Theater sorgfältig verborgen bleibt: die privaten Geschichten, die das reale Leben hinter der Bühne geschrieben hat. Dass die Regie­ assistentin vom Regisseur schwanger ist, der die junge Naive (mit der er ein Verhältnis hat) davon abzuhalten versucht, ihre Rolle nieder zu legen, ist leider nur die Spitze des emotionalen Eisbergs. ln ihren privaten Rollen laufen die Mimen zur Hochform auf, während sie gleichzeitig mit einem Höchstmaß an Improvisation versuchen, den Schein einer Theatervorstellung zu wahren. Doch der endgültige Showdown ist nicht fern … „Das ist Farce, das ist Theater, das ist Leben“ – Michael Frayn spitzt den Wahnsinn des Theaters zum Wahnsinn des Lebens zu. Ge­ treu dem Shakespeareschen Motto „Die ganze Welt ist Bühne“ spielen alle um ihr Leben, denn ein besseres Stück haben sie nicht bekommen. 18 Jedermann von Hugo von Hofmannsthal Regie Bastian Kraft Musik Simonne Jones Premiere Thalia 19. Oktober Wenn Sie jetzt, in diesem Augenblick, die Bilanz Ihres Lebens ziehen müssten – wie fiele sie aus? Wenn Sie heute sterben würden, was bliebe unterm Strich übrig? Diese Frage trifft den wunden Punkt unseres Daseins: Wofür lohnt es sich zu leben? Für Geld und Beruf? Für Familie, Freunde, Liebe? Der „Jedermann“ als literarisches Mysterienspiel antwortet mit christlicher Überzeugung: Es sind die humanistisch-christlichen Werke, die am Ende zählen. Doch welche Gültigkeit hat diese Antwort für den, der vom Glauben abgefallen ist? Dass der Kapitalismus ein unbefriedigender Ersatz sei, wird bereits von Hofmannsthal beklagt. Er thematisiert den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, den damit einhergehenden Sinnverlust und die Entfremdung des Menschen durch die Ausweitung der Geldwirtschaft. Der Mensch der Neuzeit muss sich dem Konflikt zwischen Zugewinn an Indivi­dualität und Handlungsfreiheit einerseits und der Frage nach dem rechten Leben andererseits stellen. Dabei spaltet er sich in viele Rollen auf: er ist Aktio­när oder Kaufmann und will zugleich Mensch bleiben – ein Wider­streit, der nicht nur in Kaufmannsstädten besonders aktuell ist. Heute ist der moderne Mensch auf die eigene Person zurückgeworfen: Er muss das Göttliche, wenn er es sucht, in sich suchen und alle Figu­ren seines persönlichen Mysterienspiels aus sich selbst erwachsen lassen. Ebenso wie der Schauspieler Philipp Hochmair, der für diese Solo-Version des „Jedermann“ in einen vielstimmigen Dialog mit sich selbst tritt, schafft die US-amerikanische Musikerin Simonne Jones live mit ihren Instrumenten und ihrer Stimme ein vielstimmiges Orchester. Eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 19 Bei den wilden Kerlen von Dave Eggers nach „Wo die wilden Kerle wohnen“ von M. Sendak Regie Christina Rast Uraufführung Thalia 10. November Dave Eggers hat mit seinem Roman eine wunderbare literarische Neu­erfindung von Maurice Sendaks Kinderbuch-Klassiker geschrieben. Es ist die Geschichte von Max, der über die Stränge schlägt, von seiner Mutter zur Strafe auf sein Zimmer geschickt wird und sich des Nachts auf eine Insel voller Monster träumt: Dort wird er zum König der rie­ sigen Fabelwesen, streitet und verträgt sich wieder mit ihnen, erlebt Zerstörungswut, Ohnmacht und abgrundtiefe Angst. Von Hunger und Heimweh geplagt, kehrt Max schließlich zurück und findet sein noch warmes Abendessen auf dem Tisch. Eggers interpretiert, konkretisiert und verortet Sendaks Klassiker neu und schafft damit ein modernes Märchen. Er entwirft eine Fantasiewelt, in der sich die Absurdität der realen Welt wider­ spiegelt und erzählt, wie Kinder auf besondere Weise und mit einer eigenen Perspektive auf die Welt schauen. Auch stellt er die Frage: Was bedeutet es heute, Kind zu sein? Max macht eine Entwicklungs­ geschichte durch, indem er seinen Zorn und seine Wildheit auslebt, aber auch lernt, dass er die Konsequenzen dafür zu tragen hat. Er merkt, dass man trotzig bleiben und anarchisch toben darf bzw. muss, aber dennoch geliebt wird. Junge und ältere Zuschauer erleben eine aufregende und fantasievolle Geschichte, in der die Grenzen zwischen Alltag und innerer Traumwelt verwischen, und werden Teil dieser anarchischen, wundersamen, witzigen Abenteuergeschichte. Für Kinder ab 7 Jahren 20 Hedda Gabler von Henrik Ibsen Regie Jan Bosse Premiere Thalia 23. November Gerade von einer langen Hochzeitsreise zurückgekehrt will Jörgen Tesman zum Höhenflug in eine bürgerliche Existenz durchstarten und seiner anspruchsvollen Frau Hedda Gabler ein ihr angemesse­nes Leben bieten. Schnell stellt sich heraus, dass die Voraussetzungen für diese Ehe nicht stimmen. Dem Ibsen-Klischee nach ist Hedda die schöne, freiheitsliebende Frau und Tesman der Pantoffelheld, der den Goldenen Käfig baut, den sie selber doch fordert. Das Stück aber ist differenzierter: Eine andere Wahrheit wäre, dass er Solidität und bürgerliche Verantwortung für sein Leben sucht und damit ihrem ebenso maßlosen wie ziellosen Streben gegensteuert. Eine weitere, dass sie sich emanzipiert, und eine letzte schließlich, dass sie über Leichen geht, um ihre Träume von Freiheit zu beerdigen. Ibsens „Hedda Gabler“ erzählt auf faszinierend schillernde Weise von bürgerlichen Ehemodellen, die in ihren Abgründen uner­ schöpflich sind. Und fragt danach, wie der Traum von einem freieren, unabhängigeren Leben gleichzeitig zugelassen und eingedämmt werden kann. In Ibsens „Hedda Gabler“ zerstört die Anwesenheit eines anderen – hier Tesmans privater wie beruflicher Rivale Lövborg – zwar die junge Ehe, reicht aber nicht aus, um andere, alternative Lebens­ modelle zu verwirklichen. In Henrik Ibsens Drama wird das Dilemma der Bürgerlichkeit erzählt wie sonst kaum je: Zwischen vermeintlicher Sicherheit und der Verführungskraft des so genannten wahren Lebens entfalten sich Destruktivkräfte, die sozial und ökonomisch in den Ab­grund reißen können. 21 Hanumans Reise nach Lolland von Andrej Iwanow Regie Tiit Ojasoo & Ene-Liis Semper Uraufführung Thalia Gaußstraße 14. Dezember Hanuman steckt in der dänischen Provinz fest und träumt von der Weite und der unendlichen Freiheit Amerikas. Doch Amerika ist für den illegal eingewanderten Inder tausende Meilen entfernt. Deshalb träumt Hanuman, Hobby-Weltverbesserer und großartiger Schwätzer vor dem Herrn, nebenbei noch einen kleineren Traum: den von der Insel Lolland nämlich, dem dänischen „Ibiza“, wo das Leben viel leichter sein soll. Zusammen mit Sid, einem Esten russischer Abstammung, der zu Fuß von Estland nach Däne­ mark kam, schleicht er sich in ein Asylbewerberheim ein. Dort wollen die beiden das Leben in vollen Zügen genießen und endlich den Absprung schaffen; wenn auch nur nach Lolland. Andrej Iwanow, selbst russischstämmiger Este, zeichnet ein verblüffend angriffslustiges und zugespitztes Bild der Flüchtlings­ politik, das er mit eigenen Erfahrungen aus seiner Tätigkeit in einem dänischen Flüchtlingslager gekonnt ausschmückt. Frech wechselt er die Perspektive und erzählt vom Leben der Flüchtlinge als Gauner­ geschichte und Schelmenroman. In aberwitzigen Episoden wird für die beiden Protagonisten Hanuman und Sid das vermeintliche Para­ dies Dänemark immer mehr zum Vorhof der Hölle. Ob sie je in Lolland ankommen werden, geschweige denn in Amerika? Mit „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ waren die estnischen Regisseure Tiit Ojasoo und Ene-Liis Semper bereits 2011 während der Lessingtage zu Gast. In ihrer ersten Hamburger Pro­ duktion „Fuck your ego! Ein gesellschaftliches Poem nach Anton Makarenko“ zeigte sich 2012 wieder ihr Interesse für gesellschaft­ liche Strukturen. In ihrer Heimat Tallinn leiten sie das Theater NO99. 22 Die Ratten von Gerhart Hauptmann Regie Jette Steckel Premiere Thalia im Januar Die Berliner Tragikomödie „Die Ratten“ ist wahrscheinlich Gerhart Hauptmanns erfolgreichstes Stück. Das Werk kennzeichnet einen Wendepunkt in der Theatergeschichte und stieß bei der Urauffüh­ rung im Jahr 1911 auf Ablehnung und Unverständnis. Man hielt es für völlig zusammenhangslos und unverständlich. Später stellte sich heraus, dass Hauptmann mit den „Ratten“ eine neue Differenziertheit auf die Bühne gebracht hat, die neben der Darstellung der sozialen Wirklichkeit auch die Wirklichkeit des Theaters als Verdrängungsund Beschönigungsinstanz in den Fokus rückt. Das „fröhliche Reich des Spiels und des Scheins“ (Schiller), in dem alles möglich ist, konfrontiert sich selbst mit einer zerfallenden Gesellschaft, in der für viele nichts mehr möglich ist. Der abgehal­ft­ er­te Theaterdirektor Hassenreuter und sein zwielichtiger Anhang begegnen dem kleinbürgerlichen Milieu der Frau John, deren Sehnsucht, den Konventionen zu entsprechen, mit tragödienhafter Zwangs­läufig­keit in der Katastrophe endet. Im Theater zeigt diese Begegnung, wie das reale Leben fiktiv und die Theaterfiktion real wird. Wie Einar Schleef bemerkte, hat Hauptmann „etwas geschaffen, was vor und nach ihm kein deutscher Autor zustande brachte, eine „Tragödie im Dialekt“, aber nicht in einer bestimmten schlesischen oder berlinerischen Mundart, „sondern in einer von ihm geschaffe­nen Kunstsprache. Wie folgerichtig Hauptmann die ‚Unverständlichkeit‘ einsetzt, irritiert angesichts moderner Sprachexperimente, mehr noch, dass er es tatsächlich schafft, so etwas wie ‚Volk‘ auf die Bühne zu bringen und dessen Tragödie.“ 23 In der Republik des Glücks von Martin Crimp Regie Anne Lenk Premiere Thalia Gaußstraße im Januar Alle Versuche, das Glück der Menschen durch Mathematik und Markt­ forschung berechenbar zu machen, das menschliche Leben rational zu perfektionieren und in alle Richtungen dauerhaft abzusichern, haben katastrophale Folgen. Sie generieren das Gegenteil, das wusste schon Dostojewskij vor 150 Jahren. Bestenfalls werden die vermeintlich Glücklichen zu „Drehorgel­ stiftchen“, die keine eigenen Entscheidungen mehr treffen können. Oder die Optimierungsstrategien gehen nach hinten los und lösen, wie heute in der Finanzindustrie, desaströse Fehlentwicklungen aus. In Deutschland hat sich der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher in seinem Anfang 2013 erschienenen Buch „Ego: Das Spiel des Lebens“ mit den verheerenden Folgen der Subsumtion buchstäblich aller menschlichen Regungen unter das marktwirtschaftlich geforderte Vorteilsdenken beschäftigt. Der Dramatiker Martin Crimp hat in Großbritannien nahezu zeitgleich dasselbe Thema für die Bühne adaptiert. In einem Familiendrama, das sich wie eine spannungs­ geladene Illustration zu „Ego“ anfühlt und unberechenbar alle Erwartungen an das Genre sprengt, zeigt Crimp die ungeplanten Nebenfolgen des Strebens nach „100% Happiness“. Sie äußern sich in Beziehungslosigkeit, Mitleidlosigkeit, Freudlosigkeit. Glück ist vorübergehend und nicht planbar. Nur auf der Bühne verwandelt sich das Verhängnis in Theaterglück: Die Uraufführung am Royal Court Theatre in London war ein umjubelter Großerfolg. Das Stück lebt wie seine Protagonisten von eben den Optimierungsstrategien, die es gleichzeitig beklagt und ad absurdum führt. Der „Unter­ haltungsabend in drei Teilen“ optimiert sozusagen auch die Tragödie. 24 Die Möwe von Anton Tschechow Regie Yannis Houvardas Premiere Thalia im Februar Die große Moskauer Theaterdiva Irina Arkadina reist zum Ausspannen mit ihrem Geliebten, dem berühmten und erfolgreichen Schriftsteller Trigorin, auf den Landsitz ihres Bruders. Auch ihr fast erwachsener Sohn, Konstantin Treplew, ist da. Er hat ein kleines Theaterstück ge­ schrieben und möchte es den Verwandten vorführen. Seine Mutter reagiert spöttisch auf sein Vorhaben und provoziert bei der Auffüh­ rung einen Eklat. Das Mädchen Nina, das Treplew liebt, soll die Haupt­­ rolle spielen. Der Geliebte der Mutter, die ihrerseits nicht nur durch Lieblosigkeit, sondern auch durch Geiz besticht – verführt Nina. Da­ raufhin versucht der Sohn, Selbstmord zu begehen... Die fatale Ver­ knüpfung von Liebe und Betrug, von Leben und Theater, die kolossale Traurigkeit einer hoffnungslosen Generation, der die Eltern nichts übrig gelassen haben, all das steckt in dieser von Tschechow als Komödie bezeichneten Geschichte, die seit über 100 Jahren überall auf die Bühne kommt, wo es Theater gibt. Yannis Houvardas, Direktor des griechischen Nationaltheaters in Athen, inszeniert zum ersten Mal am Thalia Theater. Hier wie dort kann man die Erfahrung machen, dass Erfolg den Rücksichtlosen winkt, während jeder, der sich Gefühl und Wahrhaftigkeit bewahrt, fast zwangsläufig auf der Strecke bleibt. Oder ist das nur eine Projektion und wird uns der griechische Regisseur zeigen, dass Tschechows tief­ traurige, am Leben und an der Liebe verzweifelnde Figuren nur die romantische Erinnerung an eine Zeit verkörpern, in der das Unglück noch Flügel hatte? 25 Die Sehnsucht der Veronika Voss von Rainer Werner Fassbinder Regie Bastian Kraft Premiere Thalia Gaußstraße im Februar In der Geschichte des deutschen Nachkriegsfilms und -theaters ist die Arbeit Rainer Werner Fassbinders einzigartig. Er hat sich nie an Genrebegrenzungen gehalten: Theater hat er inszeniert, als wäre es Film, und Film, als wäre er Theater. Vor allem eine Lektion könne man von Fassbinder lernen, so der Film­ wissenschaftler Georg Seeßlen: „Kino ist eine offene Kunstform. Sie ist zur Pop-Kultur, zur Literatur, zu den Comics, zur Philosophie, zur Politik, zum Privatleben offen. Nicht zuletzt ist sie zum Theater offen.“ Aufgrund dieser Offenheit werden heute viele Filme von Fassbinder auf dem Theater inszeniert und in neue gesellschaftliche und ästhe­ tische Zusammenhänge gestellt. „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ ist nach „Die Ehe der Maria Braun“ und „Lola“ der letzte Teil der Trilogie über die Gesellschaft in der alten BRD, die von Anpassung und Scheitern starker Frauen im neuen Gesellschaftssystem erzählt. Der einstige UFA-Star Veronika Voss, in den 50er Jahren in Ver­ gessenheit geraten, lebt in der Traumwelt ihres vergangenen Ruhms. Sie ist physisch wie psychisch abhängig von der Nervenärztin Dr. Katz, die ihr Morphium verkauft, da sie ihre Patienten drogenabhängig macht, um an deren Vermögen zu gelangen. Am Ende sieht Veronika Voss nur einen Ausweg: ohne Morphium und eingesperrt in einem Zimmer, nimmt sie sich das Leben. Interessiert hat Fassbinder nicht der historische Hintergrund, sondern die Folgen für die deutsche Gesellschaft. Und er stellt eine auch heute aktuelle Frage: Wie kann sich der Mensch jenseits der all­ täglichen Realität neu erschaffen und über sich selbst hinauswachsen? 26 Im Westen nichts Neues / De Grote Oorlog nach Erich Maria Remarque Regie Luk Perceval Uraufführung Thalia im März „Ich sehe, dass Völker gegeneinander getrieben werden und sich schweigend, unwissend, töricht, gehorsam, unschuldig töten. Ich sehe, dass die klügsten Gehirne der Welt Waffen und Worte erfinden, um das alles noch raffinierter und länger dauernd zu machen.“ An diesem Gedanken verzweifelt Erich Maria Remarques Soldat Paul Bäumer, der sich gemeinsam mit seinen Mitschülern freiwillig als Rekrut gemeldet hat. Die Problematik scheint auch knapp hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs nichts an Aktualität verloren zu haben. Paul Bäumer gab jener Generation ein Gesicht, die schwei­ gend und traumatisiert aus dem Krieg zurückkam, in den Deutsch­ land mit Begeisterung gezogen war, und der nach wenigen Monaten zu einem grausamen Grabenkrieg erstarrte. Mit einer Gesamtauflage von mehr als 20 Millionen und mit Übersetzungen in 50 verschiedene Sprachen ist „Im Westen nichts Neues“ eines der meistgedruckten Bücher der Welt. Luk Perceval erkundet die Westfront von beiden Seiten des Schützengrabens. Belgien hat im „Groten Oorlog“, dem „großen Krieg“, wie er auf Flämisch heißt, eine Sonderrolle gespielt. Trotz seiner Neu­tra­lität wurde das kleine Land 1914 bis 1918 zum Schlachtfeld fremder Mächte. Der flämische Regisseur Luk Perceval, der in Deutschland lebt, verbindet Remarques Roman mit flämischer Kriegsliteratur und nähert sich genau einhundert Jahre später, gemeinsam mit Schauspielern beider Länder, dem Ereignis an, das als eine Urkata­ strophe des zwanzigsten Jahrhunderts in die Geschichte einging. Eine Koproduktion mit dem NTGent, Belgien 27 Eine neue Inszenierung Regie Antú Romero Nunes Premiere Thalia im April „Die Orestie“, „Batman – The Dark Knight“, „The Rum Diary“, „Watchmen“, „Breaking Bad“, „Das Lied von Eis und Feuer“, „Krieg und Frieden“, „Black Hole“, „Peter Pan“, „Frankenstein“, „Die Geschichte des Agathon“, „Dracula“, „Clavigo“, „Wallenstein“, „Wilhelm Meister“, „Prinz von Homburg“, „Ulysses“, „2666“, „Die Nibelungen“, „American Psycho“, „Die Bakchen“, „Blick zurück im Zorn“, „Die Enden der Parabel“, „Michael Kohlhaas“, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, „Brave New World“, „Der Freischütz“, „Der Revisor“, „Das große Welttheater“, „Simplicissimus“, „Herr der Fliegen“, „Anatol“, „Der große Marsch“, „Der Zauberberg“, „The Pale King“, „On the Road“, „Ein Hologramm für den König“ – einer dieser Titel oder ein ganz anderer. Sicher ist, dass Antú Romero Nunes, der zuletzt „Merlin oder Das wüste Land“ von Tankred Dorst und „Don Giovanni. Letzte Party“ frei nach Mozart und da Ponte auf die Thalia-Bühne gebracht hat, wieder gewohnt spielfreudig vorgehen wird. Mit gleich zwei Insze­ nierungen, eine davon die Saisoneröffnung „Moby Dick“, wird der Regisseur dem Thalia Theater in der Spielzeit 2013.2014 noch enger verbunden sein als bisher. 28 Ein neues Stück von & mit Studio Braun Premiere Thalia im Mai Kunst ist mein Gemüse: Studio Braun produziert im Thalia Theater. Das ist eine große Ehre für das Theater und auch ein großer Spaß. Unter dem Namen Studio Braun haben drei eigenwillige Individuen in den letzten Jahrzehnten in nahezu allen Bereichen, in denen autonomer künstlerischer Selbstausdruck gefragt ist, Vorbildliches geleistet. Ihr erweiterter Kunstbegriff erlaubt es ihnen, fast flächen­ deckend tätig zu sein: am Telefon, im Radio, im Kino, im Konzertsaal, im Fernsehen („Ein Kessel Braunes“), von Boulevard- bis Techno­ theater und jetzt auf der Bühne des Thalia Theaters, auf der sie natürlich auch keine Unbekannten sind, seit sie in Stefan Puchers „Ein Sommernachts­traum“ auftraten. Rocko Schamoni, Heinz Strunk und Jacques Palminger sind kosmopolitische Kleinbürger, die ihre Pubertät in Büchern verarbeiten (außer Palminger, der sich lieber der Fitnessgymnastik im Kunst- und Sportverein Wilhelmsburg widmet). Eine weitere interessante Querverbindung besteht zum Hamburger „Tatort“. Til Schweigers Ermittlerkollege Yalcin Gümer wohnt offen­ sichtlich im Geburtshaus von Heinz Strunk, alias Torsten Bage, und zwar genau in dessen früherer Wohnung, die man in „Fraktus“, dem Film über die legendäre Technogruppe gleichen Namens (auch das ist Studio Braun), sehen kann. Was mag geschehen, wenn diese Menschen das Thalia entern? Wird nichts mehr sein, wie es war? Kommt Til Schweiger auch mit? Auf jeden Fall soll es politisch subversiv, zuschauerfreundlich und luxuriös werden. 29 Anzeige Hapag In guter Nachbarschaft. Seit 1843. private banking investment banking asset management · m.m.warburg & co kgaa Ferdinandstraße 75 · 20095 Hamburg Telefon +49 40 3282-0 www.mmwarburg.com Re gie Luk Perceval Leitender Regisseur Jette Steckel Hausregisseurin Jan Bosse Christine Eder Erik Gedeon Dimiter Gotscheff Rainald Grebe Yannis Houvardas Bastian Kraft Malte C. Lachmann Anne Lenk Alia Luque Karin Neuhäuser Antú Romero Nunes Tiit Ojasoo & Ene-Liis Semper Stefan Pucher Christina Rast Christopher Rüping Wolf-Dietrich Sprenger Studio Braun Nicolas Stemann Marco Štorman Maria Ursprung 31 Diese Regie­handschriften prägen die Ästhetik des Thalia Theaters: Luk Perceval Remarque Im Westen nichts Neues / De Grote Oorlog UA 2014 Frayn Der nackte Wahnsinn 2013 Dostojewskij Die Brüder Karamasow 2013 Fallada Jeder stirbt für sich allein 2012 Tschechow Der Kirschgarten 2012 Shakespeare Macbeth 2011 Borchert Draußen vor der Tür 2011 Shakespeare Hamlet 2010 Käutner Große Freiheit Nr. 7 2010 Gorki Kinder der Sonne 2010 Shakespeare Othello Übernahme 2009 Bergman Nach der Probe 2009 The truth about THE KENNEDYS UA 2009 Jette Steckel Hauptmann Die Ratten 2014 Büchner Dantons Tod 2012 Camus Der Fremde 2011 Schiller Don Carlos 2011 Büchner, Waits, Wilson Woyzeck 2010 Trojanow Die Welt ist groß und Rettung lauert überall UA 2009 Camus Caligula Übernahme 2009 Plenzdorf Die neuen Leiden des jungen W. 2008 Bond Gerettet 2007 Stocker Nachtblind 2006 32 Nicolas Stemann Kommune der Wahrheit UA 2013 Goethe Faust I+II 2011 Jelinek Die Kontrakte des Kaufmanns. Eine Wirtschafts­komödie UA 2009 Lessing Nathan der Weise 2009 Goethe Werther! 2009 Schiller Die Räuber 2008 Euripides/Goethe Iphigenie 2007 Jelinek Ulrike Maria Stuart UA 2006 Stemann & Stegemann German Roots 2004 Antú Romero Nunes Eine neue Inszenierung 2014 Melville Moby Dick 2013 Mozart Don Giovanni. Letzte Party 2013 Dorst Merlin oder Das wüste Land 2011 Lanoye Atropa. Die Rache des Friedens 2010 Khemiri Invasion! 2009 Stefan Pucher Shakespeare Ein Sommernachtstraum 2012 Cervantes Quijote. Trip zwischen Welten UA 2012 Andersen. Trip zwischen Welten UA 2010 33 Jan Bosse Ibsen Hedda Gabler 2013 Tschechow Platonow 2012 Shakespeare Was ihr wollt 2010 Schwab Die Präsidentinnen Übernahme 2009 Ibsen Peer Gynt 2009 Dimiter Gotscheff Müller Leeres Theater UA 2013 Handke Immer noch Sturm UA 2011 Brecht Die Antigone des Sophokles 2011 Sophokles Ödipus, Tyrann 2009 Büchner Leonce und Lena 2008 Molière Der Tartuffe 2006 Beckett Der Verwaiser. Beckett lesen 2003 Sophokles Elektra 2001 Loher Der dritte Sektor UA 2001 Tschechow Auf der großen Straße 1996 Jahnn Straßenecke 1994 Bastian Kraft Fassbinder Die Sehnsucht der Veronika Voss 2014 Hofmannsthal Jedermann 2013 Kleist Der zerbrochne Krug 2012 Woolf Orlando UA 2011 Hegemann Axolotl Roadkill UA 2010 Kafka Amerika 2009 Ens em ble Von der Wohnung zum Bäcker zur Probe zum Blumen­laden zu Omas Geburtstag zur Vorstellung zur Stammkneipe. Oder woanders hin. Thalia-Schauspieler verbrachten 24 Stunden in Begleitung eines GPS-Senders, der ihre Wege aufzeichnete. 35 Machen Sie einen virtuellen Rundgang durch Büros und Werkstätten des Thalia! Dafür brauchen Sie ein Smartphone: Laden Sie im App-Store gratis den „Junaio augmented reality browser“ herunter. Abonnieren Sie in Junaio den „Thalia-Channel“. Öffnen Sie ihn und richten Sie Ihr Smartphone auf diese Doppelseite. Hat Ihr Display die Grafik erfasst, startet der Film. 36 Ensemble Alicia Aumüller Christoph Bantzer Sandra Flubacher Marina Galic Christina Geiße Julian Greis Lisa Hagmeister Franziska Hartmann Jens Harzer Philipp Hochmair Pascal Houdus Mirco Kreibich Matthias Leja Daniel Lommatzsch Peter Maertens Karin Neuhäuser Thomas Niehaus Barbara Nüsse Jörg Pohl Sebastian Rudolph Sven Schelker Gabriela Maria Schmeide Birte Schnöink Maja Schöne Cathérine Seifert Alexander Simon Rafael Stachowiak André Szymanski Oda Thormeyer Victoria Trauttmansdorff Marina Wandruszka Tilo Werner Sebastian Zimmler Patrycia Ziolkowska Gäste Bibiana Beglau Tom Buhrow Bruno Cathomas Therese Dürrenberger Bernd Grawert Rainald Grebe Friederike Harmsen Ralf Harster Peter Jordan Burghart Klaußner Benjamin-Lew Klon Felix Knopp Hans Kremer Marie Löcker Hans Löw Felix & Florian Loycke (Das Helmi) Sabine Orléans Jacques Palminger Rainer Piwek Heiko Raulin Franz Rogowski Stephan Schad Rocko Schamoni Maria Schrader Nadja Schönfeldt Oana Solomon Wolf-Dietrich Sprenger Heinz Strunk Angelika Thomas Patrycia Ziolkow ska Rafael Stach owiak Bernd G rawe r t Victoria Trauttm ansdorff Wol f-Die trich Spre nger H ei k o Rau lin Gabrie la Mar ia Sch meide Christ oph B antzer Sebast ian Ru dolph Tilo Wer ner Pasca l Hou dus Franzis ka Har tmann Jens H arzer M i rc o Kre i bi ch Bruno Catho mas Mari na G alic Marina W andruszka Cathé rine S eifert Alexa nder S imon Karin Neuh äuser Philipp Hochm air Birte Sc hnöink Daniel Lomm atzsch Jör gP ohl Ali cia Au müller Lisa H agmei ster 65 Peter Maer tens Oda Th ormeye r 66 67 Ch risti n a Geiße Matthi as Leja Sandra Flubacher Barb ara N üsse Thom as Nie h au s J u l ia n Gr eis Sa n d r a Fl u b acher M ar ie Lö cker Felix K nopp Ma ja Schön e Sebas tian Zi mmler Sven Schel ker And ré Sz yma n s ki Int ernat ional 80 81 Von Peking bis Pauli Die Vielfalt einer Stadt wie Hamburg ins Theater zu holen – als Viel­ falt der Themen, aber auch als Vielfalt der Menschen und ihrer Prägung – ist ein Grundanliegen des Thalia. Unsere Städte haben sich stark verändert; Zuwanderung und Internationalität finden sich im Stadtbild wieder: in U-Bahnen, Kinos und Konzertsälen, in Clubs, Bars und Schulen. Auch das traditionell (deutsche) bürger­liche Theater bildet in seiner Arbeit die Vielfältigkeit der Stadtgesellschaft ab. Hamburg hat das Glück, einen programmatischen Denker und Dramatiker in seiner Tradition zu haben, der aus dem Geist der Aufklä­rung schon vor über 200 Jahren den Toleranzgedanken ins Zentrum gerückt hat. Dieses Grund­anliegen spiegelt sich in den Lessingtagen [–›S.82 ]. Sie sind zen­ trales Herzstück unseres Programms. Hier zeigen wir große interna­ tionale Gastspiele, hier betreiben wir die Kooperation mit interkultu­ rellen Institutionen in Hamburg, hier knüpfen wir Kontakte zu inter­ nationalen Regisseuren. Außerdem laden wir internationale Gastred­ ner zu programmatischen Eröffnungsreden ein; nach Ilija Trojanow und Navid Kermani sprach 2013 Liao Yiwu [–›S.84], Träger des Friedens­ preises des Deutschen Buchhandels 2012. Das Thalia holt das Internationale nach Hamburg, aber es ist auch selbst in der Welt unterwegs: von Moskau bis Shanghai, von Petersburg und Avignon bis Athen. Mit seinen internationalen Gastspielen [–›S.88] ist es ein wesent­ licher und prestigeträchtiger Kulturbotschafter Hamburgs in der Welt. Außerdem bieten wir das ganze Jahr über unter dem Stichwort Thalia Inter­ national [–›S.87] Progamme an, die Schwellen abbauen, neue Zuschauer begeistern und das kosmopolitische Leben in Hamburg bereichern. P.S.: Mittlerweile bereisen wir nicht nur Paris und Peking, sondern mit Thalia regional [–›S.90] auch die Kulturlandschaften der unmittelbaren Um­ gebung, wie den Elbfrachter „Minna“ oder den Schafstall im Büsenbach­ tal in der Lüneburger Heide. Über Genres und Grenzen hinweg will das Thalia Netzwerke für Kultur aufbauen – auch im digitalen Raum [–›S.94]. Aber keine Angst: zu Hause, am Alstertor und in der Gaußstraße spielen wir allabendlich und über 700-mal im Jahr. 82 Um alles in der Welt Lessingtage Das Thalia Theater wird von Ende Januar bis Anfang Februar 2014 bereits zum fünften Mal im Rahmen des Festivals „Um alles in der Welt – Lessingtage“ die Welt in Hamburg willkommen heißen. Dann werden wieder zahlreiche nationale und internationale Künstler ihre Arbeiten in den diversen Spielstätten des Thalia Theaters sowie an anderen Orten der Stadt zeigen. Wenn sich Künstler und Zuschauer aus aller Welt begegnen, diskutieren und debattieren oder nach einer der zahlreichen Veranstaltungen im Nachtasyl feiern, dann ist endlich wieder Festivalzeit im Thalia Theater! Mit einem vielfältigen Programm zu aktuellen Fragen der interkultu­ rellen und internationalen Gesellschaft wollen wir Ihr Interesse an unter­ schiedlichen Kulturen wecken. 2013 hatten wir außergewöhn­liche Gast­ spiele aus Russland, Lettland, China, Slowenien und Griechen­land nach Hamburg eingeladen, um über unseren eigenen nationalen und kultu­ rellen Tellerrand hinauszuschauen. Der chinesische Dichter Liao Yiwu hat in seiner berührenden Eröffnungsrede einen Blick von außen auf Euro­ pa geworfen, um daran zu erinnern, dass China und die westliche Welt untrennbar miteinander verbunden sind. Der russische Regisseur Andrej Mogutschi war mit seinem beeindruckenden Spektakel „Circo Ambulante“ zu Gast, in dem er über die Figur des Don Quixote eine Hal­ tung zu Putins System bezogen hat. Weiterhin zu sehen waren die fünf­ stündige Inszenierung „Genesis. Die Bibel, Teil 1“ von Stefan Bachmann sowie René Polleschs viel gefeierte Regiearbeit „Kill your Darlings! Streets of Berladelphia“ mit Fabian Hinrichs. Bereits zum zweiten Mal eingeladen waren Alvis Her­ manis – mit seiner lettischen Produktion „Schwarze Milch“, die von wirtschaftlichen Vorgängen auf dem lettischen Land abseits der Großmärkte erzählt – und der chinesische Regisseur Lin Zhaohua mit seiner Pekinger Produktion „Der Attentäter“. 83 Auch 2014 werden wir das Festival der interkulturellen Gesellschaft und internationalen Beziehungen widmen und so Lessing auf den Spuren seiner Idee zu einer Verständigung zwischen den Kulturen folgen. Mit vielen frischen Eindrücken aus diesem Jahr planen wir bereits das nächste Festival und bedanken uns noch einmal herzlich für Ihr Interesse: In diesem Jahr besuchten so viele Zuschauer wie nie zuvor die Lessingtage! Das ist für uns Ansporn und Bestätigung für unsere kontinuierliche Arbeit an einem internationalen Theater: Während des Festivals und darüber hinaus wollen wir den Kontakt zu internationalen Künstlern aufnehmen und so interkulturelle Begegnungen ermöglichen, die sich auch im Rahmen unseres Spielplans fortsetzen. Am schönsten ist es natürlich, wenn sich aus den Einladungen längerfristige Zusammen­arbeiten entwickeln, wie beispielsweise vor drei Jahren mit der Einladung des estnischen Gastspiels „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“ von Tiit Ojasoo und Ene-Liis Semper, die im April 2012 mit „Fuck your ego! Ein gesellschaftliches Poem nach Anton Makarenko“ ihre erste Premiere im Thalia in der Gaußstraße feierten und auch in dieser Spielzeit wieder bei uns arbeiten werden. Die zahlreichen Vernetzungen mit vielen Institutionen innerhalb der Stadt haben zu wichtigen Kooperationen geführt, die über die Jahre gewachsen sind und auch in Zukunft fortgeführt werden sollen. So konnten wir in diesem Jahr zum ersten Mal gemeinsam mit Elbjazz ein Konzert im Thalia Theater zeigen und die Zusammenarbeit mit Human Rights Watch erfolgreich fortführen. Das große Interesse an der „Langen Nacht der Weltreligionen“, die in Zusammenarbeit mit der Akademie der Weltreligionen wieder stattfinden wird, zeigt nicht nur die wachsende Neugier auf die Ursprünge unserer Kultur, sondern auch auf die anderer Kulturen, die uns fremder sind, aber genauso in unseren Alltag gehören wie die eigene. Das Festival soll ein Ort sein, an dem die Welt in ihrer Verschiedenheit zum Aus­ druck kommt, Interesse am Fremden geweckt wird und Einblicke in internationale Theaterhandschriften gegeben werden. Wir suchen den Austausch und die Auseinandersetzung mit einer internationalisierten Welt, mit den verschiedenen Institutionen der Stadt und natürlich auch mit Ihnen, unserem Publikum. Ob wie 2013 auf der Bühne, im „Silbersack“ auf St. Pauli, in einem Container auf dem GerhartHauptmann-Platz, ob beim i,Slam im Nachtasyl oder während einer Aktion mit zahlreichen Hamburger Schülern – auch 2014 werden wir wieder aus unterschiedlichsten Perspektiven einen Blick über unsere Grenzen hinaus in die Welt werfen. China und der chinesische Schnaps Marke Wuliangye: Das sind die Administration des chinesischen Auslands­geheimdiensts und eine der bekanntesten Schnapsmar­ken Chinas. Für mich begann eine zweimonatige Lese­reise durch fünfzehn Städte in den USA. Ich machte große Augen, dass es in der Flushing Chinatown in New York so dreckig und ungeordnet zuging! Als befände ich mich in einem Hafenviertel oder Bahnhofsviertel bei uns in China! Dicht gedrängt reihten sich die kleinen Läden der Chinesen aus Wenzhou aneinander, die Handys, Reißverschlüsse, Büstenhalter, Reise­führer, Sandwichs und Sexhefte verkauften. An dem schwer zu durchschauenden Lachen der Laden­besitzer erriet man, dass sie unter dem Ladentisch noch Schwarzarbeit und Sex von Prostituierten ohne Gewerbeanmeldung verkauften. Ich erwarb eine Prepaid-Telefonkarte für mein Handy und entschied mich für eine Karte mit einer Drei-Monats-Flat. Nach einem Monat hatte sie bereits ihre Gültigkeit verloren, und ich bereute, dass ich nicht die uns Chinesen hinlänglich vertrauten vier Regeln des Ge­schäfte­ab­wickelns beherzigt hatte, sondern dem Rat des Ver­käufers hinter dem Laden­ tisch gefolgt war, denn heißt es doch: Nichts über die eigene Person verlauten lassen, kein Vertrauen schenken, nicht die eigenen Daten hinterlassen und nichts unnötig fragen. Eine verdammte Freiheit war das hier! Da könnte ich mich in der Flushing Chinatown in New York in einer schwarz geführten Pension anonym niederlassen und – genau wie bei uns in China – mit den Interviews vom Bodensatz der Gesellschaft fortfahren. In New York stand ich wie unter Strom, weil der Zeitdruck groß war; in Los Angeles nahm mich ein Pater mit in eine schwarz geführte Unterkunft (für Leute ohne Papiere). Es war wie eine familien­ […] Im Sommer letzten Jahres (2012 ) sah ich einer über zehnjährigen Gefängnisstrafe entgegen, weil die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung meines biografischen Zeugenberichts „Für ein Lied und hundert Lieder – ein Zeugenbericht aus chinesischen Gefängnissen“ bevorstand. Deswegen wurde ich mit Hilfe der Mafia zum Republikflüchtling. Drei Tage tauchte ich in Vietnam unter und streifte kreuz und quer durch die Straßen und Gassen Hanois. Ich saß am Ufer des Hoan-Kiem-See, dem See des zurückgegebenen Schwertes, und hörte den kummervollen Liedern der Hanoianer zu. Tatsächlich rührten sie mich zu Tränen. Ich war wie von Sinnen vor Rührung, und verschloss, zurück in meiner kleinen Pension, alle Fenster und Türen, um mir, bei laufendem Ventilator und auf höchste Stufe eingeschalteter Klima­anlage, splitternackt ausgezogen, Notizen zu machen: Anzahlung von 4000 Renminbi am 13. des Monats durch Banküberweisung an die Mafia. Mitternachts, in der Nacht vom 28. auf den 29., fährt meine Freundin Xiaojin aus dem Schlaf hoch, um meine Hand zu streicheln. Sie hat eine Vorahnung. Ihre Hand ist eiskalt, erschreckt fahre ich hoch. Am Mittag des 29., es ist kurz vor meinem Aufbruch, frage ich sie, warum sie nachts zuvor plötzlich Lust verspürt habe, meine Hand zu streicheln. Sie sagt, sie habe mich trösten wollen: „Hab keine Angst, ich bete für dich zu Buddha. Genauso, wie ich für Li Linshan im Himmel, der gerade verstorben ist, Sutren singe.“ „Wenn die kommunistische Partei nicht untergeht, werde ich nicht wiederkommen.“ Ich weiß nicht, ob ich Xiaojin in diesem Leben noch einmal wieder sehen werde. Wir beide – einige Jahre zusammen im selben Boot – was haben wir für unzählige Schwierigkeiten gemeinsam ausgestanden! Aber die Umstände ändern sich mit der Zeit! Wenn die Zeitspanne, die wir gemeinsam verleben sollen, sich aus Gründen der Vorsehung dem Ende zuneigt? Gegen dieses Schicksal soll man nicht ankämpfen, man soll es akzeptieren. Aber die darin wachsende Hoffnung, dass SELBST BLAUES MEER SICH JEDERZEIT ZU GRÜNEN MAULBEERHAINEN WANDELT, bleibt bestehen, auf dem Papier, in meinem Herzen, für immer. Nach meiner Flucht aus China wurde das Buch in Deutschland publiziert. Ich war gezwungen, um den gesamten Globus zu fliegen, um es in fremden Ländern, deren Sprache ich nicht verstehe, populär zu machen. Am Abend vor dem 11. September reiste ich von Deutschland in die USA: Die überaus gründliche Zollabfertigung meiner Person dauerte drei Stunden. Ich stand wie der Ochs vorm Berg. Als ich den Kopf hob, brachte ein schwarzamerikanischer Officer mich zum Lächeln. Er hielt sich die amerikanische Ausgabe meines neuen Buchs „Gott ist rot“ vor die Brust. Ich sagte auf Chinesisch: „Gott ist ursprünglich schwarz“. Er verstand mich nicht, aber bewirkte damit, dass ich den Irrweg verlassen konnte. Am Abend kam ich in einem Hotel am Times Square im Zentrum von New York unter; es war inmitten eines Hochhäusermeers, so weit das Auge reichte, gelegen, dass es mir vorkam, als sei ich umstellt von endlos vielen Raketen, die jeden Moment in den Kosmos abgeschossen würden. Die am meisten ins Auge springenden Reklameflächen besaßen die Nachrichtenagentur Neues Der chinesische Dichter und Dissident Liao Yiwu eröffnete die Lessingtage 2013. Auf die Weltbühne geschneit 84 geführte Pension – für mich das Playback einer Sequenz über die Slums der Pekinger Petitionäre. Nur wenige Quadratmeter das Zimmer und fünf Etagenbetten mit zehn jungen Leuten drin, die auf ihre Antragsbearbeitung wegen politischen Asyls warteten. Sie waren aus dem Süden und hatten in den Norden gewollt, man hörte ein Gemenge verschiedener Dialekte und Sprachen. Meine eisengrauen Erfahrungen ließen mich sofort aufgeregt auf sie zustürzen, wollte ich doch unbedingt mit ihnen sprechen, mit Händen und Füßen machte ich mich bemerkbar. Bergbauern waren es, die zum Arbeiten in die Stadt gekommen waren, die hier jahrelang gearbeitet, sparsam gelebt und alles Geld beiseite gelegt hatten: einige zehntausend Dollar besaßen sie alle. Sie folgten der Mode „Emigration nach Übersee“ und stiegen leichtfertig ins Flugzeug, nachdem sie bei einem als Reisebüro kaschierten Unternehmen eine „Kaution“, Schleppergeld, bezahlt hatten. Sie kamen nach dem Motto: Wer nie Schuhe besessen hat, fürchtet das Schuhetragen nicht, und waren, kaum in der China Town von Los Angeles angekommen, im Nu untergetaucht. In den Geschäftsstraßen besaßen die Geschäfte chinesischsprachige Laden­schilder, das Wetter war das ganze Jahr über warm wie im besten Frühling, auf der Straße zu kampieren war machbar. Das „Reise­büro“ hatte kein Problem damit, die Kaution von einigen 10.000 Renminbi pro Person musste so nicht wieder zurückbezahlt werden. Man suchte sich eine Familienpension für wenige Dollar, eine der zahlreichen Kanzleien mit auf Asyl- und Ausländerrecht spezia­ lisierten Rechtsanwälten (es heißt, dass es in Los Angeles 500 solcher Kanzleien gibt) und beantragte politisches Asyl. Mitglied einer Untergrundchristengemeinde, Falonggong Anhängerschaft, Opfer der Ein-Kind-Politik, Aktivisten der Bürgerrechtsbewegung sind die Gründe mit guten Chancen auf ein erfolgreiches politisches Asylverfahren. Ist man zu Haus bislang kein Christ gewesen, dann aber nichts wie hin zur chinesischen Christengemeinde! Nach gründlicher Reue wird die Taufe empfangen und man bekommt im Schoße Gottes die Hilfe der Schwestern und Brüder der Gemeinde. Beim Gottesdienst trifft man auch die Enkel und Zweitfrauen der korrupten Beamtenschaft der chinesischen kommunistischen Partei und reichen chinesischen Geschäftsleute, die in großem Stil gesetzwidrige Geschäfte abwickeln; denn nur den krönt der Erfolg, der die Zeichen der Zeit erkennt! Diese Leute haben sich alle längst ins Ausland abgesetzt und ihren Reichtum außer Landes geschafft, sie arrangieren sich mit dem Gott der Großnasen. In China kriegen solche halbstarken Platzhirsche im Leben nicht die Chance, in einer Umgebung, wo vor Gott alle gleich sind, mit anderen zusammenzutreffen! […] Ich werde weiter auf der Weltbühne herumwirbeln. Wie staatenlos geworden, wie ein streunender Hund, manchmal traurig jaulend, manchmal wütend bellend, manchmal gedankenversunken, mit eingeklemmtem Schwanz. Mein Zuhause finde ich in einem Glas Schnaps. Sollte ich eines Tages unter unglücklichen Umständen den Schnaps aufgeben müssen, fände ich meine Heimat nur in meinen Tagträumen. In meinem Herzen kehrt niemals Friede ein. Übersetzung Martina Hasse 86 87 Thalia International Programme Nicht nur während der zweiwöchigen Lessingtage ist Internationa­ lität ein Anliegen des Thalia. Während der gesamten Spielzeit machen wir Angebote für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte – Zugereiste, Studierende aus anderen Ländern, Jet-Setter, Weltreisende –, um die Vielfalt Hamburgs auch im Zuschauerraum des Thalia zu erleben. Abo International Acht Abende mit internationalen Freunden als gemeinsames Theatererlebnis, inklusive einer speziellen Einführung und Blick hinter die Kulissen vorweg – bei Sprachschwierigkeiten unterstützt die Gruppe! [email protected] Thalia Pfadfinder Junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren mit Zuwande­ rungsgeschichte befassen sich von Oktober bis Januar mit einem europäischen Theaterstoff und seiner Inszenierung. Anschließend begleiten sie als Festivalblogger die Lessing­ tage. www.thalia-theater.de/lessingtagebuch Bewerben bis Oktober! Aktion 500 Die Rudolf Augstein Stiftung übernimmt die Kosten für bis zu 500 Theaterkarten für junge Menschen bis 18 Jahre mit fremd­sprachigen Eltern, die die Welt des Theaters kennen lernen wollen. [email protected] Gott und die Welt und ich Jugendliche Zugewanderte entwickeln gemeinsam einen neuen Blick auf „Gott und die Welt“, auf die Vielfalt der Großstadt Hamburg und auf sich selbst darin. Ein 3-jähriges Kooperationsprojekt mit dem Jugendmigrationsdienst des CJD Hamburg + Eutin und Thalia Treffpunkt. [email protected] Hausbesuch bei Faust Unsere Theaterpädagogen kommen in Ihren Kurs „Deutsch als Fremdsprache“ und bereiten den Theaterbesuch „Faust I“ vor. [email protected] Englische Übertitel Nicht nur spannend für Touristen – einmal im Monat Auf­ führungen in deutscher Sprache mit englischen Übertiteln. Aktuelle Termine im Leporello und unter www.thalia-theater.de/international Wir freuen uns über neue Partner, die das Thalia Theater als inter­ kulturelle Plattform nutzen möchten! [email protected] Telefon 040.32 81 42 80 88 Gastspiele seit 2009 89 Beijing Shanghai Helsinki Sankt Petersburg Tallinn New York Perm R-ıga Moskva Gdańsk Amsterdam Bogotá Poznan Antwerpen Bruxelles Rio de Janeiro Praha Nan Reims Salzbur g Strasbourg Linz St.Pölten Wien Winterthur terre Paris Zürich Budapest Fribourg Bern Bolzano Genève Bergamo Ljubljana Avignon Sarajevo Sofia Madrid Athina Außerdem Gastspiele in Baden Berlin Dresden Duisburg Fürstenfeldbruck Gladbeck Hannover Köln Lindau Ludwigsburg Ludwigshafen Mannheim Mülheim München Oberhausen Recklinghausen Siegen Waiblingen Wiesbaden und aus Berlin Hannover Köln Leipzig München Oberhausen Stuttgart Côte d’Ivoire Tel Aviv Kairo Regi onal 91 Pronstorf Dracula Uetersen Effi Briest Jork Jeder stirbt für sich allein Altengamme Lenz Wörme Subtile Jagden Boizenburg Per Anhalter durch die Galaxis „Manchmal steht man bei einem unserer Gastspiele irgendwo in Peking oder St. Petersburg und hat Heimweh...“ Joachim Lux Thalia Kulturlandschaften Außergewöhnliche Orte, die selbst Geschichten in sich tragen. ThaliaSchauspieler ohne Bühne, ganz nah und intensiv: Sebastian Rudolph war mit Ernst Jüngers „Subtile Jagden“ im Schafstall in der Lüneburger Heide, Franziska Hartmann als „Effi Briest“ im Museum in Uetersen, und Birte Schnöink reiste auf dem Elb-Frachter Minna „Per Anhalter durch die Galaxis“. Oda Thormeyer und Thomas Niehaus besuchen am 11. August mit Szenen aus„Jeder stirbt für sich allein“ den Harmshof im Alten Land. Und Altengamme erlebt am 26. September Büchners „Lenz“ in St. Nicolai mit Wolf-Dietrich Sprenger und Organist Claus Bantzer. Die Fortsetzung der Reihe ist geplant. www.thalia-theater.de/kulturlandschaften Infos für Veranstalter und zum Kartenkauf unter Telefon 040.428 41 26 01 In Kooperation mit Tilo Werner als Bram Stokers „Dracula“ auf Gut Pronstorf in der Holsteinischen Schweiz 92 Partner in Hamburg Hamburg Marketing Leben mit Behinderung Globetrotter Kampnagel Behörde für Schule und Berufsbildung 150% Theaterfestival PIASTA e.V. Hamburg Mediaschool Landesinstitut für Lehrerfortbildung Konfuziusinstitut Kulturloge Hamburg e.V. Volkshochschule Hotel Hamburger Superbude Kulturschlüssel Theaterakademie Nordpuls Mirkos Michael Grill Musikatelier Käse Kober Motte Elbjazz Türkische Gemeinde Universität Hamburg Bucerius Law School Israelitische Kampf der Töchterschule Künste ByteFM Hamburgische Unternehmer Staatsoper ohne Grenzen e.V. Kulturbehörde HandelsMetropolregion Hamburg Rialto kammer Hamburger Theaterfestival Katholische Kinder Akademie Deutscher Ev. Kirchentag TIDE Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Hamburg e.V. Hotel Wedina Hamburger Kunsthalle Freunde der Hamburger Kunsthalle Jugend­ Deutsches Hochschule für Angemigrations- Schauspielhaus wandte Wissenschaften Hotel dienst CJD in Hamburg Barceló Macromedia HochThalia Behörde für Arbeit, Bucerius schule für Medien Buch Soziales, Familie Kunstforum und Kommunikation und Integration Patriotische Die Zeit & ZEIT-Reisen Gesellschaft Hamburg Tourismus Kinder Deichtorhallen Goethe-Institut Akademie der Weltreligionen Der Spiegel Samova Elbphilharmonie Studio Hamburg Haus der jungen Produzenten Di git al 94 95 2009 eröffneten Joachim Lux und Luk Perceval das Thalia Theater mit einer Plattform für Partizipation: Die Aktion 2BEORNOT2BE holte die „Stadt auf die Bühne“ und symbolisierte die Öffnung des traditions­ reichen Hauses an der Binnenalster. Es war eine Zeit, in der viele Politik­ verdrossene Beteiligung forderten. Das Feuilleton war empört, die Piratenpartei gewann bald an Fahrt. Mittlerweile gehört der Partizipa­ tionsgedanke dazu. Seitdem fördern und erweitern wir kontinuierlich die Beteiligung unseres Publikums, sei es durch unsere Website als interaktives Austauschmedium, durch Experimente wie die legendäre Spiel­­planwahl 2012.2013, in Rainald Grebes Bürgerchor oder durch un­ sere facebook-com­munity (mit aktuell 10.300 „likes“ unter den deutsch­ sprachigen Sprechtheatern eine der größten). Übrigens: auch auf Twitter halten sich über 2.700 Menschen digital auf dem Lau­ fenden. Das Theatercamp Am 11. November 2012 ging ein einzigartiges Pilotprojekt über die Bühne: Das erste deutsche „Theatercamp“ beschäftigte sich mit der Rolle der Sozialen Netzwerke in der Kunst, Social­-Media­-Marketing und deren Integration in verschiedene Arbeitsbereiche. Taugen Social Media „nur“ zur Kom­munikation mit Besuchern, für Marketing und Audience Development, oder lassen sich diese neuen Medien als erweiterte Büh­ ne künstlerisch-inhaltlich gestalten? Wäre es Zeit für Schwarm-Drama­ tik im Stil von „Die facebook-Dialoge“? Wie viel Einblick in unsere Arbeit wollen wir gewäh­ren? Wäre ein Livestream von Bühnenproben ein Mittel, mehr Menschen für „ihr“ Stadttheater zu begeistern – oder ent­ zaubern wir damit unser Metier? Wo beginnt und wo endet der Schutz­ raum der Kunst? Restlos ausverkauft: Kollegen, Social­-Media-­Spezialisten und Interessierte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum informierten sich gegensei­tig in Workshops zu Themen wie „Der twitternde Holländer“, „Rechtliche Ge­ fahren rund um den Internet­auftritt“, „Augmented Reality und QR­ Codes“, „Effi Briest 2.0“, „Dramaturgien 3.0“ etc. Eine Dokumentation ist un­ ter www.theatercamp-hh.de abrufbar. Das Theatercamp generierte 927 Tweets und erreichte mit 889.443 Ansichten innerhalb von 24 Stunden um die Veranstaltung herum 117.673 „Zuschauer“; den Live­stream nutzten ca. 400 Menschen weltweit. Eine Fortführung des Theatercamps ist geplant. Follow us on Jung&m ehr 96 97 Thalia zum Mitmachen. Thalia zum Zuschauen. Auf der Bühne, hinter den Kulissen. Neugierig aufs Thalia werden und gemeinsam Theater (er)leben. Für junge Leute. Für alle. Thalia Treffpunkt bietet ca. 50 Kurse, Gruppen und Work­shops für Jugendliche und andere Interessierte an, die selbst aktiv werden, Neues erfahren und erproben möchten. Schauspieler, Theaterpädagogen, Regis­seure und andere Theatermacher zeigen, wie es geht. Hier lernt man ganz prak­ tisch das ABC des Schauspiels: Improvisation und Performance, Spra­ che und Text, Bewegung und Musik, Regie und Dramaturgie, Kostüm und Bühnenbild. Die gemeinsam entwickelten Inszenierungen und Ausstellungen werden dann im Laufe der Spielzeit im Großen Haus und im Thalia in der Gaußstraße gezeigt. Bei Gott und die Welt und ich entwickeln jugendliche Zugewanderte in dem 3-jährigen Kooperationsprojekt mit dem Jugendmigrationsdienst des CJD Hamburg+Eutin gemeinsam einen neuen Blick auf die Vielfalt der Großstadt Hamburg und auf sich selbst darin. unart ist ein Performance-Wettbewerb für 13- bis 19-Jährige. Gesucht werden 15-minütige Crossover-Projekte verschiedener Künste, die die eigene Lebenswirklichkeit thematisieren. Eine Jury wählt die Gewinner-Gruppen aus, die sich Anfang 2014 beim Hamburg-Finale im Thalia in der Gauß­ straße präsentieren. unart ist eine Initiative der BHF-BANK-Stiftung. Bewerbung bis 31. August 2013. Infos unter www.unart.net Thalia und Schule versteht sich als Theaterpädagogik für Schüler und Lehrer: Theater von innen kennen lernen bei Führungen durchs Theater, spiele­ rischen Vorbereitungen von Thalia-Stücken, bei Gesprächen mit Schau­ spielern, in Schülervorstellungen und unseren mobilen Produktionen, in den Tandem- und TUSCH-Schulpartnerschaften, bei Projekttagen zu Theaterberufen, als Schüler-Botschafter, durch Materialmappen und bei Lehrer-Lounges. Sie kommen zu uns, das Theater wird Lern- und Er­fah­ rungs­ort, wir gehen in die Schule und zeigen, wie lebendig Theater ist. In Hausbesuche bieten wir den Integrationskursen von Sprachschulen Begeg­ nungen mit Theater, szenische Proben und Backstage-Führungen an. Thalia mobil Klassenzimmerstücke spielen wir auch in Schulen: „Das ist Esther“ erzählt die Geschichte einer Holocaust-Überlebenden aus der Sicht der 17-jährigen Enkelin; „Chica Chica“ ist ein Stück über die Freund­ schaft zweier 15-jähriger Mädchen, der deutschen Tess, die ein loses Mundwerk hat, und der türkischen Imra, die ein Kopftuch trägt. Die Uraufführung „Ich komme aus Zigeunistan“ (AT) der Hamburger Autorin Christiane Richers beleuchtet „biografisch-fiktiv“ das Leben eines jugendlichen Sinto aus Hamburg-Wilhelmsburg. Ab 14 Jahren [email protected]/[email protected] Herbert Enge, Anne Katrin Klinge, Petra Urbanski, Nehle Mallasch Telefon 040.32 81 41 39 Fax 040.32 81 42 04 A –Z 99 Akademie Die Hamburger Theaterakademie ist ein langjähriger Partner in der Förderung des Theaternachwuchses. Regiestudierende zeigen ihre Abschlussinszenierungen im Thalia in der Gaußstraße, Schauspielstu­ dierende haben die Möglichkeit, in Thalia-Produktionen mitzuwirken. Regisseure des Thalia Theaters erarbeiten mit jedem zweiten Ab­ schluss­jahrgang eine Inszenierung mit den Schauspielstudierenden, so in der letzten Spielzeit Karin Neuhäuser, Ensemblemitglied und Re­ gisseurin, die Produktion „Frühlings Erwachen“ nach Frank Wedekind. Ballsaal Das Foyer des Thalia in der Gaußstraße ist ein geselliger Treffpunkt und Veranstaltungsort: ob Früh-Stücke, Tanztee, Premierenparties, Raum für Publikumsnachgespräche oder die Veranstaltungen der Reihe –›„Kraut & Rüben“ – hier hat das Thalia in der Gaußstraße sein Herzzentrum. Boy-Gobert-Preis Seit 1981 zeichnet die Körber-Stiftung junge Schauspielerinnen und Schauspieler der Hamburger Sprechbühnen aus, die am Beginn einer vielversprechenden Theaterkarriere stehen. Mittlerweile liest sich die Liste ehemaliger Preisträger wie ein „Who is Who“ der deutschen Theaterlandschaft: Susanne Lothar †, Ulrich Tukur, Michael Maertens, Martin Wuttke, Fritzi Haberlandt, Maren Eggert und viele andere. In den letzten beiden Jahren ging der Preis, der nach dem Schauspieler, Regisseur und ehemaligen Intendanten Boy Gobert benannt ist, an Schauspieler des Thalia Theaters: 2011 war Mirco Kreibich der Preisträger, im letzten Jahr erhielt Julian Greis den mit 10.000 € dotierten Nach­ wuchspreis. Bridging the Gap Die Reihe will zeigen, dass ein Dialog über Grenzen und auch deutliche Gegensätze hinweg möglich ist und Vorurteile überwindbar sind. Eingeladen sind internationale Persönlichkeiten aus Wissen­ schaft, Philosophie, Politik oder Kunst. So diskutierten im Thalia Theater u.a. Daniel Cohn-Bendit, Gesine Schwan, Michael Naumann, Michel Fried­ man, Julya Rabinowich, Alice Schwarzer, Claudia Roth, Sihem Badi, Hanan Ashrawi, Fania Oz-Salzberger, John Neumeier und Giovanni di Lorenzo über Europa und seine Intellektuellen, jüdische Identität, Pulverfass Nahost und Migrationshintergründigkeit. Eingeführt und moderiert von Joachim Lux und Sonja Lahnstein-Kandel. Die erfolg­ reiche Dialogreihe des Vereins zur Förderung des Israel-­Museums e.V. und des Thalia Theaters soll fortgesetzt werden. English surtitles – Übertitelung Thalia-Inszenierungen ohne Sprachbarrieren! Für unser internationales Publikum bieten wir einmal im Monat eine Vorstellung mit englischen Übertiteln an [–›S.87]. 100 101 Face to Face Wer arbeitet eigentlich außer den Schauspielern noch im Theater? Mitarbeiter und ihre Geschichten aus Malsaal, Betriebsbüro, Verwaltung oder Pförtnerloge können Sie im Filmprojekt unseres Leitenden Regis­ seurs Luk Perceval kennen lernen: www.thalia-theater.de/facetoface Karten kaufen und gleich zu Hause ausdrucken. Der geplante Webshop wird auch einen direkten Kartenkauf auf dem Smartphone ermögli­ chen. Entdecken Sie außerdem mit dem Smartphone die AugmentedReality-Welt des Thalia Theaters! Früh-Stücke Treffen Sie sich auch in dieser Spielzeit wieder an Sonntagvormit­ tagen um 11 Uhr mit Theaterleuten zum Brunch in der Gaußstraße! Informieren Sie sich über Spielplan, neue Premieren und Projekte. Bei spieler, Regisseure, Kaffee, Croissants und Brötchen erzählen Schau­ Dramaturgen, Bühnenbildner und Musiker von ihrer Arbeit und zeigen literarische oder musikalische Ausschnitte aus ihren neuen Produkti­ onen. Das Buffet ist ab 10 Uhr im –›Ballsaal der Gaußstraße geöffnet. Jung & mehr [–›S.96] bietet mit der Reihe Thalia Treffpunkt Kurse, Gruppen und Workshops für Jugendliche und andere Interessierte, die selbst Thea­ ter spielen oder mehr über die Arbeit am Theater erfahren möchten. Thalia und Schule öffnet Schülergruppen und Lehrern mit zahlreichen Angeboten die Türen ins Thalia. Mit Thalia mobil kommen wir an die Schule und spielen bei Ihnen unsere drei Klassenzimmerstücke. Führungen Die etwa 1½-stündige Führung zeigt überraschende Einblicke in die Welt des Theaters. Mit Details, Anekdoten und Geschichten geht es durch die Labyrinthe des traditionsreichen Hauses am Alstertor. Wir freuen uns auf Sie! Termine entnehmen Sie dem Monatsspielplan. Informati­ onen zu individuellen Gruppenführungen unter Telefon 040.32 81 4139 Gastspiele Das Thalia Theater trägt Hamburgs Kultur hinaus in die Welt – und heißt Gastspiele aus aller Welt willkommen [alle Reiserouten –› S.88]. Hamburger Theaternacht Das Thalia Theater präsentiert sich 2013 wie in jedem Jahr zur zehnten Hamburger Theaternacht am 7. September. In kurzen Konzerten, Lesungen und Ausschnitten aus Inszenierungen gewinnen Sie Eindrücke, bevor Sie die Theaterroute fortsetzen. Erleben Sie Ham­ burg und seine Theaterlandschaft einmal anders und lassen Sie sich überraschen! Wie man uns erreichen kann: mit Shuttle-Bussen, Alster­ schiffen, U- und S-Bahnen. Info: www.hamburger-theaternacht.de Hamburgische Dramaturgie Nach dem Vorbild von Lessings Theaterkritiken setzen sich Experten aus unterschiedlichen Bereichen kritisch und subjektiv mit Inszenierungen des Thalia Theaters auseinander. Homepage [–›S.94 ] Unsere Website www.thalia-theater.de informiert Sie über Inszenierungen und Projekte mit Fotos, Videotrailern und Texten. Sie können Kommentare zu allen Stücken schreiben, Beiträge im „Journal“ lesen – wie z.B. die –›Hamburgische Dramaturgie –, die Mitarbeiter hinter den Kulissen durch das Video­projekt –›Face to face kennen ler­ nen, unsere Gastspielauftritte durch Videotagebücher verfolgen, den Thalia-Newsletter bestellen u.v.m. Und natürlich können Sie ganz klassisch Termine und den Spielplan einsehen, einfach und schnell Körber Studio Junge Regie Wir zeigen das Theater von morgen! Zum alljährli­ chen Festival, das schon lange als Sprungbrett für junge Theater­ schaffende gilt, trifft sich der Regie-Nachwuchs der deutschsprachi­ gen Hochschulen sowie eines Gastlandes eine Woche lang im Thalia in der Gaußstraße. Das Forum, das 2013 zehnjähriges Bestehen feiert, zeigt die unterschiedlichen Herangehensweisen junger Regietalente an historische, politische und gesellschaftsrelevante Themen und stellt sie zur Diskussion. Das Körber Studio Junge Regie ist ein Festival der Universität Hamburg, des Thalia Theaters und der Körber-Stiftung unter der Schirm­herrschaft des Deutschen Bühnenvereins. Kraut & Rüben Unter diesem Label finden im –›Ballsaal [–›Thalia in der Gaußstraße] Dinge statt, die mit Altonaer Stadtteilkultur zu tun haben, sowie Lieder- und sonstige musikalische Abende und Performances. Lessingtage Lessing hatte einen Traum: eine interkulturelle Gesellschaft und ein Nationaltheater in Hamburg, ganz im Geiste der Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Das Thalia Theater veranstaltet in der fünften Spiel­ zeit das Festival „Um alles in der Welt – Lessingtage“, das die Idee des Dichters weiter denkt und alljährlich zwischen Ende Januar und An­ fang Februar, Lessings Geburts- und Todestag, stattfindet [–›S.82]. Mehl [Restaurant] In gemütlicher Atmosphäre gibt es im „Mehl“ gute Küche und leckere Pizza-Kreationen in bester Nachbarschaft! Das „Mehl“ begrüßt Sie in der Gaußstraße 190 ab 18 Uhr, Telefon 040.73 44 99 69. Nachtasyl [–›S.11] Ob Club, Konzert, Lesung, „Slam the Gong“ oder die zahlreichen wei­te­ren Formate: Es lohnt sich, die 111 Stufen hinaufzugehen! Die Theaterbar gehört allen – dem Publikum, den Schauspielern und Mit­ arbeitern des Thalias, die hier zu den schönsten Parties, zu Musik und 102 103 ungewöhnlichen Programmen einladen. Hier sehen Sie Inszeniertes und Improvisiertes. Es gilt ein Prinzip: Es wird Raum geschaffen für gemeinsame Geschichten, für direkten Aus­tausch und für Begegnun­ gen. Zusätzlich zum täglichen Barbetrieb ab 19 Uhr präsentieren wir ein Programm, das Sie unserem monatlichen Nachtasyl- Falter und dem Leporello entnehmen können. Kunst zu sehen sind. Im Sommer feiert das Stadtteilfest „Altonale“ hier gemeinsam mit dem Thalia Theater. Pfadfinder [–›S.87] Junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren mit Zuwande­ rungsgeschichte werden Theaterexperten und Festivalblogger. Be­ werbungen bis Oktober 2013 an [email protected] Programmhefte und alle weiteren Publikationen des Theaters erhalten Sie in unserem Kundenzentrum und an unserer Tageskasse am Alstertor. Social Media [–›S.94] facebook.com/thaliatheater.de hat über 10.300 Freunde, twitter/thaliatheater hat über 2.700 Follower, ein Youtube-Kanal ist online (youtube.com/user/thaliatheaterhh), die Ein­bindung von Pinterest und erweiterte Blogs sind in Planung. Das Theatercamp führte 2012 über 150 Social-Media-Fans und Spezialisten erstmals zu einem Treffen über Theater und Internet zusammen. Tanztee Würzige Teemischungen und kulinarische Kleinigkeiten, Gespräch und Tanz im –›Ballsaal im –›Thalia Gaußstraße. In Kooperation mit Samova. Thalia International [–›S.87] Das Programm, das aus „Thalia Migration“ hervor­ gegangen ist, versucht, Schwellen ins Stadttheater abzubauen. www.thalia-theater.de/international Thalia Kulturlandschaften [–›S.90] Stadt, Land, Thalia: Metropolregion Hamburg und Thalia Theater haben sich zusammengetan. Schauspieler spielen an außergewöhnlichen Orten in Hamburgs Umland. www.thalia-theater.de/ kulturlandschaften Tourismus Das Thalia Theater ist begehrter Touristikpartner. Besondere Preise für Großgruppen? Partnerhotels mit günstigen Tarifen? HamburgPakete im Verbund mit Hamburg Tourismus? Leistungen für Profis können Sie unter [email protected] anfragen. Universität Die Kooperation „Theater und Universität im Gespräch“ wird fortge­ setzt: Koordiniert von Prof. Dr. Ortrud Gutjahr (Uni HH), finden Sym­ posien zu Inszenierungen des Thalia Theaters statt. Hier begegnen sich Kunst und Wissenschaft und treten in einen kritischen und für beide Seiten anregenden Austausch. Beteiligt daran sind Regisseure, Dramaturgen, Schauspieler, Dozenten und Studierende. Thalia Campus Einmal pro Spielzeit sind bei dem zweiwöchigen Festival Studie­ rende eingeladen, das Thalia von innen kennen zu lernen und durch kostenlose Workshops mit Mitarbeitern sowie Führungen exklusive Einblicke in die Arbeit am Theater zu erhalten. Außerdem können sie alle Aufführungen in diesem Zeitraum für 7 Euro besuchen und bei Einführungen und Nachgesprächen zu den Inszenierungen mit den Produktionsteams ins Gespräch kommen. Näher dran geht nicht! Weltbühne [Restaurant] Ein Kaffeehaus in europäischer Tradition, eine Bühne jenseits des Theaters und doch ganz nah dran. Der Name leitet sich von der Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“ ab. 1926 übernahm Kurt Tu­ chol­sky die Leitung, 1927 Carl von Ossietzky. Der schrieb seine Leitarti­ kel meist im Kaffeehaus. Inhaber Tim Seidel betreibt auch die Pausen­ bewirtung sowie die Kantine des Thalia Theaters. Telefon 040.30 39 32 50 Thalia Freunde unterstützen das Theater finanziell bereits ab 200 Euro pro Jahr, junge Freunde sind für 1 Euro pro Lebensjahr dabei – dafür be­dankt sich das Theater mit Probenbesuchen, regelmäßigen Einladun­gen zu Premie­ ren, Empfängen undundund [–›S.110]… www.thalia-theater.de/freunde Impressum Herausgeber Thalia Theater GmbH, Alstertor, 20095 Hamburg Intendant Joachim Lux Kaufmännischer Geschäftsführer Ludwig von Otting Re­daktion Dramaturgie, Öf­fent­lich­keits­ar­beit, Marketing; ver­ antw.: Andreas Brüggmann, Susanne Meister, Anne Rietschel, Ursula Steinbach Mitarbeit GPS/Foto Moritz Hartmann, Rachelle Pouplier Foto­gra­fie Armin Smailovic (S.31–33; 36 –79, 104), Krafft Angerer (S.94 & 95), Andreas Brüggmann (S.4 & 91), Peter Bruns (S.114), Arno Declair (S.32), Fabian Hammerl (S.85 & 110), Marlies Henke (S.96), Bettina Stöß (S.33), Dimitri Van Zeebroeck (S.31) Gestaltung Andreas Brüggmann; Bureau Mirko Borsche Druck Ernst Kabel Druck Redaktionsschluss 27.03. 2013 Thalia in der Gaußstraße Nr. 190 ist eine Dependance des Thalia Theaters und zugleich ein Stadtteil-Theater von Altona. Studiobühne und Garage in der Gaußstraße sind Spielstätten, an denen nationale und internatio­ nale junge Künstler ihre Arbeiten präsentieren, junge, talentier­te Re­ gisseure entdeckt werden und Projekte aus den Grenz­bereichen der Verfüh rung i n Serie 105 Stehen Sie auch auf Abwechslung? Wir nehmen uns in dieser Saison zehn aufregende Dramen zur Brust. Sie als Abonnent sind mit schöner Regelmäßigkeit dabei; sehen alle Neuinszenierungen aus diesem Spiel­zeitbuch auf festen, persönlich ausgewähl­ten Plätzen Einmal im Monat ist nicht genug? – sogar in ausverkauften Vor- Bis Juni 2013 ins FestAbo einsteigen stellungen. Sie ken­nen alle Ter­ und zwei Freikarten für das Thalia in ­mine zu Beginn der Saison. Sie der Gaußstraße sichern! sparen bis zu 48%, Ihre Freunde 10%. Ihr Abo­Ausweis ist Ihr HVV-Ticket zum Theater und zurück. Im Thalia in der Gaußstraße erhalten Sie 50% günstigere Karten – wie auch bei Thalia-Auffüh­rungen in unserer Theaterbar „Nachtasyl“! Info und Beratung: Telefon 040.32 81 44 33 [email protected] 106 Service Karten 040.32 81 44 44 www.thalia-theater.de theaterkasse@ thalia-theater.de Adressen Thalia Theater Alstertor, 20095 Hamburg Telefon 040.328 14-0 Thalia Gaußstraße Gaußstraße 190, 22765 Hamburg www.thalia-theater.de E-Mail [email protected] Öffentliche Verkehrs­mit­tel Eintritts­ karte und FestAbo-Ausweis gelten am Veranstaltungs­tag vor und nach der Vorstellung als Fahr­karte im Gesamtbereich des HVV für alle Verkehrs­ mittel (auch AKN, Metronom, Regionalbahn, Schnellbus). Haltestellen Thalia Theater U/S Jungfernstieg, U Rathaus & U Möncke­bergstr. Thalia Gaußstraße ab S-Bahnhof Altona Metrobus 2 bis Haltestelle Gaußstraße Barrierefreiheit Vor dem Thalia Theater befinden sich zwei Be­hinder­ten­park­ plätze. Bitte melden Sie sich bei Erreichen des Theaters beim Vorderhaus­ personal in der Kassenhalle; wir begleiten Sie dann gerne zum barri­ erefreien Zugang an der Seite des Gebäudes. Höranlagen An der Garderobe (Parkett rechts) erhalten Sie kostenlose Hörhilfen. Darüber hinaus verfügt das Thalia Theater über eine Induktionsschleife. Karten Tageskasse Mo bis Sa 10 bis 19 Uhr; Sonn- und Feiertage 16 bis 18 Uhr. Telefon 040.328144 44 Fax 040.32814212 E-Mail [email protected] Gruppenbestellungen 040.32 81 44 22 Die Abendkasse ist ab 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet. Der vorgezogene Vorverkauf (VVVK) beginnt am 6. Juli und 6. Dezember für ausgewählte Vorstellun­ gen im Großen Haus. Jeden Monat gehen am 6. Kalendertag weitere Termine in den Vorverkauf, die das Programm des kommenden Monats sowie das der darauf folgenden 10 Tage bekannt geben. Zahlung per EC-/ Kreditkarte ist möglich. Online- und Print@Home-Tickets sind bis 2 Stun­ den vor der Vorstellung unter thalia-theater.de erhältlich. Zahlung nur per Kreditkarte. Für Smartphones ist ein mobiler Webshop in Pla­ nung. Karten für Eigenveranstaltungen des Nachtasyls: tickets.de Monatsspielplan kostenlos per Post oder E-Mail. Bestellen Sie unter theaterkasse @thalia-theater.de oder Tel. 040.32 81 44 44. Informationen und Tipps rund ums Thalia erhalten Sie mit unserem Newsletter per E-Mail. An­ 107 meldung unter [email protected] oder www.thalia-theater. de. Wir freuen uns über Ihren Kommentar auf unserer Website. Parkrabatt Im Hamburg-Cityparkhaus (ehem. Parkhaus Gertrudentor): Sie par­ ken 6 Stunden für nur 4 €. Zufahrt über Rosenstraße oder Raboisen; die Aus­fahrt ist jederzeit möglich. Entwertung des Tickets im Thalia-Foyer. Thalia schenken Karten, Abos, ThaliaCards auch zum Verschenken: Gutscheine an der Tageskasse, im Kundenzentrum oder unter www.thalia-theater.de Ermäßigungen Karten für Schüler, Studierende und BFD bis 30 Jahre bereits im Vorver­ kauf für 9 € (Premieren & Sonderveranstaltungen 12 €). Karten für ALG Iund ALG II- Empfänger 8 € (Premieren und Sonderveranstaltungen 11 €). Menschen mit Schwerbehinderung ab 50% sowie die ggf. auf dem Aus­ weis vermerkte Begleitung erhalten 50% Ermäßigung. Rollstuhlfahrer und ihre Begleitung zahlen vergünstigte Preise. Gruppen Bei einer Buchung von mindestens 10 Karten pro Vorstellung sitzen Gruppen in der nächsthöheren Platzgruppe. FamilienCard Für 15 €. Gültig für eine Spielzeit im Thalia, Staatsoper, Schauspiel­ haus. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen 6 €. Bis zu zwei be­ gleitende Erwachsene erhalten eine Ermäßigung von 10%. Aktion 500 Kostenloser Eintritt für junge Erwachsene mit Zuwanderungsbio­ grafie bis zum 18. Lebensjahr, ermöglicht durch die Rudolf Augstein Stiftung. Anmeldung: [email protected] freiKartE Vom 1. Oktober bis 30. Dezember erhalten Inhaber der freiKartE (Erst­ semester) eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn Freikarten! Kulturloge Hamburg e.V. vermittelt nicht verkaufte Eintrittskarten für Kultur­ veranstaltungen an Menschen mit geringen Einkünften. Anmeldung: [email protected], Telefon 0800 018 01 05 Hamburger Kulturschlüssel Viele Menschen können oder möchten nicht al­ leine ins Theater gehen; vielen fehlt das Geld. Der Hamburger Kultur­ schlüssel vermittelt Begleiter und Freikarten. Anmeldung unter [email protected] oder Telefon 040.412 63 00 32 109 Plätze & Preise 108 Abos Abonnementsbüro/Kundenzentrum Mo bis Fr 10 bis 18 Uhr, Tel. 040.32 81 44 33. E-Mail [email protected] – Hier beraten wir Sie gern. Abos Vorstellungen B-PremierenAbo 10 FestAbo Fr bis Sa Abend 8 FestAbo So bis Do Abend 8 FestAbo Versch. Tage (VTG) 8 FestAbo Sa & So Nachmittag 8 FestAbo Sonntag 17 Uhr 8 Jugend-FestAbo 8 WahlAbo 6 Super-WahlAbo 6 Jugend-WahlAbo 6 Das Paket Oper, Ballett, Thalia 6 FirmenAbo 4 A 320,-- 208,-- 176,-- 176,-- 136,-- 136,-- 108,-- 162,-- 207,-- 39,-- 190,-- 96,-- B C D 230,-- 170,-- 120,-160,-- 128,-- 88,-128,-- 100,-- 68,-128,-- 100,-- 68,-108,-- 80,-- 48,-108,-- 80,-- 48,-72,-- 56,-- 52,-117,-- 87,-- 57,-150,-- 108,-- 66,-39,-- 39,-- 39,-190,-- / / / / / Unser Festabonnement – für Sie nur das Beste Sie sehen die Stücke dieses Spielzeitbuches im ersten Jahr ab der Premiere. Ihre persönliche Abo­ ­beraterin wählt mit Ihnen Ihre garantierten Plätze aus – so sichern Sie sich auch in ausverkauften Vorstellungen die besten Plätze. Zu Beginn der Saison erhalten Sie alle Termine; halbjährlich liefern wir Ihnen die konkreten Stücke in der Programmvorschau „Das wird Ihr Jahr!“. Ihre Karten sind bis zu 48% günstiger als im Einzelkauf und ihr Abo-Ausweis ist auch ein HVV-Ticket vor und nach jeder Aufführung. Jederzeit ins Abo einsteigen: Ein Abo startet traditionell im Septem­ ber und enthält 8 Theaterabende. Der Einstieg ist jedoch zu jedem Zeit­ punkt möglich. Zum Beispiel im Mai: Sie sehen noch 2 Vorstellungen. Im Dezember: Sie sehen noch 6 Vorstellungen. Im Februar: Sie sehen noch 4 Vorstellungen. Der Preis wird prozentual angepasst. A B C D E Parkett Reihe 1– 11, Logenrang Parkett Reihe 12 – 16, Mittelrang Reihe 1 – 2 Parkett Reihe 17 – 18, Mittelrang Reihe 3 – 5 Oberrang Reihe 1 – 2, einzelne Plätze im Parkett Parkett Reihe 19 – 21, Oberrang Reihe 3 – 9, einzelne Plätze im Mittelrang einzelne Plätze im Mittel- und Oberrang ThaliaCard Die „BahnCard50“ fürs Theater – gültig für zwei Personen in allen Stücken unseres Repertoires (außer A-Premieren und Sonderveran­ staltungen), ein Jahr lang. Einstieg jederzeit. Nur 100 € I II III IV Preis- und Platzgruppen Sonntag Nachmittag So – Do Abend & Sa Nachmittag Fr – Sa Abend & Sonderpreis Premieren & Sonderpreis Firmenabo 4 Theaterabende mit Kollegen in der besten Platzgruppe inkl. Pro­ grammheft und Feierabendgetränk zu 96 €. Buchbar ab 20 Personen Thalia Gaußstraße Freie Platzwahl. Vorstellungen 20/9 €, Premieren 26/12 € Theaterbar Nachtasyl Freie Platzwahl. Preise je nach Veranstaltung WahlAbo Sie suchen sich selbst 6 Vorstellungen aus oder gehen 3-mal zu zweit oder 1-mal zu sechst ins Theater. Dabei sparen Sie bis zu 42%. A 27,-- 35,-- 48,-- 66,-- B 20,-- 26,-- 37,-- 55,-- C 13,50 19,-- 31,-- 44,-- D E 10,-- 6,-13,-- 7,-19,-- 9,50 27,-- 13,50 110 110 111 Förderer und Partner Förderer der Lessingtage 2014 Die Lessingtage werden vornehmlich durch Drittmittel finanziert. Weitere Förderer sind willkommen. Näher dran an Schau­spielern und Künstlern Die besten Premierenplätze exklusiv für Sie Mit dem Ensemble auf Gastspielreise Exklusive Sonderveranstaltungen „Theater hat die Aufgabe, Themen anzusprechen, die in einer schnelllebigen Medienwelt leicht vergessen werden.“ Robin Houcken, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung zur Förderung des Thalia Theater Projektförderer Partner des Thalia Theaters Kulturpartner Medienpartner thalia-theater.de/freunde Telefon 040.32 81 42 80 ‹–Das erleben Thalia Freunde! 112 Arbeit und Kunst Thalia = (altgriechisch) blühendes Glück, fröhliches Gelage Auszug aus dem Grußwort von Joachim Lux Dieses Buch ist ein Unikum. Denn es erzählt von „Arbeit und Kunst“. Arbeit aber ist im überkommenen Verständnis das Gegenteil von Kunst. Kunst ist – jedenfalls im (Schillerschen) Idealfall – reines, selbst­ver­ gessenes Spiel, bei sich selbst und frei sein. Nun ist uns das 19. Jahr­ hundert und seine Gedankenwelt schon lange fremd geworden, aber sie stimmte für das Theater ohnehin nie. Denn weder sind die dort Kunstschaffenden immer frei – schließlich arbeiten sie hart und ver­ richten überdies auch eine Dienstleistung am Publikum – noch sind die am Theater existierenden Berufe unfrei: Sie haben künstlerische Gestaltungsräume, von denen Schlosser und Schreiner in anderen Betrieben nur träumen… Von dieser Unschärfe zwischen „Arbeit und Kunst“ lebt das Theater. Dieses Buch ist aber auch aus einem anderen Grunde ein Unikum. Denn es erscheint aus einem Anlass, der uns heute seltsam anmutet: Das Thalia Theater wurde vor gut 100 Jahren, im Jahr 1912, neu gebaut, weil das alte Gebäude technisch nicht mehr genügte und weil man mehr Zuschauerplätze brauchte! Der Weg des Thalia aber ist einzigartig: Bei seiner Gründung 1843 wurde ihm strikt verboten, ernsthafte Stücke zu spielen. Das Thalia sollte kein Stadttheater werden, sondern, nomen est omen, ein Ort der heiteren Muse. Seinen Rang als Kunstinstitut und die damit ver­ bundene Freiheit hat es sich erst im Laufe der Zeit erkämpft. Sie besteht heute, dank staatlicher Un­ terstützung, in der Freiheit vor dem Kommerz. Schließlich ist dieses Buch eine Liebeserklä­ rung ans Thalia Theater und seinen besonderen Geist. Denn es war immer schon und ist bis heute ein Theater, an dem Gewerke und Künstler eng zusammenarbeiten. Ohne das künstlerische Ethos der vielen handwerklichen Berufe ginge hier gar nichts. Sie gehören zur Kunst wie die Kunst selbst. Christine Ratka Das Thalia Theater „Von morgens bis mitternachts“. Eine Zeitreise durch Arbeit und Kunst ISBN 978-3-86218-051-6 Dölling und Galitz Verlag 160 S., 140 Abbildungen, 14,90€ Ab Mai im Buchhandel erhältlich Mit eBook zum Download ab September e Unsekr arte r KultuMBURG HA Unsere Containerschiffe tragen jeden Tag ein Stück Hamburg in die Welt und die Welt nach Hamburg. Dabei vergessen wir jedoch nicht, dass nicht allein der Handel unsere Heimatstadt erfolgreich und lebendig macht. Mit der Hapag-Lloyd Stiftung helfen wir deshalb, Hamburg auch in der Welt der Kultur zu einem bedeutenden Standort zu machen und fördern Theater, Ballett, Musik und Museen in der Hansestadt. 114 Kunst ist Arbeit. Bertolt Brecht Menschen, die hinter den Kulissen die Arbeit der Künstler er­ möglichen. Fotografiert von Peter Bruns, dem Leiter der Thalia-Tischlerei. Zu sehen im Mittelrangfoyer bis 19. Juni; danach unter www.thalia-theater.de/theaterleute Thalia Theater Spielzeit 2013 & 2014 201 201 3&2 3&2 014 014 2013 2014