Blutzucker

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Ein Diabetiker misst sich den Blutzucker, bevor er sich eine gewisse Menge Insulin unter die Haut spritzt. (Bild: Shutterstock)
Ausgeglichener Blutzuckerspiegel
Ein wichtiger Stoff will gut reguliert sein
Blutzucker ist ein wichtiger Energielieferant. Sein Verbrauch und seine Bereitstellung müssen vom
Körper genau reguliert werden, damit er seine Aufgaben erfüllen kann. Versagen diese Regulationsmechanismen, kann es zu Funktionsstörungen im Körper kommen, die mitunter lebensbedrohliche Ausmasse annehmen können.
Text und Bilder: Florian Marti
Unter Blutzucker versteht man die Menge an Glucose im
Blut – einer speziellen Form von Zucker («Traubenzucker»). Glucose wird mit der Nahrung aufgenommen. Sie
zirkuliert danach im Blut und gelangt so als wichtiger
Energielieferant zu den verschiedenen Organen des Körpers. Nach dem Essen steigt der Blutzuckerspiegel an. Der
Körper speichert die überschüssige Glucose beispielsweise in der Leber und in den Muskeln oder wandelt sie in
Fett um. Bleibt die Nahrungszufuhr aus, wird sie aus den
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Speicherorganen wieder mobilisiert, um einen Mindestspiegel im Blut aufrechtzuerhalten und wichtige Funktionen des Körpers zu ermöglichen. Dieser Mechanismus
sorgt so für einen relativ konstanten Blutzucker.
All die dafür notwendigen Regulationsmechanismen
werden von einem komplizierten Hormonsystem gesteuert. Unter anderem senkt Insulin den Blutzucker, während Glukagon, Adrenalin und Kortison für einen Zuckeranstieg sorgen. So erstaunt nicht, dass die Konstante
des Zuckers durch eine Störung eines Hormons beeinträchtigt werden kann. Unter- oder Überzuckerung kann
die Folge sein.
Unter- oder Überzuckerung:
·
·
·
normaler Nüchternblutzucker:
3,9 bis 5,5 mmol/L
Hypoglykämie (niedriger Blutzucker):
< 3 mmol/L
Hyperglykämie (erhöhter Blutzucker):
> 7,8 mmol/L nüchtern
> 11 mmol/L zwei Stunden nach einer Mahlzeit
Obige Werte können je nach Lehrbuch variieren.
Mässig erhöhte Werte unter Belastungen (Infektion, Stress, Unfall, Mahlzeit) können ebenfalls normal sein.
Achtung: verschiedene Einheiten von Messgeräten:
mmol/L = 18mg/dl
Richtig
Bei einem Bewusstlosen nach Alkoholkonsum
muss der Blutzucker bestimmt werden.
Richtig: Alkohol kann schwere Unterzuckerungen machen. Zudem könnte die Person fälschlicherweise als betrunken beurteilt werden und
aufgrund einer Zuckerkrankheit bewusstlos geworden sein. Keine Vorurteile!
oder falsch?
Die richtige Therapie ist wichtig
Sportanlass, Ausstellung, Konzert – gerade dort leisten
die Samariter oft Postendienst und sind erste Anlaufstelle für Patienten, die Symptome von Hyper- oder
Hypoglykämie zeigen (siehe Tabelle unten). Ein Samariter kann durchaus mit dem Krankheitsbild konfrontiert werden, da 6 Prozent der Bevölkerung an Diabetes
leiden. Es gibt zudem viele Krankheiten, die eine Entgleisung des Blutzuckers verursachen können. Auch
Alkoholkonsum kann eine Hypoglykämie verursachen. Durch korrektes Handeln kann der Samariter
möglicherweise eine lebensbedrohliche Situation abwenden. Deshalb ist es wichtig, einem Patienten den
Blutzucker zu messen, falls dies möglich ist.
Krankhaft veränderte Blutzuckerwerte müssen grundsätzlich abgeklärt werden. Je stärker die Symptome
sind und je ausgeprägter die Abweichung, desto dringender. Bei geringen Abweichungen kann der Hausarztbesuch in den folgenden Tagen ausreichend sein.
Wie bei jedem bewusstseinsgetrübten oder bewusstlosen Patienten muss umgehend der Rettungsdienst
alarmiert werden und müssen die dem Samariter bekannten Massnahmen ergriffen werden.
Bei einer Unterzuckerung ist die Zufuhr von Kohlehydraten angezeigt, sofern der Patient noch schlucken
kann. Idealerweise verabreicht man die schnell wirksame Glucose – etwa fünf Stück Traubenzucker. Ein
Glas Süssgetränk oder Orangensaft wirkt ebenfalls
gut. Weitere Süssigkeiten oder etwas Brot halten den
Blutzuckerspiegel längerfristig aufrecht. Light-Getränke enthalten keinen Zucker und bringen nichts. Es
wird nicht mehr empfohlen, dem Bewusstlosen einen
Würfelzucker in den Mund zu legen. Bei einer Hypoglykämie aufgrund einer langen Nüchternzeit kann
ausnahmsweise auf eine Abklärung verzichtet wer-
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Die Zuckerkrankheit Diabetes
Die bekannteste Störung des Zuckerhaushaltes ist der
Diabetes, bei dem das Insulin seine Wirkung nicht mehr
richtig entfalten kann (Diabetes Typ II, Alterszucker)
oder dieses gänzlich fehlt (Diabetes Typ I, Jugenddiabetes). Erhöhte Blutzuckerspiegel sind die Folge. Eine
Diät mit wenig Zucker und Kalorien sowie körperliche
Bewegung können den Blutzucker effizient senken. Oft
braucht es jedoch Tabletten zur Unterstützung. Reichen
diese nicht mehr aus, hilft künstlich zugeführtes Insulin. Eine gewisse Menge an Insulin wird unter die Haut
gespritzt; dieses muss auf die eingenommene Mahlzeit
abgestimmt sein. Wird zu viel Insulin gespritzt, entfällt
die gewohnte Mahlzeit oder treibt man mehr Sport als
üblich, kann eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) die
Folge sein.
Vergisst man auf der anderen Seite das Insulin oder
die Tabletten, kann es zur Überzuckerung (Hyperglykämie) kommen. Eine ungewohnte Situation kann den
Energieverbrauch des Diabetikers steigern, seine Essgewohnheiten verändern, wenn zum Bespiel die Gelegenheit zum Essen fehlt, oder aber seine Medikamente
vergessen lassen.
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Typ-II-Diabetiker erleiden keine Hypoglykämien.
Falsch: Bei einer Überdosierung von Insulin oder
Tabletten ist das wohl möglich.
Glucose hilft am schnellsten bei einer Unterzuckerung.
Richtig: Glucose ist die kleinste aller Zuckerformen. Sie muss nicht verdaut werden und kann
direkt in die Blutbahn übertreten.
Die wichtigste Therapie bei einer Hypoglykämie
ist Insulin.
Falsch: Insulin wird bei der Hyperglykämie
(Überzuckerung) eingesetzt.
Ein Blutzucker von 7,5 mmol/L ist immer
krankhaft hoch.
Falsch: Nach dem Essen oder während einer
Grippe können solche Werte normal sein.
Symptome
Therapie
Hypoglykämie
(Unterzuckerung)
leicht
Unruhe, Schwindel, Zittern, Hunger,
flaues Gefühl im Magen
5 Traubenzucker oder 1 Glas Süssgetränk und 1 Scheibe Brot
schwer
Bewusstseinstrübung, kaltschweissige
Haut, Verhaltensauffälligkeiten
Ambulanz, evtl. stabile Seitenlage
Hyperglykämie
(Überzuckerung)
leicht
starker Durst, häufiges Wasserlassen,
Übelkeit und Erbrechen
Hilfe bei der Insulingabe durch den
Patienten
viel trinken, z. B. 1 Liter Bouillon
schwer
vertiefte Atmung mit Acetongeruch,
Bewusstseinstrübung
Ambulanz, evtl. stabile Seitenlage
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den, da hier wahrscheinlich keine Erkrankung zugrunde liegt.
Bei einer Überzuckerung kann sich ein bekannter
Diabetiker selbst Insulin spritzen, wenn er dafür instruiert wurde. Auch in diesem Fall kann von einem
Arztbesuch abgesehen werden. Eine Flüssigkeitszufuhr
kann den Blutzucker etwas senken – selbstverständlich
ungezuckerte Getränke wie 1 Liter Bouillon.
Ist bei einem Diabetiker mit Beschwerden nicht klar,
ob er an einer Hypo- oder Hyperglykämie leidet, und
ist eine Zuckermessung nicht möglich, soll etwas Traubenzucker gegeben werden. Bei einer Hypoglykämie
kommt es zu einer bedeutenden Verbesserung der Beschwerden, bei einer Hyperglykämie nur zu einer unwesentlichen Verschlechterung.
n
Merke!
Eine Entgleisung des Blutzuckers muss erkannt und
behandelt werden, weil sich daraus eine lebensgefährliche Störung entwickeln kann.
Bei Symptomen, die einen Zusammenhang mit einem abnormen Blutzuckerwert haben könnten,
muss dieser bestimmt werden.
Bei der Unterzuckerung muss der Patient etwas essen (Zucker, Brot). Bei der Überzuckerung ist Insulin
des Patienten die richtige Therapie. Bei schweren
Symptomen muss eine Spitaleinweisung erfolgen.
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Den Blutzucker richtig messen
Um den Blutzucker zu messen, ist ein kleiner Stich in die Fingerbeere nötig. Dieser stellt eine Körperverletzung
dar, deshalb ist es wichtig, dem Patienten genau zu erklären, was gemacht werden muss. Dieser muss sein Einverständnis dazu geben, ansonsten darf keine Messung durchgeführt werden.
Zuerst wird das Material vorbereitet. Der Untersucher trägt Handschuhe. Zur Messung des Blutzuckers wird ein Bluttropfen vom Finger gewonnen.
Zuvor wird die Messstelle gewaschen.
Auf der dem Daumen abgewandten Seite wird einer
Fingerbeere die Haut desinfiziert und zugewartet,
bis der Finger wieder trocken ist. Mit einer geeigneten Nadel wird ein kleines Loch in den Finger gestochen. Der erste Bluttropfen wird weggewischt.
Um einen weiteren, genügend grossen Bluttropfen
zu gewinnen, kann der Finger an seiner Basis leicht
in Richtung Fingerbeere ausgestrichen werden.
Der zweite Bluttropfen wird vom Messgerät aufgesaugt, indem dessen Spitze in den Tropfen gehalten
wird. Zu beachten ist, dass der Bluttropfen genügend gross ist. Nach einiger Zeit zeigt das Gerät
den Blutzuckerwert an.
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