PCO-Syndrom und Übergewicht

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PCO-Syndrom
und Übergewicht
Patienteninformation
Was ist ein PCO-Syndrom?
Beim polyzystischen Ovarsyndrom (PCO-Syndrom, PCOS)
bestehen Zyklusstörungen sowie erhöhte Spiegel der
männlichen Hormone bzw. Zeichen der vermehrten Bildung
männlicher Hormone (Akne, vermehrte Körperbehaarung,
Haarausfall). Typisch für dieses Krankheitsbild sind zystische
Veränderungen an den Eierstöcken, die der Arzt durch
eine Ultraschalluntersuchung feststellt.
Es handelt sich hierbei um viele kleine Eibläschen, die in
Gegenwart vermehrter männlicher Hormone nicht heranreifen können. Der Eisprung bleibt aus. Das PCO-Syndrom
stellt eine häufige Ursache für unerfüllten Kinderwunsch dar.
Hauptursache – eine Störung
des Insulinhaushaltes
Als Hauptursache verbirgt sich hinter dem PCO-Syndrom
meist eine Störung des Insulinhaushaltes, die sogenannte
Insulinresistenz. Insulinresistenz bedeutet, dass das
­zuckerregulierende Hormon Insulin von den Körperzellen
nicht mehr richtig erkannt wird – in der Folge steigt der
Insulinspiegel übermäßig an. Langfristig führt die ständige
Überproduktion von Insulin (Hyperinsulinämie) zur
Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse: es entsteht schließlich eine Zuckerkrankheit (Diabetes Typ 2 mellitus)
Herz und Gefäße werden im Zusammenhang mit der
Hyperinsulinämie häufig zusätzlich von Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen bedroht
(­metabolisches Syndrom). Die Insulinresistenz kann damit
zu einem ernsthaften Gesundheitsproblem werden!
Metformin-Therapie
bei PCO-Syndrom
Metformin wird seit Jahrzehnten erfolgreich zur Behandlung
der Zuckerkrankheit bzw. der Insulinresistenz eingesetzt.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Gabe von Metformin beim PCO-Syndrom zu einer Normalisierung der
zuvor gestörten Monatszyklen führt und bei einem Teil der
Patientinnen sogar ohne zusätzliche Maßnahmen eine
Schwangerschaft eintritt.
Als sogenannter Insulinsensitizer führt es zu einer Verbesserung der Insulinwirkung (Verminderung der Insulin­
resistenz) sowie einer Abnahme der männlichen Hormone.
Das Medikament ist jedoch für diese Anwendung nicht
offiziell zugelassen (sog. »off-label«-Therapie). Eine Verordnung zu Lasten der Krankenkassen ist deshalb in dieser
Situation nicht generell erlaubt, wenngleich der Nutzen von
den medizinischen Fachgesellschaften nicht bezweifelt
wird.
Nebenwirkungen
Normalerweise wird Metformin gut vertragen. Allerdings
kommt es vor allem zu Beginn der Behandlung in etwa
einem Drittel der Fälle zu Übelkeit und Appetitverlust, vereinzelt auch zu Durchfall und Erbrechen.
Zur Verminderung dieser Nebenwirkungen sollte Metformin
mit oder nach dem Essen eingenommen werden und die
Therapie in der ersten Woche zunächst mit einer geringen
Dosierung (z. B. 1 Tbl. 500 mg zum Abendessen) begonnen
werden. Bei guter Verträglichkeit kann die Dosis dann langsam gesteigert werden (morgens und abends jeweils
1 Tbl. 500 mg in der 2. Woche) bis zur ärztlich verordneten
Dosis (meist 1.500 bis 2.000 mg tgl., je nach Körpergewicht).
Bei einer Nieren- oder Leberfunktionsstörung darf Met­
formin nicht verordnet werden, deshalb ist eine Überprüfung
der Nieren- und Leberfunktion (Kreatinin-Wert, Leber­
enzyme) vor Therapiebeginn zu empfehlen. Metformin kann
mit verschiedenen anderen Medikamenten in Wechsel­
wirkung treten und darf z. B. nicht bei einer Alkoholkrankheit eingenommen werden. Weitere Hinweise entnehmen
Sie ggf. dem Beipackzettel und fragen Sie Ihren Arzt oder
Apotheker.
Auch wenn eine Gewichtsnormalisierung beim PCO-­Syndrom
sinnvoll ist, sollte unter einer Metformin-Behandlung keine
extreme Fastenkur (»Nulldiät«) durchgeführt werden, da es
hierdurch zur Stoffwechselentgleisung kommen kann. Zur
Gewichtsreduktion ist vielmehr eine gesunde, kalorienbegrenzte zuckerarme Ernährung zu empfehlen. Am besten
lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrem Arzt beraten. Informationen finden Sie auch z. B. auf www.logi-methode.de.
Aufgrund der unzureichenden Datenlage wird derzeit
empfohlen, Metformin nach Eintritt einer Schwangerschaft
abzusetzen, wenngleich es bisher keine Hinweise auf
eine schädliche Wirkung auf die embryonale und fetale
Entwicklung gibt.
Eine Schwangerschaft bei PCO-Syndrom ist jedoch mit
einer höheren Fehlgeburtsrate belastet. Es wird aufgrund
einzelner Studienergebnissen diskutiert, dass möglicherweise die Fortsetzung einer vorab begonnenen MetforminTherapie in der Schwangerschaft die Fehlgeburtsrate
­senken kann. Sie sollten sich deshalb diesbezüglich ggf. von
Ihrem Arzt beraten lassen.
Wie kann man eine
­I nsulinresistenz feststellen?
Dieser einfache Test ermöglicht Ihnen eine Risikoabschätzung:
Insulinresistenz-Check (nach Staudl/Biermann)
Lassen Sie sich die Werte ggf. von Ihrem Arzt nennen:
Messgröße
Wert
Punkte
Body-Mass-Index (kg/m²)
>26
>30
1
2
Blutdruck (mm/Hg)
>140/90
2
Nüchtern-Blutzucker (mg/dl)
≥100
>110
1
2
Triglyzeride (mg/dl)
>230
1
Gesamt-Cholesterin (mg/dl)
>230
1
Auswertung
Bei mehr als 3 Punkten ist ziemlich sicher, dass Sie eine
Insulinresistenz haben! Sprechen Sie unbedingt Ihren Arzt
darauf an.
Eine Insulinresistenz kann durch die gleichzeitige Blut­
untersuchung Insulin und Zucker im Rahmen eines Zuckerbelastungstests (oraler Glucosetoleranztest, OGTT)
geklärt werden. Zum Ausschluss einer bereits bestehenden
Zuckerkrankheit ist ebenfalls ein Glucosebelastungstest
erforderlich.
PCO-Syndrom – was tun?
Vorhandenes Übergewicht sollte abgebaut werden – dabei
hilft vor allem eine vernünftige Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität (Ausdauersport). Der Insulinsensi­
tizer Metformin führt zu einer Verbesserung der Insulin­
wirkung, einer Abnahme der männlichen Hormone und kann
darüber hinaus bei Übergewicht auch das Abnehmen
unterstützen.
Falls Zyklusstörungen und Androgenisierungserscheinungen
das Hauptproblem darstellen, kann eine Zyklusregulation
durch eine Antibabypille sinnvoll sein.
Notizen
Aufklärung
zur Metformin-Therapie
Den für mich bestimmten Informationsteil habe ich erhalten
und gelesen. Im Aufklärungsgespräch mit meinem Arzt/
meiner Ärztin wurden u. a. erörtert:
Einnahmemodus von Metformin
Mögliche Nebenwirkungen
Anwendungsbeschränkungen von Metformin
(nicht zugelassen zur Therapie des PCO-Syndroms)
Behandlung in der Schwangerschaft
Risikoerhöhende Besonderheiten
(Nierenfunktionsstörung, Nulldiät, Alkoholismus)
Ich konnte alle mich interessierenden Fragen stellen,
sie wurden vollständig und verständlich beantwortet.
Datum, Ort, Unterschrift Patientin
Praxisstempel, Unterschrift Ärztin/Arzt
Ihre Praxis
© amedes 01/2013 | Nachdruck verboten | SAP-Nr. 110288
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