STOFFWECHSELSTÖRUNGEN Pathophysiologie Hypoglykämie und Hyperglykämie Pathophysiologie Hypoglykämie & Hyperglykämie Hypoglykämie Unterzuckerung Unter einer Hypoglykämie versteht man eine Absenkung des Blutzuckerspiegels. Von einer Hypoglykämie spricht man, wenn der Blutzuckerwert unter 60 mg/dl liegt (der Normalwert liegt bei einem nüchternen Menschen zwischen 80 und 120 mg/dl). Zuständig für die Regulierung des Blutzuckerspiegels ist das Hormon Insulin, welches blutzuckersenkend und somit der direkte „Gegenspieler“ des Hormons Glucagon ist. Eine Hypoglykämie ist die Folge einer Störung der Regulation bzw. Koordination zwischen der Glucoseabgabe durch die Leber und die Glucoseaufnahme durch die verbrauchenden Organe (der meiste Anteil der Glucose wird durch das Gehirn verbraucht, es steuert die Glucoseaufteilung so, dass es auch unter körperlicher Belastung immer den größten Anteil bekommt). Eine Hypoglykämie entwickelt sich meist rasch und hat dann charakteristische Symptome zur Folge. Die Symptome einer Hypoglykämie lassen sich in drei Gruppen einteilen, die erste Gruppe besteht aus den autonomen Symptomen, die Folgen einer Adrenalinausschüttung sind, diese Symptome können sein: Zittern, Schwitzen, Herzklopfen (Palpitation), Herzrasen (Tachykardien), Heißhunger, Blässe, schlechte bzw. Aggressive Stimmung des Patienten. Die zweite Gruppe besteht aus den sogenannten neuroglykopenischen Symptomen, welche durch einen Glucosemangel im zentralen Nervensystem (meist erst bei einem Blutzuckerwert ab < 50 mg/dl) auftreten. Dieser als Glykopenie bezeichnete „Zustand“ betrifft viele neuronale Funktionen und kann sich durch Benommenheit, Verwirrtheit, Sprachstörungen (Aphasie), Sehstörungen (verschwommenes Sehen oder Doppeltsehen), atypisches Verhalten, Parästhesie (unwohles Körperbefinden, welches sich durch z.B. Taubheit oder Kribbeln von Extremitäten äußert) oder transiente Hemiplegie (zeitweise Lähmung von Extremitäten) äußern. Die dritte Gruppe besteht aus neurologischen Symptomen beziehungsweise Störungen, die sich durch Krampfanfälle oder Bewusstlosigkeit äußern. Zusätzlich den drei zuvor genannten Gruppen gibt es sogenannte unspezifische Zeichen, diese stellen Begleitsymptome dar, welche nicht unbedingt auf eine Hypoglykämie hinweisen und so schnell zu einer „Fehldiagnose“ führen, beziehungsweise den Gedanken an eine Unterzuckerung bei der Anamnese in den Hintergrund rücken lassen können. Diese unspezifischen Zeichen sind Übelkeit/ Erbrechen (Nausea), Schwindel und Kopfschmerzen. Bei einer langsam auftretenden Hypoglykämie kann es passieren, dass die autonomen Symptome (Gruppe 1) ausbleiben und stattdessen direkt die Neuroglykopenischen Symptome (Gruppe 2) ohne „Vorwarnung“ auftreten und zu schweren Störungen des zentralen Nervensystems führen. Ursache für eine Hypoglykämie kann bei Diabetikern grundsätzlich die falsche Einschätzung des Insulinbedarfs sein. Spritzt ein Diabetiker sich z.B. sein Insulin im Hinblick auf die einzunehmende Pathophysiologie | Stoffwechselerkrankungen | ©2012 Miriam Geske | 1 Pathophysiologie Hypoglykämie & Hyperglykämie Mahlzeit und vergisst diese dann einzunehmen, so senkt das gespritzte Insulin den Blutzuckerspiegel, obwohl es durch die fehlende Mahlzeit keinen Anlass gab, dass dieser hätte gesenkt werden müssen. Den selben „Effekt“ hat eine zu hohe Insulinzufuhr trotz eingenommener Mahlzeit, da dann der Blutzuckerspiegel unnötig weiter gesenkt wird. Ein weiteres Risiko für eine Unterzuckerung bei Diabetikern ist Sport, da der Sport noch bis zu 36 Stunden später eine gesteigerte Insulinwirkung zur Folge hat. Diabetiker sollten also ihre Insulinzufuhr dementsprechend anpassen. Weitere Ursachen für eine Hypoglykämie bei Diabetikern können Gewichtsabnahme (desto weniger Körpergewicht, desto kleiner der Insulinbedarf), Hitzeeinwirkung (ein heißes Bad oder ein Saunabesuch erhöhen die Durchblutung der Haut und fördern somit die schnellere Beförderung des Insulins in den Kreislauf), Magen-Darm-Erkrankungen (es gelangt nur ein Teil der mit der Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate in den Stoffwechsel) oder eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion, bei dieser Krankheit liegt eine Insulinempfindlichkeit, wodurch der Zucker schneller aus dem Blut in die Zellen geschleust wird.) Bei Nicht-Diabetikern sind die Ursachen für eine Hypoglykämie bis auf die falsche Einnahme von Insulin ähnlich. Als Maßnahmen bei einer Hypoglykämie, solange der Patient noch bei Bewusstsein ist und sein Schluckreflex noch ausreichend funktioniert, können dem Patienten zuckerhaltige Getränke (Fruchtsaft, Limonade oder auch normales Wasser, in welches Zucker eingerührt wird), sowie Traubenzucker oder kohlenhydrathaltige Nahrung zugeführt werden. Sollte der Schluckreflex nicht mehr ausreichend funktionieren, oder der Patient bereits bewusstlos sein ist der Patient sofort in die stabile Seitenlage zu bringen und der Rettungsdienst + Notarzt zu verständigen. Bei Patienten die eine Hypogklygämie haben / hatten ist darauf zu achten, dass diese nicht Geschäftsfähig sind. Hyperglykämie Überzuckerung Unter einer Hyperglykämie versteht man einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Von einer Hyperglykämie spricht man, wenn der Blutzuckerwert über 140 mg/dl liegt (Normalwert liegt bei einem nüchternen Menschen zwischen 80 und 120 mg/dl). Im Normalfall wird der Blutzuckerspiegel durch das Zusammenspiel der Hormone Insulin (blutzuckersenkend) und Glukagon (blutzuckersteigernd) im Gleichgewicht gehalten. Wenn allerdings das Insulin nur eingeschränkt oder gar nicht wirkt, kann der Zucker, der sich im Blut befindet nicht mehr in die Zellen aufgenommen werden. Eigentlich dient das Insulin dazu, die Glukoseneubildung in der Leber zu vermindern, bei Insulinmangel wird somit zu viel Glukose gebildet, allerdings zu wenig gespeichert. Die klare Folge ist somit, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Pathophysiologie | Stoffwechselerkrankungen | ©2012 Miriam Geske | 2 Pathophysiologie Hypoglykämie & Hyperglykämie Eine Hyperglykämie kann bei einer großen Zahl von Krankheiten oder auch klinischer Situationen auftreten dazu zählen Diabetes mellitus (chronische Erhöhung des Blutzuckers), akuter Herzinfarkt, Schock, Schädel-Hirn-Trauma, Hirntumoren, Meningitis. Eine Hyperglykämie ist von Leitsymptomen gekennzeichnet, diese sind Glukosurie (Ausscheidung überflüssiger Glukose durch Nieren), Polyurie (erhöhte Harnausscheidung), Durstgefühl, Exsikkose (Austrocknung des Organismus), Ketonurie (Aceton im Urin), Acetongeruch, Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen, Bewusstseinseintrübungen, juckende Haut und Abgeschlagenheit. Ursachen für eine Hyperglykämie sind meist vielfältig. Zu den Ursachen gehören zu viel oder falsches Essen, zu geringe körperliche Belastung (z.B. durch Bettlegrigkeit), Einnahme bestimmter Medikamente z.B. Cortison, Aufregung, Operation, Entzündung, Fieber oder Schwangerschaft. Bei Diabetikern können außerdem auch ein zu kurzer Abstand zwischen Nahrungsaufnahme und Insulineinnahme oder zu wenig gespritztes Insulin sein. Maßnahmen bei einer Hyperglykämie sind die Kontrolle des Blutzuckerspiegels, Benachrichtigung des Rettungsdienstes, Zufuhr von Flüssigkeit (Getränke ohne Zuckerzusatz, am besten stilles Wasser), Vermeidung körperlicher Anstrengung und darauf zu achten, dass der Patient nach Möglichkeit nicht einschläft. Pathophysiologie | Stoffwechselerkrankungen | ©2012 Miriam Geske | 3