Die Theorie des Monopols Schülerseminar anlässlich des Wissenschaftsjahrs 2008 Mathematik – 17. September 2008 von Jr.-Prof. Dr. Ingrid Ott Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Agenda Hintergründe Marktformen: Wettbewerb, Kartell und Monopol Wohlfahrtskonzept Theorie Diskussion Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 2 Merkmale des vollständigen Wettbewerbs: Beispiel ‚Markt für Bier‘ Viele Anbieter Einzelne Anbieter können auf den Marktpreis keine Einfluss nehmen („Preisnehmer“) Nachfrager sind vollständig informiert und sehen alle Kneipen als ein „homogenes Gut“ an Produzenten und Konsumenten erreichen hohe Renten Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Marktgleichgewicht auf dem Markt für Bier bei vollkommener Konkurrenz Angebots- und Nachfragefunktion: Zusammenhang zwischen Preis und Menge 1 GK = 1 + x 4000 1 P = 5− x 4000 Schnittpunkt liefert Gleichgewichtspreis und –menge © Pearson Studium 2007 Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 4 Wohlfahrtskonzept: Konsumentenrente und Produzentenrente Konsumentenrente: Differenz zwischen der Zahlungsbereitschaft und dem Preis des Produkts Produzentenrente: Differenz zwischen dem Marktpreis und jenem Preis, zu dem ein Produzent sein Gut (gerade noch) anbieten würde (Reservationspreis) © Pearson Studium 2007 Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 5 Anreiz für Anbieter, den Wettbewerb zu beschränken Für Anbieter ist der vollständige Wettbewerb kein anzustrebender Zustand (Bofinger (2007), Kap.8) Versuch, den Preis zum Aktionsparameter zu machen, um so ... den Konsumenten einen möglichst großen der Teil der Konsumentenrente abzunehmen Formen: Kartell, d.h mehrere Anbieter vereinbaren den Preis gemeinsam (Kollusion). Setzt begrenzte Zahl der Anbieter sowie Koordination ihres Verhaltens voraus. Monopol, nur noch ein Anbieter Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Kartell am Biermarkt: Anbieter beschließen, 4€ zu verlangen © Pearson Studium 2007 Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Effekte Die Anbieter erhöhen ihre Produzentenrente von 8000 auf 10000 Die Konsumenten verlieren Konsumentenrente: statt 8000 nur noch 2000 Summe von Produzenten- und Konsumentenrente sinkt von 16000 auf 12000 Fazit: Die gesellschaftliche Wohlfahrt sinkt durch Wettbewerbsbeschränkungen im Vergleich zur Situation mit vollständigem Wettbewerb Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 8 Monopol auf dem lokalen Biermarkt Alle Bierlokale werden von einem Betreiber aufgekauft. Wie findet dieser den für ihn optimalen Preis? Ausgangspunkt: Konzept der Preiselastizität der Nachfrage: Um wieviel Prozent verändert sich die nachgefragte Menge, wenn der Preis um ein Prozent gesenkt wird? Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 9 Allgemeiner Zusammenhang bei Bewegung auf Nachfragekurve Eckpunkte Prohibitivpreis: Preis zwar hoch, die nachgefragte Menge ist aber Null und damit auch der Umsatz. Sättigungsmenge: Menge maximal, Preis gleich Null, Umsatz ist ebenfalls Null Dazwischen: Umsatz verläuft als Parabel. Steigt an ausgehend vom Prohibitivpreis, erreicht Maximum genau bei der halben Sättigungsmenge und fällt dann wieder auf Null. Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Umsatz: Preis multipliziert mit der Menge 1 ⎛ ⎞ P*x = ⎜5 − x ⎟*x 4000 ⎠ ⎝ Preis in € Menge Umsatz 5.00 0 0 4.50 2.000 9.000 4.00 4.000 16.000 3.50 6.000 21.000 3.00 8.000 24.000 2.50 10.000 25.000 2.00 12.000 24.000 1.50 14.000 21.000 1.00 16.000 16.000 0.50 18.000 9.000 0 20.000 0 © Pearson Studium 2007 Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 11 Nachfrage und Umsatz in allgemeiner Form © Pearson Studium 2007 Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Formale Herleitung U = p(x) x mit x als Menge und p als Preis. Lineare Nachfragefunktion: p = a – bx, Achsenabschnitt a als Prohibitivpreis, Umsatz dann als Parabel: U = ax – bx². Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 13 Formale Herleitung (Fortsetzung) Maximaler Umsatz, wenn wir diese Gleichung nach x ableiten: dU/dx = a - 2bx (Grenzerlös) für dU/dx = 0 folgt x =a/2b. Die Sättigungsmenge erhalten wir für p=0, 0 =a – bx, d.h. x=a/b Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 14 Preiselastitzität der Nachfrage ε x,p = |(Δxn/xn)/(Δp/p)| Als Betrag definiert, da die Elastizität sonst immer negativ wäre ε > 1: Bereich der Nachfragekurve, der links von a/2b liegt: Menge steigt über-proportional, wenn Preis gesenkt wird → Umsatz steigt ε < 1: Bereich der Nachfragekurve, der rechts von a/2b liegt: Menge steigt unter-proportional, wenn Preis gesenkt wird → Umsatz sinkt Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 15 Was macht der Monopolist mit dieser Information? In Wettbewerbssituation lag der Preis im Bereich mit ε >1. Preissenkung würde also Umsatz erhöhen Aber: wegen steigender Grenzkosten nehmen auch die Kosten zu Also: Monopolist muss Preis so setzen, dass sein Gewinn maximal wird Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 16 Herleitung Gewinn = Umsatz - Kosten Maximaler Gewinn: Gewinnfunktion ableiten nach x dG/dx = dU/dx - dK/dx = 0 -> Grenzerlös=Grenzkosten Grafische Lösung für optimale Angebotsmenge: Schnittpunkt der Grenzerlös-Kurve mit der Angebotskurve (Grenzkostenkurve) Preis wird dann auf der Nachfrage-Kurve für diese Menge ermittelt Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 17 Berechnungen Nachfragefunktion: p = 5- 1/4000x Umsatz: U = 5x - 1/4000x² Grenzerlös (dU/dx): GE = 5 - 1/2000x Grenzkosten: (=Angebotskurve) GK = 1/4000x + 1 Optimaler Output für Monopolisten (GE=GK): 5-1/2000x=1/4000x-1 x*=5333 In Nachfragefunktion: p* = 5 - (1/4000) 5333 = 3 2/3 Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 18 Kosten und Umsatz des Monopolisten © Pearson Studium 2007 Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 19 Grafische Darstellung Auguste Antoine Cournot © Pearson Studium 2007 Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 20 Vergleich der Wohlfahrt für verschiedene Marktformen Konsumenten- Wettbewerb Kartell Monopol 8.000 2.000 3.573,11 8.000 10.000 11.519,28 16.000 12.000 15.092,39 --- 4.000 907,61 rente Produzentenrente Wohlfahrt WohlfahrtsVerlust Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 21 Ergebnis für das Monopol Es wird wie schon im Kartell weniger angeboten als bei vollständigem Wettbewerb Effekte auf Konsumenten- und Produzentenrente wie im Kartell-Beispiel, d.h. insgesamt sinkt Wohlfahrt Genaue Berechnung des Cournot‘schen Punktes zeigt, dass Wirte im Kartell-Beispiel einen zu hohen Preis fixiert haben Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 22 Monopole und Kartelle sind verboten Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) § 1 Kartellverbot § 36: Zusammenschlüsse dürfen nicht zu marktbeherrschender Stellung führen § 19 Abs. Definition einer marktbeherrschenden Stellung Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 23 Wann liegt eine marktbeherrschende Stellung vor? Bei einem Unternehmen: Marktanteil von mindestens einem Drittel Bei zwei und drei Unternehmen: Marktanteil von 50 % Bei vier und fünf Unternehmen: Marktanteil von zwei Dritteln -> Regulierung Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 24 Literatur: Bofinger, Peter (2007): Grundzüge in die Volkswirtschaftslehre – Eine Einführung in die Wissenschaft von Märkten, 2. Auflage Vielen Dank für Ihr Interesse Kontakt: [email protected] Wissenschaftsjahr 2008 Mathematik * Theorie des Monopols * IO * 17.09.2008 Seite 25