Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Fachbereich Mathematik und Informatik Lehrstuhl für Theoretische Informatik Prof. Dr. L. Staiger / Dr. R. Winter / M. Lutzemann / R. Polley Ausgabe: 2009-12-17 Abgabe: 2010-01-21, vor der Vorlesung Mathematische Grundlagen der Informatik Bonusserie Alle Lösungen in sämtlichen Aufgaben sind zu beweisen bzw. zu begründen. Alle in dieser Serie zu erreichenden Punkte sind Bonuspunkte. Einige der Aufgaben waren in vergangenen Jahren Klausuraufgaben. Aufgabe 1 (Punkte: 2) Beweisen Sie durch über n, dass für beliebige positive reelle Zahlen Pn Qnvollständige Induktion a1 , a2 , · · · , an aus k=1 ak = 1 stets k=1 ak ≥ n folgt. Hinweis: Sie dürfen dabei verwenden, dass für a1 < 1, a2 > 1 die Beziehung (1 − a1 )·(a2 − 1) > 0 gilt. Aufgabe 2 (Punkte: 2) Gegeben sei die Menge M aller Wörter über dem Alphabet X = {a, b, c}. Die Umkehrung rev(w · x) eines Wortes w · x mit w ∈ M und x ∈ X sei wie folgt definiert: rev(e) = e (e ist das leere Wort) rev(w · x) = x · rev(w) für w ∈ M und x ∈ X. Beweisen Sie durch strukturelle Induktion über die Struktur von v, dass rev(w · v) = rev(v) · rev(w) für beliebige Wörter w, v ∈ M gilt. Aufgabe 3 (Punkte: 2) Gegeben sei die aussagenlogische Formel ϕ = ((¬(r ∧ q) → (r ∧ ¬q)) ∨ ¬r) ∧ ((r → q) → ((r → p) → (r → (q ∧ p)))). Beweisen Sie die Allgemeingültigkeit der Formel ϕ ohne Verwendung einer Wahrheitswerttabelle. Aufgabe 4 (Punkte: 3) Gelten für die folgenden Paare aussagenlogischer Formeln (ϕ, ψ) die Relationen ϕ |= ψ oder ψ |= ϕ? Begründen Sie Ihre Behauptungen. a) ((p ∨ r) → q, (p → q) ∧ (r → q)) b) (p ∧ q, (¬r ∧ q) ∨ p) c) (p, (q → p) ∧ q) Aufgabe 5 (Punkte: 5) Gegeben sei die Menge Φ = {¬q, ¬p ∨ (r → q)}. a) Welche der Formeln ¬r ∨ ¬p ∨ (r → q), p ∨ ¬q oder (¬q ∨ r) ∧ p sind aus der Formelmenge Φ folgerbar? b) Geben Sie eine Formel η an, in der p nicht vorkommt, sodass p aus Φ ∪ {η} folgerbar ist. c) Finden Sie eine Formel ψ, sodass Φ ∪ {ψ} kein Modell hat. Aufgabe 6 (Punkte: 3) Für die Formeln ϕ = (q → r ∨ q) → (¬p → ¬q) und ψ = (q → r) → (q → p ∧ r) zeige man: a) ψ ist im Kalkül K (Definition 1.10) aus ϕ ableitbar (beweisbar). b) ψ ist aus ϕ folgerbar. Aufgabe 7 (Punkte: 2+2) Die Menge 2N aller geraden natürlichen Zahlen bildet mit der Funktion a , wenn a ≥ b + 1 f (a, b) := b , sonst die Algebra Aa = (2N, f ). Die Menge 2N bildet mit der Mengenvereinigung ∪ die Algebra Ab = (2N , ∪). a) Zeigen Sie, dass beide Algebren Halbgruppen sind. Bestimmen Sie jeweils Null- und Einselemente, sofern diese existieren. b) Zeigen Sie, dass die Funktion h : 2N → 2N mit h(n) = {m ∈ N | 1 ≤ m ≤ n} ein Homomorphismus von der Algebra Aa in die Algebra Ab ist! Aufgabe 8 (Punkte: 4) Es sei die Menge E3 = {X | X ⊆ 3N ∧ |X| < ∞} aller endlichen durch 3 teilbaren natürlichen Zahlen und die Relation R ⊆ E3 × E3 mit R = {(A, B)| min(A) = min(B) ∧ max(A) = max(B)} mit max(∅) = min(∅) = 0 gegeben. a) Beweisen Sie, dass R eine Kongruenzrelation auf der Algebra (E, ∪) ist. b) Geben Sie eine Menge mit mindestens 10 Elementen an, die in derselben Äquivalenzklasse liegt, in der auch die Menge B = {30, 36, 42, 48, 54, 60} liegt. c) Zeigen Sie, dass R keine Kongruenzrelation auf der Algebra (E, ∩) ist. Aufgabe 9 (Punkte: 2) Beweisen oder widerlegen Sie: a) Die relationalen Strukturen (Z, ≤) und (3Z, ≥) sind isomorph. b) Es gibt einen Homomorphismus von (2{1,2,3} , ⊆) in ({1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8}, ≥). Aufgabe 10 (Punkte: 3) Zeigen Sie, dass das Komplement jedes nicht zusammenhängenden Graphen zusammenhängend ist. Gilt auch die Umkehrung dieser Aussage? Aufgabe 11 (Punkte: 2) Beweisen Sie, dass die folgende Aussage in jedem zusammenhängenden Graphen G = (V, E) gilt: Für jede beliebige Zerlegung der Knotenmenge V in zwei disjunkte nichtleere Mengen V1 und V2 existieren zwei Knoten a ∈ V1 und b ∈ V2 , sodass {a, b} ∈ E ist. Mail: {staiger, winter}@informatik.uni-halle.de