Hilfe – Herzrisiko!

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Hilfe – Herzrisiko!
Patienten-Handbuch zu
Koronarer Herzkrankheit
und Herzinsuffizienz
2
Hilfe – Herzrisiko! Patienten-Handbuch zu
Koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz
Inhalt
Vorworte
Sie stehen im Mittelpunkt _____________________________________________ Seite 4
Verbündete für Herzgesundheit _________________________________________ Seite 5
Kapitel
Hilfe – Herzrisiko!
Patienten-Handbuch zu
Koronarer Herzkrankheit
und Herzinsuffizienz
1
Kapitel
2
Kapitel
3
Kapitel
4
Kapitel
5
7.000 Liter Blut pro Tag
Herz und Gefäße – die Hochleistungsorgane ______________________________ Seite 6
Von Arterien und Venen _______________________________________________ Seite 12
Hat das Herz ein Geschlecht? _________________________________________ Seite 17
Bewegungsarmut, Stress, Rauchen ...
Welche Gefahren lauern dem Herzen? __________________________________ Seite 18
Warnzeichen, Schmerzen, Infarkt
Was ist eine KHK und wie erkenne ich sie? ______________________________ Seite 30
Infarkt: akute Gefahr fürs Herz ________________________________________ Seite 33
Erschöpfung, Atemnot, NYHA-Stadien
Was ist eine Herzinsuffizienz? _________________________________________ Seite 36
Bewegung, Ernährung, Entspannung
Was können Sie selbst tun? ___________________________________________ Seite 40
Rauchen: Aufhören senkt das Risiko ___________________________________ Seite 42
Setzen Sie sich in Bewegung __________________________________________ Seite 47
Weniger Gewicht – gesünderes Herz ____________________________________ Seite 50
Stress reduzieren: In der Ruhe liegt die Kraft ____________________________ Seite 59
Blutdruck kontrollieren _______________________________________________ Seite 62
So sorgen Sie für den Notfall vor _______________________________________ Seite 63
Hilfe – Herzrisiko! Patienten-Handbuch zu
Koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz
Risikominimierung
Was kann der Arzt tun? _______________________________________________ Seite 66
Behandlung der KHK
Fortschreiten bremsen _______________________________________________ Seite 74
Ballone und Umleitungen _____________________________________________ Seite 78
Behandlung beim akuten Herzinfarkt ___________________________________ Seite 83
Die Rehabilitation ___________________________________________________ Seite 84
Behandlung der Herzinsuffizenz
Mehr Kraft für müde Pumpen _________________________________________ Seite 86
Was Sie selbst tun können ____________________________________________ Seite 88
Ein neues Herz ______________________________________________________ Seite 89
DMP – Disease-Management-Programm
Behandlung mit System ______________________________________________ Seite 90
AOK-Curaplan Koronare Herzkrankheit __________________________________ Seite 94
Die persönliche Dokumentation ________________________________________ Seite 95
Glossar – die wichtigsten Fachausdrücke _____________________Seite 100
Stichwortverzeichnis ___________________________________________Seite 103
Impressum ______________________________________________________Seite 104
3
Inhalt
Kapitel
6
Kapitel
7
Kapitel
8
Kapitel
9
Vorstandsvorsitzender des
AOK-Bundesverbandes
Hilfe – Herzrisiko!
Verbündete für Herzgesundheit
Es gibt Krankheiten wie zum Beispiel
Schnupfen, die sind vor allem lästig. Obwohl
man sich unmittelbar krank und angeschlagen fühlt, richten sie in der Regel keinen
bleibenden Schaden an und sind nach ein
paar Tagen überstanden.
Eine Koronare Herzkrankheit (KHK) ist so
ziemlich das Gegenteil davon. Sie kommt
auf leisen Sohlen. Die Ursachen, nämlich
Ablagerungen in den Gefäßwänden, bestehen meist jahrelang, ohne dass man irgendetwas davon bemerkt. Erst nach Jahren
treten Symptome wie Herzschmerzen auf.
Bei vielen kommt es auch ohne irgendeine
Vorwarnung zu lebensbedrohlichen Situationen. Dann nämlich, wenn ein Herzinfarkt
innerhalb von Minuten das ganze Leben infrage stellt. Die moderne Medizin hat große
Anstrengungen unternommen, um diese
Erkrankung in den Griff zu bekommen. Sie
ist noch nicht am Ziel, aber sie ist ein großes
Stück weiter.
Man kennt heute viele Risikofaktoren, die zu
den Gefäßablagerungen führen. Und man
hat Medikamente dagegen entwickelt. Mindestens genauso wichtig wie die richtigen
Arzneimittel ist aber die Eigeninitiative. Nur
wem es gelingt, riskante Angewohnheiten
wie das Rauchen in den Griff zu bekommen,
kann sich optimal vor einem Voranschreiten
der KHK schützen. Dazu braucht es Informationen, Kraft und gute Verbündete.
Ein möglicher Verbündeter ist der Hausarzt.
Er kann beispielsweise im Rahmen eines Disease-Management-Programmes dabei helfen,
dass kein Risikofaktor übersehen wird. Er klärt
auf und unterstützt mit Informationen zur
Erkrankung. Mit ihm kann man Behandlungsziele vereinbaren und er kann einem bei der
Erreichung dieser Ziele mit Rat und Tat zur
Seite stehen.
Natürlich verfügt das Gesundheitssystem auch
über Spezialisten, die im Fall der Fälle wissen,
was zu tun ist. Experten, die ein Herzkranzgefäß mit einem winzigen Ballon wieder öffnen
können, oder Chirurgen, die am offenen Herzen mit haarfeinen Fäden Gefäßumleitungen
einnähen. Besser jedoch, wenn es erst gar nicht
so weit kommt, dass man deren Künste in Anspruch nehmen muss. Dieses zu verhindern,
ist eine wesentliche Aufgabe der Hausärzte,
unterstützt von Disease-Management-Programmen und nicht zuletzt Handbüchern wie
dem, welches Sie gerade in Händen halten.
Eine informative Lektüre wünscht
Ihr Ulrich Weigeldt
5
Vorwort
6
1. Kapitel
7.000 Liter Blut pro Tag
Herz und Gefäße – die Hochleistungsorgane
Ulrich Weigeldt
Facharzt für
Allgemeinmedizin,
Bundesvorsitzender des
Deutschen
Hausärzteverbandes
7.000 Liter Blut pro Tag
Herz und Gefäße – die Hochleistungsorgane
7
Kapitel 1
Das Herz steht als Symbol für Liebe und
Zuneigung. Medizinisch gesehen ist es
vor allem eine Pumpe.
Vier Kammern
8
Kapitel 1
Das Herz ist durch
eine Scheidewand
und zwei Herzklappen in vier Hohlräume gegliedert.
Das menschliche Herz besteht vor allem aus
Muskeln. Es befindet sich in der Mitte des
Brustkorbs und hat eher die Form einer Mango als die jener stilisierten Herzen, die man auf
Hochzeitskarten sieht. Schaut man in ein Herz
hinein, so stellt man fest, dass es in mehrere
Hohlräume gegliedert ist. Eine Scheidewand
unterteilt eine rechte und eine linke Hälfte.
Beide Hälften sind ähnlich aufgebaut. Jede ist
obere
Hohlvene
Aorta
D
as Herz gilt schon seit jeher als besonderes Organ. Kein anderes ist so von
Mythen umrankt. Es ist noch nicht lange her,
da galt das Herz als Sitz der Seele und Gefühle.
Redewendungen wie „herzlich willkommen“,
„jemanden herzen“, „das Herz an jemanden
verlieren“ oder „ein herzensguter Mensch
sein“ sind bis heute erhalten geblieben. Und
noch immer gilt ein stilisiertes Herz als Symbol der Liebe und Zuwendung.
Die moderne Medizin und Wissenschaft hat
diese Mythen ein wenig entzaubert. Sie sieht
in unserem Herzen vor allem eine Pumpe,
deren Arbeit sich auf vielfältige Weise beschreiben und überwachen lässt. Und trotzdem bleibt auch wissenschaftlich betrachtet
noch genug Raum für Faszination. Denn auch
wenn wir heute am offenen Herzen operieren
können, gelingt es noch immer nicht, künstliche Pumpen zu bauen, die das Herz dauerhaft
ersetzen. Kein Material der Welt hält jahrelang
den Leistungen stand, die unser Herz tagtäglich vollbringt.
Wussten Sie schon...
... dass das Herz jeden Tag ungefähr 7.000 Liter Blut pumpt?
Das entspricht ca. 25 Badewannen.
Lungenvene
linker
Vorhof
Mitralklappe
rechter
Vorhof
Aortenklappe
linke
Kammer
Pulmonalklappe
Trikuspidalklappe
... dass das Gewicht des Herzens nicht einmal ein halbes
Prozent des Körpergewichts ausmacht (0,4 – 0,45 %)?
... dass eine Faustregel besagt, dass ein menschliches
Herz mindestens so groß ist wie die geschlossene Faust
seines Trägers?
Lungenarterie
untere Hohlvene
rechte
Kammer
durch segelartige Herzklappen (Trikuspidalund Mitralklappe) in einen Vorhof und eine
Herzkammer unterteilt. Insgesamt hat das
Herz also vier Hohlräume.
Die segelartigen Herzklappen wirken wie
ein Rückschlagventil: Wenn das Herz sich
zusammenzieht, schließen sich die Segelkappen und verhindern, dass das Blut in
den Vorhof zurückläuft. Gleichzeitig öffnen
sich jene Klappen, die sich an den Ausgängen
der Herzkammern befinden (Pulmonal- und
Aortenklappe), und lassen so das Blut in die
Hauptschlagadern entweichen. Entspannt
sich das Herz wieder, so verhindern sie, dass
das gepumpte Blut aus den Schlagadern ins
Herz zurückläuft. Die Ventile werden auch
als Herzklappen bezeichnet. Sie sind dafür
verantwortlich, dass das Blut nur in eine Richtung fließt.
Sauerstoff für den
Herzmuskel
Wie alle Organe braucht auch das Herz Sauerstoff und Nährstoffe. Diese kann es aber nicht
aus dem Blut holen, das sich in den Herzkammern befindet, weil es zu schnell fließt.
Die Blutversorgung des Herzens geschieht
vielmehr über Gefäße an seiner Außenseite.
Weil diese Gefäße wie ein Kranz um das Herz
herum angeordnet sind, spricht man auch von
Herzkranzgefäßen oder Koronargefäßen. Zu
ihnen gehören Arterien und Venen. Für die
Herzgesundheit besonders wichtig sind die
Herzkranzarterien. Zwei davon entspringen
kurz hinter der Aortenklappe.
rechter Vorhof
linker Vorhof
rechte
Koronararterie
linke
Koronararterie
rechte Kammer
linke Kammer
Ungefähr 5 % des Blutes, das vom Herz gepumpt wird, fließt in diese Herzkranzarterien und versorgt so den Herzmuskel. Leider
leiden viele Menschen an Problemen mit den
Herzkranzgefäßen. Wenn die Koronararterien
beispielsweise durch eine Gefäßverkalkung
verengt werden, kann es zu einem Sauerstoffmangel im Herzmuskel kommen. Dieser
Sauerstoffmangel kann Herzschmerzen verursachen und sogar zum Absterben von Teilen
des Herzmuskels führen. Herzerkrankungen,
die durch Veränderungen der Koronargefäße
verursacht werden, bezeichnet man als Koronare Herzkrankheit oder kurz KHK.
weise am Handgelenk spüren können, ist
nichts anderes als die Druckwelle, die durch
das Zusammenziehen des Herzens in den
Schlagadern erzeugt wird. Der Blutdruck besteht aber immer aus zwei Werten: Der obere
Wert wird dann erreicht, wenn sich das Herz
vollständig zusammenzieht. Die Mediziner
nennen diese Phase der Herzarbeit Systole.
Der untere Wert entspricht der völligen Entspannung des Herzmuskels. Die Mediziner
nennen diesen Zustand Diastole.
Die Hauptaufgabe des Herzens besteht darin, sich rhythmisch zusammenzuziehen und
durch diese Kontraktionen das Blut durch den
Körper zirkulieren zu lassen. Die Pumparbeit
des Herzens ist auch für Puls und Blutdruck
verantwortlich. Der Puls, den wir beispiels-
Kapitel 1
10
Kapitel 1
Mit einem Stethoskop kann der Arzt
einigen Herzkrankheiten auf die Spur
kommen.
Diastole:
füllen
Man kann es hören und
fühlen
Das Zusammenziehen und Entspannen des
Herzens nehmen wir nur in Ausnahmesituationen bewusst wahr. Trotzdem sind die
Bewegungen des Herzens am Brustkorb für
uns selbst und andere deutlich fühlbar und
akustisch wahrnehmbar. Mit einem Stethoskop kann ein geübtes Ohr sogar Details heraushören und manchen Herzkrankheiten auf
die Spur kommen. Wenn man mit einem Stethoskop genau hinhört, kann man zwei Herztöne unterscheiden. Es klingt ungefähr wie:
bumm, tack, bumm, tack, bumm, tack. Der
erste Herzton, das Bumm, kommt zustande,
wenn sich die Muskulatur der Herzkammer
ruckartig zusammenzieht. Der zweite Ton, das
Tack, entsteht dann, wenn die Arterienklappen schließen. Eventuell zusätzlich hörbare
Geräusche können Hinweise auf Herzerkrankungen wie zum Beispiel Herzklappenfehler
liefern.
Wie schnell und wie kräftig das Herz schlägt,
hängt davon ab, wie viel Sauerstoff und damit
Blut von den Geweben benötigt wird. In Ruhe
und im Schlaf arbeitet es mit durchschnittlich 70 Schlägen recht gemächlich und pumpt
ungefähr 5 Liter pro Minute. Unter Belastung
kann es problemlos einen Gang zulegen und
seine Leistung auf ca. 25 Liter pro Minute
steigern. Allerdings schafft es diese Leistung
nicht auf Dauer.
Wenn das Herz bis zum Hals
schlägt
Systole:
Puls und Druck
9
pumpen
Durch die Kontraktion des Herzens
wird das Blut
aus den Kammern
in die Arterien
gepresst. Entspannt
sich das Herz, werden die Kammern
aus den Vorhöfen
wieder befüllt.
Das Arbeitstempo des Herzens wird unter
anderem vom Gehirn reguliert. Das geschieht
normalerweise über spezielle Nervenbahnen.
In manchen Situationen treibt das Gehirn das
Herz sogar schon an, bevor ein erhöhter Sauerstoffbedarf besteht. Bei starken Gefühlen,
zum Beispiel in Gefahrensituationen, geht es
davon aus, dass bald viel Sauerstoff benötigt
wird. Dann veranlasst das Gehirn die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe, die über
den Blutweg das Herz antreiben. Einer dieser
Botenstoffe ist Adrenalin. Adrenalin veranlasst das Herz zu besonders schnellen und
starken Kontraktionen und lässt den Blut-
druck steigen. In solchen Situationen kommt
es dann vor, dass wir unser Herz bis zum Hals
schlagen spüren; und wahrscheinlich ist dies
der Grund dafür, dass es lange Zeit als Sitz der
Gefühle erachtet wurde.
In Wahrheit bereitet sich unser Körper mit
diesem Antreiben des Herzens auf eine Flucht
oder einen Kampf vor. Als die Menschen
noch Jäger und Sammler waren, war das ein
überlebenswichtiger Mechanismus, der in
Stresssituationen über Leben und Tod entscheiden konnte. Heute sind lebensgefährliche Situationen zum Glück selten geworden
und wir müssen kaum noch flüchten oder
kämpfen. Unser Hirn reagiert aber immer
noch genauso wie damals und treibt das Herz
an. Diese zusätzliche und meist überflüssige
Herzarbeit in Stresssituationen ist der Grund
dafür, dass Stress heute meist schädlich für
das Herz ist.
Elektrische Steuerung
Das Gehirn regelt zwar die Geschwindigkeit
und die Kontraktionskraft des Herzens, es
sendet aber nicht für jeden Herzschlag einen
Nervenimpuls. Die elektrischen Impulse,
die den Herzmuskel zum Zusammenziehen
bringen, werden vom Herzen selbst erzeugt.
Es sind spezielle Zellen innerhalb der Herzmuskulatur, die als Taktgeber fungieren. Dazu
produzieren sie in regelmäßigen Abständen
schwache elektrische Impulse. Andere Zellen
haben sich auf die Weiterleitung der Impulse
spezialisiert. Sie verteilen die Ströme im ganzen Herzmuskel. Die Folge der elektrischen
Reizung ist dann ein Zusammenziehen des
Herzmuskels, was auch als Kontraktion bezeichnet wird.
Die elektrische Aktion des Herzens lässt sich
mit empfindlichen Instrumenten auch außen
am Körper messen. Das Resultat ist ein so-
Mithilfe von
empfindlichen
Messgeräten lässt
sich die elektrische
Herzaktion in
Form eines Elektrokardiogramms
aufzeichnen.
11
Kapitel 1
12
Kapitel 1
Wussten Sie schon...
... dass das Herz ungefähr 5–10 %
des von ihm gepumpten Blutes für
seine eigene Versorgung benötigt?
... dass das Herz in Ruhe 50- bis
80-mal pro Minute schlägt, dass es
diese Schlagfrequenz bei Belastung
aber auf bis zu 200 Schläge pro
Minute steigern kann?
... dass bei Säugetieren die Herzfrequenz von der Körpergröße abhängt?
Das Herz der winzigen Etruskerspitzmaus schlägt 1.000-mal und das des
Blauwals nur 6-mal pro Minute.
... dass das Herz von Kindern schneller
schlägt als das von Erwachsenen?
Bei Neugeborenen beträgt die
Herzfrequenz 120–160 Schläge
pro Minute.
genanntes Elektrokardiogramm, das besser
unter der Abkürzung EKG bekannt ist. Bei
dieser häufig angewandten Untersuchung
schreibt ein Zeiger, an dem ein Stift befestigt
ist, die gemessenen elektrischen Impulse auf
ein Millimeterpapier, das unter dem Stift hindurchgezogen wird.
Dadurch entsteht eine zackige Linie auf dem
Papier. Aus dem Verlauf dieser Linie kann ein
Arzt viele Informationen über die Funktion
des Herzens herauslesen. Er sieht zum Beispiel, ob es regelmäßig schlägt und ob sich die
elektrischen Impulse korrekt im Herzmuskel
ausbreiten oder ob ein Teil des Herzmuskels
nicht richtig arbeitet.
Von Arterien und Venen
Wenn das Herz mit einer Pumpe vergleichbar
ist, dann sind die Gefäße die Leitungen, durch
die das Herz das Blut pumpt. Grundsätzlich
unterscheidet man zwei Sorten von Adern:
Schlagadern und Venen. Als Schlagadern oder
Arterien werden jene Gefäße bezeichnet, die
vom Herzen wegführen. Die Adern, in denen das Blut in Richtung Herz fließt, heißen
Venen.
Die größte Arterie in unserem Körper ist die
Aorta. Sie entspringt direkt aus der linken
Herzkammer. Ihre ersten Abzweigungen sind
die Herzkranzgefäße. Noch im Verlauf des
Aortenbogens zweigen die Arterien ab, die
den Kopf und die Arme versorgen. Nach dem
Aortenbogen verläuft die Hauptschlagader
mehr oder weniger gerade nach unten. Auf
ihrem Weg gibt sie Zweige für die Versorgung
der inneren Organe ab. Im Beckenbereich
gabelt sie sich schließlich in zwei Äste, die
die Beine versorgen.
Dünner als ein Haar
Alle Äste, die der Aorta entspringen, verzweigen sich immer mehr. Schließlich werden die
Verästelungen so zart, dass man sie mit bloßem Auge nicht mehr sehen kann. Diese Gefäße, die viel dünner als ein Haar sind, nennt
man Kapillaren. In ihnen fließt das Blut sehr
langsam. Der langsame Fluss ermöglicht ihm
den Austausch von Sauerstoff und Nährstoffen
mit den umliegenden Zellen. Das Kapillarbett ist also der Ort, an dem das Blut seine
wichtigste Aufgabe erfüllt: die Versorgung
der Gewebe.
Hat das Blut die Kapillaren durchflossen,
gelangt es in die Venen. Diese vereinigen sich
zu Venen mit immer dickerem Durchmesser und münden schließlich in die obere und
untere Hohlvene. Über diese „Hauptvenen“
gelangt das Blut zurück zum Herzen, genauer
gesagt in den rechten Vorhof. Von dort strömt
es in die rechte Kammer und wird von ihr in
die beiden Lungen gepumpt. Hier durchfließt
das Blut erneut ein Kapillarnetz, in dem es
diesmal mit Sauerstoff angereichert wird. Beladen mit Sauerstoff, gelangt es über die vier
Lungenvenen zurück in den linken Vorhof,
von wo es in die linke Kammer fließt und
seine Reise erneut beginnt.
Unser Blut durchfließt also zwei Kreisläufe:
Der Kreislauf, der von der linken Herzhälfte
durch den Körper führt, wird auch als großer
Kreislauf bezeichnet. Den Weg von der rechten Herzhälfte durch die Lunge bezeichnet
man hingegen oft als kleinen Kreislauf. Beide
Kreisläufe werden vom Herzen angetrieben
und zu beiden gehören Arterien, Kapillaren
und Venen.
13
Kapitel 1
Lunge
14
Kapitel 1
kleiner
Kreislauf
mit Sauerstoff
angereichertes Blut
sauerstoffarmes
Blut
Herz
Netz oder Baum?
In den meisten unserer Organe sind die Arterien
wie eine Art Netz angelegt. Fällt ein Stück davon
aus, kann die Funktion des defekten Arterienstücks von anderen Arterien übernommen
werden. Nur in wenigen Organen wie zum Beispiel
Herz, Gehirn, Milz, Leber und Netzhaut ist das
anders. Hier verzweigen sich die Arterien wie die
Äste eines Baumes. Fällt ein Ast aus, so kommt
auch in allen dahinterliegenden Verzweigungen
nichts mehr an. Die Konsequenz ist ein Blut- und
damit Sauerstoffmangel in den vom betreffenden
Ast versorgten Gebieten. Herz und Gehirn sind
daher anfälliger für Durchblutungsstörungen als
andere Organe. Kommt es aufgrund einer akuten
Durchblutungsstörung zu einem Absterben von Gewebe, so nennen die Mediziner dies einen Infarkt.
großer
Kreislauf
Unterbrechung
des Gefäßes
netzförmige Versorgung
der meisten Gewebe
baumartige Versorgung
z. B. von Herz und Gehirn
Unterbrechung
des Gefäßes
Unser Blutkreislauf besteht
eigentlich aus zwei Kreisläufen. Der Lungenkreislauf geht von der rechten
Herzhälfte aus. In ihm wird
das Blut mit Sauerstoff
angereichert. Der sogenannte große Kreislauf geht von
der linken Herzhälfte aus.
Er liefert Sauerstoff und
Nährstoffe an die Gewebe.
Muskeln, Organe
und Gewebe
Blaues Blut
Die Farbe unseres Blutes hängt von seinem
Sauerstoffgehalt ab. Sauerstoffreiches Blut hat
einen hellroten Farbton. Sauerstoffarmes Blut
wirkt dunkler und hat einen bläulichen Ton.
Weil das so ist, werden in medizinischen Büchern Venen meist blau und Arterien meist
rot dargestellt. Im Lungenkreislauf fließt allerdings sauerstoffarmes Blut vom Herzen zu den
Lungen und sauerstoffreiches Blut von den
Lungen zum Herzen. Deshalb sind die Farben im kleinen Kreislauf genau andersherum
als im restlichen Körper: Die Lungenarterien
haben eine blaue und die Lungenvenen eine
rote Farbe.
Muskulöse Wände
Die Wand der Blutgefäße hat drei Schichten.
Die innerste Schicht besteht aus einer Lage
abgeplatteter Zellen, die von einer dünnen
Lage Bindegewebe umhüllt sind. Diese Lage
wird Intima genannt und ist relativ zart. Die
mittlere Lage wird Media genannt. Sie ist dicker als die Intima und besteht aus Muskelzellen. Diese Muskulatur kann den Durchmesser
des Gefäßes regulieren. Sie hat damit Einfluss
auf den Blutdruck und die Blutverteilung im
Körper. Die äußere Schicht wird Adventitia
genannt. Sie verbindet das Gefäß mit seiner
Umgebung und beherbergt außerdem Nervenzellen, die die Gefäßmuskulatur steuern.
15
Kapitel 1
Leben unter Druck
Durch die Arbeit des Herzens und die Elastizität unserer Arterien steht das Blut in den
Arterien unter leichtem Druck. Dieser Blutdruck ist wichtig, damit die Austauschvorgänge in den Geweben reibungslos funktionieren.
Er sorgt außerdem dafür, dass unser Körper
gleichmäßig durchblutet wird und die Nieren
Adventitia
Media
Intima
16
Kapitel 1
ihre Arbeit erfüllen können. Der Blutdruck
in den größeren Gefäßen schwankt mit der
Herzarbeit. Hat sich das Herz völlig zusammengezogen – also in der Systole –, ist er am
höchsten. Ist es völlig entspannt – also in der
Diastole –, ist er am niedrigsten. Deshalb wird
der Blutdruck immer mit zwei Werten angegeben: Der höhere ist der systolische und der
niedrigere der diastolische Wert.
Der Blutdruck lässt sich beispielsweise am
Arm messen. Das funktioniert, indem man
eine Manschette mit einem Gummiballon
darin um den Arm legt. Dann bläst man die
Manschette auf, bis der Druck so hoch ist,
dass er die Arterien völlig zudrückt und kein
Blut mehr in den Arm fließt. Jetzt lässt man
langsam Druck aus der Manschette ab. Ist der
Druck im Gummiballon ein wenig niedriger
als der Druck in der Arm-Arterie, beginnt das
Blut wieder zu strömen. Da die Arterie aber
noch teilweise von der Manschette zugedrückt
wird, kommt es zu Verwirbelungen. Diese
Turbulenzen kann man mit einem Stethoskop hören. Das Auftreten dieser Geräusche
markiert den oberen Blutdruckwert.
Lässt man weiter Druck aus der Manschette
ab, wird irgendwann der Punkt erreicht, an
dem die Manschette die Arterie auch dann
nicht mehr einengt, wenn das Herz entspannt
ist. An diesem Punkt hören die Turbulenzen
und damit die Geräusche auf. Er markiert den
unteren Wert des Blutdrucks.
Wussten Sie schon ...
Die Gefäße sind
im Prinzip aus drei
Schichten aufgebaut. Die mittlere
Schicht besteht aus
Muskelzellen. Sie
kann den Blutdruck
und die Blutverteilung regulieren.
... dass das Prinzip der heutigen Blutdruckmessung von dem italienischen Arzt
Scipione Riva-Rocci (1863–1937) entdeckt wurde?
... dass der nach seiner Methode gemessene
Blutdruck immer noch mit RR (für RivaRocci) abgekürzt wird?
... dass man den Blutdruck bis heute in
mmHg (Millimeter Quecksilbersäule)
misst, weil früher Messegeräte mit
Quecksilberfüllung üblich waren?
... dass 120 mmHg ca. 0,16 bar entsprechen? (Zum Vergleich: Der Druck in
einem Rennradreifen beträgt über 6 bar.)
17
Kapitel 1
18
2. Kapitel
Bewegungsarmut, Stress, Rauchen ...
Welche Gefahren lauern dem Herzen?
Hat das Herz ein
Geschlecht?
Prinzipiell sind die Herzen von Frauen und
Männern völlig gleich aufgebaut. Allerdings
sind Frauenherzen im Durchschnitt etwas
kleiner und leichter als die von Männern. Das
Herz einer erwachsenen Frau hat ein durchschnittliches Gewicht von 250 Gramm. Ein
durchschnittliches Männerherz wiegt etwa
300 Gramm. Während man früher angenommen hat, dass Frauenherzen weniger anfällig
für Herzinfarkte sind als die von Männern,
zeigt sich heute eine deutliche Zunahme der
Infarkthäufigkeit bei Frauen. Mittlerweile
sind 44 % der Herzinfarktpatienten weiblichen Geschlechts.
Allerdings bekommen sie einen Herzinfarkt im Durchschnitt erst später als Männer. Vermutlich liegt das daran, dass sie vor
den Wechseljahren durch ihre Östrogene
einen relativen Schutz vor Herzproblemen
haben. Eine künstliche Östrogengabe nach
den Wechseljahren konnte allerdings keinen
solchen Schutzeffekt nachweisen. Teilweise wurde dadurch das Risiko sogar noch
erhöht.
Leider ist noch nicht allgemein bekannt,
dass auch Frauen ein hohes Infarktrisiko
haben. Hinzu kommt, dass sie bei Herzproblemen weniger eindeutige Symptome aufweisen.
Bei ihnen kann sich ein Herzinfarkt beispielsweise in Form von Übelkeit, Erbrechen, Beschwerden im Oberbauch oder starker Kurzatmigkeit äußern. Diese Umstände führen
dazu, dass es im Falle von Herzinfarkten bei
Frauen durchschnittlich 40 Minuten länger
dauert, bis sie ins Krankenhaus kommen, als
bei Männern. Der kleine Unterschied zeigt
sich also auch beim Herzen.
Bewegungsarmut, Stress, Rauchen ...
Welche Gefahren lauern dem Herzen?
Rauchen ist eine der bedeutsamsten
Gefahren für die Herzgesundheit
H
erzerkrankungen und vor allem die
Koronare Herzkrankheit (KHK) sind
weit verbreitet. Deshalb wurde viel geforscht,
um herauszubekommen, welche Ursachen sie
haben. Bei diesen Untersuchungen fand man
einige Umstände, bei denen es einen Zusammenhang mit der Entstehung einer KHK gibt.
Diese Umstände nennt man Risikofaktoren,
und es sind heute eine ganze Reihe davon
bekannt. Manche sind ererbt und also eine
Frage der Veranlagung. Wenn Sie einen nahen Blutsverwandten mit einer KHK haben,
dann besteht bei Ihnen ein erhöhtes Risiko.
Andere Risikofaktoren sind in unserer Lebensweise begründet. Die meisten aber sind
eine Mischung von beidem.
Zu hoher Blutdruck
Wie bereits erwähnt, steht unser Blut unter Druck. Dieser sogenannte Blutdruck ist
wichtig für die Verteilung des Blutes und
die Ernährung der Gewebe. Ist der Druck
zu niedrig, fühlen wir uns abgeschlagen und
müde. Ist er aber dauerhaft zu hoch, spricht
man von einem Bluthochdruck oder einer
Hypertonie. Bluthochdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer KHK. Man nimmt an, dass druckbedingte
Verwirbelungen die zarte Innenauskleidung
der Gefäße schädigen. Die Prozesse, die daraufhin einsetzen, können zu einer Verengung
des Gefäßdurchmessers führen.
Die wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren
für eine KHK
•
•
•
•
•
•
Bluthochdruck
Fettstoffwechselstörungen
Zuckerkrankheit
Übergewicht
Rauchen
Stress
19
Kapitel 2
20
Kapitel 2
Regelmäßige
Messungen helfen
dabei, einen hohen
Blutdruck frühzeitig zu erkennen.
Als obere Grenze für den gerade noch normalen Blutdruck wird heute ein Wert von
139/89 mmHg angesehen. Wie bereits beschrieben, steht dabei der höhere (systolische)
Wert für die Anspannungsphase und der untere (diastolische) Wert für die Erschlaffungsphase des Herzens.
In den strukturierten Behandlungsprogrammen für Patienten mit Koronarer Herzkrankheit gilt das Ziel, dass der systolische Blutdruck zwischen 130 und 139 mmHg und
der diastolische Blutdruck zwischen 80 und
89 mmHg liegen sollte. Individuelle Abweichungen können aber erforderlich sein – zum
Beispiel aufgrund des Alters oder wegen weiterer Begleiterkrankungen.
Da der Blutdruck mit zunehmendem Alter
meist steigt, ist eine Kontrolle in regelmäßigen
Abständen eine gute Methode zur Früherkennung von hohem Blutdruck.
Ein Bluthochdruck kann vielfältige Ursachen
haben und nicht alle davon sind heute bekannt. Man ist sich aber relativ sicher, dass
ein erhöhter Salzkonsum und zu viel Stress
den Blutdruck in die Höhe treiben. Bekannt
ist außerdem, dass in vielen Fällen ein Zusammenhang zwischen erhöhtem Blutdruck und
einer Zuckerkrankheit besteht.
Erhöhte Blutfette
Cholesterin ist eine lebensnotwendige fettähnliche Substanz. Unser Körper braucht sie
beispielsweise für den Aufbau unserer Zellmembranen und zur Herstellung von Hormonen und Gallensäuren. Weil Cholesterin
so wichtig ist, wird es von unserem Körper
selbst gebildet, und zwar hauptsächlich in der
Leber. Darüber hinaus wird es aber auch mit
der Nahrung aufgenommen.
Wenn wir cholesterinhaltige Nahrungsmittel
verzehren, drosselt die Leber ihre Cholesterinproduktion und sorgt so für einen gleichbleibenden Cholesterinspiegel im Blut. Übersteigt
aber die Cholesterinaufnahme die Eigenproduktion, kann dies dazu führen, dass der Cholesterinspiegel über den Normalwert hinaus
ansteigt. Zusätzlich haben viele Menschen in
Deutschland eine erbliche Veranlagung zu
einem erhöhten Cholesterinspiegel.
Dass zu viel Cholesterin im Blut das Risiko
für eine KHK erhöht, konnte in umfangreichen Untersuchungen belegt werden. Dort
fand man heraus, dass ab einem Spiegel von
ca. 200 mg Cholesterin pro 10 Milliliter Blut
das Risiko für einen Herzinfarkt zu steigen
beginnt. Bei 280 Milligramm pro Deziliter
(mg/dl) ist es schon um das Vierfache erhöht.
Ist zu viel Cholesterin im Blut, so wird ein
Teil davon in die Gefäßwände eingelagert.
Die Folge davon können Verengungen der
Blutgefäße sein.
Die anzustrebenden Werte für den Cholesterinspiegel sind nicht für alle Patienten gleich.
Sie hängen vielmehr davon ab, ob weitere
Risikofaktoren wie Bluthochdruck bestehen.
So sind zum Beispiel für Menschen ohne
weitere KHK-Risikofaktoren Werte von bis
zu 240 mg/dl akzeptabel. Bei Patienten, die
bereits Herzprobleme aufweisen, sollte das
Cholesterin dagegen unter 160 mg/dl liegen.
Außerdem spielt es eine Rolle, ob es sich um
HDL- oder LDL-Cholesterin handelt. Während das LDL-Cholesterin das KHK-Risiko
21
Kapitel 2
22
Kapitel 2
Auf die Verpackung kommt es an
LDL
HDL
erhöht, hat das HDL-Cholesterin eher eine
schützende Funktion.
Zusätzlich zum Cholesterin spielen die Triglyzeride eine Rolle. Diese werden auch als
Neutralfette bezeichnet und dienen dem
Körper vor allem zur Energiegewinnung.
Ihre Spiegel sind stärkeren Schwankungen
unterworfen und ihre Auswirkung auf die
Herz- und Gefäßgesundheit ist weniger klar
als beim Cholesterin. Die Gefährdung, die
von einem erhöhten Triglyzeridspiegel ausgeht, scheint vor allem davon abzuhängen, ob
ansonsten ein Herzrisiko vorliegt. Erhöhtes
Cholesterin und/oder Triglyzeride werden
oftmals auch als Fettstoffwechselstörungen
bezeichnet.
Süßes Risiko
Da Cholesterin nicht wasserlöslich ist, muss es verpackt werden, damit es im Blut
transportiert werden kann. Diese Verpackung erfolgt mittels bestimmter Transporteiweiße, die auch Lipoproteine genannt werden. In diese Transporteiweiße wird
das Cholesterin zusammen mit anderen Fetten eingeschlossen und auf seinen Weg
durch den Körper geschickt. Man kennt heute unterschiedliche Arten von Transporteiweiß. Am bekanntesten sind das „schlechte“ LDL* und das „gute“ HDL**. LDL
ist vor allem für den Cholesterintransport von der Leber in die Gewebe zuständig.
HDL hingegen übernimmt den Abtransport von überschüssigem Cholesterin zurück
in die Leber. Für die Beurteilung des Risikos durch Cholesterin kommt es daher
nicht nur auf die Höhe des Gesamtcholesterins an. Vielmehr muss auch noch
gemessen werden, wie viel davon als LDL und wie viel als HDL in der Blutbahn
unterwegs ist.
Hoher Blutdruck
hat viele Ursachen.
Die meisten können
Sie aktiv beeinflussen
** Low Density
Lipoprotein
** High Density
Lipoprotein
Zucker ist einer die Hauptenergielieferanten
unseres Körpers. Genau genommen handelt
es sich bei diesem Zucker um Traubenzucker,
der auch Glukose genannt wird. Insbesondere
für die Energiezufuhr unseres Gehirns muss
immer genügend Glukose im Blut sein. Das
Problem dabei ist, dass zu viel Glukose den
Gefäßen schadet. Unser Körper steuert daher
die Glukosekonzentration im Blut sehr genau.
Bei dieser Steuerung hilft ihm das Hormon
Insulin.
Insulin senkt den Blutzucker, indem es die
Glukose aus dem Blut in die Zellen schleust,
wo sie zur Energiegewinnung verwendet wird.
Ist nicht genügend Insulin vorhanden, um
den Blutzuckerspiegel ausreichend zu senken,
spricht man von einer Zuckerkrankheit, die
man auch Diabetes mellitus nennt. Diabetiker
haben ein stark erhöhtes Risiko für Gefäßund Herzerkrankungen.
Typ 1 oder Typ 2
Die zwei wichtigsten Formen des Diabetes
werden heute Typ-1- und Typ-2-Diabetes
genannt. Beim Typ-1-Diabetes kommt es zu
einer Entzündung jener Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin produzieren.
Dadurch liegt bei Patienten mit Typ-1Diabetes ein fast vollständiger Verlust der
Insulinproduktion vor. Die Erkrankung tritt
meist schon bei Kindern und Jugendlichen
auf und beginnt relativ plötzlich. Die Betroffenen sind binnen kurzer Zeit auf eine Behandlung mit Insulinspritzen angewiesen.
Der Typ-1-Diabetes macht ungefähr 10 % aller
Diabetes-Fälle aus.
Mit ca. 90 % viel häufiger ist der Typ-2-Diabetes. Er tritt vor allem bei älteren Menschen auf und wurde daher früher auch als
Altersdiabetes bezeichnet. Die Ursache des
Typ-2-Diabetes ist eine nachlassende Insulinwirkung. Diese sogenannte Insulinresistenz
wird zunächst eine ganze Zeit lang durch
eine Insulinüberproduktion ausgeglichen.
Erst wenn die Bauchspeicheldrüse durch
die Mehrproduktion erschöpft ist, steigt der
Blutzuckerspiegel langsam an. Durch den
schleichenden Krankheitsbeginn merken
viele Betroffene oft gar nicht, dass sie zuckerkrank sind. Anders als beim Typ-1-Diabetes
brauchen Typ-2-Diabetiker auch meist nicht
sofort Insulin. Sie können sich zunächst durch
Umstellung der Ernährungsgewohnheiten
sowie mehr Bewegung selbst helfen. Reicht
das nicht aus, so können die Blutzuckerwerte
meist eine ganze Zeit lang durch die zusätzliche Gabe von Tabletten gesenkt werden. Das
Spritzen von Insulin ist bei Typ-2-Diabetikern oft erst nach jahrelanger Erkrankung
notwendig.
Besonders riskant: das
metabolische Syndrom
Die Ursachen des Typ-2-Diabetes sind noch
nicht vollständig geklärt. Fest steht aber, dass
es einen Zusammenhang zwischen der Zuckerkrankheit und Übergewicht gibt. Viele
Betroffene haben außerdem einen Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Das
gleichzeitige Auftreten von Übergewicht,
Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen kommt relativ häufig
vor. Es wird als metabolisches Syndrom bezeichnet. Die Betroffenen haben ein sehr stark
erhöhtes Herz- und Gefäßrisiko, da bei ihnen
mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen.
Umfangreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Risiko für eine HerzGefäß-Erkrankung bei Diabetes durch eine
ausreichende Senkung der Blutzuckerwerte
vermindern lässt.
Überflüssige Pfunde
Menschen mit Übergewicht haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck,
Fettstoffwechselstörungen und Diabetes.
Übergewicht ist außerdem nicht nur eine
Folge, sondern auch eine Ursache von Bewegungsmangel, denn natürlich fällt es schwer,
die zusätzlichen Pfunde mit sich herumzuschleppen.
Darüber hinaus mehren sich die Hinweise,
dass Fettleibigkeit auch ohne diese zusätzlichen Risikofaktoren die Gefahr für eine KHK
steigert. Die gute Nachricht ist, dass bereits
eine Gewichtsreduktion von 5 bis 10 % das
Risiko für eine Herzgefäßerkrankung deutlich senkt.
Ob man Normalgewicht oder Übergewicht
hat oder gar fettleibig ist, wird heute nach
dem sogenannten BMI (Body-Mass-Index)
beurteilt. Wie das geht, steht im Kastentext auf
der nächsten Seite. Eine Rolle spielt außerdem,
wo das Fett sitzt. Ein dicker Bauch ist offenbar
gefährlicher als Speck auf den Hüften.
Fettleibige Menschen sollten auf jeden Fall
abnehmen. Übergewichtige immer dann,
wenn zusätzlich eine Gicht oder Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder
Fettstoffwechselstörungen vorliegen. Einige
nützliche Hinweise, was man nachhaltig gegen die lästigen und gefährlichen Pfunde tun
kann, sind im Kapitel „Risikominimierung“
zu finden.
23
Kapitel 2
24
Stimmt mein Gewicht?
Kapitel 2
Viele erinnern sich noch an die Faustregel: Normalgewicht = Körpergröße in
Zentimeter minus 100. Diese Formel
erlaubt eine grobe Einschätzung,
bevorzugt aber große Menschen und
benachteiligt die kleineren. Präziser
ist der sogenannte Body-Mass-Index
(BMI). Er wird nach folgender
Formel berechnet:
BMI =
Gewicht in Kilogramm
Größe in Meter x Größe in Meter
Beispiel:
Gewicht 85 kg, Größe 1,79 cm
BMI =
85
1,79 x 1,79
= 26,5
Der so berechnete Wert wird dann
folgendermaßen beurteilt:
Übergewicht ist
nicht nur ein
ästhetisches
Problem, es lässt
auch das Herzrisiko
steigen.
Normalgewicht
18,5 bis 24,9
Übergewicht
25,0 bis 29,9
Fettleibigkeit
über 30,0
Rauchen
Raucher haben gegenüber Nichtrauchern ein
doppelt so hohes Risiko für einen Herzinfarkt.
Und sie bekommen diesen Infarkt im Durchschnitt zehn Jahre früher als Nichtraucher.
Wer 10–19 Zigaretten am Tag raucht, hat
zudem ein 7-fach erhöhtes Risiko für Lungenkrebs. Insgesamt verkürzt jede einzelne
Zigarette das Leben um 25 bis 30 Minuten.
Auch das Passivrauchen ist übrigens ein
Risikofaktor und sollte auf jeden Fall vermieden werden. Die Ursachen für das erhöhte
Herzrisiko durch das Rauchen sind vielfältig.
Tabakkonsum treibt das Herz an, vermindert die Transportfähigkeit für Sauerstoff im
Blut, erhöht den Anteil des schlechten LDLCholesterins und macht es durch Oxidation
noch aggressiver.
Die gute Nachricht ist, dass sich das Aufhören
auf jeden Fall lohnt. Nach 2 bis 5 Jahren
ist das Herzrisiko wieder mit dem eines
Nichtrauchers zu vergleichen. Die strengeren Anti-Rauch-Gesetze, die jetzt in vielen
europäischen Ländern in Kraft sind, haben
bereits zu einer deutlichen Verringerung der
Herzinfarkte geführt.
Keine Alternative zum Aufhören sind sogenannte Leichtzigaretten. Sie führen oft nur
dazu, dass mehr Zigaretten geraucht werden,
um an die gewohnte Nikotinmenge zu kommen. Zigarren, Zigarillos oder Tabakpfeifen
führen bei gleicher Tabakmenge zur gleichen
Risikoerhöhung wie Zigaretten. Auch mit positivem Verhalten wie Sport oder gesunder
Ernährung lässt sich das rauchbedingte Risiko
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In der Presse wird
viel über Risiken
und Ursachen spekuliert. Das meiste
davon ist nicht
bewiesen.
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Arteriosklerose hat
viele Wurzeln und
viele Folgen.
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Wenn es eng wird
Die beschriebenen Risikofaktoren wirken
sich zunächst einmal nicht so sehr auf das
Herz direkt aus. Sie schädigen vielmehr die
Gefäße, und zwar insbesondere Arterien. Wie
bereits beschrieben, sind diese innen mit einer
relativ glatten Schicht abgeplatteter Zellen
ausgekleidet. Diese Endothel oder Intima ge-
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Stress kommt aus dem Englischen und bedeutet dort so viel wie Druck oder Anspannung. Anspannung löst in unserem Körper
bestimmte Reaktionen aus, die uns auf einen
Kampf oder eine Flucht vorbereiten. Als der
Mensch noch ein Jäger und Sammler war,
waren diese Reaktionen einmal von großer
Bedeutung. Heute laufen sie noch genau wie
damals ab. Allerdings sind sie in den meisten
Fällen unnötig.
Stress kann durchaus auch als angenehm
empfunden werden, beispielsweise bei einer Achterbahnfahrt auf dem Rummelplatz.
Dauerhafter Stress aber ist schädlich. Hoher
Druck am Arbeitsplatz, finanzielle oder partnerschaftliche Probleme, familiäre Sorgen,
Schichtarbeit, Lärm oder Schlafmangel, all
das kann Stress verursachen. Weil es so viele
Stressfaktoren gibt und diese oftmals auch
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Unbewiesene Risikofaktoren
Mit schöner Regelmäßigkeit werden in
medizinischen Studien Zusammenhänge zwischen bestimmten Blutwerten oder
Gegebenheiten und der Entstehung von
Herzerkrankungen gefunden. Nicht selten
geistern diese dann als Risikofaktoren durch
die Presse. Oftmals ist aber fraglich, ob Faktoren wie erhöhtes Homocystein wirklich die
Ursache eines erhöhten Risikos sind oder ob
sie nur ein Symptom darstellen. Wenn Letzteres der Fall ist, bringt eine Beeinflussung
dieser Faktoren nämlich keine Minderung
des Herz-Gefäß-Risikos.
Kapitel 2
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Stress, lass nach!
Kapitel 2
26
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nicht ausgleichen. Tipps und Hinweise dazu
finden sich im Kapitel „Risikominimierung“.
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Besonders schädlich sind Zigaretten
für Frauen, die „die Pille“ nehmen.
Jenseits des 30. Lebensjahres steigt
ihre Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt um das Zehnfache an, während
Nichtraucherinnen vor den Wechseljahren ein außerordentlich geringes
Risiko für einen Herzinfarkt haben.
sehr unterschiedlich empfunden werden, ist
es schwer, einen gesicherten Zusammenhang
zwischen Stress und erhöhtem Herz-GefäßRisiko herzustellen. Fest steht jedoch, dass
Stress den Blutdruck erhöht und den Puls
beschleunigt. Deshalb ist es wahrscheinlich,
dass auch Stress einen Risikofaktor für die Gefäße und das Herz darstellt. Einige praktische
Tipps zur Stressbewältigung und Stressvermeidung kann man im Kapitel „Risikominimierung“ nachlesen.
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Die Pille und der Qualm
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Kapitel 2
normales Gefäß
arteriosklerotische
Ablagerung
nannte Schicht sorgt für einen reibungsarmen
Blutfluss.
Bei den meisten Menschen kommt es allerdings im Laufe des Lebens an manchen Stellen
der Gefäße zu Einlagerungen in der inneren
Schicht der Blutgefäße. Diese Einlagerungen
werden auch Plaques oder Atherome genannt.
Sie bestehen zunächst aus fettähnlichen Substanzen wie zum Beispiel Cholesterin.
Im Laufe der Zeit können diese Plaques immer größer werden und den Gefäßdurchmesser verengen. In späteren Stadien wird
zusätzlich zu den fettartigen Substanzen
oftmals Kalk eingelagert. Der beschriebene
Prozess wird daher umgangssprachlich meist
als Arterienverkalkung bezeichnet. Die Mediziner sprechen von Atherosklerose oder
Arteriosklerose.
Die meisten Menschen bekommen irgendwann Arteriosklerose – die einen früher, die
aufgeplatzte
arteriosklerotische
Ablagerung
anderen später. Wie früh die Veränderungen
beginnen, hängt zum einen von der Veranlagung, zum anderen aber auch von den vorgenannten Risikofaktoren ab.
Eine Arteriosklerose kann in allen Arterien
auftreten. In den Herzkranzgefäßen ist sie
besonders gefürchtet, denn in diesen Gefäßen kann sie zu einer sogenannten Koronaren Herzkrankheit (KHK) führen. Dabei
kommt es durch die Ablagerungen zu einer
Verengung der Herzkranzgefäße. Überschreitet diese Verengung ein bestimmtes
Maß, drosselt sie den normalen Blutfluss. Es
kommt zunächst immer dann zu Schmerzen,
wenn das Herz aufgrund körperlicher oder
seelischer Belastung stärker und schneller
schlägt und deshalb mehr Sauerstoff braucht.
In Ruhe lässt die Engstelle zu Beginn der
KHK meist noch genug Blut durch, um den
Herzmuskel ausreichend mit Sauerstoff zu
28
Kapitel 2
Arteriosklerose
ist ein langsam
fortschreitender
Prozess, der aber
z. B. beim Herzinfarkt oder Schlaganfall akute Folgen
haben kann.
Aufhören lohnt
sich für Sie immer:
Schon nach 2 bis
5 Jahren ist Ihr
zigarettenbedingt
erhöhtes Herzinfarktrisiko wieder
normal.
versorgen, daher treten in Ruhe nur selten
Beschwerden auf.
Eine Arteriosklerose wächst zwar langsam,
aber sie kann auch die Ursache eines kompletten Gefäßverschlusses sein, der innerhalb
weniger Minuten auftritt. Die Plaques können
nämlich instabil werden und aufplatzen. Das
führt dann zu einem Einriss in der inneren
Schicht der Gefäße. Der Körper versucht diese
vermeintliche Wunde durch ein Blutgerinnsel
zu verschließen. Dabei lagern sich immer
mehr Blutplättchen an die betroffene Stelle an.
Die angelagerten Blutplättchen senden dann
Botenstoffe aus, die weitere Blutplättchen zum
Anhaften bringen und die Blutgerinnung
aktivieren. Das so entstandene Blutgerinnsel
kann das betroffene Gefäß völlig verstopfen.
Der Bereich des Herzmuskels, der von dem
verstopften Gefäß versorgt wurde, bekommt
überhaupt keinen Sauerstoff mehr und geht
binnen weniger Stunden zugrunde. Diesen
akuten Prozess nennt man einen Herzinfarkt.
Auch seine Ursache ist eine Arteriosklerose
in den Herzkranzgefäßen.
Nicht nur das Herz ist
betroffen
Grundsätzlich kann man davon ausgehen,
dass die Arteriosklerose nicht nur einen einzigen Bereich des Körpers betrifft. Wenn sie
auftritt, dann in praktisch allen Arterien. Das
wiederum bedeutet, dass die Diagnose einer
Arteriosklerose immer ein erhöhtes Herzrisiko bedeutet. Umgekehrt ist bei der Diagnose einer KHK davon auszugehen, dass nicht
nur in den Herzkranzgefäßen Arteriosklerose
vorhanden ist.
Andere häufige Folgen einer Arteriosklerose
sind Schlaganfälle oder die sogenannte Schaufensterkrankheit.
Bei bestimmten Formen des Schlaganfalls
kommt es durch die gleichen Vorgänge wie
beim Herzinfarkt zu einem akuten Ausfall
der Durchblutung ganzer Hirnareale, die
daraufhin absterben. Bei der Schaufensterkrankheit kommt es zu einer verminderten
Durchblutung der Beine. Die Betroffenen
müssen nach einigen Metern Gehstrecke
eine Pause einlegen und abwarten, bis wieder genug Sauerstoff in der Muskulatur ankommt und die Schmerzen verschwinden.
Sie halten sozusagen vor jedem Schaufenster
und machen erst mal eine Pause. Besonders
schlimme Formen der Schaufensterkrankheit
werden auch als Raucherbein bezeichnet. Die
Durchblutungsstörungen können so schlimm
werden, dass das betroffene Bein amputiert
werden muss. Der wissenschaftliche Ausdruck
für diese Art der Durchblutungsstörung ist
periphere arterielle Verschlusskrankheit oder
pAVK.
Wie hoch ist mein Risiko?
Wie groß das Gesamtrisiko für die Gefäße
und das Herz ist, hängt davon ab, wie viele
Risikofaktoren vorhanden sind. Leider ist
das aber keine einfache Addition nach dem
Motto: ein Risikofaktor gleich doppeltes Risiko, zwei Risikofaktoren gleich dreifaches
Risiko und so weiter. Die Zusammenhänge
29
Kapitel 2
30
3. Kapitel
Warnzeichen, Schmerzen, Infarkt
Was ist eine KHK und wie erkenne ich sie?
sind viel komplizierter und das Risiko kann
sich bei Vorliegen von zwei Risikofaktoren
gleich vervielfachen. Zum Beispiel steigt das
Herzinfarktrisiko bei Menschen ohne andere
Risikofaktoren durch das Rauchen von 20
Zigaretten täglich um das Vierfache. Hat man
aber gleichzeitig erhöhte Cholesterinwerte,
steigt es um den Faktor 16.
Es gibt komplizierte mathematische Formeln,
mit denen sich aus den einzelnen Faktoren
das Gesamtrisiko errechnen lässt. Solch ein
Risikoprofil kann zum Beispiel der Hausarzt erstellen. Eine grobe Orientierung bieten
auch Tests im Internet. Ein solcher Herzinfarkt-Risikotest findet sich zum Beispiel auf
der Internetseite der Deutschen Herzstiftung
(www.herzstiftung.de).
Die Internetseite
der Deutschen
Herzstiftung bietet
Ihnen einen individuellen Herzinfarkt-Risikotest.
Warnzeichen, Schmerzen, Infarkt
Was ist eine KHK und wie erkenne ich sie?
31
Kapitel 3
32
Kapitel 3
Schmerzen in der Brust sind das wichtigste Symptom einer
KHK. Sie entstehen durch eine Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff.
K
HK ist eine Abkürzung für Koronare
Herzkrankheit. Dieser Begriff bezeichnet eine langfristige (chronische) oder
plötzliche (akute) Unterversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff. Die Ursache ist in den
allermeisten Fällen eine Arteriosklerose der
Herzkranzgefäße, die auch als Koronararterien bezeichnet werden. Ungefähr ein Drittel
der Männer und 15 % der Frauen bekommen
in Deutschland irgendwann in ihrem Leben
eine Form der KHK. Gleichzeitig ist die KHK
die häufigste Todesursache in den Industrienationen. In Deutschland stirbt jeder Fünfte
daran.
Was passiert in meinem
Herzen?
In den allermeisten Fällen beginnt eine KHK
mit Ablagerungen in der innersten Schicht
der Herzarterien. Obwohl diese sogenannten arteriosklerotischen Plaques die Gefäße
verengen können, werden sie von den Be-
troffenen zunächst meist gar nicht bemerkt.
Beschwerden verursachen sie erst, wenn nur
noch ein Viertel des Gefäßquerschnittes frei
ist oder wenn eine Plaque aufplatzt. Wenn
eine Plaque langsam wächst und immer dicker
wird, treten Symptome auf, die als Brustenge
oder auch Angina pectoris bezeichnet werden. Platzt eine Plaque auf, kann dies einen
Herzinfarkt verursachen.
Alarmsignal: Schmerzen
Wächst eine Arteriosklerose langsam und
stetig, dann wird sie irgendwann den Blutstrom behindern. Die dadurch verursachte
Verminderung der Durchblutung führt zu
einem Sauerstoffmangel im Herzen. Dieser
Sauerstoffmangel macht sich dann als vorübergehender Schmerz in der Brust bemerkbar, der als Angina Pectoris bezeichnet wird.
Er entsteht vor allem dann, wenn das Herz
schneller schlägt und deshalb mehr Sauerstoff benötigt, zum Beispiel beim Treppen-
Ein BelastungsEKG kann bei der
Diagnose einer
Angina Pectoris
hilfreich sein.
steigen oder bei starken Gefühlsregungen.
Die Beschwerden werden oft als drückende
und beklemmende Schmerzen beschrieben, die sich anfühlen, als würde die Brust
zugeschnürt. Das Zentrum der Schmerzen
ist oft nicht feststellbar. Bei manchen Patienten äußern sich die Beschwerden in Brennen, Reißen oder krampfartigem Druck in
der Herzgegend. Bei anderen tritt statt
Schmerzen Übelkeit, Schwindel oder Atemnot auf.
Während die Beschwerden zunächst nur bei
starken Belastungen auftreten, kommen sie
mit zunehmender Gefäßeinengung immer
öfter. Sie können in Richtung Hals, Unterkiefer, Schulter oder Arme bis zu den Händen
ausstrahlen. Auslöser sind körperliche oder
psychische Belastung. Kälte, Mahlzeiten oder
Zigaretten können weitere Auslöser sein.
Nitroglyzerin hilft bei der
Diagnose
Bei etwa 40 % der KHK-Patienten äußert sich
die Erkrankung zunächst als Angina Pectoris.
Die Diagnose ist vor allem anhand der Symptome möglich. Typisch ist auch ein Rückgang
der Beschwerden nach Verabreichung von
Nitratsprays. Solche „Nitroglyzerin“-Sprays
werden auch zur Behandlung der Angina
Pectoris eingesetzt. Hilfreich bei der Diagnose ist auch ein EKG und insbesondere ein
Belastungs-EKG. In einigen Fällen kann auch
ein Langzeit-EKG notwendig werden.
Die Folgen des dauerhaften
Sauerstoffmangels
Die Diagnose einer Angina Pectoris bedeutet fast immer, dass eine Arteriosklerose in
den Herzkranzgefäßen und anderen Gefäßen
• Die Beschwerden sind deutlich stärker als
sonst.
• Die Beschwerden klingen durch Ruhe
33
Kapitel 3
34
Kapitel 3
und/oder Nitratspray nicht in gewohnter
Weise ab.
In diesen Fällen sollte man dringend einen
Arzt aufsuchen. Solche Veränderungen der
Symptome sind typisch für eine sogenannte
instabile Angina Pectoris und können die
Vorboten eines Herzinfarktes sein.
vorliegt. Deshalb besteht bei den allermeisten Patienten ein erhöhtes Risiko für weitere
Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall
oder Schaufensterkrankheit. Es ist für die
Patienten daher wichtig, alle Risikofaktoren
zu eliminieren, die eine Gefäßverkalkung
begünstigen.
Der bei einer Angina Pectoris immer wieder
auftretende Sauerstoffmangel im Herzmuskel kann auf Dauer zu einer Herzschwäche
(Herzinsuffizienz) führen. Solange die Angina
Pectoris Anfälle in typischer Art und Weise
und nur nach Belastung auftreten, sprechen
die Mediziner von einer stabilen Angina Pectoris. Sie ist nicht lebensbedrohlich und kann
ambulant behandelt werden. Anders sieht es
aber aus, wenn sich der Charakter der Beschwerden plötzlich wandelt. Bei folgenden
Veränderungen ist Vorsicht geboten:
• Die Beschwerden treten neuerdings schon
bei leichter Belastung oder in Ruhe auf.
• Die Beschwerden treten viel häufiger als
früher auf.
Zeit ist Muskel
Infarkt: akute Gefahr fürs
Herz
Während sich bei der Angina Pectoris die
Herzkranzgefäße durch Ablagerungen langsam verengen, kommt es beim Herzinfarkt
plötzlich zum vollständigen Verschluss eines
Herzkranzgefäßes. Die Ursache hierfür ist
meist das Aufplatzen einer arteriosklerotischen Ablagerung. Dabei zerreißt die zarte
innere Auskleidung der Gefäße. Dieser Riss
löst genau die gleichen Reaktionen aus wie
eine herkömmliche Wunde. Der Körper versucht, das vermeintliche Leck zu verschließen.
Das geschieht, indem sich zunächst Blutplättchen anlagern. Diese Blutplättchen werden
auch Thrombozyten genannt. Sie sind viel
kleiner als die roten Blutkörperchen und
haben die Aufgabe, einen vorläufigen Pfropf
zu bilden, der die Leckstelle verschließt. Außerdem senden sie Botenstoffe aus, die die
Blutgerinnung aktivieren. Durch das Blutgerinnsel wird das betroffene Koronargefäß
meist völlig verschlossen. Da es im Herzen
fast keine Umgehungsgefäße gibt, kommt nun
im Versorgungsbereich des verschlossenen
Gefäßes kein Blut mehr an. Der betroffene Teil
des Herzmuskels bekommt keinen Sauerstoff
mehr. Er stellt seine Arbeit ein und sendet
Schmerzsignale aus.
Beim Herzinfarkt
wird eine Herzkranzarterie binnen
kurzer Zeit durch
ein Blutgerinnsel
komplett verschlossen.
Wird das Gefäß nicht innerhalb kürzester
Zeit im Krankenhaus wieder durchgängig
gemacht, geht das betroffene Stück des Herzmuskels zugrunde und wird durch funktionsloses Narbengewebe ersetzt. Wie groß
dieses Stück ist und ob es zu Komplikationen
kommt, hängt auch davon ab, wo die Gefäßverstopfung auftritt. Ist zum Beispiel ein Teil
der elektrischen Reizleitung vom Sauerstoffmangel betroffen, kann es zu gefährlichen
Herzrhythmusstörungen kommen. Besonders
gefährlich ist das sogenannte Kammerflimmern. Dabei verliert das Herz seine Fähigkeit,
sich rhythmisch zusammenzuziehen. Aber
arteriosklerotische
Ablagerung
Blutgerinnsel
an der Einrissstelle
auch ohne solche Herzrhythmusstörungen
kann man die meisten Infarkte im EKG erkennen. Außerdem gibt es bestimmte Blutwerte,
mittels derer man einen Herzinfarkt schnell
und sicher diagnostizieren kann.
Bei Verdacht: Notruf!
Ein Herzinfarkt kann jeden treffen. Nicht
alle Patienten wissen, dass sie ein erhöhtes
Risiko haben oder dass bei ihnen bereits eine
KHK vorliegt. Weil beim Herzinfarkt in jeder Minute Tausende von Herzmuskelzellen
unwiederbringlich verloren gehen, kommt
es auf rasches Handeln an. Daher sollten Sie
die Alarmzeichen für einen Herzinfarkt kennen und schon beim leisesten Verdacht nicht
zögern und sofort die 112 oder die örtliche
Notrufnummer des Rettungsdienstes anrufen. Weitere wichtige Informationen zum
richtigen Verhalten im Notfall finden sich
im Kapitel 5 ab Seite 63.
Typische Ausstrahlung der Schmerzen beim Herzinfarkt
35
Kapitel 3
36
4. Kapitel
Erschöpfung, Atemnot, NYHA-Stadien
Was ist eine Herzinsuffizienz?
Die Folgen eines Infarktes
Zunächst einmal sollten Sie wissen, dass Sie
nach einem Infarkt ein stark erhöhtes Risiko
für einen weiteren Infarkt haben. Oftmals ist
der Infarkt der erste Hinweis auf das Vorliegen
einer KHK. Da die KHK meist durch Arteriosklerose hervorgerufen wird, ist davon auszugehen, dass diese auch in anderen Gefäßen
vorhanden ist. Ein Infarkt bedeutet daher fast
immer ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle
und die Schaufensterkrankheit.
Je nach Größe des abgestorbenen Teils des
Herzmuskels kann das Herz nach einem Infarkt geschwächt sein. Das liegt daran, dass
die Arbeit des abgestorbenen Teils vom restlichen Muskelgewebe mit übernommen werden
muss. Die daraus folgende Einschränkung
der Herzleistung (Herzinsuffizienz) zieht eine
Verminderung der körperlichen Belastbarkeit
nach sich. Zusätzlich neigen viele Patienten
nach einem Herzinfarkt zu Herzrhythmusstörungen.
Anzeichen für einen akuten Herzinfarkt
• Schwere Schmerzen im Brustkorb, die länger als
fünf Minuten andauern. Die Schmerzen können
in Arme, Schulterblätter, Hals, Kiefer und Oberbauch ausstrahlen.
• Starkes Engegefühl, heftiger Druck, Brennen im
Brustkorb
• Zusätzlich häufig Angst, Atemnot, Übelkeit,
Erbrechen
• Schwächegefühl (auch ohne Schmerzen), evtl.
Bewusstlosigkeit
• Blässe, fahle Gesichtsfarbe, kalter Schweiß
• Bei Patienten mit Angina Pectoris: Symptome
schon bei minimaler Belastung, keine Besserung
durch Ruhe oder Nitrospray
• Besonders bei Frauen, Diabetikern und älteren
Patienten: häufig keine Schmerzen im Brustkorb. Alleinige Alarmzeichen sind dann Atemnot,
Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen sowie Schmerzen
im Oberbauch.
Erschöpfung, Atemnot, NYHA-Stadien
Was ist eine Herzinsuffizienz?
37
Kapitel 4
38
Kapitel 4
Wenn Ihnen schon bei normaler Belastung die
Puste ausgeht, kann das ein Zeichen für eine
Herzinsuffizienz sein.
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nter einer Herzinsuffizienz versteht
man eine verminderte Pumpleistung
des Herzens. Umgangssprachlich wird die
Herzinsuffizienz auch als Herzschwäche bezeichnet. Sie führt dazu, dass das Herz nicht
mehr in der Lage ist, genügend Blut zu pumpen, um den Sauerstoffbedarf des Körpers
zu decken. Eine Herzinsuffizienz macht sich
zunächst dann bemerkbar, wenn man mehr
Sauerstoff benötigt als normal, beispielsweise
bei körperlicher Belastung. Dann sollte das
Herz normalerweise stärker und schneller
schlagen; bei Herzinsuffizienz kann es das
aber nicht. Da sich unser Blut in Kreisläufen
bewegt, kommt es durch das rückfließende
Blut außerdem zu einem Blutstau vor dem
Herzen. Die Folge sind Flüssigkeitseinlagerungen, die als Ödeme bezeichnet werden.
Herzinsuffizienz ist eine Volkskrankheit, an
der in Deutschland etwa zwei bis drei Millionen Menschen leiden. Jeder zehnte Deutsche
über 70 Jahre lebt mit Herzmuskelschwäche.
Im Jahre 2007 war sie bei Männern die viert-
häufigste und bei Frauen die zweithäufigste
Todesursache.
Prinzipiell unterscheidet man zwischen einer
akuten und einer chronischen Herzinsuffizienz. Die akute Form tritt innerhalb weniger
Stunden auf. Sie kann beispielsweise durch einen Herzinfarkt oder eine Herzmuskelentzündung verursacht werden. Die viel häufigere
chronische Form entsteht langsam und über
Jahre. Ihre Ursache ist in den allermeisten Fällen eine KHK und/oder Bluthochdruck. Nur
wenige Fälle gehen auf Herzklappenfehler,
Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelerkrankungen zurück.
Erschöpfung durch
Mehrarbeit
Beim Bluthochdruck muss das Herz Mehrarbeit leisten, um das Blut zu pumpen. Diese Mehrarbeit kann es meist auch jahrelang
leisten. Irgendwann ist es jedoch erschöpft
und seine Leistung lässt nach. Bei der KHK
sorgt ständiger wiederkehrender Sauerstoff-
Wassereinlagerungen an den
Knöcheln und dem
Fußrücken können
Sie selbst ertasten.
Diese sind ein typisches Zeichen einer
Herzinsuffizienz.
mangel dafür, dass einzelne Muskelzellen
absterben.
Im Falle eines Herzinfarktes kann ein ganzer
Bezirk des Herzens seine Pumpkraft verlieren. Die restlichen Muskelzellen können diese
Verluste zwar eine Weile ausgleichen, indem
sie mehr arbeiten. Irgendwann aber sind auch
sie erschöpft.
Bei Herzklappenfehlern ist eine der vier Herzklappen entweder undicht oder verengt. Auch
hier muss das Herz unnötige Mehrarbeit
leisten, weil es entweder das Blut durch die
verengte Herzklappe pressen muss oder das
bereits gepumpte Blut durch eine undichte
Klappe wieder zurückfließt.
Auch Herzrhythmusstörungen können zu
unnötiger Mehrarbeit führen. Beim Vorhofflimmern zum Beispiel verliert der Vorhof
die Fähigkeit zur rhythmischen Kontraktion.
Dadurch kann er nicht mehr bei der Befüllung
der Kammer mithelfen. Diese zieht sich dann
schon zusammen, wenn sie noch gar nicht
richtig gefüllt ist. Die Folge ist ein verminderter Blutausstoß pro Herzschlag. Das Herz
braucht mehr Schläge, um die gleiche Menge
Blut zu fördern.
Vorhofflimmern ist übrigens gar nicht so
selten. In Deutschland leiden rund 800.000
Menschen daran. Wird ein Vorhofflimmern
rechtzeitig entdeckt, kann es in vielen Fällen
erfolgreich behandelt werden.
Wenn die Luft wegbleibt
Herzinsuffizienz macht sich zunächst bei
körperlicher Belastung bemerkbar. Schon
nach ein paar Treppenstufen bleibt Ihnen
die Luft weg und Sie brauchen eine Pause,
um wieder zu Atem zu kommen. Müdigkeit,
Erschöpfungszustände und eine verminderte
Leistungsfähigkeit können weitere Zeichen
sein. Typisch sind auch Wassereinlagerungen
im Gewebe, sogenannte Ödeme, vor allem
an Knöcheln und Fußrücken. Im Schlaf verschwinden sie meist wieder, weil sich das Herz
im Liegen weniger anstrengen muss.
Weil die Flüssigkeit dann nachts aus den Geweben wieder ins Blut zurückgeht, kann sie
nun von den Nieren ausgeschieden werden.
Die Folge ist, dass man nachts häufiger mal
zur Toilette muss. Das Wasser lagert sich aber
nicht nur in den Beinen ein. Es kann auch in
die Lungenbläschen geraten. Dieses „Wasser
in der Lunge“ führt zu schwerer Luftnot und
und zu Hustenanfällen mit schaumigem Auswurf. Eine Herzinsuffizienz lässt sich nur in
Ausnahmefällen heilen. Fast immer wird
sie im Laufe der Zeit schlimmer. Während
die Beschwerden zunächst nur bei schwerer
körperlicher Belastung auftreten, können sie
nach Jahren auch in Ruhe vorkommen. Eine
Einteilung in verschiedene Schweregrade erlauben die sogenannten NYHA-Stadien (siehe
Tabelle). Mit ihrer Hilfe kann man das Voranschreiten der Erkrankung überwachen und
Behandlungserfolge kontrollieren.
Herzschwäche auf der Spur
Bei Verdacht auf eine Herzinsuffizienz wird
der Arzt zunächst einmal das Herz und die
Lunge abhören und die Füße und Beine auf
Wassereinlagerungen untersuchen. Aufgrund
der Krankengeschichte und des Befundes der
körperlichen Untersuchung wird er abschätzen, welche weiteren Maßnahmen nötig sind.
Hilfreich bei der Diagnose sind Blutuntersuchungen, EKG und Herzultraschall. Bei der
Blutuntersuchung kann der Arzt feststellen,
ob eine Herzschwäche oder etwa eine Blutarmut die Atemnot hervorruft. Im EKG kann er
sehen, ob das Herz durch einen Herzinfarkt
vorgeschädigt ist oder ob eine Herzrhythmusstörung vorliegt. Der Herzultraschall gibt
Aufschluss über die Herzgröße und -form
sowie die Wandstärke des Herzens. Er erlaubt
eine Beurteilung der Herzklappen sowie der
39
Kapitel 4
geförderten Blutmenge pro Schlag. Um der
Ursache auf die Spur zu kommen, können
weitere Untersuchungen nötig sein. Im Falle
einer KHK als Ursache kann beispielsweise
eine Herzkatheteruntersuchung hilfreich sein.
Zum Einsatz kommen außerdem Aufnahmen
mit Röntgenstrahlen, Magnetresonanz und
Szintigraphien.
NYHA-Stadieneinteilung
der Herzinsuffizienz
I
Keine Beschwerden bei alltäglicher
Belastung, erkennbare Veränderungen nur bei ärztlicher Untersuchung
II
Beschwerden und Leistungsminderung bei stärkerer Belastung,
keine Beschwerden bei geringer
Anstrengung
III
Beschwerden und Leistungsminderung bei geringer Belastung, keine
Beschwerden in Ruhe
VI Beschwerden auch in Ruhe
Ein Herzultraschall,
auch Echokardiografie genannt, gibt
Aufschluss über die
Herzform und die
Herzfunktion.
Die Stadieneinteilung der Herzinsuffizienz beruht
auf einer Empfehlung der New York
Heart Association
(NYHA). Sie erfolgt
anhand der Leistungsfähigkeit und
der Beschwerden
wie Luftnot, Erschöpfung, Angina
Pectoris und Herzrhythmusstörungen.
40
5. Kapitel
Bewegung, Ernährung, Entspannung
Was können Sie selbst tun?
41
Bewegung, Ernährung, Entspannung
Was können Sie selbst tun?
Kapitel 5
Gesunde Ernährung ist eine gute
Möglichkeit, um das Herz-Gefäß-Risiko
zu vermindern. Wichtig dabei ist auch
die Auswahl der richtigen Zutaten.
E
gal, ob Sie bereits Probleme mit dem
Herzen haben oder diese vermeiden
wollen: Ein herzgesunder Lebensstil ist immer
ratsam. Gesund bedeutet in diesem Fall: so
wenig Herz-Gefäß-Risikofaktoren wie möglich. Prinzipiell kann man diese in zwei Kategorien unterteilen:
• Risikofaktoren wie Alter oder Vererbung,
die man nicht beeinflussen kann
• Risikofaktoren wie Rauchen oder Bluthochdruck, die sich beeinflussen lassen
Bei allen beeinflussbaren Risikofaktoren kann
man selbst etwas tun, um sie zu vermeiden.
Spätestens wenn eine KHK oder eine Herzinsuffizienz diagnostiziert wurde, lohnt es sich,
alle Register zu ziehen. Nur wenn Eigeninitiative nicht ausreicht, muss der Arzt zusätzlich
Medikamente verschreiben.
Die gute Nachricht: Eine herzgesunde
Lebensweise geht nicht nur mit Verzicht einher. Gesunde Ernährung kann lecker sein
und Bewegung heißt nicht langweiliges Abstrampeln auf dem Hometrainer. Wer seine
Erkrankung auch als Chance versteht, der hat
spätestens jetzt eine Gelegenheit, einige Dinge
zu ändern und Neues auszuprobieren.
42
Kapitel 5
Das können Sie selbst für Ihre herzgesunde
Zukunft tun – und zwar besser ab heute als
morgen:
• Rauchen abgewöhnen: Das wollen Sie vielleicht schon länger, aber spätestens die
Erkenntnis, dass ein erhöhtes Herzrisiko
oder bereits eine Herzerkrankung besteht,
sollte den Ausschlag geben, Geplantes in
die Tat umzusetzen.
• Mehr körperliche Bewegung: Das senkt
den Blutdruck, das Cholesterin, den Blutzucker und das Gewicht – und kann eine
Menge Spaß machen.
• Das ganze Jahr essen wie im Urlaub: Eine
sogenannte mediterrane Diät mit viel
Fisch, Gemüse und Olivenöl sorgt für
niedriges Risiko und hohen Genussfaktor.
• Dem Stress den Stecker ziehen: Stress kann
man erkennen und vermeiden lernen.
Entspannungstechniken helfen zusätzlich,
den Puls nach unten zu bringen.
Ihr Arzt kann Sie bei allen diesen Punkten
beraten. Aber auch in diesem Buch sowie im
Internet gibt es hervorragende Informationen,
beispielsweise auf der Homepage der AOK:
www.aok.de
Gehen Sie Schritt für Schritt
vor
Nehmen Sie sich nicht zu viel auf einmal
vor! Das gilt auch für den herzgesunden
Lebensstil: Gute Ziele sind nur solche, die man
auch erreichen kann. Sonst kommt es leicht zu
Enttäuschungen und man möchte die ganze
Sache hinwerfen. Sobald Sie Ihr erstes Ziel
erreicht haben, können Sie stolz sein und sich
ein weiteres stecken. Sie brauchen nicht in
zwei Wochen das ganze Leben umzukrempeln. Packen Sie die Punkte an, die Erfolge
auf lange Sicht versprechen.
Rauchen: Aufhören senkt
das Risiko
Vielleicht kennen Sie die Fakten schon: In
Deutschland rauchen 33 % der Erwachsenen –
37 % der Männer und 31 % der Frauen. Nach
aktuellen Schätzungen sterben in Deutschland jedes Jahr zwischen 110.000 und 140.000
Menschen an tabakbedingten Krankheiten.
Insgesamt sind Zigaretten an der Entstehung
von ungefähr 40 Erkrankungen beteiligt. Dass
rauchen gesundheitsschädlich ist, dürfte heute
jedem bekannt sein. Schließlich prangen entsprechende Hinweise mittlerweile in großen
Buchstaben auf jeder Zigarettenpackung.
Setzen Sie dieses Wissen jetzt für Ihre Gesundheit ein, denn die gute Nachricht ist,
dass durch einen Rauchstopp die Gesundheit
deutlich positiv beeinflusst wird. Ihr Risiko,
eine tabakbedingte Krankheit zu bekommen,
geht nach der letzten Zigarette wieder zurück.
Auch wenn schon eine tabakrauchbedingte
Erkrankung wie zum Beispiel eine KHK vorliegt, kann ein Rauchverzicht das Fortschreiten deutlich bremsen.
So profitieren Sie von Ihrem Rauchstopp
43
Kapitel 5
• Nach 20 Minuten: Puls und Blutdruck
sinken auf normale Werte. Die Körpertemperatur in Händen und Füßen normalisiert sich.
• Nach 8 Stunden: Der Kohlenmonoxidspiegel im Blut sinkt, der Sauerstoffspiegel
steigt wieder auf die normale Höhe.
• Nach 24 Stunden: Das Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen, beginnt zu sinken.
• Nach 48 Stunden: Riechen und Schmecken funktionieren wieder besser.
• Nach 2 Wochen bis 3 Monaten: Die Lungen- und Kreislauffunktion stabilisieren
sich.
• Nach 1 bis 9 Monaten: Kurzatmigkeit
und Lungensymptome wie Dauerhusten
gehen zurück.
• Nach 1 Jahr: Das rauchbedingte KHKRisiko sinkt auf die Hälfte des Risikos
eines Rauchers.
• Nach 5 Jahren: Das Lungenkrebsrisiko
hat sich halbiert.
• Nach 10 Jahren: Das Lungenkrebsrisiko
ist nicht mehr höher als bei einem Nichtraucher.
• Nach 15 Jahren: Das Risiko einer HKH
ist nicht mehr höher als bei einem lebenslangen Nichtraucher.
(Quelle: American Cancer Society)
44
Kapitel 5
Das Rauchen beenden
Rauchen kann genauso wie Alkohol oder
Rauschgift süchtig machen. Der wichtigste suchterzeugende Stoff in Tabak ist das
Nikotin, eines der stärksten Pflanzengifte. Direkt in eine Vene gespritzt, können bereits 60
Milligramm für einen Menschen tödlich sein.
Mit dem Zigarettenrauch gelangt das Nikotin über die Lungenbläschen ins Blut und erreicht innerhalb von fünf bis zehn Sekunden
das Gehirn. Dort entfaltet es seine Wirkung.
Je nach psychischer Situation wirkt es bei
niedriger Dosierung anregend, bei höherer
Dosierung entspannend und beruhigend. Im
Körper führt es zu einer Gefäßverengung und
Pulszunahme.
Da sich das Gehirn und der Körper an eine
regelmäßige Nikotinzufuhr gewöhnen, leiden
viele unter Entzugssymptomen, wenn sie eine
Weile nicht rauchen.
In der ersten Phase kann vor allem der Drang
zu rauchen sehr stark sein. Die gute Nachricht
ist, dass die Entzugssymptome ihre stärkste
Ausprägung ein bis zwei Tage nach der letzten
Zigarette erreichen und dann deutlich nachlassen. In der Regel sind sie nach ein bis drei
Wochen völlig verschwunden. Das Verlangen
nach einer Zigarette kann aber auch Monate
oder Jahre später immer mal wiederkehren
– besonders in Phasen starker psychischer
Belastung. Zusätzlich zur körperlichen Abhängigkeit kann eine psychische Abhängigkeit
im Sinne einer Gewohnheit bestehen. Das
tritt vor allem dann auf, wenn Zigaretten in
bestimmten Situationen geraucht wurden,
beispielsweise nach dem Essen oder nach
Beendigung einer Arbeit. Der Nikotinkonsum wird dann oftmals unbewusst mit einer
angenehmen Situation gleichgesetzt.
Die beste Methode für Sie?
Sie können zwei Methoden nutzen, um mit
dem Rauchen aufzuhören: die Schlusspunktmethode und die Reduktionsmethode. Bei
der Schlusspunktmethode hört man einfach
von einem Tag auf den anderen auf. Bei der
Reduktionsmethode werden immer weniger
Zigaretten geraucht, um so Schritt für Schritt
den Rauchstopp zu erreichen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass
Diese Nikotin-Entzugssymptome können bei
Ihnen auftreten
•
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•
•
Unruhe
Ungeduld
Gereiztheit
Ärgergefühle
Ängstlichkeit
Konzentrationsstörungen
Müdigkeit
Schlafstörungen
niedergeschlagene Stimmung
Verstopfung
Verdauungsstörungen
Kopfschmerzen
vermehrter Hunger und
Gewichtszunahme
die Schlusspunktmethode bessere Ergebnisse
erzielt als die Reduktionsmethode. Sie soll
daher im Folgenden näher erklärt werden.
Für die Schlusspunktmethode brauchen Sie
eine gewisse Vorbereitung und Planung. Es
kann zum Beispiel helfen, den Ausstieg mit
einem Urlaub zu verbinden. Plant man diesen Urlaub so, dass man seine Ruhe hat, ist
man nicht im alltäglichen Trott und seltener
in Situationen, in denen die Zigarette einfach
dazugehörte.
Körperliche Bewegung etwa in Form von
Wanderungen hilft Ihnen dabei, von eventuellen Entzugssymptomen abzulenken. Ideal
für einen Rauchstopp kann auch ein RehaAufenthalt sein.
So bereiten Sie sich vor
Beobachtung des eigenen Rauchverhaltens
Erarbeitung von Gründen für den Ausstieg
Vorbereitung auf kritische Situationen und
Erlernen von alternativen Verhaltensweisen zum Rauchen (z. B. Entspannungstechniken)
• Inanspruchnahme von sozialer Unterstützung (beispielsweise Gespräche mit
Freunden, die schon aufgehört haben,
oder Wetten mit Bekannten und Arbeitskollegen, dass man es schafft)
• Strategien für den Umgang mit möglichen
Rückfällen
• Belohnung für erfolgreiche Schritte
•
•
•
45
Kapitel 5
46
Kapitel 5
Tipps für Ihren Erfolg
• Schon vor dem Rauchstopp mit einem Tagebuch beginnen
und aufschreiben, in welchen Situationen man raucht.
Diese Situationen in der Entwöhnungsphase dann bewusst
vermeiden.
• Den Rauchstopp auf einen stressfreien Termin legen,
beispielsweise den Urlaub oder ein langes Wochenende.
• Mit Angehörigen, Freunden und Bekannten reden, die
bereits aufgehört haben.
• Den Vorsatz, Nichtraucher zu werden, möglichst vielen
Menschen in der eigenen Umgebung mitteilen. Eventuell
Wetten abschließen.
• Die Familie, Freunde oder Arbeitskollegen bitten, Sie auf
dem Weg zum Nichtraucher zu unterstützen.
• Alle Zigaretten und Rauchutensilien aus der Wohnung
verbannen.
• Kaugummis oder Bonbons bereithalten, denn in einem
vollen Mund hat eine Zigarette keinen Platz.
• Immer daran denken, dass Entzugserscheinungen ein
positives Zeichen der Tabakentwöhnung sind.
• Feiern Sie die letzte Zigarette und nehmen Sie dann für
immer Abschied davon.
Kauen statt rauchen
Nikotinersatzpräparate gibt es in Form von
Pflastern, Kaugummis und Lutschtabletten
rezeptfrei in Apotheken. Diese Produkte
können die Entzugssymptome abmildern,
indem sie Ihrem Körper während der Entwöhnung Nikotin zuführen. Die Nikotinzufuhr geschieht dabei langsamer als mit einer
Zigarette. Dadurch fehlt gegenüber dem
Rauchen der „Kick“, was das Suchtpotenzial
vermindert. Eine konsequente Verminderung
der Dosis soll bei dieser Methode letztendlich
zu einem völligen Nikotinverzicht führen.
Grundsätzlich können Ihnen alle Produkte
wirksam bei der Entwöhnung helfen.
Tabakentwöhnung mit
Medikamenten
Nikotinersatzpräparate gibt es
rezeptfrei in der
Apotheke.
Es gibt Medikamente, die eine Raucherentwöhnung unterstützen. Von ihnen sind keine
Wunder zu erwarten, aber sie helfen, indem
sie das Verlangen nach einer Zigarette mindern. Wenn Sie versuchen wollen, mithilfe
eines dieser Medikamente aufzuhören, sollten
Sie mit Ihrem Arzt sprechen, denn alle diese
Medikamente sind verschreibungspflichtig.
Die Kosten für die entsprechenden Präparate
werden im Normalfall allerdings nicht von
den gesetzlichen Krankenversicherungen
übernommen.
Akupunktur und Hypnose
Akupunktur und Hypnose sind bei bestimmten Krankheitsbildern anerkannte medizinische Methoden. Im Bereich der Tabakent-
wöhnung gibt es allerdings keine gesicherten
wissenschaftlichen Beweise für einen Nutzen.
Entspannen Sie sich
Entspannung ist ein wirksames Mittel gegen
Stress. Da Stress oftmals einen Impuls zum
Rauchen auslöst, können Entspannungstechniken für Sie ein wichtiger Baustein in
der Tabakentwöhnung sein. So können Sie
Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit und
Unruhe wirksam mildern. Entspannungstechniken (z. B. progressive Muskelentspannung oder autogenes Training) sind in
Kursen oder auch mit Selbsthilfebüchern
erlernbar. Die AOK bietet ebenfalls Kurse
zur Entspannung und Stressbewältigung an
und auch in diesem Kapitel finden Sie einige
nützliche Hinweise.
Tun Sie den ersten Schritt
Setzen Sie sich in
Bewegung
Bewegung tut Leib und Seele gut – und ganz
besonders dem Herzen. Deshalb wird Ihr Arzt
bei einem erhöhten Risiko für Herz-GefäßErkrankungen zu regelmäßiger Bewegung
raten. Denn es ist nachgewiesen, dass Bewegung viele Risikofaktoren für eine KHK
positiv beeinflusst.
Medizinische Studien zeigen, dass ausreichende Bewegung die Funktion des Herzmuskels
und der Arterien verbessert, den Blutdruck
senkt, die Fließeigenschaften des Blutes verbessert, Fett abbaut und den Blutzuckerspiegel
effektiv senkt. Kurz gesagt: Bewegung ist Ihr
wichtigster Schlüssel zur Herzgesundheit.
Dabei heißt regelmäßige Bewegung nicht,
plötzlich als Leistungssportler Marathon zu
laufen. Es bedeutet einfach, dass Sie mehr Bewegung in den Alltag integrieren. Und das
ist tatsächlich leichter, als Sie jetzt vielleicht
denken. Denn in unserem modernen Leben
ist Bewegung so selten geworden, dass buchstäblich jeder Schritt, den Sie tun, ein Schritt
in die richtige Richtung ist.
Zugegeben: Wenn Sie viele Jahre lang wenig
Bewegung hatten, fällt es gewiss nicht leicht,
die Gewohnheiten zu ändern. Das Wichtigste
ist aber, dass Sie den ersten Schritt tun und
Bewegung Stück für Stück in Ihren Alltag integrieren. Fangen Sie am besten mit kleinen
Dingen an: lieber die Treppe gehen, als den
Aufzug benutzen, lieber die Einkäufe zu Fuß
erledigen als mit dem Auto. Machen Sie täglich einen Spaziergang. Und genießen Sie Ihre
neue Freiheit! Wenn Sie Freude an der Bewegung entwickeln, möchten Sie mehr davon.
Und diese Freude ist wichtig, um dauerhaft
aktiv zu bleiben.
Wussten Sie schon ...
... dass Menschen, die sich mehr bewegen, mehr Freude am Leben haben?
... dass körperliche Aktivität Ihre allgemeine Leistungsfähigkeit steigert?
47
Kapitel 5
Wichtig ist der
erste Schritt: Der
tägliche Spaziergang ist ein guter
Anfang für mehr
Bewegung.
48
Kapitel 5
Ihr kostenloses Fitnesstraining
Treppen steigen statt Aufzug nehmen
Wozu auf ein Steppgerät steigen,
wenn man die Treppe doch im Haus
hat?
Mit dem Fahrrad zum Einkaufen
fahren
Mal ehrlich – geht es mit dem Auto so
viel schneller?
Jeden Tag einen Spaziergang machen
Wer einen Hund hat, hat keine Ausrede mehr.
Auch Hausarbeit hält fit
Eine Stunde putzen verbrennt ca.
500 Kalorien.
Kinder sind die besten Trainer
Bewegungsspiele tun allen Generationen gut.
Fernsehen mal anders
Auch vor dem Fernseher kann man
Gymnastik machen.
... dass Sie mit Bewegung nachweislich
Stress abbauen?
... dass Sie durch Bewegung leichter
abnehmen?
... dass man mehr Lust auf Sex hat,
wenn man sich insgesamt mehr
bewegt?
... dass Bewegung sichtbar vitaler und
jünger hält?
Wer einmal erlebt hat, wie gut es tut, sich
zu bewegen, wird schnell Lust auf mehr Bewegung entwickeln. Dabei gilt es, genau die
Aktivitäten zu finden, die zu Ihnen passen.
Möglichkeiten gibt es viele. Doch so positiv
Bewegung für das Herz auch ist: Es sollte nicht
überfordert werden.
Sprechen Sie zuerst mit
Ihrem Arzt
Bevor Sie eine neue körperliche Aktivität beginnen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre
individuelle Belastbarkeit. Unter Umständen
ist dazu ein Belastungs-EKG nötig. Ihr Arzt
wird vermutlich auch dazu raten, in einem
bestimmten Bereich der maximalen individuellen Belastungsfähigkeit zu trainieren. Dies
kann man am besten über die Pulsfrequenz
kontrollieren, die der Arzt vorgibt und von
Ihnen regelmäßig und zuverlässig mit einer
Pulsuhr gemessen werden kann. Bei Patienten
Bei Patienten, die Betablocker einnehmen, ist
dies allerdings nicht möglich.
Genießen Sie die Bewegung für Ihr Herz
49
Kapitel 5
50
Kapitel 5
1. Wohlfühlen: Ihre sportliche Aktivität kann auch Wellness sein. Wer nur nach
Höchstleistungen strebt, verliert rasch die Lust.
2. Locker bleiben: Warum immer so angestrengt beim Sport? Es macht viel mehr
Spaß, wenn man locker bleibt und sich nicht stresst.
3. Stresskiller: Nichts anderes hilft Ihnen so gut, Stresshormone zu reduzieren, wie
Bewegung.
4. Gut drauf: Manchmal fällt es Ihnen vielleicht schwer, sich aufzuraffen, Sport zu
machen. Die beste Motivation: der Gedanke an das gute Gefühl danach.
5. Keine Stoppuhr: Sport muss kein Leistungssport sein und Wettkämpfe belasten
oft mehr, als sie nützen. Ohne Stoppuhr und Leistungsdruck geht es besser.
6. Selbstbewusstsein: Sie können auch auf kleine Erfolge stolz sein – zum Beispiel
darauf, überhaupt aktiv geworden zu sein.
Welche Sportart passt zu
Ihnen?
Bei Herz-Gefäß-Problemen sind besonders
Ausdauersportarten ratsam für Sie. Dazu
zählen z. B. Walken, Radfahren, Schwimmen oder der gute alte Dauerlauf, aber auch
Inlineskating, längeres Tanzen, Nordic Walking oder Wandern. Bestimmte Sportarten
sollten Sie hingegen meiden: zum Beispiel
Bodybuilding oder Gewichtheben. Auch viele
leichtathletische Sportarten oder Sportarten,
bei denen Sie sich kurzfristig sehr anstrengen
müssen, wie Fußball oder Handball sollten
Sie meiden. Bei der Auswahl der passenden
Sportart kann Ihr Arzt gute Ratschläge geben.
Damit Ihre neue sportliche Betätigung auch
tatsächlich dazu beiträgt, das Herz gesund zu
halten und Risiken zu minimieren, sollte sie
langfristig und regelmäßig betrieben werden.
Empfohlen wird, jeden Tag mindestens 30
Minuten körperliche Aktivität – zum Beispiel
zügiges Gehen. Über die Zeit können Sie die
Häufigkeit, Dauer und Intensität des Trainings
steigern.
Vor Beginn einer
neuen sportlichen
Aktivität: Sprechen
Sie mit Ihrem Arzt.
Erfüllte Sexualität
Oft befürchten Menschen mit Herz-GefäßProblemen, dass sexuelle Aktivitäten das Risiko eines Herzinfarktes erhöhen. Die gute
Nachricht: Diese Gefahr ist selbst dann sehr
gering, wenn Sie bereits einen Herzinfarkt
erlitten haben. Als Faustregel gilt: Jeder
Mensch, auch der Herzkranke, der beschwerdefrei zwei Etagen Treppen steigen kann, hat
genügend körperliche Kräfte für ein erfüllendes Liebesleben. Trotzdem sollte man
sich genug Zeit und Muße nehmen und auf
körperlich anstrengende Praktiken verzichten. Außerdem sollte zuvor auf Alkohol oder
schwere Mahlzeiten verzichtet werden. Wenn
der Arzt ein Nitrospray oder Nitrokapseln für
den Bedarfsfall verordnet hat, können diese
vorbeugend angewendet werden. Verwenden
Sie auf keinen Fall Potenzmittel, sofern dies
nicht vorab mit dem Arzt besprochen wurde.
In der Gruppe
macht Bewegung
noch mal so viel
Spaß.
Ist die Herzgruppe etwas für
Sie?
In Deutschland leiden Millionen von Menschen an Herz-Gefäß-Erkrankungen. Daher
haben sich in vielen Städten und Gemeinden
sogenannte ambulante Herzgruppen gebil-
det, in denen Betroffene gemeinsam aktiv
werden. Unter ärztlicher Begleitung und
mit sachkundigen Trainern erfahren Sie hier,
welche Sportarten für Sie geeignet sind. Es
werden Bewegungstherapien angeboten, die
speziell auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten
sind. Darüber hinaus gibt es Informationsveranstaltungen, Kochkurse für herzgesunde
Küche und weitere gemeinsame Aktivitäten.
Kurz: Die ambulanten Herzgruppen sind der
optimale Treffpunkt, wenn Sie sich mit Ihrer
Krankheit auseinandersetzen, aktiv für Ihre
Herzgesundheit werden und dabei das Verständnis und die Unterstützung von Mitbetroffenen nutzen möchten. Fragen Sie Ihren
behandelnden Arzt nach entsprechenden
Angeboten in Ihrer Nähe.
Weniger Gewicht –
gesünderes Herz
Wenn es ums Gewicht geht, ist weniger tatsächlich mehr. Vor allem, weil schon ein paar
Pfunde weniger eine große Auswirkung auf
die Gesundheit haben – und damit auch auf
die Herzgesundheit. Denn Übergewicht ist
ein häufiger Auslöser von Bluthochdruck und
Stoffwechselproblemen wie Fettstoffwechselstörungen und Zuckerkrankheit. Beides
gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren für
einen Herzinfarkt. Außerdem muss das Herz
auch einfach mehr arbeiten, wenn der Körper mehr Gewicht bewegen muss. Kurz: Mit
jedem Pfund weniger tun Sie aktiv etwas für
sich und Ihr Herz!
Abnehmen auf Dauer ist
schlauer
Allerdings ist das nicht so einfach, wie es sich
anhört. Wenn Sie schon einmal den Versuch
gemacht haben, dauerhaft abzunehmen, wissen Sie das. Dabei ist der Anfang schon schwer
genug: erst einmal Gewicht zu verlieren. Aber
noch viel schwerer ist es, dieses neue Gewicht
auch dauerhaft zu halten.
Viele Diäten, die in Zeitschriften, Ratgebern
oder im Internet angeboten werden, mögen
zwar helfen, kurzfristig die Pfunde purzeln
zu lassen. Das Geheimnis der sinnvollen
Gewichtsreduzierung liegt aber darin, das
neue Gewicht auch zu halten. Und das ist die
weitaus größere Herausforderung. Vielleicht
geben Sie jahrelange Ernährungsgewohnheiten für die Dauer einer „Abnehm-Diät“ auf.
Schnell schleichen diese sich aber wieder ein,
wenn die Diät beendet ist. Und dann ist der
berüchtigte Jo-Jo-Effekt quasi vorprogrammiert.
Daher ist eine dauerhafte Umstellung der Essgewohnheiten der Schlüssel zum Erfolg einer
dauerhaften Gewichtsreduzierung, die nicht
nur Ihrem Herzen und den Gefäßen, sondern
Ihrem ganzen Körper und auch Ihrem allgemeinen Wohlbefinden gut tut.
So kriegen Sie Ihr Fett weg
Zugegeben: Manche Menschen nehmen
leichter an Gewicht zu als andere. Aber in
den allermeisten Fällen ist Übergewicht kein
unvermeidliches Schicksal, sondern kann direkt durch das eigene Verhalten beeinflusst
werden. Dabei spielen verschiedene Faktoren
beim Abschmelzen der überflüssigen Pfunde
eine Rolle. Der wichtigste ist das Bewusstsein
für überflüssige Kalorien.
51
Kapitel 5
3. Ich kaue langsam und gründlich. Denn
der Körper braucht einige Minuten, bis
ein Sättigungsgefühl eintritt. Denn wer
schlingt, isst noch, wenn er eigentlich
schon genug hat.
4. Ich trinke ausreichend. Wer genug Wasser oder Ungesüßtes trinkt, hat weniger
Hunger. Aber Vorsicht: Süße Getränke
oder Alkohol enthalten sehr viele Kalorien. Daher sind sie zu meiden.
5. Ich gönne mir gelegentlich eine Leckerei.
Wer sich genaue Grenzen setzt, dem fällt
es leichter, die Leckerei in Maßen zu genießen.
52
Kapitel 5
Weniger Kalorien
Kalorien sind grundsätzlich nichts Schlechtes. Jeder Mensch benötigt Energie, damit
der Körper funktioniert. Allerdings ist es in
unserer Überflussgesellschaft meist so, dass
wir mehr Kalorien zu uns nehmen, als wir
verbrennen. Das führt dann zu Übergewicht.
Deshalb wird bei der Gewichtsabnahme immer die Reduktion der Kalorienaufnahme
eine wichtige Rolle spielen.
Meine Checkliste
hilft mir beim richtigen Einkaufen.
Bin ich ein „Birnen-“ oder ein
„Apfel-Typ“?
Mehr Verbrennung
Zu einer ausgewogenen Lebensweise gehört
jedoch noch mehr, als nur auf die Ernährung
zu achten. Daher wird Ihr Arzt empfehlen,
dass Sie nicht nur weniger Kalorien zu sich
nehmen, sondern auch durch Bewegung und
sportliche Aktivität mehr Kalorien verbrauchen.
Achtsamkeit beim Essen
Beginnen Sie damit, im Alltag auf das Essen
zu achten. Denn viele „Sünden“ im Essverhalten kommen dadurch zustande, dass wir uns
nicht mit dem befassen, was eigentlich das
Wichtigste sein sollte: die Gesundheit und
Leistungsfähigkeit des Körpers zu erhalten.
Meine Einkaufs-Checkliste
1. Zum Einkaufen gehe ich nur dann, wenn
ich vorher ausreichend gegessen habe und
nicht hungrig bin.
2. Ich nehme mir Zeit für mein Essen. Wer
immer „nebenher“ und „zwischendurch“
isst, neigt dazu, mehr zu sich zu nehmen
als nötig – und auch oft noch Falsches wie
Süßigkeiten oder Snacks.
Neuere Forschungen zeigen, dass in Sachen
Herz-Gefäß-Risiko offenbar Fettgewebe
nicht gleich Fettgewebe ist. Besonders bei
Frauen spielt es eine Rolle, wo am Körper
das Fett angelagert ist. Dabei hat offenbar
der Mensch einen Vorteil, dessen Fettablagerungen sich auf Hüfte und Oberschenkeln
finden – der „Birnen-Typ“. Hier scheint das
Fett weniger negative Auswirkungen zu
haben. Dagegen hat derjenige das Nachsehen, dessen Fett eher am Bauch angelagert
ist („Apfel-Typ“). Bei ihm wirkt sich das
Übergewicht stärker auf das Herz-GefäßRisiko aus. Daher gilt der Bauchumfang als
Hinweis auf das individuelle Risiko. Er sollte
bei Frauen 80 cm und bei Männern 90 cm
nicht übersteigen.
Genießen Sie wie im Urlaub
Bei der Erinnerung an Ihren letzten Urlaub in
Südeuropa denken Sie wahrscheinlich auch
an leckeres Essen. Aber wussten Sie, dass sich
ausgerechnet die mediterrane Küche und Lebensweise für eine herzgesunde Ernährung
eignen? Wissenschaftliche Studien haben
genau das eindrucksvoll bewiesen: Viermal
weniger Menschen leiden in den Mittelmeerländern an Herz-Kreislauf-Erkrankungen
als bei uns. Warum? Nun, unsere südlichen
Nachbarn nehmen einfach mit ihrer Nahrung
viele Inhaltsstoffe auf, die dem Herzen und
den Gefäßen gut tun.
Die mediterrane Küche
• Viel Fisch, viel Geflügel, wenig dunkles
Fleisch
Viel Salat, Obst und Gemüse
Reis, Brot, Teigwaren (ohne Ei)
Hülsenfrüchte und Nüsse
Oliven- oder Rapsöl
Kräuter und Knoblauch statt Salz
Gelegentlich ein Glas Wein
Denn die mediterrane Küche besteht hauptsächlich aus Gemüse, Salat, Obst, Brot,
Teigwaren (ohne Ei) und Hülsenfrüchten.
Schweine- und Rindfleisch sowie Eier stehen
eher selten auf dem Speiseplan, dafür werden aber gern Fisch und Geflügel serviert. Als
Fette werden Oliven- oder Rapsöl eingesetzt.
All das sorgt dafür, dass immer ausreichend
Ballaststoffe, Vitamine, Spurenelemente,
Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe
aufgenommen werden. Dass die mediterrane
•
•
•
•
•
•
Küche auch noch kalorienärmer ist als unsere
traditionelle nordeuropäische Küche, kommt
praktisch als „Nebeneffekt“ dazu. Kurzum: Es
gibt mehr als genug Gründe, die mediterrane
Ernährungsweise in Ihren Alltag aufnehmen.
Holen Sie sich alles, was Sie für Ihre Herzgesundheit brauchen – und das ganz ohne
Verzicht!
53
Kapitel 5
Nähere Informationen erhalten Sie unter
www.abnehmen-mit-genuss.de oder bei der
AOK.
Tipps und Tricks für die
gesunde Ernährung
Kapitel 5
Die Mischung macht’s
Abwechslung, Auswahl und richtige Zusammenstellung der Nahrungsmittel
machen das Essen zu einem gesunden
Genuss. Die Lebensmittelpyramide auf
der vorigen Seite zeigt, wie die tägliche
Ernährung zusammengestellt sein sollte.
Abnehmen mit Genuss:
ein Programm der AOK
Gewicht reduzieren und dauerhaft schlank
bleiben – dabei unterstützt Sie das Programm
„Abnehmen mit Genuss“ der AOK. Es begleitet Sie bis zu neun Monate kontinuierlich, per
Post, E-Mail oder Telefon. Ein Expertenteam
aus Psychologen, Ernährungs- und Sportwissenschaftlern berät Sie individuell. Das
sichert den langfristigen Erfolg. Darüber
hinaus gibt es kostenlos die praktische App
„Der Fettfallenfinder“ für Ihr Smartphone.
Damit analysieren Sie Ihr Essverhalten pro
Mahlzeit, Tag und Woche, erhalten Tipps für
leichte und leckere Alternativen und nutzen
praktische Funktionen wie einen Schrittzähler
oder den Kalorienverbrauchszähler bei körperlicher Aktivität.
54
Frisches und Knackiges
Der Bauchumfang
sollte nicht übersteigen: bei Frauen
80 cm, bei Männern
90 cm.
Viel Obst und Gemüse, entweder frisch,
kurz gegart oder auch als Saft – das ist eine
ideale Ergänzung zu jeder Mahlzeit. Denn
diese Nahrungsmittel versorgen den Körper optimal mit Vitaminen, Mineralstoffen sowie Ballaststoffen und sekundären
Pflanzenstoffen.
Alles Käse?
In Milchprodukten wie Milch und insbesondere Käse kann sich viel Fett verstecken. Aber die fettarmen Varianten sind
eine gute Alternative, die auf den ausgewogenen Speiseplan gehören.
Unser täglich Brot
Brot, vor allem wenn es Vollkornbrot ist,
enthält viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Daher gehört es unbedingt auf
den gesunden Speiseplan, auch mehrmals
täglich. Dies gilt ebenfalls für Nudeln,
Reis und Getreideflocken. Aber dabei
immer auf versteckte Fette und Zucker
achten!
Ein guter Fang für die Gesundheit
Für die Gesundheit lohnt es sich auf jeden
Fall, öfter mal Fisch zu essen. Denn Fisch
enthält wertvolle Omega-3-Fettsäuren, die
das Herz schützen.
Es geht um die Wurst
Bei Fleisch und Wurst ist weniger mehr.
Maximal 600 Gramm pro Woche werden
empfohlen. Und die sollten möglichst
mager sein.
Das Fett muss weg
Nein, ganz auf Fett müssen Sie nicht verzichten. Aber mehr als ca. 80 Gramm
am Tag dürfen es nicht sein. Am besten
nutzen Sie pflanzliche Öle und Fette (z. B.
Raps- und Sojaöl).
Für alles ist ein Kraut gewachsen
Salz im Übermaß führt zu Bluthochdruck und das wiederum ist schlecht
fürs Herz. Gut, dass man auch mit Kräutern und Gewürzen und wenig Salz
Leckeres zubereiten kann.
Ein Gläschen in Ehren
Wasser und ungesüßte Getränke sollte
man immer reichlich trinken. Wenn es
um Alkohol geht, muss man vorsichtiger
sein. Zwar sagen manche Studien, dass
ein gelegentliches Glas Rotwein gut fürs
Herz sein soll. Aber dafür hat Alkohol
sehr viele Kalorien und weitere schädliche
Eigenschaften.
Ganz schön knackig
Wer schonend gart, mit wenig Wasser und
Fett kocht und idealerweise Obst und Gemüse auch roh verzehrt, holt das Beste aus
den Lebensmitteln heraus: alle Vitamine
und Nährstoffe.
55
Kapitel 5
Süßes, Alkohol,
Limonaden,
Knabbereien
Die Ernährungspyramide zeigt
auf einen Blick,
wie Sie Ihr Essen
zusammenstellen
sollten.
Fette, Öle
Tierisches Eiweiß,
Milchprodukte
Getreideprodukte,
Kartoffeln
Obst, Gemüse
Getränke
56
So schützen Sie Ihr Herz beim Essen
Kapitel 5
Nahrungsmittel
Schutzfaktor
Wirkungen
Empfehlung/
Bemerkung
Seefisch
Omega-3-Fettsäuren
Wirkt wahrscheinlich
entzündungs- und
gerinnungshemmend
sowie positiv auf den
Fettstoffwechsel
2-mal wöchentlich
Fisch essen
Vollkornprodukte,
Obst, Gemüse
Ballaststoffe
Senken den Cholesterinspiegel
Stets so ballaststoffreich wie möglich
essen
Oliven- und Rapsöl
Einfach ungesättigte
Fettsäuren
Besonders verträglich für den Stoffwechsel, vermutlich
ähnliche schützende
Eigenschaften wie
Omega-3-Fettsäuren
Am besten immer
verwenden
Bananen, Kernobst,
Fisch
Kalium, Magnesium
Schützt vor Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen
Zusätzliche Zufuhr
bei festgestelltem
Mangel
Obst, Gemüse
Vitamine und Antioxidanzien
Stärken das Immunsystem und schützen
die Blutgefäße
Vitaminreiche Kost
grundsätzlich empfehlenswert. Genaue
Wirkung noch nicht
nachgewiesen. Vitamintabletten nur im
Einzelfall nötig
Gefäßschützende
Wirkung vermutet
Wissenschaftliche
Beweise stehen noch
aus, schadet aber
sicher nicht
Vielfältige Wirkungen
Herzschutz vermutet, aber noch nicht
bewiesen
Knoblauch
Schwarzer und grüner Tee, Gemüse,
Obst, Rotwein
Flavonoide
Vielseitig genießen statt
einseitig hungern
Wenn es um gesunde Ernährung geht, scheiden sich oft die Geister. Während die einen
Experten sagen, dass vor allen Dingen das
Fett für Übergewicht sorgt und daher möglichst aus dem Speiseplan gestrichen werden
soll, haben andere Ernährungswissenschaftler
die Kohlenhydrate als Hauptursache identifiziert und raten dazu, diese weitestgehend
zu meiden.
Wie so oft im Leben, hat beides gute Gründe.
Und genau das spricht dafür, dass Sie in einer
ausgewogenen Ernährung auf beide Faktoren
achten, ohne den jeweils anderen zu vernachlässigen. Sprich: Ein radikaler und einseitiger Verzicht auf Fett oder Kohlehydrate kann
zwar eventuell zum kurzfristigen Abnehmen
beitragen. Im Sinne einer ausgewogenen Ernährung, die auch dauerhaft durchgehalten
werden kann, beschreiten Sie aber besser den
guten Mittelweg. Warum das so ist, erfahren
Sie jetzt.
Versteckte Fette finden
Am besten beginnen Sie mit der Suche nach
versteckten Fetten, denn es ist oft zu viel ungesundes Fett in Lebensmitteln enthalten.
Insbesondere in Fertiggerichten, Snacks und
dem sogenannten Fast Food finden sich zu
viele gesättigte Fette tierischen Ursprungs und
Transfettsäuren. Für beide gilt: je weniger,
desto besser. Denn sie werden heute als die
Hauptverursacher von hohem Blutfettspiegel
angesehen und gehören damit zu den größten
Gefahren für Herz und Gefäße. Aber ganz
ohne Fett kann der Mensch nicht leben. Gut
also, dass es auch Fette gibt, die – in Maßen
genossen – nicht nur nicht schaden, sondern
sogar positive Eigenschaften haben.
57
Kapitel 5
Kohlenhydrate erkennen
58
Das Gleiche gilt für die Kohlenhydrate, die
in jüngerer Zeit immer stärker in die Kritik
geraten sind. Zugegeben: Wer einfache Kohlenhydrate wie z. B. Zucker in großen Mengen zu sich nimmt, tut seinem Körper nichts
Gutes. Aber das heißt noch lange nicht, dass
Kohlenhydrate schlecht wären. Im Gegenteil: Kohlenhydrate sind lebenswichtig. Es
kommt nur auf die Art an. Daher greifen Sie
am besten zu solchen Kohlenhydraten, die
viele Ballaststoffe enthalten: Vollkornbrot,
Gemüse, Vollkornreis oder Vollkornnudeln.
Diese lassen den Blutzucker langsamer ansteigen als ihre „einfachen“ Verwandten.
Kapitel 5
Gute Fette nutzen
Pflanzliche Fette mit einem hohen Prozentsatz an einfach ungesättigten Fettsäuren zum
Beispiel gelten als „gute Fette“. Dazu gehören kaltgepresstes Olivenöl, aber auch Raps-,
Lein-, Walnuss- oder Sojaöl. Und das Fett, das
in Seefisch wie z. B. Seelachs oder auch Nüssen
vorkommt, enthält sogar herzgesunde Inhaltsstoffe: die wertvollen Omega-3-Fettsäuren,
von denen man annimmt, dass sie vor Herzproblemen schützen.
Gefährliche Transfettsäuren
Eine Ernährung, die reich an Transfettsäuren ist, erhöht das
„schlechte“ LDL-Cholesterin im Blut und senkt das „gute“
HDL-Cholesterin. Transfettsäuren finden sich in geringem
Umfang im Fleisch und der Milch von Wiederkäuern (z. B.
Rindern). Auch durch starkes Erhitzen von Ölen und Fetten,
z. B. beim Braten bei hohen Temperaturen, können Transfettsäuren auftreten. In großem Umfang entstehen sie bei der
industriellen Fetthärtung, also der Herstellung von Fetten
aus Ölen. Einen erhöhten Gehalt an Transfettsäuren können
folgende Produkte aufweisen: Pommes frites, Backwaren, Trockensuppen, Frühstücksflocken mit Fettzusatz, Fertiggerichte
sowie Süßwaren und Snacks.
Vielseitige Ernährung ist besser als
einseitige Diäten.
Das Salz in der Suppe
Wenn Sie bereits Probleme mit dem Fettstoffwechsel haben, achten Sie in jedem
Falle darauf, dass nicht zu viele Fette in die
Blutbahnen gelangen. Wenn die Werte für
LDL-Cholesterin und Triglyzeride zu hoch
und die HDL-Werte zu niedrig sind, gilt es,
Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Dabei
sollte natürlich auch die Cholesterinzufuhr
begrenzt werden. Allerdings wird dieser Effekt
manchmal überschätzt, denn durch eine cholesterinarme Ernährung, also beispielsweise
den Verzicht auf Eierspeisen oder Innereien,
kann der Gesamtcholesterinspiegel nur um
ca. 2 % gesenkt werden. Wichtiger ist es, das
„gute“ Fett, also die ungesättigten Varianten,
und mehr Ballaststoffe zu sich zu nehmen.
Erhöhter Blutdruck ist ein Risikofaktor für
Herz-Gefäß-Probleme. Daher ist es besonders wichtig zu wissen, dass Kochsalz bei
vielen Menschen den Blutdruck steigert.
Entsprechend raten Ärzte und Ernährungsberater dazu, die Menge an Salz zu minimieren, die man täglich zu sich nimmt. Aus
ernährungswissenschaftlicher Sicht ist das
gar kein Problem, denn der Mensch benötigt nur etwa zwei Gramm Salz am Tag. Die
Herausforderung im Alltag ist aber, dass wir
inzwischen zehn bis zwölf Gramm Salz zu
uns nehmen – also fünf- bis sechsmal so viel.
Wenn Sie auf das Nachsalzen verzichten, ist
schon viel gewonnen, denn dies kann die
Zufuhr an Salz auf ca. sechs Gramm reduzieren. Eine deutliche Salzreduzierung
erreichen Sie, wenn Sie auf herzhafte Fer-
tiggerichte sowie Essen aus Konserven oder
Snacks verzichten. Beim Selbstkochen verwenden Sie vermehrt Kräuter – ein Tipp,
den nicht nur Mediziner, sondern auch viele
Gourmetköche geben. Denn mit der Vielfalt an Kräutern lassen sich deutlich mehr
Geschmacksrichtungen „zaubern“ als mit
Salz. So können Sie gesündere Ernährung
mit mehr Genuss verbinden.
Stress reduzieren:
In der Ruhe liegt die Kraft
Wenn Sie hohem Stress ausgesetzt sind, laufen
Sie auch Gefahr, Ihr Risiko für Herz-GefäßProbleme zu erhöhen. Dabei ist Stress per se
nichts Negatives. Positiver Stress kann durchaus inspirieren und motivieren – zum Beispiel
die Vorfreude auf eine schöne Unternehmung
oder der Ansporn, eine bestimmte sportliche
Leistung zu vollbringen. Erst dann, wenn wir
Anforderungen dauerhaft als belastend empfinden, droht der Stress unsere Gesundheit zu
gefährden. Das kann er auf unterschiedliche
Arten tun. Vielleicht reagieren Sie auf negativen Stress mit Schlafstörungen, Angstzuständen, Konzentrationsmangel, Leistungsabfall,
Reizbarkeit oder Vergesslichkeit. Andere bekommen Rückenschmerzen, Verspannungen,
Magen-Darm-Beschwerden oder eben HerzKreislauf-Probleme.
59
Kapitel 5
60
Kapitel 5
Oft wird das Wort „Stress“ pauschal
mit Zeit- und Leistungsdruck bei der
Arbeit gleichgesetzt. Das ist aber eine
sehr eingeschränkte Sicht der Dinge.
Stress kann viele Ursachen haben,
z. B.
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Nicht die Bohne gefährlich!
Lange stand der Kaffee im
Verdacht, schlecht fürs Herz
zu sein. Heute weiß man, dass
normaler Kaffeekonsum kein
Risikofaktor für einen Herzinfarkt
ist. Eine oder zwei Tassen am
Morgen dürfen also sein, sofern
vom Arzt nichts anderes angeordnet ist. Allerdings lohnt es
sich, Alternativen wie schwarzen
oder – noch besser – grünen
Tee auszuprobieren. Denn diese
enthalten Inhaltsstoffe, die eventuell sogar vor Arteriosklerose
schützen.
Was ist eigentlich Stress?
Krankheit oder Tod von Angehörigen
Schmerzen
Lärm oder Reizüberflutung
Schulden oder Geldsorgen
Dauerhafte Beziehungsprobleme
Große Verantwortung
Unterforderung, Langeweile
Schichtarbeit
Schwerwiegende Ereignisse wie
Prüfungen oder Operationen
Mein Anti-Stress-Check
Aber auch dann, wenn Sie schon unter
Stress leiden, ist es nicht zu spät, etwas
dagegen zu unternehmen. Das unbedingte Ausschalten der Stressfaktoren sollte
aber seinerseits nicht in Stress ausarten!
Erstellen Sie zuerst Ihren persönlichen
Anti-Stress-Check.
Ich plane meine Zeit
Nur wer klare Prioritäten setzt, wird von
den Anforderungen nicht überrollt, daher
das Wichtigste immer zuerst tun. Nur ca.
2/3 des Tages verplanen – und sich für die
Planung des Tages genügend Zeit nehmen.
Ich mache Pausen
Niemand kann pausenlos funktionieren.
Daher immer ausreichend Pausen aktiv im
Tagesablauf einplanen – und unbedingt
einhalten.
Ich setze Grenzen
Hohe Belastung in
der Arbeit ist nur
einer von vielen
Stressfaktoren.
Am meisten Stress haben die Menschen,
die am schlechtesten Nein sagen können.
Wer klare Grenzen setzt, wird schon kurzfristig weniger Stress haben – und ist langfristig davor geschützt.
Ich nehme Hilfe an
Menschen in belastenden Lebenssituationen sind anfälliger für Stress und auch für
Herzerkrankungen. Wer sich mit anderen
Betroffenen austauscht, Familie, Partner
und Freunde ins Leben einbezieht, erhält
Zuwendung und Rat. Auch eine professionelle Unterstützung, z. B. durch Therapien,
kann sinnvoll sein.
Ich sorge für Bewegung
Nichts reduziert Stresshormone effektiver
als Bewegung. Moderate sportliche Aktivität baut Stress ab und Selbstvertrauen
auf.
Ich bin offen für Neues
Ob Yoga, Qigong, Tai-Chi, progressive
Muskelentspannung oder Meditation – es
gibt zahlreiche Entspannungstechniken,
die sich bei Stress bewährt haben.
Ich tue mir Gutes
Ein entspannendes Bad nehmen, ein gutes
Buch lesen, die Lieblingsmusik hören –
wer sich selbst jeden Tag etwas Gutes tut,
tut etwas gegen den Stress.
Stress im Griff –
mit der AOK
Die AOK bietet bundesweit die Programme „Stress im Griff“ und „Stress
im Griff – Arbeitsplatz spezial“. Unter
www.stress-im-griff.de gibt es alle
Informationen.
Psychische Probleme bei
Koronarer Herzkrankheit
Eine Koronare Herzkrankheit belastet nicht
nur den Körper, sondern kann auch zu psychischen Problemen führen. Manche Herzpatienten haben starke Angst vor Schmerzen,
einige leiden unter Panikattacken oder unter
einem permanenten Gefühl der Bedrohung
durch die Krankheit. Mitunter kann sich daraus – vor allem nach einem Herzinfarkt –
sogar eine Depression entwickeln. Scheuen
Sie sich daher nicht, mit Ihrem behandelnden Arzt offen über Ihre negativen Gefühle
und Ängste zu sprechen. Er wird mit Ihnen
Möglichkeiten besprechen, wie Sie Ihre psychischen Probleme in den Griff bekommen
können. Nicht immer lassen sich diese Probleme aus eigener Kraft überwinden. In manchen Fällen ist eine psychotherapeutische oder
psychiatrische Behandlung erforderlich.
61
Kapitel 5
Es gibt viele effektive Entspannungstechniken. Nichts
reduziert Stresshormone effektiver
als Bewegung.
62
Kapitel 5
Blutdruck kontrollieren
Wird ein erhöhter Blutdruck festgestellt, gibt
es eine ganze Reihe von Dingen, die Sie selbst
tun können. Diese sogenannten nicht medikamentösen Maßnahmen wirken teilweise
besser als blutdrucksenkende Arzneimittel.
Nur wenn sie versagen, ist es notwendig,
entsprechende Medikamente einzunehmen.
Nicht medikamentöse Maßnahmen zur Blutdrucksenkung, die sich bewährt haben:
• Mehr körperliche Bewegung
• Bei Übergewicht Verminderung oder
Normalisierung des Körpergewichts
• Veränderung der Ernährungsgewohnheiten (Kochsalzreduktion, mehr Gemüse,
mehr Fisch)
• Begrenzung der Alkoholzufuhr (täglich
maximal 30 Gramm bei Männern und 20
Gramm bei Frauen)
• Verminderung der Stress- und Lärmbelastung
Wenn Sie an Bluthochdruck leiden, sollten
Sie Ihren Blutdruck regelmäßig selbst messen.
Das gibt Ihnen einen Überblick, was den Blutdruck in die Höhe treibt und was ihn senkt
oder ob die Blutdruckmedikamente ausreichend wirken.
Blutdruckmessgeräte zur Selbstmessung arbeiten heute vollautomatisch und sind mittlerweile auch relativ preiswert. Es gibt sie sowohl
für die Messung am Oberarm als auch am
Handgelenk. Besonders zuverlässig arbeiten
Geräte, die ein Gütesiegel der Hochdruckliga
aufweisen.
Die Messgenauigkeit der Geräte sollte außerdem von Zeit zu Zeit überprüft werden.
Da ein solcher Service vor allem von Fachgeschäften wie Sanitätshäusern angeboten
wird, kann es sich lohnen, die Messgeräte
dort zu kaufen.
In Fachgeschäften bekommt man außerdem
oftmals kompetente Beratung und kann die
Geräte gleich ausprobieren.
Blutdruck richtig messen
Eine Regel gilt für alle Blutdruckmessgeräte:
Bei der Messung muss sich der Drucksensor
immer auf Höhe des Herzens befinden – nur
dann sind die Messergebnisse korrekt.
Ihren Blutdruck sollten Sie immer in Ruhe
und möglichst zur gleichen Tageszeit messen. Also erst mal ein paar Minuten hinsetzen,
bevor Sie messen. Die Manschette sollte auf
der nackten Haut liegen. Dicke Pullover oder
Jacken also vorher ausziehen. Die Hemd- oder
Blusenärmel hochschieben, sie dürfen aber
dann nicht zu eng sitzen. Bei neuen Geräten empfiehlt es sich, in den ersten Wochen
nacheinander an beiden Armen zu messen.
Oftmals gibt es einen geringen Unterschied
zwischen dem rechten und linken Arm. Für
spätere Messungen sollte immer der Arm mit
den höheren Ergebnissen verwendet werden.
Führen Sie eine Liste oder ein Tagebuch, in
das Sie das Datum, Blutdruckwerte und Puls
sowie Bemerkungen eintragen. Nehmen Sie
Ihre Notizen zum nächsten Arztbesuch mit
und besprechen Sie die Ergebnisse mit Ihrem
Arzt.
63
Kapitel 5
Moderne Blutdruckmessgeräte
funktionieren
vollautomatisch.
Es gibt sie für den
Oberarm und das
Handgelenk.
s........
So sorgen Sie für den
Notfall vor
Informieren Sie Partner und
Familie
Niemand denkt gern über den Fall der Fälle nach – den Notfall, wenn tatsächlich ein
Herzinfarkt eintritt. Aber im Zweifel kann
es Leben retten, sich frühzeitig darüber Gedanken zu machen, wie in dieser Situation zu
handeln ist. Das gilt für alle Menschen und
ganz besonders für die, die als KHK-Patient
ein erhöhtes Herzinfarktrisiko haben.
Planen Sie den Notfall und besprechen Sie
diese auch mit den Menschen, mit denen Sie
häufig zu tun haben, also z. B. dem Partner
oder guten Freunden, da diese oftmals diejenigen Personen sind, die im Notfall reagieren müssen.
Je mehr Sie und Ihre Bezugspersonen über
Krankheit und Risiko wissen, desto besser.
Daher steht am Anfang jeder Notfallvorsorge, Ihre Bezugspersonen möglichst umfassend und nachvollziehbar zu informieren.
Zunächst einmal gehört dazu, überhaupt
anzusprechen, dass man Herzprobleme hat.
Informative Schriften wie dieses Buch helfen
Patienten und Angehörigen, die Krankheit
etwas besser zu verstehen. Hilfreich ist es
auch, gemeinsam einen Erste-Hilfe-Kurs zu
besuchen und die dort erworbenen Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen. Die meisten
Notfälle passieren nämlich nicht auf der Straße, sondern zu Hause.
Neben dem richtigen Gerät braucht
es für eine korrekte
Messung auch die
richtige Technik.
Wichtigster Punkt
dabei: Der Sensor muss sich auf
Herzhöhe befinden.
Was tun im Notfall? Jede
Minute zählt!
64
Kapitel 5
Notfallrufnummer
in alle Telefone
einspeichern. Bei
Warnzeichen sofort
anrufen.
Mein Notfall-Plan
• Familie und enge Bezugspersonen über
•
•
•
•
•
•
die Erkrankung informieren
Anzeichen eines Herzinfarktes kennen und
Angehörigen vermitteln (siehe Seite 35)
Notfallmedikamente wie z. B. Nitroglyzerinspray oder Nitrokapseln immer bei
sich haben
Alle Medikamente und ihre Einnahmeart
auflisten, der Liste ggf. Arztbriefe, Diabetikerpass oder Ausweis zur Einnahme
gerinnungshemmender Medikamente in
Kopie beilegen
Telefonnummer des behandelnden Arztes
und die Notfallrufnummer gut auffindbar
platzieren (z. B. direkt neben dem Telefon)
und/oder in alle Telefone einspeichern
Evtl. an einem Hausnotruf- oder mobilen
Notrufsystem teilnehmen
Alle persönlichen Angelegenheiten so regeln, dass auch ohne den Patienten Entscheidungen getroffen werden können
(z. B. Patientenverfügung, Bankvollmachten, Testament)
Wenn ein Herzinfarkt aufgetreten ist, gilt es,
schnellstmöglich zu handeln. Es gibt einige einfache Dinge, die zu tun sind. Aber als
Allererstes: 112 oder die örtliche Notfallnummer anrufen – und zwar sofort! Viele
Menschen warten zu lange oder scheuen
sich davor. Doch wenn es möglicherweise
um ein Menschenleben geht, ist es im Zweifel
besser, einmal zu viel zu handeln, als einmal zu wenig. Man sollte auch nicht zuerst
den Hausarzt oder den ärztlichen Notdienst
anrufen, die sind nämlich nicht dafür ausgerüstet, Herzinfarktpatienten zu behandeln.
Nur die Rettungswagen haben auch die entsprechende Ausrüstung (z. B. Defibrillator)
an Bord, um z. B. bei Herzkammerflimmern
einzuschreiten. Die Rettungskräfte sind außerdem in der Lage, einen Herzinfarkt rasch
zu erkennen und Sie in das Krankenhaus mit
den besten Behandlungsmöglichkeiten zu
überführen.
Für ältere Personen, die allein leben, kann es
empfehlenswert sein, sich einem sogenannten Hausnotrufsystem anzuschließen. Es gibt
sie sowohl für zu Hause als auch mobil. Man
erhält ein kleines Gerät, das sich mit einem
einzigen Knopfdruck direkt mit einer Leitstelle verbindet, die dann die notwendigen
Schritte einleitet. Diese Dienste werden z. B.
von den großen Hilfsorganisationen (etwa
Malteser Hilfsdienst, Die Johanniter, Rotes
Kreuz) angeboten und kosten eine kleine
monatliche Gebühr.
Keine Zeit verlieren
Jede Minute zählt. Daher immer sofort
den Rettungswagen rufen. Wer Angst hat,
„zu viele Umstände zu machen“, riskiert
unter Umständen sein Leben. Daher bei
einem Verdacht auf Infarkt in der Nacht
nie bis morgens warten und niemals am
Wochenende auf den Montag!
Die 112 alarmieren
Bei einem Herzinfarkt müssen Betroffene
ohne Zeitverzögerung ins Krankenhaus
gebracht werden. Daher sind Hausärzte
oder andere Personen nicht die richtigen Ansprechpartner. Auch der ärztliche
Notdienst ist nicht geeignet, um Infarktpatienten schnelle Hilfe zukommen zu
lassen. Dieser Dienst ist quasi eine Stellvertretung für Hausärzte am Wochenende
und kann auch nur den Rettungswagen
alarmieren. So würde viel wertvolle Zeit
vergeudet.
Alle Informationen bereithalten
Der Rettungsdienst benötigt einige wichtige Informationen, ohne die er nicht
tätig werden kann. Zuerst einmal: Was
ist geschehen? Hier muss der Verdacht
auf Herzinfarkt klar geäußert werden.
Wichtig auch: Wo befindet sich der Patient? Am besten gibt man die volle Adresse
mit Wegbeschreibung an und erhellt die
Wohnung, um den Rettungssanitätern das
Auffinden zu erleichtern. Unbedingt alle
Fragen der Leitstelle abwarten, das Gespräch durch die Leitstelle beenden lassen
und nicht von selbst auflegen.
Nicht selbst fahren oder laufen
Freunde, Bekannte oder Verwandte oder
gar der Patient selbst sollten in keinem
Falle auf eigene Faust ins Krankenhaus
fahren oder laufen. Nur im Rettungswagen ist sichergestellt, dass der Patient die
nötige Hilfe erhält. Überdies sind Angehörige in einer solchen Ausnahmesituation
unfallgefährdet, sodass das Selbstfahren
den Notfall noch verschlimmern kann.
65
Kapitel 5
66
6. Kapitel
Risikominimierung
Was kann der Arzt tun?
Sich um den Patienten kümmern
Der Patient sollte mit etwas erhöhtem
Oberkörper hingelegt werden. Eine leichte
Decke schützt vor Frieren. Falls vorhanden, 1–2 Nitrokapseln geben. Beruhigen
und Aufregungen fernhalten.
Das Beste im
Notfall: schnellstmöglich ins
Krankenhaus.
Nicht selbst fahren
oder gehen!
67
Risikominimierung
Was kann der Arzt tun?
Kapitel 6
E
s gibt eine Menge, was Sie tun können,
um das eigene Herz-Gefäß-Risiko zu
vermindern. Wenn Sie ein hohes KHK-Risiko
vermuten, konsultieren Sie bitte einen Arzt.
Der wird zunächst ein Risikoprofil erstellen.
Danach wird er mit Ihnen besprechen, ob und
in welchem Umfang eine medikamentöse Behandlung notwendig ist.
Wenn bei Ihnen bereits eine KHK vorliegt,
haben Sie ein stark erhöhtes Risiko für weitere Herzerkrankungen und akute Komplikationen wie einen (weiteren) Herzinfarkt.
Sie müssen daher nahezu immer Medikamente einnehmen. Welche das sind, erfahren
Sie in Kapitel 7 dieses Buches.
Tabletten nur dann, wenn es
sein muss
Bei Patienten, bei denen noch keine KHK
besteht, die aber behandlungsbedürftige Risikofaktoren wie zum Beispiel einen Bluthochdruck aufweisen, wird zunächst eine Beratung
im Vordergrund stehen. Bevor Medikamente
zum Einsatz kommen, sollten Sie auf jeden
Fall versuchen, die Probleme mit den bereits geschilderten nicht medikamentösen
Maßnahmen in den Griff zu bekommen. In
vielen Fällen wird es Ihr Arzt zunächst bei
der Beratung belassen und nach einer Weile
kontrollieren, ob die von ihm empfohlenen
Wenn sich ein
erhöhter Blutdruck
durch eine gesunde
Lebensweise
nicht normalisieren
lässt, sind meist
Medikamente notwendig.
nicht medikamentösen Maßnahmen zu einer
Besserung geführt haben.
Nur wenn der vereinbarte Zielwert nicht erreicht wurde, wird er zusätzlich zur Änderung
des Lebensstils weitere Maßnahmen vorschlagen. In den meisten Fällen wird es sich
dabei um die Verordnung von Medikamenten handeln. Im Mittelpunkt der ärztlichen
Bemühungen steht dabei meist Folgendes:
• Normalisierung eines erhöhten Blutdrucks
• Normalisierung erhöhter Blutfettwerte
• Verbesserung des Blutzuckers bei Zuckerkrankheit
68
Kapitel 6
Wenn Sie fünf
oder mehr Medikamente gleichzeitig
einnehmen, sollte
Ihr Arzt mindestens
einmal im Jahr alle
Arzneien strukturiert erfassen. So
sollen unerwünschte Neben- und
Wechselwirkungen
verhindert werden.
Durch diese Maßnahmen kann das KHKRisiko nachweislich vermindert beziehungsweise das Fortschreiten einer KHK gebremst
werden. Es ist allerdings nur selten möglich,
einen Risikofaktor für immer auszuschalten.
Praktisch bedeutet das, dass Sie die Medikamente kontinuierlich einnehmen, um die
Risikofaktoren im Griff zu behalten.
Tipps im Umgang mit
Medikamenten
• Medikamente sind bei KHK-Risiko kein
Ersatz für eine gesunde Lebensweise, sondern eine Ergänzung.
• Medikamente immer so einnehmen wie
vom Arzt verordnet und nicht nach dem
Motto „Viel hilft viel“.
• Bei Nebenwirkungen mit dem Arzt sprechen und die Medikamente nicht einfach
absetzen.
• Nur die eigenen Medikamente einnehmen
und nicht etwa „Geheimtipps“ anderer
Patienten ausprobieren.
• Auch bei rezeptfreien Arzneimitteln können Wechselwirkungen mit den verschriebenen Medikamenten auftreten. Vor der
Einnahme von rezeptfreien Medikamenten daher erst Rücksprache mit dem Arzt
halten.
Da man Risikofaktoren wie einen hohen
Blutdruck oder erhöhte Cholesterinwerte
meistens nicht spürt, fällt es vielen Patienten
schwer, langfristig die verordneten Medikamente einzunehmen. Motivieren Sie sich
daher immer wieder und denken Sie daran,
dass die Behandlung von Risikofaktoren eine
Investition in die Zukunft ist, die dabei hilft,
schwere Erkrankungen zu vermeiden.
Blutdrucksenkende
Medikamente
Weil Bluthochdruck so häufig ist, wurde eine
Fülle von blutdrucksenkenden Medikamenten
entwickelt. Welches davon für Sie geeignet
ist, hängt unter anderem davon ab, ob bereits
eine KHK oder andere Herzkrankheiten vorliegen. Auch die Verträglichkeit spielt bei der
Auswahl eine Rolle.
Prinzipiell gibt es mehrere Ansatzpunkte, um
den Blutdruck zu senken. Die einzelnen Klassen von Blutdrucksenkern sind in der Tabelle
auf der gegenüberliegenden Seite dargestellt.
Kleine Namenskunde
Wie alle Medikamente haben auch die
Blutdrucksenker einen Markennamen und
einen Wirkstoffnamen. Der Markenname
steht meist groß auf der Packung und hat
ein kleines hochgestelltes R in einem Kreis
an seinem Ende (®). Diese Zeichen weisen
auf einen eingetragenen Markennamen hin.
Es verhindert, dass andere Hersteller ihre
Produkte unter diesem Namen vertreiben.
Der Wirkstoffname steht meist in viel kleineren Buchstaben auf der Packung. Er ist aber
viel interessanter, weil er Auskunft über die
Wirkung des Medikamentes gibt. Bei Blutdrucksenkern kann man an der Endung des
Wirkstoffnamens erkennen, zu welcher Klasse
er gehört. Die Endung -olol zum Beispiel steht
Verschiedene Klassen von Blutdrucksenkern
69
Wirkstoffklasse
Wirkung
Erste Wahl bei
Nebenwirkungen/
Bemerkungen
Diuretika
(Wassertabletten)
Steigerung der Salzund Wasserausscheidung, Verminderung
der Flüssigkeitsmenge
im Blut
Herzinsuffizienz
Harndrang;
ungünstig bei
Diabetes und bei
Fettstoffwechselstörungen
Betablocker
Hemmung der Wirkung
von Stresshormonen
wie Adrenalin und Noradrenalin, Verlangsamung des Herzschlags
Herzinsuffizienz,
KHK, Herzrhythmusstörungen, nach
Herzinfarkt
Für Asthmatiker und
Patienten mit Schuppenflechte weniger
geeignet
Kalziumkanalblocker
(Calciumantagonisten)
Hemmung des Kalziumeinstroms in Muskelzellen, entspannen
die Gefäßmuskulatur,
verlangsamen den
Herzschlag (nur Verapamil und Diltiazem)
fast allen Patienten
(abhängig vom
Typ des Calciumantagonisten)
Wassereinlagerungen
(Ödeme) an den Knöcheln, Kopfschmerz,
Herzklopfen;
bestimmte Calciumantagonisten sollten
nicht zusammen mit
Betablockern eingesetzt werden
ACE-Hemmer
Verminderung der
Bildung des blutdrucksteigernden Hormons
Angiotensin II
Herzinsuffizienz,
Diabetes
Reizhusten
AT1-Blocker
Blockierung der
Wirkung des blutdrucksteigernden Hormons
Angiotensin II
ACE-HemmerUnverträglichkeit
Gut verträglich
Kapitel 6
70
Kapitel 6
Wenn es mit der
Medikamenteneinnahme unübersichtlich wird,
können sogenannte
Kombinationspräparate eine Hilfe
darstellen.
Medikamente sein. Aber keine Sorge: Wenn
der gleiche Wirkstoffname und die gleiche
Dosis auf der Packung stehen, ist in beiden
Produkten trotz des unterschiedlichen Markennamens das Gleiche drin.
Um eine Behandlung mit mehreren Blutdrucksenkern zu vereinfachen, gibt es Medikamente, die zwei Wirkstoffe enthalten. Diese
sogenannten Kombinationspräparate sind
einfacher in der Handhabung und helfen dabei, Einnahmefehler zu vermeiden.
Doppelt senkt besser
für Betablocker. Medikamente innerhalb einer
Wirkstoffklasse haben ähnliche Wirkungen
und Nebenwirkungen. Medikamente mit dem
gleichen Wirkstoff haben die gleiche Wirkung
und Nebenwirkung. Bei den preisgünstigen
Generika ist der Wirkstoffname oftmals Bestandteil des Markennamens.
In der Apotheke kann es passieren, dass man
mal eines und mal ein anderes Präparat bekommt. Das liegt daran, dass die Apotheker
stets das preisgünstigste Produkt herausgeben
müssen, wenn der Arzt nicht auf dem Rezept
vermerkt, dass es nur ein bestimmtes Produkt sein darf. Weil die Preise schwanken,
können es daher auch mal unterschiedliche
Leider reicht bei vielen Bluthochdruck-Patienten ein einziger Wirkstoff nicht aus, um den
Zielwert zu erreichen. Falls Sie zu diesen Patienten gehören, gibt es die Möglichkeit, mehrere Blutdrucksenker gleichzeitig zu nehmen.
Das ist aber nur sinnvoll, wenn die Wirkstoffe aus zwei verschiedenen Wirkstoffklassen
stammen und somit an zwei verschiedenen
Punkten der Blutdruckregulation greifen.
Vorübergehende Müdigkeit
Vor allem zu Beginn der Behandlung mit Blutdrucksenkern fühlen Sie sich vielleicht müde.
Das liegt daran, dass sich der Körper erst wieder an den normalen Blutdruck gewöhnen
muss. Die Müdigkeit ist also eigentlich ein
gutes Zeichen, sie zeigt, dass die Medikamente
wirken. Nach drei bis sechs Wochen ist sie
vorüber und Sie fühlen sich so fit wie immer.
Blutfette normalisieren
Gesunde Ernährung, Bewegung und Gewichtsreduktion sind auf jeden Fall sinnvoll, um die individuellen Zielwerte bei
Cholesterin & Co. zu erreichen. Daneben
sind aber auch bestimmte Medikamente zur
Normalisierung der Blutfette angezeigt.
Die Höhe der Zielwerte hängt bei den Blutfetten vom individuellen Ausmaß des HerzGefäß-Risikos ab. Medikamente, die den
Blutfettspiegel vermindern, nennt man auch
Lipidsenker und es gibt eine ganze Reihe
davon. Besonders bewährt haben sich die
sogenannten Cholesterin-Synthese-EnzymHemmer, die auch als HMG-CoA-Reduktase-Hemmer bezeichnet werden. Weil diese
Bezeichnung ein wenig sperrig ist und alle
Wirkstoffnamen aus dieser Klasse auf -statin
enden, werden sie häufig einfach als Statine
bezeichnet.
Cholesterinproduktion
lahmlegen
71
Alle Patienten mit einer chronischen KHK
sollten Statine erhalten – und zwar unabhängig vom Ausgangswert ihrer Blutfettwerte,
aber unter Beachtung von Kontraindikationen
und Unverträglichkeiten. Statine senken den
Cholesterinspiegel, indem sie die körpereigene Cholesterinproduktion hemmen. Dadurch
sinken das Gesamtcholesterin und das gefährliche LDL-Cholesterin um bis zu 50 %.
Das schützende HDL-Cholesterin kann bis zu
10 % ansteigen. Neben dieser Hauptwirkung
haben die Statine offenbar noch zusätzliche
schützende Wirkungen für Herz und Gefäße. Bei KHK-Patienten hemmen Statine ein
Fortschreiten der Erkrankung und vermindern das Risiko für (weitere) Herzinfarkte.
Die wichtigste Nebenwirkung von Statinen
sind Muskelschmerzen.
Kapitel 6
Neben den Statinen gibt es weitere
Wirkstoffe, die die
Blutfette senken
können. Sie wurden
allerdings nicht so
umfangreich in Studien untersucht wie
die Statine. Deswegen kommen sie vor
allem bei speziellen
Fettstoffwechselstörungen zum
Einsatz bzw. wenn
ein Statin nicht
ausreicht oder nicht
vertragen wird.
Wirkungen unterschiedlicher Lipidsenker
Wirkstoffklasse
Gesamtcholesterin
LDLCholesterin
HDLCholesterin
Statine
LL
LL
QK
L
Ionentauscher
LL
LL
Q
K
LL
LL
Fibrate
L
L
KK
LL
Nikotinsäure
L
L
KK
LL
Cholesterin-Resorptionshemmer
Neutralfette
(Triglyzeride)
LL
starke Senkung
L
leichte Senkung
Q
keine Änderung
K
leichter Anstieg
KK
starker Anstieg
72
Kapitel 6
Zur Blutzuckermessung braucht
man einen kleinen
Blutstropfen aus
der Fingerkuppe.
Blutzucker normalisieren
Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte haben
viele negativen Folgen für die Gesundheit und
die KHK ist nur eine davon. Die häufigste
Form der Zuckerkrankheit ist der Altersdiabetes (Typ-2-Diabetes). In den frühen Stadien
lässt sich die Zuckerkrankheit meist mit einem
gesunden Lebensstil gut in den Griff bekommen. Eine gute Ernährung, mehr Bewegung
und eine Gewichtsreduktion lassen nicht nur
den Blutdruck und die Blutfette sinken, auch
der Blutzucker kann dadurch ganz erheblich
vermindert werden.
Wenn diese Maßnahmen alleine nicht ausreichen, kann Ihr Arzt Ihren Blutzucker mithilfe von Medikamenten weiter reduzieren.
Beim Typ-2-Diabetes sind das zunächst meist
Tabletten. Genau wie beim Bluthochdruck,
gibt es mittlerweile auch gegen Typ-2-Diabetes eine Vielzahl von Präparaten mit unterschiedlichem Wirkansatz. Und genau wie
beim Bluthochdruck kann man auch beim
Typ-2-Diabetes zwei Wirkstoffe kombinieren,
wenn einer alleine nicht ausreicht.
Patienten mit Typ-1-Diabetes haben meist
keine nennenswerte Insulinproduktion mehr.
Sie sind daher schon früh auf das Spritzen
von Insulin angewiesen. Das geht mittlerweile durch spezielle Injektionshilfen und feine
Nadeln sehr einfach und schmerzarm.
Auch Menschen mit Typ-2-Diabetes können
irgendwann auf das Spritzen von Insulin angewiesen sein. Bei ihnen kommt es immer dann
zum Einsatz, wenn eine gesunde Lebensweise
und mehrere Blutzuckersenker nicht mehr
ausreichen, um vernünftige Blutzuckerwerte
zu erreichen.
Blut verdünnen
Ein Herzinfarkt kann entstehen, wenn eine
arteriosklerotische Ablagerung aufplatzt und
der Körper dies für eine Wunde hält, die er
zu verschließen versucht. Dieses Verschließen
funktioniert in zwei Stufen. Zuerst einmal
lagern sich Blutplättchen, sogenannte Thrombozyten, an die vermeintliche Wunde an.
Dabei entsteht zunächst ein loser Pfropf. Die
aneinanderhaftenden Thrombozyten senden
nun Botenstoffe aus, die die Blutgerinnung aktivieren. Dadurch entsteht ein Blutgerinnsel,
das das Herzkranzgefäß verschließen kann.
Um diesen Prozess zu verhindern, kann man
die Anlagerung und Pfropfbildung durch die
Thrombozyten hemmen. Das geschieht mit
sogenannten Thrombozytenaggregationshemmern. Der bekannteste von ihnen ist die
Acetylsalicylsäure (ASS). Sie wird in höheren
Dosierungen auch gegen Kopfschmerzen eingesetzt. Um die Anlagerung und Verklumpung der Blutplättchen vermindern, reichen
schon viel geringere Dosen aus.
Der Ausdruck „Blutverdünnung“ ist also gar
nicht richtig. Das Blut wird nicht verdünnt,
sondern es werden lediglich die Thrombozyten daran gehindert, eine Blutgerinnung
einzuleiten. Da es auch noch andere Faktoren gibt, die Blutgerinnung auslösen, kommt
es auch nicht zu einem völligen Ausfall der
Blutgerinnung. Wenn man sich z. B. sticht,
blutet es allenfalls ein paar Minuten länger.
Leider können bei einer langfristigen Einnahme von ASS Blutungen im Magen-DarmBereich auftreten. Deshalb wird die Einnahme
nur solchen Patienten mit stark erhöhtem
Herz-Gefäß-Risiko empfohlen. Dazu gehören beispielsweise alle, bei denen bereits eine
KHK vorliegt. Diese Patienten profitieren allerdings sehr stark von der Einnahme, weil
das Risiko für einen (weiteren) Herzinfarkt
stark gesenkt wird. Für Patienten, die ASS
nicht vertragen, gibt es Alternativen wie zum
Beispiel Clopidogrel.
In der Krankenhausphase direkt nach einem
Herzinfarkt kommen übrigens eine Zeit
lang auch Medikamente zum Einsatz, die
die zweite Phase der Blutstillung, also die
Blutgerinnung, hemmen. Diese verlängern
die Blutungszeit nach Verletzungen deutlich
stärker als die Thrombozytenaggregationshemmer. Bei Medikamenten, die die Blutgerinnung hemmen, muss die Dosierung
für jeden einzelnen Patienten individuell
angepasst werden.
Langfristige Behandlungen mit diesen Medikamenten sind oftmals bei Patienten mit
Vorhofflimmern und nach dem Einsatz von
künstlichen Herzklappen notwendig. Patienten, die auf diese Mittel eingestellt sind,
sollten normalerweise kein zusätzliches ASS
einnehmen.
Weil gerinnungshemmende Medikamente
Wechselwirkungen mit vielen anderen Medikamenten haben, sollte der Arzt oder Apotheker immer darüber informiert werden,
dass man diese Mittel einnimmt. Wegen der
verlängerten Blutungsdauer können Operationen oder zahnärztliche Behandlungen
bei Patienten, die Gerinnungshemmer einnehmen, problematisch sein. Bei Notfällen
können bestimmte Maßnahmen außerdem
nicht durchgeführt werden. Deshalb sollten
die Patienten einen entsprechenden Ausweis
mit sich führen.
73
Kapitel 6
74
7. Kapitel
Behandlung der KHK
Fortschreiten bremsen
Patienten, die
Gerinnungshemmer
einnehmen, sollten
das immer ihrem
Apotheker mitteilen, weil es zu
Wechselwirkungen
mit einigen anderen Medikamenten
kommen kann.
75
Behandlung der KHK
Fortschreiten bremsen
Kapitel 7
76
Kapitel 7
Nitrate wirken schnell
Medikamente können wesentlich
dazu beitragen, ein Fortschreiten
der Arteriosklerose zu verhindern.
W
er bereits an einer KHK leidet, der hat
vor allem ein hohes Risiko für weitere
Herz- und Gefäßprobleme. Ursache ist eine
Arteriosklerose und meistens tritt diese Gefäßverengung nicht nur in den Herzkranzgefäßen auf. KHK-Patienten haben daher immer
auch ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle
und Durchblutungsstörungen der Beine und
Organe.
Die wichtigste Maßnahme bei der Behandlung der KHK ist daher, ein weiteres Fortschreiten der Arteriosklerose zu verhindern.
In Kapitel 5 und 6 werden die wichtigsten
Maßnahmen vorgestellt, die bei Patienten mit
KHK zum Tragen kommen sollten – vom gesunden Lebensstil bis zur Blutverdünnung.
Bei der medikamentösen Behandlung haben
sich vor allem drei Maßnahmen zur Risikominimierung bei Patienten mit KHK bewährt:
1. Thrombozytenaggregationshemmer
wie z. B. ASS
2. Betablocker
3. Statine
Für Statine ist bei KHK-Patienten auch dann
ein Nutzen nachgewiesen, wenn keine erhöhten Cholesterinwerte vorliegen. Betablocker
senken bei Angina Pectoris nicht nur das
Infarktrisiko, sondern lindern auch die Beschwerden. Falls Sie bereits einen Herzinfarkt
hatten, kann zusätzlich zu den genannten
Maßnahmen der Einsatz von ACE-Hemmern
den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen.
Das klingt zunächst mal nach einer ganzen
Menge Medikamente; aber die lebenslange
ACE-Hemmer sollten in den ersten 4
bis 6 Wochen nach
einem Herzinfarkt
eingesetzt werden
– und bei weiteren
Begleiterkrankungen wie Herzschwäche oder Diabetes.
Einnahme dieser Wirkstoffe verspricht einen
Schutz vor weiteren Herz- und Gefäßerkrankungen. Das sollten Sie sich immer vor Augen
führen, wenn die Einnahme einmal lästig ist
oder Sie am Nutzen der Medikamente zweifeln, weil Sie keine unmittelbare Wirkung
spüren.
Viel deutlicher zu spüren ist die Wirkung jener Medikamente, die zur Symptomlinderung
bei Angina Pectoris eingesetzt werden. Dabei handelt es sich vor allem um sogenannte
Nitratsprays können
Angina-PectorisBeschwerden
binnen weniger
Minuten lindern.
Nitrate. Sie sind schon seit über 100 Jahren
gebräuchlich. Einer der ersten Wirkstoffe aus
der Gruppe der Nitrate war Nitroglyzerin.
Diese auch als Sprengstoff bekannt gewordene
Substanz erweitert die Herzkranzgefäße und
lässt so mehr Sauerstoff an den Herzmuskel
gelangen. Gleichzeitig erweitert es die Venen
und vermindert die Arbeitsbelastung und
damit den Sauerstoffverbrauch des Herzens.
Nitrate werden bereits in Ihrem Mund vom
Körper aufgenommen und wirken sehr
schnell. Deshalb kommen sie überwiegend
als Sprays oder Zerbeißkapseln zum Einsatz.
Werden die Präparate während eines Angina-Pectoris-Anfalls angewendet, können sie
binnen ein bis zwei Minuten die Beschwerden lindern. Wenn Ihr Arzt solche Präparate
verschreibt, dann tragen Sie diese immer bei
sich, um sie im Ernstfall griffbereit zu haben.
Wann den Notarzt rufen?
Sollte die Wirkung eines Nitratpräparates
nicht wie gewohnt eintreten und die Schmerzen weiter bestehen, kann eine zweite Dosis
eingenommen werden. Hilft auch diese nicht,
so sollte man den Notarzt verständigen, da
die Gefahr eines Herzinfarktes besteht.
Nitrate können Sie auch vorbeugend anwenden, etwa wenn Sie das Auftreten eines
Angina-Pectoris-Anfalls befürchten.
Außer den schnell wirkenden Präparaten, die
zur Anfallsbekämpfung eingesetzt werden,
gibt es auch solche, die die Nitrate nur langsam freisetzen. Diese werden im Gegensatz
zu den Akutpräparaten nicht bei Bedarf, son-
dern regelmäßig eingenommen. Sie werden
auch nicht zerbissen oder gesprüht, sondern
geschluckt. Sie sollten allerdings nicht rund
um die Uhr eingenommen werden. Eine Pause
in der Nacht verhindert, dass sich der Körper
an den Wirkstoff gewöhnt und man die Dosis
steigern muss.
Die Nebenwirkungen von Nitraten sind Kopfschmerzen, Blutdruckabfall und Herzrasen.
Sollten Sie ein Nitrat nicht vertragen, können
Sie auf andere Zubereitungen oder verwandte Substanzen wie zum Beispiel Molsidomin
ausweichen.
77
Kapitel 7
Für KHK-Patienten
stehen heute
vielfältige Behandlungsmöglichkeiten
zur Verfügung.
Betablocker entlasten das
Herz
Bei Angina Pectoris haben Betablocker gleich
mehrere positive Wirkungen. Sie bremsen die
Pulsfrequenz und senken den Blutdruck. Dadurch vermindern sich die Last des Herzens
und der Sauerstoffbedarf. Auf diese Weise
können Betablocker die Zahl und Schwere
von Angina-Pectoris-Anfällen reduzieren.
Gleichzeitig hemmen sie aber auch das Fortschreiten der KHK und können lebensverlängernd wirken.
Kalziumantagonisten für die
Durchblutung
In Fällen, in denen Betablocker nicht genommen werden dürfen oder nicht vertragen werden, können alternativ bestimmte
Kalziumantagonisten eingesetzt werden. Sie
gehören ebenfalls zu den Blutdrucksenkern
und wirken, indem sie die Gefäßmuskulatur
entspannen. Bei Angina Pectoris kann dies zu
einer besseren Durchblutung des Herzmuskels führen. Bei Patienten, die gleichzeitig
eine Herzschwäche aufweisen, ist allerdings
Vorsicht geboten, da auch die Kontraktionskraft des Herzens vermindert wird. Anders
als bei den Betablockern ist bei Kalziumantagonisten bislang keine Verminderung des
Infarktrisikos nachgewiesen.
Bei Patienten, die bereits einen Infarkt hatten, wird in den ersten 4 bis 6 Wochen nach
dem Infarkt außerdem der Einsatz von ACEHemmern empfohlen. Diese sollen die Anpassungsprozesse des Herzmuskels günstig
beeinflussen und dadurch die Sterblichkeit
nach einem Herzinfarkt senken.
78
Kapitel 7
Ballone und Umleitungen
Die Ballonaufdehnung
In vielen Fällen reichen ein herzgesunder Lebensstil und eine medikamentöse Behandlung aus, um das Fortschreiten einer KHK
zu bremsen und die Symptome in den Griff
zu bekommen. Wenn allerdings trotz dieser
Maßnahmen häufige und heftige AnginaPectoris-Anfälle auftreten oder wenn die
Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen den
Blutfluss so stark einschränken, dass sie die
Lebenserwartung vermindern, dann kann
eine Ballonaufdehnung oder eine BypassOperation hilfreich sein.
Ob ein solcher Eingriff infrage kommt und
welches Verfahren am besten geeignet ist,
muss individuell entschieden werden. Wichtige Einflussgrößen sind Alter und Gesundheitszustand sowie Lage und Ausdehnung der
Veränderungen in den Herzkranzgefäßen.
Bei diesem Verfahren wird ein winziger Ballon, der sich an der Spitze eines dünnen Katheters befindet, in die Engstelle vorgeschoben
und dann aufgeblasen. Dadurch wird die Engstelle erweitert und so der Blutfluss verbessert.
Die Methode wurde 1977 zum ersten Mal angewendet und wurde seitdem kontinuierlich
verbessert. Der medizinische Fachbegriff lautet Ballondilatation oder PTCA (Perkutane
Transluminale Coronare Angioplastie).
Bei einer Ballonaufdehnung wird unter örtlicher Betäubung eine Bein- oder Armarterie
punktiert und eine dünne Hülse in die Schlagader eingesetzt. Durch diesen Zugang wird
dann der Herzkatheter in das betroffene Herzkranzgefäß geschoben. Das Vorschieben des
Katheters ist in der Regel völlig schmerzfrei.
Ist die Spitze im Herzkranzgefäß angelangt,
wird über einen Kanal im Herzkatheter Kon-
Eine Ballondilatation
wird mithilfe eines Herzkatheters durchgeführt.
Nach der Injektion von
Kontrastmittel in die
Herzkranzgefäße kann
der Arzt eventuelle Engstellen im Röntgenbild
sehen.
79
Kapitel 7
80
Kapitel 7
Bei der Ballonaufweitung
wird die Engstelle im
Herzkranzgefäß mittels
Druck erweitert.
Die Ballonaufdehnung mithilfe eines
Katheters dauert
meistens weniger
als eine Stunde.
Oft kann der Patient am gleichen
Tag wieder nach
Hause.
trastmittel eingespritzt. Per Röntgenkamera
kann sich der Arzt nun einen Überblick über
die Verhältnisse in den Herzkranzgefäßen
verschaffen. Hat er die Engstelle gefunden,
manövriert er den Herzkatheter bis kurz
davor. Danach schiebt er über den Kanal im
Herzkatheter zunächst einen Führungsdraht
und anschließend einen winzigen Ballon in
die Engstelle. Liegt der Ballon richtig, wird
er mit hohem Druck aufgepumpt. Dadurch
wird die Engstelle aufgedehnt.
Weil der Ballon während der Aufdehnung ca.
30 bis 60 Sekunden lang das Herzkranzgefäß
völlig verschließt, kann es während dieser Zeit
zu Beschwerden wie bei einer Angina Pectoris
kommen. Wird der Druck im Ballon wieder
abgelassen, lässt auch das Engegefühl wieder nach. Um zu prüfen, ob die Engstellen
beseitigt wurden und das Blut wieder besser
fließt, kann der Arzt erneut Kontrastmittel
einspritzen.
War der Eingriff erfolgreich, werden alle
Schläuche und Drähte wieder entfernt. Die
Stelle, an der der Herzkatheter eingeführt
wurde, wird entsprechend versorgt. In der
Regel dauert die ganze Prozedur nur zwischen
einer halben und einer Stunde. In der Regel
kann man noch am selben Tag wieder nach
Hause. Schwerwiegende Komplikationen
sind bei weniger als 2 von 100 Eingriffen zu
erwarten.
Gefäßstützen
Die Aufdehnung der Engstellen in den Herzkranzgefäßen gelingt in über 90 % der Fälle.
Leider ist der Behandlungserfolg in bis zu
40 % der Fälle aber nur von kurzer Dauer.
Hier tritt innerhalb von sechs Monaten nach
dem Eingriff an der gleichen Stelle eine erneute Verengung auf. Später kommt es nur
in Ausnahmefällen zu solchen als Restenose
bezeichneten Rückfällen.
Um Restenose zu verhindern, werden heute
häufig sogenannte Stents bei der Ballonaufdehnung verwendet. Dabei handelt es sich
um eine Art Röhrchen aus Maschendraht. Sie
werden über den Ballon gestreift und mit die-
sem an die Engstelle befördert. Wenn nun der
Ballon aufgeblasen wird, weitet er nicht nur
die Engstelle, sondern auch das Drahtgeflecht
aus Edelstahl. Wird der Ballon entleert und
entfernt, behält das aufgeweitete Drahtgeflecht
seine Form und verhindert, dass die Engstelle
wieder zugeht.
Das Drahtgeflecht wächst innerhalb von
zwei bis vier Monaten in die Gefäßwand ein
und wird zum Teil der Arterienwand. Weil
bis dahin am Stent Blutgerinnsel entstehen
können, muss nach der Prozedur eine Zeit
lang eine Kombination aus Acetylsalicylsäure
und Clopidogrel eingenommen werden, um
die Blutplättchen am Verklumpen zu hindern.
81
Kapitel 7
82
Kapitel 7
Ein Stent ist ein Röhrchen
aus Streckmetall. Einmal
aufgedehnt, stützt es
das Gefäß von innen und
vermindert die Gefahr,
dass die Engstelle erneut
entsteht.
vor ihren Stellenwert. Denn nicht immer lässt
sie sich durch die Ballonaufdehnung ersetzen.
Ein Bypass sollte vor allem dann in Erwägung gezogen werden, wenn mehr als eine
Herzkranzarterie betroffen sind oder wenn
der Hauptstamm der linken Herzkranzarterie
verengt ist.
Das Wort „Bypass“ stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Umleitung
oder Umgehung. Und genau das ist es, was
bei der Operation gemacht wird. Die Chirurgen nehmen ein Gefäß aus dem Körper
des Patienten und bilden mit ihm eine Um-
leitung um die verengte Stelle herum. Eine
solche Operation dauert oftmals mehrere
Stunden. Sie erfordert eine Vollnarkose und
eine Öffnung des Brustkorbs. Bei der klassischen Methode wird dazu das Brustbein der
Länge nach aufgesägt und anschließend der
Herzbeutel eröffnet. Um die dünnen Gefäße
mit haarfeinen Fäden aneinandernähen zu
können, wird das Herz meist am Schlagen
gehindert und seine Arbeit für die Dauer der
Operation von einer Herzlungenmaschine
übernommen.
Koronarer Bypass mit
einer Vene als Bypassgefäß
Beschichtungen gegen
Wiederverengung
Ein Stent erhöht die langfristigen Erfolgsaussichten einer Ballonaufdehnung. Allerdings
kommt es auch mit diesen Gefäßstützen noch
bei einigen Patienten zu einer erneuten Verengung des Herzkranzgefäßes. Der Grund ist
dann meist ein überschießendes Wachstum
der Gefäßwand. Um das zu verhindern, wurden Stents entwickelt, die mit Medikamenten
beschichtet sind, die das Zellwachstum vermindern. Diese Spezialstents kommen vor
allem dann zum Einsatz, wenn ein erhöhtes
Risiko für eine Wiederverengung besteht.
Da es länger dauert, bis beschichtete Stents
in die Gefäßwand einwachsen, besteht bei
ihnen auch länger die Gefahr eines Blutgerinnsels durch den Stent. Patienten, die einen
beschichteten Stent erhalten, müssen daher
länger Medikamente einnehmen, die die Verklumpung der Blutplättchen hemmen.
Umleitung des Blutflusses
Vor der Erfindung der Ballonaufdehnung
war die Bypass-Operation die einzige Möglichkeit, um Patienten mit KHK wieder zu
einer besseren Durchblutung zu verhelfen.
Im Vergleich zur Ballonaufweitung ist die
Bypass-Operation wesentlich aufwendiger
und komplexer. Trotzdem hat sie nach wie
Für einen Bypass
gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder eine Überbrückung mittels
einer Vene oder
die Verwendung
der Arterie, die
normalerweise das
Brustbein und die
Rippen versorgt.
Koronarer Bypass mit einer
Schlagader als Bypassgefäß
Hauptschlagader
Bypassvene
eingeengte
Herzkranzarterie
Mammaria-internaBypass links
Brustkorbschlag ader
eingeengte
Herzkranzarterie
Für die eigentliche Umleitung gibt es zwei
Möglichkeiten. Die ältere ist die Überbrückung mittels einer Vene, die aus dem Bein
entnommen wird. Der Chirurg näht das entnommene Gefäß auf der einen Seite an der
Hauptschlagader und auf der anderen Seite
hinter der Engstelle der Koronararterie an.
Bei der neueren Methode verwendet er eine
Arterie, die bereits aus der Aorta entspringt
und normalerweise das Brustbein und die
Rippen versorgt. Die Verwendung dieser
Arterie hat sich als besonders erfolgreich
hinsichtlich der Langzeiterfolge herausgestellt. Leider ist diese Methode nicht bei allen
Patienten möglich. Außerdem werden bei den
meisten Operationen gleich mehrere Bypässe
gelegt, sodass oft eine Kombination aus den
beiden Methoden zum Einsatz kommen muss.
Trotz des großen Eingriffs erholen sich die
meisten Patienten rasch und können bereits
nach drei Tagen wieder aufstehen.
Neuere als minimalinvasiv bezeichnete
Operationsmethoden verzichten auf die
Durchtrennung des Brustbeins und arbeiten
stattdessen mit einem fünf bis sieben Zentimeter langen Schnitt zwischen den Rippen.
Bei anderen Verfahren wird auf den Einsatz
einer Herzlungenmaschine verzichtet und
am schlagenden Herzen operiert.
Was kommt nach dem
Eingriff?
Nach der Ballonaufdehnung oder einer
Bypass-Operation fühlen sich die Patienten
oft so gut, dass sie glauben, sie seien geheilt.
Das aber stimmt nicht. Die Ursache – nämlich die Arteriosklerose – ist nach wie vor da.
Deshalb gilt es weiterhin, die Risikofaktoren
in den Griff zu bekommen und die verordneten Medikamente zuverlässig einzunehmen.
Sonst ist die mühsam wiederhergestellte Herzdurchblutung durch neue Ablagerungen bald
wieder verloren.
Behandlung beim akuten
Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt wird durch einen plötzlich
auftretenden kompletten Verschluss eines
Herzkranzgefäßes verursacht. Die Ursache
ist meist ein Blutgerinnsel, das aufgrund einer Arteriosklerose entsteht. Viele Patienten
wissen bis zu ihrem ersten Infarkt nicht, dass
sie an einer KHK leiden.
Ziel der Behandlung in dieser Notsituation
ist, möglichst viel Herzmuskelgewebe vor
dem Absterben aufgrund von Sauerstoffmangel zu bewahren. Dafür stehen nur wenige
Stunden zur Verfügung. Deshalb beginnt die
Behandlung im Idealfall schon im Notarztwagen. Dort bekommen die Patienten Sauerstoff, Nitroglyzerin, Schmerzmittel, Betablocker und ein Mittel, das die Verklumpung
der Blutplättchen reduziert.
Mehr Informationen zum richtigen Verhalten
im Notfall finden Sie im Kapitel 5 ab Seite 63.
83
Kapitel 7
84
Kapitel 7
Die 90 Minuten
nach einem Herzinfarkt bieten die
besten Behandlungschancen.
Durchblutung schnellstens
wiederherstellen
Im Krankenhaus wird man nach Möglichkeit
versuchen, den Verschluss des Herzkranzgefäßes mittels einer Ballonaufdehnung mit
oder ohne Stent zu beseitigen. Nur wenn diese
Möglichkeit innerhalb eines Zeitraums von
zwei Stunden nach Eintreffen des Notarztes
nicht gegeben ist, wird man auf eine sogenannte Lysetherapie ausweichen. Dabei wird
ein Mittel gespritzt, das Blutgerinnsel auflöst.
Gleichzeitig werden Mittel verabreicht, die
die Blutgerinnung hemmen und verhindern
sollen, dass sich das Gefäß nach der Auflösung
des Blutgerinnsels wieder verschließt. Eine
solche Therapie ist in bis zu 80 % der Fälle
erfolgreich, was sich dadurch äußert, dass die
Schmerzen verschwinden und sich das EKG
normalisiert. Auch bei einer erfolgreichen
Lysetherapie sollten die Patienten so bald wie
möglich einer Herzkatheteruntersuchung
unterzogen werden, um zu entscheiden, ob
weitere Maßnahmen nötig sind. Die Lysetherapie wirkt am besten, wenn sie innerhalb
der ersten 90 Minuten nach einem Infarkt
durchgeführt wird.
Wie geht es weiter?
Nach der Akutphase im Krankenhaus sollte
unbedingt eine Anschlussheilbehandlung
(Reha) erfolgen. Als Infarktpatient sollten
Sie außerdem die Ratschläge zum herzgesunden Leben beherzigen, die Sie in Kapitel 5 ab
Seite 40 finden. Zusätzlich können folgende
Medikamente den Krankheitsverlauf günstig
beeinflussen und dazu beitragen, einen weiteren Infarkt zu verhindern:
• Betablocker
• Thrombozytenaggregationshemmer
• Statine
• ACE-Hemmer oder AT1-Blocker
Falls Sie bereits einen Herzinfarkt hatten, wird
außerdem zu einer jährlichen Grippeimpfung geraten, da Sie im Falle einer Infektion
mit der echten Grippe (Influenza) besonders
gefährdet sind.
Die Rehabilitation
Ziel einer sogenannten Reha-Maßnahme ist
die Wiedereingliederung in den Alltag und
Heranführung an einen neuen gesunden
Lebensstil, der weitere Herz- und Gefäßprobleme verhindern soll. Reha-Maßnahmen
werden üblicherweise nach einem Herzinfarkt oder einer Bypass-Operation angeboten. Aber auch bei stabiler Angina Pectoris
kann eine Reha für Sie sinnvoll sein, wenn
trotz Standardtherapie die Belastungsfähigkeit schlecht ist und/oder eine Vielzahl von
Risikofaktoren vorliegen. Eine Reha beginnt
immer mit einer gründlichen Untersuchung
und einem Aufnahmegespräch, in dem auch
die Therapieziele festgelegt werden.
Danach kümmert sich ein Team von Spezialisten um Körper, Seele und soziale Zusammenhänge. Fast genauso wichtig wie der Rat
und die Unterstützung durch diese Experten
kann für Sie auch der Kontakt und Austausch
mit anderen Betroffenen sein.
Wissen macht gesund
Wohin zur Reha?
Zum Programm in einer Reha gehören nicht
nur medizinische Behandlungen und Anwendungen, sondern auch Schulungen, die die
Fähigkeit zur Selbsthilfe steigern sollen. Diese
Schulungen geben einen Einblick in die Ursachen und Folgen der Erkrankung. Hier lernen
Sie Ihre Risikofaktoren kennen und wie man
sie vermeidet. Dazu gehören Raucherentwöhnungsprogramme, Stressbewältigungskurse,
Ernährungsberatungen und Anleitungen zur
Selbstkontrolle von Blutdruck oder Blutzucker. Aufgabe der Reha ist es auch, die optimale Abstimmung der Medikamente zu finden.
Die Behandlungskonzepte der einzelnen
Kliniken unterscheiden sich nur unwesentlich voneinander. Die Klinik kann daher nach
praktischen Aspekten wie Erreichbarkeit ausgewählt werden. Ob man sich für eine stationäre oder ambulante Reha entscheidet, hängt
von persönlichen Vorlieben, der Verfügbarkeit von ambulanten Einrichtungen und der
individuellen Leistungsfähigkeit ab.
Adressen aller Reha-Kliniken gibt es bei der
eigenen Krankenkasse. Reha-Anträge werden
üblicherweise schon während der Akutbehandlung gestellt. Im Durchschnitt vergehen
zwischen der Entlassung und dem Beginn der
Reha rund sieben Tage. Die Reha selbst dauert
meist drei Wochen.
Bewegung ins Leben
bringen
Die Bewegungstherapie soll die körperliche
Leistungsfähigkeit steigern und einen Grundstock für ein Bewegungsprogramm legen, das
Sie zu Hause eigenständig oder in Herzsportgruppen fortführen können. Die Übungen
werden in ihrer Intensität genau auf Sie und
Ihre körperliche Belastbarkeit abgestimmt.
Zurück ins Berufsleben
Viele Patienten wollen nach der Reha wieder
ins Berufsleben einsteigen. Manchmal ist ihre
Leistungsfähigkeit aber eingeschränkt. Die
Fachkräfte in der Reha helfen Ihnen, neue
Lösungen zu finden, wenn die bisherige Arbeit nicht mehr oder nicht in vollem Umfang
ausgeübt werden kann. Ebenso bei Anträgen
und Formalitäten etwa für einen Behindertenausweis.
85
Kapitel 7
86
8. Kapitel
Behandlung der Herzinsuffizienz
Mehr Kraft für müde Pumpen
Wie finde ich
wieder in meinen
Alltag zurück?
87
Behandlung der Herzinsuffizienz
Mehr Kraft für müde Pumpen
Kapitel 8
88
Kapitel 8
Der Fingerhut (Digitalis) wurde bereits
vor über 200 Jahren zur Behandlung
der Herzinsuffizienz verwendet.
Z
iel der Behandlung einer Herzinsuffizienz ist es, das Voranschreiten der
Erkrankung zu bremsen. Dafür müssen
zunächst einmal die Ursachen ausgeschaltet werden. In den allermeisten Fällen sind
das Bluthochdruck und/oder KHK. Deshalb
bilden die dort verwendeten Maßnahmen
auch in den meisten Fällen die Grundlage
der Therapie einer Herzinsuffizienz. Das gilt
sowohl für allgemeine Maßnahmen im Sinne
eines herzgesunden Lebensstils als auch für
die medikamentöse Behandlung.
Nur in seltenen Fällen lässt sich eine Herzschwäche durch medizinische Eingriffe
zufriedenstellend behandeln. Bei schweren
Herzrhythmusstörungen kann ein Herzschrittmacher Abhilfe schaffen.
Leben verlängern
Wenn eine Herzinsuffizienz medikamentös
behandelt wird, dann kommen vor allem
blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz. Diese Medikamente sorgen dafür, dass
das Herz nicht gegen einen erhöhten Druck
ankämpfen muss. Zu ihnen gehören:
• ACE-Hemmer
• AT1-Rezeptorblocker (nur bei ACE-Hemmer-Unverträglichkeit)
• Beta-Rezeptorenblocker
• Aldosteron-Antagonisten
Für diese Medikamente wurde in medizinischen Studien bei Herzinsuffizienz ein
lebensverlängernder Effekt nachgewiesen.
Dieser Effekt tritt auch dann auf, wenn kein
Bluthochdruck vorliegt. Nähere Informationen zur Wirkweise und den Nebenwirkungen
bei diesen Wirkstoffen finden Sie in Kapitel 7
zur Behandlung der KHK.
Beschwerden lindern
Andere Medikamente werden eingesetzt, um
die Symptomatik zu bessern. Dazu gehören
vor allem Diuretika, die umgangssprachlich
auch als Wassertabletten bezeichnet werden.
Diuretika steigern die Urinproduktion und
damit die Flüssigkeitsausscheidung. Das senkt
einerseits den Blutdruck, hat bei Herzinsuffizienz aber auch günstige Wirkungen auf
eventuell vorhandene Wassereinlagerungen.
Da durch Diuretika die Flüssigkeitsmenge
im Körper vermindert wird, werden auch die
Ödeme „ausgeschwemmt“.
Mehr Kraft durch Fingerhut
Medikamente
können das Herz
entlasten.
Digitalis ist der lateinische Name für die Fingerhutpflanze. Aus ihr wurden schon vor über
200 Jahren Medikamente zur Behandlung von
Herzerkrankungen gewonnen. Heute werden
vor allem die Wirkstoffe Digoxin und Digitoxin eingesetzt, die man wissenschaftlich als
Herzglykoside und umgangssprachlich als
Digitalis zusammenfasst. Diese lassen das
Herz zwar kräftiger und ökonomischer schlagen, einen lebensverlängernden Effekt haben
sie aber offenbar nicht. Bei Patienten mit Vorhofflimmern können sie allerdings auch in
frühen Stadien positive Wirkungen entfalten,
da sie die Schlagfrequenz vermindern.
Was Sie selbst tun können
Genau wie bei der KHK ist auch bei der Herzinsuffizienz Eigeninitiative von Vorteil. In den
meisten Fällen bedeutet das:
• Nicht rauchen
• Übergewicht abbauen
• Gesund ernähren
• Alkohol meiden
Tipps zu den einzelnen Punkten sind in Kapitel 5 ab Seite 40 zu finden.
Entgegen früherer Meinungen ist Bewegung
auch bei Herzinsuffizienz richtig und wichtig.
Eine regelmäßige und moderate Bewegung
führt bei Patienten oftmals zu einer deutlichen
Verbesserung der Belastbarkeit. Um das richtige Maß zu finden, kann Ihr Arzt zum Beispiel mit einem Belastungs-EGK die Grenzen
ausloten. Eine gute Möglichkeit ist auch die
Teilnahme an einer der vielen Sportgruppen
für Patienten mit Herzschwäche.
Reisen sind prinzipiell möglich, sollten aber
nicht in Gegenden mit extremen klimatischen
Bedingungen führen. Auch die dünne Luft
im Gebirge kann problematisch sein. Kurze
Flugreisen sind oftmals verträglicher als lange
Autofahrten. Auf Langstreckenflüge sollten
Sie jedoch verzichten.
Schwere Infektionskrankheiten wie die echte
Grippe (Influenza) können bei Herzinsuffizienz eine erhebliche zusätzliche Belastung
darstellen. Deshalb sollten die Patienten alle
empfohlenen Impfungen durchführen lassen.
Welche das sind, kann man beim Hausarzt
erfragen.
Den Erfolg einer Herzinsuffizienztherapie
kann man auch mit der Waage kontrollieren.
Als Herzinsuffizienzpatient sollten Sie sich
daher täglich wiegen. Am besten morgens
vor dem Frühstück. Der Grund: Jeder Liter
Wassereinlagerung wiegt ein Kilogramm.
Sprunghafte Gewichtszunahmen von mehr
als 2 kg oder -abnahmen von mehr als 1 kg
von einem Tag auf den anderen sind verdächtig. In diesen Fällen konsultieren Sie umgehend einen Arzt.
Wann wird die Herzschwäche zum Notfall?
Eine Herzinsuffizienz kann sich manchmal
rapide verschlechtern. Dann tritt binnen weniger Stunden sehr starke Atemnot auf. Ihr
Herz schlägt sehr schnell oder unregelmäßig.
Die Atmung klingt feucht und rasselnd. Oft
besteht auch ein Druckgefühl in der Brust.
In solchen Fällen sollte über die 112 oder die
örtliche Notrufnummer der Rettungsdienst
gerufen werden. Bis zu dessen Eintreffen sollte
die betroffene Person aufrecht sitzend gelagert
und geschont werden.
Medikamente nicht einfach
weglassen
Egal ob eine Herzinsuffizienz Beschwerden
verursacht oder nicht, sie sollte auf jeden Fall
behandelt werden – je früher, desto besser.
Auch wenn noch keine ausgeprägten Symptome vorliegen, sollten Sie die verordneten
Medikamente einnehmen. Da sie das Fortschreiten der Erkrankung hemmen, bedeutet ein frühzeitiger Einsatz langfristig einen
weitgehenden Erhalt der Herzfunktion. Auch
wenn Sie sich eigentlich wohlfühlen, sollten
Sie die Tabletten trotzdem regelmäßig einnehmen. Ziel der Behandlung ist nicht eine
direkte Verbesserung der Symptome, sondern
eine langfristige Hemmung des Fortschreitens
der Herzschwäche. Insbesondere bei Digitalis
ist eine zuverlässige Einnahme von großer
Bedeutung, da es bei zu niedriger Dosierung
nicht wirkt, bei zu hoher aber gefährliche Nebenwirkungen haben kann.
89
Kapitel 8
Jeder Patient mit
Herzinsuffizienz
sollte einmal täglich auf die Waage.
Ein neues Herz
Wenn alle genannten Maßnahmen versagen,
dann ist eine Herztransplantation der letzte
Ausweg. Weil es nicht genügend Spenderorgane gibt, kommen nur Patienten für eine
Transplantation infrage, die gute Aussichten
auf einen Behandlungserfolg haben. Das
bedeutet, dass keine weiteren schweren Erkrankungen vorliegen dürfen und dass weder
ein Nikotin- noch ein Alkoholmissbrauch
vorliegt. Die Wartezeit für ein Spenderorgan
kann trotzdem mehrere Jahre dauern. Nach
einer Herztransplantation muss verhindert
werden, dass der Köper das Spenderorgan
abstößt. Hierfür sind Medikamente einzunehmen, die die Funktion des Immunsystems
hemmen. Dadurch ist die Infektionsanfälligkeit von Transplantatempfängern deutlich
höher. Die Patienten müssen daher geeignete
Maßnahmen ergreifen, um Infektionen zu
vermeiden. Ansonsten kann das Leben mit
einem Spenderherzen weitgehend normal
verlaufen und eine deutlich bessere Lebensqualität aufweisen als vor der Transplantation.
Herztransplantation
als letzter Ausweg
90
9. Kapitel
DMP – Disease-Management-Programm
Behandlung mit System
91
DMP – Disease-Management-Programm
Behandlung mit System
Kapitel 9
Der Hausarzt ist Ansprechpartner und
Koordinator der Behandlung im DMP.
V
iele Menschen in Deutschland leiden an chronischen Erkrankungen
wie zum Beispiel einer KHK oder Diabetes.
Sie brauchen eine kontinuierliche und vorausschauende ärztliche Behandlung und
Überwachung. Die Medizin in Deutschland
ist aber traditionell eher auf Heilung als auf
Überwachung und Verhütung von Krankheiten ausgerichtet. Deshalb kommt es bei
chronischen Erkrankungen nicht selten zu
einer unsystematischen Vorgehensweise mit
unnötigen Doppeluntersuchungen sowie
Unter-, Über- oder gar Fehlversorgung des
Patienten.
Behandlung von Patienten mit chronischen
Erkrankungen koordinieren und strukturieren, um so Folgeerkrankungen zu verhindern. Alle Maßnahmen werden dabei nach
wissenschaftlich gesichertem medizinischem
Wissensstand aufeinander abgestimmt.
Entsprechende Programme werden auch
als strukturierte Behandlungsprogramme
oder Chronikerprogramme bezeichnet. Die
Disease-Management-Programme der AOK
heißen „AOK-Curaplan“ und zählen mehrere
Millionen Teilnehmer.
92
Kapitel 9
Kontinuierliche Behandlung
Disease-Management-Programme wurden
in Deutschland 2001 eingeführt. Die Idee für
solche Programme stammt ursprünglich aus
den USA. In Deutschland werden DiseaseManagement-Programme derzeit für folgende
Erkrankungen angeboten:
• Koronare Herzkrankheit (KHK)
• Diabetes mellitus
• Chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD)
• Asthma bronchiale
• Brustkrebs
Patienten, die mehrere der genannten Erkrankungen aufweisen, können auch in mehrere
Disease-Management-Programme einschrieben werden.
Um eine kontinuierliche Betreuung von
Patienten mit chronischen Krankheiten zu
gewährleisten, werden die Aktivitäten von
Haus- und Fachärzten sowie Krankenhäusern, Apotheken und Reha-Einrichtungen
koordiniert. Die notwendigen Therapieschritte werden optimal aufeinander abgestimmt.
Durch die strukturierte Behandlung und Vorbeugung soll auf lange Sicht auch ein Beitrag
zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen
geleistet werden.
Einfach gut informiert
Hauptziel: weniger
Folgeerkrankungen
Disease-Management-Programme, auch
DMPs genannt, sollen solche unstrukturierten Behandlungen vermeiden und die
Disease-Management-Programme setzen
auch auf Information. Als Patient werden Sie
über Krankheit und Behandlung umfassend
aufgeklärt. Dabei kommen folgende Maßnahmen zum Einsatz:
• Informationsbroschüren wie die vorlie-
gende
• Schulungen
• Telefonische Beratungsgespräche
• Erinnerungen per Telefon, Brief, E-Mail
oder SMS z. B. an anstehende Untersuchungen
Um den ordnungsgemäßen Ablauf der Behandlungsprogramme sicherzustellen, ihre
Wirksamkeit zu dokumentieren und die
Maßnahmen kontinuierlich zu verbessern,
wird für jeden Patienten ein Dokumentationsbogen ausgefüllt und an die Krankenkasse
übermittelt.
Disease-Management-Programme sind vor
allem für Patienten geeignet, die sich mit ih-
DMP-Vorteile im Überblick
• Regelmäßige Untersuchungen und
kontinuierliche Betreuung
• Behandlung mit bewährten Medikamenten
• Genaue Abstimmung zwischen dem
koordinierenden Arzt und allen Fachärzten
• Umfangreiche Informationen über die
Erkrankung
• Angebot von Schulungen
• Motivation durch Vereinbarung von
individuellen Therapiezielen
• Unterstützung bei der Planung von
Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen
rer Erkrankung auseinandersetzen und aktiv
an der Behandlung teilnehmen wollen. Die
Teilnahme an einem Disease-ManagementProgramm wie AOK-Curaplan ist für Sie freiwillig und kostenlos. Voraussetzung für die
Teilnahme ist lediglich, dass eine gesicherte
Diagnose vorliegt. Ob das der Fall ist, stellt
der Hausarzt fest.
Der Hausarzt als
Koordinator
Der Hausarzt ist meist Ihr Ansprechpartner
für das gesamte Behandlungsprogramm. In
Einzelfällen kann diese Aufgabe aber auch
von Internisten oder Kardiologen übernommen werden. Ihr DMP-Arzt koordiniert die
notwendigen Untersuchungen und Behandlungen bei Spezialisten oder, falls nötig, auch
mit einem Krankenhaus. So werden Doppeluntersuchungen und Mehrfachbehandlungen
vermieden. Gemeinsam mit dem Arzt vereinbaren Sie individuelle Therapieziele, die auf
Ihre persönliche Lebens- und Krankheitssi-
tuation zugeschnitten sind. Die Ziele können zum Beispiel bestimmte Blutdruck- oder
Blutfettwerte sein. Sie werden dokumentiert
und sollen Ihnen, aber auch dem Arzt einen
Anreiz geben, möglichst gut bei der Behandlung mitzuwirken.
Der Arzt prüft auch, ob die im Programm
vorgesehenen Schulungen dabei helfen können, besser mit der Erkrankung umzugehen,
und empfiehlt Ihnen gegebenenfalls die Teilnahme. Er dokumentiert regelmäßig wichtige
Behandlungsdaten und hat so einen umfassenden, stets aktuellen Überblick über den
Stand Ihrer Therapie.
DMPs wirken
Studien und Auswertungen haben übrigens
bereits die Wirksamkeit von Disease-Management-Programmen bewiesen: DMP-Patienten
haben bessere Blutdruckwerte, gehen häufiger
zu Schulungen und Kontrolluntersuchungen
und bekommen öfter die für sie passenden
Medikamente.
Beratung zum Thema
Disease-ManagementProgramme gibt es beim
Hausarzt und den gesetzlichen Krankenkassen.
93
Kapitel 9
94
Aufgabe des DMP KHK
Kapitel 9
• Verminderung der Sterblichkeit von
KHK-Patienten durch Vermeidung
von (weiteren) Herzinfarkten
• Vermeidung der Entstehung oder
Verschlimmerung einer Herzinsuffizienz
• Verbesserung der Lebensqualität
durch Vermeidung von Angina-Pectoris-Beschwerden und Erhaltung
der Belastungsfähigkeit
AOK-Curaplan
Koronare Herzkrankheit
Das Programm „AOK-Curaplan Koronare
Herzkrankheit“ richtet sich speziell an Menschen mit KHK. Teilnehmen können AOKVersicherte, die bereits einen Herzinfarkt
erlitten haben oder bei denen mittels einer
Herzkatheteruntersuchung eine Verengung
der Herzkranzgefäße festgestellt wurde. Patienten mit Angina-Pectoris-Beschwerden
kommen für eine Teilnahme infrage, wenn
aufgrund ihres Risikoprofils, ihrer Beschwerden und ihrer Befunde mit 90-prozentiger
Wahrscheinlichkeit eine KHK vorliegt.
Durch eine strukturierte und langfristige Behandlung im Rahmen des Disease-Management-Programms soll vor allem verhindert
werden, dass Sie einen Herzinfarkt oder einen
Wiederholungsinfarkt erleiden. Außerdem
sollen Ihre krankheitsbedingten Beschwerden vermindert und Ihre Leistungsfähigkeit
und Lebensqualität verbessert werden. Die
Behandlung erfolgt auf der Grundlage von
Empfehlungen, die Ärzte und Krankenkassen
gemeinsam erarbeitet haben. Sie beruhen auf
gesichertem medizinischem Wissen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Wie bereits beschrieben, lässt sich eine KHK
nicht ausschließlich mit Tabletten oder medizinischen Eingriffen behandeln. Mindestens genauso wichtig ist eine Veränderung
der Lebensgewohnheiten. Um Sie dabei zu
unterstützen, bietet AOK-Curaplan Ihnen
neben speziellen Schulungen auch wertvolle
Informationen und viele praktische Angebote
für die persönliche Lebensführung an.
Die Schulungen werden von speziell dafür
qualifizierten Fachkräften durchgeführt.
Alle Schulungsprogramme sind außerdem
geprüft und haben ihre Wirksamkeit in Studien bewiesen. Je nach individueller Situation kommen für Patienten mit KHK folgende
Schulungsthemen infrage:
• Bluthochdruck (nur wenn ein erhöhter
Blutdruck vorliegt)
• Gerinnungshemmung (nur für Patienten,
die Gerinnungshemmer einnehmen müssen)
• Verschiedene Schulungen zum Thema
Typ-2-Diabetes (nur für Patienten mit
Zuckerkrankheit)
Auch für schwache Herzen
Patienten, die zusätzlich zu einer Koronaren
Herzkrankheit an einer Herzschwäche leiden,
werden im Programm AOK-Curaplan besonders zielgerichtet betreut. Denn das sogenannte „Modul Herzinsuffizienz“ ist genau auf
die Bedürfnisse dieser Patienten ausgerichtet.
Dabei geht es zum Beispiel um die Verordnung der richtigen Medikamente oder um
die rechtzeitige Überweisung zu Fachärzten,
wenn sich die Erkrankung verschlechtert.
Vom „Modul Herzinsuffizienz“ können alle
Patienten profitieren, die in das Programm
„AOK-Curaplan Koronare Herzkrankheit“
eingeschrieben sind und bei denen der Arzt
zusätzlich eine Herzschwäche festgestellt hat.
Eine Extraeinschreibung ist nicht erforderlich. Auch die Behandlungsempfehlungen
im „Modul Herzinsuffizienz“ sind von medizinischen Experten entwickelt worden und
basieren auf gesicherten medizinischen Erkenntnissen.
Die persönliche
Dokumentation
95
Kapitel 9
Damit beim Disease-Management-Programm
nichts vergessen wird, füllt der Arzt mit dem
Patienten zusammen regelmäßig eine Dokumentation aus. Auch der Patient bekommt
einen Ausdruck. Die Daten aus der Dokumentation gehen außerdem an eine Datenstelle, die sie nach einer Auswertung und
Qualitätssicherung an die Krankenkassen und
eine gemeinsame Einrichtung von Ärzten und
Krankenkassen weiterleitet.
Auf dem Bogen finden sich alle wichtigen Angaben zur Erkrankung. Es lohnt sich daher,
wenn Sie die Bögen ein wenig studieren und
sie in einem Ordner sammeln, damit Sie bei
Bedarf nachschauen können, was sich geändert hat. Leider ist der Dokumentationsbogen nicht immer selbsterklärend. Wenn man
einzelne Punkte nicht versteht, kann man sie
natürlich mit dem Arzt besprechen. Punkte,
die häufig zu Rückfragen führen, erläutern
wir auf den folgenden Seiten.
Schulungen helfen dabei,
die eigene Erkrankung
besser zu verstehen und
praktische Fähigkeiten wie
zum Beispiel das richtige
Blutdruckmessen zu üben.
96
Kapitel 9
Es lohnt sich,
dass Sie sich
mit dem Dokumentationsbogen
vertraut machen,
auch wenn er auf
den ersten Blick
ein wenig kompliziert aussieht.
Der Bogen kann
bei Ihnen anders
aussehen, weil die
Ärzte verschiedene
Computerprogramme benutzen – die
Inhalte sind aber
gleich.
97
Kapitel 9
98
Kapitel 9
Administrative Daten
Relevante Ereignisse
In diesem Absatz wird vermerkt, wegen welcher Erkrankung Sie in das Behandlungsprogramm eingeschrieben wurden und ob das Modul Chronische Herzinsuffizienz ebenfalls
zum Tragen kommt.
Hier werden alle Vorfälle und Maßnahmen eingetragen, die durch die KHK bedingt wurden. Relevante Ereignisse können eine instabile Angina Pectoris, ein Herzinfarkt oder ein
Schlaganfall sein. Das Feld Diagnostische und/oder koronartherapeutische Interventionen
beschreibt Herzkatheteruntersuchungen, Erweiterung von Engstellen in den Herzkranzgefäßen mit Ballonkatheter und/oder Stent sowie Bypass-Operationen.
Im Feld Stationäre Behandlungen wird angegeben, ob es seit dem Ausfüllen des letzten
Bogens zu einem KHK-bedingten Notfall gekommen ist, der eine Krankenhausaufnahme
notwendig machte. Es ist eines der Ziele des Behandlungsprogrammes, solche Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.
Anamnese und Befunddaten
In diesem Abschnitt finden Sie Angaben zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) und zu
den Ergebnissen von Untersuchungen. Die meisten Angaben sind selbsterklärend.
Im Feld LDL-Cholesterin vermerkt der Arzt, wie viel „schlechtes“ Cholesterin Sie im Blut
haben. Zu viel Cholesterin im Blut erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt.
Im Feld Begleiterkrankungen finden sich alle relevanten Erkrankungen außer der KHK. Dazu
gehören insbesondere jene Erkrankungen, die das KHK-Risiko erhöhen, also Bluthochdruck,
Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes.
Das Feld Angina Pectoris gibt an, ob Beschwerden im Sinne einer Brustenge vorliegen und
ob diese dem typischen Bild einer Angina Pectoris entsprechen oder ob sie atypisch sind,
also anders als bei den meisten Patienten.
Das Feld Serum-Elektrolyte erscheint nur, wenn gleichzeitig eine Herzschwäche vermerkt
wurde. Er gibt an, ob die Blutwerte für Stoffe wie Natrium und Kalium bestimmt, also untersucht wurden. Bei Herzinsuffizienz sollte dies mindestens halbjährlich erfolgen. Die Werte
haben Einfluss auf die Medikation.
Medikamente
Hier finden Sie alle relevanten und bei KHK empfohlenen Klassen von Medikamenten. Die
Funktionsweise dieser Wirkstoffgruppen finden Sie in Kapitel 6 dieses Buches.
Der etwas sperrige Begriff HMG-CoA-Reduktasehemmer ist übrigens nur ein anderer
Name für die zur Cholesterinsenkung benutzten Statine. Ob Sie ein Medikament aus der
jeweiligen Wirkstoffklasse benötigen, hängt von Ihrer persönlichen Risikokonstellation
für Herz und Gefäße ab.
Schulungen
Wenn eine Schulung hilfreich sein könnte, wird der Arzt dies unter Schulung empfohlen
vermerken. Sollte er eine Schulung empfohlen haben, wird er im Feld Empfohlene Schulung
wahrgenommen ankreuzen, ob Sie auch dort waren. Empfohlene Schulungen sollten Sie
unbedingt wahrnehmen. „Schwänzt“ man ohne guten Grund, kann dies zu einem Ausschluss
aus dem DMP führen.
99
Kapitel 9
100
Glossar
Hilfe – Herzrisiko!
Die wichtigsten Fachausdrücke
ACE-Hemmer
Gruppe von Medikamenten, die die Bildung eines blutdrucksteigernden Hormons (Angiotensin II) hemmen.
Acetylsalicylsäure (ASS)
Schmerzmittel und Thrombozytenaggregationshemmer (siehe dort).
Ambulante Behandlung
Eine Behandlung, bei der man nicht stationär aufgenommen wird, also nicht in
einer Klinik o. Ä. übernachtet.
Behandlungsplan
Wenn Sie weitere Informationen wünschen, können Sie das mit dem DMP-Arzt besprechen.
Er wird es dann in das Feld Vom Patienten gewünschte Informationsangebote eintragen.
Es gibt Untersuchungen und Behandlungen, die der DMP-Arzt nicht selbst ausführen kann.
In diesem Fall wird er die Unterstützung von Fachärzten oder Krankenhäusern in Anspruch
nehmen. Sollte bei Ihnen wegen der KHK eine Facharztuntersuchung oder Krankenhausbehandlung notwendig sein, wird dies im Feld KHK-bezogene Über- bzw. Einweisung
veranlasst vermerkt.
Das Feld Regelmäßige Gewichtskontrolle empfohlen erscheint nur, wenn eine Herzinsuffizienz vorliegt. Eine regelmäßige Gewichtskontrolle kann in diesem Falle wegen eventueller
Wassereinlagerungen sehr wichtig sein.
Wie häufig eine Kontrolluntersuchung nötig ist, trägt der Arzt im Feld Dokumentationsintervall ein.
Das Plus von AOK-Curaplan
Der Dokumentationsbogen ist ein wichtiger Teil des Behandlungsprogrammes. Zusammen
mit den anderen Maßnahmen sorgt er dafür, dass Sie bei KHK mit oder ohne Herzinsuffizienz
regelmäßig untersucht, informiert und beraten werden. Die Strukturierung der Behandlung
garantiert außerdem eine optimale und bewährte Vorgehensweise, bei der keine wesentlichen
Schritte übersehen werden können. Für Sie als Herzpatient bedeutet das ein Plus an Sicherheit,
Gesundheit und wahrscheinlich auch an Lebensjahren.
Anamnese
Krankengeschichte, die beim Gespräch
von Arzt und Patient erhoben wird.
Angina Pectoris
Brustenge, hervorgerufen durch Sauerstoffmangel des Herzens. Wird meist
durch eine Arteriosklerose hervorgerufen,
die die Herzkranzgefäße verengt. Tritt vor
allem bei körperlichen Belastungen, Stress
oder Kälte auf.
Angiografie
Röntgenuntersuchung zur Darstellung von
Blutgefäßen nach Injektion eines Kontrastmittels.
Arterien
Gefäße, die Blut vom Herzen wegleiten.
Mit Ausnahme der Lungenarterien fließt
in Arterien immer sauerstoffreiches Blut.
AT1-Blocker
Gruppe von Medikamenten, die die Wirkung des blutdrucksteigernden Hormons
Angiotensin II vermindern, indem sie den
AT1-Rezeptor blockieren.
Atherosklerose/Arteriosklerose
Krankhafte Veränderungen der Arterien
mit beetartigen Fetteinlagerungen, Verhärtungen und Verkalkungen (Plaques).
Bewirkt Einengungen und Elastizitätsverlust der Arterien. Die Folge kann eine
verminderte Durchblutung der durch die
Arterie versorgten Gebiete sein.
Blutplättchen
Siehe Thrombozyten.
Ballondilatation
Aufdehnung einer Engstelle in Hohlorganen durch einen Ballon (auch Ballonaufdehnung genannt). Wird am Herzen vor
allem zur Aufdehnung von Herzkranzgefäßen angewendet (PTCA= Perkutane
Transluminale Coronare Angioplastie).
Bypass-Operation
Anlegen eines künstlichen Umgehungskreislaufs bei verengten Herzkranzgefäßen
zur Verbesserung der Durchblutung des
Herzmuskels.
Betablocker
Gruppe von Medikamenten, die die Wirkung der Stressbotenstoffe Adrenalin und
Noradrenalin hemmen und dadurch den
Blutdruck und die Herzfrequenz senken.
Blutdruck
Der Druck, mit dem das Blut durch die
Gefäße gepumpt wird. Man unterscheidet
zwischen dem oberen (systolischen) Wert
unmittelbar nach dem Zusammenziehen
des Herzens und dem unteren (diastolischen) Wert in der Erschlaffungsphase.
Blutdrucksenker
(= Antihypertonika oder Antihypertensiva) Medikamente zur Senkung des Blutdrucks.
Blutgerinnsel
(Thrombus) Pfropf in den Gefäßen, der
aus geronnenem Blut besteht.
Bluthochdruck
(= Hypertonie) Zu hoher Blutdruck. Beginnt bei Werten von ca. 140/90 mmHg.
Bluthochdruck ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entstehung einer Arteriosklerose und KHK.
Blutzucker
Glukose (Traubenzucker), die im Blut
transportiert wird und als Energieträger
für die Körperzellen dient. Erhöhte Blutzuckerspiegel werden als Zuckerkrankheit
(Diabetes mellitus) bezeichnet.
Cholesterin
Fettähnliche Substanz. Ausgangsstoff
vieler Hormone und der Gallensäuren.
Cholesterin wird in der Leber produziert
und/oder mit der Nahrung aufgenommen. Im Blut wird Cholesterin in Form
von Lipoproteinen transportiert. Diese
Lipoproteine kommen als LDL und HDL
vor.
Diabetes mellitus
(= Zuckerkrankheit) Stoffwechselerkrankung, die mit erhöhtem Blutzuckerspiegel
einhergeht. Dies stellt einen wichtigen
Risikofaktor für die Entstehung einer Arteriosklerose und KHK dar.
Diagnose
Erkennen und Bezeichnen einer Erkrankung anhand von Patientenangaben (Anamnese und Beschwerden) und Untersuchungsergebnissen (Befunde).
Diuretika
( = Wassertabletten) Gruppe von Medikamenten, die die Ausscheidung von Wasser
und Salzen steigern. Diuretika werden zur
Ausschwemmung von Ödemen (= Wassereinlagerungen im Gewebe) und zur
Blutdrucksenkung verwendet.
Hilfe – Herzrisiko!
Die wichtigsten Fachausdrücke
Disease-Management-Programm
Auch: DMP. Strukturierte Behandlungsprogramme bei Patienten mit lang anhaltenden Gesundheitsstörungen. Sie sollen
zu einer Verbesserung der medizinischen
Versorgung beitragen.
EKG/Elektrokardiogramm
Aufzeichnung der bei der Herztätigkeit
entstehenden elektrischen Vorgänge über
Elektroden.
Fettsäuren
Bestandteile von Fettmolekülen. Man unterscheidet zwischen gesättigten, einfach
ungesättigten und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Mehrfach ungesättigte
Fettsäuren haben sich für die Ernährung
von Herzpatienten als besonders günstig
erwiesen.
HDL
High Denstiy Lipoprotein – Fetttransportprotein mit hoher Dichte. Transportiert
überschüssiges Cholesterin und andere
Fette von den Organen zurück zur Leber.
Hohe HDL-Cholesterin-Werte schützen
vor Arteriosklerose. HDL-Cholesterin
wird daher oft als „gutes“ Cholesterin
bezeichnet.
Herzecho
(= Echokardiografie, Herzultraschall)
Ultraschalluntersuchung, bei der hochfrequente Schallwellen durch das Herzgewebe reflektiert werden. Aus den Reflexionen lassen sich Bilder erzeugen,
die eine Aussage über die Herzform und
Herzfunktion ermöglichen.
Herzinfarkt
Schwere Schädigung des Herzmuskels
aufgrund von akutem Sauerstoffmangel
– meist bedingt durch den Verschluss
eines Herzkranzgefäßes aufgrund eines
Blutgerinnsels.
Herzinsuffizienz
(= Herzschwäche) Unfähigkeit des Herzens, bei mäßiger Belastung ausreichend
Blut zu pumpen.
Herzkatheteruntersuchung
Untersuchung des Herzens durch einen
elastischen dünnen Schlauch, der über
eine Arterie zum Herzen und in die Herzkranzgefäße vorgeschoben wird. Dabei
können Messungen erfolgen und die
Herzkranzgefäße mittels Kontrastmittel
röntgenologisch dargestellt werden. Über
einen Herzkatheter kann auch ein kleiner
Ballon an Engstellen dirigiert werden, um
diese zu erweitern (siehe Ballondilatation).
Herzklappenfehler
Herzklappen können aus unterschiedlichen Gründen Defekte aufweisen wie z. B.
Verwachsungen, Verdickungen oder Verkalkungen. Dadurch schließen sie nicht
mehr richtig oder verhindern einen optimalen Blutdurchfluss.
Herzkranzgefäße
Arterien, die das Herz auf der Außenseite wie ein Kranz umschließen und es mit
Sauerstoff versorgen.
Herzrhythmusstörungen
Unregelmäßigkeiten und krankhafte
Abweichungen des Herzschlags, z. B. zu
schnell, zu langsam, zu unregelmäßig.
Kalorien
Veraltete Maßeinheit für die Energie. Bei
Lebensmitteln häufig noch gebräuchlich.
Angabe dann meist in Kilokalorien (kcal).
1 Kilokalorie = 1.000 Kalorien. Neuere
Einheit ist Joule (1 Kalorie = 4,185 Joule).
101
102
Glossar
Glossar
Kammerflimmern
Schwerste und lebensgefährliche Form der
Herzrhythmusstörungen: Das Herz zieht
sich nur noch in einzelnen Abschnitten
unregelmäßig zusammen und verliert
seine Pumpfunktion fast vollständig.
Kardiologie
Spezialgebiet der Medizin, das sich mit
dem Herzen befasst.
Koronarangiografie
Darstellung der Herzkranzgefäße durch
Kontrastmittelinjektion und Röntgendurchleuchtung im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung.
Koronararterien
Siehe Herzkranzgefäße.
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Minderdurchblutung des Herzmuskels durch Einengung oder Verschluss
der Herzkranzgefäße. Die Folgen sind
Schmerzen in der Brust, die akut (siehe
Herzinfarkt) oder chronisch (siehe Angina
Pectoris) auftreten.
LDL
(= Low Density Lipoprotein – Fetttransportprotein mit niedriger Dichte) Transportiert überschüssiges Cholesterin und
andere Fette von der Leber zu den Organen. Hohe LDL-Cholesterin-Werte
begünstigen eine Arteriosklerose. LDLCholesterin wird daher oft als „schlechtes“
Cholesterin bezeichnet.
Lipide
Oberbegriff für Fettsubstanzen wie z. B.
Cholesterin oder Triglyzeride (siehe jeweils dort).
Lipidsenker
Medikamente zur Behandlung von Störungen des Fettstoffwechsels.
Hilfe – Herzrisiko!
Die wichtigsten Fachausdrücke
mmHg
Millimeter Quecksilbersäule. Maßeinheit
für Druck, insbesondere Blutdruck.
Rezidiv
Wiederauftreten einer bestimmten Krankheit oder Gesundheitsstörung.
Nitrate
Stickstoffverbindungen, die in der Medizin
zur Erweiterung von Gefäßen eingesetzt
werden.
Risikofaktor
Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit
erhöhen, eine bestimmte Krankheit zu
erleiden.
Omega-3-Fettsäuren
Bestimmte Art von Fettsäuren, die z. B.
in Seefisch enthalten ist. Sollen günstige
Auswirkungen auf bestimmte Herzkrankheiten haben.
Schaufensterkrankheit
(= Claudicatio intermittens = intermittierendes Hinken). Durchblutungsstörungen
der Beine, die die Betroffenen zwingen,
nach einer gewissen Gehstrecke stehen zu
bleiben und zu warten, bis wieder genug
Sauerstoff in den Beinmuskeln ankommt.
Ursache ist meist eine periphere arterielle
Verschlusskrankheit (siehe pAVK), die
durch eine Arteriosklerose der Beinarterien verursacht wird.
Östrogen
Weibliches Geschlechtshormon.
pAVK
Periphere arterielle Verschlusskrankheit.
Meist durch Arteriosklerose verursachte
Durchblutungsstörung der Beine. Kann
zur Schaufensterkrankheit und zum Raucherbein führen.
Plaque
Hier: Ablagerungen in den Gefäßinnenwänden.
PTCA
Perkutane transluminale Koronarangiografie (siehe Ballondilatation).
Raucherbein
Schwere Durchblutungsstörung eines
Beines, die zum Absterben von Haut und
Gewebe führt (offenes Bein). Wird meist
durch Arteriosklerose hervorgerufen und
kann auch bei Nichtrauchern auftreten.
Renin-Hemmer
Gruppe von Medikamenten, die die Bildung eines blutdrucksteigernden Hormons (Angiotensin II) hemmen.
Schlaganfall
(= Insult, Apoplex) Akut auftretende
Durchblutungsstörung des Gehirns aufgrund eines Blutgerinnsels oder einer
Blutung, bei der Hirngewebe durch Sauerstoffmangel zugrunde geht. Ursache ist
meist eine Arteriosklerose der Hirngefäße
oder der Halsschlagadern.
Stationäre Behandlung
Behandlung im Krankenhaus, im Gegensatz zur ambulanten Behandlung (siehe
dort).
Stent
Gefäßstütze aus einem engmaschigen Gitter, das nach einer Ballondilatation (siehe
dort) eingesetzt wird, um das Risiko einer
erneuten Verengung zu verringern.
Stress
Reaktion des Organismus auf psychische
und physische Belastungen.
Sympathikus
Strang des autonomen Nervensystems, der
unter anderem den Herzschlag steigert.
Thrombolyse
Gabe von Medikamenten, die zur Auflösung eines Blutgerinnsels führen, um die
Durchblutung wiederherzustellen.
Thrombozyten
(= Blutplättchen) Kleinste Zellen des Blutes, die eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung spielen. Sie heften sich bei einer
Verletzung des Blutgefäßes an das umliegende Gewebe und aneinander an. Auf
diese Weise entsteht ein vorläufiger Verschluss der Verletzung. Die verklumpten
Thrombozyten sondern außerdem Botenstoffe ab, die die Blutgerinnung aktivieren,
wodurch ein stabilerer Verschluss entsteht.
Thrombozytenaggregationshemmer
Medikamente, die das Verklumpen von
Thrombozyten und dadurch die Bildung
von Blutgerinnseln verhindern. Wichtigster Vertreter ist die Acetylsalicylsäure
(ASS).
Thrombus
Blutpfropf, der durch Gerinnung von Blut
entstanden ist. Ursache für die Thrombenentstehung ist meist eine Arteriosklerose.
Thromben sind die häufigste Ursache für
einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall.
Transfettsäuren
Fettsäuren in der Nahrung, die den LDLCholesterinspiegel anheben.
Triglyzeride
Eine Fettart.
Vorhofflimmern
Häufige Herzrhythmusstörung, hervorgerufen durch rasche und unkoordinierte
Kontraktionen der Herzvorhöfe. Kann die
Pumpleistung des Herzens vermindern.
103
Hilfe – Herzrisiko!
Stichwortverzeichnis
Stichworte
A
ACE-Hemmer 69 | 84 | 87 | 100
Acetylsalicylsäure 72 | 80 | 100 | 102
Angina Pectoris 31 | 32 | 33 | 35 | 75 | 76 | 77
| 79 | 84 | 100 | 101
Angiografie 100
AOK-Curaplan 91 | 93 | 94 | 95
Arteriosklerose, Atherosklerose 26 | 27 | 28
| 31 | 32 | 75 | 83 | 100 | 101 | 102
AT1-Blocker 84 | 100
E
Echokardiografie 39
Entspannung 9 | 46
Ernährung 19 | 24 | 41 | öö | 57 | 58 | 59 | 71
| 72 | 101
B
Ballonaufdehnung 78 | 80 | 81 | 82 | 83 | 84
| 100
Ballondilatation 78 | 100 | 101 | 102
Belastungs-EKG 32 | 48
Betablocker 75 | 77 | 83 | 84
Bewegung 41 | 42 | 45 | 47 | 48 | 50 | 60 | 62
| 71 | 72 | 85 | 88
Blutdruck 9 | 10 | 15 | 16 | 19 | 20 | 25 | 42
| 43 | 47 | öö | 58 | 61 | 62 | 67 | 68 | 72 | 77 | 85
| 88 | 93 | 94 | 100
Blutdruckmessung 16 | 62 | 63
Blutgerinnsel 28 | 33 | 34 | 72 | 80 | 83 | 84 | 100
Bluthochdruck 19 | 20 | 21 | 23 | 37 | 41 | 50
| 56 | 62 | 67 | 68 | 70 | 72 | 87 | 94 | 100
Blutplättchen 28 | 33 | 72 | 80 | 81 | 83 | 100
| 102
Body-Mass-Index, BMI 23 | 24
Bypass, Bypass-Operation 78 | 81 | 82 | 83
| 84 | 100
H
HDL-Cholesterin 22 | 57 | 101
Herzinfarkt 17 | 20 | 24 | 25 | 27 | 28 | 29 | 31
| 33 | 34 | 35 | 37 | 39 | 43 | 50 | 59 | 63 | 64 | 65
| 67 | 72 | 73 | 75 | 77 | 83 | 84 | 94 | 101 | 102
Herzkatheteruntersuchung 84 | 94 | 101
Herzkranzgefäße 12 | 27 | 31 | 33 | 76 | 78
| 94 | 100 | 101
Herzrhythmusstörung 39
Herzschmerzen 9
Herzschwäche, Herzinsuffizienz 33 | 37 | 39
| 77 | 87 | 88 | 89 | 95 | 101
Herztransplantation 89
C
Cholesterin 20 | 21 | 22 | 27 | 42 | 57 | 58 | 71
| 100 | 101
L
LDL-Cholesterin 21 | 57 | 58 | 71 | 101
D
Diabetes 22 | 23 | 69 | 72 | 91 | 92 | 94 | 100
Digitalis 87 | 88 | 89
Diuretika 69 | 87 | 88 | 100
F
Fibrate 71
G
Glukose 22 | 100
K
Kaffee 59
Kalziumantagonisten 77
Kammerflimmern 34 | 101
Kohlenhydrate 57 | 58
Koronarangiografie 101 | 102
Koronare Herzkrankheit (KHK) 19 | 92 | 101
M
Magnesium 56
N
Nitrate 76 | 102
Notarzt 76
O
Ödeme 37 | 38 | 69 | 88
Omega-3-Fettsäuren 54 | 56 | 57 | 102
P
Plaque 31 | 102
R
Rauchen 19 | 23 | 24 | 29 | 41 | 42 | 44 | 45 | 46
Rehabilitation 84
Reisen 88
Risikofaktoren 19 | 21 | 23 | 25 | 27 | 28 | 29
| 33 | 41 | 47 | 50 | 67 | 68 | 83 | 84 | 85
Rotwein 54 | 56
S
Salz 53 | 56 | 58 | 59 | 69
Schaufensterkrankheit 28 | 33 | 35 | 102
Schlaganfall 27 | 33 | 102
Sport 24 | 49
Statine 71 | 75 | 84
Stress 11 | 19 | 20 | 25 | 42 | 46 | 47 | 59 | 60
| 61 | 62 | 100 | 102
T
Thrombozyten 33 | 72 | 100 | 102
Transfettsäuren 57 | 102
Triglyzeride 22 | 58 | 71 | 101 | 102
U
Übergewicht 19 | 23 | 24 | 50 | 51 | 52 | 57
| 62 | 88
104
Impressum
Hilfe – Herzrisiko!
Impressum
Autor
Hinweis
Dr. med. Albert Röder
Die Informationen in diesem Buch wurden von
den Autoren, der Redaktion und den Herausgebern nach bestem Wissen und Gewissen
sorgfältig erwogen und geprüft, stellen aber
keinen Ersatz für eine medizinische Betreuung
jeglicher Art dar. Dies gilt insbesondere für die
in diesem Buch vorgestellten Heilmittel, die je
nach Konstitution des Anwenders Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen oder zu Nebenwirkungen führen können. Bevor Sie ein hier
aufgeführtes Heilmittel anwenden, sollten Sie
daher in jedem Fall vorab mit Ihrem Arzt oder
Apotheker Kontakt aufnehmen und sich
entsprechend beraten lassen.
Autoren, Herausgeber und Redaktion übernehmen
keinerlei Haftung für etwaige Personen- oder
Sachschäden, die sich aus dem Gebrauch oder
Missbrauch der in diesem Buch aufgeführten
Anwendungsmöglichkeiten ergeben.
Die Verwendung von Texten und Bildern, auch
auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung
der Herausgeber unzulässig und strafbar.
Herausgeber
AOK-Bundesverband
Rosenthaler Straße 31 · 10178 Berlin
Freigabe durch BVA: Juni 2015
Deutscher Hausärzteverband e. V.
Edmund-Rumpler-Straße 2
51149 Köln
Koordination
Peter Willenborg, AOK-Bundesverband
Medizinische Redaktion
Rajko Ninic, AOK-Bundesverband
Realisation
medi cine medienproduktions gmbh
Andreas Görner, Projektleitung
V
Vorhofflimmern 38 | 73 | 88 | 102
Torsten Schack, Grafik
W
Wassereinlagerungen 38 | 39 | 69 | 88 | 100
Christine Krebber, Zeichnungen
Karin Neumert-Marutschke, Gestaltungskonzeption
Copyright für diese Ausgabe
Petra Greiner-Senft, Lektorat
Volkhardt Caruna Medien, Druck
Bildnachweis
AOK-Bundesverband
medi cine medienproduktions gmbh
Michael Jarmusch, Fotografie
Jochen Tack, Fotografie
© 2016 medi cine medienproduktions gmbh
Bischheimer Weg 1
55129 Mainz
Hilfe – Herzrisiko! Curaplan Patienten-Handbuch zu Koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz
Eine Verengung der Herzkranzgefäße ist die Ursache für die Koronare Herzkrankheit. Der Herzmuskel bekommt
nicht genug Sauerstoff, es kann zu Schmerzen in der Brust oder sogar zu einem Herzinfarkt kommen. Auch eine
verminderte Pumpleistung des Herzens, die sogenannte Herzinsuffizienz, kann eine Folge sein. Ziel der Behandlung ist es, einen Infarkt oder eine Verschlechterung der Erkrankung zu verhindern, Beschwerden zu vermeiden
und die Belastungsfähigkeit der Patienten zu erhalten.
Dieses Patienten-Handbuch möchte Ihnen näher bringen, welche Ursachen zu einer Koronaren Herzkrankheit
oder zu einer Herzinsuffizienz führen. Es stellt Ihnen die modernen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten vor
und gibt Ihnen Tipps und Anregungen für ein herzgesundes Leben. Werden Sie zusammen mit Ihrem Arzt zum
Gesundheitsmanager in eigener Sache. So können Sie selbst aktiv an Ihrer Behandlung mitarbeiten, Ängste vor
der Krankheit überwinden und Notfälle wie einen Herzinfarkt verhindern.
Schutzgebühr: 9,90 EUR
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