Magnetooptische Kurzzeituntersuchungen an Supraleitern Diplomarbeit von Daniel Schmidt Konstanz, den 23. August 2002 Universität Konstanz Fachbereich Physik Lehrstuhl Prof. Dr. P. Leiderer Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Supraleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1. Eine kurze Einführung in die Theorien der Supraleitung . . . . . . . 2.1.2. Supraleiter im Magnetfeld - Das Bean-Modell . . . . . . . . . . . . 2.1.3. Dünne supraleitende Schichten im senkrechten homogenen Magnetfeld 2.1.4. Die Dynamik der Flußwirbel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.5. Magnetische Flußlawinen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Magnetooptik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1. Der Faraday-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2. Die Abbildung magnetischer Flußverteilungen . . . . . . . . . . . . 2.3. Lokale Erwärmung des Supraleiters mittels fs-Laserpuls . . . . . . . . . . . 3 3 3 5 9 11 12 13 13 14 16 3. Experimenteller Aufbau 3.1. Der Kryostat . . . . . . . . . . . 3.2. Das Ti:Saphir-Lasersystem . . . . 3.3. Das Polarisationsmikroskop . . . 3.4. Der Pump-Probe-Aufbau . . . . . 3.5. Herstellung der Proben und deren 3.6. Die Durchführung des Versuchs . 20 20 22 24 26 27 30 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Versuchsergebnisse 4.1. Stand der Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2. Messungen mit Strichfokus in YBa2 Cu3 O7−δ . . . . . . 4.2.1. Das Eindringverhalten des magnetischen Flusses fokuslinie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.2. Das Phasendiagramm bei Strichfokusmessungen 4.3. Messungen mit Punktfokus in MgB2 und YBa2 Cu3 O7−δ 4.3.1. Das Phasendiagramm bei Punktfokusmessungen 4.3.2. Flußlawinen in MgB2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . entlang der Strich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 31 33 36 41 45 45 47 5. Zusammenfassung und Ausblick 51 A. Justage des fs-Pulsverstärkers (TSA) 53 B. Geräte des Versuchsaufbaus 59 Symbole 60 i ii Inhaltsverzeichnis Literaturverzeichnis 62 Danksagung 67 1. Einleitung Kurz nach Entdeckung der Supraleitung durch Kammerlingh-Onnes im Jahre 1911 [Kam11] wurde deren mögliche technische Anwendung erkannt. Dennoch ist bis heute ein wirtschaftlicher Einsatz auf Grund der immer noch erforderlichen niedrigen Temperaturen eher selten. Lange Zeit schien es sogar so, als wäre es unmöglich, ein supraleitendes Material zu finden, dessen kritische Temperatur oberhalb von 23.2 K liegt, wie sie bei Nb3 Ge gefunden wurde [Tes74]. 1986 schließlich sorgte eine Entdeckung von Bednorz und Müller für Aufsehen. Diese konnten erstmals bei BaLa4 Cu5 O5(3−δ) , das heißt für einen Vertreter einer für Supraleiter völlig neuen Materialklasse, einen starken Rückgang des elektrischen Widerstandes knapp unterhalb von 30 K und einen Übergang in die supraleitende Phase bei 10 K zeigen [Bed86]. Daraus schlossen sie, daß es auch Materialien mit deutlich höheren Übergangstemperaturen als 23.2 K geben muß. Der dadurch ausgelöste Boom in der Erforschung der Supraleiter brachte schon ein Jahr später einen großen Erfolg. Wu et al. entdeckten bei YBa2 Cu3 O7−δ eine kritische Temperatur von 92 K [Wu87] und damit ein System, das auch oberhalb des Siedepunktes von Stickstoff supraleitend ist. Heute noch wird nach weiteren Verbindungen mit möglichst hohen kritischen Temperaturen gesucht. Die Rekordhalter sind derzeit Quecksilberverbindungen wie z.B. HgBa2 Ca2 Cu3 O8+δ oder HgBa2 Ca3 Cu4 O10+δ mit einer Übergangstemperatur von bis zu 155 K, allerdings bei einem Druck von über 10 GPa [Chu93, Iha93]. Trotz dieser Erfolge sieht man in YBa2 Cu3 O7−δ auf Grund seiner unkomplizierten Eigenschaften immer noch das größte Anwendungspotential. Ein weiterer Supraleiter, der heute ebenfalls verstärkt erforscht wird ist MgB2 . Das Material ist zwar schon länger bekannt, doch wurden erst vor einem guten Jahr seine supraleitenden Eigenschaften entdeckt [Nag01]. Seine Sprungtemperatur liegt bei nur 39 K, jedoch läßt es sich noch einfacher als YBa2 Cu3 O7−δ bearbeiten und ist somit auch für die Industrie sehr interessant. Die technischen Anwendungsmöglichkeiten für Supraleiter sind vielfältig. Gerade in Bereichen der passiven HF-Bauteile, die zum Beispiel im Mobilfunk oder in der Satellitenkommunikation Verwendung finden, könnten Supraleiter Grundlagen für wirtschaftlichere Technologien sein. Bei allen diesen Technologien ist es wichtig zu wissen, wie sich die supraleitenden Materialien im Magnetfeld verhalten. Um zum Beispiel möglichst hohe Güten bei HF-Bauteilen zu erreichen, sollte sich der magnetische Fluß, der durch Mikrowellenfelder induziert wird, im Supraleiter möglichst gar nicht bzw. nur sehr langsam bewegen. Ein anderes Einsatzgebiet für Supraleiter wären Strombegrenzer. Bei diesen muß der magnetische Fluß, der hier durch den Transportstrom induziert wird, oberhalb der kritischen Stromdichte aber sehr schnell in den Supraleiter eindringen, um möglichst viel Energie zu dissipieren und so den Supraleiter in seinen normalleitenden Zustand zu bringen. So könnte ein Supraleiter zu hohe Ströme nahezu instantan begrenzen. 1 2 1. Kapitel Einleitung Mittels des magnetooptischen Faraday-Effekts läßt sich die für diese Aspekte so wichtige magnetische Flußdynamik in supraleitenden Filmen untersuchen. Diese Methode bringt dabei eine Reihe von Vorteile mit sich. So läßt sich die Flußverteilung sowohl örtlich sehr gut auflösen ( µm-Bereich), als auch durch eine geeignete Pump-Probe-Technik im Picosekundenbereich zeitaufgelöst bestimmen. Diese zeitliche Auflösung wird nur durch die Dynamik der verwendeten Indikatorschicht, die sich auf dem Supraleiter befindet, begrenzt. Auch das örtliche Magnetfeld kann im Bereich von mT und besser bestimmt werden. Vor allem jedoch werden durch diese Methode die Proben nicht zerstört. Bislang wurde die magnetische Flußdynamik im Nanosekundenbereich lediglich in YBa2 Cu3 O7−δ -Filmen untersucht [Bol02]. Ich werde in dieser Arbeit neben Messungen an YBa2 Cu3 O7−δ zusätzlich Ergebnisse erster Ultrakurzzeituntersuchungen an MgB2 vorstellen. 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Supraleitung 2.1.1. Eine kurze Einführung in die Theorien der Supraleitung 1957 entwickelten Bardeen, Cooper und Schrieffer eine mikroskopische Theorie (BCSTheorie) zur Erklärung des Mechanismus, der in vielen Substanzen bei tiefen Temperaturen einen Energieaustausch zwischen den Leitungselektronen und dem Ionengitter verhindert [Bar57] und so einen verlustfreien Stromfluß ermöglicht. Dieses Phänomen nennt man Supraleitung. Grundlegend dafür ist, daß sich beim Übergang in den supraleitenden Zustand eine anziehende Wechselwirkung zwischen zwei Leitungselektronen im Festkörper ausbildet, welche die Coulomb-Abstoßung stets übertrifft und so das Elektronenpaar in einen gebundenen Zustand überführt. Diese Idee war nicht gerade neu, denn sie wurde bereits 1950 von Fröhlich beschrieben. Dieser zeigte, daß zwei Leitungselektronen durch Austausch eines virtuellen Phonons eine anziehende Kraft aufeinander ausüben können. Weitere Überlegungen Coopers zeigten, daß die anziehende Wechselwirkung zweier Elektronen, auch wenn sie noch so schwach ist, das Elektronenpaar in einen gebundenen Zustand überführen kann. Bei einem klassischen Zweikörperproblem muß bekanntlich die Stärke der anziehenden Wechselwirkung einen bestimmten minimalen Schwellenwert überschreiten, bevor es zur Ausbildung eines gebundenen Zustands kommt. Daß für zwei Leitungselektronen eine derartige Schwelle nicht zu existieren braucht, liegt am Einfluß der restlichen Leitungselektronen des Festkörpers, die zusammen mit den Ionenrümpfen des Gitters die abstoßende Coulombkraft der beiden Elektronen abschirmen. Ein solches Elektronenpaar trägt somit die Ladung des Suprastroms und wird Cooper-Paar genannt. Cooper-Paare sind Bosonen. Sie besitzen die Bindungsenergie 2∆ und befinden sich alle im Grundzustand. Fügt man den Cooper-Paaren eine Energie vom Betrag größer oder gleich der Bindungsenergie zu, so werden sie, da es keine angeregten Zustände für Cooper-Paare gibt, aufgebrochen und das System befindet sich nicht mehr in der supraleitenden Phase. Daher kann man aus der Bindungsenergie pro Elektron ∆ die obere kritische Stromdichte jc = 2ens 2∆/m∗ für den Suprastrom berechnen. Darin ist ns die Ladungsträgerdichte, e die Elementarladung und m∗ die effektive Masse der Ladungsträger. Schon 1950 wurde von Ginzburg und Landau eine makroskopische Theorie zur Supraleitung aufgestellt [Gin50]. Sie beruht darauf, daß es sich bei der Supraleitung um eine echte thermodynamische Phase handelt. Diesen Sachverhalt hatte man mit Hilfe des MeißnerOchsenfeld-Effekts entdeckt [Mei33]. Dieser Effekt zeigt, daß ein Supraleiter ein idealer Diamagnet ist. Er verdrängt ein äußeres Magnetfeld stets aus seinem Inneren, egal ob man ihn zuerst unter Tc abkühlt und dann das Magnetfeld anlegt, oder ob man zuerst das 3 4 2. Kapitel Theoretische Grundlagen Magnetfeld anlegt und ihn dann unter Tc abkühlt (siehe Abbildung 2.1). In beiden Fällen erreicht der Supraleiter immer den gleichen Zustand, d.h. der Zustand hängt nicht vom Weg ab, auf dem er erreicht wurde. Dieses Verhalten rechtfertigte eine thermodynamische Behandlung, da der Zustand durch die äußeren Parameter (Magnetfeld H, Temperatur T und Druck p) beschrieben werden kann. Bc Magnetfeld B Abbildung 2.1.: Phasendiagramm eines Supraleiters: Bei einem Material, das supraleitend werden kann, ist es unerheblich, auf welchem Weg ein Zustand erreicht wird. Daraus wird ersichtlich, daß Supraleitung nicht nur ideale Leitfähigkeit bedeutet, sondern ein thermodynamischer Zustand ist. Bc(T) Zustand B 1 2 Zustand A Temperatur T Tc Der Übergang zwischen normalleitender und supraleitender Phase ist, da erst in der zweiten Ableitung der thermodynamischen Potentiale eine Unstetigkeit auftritt, nach der Ehrenfestschen Klassifikation ein Phasenübergang zweiter Ordnung. Darauf basierend führten Ginzburg und Landau in ihrer Theorie einen Ordnungsparameter Ψ ein, der beim Phasenübergang zur Normalleitung hin verschwindet. Durch diesen Parameter kann man die Differenz der magnetischen Beiträge zur freien Enthalpie im supraleitenden g s und im normalleitenden Zustand g n durch eine Taylor-Entwicklung nach Ψ darstellen 1 b | Ψ |4 + . . . . 2 In die Entwicklungskoeffizienten gehen die kinetische Energie der supraleitenden Ladungsträger, die Kondensationsenergie und die Beiträge der magnetischen Feldenergie ein. Die Dichte der Ladungsträger, die den Suprastrom tragen, ist dann durch das Betragsquadrat des Ordnungsparameters | Ψ |2 = ns gegeben. Diese Ladungsträgerdichte variiert über einer Länge ξ, der sogenannten Kohärenzlänge. Eine andere wichtige Längenskala in der Beschreibung der Supraleitung ist die Londonsche Eindringtiefe λL . Sie wurde von den Brüdern Fritz und Heinz London in ihrer phänomenologischen Theorie zur Supraleitung schon 1935 eingeführt [Lon35] und ist ein Maß für das exponentielle Abfallen des Magnetfeldes zum Innern des Supraleiters hin. In dieser Theorie stellten London und London zwei phänomenologische Materialgleichungen auf, um eine Beziehung zwischen Stromdichte und elektrischem bzw. magnetischem Feld herzustellen, die im Einklang mit der unendlich hohen Leitfähigkeit des Supraleiters steht. Sie erweiterten mit diesen zwei Gleichungen die Maxwell-Gleichungen, die damit auch bei der Beschreigs − gn = a | Ψ |2 + 2. Kapitel Theoretische Grundlagen 5 bung der Eigenschaften und Phänomene von Supraleitern zu jeder Zeit uneingeschränkt erfüllt sind. Die ideale Leitfähigkeit wird durch die erste Londonsche Gleichung ∂ (Λj) = E ∂t (2.1) die elektrische beschrieben, wobei Λ = m∗ /(ns q 2 ) eine materialabhängige Größe1 und E Feldstärke ist. Die zweite Londonsche Gleichung × (Λj) = B ∇ (2.2) ist die magnetische Flußdichte. Die Lonberücksichtigt den idealen Diamagnetismus. B Λ/µ0 (µ0 ist die magnetische donsche Eindringtiefe berechnet sich dann nach λL = Feldkonstante). 2.1.2. Supraleiter im Magnetfeld - Das Bean-Modell Eine der wichtigsten Vorhersagen der Ginzburg-Landau-Theorie war die Existenz zweier verschiedener Arten von Supraleitern. In der Theorie unterscheiden sie sich durch den sogenannten Ginzburg-Landau-Parameter κ, der das Verhältnis √ zwischen Londonscher Eindringtiefe und Kohärenzlänge darstellt. √Ist κ = λL /ξ ≤ 2, so spricht man von einem Supraleiter erster Art. Ist dagegen κ > 2, so handelt es sich um einen Supraleiter zweiter Art. Diese beiden Supraleiterarten verhalten sich im Magnetfeld unterschiedlich. Beim Supraleiter erster Art gibt es, wie auch aus Abbildung 2.1 ersichtlich, ein kritisches Magnetfeld, bei dem der Supraleiter in die normalleitende Phase übergeht. Befindet sich der Supraleiter für Temperaturen T < Tc in einem Magnetfeld unterhalb von Bc (T ), so befindet er sich in der Meißner-Phase. Das bedeutet, wie oben schon beschrieben, daß er das Magnetfeld vollständig aus seinem Inneren verdrängt2 . Beim Supraleiter zweiter Art gibt es zwei verschiedene kritische Magnetfelder Bc1 (T ) und Bc2 (T ), wobei immer Bc1 (T ) < Bc2 (T ) ist. Unterhalb von Bc1 ist auch ein Supraleiter zweiter Art in der Meißner-Phase und ist von einem solchen erster Art nicht zu unterscheiden. Beide sind ideale Diamagneten. Die Phase zwischen Bc1 und Bc2 nennt man Shubnikov-Phase [Shu37]. In dieser Phase ist es energetisch günstiger, wenn sich im Inneren des Supraleiters normalleitende Bereiche ausbilden, in denen der magnetische Fluß konzentriert ist. Der Fluß tritt dabei quantisiert auf. In Abbildung 2.2 ist dieser Sachverhalt vergleichend für beide Arten schematisch dargestellt. Die in der Shubnikov-Phase auftretende Flußquantisierung kann mathematisch durch Kombination der beiden Londonschen Gleichungen 2.1 und 2.2 dargestellt werden: · ds = nΦ0 j · dl + B n ∈ N0 , C S wobei C ein geschlossener Pfad um die Fläche S ist, welche senkrecht zum Magnetfeld im Supraleiter steht und einen nicht supraleitenden Bereich beinhaltet. Die Summe auf der 1 2 q ist hier die Ladung der supraleitenden Ladungsträger (q = 2e). Abgesehen von der Londonschen Eindringtiefe λL . 6 2. Kapitel Theoretische Grundlagen a) b) Bc2 normalleitender Zustand B normalleitender Zustand B Bc Shubnikov-Phase (B0,T0) ZFC Bc1 supraleitender Zustand T FC MeissnerPhase Tc Tc T Abbildung 2.2.: Schematische Darstellung der Phasendiagramme: a) von Supraleitern erster Art und b) von Supraleitern zweiter Art. linken Seite nennt man Fluxoid. Sie kann nur den Wert eines ganzzahligen Vielfachen des Flußquants Φ0 = h/2e = 2.07 · 10−15 T m2 annehmen (h ist das Plancksche Wirkungsquantum). Wenn C sehr groß wird, darf der linke Summand vernachlässigt werden und der magnetische Fluß ist quantisiert. Experimentell wurde dies 1961 von Doll und Näbauer [Dol61] sowie von Deaver und Fairbank [Dea61] bestätigt. Um die Gesamtoberfläche dieser Bereiche zu maximieren, muß der Fluß minimiert werden, das heißt in jedem dieser Bereiche ist genau ein Flußquant enthalten. Man spricht dann von sogenannten Flußschläuchen oder Flußwirbeln. Jeder einzelne Flußschlauch ist von Strömen, die den feldfreien Supraleiter vom Magnetfeld abschirmen, den sogenannten Abschirmströmen, umgeben und besitzt einen normalleitenden Kern. Die Cooper-Paar-Dichte und damit der Ordnungsparameter geht zum Zentrum dieser Wirbel hin gegen Null (siehe Abbildung 2.3). Abbildung 2.3.: Schematische Darstellung eines Schnitts durch einen Flußschlauch: Aufgetragen sind Cooper-Paardichte ns = | Ψ |2 , BFeld und Abschirmstrom jS . Zusätzlich sind auch die relevanten Längenskalen λL und ξ eingezeichnet. x jS lL nS B r Die Flußschläuche bilden bevorzugt ein Gitter aus gleichseitigen Dreiecken, ein sogenanntes Abrikosov-Gitter [Abr57], da der Supraleiter so die geringste Enthalpie besitzt. Mit Hilfe 2. Kapitel Theoretische Grundlagen 7 Abbildung 2.4.: Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Flußquantengitters nach der Dekoration mit Eisenkolloiden: Eingefrorener Fluß beim ausgeschaltetem Magnetfeld in Blei mit 6.3 Atomprozent Indium bei einer Temperatur von 1.2 K [Buc93]. der Dekorationsmethode konnte dies 1967 von Eßmann und Träuble erstmals experimentell veranschaulicht werden (siehe Abbildung 2.4) [Eßm67]. In Abschnitt 2.1.1 habe ich bereits geschildert, daß es unerheblich ist, auf welchem Weg der Supraleiter in einen Zustand in der Meißner-Phase gelangt. Dasselbe gilt bei einem idealen Supraleiter zweiter Art für einen Zustand in der Shubnikov-Phase. Ideal ist aber ein Supraleiter nur dann, wenn er keine Defekte besitzt und damit der Ordnungsparameter Ψ überall im Supraleiter (außer im Randbereich) gleich groß ist. Solch einen idealen Supraleiter herzustellen ist praktisch unmöglich, da die supraleitenden Schichten, die auf einem Substrat aufwachsen, aufgrund von Gitterfehlanpassungen nicht defektfrei sind. Ist die Ausdehnung der Defekte in der Größenordnung der Kohärenzlänge ξ, dann bilden sie sogenannte Pinningzentren. Für einen Flußschlauch ist es energetisch günstig, auf solch einem Zentrum lokalisiert zu sein. Dies hat zur Folge, daß sich kein gleichmäßiges Abrikosov-Gitter ausbilden kann und somit die magnetische Flußverteilung im Supraleiter von der Vorgeschichte abhängt. Deshalb muß man in der Regel bei Supraleitern zweiter Art die Wege unterscheiden, auf denen ein Zustand in der Shubnikov-Phase erreicht wird. In Abbildung 2.2b sind diese beiden Wege eingezeichnet. Beim ersten Weg, der auch Feldkühlung (field cooling; FC) genannt wird, wird zuerst ein Feld angelegt und dann der Supraleiter abgekühlt. Dabei verteilen sich die Flußschläuche im Mittel homogen, lokal allerdings befinden sie sich auf den Pinningzentren. Beim zweiten Weg ist die Vorgehensweise umgekehrt. Zuerst wird der Supraleiter abgekühlt und anschließend ein Feld angelegt, was zur Folge hat, daß nie eine homogene Flußverteilung ereicht wird. Dieser Weg wird auch Nullfeldkühlung (zero field cooling; ZFC) genannt. Bei allen Messungen, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit vorgenommen wurden, wurde im Nullfeld gekühlt. Daher untersuchen wir jetzt genauer, was bei ZFC im Supraleiter abläuft. Wird an den Supraleiter bei T < Tc ein äußeres Magnetfeld angelegt, werden Abschirmströme im Inneren induziert. Erreicht dieser Strom die kritische Stromdichte jc , so dringen 8 2. Kapitel Theoretische Grundlagen Abbildung 2.5.: Anschauliche Darstellung der magnetischen Feld- und Stromdichteverteilung nach dem Bean-Modell: An eine unendlich ausgedehnte, supraleitende Platte wird ein homogenes, äußeres Magnetfeld, das parallel zur Plattenebene orientiert ist, angelegt (a - c). Da Bc1 vernachlässigt wird, dringt magnetischer Fluß mit einem konstanten Gradienten in den Supraleiter ein. Dies induziert einen Abschirmstrom mit einem konstanten, magnetfeldunabhängigen Wert jc . Wird das Feld wieder reduziert (d - f ), verläßt der Fluß den Supraleiter am Rand. Dort wird dann ein entgegengerichteter Abschirmstrom induziert. [Bea62, Bea64] Flußschläuche ins Innere des Supraleiters ein. Auf Grund der Lorentzkraft FL = j × B bewegen sie sich in Richtung Probenmitte [Cam72b, Cam72a]. Die Pinningkraft Fp , die mit dem Abstand der Flußschläuche zueinander zunimmt, wirkt dabei der Lorentzkraft entgegen. Die Verteilung der Flußdichte ist damit am Probenrand maximal und nimmt zum Inneren der Probe hin ab. = µ0j ist neben den mikroskopischen AbschirmströDurch das Ampèresche Gesetz rotB men um die einzelnen Flußschläuche ein makroskopischer Abschirmstrom mit dem Flußgradienten verbunden. Dieser makroskopische Abschirmstrom entspricht dem kritischen Strom jc , den ein Supraleiter noch tragen kann, ohne das sich Flußschläuche bewegen. Das Kräftegleichgewicht dieses metastabilen, kritischen Zustandes stellt sich folgendermaßen dar: + Fp = 0. FL + Fp = jc × B (2.3) 1962 wurde von Charles Bean [Bea62, Bea64] unter der Annahme, daß Bc1 vernachlässigbar klein und der kritische Strom jc magnetfeldunabhängig ist, ein einfaches Modell entwickelt, das sowohl diesen kritischen Zustand als auch die durch die Pinningkräfte auftretende Hysterese in der Magnetisierung beschreibt. In Abbildung 2.5 ist die Feld- und 2. Kapitel Theoretische Grundlagen 9 Stromdichteverteilung in einer supraleitenden Platte anschaulich nach dem Bean-Modell dargestellt. Es gibt auch noch andere Modelle zur Beschreibung dieser Verteilungen, die zum Beispiel und andere Parameter berücksichtigen. Sie die Abhängigkeit von jc vom lokalen B-Feld alle zu nennen, würde den Umfang dieser Arbeit aber bei weitem übersteigen. Da es sich bei den Supraleitern, die bei dieser Arbeit benutzt wurden, ausschließlich um dünne Filme3 von 100 − 500 nm Dicke im senkrechten Magnetfeld handelt, müssen wir nun auf diesen speziellen Fall noch etwas näher eingehen. 2.1.3. Dünne supraleitende Schichten im senkrechten homogenen Magnetfeld Bei dünnen supraleitenden Filmen kommt es auf Grund der Abschirmströme am Rand zu starken Feldlinienverbiegungen und somit zu einer Feldüberhöhung. Diese Feldbeeinflussung läßt sich ganz allgemein durch einen Entmagnetisierungstensor berechnen. Für ein externes Feld parallel zu den Hauptachsen der Probe reduziert sich dann dieser Tensor zu einem Entmagnetisierungsfaktor m⊥ . Dieser Entmagnetisierungseffekt ist, wie links in Abbildung 2.6 schematisch dargestellt, in der Meißner-Phase am größten. Das effektive Feld am Probenrand ist dann um 1/(1 − m⊥ ) gegenüber dem externen Feld überhöht [Bra93b, Sch94], so daß schon für sehr kleine Felder Bc1 überschritten wird. Sobald in der Shubnikov-Phase magnetischer Fluß vom Rand her eindringt, nimmt die Entmagnetisierung ab (siehe Abbildung 2.6 rechts). Abbildung 2.6.: Feldlinienverbiegungen am Rand dünner supraleitender Schichten: An den Rändern kommt es zu Feldüberhöhungen. Links befindet sich die gesamte Probe in der Meißner-Phase. Rechts ist schon ein Teil des magnetischen Flusses in den Supraleiter eingedrungen (vergleichbar mit Abbildung 2.5a). Im Rahmen des Bean-Modells kann die Flußverteilung auch für einen dünnen, unendlich langen Steg analytisch hergeleitet werden. Die Dicke d dieses Steges muß kleiner als die 3 Die halbe Dicke der Filme, die in dieser Arbeit verwendet wurden, war bei allen kleiner oder gleich der Londonsche Eindringtiefe [für YBa2 Cu3 O7−δ ist λcL = 500 − 800 nm und für MgB2 ist λcL = 140 nm, λab l spielt bei der verwendeten Geometrie keine Rolle(siehe Kapitel 3.5)]. 10 2. Kapitel Theoretische Grundlagen Londonsche Eindringtiefe und sehr viel kleiner als die Stegbreite sein. Die Stromdichte j wird dann entsprechend der Geometrie so modifiziert [Bra93a, Bra93b, Zel94], daß sie innerhalb der Stegdicke d als konstant angenommen wird, also zur zweidimensionalen Stromverteilung wird. Diese modifizierte Stromdichte wird sheet current (J = d · j) genannt. Zusätzlich nimmt man noch einen weiteren Strom an, der im Inneren der Probe fließt. Er kompensiert die Streufelder des konstanten, kritischen Stromes, der in den äußeren Bereichen, in denen das Feld eingedrungen ist, fließt. Dieser sogenannte Meißner-Strom ist kleiner als der kritische Strom und verschwindet zur Probenmitte hin. Magnetooptisch konnte der Meißner-Strom an Defekten in der supraleitenden Schicht nachgewiesen werden [Baz96, Eis99a, Eis99b, Eis01]. An solchen Defekten können die Abschirmströme nicht mehr parallel zum Probenrand sondern nur noch um den Defekt herum fließen. Dieser veränderte Stromverlauf wirkt sich ebenfalls auf die magnetische Flußverteilung in der Probe aus. Liegt der Defekt noch vor der Flußfront im Gebiet der Meißner-Ströme, bildet sich ein Ringstrom als Abschirmstrom aus. Durch diesen Ringstrom um den Defekt wird im sonst feldfreien Gebiet ein Magnetfeld induziert, obwohl dort von außen noch kein magnetischer Fluß eingedrungen ist (siehe weißer Kreis in Abbildung 2.7 Mitte). Erreicht die Flußfront durch Erhöhen des äußeren Magnetfelds den Defekt, wird dieser komplett mit magnetischem Fluß gefüllt, was zu einer Konzentration des Flusses im Defekt führt (siehe weißer Kreis in Abbildung 2.7 rechts). Sitzt der Defekt am Probenrand, so dringt dementsprechend gleich mit Anlegen des äußeren Feldes magnetischer Fluß in den Supraleiter ein (siehe schwarze Kreise in Abbildung 2.7). Abbildung 2.7.: Flußverteilung um Defekte: Die magnetooptischen Aufnahmen erfolgten bei unterschiedlichen äußeren Magnetfeldern (von links nach rechts zunehmend) und gleicher Temperatur. Je heller die Bildbereiche sind, desto mehr Fluß ist dort lokalisiert. Die schwarzen Kreise markieren exemplarisch zwei Defekte am Rand des Supraleiters, die weißen einen weiter im Probeninneren. Links: Gleich beim Anlegen des Magnetfeldes wird der Defekt am Rand mit Fluß gefüllt. Um den Defekt im Probeninneren sind Meißner-Strom und Ringstrom noch so schwach, daß das induzierte Magnetfeld kaum zu sehen ist. Mitte: Der Ringstrom um den Defekt macht sich bemerkbar. Rechts: Der Defekt wurde von der Flußfront erreicht. 2. Kapitel Theoretische Grundlagen 2.1.4. 11 Die Dynamik der Flußwirbel Die Bewegung der Flußwirbel wird entweder durch die Lorentzkraft FL hervorgerufen, die auf Grund eines Transport- oder Abschirmstromes an einem solchen angreift, oder durch eine thermische Aktivierung der Flußschläuche über die Pinningbarriere U0 . Ist die Lorentzkraft FL groß gegenüber allen anderen auf den Flußschlauch wirkenden Kräfte, d.h. wenn die Stromdichte j groß ist gegenüber der kritischen Stromdichte jc (j jc ), kann man in Gleichung 2.3 die Pinningkraft Fp vernachlässigen. Der Lorentzkraft FL wirkt dann eine zur Geschwindigkeit v proportionale Reibungskraft = FL Ff f = ηv = j × B entgegen, wobei η eine viskose Dämpfung der Geschwindigkeit des Flußschlauchs im Medium darstellt. Durch diese Bewegung wird ein lokales, elektrisches Feld verursacht, das proportional zu der Komponente der Stromdichte ist, die senkrecht zur Flußdichte B steht (j⊥ ) [Bra92]. 2 B B · j⊥ = ρf f · j⊥ E = B × v = B × j × = η η Diese Art der Flußbewegung wird Flußfließen oder auch flux-flow genannt. ρf f = (B 2 /η) ist dabei der elektrische flux-flow -Widerstand. Unabhängig vom Modell, mit dem man den elektrischen flux-flow -Widerstand ρf f berechnet, erhält man immer die gleiche Abhängigkeit: ρf f (T ) ≈ ρn B . Bc2 (T ) Dieser Widerstand setzt sich also aus dem Widerstand im normalleitenden Zustand ρn , der Flußdichte B und dem zweiten kritischen Magnetfeld Bc2 zusammen und ist temperaturabhängig [Tin64, Tin75, Bar65, Cle68, Hu72, Lar86]. Wenn die Kräfte, die auf den Flußschlauch wirken, allerdings gegenüber der Lorentzkraft FL nicht mehr zu vernachlässigen sind, wenn also j jc ist, kommt die zweite Möglichkeit der Flußbewegung zum Tragen. Wie schon in Abschnitt 2.1.2 beschrieben, sind einzelne Flußschläuche oder auch ganze Bündel von Flußschläuchen an Inhomogenitäten oder Defekte im Supraleiter gepinnt. Bei einer endlichen Temperatur können die Flußschläuche auf Grund der thermischen Anregung die Potentialbarriere U0 der Pinningzentren überwinden. Das hat sozusagen ein Hüp” fen“ der Flußschläuche von Pinningzentrum zu Pinningzentrum zur Folge [And62, And64]. Diese Art der Vortexdynamik wird flux-creep oder auch Flußkriechen genannt. Die Lorentzkraft erniedrigt die Potentialbarriere auf einer Seite, so daß sich die Flußschläuche entlang des Flußdichtegradienten bewegen. Je nach äußerem Magnetfeld und magnetischer Vorgeschichte des Supraleiters bewegen sie sich dann in den Supraleiter hinein oder verlassen ihn. Durch diese Bewegung wird der Gradient der Flußdichte im Supraleiter und der induzierte Abschirmstrom j verkleinert. 12 2.1.5. 2. Kapitel Theoretische Grundlagen Magnetische Flußlawinen Bei den magnetischen Flußlawinen in einem Supraleiter zweiter Art handelt es sich um ein Phänomen, das, wie auch bei den anderen bekannten Lawinenarten, durch Überschreiten eines kritischen Zustandes4 oder durch eine äußere Störung5 ausgelöst wird. Diese äußere Störung muß nur so stark gewählt werden, daß eine positive Rückkopplung dem System anhaltend Energie zuführt und so die Lawine nicht zum Stillstand kommt. Dies kann also auch der Fall sein, wenn die Störung den kritischen Zustand des Systems nicht erreicht. In Supraleitern führen die magnetischen Flußlawinen vollständig oder auch nur teilweise zum Verlust der Magnetisierung. Daher sind sie eine Art thermodynamische Katastrophe für das System. In Abbildung 2.8 sieht man zum Beispiel in der Magnetisierungskurve von MgB2 bei den tieferen Temperaturen Fluktuationen, die als Anzeichen für Lawinen zu deuten sind [Joh01]. Abbildung 2.8.: Magnetisierungskurve eines Bei verschieMgB2 -Filmes: denen Temperaturen wurde mit einem SQUID die Magnetisierung gemessen. Bei 5 und 10 K sind Fluktuationen zu sehen, die auf abgegangene magnetische Flußlawinen hindeuten. Die magnetischen Flußlawinen können durch Temperatur- oder Magnetfelderhöhung ausgelöst werden. Dabei setzten sich Flußschläuche in Bewegung, wodurch Energie dissipiert wird. Die dabei dann durch den Bardeen-Stephen-Mechanismus [Bar65] entstehende Wärme erhöht wieder die Probentemperatur adiabatisch, falls die magnetische Diffusionszeit tm des Materials kleiner als die thermische tth ist. Dadurch kann die Flußschlauchbewegung im Supraleiter aufrecht erhalten werden. Es findet, wie für Lawinen erforderlich, eine positive Rückkopplung statt. Das Verhältnis der beiden Diffusionszeiten kann durch die elektrischen Leitfähigkeit σ, durch die Wärmeleitfähigkeit κth und durch die Wärmekapazität C ausgedrückt werden [Min81, Min96a, Min96b]. tm κth σ τL := = µ0 (2.4) tth C Ist τL 1, also tm tth , ist eine positive Rückkopplung gewährleistet und die Lawine 4 5 Wird der Neigungswinkel einer Sandhaufenoberfläche zu groß, löst sich eine Lawine. Schneebretter können durch eine gezielte Sprengung abgehen und zu einer Lawine werden. 2. Kapitel Theoretische Grundlagen 13 geht ab. Ist aber τL 1, also tm tth , bedeutet dies, daß die Wärme schnell genug an die Umgebung abgegeben werden kann. Somit ist die momentane, örtliche Flußschlauchverteilung nahezu konstant gegenüber der schnellen lokalen Temperaturänderung in der Probe, so daß die Lawine zum Erliegen kommt, da nur noch flux-flow bzw. flux-creep möglich ist. Es wird selten in der Literatur, wenn von adiabatischer Flußdynamik als Flußlawinen geredet wird, unterschieden, ob es sich dabei um ein mikroskopisches Phänomen von einigen 1000 Flußschläuchen handelt, oder ob die Lawine eine makroskopisch große Dimension besitzt. In der vorliegenden Arbeit wurden makroskopische Flußlawinen untersucht. Diese wurden zuerst in Nb-Scheiben [Wer67] und später dann in YBa2 Cu3 O7−δ -Filmen [Lei93] magnetooptisch beobachtet. In Kapitel 4 werde ich dann die experimentellen Arbeiten [Bol02], die bestehenden Modelle [Mak94, Bas97] sowie Simulationen dazu [Ara01, Joh01] zusammen mit meinen eigenen Ergebnissen vorstellen und diskutieren. 2.2. Magnetooptik 2.2.1. Der Faraday-Effekt 1845 entdeckte Michael Faraday, daß sich die Polarisationebene von linear polarisiertem Licht beim Durchlaufen eines Glaskörpers dreht, wenn ein starkes Magnetfeld parallel zur Ausbreitungsrichtung angelegt wird. Der Bedeutung dieser Entdeckung war er sich wohl bewußt und schrieb in seinen Experimental Researches“ mit berechtigtem Stolz, ” daß es ihm gelungen sei, einen Lichtstrahl zu magnetisieren und elektrisieren und eine ” magnetische Kraftlinie leuchtend zu machen“ [Far45]. In der Tat stellte diese Entdeckung ein Fundament der elektromagnetischen Lichttheorie dar. Sie gab auch den Anstoß zu vielen ähnlichen Versuchen, unter denen die Entdeckung des Zeeman-Effekts im Jahre 1896 die größte Tragweite hatte. Der Winkel ΦF , um den die Polarisationsebene gedreht wird, ist durch den empirisch gefundenen Ausdruck ΦF = VBd gegeben. B ist hier der parallel zur Lichtausbreitungsrichtung stehende Anteil der lokalen magnetischen Flußdichte, d die Länge der durchlaufenen Strecke im Medium und V die sogenannte Verdetsche Konstante. Nach Vereinbarung entspricht eine positive Verdetsche Konstante einem diamagnetischem Stoff, für den der Faraday-Effekt linksdrehend ist, wenn sich das Licht parallel zum angelegten B-Feld ausbreitet, und rechtsdrehend, wenn es sich antiparallel zu B bewegt. Zusätzlich variiert die Verdetsche Konstante für ein bestimmtes Medium sowohl mit der Frequenz ν als auch mit der Temperatur T . 1884 entdeckte Kundt, daß in ferromagnetischen Stoffen die Sachlage etwas komplizierter ist, da vor allem die Magnetisierung M des Materials, genauer gesagt, die Magnetisierungskomponente Mz , die parallel zur Lichtausbreitung steht, für die Drehung verantwortlich ist. Es soll hier aber genügen, die begrenzte, klassische Argumentation für nicht magnetische Stoffe zu umreißen. Eine linear polarisierte Welle kann als Überlagerung einer linkszirkular und einer rechtszirkular Polarisierten Welle angesehen werden. Die freien Ladungsträger werden dann 14 2. Kapitel Theoretische Grundlagen durch die rotierenden elektrischen Felder der Wellen (der Effekt des B-Feldes der Welle ist vernachlässigbar) auf eine Kreisbahn gezwungen. Wenn nun ein konstantes Magnetfeld längs der Ausbreitungsrichtung des Lichtes angelegt wird, erfahren die kreisenden Ladungsträger zusätzlich noch eine Radialkraft nach innen zum Kreisbahnmittelpunkt hin oder nach außen in entgegengesetzter Richtung, je nach Polarisation der Lichtwelle und Richtung des konstanten B-Feldes. Folglich gibt es in Abhängigkeit von der Polarisation für ein bestimmtes magnetisches Feld jeweils zwei mögliche Werte für den Radius der Kreisbahn, für das elektrische Dipolmoment, für die Polarisation, für die Dielektrizitätskonstante und schließlich auch für den Brechungsindex. Durch die daraus resultierenden unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeiten entsteht zwischen den beiden zirkular polarisierten Wellen eine Phasenverschiebung, so daß die superponierte, linearpolarisierte Welle nach Durchlaufen der Strecke d im Medium eine Drehung der Polarisationsebene um den Winkel ΦF erfahren hat. 2.2.2. Die Abbildung magnetischer Flußverteilungen Durch den im vorherigen Abschnitt 2.2.1 erläuterten Faraday-Effekt, ist es möglich, eine Abbildung einer magnetischen Flußverteilung zu gewinnen. Dies ist zwar prinzipiell auch mit dem Kerr-Effekt, bei dem die Polarisationsebene bei der Reflektion des Lichts an der Oberfläche des Supraleiters gedreht wird, möglich, jedoch ist der Drehwinkel sehr viel kleiner als beim Faraday-Effekt. In den Messungen dieser Arbeit wurde deshalb ein mit Seltenen Erden (RE) dotierter, ferrimagnetischer Eisengranatfilm RE3 Fe5 O12 auf einem Gadolinium-Gallium-Granat-Substrat als Indikatorschicht auf den supraleitenden Film gelegt (siehe Abbildung 2.9). Entsteht in der Probe eine magnetische Flußverteilung, wie in den Abschnitten 2.1.3 bis 2.1.5 beschrieben, so ist, wenn der Abstand zwischen der Indikatorschicht und der Probe klein genug ist (< 10 µm [Bol02]), die Verteilung im Eisengranat nahezu identisch. Als Folge davon ist die Verteilung der Magnetisierungskomponente Mz (x, y), die parallel zum einfallenden Licht ist, in der Eisengranatebene proportional zur Magnetfeldkomponente Bz (x, y), welche an der Oberfläche der darunterliegenden supraleitenden Schicht herrscht. Dringt nun linear polarisiertes Licht senkrecht in die Indikatorschicht ein, wird die Polarisationsebene an gewissen Stellen durch den Faraday-Effekt entsprechend der Flußverteilung gedreht. Durch die Polarisator-Analysatorstellung des Polarisationsmikroskops (siehe Abschnitt 3.3) kann dann das Maß der Drehung in einem Kontrastbild mit Hilfe eines CCD-Chips sichtbar gemacht werden. Verdreht man die beiden Polarisationsfilter nicht exakt um 90◦ zueinander, sondern um 10◦ bis 20◦ weniger, so bekommen feldfreie Bereiche zwar in der magnetooptischen Aufnahme einen leichten Grauwert, es können auf diese Weise aber auch kleinere negative Werte der lokalen Magnetisierungskomponente Mz von den positiven unterschieden werden. Damit hängt die Helligkeit der einzelnen Bildpunkte direkt von der jeweiligen Magnetfeldkomponente Bz ab. Da sowohl YBa2 Cu3 O7−δ als auch MgB2 schlechte Reflexionseigenschaften haben, ist die Indikatorschicht zusätzlich auf der Seite zum Supraleiter hin verspiegelt. So wird das ein- 2. Kapitel Theoretische Grundlagen 15 Abbildung 2.9.: Schematische Darstellung der magnetooptischen Abbildung von Flußverteilungen: Durch die Magnetisierungskomponente parallel zum Lichteinfall wird auf Grund des Faraday-Effekts die Polarisationsebene des einfallenden, linear polarisierten Lichtes gedreht. fallende Licht größtenteils reflektiert und durchläuft den Eisengranat zweimal, wodurch der Kontrast verstärkt wird. Um von den Intensitätswerten der Bildpunkte I(x, y) auf eine Magnetfeldverteilung zu kommen, ist eine Kalibrierung der Indikatorschicht notwendig. Dazu mißt man die jeweilige Intensitätsverteilung I(x, y) bei einem bestimmten äußeren Magnetfeld, ohne daß die Probe supraleitend ist. Auf diese Weise kann es nicht zu Feldüberhöhungen (siehe Abschnitt 2.1.3) kommen und man kann davon ausgehen, daß das angelegte Feld über die gesamte Probe gleich ist. Intensitätsschwankungen auf Grund des optischen Strahlengangs werden so auch berücksichtigt. Wie Abbildung 2.10 zeigt, kann die gemessene Kalibrierungskurve sehr gut durch ein Polynom fünfter Ordnung angenähert werden. Damit erhält man eine Funktion, mit deren Hilfe man von den Intensitätswerten der Bildpunkte auf das jeweils dort herrschende B-Feld Bz (x, y) zurückrechnen kann. Diese magnetooptische Methode bietet eine ganze Menge an Vorteilen. Zum einen wird die Probe durch die Messung nicht zerstört, da nach Beendigung der Messung ohne weiteres die Indikatorschicht entfernt werden kann. Zum anderen kann eine örtliche Auflösung im µm-Bereich erreicht werden. Dampft man die Indikatorschicht direkt auf die Probe auf, so verbessert sich die Ortsauflösung durch die größere Nähe zur Probe um eine weitere Größenordnung. Jedoch kann die Schicht dann nicht mehr zerstörungfrei entfernt werden und Unebenheiten in der Probenoberfläche werden in die Indikatorschicht mitübertragen und ebenfalls abgebildet, da dann die Indikatorschichtdicke und damit auch der Drehwinkel örtlich variiert. 16 2. Kapitel Theoretische Grundlagen 150 gemessene Daten Polynom 5. Ordnung Bz [ mT ] 100 50 0 -50 20000 30000 40000 50000 60000 I [ a.u. ] Abbildung 2.10.: Kalibrierungskurve: Dargestellt sind die jeweils gemessenen Intensitätswerte I bei einem angelegten äußeren Magnetfeld Bz , ohne daß die Probe supraleitend ist. Danach wurde ein Polynom fünfter Ordnung angefittet, das dann zur Umrechnung der magnetooptischen Bilder verwendet wurde. Je nach Indikatorschicht kann eine sehr gute magnetische Auflösung erreicht werden. Beim verwendeten Eisengranat können 0.1 mT noch problemlos aufgelöst werden. Daneben ist bei den Messungen dieser Arbeit natürlich auch die zeitliche Auflösung der Magnetfeldänderung sehr wichtig. U. Bolz hat im Rahmen seiner Dissertation die Schnelligkeit der Eisengranatfilme untersucht [Bol02]. Dazu ätzte er aus einem YBa2 Cu3 O7−δ -Film drei Kreise unterschiedlichen Durchmessers. Die Versuchsanordnung war wie in Abbildung 2.9 gezeigt. An die supraleitende Probe und die Indikatorschicht wurde ein äußeres Magnetfeld, das senkrecht zur Probe stand, angelegt. Anschließend erwärmte er die supraleitenden Kreise mittels Laser. Dadurch konnte magnetischer Fluß in die Kreise eindringen, die somit als schnelle Magnetfeldschalter funktionierten. Die Auswertung der Daten ergab, daß der Eisengranat eine Frequenzbandbreite von ω0 = (16.1 ± 0.1) GHz hat, was einer zeitlichen Auflösung von 62 ps entspricht. Da der Eisengranat das langsamste Element im verwendeten Versuchsaufbau (siehe Kapitel 3) ist, entspricht dieser Wert der Zeitauflösung aller Messungen dieser Arbeit. 2.3. Lokale Erwärmung des Supraleiters mittels fs-Laserpuls Da bei den Messungen dieser Arbeit sowohl die magnetischen Instabilitäten als auch die Umverteilung der magnetische Flußdichte in wenigen Nanosekunden durch Erwärmung des YBa2 Cu3 O7−δ -Filmes bzw. MgB2 -Filmes mittels Laserpuls ausgelöst wurden, ist es notwendig, eine Abschätzung der damit erreichten Temperaturerhöhung im Supraleiter 2. Kapitel Theoretische Grundlagen 17 durchzuführen. Bei der Erwärmung eines supraleitenden Films mit einem fs-Laserpuls laufen mehrere Prozesse ab. Zunächst einmal wird während der Dauer des Laserpulses nur das Elektronensystem angeregt, wodurch heiße Elektronen im Film erzeugt werden. Über einen Zeitraum von ca. 40 ps thermalisieren die Elektronen und geben ihre Energie durch Elektron-Phonon-Wechselwirkung an das Gitter ab, was eine Temperaturerhöhung zur Folge hat (eine ausführlichere Beschreibung dieses Prozesses ist in Kapitel 4.2 zu finden). Will man jetzt die exakte Endtemperatur T̂ berechnen, muß man die Absorption des Laserpulses durch die Elektronen und die darauf folgende Erwärmung des Gitters simulieren. Es zeigt sich aber, daß die im folgenden besprochene Abschätzung der Temperaturerhöhung recht gut durch die experimentellen Beobachtungen bestätigt wird, und somit die eingeführten Vereinfachungen gerechtfertigt sind. Gehen wir davon aus, daß ein YBa2 Cu3 O7−δ -Film6 mit einem Laserpuls, der eine Pulsdauer von ca. 150 fs hat, bestrahlt wird. Bei einer Wellenlänge von λ = 620 nm7 liegt die optische Eindringtiefe α1 von YBa2 Cu3 O7−δ (δ zwischen 0 und 0.3) ungefähr bei 50 − 70 nm [Asp89, Kir91]. Die Dicke der verwendeten supraleitenden Filme liegt aber um das zwei- bis zehnfache darüber. Dies bedeutet, daß nur eine dünne Schicht des YBa2 Cu3 O7−δ -Filmes erwärmt wird. Da wir aber annehmen wollen, daß die Energie des Laserpulses homogen über die ganze Schichtdicke d absorbiert werden soll, gilt somit die Abschätzung nur für dünnere Filme (d 330 nm). Die Wärmemenge ∆Q, die der Probe zugeführt wird, hat eine Temperaturerhöhung ∆T von ∆T = ∆Q cp (T ) · m (2.5) zur Folge. Die spezifische Wärmekapazität cp von YBa2 Cu3 O7−δ ist stark temperaturabhängig (siehe Abbildung 2.11). Will man nun den Temperaturanstieg ∆T unabhängig von der durch den Laserpuls be300 Abbildung 2.11.: Wärmekapazität Cp von YBa2 Cu3 O7−δ : Abgebildet ist die Temperaturabhängigkeit der Wärmekapazität [Bes95]. C P [ J / mol K ] 250 200 150 100 50 0 0 50 100 150 200 250 300 T [K] strahlten Fläche A bestimmen, muß man die Masse m durch das Produkt aus Dichte ρ 6 Ich beschränke mich hier auf die Betrachtung in YBa2 Cu3 O7−δ , da mir keine optische Daten für MgB2 zur Verfügung standen. 7 Eigentlich liegt die Wellenlänge des Lasers bei λ = 800 nm. Jedoch konnten in der Literatur nur die relevanten Größen für 620 nm gefunden werden. Daher muß der Fehler hier in Kauf genommen und die Abschätzung für diese Wellenlänge gemacht werden. 18 2. Kapitel Theoretische Grundlagen und Volumen V = A · d, aber auch die zugeführte Wärmemenge ∆Q durch das Produkt aus der Energiedichte des Laserpulses EP uls und der Fläche A in Gleichung 2.5 ersetzten. Wenn man davon ausgeht, daß die vom Laser beschienene Fläche gleich der beleuchteten Supraleiteroberfläche ist, kürzt sich die Fläche A auf beiden Seiten weg. Nun muß noch wegen der Temperaturabhängigkeit der Wärmekapazität cp über die Gleichung integriert werden und man erhält: T̂ EP uls cp (T )dT = . (2.6) ρ·d T0 Die Temperaturabhängigkeit der Dichte ρ wird im folgenden vernachlässigt, da deren Änderung in dem hier betrachteten Temperaturintervall nicht sehr groß ist. 120 Abbildung 2.12.: Erreichte Endtemperatur T̂ in YBa2 Cu3 O7−δ durch Bestrahlung mit einem Laserpuls: Nach Gleichung 2.7 wurde für eine YBa2 Cu3 O7−δ -Schichtdicke von d = 330 nm mit einer Starttemperatur T0 = 10 K die Endtemperatur T̂ berechnet, wenn der Film mit einem Laserpuls mit einer Energiedichte von EP uls bestrahlt wurde [Bol02]. 100 T [K] 80 60 40 20 0 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 EPuls [ mJ / cm² ] Der Supraleiter ist obendrein auf einem durchsichtigen Substrat, nämlich auf SrTiO3 , aufgebracht. Da der Laserpuls von unten, also durch das Substrat, auf die supraleitende Schicht trifft, muß noch berücksichtigt werden, daß beim Medienübergang vom Vakuum nach SrTiO3 und beim Übergang von SrTiO3 nach YBa2 Cu3 O7−δ Reflexionen auftreten, so daß nicht die gesamte Energie des Pulses den Supraleiter erwärmt. Der erste Übergang SrTiO3 = 0.04 beschrieben, der zweite durch den wird durch den Reflexionskoeffizienten RVakuum YBa2 Cu3 O7−δ Koeffizienten RSrTiO3 = 0.13, der aus den komplexen Dielektrizitätskonstanten für die Wellenlänge λ = 620 nm berechnet wurde. Somit bekommt die Gleichtung 2.6 die Form T̂ YBa2 Cu3 O7−δ EP uls SrTiO3 cp (T )dT = (1 − RVakuum )(1 − RSrTiO ) . (2.7) 3 ρ·d T0 ≈0.835 In Abbildung 2.12 ist die aus Gleichung 2.7 errechnete Endtemperatur T̂ über der Pulsenergiedichte EP uls aufgetragen. Dabei wurde von einer Starttemperatur von T0 = 10 K und einer Schichtdicke des supraleitenden Films von d = 330nm ausgegangen. Diese Abschätzung ist auf Grund dessen, daß die Temperaturabhängigkeit der Dichte ρ vernachlässigt wurde, vor allem aber, weil davon ausgegangen wurde, daß die gesamte Laserpulsenergie EP uls in den Supraleiter gesteckt wird (was bei den Messungen niemals der Fall war, da die vom Puls beleuchtete Fläche zwei- bis dreimal so breit wie die Probe war), 2. Kapitel Theoretische Grundlagen 19 nur als obere Schranke der Endtemperatur anzusehen. Dennoch wird sie durch Messungen von U. Bolz [Bol02] recht gut bestätigt. 3. Experimenteller Aufbau Die in der vorliegenden Arbeit durchgeführten Messungen erforderten sowohl eine gute Ortsauflösung bis hin zum Mikrometerbereich und eine zeitliche Auflösung von Nanosekunden als auch eine magnetooptische Sensorschicht, die Millitesla und besser auflösen kann. Der schon vor meiner Diplomarbeit existierende magnetooptische Pump-ProbeAufbau (siehe Kapitel 3.4) konnte gut den Anforderungen der jeweiligen Messungen angepaßt werden. Dazu gehörte zum Beispiel die Entwicklung eines vom Computer aus ansteuerbaren Shutters für den Pumpstrahlengang oder auch die Anpassung der Auflösung der Optik an die Anforderung der jeweiligen Messungen. Auch die Computerprogramme zur Steuerung des Experiments bzw. Auswertung der Daten wurden umgeschrieben oder neu programmiert. Im nun folgenden Kapitel werde ich den Aufbau mit seinen einzelnen Komponenten näher erläutern, wobei die genaueren Angaben der verwendeten Geräte in Anhang B aufgeführt sind. 3.1. Der Kryostat Für die Messungen müssen die Proben auf sehr tiefe Temperaturen gebracht werden. Dies geschieht in einem kommerziellen Helium-Verdampfer-Kryostaten (siehe Abbildung 3.1), der in der oberen und unteren Wand ein Glasfenster mit jeweils 2.5 cm Durchmesser besitzt. Die Proben werden zusammen mit der Indikatorschicht, auf deren Unterseite eine Spiegelschicht aufgedampft wurde, durch Klammern auf dem Probenhalter aus Kupfer fixiert. Dabei ist darauf zu achten, daß die mechanische Spannung in der Indikatorschicht möglichst klein ist. Um die Wärme aus der Probe gut abzuführen, ist sie durch eine Kryostat F K PH KF B Abbildung 3.1.: Schematische Darstellung des Kryostaten mit eingebauter Probe. Der Probenhalter (PH), auf dem die Probe mit der Indikatorschicht montiert ist, besitzt einen optischen Zugang (B: Bohrung), durch den die Probe mit einem Laserpuls von hinten durch das Substrat erwärmt werden kann (F: Fenster, K: Klammer, KF: Kaltfinger) [Bol02]. 20 3. Kapitel Experimenteller Aufbau 21 dünne Indiumfolie mit dem Probenhalter kontaktiert. Der Probenhalter besitzt auf Höhe der Probe eine Bohrung, durch die mit einem Laserpuls durch das Substrat hindurch im supraleitenden Film die magnetische Instabilität ausgelöst wird. Außerdem ist er am Kühlkopf des Kryostaten befestigt, so daß er durch die Heliumkühlung bzw. durch die zusätzlich eingebaute Heizung innerhalb kurzer Zeit auf Temperaturen zwischen 5 und 400 K gebracht werden kann. Durch einen Temperaturregler (PID) wird die Heizspannung gesteuert. Die Temperatur des Probenhalters wird durch einen RhFe-Sensor am Ende des Kühlkopfes gemessen. Dadurch kann die Probentemperatur auf 0.1 K genau eingestellt werden. Damit die Probe und der Kühlkopf thermisch von der außerhalb der Probenkammer herrschenden Raumtemperatur gut isoliert ist, aber auch um eine Kondensation von Gasen innerhalb der Probenkammer auf den Film zu vermeiden, wird der Kryostat vor dem Abkühlen mit einer Turbomolekularpumpe und vorgeschalteter Drehschieberpumpe evakuiert. Geht man mit dem Druck dabei unter 10−4 mbar, wird die thermische Isolierung allerdings nicht mehr wesentlich verbessert (siehe Kurve 3 in Abbildung 3.2). Um jedoch die Kondensation so gering wie möglich zu halten, wird dennoch auf 10−5 mbar abgepumpt. Da der kalte Probenhalter zusätzlich wie eine Kryopumpe wirkt, gewinnt man noch eine weitere Größenordnung, so daß man letztendlich einen Druck von 10−6 mbar erreicht. Abbildung 3.2.: Effektive Wärmeleitfähigkeit in Abhängigkeit vom Druck für verschiedene Isolationen zwischen 300 K und 77 K. Die Kurventeile I, II und III sind unter den der Kurve 3 entsprechenden Bedingungen berechnet. 1 Glasfaser; 2 Perlit-Pulver; 3 Vakuumisolation d = 12.5 mm, Füllgas Stickstoff (entspricht annähernd dem Fall in obigem Kammeraufbau); 4 Santocel-Pulver mit Cu-Pulver; 5 Al-bedampftes Mylar; 6 Al-Folien mit Glasfasergewebe. [Hae81] Der Kryostat befindet sich zwischen zwei wassergekühlten Spulen, so daß das homogene Magnetfeld senkrecht auf der Probenebene und damit parallel zur c-Achse der Kristalle 22 3. Kapitel Experimenteller Aufbau steht (siehe Kapitel 3.5). Die an den Spulen angeschlossene Stromquelle liefert einen Strom von maximal 22 A bei einer Spannung von 60 V. Über eine Eichkurve (siehe Abbildung 3.3) kann man den Strom in ein Magnetfeld B umrechnen und erhält so ein Maximum von 185 mT. Abbildung 3.3.: Eichkurve zur Umrechnung des angelegten Stromes I in ein durch die Spulen am Probenort erzeugtes B-Feld. Zwischen Stromquelle und Spulen ist noch ein Umpolrelais geschaltet, um bei der Kalibrierung der Indikatorschicht auch ein negatives Feld anlegen zu können. Außerdem ermöglicht man so eine Entmagnetisierung der Spulen vor jedem Abkühlen. Um vor jedem Versuchsdurchlauf die gleiche Ausgangssituation zu erreichen, wird die Probe über ihre kritische Temperatur erwärmt, die Spulen entmagnetisiert und die Probe wieder auf die gewünschte Temperatur unterhalb ihrer kritischen Temperatur abgekühlt. 3.2. Das Ti:Saphir-Lasersystem Das für den Pump-Probe-Aufbau verwendete Ti:Saphir-Lasersystem von Spectra Physics besteht aus insgesamt vier Komponenten (siehe Abbildung 3.4). Es erzeugt in einem Takt von 10 Hz Laserpulse von 150 fs Pulsdauer mit einer Pulsenergie von 4 mJ. Die Wellenlänge kann von 720 bis 850 nm kontinuierlich durchgestimmt werden. Bei der vorliegenden Arbeit wurde der Laser bei 800 nm betrieben. Ich gebe im Anhang eine Justagehilfe an, damit sich nachfolgende Physiker schneller in dem doch etwas komplexeren System zurecht finden. Die erste Komponente, Millennia, ist ein resonatorintern frequenzverdoppelter Nd:YVOLaser. Er wird über zwei Diodenarrays gepumpt, deren Emission über Glasfasern in den Resonator eingekoppelt wird. Der Laser erreicht bei einer Wellenlänge von 532 nm eine Ausgangsleistung von 5.5 W. Die zweite Komponente, Tsunami, ist ein modengekoppelter Ti:Saphir-Laser, der von Millennia gepumpt wird. In diesem Laser entstehen in einem Takt von 82 MHz die ultrakurzen 3. Kapitel Experimenteller Aufbau 23 Millennia TSA l/4-Plättchen Endspiegel Pockelszelle 1 Beam Compressor Fernrohr Beam Stretcher Ti:SaphirKristall Nachverstärker Nd:YAG Tsunami Pockelszelle 2 Dünnschichtpolarisator Fotodiode Endspiegel Ausgang Oszilloskop Abbildung 3.4.: Das Ti:Saphir-Lasersystem: Schematischer Aufbau [Fro99]. Laserpulse mit einer Pulslänge von 80 fs. Die Pulsenergie von 12 nJ würde allerdings für unsere Experimente nicht ausreichen, weshalb die einzelnen Pulse noch verstärkt werden. Die dritte Komponente, der Verstärker oder auch Titanium:Sapphire-Amplifier (TSA), besteht zum einen aus einem sogenannten Beam Stretcher, der die Pulse, die von Tsunami kommen, unter Ausnutzung ihrer spektrale Breite zeitlich auf 200 ps aufweitet. Dies ist nötig, damit die hohen Feldstärken in den Pulsen nicht die optischen Komponenten des Verstärkers zerstören. Dazu werden die Pulse auf zwei parallel zueinander stehende Gitter geschickt (siehe Abbildung 3.5), die dann Teile des Pulses mit unterschiedlichen Wellenlängen unterschiedlich lange Wege zurücklegen lassen (chirped pulse amplification). Im Anschluß daran läßt eine Pockelszelle alle 0.1 s einen Puls in den Resonator. Die restlichen Pulse werden wieder zurückreflektiert und in einem Faradayisolator absorbiert. Im Resonator befindet sich ein Ti:Saphir-Kristall, der von der vierten Komponente, einem gepulsten Nd:YAG-Laser (Quanta Ray) gepumpt wird. Im Quanta Ray werden durch Q- Short pulse Matched grating pair Stretched pulse Abbildung 3.5.: Beam Stretcher: Zwei parallele Gitter vergrößern die Länge eines Pulses aufgrund seiner spektralen Breite. 3. Kapitel Experimenteller Aufbau 0,20 Ausgang der Fotodiode [ V ] Ausgang der Fotodiode [ V ] 24 0,15 0,10 0,05 0,00 100 200 300 400 500 600 Zeit [ ns ] 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 100 200 300 400 500 600 Zeit [ ns ] Abbildung 3.6.: Links: Zeitlicher Verlauf der Energie des Pulses im Resonator des Verstärkers. Man sieht deutlich das Maximum der Pulsenergie nach einigen Umläufen. Rechts: Kurz nach erreichen des Maximums wird der Puls mittels zweiter Pockelszelle ausgekoppelt. Switching kurze Pulse mit einer Pulsdauer von 80 ns und einer Repetitionsrate von 10 Hz erzeugt, wobei jeder Puls eine Energie von ca. 1.5 J hat. Die Pulse werden frequenzverdoppelt und bauen nach Durchlaufen eines Strahlteilers im Kristall des TSA-Resonators eine Besetzungsinversion auf. Diese wird vom eingekoppelten Ti:Saphir-Laserpuls bei jedem Kristalldurchlauf nach und nach abgeräumt, so daß sich der Puls sukzessive verstärkt. Dieser Vorgang erreicht durch ständige Streuverluste und Abnahme der Besetzungsinversion nach einigen Umläufen sein Maximum (siehe Abbildung 3.6 links). Kurz nach Erreichen des Maximums wird die zweite Pockelszelle geschaltet (Abbildung 3.6 rechts), um den Puls aus dem Resonator auszukoppeln. Mit Hilfe einer Photodiode kann dieser Vorgang kontrolliert werden. Der verstärkte Puls wird nun in den Ti:Saphir-Kristall des Nachverstärkers eingestrahlt, der von der anderen Hälfte des frequenzverdoppelten Nd:YAG-Pulses gepumpt wurde. Nach anschließender räumlicher Aufweitung im Fernrohr, wird der Puls zum Schluß im sogenannten Beam Compressor auf die endgültigen 150 fs komprimiert. Dieser Beam Compressor verwendet das gleiche Prinzip wie der Beam Stretcher, das heißt, daß unterschiedliche Wellenlängen im Puls unterschiedlich lange Wege zurücklegen müssen, so daß eine Verkürzung der Pulsdauer erreicht wird. Die so erzeugten Pulse können dann einzeln mittels computeransteuerbarem, mechanischem Shutter in unseren Pump-Probe-Aufbau zur Messung eingekoppelt werden. 3.3. Das Polarisationsmikroskop Zur ortsaufgelösten Abbildung der Flußverteilungen im Supraleiter ist ein Mikroskop erforderlich, durch das die Polarisationsdrehung durch den Faraday-Effekt in der Indikatorschicht sichtbar gemacht werden kann. Um später die hohe Zeitauflösung mittels PumpProbe-Technik (siehe Abschnitt 3.4) zu erreichen, wird ein Teil des Laserpulses zur Beleuchtung verwendet. Wegen der Kohärenz des Laserlichts machen sich aber schon kleinste 3. Kapitel Experimenteller Aufbau 25 Staubpartikel auf den optischen Komponenten und deren Berandungen durch Beugungserscheinungen störend bemerkbar. Auch ist die räumliche Energieverteilung der einzelnen Laserpulse auf Grund von nichtlinearen Prozessen bei der Verstärkung des Laserpulses im TSA nicht immer gleich. Somit ist zur besseren Abbildung der statischen Flußverteilungen und zur nachträglichen Feldkalibrierung zusätzlich eine 150 W Kaltlichtquelle, die über ein Glasfaserbündel in den Beleuchtungsstrahlengang eingekoppelt wird, unabdingbar. Auf Grund dieser beiden erforderlichen Beleuchtungsarten konnte kein kommerziell erhältliches Polarisationsmikroskop verwendetet werden, so daß ein aus Einzelkomponenten (Mikrobanksystem) angefertigtes Mikroskop zum Einsatz kam. Der Strahlengang wurde, um die Probe möglichst homogen auszuleuchten, nach dem Köhlerschen Beleuchtungsprinzip konzipiert [Oet77]. kollimierter Laserpuls Abbildung 3.7.: Schematische Darstellung des Polarisationsmikroskops: Im Gegensatz zu den kommerziell erhältlichen Auflichtmikroskopen besitzt es zwei Beleuchtungseinheiten. Die Probe kann entweder mit einem kollimierten Laserpuls, der einen Durchmesser von 2 cm besitzt, oder einer kontinuierlichen Kaltlichtquelle beleuchtet werden. Die Vergrößerung wird über die Brennweite der verwendeten Achromate (4f-Anordnung) eingestellt [Bol02]. Der Laserpuls wird über einen Strahlteiler, der sich zwischen Kryostat und Objektiv befindet, in Richtung Probe gelenkt. Dabei wird er an der Spiegelschicht hinter dem Indikator reflektiert und gelangt so durch die Objektiv- und die Okularlinse in die Kamera (siehe Abbildung 3.7). Die Objektivlinse hat, bedingt durch den großen Arbeitsabstand wegen der Lasereinkopplung und der Spulen eine feste Brennweite von 200 mm. Es handelt sich dabei, genauso wie bei den für das Okular verwendeten Linsen, um Achromate aus Kronund Flintglas, um eventuelle polarisationsverändernde Nebeneffekte oder Abbildungsfehler zu vermeiden. Die gewünschte Vergrößerung erhält man dann durch geeignete Wahl der Okularlinsen. Der Polarisator für den Laserstrahlengang sowie der Analysator sind Glan-Taylor-Prismen mit Luftspalt und einer Apertur von 20 mm. Der Polarisator im Strahlengang der Kaltlichtquelle ist ein Folienpolarisator. Durch den Analysator entsteht auf dem CCD-Chip 26 3. Kapitel Experimenteller Aufbau einer Kamera hinter dem Okular ein magnetooptisches Bild, das den lokalen magnetischen Fluß in der Indikatorschicht durch unterschiedliche Helligkeiten darstellt. Bei dem Chip handelt es sich um einen 12 bit CCD-Chip mit 576×384 Bildpunkten, der bei den Messungen durch ein Peltierelement zur thermischen Rauschunterdrückung auf −45 ◦ C gekühlt wird. Die Bildinformation wird in einem separaten Kontroller digitalisiert und auf einem Computer gespeichert. Dieser ist über eine GPIB-Schnittstelle mit dem Kontroller verbunden, wodurch die Kamera auch direkt vom Computer aus bedient werden kann. 3.4. Der Pump-Probe-Aufbau Abbildung 3.8.: Schematische Darstellung des Pump-Probe-Strahlengangs ohne Polarisationsmikroskop: Am ersten Strahlteiler (ST) wird der Laserpuls geteilt. Die zeitliche Verzögerung des Probe-Pulses gegenüber dem Pump-Puls erfolgt über eine variable Verzögerungsstrecke, die im Maximalfall bis zu 42 m betragen kann (G: Glasplatte, EMG: Energiemessgerät, S: Shutter, A: Abschwächer, L: Linse). Um die hohen Zeitauflösungen zu erreichen, wird in einem sogenannten Pump-ProbeAufbau (siehe Abbildung 3.8) der Laserpuls, der von dem in Kapitel 3.2 beschriebenen Lasersystem kommt, an einem Strahlteiler in einen Pump- und einen Probe-Puls aufgeteilt. Der Pump-Puls wird durch eine Linse von hinten durch das Substrat auf den supraleitenden Film fokussiert und erwärmt die Probe lokal. Um einen relativ scharfen Fokus zu bekommen, ist es unabdingbar, daß das Substrat beidseitig poliert ist, da sonst die Oberflächenrauhigkeit den Strahl zu sehr streuen würde. In der vorliegenden Arbeit wurde sowohl ein normaler Achromat mit 80 mm Brennweite verwendet, um einen Punktfokus zu erhalten, als auch eine Zylinderlinse derselben Brennweite für die Strichfokusexperimente. Damit der Film durch die hohe Energiedichte im Fokus keinen Schaden nimmt, wird die Intensität des Laserstrahls noch über einen Abschwächer verringert. Durch eine Glasplatte im Strahlengang werden 18.2 % der Energie des Pump-Pulses ausgekoppelt und von einem Energiemeßgerät als Referenz zur späteren Bildbearbeitung gemessen. Damit aber nicht bei jedem Bild, das mit Laserbeleuchtung aufgenommen wird, die Probe 3. Kapitel Experimenteller Aufbau 27 durch einen Pump-Puls erwärmt und somit eine ungewollte magnetische Instabilität hervorgerufen wird, befindet sich zusätzlich ein vom Computer aus ansteuerbarer Shutter im Strahlengang des Pump-Strahls. Der Probe-Puls wird über eine zeitlich variabel einstellbare Verzögerungsstrecke geleitet, so daß nach einer definierten Zeitspanne nach Auslösen der magnetischen Instabilität die Probe beleuchtet wird. Man erhält so eine Momentaufnahme des Eindringens des magnetischen Flusses in den Film. Die Verzögerungszeit kann dabei zwischen −0.5 ns und 140 ns gewählt werden, wobei der absolute Fehler in der Angabe dieser Zeitspanne von der Länge der Verzögerungsstrecke abhängt. Bei den größeren Verzögerungszeiten (> 10 ns), bei denen der Probe-Puls bis zu zwei mal quer durch das Labor und wieder zurück geschickt wird, was ungefähr einer Strecke von 40 m entspricht, liegt der absolute Fehler unter 0.2 ns. Bei den Verzögerungszeiten unter 10 ns liegt der Fehler bei etwa 50 ps. 3.5. Herstellung der Proben und deren Eigenschaften Alle Proben, die in der vorliegenden Arbeit untersucht wurden, sind c-Achsen orientierte, epitaktische Filme mit einer Schichtdicke von 200 − 500 nm. Die c-Achse der Einheitszelle steht also senkrecht auf der Substratoberfläche. Sowohl YBa2 Cu3 O7−δ als auch MgB2 gehören zu den √ Supraleitern zweiter Art, das heißt ihre Ginzburg-Landau-Parameter κ sind größer als 2. Da bei allen Filmen die halbe Schichtdicke ungefähr gleich der Londonschen Eindringtiefe λcL oder kleiner ist (siehe Tabelle 3.1), können die Proben als dünne Schichten im äußeren Magnetfeld behandelt werden, so daß die Stromverteilungen nur zweidimensional betrachtet werden müssen (siehe Kapitel 2.1.3). Beim Vergleich der einzelnen Werte eines Materials in Tabelle 3.1 fällt eine gewisse AniYBa2 Cu3 O7−δ λcL λab L ξc ξab Bc1 ( c) Bc1 (⊥ c) Bc2 ( c) Bc2 (⊥ c) 500 − 800 nm 140 nm 3 Å 16 Å 69 mT 12 mT 122 T 674 T [Mal89] [Mal89] [Van91] [Van91] [Ume88] [Ume88] [Van91] [Van91] MgB2 140 nm 81 nm 40 Å 70 Å 16 mT 9 mT 2T 3.5 T [Fin01] [Fin01] [Lim01] [Lim01] [Che01] [Che01] [Lim01] [Lim01] Tabelle 3.1.: Aufgeführt sind alle magnetisch relevanten, auf 0 K extrapolierten Daten sowohl von YBa2 Cu3 O7−δ als auch von MgB2 . Die Indices ab“ und c“ beziehen sich auf die Orientie” ” rung in der Einheitszelle (siehe Abbildung 3.9) . sotropie der magnetischen Daten auf. Dies rührt daher, daß sowohl bei YBa2 Cu3 O7−δ als auch bei MgB2 der Suprastrom vorwiegend in der ab-Ebene des Kristallgitters (siehe 28 3. Kapitel Experimenteller Aufbau Abbildung 3.9) fließt. Diese Anisotropie wird durch den sogenannten Anisotropiefaktor γ beschrieben. 2 c 2 λL m∗c ξab = = γ= ξc m∗ab λab L Bei YBa2 Cu3 O7−δ liegt er bei γYBa2 Cu3 O7−δ ≈ 28, bei MgB2 nur bei γMgB2 ≈ 3. Die sehr viel stärkere Anisotropie bei YBa2 Cu3 O7−δ beruht darauf, daß die Supraleitung fast ausschließlich in den CuO2 -Ebenen stattfindet. Senkrecht zu diesen Ebenen ist der Suprastrom deutlich schwächer, da die Cooper-Paare von Ebene zu Ebene tunneln müssen. Auf Grund dieser Anisotropie ist es wünschenswert, daß (vor allem bei YBa2 Cu3 O7−δ ) bei der Probenherstellung eine gewisse c-Achsenorientierung erreicht wird. Dies wird durch geeignete Wahl des Substrates oder durch eine zusätzliche, dünne Schicht zwischen dem Substrat und dem supraleitenden Material erreicht. Im Falle von MgB2 genügt es aber, mittels gepulstem Laser das Material auf einem Al2 O3 (1102)-Substrat zu deponieren (pulsed laser desposition, PLD), um c-Achsen orientierte Filme zu erhalten. Im Falle von YBa2 Cu3 O7−δ war es nötig, eine 30 nm dicke Pufferschicht aus CeO2 auf das SrTiO3 (100)Substrat aufzubringen. Nur bei den Proben 31 und 32 (siehe Tabelle 3.2) wurde darauf verzichtet. YBa2Cu3O7-d MgB2 Mg B c b a Abbildung 3.9.: Kristallstrukturen von MgB2 und orthorhombischem YBa2 Cu3 O7−δ : Die starke Anisotropie von YBa2 Cu3 O7−δ rührt hauptsächlich daher, daß der Stromtransport in erster Linie in den CuO2 -Ebenen erfolgt. δ liegt im allgemeinen zwischen 0 und 1. Bei einer anderen Sauerstoffstöchiometrie bekommt YBa2 Cu3 O7−δ eine tetragonale Kristallstruktur, die aber nicht supraleitend ist. 3. Kapitel Experimenteller Aufbau 29 Die YBa2 Cu3 O7−δ -Filme wurden durch thermisch reaktives Koverdampfen mit dem Drehtellerverfahren am Lehrstuhl von Prof. Dr. H. Kinder im Physik-Department E10 an der Technischen Universität München hergestellt [Ber94, Sem00]. Dabei werden SrTiO3 Substrate der Größe (10 × 10 × 0.5) mm3 auf einem rotierenden Probenhalter befestigt und die Metallatome (Y, Ba und Cu) in widerstandsbeheizten Metallschiffchen verdampft, so daß das gewünschte Atomverhältnis in einer gleichbleibenden Rate auf dem Substrat abgeschieden wird. Indem der Drehteller während der Beschichtung immer wieder in eine Oxidationszone mit einem Sauerstoffdruck von 5 · 10−3 mbar gebracht wird, bildet sich die gewünschte orthorhombische Struktur von YBa2 Cu3 O7−δ aus. Während jedem Beschichtungsprozeß wurde auch eine Monitorprobe hergestellt, an der dann die jeweiligen Daten, die in Tabelle 3.2 aufgeführt sind, gemessen wurden. Da durch die Befestigung der Substrate auf dem Drehteller diese an zwei gegenüberliegenden Seiten um 0.5 mm bedeckt wurden, entstanden letzten Endes YBa2 Cu3 O7−δ -Filme mit einer Größe von 9 × 10 mm2 . Dieses Verfahren gestattet es, gleichzeitig mehrere Proben auf beidseitig polierten Substraten herzustellen, ohne die Politur der nichtbeschichteten Seiten zu zerstören. Dies ist für die Messungen der vorliegenden Arbeit sehr entscheidend, da die zu untersuchenden magnetischen Instabilitäten durch einen Laserpuls, der durch das Substrat auf den Film fokussiert ist, ausgelöst werden. Wenn jedoch die unbeschichtete Seite der Probe unpoliert ist, kann der Laserpuls nicht richtig fokussiert werden, da er zu sehr gestreut wird. Die MgB2 -Probe wurde von W. N. Kang et al. am National Creative Research Initiative Probe YBa2 Cu3 O7−δ MgB2 Probe Probe Probe Probe Probe Probe 6 29 30 31 32 33 Dicke Tc jc 330 nm 200 nm 500 nm 300 nm 300 nm 330 nm 88.0 K 88.4 K 89.0 K 88.2 K 88.2 K 88.0 K bei 77 K 2.50 2.40 2.50 1.00 1.00 2.50 400 nm 39.0 K bei 35 K 0.30 .. 0.40 MA/cm2 .. .. .. .. .. .. 2.75 MA/cm2 2.60 MA/cm2 2.60 MA/cm2 1.10 MA/cm2 1.10 MA/cm2 2.75 MA/cm2 Tabelle 3.2.: Weitere Probeneigenschaften der in der vorliegenden Arbeit untersuchten Proben. Im Falle der MgB2 -Probe handelt es sich, bis auf die Dicke, nur um typische Werte, die nicht an der speziellen Probe gemessen wurden. Center for Superconductivity, Department of Physics an der Pohang University of Sience and Technology in Korea durch PLD hergestellt [Kan01]. Dabei wird zuerst reines B-Pulver unter einem Druck von 1.2 kbar zu einer flachen Scheibe gepreßt und anschließend mittels PLD auf das 10 × 10 × 0.5 mm3 große Al2 O3 -Substrat aufgebracht. Dieses wird dann zusammen mit hochreinem Mg in einen Ta-Zylinder gebracht. In einer Ar-Atmosphäre wird das Ganze innerhalb von 5 min auf 900 ◦ C aufgeheizt und nach weiteren 10 − 30 min auf Zimmertemperatur abgeschreckt. Die Probe, die bei den Messungen dieser Arbeit untersucht wurde, war aber nur ein 30 3. Kapitel Experimenteller Aufbau 3 × 10 mm2 großes Stück, das von der hergestellten Probe abgeschnitten wurde. Leider war bei ihr das Substrat nicht beidseitig poliert, so daß daran nur Messungen mit dem Punktfokus (siehe Kapitel 4.3) unternommen werden konnten. 3.6. Die Durchführung des Versuchs Bei den zu untersuchenden Filmen kommt es auf Grund der Pinningkräfte (siehe Kapitel 2.1.2) auf die Vorgeschichte des Films im äußeren Magnetfeld an. Deshalb ist vor jedem Versuchsdurchlauf sicherzustellen, daß sich die Probe im gleichen, definierten Zustand befindet. Dies wird auf folgendem Wege erreicht: Zuerst wird die Probe, ausgehend von einer Probentemperatur unterhalb der kritischen Temperatur, über die kritische Temperatur erwärmt, im Falle von YBa2 Cu3 O7−δ auf 120 K und im Falle von MgB2 auf 50 K. Dadurch verlieren die Proben ihre supraleitende Eigenschaft und das remanente Feld wird entfernt. Währenddessen wird der Magnet entmagnetisiert, indem man immer kleiner werdende, abwechselnd positive und negative Ströme durch die Spulen schickt. Wenn diese Prozesse abgeschlossen sind, wird die Probe im Nullfeld auf die Solltemperatur abgekühlt. Nach Erreichen einer stabilen Temperatur, das heißt, daß sich die gemessene Temperatur in 90 s nicht mehr als 0.1 K verändert, wird noch weitere 5 min gewartet, um Meßwertverfälschungen zu vermeiden. Jetzt wird das äußere Magnetfeld angelegt, indem es mit einer Rate von 5 mT/s auf seinen Sollwert hochgefahren wird, wodurch im supraleitenden Film Abschirmströme induziert werden. Es dringt zwar etwas vom magnetischen Fluß am Rand der Probe ein, jedoch ist der innere Bereich der Probe feldfrei. Mit einem fokussierten Laserpuls wird die nun im Supraleiter herrschende makroskopische Stromverteilung gestört und die daraus resultierende Flußdynamik untersucht. Wie schon in Kapitel 3.4 erwähnt, werden in der hier vorliegenden Arbeit zwei verschiedene Foki verwendet. Zum einen wird die kritische Stromverteilung im Supraleiter mit einem Punktfokus von mindestens 50 µm Breite am Probenrand gestört, wodurch eine Flußlawine ausgelöst wird, zum anderen wird der Laserpuls mit einer Zylinderlinse zu einer Linie von ebenfalls 50 µm Breite fokussiert. Damit kann innerhalb weniger Nanosekunden im Innern der Probe ein Magnetfeld entlang des Fokus angelegt werden. Jeder Probenzustand, daß heißt vor und nach jeder Magnetfeldänderung sowie vor, nach und auch während der Umverteilung der Abschirmströme, wird durch eine magnetooptische Aufnahme der momentanen Flußverteilung im Supraleiter, sowohl mit dem Laserpuls als auch mit der Kaltlichtquelle als Beleuchtung, dokumentiert. Das erste Bild jeder Messung mit Laserbeleuchtung, das nach Abkühlen der Probe jedoch vor Anlegen des Magnetfelds aufgenommen wird, dient als Referenzbild für die Bildverarbeitung der nun in der Messung folgenden Aufnahmen. Dazu wird der Intensitätswert jedes Pixels der zu bearbeitenden Bilder auf die jeweils gemessene Pulsenergie normiert und durch den Wert des ebenfalls mit der Referenzlaserenergie normierten ersten Bildes geteilt. So werden sowohl räumliche Intensitätsschwankungen aufgrund des Laserprofils als auch die Energieschwankungen von Puls zu Puls in den Aufnahmen berücksichtigt, was eine deutliche Qualitätssteigerung der Bilder zur Folge hat. 4. Versuchsergebnisse In der vorliegenden Arbeit wurden in erster Linie zeitaufgelöste Messungen zur magnetischen Flußdynamik in YBa2 Cu3 O7−δ - aber auch in MgB2 -Filmen gemacht. Dabei wurden jeweils zwei unterschiedliche Untersuchungsmethoden angewandt. Mit Hilfe eines fsLaserpulses, der mittels einer Zylinderlinse auf eine Linie fokussiert wurde, konnte innerhalb weniger Nanosekunden ein Magnetfeld an innere Bereiche des Supraleiters angelegt werden (Kapitel 4.2). Die zweite Methode bestand in der lokalen Störung der Abschirmströme des Supraleiters im Magnetfeld durch einen zum Punkt fokussierten fs-Laserpuls (Kapitel 4.3). Die dabei entstandenen Flußdynamiken liefen im Nanosekundenbereich ab. Durch die im Kapitel 3.4 beschriebene Pump-Probe-Technik und die in Kapitel 2.2.2 erwähnte hohe Zeitauflösung von 62 ps, die nur durch die Dynamik des Eisengranatfilms beschränkt war war es möglich, zu einem nahezu beliebigen Zeitpunkt nach Auslösen der Flußdynamik eine Momentaufnahme der Flußverteilung im Supraleiter zu gewinnen. 4.1. Stand der Forschung Bereits 1967 wurden ungewöhnlich schnelle, magnetische Flußumverteilungen in supraleitendem Nb magnetooptisch beobachtet. Wertheimer et al. detektierten damals geradlinig ins Innere gerichtete, fingerförmige Flußverteilungen von ca. 1 mm Breite [Wer67]. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit des magnetischen Flusses bestimmten sie zu 5 − 100 m/s. Dabei spielte die Dicke ihrer untersuchten Proben, die bei mehreren zehntel Millimetern lag, eine große Rolle. Je dünner nämlich ihre Proben waren, desto schneller wanderte die Flußfront im Supraleiter. 1991 entdeckten Leiderer et al. ein dendritenartiges Eindringen von magnetischem Fluß in dünnen YBa2 Cu3 O7−δ -Filmen [Brü92a, Brü92b, Lei93, Buj93, Her94]. Bei dieser magnetooptischen Beobachtung mit einer Videokamera bildete sich in der Zeit zwischen zwei Videobildern (20 ms) eine dendritenartige Flußstruktur vom Rand des Supraleiters in dessen Inneres hinein aus. Der Film wurde zuvor im Nullfeld auf 1.8 K abgekühlt und anschliessend ein Magnetfeld von 60 mT an ihn angelegt. Auf Grund der großen Wärmekapazität von YBa2 Cu3 O7−δ können solche Flußlawinen eigentlich nur unterhalb von 1 K spontan entstehen [Zie96]. Die Autoren nannten daher Höhenstrahlung oder sonstige Radioaktivität als mögliche Auslöser dieser Lawine. Zur weiteren Untersuchung dieser Erscheinung wurden dann die Lawinen gezielt mittels Nd:YAG-Laserpuls ausgelöst. Dies führte zu der Erkenntnis, daß die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Flußkanäle in den YBa2 Cu3 O7−δ -Filmen um zwei bis drei Größenordnungen über denen liegen, die 1967 von Wertheimer et al. in Nb gemessen wurden [Lei93]. Zwar waren die YBa2 Cu3 O7−δ -Proben mit einer Dicke von 300 nm deutlich dünner, als die Nb-Proben von Wertheimer et al., weshalb eine höhere Ausbreitungsgeschwindigkeit nicht 31 32 4. Kapitel Versuchsergebnisse überraschte, jedoch lag diese im Mittel bei (5 ± 2) · 104 m/s und somit eine Größenordnung über der Schallgeschwindigkeit in YBa2 Cu3 O7−δ [Kim90]. Dieses Phänomen kann damit nicht ausschließlich auf der Ausbreitung von Phononen beruhen. Basierend auf der Ausbreitung einer thermo-magnetischen Schockwelle konnte Maksimov erstmals 1994 theoretisch diese großen Ausbreitungsgeschwindigkeiten erklären. Er ging wie Mints bei den magnetischen Flußsprüngen [Min81] davon aus, daß der thermische Diffusionskoeffizient sehr viel kleiner als der magnetische ist [Mak88, Mak94] und errechnete eine eindimensionale Ausbreitungsgeschwindigkeit von 104 − 105 m/s. Damit lag er schon recht nahe an den experimentell bestimmten Werten. Auch in dünnen Nb-Filmen wurden von Herminghaus et al. 1994 [Her94] und Durán et al. 1995 [Dur95] dendritenförmige Flußlawinen beobachte. Es genügte aber im Gegensatz zu den YBa2 Cu3 O7−δ -Filmen, die Probe unter 5.8 K abzukühlen und ein Magnetfeld anzulegen, um die Lawinen auszulösen. In dem erst vor einem guten Jahr entdeckten Supraleiter MgB2 [Nag01] zeigten in einer ähnlichen Vorgehensweise Johansen et al. darüberhinaus, daß die Probe nicht nur unter eine gewisse Temperatur abgekühlt, sondern auch mindestens ein gewisses äußeres Magnetfeld BLawine angelegt werden muß [Joh01]. Bolz schließlich untersuchte die dendritischen Flußstrukturen in YBa2 Cu3 O7−δ genauer [Bol02] und entdeckte, daß die Dendriten mit nahezu konstanter Geschwindigkeit in den Supraleiter eindrangen. Er konnte auch eine reziproke Abhängigkeit der Geschwindigkeit von der Probendicke bestätigen. Darüberhinaus machte er noch weiterführende Beobachtungen bezüglich der Form und Größe der Strukturen und deren Abhängigkeiten. Bass et al. versuchten 1997 die Entstehung der dendritischen Flußstrukturen theoretisch dadurch zu erklären, daß das Eindringen des magnetischen Flusses in den Supraleiter durch eine Erhöhung des äußeren Magnetfeldes im flux-flow -Regime abläuft [Bas97]. Die zur Lawine nötige positive Rückkopplung, also das lokale Aufheizen der Probe, rührt dann von der nichtlinearen Diffusions des magnetischen Flusses mit temperaturabhängigem Diffusionskoeffizienten her. Im Falle von Nb wird die Flußfront bei einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von 10 m/s dann instabil, und eine Lawine bildet sich aus. Es wurden auch Simulationen zur Flußdynamik durchgeführt. Aranson et al. zum Beispiel beschrieben 2001 das makroskopische System aus Supraleiter und fließenden Strömen durch die Maxwell-Gleichungen [Ara01]. Zusätzlich berücksichtigten sie wegen der Energiedissipation bei der Flußdynamik die Wärmediffusionsgleichung. Unter Zuhilfenahme einiger Vereinfachungen konnten sie einen Hauptflußkanal durch einen lokalen Wärmepuls auslösen. Dieser Kanal verlief senkrecht zu den Abschirmströmen und spaltete sich dann in der Nähe der Probenmitte in einzelne Kanäle auf. Jedoch war es ihnen nicht möglich, den experimentell beobachteten, dendritischen Charakter der Flußstrukturen zu reproduzieren. Johansen et al. hingegen versuchten im gleichen Jahr die Bewegung einzelner Flußschläuche, nachdem ein äußeres Magnetfeld angelegt wurde, mit der Monte-Carlo-Methode zu simulieren [Joh01]. Es gelang ihnen, einige der experimentellen Beobachtungen zu reproduzieren. So war es ihnen möglich, die Existenz einer Grenztemperatur für die Lawinenentstehung neben einigen weiteren Charakteristika der dendritischen Strukturen nachzuempfinden. Jedoch sahen die Lawinen in der Simulation signifikant anders aus. So verzweigten sich die Dendriten, im Gegensatz zu den experimentellen Beobachtungen, nur rechtwinklig zueinander. Außerdem waren ihre Breite und Länge, sowie die magnetische Flußdichte in 4. Kapitel Versuchsergebnisse 33 den Dendriten sehr viel kleiner als als im Experiment. 4.2. Messungen mit Strichfokus in YBa2 Cu3 O7−δ Die untersuchten Prozesse der ausgelösten magnetischen Flußdynamik laufen in einigen zehn Nanosekunden ab. Da es aber mit herkömmlichen Stromquellen unmöglich ist, ein äußeres Magnetfeld innerhalb weniger Nanosekunden anzulegen, muß man andere Methoden zu Hilfe nehmen. Freemann et al. beispielsweise erreichten diese schnelle Änderung des Magnetfeldes, indem sie über einen lichtelektrisch leitenden Schalter, einen sogenannten Austin-Schalter, der mittels fs-Laserpuls geschaltet wurde, einen Strom an eine Miniaturspule anlegen konnten [Fre92]. Der so erzeugte Magnetfeldpuls von 3 mT hatte eine Anstiegszeit von 1 ns und eine Länge von 10 ns. Bei den Messungen dieser Arbeit war es aber nicht nur erforderlich, ein Magnetfeld möglichst schnell anzulegen, sondern auch mindestens solange angelegt zu lassen bis die dynamischen Prozesse in der magnetischen Flußverteilung nach einigen hundert Nanosekunden zum Erliegen kamen. Dies wurde durch einen zur Linie fokussierten Laserpuls1 realisiert, der den Supraleiter in einem angelegten äußeren Magnetfeld lokal erwärmt. Dabei läuft eine Vielzahl von Vorgängen ab, die wir uns nun etwas genauer ansehen wollen. Wenn der Supraleiter im Nullfeld auf T0 gekühlt wird, dringt nach Anlegen des Feldes etwas Fluß am Rand der Probe in Form von Flußschläuchen ein (Shubnikov-Phase). Das Innere der Probe ist jedoch im Meißner-Zustand und somit feldfrei (siehe Kapitel 2.1.3). Wird nun der zum Strich fokussierte Laserpuls mitten auf die Probe eingestrahlt, wobei die Fokuslinie deutlich länger ist als die Probe breit (siehe Abbildung 4.1a), so läuft im Supraleiter ein Prozeß ab, der, basierend auf eigenen Daten und denen von U. Bolz [Bol02], in folgende drei Abschnitte unterteilt werden kann: • 0 fs≤ t ≤ 150 fs: Innerhalb dieses Zeitraumes wird der supraleitende Film mit dem fokussierten Laserpuls durch das Substrat hindurch bestrahlt (siehe Abbildung 4.1a). Die Energie des Pulses wird vom Elektronengas absorbiert, wodurch Cooper-Paare aufgebrochen werden. Im Bereich des Laserfokus erhöht sich die Temperatur des Elektronengases Te , die Temperatur des Gitters TG bleibt allerdings gleich. • 150 fs t 40 ps: Wenn der Laserpuls vorbei ist, thermalisieren die heißen“ Elektro” nen und übergeben ihre Energie an das Gitter, was einen lokalen Temperaturanstieg des Gitters innerhalb der Fokuslinie zur Folge hat (siehe Abbildung 4.1b). Dieser Temperaturanstieg bewirkt sowohl eine Reduzierung der kritischen Stromdichte jc , als auch eine Absenkung des Pinningpotentials [Min01]. 1 Die wirksame Breite des Fokus hängt natürlich auch von der Energie des Laserpulses ab. Bei diesen Messungen lag sie ungefähr bei 50 µm. 34 4. Kapitel Versuchsergebnisse Abbildung 4.1.: Veranschaulichung des Prozesses in einem supraleitenden Film nach lokaler Bestrahlung durch einen fs-Laserpuls (a) Der Supraleiter wird durch den fokussierten Laserpuls bestrahlt, wodurch die Cooper-Paare im Bereich der optischen Eindringtiefe 1/α aufgebrochen und heiße“ Elektronen erzeugt werden. b) Die Elektronen thermalisieren und ” geben ihre Energie an das Gitter ab, wodurch dieses erwärmt wird. c) Die Erwärmung des Gitters bewirkt, daß auch die letzten Cooper-Paare dissoziieren, wodurch die kritische Stromdichte jc gegen Null geht und magnetischer Fluß entlang der Linie vom Rand her in Probe eindringen kann. d) Nachdem die Fokuslinie mit Fluß gefüllt ist, dringt noch immer Fluß senkrecht zur Linie in die Probe ein. • 40 ps t 60 ns: Wenn die Energiedichte des Lasers EP uls einen gewissen Schwellwert2 überschreitet, sinkt die kritische Stromdichte jc so stark, daß innerhalb dieses 2 Bisher ist noch nicht sicher, ob die Energiedichte EP uls so groß sein muß, daß die Probe über die 4. Kapitel Versuchsergebnisse 35 Zeitraumes magnetischer Fluß vom Probenrand her entlang der Fokuslinie in den Supraleiter eindringen kann (siehe Abbildung 4.1c). Wie schon in Kapitel 2.1.5 erörtert, bewirkt die Bewegung von Fluß in einem Supraleiter durch den Bardeen-Stephen-Mechanismus [Bar65] eine Erwärmung des Films, da Energie dissipiert wird. Das heißt, die Fokuslinie wird zusätzlich durch den eindringenden Fluß weiter aufgeheizt. Die Temperatur des Gitters TG entlang der Linie liegt dann vermutlich über der kritischen Temperatur Tc , da sogar Schäden an der Probe auftreten können, wenn das äußere Magnetfeld eine gewisse Stärke übersteigt und der Film dünn genug ist [Bol02]. Es dauert je nach Energie des Laserpulses mehrere zehn Nanosekunden bis der Fluß die Fokuslinie komplett ausfüllt. Dabei wird der Abschirmstrom in der Probe umverteilt, bis in den durch die Laserbestrahlung neu entstandenen beiden Rechteckhälften zwei separate Abschirmströme gleichen Drehsinns entstanden sind. Die Abhängigkeiten dieses Prozesses werden im nächsten Abschnitt genauer erörtert. Je nach Laserenergie beginnt der Fluß, noch bevor die Fokuslinie komplett ausgefüllt ist, zusätzlich senkrecht zur Linie in die Probe einzudringen. Dabei muß zwischen zwei verschiedenen Arten des Eindringens unterschieden werden. Zum einen geschieht dies im flux-creep-Regime mit homogener Flußfront, zum anderen in Form von dendritenartigen Flußlawinen. Im rechten Bild der Abbildung 4.2 sieht man am linken Rand schon Lawinen starten, obwohl die Fokuslinie noch nicht komplett ausgefüllt ist. Ob überhaupt Lawinen entstehen, hängt von der Probentemperatur T0 und vom äußeren Magnetfeld ab (siehe Kapitel 4.2.2). 60 ns t: Auch wenn die Flußverteilung in der Fokuslinie ihren Endzustand erreicht hat, ist die Flußbewegung senkrecht zur Linie in die Probe hinein noch nicht zum Stillstand gekommen (siehe Abbildung 4.1d). Ist die Energiedissipation der Flußbewegung aber so gering, daß die Wärme schnell genug an das Substrat abgegeben wird und die Probe sich wieder auf die ursprüngliche Temperatur T0 abkühlen kann, wird die Bewegung des Flusses dadurch gehemmt und es stellt sich nach einigen hundert Nanosekunden eine neue metastabile Flußverteilung nach dem critical state-Modell ein. Auf Grund der geringen Filmdicke d kann die Wärmediffusion in der Filmebene vernachlässigt werden. Im eben beschriebenen, dreistufigen Prozeß wird also die Probe, die sich in einem äußeren Magnetfeld befindet, durch den Strichfokus in zwei gleich große, rechteckige Probenhälften unterteilt. So entsteht an jedem Rechteck ein Probenrand“, an welchem vor dem Bestrah” len mit dem Laserpuls kein Feld anlag, sich aber durch den eindringenden Fluß innerhalb weniger Nanosekunden ein solches aufbaut. Auf diese Weise kann nun die Flußdynamik auf der Nanosekundenzeitskala untersucht werden, ohne daß störende Effekte durch zu langsame Magnetfeldänderungen die Messungen beeinflussen. Im folgenden Abschnitt gehe ich auf das Eindringverhalten des magnetischen Flusses entlang der warmen Fokuslinie genauer ein. kritische Temperatur Tc erwärmt wird, oder ob eine geringere Erhöhung der Probentemperatur (auf eine Temperatur unterhalb Tc ) ausreicht. Nach der Abschätzung in Kapitel 2.3 unter Einbeziehung der gemessenen Energiedichten der Pulse EP uls scheint aber eine Erwärmung über die kritische Temperatur wahrscheinlich. Ich werde in Abschnitt 4.2.1 auf dieses Problem noch genauer eingehen. 36 4.2.1. 4. Kapitel Versuchsergebnisse Das Eindringverhalten des magnetischen Flusses entlang der Strichfokuslinie Wie oben geschildert, bewirkt die Bestrahlung des Supraleiters mit einem fs-Laserpuls eine lokale Erwärmung, was in diesem Bereich eine Absenkung der kritischen Stromdichte jc zur Folge hat. Dadurch ist es möglich, daß magnetischer Fluß entlang der erwärmten Linie eindringen kann. In Abbildung 4.2 sind drei verschiedene magnetooptische Momentaufnahmen gezeigt, die den eindringenden Fluß zu drei verschiedenen Zeiten darstellen3 . Die Probe wurde dazu im Nullfeld auf 10 K gekühlt und anschließend ein Magnetfeld von 19.4 mT angelegt. t = 2.15 ns t = 4.82 ns t = 14.68 ns Abbildung 4.2.: Eindringender Fluß entlang der Fokuslinie zu drei verschiedenen Zeiten: Zu sehen ist dreimal die gleiche Probe, bei welcher Momentaufnahmen des eindringenden Flusses zu verschiedenen Zeiten aber unter gleichen Anfangsbedingungen (T0 = 10 K ZFC, B = 19.4 mT) gemacht wurden. Der große, weiße Fleck in der linken, unteren Ecke ist ein länglicher Defekt im Film. In Abbildung 4.3 sind zum besseren Vergleich der drei Momentaufnahmen die Intensitätsverteilungen entlang der Fokuslinie gezeigt. Über dem Ort x sind die von der CCD-Kamera ausgelesenen Helligkeitswerte in willkürlichen Einheiten aufgetragen. Wie aus den magnetooptischen Aufnahmen 4.2 ersichtlich ist, dringt der magnetische Fluß nicht symmetrisch in die Probe ein. Zusätzlich bemerkt man auch in Abbildung 4.3, daß die Maxima am rechten und am linken Rand der Intensitätsprofile nicht gleich hoch sind. Das sollte, wenn das Magnetfeld in den Maxima den gleichen Wert hat, aber der Fall sein. Die auftretende Asymmetrie ist nicht immer dieselbe. Der Fluß dringt manchmal von links schneller ein und manchmal von rechts. Auch das Verhältnis der Maxima variiert von Fall zu Fall. Probeninhomogenitäten können für dieses Verhalten nicht der Grund sein, da der Laser in zwei aufeinanderfolgenden Messungen immer auf die gleiche Stelle fokussiert war, womit die Asymmetrie immer gleich sein sollte. Eine ungleichmäßige Ausleuchtung der Probe auf Grund schlechter Justage kann eine solche Asymmetrie ebenso wenig erklären, 3 Je heller das Bild ist, desto mehr magnetischer Fluß ist an dieser Stelle im Supraleiter. Dies gilt für alle in dieser Arbeit gezeigten magnetooptischen Abbildungen. 4. Kapitel Versuchsergebnisse 37 da die Bilder, wie in Kapitel 3.6 beschrieben, so bearbeitet werden, daß derartige Inhomogenitäten herausgerechnet werden. Wahrscheinlich ist die von Puls zu Puls stark variierende räumliche Energieverteilung des Lasers der Grund für die Asymmetrie. Unterstützt wird diese Annahme dadurch, daß bei den Endzustandsbildern keine solchen asymmetrischen Intensitätsverteilungen mehr zu sehen sind. Abbildung 4.3.: Intensitätsprofile entlang des Strichfokus zu gleichen Zeiten und gleichen Bedingungen, wie sie in Abbildung 4.2 dargestellt sind: Zur besseren Darstellung wurden die Profile entlang der xAchse so verschoben, daß die Mitte zwischen den Flußfronten bei allen Profilen bei 4.5 mm liegt und die Asymmetrie in der Eindringtiefe sich nicht mehr bemerkbar macht. Zur übersichtlicheren Darstellung wurden die Intensitätsprofile in der Abbildung 4.3 parallel zur x-Achse verschoben, so daß ihre jeweilige Mitte, bezogen auf die halben Maxima, bei 4.5 mm liegen. Die extreme Intensitätsschwankung bei ca. 8.5 mm kommt von einem Kratzer in der Eisengranatschicht (siehe auch die magnetooptische Abbildung in 4.8). 3.0 s links von links s rechts von rechts s gemittelt 2.5 Fit an s gemittelt 2.0 s [ mm ] Abbildung 4.4.: Eindringtiefe s des magnetischen Flusses entlang des Linienfokus über der Zeit t: Die schwarzen und roten Punkte zeigen die Eindringtiefe vom linken bzw. rechten Rand gesondert aufgetragen. Man erkennt deutlich die im Text erörterte Asymmetrie. Die grünen Punkte stellen die zwischen den jeweiligen Werten gemittelten Eindringtiefen dar. Als guide to the ” eye“ wurde an die gemittelten√Daten eine Funktion der Form A · t + B angelegt. 1.5 1.0 0.5 0.0 0 2 4 6 8 10 t [ ns ] 12 14 16 18 20 38 4. Kapitel Versuchsergebnisse Trägt man nun die Eindringtiefen s des magnetischen Flusses über der Zeit t auf (siehe Abbildung 4.4), so lassen sich die gemittelten √ Eindringtiefen (sgemittelt = (srechts +slinks )/2) gut durch eine Wurzelfunktion anfitten (s ∼ t + konst.). Die Ableitung dieser Funktion stellt die Geschwindigkeit der Flußfront dar. Sie ist in Abbildung 4.5 eingezeichnet. Abbildung 4.5.: Geschwindigkeit v des entlang des Fokus eindringenden magnetischen Flusses: Die Kurve ist die Ableitung des Fits aus Abbildung 4.4. Die Eindringgeschwindigkeit hängt auch sehr von der Energie des Laserpulses ab. In [Bol02] stellt der Autor ähnliche Messungen vor, bei denen die Entwicklung des Flußprofils quer zur Fokuslinie in der Mitte einer vergleichbar dicken Probe von 330 nm untersucht wurde (siehe Abbildung 4.6). Er kommt dabei auf deutlich kleinere Eindringzeiten von ca. 10 ns. Berücksichtigt man jedoch, daß bei den Messungen der vorliegenden Arbeit die Energie des Heizpulses so gewählt wurde, daß sich die Fokuslinie gerade mit Fluß füllen konnte, wohingegen bei den Messungen in [Bol02] fünfzigfach höhere Energien zur Erwärmung verwendet wurden, so läßt sich diese Diskrepanz mit Hilfe einer einfachen Annahme erklären. Ist nämlich die in den Erläuterungen des dreistufigen Prozesses erwähnte Temperaturschwelle gleich der kritischen Temperatur Tc , so wird in [Bol02] die Linie sehr weit über Tc erwärmt, weshalb der Fluß nur durch die Umverteilung der Abschirmströme, die zum Teil noch über die Linie fließen, und die induzierten Wirbelströme gebremst wird. Bis sich die Linie unter Tc abgekühlt hat, kann der Fluß mehr oder weniger ungehindert entlang der Fokuslinie eindringen. Die Linie füllt sich in diesem Falle sehr viel schneller komplett mit Fluß. Die Eindringgeschwindigkeit kann dabei die Fermigeschwindigkeit vF = kF /m nicht überschreiten (kF ist der Fermivektor, die Plancksche Konstante und m die Masse). Sie stellt die Geschwindigkeit der Elektronen an der Fermifläche dar und liegt in der Größenordnung von 106 m/s. Da nur die Elektronen an der Fermifläche zum Stromtransport in der normalleitenden Phase beitragen, und der Fluß unter anderem durch die induzierten Wirbelströme innerhalb der warmen Fokuslinie abgebremst wird, kann die Flußfront nicht schneller als die Elektronen an der Fermifläche sein. Im Fall meiner Messungen wird jedoch die Linie nur knapp über Tc aufgeheizt, so daß sie sich kurz nach Erwärmen wieder unterhalb der kritischen Temperatur befindet, und der Fluß im flux-creep-Regime in Form von Flußschläuchen entlang der Linie eindringt. Die 4. Kapitel Versuchsergebnisse 39 starke Abnahme der Eindringgeschwindigkeit in den ersten Nanosekunden (siehe Abbildung 4.5) ist durch die Potentiale der Pinningzentren zu erklären, die mit abnehmender Temperatur in der Fokuslinie ansteigen (siehe Kapitel 2.1.4). Da aber die Fokuslinie immer noch wärmer als die übrige Probe ist, und somit die Pinningpotentiale in der Linie kleiner sind, ergibt sich eine Vorzugsrichtung für den eindringenden Fluß entlang der noch warmen Linie. Somit rühren die unterschiedlichen Eindringzeiten beider Messungen letztendlich daher, daß sich magnetischer Fluß im Normalleiter schneller ausbreitet als im Supraleiter. 100 75 B [ mT ] Abbildung 4.6.: Vergleich der Profile des lokalen Magnetfelds quer zum Linienfokus zu verschiedenen Zeiten: Dabei wurde die zeitliche Entwicklung des lokalen Magnetfelds entlang einer Linie, die quer zur Fokuslinie lag, gemessen. Deutlich zu sehen sind die Knicke am Fokuslinienrand [Bol02]. Fokusbreite T0 = 30 K, B = 15,2 mT 2,0 ns 12,5 ns 40,0 ns 77,7 ns 133,5 ns t = 20 s 50 25 0 -300 -200 -100 0 100 200 300 y [ µm ] Ein weiteres Indiz für die Richtigkeit der Annahme, daß die Schwelltemperatur dieses Prozesses und die kritische Temperatur gleich sind, sind die Knicke in den Flußprofilen in Abbildung 4.6, die zu allen Zeiten ortsfest auf dem Rand der Fokuslinie liegen. Wird die Fokuslinie über Tc aufgeheizt, entsteht solange bis die Linie wieder unter Tc abgekühlt ist, ein scharf definierter Probenrand, an dem innerhalb weniger Nanosekunden ein Magnetfeld angelegt wird, welches nun im flux-creep-Regime in die beiden Probenhälften hinein läuft. Der Knick ist dann bei den zeitaufgelösten Flußprofilen durch die unterschiedlichen Phasen (normalleitende und Shubnikov-Phase) des Materials zu erklären und durch die sich aufbauenden Feldüberhöhungen an den neuen“ Probenrändern. Sobald sich ” die Probe wieder abgekühlt hat, ist dieser Fluß gepinnt, so daß die Flußdichte in der Fokuslinie höher ist, als in den Probenbereichen, in die der Fluß im flux-creep-Regime eingedrungen ist. Wenn aber die Linie nur knapp über Tc aufgeheizt wird, bewegt sich der Fluß hauptsächlich im flux-creep-Regime, sowohl in der Fokuslinie als auch senkrecht dazu. Somit wären die magnetischen Flußdichten nur geringfügig verschieden und der Knick würde, da die ganze Probe sich in der Shubnikov-Phase befindet, sehr viel schwächer ausfallen. In der Tat sind in vergleichbaren Intensitätsprofilen meiner Messungen keine oder nur sehr schwache Knicke zu entdecken. Da es aber bis heute keine Theorie zu den Abläufen in solch einem System unter den 40 4. Kapitel Versuchsergebnisse genannten Bedingungen gibt, können diese Daten nur Hinweise liefern, die die Entwicklung einer Theorie unterstützen. Eine Abhängigkeit der Flußgeschwindigkeit von der Ausgangstemperatur T0 scheint, wenn man sich Diagramm 4.7a) anschaut, nur klein oder gar nicht gegeben zu sein. Dort sind bei gleichem äußeren Magnetfeld die Intensitätsprofile von drei Aufnahmen bei verschiedenen Temperaturen aber gleichem Zeitintervall zwischen Heiz- und Beleuchtungspuls gezeigt. Die Eindringtiefe unterscheidet sich bei allen dreien nur wenig. Dies ist mit obigem Modell dadurch zu erklären, daß die Heizenergie und natürlich auch die Abkühlrate bei allen dreien ungefähr gleich war. Dadurch liegt die Fokuslinie nach der gleichen Zeit auch ungefähr auf der gleichen Temperatur und die Eindringgeschwindigkeit unterscheidet sich nur wenig. Abbildung 4.7.: Profilvergleiche bei verschiedenen äußeren Magnetfeldern bzw. Temperaturen: a) Bei unterschiedlichen Temperaturen, aber gleichen Magnetfeldern unterscheidet sich die Eindringgeschwindigkeit nicht. b) Je höher jedoch das äußere Magnetfeld ist, desto weiter ist das Feld nach der gleichen Zeit bei gleicher Temperatur eingedrungen. Dagegen ist in Abbildung 4.7b) ein deutlicher Unterschied in der Eindringtiefe zu sehen. Bei einer Temperatur von 10 K und einer Verzögerungszeit von 6 ns sind Intensitätsprofile für drei verschiedene Magnetfelder aufgetragen. Der Fluß ist umso weiter eingedrungen, je höher das äußere Magnetfeld ist. Ein weiterer Parameter, der die Geschwindigkeit des eindringenden Flusses sicherlich ebenfalls beeinflussen wird, ist die Filmdicke d. Auch darüber könnte man durch weitere Messungen Aufschluß erlangen. Abbildung 4.8 zeigt links ein magnetooptisches Endzustandsbild, d.h. es hat sich eine statische Flußverteilung eingestellt. Rechts ist das dazugehörige Intensitätsprofil4 dargestellt. 4 Die angegebenen Intensitätswerte können nicht direkt mit denen der übrigen abgedruckten, zeitaufgelösten Intensitätsprofile verglichen werden, da bei den Endzustandbildern eine kontinuierliche Kaltlichtquelle anderer Intensität als Beleuchtung diente und nicht, wie bei den zeitaufgelösten Bildern, der fs-Laserpuls. 4. Kapitel Versuchsergebnisse 41 Abbildung 4.8.: Magnetooptisches Endzustandsbild: Angelegt war ein Magnetfeld von 19.4 mT bei einer Temperatur von 50 K. Mit einer Kaltlichtquelle als Beleuchtung wurde die Flußverteilung, nachdem sie zum Stillstand gekommen war, aufgenommen. Deutlich zu sehen ist, daß am Probenrand die Flußdichte auf der Fokuslinie geringer ist (gekennzeichnete Bereiche) als in der Mitte. Rechts ist das dazugehörige Intensitätsprofil dargestellt. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, daß sich, wenn der magnetische Fluß zum Stillstand gekommen ist, eine Flußschlauchdichte im Strichfokus eingestellt hat, die in den Randbereichen deutliche Minima besitzt. (Die große Spitze im Profil bei ungefähr 8.5 mm und die schwarze Linie im Bild kommen vom oben schon erwähnten Kratzer im Eisengranatfilm.) Dies geht sogar soweit, daß die Dichte in den äußeren Bereichen des Strichfokus geringer ist, als sie vor der lokalen Erwärmung dort war. Außerdem baut sich, wie aus dem Intensitätsprofil in Abbildung 4.8 ersichtlich ist, noch zusätzlich eine kleine Feldüberhöhung am äußersten Rand auf. In den übrigen zeitaufgelösten Intensitätsprofilen (in Abbildungen 4.3 das grüne und das blaue Profil und in Abbildung 4.7b) zeichnet sich dieses Verhalten sogar schon zu früheren Zeitpunkten ab. Dies deutet darauf hin, daß sich nach ungefähr 10 ns ein zusätzlicher kleiner Abschirmstromwirbel am Probenrand ausbildet, der den gleichen Umlaufsinn hat wie die Abschirmströme in beiden großen Probenhälften und somit in seinem inneren Bereich das Feld absenken kann (siehe Abbildung 4.9). Wie es dazu kommt, wäre ein weiterer interessanter Aspekt künftiger Untersuchungen. 4.2.2. Das Phasendiagramm bei Strichfokusmessungen Wie bei der Modellbeschreibung am Anfang dieses Kapitels schon erklärt, breitet sich der magnetische Fluß auch senkrecht zur Fokuslinie aus. In Abhängigkeit von der Probentemperatur T0 und dem äußeren Magnetfeld B kann dies auf zweierlei Arten geschehen. Zum einen breitet sich der Fluß im flux-creep-Regime mit einer homogenen Flußfront, die parallel zur Fokuslinie verläuft, aus, zum anderen geschieht dies unter zusätzlicher Ausbildung einer dendritenartigen, magnetischen Flußlawine (siehe Abbildung 4.10). In diesem Abschnitt will ich die äußeren Umstände untersuchen, die zur Ausbildung von Flußlawinen 42 4. Kapitel Versuchsergebnisse Abbildung 4.9.: Ausschnitt aus Abbildung 4.1d). Anschauliche Darstellung zur Erklärung des kleinen feldfreien Bereichs auf der Fokuslinie: Durch einen kleinen zusätzlichen Abschirmstrom kann sowohl der kleine feldfreie Bereich, als auch die Feldüberhöhung am Probenrand erklärt werden. führen, welche dann die homogene Ausbreitung überlagern. Bei den diesem Kapitel zu Grunde liegenden Messungen wurden die Proben im Nullfeld gekühlt und das anzulegende äußere Feld von Messung zu Messung sukzessive erhöht. So konnte man bei der jeweiligen Probentemperatur ein kritisches Magnetfeld BLawine relativ genau ermitteln (±0.15 mT), oberhalb dessen sich Lawinen ausbilden. In Abbildung 4.11a) ist dieses kritische Magnetfeld für verschiedene Proben in Abhängigkeit von der Probentemperatur T0 dargestellt. Man sieht deutlich, daß BLawine bei den durchgeführten Strichfokusmessungen mit zunehmender Probentemperatur ansteigt. Wie das kritische Magnetfeld im Falle der Punktfokusmessungen aussieht, werde ich in Kapitel 4.3.1 erläutern. Johansen et al. haben in MgB2 ebenfalls eine derartige Abhängigkeit in der Dendritenentstehung wie bei den Strichfokusmessungen gefunden, aber leider nur ein schematisches Phasendiagramm in [Joh01] angegeben. Anders als bei meiner Arbeit wurden bei ihnen die Lawinen nur durch schnelles Erhöhen des äußeren Feldes ausgelöst. Das von ihnen veröffentlichte schematische Phasendiagramm ist in Abbildung 4.11b) wiedergegeben. a) b) Abbildung 4.10.: Vergleich der beiden möglichen Eindringarten des Flusses: a) Eindringen in den Supraleiter mit homogener Flußfront (bei 10 K und 6.5 mT aufgenommen). b) Eindringen zusätzlich in Form von dendritenartigen Lawinen (bei 10 K und 32.2 mT aufgenommen). 4. Kapitel Versuchsergebnisse 43 Abbildung 4.11.: Phasendiagramme der Dendritenentstehung in YBa2 Cu3 O7−δ und MgB2 : a) Meßdaten von verschiedenen YBa2 Cu3 O7−δ -Proben aus Strichfokusmessungen zwischen 5 und 40 K. b) Schematisches Phasendiagramm der Dendritenentstehung in MgB2 [Joh01]. Oberhalb von 10 K konnten keine Lawinen ausgelöst werden. In [Joh01] und [Bol02] gingen die jeweiligen Autoren davon aus, daß sich oberhalb einer gewissen Temperatur, die deutlich kleiner als die kritische Temperatur Tc ist, keine Lawinen mehr auslösen lassen. Dies wird auch durch Messungen mit anderen Auslösemechanismen für die Lawinen, wie zum Beispiel mit dem Punktfokus (siehe Abschnitt 4.3.1), bestätigt. In der damals geltenden Annahme, die Lawinen würden nur entstehen, wenn der magnetische Feldgradient ∂B/∂x eine gewisse Größe übersteigt, schaute man sich nur die jeweils äußeren 2 mm des Strichfokus an, da der Feldgradient am Probenrand immer am größten ist. Die Folge war je nach Probe eine vermeintlich gemessene Grenztemperatur zwischen 35 und 40 K (siehe Abbildung 4.11). Nach Abschluß der Messungen zu diesem Phasendiagramm, bemerkte ich aber Aufnahmen, auf denen nur Lawinen in der Mitte des Strichfokus abgegangen waren, nicht aber am Rand. Dies steht im klaren Widerspruch zu obiger Annahme. Kontrollmessungen meinerseits lieferten dann neben der Erkenntnis, daß sich mit zunehmender Temperatur die Entstehungsorte der Lawinen vornehmlich ins Probeninnere verlagern, die Aufnahme 4.12, bei der eine Lawine in Probe 32 auch bei 50 K entstanden ist. Folglich sind die 40 K keinesfalls die Obergrenze der Lawinenentstehung bei Strichfokusmessungen. Auf Grund dieser Erkenntnis müßten ergänzende Messungen durchgeführt werden. Da aber die untersuchten Proben bis auf die Probe 32 nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form existieren, weil für die Messungen der kritischen Stromdichte die Proben mit Gold bedampft und strukturiert werden mußten (siehe unten), kann die Messung nicht vervollständigt und momentan keine (eventuelle) Temperaturobergrenze in YBa2 Cu3 O7−δ angegeben werden. Dennoch ist es möglich, aus den bisherigen Daten weitere Informationen zu ziehen. Bezieht man nämlich noch die supraleitenden Eigenschaften der YBa2 Cu3 O7−δ -Filme ein, indem man die kritischen Magnetfelder BLawine mit der kritischen Stromdichte skaliert und die Temperatur mit der kritischen Temperatur normiert, kann man die kritischen Magnetfelder von Filmen unterschiedlicher Dicke nahezu zur Deckung bringen. In Abbildung 4.13b) 44 4. Kapitel Versuchsergebnisse Abbildung 4.12.: Magnetooptisches Endzustandsbild bei 50 K und 32.2 mT: Trotz der hohen Probentemperatur ging in der Mitte eine Flußlawine ab. ist so ein reduziertes Phasendiagramm der Proben 30 und 31 dargestellt. Daß die Punkte nicht gänzlich zur Deckung kommen, liegt vermutlich daran, daß die kritische Stromdichte nur in einem zufälligen Bereich gemessen wurde. Bei den magnetooptischen Messungen entstehen jedoch die Lawinen an dem Punkt im Linienfokus, an dem die lokale kritische Stromdichte am geringsten ist. Somit kann es eine kleine Variation beim kritischen Magnetfeld von ±1 mT geben, wenn die Position des Linienfokus zwischen zwei Messungen nicht übereinstimmt. Zusätzlich wurden noch zum Vergleich Messungen von Johansen et al. einbezogen, die [Joh01] entnommen wurden. Die Daten passen sehr gut zu denen der YBa2 Cu3 O7−δ -Proben. Abbildung 4.13.: a) Mittels Vierpunktmessungen erhaltene kritische Stromdichten der Proben 30 und 31. b) Vergleich der kritischen Magnetfelder der Proben 30 und 31 sowie einer MgB2 -Probe aus [Joh01] in einem reduzierten Phasendiagramm. Die zur Skalierung notwendigen kritischen Stromdichten der Proben 30 und 31 (siehe Abbildung 4.13a) wurden durch eine elektrische Vierpunktmessung am Lehrstuhl von Prof. Dr. H. Kinder im Physik-Department E10 an der Technischen Universität München gewonnen. Dazu wurden die Proben, nach der magnetooptischen Untersuchung mit Gold zur elektrischen Kontaktierung bedampft und anschließend ein schmaler Steg 4. Kapitel Versuchsergebnisse 45 von 30 µm Breite in der Probenmitte strukturiert. Mit Hilfe des 5 µV/cm-Kriteriums5 wurden dann aus den Strom-Spannungs-Kennlinien die kritische Stromdichte jc bestimmt. Bei den übrigen Proben verlief solch eine Messung wegen zu hoher Kontaktwiderstände ohne Erfolg, so daß nur die Phasendiagramme von zwei Proben skaliert werden konnten. 4.3. Messungen mit Punktfokus in MgB2 und YBa2 Cu3 O7−δ 4.3.1. Das Phasendiagramm bei Punktfokusmessungen a) b) 0,5 mm Abbildung 4.14.: a) Nachdem die YBa2 Cu3 O7−δ -Probe im Nullfeld auf eine Temperatur von 10 K gekühlt und anschließend ein äußeres Feld von 15.2 mT angelegt wurde, wird ein künstlich erzeugter länglicher Defekt am Probenrand sichtbar. b) Obwohl der Defekt am Probenrand (Pfeil) mit einem fokussierten Laserpuls bestrahlt wurde, breitet sich vom innen liegenden Ende des Defektes eine magnetische Flusslawine in das Innere des YBa2 Cu3 O7−δ -Filmes aus [Bol02]. Wird die Probe mit einem zum Punkt fokussierten Laserpuls am Rand bestrahlt, so wird nicht, wie beim Linienfokus, innerhalb kurzer Zeit ein Magnetfeld angelegt, sondern es wird nur die kritische Stromverteilung gestört. Genau genommen muß der Laserpuls also nur auf eine Stelle fokussiert sein, an der die Abschirmströme groß genug sind. Dort ist auch die Feldüberhöhung am größten, wodurch besonders viel magnetischer Fluß in Bewegung gesetzt werden kann, was eine größtmögliche Energiedissipation zur Folge hat. Die Abschirmströme sind bei einem defektfreien Film auf Grund der Feldüberhöhung nur am Rand am größten. Bei einem länglichen Defekt, der vom Probenrand in Richtung Probenmitte verläuft, dringt nach Anlegen eines äußeren Feldes Fluß ein und die Abschirmströme verlaufen um den Defekt herum [Sch94]. Dadurch ist die Magnetfelddichte in diesem Defekt am größten. Erstaunlich ist nur, daß es unerheblich ist, auf welche Stelle des Defekts der Laserpuls fokussiert wird. Die Lawine entsteht immer am inneren Ende des Defekts (siehe Abbildung 4.14). Dies deutet darauf hin, daß letzten Endes nicht die Temperatur5 Da es keine scharfe Grenze gibt, wird üblicherweise das E-Feld, daß durch die Flußbewegung induziert wird, gemessen. Erreicht dieses einen Wert von 5 µV/cm, wird nach Konvention der Betrag des Transportstromes geteilt durch dir Querschnittsfläche des Steges als kritische Stromdichte genommen. 46 4. Kapitel Versuchsergebnisse erhöhung durch den Laserpuls die primäre Ursache der Lawinenentstehung ist. Die Größe der Störung hängt demnach maßgeblich von der Flußdichte und damit vom äusseren Magnetfeld ab [Min96a]. Auch hier kann man, nachdem die Probe zuvor im Nullfeld gekühlt wurde, durch sukzessives Erhöhen des Magnetfelds vor der Bestrahlung einen kritischen Wert BLawine relativ genau (±0.15 mT) ermitteln, bei dem die Abschirmung nicht mehr gewährleistet ist und eine Lawine abgeht. Unterhalb von BLawine füllt sich nur der Spot mit magnetischem Fluß. In Abbildung 4.16 ist zum Vergleich in einem Diagramm das kritische Magnetfeld einer Probe für Strichfokusmessungen und Punktfokusmessungen dargestellt. Auffällig ist vor allem, daß bei Bestrahlung mit dem Laserspot schon ein kleineres Magnetfeld zur Auslösung der Lawinen ausreicht. Dies ist dadurch zu erklären, daß beim Punktfokus eine Instabilität gezielt in der Stromverteilung erzeugt wird. Beim Strichfokus hingegen verursacht die eindringende Flußfront die Instabilität. Vermutlich ist deswegen auch keine Probentemperaturabhängigkeit im kritischen Feld des Punktfokus zu erkennen. 0,5 mm Abbildung 4.15.: Magnetooptisches Bild einer Flußlawine, die bei 10 K und 17.3 mT mit einem Laserspot (Pfeil) in YBa2 Cu3 O7−δ ausgelöst wurde [Bol02]. Abbildung 4.16.: Vergleich der Phasendiagramme, die an Probe 33 mit Punkt- und mit Strichfokus gemessen wurden. Führt man entsprechende Messungen in MgB2 durch und vergleicht die Daten mit denen der YBa2 Cu3 O7−δ -Probe, so fällt sofort, neben der Bestätigung der Temperaturunabhängigkeit, das sehr viel geringere Magnetfeld auf, das zur Auslösung einer Lawine in MgB2 notwendig ist (siehe linke Abbildung in 4.17). Dies deutet auf eine sehr viel geringere Stabilität des Systems hin. Damit können auch die viel höheren Ausbreitungsgeschwindigkeiten der Lawinendendriten in MgB2 im Vergleich zu YBa2 Cu3 O7−δ , auf die ich im nächsten Abschnitt noch näher eingehen werde, erklärt werden. Da mir aber keine Messungen der kritischen Stromdichte jc der beiden Proben bei diesen Temperaturen zu Verfügung stehen, kann nicht ermittelt werden, ob eine ähnliche Skalierung, wie sie im reduzierten Phasendiagramm (Abbildung 4.13b) für die Strichfokusmessungen dargestellt ist, auch für die Punktfokusmessungen möglich ist. 4. Kapitel Versuchsergebnisse 47 Zusätzlich ist aus dem linken Diagramm in 4.17 ersichtlich, daß auch oberhalb der von Johansen et al. gefundene Grenztemperatur [Joh01] von 10 K noch Lawinen erzeugt werden können. Der Grund für die Diskrepanz wird wohl in der Methode, mit der die Lawinen ausgelöst wurden, liegen. Die gezielte Störung der Abschirmströme durch einen fokussierten fs-Laserspot ist somit wohl groß genug, daß es auch noch zwischen 10 und 15 K zur Lawinenentstehung kommen kann. Desweiteren konnte bei diesen Messungen auch eine Grenztemperatur in YBa2 Cu3 O7−δ von 35 K gefunden werden. Dabei handelt es sich sicher nicht wie bei den Strichfokusmessungen um ein Artefakt durch einen zu kleinen Ausschnitt, der betrachtet wurde, da hier der exakte Ort, an dem die Lawine abgehen soll, gezielt erzeugt wird und somit keine Lawine an einem anderen Ort bei eventuell höheren Temperaturen entstehen konnte. Normiert man die Temperatur der Phasendiagramme mit der jeweiligen kritischen Temperatur, so ist sowohl in YBa2 Cu3 O7−δ als auch in MgB2 zu sehen, daß oberhalb von 40 % der kritischen Temperatur keine Lawinen mehr entstehen. Dies deutet darauf hin, daß solch eine universelle Grenztemperatur auch bei den Phasendiagrammen der Strichfokusdaten existieren könnte. Ihr exakter Wert muß aber noch bestimmt werden. Abbildung 4.17.: Vergleich der Phasendiagramme mit Punktfokus der YBa2 Cu3 O7−δ -Probe 33 und der MgB2 -Probe. Links: Im Falle von MgB2 waren oberhalb von 15 K und im Falle von YBa2 Cu3 O7−δ oberhalb von 35 K keine Lawinen mehr zu beobachten. Rechts: Normiert man die Temperaturen mit den jeweiligen kritischen Temperaturen, fällt auf, daß in beiden Fällen oberhalb von ca. 40 % der kritischen Temperatur keine Dendriten mehr entstehen. 4.3.2. Flußlawinen in MgB2 Bei den Messungen zur Flußdynamik der Lawinen in MgB2 , trat das Problem auf, daß das Al2 O3 -Substrat auf der Rückseite nicht poliert ist. Dies hatte zur Folge, daß der Laserpuls nicht gut zu fokussieren war, da er beim Übergang in das Substrat an der unpolierten Rückseite zu sehr gestreut wurde. Deshalb waren keine Strichfokusmessungen an dieser Probe möglich. Bei den Punktfokusmessungen wurden die Abschirmströme zwar ebenfalls 48 4. Kapitel Versuchsergebnisse Abbildung 4.18.: Magnetooptische Aufnahme von Flußlawinen in MgB2 : Die gezackte Linie ist eine Domänenwand im Eisengranatfilm. nicht nur an einem Punkt gestört, sondern in einer entsprechend größeren Fläche, da aber die größte Störung im Maximum der Feldüberhöhung, also bei defektfreien Filmen am Rand (siehe vorheriger Abschnitt), geschieht und die Energiedichte der Laserpulse trotz Streuung zur Störung ausreichte, konnten mit der Punktfokussierung dennoch Daten zur dendritischen Flußdynamik in MgB2 gewonnen werden. Dazu wurden wieder mit der Pump-Probe-Technik zu bestimmten Zeiten Momentaufnahmen der sich ausbreitenden Dendriten gewonnen (siehe Abbildung 4.18). Anschließend wurden die Längen der Dendriten vom Probenrand aus gemessen. Trägt man die Längen der Dendriten bei gleichem äußeren Magnetfeld von 4.55 mT aber drei verschiedenen Temperaturen (6, 10 und 14 K) über der Zeit auf (siehe Abbildung 4.19), so erkennt man, daß die Temperatur offensichtlich keinen Einfluß auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Dendriten hat. Auch eine Temperaturabhängigkeit der Endzustände ist nicht gegeben. Dies stimmt mit vergleichbaren Messungen in YBa2 Cu3 O7−δ -Filmen überein [Bol02]. 900 800 700 600 s [ µm ] Abbildung 4.19.: Dendritenlängen s in Abhängigkeit von der Zeit t bei gleichem äußeren Magnetfeld jedoch für drei verschiedene Temperaturen mit ihren Endzuständen: Eine Temperaturabhängigkeit scheint es weder bei den zeitaufgelösten Daten noch bei den Endzuständen zu geben. B = 4.55 mT 500 T= 6K zeitaufgelöst Endzustand T = 10 K zeitaufgelöst Endzustand T = 14 K zeitaufgelöst Endzustand 400 300 200 100 0 0 2 4 6 8 10 12 t [ ns ] Desweiteren fällt auf, daß sich die Dendriten mit nahezu konstanter Geschwindigkeit ins Probeninnere ausbreiten. Auch in YBa2 Cu3 O7−δ wurde dieser Sachverhalt schon gemessen (siehe Abbildung 4.20) [Bol02]. Bemerkenswert ist dabei, daß die Ausbreitungsgeschwin- 4. Kapitel Versuchsergebnisse 49 digkeiten in MgB2 um ein Vielfaches höher sind als die in YBa2 Cu3 O7−δ . Bei den äußeren Parametern der Messungen zu Abbildung 4.19 sind die Dendriten in MgB2 schon nach 6 ns genauso weit ins Innere der Probe vorgedrungen, wie sie es in YBa2 Cu3 O7−δ erst nach 20 ns bei ungefähr vierfachem Magnetfeld sind. (Auf diese Abhängigkeit werde ich gleich noch näher eingehen.) Dies alles verstärkt den Eindruck, den man auch schon beim Phasendiagramm in Abschnitt 4.3.1 erhalten hat, daß MgB2 im Vergleich zu YBa2 Cu3 O7−δ das sehr viel instabilere System ist. Betrachtet man das Eindringverhalten bei veränderlichem Magnetfeld, so bemerkt man eine Abhängigkeit der Dendritenlängen und damit ihrer Ausbreitungsgeschwindigkeit vom Magnetfeld. In Abbildung 4.21a) sind ebenfalls die Dendritenlängen in MgB2 über der Zeit aufgetragen. Diesmal jedoch bei einer Temperatur von 10 K aber drei verschiedenen äußeren Magnetfeldern (3.26, 4.55 und 5.85 mT). Man erkennt deutlich, daß die Dendriten immer schneller ins Probeninnere wachsen, je höher das an die Probe angelegte Magnetfeld ist. In Abbildung 4.21b) sind nochmals zur Verdeutlichung die Steigungen der angepaßten Geraden aus Abbildung 4.21a) als Ausbreitungsgeschwindigkeiten der Dendriten in Abhängigkeit vom äußeren Magnetfeld aufgetragen. Auch dieser Sachverhalt wurde bei Punktfokusmessungen in YBa2 Cu3 O7−δ bemerkt [Bol02]. Allerdings war eine solche Abhängigkeit der Dendritengeschwindigkeit nur in den ersten zehn Nanosekunden festzustellen. Bei größeren Zeiten breiteten sich dann die Lawinen in YBa2 Cu3 O7−δ mit geringerer aber ebenfalls konstanter Geschwindigkeit aus, die jedoch nicht mehr vom Magnetfeld abhing. Ein solcher Übergang in der Geschwindigkeit war in MgB2 schon auf Grund der Tatsache, daß nach zehn Nanosekunden der Endzustand schon längst erreicht war, aber auch zu einem früheren Zeitpunkt nicht zu entdecken. Wenn die Lawinen zum Stehen gekommen sind, sind ihre erreichten Längen ebenfalls vom Magnetfeld abhängig. Dies bestätigt wieder ähnliche Beobachtungen in YBa2 Cu3 O7−δ [Bol02]. Dort betrachtete der Autor allerdings die eingenommenen Flächen der Lawinen. Dies ist aber, da die Fläche der Lawine unmittelbar mit der Länge ihrer Dendriten zusammenhängt, dennoch mit meinen Messungen der Dendritenlängen vergleichbar. Abschließend läßt sich sagen, daß die Beobachtungen zur Dynamik des dendritenartigen Flußeindringens, die in YBa2 Cu3 O7−δ -Filmen angestellt wurden, ebenfalls auf die Flußlawinen in MgB2 -Filmen zutreffen. MgB2 ist aber das instabilere und damit, was die Abbildung 4.20.: Dendritenlänge s über der Zeit t in YBa2 Cu3 O7−δ bei 10 K und 17.3 mT [Bol02]. 50 4. Kapitel Versuchsergebnisse Abbildung 4.21.: a) Dendritenlänge s in Abhängigkeit von der Zeit t bei gleicher Temperatur jedoch für drei verschiedene äußere Magnetfelder mit ihren Endzuständen. b) Aus den Steigungen der Geraden in a gewonnene Geschwindigkeiten über dem äußeren Magnetfeld aufgetragen. Deutlich erkennt man sowohl in der Ausbreitungsgeschwindigkeit als auch in den Endzuständen eine Abhängigkeit vom Magnetfeld. Flußdynamik anbelangt, das schnellere System. Um also auf die technischen Anwendungsmöglichkeiten zurückzukommen, die in der Einleitung dieser Arbeit erwähnt wurden, wäre YBa2 Cu3 O7−δ eher für HF-Bauteile im Mobilfunk und der Satellitenkommunikation das geeignete Material, wohingegen sich MgB2 sehr gut für schnelle Strombegrenzer eignen würde. 5. Zusammenfassung und Ausblick Mit einem magnetooptischen Versuchsaufbau wurde in dieser Diplomarbeit die magnetische Flußdynamik in epitaktisch aufgewachsenen, c-Achsen orientierten YBa2 Cu3 O7−δ und MgB2 -Filmen gemessen und die Ergebnisse diskutiert. Dabei wurde auf die dendritenartigen, magnetischen Flußlawinen ein besonderes Augenmerk gelegt. Diese werden durch eine Änderung des Magnetfeldes oder eine Störung der kritischen Stromverteilung, falls jene ein gewisses Maß überschreiten, ausgelöst. Im supraleitenden Film stellt sich dann nach einer gewissen Zeit eine neue metastabile, dendritenförmige Flußverteilung ein. Durch die zum Einsatz kommende Pump-Probe-Technik ist es möglich, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine magnetooptische Momentaufnahme des noch in Ausbreitung begriffenen magnetischen Flusses zu erhalten. Dazu wird ein Laserpuls mit einer Pulsdauer von 150 fs an einem Strahlteiler in zwei Teilpulse aufgeteilt. Mit einem der beiden Teilpulse wird, da er den supraleitenden Film erwärmt, die kritische Stromverteilung gestört, wohingegen mit dem anderen nach einer bestimmten Verzögerungszeit die Probe beleuchtet und so ein magnetooptisches Abbild der momentanen Flußverteilung gewonnen wird. In dieser Arbeit wurden auch die Kriterien, die zur Auslösung solcher Flußlawinen erfüllt sein müssen, genauer untersucht. Dabei ist zu unterscheiden, auf welche Weise der eine Laserteilpuls, der die kritische Stromverteilung stört, auf den supraleitenden Film fokussiert ist. Zum einen kann dies durch eine Zylinderlinse geschehen, wodurch der Puls auf eine 50 µm breite Linie fokussiert wird, zum anderen durch eine normale Linse, die den Puls auf einen Punkt vergleichbaren Durchmessers fokussiert. Im Falle des Linienfokus wird die kritische Stromverteilung derart gestört, daß die Probe quasi in zwei neue rechteckige Proben geteilt wird, an deren neuentstandener Seite innerhalb weniger Nanosekunden ein Magnetfeld angelegt wird, da das angelegte äußere Magnetfeld entlang der warmen Fokuslinie in die Probe eindringt. Anhand eines Modells wurden dazu die Vorgänge in der supraleitenden Probe vom Zeitpunkt deren Erwärmung durch den Laserpuls an diskutiert. Die Dynamik des Magnetflusses in dieser warmen Linie wurde auf Abhängigkeiten von der Anfangstemperatur der Probe T0 und dem äußeren Magnetfeld in dieser Arbeit untersucht. Dabei konnten einige Indizien angeführt werden, die die Vermutung zulassen, daß die schon aus früheren Arbeiten bekannte Schwelltemperatur, auf die die Linie durch den Laserpuls geheizt werden muß, damit magnetischer Fluß entlang des Strichfokus eindringen kann, mit der kritischen Temperatur Tc des Materials identisch ist. Zur Entstehung der magnetischen Flußlawinen, die dann senkrecht von den neuen Probenkanten in die rechteckigen Probenhälften laufen, ist ein äußeres Magnetfeld einer gewissen, probenspezifischen Stärke erforderlich, das mit steigender Probentemperatur zunimmt. Durch Normieren der Probentemperatur mit der kritischen Temperatur der Probe und zusätzliches Skalieren des kritischen Magnetfeldes mit der kritischen Stromdichte konnte aber 51 52 5. Kapitel Zusammenfassung und Ausblick ein für alle Proben geltendes, universelles Kriterium zur Auslösung der Lawinen angegeben werden. Im Falle des Punktfokus ist ebenfalls ein kritisches Magnetfeld BLawine zur Auslösung der Lawinen erforderlich. In vergleichenden Messungen an YBa2 Cu3 O7−δ und MgB2 wurde gezeigt, daß dieses in MgB2 deutlich geringer, aber in beiden Materialien bis zu einer Grenztemperatur, die 40% der kritischen Tempertur entspricht, konstant ist. Oberhalb der Grenztemperatur von 0.4 Tc können keine Lawinen mehr entstehen. Desweiteren wurde in dieser Arbeit erstmals die Dynamik der Flußlawinen in MgB2 untersucht und mit früheren Messungen in YBa2 Cu3 O7−δ verglichen. Abgesehen von den vielfach höheren Ausbreitungsgeschwindigkeiten der Lawinen in MgB2 , was zusammen mit dem sehr viel geringeren kritischen Magnetfeld BLawine auf eine deutlich geringere Stabilität von MgB2 schließen läßt, konnten die in YBa2 Cu3 O7−δ gemessenen Abhängigkeiten in MgB2 bestätigt werden. So wurde in dieser Arbeit die Abhängigkeit der zeitlich nahezu konstanten Ausbreitungsgeschwindigkeit vom Magnetfeld ebenso gezeigt, wie deren Unabhängigkeit von der Probentemperatur. Auch wurde eine Proportionalität der Dendritenlängen in den Endzuständen zum Magnetfeld offenbar. Künftige Experimente könnten dazu beitragen, daß die Vermutung bestätigt wird, die in der Fokuslinie zu erreichende Schwelltemperatur sei gleich der kritischen Temperatur. Auch sollten die Strichfokusmessungen zum kritischen Magnetfeld BLawine bezüglich der Frage weitergeführt werden, ob es überhaupt wie bei den Punktfokusmessungen eine Grenztemperatur gibt, ab der keine Lawinen mehr entstehen können. Ebenso interessant wäre es zu untersuchen, ob durch eine geeignete Beschichtung der Probe Lawinen unterbunden werden können. Dadurch könnte geklärt werden, ob die theoretische Vorstellung der Lawinenentstehung in Abhängigkeit von der magnetischen und thermischen Diffusion richtig ist. Um überhaupt eine umfassende Theorie der Vorgänge der magnetischen Flußdynamik in Supraleitern zu entwickeln, wären weitere Untersuchungen der Flußdynamik in anderen supraleitenden Systemen mit Sicherheit sehr hilfreich. A. Justage des fs-Pulsverstärkers (TSA) Bevor ich mit der eigentlichen Anleitung zur Justage des fs-Pulsverstärkers beginne, seien hier noch eine Reihe wichtiger Hinweise und Vorsichtsmaßregeln angegeben, die genau durchgelesen und befolgt werden müssen. Die für die Justage des Verstärkers benötigten Werkzeuge und Hilfsmittel liegen im Verstärkerkasten oder im zum System gehörenden Rollwagen. Sie dürfen auf gar keinen Fall entliehen werden! Desweiteren müssen bei der Justage unbedingt einige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört, daß eine Laborbrille getragen werden muß, da die Goldgitter des Stretchers und des Kompressors extrem empfindlich gegen Wasser sind und die Tränenflüssigkeit, die beim Blinzeln aus dem Auge spritzen kann, schon vollkommen zur Zerstörung der Gitter ausreicht. Falls man den Verstärker zu zweit justieren will und dabei gesprochen wird, ist es erforderlich, einen Mundschutz zu tragen. Aus dem gleichen Grund darf man auf gar keinen Fall auf die Goldgitter oder den Spiegel fassen, keinesfalls mit Handschuhen und erst recht nicht ohne. Die Reinigung der optischen Komponenten darf nur mit Druckluft aus Dosen erfolgen. Die übrigen Spiegel können wie üblich mit Linsenpapier und Ethanol gereinigt werden. Wenn die Gitter ausgebaut werden, muß darauf geachtet werden, daß der Seed-Shutter geschlossen ist und der Puls-YAG auf extern steht. Auch darf die Reihenfolge der Gitter nicht verändert werden, das bedeutet, daß das Gitter für den Stretcher das Gitter für den Stretcher bleiben muß. Auch darf man nie in den Strahlengang fassen, schon gar nicht in den des Stretchers, da dabei das Spektrum abgeschnitten wird, und so ein cw-Durchbruch passieren kann. Ein solcher cw-Durchbruch ist unter allen Umständen zu vermeiden, da bei ihm so hohe Feldstärken auftreten können, daß das Gitter oder der Ti:Saphir-Kristall irreparabel beschädigt werden können, was sehr teure Reparaturen nach sich ziehen kann. Insofern sollte man auch vor jedem Seed-Shutter-Öffnen kontrollieren, ob der Tsunami pulst. Diese Vorsichtsmaßnahmen sind unbedingt einzuhalten und werden evtl. nochmal an den entsprechenden Stellen wiederholt. Für die anderen Komponenten des System (Tsunami, Millennia, Quanta-Ray) enthalten die jeweiligen Hand- und Laborbücher genügend Informationen, so daß man mit diesen zurecht kommen müßte. • Wenn der Tsunami auf der richtigen Wellenlänge pulst (λ ≈ 800 nm, ∆λ = 8..12 nm) und der Puls-YAG auf extern ist, den Seed-Shutter öffnen, indem man den linken Stift nach unten gedrückt hält und den rechten zur Arretierung ebenfalls nach unten drückt. Dann den keilförmigen Strahlteiler S1 (siehe Abbildung A.1) mit den Inbusschraubenziehern, die im Kasten liegen, so einstellen, daß der Reflex auf der 53 90°-S(a) P4 P3 90°S(b) GRG G L3 Periskop S8 S1 0 L2 PS 5 L1 P5 VerstärkerKristall Brewsterfenster Pockelszelle 2 CP2 CS2 PS CP1 Pockelszelle 1 3 PS CS1 Periskop 1 PS PS 2 BS Periskop NachverstärkerKristall S9 S7 4 Pump-Shutter FrequenzVerdoppler Strechtcher essor r Komp Fotodiode Ausgangs-Shutter rso es n r p m itte Ko schl S6 S 54 90°-S(c) 1 S1 Puls-YAG P1 S2 S3 P2 optischer Isolator S5 ONE WAY Abbildung A.1.: Verstärker des fs-Lasersystems (TSA): Schematischer Aufbau S1 Millennia Seed-Shutter S4 Anhang A: Justage des fs-Pulsverstärkers (TSA) Tsunami Anhang A: Justage des fs-Pulsverstärkers (TSA) 55 Irisblende P1 mittig justiert ist, wobei die Kontrolle mit einem Infrarotviewer geschieht. Danach Spiegel S2 justieren, so daß der Reflex auf Irisblende P2 mittig ist. Nun den Seed-Shutter schließen, indem man wieder den linken Stab nach unten gedrückt hält und den rechten nach oben zieht. Dies kann ein bißchen schwer gehen, aber mit ein wenig Gewackel am rechten Stab sollte es gehen. • Die beiden Schrauben am Gitterhalter rausschrauben, den Halter wegnehmen und hinten an die Wand setzen. Bei der Demontage des Halters darauf achten, daß der Seed-Shutter zu ist, und auf gar keinen Fall auf die Gitter fassen. Auch auf die Reihenfolge der Gitter achten. • Die lose Irisblende, die im Verstärkerkasten liegt, in den Postholder für P3 rechts neben dem Spiegel 90◦ -S(a) stecken und den Seed-Shutter wieder öffnen. Mit dem Spiegel S3 den Reflex mittig auf die Irisblende P3 justieren. Die Irisblende aus P3 entfernen und in den Postholder für P4 links neben dem Spiegel S11 stecken. Den Reflex mit dem Spiegel S4 mittig auf P4 justieren und anschließend wieder bei P3 kontrollieren, ob auch dort der Laserstrahl mittig durchgeht. Falls dies nicht der Fall ist, wieder über Spiegel S3 nachjustieren. Erst wenn der Laserstrahl mittig sowohl durch P3 als auch durch P4 geht, mit dem nächsten Punkt fortfahren. • Die Irisblende wieder entfernen und in den Kasten legen. Den Seed-Shutter schließen, den Gitterhalter aufsetzen und festschrauben. Den Seed-Shutter wieder öffnen und kontrollieren, ob das Strichmuster auf dem Goldspiegel GS horizontal mittig ist. Gegebenenfalls den gesamten Gitterhalter auf seinem Drehteller entsprechend drehen. Bevor jetzt mit der Justage fortgefahren wird, sollte man mit einem Infrarotviewer kontrollieren, wie man die Hand beim Verstellen der Schrauben an Spiegel S6 halten muß, ohne daß man in den Strahlengang des Stretchers kommt, um ein Abschneiden des Spektrums zu vermeiden. • Mit Spiegel S6 Strahl mittig auf Irisblende CP1 justieren und mit Spiegel S7 mittig auf Irisblende CP2. Dabei ist es egal, ob der Reflex mittig auf dem Kristall ist. Auch hier ist erst mit der Justage fortzufahren, wenn der Strahl zentral durch beide Blenden in der Cavity läuft. Nachdem nun der Seed-Strahl in die Cavity eingekoppelt ist, muß das gleiche für den Pump-Strahl geschehen. • Den Seed-Shutter schließen und den lose im Kasten liegenden Beam-Dump mit der Schraube rechts neben Spiegel PS5 installieren. Mit Puls-YAG im Long-Pulse-Mode kontrollieren, ob der Strahl auch gut den Beam-Dump trifft. Jetzt den Puls-YAG auf Q-Switch stellen, die Schaltzeit der zweiten Pockelszelle so einstellen, daß man 56 Anhang A: Justage des fs-Pulsverstärkers (TSA) auf dem Oszi den gesamten YAG-Puls sieht, und durch Verdrehen des Frequenzverdopplers in seiner Längsachse den Puls so früh wie möglich von der Photodiode detektieren lassen. Dies kontrolliert man am Oszilloskop unter dem Tisch. • Das gleiche dann mit der Einstellschraube am Frequenzverdoppler versuchen, so daß der Puls noch früher detektiert wird. • Im Long-Pulse-Mode mit Spiegel PS1 und PS3 den Pump-Strahl so justieren, daß er zentral auf den Ti:Saphir-Kristall kommt und daß das reflektierte Licht die kleine ablatierte Stelle an der Innenseite der Vorderwand des Verstärkerkastens, und das transmittierte Licht die ablatierte Stelle auf der Irisblende CP1 trifft. Dies kann am besten durch Beamwalking geschehen. Das heißt, daß man erst die Schraube für den Horizontalwinkel des einen Spiegels verdreht und mit der Schraube für die gleiche Richtung des anderen Spiegels kompensiert. Anschließend macht man dann das gleiche für die vertikale Richtung der beiden Spiegel. Den Spiegel PS1 kann man nicht mit den normalen Justierschrauben für die übrigen Spiegel justieren, da man sonst die Finger immer im Strahl hat. Deswegen muß dies mit einem der Inbusschlüssel für den fs-Laser, die im Rolli liegen, gemacht werden. Auch sollte man sich genau anschauen, wann man mit dem Stiel des Inbusschlüssels in den Strahl kommt, da im nächsten Schritt der Laser auf Q-Switch gestellt werden muß und so zuviel Streulicht entstehen würde, wenn der Strahl den Schlüssel trifft. • Den Puls-YAG in den Q-Switch-Mode schalten und mit Beamwalking mit den Spiegeln PS1 und PS3 den Puls wieder so früh wie möglich einstellen. Auch das ist über das Oszi zu verfolgen. Ausgang der Fotodiode [ V ] • Nach der Kontrolle, ob der Tsunami auch weiterhin gut läuft, den Seed-Shutter öffnen und im vollem Lauf, also mit dem Puls-YAG auf Q-Switch, müßte auf dem Oszi eine Funktion wie in Abbildung A.2 zu sehen sein. 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 100 200 300 400 500 600 Zeit [ ns ] Abbildung A.2.: Zeitlicher Verlauf der Energie eines Pulses im Resonator des Verstärkers ohne Pulsauskopplung. Anhang A: Justage des fs-Pulsverstärkers (TSA) 57 • Nun noch Beamwalking mit den Spiegeln S6 und S7 machen, um den Seed-Strahl optimal einzukoppeln. Da jedoch zwischen den Spiegeln ein Periskop ist, muß man gleichzeitig zur Horizontaljustierung von Aber Vorsicht: S6 den Spiegel S7 vertikal justieren und umgekehrt. Niemals das Spektrum durch irgendwelche Gegenstände abschneiden. • Nach dem gleichen Prinzip verfährt man nun in der Cavity, also mit den Spiegeln CS1 und CS2, und versucht auch damit die Pulszeit zu verbessern. Dies muß allerdings sehr vorsichtig geschehen, da der Strahl dabei sehr leicht aus der Cavity laufen kann. Wenn jedoch das gelaste Verstärkerlicht schon mittig durch die erste Pockelszelle und die Blende CS1 läuft, ist dieser Schritt eigentlich nicht mehr unbedingt nötig. Ausgang der Fotodiode [ V ] • Die zweite Pockelszelle so einstellen, daß der Strahl im Maximum der Peaks ausgekoppelt wird (siehe Abbildung A.3). Falls die Schaltzeit nicht gut ist (sie sollte zwischen 300 und 400 ns liegen), die beiden Strahlen nochmals nachjustieren und auch den Verlauf im Resonator optimieren. 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 100 200 300 400 500 600 Zeit [ ns ] Abbildung A.3.: Zeitlicher Verlauf eines Pulses im Resonator des Verstärkers bei Auskopplung des Pulses, sobald er sein Maximum erreicht hat. • Durch die Blende P5 die Nebenmaxima des ausgekoppelten Laserlichts abschneiden. • Den Beam-Dump links neben Spiegel PS5 entfernen. • Strahl vor Teleskop (Linse L2 und L3) auf Maximum justieren. Das bedeutet, daß man eine Karteikarte vor das Teleskop hält und durch Drehen am Spiedel S8 den Reflex so blau wie möglich macht. • Durch Drehen am Spiegel S9 den Strahl möglichst mittig durch das Teleskop laufen lassen. • Nun den Seed-Shutter zu machen und den Puls-YAG auf extern stellen. Den Gitterhalter entfernen und den Puls-YAG wieder auf Q-Switch schalten. 58 Anhang A: Justage des fs-Pulsverstärkers (TSA) Bei der Demontage des Halters darauf achten, daß der Seed-Shutter zu ist, und auf gar keinen Fall auf die Gitter fassen. Auch auf die Reihenfolge der Gitter achten. • Die lose Irisblende in den Postholder P4 stecken und mit Spiegel S10 den Strahl mittig darauf einstellen. Dann die Irisblende in den Postholder für P3 stecken und mit dem Spiegel S11 ebenfalls den Strahl mittig auf die Blende einstellen. Dies wird solange wiederholt, bis der Strahl mittig durch die Irisblende in beiden Positionen läuft. • Den Puls-YAG auf extern stellen, den Gitterhalter wieder festschrauben und über das Linienmuster auf dem Goldspiegel GS ausrichten. • Puls-YAG auf Q-Switch stellen und Seed-Shutter öffnen. Der Strahl müßte jetzt knapp über Spiegel S11 zum Ausgangs-Shutter laufen, ohne daß er durch die Spiegelkante abgeschnitten wird. Dies kontrolliert man am besten wieder mit einer Karteikarte, die man senkrecht in den Strahl hält. Wird der Puls jedoch abgeschnitten, dreht man an der Vertikalschraube des Spiegels S11 bis er knapp, aber komplett, über den Spiegel geht. • Den Puls-YAG auf extern stellen, die Schraube am Kompressorschlitten zur Grobeinstellung lösen und den Puls-YAG wieder auf Q-Switch stellen. Dann stellt man hinter den Ausgangs-Shutter einen Plexiglasblock, hält noch ein Blatt Papier dahinter und öffnet den Ausgangs-Shutter. Den Kompressorschlitten mit der Hand solange verschieben, bis auf dem Blatt Papier möglichst viele weiße Flecken erscheinen. Den Ausgangs-Shutter wieder schließen, den Puls-YAG auf extern stellen und die Schraube am Kompressorschlitten festdrehen. Nun stellt man den Puls-YAG wieder auf Q-Switch, öffnet den Ausgangs-Shutter und justiert über die Schrittmotorsteuerung des Kompressors diesen so, daß man ins Maximum der Weißlichterzeugung kommt. • Den Ausgangs-Shutter schließen und einen Fieldmaster im Strahl außerhalb des Verstärkers installieren. Nun den Ausgangs-Shutter wieder öffenen und durch Drehen der Schrauben am Spiegel S8 die Energie pro Puls optimieren. Für gewöhnlich sollte sie so zwischen 3 und 4 mJ liegen. B. Geräte des Versuchsaufbaus Komponente Firma Bezeichnung Ti:Saphir-Lasersystem Kryostat Temperaturkontroller Drehschieberpumpe Turbomolekularpumpe Stromquelle Magneten slow-scan-Kamera Energiemessgeräte Kaltlichtquelle Verschiebetisch Mikrobanksystem Achromate Polarisator Strahlteiler Substrate Spectra-Physics Oxford Oxford AEG Leybold Hewlett Packard Bruker Photometrics LTD Coherent Schott Owis Linos Linos und Owis Alphalas Linos CrysTec System TSA ITC503 AMEB 71 Turbovac 150CSV HP6674A Star I KL 1500 electronics Glan-Taylor Prisma Tabelle B.1.: Liste der im Versuchsaufbau verwendeten Geräte und Komponenten 59 Symbole In der folgenden Tabelle werden häufiger gebrauchte Symbole dargestellt. Symbol A B Bc Bc1 , Bc2 BLawine C cp d E EP uls e Ff f FL Fp H h = h/2π I(x, y) J j jc j⊥ kF M Mz m m⊥ m∗ m∗c , m∗ab ns p ∆Q q SrTiO3 RVakuum YBa Cu3 O7−δ 2 RSrTiO 3 60 Beschreibung Fläche magnetische Flußdichte kritisches Magnetfeld eines Supraleiter erster Art kritische Magnetfelder eines Supraleiter zweiter Art kritisches Magnetfeldstärke, oberhalb der Flußlawinen enstehen Wärmekapazität spezifische Wärmekapazität Schichtdicke, bzw. vom Licht im Medium zurückgelegte Strecke elektrische Feldstärke Energiedichte des Laserpulses Elementarladung viskose Reibungskraft bei flux flow Lorentzkraft Pinningkraft magnetische Feldstärke Plancksches Wirkungsquantum Plancksches Wirkungsquantum Intensitätsverteilung auf dem CCD-Chip Sheet current Stromdichte kritische Stromdichte Komponente der Stromdichte senkrecht zur Fluß dichte B Fermivektor Magnetisierung Komponente der Magnetisierung parallel zur Lichtausbreitung Masse Entmagnetisierungsfaktor effektive Masse der supraleitenden Ladungsträger effektive Masse der supraleitenden Ladungsträger bezüglich des Kristallgitters Dichte der supraleitenden Ladungsträger Druck zugeführte Wärmemenge Ladung Reflexionskoeffizient beim Übergang vom Vakkum nach SrTiO3 Reflexionskoeffizient beim Übergang von SrTiO3 nach YBa2 Cu3 O7−δ Einheit Kapitel m2 T T T T 2.3 2.1.1 2.1.2 2.1.2 4.2.2 J/K J/kg · K m 2.1.5 2.1.5 2.1.4 V/m J/m2 C N N N A/m 6.63 · 10−34 Js 1.055 · 10−34 Js willk. Einh. A/m A/m2 A/m2 A/m2 2.1.1 2.3 2.1.1 2.1.4 2.1.2 2.1.2 2.1.1 2.1.2 4.2.1 2.2.2 2.1.3 2.1.1 2.1.1 2.1.4 1/m A/m A/m 4.2.1 2.2.1 2.2.1 kg 2.3 2.1.3 2.1.1 3.5 kg kg 1/m3 bar J C 2.1.1 2.1.1 2.3 2.1.1 2.3 2.3 Symbole Symbol s T Tc T0 T̂ tm tth U0 V V v vF 1/α γ 2∆ η κ κth Λ λ λL λcL , λab L µ0 ν ξ ξc , ξab ρ ρf f ρn σ τL ΦF Φ0 Ψ 61 Beschreibung gemessene Eindringtiefe des magnetischen Flusses in den Supraleiter Temperatur kritische Temperatur eines Supraleiters Starttemperatur vor Erwärmung durch Laserpuls durch Laserpuls erreichte Endtemperatur magnetische Diffusionszeit thermische Diffusionszeit Barriere des Pinningpotentials Volumen Verdetsche Konstante Geschwindigkeit Fermigeschwindigkeit optische Eindringtiefe Anisotropiefaktor Bindungsenergie der Cooperpaare Viskosität Ginzburg-Landau-Parameter Wärmeleitfähigkeit materialabhängige Größe in der Ginsburg-LandauTheorie Wellenlänge des Lichts Londonsche Eindringtiefe Londonsche Eindringtiefe parallel zur c-Achse, bzw. ab-Ebene des Kristallgitters magnetische Feldkonstante Frequenz des Lichts Kohärenzlänge Kohärenzlänge parallel zur c-Achse, bzw. ab-Ebene des Kristallgitters Massendichte elektrischer Widerstand bei flux flow elektrischer Widerstand im normalleitenden Zustand elektrische Leitfähigkeit Verhältnis zwischen tm und tth Winkel der Faraday-Drehung Fluxoid Ordnungsparameter in der Ginsburg-Landau-Theorie Einheit Kapitel mm 4.2.1 K K K K s s J m3 1/T · m m/s m/s m J/K V · s · m/A 2.1.1 2.1.1 2.3 2.3 2.1.5 2.1.5 2.1.4 2.3 2.2.1 2.1.4 4.2.1 2.3 3.5 2.1.1 2.1.4 2.1.2 2.1.5 2.1.1 m m m 2.3 2.1.1 3.5 1.257 · 10−6 Vs/Am Hz m m 2.1.1 2.3 2.1.1 3.5 kg/m3 Ω Ω 1/Ω 2.3 2.1.4 2.1.4 2.1.5 2.1.5 2.2.1 2.1.2 2.1.1 J kg/m · s ◦ 2.068 · 10−15 Wb Literaturverzeichnis [Abr57] A. A. Abrikosov. Zh. Eksp. Teor. Fiz. 32 (1957) 1442. [And62] P. W. Anderson. Theory of Flux Creep in Hard Superconductors. Phys. Rev. Lett. 9 (1962) 309. [And64] P. W. Anderson and Y. B. Kim. Hard Superconductivity: Theory of the Motion of Abrikosov Flux Lines. Rev. Mod. Phys. 36 (1964) 39. [Ara01] I. Aranson, A. Gurevich and V. Vinokur. Vortex Avalanche and Magnetic Flux Fragmentation in Superconductors. Phys. Rev. Lett. 87 (2001) 67003. [Asp89] D. E. Aspnes and M. K. Kelly. Optical Properties of High-Tc Superconductors. IEEE J. Quantum Electron 25 (1989) 2378. [Bar57] J. Bardeen, L. N. Cooper and J. R Schrieffer. Microscopic Theory of Superconductivity. Phys. Rev. 106 (1957) 162. [Bar65] J. Bardeen and M. J. Stephen. Theory of the Motion of Vortices in Superconductors. Phys. Rev. 140 (1965) A1197. [Bas97] F. Bass, B. Ya. Shapiro and M. Shvartser. Dynamical Instability of the Fux Front in Type-II Superconductors. Europhys. Lett. 39 (1997) 551. [Baz96] M. Baziljevich, T. H. Johansen, H. Bratsberg, Y. Shen and P. Vase. Magneto-Optic Observation of Anomalous Meissner Current Flow in Superconducting Thin Films with Slits. Appl. Phys. Lett. 69 (1996) 3590. [Bea62] C. P. Bean. Magnetization of Hard Superconductors. Phys. Rev. Lett. 8 (1962) 250. [Bea64] Charles P. Bean. Magnetization of High-Field Superconductors. Rev. Mod. Phys. January (1964) 31. [Bed86] J. G. Bednorz and K. A. Müller. Possible High Tc Superconductivity in the Ba-La-Cu-O System. Z. Phys. B 64 (1986) 189. [Ber94] P. Berberich, B. Utz, W. Prusseit and H. Kinder. Homogeneous High Quality YBa2 Cu3 O7 Films on 3” and 4” Substrates. Physica C 219 (1994) 497. [Bes95] V. G. Bessergenev, Yu A. Kovalevskaya, V. N. Naumov and G. I. Frolova. Elektron and Phonon Characteristics of YB2 C3 O7−δ . Physica C 245 (1995) 36. [Bol02] U. Bolz. Magnetooptische Untersuchungen der Flussdynamik in YBCO-Filmen auf ultrakurzen Zeitskalen. Dissertation Universität Konstanz (2002). [Bra92] E. H. Brandt. Elastic Energy, Thermal Fluctuation, and Depinning of the Vortex Lattice in High-Tc Superconductors. Supercond. Science and Technol. 5 (1992) 25. 62 Literaturverzeichnis 63 [Bra93a] E. H. Brandt and M. Indenbom. Type-II-Superconductor Strip with Current in a Perpendicular Magnetic Field. Phys. Rev. B 48 (1993) 12893. [Bra93b] E. H. Brandt, M. Indenbom and A. Forkl. Type-II Superconducting Strip in Perpendicular Magnetic Field. Europhys. Lett. 22 (1993) 735. [Brü92a] P. Brüll. Ortsaufgelöste Magnetisierungsmessungen an Hochtemperatur-Supraleitern. Dissertation Universität Konstanz (1992). [Brü92b] P. Brüll, R. Steinke, P. Leiderer, J. Schubert, W. Zander and B. Strizker. Influence of a protective coating on the aging of epitaxial YBa2 Cu3 O7−x films. Supercond. Sci. Technol. 5 (1992) 299. [Buc93] W. Buckel. Supraleitung, Grundlagen und Anwendungen. VCH Verlagsgesellschaft mbH 5th edition (1993). [Buj93] V. Bujok, P. Brüll, J. Boneberg, S. Herminghaus and P. Leiderer. Nanosecond MagnetoOptic Study of a New Instability in Thin YBa2 Cu3 O7−x Films. Appl. Phys. Lett. 63 (1993) 412. [Cam72a] A. M. Campbell and J. E. Evetts. Critical Currents in Superconductors. Taylor & Francis, London (1972). [Cam72b] A. M. Campbell and J. E. Evetts. Flux Vortices and Transport Currents in Type II Superconductors. Adv. Phys. 21 (1972) 199. [Che01] X. H. Chen, Y. Y. Xue, R. L. Meng and C. W. Chu. Penetration Depth and Anisotropy in MgB2 . arXiv:cond-mat/0103029v3 (2001). [Chu93] W. Chu, L. Gao, F. Chen, Z. J. Huang, R. L. Meng and Y. Y. Xue. Superconductivity above 150K in HgBa2 Ca2 Cu3 O8+δ at high pressures. Nature 365 (1993) 323. [Cle68] J. R. Clem. Local Temperature-Gradient Contribution to Flux-Flow Viscosity in Superconductors. Phys. Rev. Lett. 20 (1968) 735. [Dea61] B. S. Deaver Jr. and W. M. Fairbank. Experimental Evidence for Quantized Flux in Superconducting Cyclinders. Phys. Rev. Lett. 7 (1961) 43. [Dol61] R. Doll and M. Näbauer. Experimental Proof of Magnetic Flux Quantization in a Superconducting Ring. Phys. Rev. Lett. 7 (1961) 51. [Dur95] C. A. Durán, P. L. Gammel, R. E. Miller and D. J. Bishop. Observation of MagneticField Penetration Via Dendritic Growth in Superconducting Niobium Films. Phys. Rev. B 52 (1995) 75–78. [Eis99a] J. Eisenmenger. Reversible Laserstrukturierung und magnetooptische Charakterisierung von Hochtemperatursupraleiter-Dünnschichten. Dissertation Universität Konstanz (1999). [Eis99b] J. Eisenmenger, J. Schiessling, U. Bolz, B.-U. Runge, P. Leiderer, M. Lorenz, H. Hochmuth, M. Wallenhorst and H. Dötsch. Nondestructive Magneto-Optical Characterization of Natural and Artificial Defects on 3” HTSC Wafers at Liquid Nitrogen Temperature. IEEE Trans. Appl. Sup. 9 (1999) 1840–1843. 64 [Eis01] Literaturverzeichnis J. Eisenmenger, P. Leiderer, M. Wallenhorst and H. Dötsch. Influence of Microscopic Defects in Type-II Superconducting Thin Films on the Magnetic Flux Penetration. Phys. Rev. B 64 (2001) 104503. [Eßm67] U. Eßmann and H Träuble. Phys. Lett. 24A (1967) 526. [Far45] M. Faraday. On the magnetization of light and the illumination of magnetic lines of force. Philosophical Transactions, Royal Society of London 136 (1845). [Fin01] D. K. Finnemore, J. E. Ostenson, S. L. Bud’ko, G. Lapertot and P. C. Canfield. Thermodynamic and Transport Properties of Mg10 B2 . Phys. Rev. Lett. 86 (2001) 2420. [Fre92] M. R. Freeman. Picosecond studies of nonequilibrium flux dynamics in a superconductor. Phys. Rev. Lett. 69 (1992) 1691. [Fro99] R. Fromherz. Laserpulsinduzierte Bewegung von STM-Spitzen. Diplomarbeit Universität Konstanz (1999). [Gin50] V. Ginzburg and L. Landau. Zh. Eksp. Teor. Fiz 20 (1950) 1064. [Hae81] R.A. Haefer. Kryo-Vakuumtechnik, Grundlagen und Anwendungen. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1st edition (1981). [Her94] S. Herminghaus, J. Boneberg, P. Brüll, V. Bujok and P. Leiderer. Nucleation of flux instabilities in thin superconducting films: Nanosecond magnetooptic investigations. In T.A. Girard, A. Morales and G. Waysand, editors, Superconductivity and Particle Detection p. 85 Singapore (1994). World Scientific. [Hu72] C. R. Hu and R. S. Thompson. Dynamic Structure of Vortices in Superconductors. II. H Hc2 . Phys. Rev. B 6 (1972) 110. [Iha93] H. Ihara, M. Hirabayashi, H. Tanino, K. Tokiwa, H. Ozawa, Y. Akahama and H. Kawamura. The Resistivity Measurements of HgBa2 Ca2 Cu3 O8+x and HgBa2 Ca3 Cu4 O10+x Superconductors under High Pressure. Jpn. J. Appl. Phys. 32 (1993) L1732. [Joh01] T. H. Johansen, M. Baziljevich, D. V. Shantsev, P. E. Goa, Y. M. Galperin, W. N. Kang, H. J. Kim, E. M. Choi, M.-S. Kim and S. I. Lee. Dendritic Magnetic Instability in Superconducting MgB2 Films. cond-mat/0104113 (2001). [Kam11] H. Kammerlingh-Onnes. Leiden Comm. 120b (1911). [Kan01] W. N. Kang, H.-J. Kim, E.-M. Choi, C. U. Jung and S.-I. Lee. MgB2 Superconducting Thin Films with a Transition Temperature of 39 Kelvin. Sience 292 (2001) 1521. [Kim90] T. J. Kim, J. Kowalewski, W. Assmus and W. Grill. Propagation of ultrasonic waves and anomalies near Tc in single crystalline YBa2 Cu3 O7−x high-Tc superconductors. Z. Phys. B 78 (1990) 207. NOF. [Kir91] J. Kircher, M. K. Kelly, S. Rashkeev, M. Alouani, D. Fuchs and M. Cardona. Anisotropy and oxygen-stoichiometry dependence of the dielectric tensor of YBa2 Cu3 O7−δ (0 ≤ δ ≤ 1). Phys. Rev. B 44 (1991) 217. [Lar86] A. I. Larkin and Y. N. Ovchinnikov. Nonequilibrium Suberconductivity. Elsevier, Ansterdam (1986). Literaturverzeichnis [Lei93] 65 P. Leiderer, J. Boneberg, P. Brüll, V. Bujok and S. Herminghaus. Nucleation and Growth of a Flux Instability in Superconducting YBa2 Cu3 O7−δ Films. Phys. Rev. Lett. 71 (1993) 2646. [Lim01] O. F. de Lima, R. A. Ribeiro, M. A. Avila, C. A. Cardoso and A. A. Coelho. Anisotropic Superconducting Properties of Aligned MgB2 Crystallites. Phys. Rev. Lett. 86 (2001) 5974. [Lon35] F. London and H. London. Z. Phys. 96 (1935) 359. [Mak88] I. L. Maksimov. Explosive Thermomagnetic Instability in Superconductors. Physics Letters A 128 (1988) 289. [Mak94] I. L. Maksimov. On the magnetic flux-branching instability in superconductors. Physica C 235-240 (1994) 3017–3018. [Mal89] A. P. Malozemoff. Macroscopic magnetic properties of high-temperatur superconductors. In D. M. Ginsberg, editor, Physikal Properties of High Temperature Superconductors p. 71. World Scientic Publishing Co (1989). [Mei33] W. Meissner and W. Ochsenfeld. Naturwissenschaft 21 (1933) 787. [Min81] R. G. Mints and A. L. Rakhmanov. Critical State Stability in Typ-II Superconductors and Superconducting-Normal-Metal Composites. Rev. Mod. Phys. 53 (1981) 551. [Min96a] R. G. Mints. Flux Creep and Flux Jumping. Phys. Rev. B 53 (1996) 12311. [Min96b] R. G. Mints and E. H. Brandt. Flux jumping in thin films. Phys. Rev. B 54 (1996) 12421–12426. [Min01] R. G. Mints. persönliche Mitteilung (2001). [Nag01] J. Nagamatsu, N. Nakagawa, T. Muranaka, Y. Zenitani and J. Akimitsu. Superconductivity at 39 K in magnesium diboride. Nature 410 (2001) 63. [Oet77] W. Oettel. Handbuch der Mikroskopie. H. Beyer, VEB Verlag Technik Berlin (1977). [Sch94] Th. Schuster, M. V. Indenbom, M. R. Koblischka, H. Kuhn and H. Kronmüller. Observation of current-discontinuity lines in type-II superconductors. Phys. Rev. B 49 (1994) 3443. [Sem00] R. Semerad. Großflächige Dünnschichten aus YBa2 Cu3 Ox und homologene Verbindungen – Herstellung, Charakterisierung und Anwendung. Dissertation Technischen Universität München (2000). [Shu37] L. V. Shubnikov, V. I. Khotkevich and Y. D. Shepelev. Zh. Eksp. Teor. Fiz. 7 (1937) 221. [Tes74] L. R. Testardi, J. H. Wernick and W. A. Royer. Superconductivity with Onset Above 23 K in Nb-Ge Sputtered Films. Sol. St. Comm. 15 (1974) 1. [Tin64] M. Tinkham. Viscous Flow of Flux in Type-II Superconductors. Phys. Rev. Lett. 13 (1964) 804. 66 [Tin75] Literaturverzeichnis M. Tinkham. Introduction to Superconductivity. McGraw-Hill, Inc. (1975). [Ume88] A. Umeza, G. W. Crabtree, J. Z. Liu, T. J. Moran, S. K. Malik, L. H. Nunez, W. L. Kwok and C. H. Sowers. Anisotropy of the Lower Critical Field, Magnetic Penetration Depth and Equilibrium Shielding Current in Single-Crystal YBa2 Cu3 O7−δ . Phys. Rev. B 38 (1988) 2843. [Van91] K. G. Vandervoort, U. Welp, J. E. Kessler, H. Claus, G. W. Crabtree, W. K. Kwok, A. Umezawa, B. W. Veal, J. W. Downey and A. P. Paulikas. Magnetic measurements of the upper and lower critical fields of oxygen-deficient YBa2 Cu3 O7−δ single ctystals. Phys. Rev. B 43 (1991) 13042. [Wer67] M. R. Wertheimer and J. le G. Gilchrist. Flux jumps in type II superconductors. J. Phys. Chem. Solids 28 (1967) 2509. [Wu87] M.K. Wu, J.R. Asburn, C.J. Torng, P.H. Hor, R.L. Meng, L. Gao, Z.J. Huang, Y.Z. Wang and C.W. Chu. Superconductivity at 93K in a new mixed-phase Y-Ba-Cu-O compound system at ambient pressure. Phys. Rev. Lett. 58 (1987) 908. [Zel94] E. Zeldov, J. R. Clem, M. McElfresh and M. Darwin. Magnetization and transport currents in thin superconducting films. Phys. Rev. B 49 (1994) 9802. [Zie96] R. J. Zieve, T. F. Rosenbaum, H. M. Jaeger, G. T. Seidler, G. W. Crabtree and U. Welp. Vortex avalanches at one thousandth the superconducting transition temperature. Phys. Rev. B 53 (1996) 11849. Danksagung Viele Leute haben zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen allen zu danken, die mir in dieser Zeit alle nur erdenkliche Unterstützung zukommen ließen. Mein besonderer Dank gilt dabei: • Prof. Dr. Paul Leiderer für die Möglichkeit, meine Diplomarbeit auf diesem hochinteressanten Gebiet an seinem Lehrstuhl durchführen zu können, und das Interesse, das er trotz seines vollen Terminkalenders meiner Arbeit immer entgegenbrachte. • Dr. Uwe Bolz für die Einführung in dieses Gebiet, die Betreuung und gute die Zusammenarbeit, auch schon in meiner Zeit als wissenschaftliche Hilfskraft vor der Diplomarbeit. • Dr. Bernd-Uwe Runge, der sich für alle Fragen und Probleme, mit denen ich zu kämpfen hatte, Zeit nahm und immer Lösungen parat hatte, und das, obwohl auch sein Terminkalender durch die Neugestaltung des physikalischen Anfängerpraktikums an der Universität Konstanz sehr gedrängt war. • Boris Böck für viele interessante physikalische Diskussionen und ständige Hilfsbereitschaft, falls es wieder irgendwo am Versuch klemmte“. Darüber hinaus für sein ” Talent Kuchen zu organisieren“, so daß man in vielen Kaffeepausen nicht nur Kaffee ” trinken mußte. • Björn Biehler für seine Arbeit bei den Simulationen zur Abschätzung der Temperaturerhöhung. • allen Kolleginnen und Kollegen auf P9, die durch viele gute Ideen wie Lehrstuhl” grillen“, Lehrstuhlprobegrillen“ und anderen vergnüglichen Unternehmungen, sowie ” unzählige Kuchen eine sehr gute Atmosphäre schufen, in der ich mich immer sehr wohl fühlte. • meiner Freundin Ildico Guhr, die dadurch, daß sie mir immer den Rücken freihielt, einen nicht unerheblichen Anteil am Gelingen dieser Diplomarbeit hatte. • Hans-Joachim Münzer für die Einführung in die Betreuung des fs-Lasers und dafür, daß er auch in der Zeit, als er schon gar nicht mehr am Lehrstuhl tätig war, mir mit seinem Rat weiterhalf. • Hartmut Görig und Ralf Sieber für ca. 1200 L flüssiges Helium. • und nicht zuletzt meinen Eltern und der übrigen Familie, die mich trotz einiger Rückschläge während meiner Studienzeit immer zum Durchhalten ermutigt und unterstützt haben. 67