Ratgeber Nieren, Blase, Prostata Der Ratgeber wird vom Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e. V. empfohlen Weitere Ratgeber zu ernährungsbedingten Krankheiten und Themen rund um die gesunde Ernährung sowie individuelle Beratung zu Gesundheitsfragen erhalten Sie im Reformhaus. 4237 4 030106 042372 Ratgeber Nieren, Blase Prostata DRV Ratgeber Nieren, Blase Prostata 4 Inhalt 5 Ratgeber Nieren, Blase, Prostata Inhalt Funktion von Nieren, Blase, Prostata Häufige Erkrankungen Im Körper laufen ständig Prozesse zur Erhaltung der allgemei- 4 6 · Harnsteine · Blasenentzündung Reizblase · Miktionsstörungen · Prostatavergrößerung Abnehmende Nierenleistung nen Lebensfunktionen ab. Diese Vorgänge – der Fachmann spricht von Stoffwechsel – produzieren viele Abfallprodukte, die aus dem Körper entfernt werden müssen. Wasserlösliche Stoffe werden zu einem Großteil über die Nieren und die Harnwege entsorgt. Sind Ernährung bei Nierenerkrankungen diese Organe in ihren Ausscheidungsfunktionen gestört, hat dies Funktionsstörungen auf Dauer schwerwiegende Folgen. In diesem Ratgeber finden Patienten und deren Angehörige, 11 · chronische Erkrankungen der Nieren Harnsteine aber auch allgemein an Gesundheitsfragen Interessierte Wissenswertes über Funktion und Erkrankungen von Nieren und Blase, So sieht die Praxis aus inklusive Zusatzinformationen über die Prostata. Außerdem 16 Grundregeln für die Ernährung bei Nierenerkrankungen und prak- Empfehlenswerte Produkte für eine vollwertige vegetarische tische Tipps sowie Rezeptideen für den Alltag. Ernährung · Hochwertiges Eiweiß · Natrium und Kalium Nahrungsergänzung und Naturheilverfahren Impressum Text: Dipl. oec. troph. Andrea Giese-Seip Medizinische Beratung: Dr. med. Martin Adler Radfahren trägt zum Wohlbefinden bei Rezepte und Tipps 26 Rezepte: Marlis Weber, Andrea Giese-Seip Redaktion: Doris Eschenauer Weitere Informationen Grafik: Ulrike Timmann Deutscher Reform-Verlag GmbH, Waldstraße 6, 61440 Oberursel, Rezept auf Seite 27 E. Gerlach Mais-Pizza, project photos (2) 1. Auflage 2005 30 21 Funktion von Nieren, Blase, Prostata 6 7 Funktion von Nieren, Blase, Prostata Tag verteilt als Endharn ausgeschieden. Substanzen, die der Körper nicht mehr benötigt, scheidet er mit dem Urin aus. Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin sind Abbauprodukte aus dem Purin- und Eiweißstoffwechsel sowie der Muskeltätigkeit. Wichtige Stoffe wie Mineralstoffe, Vitamine und Zucker hält die Niere zurück und stellt sie dem Körper wieder zur Verfügung. Neben der Regulation von Wasser- und Salzhaushalt sowie Säure-Basen-Gleichgewicht übernehmen die Nieren auch wichtige Funktionen im Hormonhaushalt des Körpers. Sie produzieren Stoffe, die zur Reifung der Blutkörperchen und zur Kontrolle des Blutdrucks wichtig sind. Nieren werden die Nieren von ungefähr 1500 Litern Blut durchströmt Blase Über die Harnleiter sind die Nieren mit der Harnblase verbunden. Sie liegt im kleinen Becken und ist mit glatter, willkürlich nicht zu beeinflussender Muskulatur ausgestattet. Ihre Aufgabe besteht darin, den Harn zu sammeln, um ihn bei entsprechender Füllmenge über die bei Männern und Frauen unterschiedlich lange Harnröhre nach außen zu entleeren. Der Schließmuskel der Blase kann bewusst kontrolliert werden. Die Blase nimmt ungefähr 0,4 Liter Urin auf, bevor über bestimmte Rezeptoren der Reiz „Harndrang“ gemeldet wird. Wird die Harnblase nicht gleich entleert, kann sie maximal etwa einen Liter Urin sammeln. Prostata Die Prostata zählt zu den männlichen Geschlechtsdrüsen und erreicht während der Pubertät ihre endgültige, einer Kastanie vergleichbare Größe. Sie ist wichtig für die Zeugungsfähigkeit des Mannes. Die Prostata liegt am Ausgang der Harnblase und umfasst ringförmig einen Teil der Harnröhre. creativ collection Pro Tag Der Mensch hat zwei Nieren, sie liegen rechts und links neben der Wirbelsäule, etwas oberhalb der Taillenhöhe. Bauelemente der beiden bohnenförmigen Organe sind Nierenkörperchen und Harnkanälchen. Jedes Nierenkörperchen bildet mit einem Harnkanälchen eine Funktionseinheit, Nephron genannt, das die harnbereitende Arbeit leistet. Es gibt in beiden Nieren ca. zwei Millionen Nephrone. Die Nieren kontrollieren die Zusammensetzung des Blutes und reinigen es von wasserlöslichen Abfallprodukten des Stoffwechsels. Pro Tag werden sie von ungefähr 1500 Litern Blut durchströmt, aus dem sie etwa 170 Liter so genannten Erstharn (Primärharn) filtrieren, ein Gemisch aus Wasser, Salzen, Vitaminen und Zucker. Ungefähr 99 Prozent dieser Flüssigkeit wandern zurück in den Blutkreislauf, der Rest, das sind ein bis zwei Liter, werden über den Die Blase nimmt ungefähr 0,4 Liter Urin auf, bevor über bestimmte Rezeptoren der Reiz „Harndrang“ gemeldet wird. Häufige Erkrankungen 8 9 Häufige Erkrankungen von Nieren, Blase, Prostata Abnehmende Nierenleistung Es gibt verschiedene Gründe für Niereninsuffizienz Bei abnehmender Nierenfunktion (Insuffizienz) bleiben die Ausscheidungsprodukte im Blut, es kann sich eine lebensbedrohliche Harnvergiftung (Urämie) entwickeln. Häufigste Ursache der Niereninsuffizienz ist eine Entzündung der Nierenkörperchen. An zweiter Stelle folgt die Schädigung der Nieren durch langjährige Zuckerkrankheit (Diabetes). Andere Ursachen für eine Abnahme der Nierenfunktion können angeborene Nierenerkrankungen wie Zystennieren sein, erworbene Nierenprobleme durch Medikamente oder Nierensteine, aber auch Krebsleiden oder Spätfolgen von Bluthochdruck. (Weiterführende Informationen zu Diabetes bzw. Bluthochdruck erhalten Sie in den entsprechenden Ratgebern aus dem Reformhaus.) Im Frühstadium ist ein Nierenversagen sehr unauffällig. Nicht selten decken erst Laboruntersuchungen eine bereits fortgeschrittene Nierenerkrankung auf. Mit der Urinuntersuchung lassen sich Bestandteile im Harn finden, z. B. Eiweiß, die dort normalerweise Labortests bringen nicht oder nur in geringen Mengen vorkommen. Bei Verdacht auf eine Nierenerkrankung wird das Blut in der Regel zusätzlich auf Harnsäure, Harnstoff und Kreatinin untersucht. Lässt die lebenswichtige Nierenfunktion kontinuierlich nach, muss letztlich eine künstliche Blutreinigung (Dialyse) eingesetzt werden, um den Körper vor einer Übersäuerung und Vergiftung mit Ausscheidungsprodukten zu bewahren. Aufschluss Harnsteine Im Harn befinden sich neben Wasser und Stoffwechselprodukten immer auch Mineralsalze. Bei einer bestimmten Säurekonzentration des Harns können diese Salze auskristallisieren und größere Ablagerungen bilden. Die Folge sind einzelne oder mehrere Harnsteine. Die weitaus häufigste Steinsubstanz ist Calciumoxalat (75 - 85 Prozent). An zweiter Stelle folgt Harnsäure, sie wird bei 10 bis 15 Prozent der Harnsteine als Hauptbestandteil nachgewiesen. Andere Steinformen sind beispielsweise Calciumphosphat-, Cystin- oder Struvitsteine. Letztere werden auch infizierte Harnsteine genannt, weil sie aus Entzündungen der Harnwege entstehen. Calciumsteine und Harnsäuresteine kommen bei Männern häufiger vor, infizierte Steine eher bei Frauen. Dialyse – Was ist das? Jede Niere ist ein hochkomplexes Filterorgan Manfred P. Kage/Okapia Die Dialyse ist eine Blutwäsche, bei der körpereigene, harnpflichtige Substanzen künstlich aus dem Blut entfernt werden. Häufigstes Prinzip: Die Stoffwechselschlacken werden außerhalb des Körpers durch halbdurchlässige Membranen aus dem Blut gefiltert. Diese so genannte Hämodialyse wird regelmäßig in einem Dialysezentrum durchgeführt und dauert vier bis fünf Stunden. Bei der Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) wird über einen Katheter mehrmals täglich Flüssigkeit in die Bauchhöhle geleitet. Dabei dient das Bauchfell als Filter für die harnpflichtigen Substanzen. Der Patient ist während der Dialyse mobil und kann den gewohnten Tätigkeiten nachgehen. Häufige Erkrankungen 10 Wenn größere Harnsteine in den Harnleiter wandern, entsteht eine Kolik Kleine Harnsteine können mit dem Urin ausgeschieden werden und verursachen meist keine Beschwerden. Größere Steine lösen dagegen starke Schmerzen aus, wenn sie vom Nierenbecken in den Harnleiter wandern. Diese stechenden Schmerzen werden Nierenkoliken genannt. Sie verschwinden, wenn der Harnstein die Blase erreicht hat. Dann kommt es jedoch zu schmerzhaftem Harndrang, wobei nur wenig Urin abgelassen wird. Mögliche Folge: Blut im Harn und Schmerzen in der Blasengegend. Bei Verdacht auf Harnsteine können bei einer Untersuchung des Urins unter dem Mikroskop kleine Steine sichtbar werden, auch wenn keine größeren Beschwerden vorliegen. In einer Laboruntersuchung wird der Gehalt an Calcium und Harnsäure bzw. anderen steinbildenden Substanzen ermittelt. Kleine Harnsteine lassen sich durch eine hohe Trinkmenge möglicherweise ausspülen. Die Nierenfunktion muss bei einer solchen Durchspülungstherapie allerdings intakt sein. Größere Steine werden meist operativ entfernt, wobei es heute dank schonender Methoden nicht immer notwendig ist, die Nieren chirurgisch zu öffnen und die Steine herauszunehmen. Ursachen einer Harnsteinbildung sind zu einem guten Teil ungünstiger Lebensstil und schlechte Ernährungsgewohnheiten: Es besteht ein Zusammenhang zwischen Harnsteinbildung und Wohlstandsgesellschaft, d. h. einer ballaststoffarmen Ernährung mit viel tierischem Eiweiß, hohem Alkoholkonsum etc. Auch wer zu wenig trinkt, erhöht das Risiko, Harnsteine zu entwickeln. Dies geschieht bei körperlich tätigen Menschen seltener. Besonders bei Harnsäuresteinen liegt auch eine erbliche Veranlagung vor. Blasenentzündung Frauen sind viermal häufiger betroffen Zu den häufigsten Erkrankungen im Bereich der ableitenden Harnwege gehört die Entzündung der Harnblase (Zystitis). Hauptursache sind Infektionen mit Bakterien, teilweise auch Viren oder Pilzen. In den meisten Fällen dringen die Erreger von außen durch die Harnröhre in die Blase vor (aufsteigende Infektion). Frauen sind nicht zuletzt aufgrund ihrer kurzen Harnröhre etwa viermal häufiger von Blasenentzündungen betroffen als Männer. Außer- 11 dem neigen Frauen dazu, den Urin regelmäßig für längere Zeit zurückzuhalten, dadurch können sich Keime, die sich ständig auch in der gesunden Blase befinden, rascher vermehren und die Abwehrkräfte schließlich überfordern. Ständiger, unangenehmer Harndrang und Brennen beim Wasserlassen sind typische Krankheitszeichen einer Entzündung. Wird eine Blasenentzündung nicht vollständig ausgeheilt, wobei unter Umständen Medikamente notwendig sind, kann die Entzündung bis in die Nieren verschleppt werden oder eine Reizblase die Folge sein. Die Behandlung einer Blasenentzündung lässt sich wirkungsvoll durch reichliches Trinken und geeignete Heilpflanzen unterstützen (vgl. Seite 24). Reichliches Trinken und Heilpflanzen helfen Reizblase Die Symptome der Reizblase ähneln denen einer Blasenentzündung, allerdings liegt keine Entzündung vor. Die Ursachen lassen sich meist nicht genau klären, neben chronischen Entzündungszuständen kommen auch hormonelle und psychische Einflüsse in Betracht. So unbekannt die tatsächlichen Ursachen sind, so schwierig und langwierig ist die Behandlung der Reizblase. Kräftigende und ausgleichende Heilpflanzen wie z. B. Kürbiskerne haben sich dabei nachweislich bewährt. Im Einzelfall kann auch eine psychische Beratung angezeigt sein. Miktionsstörungen Ist die Harnentleerung beeinträchtigt, spricht der Mediziner von Miktionsstörungen. Darunter werden verschiedene Beschwerden beim Wasserlassen zusammengefasst, z. B. unwillkürlicher Harnabgang, nächtlicher Harndrang, Nachträufeln des Harnes. Die Ursachen sind sehr vielfältig, besonders häufig liegen jedoch Harnwegsinfekte und Prostataerkrankungen zugrunde. Miktionsstörungen können viele Komplikationen nach sich ziehen, zum Beispiel dauerhafte Nierenschäden. Eine Form der Miktionsstörung ist die Harninkontinenz. Als Inkontinenz wird die fehlende oder Häufige Infekte und Prostataerkrankungen können eine Ursache sein Ernährung bei Nierenerkrankungen 12 über 50 ist die Prostata vergrößert Kürbiskerne beugen Wucherungen vor mangelnde Fähigkeit des Körpers bezeichnet, den Blaseninhalt sicher zu speichern und selbst zu bestimmen, wann und wo er entleert werden soll. Ursache dafür kann auch die nachlassende Spannkraft der Beckenbodenmuskulatur sein. Unwillkürlicher Urinverlust in verschiedenen Situationen ist die Folge. Weitere Informationen zu Ursachen und Behandlung gibt es bei der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e.V. (Anschrift siehe Seite 30). Ernährung bei Nierenerkrankungen Prostatavergrößerung, Prostatakrebs Durch Ernährungsmaßnahmen lassen sich vor allem chronische Nierenerkrankungen positiv beeinflussen. Eine Diät kann zum Beispiel bei abnehmender Nierenfunktion die maschinelle Blutwäsche hinauszögern. Und auch bei einer Dialyse kommt es auf eine fein abgestimmte Ernährung an. Allerdings: Eine bereits bestehende Nierenerkrankung kann selbst durch strenge Diät nicht geheilt werden. Die Ernährung muss sich bei chronischen Nierenerkrankungen immer an der vorhandenen Restfunktion der Nieren orientieren und vom Arzt kontrolliert werden. Wie man inzwischen weiß, gehören mehr als ca. 90 Prozent aller Harnsteine, d. h. Calciumoxalat- und Harnsäuresteine, zu den diätetisch besonders gut beeinflussbaren Nierensteinen. Aber auch die Behandlung bzw. Nachbehandlung anderer Steinarten kann durch Ernährungsmaßnahmen sehr wirkungsvoll unterstützt werden. Erkrankungen der Prostata führen aufgrund der Lage dieser Drüse (vgl. Seite 5) häufig zu Problemen beim Wasserlassen. Schätzungen zufolge ist bei 50 bis 60 Prozent aller Männer nach dem 50. Lebensjahr die Prostata (gutartig) vergrößert. Dadurch wird die Blasenentleerung gestört, es tritt häufiger Harndrang auf, besonders nachts. Das Wasserlassen kommt nicht sofort in Gang, oft muss die Bauchmuskulatur mit angespannt werden. Schreitet eine Prostatawucherung unbehandelt fort, können Nierenentzündungen und sogar Niereninsuffizienz die Folge sein. Die genauen Ursachen der Prostatavergrößerung sind nach wie vor nicht ganz geklärt, diskutiert werden vor allem altersbedingte hormonelle Veränderungen und inzwischen auch eine zu fettreiche Ernährung, die wiederum Auswirkungen auf den Hormonhaushalt haben kann. Einer Prostatavergrößerung sollte man(n) am besten vorbeugen. Experten empfehlen allen Männern ab etwa dem 40. Lebensjahr die kurmäßige Einnahme von Kürbiskernen, die in ihrer Wirksamkeit gegen Wucherungen der Prostata wissenschaftlich bestätigt wurde. Im fortgeschrittenen Stadium ist eine Operation meist unumgänglich. Bösartig veränderte Zellen scheinen bei vielen Männern unbemerkt in der Prostata vorhanden zu sein, ein tatsächlicher Tumor muss daraus allerdings nicht resultieren, die Zellen wachsen sehr langsam. Vererbung und falsche Ernährung sind die wesentlichen Faktoren für ein unkontrolliertes schnelles Wachstum der schlummernden Krebszellen. creativ collection Bei vielen Männern 13 Die Diät orientiert sich an der Nierenfunktion Ernährung bei Nierenerkrankungen 14 Funktionsstörungen der Nieren Eine hohe Eiweißzufuhr belastet die Nieren Liegen nur geringfügige Funktionsstörungen der Nieren vor, ist eine vollwertige Ernährung mit wenig Kochsalz, das heißt nicht mehr als sechs Gramm am Tag, und wenig Eiweiß zu empfehlen. Salzarme Rezepte und Tipps zur salzarmen Küche finden Sie ab Seite 26. Eine hohe Eiweißzufuhr fördert die Produktion harnpflichtiger Substanzen wie z. B. Harnstoff. Bei leichten Nierenproblemen wird deshalb eine Eiweißzufuhr von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag empfohlen. Das entspricht rund 60 Gramm Eiweiß pro Tag für Männer und 47 Gramm Eiweiß am Tag für Frauen. Eine Menge, die übrigens auch Gesunden als normales Maß genannt wird. Die tatsächliche durchschnittliche Eiweißaufnahme liegt dagegen zurzeit deutlich höher: Männer nehmen ungefähr 80 Gramm Eiweiß pro Tag auf, Frauen durchschnittlich 72 Gramm. Eine Eiweißreduktion wird am besten mit einer vegetarisch ausgerichteten Ernährung erreicht. Eine Einkaufsliste für empfehlenswerte Produkte finden Sie auf den Seiten 16/17. Chronische Nierenerkrankungen Eine Portion Fleisch liefert bereits 30 Gramm Eiweiß Nimmt die Leistung der Nieren mehr und mehr ab, rückt das Eiweiß stärker ins Blickfeld. Die Eiweißzufuhr muss sich dann an der verbleibenden Nierenfunktion orientieren, meist gemessen als Kreatininspiegel im Blut. Bei einem Wert von mehr als sechs Milligramm Kreatinin in 100 Millilitern Blut ist eine streng eiweißarme Diät einzuhalten. Für einen 70 Kilogramm schweren Mann bedeutet das, nicht mehr als 30 Gramm Eiweiß am Tag zu essen. Zum Vergleich: Eine Portion Fleisch oder Fisch (150 Gramm) liefert bereits rund 30 Gramm Eiweiß, ein Glas Milch (200 ml) enthält etwa sechs Gramm Eiweiß, eine Scheibe Käse (30 Gramm) ebenfalls sechs Gramm. Je niedriger der Eiweißgehalt der Nahrung sein muss, desto wichtiger wird eine gute Kombination der proteinliefernden Lebensmittel, um ein speziell den Bedürfnissen des Menschen angepasstes Muster an Eiweißbausteinen (Aminosäuren) zu erreichen. Kombiniert man verschiedene Eiweißlieferanten optimal, kann 15 trotz knapper Zufuhr der Mindestbedarf an lebensnotwendigen Aminosäuren gedeckt werden. Aus diesem Grund wird häufig die so genannte Kartoffel-Ei-Diät verordnet (vgl. Seite 18). Da auch typische kohlenhydrathaltige Lebensmittel wie Brot oder Nudeln nennenswerte Eiweißanteile (bis zwölf Prozent) enthalten, können zum Beispiel glutenfreie Backmischungen, die von vornherein weniger Eiweiß mitbringen, eine eiweißarme Ernährung erleichtern. Teilweise lässt sich eine drastische Eiweißeinschränkung gar nicht anders umsetzen. Denn wichtig ist immer auch eine ausreichende Versorgung mit Kalorien, um den Körper so leistungsfähig wie möglich zu halten. Bei chronischen Nierenerkrankungen können außer Eiweiß verschiedene Mineralstoffe zu kritischen Nahrungsbestandteilen werden. Kranke Nieren können zum Beispiel überschüssiges Kochsalz (NaCl) nicht mehr ausscheiden, dies erhöht einen bereits bestehenden Bluthochdruck (Hypertonie) und verstärkt die Einlagerung von Flüssigkeit im Gewebe. Experten geben als Richtgröße maximal fünf Gramm Kochsalz pro Tag bei Ödemen und Hypertonie an. Allerdings gibt es keine pauschal gültigen Empfehlungen. Eine unkontrollierte natriumarme Ernährung kann andererseits eine Natriumverarmung zur Folge haben und damit eine mangelnde Durchblutung der Nieren. Hier ist also die enge Zusammenarbeit mit dem Arzt bzw. einer Ernährungsberatung sinnvoll. Auch Kalium ist ein kritischer Nährstoff für Nierenkranke. Während eine hohe Zufuhr bei Nierengesunden erwünscht ist, weil dadurch zum Beispiel ein erhöhter Blutdruck gesenkt werden kann, reichert Kalium sich bei Nierenkranken im Blut an, man spricht dann von Hyperkaliämie. Folge können Herzrhythmusstörungen und letztlich Herzstillstand sein. Kaliumreiche Lebensmittel sind zum Beispiel Trockenobst, Nüsse, Pilze, Milch, Fleisch und Fisch. Eine Übersicht über kaliumreiches bzw. kaliumarmes Frischobst und Gemüse gibt die Auflistung auf Seite 19. Ist bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz eine Dialyse unumgänglich, muss sich die Ernährung gegenüber der Zeit vor der künstlichen Blutwäsche in zwei Punkten ganz wesentlich verändern: War die Diät bislang eiweißarm ausgerichtet, kommt es nun Glutenfreie Backmischungen erleichtern die Einsparung Kalium ist ein kritischer Stoff Ernährung bei Nierenerkrankungen 16 hohe Zufuhr von Eiweiß … … und wenig Flüssigkeit an auf eine überdurchschnittliche Eiweißzufuhr an, weil Aminosäuren durch die Dialyse verloren gehen. Für Dialysepatienten wird daher eine Eiweißzufuhr von 1,1 - 1,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag empfohlen, bei Bauchfelldialyse sogar 1,4 Gramm. Darüber hinaus muss die tägliche Trinkmenge jetzt stark eingeschränkt werden, durch die Dialysebehandlung produziert der Körper kaum noch Urin. Ausgeklügelte Diätpläne sind notwendig, um bei erhöhter Eiweißaufnahme trotzdem noch eine niedrige Kalium- und Phosphorzufuhr zu gewährleisten. Gute praktische Hilfen bieten die im Anhang genannten Bücher, Selbsthilfegruppen für Dialysepatienten und Ernährungsberater. project photos Harnsteine Viel trinken ist hier die Devise Viel trinken ist die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung und zur Behandlung aller Harnsteine – vorausgesetzt, die Funktion von Nieren und Herz ist ansonsten intakt. Zum einen bedeutet die erhöhte Flüssigkeitsaufnahme eine Verdünnung des Urins, der dann weniger zur Steinbildung neigt, zum anderen können kleine Steine möglicherweise ausgespült werden. Alkohol (auch Bier) ist allerdings kein geeigneter Flüssigkeitslieferant – die entwässernde Wirkung von Alkohol führt zu hohen Konzentrationen steinbildender Stoffe im Harn. Untersuchungen zufolge führt eine vegetarische Ernährung zu einer drastischen Senkung des Harnsteinbildungsrisikos für Calciumoxalat und Harnsäure. Viel tierisches Eiweiß in der Ernährung erhöht dagegen das Risiko für Harnsteine. Zum einen vermehrt es die Ausscheidung von Calcium über den Harn, zum anderen senkt es dessen pH-Wert, was ebenfalls harnsteinfördernd ist. Tierische Produkte wie Fisch, Fleisch und Wurst liefern außerdem viele Purine, die im Körper zu Harnsäure abgebaut werden. Dies kann einmal direkt zu Harnsäuresteinen führen, andererseits aber auch die Bildung von Calciumoxalatsteinen fördern. Auch wenn Calcium Bestandteil von Harnsteinen ist, sollte die tägliche Zufuhr nicht unter 800 - 1000 Milligramm pro Tag gesenkt werden. Der Nutzen einer niedrigen Calciumzufuhr ist nicht be- wiesen, außerdem steigt bei einer zu geringen Aufnahme des Knochenbausteins das Risiko von Knochenbrüchen. Oxalsäure kommt ein größerer Stellenwert als Risikofaktor für Calciumoxalatsteine zu. Wer an dieser Steinform leidet, sollte zur Vorbeugung vor Rückfällen oxalsäurereiche Lebensmittel auf dem Speiseplan stark einschränken. Oxalsäurereiche Lebensmittel sind insbesondere Mangold, Spinat, Rhabarber, Rote Bete, Kakao, Nüsse sowie schwarzer Tee, Pfefferminztee und Petersilie. Erkrankungen der Prostata Bei gutartiger Prostatavergrößerung wirkt sich ergänzend zur Einnahme von Kürbiskernen eine fettarme Ernährung günstig aus. Bestimmte Fettbestandteile wiederum, so genannte Omega-3-Fettsäuren, scheinen in Verbindung mit hohem Obst- und Gemüseverzehr (v. a. Tomaten und Sojabohnen) vor Prostatakrebs zu schützen. Günstig soll der Verzehr von Tomaten sein photofruit Bei der Dialyse kommt es auf eine 17 So sieht die Praxis aus 19 So sieht die Praxis aus ♣ Tofu, Sojadrink, Sojadesserts, Sojamehl, Sojaflocken ♣ Eier, frische Milch, Sauermilchprodukte, Buttermilch, Molke, Quark, Käse ♣ kaltgepresste, nicht raffinierte Pflanzenöle sowie ungehärtete Reformhausmargarine, Sauerrahmbutter, ungehärtetes Kokosfett ♣ vegetabile Pasteten, Tofu-Aufstrich etc. ♣ Honig, Vollzucker, Ursüße, Fruchtaufstriche, Apfel- und Birnenkraut ♣ frische Kräuter und Gewürze, Obstessig, Aceto Balsamico, Hefeextrakt, Hefeflocken, Extrakt für Gemüsebrühe, Senf, natriumarme Würzprodukte ♣ Kräuter- und Früchtetees, grüner Tee, Mineralwasser, Molkegetränke ♣ Fertiggerichte für die schnelle Küche, z. B. Suppen, vegetarische „Fleisch“-Alternativen, Bratlinge ♣ Vitaminreiche Naturprodukte, z. B. Vollfruchterzeugnisse, Acerola, Weizenkeime, Weizenkeimöl Bei Funktionsstörungen ist eine vollwertige Ernährung mit wenig Kochsalz und wenig Eiweiß zu empfehlen (evtl. siehe Seite 12). Dies wird am besten mit einer vegetarisch ausgerichteten Ernährung erreicht. Empfehlenswerte Produkte für eine vollwertige vegetarische Ernährung Gemüse bevorzugen Pflanzenöle liefern günstige Fettsäuren Bei den verschiedenen Nierenerkrankungen gelten für die Lebensmittelauswahl selbstverständlich besondere Regeln. Achten Sie bitte auf die speziellen Empfehlungen zu Eiweiß, Purinen, Natrium und Kalium auf den nächsten Seiten. Weitere Hinweise finden Sie auch in Nährwerttabellen (siehe Weitere Infos Seite 30). Hochwertiges Eiweiß Wenig Eiweiß in der täglichen Ernährung ist bei allen Nierenleiden (außer bei Dialysepatienten!) zu empfehlen, sei es Nierenversagen oder Harnsteine. Mit weniger Fleisch und Fisch auf dem Teller lässt sich eine eiweißarme Ernährung am besten umsetzen. Milchprodukte, Eier und pflanzliche Eiweißträger wie Getreide, Kartoffeln oder Bohnen, Erbsen und Co. sollten im Vordergrund stehen. Bei Harnsäuresteinen sind Hülsenfrüchte genau wie Fleisch und Fisch allerdings wegen ihres hohen Puringehaltes nicht empfehlenswert. photofruit Frisches Obst und ♣ Frisches Obst, Fruchtsäfte, ungeschwefelte Trockenfrüchte ♣ Kartoffeln und frisches Gemüse, milchsauer eingelegte Gemüse, Frischkost-Sauerkraut, Gemüsesäfte und -moste ♣ Samen (u. a. Leinsamen) und Nüsse sowie Nussmuse ♣ Hülsenfrüchte und Sojabohnen nach Verträglichkeit ♣ Vollkornbrote (besonders mit Roggen), Knäckebrote, Vollkorngetreide wie Hafer, Gerste, Dinkel, Naturreis etc., Vollkornmehl und -schrot, Vollkornteigwaren, Vollkornflocken, ungezuckertes Fertigmüsli, Backwaren aus Vollkorn, Zwieback, Reiswaffeln, evtl. glutenfreie Produkte für eine eiweißarme Ernährung Photo Disc 18 Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte sollten im Vordergrund stehen So sieht die Praxis aus Die Kartoffel-Ei-Diät 20 21 versorgt optimal mit Eiweiß creativ collection Günstige Eiweißkombinationen, um möglichst viele lebensnotwendige Eiweißbausteine, aber ein niedriges Quantum insgesamt aufzunehmen, sind Bohnen und Ei, Milch und Getreide sowie Ei und Getreide. Wenn der Eiweißverzehr nach ärztlicher Verordnung bereits stark eingeschränkt werden muss, versorgt eine Kombination von Kartoffeln und Ei (Kartoffel-Ei-Diät) den Körper optimal mit Eiweißbausteinen. Sie besteht in der Theorie aus 3 Teilen Kartoffelund 2 Teilen Ei-Eiweiß, in der Praxis aus 200 - 300 Gramm Kartoffeln und einem halben Ei, ergänzt durch Gemüse, Obst, Öle etc. Auf Seite 28 gibt es Rezeptbeispiele für Hauptgerichte, die nach diesen Kriterien zusammengestellt wurden. Glutenfreie Spezialprodukte wie Brot und Brotbackmischungen können eine eiweißarme Ernährung erleichtern, weil sie von Haus aus wenig Eiweiß mitbringen. Eiweiß in Lebensmitteln Gar kein bzw. wenig Eiweiß ist enthalten in: Gemüse, Obst, Kartoffeln, Reis, Maisstärke, Fetten, Honig, Marmelade, glutenfreien Spezialprodukten. Mehr bzw. viel Eiweiß steckt in Getreide, Nüssen, Hülsenfrüchten, Milch- und Milchprodukten, Eiern, Fleisch, Wurst und Fisch Natrium und Kalium Zum Würzen empfehlen sich Kräuter und Gewürze Wer neben seiner Nierenkrankheit mit Wassereinlagerungen oder Bluthochdruck zu kämpfen hat, ist mit einer natriumarmen Ernährung gut beraten. Auch bei Calciumoxalatsteinen scheint sich weniger Kochsalz in der Nahrung positiv auszuwirken. Salzreiche Lebensmittel wie Gepökeltes, Salzgebäck oder herkömmliche Gemüsekonserven gehören dann nicht mehr auf die Einkaufsliste, außerdem sollte der Salzstreuer nur zum sparsamen Nachwürzen am Tisch und nicht mehr zum Kochen eingesetzt werden. Zum Würzen empfehlen sich vielmehr frische Kräuter, Zitrone, Essig, Knoblauch, Zwiebel und Gewürze. Ein Blick in das Gewürzregal im Reformhaus zeigt, wie vielfältig das Würzspektrum sein kann. (Mehr Informationen erhalten Sie im Ratgeber Bluthochdruck aus dem Reformhaus.) Bei chronischer Niereninsuffizienz muss eine Natriumeinschränkung mit dem Arzt abgesprochen werden. Bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz sind natriumarme Würzmittel, die Kaliumsalze enthalten, ungeeignet. Kalium ist ein kritischer Nährstoff für Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion, kaliumreiche Lebensmittel wie Trockenobst, Nüsse, Milch, Fleisch und Fisch sind daher zu meiden. Kalium in Gemüse und Obst Kaliumreich Kaliumärmer Brokkoli, Feldsalat, Fenchel, Grünkohl, Chicorée, Möhren, Spargel, Paprika, Pastinaken, Pilze, Spinat Salatgurken, Steckrüben, Zwiebeln Aprikosen, Bananen, Kiwis, Pflaumen, Äpfel, Birnen, Erdbeeren, Heidelbeeren, Süßkirschen Sauerkirschen Auch Kartoffeln enthalten recht viel Kalium. Bei einer eiweißarmen Ernährung werden Kartoffeln daher am besten geschält, in Stücke geschnitten und in reichlich Wasser gekocht (Flüssigkeit nach dem Garen weggießen). Tiefgefrorenes Obst oder Gemüse enthält weniger Kalium als frisches (die Auftauflüssigkeit weggießen). Trinken mit Köpfchen Auch kranke Nieren benötigen eine gewisse Menge Flüssigkeit, um die harnpflichtigen Substanzen auszuscheiden. Die Flüssigkeitszufuhr sollte daher so hoch wie möglich sein. Für manche Experten heißt das zwei bis drei Liter am Tag, auch bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz. Lässt die Harnausscheidung allerdings nach, gilt die goldene Regel: Trinkmenge gleich Urinvolumen des Vortags plus 500 Milliliter. In jedem Fall ist der Arzt zu befragen. Nahrungsergänzung und Naturheilverfahren 22 Kaffee, schwarzer Tee und Milch nur in Maßen genießen 23 Bei Blasenentzündungen und Harnsteinleiden mit ansonsten intakter Nierenfunktion ist viel trinken oberstes Gebot. Es werden zweieinhalb bis drei Liter Flüssigkeit pro Tag empfohlen (bei Cystinsteinen sogar vier Liter Flüssigkeit). Bikarbonatreiche Mineralwässer (HCO3 über 1500 Milligramm pro Liter) und verdünnte Zitrussäfte eignen sich sehr gut bei Harnsteinleiden, ebenfalls empfehlenswert sind Nieren-, Blasenund Früchtetees sowie mineralstoffarme Wässer und Apfelsaft. Kaffee, schwarzer Tee und Milch sollten nur in Maßen genossen, Alkohol (auch Bier) sowie Cola-Getränke und Limonaden ganz gemieden werden. Nahrungsergänzung und Naturheilverfahren Grundsätzlich muss die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit dem Arzt abgesprochen werden. Insbesondere bei mangelnder Nierenfunktion können verschiedene Mineralstoffe zu kritischen Stoffen werden. Da Nierenerkrankungen mit einer verminderten Ausscheidung für verschiedene Stoffe einhergehen, kann bei erhöhter Aufnahme bestimmter Mineralstoffe (z. B. Kalium) der Mineralstoffwechsel und der Wasserhaushalt beeinträchtigt werden. Von Mineralstoffpräparaten zur Nahrungsergänzung ist bei Niereninsuffizienz daher abzuraten. Anders sieht es bei Nierensteinen aus. Zur Vorbeugung und Behandlung von Calciumphosphat- bzw. Calciumoxalatsteinen können unter Umständen Magnesiumpräparate sinnvoll sein, da Magnesium bewirkt, dass Calcium im Harn gelöst bleibt. Außerdem wissenswert Damit der Körper bei ohnehin schon geringer Eiweißzufuhr nicht noch Eiweißbausteine zur Energiegewinnung nutzt, müssen genügend Kohlenhydrate und Fett gegessen werden. Beste Lieferanten sind Vollkornprodukte sowie hochwertige pflanzliche Öle und Fette. Vollkornprodukte haben den Vorteil, dass sie neben Kalorien auch Ballaststoffe mitbringen. Die sind zum einen gut für die Verdauung und den Darm, zum anderen senken sie die Konzentration von Harnstoff im Blut. Pflanzliche Fette und Öle belasten den Körper nicht mit Cholesterin und versorgen mit Vitamin E. Wert auf gute Qualität legen Zu einer gesunden Ernährungsweise gehört es, Wert auf gute Qualität bei der Lebensmittelauswahl zu legen. Produkte mit Lebensmittelzusatzstoffen, wie zum Beispiel künstliche Farbstoffe, chemisch-synthetische Konservierungsmittel oder Nitritpökelsalz, sind überflüssig und nicht geeignet. Es empfiehlt sich außerdem, beim Einkauf auf die Kennzeichnung zu achten, etwa bei Pflanzenölen auf kaltgepresste und nicht raffinierte Qualität. Soweit verfügbar, sollten Lebensmittel aus ökologischem Anbau ausgewählt werden. Für sämtliche ReformhausProdukte mit dem neuform-Zeichen sind weder gentechnisch veränderte Rohstoffe oder radioaktive Bestrahlung zugelassen. project photos Qualität und Zusatzstoffe Nahrungsergänzung mit dem Arzt besprechen Nahrungsergänzung und Naturheilverfahren 24 Phytohormone auch für den Mann Eine zusätzliche Aufnahme von zellschützenden Wirkstoffen wie Vitamin C, E, Beta-Carotin und Selen kann Schutz vor Entzündungen bieten und dient der allgemeinen Stärkung der körpereigenen Abwehrsysteme. Zur Vorbeugung vor Prostatakrebs werden speziell die Vitamine E und D sowie bestimmte Fettsäuren (Omega-3Fettsäuren) zur Nahrungsergänzung empfohlen. Isoflavone aus der Sojabohne sind so genannte Phytohormone, die bislang hauptsächlich Frauen gegen Wechseljahrsbeschwerden als Alternative zu herkömmlichen Hormonpräparaten empfohlen wurden. Diese pflanzlichen Hormonsubstanzen können aber auch dem Mann helfen – sie sind unter anderem in der Lage, das Prostatawachstum zu bremsen und können Prostatakrebs verhindern helfen. Isoflavone werden zunehmend in speziellen Nahrungsergänzungsmitteln für den Mann eingesetzt. Fragen Sie in Ihrem Reformhaus danach. Geeignete Naturheilverfahren Entspannung Stressbelastung Fotos: project photos mindern Bei der Reizblase und bei unspezifischen Symptomen im Bereich von Nieren, Blase und Prostata (z. B. Störungen beim Wasserlassen, Störungen der Sexualfunktionen) spielen nervöse Vorgänge eine große Rolle. Starke Stressbelastungen können zudem das Beschwerdebild bei Nierenerkrankungen verschlimmern. Eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz bringt aufgrund einer bevorstehenden Dialyse und der Frage „Was kommt danach“ oftmals große psychische Belastungen mit sich. Durch gezieltes Entspannungstraining können solche Stressbelastungen vermindert bzw. eine angemessene Stressbewältigung erlernt werden. Das Angebot reicht vom klassischen autogenen Training und progressiver Muskelentspannung bis hin zu verschiedenen Meditationstechniken. Seminare bietet die Akademie für gesundes Leben in Oberursel an (Kontaktadresse auf Seite 30). 25 Bewegung Sport verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit, insbesondere auch bei chronisch kranken Menschen: Aktive Bewegung senkt den Blutdruck, regt den Stoffwechsel in Muskeln, Zellen und Gewebe an und stärkt die Herzfunktion. Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass ausreichendes Training die Wirkung einer Dialyse erhöht und das Risiko von Nierensteinen vermindert. Regelmäßig Sport zu treiben und dabei etwas zu leisten, steigert aber nicht nur die körperliche Fitness, sondern schafft auch Selbstvertrauen und gute Laune, was gerade für einen chronisch kranken Menschen wichtig ist. Weitere positive „Nebenwirkungen“: Die körperlichen Belastungen des Alltags lassen sich besser meistern – sei es im Beruf, bei der Haus- und Gartenarbeit oder beim Einkaufen. Chronisch Nierenkranke können grundsätzlich sehr viele Sportarten ausüben. Am besten sind Spazierengehen, Nordic Walking, Langlauf, Wandern, Radfahren, gezielte Gymnastik und Tanzen für Nieren-Patienten geeignet. Der individuelle Fitnessplan sollte immer mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden. Insbesondere bei Nierensteinleiden ist auf genügend Flüssigkeitsausgleich nach sportlicher Aktivität zu achten. Nordic Walking gehört zu den empfehlenswerten Sportarten Nahrungsergänzung und Naturheilverfahren 27 Kneippen Warme Fußbäder wirken positiv auf die Blase Kneipp’sche Wasseranwendungen können die Ernährungsbehandlung bei Nierenerkrankungen gut unterstützen, denn sie verbessern die Durchblutung der Gewebe und wirken so ausscheidungsfördernd. Zudem stärken sie das körpereigene Abwehrsystem und schützen dadurch zum Beispiel vor wiederkehrenden Blasenentzündungen. Warme Fußbäder sind solch ein unterstützendes Mittel, sie beeinflussen die Blasenfunktion indirekt positiv. Informationsbroschüren sind bei den örtlichen Kneipp-Vereinen erhältlich. Heilpflanzen Ein Schwerpunkt der Anwendung pflanzlicher Mittel liegt in der Vorbeugung und bei Beschwerden leichterer Natur. Bei schweren Nierenerkrankungen, z. B. Niereninsuffizienz oder Nierenbeckenentzündung, muss ein Arzt zu Rate gezogen werden. Zur Verbesserung der Entgiftungs- und Ausscheidungsfunktionen von Nieren und Blase, zur Ausscheidung kleiner Harnsteine sowie zur Vorbeugung von Infektionen ist eine reichliche Flüssigkeitszufuhr angezeigt. Bei schweren Herz- und Kreislauferkrankungen sowie bei fortgeschrittener Nierenerkrankung mit Neigung zu Ödemen muss wiederum der Arzt befragt werden. Zu empfehlen sind Heilpflanzen mit harntreibender und entwässernder Wir- Brennnesselkraut • Löwenzahnkraut und kung, die nicht nierenreizend sind. -wurzel • Birkenblätter • Bohnenschalen Dazu gehören zum Beispiel: Zinnkraut • Spargel • Indischer Nierentee Goldrutenkraut (maximal drei Wochen) Gut geeignet sind auch „Nieren-Blasen-Tees“, bei denen die genannten Heilpflanzen sinnvoll kombiniert sind. Traditionell bewährt haben sich außerdem Kuren mit Frischpflanzensäften aus Brennnessel, Löwenzahn und Zinnkraut. Zur Stärkung von Nieren und Blase sowie gegen Infektionen der Harnwege sind Preiselbeeren, Heidelbeeren und Cranberries besonders empfehlenswert. Gerbstoffähnliche Verbindungen dieser Früchte besitzen eine natürliche desinfizierende Wirkung und hindern schädliche Keime daran, sich in der Blase und den Harnwegen anzuheften. Miktionsstörungen hängen bei Männern häufig mit einer vergrößerten Prostata zusammen, bei Frauen mit einer Reizblase oder nachlassender Spannkraft der Beckenbodenmuskulatur (vgl. Seite 9). In der Volksmedizin bewährt und wissenschaftlich in ihrer Wirksamkeit gegen diese Beschwerden bestätigt, sind Kürbiskerne, insbesondere speziell gezüchtete Arzneikürbissamen, die eine standardisierte Wirkstoffmenge und -zusammensetzung haben. Sie stärken die Blasenmuskulatur und können außerdem in den Anfangsstadien einer Prostatavergrößerung eine weitere Veränderung bremsen. Geeignete Darreichungsformen sind die ganzen Kerne, Granulat und Kapseln. Ebenfalls prostataschützend wirken die Früchte der Sägepalme („Sabalfrüchte“). Extrakte aus den Früchten wirken wie die Kürbiskerne vorbeugend gegen Prostatawachstum. Es gibt sie unter anderem in Kombination mit Kürbiskernen. Für Frauen mit chronischer Reizblase sind außer Kürbiskernen beruhigende und ausgleichende Heilpflanzen wie Johanniskraut, Melisse, Hopfen oder Baldrian empfehlenswert. Wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung und Behandlung von Harnsteinen ist ebenfalls eine reichliche Flüssigkeitszufuhr. Voraussetzung ist, dass die Nierenfunktion ansonsten intakt ist. Geeignete Getränke sind Mineral- und Heilwässer und harntreibende Tees ( siehe links). project photos 26 Löwenzahn wirkt harntreibend Rezepte und Tipps 28 29 So schmeckt natriumarmes Essen Rezepte und Tipps • Überbacken mit Semmelbröseln, Sesam oder Wenig Salz Butterflöckchen erzeugt neue Geschmacksnuancen. und Leinsamen bringen Geschmack • Gehen Sie großzügig mit Zutaten für 10 Brötchen: 300 g fein gemahlener Weizenschrot, 50 g Leinsaat, 1/2 Päckchen Trockenhefe, 150 ml lauwarme Milch, 1 TL Honig, 25 g weiche Reformhausmargarine, lauwarme Milch zum Einpinseln, 1 EL Leinsamen zum Bestreuen Kräutern und Gewürzen um. Curry gibt es im Reformhaus ohne Salzzusatz. Hier finden Sie auch natriumarme Würzprodukte, die eine salzreduzierte Schrot, Leinsaat und Hefe miteinander vermischen, Milch, Honig und Margarine zugeben und alles zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Etwa 40 Minuten gehen lassen. Zehn Brötchen formen, mit Milch einpinseln und mit Leinsamen bestreuen. Nochmals 15 Minuten gehen lassen und im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad ca. 30 Minuten backen. Der Teig kann auch mit Knoblauch, frischen Kräutern oder Kürbiskernen zubereitet werden. Ernährung erleichtern (evtl. Mais-Pizza Kaliumgehalt beachten). Zutaten für zwei Portionen: 75 g grober Maisgrieß, 250 - 300 ml natriumarme Gemüsebrühe, 1 Eigelb, 1 EL Tomatenmark, 1 EL Olivenöl, 1 Knoblauchzehe, Thymian, Majoran, 2 Tomaten, 1 Zucchino, schwarzer Pfeffer, 50 g geriebener Käse (natriumarm) • Kaufen Sie kleine Mengen natriumarmen Käse und legen Sie ihn eine Stunde vor dem Verzehr an einen temperierten Ort. • Verwenden Sie zum Maisgrieß in Gemüsebrühe aufkochen, bei geringer Energiezufuhr unter ständigem Rühren ca. 20 Minuten ausquellen lassen. Eigelb unterrühren, eine flache Form fetten und die Masse hineinstreichen. Tomatenmark, Olivenöl, zerdrückten Knoblauch und die Gewürze verrühren und auf dem Grieß verteilen. Tomaten und Zucchino in Scheiben schneiden, ebenfalls auf der Pizza verteilen. Mit Pfeffer und geriebenem Käse bestreuen. Im vorgeheizten Ofen bei 200 Grad ca. 20 Minuten backen. Dazu passt grüner Salat. Würzen natriumarmen Hefeextrakt. • Reis und andere Getreide garen Sie am schmackhaftesten in natriumarmer Gemüsebrühe mit Zwiebeln und Knoblauch. • Verwenden Sie für Salatsaucen kaltgepresstes Pflanzenöl, aromatischen Weitere natriumarme Rezepte finden Sie im Ratgeber Bluthochdruck aus dem Reformhaus. Fotos: E. Gerlach Frischer Weizenschrot Leinsamenbrötchen Essig und Obstdicksäfte. • Toasten Sie natriumarmes Brot oder Brötchen. Rezepte und Tipps 30 Die Zutaten gelten jeweils für eine Portion • Eier der Handelsklasse M wiegen ca. 60 Gramm. Ein Ei reicht für zwei Hauptgerichte. • Für die Kartoffel-Ei-Diät benötigen Sie eine Diätwaage. Frischkost versorgt photofruit mit Vitaminen Kartoffelauflauf 200 g Kartoffeln, 150 g Tomaten, 20 g Zwiebeln, 20 g Reformhausmargarine, Pfeffer, Paprikapulver, 30 g Ei, 20 g süße Sahne Kartoffeln mit Schale kochen und pellen. Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln in Scheiben schneiden, Zwiebeln in zehn Gramm Margarine andünsten. Kartoffel-, Tomaten- und Zwiebelscheiben in einer feuerfesten Form übereinander schichten. Mit Pfeffer und Paprikapulver würzen. Ei mit Sahne und wenig Wasser verquirlen, über das Gemüse gießen. Restliche Margarine in Flöckchen darauf setzen und den Auflauf bei 220 Grad 15 - 20 Minuten überbacken. Dazu passt ein Rohkostteller mit Gurken- und Apfelscheiben. Gefüllte Paprika 40 g Möhren, 30 g Lauch, 20 g Zwiebeln, 15 g Reformhausmargarine, 30 g Ei, Pfeffer, Paprika, Majoran , 150 g grüne Paprika (1 kleine oder 1/2 große), 10 g Pflanzenöl, 10 g Paprika-Spread (Reformhaus), 10 g süße Sahne, 200 g Kartoffeln Möhren, Lauch und Zwiebeln putzen, fein würfeln und in 10 g Margarine andünsten. Abkühlen lassen. Mit Ei vermischen und mit Pfeffer, Paprikapulver und Majoran würzen. Paprika entkernen und mit der Masse füllen. Kurz in Öl anbraten und mit wenig Wasser ablöschen. Paprika-Spread zugeben und zugedeckt etwa 15 Minuten garen. Mit Sahne binden. Zwischenzeitlich die Kartoffeln schälen, in Stücke schneiden und kochen. In der restlichen Margarine schwenken und zu der Paprika servieren. besser aus Bio-Anbau Wenig Purine Die Zutaten gelten für zwei Portionen Kartoffelküchle Möhrenrisotto 200 g Kartoffeln, 10 g Zwiebeln, 20 g Lauch, 30 g Ei, 20 g Maisstärke, Pfeffer, Muskatnuss, etwas Zitronensaft, 20 g Reformhausmargarine, 150 g Möhren, 10 g süße Sahne 1 Zwiebel, 400 g Möhren, 5 EL kaltgepresstes Sonnenblumenöl, 200 g Arborio-Reis, etwas Meersalz, Pfeffer, 250 ml Möhrensaft, ca. 500 ml heiße Gemüsebrühe ohne Hefe, 1 unbehandelte Orange, 1 EL gehackte Kräuter Kartoffeln kochen und durch eine Kartoffelpresse drücken. Zwiebeln und Lauch klein würfeln und in wenig Fett andünsten. Zu den Kartoffeln geben und mit Ei und zehn Gramm Maisstärke zu einem Teig verarbeiten. Mit Pfeffer, Muskatnuss und Zitronensaft würzen. Kleine Küchle formen, zehn Gramm Margarine in einer beschichteten Pfanne zerlassen und die Küchle darin ausbacken. Möhren schälen, in Scheiben schneiden und in wenig Wasser zehn Minuten garen. Restliche Margarine zerlassen, restliche Maisstärke einstreuen und mit Gemüsewasser ablöschen. Mit Sahne binden, Möhren zugeben und mit Muskat und Zitronensaft würzen. Möhren schmecken Zwiebel schälen und klein würfeln. Möhren putzen und in ca. einen Zentimeter große Würfel schneiden. Öl erhitzen und das Gemüse anbraten. Den Reis zugeben und ebenfalls kurz anbraten. Würzen und unter Rühren den Möhrensaft angießen. Etwa 20 Minuten kochen lassen, dabei immer wieder mit heißer Gemüsebrühe auffüllen. Die Hälfte der Orangenschale abreiben und die Orange filetieren. Schale, Fruchtstücke und Kräuter unter das Risotto mischen. creativ collection Kartoffel-Ei-Diät 31 Weitere purinarme Rezepte finden Sie im Ratgeber „Gicht und erhöhte Harnsäure“ aus dem Reformhaus Weitere Infos „Die große GU Nährwert-Kalorien-Tabelle“ Ibrahim Elmadfa, Waltraute Aign, Erich Muskat, Doris Fritzsche, Gräfe und Unzer, München 32 Buchtipps Ratgeber „Gicht“, „Bluthochdruck“, „Diabetes“ sowie die „Nährwerttabelle“, jeweils gegen Schutzgebühr in Reformhäusern erhältlich project photos Adressen Deutsche Nierenstiftung Postfach 3, 69491 Hirschberg, Tel.: 06201/599533 www.mannheim.de/ nierenstiftung Dialysepatienten Deutschlands Weberstraße 2, 55130 Mainz, Tel.: 06131/85152 www.ddev.de „Prostata“ Abwechslungsreiche Diät für Nierenkranke Reinhold Kluthe, Herbert Quirin, Trias, Stuttgart Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V. Friedrich-Ebert-Straße 124, 34119 Kassel Tel.: 0561/780604 www.kontinenzgesellschaft.de „Alles ist erlaubt. Ernährungsatlas für Dialysepatienten“ Hans-Herbert Echterhoff, Sabine Echterhoff, nephron, Bielefeld project photos „Blasen- und Nierenleiden“ Gerhard Leibold, Oesch/Jopp Verlag, Zürich Akademie für gesundes Leben Gotische Straße 15, 61440 Oberursel, Tel.: 06172/3009-822 www.akademiegesundes-leben.de „Bunte Küche für Dialysepatienten“ Huberta Eder, Kirchheim, Mainz photofruit „Bessere Ernährung für Dialysepatienten“ Huberta Eder, Henning Schott, Kirchheim, Mainz Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren e.V. Am Promenadenplatz 1, 72250 Freudenstadt Tel.: 07441/91858-0 www.zaen.de Anzeigen Nieren-Blasen-Tee N entwässernd und ausscheidungsfördernd Anwendungsgebiete: Traditionell angewendet zur Unterstützung der Ausscheidungsfunktion der Niere. Diese Angabe beruht ausschließlich auf Überlieferung und langjähriger Erfahrung. Beim Auftreten von Krankheitszeichen, insbesondere Blut im Urin oder Fieber, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Ihren Arzt und Apotheker. Hinweis: Auch in Ihrem Reformhaus werden Sie fachlich kompetent beraten. SALUS Haus GmbH & Co. KG 83052 Bruckmühl · www.salus.de