Sprachbarrieren in der Krefelder Innenstadt Zwei Meter große Wörter stehen im Weg. Große Lettern in fremden Sprachen verbergen zunächst ihren Sinn. Ab dem 20. September regt eine Installation der Hochschule Niederrhein zur Diskussion über die Vielfalt von Sprache in Deutschland an. Sprache kann Barriere sein oder Zugang. Sie kann Menschen teilhaben lassen oder ausgrenzen. In Deutschland leben 7.5 Millionen sogenannte funktionale Analphabeten, denen sich Wörter und Sätze nicht so einfach erschließen, wie den meisten von uns. Menschen, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, haben es besonders schwer und bilden einen großen Teil dieser Gruppe. Doch Kommunikation ist immer auch ein wechselseitiger Prozess. Wie also sprechen wir, die das Deutsche perfekt beherrschen, mit Menschen, die dies nicht tun? Wie heißen wir Migranten in unserem Land willkommen? Welchen Wert hat Sprache? Ist sie Teilhabe oder Ausgrenzung? Auf diese bewussten oder unbewussten Mechanismen der Sprache und Kommunikation, die besonders in Deutschland lebende Zuwanderer alltäglich erfahren, möchte ein Team des Fachbereichs Design der Hochschule Niederrhein unter Leitung von Prof. Nora Gummert-Hauser und Dipl. Des. Jeannette Weber vom 20. bis zum 29. September in der Krefelder Innenstadt aufmerksam machen. Parallel zu der Interkulturellen Woche werden 3-dimensionale Wörter auf dem Von-der-Leyen-Platz, auf der Ecke Sankt-Anton-Straße/Von-der-Leyen-Platz und dem Bahnhofsvorplatz platziert. Bei den Installationen handelt es sich um das Wort „ICH“ in fünf verschiedenen Sprachen: BEN – türkisch, IO – italienisch, JA – polnisch, EGO – griechisch und IK – niederländisch. Die Auswahl fiel auf diejenigen Sprachen, die statistisch in Krefeld, neben der deutschen Sprache, am häufigsten gesprochen werden. Das Wort ICH wurde gewählt um zu verdeutlichen, wie individuell und persönlich Sprache ist. Aber es kann auch auf einer weiteren Ebene wahrgenommen werden: „ICH“ selbst bin dafür verantwortlich, ob die Sprache zur Brücke oder zur Barriere wird – und das gilt für alle am Kommunikationsprozess Beteiligten, sowohl Muttersprachler als auch Migranten. Ein großes Zitat, welches in zwei Sprachen auf jedem Wort angebracht ist, ist schon von weitem sichtbar. Es erzählt von ganz persönlichen Gedanken der eingewanderten Menschen – von den Persönlichkeiten hinter Einwanderungsstatistik oder Sprachstudie. Kommt man näher, kann man um die Worte herumgehen und einfache Texte und Fragen entdecken, die auf den Buchstaben angebracht sind. Die Denkanstöße zu den Themen Sprache, Migration, Bildung, Teilhabe, Arbeit und Vielfalt sollen eine Diskussion über sprachliche Vielfalt in Deutschland anregen. Ermöglicht wurde der Bau der Installation durch den Gewinn des Hochschulwettbewerbs „Den demografischen Wandel gestalten – aber wie? – Nachwuchswissenschaftler kommunizieren ihre Arbeit“, ausgerichtet von Wissenschaft im Dialog und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung im Wissenschaftsjahr 2013 – Die demografische Chance.* Ein besonderer Dank geht auch an die Stadt Krefeld für die schnelle und kompetente Unterstützung bei der Auswahl der Orte, die für die Installation in Frage kamen. Der Hochschulwettbewerb existiert seit 2007 und wird im Rahmen des diesjährigen Wissenschaftsjahres von Wissenschaft im Dialog durchgeführt. Im Wissenschaftsjahr 2013 stehen dabei drei Handlungsfelder im Mittelpunkt: Wir leben länger. Wir werden weniger. Wir werden vielfältiger. Das Wissenschaftsjahr wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit der Initiative Wissenschaft im Dialog sowie zahlreichen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur ausgerichtet, macht Forschung und Wissenschaft erlebbar und fördert die gesellschaftliche Debatte über Herausforderungen und Chancen des demografischen Wandels. www.demografische-chance.de „Projekt Sprachbarrieren“ ist Gewinner beim Hochschulwettbewerb „Den demografischen Wandel gestalten – aber wie? Nachwuchswissenschaftler kommunizieren ihre Arbeit“ im Wissenschaftsjahr 2013 – Die demografische Chance und wurde mit 10.000 Euro für die Umsetzung prämiert.