Klinik für Innere Medizin – Innere Medizin III – Kardiologie Chefarzt PD Dr. Wolfgang Fehske Merheimer Straße 221-223 50733 Köln-Nippes Tel 0221 7712-351 Fax0221 7712-285 [email protected] www.vinzenz-hospital.de Diagnose Herzinsuffizienz – Therapie, Bedeutung, Einbezug in den Alltag Diese Broschüre wurde im Rahmen der Weiterbildung zur Fachkrankenschwester für Herzinsuffizienz von Corinna Hoffmeister (Gesundheits- und Krankenpflegerin) aus unserer Klinik für Kardiologie erstellt. er G ürtel Anfahrt Mit dem Auto: Parkplätze sind in Krankenhausnähe vorhanden ÖPNV: U-Bahn-Linien 12 und 15 (Florastraße, Straßenbahnlinie 13 und S-Bahn (Geldernstraße/Parkgürtel) Ma n Maue l Parkgürte Straße U Geldernstraße/ Parkgürtel M au en he im er St ra raße Turmst Gocher e Straße er Straß e Lokomotivstraß Merheim tr. rS ne pe m e Lokomotivstraß raße Neusser St ße Ke Am Ausbesserungswerk Geldernstraße Merheimer S ße r Stra heime pstraße Geldor U Florastraße Stand: Januar 2011 nh eim Niehler Kirchweg ue 2 Inhaltsverzeichnis Seite Definition 04 NYHA-Stadien 04 Ursachen 05 Symptome 05 Diagnosefindung 06 Therapieansätze 07 Medikamente 07 Dekompensation früh erkennen oder vermeiden 09 Einbezug in den Alltag / Maßnahmen im Alltag 10 Ernährung 11 Reisen mit Herzinsuffizienz 12 Sexualität 12 Psychische Belastung 12 2 Sport / Fitness / Anstrengung 12 Literaturquellen 15 Notizen 15 Liebe Leserinnen und Leser, liebe Patientinnen und Patienten, in vielen Arztbriefen taucht die Diagnose Herzinsuffizienz auf. Leider wird diese vom Patienten bzw. Betroffenen oftmals nicht entdeckt oder missverstanden. Dabei ist gerade bei der Herzinsuffizienz das Mitwirken der Betroffenen an der Therapie von großer Bedeutung. Die viel thematisierte Therapietreue ist unerlässlich, um häufige Krankenhausaufenthalte vermeiden zu können. Oftmals fehlt jedoch bei den Betroffenen das Wissen um die Erkrankung und die Therapie. Diese Broschüre soll Ihnen einen kleinen Teil der Unsicherheit nehmen und Ihnen einen Einblick in die Herzinsuffizienz, ihre Behandlung und den Einbezug in den Alltag geben. Die Herzinsuffizienz nimmt meist im Laufe der Jahre an Intensität zu, was sich durch geringere Belastbarkeit und vermehrtes Auftreten von Symptomen bemerkbar macht. Um diesen Prozess aufzuhalten oder zu verlangsamen, sind eine exakte Diagnosestellung und eine optimale Therapie unabdingbar. Dies funktioniert nur, wenn der behandelnde Arzt und Erkrankte gemeinsam zum Therapieerfolg beitragen. PD Dr. Wolfgang Fehske Corinna Hoffmeister Mit herzlichen Grüßen 3 Definition Die Herzinsuffizienz ist keine eigenständige Erkrankung, sondern wird als Syndrom bezeichnet, das als Folge verschiedener Erkrankungen auftritt, die zur Verschlechterung der Pumpleistung des Herzens führen. Es beschreibt das Unvermögen des Herzens in Ruhe und/oder unter Belastung, das zur Versorgung des Körpers erforderliche Blutvolumen zu fördern, um die Organe ausreichend mit Blut und somit mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Je nach Lokalisation der Schwäche spricht man von einer Linksherzinsuffizienz oder einer Rechtsherzinsuffizienz. Bei der Linksherzinsuffizienz ist die Auswurfleistung der linken Herzkammer reduziert, bei der Rechtsherzinsuffizienz die der rechten Kammer. Ist die gesamte Herzleistung betroffen, wird dies als Globalherzinsuffizienz bezeichnet. Eine Herzinsuffizienz kann sich akut innerhalb von Stunden bzw. Tagen entwickeln, oder chronisch im Laufe von Monaten oder Jahren auftreten. Ist der Körper in der Lage die Leistungsschwäche des Herzens auszugleichen, so dass unter Ruhebedingungen keine klinischen Symptome auftreten, spricht man von einer kompensierten Herzinsuffizienz. Reichen diese Mechanismen nicht mehr aus, kommt es zu Symptomen. Die Herzinsuffizienz dekompensiert. Die sogenannten NYHA-Stadien zeigen den Schweregrad, je nach Belastbarkeit. NYHA-Stadien NYHA-Stadium I Keine Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit NYHA-Stadium III Deutliche Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit NYHA-Stadium II Leichte Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit (nur bei außergewöhnlicher körperlicher Anstrengung) NYHA-Stadium IV Beschwerden bei geringster Belastung, häufig auch in der Ruhe © Deutsche Herzstiftung/Jan Neuffer 4 Ursachen Symptome Die häufigste Ursache der Herzinsuffizienz ist eine Gefäßverengung der Herzkranzgefäße im Rahmen einer KHK (Koronare Herzkrankheit), die zur eingeschränkten Pumpleistung des Herzmuskels führt. Die zweithäufigste Ursache stellt die arterielle Hypertonie dar. Dabei reagiert das Herz auf die erhöhte Belastung durch den ständig erhöhten Blutdruck mit einem Nachlassen der Pumpfunktion. Gemeinsame Symptome beider Formen der Herzinsuffizienz: - eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Ermüdbarkeit - muskuläre Schwäche: Die Skelettmuskulatur wird in Ruhe noch ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Unter zuneh mender Belastung genügt diese Versorgung jedoch nicht aus und der Skelettmuskel kann die geforderte Leistung nicht erbringen. - Nykturie (vermehrtes nächtliches Wasserlassen): tagsüber eingelagertes Wasser wird nachts infolge der durch die Ruhe bedingungen verbesserten Nieren funktion über die Niere ausgeschie den - Tachykardie („Herzrasen“) die pro Herzschlag geförderte Blut menge ist zu gering, deshalb wird die Herzfrequenz gesteigert - Herzrhythmusstörungen - Herzvergrößerung - Zyanose (Blauverfärbung; vermin derte Sauerstoffversorgung) Weitere Auslöser der chronischen Herzinsuffizienz: - Herzklappenfehler - Lungenerkrankungen - Schock - Intoxikation / Vergiftungen - Myokarditis - Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien) - … Eine akute Herzinsuffizienz kann z. B. ausgelöst werden durch: - Herzinfarkt (Myokardinfarkt) - extremer Bluthochdruck (Hypertonie) - Herzmuskelentzündung (Myokarditis) - ausgeprägte Herzrhythmus störungen - Entgleisung einer chronischen Herzschwäche Symtome bei Linksherzinsuffizienz: - Luftnot, Atembeschwerden (Tachypnoe, Dyspnoe, Orthopnoe) ausgelöst durch Blutstau in der Lunge („Backward Failure“) - Leistungsminderung, Schwäche („Forward Failure“) - Rasselgeräusch über der Lunge 5 - - - - - Husten Einsatz der Atemhilfsmuskulatur Lungenödem (Flüssigkeitsaustritt ins Lungengewebe) (arterielle) Zyanose Asthma cardiale: Anfallsweise, besonders nachts im Liegen auftretende Atemnot - - - - - - Leber- und Milzvergrößerung Aszites (Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum) Pleura- und Perikarderguss Appetitlosigkeit venöse Zyanose erhöhtes Thromboserisiko Diagnosefindung Drucktest zur Ödembestimmung Symptome bei Rechtsherzinsuffizienz: - Gewichtszunahme durch Ödeme (Wassereinlagerungen): eingeführte Flüssigkeit kann vom Körper nicht verarbeitet werden und wird in das Gewebe eingelagert - Lagerungsabhängige Wassereinla gerungen (Anasarka), Wasseran sammlungen insbesondere in den Beinen (Unterschenkel und Knöchel besonders betroffen) - Halsvenenstauung, Armvenen stauung 6 Der erste Baustein auf dem Weg zur Diagnose ist eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung. Hierbei kann durch gezielte einfache Fragen eine Menge in Erfahrung gebracht werden, z. B. Anzahl der problemlos zu besteigenden Treppen, Veränderungen in Bezug auf Freizeitaktivitäten, Anzahl der nächtlichen Toilettengänge, Schlafposition, etc. Ebenfalls zu den ersten Schritten zählen die Laborkontrolle und das EKG. Im Weiteren folgt eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes, ein Ultraschall des Bauches, ein Herzultraschall (Echokardiographie), evtl. Computertomographie und MRT. Ist die Ursache einer Herzschwäche unklar, sollte eine weitere Abklärung mittels Herzkatheteruntersuchung in Erwägung gezogen werden. Ist die Diagnose und die Ursache der Herzinsuffizienz klar, kann mit der Therapie begonnen werden, da die Behandlung der Herzinsuffizienz abhängig von der Grunderkrankung und vom Schweregrad der Insuffizienz ist! man durch den Einsatz eines speziellen Schrittmachers mit einer zusätzlichen Sonde erreichen. Das Allgemeine Maßnahmen: Salzarme Verfahren nennt man Cardiale Kost, Trinkmenge begrenzen, Bewegung (siehe Einbezug in den Alltag) Resynchronisationstherapie (CRT). Behandlung und richtige Einstellung - In besonders schweren Fällen der Herzinsuffizienz: Herztransplantation der Grunderkrankung und von Begleiterkrankungen Medikamente Medikamenteneinstellung Therapieansätze - - - Ggf. invasive Therapie: - Bei Verengung der Herzkranz gefäße: Herzkatheter (Stent-Implan tation, Bypass) - Bei Herzerkrankungen, die durch einen zu langsamen Herzschlag gekennzeichnet sind oder bei denen Pausen auftreten, kann die Implan tation eines Herzschrittmachers hilfreich sein. - Operative Korrektur von Klappen fehlern - Bei besonders schweren Formen der Herzrhythmusstörung kann ein implantierbarer Defibrillator notwen dig werden. Dieser unterbricht lebensbedrohliche Herzrhythmus störungen durch einen Stromstoß und ermöglicht wieder die Auf nahme einer rhythmischen Herz tätigkeit. - Schlägt die linke Herzkammer asynchron, d. h. die verschiedenen muskulären Anteile der Herzkam mer pumpen nicht in der notwen digen zeitlich geordneten Reihen folge, so besteht die Möglichkeit der Resynchronisation. Diese kann ACE-Hemmer: - hemmen ein körpereigenes Enzym, das Angiotensin II bildet - bewirken eine Weitstellung des arteriellen Gefäßsystems und senken somit den Blutdruck und entlasten das Herz - Nebenwirkungen: Reizhusten, Angioödem (Schwellung von Ge sicht/Zunge), niedriger Blutdruck, Verschlechterung der Nierenfunk tion, Geschmacksstörungen, Obstipation (Verstopfung) - Hauptvertreter: Captopril, Enalapril, Lisinopril, etc. Angiotensin-II-Antagonisten, Angiotensin-Rezeptorantagonisten - blockieren Bindungsstellen des Angiotensin II an den Erfolgs organen (Herz, Blutgefäße, Nieren), verringern dessen Wirkung und führen, ähnlich wie ACE-Hemmer zu einer Entlastung des Herzens - werden bei durch ACE-Hemmer ausgelöstem Reizhusten als Ersatz von ACE-Hemmern verwendet 7 - - Nebenwirkungen ähnlich wie bei den ACE-Hemmern, nur ohne Husten Hauptvertreter: Candesartan, Lasartan, Valsartan, etc. Diuretika: - führen zu einer erhöhten Harnaus scheidung, normalisieren das Blut volumen und tragen zur Entlastung des Herzmuskels bei - Aldosteron-Antagonisten (kalium sparende Diuretika) sind bei Kali ummangel und schweren Formen der Herzschwäche sinnvoll - Hauptvertreter: Furosemid, Triamteren, Spironolacton, Hydro chlorothiazid ß-Blocker: - vermindern die Herzfrequenz, dadurch senkt sich der Blutdruck und das Herz schlägt effizienter - wird zu Beginn in sehr geringen Dosen verabreicht, über acht bis zwölf Wochen wird die Dosis auf die empfohlene Menge gesteigert - Zu Beginn kann es zu einer Zunah me der Leistungsschwäche kommen - Besprechen Sie dies mit Ihrem Hausarzt. Setzen Sie das Medika ment trotzdem nicht eigenmächtig ab! - Nach einigen Monaten übersteigt die körperliche Belastbarkeit den ursprünglichen Stand deutlich - Hauptvertreter: Bisoprolol, Meto prolol, Carvedilol, etc. 8 Digitalisglykoside: - steigern die Kontraktionskraft des Herzmuskels, verlangsamen die Herzschlagfrequenz, verzögern die Erregungsleitung, steigern die Reizbildung - dient der Behandlung bestimmter Formen der Herzrhythmusstörung, eingesetzt bei fortgeschrittenen Formen der Herzschwäche - wird wegen der geringen thera peutischen Breite immer seltener eingesetzt - genaue Einhaltung der verordneten Dosierung ist besonders wichtig - Nebenwirkungen: Herzrhythmus störungen, Übelkeit, Magen-Darm Verstimmungen, Sehstörungen, Kopfschmerzen - Hauptvertreter: Digitoxin, Digoxin, etc. Allgemeines zur Medikamenteneinnahme Die Medikamente müssen regelmäßig, auch in symptomfreien Intervallen eingenommen werden! n Berücksichtigen Sie die Informatio nen auf dem Beipackzettel (Ein nahmezeitpunkt, Art der Einnahme, etc.). n Erarbeiten Sie in Zusammenarbeit mit Ihrem Hausarzt eine Medika mentenliste, die Sie immer bei sich führen sollten. n Beschaffen Sie sich Ihre Medika- mente und Rezepte rechtzeitig. n Vermeiden Sie Einnahmepausen durch plötzliches Ausgehen der Medikamente! n Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über auftretende Nebenwirkungen und setzen Sie die Medikamente nicht eigenmächtig ab! n Falls Sie die Medikamentenein- nahme vergessen, nehmen Sie nicht beim nächsten Einnahmezeit punkt die doppelte Dosis. n Regelmäßige Laborwertkontrollen (Kalium, Natrium, Nierenwerte, etc.) durch den Hausarzt sind notwendig. n Bei vielen Medikamenten zur Thera pie der Herzinsuffizienz ist eine langsame Dosissteigerung erforder lich. n Vorsicht ist angezeigt bei vielen einfachen Schmerzmitteln (ASS, Diclofenac, Ibuprofen, etc.). Diese verschlechtern in Kombination mit notwendigen Herzmedikamenten die Nierenfunktion und sollten deshalb immer mit dem Hausarzt abgesprochen werden! n Aktuelle Medikamentenliste sowie weitere Unterlagen (z. B. Entlas sungsbriefe) an einer zentralen Stelle lagern Reichen die Gegenregulationsmechanismen des Körpers nicht aus, um die unzureichende Herzleistung auszugleichen, kommt es zur Dekompensation! Dekompensation früh erkennen oder vermeiden Die regelmäßige Kontrolle folgender Aspekte kann Ihnen helfen, eine drohende Dekompensation frühzeitig zu erkennen oder zu vermeiden. - Frühzeitiges Erkennen von Ödemen durch Drucktests - Frühzeitiges Erkennen von Gewichts zunahme - Therapietreue - gezielte Medikamenteneinnahme - Leistungsminderungen erkennen (z. B. wenn plötzlich schon beim Steigen von nur einer Treppe Luftnot oder Beschwerden auftreten) Maßnahmen bei leichter Form der Dekompensation - Information des Hausarztes - Atemerleichterung: Lippenbremse - Oberkörperhochlagerung - Körperliche Schonung - Kochsalzarme Kost, 5-6 kleine Mahlzeiten am Tag, fettarm, ballast stoffarm, eiweißreich - Lang andauernde Kälteeinwirkung vermeiden, da Kälte zu einer Veren gung der peripheren Gefäße führt und damit den Widerstand erhöht gegen den das Herz arbeiten muss - Darmtätigkeit anregen (Weizenkleie, Laktulose) Nimmt die Luftnot über Tage zu, so ist eine Vorstellung bei Ihrem Hausarzt unbedingt notwendig! 9 Benachrichtigung/ Aufsuchen des Hausarztes: - Die Unfähigkeit, flach liegen zu können, besonders im Schlaf, weist auf eine höhergradige Herzschwäche und /oder auf eine nicht ausreichen de medikamentöse Therapie hin. - Bei Gewichtszunahme von mehr als 3 kg in 3 Tagen - Zunehmender Kurzatmigkeit - Wiederholtes Aufwachen wegen Atemnot - Bedarf an immer mehr Kissen, um schlafen zu können - Zunehmende Schwellung der Beine, Knöchel oder des Bauches - Geringere Alltagsbelastbarkeit - Schwindel, „schwarz vor Augen“ beim Aufstehen - Anfallweises Herzrasen - Unregelmäßige Herzschläge, Pausen, stolpern - Leichte Schmerzen oder leichtes Engegefühl in der Brust - Erbrechen - Wässriger Durchfall Nimmt die Luftnot innerhalb weniger Tage oder sogar innerhalb weniger Stunden schnell zu, so bedeutet dies, dass die Pumpleistung gegenüber dem stabilen Ausgangszustand noch einmal deutlich abgenommen hat. Bei einer schnell zunehmenden Luftnot innerhalb weniger Stunden, stellt dies einen medizinischen Notfall dar und sollte in einer Notaufnahme oder vom Notarzt behandelt werden! 10 Benachrichtigen des Notarztes: (Tel 112) - Heftige Luftnot - Röcheln oder brodelnde Atmung - Plötzlich einsetzende starke Schmerzen in der Brust - Anhaltend heftiger Schwindel, der sich nach dem Hinsetzen nicht wieder reguliert, oder sogar zu einer Ohnmacht geführt hat Einbezug in den Alltag / Maßnahmen im Alltag - Regelmäßige Gewichtskontrolle (gleiche Zeit, nüchtern, gleicher Bekleidungszustand) (Notieren!) - Hautbeobachtung auf Wasserein lagerungen - Gewichtsreduktion: Übergewicht belastet das Herz - Lebensstil an derzeitige Belastungs grenzen anpassen, Ruhepausen gönnen und einlegen - Medikamente genau nach ärztlichen Anweisungen einnehmen - Regelmäßige Bewegung - Bei alkoholbedingter Herzschwäche: Alkoholkarenz! - Nikotinkarenz! - Regelmäßiger Kontakt zum behan delnden Arzt - Ggf. ein Symptomtagebuch führen - Ggf. Beine über Nacht hochlegen - Kochsalzarme Kost: Kochsalz führt im Körper zu Flüssig- keitsansammlung, diese vergrößert - das Blutvolumen und erhöht die Herzbelastung, gleichzeitig ist durch die Einsparung von Kochsalz eine Diuretikaeinsparung möglich Gesamte tägliche Salzzufuhr möglichst auf einen Teelöffel beschränken! - Salzfass nicht auf den Tisch stellen! - Nachsalzen vermeiden! Keine Sorge! Die Salzsensitivität (Empfindlichkeit, Salz zu schmecken) - - stellt sich nach etwa zwei bis drei Ernährung - - - - - Wochen auf die neue Salzmenge ein. Fettarme (niedriger Anteil insbeson- dere an tierischen Fetten), kaloriengerechte, ausgewogene Kost. Trinkmenge begrenzen, wenig Trinken, auch wenn Wassertabletten Durst machen, Trinkmenge mit Hausarzt absprechen, ca. 1,5-2l pro Tag Mehrere kleine Mahlzeiten Auf blähende und schwer verdauliche Lebensmittel größtenteils verzichten Ernährungspyramide beachten Mediterrane Ernährung 11 Reisen mit Herzinsuffizienz - Beim Reisen sollten Regionen mit hohen Temperaturen oder hoher Luftfeuchtigkeit (tropisches Klima) gemieden werden - Ausflüge in extreme Gebirgsregio- nen sollten wegen des niedrigen Sauerstoffdrucks vermieden werden - Überlegen Sie selbstkritisch, ob Sie den mit der Reise verbundenen Belastungen gewachsen sind - Bei langen Flügen kann durch den Bewegungsmangel, trockene Luft und unzureichende Flüssigkeits zufuhr das Risiko von Blutgerinnseln steigen - Liegt eine schwere Herzinsuffizienz vor, sollten Sie auf lange Flugreisen verzichten oder blutverdünnende Mittel als Thromboseprophylaxe einnehmen - Sprechen Sie vor größeren Reisen die möglichen Risiken mit Ihrem Hausarzt ab Sexualität Je nach Schweregrad der Herzinsuffizienz ist Ihre körperliche Leistungsfähigkeit herabgesetzt. Seien Sie deshalb offen zu Ihrem Partner, damit kein Erwartungsdruck als zusätzlicher Stressfaktor entsteht. Bei verständnisvollem Aufeinanderzugehen muss das Sexualleben nicht eingeschränkt werden. Die Potenz des Mannes kann durch bestimmte Medikamente herabgesetzt werden. Holen Sie sich im Zweifelsfall Rat bei Ihrem behandelnden Arzt. 12 Psychische Belastung Die Herzinsuffizienz stellt einen bedeutenden Einschnitt in die Lebensgewohnheiten dar. Was früher selbstverständlich war, ist es heute nicht mehr. Freizeitaktivitäten müssen angepasst werden. Dinge, die man bisher leicht erledigen konnte, werden jetzt zur Anstrengung. Diese Umstellung geht nicht spurlos an Ihnen vorbei. Haben Sie deshalb keine Scheu, Hilfsangebote anzunehmen. Finden Sie heraus, welche Hilfen für Sie wirkliche Hilfen sind. Suchen Sie Kontakt zu Selbsthilfegruppen oder ähnlichen Angeboten in Ihrer Nähe. Sport / Fitness / Anstrengung - Bewegung je nach Belastbarkeit (unter ärztlicher Aufsicht, Herzsport gruppe) - Mäßig dosiert kann es dem Herzen helfen, seine Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern - Sportarten mit großen Kraftauf wendungen und schnellen Anstren gungen sollten vermieden werden - Sportarten, bei denen mäßige, kontinuierliche Belastungen auf treten, sind sinnvoll: Spazieren gehen, Wandern und Radfahren. - Sportliche Aktivitäten immer in Absprache mit dem behandeln den Arzt! - Daumenregel: Sie müssen noch soviel Luft übrig haben, um sich problemlos mit Ihrem Nachbarn unterhalten zu können! - Unterbrechung bei Dekompen- - - - - sation, grippalen Infekten, Fieber, Änderungen des Medikation, Zeichen der Flüssigkeitsüberladung, Auftreten von Luftnot, übermäßiger Schwäche Bewegungstherapie ist grundsätzlich für alle Patienten mit einer stabilen Herzinsuffizienz möglich. Eine stabile Situation sollte vor Trainingsbeginn für mindestens vier Wochen bestehen. Vor Beginn eines richtigen Trainings- programms mit dem Ziel einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit steht der Besuch beim Kardiologen. Dort wird die medikamentöse Therapie überprüft und im Anschluss mittels maximalem Belatungstest durch Ergometrie erfasst, wie gut ihre aktuelle körperliche Belastbarkeit aussieht. Dabei wird der Maximalpuls unter Anstrengung bestimmt. Wird das kontrollierte Training unter ärztlicher und sporttherapeutischer Anleitung gut vertragen, besteht die Möglichkeit, das Training zu Hause fortzusetzen. - - - langsam auf eine Dauer von 30 Minuten pro Trainingssitzung erhöht werden. Bei Patienten in stärker reduziertem Zustand (NYHA III) werden kürzere Trainingseinheiten von 5-10 Minuten, die aber mehrmals täglich durchgeführt werden können, angewandt. Bei Patienten in besserem funktionellem Status können längere Trainingseinheiten von 20-30 Minuten Dauer 3-5mal pro Woche durchgeführt werden. Die Intensität des Trainings sollte langsam gesteigert werden. „Borg-Skala“ zur Belastungseinschätzung 06 überhaupt keine Anstrengung 07 08 extrem locker 09 10 sehr locker 11 locker 12 13 ein wenig anstrengend 14 Der Trainingsaufbau - Beginn: Ausdauertraining auf dem Fahrradergometer bei niedriger Intensität für 10 Minuten zweimal am Tag - Wird dieses leichte Trainingspro gramm gut vertragen, kann die Trainingsleistung über Wochen 15 anstrengend 16 17 sehr anstrengend 18 19 extrem anstrengend 20 maximale Anstrengung Die individuelle Belastung sollte subjektiv zwischen „leicht“ und „etwas stärker“ auf der Borg-Skala pendeln 13 - - Erhaltungsphase (nach ca. 6 Monaten): Weitere Verbesserung der Leistungsfähigkeit ist kaum mehr zu erwarten. Ein Trainingsstopp würde aber die erreichten Trainingseffekte wieder zunichte machen. Daher sollten die Trainingsaktivitäten auf Dauer fortgesetzt werden. Wichtig ist, dass Sie die Warnzeichen einer Überbelastung wärend des kontrollierten Trainings kennen lernen und entsprechend in Ihrem alltäglichen Leben auch reagieren können. Literaturquellen „Mensch Körper Krankheit“ Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, 2003 „Pflege heute“ Urban & Fischer Verlag, 3. Auflage, 2004 „Herzinsuffizienz“ Springer Wien New York, Edition Ärztewoche, 2008 Studienbriefe zur Weiterbildung „Pflegeexperte für Patienten mit Herzinsuffizienz“ Herausgegeben von der „Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft mbH“, 2010/11 Stand: Januar 2011 Verfasser: Corinna Hoffmeister „Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen“ Thieme Verlag, 2006 „Klinikleitfaden Pflege“ Urban & Fischer Verlag, 5. Auflage, 2003 „Klinikleitfaden Kardiologie“ Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, 2008 „Das schwache Herz“ Herausgegeben von der Deutschen Herzstiftung, Oktober 2009 Die Broschüre der Deutschen Herzstiftung „Das schwache Herz – Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz heute“ (136 S.) mit Expertenbeiträgen ist gegen 3 € in Briefmarken erhältlich bei: Deutsche Herzstiftung e.V., Vogtstr. 50, 60322 Frankfurt Notizen 14 15