Lösungsvorschläge für die Aufgaben zur Übung („Umweltökonomie“) vom 18.02.2010 Anmerkungen: Nummerierung gemäß Aufgabenblatt (zuzüglich die Aufgaben zum Themenkomplex der „erneuerbaren Ressourcen“: 14 und 15; Fragen kursiv; Antworten nicht kursiv) Aufgabe 2 Nehmen Sie an, A und B seien benachbarte Industriebetriebe. Wenn bei A ein Störfall eintritt, so bringt dies für B Kosten in Höhe von 100’ mit sich. Wenn B 5’ investiert so kann er seinen Schaden auf 50’ begrenzen. Wenn A 30’ investiert, so kann er den Schaden bei B auf 10’ reduzieren. Wenn beide investieren, so entsteht B kein Schaden. Betrachten Sie die obige Situation als nicht-kooperatives Spiel. Unterstellen Sie, dass innerhalb des Betrachtungszeitraums ein Störfall eintritt. a) Formulieren Sie die Auszahlungsmatrix für den Fall, dass A nicht für die Schäden bei B haftet. Auszahlungen: Kosten der Investition + monetär bewertete Schäden (Spieler A/ Spieler B) Investition keine Investition Investition (-30; -5) (0; -55) keine Investition (-30; -10) (0; -100) b) Bestimmen Sie das Nash-Gleichgewicht. Ist dieses effizient, wenn Verträge mit Kompensationsklauseln zwischen den Unternehmen möglich sind? Es existiert ein Nash-Gleichgewicht (NG) in dominanten Strategien: -> unabhängig davon was B macht ist es für A immer besser nicht zu investieren: - wenn B die Strategie „Investition“ wählt ist es für A besser die Strategie „keine Investition“ (0) der Maßnahme „Investition“ (-30) vorzuziehen, denn 0 > -30. - wenn B die Strategie „keine Investition“ wählt ist es für A besser die Strategie „keine Investition“ (0) der Maßnahme „Investition“ (-30) vorzuziehen, denn 0 > -30. -> unabhängig davon was A macht ist es für B immer besser zu investieren. - wenn A die Strategie „Investition“ wählt ist es für B besser die Strategie „Investition“ (0) der Maßnahme „keine Investition“ (-10) vorzuziehen, denn -5 > -10. - wenn A die Strategie „keine Investition“ wählt ist es für A besser die Strategie „Investition“ (-55) der Maßnahme „keine Investition“ (-100) vorzuziehen, denn -55 > -100. NG: (keine Investition/Investition) -> (0; -55). Wenn Kompensationszahlungen möglich sind, ist dieses Ergebnis nicht effizient. Effizient wäre ein Gleichgewicht – unter Beachtung möglicher Ausgleichzahlungen – wenn die Summe der Auszahlungen beider Akteure maximiert wird (oder Verluste minimiert). Vor diesem Hintergrund wäre die Strategienkombination (Investition/Investition) -> (-30, -5) effizient. Summe: -35. Denn, wenn B dem A 30 GE zahlt ist dieser nicht schlechter gestellt, als im Ausgangsszenario (Auszahlung: 0 (Reservationsnutzen)). Die Auszahlung des B reduziert sich damit auf -35. Damit ist er aber immer noch besser gestellt als im Gleichgewichtsszenario (Auszahlung: -55): -> ParetoVerbesserung. c) Vergleichen Sie ihr Ergebnis aus b) mit der Situation, dass A umfänglich für die Schäden bei B haften muss. Ist dieses Ergebnis effizient? Schlagen Sie eine Haftungsregel vor, bei der es für beide Seiten rational ist, die Investition vorzunehmen. Auszahlungsmatrix, falls A für alle entstandenen Schäden haften muss: (A/B) Investition Investition keine Investition (-30; -5) (-50; -5) keine Investition (-40; 0) (-100; 0) Es existiert ein Nash-Gleichgewicht in dominanten Strategien: -> unabhängig davon was B macht ist es für A jetzt immer besser zu investieren. -> unabhängig davon was A macht ist es für B jetzt immer besser nicht zu investieren. NG: (Investition/keine Investition) -> (-40; 0). Unter der Annahme von Kompensationszahlungen wäre jedoch das Ergebnis, (investieren/investieren) -> (-30; -5), effizient. Um dieses zu etablieren müsste A dem B 5 GE zahlen. Damit erhält B sein Reservationsnutzenniveau und A ist immer noch besser gestellt als im Ausgangsszenario: Pareto-Verbesserung. Insbesondere die folgende Haftungsregel generiert ein effizientes Ergebnis: - Wenn beide investieren teilen sie sich den Schaden hälftig (natürlich ist in diesem Fall der Schaden gemäß der Aufgabenstellung Null). - Wenn beide nicht investieren teilen sie sich den Schaden hälftig. - Wenn einer investiert und der andere nicht muss derjenige, der nicht investiert hat, den Schaden komplett tragen. [Zu beachten ist wieder: Auszahlungen = Kosten der Investition + monetär bewertete Schäden; zur Verdeutlichung der Wirkung der Haftungsregel sind diese in der Auszahlungsmatrix separiert.] (A/B) Investition Investition (-30+0; -5+0) keine Investition (0+-50; -5+0) keine Investition (-30+0; 0+(-10)) (0+(-50); 0+ (-50)) [Ergänzende Erläuterung: Dies ist möglich, da durch die Auszahlungen transparent wird, welcher Spieler investiert hat und welcher nicht. Probleme den Schadensumfang bei B zu verifizieren bestehen somit nicht -> keine asymmetrische Information.] Es existiert ein Nash-Gleichgewicht in dominanten Strategien, welches zugleich Pareto-optimal ist: -> NG: (Investition/Investition) -> (-30; -5). Aufgabe 4 Diskutieren Sie am Beispiel des Globalen Klimawandels die Öffentliche-GutProblematik von Umweltproblemen. Erläutern Sie in diesem Zusammenhang, was unter einem sozialen Dilemma/Trittbrettfahrerproblem zu verstehen ist. Öffentliche Güter lassen sich mit Hilfe zweier Charakteristika klassifizieren: - es existieren keine Ausschlussmöglichkeiten, d.h. da für das entsprechende Gut keine Eigentumsrechte definiert und verteilt wurden, steht die Nutzung des Gutes grundsätzlich jedem offen. - und es besteht keine Rivalität im Konsum, d.h. der Konsum eines Wirtschaftssubjektes schränkt kein anderes Wirtschaftssubjekt in seinen Nutzungsmöglichleiten ein. Das Phänomen des globalen Klimawandels ist eng verbunden mit der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre. Als ein Schlüsselfaktor wird die Emission von Kohlenstoffdioxid angesehen. Vor diesem Hintergrund kann die signifikante Reduktion von CO2-Emissionen als öffentliches Gut interpretiert werden, denn von den positiven Effekten der Klimapolitik kann erstens niemand ausgeschlossen werden und zweitens besteht in diesem Zusammenhang keine Rivalität. Das Problem öffentlicher Güter besteht darin, dass sie aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften, von Märkten nicht bereitgestellt werden. Bezogen auf den Klimawandel heißt das: eine signifikante CO2-Verringerung bleibt aus (keine Klimapolitik betreiben ist dominante Strategie). Dieses Phänomen wird als soziales Dilemma/Trittbrettfahrerproblem bezeichnet: Damit ist gemeint, dass rational handelnde Akteure mit knappen Mitteln, immer besser gestellt sind, wenn man sie bei bestehendem Angebot an öffentlichen Gütern ihre Mittel ausschließlich für private Güter verwenden, d.h. das öffentliche Gut Nutzen ohne dafür zu zahlen (Trittbrettfahrerverhalten). Da aber alle so denken und dies antizipiert wird, werden öffentliche Güter erst gar nicht bereitgestellt. Aufgabe 5 a) Was besagt der erste Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik? Warum ist er relevant für die Umweltökonomie? Der erste Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik besagt, dass eine Marktwirtschaft unter gewissen Bedingungen im Gleichgewicht eine effiziente und Pareto-optimale Allokation von Gütern und Ressourcen gewährleistet. [Ergänzend seien die Bedingungen aufgeführt: - Präferenzen der Haushalte streng monoton, - die Menge der physisch zulässigen Konsumgüterbündel nach unten beschränkt, konvex und abgeschlossen, - Wirtschaftssubjekte sind Preisnehmer, Nutzen- bzw. Gewinnmaximierer, - private Güter, - Abwesenheit externer Effekte, -> dann ist jedes Konkurrenzgleichgewicht Pareto-effizient.] Würde der erste Hauptsatz auch auf die Allokation von Umweltgütern zutreffen gäbe es keine Umweltprobleme. Dies gilt jedoch im Allgemeinen nicht, so dass spezifische Abweichungen von den idealtypischen Bedingungen Marktversagen im Kontext von Umweltgütern offen legen. Der erste Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik dient somit als Referenzwert. b) Zeigen Sie in einer Edgeworthbox, warum es bei Allmendegütern zu einem Marktversagen kommen kann. Wie wirken sich unterschiedliche Anfangsverteilungen (Eigentumsrechte) aus? Allmendegüter können durch zwei Charakteristika klassifiziert werden: - es existieren keine Ausschlussmöglichkeiten, d.h. da für das entsprechende Gut keine Eigentumsrechte definiert und verteilt wurden, steht die Nutzung des Gutes grundsätzlich jedem offen. - es besteht jedoch Rivalität im Konsum, d.h. der Konsum eines Wirtschaftssubjektes schränkt andere Wirtschaftssubjekte in ihren Nutzungsmöglichleiten ein. -> hieraus resultierend besteht die Gefahr einer ineffizienten Nutzung (Übernutzung). Da keine Eigentumsrechte definiert sind, ist auch kein Ausschluss möglich, der Preis der Allmende ist Null (Budgetgerade verläuft vertikal) und es kommt zu keinem Gütertausch. Daher ineffizientes Ergebnis (vgl. Skizze in Veranstaltung). Unterschiedliche Anfangsverteilungen: Exemplarisch werden zwei extreme Verteilungen von Eigentumsrechten betrachtet: - (1) der Haushalt 1 (Raucher) verfüge über alle Eigentumsrechte am Common Pool (vgl. Skizze in Veranstaltung). - (2) der Haushalt 2 (Asthmatiker) verfüge über alle Eigentumsrechte am Common Pool (vgl. Skizze in Veranstaltung). Ausgehend von Extremszenario (1) wird, durch die Spezifikation von Eigentumsrechten ermöglicht, ein Verhandlungsprozess initiiert. Das Ergebnis (E1) ist durch den in der Skizze eingezeichneten Tangentialpunkt der beiden Indifferenzkurven gekennzeichnet -> (E1) ist Pareto-optimal. Ausgehend von Extremszenario (2) wird, durch die Spezifikation von Eigentumsrechten ermöglicht, ein Verhandlungsprozess initiiert. Das Ergebnis (E2) ist durch den in der Skizze eingezeichneten Tangentialpunkt der beiden Indifferenzkurven gekennzeichnet -> (E2) ist Pareto-optimal. -> E1 und E2 unterscheiden sich, bei gegebenen Modellannahmen, aufgrund der unterschiedlichen Eigentumsrechteverteilungen: damit ist der Einfluss gezeigt. c) Was besagt das Coase-Theorem? Stellen Sie einen Zusammenhang zu Ihren Aussagen zu a) und b) her. Aussagen des Coase-Theorems: - Kann ohne Transaktionskosten, aber bei vollständiger Information über die Internalisierung eines externen Effektes verhandelt werden, dann ist das Verhandlungsergebnis Pareto-effizient. - Sind darüber hinaus die Grenznutzen der Einkommen konstant (dies ist insbesondere bei quasilinearen Präferenzen gegeben), dann ist das Verhandlungsergebnis (insbesondere der Nutzungsgrad der Allmende) unabhängig von der Verteilung der Eigentumsrechte. Zu a): selbst wenn bei Umweltgütern zentrale Annahmen des ersten Hauptsatzes verletzt sind, kann unter den Annahmen des Coase-Theorems ein effizientes Ergebnis durch Verhandlung generiert werden. Zu b): Unter der Annahme quasilinearer Präferenzen ist die Nutzungsintensität der Allmende unabhängig von der Anfangsverteilung. Aufgabe 7 Eine umweltpolitische Behörde plane die Verringerung der Schadstoffeinträge in ein Gewässer um 50%. Für die Schadstoffeinträge sind mehrere Unternehmen mit unterschiedlichen Grenzvermeidungskosten verantwortlich. a) Das Ziel soll mit einer Abgabe erreicht werden. Erläutern Sie zunächst, was eine Schadstoffabgabe ist und diskutieren Sie anschließend, warum diese ökonomisch effizient ist. Erläuterung Schadstoffabgabe: - Bei einer Schadstoffabgabe handelt es sich um ein umweltökonomisches Instrument mit dessen Hilfe ein bestimmter Schadstoffausstoß reduziert werden soll. - Dabei wird ein Preis auf emittierte Schadstoffe erhoben (Preislösung) - Im Gegensatz zu Ökosteuern, die dem Non-Affektationsprinzip unterliegen, sind Abgabeaufkommen von einer entsprechenden Gebietskörperschaft zweckgebunden zu verwenden. Begründung weshalb ökonomisch effizient: - Abgaben sind kosteneffizient, d.h. sie erlauben eine bestimmte Schadstoffreduktion (etwa die in der Aufgabe erwähnten 50%) zu minimalen volkswirtschaftlichen Kosten zu erreichen. -> Minimierung der aggregierten Vermeidungskosten unter der Nebenbedingung, dass ein bestimmtes Umweltziel erreicht wird. - Notwendige (und unter den üblichen Annahmen auch hinreichende) Bedingung hierfür ist, dass die Grenzvermeidungskosten aller Unternehmen übereinstimmen müssen. - Die Abgabenlösung generiert ein solches Ergebnis: Denn gewinnmaximierende Unternehmen wählen eine Schadstoffvermeidung bei der die Grenzkosten der Schadstoffreduktion (=Grenzvermeidungskosten) den vermeidungsabhängigen Grenzerlösen (=gesparter Abgabensatz -> t) entsprechen. - Bei gegebenem t stimmen somit alle Grenzvermeidungskosten überein, womit gezeigt wurde, dass die Maßnahme einer Schadstoffabgabe kosteneffizient wirkt. b) Welche Vor- und Nachteile würde eine Zertifikatlösung gegenüber der Abgabe bringen? Legende: (+) relative Stärke (Vorteil) (-) relative Schwäche (Nachteil) Kriterium / Instrument ökologische Effektivität (Treffsicherheit) dynamische Anreizwirkung Abgaben (-) Zertifikate (+) (+) (-) (vgl. ergänzend auch die in der Vorlesung genannten Argumente und Erläuterungen) c) Folgt aus unterschiedlichen Vermeidungskosten Überlegenheit einer Abgabe gegenüber Auflagen? automatisch die Nein, denn die relative Überlegenheit hängt von dem gewählten Bewertungskriterium ab, etwa: - (a) ökonomische Effizienz (Kosteneffizienz) - (b) ökologische Effektivität (Treffsicherheit). Zunächst zu (b): Hier ist die Auflagen- der Abgabenlösung überlegen! - Auflagen (+): Diese geben eine Obergrenze für Emissionen vor. Diese Grenze darf nicht überschritten werden. Das gestattet es einer Umweltbehörde einen vorgegebenen Umweltstandard (unter bestimmten Annahmen: hinreichend hohe Strafandrohung und genügend geringes Vollzugsdefizit) exakt zu erreichen. - Abgaben (-): bei gegebenem Abgabensatz hängt die Schadstoffvermeidung von der aggregierten Grenzvermeidungskostenkurve ab. Ist diese nicht bekannt, kann es sein, dass ein bestimmter Umweltstandard verfehlt wird. Zu (a): Die Abgabenlösung ist kosteneffizient. Dies gilt bei unterschiedlichen Grenzvermeidungskosten der Akteure und dem praxisnahen Verfahren, bei dem für eine 50%ige Schadstoffreduktion jedem Unternehmen eine Halbierung seiner Emissionen vorgeschrieben wird, im Falle der Auflagenlösung nicht. Aber: Theoretisch wäre auch eine kosteneffiziente Ausgestaltung der Auflagenlösung denkbar. Voraussetzung: die unternehmensspezifischen Grenzvermeidungskosten müssten der Umweltbehörde bekannt sein. Dann könnte sie eine individuelle, kosteneffiziente Reduktionsauflage vorgeben. Aufgabe 11 Begründen Sie verbal oder mit Hilfe von Grafiken, warum im Hotelling-Modell folgendes gilt, bzw. nicht gilt: (a) Die Entdeckung weiterer Ressourcenvorkommen hat für die aktuelle Marktsituation keine Konsequenzen, da hiervon nur zukünftige Generationen profitieren. (b) Tiefere Zinsen führen zu einem Preissprung, dafür gehen die Wachstumsraten im Ressourcenpreis zurück. (c) Konstante Grenzabbaukosten beschleunigen den Ressourcenpreisanstieg. a) Falsch, die Entdeckung weiterer Ressourcenvorkommen hat Konsequenzen für die aktuelle Marktsituation: Zum Entdeckungszeitpunkt steigt der Ressourcenbestand (=Angebot) sprunghaft an -> Angebotsüberhang. Ein neues Gleichgewicht im Hotelling-Modell erfordert eine Anpassung des Preises zum Entdeckungszeitpunkt (Senkung). b) Dies gilt. Der Ressourcenpreisanstieg hängt vom Zins ab. Eine Zinssenkung impliziert somit geringere Wachstumsraten des Ressourcenpreises. Damit verbunden steigt die nachgefragte Ressourcenmenge zu jedem Zeitpunkt an. Ausgehend von einem Gleichgewicht, bedeutet dies, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt. Ein neues Gleichgewicht erfordert einen Anstieg von p in t = 0 (Preissprung). c) Falsch, Ressourcenpreisanstieg wird gebremst! -> Intuition: Ein Gewinnmaximierer versucht den Betrag der abdiskontierten Kosten zu minimieren und somit die (extraktionsabhängigen) Kosten möglichst in künftige Perioden zu verlagern. Dazu muss die Ressourcenextraktion im Vergleich zum Referenzszenario: - (i) in relativ „späten“ Perioden zunehmen, - (ii) in relativ „frühen“ Perioden abnehmen. Dies impliziert eine Modifikation des gleichgewichtigen Preispfades. Verringerung der Wachstumsrate; Anstieg von P(t = 0). [Exkurs zur Verdeutlichung: - zu (i): Vergleich des Preises zu einem Zeitpunkt t (wobei t>0 gewählt wird) im Modell mit Grenzkosten und p(t) im Grundmodell (ohne Extraktionskosten). Aus der Hotelling-Regel für diesen Fall ergibt sich: pt − c = p 0 − c ↔ pt = p 0 (1 + r ) t − c(1 + r ) t + c . t (1 + r ) -> p zu einem Zeitpunkt t>0 niedriger als im Referenzszenario, also dem Fall ohne Extraktionskosten, da: c(1 + r ) t > c; _ ∀t > 0 _ und _ ∀r > 0 . Weil der Startpreis zunächst (dies ändert sich jedoch im Gleichgewicht!) unverändert bleibt (vgl. hierzu die obige Gleichung für t = 0) impliziert dies eine niedrigere Wachstumsrate. - zu (ii): Die Erläuterungen zu (i) implizieren, dass zu jedem Zeitpunkt (t>0) der Ressourcenpreis niedriger ist als im Referenzszenario. Ausgehend von einem Gleichgewicht übersteigt somit das Angebot die Nachfrage, was eine Anpassung des Preises zu P(t=0) erforderlich macht. Der Startpreis muss steigen damit sich wieder ein Gleichgewicht einstellt! Damit gilt: p zum Zeitpunkt t = 0 ist höher als im Referenzszenario (ohne Extraktionskosten). Die Konsequenz: Zunächst, also in „relativ“ frühen Perioden, liegt der Ressourcenpreis (Ressourcenabbau) im Szenario mit konstanten Grenzabbaukosten über (unter) dem Preis im Referenzszenario. Auf Grund der niedrigeren Wachstumsrate des Preises im Szenario mit Abbaukosten sinkt jedoch der Ressourcenpreis in diesem Szenario irgendwann unter den Preis im Fall ohne Grenzkosten. Damit liegt in diesen „relativ“ späten Perioden die Ressourcenextraktion für den Fall mit Grenzkosten über dem Referenzszenario.] Aufgabe 12 Was besagt die Hartwick-Regel und welche Voraussetzungen für ihre Gültigkeit müssen gegeben sein? Die Anwendung der Hartwick-Regel erlaubt es eine nachhaltige Entwicklung, im Sinne der „schwachen Nachhaltigkeit“ (= die Substitution natürlicher Ressourcen durch Kapital ermöglicht einen konstanten Nutzen über die Zeit) zu stützen. Hartwick’s Regel besagt: Der Ressourcenertrag muss vollständig investiert werden -> Dies gestattet einen Kapitalaufbau in gewünschtem Umfang. Voraussetzungen sind: - Hotelling-Regel hat Gültigkeit, - keine Kapitalabschreibung, - Produktion erfordert neben Kapital natürliche Ressource, - die gesamte Produktion wird in Konsum und Investition aufgeteilt, - ausschließlich Konsum stiftet Nutzen, - wohlwollender Diktator maximiert die intertemporale Wohlfahrt. Aufgabe 13 _ Es existiere eine natürliche erschöpfbare Ressource vom Bestand R . Diese lasse sich annahmengemäß in beliebig kleine Teilmengen extrahieren und verkaufen. Betrachtet wird ein Unternehmen i, wobei i = {1,..., n}, welches über einen − R Bruchteil Ri = = 15 Mengeneinheiten (ME) der Ressource verfügt und als n gewinnmaximierender Preisnehmer agiert. Der betrachtete Zeithorizont sei T = 1 , der periodenabhängige Ressourcenpreis betrage pt , die von einem Unternehmen i angebotene Menge pro Periode symbolisiere xt . Die Extraktionskosten seien vernachlässigbar. Es existiere zudem ein vollkommener Kapitalmarkt auf dem ein zeitinvarianter (gleichgewichtiger) Zins, r = 0,1, herrscht. Zudem ist die periodenabhängige (inverse) Nachfragefunktion gegeben als: pt = 100 . Die Extraktionskosten seien vernachlässigbar. xt a) Ermitteln Sie den abdiskontierten Gewinn für p 0 = 0,1 Geldeinheiten (GE). Stützt diese Voraussetzung ein Gleichgewicht in der betrachteten Hotelling-Modell-Welt? Unterstellen Sie, dass geologische Analysen − einen gesamten Ressourcenbestand ( R ) von 1.500 Einheiten anzeigen. - Ermittlung des abdiskontierten Gewinns: G0 = p 0 Ri = 0,1 * 15 = 1,5GE Der auf heute bezogene Gewinn eines beliebigen Unternehmens i beträgt somit 1,5 Geldeinheiten. [Analog kann der abdiskontierte Gewinn für diesen Fall wie folgt berechnet werden: G0 = p1 Ri p (1 + r ) Ri = 0 = 0,1 * 15 = 1,5GE .] 1+ r 1+ r - Gleichgewicht bei Startpreis: p 0 = 0,1 ? 100 100 ↔ xt = xt pt 100 100 t = 0: x0 = = = 1000 ME p0 0,1 100 100 100 t = 1: x1 = = = = 909,0909 ME p1 p 0 (1 + r ) 0,1 *1,1 Nachfrage: pt = 1 t =0 − xt = x0 + x1 = 1000 + 909,0909 = 1909,09ME > 1500 = R (=gesamter Ressourcenbestand) -> gesamte Nachfrage übersteigt bei geg. Startpreis den gesamten Ressourcenbestand -> Ungleichgewicht. [Ergänzender Tipp: Wenn der (gesamte) Ressourcenbestand des Polypolmarktes in der Aufgabe nicht gegeben ist, wird ein Vorgehen wie in Aufgabe 10 gewählt (siehe die Übung vom 04.02.10), d.h. für das Ressourcenangebot wird der Ressourcenbestand eines repräsentativen Unternehmens eingesetzt (vgl. hierzu auch das Vorlesungsskript).] b) Wie hoch müsste p 0 im Gleichgewicht sein? Wie hoch ist dann der abdiskontierte Gewinn eines Unternehmens? Bei welchem Startpreis existiert unter den gegebenen Voraussetzungen ein Gleichgewicht? − R= − 1 t =0 R= xt = x0 + x1 100 100 100 100 + = + = p0 p1 p0 p0 (1 + r ) 100 100 + p0 p 0 *1,1 100 100 100 ↔ 1500 p 0 = 100 + ↔ p0 = + = 0,12727GE . 1,1 1500 1500 * 1,1 = 1500 = [Beachte ergänzend auch hier: Wenn der (gesamte) Ressourcenbestand des Polypolmarktes in der Aufgabe nicht gegeben ist, wird ein Vorgehen wie in Aufgabe 10 gewählt (siehe die Übung vom 04.02.10), d.h. für das Ressourcenangebot wird der Ressourcenbestand eines repräsentativen Unternehmens eingesetzt (vgl. hierzu auch das Vorlesungsskript).] Abgezinster Gewinn unter Beachtung des oben ermittelten gleichgewichtigen Startpreises: G0 = p 0 Ri = 0,127 * 15 = 1,905GE . (Alternative Berechnung: G0 = p1 Ri p (1 + r ) Ri = 0 = 0,127 * 15 = 1,905GE. ) 1+ r 1+ r Der auf heute bezogene Gewinn eines beliebigen Unternehmens i beträgt im Marktgleichgewicht somit rund 1,9 Geldeinheiten. c) Was versteht man unter einer Back-Stop-Technologie? Eine Back-Stop-Technologie erlaubt es, ein (perfektes) Ressourcensubstitut in unbegrenztem Umfang zu produzieren. Typischerweise wird unterstellt, die Grenzkosten der Erstellung des Ressourcenersatzes seien konstant. d) Angenommen es existiere ein perfektes Ressourcensubstitut, welches zu konstanten Grenzkosten von c´(xt ) = 5 GE produziert werden kann. Untersuchen Sie bitte zunächst die damit verbundene Wirkung auf den Ressourcenpreispfad. Wie verändert sich der Gewinn des Unternehmens i? Was bewirkt eine Verringerung der Erstellungskosten des Ressourcenersatzes in folgender Form: c( xt ) = 0,11xt + 50 ? Die Grenzkosten der Produktion des Ressourcensubstitutes stellen eine Preisobergrenze für die natürliche Ressource dar, denn Preise oberhalb dieser Grenzkosten führen dazu, dass nicht mehr die natürliche Ressource sondern das Substitut nachgefragt wird (wenn Wettbewerbsmarkt, dann Preis = Grenzkosten bei Substitut). Fall 1: Wenn die Grenzkosten konstant 5 GE betragen, liegt eine damit verbundene Preisobergrenze deutlich über p 0 und p1 . Es wird somit keine Änderung des Ressourcenpreispfades und des Gewinns induziert. Fall 2: c( xt ) = 0,11xt + 50 ↔ c'( xt ) = 0,11 Es gilt: p 0 = 0,1 < c'( xt ) = 0,11 < p1 = 0,127 Das heißt, dass sich p1 = 0,127 nicht mehr realisieren lässt. [Erläuterung: Dies führt dazu, dass ein Unternehmen i seinen aggregierten, diskontierten Gewinn dadurch erhöhen kann, dass es seinen gesamten Ressourcenbestand in t = 0 extrahiert und anbietet ( p 0 (1 + r ) > p1 → 0,1 *1,1 = 0,127 > 0,11 ). Da dieses Kalkül für alle n Anbieter gilt, würde die gesamte Ressource zum Zeitpunkt t = 0 abgebaut und angeboten werden. Dies bewirkt zwar, dass das Angebot in t = 0 gegen Null geht und der Preis gegen unendlich strebt, aber da kein Preis oberhalb von c´(xt ) = 0,11 realisiert werden kann (Abwanderung der Nachfrage) ist dies irrelevant.] Dies impliziert den folgenden Preis: − R= 1 t =0 xt = x0 + x1 = = 1500 = x0 + 0 = ↔ p0 = 100 p0 100 = 0,067GE. 1500 Der neue Preis liegt bei 0,067 Geldeinheiten. Damit reduziert sich der (abdiskontierte) Gewinn eines Unternehmens i auf: G0 = p 0 Ri = 0,067 * 15 = 1GE . e) Erläutern Sie bitte den Nachhaltigkeitsbegriff aus umweltökonomischer Sicht. Welche Unterschiede bestehen zwischen dem Konzept der schwachen Nachhaltigkeit einerseits und dem der starken Nachhaltigkeit andererseits? - Nachhaltigkeit aus umweltökonomischer Sicht meint, einen konstanten Nutzen über die Zeit. - Schwache Nachhaltigkeit: Substitution natürlicher Ressource durch Kapital ermöglicht einen konstanten Nutzen über die Zeit. - Starke Nachhaltigkeit: Bestand der natürlichen Ressource über Zeit soll konstant sein; damit verbunden konstanter Nutzen über die Zeit. Aufgabe 14 Geben Sie eine ökonomische Begründung für die Preisregel im Kontext regenerierbarer Ressourcen ( pt −1 (1 + r ) = pt (1 + F´(Vt )) ). Ökonomische Begründung der Regel: Die Preisregel besagt, dass der am Kapitalmarkt verzinste Grenzgewinn (ohne Abbaukosten ist dies der Preis) aus der Periode t-1 dem Preis der Periode t unter Berücksichtigung der so genannten biologischen Verzinsung entsprechen muss: p t −1 (1 + r ) = p t (1 + F´(Vt )) . L R Auf der linken Seite der Gleichung (L) steht der Ertrag, wenn die Ressource in der Vorperiode verkauft und der Erlös auf dem Kapitalmarkt angelegt wurde. Auf der rechten Seite der Gleichung (R) steht der Ertrag, wenn die Ressource in t-1 ungeerntet bleibt (sie nimmt dann um F´(Vt ) zu), so dass (1 + F´(Vt ) Einheiten verkauft werden können. Im Gleichgewicht (d.h. insbesondere bei Arbitragefreiheit) müssen beide Seiten (der Gleichung) sich entsprechen. [Exkurs: Arbitrageüberlegungen Arbitrage ermöglicht einen risikolosen Gewinn durch das Ausnutzen von Preisunterschieden; damit verbundene Transaktionen führen zu Anpassungsprozessen, so dass die Preisunterschiede tendenziell (in einer Hotelling-Modell-Welt vollständig verschwinden) ausgeglichen werden. Zwei Ausgangsszenarien können bei Arbitrageüberlegungen unterschieden werden: (1) pt −1 (1 + r ) > pt (1 + F´(Vt )) : Es ist lohnend den gesamten Ressourcenbestand in t-1 anzubieten. Denn, wenn der erzielte Gewinn zum Marktzins angelegt wird stellt sich ein Unternehmen besser als wenn es bis zum Zeitpunkt t wartet und den Ressourcenbestand aus t1 zuzüglich dem Bestandszuwachs durch Regenration (biologische Verzinsung) zum Preis in t verkauft. -> Da sich alle Unternehmen so verhalten steigt das Angebot in t-1 (Angebot in t sinkt) -> intertemporale Ressourcenpreise gleichen sich an (vgl. ggf. ergänzend p t = ∞ ). die Überlegungen im Vorlesungsskript, falls: lim x →0 t (2) pt −1 (1 + r ) < pt (1 + F´(Vt )) : Es ist lohnend den gesamten Ressourcenbestand in t anzubieten [bzw. es lohnt die Aufnahme eines Kredites im Umfang des Preises in t-1 multipliziert mit R. Die Kreditmittel könnten dann dazu genutzt werden die Ressource in t-1 anzukaufen und mit den Bestandszuwächsen durch Regeneration (biologische Verzinsung) in t zu verkaufen. Dies ist rational, da der Gewinn in t – abzüglich des Schuldendienstes – größer Null ist.]. -> Da sich alle Unternehmen so verhalten steigt das Angebot in t (Angebot in t-1 sinkt) -> intertemporale Ressourcenpreise gleichen sich an (vgl. ggf. ergänzend die Überlegungen im Vorlesungsskript, falls: lim pt = ∞ ). xt → 0 Dies zeigt: Nur pt −1 (1 + r ) = pt (1 + F´(Vt )) ist stabil. Arbitragefreiheit ist notwendige Bedingung für ein Gleichgewicht.] Aufgabe 15 Erläutern Sie bitte mit Hilfe einer Grafik den für regenerierbare Ressourcen typischerweise unterstellten Verlauf einer Regenerationsfunktion ( F (Vt ) ). Nehmen Sie dabei auch Bezug auf die folgenden Begriffe: Bio-ökonomisches Gleichgewicht, Tragfähigkeit eines Habitats, maximale Nachhaltige Erntemenge. (vgl. Skizze in Veranstaltung) Die Tragfähigkeit eines Habitats ist erreicht, wenn ein Bestand sein Maximum erreicht und die Regenerationsrate Null ist ( F (Vt cc ) = 0 ). Ein bio-ökonomisches Gleichgewicht besteht immer dann, wenn die Abbaumenge (respektive Erntemenge) x – bei gegebenem Bestand – der Bestandssteigerung durch Regeneration ( F (Vt ) ) entspricht ( x = F (Vt ) ). Die maximale nachhaltige Erntemenge wird durch das Maximum der Regenrationsfunktion bestimmt ( F´(Vt ) = 0 ).