Einfluss zweier Myokardprotektionsverfahren auf die perioperative

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Aus dem Zentrum für Operative Medizin der Universität zu Köln
Klinik und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie
Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. T. Wahlers
Einfluss zweier Myokardprotektionsverfahren auf die perioperative
Mortalität und Morbidität von Patienten
mit langen Ischämiezeiten während herzchirurgischer Operationen:
Vergleich von kalter Blutkardioplegie nach Buckberg
versus warmer Blutkardioplegie nach Calafiore
Inaugural-Dissertation zur Erlangung der zahnärztlichen Doktorwürde
der Hohen Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
vorgelegt von
Chang Wang-Merkelbach
aus Changchun/China
promoviert am 04. Mai 2011
Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln
2011
Dekanin/Dekan:
Universitätsprofessor Dr. med. Th. Krieg
1. Berichterstatterin/Berichterstatter: Universitätsprofessor Dr. med. Th. Wahlers
2. Berichterstatterin/Berichterstatter: Privatdozent Dr. med. J. Müller-Ehmsen
Erklärung
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und
ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus
fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche
kenntlich gemacht.
Bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des
Manuskriptes habe ich die Unterstützungsleistungen von folgenden Personen
erhalten:
Dr. med. Oliver J. Liakopoulos
Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht
beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe eines Promotionsberaters in Anspruch
genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte
Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der
vorgelegten Dissertation stehen.
Die Arbeit wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder
ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und ist auch noch nicht
veröffentlicht.
Köln, 16. November 2010
Chang Wang-Merkelbach
Die Krankengeschichten wurden von mir selbst erfasst. Die Auswertung wurde von
mir und Herrn Dr. med. Oliver J. Liakopoulos durchgeführt.
Danksagung
Allen Beteiligten danke ich für die freundliche Unterstützung bei der Anfertigung
dieser Arbeit und danke denen, die sich die Zeit dafür nehmen diese Arbeit
durchzulesen.
Besonders möchte ich mich bei Herrn Dr. med. Oliver J. Liakopoulos, dem Betreuer
dieser Arbeit bedanken, denn Sie brachten mir sehr viel Geduld entgegen und
sorgten mit wertvollen Ratschlägen für das Gelingen der Arbeit.
Mein ganz großer Dank gilt
• Herrn Prof. Dr. med. T. Wahlers für die Bereitstellung des Themas,
• Herrn Dr. med. Oliver J. Liakopoulos und Herrn Privatdozent Dr. med. YeongHoon Choi für die freundliche Unterstützung und Betreuung dieser Studie,
• Herrn Prof. Dr. G. Wassmer und Frau Verena Dlugay (IMSIE) für die
statistische Betreuung,
• Herrn Dr. Elmar W. Kuhn, Herrn Dr. med. dent. Peter Kram und Herrn Dr.
med. Matthias Kreppel für das Korrekturlesen der Arbeit,
• Herrn Dr. med. dent. Daratsianos, der mir immer mit hilfreichen Ratschlägen
zur Seite stand,
• Insbesondere danke ich auch meine Eltern für ihre Unterstützung und ihre
Geduld herzlich.
1. Einleitung ............................................................................................................. 1 1.1 Extrakorporale Zirkulation .................................................................................. 1 1.2 Myokardprotektion mit kardioplegischen Lösungen ........................................... 3 1.2.1 Myokardprotektion mittels kalter Blutkardioplegie nach Buckberg .............. 4 1.2.2 Myokardprotektion mittels warmer Blutkardioplegie nach Calafiore ............ 6 1.3 Klinische Problematik ......................................................................................... 8 1.3.1 Grundlagen der myokardialen Ischämie während herzchirurgischer
Operationen .......................................................................................................... 9 1.4 Ziel der Studie .................................................................................................. 11 2. Patienten und Methoden................................................................................... 12 2.1 Patientenkollektiv ............................................................................................. 12 2.2 Operationstechnik und Kardioprotektionsverfahren ......................................... 12 2.3 Kardioplegie-Gabe ........................................................................................... 13 2.3.1 Kalte Blutkardioplegie nach Buckberg ....................................................... 14 2.3.2 Warme Blutkardioplegie nach Calafiore .................................................... 14 2.4 Erhebung der Daten ......................................................................................... 15 2.5 Definition der klinischen Endpunkte ................................................................. 17 2.6 Bestimmung der laborchemischen Parameter ................................................. 18 2.7 Statistische Methoden ...................................................................................... 19 3. Ergebnisse ......................................................................................................... 20 3.1 Präoperative Daten .......................................................................................... 20 3.2 Intraoperative Daten ......................................................................................... 24 3.3 Klinische Endpunkte ......................................................................................... 29 3.4 Marker der myokardialen Schädigung.............................................................. 33 3.5 Regressionsanalyse ......................................................................................... 34 4. Diskussion ......................................................................................................... 38 4.1 Pathophysiologische Aspekte der Myokardprotektion und des IschämieReperfusionschadens............................................................................................. 40 4.2 Myokardprotektion mittels ICC versus IWC...................................................... 42 4.2.1 Diskussion der intraoperativen Ergebnisse ............................................... 43 4.2.2 Diskussion der perioperativen Myokardschädigung (PMI) ........................ 44 4.2.3 Diskussion der primären klinischen Endpunkte ......................................... 46 4.2.4 Diskussion der sekundären klinischen Endpunkte .................................... 50 4.3 Limitationen des Studienaufbaus und des Patientenkollektivs......................... 51 4.4 Schlussfolgerung .............................................................................................. 53 5. Zusammenfassung............................................................................................ 54 6. Literaturverzeichnis .......................................................................................... 56 7. Vorabveröffentlichung ...................................................................................... 68 8. Lebenslauf ......................................................................................................... 69 Abkürzungsverzeichnis
ATP
Adenosintriphosphat
BMI
Body-Mass-Index
CABG
Aortokoronare Bypassoperation
CK
Kreatinkinase
CK-MB
Kreatinkinase Isoform MB
COPD
chronisch-obstruktive Lungenerkrankung
cTNT
Kardiales Troponin T
CPB
Kardiopulmonaler Bypass
ECMO
Extrakorporale Membranoxygenierung
EF
Linksventrikuläre Ejektionsfraktion
EKG
Elektrokardiogramm
IABP
Intraaortale Ballonpumpe
ICC
Intermittierende, kalte Blutkardioplegie nach Buckberg
ICU
Intensivstation
IWC
Intermittierende, warme Blutkardioplegie nach Calafiore
LITA
Arteria thoracica interna sinistra
MACE
major adverse cardiac events (Englisch) = schwerwiegende kardiale
Komplikationen
MI
Myokardinfarkt
PMI
Perioperative Myokardschädigung
POD
Postoperativer Tag
RITA
Arteria thoracica interna dextra
1. Einleitung
In Deutschland werden pro Jahr etwa 100 000 Herzoperationen mit einem deutlichen
Schwerpunkt in der koronaren Bypass- und Klappenchirurgie durchgeführt [41, 50].
Die Mehrzahl der routinemäßig durchgeführten Herzoperationen (>90%) erfordert
eine längere Unterbrechung der Koronardurchblutung, um den Eingriff erfolgreich zu
gestalten. Physiologischerweise kann das gesunde Myokard eine komplette
Unterbrechung der Durchblutung (totale Ischämie) für etwa 5 Minuten (Toleranzzeit)
ohne irreversiblen Schaden sicher überstehen [30]. Die maximale Wiederbelebungszeit des Herzens, das heißt die Ischämiezeit, nach der wieder eine
Restitutio ad Integrum erreicht werden kann, liegt zwischen 15-30 Minuten [30].
Die Verwendung der extrakorporalen Zirkulation (EKZ) während der Herzoperation
ermöglicht einen länger andauernden und sicheren Herzstillstand, indem sie die
Funktion von Herz und Lunge während des Stillstands übernimmt und so den
Körperkreislauf artifiziell aufrechterhält. Um das Herz während der Operation
stillzulegen und den myokardialen Sauerstoffbedarf zu senken, erfolgt die Induktion
und Aufrechterhaltung des Herzstillstandes mit Hilfe spezieller kardioplegischer
Lösungen. Diese sogenannten Myokardprotektionsverfahren haben das Ziel, die
Ischämietoleranz des Herzens während herzchirurgischer Eingriffe zur verlängern.
1.1 Extrakorporale Zirkulation
Bereits 1885 wurde die Herz-Lungen-Maschine von Frey und Gruber [46] entworfen.
Die Idee, den Blutkreislauf maschinell aufrecht zu erhalten und künstlich zu
oxygenieren, kam in der Herzchirurgie erstmals durch Gibbon zum klinischen Einsatz
[48]. Gibbon entwickelte im Jahre 1953 die erste Herz-Lungen-Maschine und legte
somit den Grundstein für die Entwicklung der heutigen Herzchirurgie.
Die modernen Herz-Lungen-Maschinen bestehen dabei aus mehreren Hauptkomponenten, wie dem Oxygenator (Lungenersatz), der Blutpumpe (Herzfunktionsersatz) und einem Wärmeaustauscher (Abbildung 1).
1
Abbildung 1. Aufbau der modernen
Herz-Lungen-Maschine mit Membranoxygenator, Rollerpumpe und einem
Wärmeaustauscher.
Das
Funktionsprinzip
der
extrakorporalen
Zirkulation
(EKZ)
während
einer
Herzoperation ist dabei weitgehend standardisiert. Das venöse, nicht oxygenierte Blut
des Patienten wird aus der Vena cava superior und inferior beziehungsweise dem
rechten Vorhof des Patienten über spezielle Kanülen in ein Schlauchsystem und
schließlich in den Blutbehälter (Reservoir) der Herz-Lungen-Maschine (HLM) passiv
abgeleitet
(Gravitationskraft).
Zuerst
fließt
das
venöse
Blut
durch
einen
Membranoxygenator, der dem nicht oxygenierten Blut entlang eines physiologischen
Gefälles Sauerstoff zuführt und ihm Kohlendioxid entzieht. Danach gelangt das
oxygenierte Blut über eine Rollerpumpe oder Zentrifugalpumpe (künstliches Herz der
HLM) in den Wärmeaustauscher, der die Blut- und somit die Körpertemperatur je
nach Erfordernis der Operation reguliert: Abkühlung zu Beginn der Operation,
Konstanthaltung während der Operation oder Aufwärmung am Ende der Operation.
Der Wärmeaustauscher enthält Wasser, welches die blutumleitenden Röhren nach
dem Gegenstromprinzip umfließt. Letztendlich wird das Blut über die Aorta
ascendens, in selteneren Fällen auch über die Arteria femoralis oder axillaris dem
Körperkreislauf des Patienten wieder zugeführt. Somit wird die Funktion des Herzens
sowie der Lunge während der Operation durch die HLM vollständig und sicher
ersetzt.
2
1.2 Myokardprotektion mit kardioplegischen Lösungen
Das Konzept der Myokardprotektion mit Hilfe einer kardioplegischen Lösung wurde
erstmals von Melrose und Mitarbeitern im Jahre 1955 beschrieben. Aufgrund
zahlreicher Rückschläge und initialer Probleme wie Kardiotoxizität wurde die
Erforschung von Kardioplegielösungen über mehrere Jahre nicht ernsthaft weiter
verfolgt [80]. Erst Anfang der 70er Jahre wurde erneut von Hoelscher [53, 54],
Spieckerman [20], Bretschneider [23, 24] und Kirsch [64] über die erfolgreiche
Anwendung von kardioplegischer Lösung berichtet [86]. Dabei sprachen sich Gay
und Ebert [47] um 1973 für einen Kalium-induzierten Herzstillstand aus.
Die heutzutage erhältlichen, zahlreichen Kardioplegielösungen unterscheiden sich in
vielen Aspekten und basieren entweder auf einer kristalloiden Elektrolytlösung oder
auf dem Blut des Patienten, welches mit einem Elektrolytzusatz versetzt wird. Die
häufigsten angewandten kristalloiden Lösungen sind die HTK-Lösung nach
Bretschneider, die St. Thomas-Lösung und die Hamburg-Eppendorf-Lösung [51].
Einen Meilenstein in der Entwicklung der Blutkardioplegie wurde durch Gerald D.
Buckberg in Los Angeles gesetzt, dessen Arbeitsgruppe 1979 die Anwendung der
Blutkardioplegie als optimales Myokardprotektionsverfahren beschrieb [25]. Die
Zumischung
von
Blut
bedeutete
eine
Verbesserung
des
physiologischen
Sauerstofftransports mit einer erhöhten Pufferkapazität für das Herz, welches
letztendlich mit überlegenen experimentellen und klinischen Ergebnissen einherging
[16, 56].
Das Grundprinzip der modernen Kardioplegieverfahren basiert hauptsächlich auf
einem hyperkaliämisch-induzierten Herzstillstand. Die Zugabe von unphysiologisch
hohen Kaliumkonzentrationen (Normwert 3,5-5,3 mmol/l; Kardioplegie 20-25 mmol/l)
bewirkt eine Depolarisation der Zellmembran. Dies verhindert die intrakardiale
Erregungsausbreitung und führt über die elektromechanische Entkopplung zum
diastolischen Herzstillstand [97].
Bis heute wird die Frage der optimalen Myokardprotektion und der besten
Kardioplegielösung in der Literatur kontrovers diskutiert. Im Laufe der Entwicklung
von kardioplegischen Lösungen haben sich unterschiedliche Verfahren durchgesetzt,
welche mehr oder weniger geeignet sind, den Ischämieschaden des Herzens
während Herzoperationen zu limitieren. Dabei gibt es starke Unterschiede in der
Zusammensetzung der Lösungen und in der Art der Applikation [69]. Bei der
3
Temperatur
der
applizierten
Kardioplegielösungen
werden
generell
drei
Temperaturbereiche unterschieden: a) hypotherm (4-12 ºC), b) moderat hypotherm
(28-34 ºC) und c) normotherm (35-37 ºC).
Darüber
hinaus
unterscheiden
sich
die
verschiedenen
Ansätze
durch
die
Applikationsweise der Kardioplegie, entweder antegrad über die Aortenwurzel in die
beiden Koronarostien, retrograd über den Koronarsinus oder durch die Kombination
beider Methoden [26, 68, 88]. Weiterhin können einige Kardioplegielösungen sowohl
intermittierend, das heißt in einem vordefinierten Zeitintervall repetitiv (zum Beispiel
alle 20 Minuten), als auch kontinuierlich verabreicht werden [2]. Allerdings führt die
von einigen Chirurgen propagierte kontinuierliche Gabe der Kardioplegie zur
Applikation großer Kardioplegie-Volumina mit entsprechender Hyperkaliämie und
erhöhter Hämodilution von Patienten und bietet dem Operateur eine suboptimale
Sicht auf das nicht mehr blutleere Operationsfeld. Aufgrund dieser Problematik hat
sich das Konzept der intermittierenden Kardioplegiegabe weltweit in den meisten
Herzzentren durchgesetzt.
1.2.1 Myokardprotektion mittels kalter Blutkardioplegie nach Buckberg
Die
Blutkardioplegie
nach
Buckberg
ist
ein
intermittierendes,
kaltes
Myokardprotektionsverfahren, das durch eine Mischung von Patientenblut aus der
Herz-Lungen-Maschine mit einer kristalloiden kardioplegischen Lösung im Verhältnis
4:1 (Blut : Lösung) hergestellt wird [26, 27].
Tabelle 1 zeigt eine Übersicht der Zusammensetzung der Blutkardioplegie nach
Buckberg. Die intermittierende, kalte Blutkardioplegie (ICC) nach Buckberg ist
gekennzeichnet durch:
a) Hypothermie (4-6 ºC) der Kardioplegielösung zur kalten Induktion des Herzstillstandes und konsekutiver Reduktion des myokardialen Sauerstoffverbrauchs
(>95% im Vergleich zum schlagenden Herzen),
b) Zumischung von Zitrat zur Herabsetzung der myozytären Kalziumkonzentration,
welche ein wesentlicher Faktor für den Ischämie-Reperfusionsschaden des Herzens
ist („calcium-overload“),
c) Anreicherung von Kaliumchlorid (20 mmol/l) zur Induktion und zuverlässigen
Aufrechterhaltung des diastolischen Herzstillstandes,
4
d) Erhöhte Pufferkapazität aufgrund der Zumischung von Pufferbasen (Bikarbonat,
Proteine, Phosphat) zu der physiologischen Pufferkapazität des Blutes. Letzteres
wirkt einer Ischämie-bedingten Myokardazidose entgegen, da sie die anfallenden
sauren Metabolite während der Ischämie- und Reperfusionsphase auffangen.
Tabelle 1: Zusammensetzung der Blutkardioplegie nach Buckberg
Mischungsverhältnis 4:1 (Patientenblut : Lösung)
- Kaliumchlorid
34,91 mmol = 2,60g
- Natriumchlorid
16,12 mmol = 0,94g
- Trometamol
17,45 mmol = 2,11g
- Natriumdihydrogenphosphat * 2 H2O
0,47 mmol = 0,07g
- Citronensäure * 2 H2O
0,45 mmol = 0,10g
- Natriumcitrat
2,60 mmol = 0,07g
- Glukose-Monohydrat
92,42 mmol = 18,32g
Die Gabe der ICC nach Buckberg erfolgt hierbei mittels eines standardisierten
Aufbaus im Operationsaal. Dabei wird die Myokardprotektion nach Buckberg in drei
Phasen aufgeteilt:
1. Die Induktion des Herzstillstandes
2. Die Erhaltung des Herzstillstandes
3. Die warme Reperfusion des Herzens
In Phase 1 wird der Herzstillstand durch die Gabe eines 4-6 ºC kalten
Kardioplegiegemisches (4:1 Verhältnis von Blut/Lösung) mit einer koronaren
Flussrate von 200-300 ml/min für die Dauer von insgesamt 4-5 Minuten dem Herzen
zugeführt. Die initiale Lösung besitzt eine hohe Kaliumkonzentration von 20-25
mmol/l,
um
einen
schnellen
Herzstillstand
herbeizuführen.
Nach
erfolgtem
Herzstillstand wird die Erhaltung desselben (Phase 2) durch eine intermittierende
(repetitive) Gabe einer nun niedriger konzentrierten Kaliumlösung (8-10 mmol/l) nach
jedem 15-20 Minutenintervall gewährleistet (Flussrate 200-250 ml/min). Diese ReInfusionen halten die Asystolie des Herzens aufrecht, schützen vor einer
Wiedererwärmung des Myokards und schwemmen schädliche Stoffwechselprodukte,
die während der Ischämiephase anfallen, effektiv aus. Die Applikation kann während
5
beider Phasen entweder antegrad über den Aortenbulbus, retrograd über einen in
den Sinus Coronarius eingebrachten Katheter beziehungsweise über beide Wege
kombiniert erfolgen. Generell sollte zum Schutz des Koronarendothels der
Perfusionsdruck bei der antegraden Gabe 60 mmHg und bei der retrograden Gabe
40 mmHg nicht überschreiten.
Basierend auf den Präferenzen des Chirurgen kann vor Beendigung des
kardioplegischen Herzstillstandes das Myokard auf die unkontrollierte Reperfusion
mittels einer speziellen Reperfusionslösung (kontrollierte Reperfusion) vorbereitet
werden. Diese besteht aus einer nahezu normokaliämischen, hypokalziämischen
Lösung, welche mit energiereichen Substraten (Glucose, Glutamat und Aspartat)
angereichert ist, um das Herz auf die nachfolgende Reperfusionsphase nach
Entfernung der Aortenabklemmung (Beendigung der Ischämiephase) vorzubereiten
und den Reperfusionsschaden zu limitieren.
1.2.2 Myokardprotektion mittels warmer Blutkardioplegie nach Calafiore
Das Konzept der warmen Myokardprotektion geht zurück in die 80er Jahre und
basiert auf den experimentellen und klinischen Erfahrungen der kontinuierlichen
warmen Blutkardioplegie, die Lichtenstein und Salerno in den 80er und 90er Jahren
publizierten [73-75]. Im Jahr 1982 berichteten Rosenkranz et al. über die warme
Induktion des Herzstillstandes bei herzchirurgischen Patienten mittels normothermer
Blutkardioplegie [94]. 1986 zeigten Teoh et al. in einer experimentellen Studie, dass
die warme Blutkardioplegie ein wirksames Myokardprotektionsverfahren darstellt, das
mit der kalten Blutkardioplegie vergleichbar war [104]. Basierend auf diesen
Ergebnissen stellten Calafiore et al. im Jahre 1995 [32, 36] eine klinische Serie vor,
welche die Sicherheit einer intermittierend und antegrad applizierten, warmen
Blutkardioplegie (IWC) belegte. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die
Anwendung einer IWC einen verlässlichen myokardialen Schutz bietet und zudem die
Myokardschäden durch die hypotherme Herzstilllegung verringert, was zu einer
Verbesserung der postoperativen Funktion und Ergebnisse führte [31, 32]. Die
ermutigenden Ergebnisse dieser kleinen, nicht-randomisierten Studie an 500
Patienten mit niedrigem Risikoprofil gaben Anlass für die schnelle klinische Aufnahme
des IWC-Verfahrens, welches im nachfolgenden von zahlreichen Autoren als
wirkungsvolle und sichere Methode zur Myokardprotektion beschrieben wurde [32,
6
38, 81, 105, 113]. Allerdings lässt die Verwendung der warmen Blutkardioplegie
wesentliche Aspekte etablierter Myokardprotektionsverfahren, wie zum Beispiel der
ICC nach Buckberg, unberücksichtigt. Die IWC nach Calafiore führt zu einem
Herzstillstand allein auf Grund eines hohen Kalium- und Magnesiumgehalts
(diastolischer Herzstillstand, Tabelle 2). Die Zugabe protektiver Substrate, Puffer,
und
der
Schutz
des
Reperfusionsschaden
Myokards
(Zitratpuffer
vor
zur
einem
Senkung
kalziumbedingten
der
Ischämie-
myozytären
Kalzium-
konzentration) wird gänzlich missachtet. Darüber hinaus wird der Sauerstoffverbrauch des Herzens während des Stillstandes durch die normothermen
Temperaturbedingungen nicht wesentlich abgesenkt.
Tabelle 2: Zusammensetzung der warmen Blutkardioplegie nach Calafiore
1. Oxygeniertes Blut aus dem Oxygenator der Herz-Lungen-Maschine
2. 50 ml – Perfusorspritze mit
o 30 ml Kaliumchlorid 14,9%
o 10 ml Magnesiumsulfat 50%
Der Vorteil der IWC-Methodik liegt jedoch in dem relativ einfachen und wesentlich
kostengünstigeren Aufbau im Vergleich zu anderen Methoden wie der ICC nach
Buckberg. Wie aus Abbildung 2 ersichtlich, führt eine Kardioplegiepumpe das mit
Sauerstoff angereicherte Blut über ein standardisiertes Schlauchsystem der
Aortenwurzel zu. Eine Spritzenpumpe (Perfusorspritze) ist an den arteriellen
Schenkel des Schlauchsystems angeschlossen. Über diese wird dem Herzen das
Kalium-Magnesiumgemisch
in
antegrader
Richtung
zugeführt.
Der
initiale
Herzstillstand erfolgt mit einer Blutflussrate von 200-300 ml/min. Um eine
Kaliumkonzentration von 18-20 mmol/l und eine Magnesiumkonzentration von 5
mmol/l zu erreichen, wird dem Blut aus der Spritzenpumpe Kalium und Magnesium
mit einer Flussrate von 150 ml/Std. zugeführt. Eine zusätzliche Bolusinjektion von 3-4
ml ist möglich, falls ein sofortiger Herzstillstand nicht erzielt werden kann.
Die Re-Infusion erfolgt gemäß des Calafiore-Protokolls [6, 33, 36] alle 15 Minuten
oder nach jeder distalen Anastomose (nur bei Bypassoperationen). Die Flussrate der
Spritzenpumpe wird bei jeder weiteren Kardioplegiegabe reduziert, um die Blut-
7
Kaliumkonzentration zu reduzieren (1. Re-Infusion 120 ml/Std., 2. Re-Infusion 90
ml/Std., 3. Re-Infusion 60 ml/Std.)
Abbildung 2. Operativer Aufbau zur Applikation der intermittierenden, warmen
Blutkardioplegie (IWC) nach Calafiore.
1.3 Klinische Problematik
Trotz der erfolgreichen klinischen Anwendung der unterschiedlichen Verfahren der
Myokardprotektion, welche die Durchführung immer komplexerer Eingriffe am Herzen
zulassen,
ist
kardioplegischen
das
Problem
Herzstillstand
des
nicht
Ischämie-Reperfusionsschadens
vollständig
gelöst.
Insbesondere
nach
nach
langanhaltenden Ischämiezeiten werden immer noch irreversible, myokardiale
Schädigungen durch die Operationstechnik hervorgerufen [10, 43, 92]. Eine länger
dauernde Ischämie des Myokards führt zu strukturellen Schäden der Myozyten mit
Zellödem, Membraninstabilität und schließlich zum Zelltod. Dies wird insbesondere
evident am schwer vorgeschädigten und chronisch kranken Herzen, das einer
prolongierten Ischämiezeit ausgesetzt wird.
8
1.3.1 Grundlagen der myokardialen Ischämie während herzchirurgischer
Operationen
Das Herz benötigt Sauerstoff zur Energieerzeugung. Die Sauerstoffzufuhr über die
Koronardurchblutung ermöglicht den Abbau des Laktats, der freien Fettsäuren, der
Glukose und des Pyruvats. Der aerobe Stoffwechsel ist ein effektiver Prozess und
erzeugt 38 Mol ATP pro Mol oxidierter Glukose. Im Zustand der Ischämie (zum
Beispiel während eines Herzinfarktes oder während der Aortenabklemmung in der
Herzchirurgie mit Unterbrechung der Koronardurchblutung) kommt es aufgrund des
beschränkten Sauerstoffangebots zum anaeroben Abbau von Glykogen und Glukose.
Dieser erbringt jedoch nur 2-3 Mol ATP pro Mol Glukose. Der Mangel an ATP wirkt
sich auf die Kontraktilität des Myokards aus, und es kommt zu einer Beeinträchtigung
der zellulären Integrität. Die Mangelversorgung des Herzmuskels führt zu einer
Beeinträchtigung der kardialen Pumpfunktion, die über die Zeit der Wiederherstellung
einer normalen Myokardperfusion hinausreicht (myokardiales „stunning“). Für eine
adäquate Funktion der vielfältigen Stoffwechselprozesse ist ein geeignetes zelluläres
Milieu erforderlich. Verschiebt sich der intramyozytäre pH-Wert zum Beispiel durch
ischämiebedingte Laktatakkumulation, so werden wesentliche Enzymfunktionen
inhibiert, die zu Erhaltung der integralen Zellfunktion benötigt werden. Darüber hinaus
wirkt sich das Entstehen saurer Metabolite schädigend auf die Myozyten und
Endothelzellen der Koronargefäße aus [86]. Somit entwickelt sich aufgrund einer
zusätzlichen Endotheldysfunktion eine pathologische Veränderung des Gefäßtonus,
die zu einer weiteren Minderperfusion des Myokards mit zusätzlichen Schädigungen
der Myozyten führen kann.
Bei
Herzoperationen
entwickelt
sich
bereits
15
bis
20
Minuten
nach
Aortenabklemmung unter normothermen Bedingungen im Myokard ein intrazelluläres
und interstitielles Ödem. Dieses Ödem führt zur Kompression des subendokardialen
Kapillarbettes
mit
Erhöhung
des
Koronarwiderstandes.
Die
Folge
ist
eine
Minderdurchblutung der Herzinnenschichten während der Reperfusionsphase, die zur
subendokardialen Ischämie, zur Nekrose und zum myokardialen Versagen führt
(„stone heart“). Eine abgemilderte Form der diastolischen und systolischen
Dysfunktion des Herzens nach Ischämie und anschließender Reperfusion stellt das
myokardiale „stunning“ dar. Es kommt häufig nach herzchirurgischen Operationen
mit kardioplegischem Herzstillstand vor (bis zu 80-90%) und ist mit einer
9
frühpostoperativen Einschränkung der myokardialen Funktion und mit erhöhter
Morbidität und Mortalität für die Patienten verbunden [19, 22].
Der kardioplegische Herzstillstand mit intermittierender, kalter Blutkardioplegie (ICC)
nach Buckberg gilt seit der 90er Jahre weltweit als Goldstandard in der Herzchirurgie.
Das Konzept der intermittierenden warmen Blutkardioplegie (IWC) wurde 1995 von
Calafiore eingeführt [32, 36] und wird aufgrund des vereinfachten Aufbaus von vielen
Herzzentren zunehmend eingesetzt. Bisherige Ergebnisse belegen, dass IWC eine
sichere und effektive Alternative bei unkomplizierten Herzoperationen bietet, wie zum
Beispiel bei der isolierten aortokoronaren Bypassoperation, bei der in der Regel kurze
Ischämieintervalle notwendig sind [32, 38, 105, 113]. Dies belegte auch eine von
unserer Arbeitgruppe publizierte Studie, die den Einfluss der IWC-Technik bei
Patienten
mit
isolierten
aortokoronaren
Bypassoperation
im
Vergleich
zur
intermittierenden, kalten Blutkardioplegie (ICC) untersuchte [45]. Das einfache und
kostengünstige
IWC-Verfahren
wurde
somit
schnell
als
alternatives
Myokardprotektionsverfahren zur ICC bei gleichen klinischen Ergebnissen akzeptiert.
Viele Studien belegen einen vergleichbaren Erfolg der IWC, solange die
Aortenabklemmzeit unter 60 Minuten bleibt [2]. Durch zunehmend komplexere
Eingriffe und den dadurch verbundenen längeren Ischämiezeiten an immer älter und
multimorbid werdenden Patienten in der Herzchirurgie bestehen höhere Ansprüche
an eine optimale Myokardprotektion [79].
Vergangene Studien haben gezeigt, dass lange Aortenabklemmzeiten durch eine
erhöhte myokardiale Schädigung eine Zunahme der postoperativen Morbiditäts- und
Mortalitätsraten bewirken [10, 43, 92]. Im Hinblick auf die Tatsache, dass die
derzeitigen Kardioplegieverfahren immer noch suboptimale myokardiale Protektion
bei prolongierten Phasen des Herzstillstandes gewährleisten, konnten Doenst et al.
die Aortenabklemmzeit als unabhängigen Prädiktor für die Mortalität nach
Herzoperationen identifizieren [43]. In seiner Studie demonstriert er einen linearen
Anstieg der postoperativen Mortalität in Abhängigkeit von der Dauer der
Aortenabklemmzeit. Es zeigte sich diesbezüglich eine Übereinstimmung mit Vanky et
al., der die Dauer der Aortenabklemmzeit als einen hochsignifikanten Risikofaktor für
eine erhöhte postoperative Mortalität und Morbidität ausmachte [110]. Hinsichtlich
des erhöhten Alters, der zunehmenden Komorbidität der Patienten und der
steigenden Zahl von Kombinations-, Re- und Notfalleingriffen in der Herzchirurgie ist
10
ein Vergleich dieser beiden modernen
Myokardprotektionsverfahren von großer
klinischer Bedeutung [39].
1.4 Ziel der Studie
Ziel der vorliegenden Studie ist es, den Einfluss der intermittierenden, kalten
Blutkardioplegie
(ICC)
nach
Buckberg
und
der
intermittierenden,
warmen
Blutkardioplegie (IWC) nach Calafiore auf die postoperativen Morbidität und Mortalität
nach herzchirurgischen Operationen mit prolongierter Aortenabklemmzeit zu
vergleichen.
Dabei sollen insbesondere folgende Fragen beantwortet werden:
•
Bietet die IWC bei Hoch-Risiko-Patienten mit prolongiertem Herzstillstand
während herzchirurgischer Operationen (Ischämiezeit länger als 75 Minuten)
klinisch vergleichbare Ergebnisse zur ICC in Hinsicht auf die perioperative
Morbidität und die 30-Tage-Mortalität der Patienten?
•
Ist die postoperative Morbidität in Hinsicht auf die kardialen Komplikationsraten
MACE (major adverse cardiac events: Herzinfarkt, kardiales Versagen,
Herztod) bei beiden Myokardprotektionsverfahren nach erfolgter Herzoperation
gleich?
•
Kommt es bei beiden Myokardprotektionsverfahren zu einer vergleichbaren
enzymatisch gemessenen perioperativen Myokardschädigung (Troponin T/
CK-MB), welche als Indikator für eine ausreichende Myokardprotektion gilt,
oder bietet ein Verfahren einen klinisch und laborchemisch messbaren Vorteil?
•
Beeinflusst eines der beiden Myokardprotektionsverfahren die Dauer des
Intensivstations- und Krankenhausaufenthaltes?
Zusammenfassend soll festgestellt werden, ob die IWC nach Calafiore als
alternatives Verfahren zur ICC nach Buckberg bei Hoch-Risiko-Patienten und bei
komplexen Herzeingriffen mit vergleichbaren klinischen Ergebnissen und Sicherheit
wie bei Niedrig-Risiko-Patienten eingesetzt werden kann.
11
2. Patienten und Methoden
2.1 Patientenkollektiv
Von insgesamt 3527 Patienten, die zwischen dem 1. Januar 2006 und dem 31. Juli
2008 einer kardiochirurgischen Operation an der Klinik und Poliklinik für Herz- und
Thoraxchirurgie der Universität zu Köln unterzogen wurden, haben wir in unserer
retrospektiven
Studie
die
Patientenauswahl
auf
Operationen
mit
einer
Aortenabklemmzeit ≥ 75 Minuten beschränkt. Der spezifische Grenzbereich für die
Aortenabklemmzeit umfasst das obere Quintil des gesamten Patientenkollektivs
(Median: 50 Minuten, Interquintil: 36-75 Minuten) und stellt somit eine Hoch-RisikoPatientengruppe dar.
Insgesamt beanspruchten von den 3527 Patienten 15% (n=520) eine verlängerte
Aortenabklemmzeit von über 75 Minuten. Die Patienten wurden nach der
intraoperativ verwendeten Kardioplegiestrategie in zwei Gruppen eingeteilt. 280
Patienten (54%) erhielten eine intermittierende, kalte (4-6ºC) Blutkardioplegie (ICC)
zur Myokardprotektion nach Buckberg. Bei den restlichen 240 Patienten (46%) wurde
zum Erzielen des kardialen Stillstandes die intermittierende, warme (37ºC)
Blutkardioplegie (IWC) nach Calafiore verwendet.
Im Zeitraum der Untersuchung wurden 86% der kardiochirurgischen Eingriffe von
sieben
Senior-Operateuren
(Chefarzt,
Oberärzte),
die
restlichen
14%
von
Assistenzärzten in der Facharztausbildung durchgeführt. Patienten mit angeborenen
Herzkrankheiten und Herztransplantationen wurden nicht in die Auswertung
einbezogen.
2.2 Operationstechnik und Kardioprotektionsverfahren
Die Operationstechnik und das postoperative Management waren bei allen Patienten
standardisiert. Nach einer routinemäßigen anästhesiologischen Einleitung erfolgte der
Zugang zum Herzen über eine mediane Sternotomie. Vor dem Anschluss an die
extrakorporale
Patienten.
Die
Zirkulation
erfolgte
extrakorporale
die
systematische
Zirkulation
wurde
über
Vollheparinisierung
die
der
Standardzugänge
angeschlossen. In der Regel erfolgte der arterielle Zustrom über die aszendierende
Aorta. War die Aorta ascendens verkalkt oder aus anderen Gründen nicht kanülierbar
12
(Dissektion), wurden periphere Gefäße für den arteriellen Anschluss verwendet. Die
venöse Drainage folgte über den rechten Vorhof oder die beiden Hohlvenen. Die
Operation wurde routinemäßig im „partiellen Bypass“ durchgeführt, das heißt ein Teil
des Blutes gelangte weiterhin über die Lungenstrombahn in den linken Ventrikel.
Dabei kam eine „Zwei-Stufen-Kanülierungstechnik“ des rechten Vorhofs zur
Anwendung. Die sogenannte Venenkanüle wurde hierfür über das rechte Herzohr
eingebracht. Die beiden Hohlvenen wurden separat kanüliert, wenn die linke oder die
rechte Herzseite eröffnet werden musste (zum Beispiel bei Mitralklappeneingriffen).
Nach Beendigung des Eingriffes erfolgte die Entwöhnung von der extrakorporalen
Zirkulation. Nach Reduktion des venösen Abflusses und Wiederbeatmung der
Lungen sowie sorgfältiger Entlüftung der Koronararterien über die Aorta ascendens
mittels
einer
Vent-Nadel
konnte
die
Aortenklemme
entfernt
werden.
Zur
Antagonisierung der Heparinwirkung wurde Protaminhydrochlorid (Protamin 1000
Roche@, Hoffmann-La Roche, Grezach-Wyhlen, Deutschland) in einem Verhältnis
von 1:1 in Bezug auf die initiale Heparindosis verabreicht. Der Sternum- und
Wundverschluss erfolgte nach vorheriger Einlage einer Mediastinal- und/oder einer
Thoraxdrainage. Zur postoperativen Überwachung wurden alle Patienten auf die
herzchirurgische Intensivstation verlegt.
2.3 Kardioplegie-Gabe
Die Herz-Lungen-Maschine wurde bei allen Patienten mit 1500 ml Ringer-LaktatLösung, 500 ml Oxypolygelatine (Gelifundol®, Biotest Oharma GmbH, Dreieich,
Germany), 100 mmol Natriumbikarbonat und 2000 I.E. Heparin vorgefüllt.
Anschließend wurden die Patienten an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen.
Nach
Abklemmen
der
Aorta
ascendens
wurde
die
jeweilige
Myokard-
protektionstechnik (Calafiore- versus Buckberg-Kardioplegie) angewendet. Die
Entscheidung über die Art des Kardioplegieverfahrens und die Applikationsweise
(antegrad, retrograd oder beides) zur Aufrechterhaltung des Herzstillstandes blieb
dem Operateur überlassen.
13
2.3.1 Kalte Blutkardioplegie nach Buckberg Nach dem Abklemmen der Aorta erfolgte die Gabe der Buckberg-Kardioplegie (Dr. F.
Köhler Chemie, Alsbach-Hähnlein, Deutschland) mittels eines standardisierten
Aufbaus. Die Buckberg-Kardioplegie wurde durch die Mischung von Patientenblut aus
der Herz-Lungen-Maschine mit einer kristalloiden kardioplegischen Lösung im
Verhältnis 4:1 (Blut : Lösung) hergestellt [26].
Die kalte Induktion mit der 4-6ºC Lösung wurde mit einer Flussrate von 200-300
ml/min für die Dauer von insgesamt 4-5 Minuten durchgeführt. Die initiale Lösung
wurde mit Kalium in einer Konzentration von 20 mmol/l angereichert.
Die
Erhaltung
des
Herzstillstandes
war
ermöglicht
durch
intermittierende,
niedrigdosierte Kaliumgabe (8-10 mmol/l) mit kardioplegischer Reperfusion alle 15 bis
20 Minuten. Die Applikation erfolgt operationsabhängig entweder antegrad über den
Aortenbulbus oder retrograd über einen in den Sinus Coronarius eingebrachten
Katheter. Der Perfusionsdruck lag bei 60 mmHg für antegrade und bei 40 mmHg bei
retrograder Kardioplegie-Gabe. Eine kontrollierte Reperfusion mittels warmer
modifizierter Reperfusionslösung („hot-shot“) wurde nicht durchgeführt.
Unabhängig
vom
angewendeten
Kardioplegieverfahren
erfolgte
die
warme
Reperfusion durch unmodifiziertes Blut nach Entfernung der Aortenabklemmung.
2.3.2 Warme Blutkardioplegie nach Calafiore
Zur Myokardprotektion mittels Blutkardioplegie nach Calafiore (Abbildung 2) wurde im
Vergleich zu anderen Methoden ein relativ einfaches Setup benötigt. Die
Kardioplegiepumpe führte das mit Sauerstoff angereicherte Blut der Aortenwurzel
mittels eines standardisierten Schlauchsystems zu. Eine Spritzenpumpe war an die
kardioplegische Zirkulation angeschlossen, über die dem Blut der Herz-LungenMaschine 30 ml 2-molare KCL- und MgSO4-Lösung zugeführt wurde. Der initiale
Herzstillstand wurde bei einer Flussrate von 200-300 ml/min erzeugt. Eine zusätzliche
Injektion von 3-4 ml wurde appliziert, wenn ein sofortiger Stillstand der
elektromechanischen Aktivität des Herzens nicht erzielt werden konnte.
Die Re-Infusion erfolgte alle 15 Minuten oder nach jeder distalen Anastomose. In
Anlehnung an das Calafiore-Protokoll [6, 32, 36] wurde die Flussrate der
14
Spritzenpumpe bei jeder weiteren Kardioplegiegabe reduziert. Nach der ersten ReInfusion betrug die Flussrate 120 ml/Std., nach der zweiten 90 ml/Std. und danach 60
ml/Std.
2.4 Erhebung der Daten
Die Namen und Geburtsdaten der Patienten wurden aus dem Operationsbuch der
Klinik und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie der Universität zu Köln für alle 520
Patienten ermittelt. Nur die Patienten, bei denen im Zeitraum zwischen dem 1. Januar
2006 und dem 31. Juli 2008 eine herzchirurgischen Operation mit einer
Aortenabklemmzeit länger als 75 Minuten vorgenommen wurde, wurden in die
Auswertung eingeschlossen. Daraufhin wurden alle zugehörigen Patientenakten
einschließlich der Operationsberichte aus dem Archiv der Universitätsklinik gesucht,
alle unten angegebenen Merkmale erhoben und zur Beurteilung sowie zur
statistischen Auswertung herangezogen. Darüber hinaus wurde in der elektronischen
Patientendatenbank
die
elektronische
Akte
der
Patienten
eingesehen
und
ausgewertet.
Anhand der Datenbank wurden die Patienten anonym unter Berücksichtigung aller
datenschutzrechtlichen Bestimmungen nach dem verwendeten Blutkardioplegieverfahren kodiert. Die erfassten Daten wurden in demographische, präoperative
Risikofaktoren, intra- und postoperative Daten und klinische Ergebnisse kategorisiert.
Die erfassten präoperativen Patientendaten waren Alter, Geschlecht, Körpergröße
und Körpergewicht, die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (EF), Begleiterkrankungen
(Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes, COPD, Vorhofflimmern, Hauptstammstenose
> 50%, pulmonale Hypertonie, Niereninsuffizienz) und Vorerkrankungen (Anzahl der
Gefäßerkrankungen, Schlaganfall /TIA). Ferner wurden Angaben über frühere kardial
bedingte Dekompensationen und Myokardinfarkte innerhalb der letzten 6 Wochen
erfasst. Darüberhinaus wurde die präoperative Medikation der Patienten registriert (ßBlocker,
Thrombozytenaggregationshemmer
und
Katecholaminunterstützung).
Anamnestische Daten beinhalteten Angaben über Dyspnoe oder pektanginöse
Beschwerden und deren Charakter. Die Symptome wurden nach dem funktionellen
Klassifikationssystem der New York Heart Association (NYHA) eingeteilt. Zur
präoperativen Risikostratifizierung wurde der logistische EuroScore für alle Patienten
berechnet.
15
Das EuroScore-System (European System for Cardiac Operative Risk Evaluation)
sagt die Mortalität bei herzchirurgischen Eingriffen anhand von Risikofaktoren unter
Verwendung
von
17
Kriterien
vorher.
Der
EuroScore
ist
ein
objektives
Risikoabschätzungs-System, das auf Daten von mehr als 19 000 Patienten aus 8 EULändern basiert [84]. Man unterscheidet den additiven und den logistischen
EuroScore. Der additive EuroScore ist aus den Ergebnissen eines logistischen
Regressionsmodells abgeleitet, in dem der Einfluss der 17 Risikofaktoren auf die
Wahrscheinlichkeit eines Patienten, innerhalb von 30 Tagen zu versterben, modelliert
wird. Dabei werden für jeden Risikofaktor Punkte vergeben. Die Summe der Punkte
ergibt dann das geschätzte Risiko in Prozent, also die Wahrscheinlichkeit, innerhalb
von 30 Tagen zu versterben. Je nach ermitteltem Euroscore werden Patienten
gemäß Ihres präoperativen Risikoprofils in drei Gruppen eingeteilt:
1. Niedriges Risiko: (EuroScore 1–2),
2. Mittleres Risiko (EuroScore 3–5)
3. Hohes Risiko (EuroScore 6+).
In der folgenden Übersicht sind die einbezogenen Risikofaktoren dargestellt:
Der EuroScore identifiziert drei Typen von Risikofaktoren:
1 Patientenbezogene Risikofaktoren: Alter > 60 Jahren, Geschlecht, chronische
pulmonale Krankheiten, extrakardiale Arteriopathie, neurologische Dysfunktion,
vorangegangene Herzoperation, Serumkreatinin > 200 µmol·L-1, aktive Endokarditis, kritischer präoperativer Zustand.
2 Kardiale Faktoren: Instabile Angina, reduzierte linksventrikuläre Ejektionsfraktion,
Myokardinfarkt, pulmonaler systolischer Druck > 60 mmHg.
3 Operationsabhängige Faktoren: Dringlichkeit, isolierte CABG, Operation an der
thorakalen Aorta.
Intraoperativ wurden die Operationsart, die Dauer der Operation, der extrakorporalen
Zirkulation, der Aortenabklemmung und der Reperfusion erfasst. Ferner wurden
Angaben über verabreichte Menge, Methode der Kardioplegiegabe und Art der
Kardioplegielösung, die Anzahl der distalen Anastomosen sowie die Notwendigkeit
der elektrischen Defibrillation aufgezeichnet. Außerdem wurde der Bedarf an
Katecholaminen (Noradrenalin, Adrenalin und Dobutamin) bei Entwöhnung des
Patienten
von
der
Herz-Lungen-Maschine
registriert.
Der
Bedarf
an
16
Kreislaufunterstützung (IABP und ECMO) wurde dokumentiert. Diese Daten wurden
aus dem Operationsbericht und dem Anästhesieprotokoll entnommen. Die Menge
des
perioperativen
Blutverlustes,
der
Verbrauch
von
Blutprodukten
wie
Erythrozytenkonzentraten, Frischplasmen und Thrombozytenkonzentraten wurde in
der Anzahl der gegebenen Einheiten dokumentiert.
Postoperativ wurden die Laborparameter (Kreatinin, CK, CK-MB und Troponin T) am
Operationstag, am ersten, dritten und fünften postoperativen Tag sowie am Tag der
Entlassung erfasst. Das Ausmaß des perioperativen myokardialen Ischämieschadens
wurden durch die CK-MB und dem Troponin T ermittelt. Letztere Marker haben sich
als wichtige Indikatoren einer PMI nach kardiochirurgischen Operationen erwiesen [8,
58, 106].
2.5 Definition der klinischen Endpunkte
Unter der 30-Tage-Mortalität wird das Versterben des Patienten innerhalb von 30
Tagen nach der Operation verstanden. Die Diagnose eines postoperativen
Myokardinfarktes (PMI) wurde anhand folgender Kriterien und gemäß den Leitlinien
der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) gestellt:
Kombination von (1) Anstieg der postoperativen Serum Kreatin-Kinase (CK)-MBKonzentration fünfmal größer als die obere Grenze des normalen Wertes (>120 U/L)
mit einer CK-MB-Fraktion zwischen 6-25% der gesamten CK-Konzentration und
(2) einem Anstieg der Troponin T-Konzentration größer als 1,5 mg/ml innerhalb von
72 Stunden nach der Operation [58, 106].
Ventrikuläre und supraventrikuläre Arrhythmien wurden registriert, falls es zu
ventrikulären Tachykardien, Kammerflimmern oder Vorhofflimmern/–flattern kam. Ein
kardialer Tod wurde verzeichnet, wenn er durch einen Myokardinfarkt, ventrikuläre
Arrhythmien oder ein refraktäres Low-cardiac-output-Syndrom mit Bedarf an inotroper
Unterstützung oder mechanischer Unterstützung (IABP oder ECMO) verursacht
wurde, oder dieser durch eine Obduktion diagnostiziert wurde.
Der Endpunkt MACE (major adverse cardiac events) wurde registriert, wenn eines
der folgenden Ereignisse postoperativ eintrat: Kardiale Todesursache, postoperativer
Myokardinfarkt (PMI), inotrope Unterstützung mit Adrenalin > 24 Stunden,
17
postoperative Notwendigkeit von IABP oder ECMO oder das Vorkommen
ventrikulärer Arrhythmien.
Ein
akutes
Nierenversagen
wurde
definiert
als
ein
Anstieg
des
Serumkreatininspiegels über 2,0 mg/dl und/oder ein Anstieg von mindesten 0,7 mg/dl
vom Ausgangswert vor der Operation und/oder der Notwendigkeit für eine
Hämodialyse. Ein postoperativer Schlaganfall wurde registriert, wenn dies durch
einen Neurologen oder durch radiologische Bildgebung (cCT,MRT) bestätigt wurde.
Zusätzlich wurde die postoperative Ventilationsdauer, die Verweildauer auf der
Intensivstation (ICU) und im Krankenhaus dokumentiert. Die Zeit-Grenzwerte für
verlängerte Beatmungszeit (>24 Std.), Aufenthaltsdauer auf der ICU (>120 Std.),
Klinikaufenthalt (>14 Tage) wurden anhand der oberen Quintile der jeweiligen
Parameter, also > 80% der normalen Verteilung für jeden Parameter definiert.
2.6 Bestimmung der laborchemischen Parameter
Im Jahre 2000 veröffentlichte die European Society of Cardiology und das American
College of Cardiology einen gemeinsamen Konsensus über die klinische Definition
des akuten Myokardinfarktes [3]. Diese wurde im Jahre 2007 von den Gesellschaften
der European Society of Cardiology, dem American College of Cardiology, der
American Heart Association und der World Heart Federation revidiert [5]. Der
Kernpunkt der neuen universalen Definition für einen Myokardinfarkt war die
Verwendung
eines
hochspezifischen
und
hochsensitiven
Biomarkers,
dem
sogenannten kardialen Troponin. Zahlreiche Studien belegen die höhere Sensitivität
des
Troponin
im
Myokardinfarktes
Vergleich
[13,
55]
zur
oder
CK-MB-Messung
einer
für
myokardialen
die
Diagnose
eines
Schädigung
nach
herzchirurgischen Operationen [14, 58, 100].
Die Blutentnahmen zur Bestimmung der CK-MB und des kardialen Troponin T
erfolgten routinemäßig präoperativ auf der Intensivstation, 24 Stunden nach der
Operation und am 3. und 5. postoperativen Tag (POD). Alle Blutproben wurden im
Institut für Klinische Chemie des Universitätsklinikums Köln (Direktor: Prof. med. Dr.
Klaus Wielckens) analysiert.
Die Markerbestimmung erfolgte mittels kommerzieller Analyseverfahren sowohl für
die CK-MB (Roche Diagnostics, Mannheim, Germany; obere Normalgrenze < 25 U/L
bei 37ºC) als auch für das kardiale Troponin T (Elecsys-Troponin T, Roche
Diagnostics; Messbereich 0,01-25 ng/ml). Der Troponin T Elecsys-Test verwendet
18
zwei monoklonale Antikörper, die spezifisch gegen kardiales Troponin T gerichtet
sind.
2.7 Statistische Methoden
Die gesammelten Daten wurden mithilfe des Statistikprogramms Microsoft Excel für
die statistische Auswertung erhoben. Die Auswertung der gewonnenen Daten erfolgte
unter Anwendung von kommerzieller Software (StatsDirect Ltd.,Cheshire, UK) und
SPSS (SPSS Inc., Chicago, Illinois, US). Die statistische Auswertung wurde in
Kooperation mit dem Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Epidemiologie
der Universität zu Köln (Prof. Dr. G. Wassmer) durchgeführt.
Mit den erfassten, kategorisierten Daten wurde zunächst eine deskriptive Auswertung
mit dem exakten Test nach Fisher durchgeführt und in Prozenten angegeben. Die
quantitativen Variablen wurden auf Normalverteilung und Varianzgleichheit überprüft.
Alle Ergebnisse sind als Mittelwert (MW) und Standardabweichung (SD) dargestellt.
Kontinuierliche Variabeln wurden mit dem ungepaarten t-Test verglichen, während
nicht-parametrische Variablen mit dem Mann-Whitney U-Test verglichen wurden. Ein
p-Wert < 0,05 galt als statistisch signifikant.
Zur Identifikation von unabhängigen Prädiktoren für die 30-Tage-Mortalität, PMI,
MACE und kardialen Tod wurde eine multivariate logistische Regressionsanalyse
(siehe Appendix 1 im Anhang) angewendet. Im Rahmen der logistischen
Regressionsanalyse wurden alle Variablen mit einem p-Wert <0,15 (univariate
Regressionsanalyse) in ein binäres logistisches Regressionsmodel überführt.
Innerhalb des Selektionsverfahrens der „backward elimination“ wurden nacheinander
alle Variablen aus dem statistischen Modell entfernt, beginnend mit der Variable, die
den geringsten Bezug zum klinischen Endpunkt aufwies. Auf diese Weise wurden
nacheinander alle Variablen aus dem statistischen Modell entfernt, bis nur noch
Variablen mit statistisch signifikanten Bezug zum Endpunkt im Modell enthalten
waren
(p<0,05).
Quotenverhältnis
Auf
(odds
der
Basis
ratio;
OR)
der
für
Regressionskoeffizienten
die
Prädiktoren
wurde
das
einschließlich
der
dazugehörigen 95%-Konfidenzintervalle bestimmt.
19
3. Ergebnisse
3.1 Präoperative Daten
Tabelle 3 zeigt die demographischen und präoperativen Daten der 520 Patienten
nach Kardioplegieverfahren unterteilt, die einem kardialen Eingriff mit einer
Aortenabklemmzeit größer als 75 Minuten unterzogen wurden.
Hinsichtlich des Alters der Patienten, des Gewichtes, der Größe, des BMI-Wertes
(Body-Mass-Index) und des Geschlechts gab es keine Unterschiede zwischen den
Patientengruppen. Das Durchschnittsalter der untersuchten 520 Patienten lag bei 67
± 10 Jahren. In der ICC-Gruppe betrug das mittlere Alter 67 ± 12 Jahre. Das mittlere
Alter in der IWC-Gruppe lag bei 68 ± 10 Jahren. Innerhalb der beiden Gruppen war
die Geschlechtsverteilung gleich. 68% der Patienten waren männlichen und 32%
weiblichen Geschlechts. Der durchschnittliche BMI aller Patienten betrug 27 ± 4
kg/m2. Der Anteil an adipösen Patienten (BMI > 30 kg/m²) [111] lag in der ICCGruppe bei 21% und in der IWC-Gruppe bei 19%.
Der Vergleich der präoperativen klinischen Daten ergab mit Ausnahme der
Myokardinfarktrate und der Häufigkeit für das Vorliegen einer 3-Gefäß-Erkrankung
keine signifikanten Unterschiede (p<0,05). 104 der Patienten hatten in der IWCGruppe (64%) eine 3-Gefäß-Erkrankung, in der ICC-Gruppe waren es hingegen 68
Patienten (47%; p=0,002; Abbildung 3). Im Rahmen der koronarangiographischen
Untersuchung wurden das Vorhandensein und das Ausmaß einer koronaren
Herzkrankheit bestimmt. Dabei wurde im Bereich des linken Hauptstammes eine
Stenosierung von größer oder gleich 50% des Gefäßquerschnittes als risikorelevant
definiert. Achtzehn Patienten (12%) aus der ICC-Gruppe und 11 Patienten (7%) aus
der IWC-Gruppe wiesen eine relevante Hauptstammstenose auf (p=n.s.). Die ICCGruppe hatte mehr Patienten mit Vorhofflimmern (33% versus 27%) und mehr
Patienten, bei denen eine Voroperation am Herzen erfolgt war (12% versus 9%;
p=n.s.). Im Hinblick auf die Begleiterkrankungen bestanden geringe Unterschiede
ohne statistische Signifikanz. Eine arterielle Hypertonie bestand bei 77% der ICCPatienten und 82% der IWC-Patienten. Eine Hyperlipidämie wiesen 49% der
Patienten in der ICC-Gruppe versus 58% der Patienten in der IWC-Gruppe auf,
während ein Diabetes mellitus bei annähernd gleich vielen Patienten (26% versus
27%) vorlag.
20
Tabelle 3. Präoperative Daten der Patientengruppen (n=520)
ICC (n=280)
IWC (n=240)
p-Wert
Alter (Jahre)
67 ± 12
68 ± 10
0,187
Männlich
69%
68%
0,776
Gewicht (kg)
80 ± 17
78 ± 14
0,921
Größe (cm)
172 ± 9
172 ± 9
0,591
BMI > 30 kg/m2
21%
19%
0,742
Hypertonie
77%
82%
0,233
Hyperlipidämie
49%
58%
0,062
Diabetes mellitus
26%
27%
0,765
MI anamnestisch
12%
25%
<0,001
Vorhofflimmern
33%
27%
0,212
3-Gefäß-KHK
47%
64%
0,002
HSST > 50%
12%
7%
0,119
COPD
14%
15%
0,803
NYHA Klasse III-IV
29%
23%
0,136
Pulmonale Hypertonie
12%
10%
0,399
Niereninsuffizienz
19%
17%
0,493
- Hämodialyse
2%
1%
0,460
Schlaganfall/ TIA
7%
8%
0,509
ß-Blocker
64%
68%
0,267
TAH (< 7 Tage)
23%
25%
0,606
LV-EF (%)
58 ± 16%
55 ± 17%
0,242
- EF < 50%
26%
29%
0,433
Re-Operation
12%
9%
0,313
Notfallmäßige Operation 10%
14%
0,219
Katecholamintherapie
8%
7%
0,870
EuroScore logistisch
8,4 ± 9,0 %
8,5 ± 8,8%
0,901
Präoperative Daten der Patientengruppen (n=520) aufgeteilt nach Art des
Kardioplegieverfahrens bei prolongierter Aortenabklemmzeit. ICC (intermittierende
kalte Kardioplegie) und IWC (intermittierende warme Kardioplegie). BMI = BodyMass-Index; MI = Myokardinfarkt; KHK = Koronare Herzkrankheit; LV-EF = linksventrikuläre Ejektionsfraktion; TAH = Thrombozytenaggregationshemmer; HSST =
Haupstammstenose
21
Ebenfalls gab es keine Unterschiede an dem Patientenanteil, der an einer
pulmonalen Hypertension, einem Schlaganfall oder einer Niereninsuffizienz erkrankt
war, wobei 2% der Patienten aus der ICC-Gruppe und 1% aus der IWC-Gruppe
präoperativ dialysepflichtig waren.
Auch
hinsichtlich
der
Medikamenteneinnahme
waren
keine
signifikanten
Unterschiede festzustellen. Jeweils 23% der ICC-Patienten und 25% der IWCPatienten
haben
Thrombozytenaggregationshemmer
innerhalb
von
7
Tagen
präoperativ eingenommen. ß-Blocker nahmen 64% der ICC-Patienten und 68% der
IWC-Patienten ein.
Abbildung 3. Anteil der Patienten mit koronarer 3-Gefäßerkrankung. ICC =
intermittierende, kalte Kardioplegie; IWC = intermittierende, warme Kardioplegie.
22
Abbildung 4. Anteil der Patienten mit präoperativem Myokardinfarkt, der nicht länger
als 6 Wochen vor der Operation zurücklag.
Hervorzuheben ist, dass 12% der ICC-Patienten und 25% der IWC-Patienten
anamnestisch einen Myokardinfarkt erlitten hatten, der nicht länger als 6 Wochen vor
der Operation zurücklag (p<0,001; Abbildung 4). Bei 28 Patienten (10%) der ICCGruppe und 33 (14%) der IWC-Gruppe war eine dringliche Operationsindikation
gegeben. Es bestand statistisch kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden
Kardioplegiegruppen.
Bei Betrachtung der Patientenklassifikation ist zu betonen, dass 82 Patienten aus der
ICC-Gruppe (29%) und 56 Patienten aus der IWC-Gruppe (23%) die Kriterien der
NYHA III-IV erfüllten (p=0,135). Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion wurde eingeteilt
in normal (>50%), eingeschränkt (30-50%) und stark eingeschränkt (<30%). Sie lag
im Mittel bei 58 ± 16% in der ICC-Gruppe und 55 ± 17% in der IWC-Gruppe. Eine
Ejektionsfraktion < 50% war bei 73 Patienten der ICC-Gruppe (26%) und 70
Patienten der IWC-Gruppe (29%) vorzufinden (p=n.s.).
Die Risikoklassifikation der Patienten durch den EuroScore betrug im Mittel 8,4 ±
9,0% und war in beiden Gruppen vergleichbar hoch. Das kalkulierte Mortalitätsrisiko
von 8-9% spiegelt das Hoch-Risiko-Profil der Patientengruppen adäquat wieder.
23
3.2 Intraoperative Daten
Tabelle 4 gibt die Art der Operationen und die intraoperativen Charakteristika beider
Patientengruppen wieder. Insgesamt wurden in beiden Gruppen jeweils zu 40%
isolierte Prozeduren und 60% Kombinationseingriffe durchgeführt. Isolierte CABG
(aortokoronare Bypassoperationen) wurden öfters in der IWC-Gruppe durchgeführt
(18 versus 47 Patienten in ICC versus IWC-Gruppe). In der ICC-Gruppe waren mehr
Patienten, bei denen eine isolierte Aortenklappen-Operation durchgeführt wurde (56
versus 28 Patienten in der ICC versus IWC-Gruppe; Abbildung 5).
Tabelle 4. Art der Operation bei den Patientengruppen (n=520).
Gruppen
ICC (n=280)
IWC (n=240)
p-Wert
Isolierte Prozeduren
40%
41%
0,858
- CABG
6%
20%
<0,001
- Herzklappen
30%
18%
0,012
- Sonstige
4%
3%
>0,999
Kombinationseingriff
60%
59%
0,858
- CABG & Herzklappen
40%
40%
0,929
- Zwei Herzklappen
9%
7%
0,415
- Drei Herzklappen
4%
6%
0,329
- andere
7%
6%
0,728
distale Anastomosen (N)
2,4 ± 1,0
2,9 ± 1,1
- LITA-Graft
81%
86%
<0,001
0,217
CABG = aortokoronare Bypassoperation; LITA = Arteria thoracica interna sinistra
Nahezu 50% der Patienten in beiden Gruppen erhielten entweder eine myokardiale
Revaskularisation
mit
gleichzeitiger
Klappen-Operation
oder
eine
doppelte
Klappenprozedur. Hinsichtlich der Operationsart ergaben sich zwischen den
Kardioplegiegruppen keine wesentlichen Unterschiede (Abbildung 6). Ein doppelter
24
und dreifacher Herzklappeneingriff wurde in beiden Gruppen zu 8% beziehungsweise
5% durchgeführt.
Abbildung 5. Verteilung der Operationsarten bei isolierten Prozeduren.
Abbildung 6. Verteilung der Operationsarten bei Kombinationseingriffen.
Die Anzahl der angelegten Bypassgrafts bei CABG-Operationen war in der IWCGruppe signifikant höher. Im Durchschnitt wurden in der ICC-Gruppe 2,4 ± 1,0
Bypässe und in der IWC-Gruppe 2,9 ± 1,1 Bypässe angelegt (p<0,001). In Hinblick
25
auf Operation an der thorakalen Aorta bei Dissektion (n=53) oder sonstige
Operationen ergaben sich keine Unterschiede zwischen den Gruppen.
In Tabelle 5 sind die intraoperativen Daten der Patientengruppen aufgezeigt.
Tabelle 5. Intraoperative Patientendaten (n=520).
Gruppen
ICC (n=280)
IWC (n=240)
CPB-Zeit (min)
159 ± 55
154 ± 68
0,357
- >180 min
22%
18%
0,322
Aortenabklemmzeit (min) 102 ± 28
100 ± 27
0,381
- >115 min
18%
14%
0,223
Reperfusionszeit (min)
44 ± 34
46 ± 48
0,662
Kardioplegie-Zeit (min)
17 ± 13
10 ± 3
<0,001
28 ± 12
<0,001
Kardioplegie-Menge (ml) 929 ± 483
p-Wert
Kardioplegie-Gabe
- ante- oder retrograd
61%
88%
<0,001
- beide
39%
12%
<0,001
Defibrillation
55%
37%
<0,001
- >2 Defibrillationen
18%
4%
<0,001
Intraoperative Daten der Patientengruppen aufgeteilt nach intermittierender, kalter
(ICC) und intermittierender, warmer (IWC) Blutkardioplegie.
Bei der Gegenüberstellung der intraoperativen Daten fanden sich methodisch
bedingte Unterschiede in Form einer längeren Dauer der extrakorporalen Zirkulation
sowie ein größeres Gesamtvolumen der verabreichten Kardioplegielösung bei
Patienten der ICC-Gruppe. Bei der ICC-Gruppe wurde verfahrensbedingt eine
größere Menge an Kardioplegielösung appliziert (929 ± 488 ml) als in der IWCGruppe, in der nur 28 ± 10 ml kardioplegische Lösung benötigt wurde (p<0,001).
Die Applikationszeit der Kardioplegie betrug in der ICC-Gruppe im Durchschnitt 17
Minuten im Vergleich zu 10 Minuten in der IWC-Gruppe und dementsprechend betrug
26
sie 17% beziehungsweise 10% der Aortenabklemmzeit, was der Ischämiezeit
entspricht.
Die Zeit des kardiopulmonalen Bypasses (CPB) betrug für beide Gruppen etwa 156 ±
55 Minuten, wobei sie bei der ICC-Gruppe zu 22% der ICC Patienten und 18% der
IWC Patienten länger als 180 Minuten betrug (Abbildung 7; Tabelle 5).
Abbildung
7.
Vergleich
der
intraoperativen
CPB-,
Aortenabklemm-
und
Reperfusionszeiten.
Die durchschnittliche Aortenabklemmzeit betrug 101 ± 27 Minuten, und es bestand
kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Ebenso zeigte es sich für die
Reperfusionszeit, also den Zeitraum von Beginn der Koronarwiederdurchblutung bis
zur Entwöhnung von der Herz-Lungen-Maschine. Sie lag bei 45 Minuten in beiden
Gruppen.
Hinsichtlich
der
myokardialen
Applikationswege
der
Kardioplegien
waren
Unterschiede in den Kardioplegiegruppen festzustellen. Die antegrade Gabe der
Kardioplegie-Lösung wurde in 33% der ICC-Gruppe und 88% der IWC-Gruppe
praktiziert. Die retrograde Gabe wurde in 28% der Fälle in der ICC-Gruppe
durchgeführt, während sie in der IWC-Gruppe nie angewandt wurde. Die Applikation
der Kardioplegie sowohl ante- als auch retrograd fand Anwendung bei 39% der ICCGruppe und 12% in der IWC-Gruppe (p< 0,001).
27
Nach Entfernung der Aortenklemme war die Notwendigkeit einer Defibrillation bei
persistierendem Kammerflimmern oder -flattern während der Reperfusionszeit in der
ICC-Gruppe mit 55% höher als in der IWC-Gruppe. In der IWC-Gruppe waren es 37%
(p= 0,001; Abbildung 8). Insgesamt benötigten 18% der Patienten aus der ICCGruppe mehr als zwei elektrische Defibrillationen, bei den IWC-Patienten waren es
dagegen nur 4% (Tabelle 5).
Abbildung 8. Prozentualer Anteil an Patienten, die eine oder mehrere Defibrillation
nach Entfernung der Aortenklemme und in der Reperfusionszeit benötigten.
28
3.3 Klinische Endpunkte
Die 30-Tage-Mortalität des gesamten Patientenkollektivs betrug in dieser Studie 8,5%
(44 der 520 Patienten) und stimmt somit fast mit der vorherberechneten Sterblichkeit
der Patienten durch den logistischen EuroScore (8,4 ± 9,0%) überein (Tabelle 6).
Tabelle 6. Postoperative Daten des Patientenkollektivs (n=520).
Gruppen
ICC (n=280)
IWC (n=240)
p-Wert
30-Tage-Mortalität
6%
11%
0,083
MACE
25%
37%
0,004
- Kardialer Tod
4%
9%
0,015
- PMI
6%
17%
<0,001
- Inotrope Unterstützung>24 Std. 16%
20%
0,250
- IABP oder ECMO
7%
10%
0,329
- Ventrikuläre Arrhythmien
6%
6%
>0,999
Supraventrikuläre Arrhythmien
41%
42%
0,858
Gesamter Blutverlust (ml)
802 ± 571
780 ± 729
0,797
Bluttransfusion
84%
76%
0,027
Schlaganfall
5%
3%
0,244
Niereninsuffizienz
34%
28%
0,210
- Hämodialyse
11%
9%
0,562
Beatmung (Stunde)
18 (14-25)
20 (14-27)
0,337
- >24 Stunden
29%
30%
0,845
ICU Aufenthalt (Tage)
2 (1-4)
2 (1-5)
0,485
- ICU > 5 Tage
30%
34%
0,345
Krankenhaus Aufenthalt (Tage) 11 (8-14)
10 (7-13)
0,005
- Krankenhaus > 14 Tage
15%
0,020
23%
Postoperative klinische Ergebnisse aufgeteilt nach intermittierender, kalter (ICC) und
intermittierender, warmer (IWC) Blutkardioplegiegruppe. MACE = major adverse
cardiac events; PMI = postoperativer Myokardinfarkt; ECMO = extrakorporale
Membranoxygenierung; ICU = Intensivstation.
Bei Betrachtung der postoperativen Daten ist erkennbar, dass die 30-Tage-Mortalität
in der ICC-Gruppe (6%) im Vergleich zur IWC-Gruppe niedriger war (11%; Abbildung
29
9). Eine Sub-Analyse ergab, dass die Haupttodesursache in der IWC-Gruppe (9%
versus 4% in der ICC) überwiegend auf kardiale Ursachen zurückzuführen war
(Abbildung 9).
Abbildung 9. Anteil der Patienten, die innerhalb von 30 Tagen postoperativ
verstorben waren. Aufgeführt wurde auch der Tod aufgrund einer kardialen Ursache.
In Hinblick auf den zusammengesetzten klinischen Endpunkt für schwere
postoperative kardiale Komplikation (MACE) konnte festgestellt werden, dass die
ICC-Gruppe im Vergleich zu der IWC-Gruppe signifikant deutlich weniger MACE
erlitten (Abbildung 10). In der ICC-Gruppe waren 25% der Patienten von einem
MACE betroffen, während es bei der IWC-Gruppe 37% waren. Die häufigste
Komplikation der MACE stellte dabei der PMI (perioperativer Myokardschaden) dar.
Der perioperative Myokardschaden (Abbildung 11) betrug in der ICC-Gruppe 6% und
war somit signifikant niedriger als in der IWC-Gruppe mit 17%.
30
Abbildung 10. Rate der schwerwiegenden kardialen Komplikationen in den beiden
Kardioplegiegruppen (MACE).
Abbildung 11. Anteil der Patienten mit perioperativem Myokardschaden (PMI) in den
beiden Kardioplegiegruppen.
Der Bedarf an Katecholaminen (Adrenalin oder Noradrenalin) für mehr als 24
Stunden war in beiden Gruppen vergleichbar (Tabelle 6). Ebenso gab es keine
Unterschiede in Hinblick auf die Häufigkeit des Einsatzes einer mechanischer
Kreislaufunterstützung mittels IABP und ECMO. Wegen eines Low-cardiac-outputSyndroms erhielten 23 Patienten der ICC-Gruppe (7%) und 25 Patienten der IWCGruppe (10%) eine IABP oder ECMO zur Aufrechterhaltung eines adäquaten
Kreislaufs.
31
Sowohl beim Auftreten von supraventrikulären als auch bei ventrikulären Arrhythmien
konnte in beiden Kardioplegiegruppen kein statistisch signifikanter Unterschied
festgestellt werden. Die häufigste Komplikation war die supraventrikuläre Arrhythmie.
Sie betrug in beiden Gruppen circa 41%. Das Vorkommen ventrikulärer Arrhythmien
kam in beiden Gruppen jeweils zu 6% vor (Tabelle 6). Auch der postoperative
Blutverlust über die Wunddrainagen war in beiden Gruppen vergleichbar. Allerdings
erhielten signifikant mehr Patienten in der ICC-Gruppe Bluttransfusionen als in der
IWC-Gruppe (84% versus 76%; Tabelle 6). Eine postoperative Niereninsuffizienz trat
bei 34% der Patienten der ICC-Gruppe und bei 28% der IWC-Gruppe auf. Jeweils
11% der Patienten aus der ICC-Gruppe und 9% aus der IWC-Gruppe bedurften einer
Hämodialyse. Der Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant.
Die durchschnittliche Beatmungszeit betrug bei der ICC-Gruppe 18 Stunden und bei
der IWC-Gruppe 20 Stunden. Die mittlere Aufenthaltsdauer beider Gruppen auf der
Intensivstation (ICU) lag bei 2 Tagen (Tabelle 6). Die Patienten in der ICC-Gruppe
wurden im Durchschnitt einen Tag später aus dem Krankenhaus entlassen (p<0,005).
Der Anteil an Patienten, die mehr als 14 Tage im Krankenhaus verweilten, betrug für
die ICC-Gruppe 23%, während es in der IWC-Gruppe nur 15% waren (Abbildung 12).
Abbildung 12. Durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Krankenhaus und auf der
Intensivstation der beiden Gruppen in Tagen.
32
3.4 Marker der myokardialen Schädigung
Die Ergebnisse der maximalen, perioperativen Freisetzung der myokardialen
Ischämiemarker Troponin T und CK-MB sind in Abbildung 13 dargestellt. In der ICCGruppe lagen die Mittelwerte der maximalen, postoperativen Konzentrationen der
Ischämiemarker niedriger als in der IWC-Gruppe. Der durchschnittliche postoperative
Troponin T-Wert war in der IWC-Gruppe um 0,55 ng/ml höher als in der ICC-Gruppe
(p=0,018). Ähnlich zum Troponin T-Wert war der mittlere CK-MB-Wert in der IWCGruppe um 27 U/L höher als in der ICC-Gruppe (p=0,016).
Abbildung 13. Vergleich der maximalen CK-MB- (in U/L) und Troponin T- (in ng/ml)
Freisetzung in den Kardioplegiegruppen. Dargestellt sind die durchschnittlichen
Konzentrationen
sowie
das
untere
und
obere
Quartil.
Weißer
Balken
=
intermittierende, kalte Blutkardioplegie nach Buckberg (ICC); grauer Balken =
intermittierende, warme Blutkardioplegie nach Calafiore (IWC).
33
3.5 Regressionsanalyse
Um festzustellen, ob die zwei verwendeten Kardioplegieverfahren mit einer
signifikanten Reduktion der klinischen Endpunkte assoziiert waren, wurde ein
multivariates Regressionsmodel entwickelt. In der multivariaten Analyse wurden
klinisch relevante Prädiktoren (siehe Appendix 1 im Anhang) für die Endpunkte 30Tage-Mortalität, PMI und MACE (major adverse cardiac events) untersucht. Die
Ergebnisse sind graphisch in den Abbildungen 14 bis 17 mit dem dazugehörigen OR
(odds Ratio), 95% Konfidenzintervall (CI) und Signifikanzniveau (p-Wert) dargestellt.
Für die 30-Tage-Mortalität wurden neben einem logistischen EuroScore > 6% eine
verlängerte Bypasszeit, eine präoperative Dialysepflichtigkeit und ein präoperatives
NYHA Stadium III-IV als Prädiktoren festgestellt. Ebenso wurde die Anwendung der
intermittierenden, warmen Kardioplegie, die mit einem 2,5-fach höheren Risiko für die
30-Tage-Mortalität verbunden war, als unabhängiger Prädiktor identifiziert (Abbildung
14).
Abbildung 14. Unabhängige Prädiktoren für die 30-Tage-Mortalität. CPB =
kardiopulmonaler Bypass; NYHA = New York Heart Association Klassifikation; OR =
odds ratio; 95% CI = 95% Konfidenzintervall.
Analog zur Mortalität wurden als signifkante Prädiktoren für das Auftreten eines
kardialen
Tods
eine
verlängerte
Bypasszeit
von
über
180
Minuten,
ein
34
fortgeschrittenes NYHA-Stadium und der logistische EuroScore > 6% identifiziert.
Auch hier war die Anwendung der intermittierenden, warmen Blutkardioplegie mit
einem 3,6-fach höheren Risiko für den kardialen Tod vergesellschaftet (Abbildung
15).
Abbildung 15. Unabhängige Prädiktoren für das Erleiden eines kardialen Todes.
CPB = kardiopulmonaler Bypass, NYHA = New York Heart Association Klassifikation;
OR = odds ratio; 95% CI = 95% Konfidenzintervall.
Abbildung 16 stellt alle unabhängigen Prädiktoren mit einem signifikanten Einfluss für
das Auftreten einer MACE dar. Eine CPB-Zeit länger als 180 Minuten war der
stärkste Prädiktor mit einer OR von 2,98. Es folgten ein logistischer EuroScore größer
als 6%, eine verlängerte Aortenabklemmzeit von über 115 Minuten, ein NYHAStadium III-IV und das Vorliegen einer koronaren 3-Gefäß-Erkrankung. Die
Anwendung der intermittierenden, warmen Blutkardioplegie nach Calafiore wies ein
signifikantes, 1,9-faches Risiko für ein MACE aus (p<0,004). Ein protektiver Effekt
konnte dem Vorliegen einer präoperativen Hyperlipidämie zugesprochen werden.
Dies ist am ehesten dem kardioprotektiven Effekt einer routinemäßigen Statintherapie
zuzuordnen.
35
Abbildung 16. Unabhängige Prädiktoren für das Auftreten von MACE. CPB =
kardiopulmonaler Bypass; NYHA = New York Heart Association Klassifikation; OR =
odds ratio; 95% CI = 95% Konfidenzintervall.
Abbildung 17 stellt die unabhängigen Prädiktoren für einen perioperativen
Myokardinfarkt
(PMI)
dar.
Die
Anwendung
der
intermittierenden,
warmen
Blutkardioplegie war der stärkste, unabhängige Prädiktor für einen PMI und erhöhte
das Risiko um das 3,5-fache. Ebenso war ein Patientenalter von mehr als 70 Jahren,
ein Diabetes mellitus, das männliche Geschlecht und eine Bypasszeit länger als 180
Minuten prädiktiv für das Erleiden eines PMI.
Die
multivariate
Regressionsanalyse
zeigte,
dass
keines
der
verwendeten
Kardioplegieverfahren mit einem erhöhten Risiko für inotrope medikamentöse
Unterstützung länger als 24 Stunden, IABP oder ECMO, Arrhythmien, Schlaganfall,
Niereninsuffizienz, Bedarf an Bluttransfusion, verlängerte Beatmungszeit oder ICUVerweildauer assoziiert war.
36
Abbildung 17. Unabhängige Prädiktoren für das Auftreten eines perioperativen
Myokardinfarkts (PMI). CPB = kardiopulmonaler Bypass; NYHA = New York Heart
Association Klassifikation; OR = odds ratio; 95% CI = 95% Konfidenzintervall.
37
4. Diskussion
Seit über 50 Jahren stellt die Anwendung der Herz-Lungen-Maschine mit Stilllegung
der Herzaktion durch eine kardioplegische Lösung eine operative Routinemaßnahme
in der Herzchirurgie dar [49]. Unter Myokardprotektion versteht man zusätzliche
Strategien,
die
das
Ziel
haben,
das
Herz
während
der
unterbrochenen
Koronarperfusion zu schützen, um eine perioperative myokardiale Schädigung zu
verhindern.
Seither
gibt
es
intensive
Bestrebungen,
ein
optimales
Myokardprotektionsverfahren zu etablieren. Eine Vielzahl unterschiedlicher Strategien
zur Myokardprotektion wurden im Laufe der Zeit entwickelt. Dies spiegelt sich in der
enormen
Anzahl
der
experimentellen
und
klinischen
Studien
über
die
Myokardprotektion wieder, die seit 1971 über 13 000 Publikationen zählt und stetig
zunimmt [18].
Die intermittierende, kalte Blutkardioplegie (ICC) nach Buckberg ist seit ihrer
Vorstellung in den neunziger Jahren weltweit eine etablierte und wissenschaftlich
fundierte Strategie zur Myokardprotektion. Im Gegensatz hierzu stellt die etwas
modernere und von Calafiore entwickelte intermittierende warme Blutkardioplegie
(IWC) eine einfache und kostengünstigere Alternative dar, die inzwischen in vielen
europäischen Herzzentren praktiziert wird. Zahlreiche experimentelle und klinische
Studien zeigten vergleichbare Ergebnisse mit beiden Kardioplegieverfahren in
Hinsicht auf die Myokardprotektion und den klinischen Verlauf der Patienten,
insbesondere
bei
herzchirurgischen
Patienten
mit
niedrigem
perioperativen
Risikoprofil [35, 45, 107].
Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss der ICC nach Buckberg und der
IWC nach Calafiore auf die postoperativen Morbidität und Mortalität nach
herzchirurgischen Operationen mit prolongierter Aortenabklemmzeit von über 75
Minuten zu vergleichen. Es sollte untersucht werden, ob die IWC als alternatives
Verfahren zur ICC bei Hoch-Risiko-Patienten und während komplexer Herzeingriffe
mit vergleichbaren klinischen Ergebnissen und Sicherheit wie bei Niedrig-RisikoPatienten angewandt werden kann.
Unsere Studie konnte zeigen, dass die 30-Tage-Mortalität in der IWC-Gruppe mit
11% höher war als in der ICC-Gruppe, bei der die Mortalität 6% betrug. Ebenfalls
erlitten Patienten in der ICC-Gruppe einen erhöhten perioperativen Myokardschaden
im Sinne einer suboptimalen Myokardprotektion. Die Rate der PMI betrug 17% in der
38
IWC-Gruppe und 6% in der ICC-Gruppe, welches statistisch signifikant höher war.
Dies spiegelte sich auch in der maximalen Erhöhung der perioperativen Marker für
eine Myokardschädigung wieder. Die postoperativ maximale gemessene Troponin Tund CK-MB-Freisetzung war bei den Patienten in der ICC-Gruppe niedriger als bei
den Patienten der IWC-Gruppe. In Übereinstimmung hierzu verstarben 9% der
Patienten in der IWC-Gruppe an einer kardialen Ursache, während es in der ICCGruppe 4% der Patienten waren. Darüber hinaus konnten wir demonstrieren, dass
Patienten, die eine Myokardprotektion mittels IWC erhielten, im Vergleich zu der ICC
Gruppe postoperativ signifikant häufiger ein schwerwiegendes kardiales Ereignis
(MACE) erlitten (37% versus 25%).
Um potentielle unabhängige Prädiktoren für die vordefinierten klinischen Endpunkte
30-Tage-Mortalität, kardialer Tod, PMI und MACE zu identifizieren, untersuchten wir
klinisch
relevante
perioperative
Variablen
im
Rahmen
einer
multivariaten
Regressionsanalyse. Unser Regressionsmodell ergab, dass die Anwendung der IWC
im Vergleich zur ICC als ein starker unabhängiger Prädiktor sowohl für die 30-TageMortalität (OR: 2,4) als auch für den Tod aus kardialen Gründen (OR: 3,6), PMI (OR:
3,5) und MACE (OR: 1,9) in unserem untersuchten Patientenkollektiv war.
Zusammenfassend können wir in unserem untersuchten Hoch-Risiko-Patientenkollektiv eine überlegene Myokardprotektion mittels ICC im Vergleich zu IWC
feststellen, die zu einer Verminderung der perioperativen Myokardschädigung führt
und sich konsekutiv in einer signifikanten Verbesserung des postoperativen,
klinischen Verlaufs der Patienten niederschlägt. Letzteres wurde insbesondere durch
eine Reduktion der 30-Tage-Mortalität und des Auftretens von schwerwiegenden
kardialen Komplikationen untermauert.
Im Gegensatz zu den Unterschieden in den klinischen Endpunkten zwischen den
beiden Myokardprotektionsverfahren war intraoperativ bei der IWC Gruppe nach
Wiederherstellung der Koronarperfusion die Notwendigkeit zur Defibrillation bei
persistierendem Kammerflimmern mit 37% deutlich geringer als in der ICC Gruppe.
Hier mussten 55% der Patienten defibrilliert werden, wobei 18% der Patienten mehr
als zwei elektrische Defibrillationsversuche benötigten um in einen stabilen
Herzrhythmus konvertiert zu werden; bei den IWC-Patienten waren es dagegen nur
4%. Unterschiede ergaben sich auch in der Dauer des Krankenhausaufenthaltes. Der
39
Anteil an Patienten, die mehr als 14 Tage im Krankenhaus verweilten, betrug für die
ICC-Gruppe 23%, während es in der IWC-Gruppe nur 15% waren. Beide Gruppen
unterschieden sich nicht in Bezug auf postoperative Komplikationen wie dem
Auftreten
von
Herzrhythmusstörungen
(ventrikuläre
Herzrhythmusstörungen,
Vorhofflimmern), Schlaganfällen und Nierenversagen.
4.1 Pathophysiologische Aspekte der Myokardprotektion und des IschämieReperfusionschadens
Eine inadäquate Myokardprotektion mit konsekutiver Erhöhung des myokardialen
Schadens stellt einen der Hauptgründe für eine erhöhte perioperative Morbidität und
Mortalität bei herzchirurgischen Patienten dar [15]. Dieser sogenannte IschämieReperfusionsschaden des Herzens kommt zum einen durch die Art und Dauer der
Ischämieperiode (Stilllegung der Koronarperfusion) und zum anderen durch das
nachfolgende Reperfusionsintervall (Wiederherstellung der Koronardurchblutung)
nach erfolgter Herzoperation zustande.
Das Herz benötigt Sauerstoff zur Energieerzeugung. Die Sauerstoffzufuhr ermöglicht
den Abbau des akkumulierten Laktats, der freien Fettsäuren, der Glukose und des
Pyruvats. Der aerobe Stoffwechsel ist ein effektiver Prozess und erzeugt 38 Mol ATP
pro Mol oxidierter Glukose. Bei routinemäßigen herzchirurgischen Eingriffen mit
Anwendung der HLM und Aortenabklemmung, also Unterbrechung der Myokardperfusion, kommt es infolge der Ischämie und aufgrund des beschränkten
Sauerstoffangebots zum anaeroben Abbau von Glykogen und Glukose. Dieser Abbau
erbringt jedoch nur 2-3 Mol ATP pro metabolisiertem Mol Glukose. Der Mangel an
ATP wirkt sich nicht nur negativ auf die Kontraktilität des Myokards aus, sondern führt
darüber hinaus zu einer Beeinträchtigung der zellulären Integrität. Für ein
Funktionieren der vielfältigen Stoffwechselprozesse ist ein geeignetes zelluläres
Milieu erforderlich. Verschiebt sich der pH-Wert in den azidotischen Bereich, zum
Beispiel durch Laktatanhäufung, so werden wichtige Enzymfunktionen inhibiert, die
zu vielfältigen Veränderungen der Zellfunktion führen. Darüber hinaus wirken sich die
entstehenden
sauren
Metabolite
schädigend
auf
die
Endothelzellen
der
Koronargefäße aus [86]. Eine länger andauernde Ischämie des Myokards führt zu
strukturellen Schäden der Myozyten mit Zellödem, Membraninstabilität und
schließlich zum Zelltod. Bereits 15 bis 20 Minuten nach Aortenabklemmung
40
entwickelt sich unter normothermen Bedingungen im Myokard ein intrazelluläres und
interstitielles Ödem. Dieses Ödem führt zur Kompression des subendokardialen
Kapillarbettes
mit
Erhöhung
des
Koronarwiderstandes.
Die
Folge
ist
eine
Minderdurchblutung der Herzinnenschichten während der Reperfusionsphase, die zur
subendokardialen Ischämie und zur Nekrose mit myokardialem Versagen führt.
Bei Wiederherstellung der Durchblutung nach einer Ischämie ist der Herzmuskel nicht
in der Lage, seine kontraktile Funktion direkt und uneingeschränkt wieder
aufzunehmen. Grund hierfür ist neben einem Kalzium getriggerten Sensibiltätsverlust
der Myofilamente unter anderem auch eine Störung der mitochondrialen Funktion.
Experimentelle Untersuchungen konnten einen Defekt im Elekronentransport der
mitochondrialen Atmungskette nach Einsetzen der Reperfusion nachweisen [62, 112].
Kurze Ischämiephasen des Myokards können nach erfolgter Reperfusion die
kontraktile Funktion des Herzens längerfristig einschränken, auch wenn keine
irreversiblen Zellschäden entstanden sind [115]. Unter dem Begriff des myokardialen
„stunning“ versteht man eine reversible diastolische und systolische kontraktile
Dysfunktion der Myozyten nach einem Ischämieintervall ohne strukturellem
Myokardzellschaden (Myozytennekrose). Die während der Ischämie bestehende
enge Beziehung zwischen reduzierter myokardialer Durchblutung und Funktion ist
während der Reperfusion aufgehoben, da einerseits die Durchblutung vollständig
wiederhergestellt ist, andererseits die kontraktile Funktion aber eingeschränkt bleibt
(„Perfusions-Kontraktions-Mismatch“). Die Zeit, mit der sich die kontraktile Funktion
nach Reperfusion erholt, ist allerdings vom Schweregrad und der Dauer der
Minderperfusion während der vorausgehenden Ischämie abhängig [77].
Trotz der Weiterentwicklung und der erfolgreichen Anwendung der unterschiedlichen
Myokardprotektionverfahren in der klinischen Praxis, welche die Durchführung immer
komplexerer Eingriffe am Herzen zulassen, ist das Problem des IschämieReperfusionsschadens
nach
kardioplegischem
Herzstillstand
weiterhin
nicht
vollständig gelöst. Insbesondere nach länger anhaltenden Ischämiezeiten werden
immer noch reversible und irreversible myokardiale Zellschäden durch die
Operationstechnik hervorgerufen, die zu einer transienten oder permanenten
Verschlechterung der postoperativen Herzfunktion der Patienten führen können [10,
43, 60]. Dies wird insbesondere evident bei der stetig steigenden Zahl von
herzchirurgischen Patienten mit schwer vorgeschädigten und chronisch erkrankten
41
Herzen, die aufgrund ihres präoperativen Risikoprofils (KHK, Kombinationseingriffe)
einer prolongierten Ischämiezeit ausgesetzt werden müssen.
Im Hinblick auf die Tatsache, dass die derzeitigen Kardioplegieverfahren immer noch
eine
suboptimale
myokardiale
Protektion
bei
prolongierten
Phasen
des
Herzstillstandes gewährleisten [43], haben Doenst et al. in einer groß angelegten
retrospektiven Studie demonstrieren können, dass die Dauer der Aortenabklemmung
(Ischämiezeit) ein unabhängiger Prädiktor für die Mortalität von Patienten nach
Herzoperationen ist. Übereinstimmend hierzu konnte Vanky et al. [110] in einer
weiteren klinischen Studie die Aortenabklemmzeit als einen statistisch hochsignifikanten Risikofaktor für die postoperative Mortalität und Morbidität von
herzchirurgischen Patienten identifizieren. Übereinstimmend damit ist die Erkenntnis,
dass die myokardiale Protektion insbesondere bei Hochrisikopatienten inadäquat ist
[39].
Hinsichtlich
des
steigenden
Alters
der
Patienten,
schwerwiegenderer
Komorbiditäten, höheren Zahlen von Re- und Notfalleingriffen wurde ein Vergleich
dieser beiden Protektionsverfahren bei Hochrisikopatienten oder bei prolongierter
Aortenabklemmzeit für notwendig erklärt [39]. Vor diesem Hintergrund war es das Ziel
der vorliegenden Arbeit zu überprüfen, ob die Anwendung der intermittierenden,
warmen
beziehungsweise
kalten
Blutkardioplegieverfahren
die
gleiche
Myokardprotektion bei Patienten mit verlängerter intraoperativer Aortenabklemmzeit
gewährleistet. Denn neben der Dauer der Aortenabklemmung, also dem „Kampf des
Herzchirurgen gegen die Uhr“, spielt die Effizienz der Myokardprotektion eine
wesentliche Rolle [87].
4.2 Myokardprotektion mittels ICC versus IWC
Das Konzept der warmen Blutkardioplegie (IWC) zur Myokardprotektion geht zurück
in die 80er Jahre. Ihre Theorie basiert auf den Erfahrungen der kontinuierlichen
warmen Blutkardioplegie, die Lichtenstein und Salerno publiziert hatten [74-76]. Im
Jahr 1982 berichteten Rosenkranz et al. über die warme Induktion des
Herzstillstandes mit normothermer Blutkardioplegie [95]. Vier Jahre später zeigten
Teoh et al. durch eine experimentelle Studie, dass die warme Blutkardioplegie ein
wirksames
Myokardprotektionsverfahren
darstellt
[104].
Calafiore
et
al.
demonstrierten, dass die intermittierend und antegrad applizierte Blutkardioplegie
einen verlässlichen myokardialen Schutz bietet und zudem den Operationserfolg
42
verbessert [31, 32]. Zahlreiche Autoren haben aufgrund ihrer Ergebnisse die warme
Blutkardioplegie als wirkungsvolle und sichere Methode zur Myokardprotektion
beschrieben [32, 38, 81, 105, 113]. Minatoya und Kollegen haben zeigen können,
dass die IWC bei einer Aortenabklemmzeit von 30 Minuten mit guten klinischen
Resultaten assoziiert war [82]. Analog dazu berichteten Franke und Kollegen sogar
über bessere Ergebnisse mittels IWC gegenüber der ICC hinsichtlich eines
Myokardschadens und dem postoperativen Katecholaminbedarf bei Patientengruppen
mit
niedrigem
Risikoprofil
und
kurzen
Aortenabklemmzeiten
von
durchschnittlich 50 Minuten [45]. Im Vergleich mit einer historischen Kontrollgruppe
von elektiven Koronarpatienten, die intermittierende kalte Blutkardioplegie erhalten
hatten, fanden Calafiore et al. eine niedrigere Mortalität sowie einen geringeren
Katecholaminbedarf bei Patienten mit Anwendung der IWC [33]. Allerdings war das
„sichere“ Ischämieintervall bei Anwendung von warmer Blutkardioplegie nach
Calafiore insbesondere für Hochrisikopatienten mit prolongierter Ischämiezeit
unbekannt.
4.2.1 Diskussion der intraoperativen Ergebnisse
In Übereinstimmung mit Kupferschmidt et al. [60] und Skarysz et al [101]. gab es in
unserer Studie intraoperativ in der IWC-Gruppe häufiger eine spontane Rückkehr
zum Sinusrhythmus nach der Aortenabklemmung. In der ICC-Gruppe bedurften 55%
der Patienten einer einmaligen und 18% einer mehr als zweimaligen Defibrillation. In
der IWC-Gruppe waren es hingegen nur 37% beziehungsweise 4%. Diese
Beobachtung steht in Einklang mit den Untersuchungsergebnissen von anderen
Studien. Nagaoka et al. verglichen 32 Patienten, die einer routinemäßigen
Aortenklappenersatzoperation unterzogen wurden. Sie fanden in der IWC-Gruppe
signifikant mehr Patienten, die aufgrund eines spontanen Sinusrhythmus keine
Defibrillation nach Wiederherstellung der Koronarperfusion benötigten als in der
hypothermen Gruppe [83]. Pelletier verglich 200 Patienten mit warmer und kalter
intermittierenden Blutkardioplegie. Er fand eine spontane Rückkehr in den
Sinusrhythmus bei 88% der IWC-Patienten, jedoch nur bei 70% der ICC-Patienten
[90]. Die Anzahl der intraoperativen Defibrillation in der ICC-Gruppe war auch bei
anderen Untersuchungen signifikant höher [57, 91]. Hirose fand heraus, dass 40%
der Kaltgruppe nach Entfernen der Aortenklemme defibrilliert werden mussten,
während es in der IWC-Gruppe nur 8% waren [52].
43
Als Erklärung für diese Ergebnisse zugunsten der IWC könnte eine bessere
Myokardprotektion durch die IWC postuliert werden. Allerdings liegt wissenschaftlich
eher
das
Fehlen
der
Myokardhypothermie,
insbesondere
zu
Beginn
der
Reperfusionsphase und der Magnesiumzusatz der IWC als Begründung nahe [32, 91,
114]. Hypotherme Herzen neigen zur Entwicklung von Kammerflimmern nach
Eröffnung der Aortenabklemmung [33, 78] . Es kommt mit sinkenden Temperaturen
zu einer deutlichen Steigerung der Schwelle zum Kammerflimmern [12]. Ferner kann
die Verwendung von Magnesium als zusätzliche Komponente der warmen
Kardioplegie [33] als weitere Erklärung für diese Beobachtung herangezogen werden
[36]. Die Zugabe von Magnesium in der Kardioplegielösung basiert auf dem Konzept,
dass Magnesium kardioprotektiv während der Ischämie und der Reperfusion wirkt, da
es
als
natürlicher
Reperfusionsschaden
Kalziumantagonist
abmildert
[7,
den
37].
Kalzium-getriggerten
Magnesium
blockiert
Ischämie-
den
L-Typ-
Kalziumkanal, reduziert den Kalziumeinstrom und damit auch den Energiebedarf des
Herzens [59]. Yeatman et al. zeigte, dass eine Magnesiumtherapie nach koronararteriellem Bypass mit weniger intra- und postoperativen supraventrikulären und
ventrikulären Arrhythmien einher ging
[114]. Obwohl die Rückkehr zum Sinus-
rhythmus als ein weicher Indikator für die Qualität der erfolgten Myokardprotektion
darstellt, demonstrieren unsere Ergebnisse bei den wesentlich sensitiveren
Parameter der Myokardprotektion, inklusive der enzymatischen Marker für einen
Myokardzellschaden und PMI, eine signifikante Überlegenheit zu Gunsten der ICC
Gruppe.
4.2.2 Diskussion der perioperativen Myokardschädigung (PMI)
Eine inadäquate Myokardprotektion während herzchirurgischer Eingriffe verursacht
eine
Myokardzellschädigung,
die
zu
einer
postoperativen
Freisetzung
von
enzymatischen Markern führt [1, 9, 21, 102, 109]. Da eine geringe Erhöhung,
insbesondere der CK-MB und des kardialen Troponin T auch nach unkomplizierten
Herzeingriffen üblicherweise aufgrund des chirurgischen Traumas zu beobachten ist,
gelten
für
die
Diagnose
eines
relevanten
Myokardinfarktes
(PMI)
nach
herzchirurgischen Eingriffen gemäß der aktuellen Leitlinien der ESC und AHA speziell
angepasste Werte [4, 8, 58, 106]. Hier wird ein PMI als die Kombination von (1)
Serum CK-MB-Konzentration fünfmal größer als die obere Grenze des normalen
44
Wertes (>120 U/L) mit CK-MB-Fraktion zwischen 6-25% und (2) die Erhöhung des
Troponin T-Wertes größer als 1,5 mg/ml innerhalb von 72 Stunden nach der
Operation definiert. Basierend auf diesen Leitlinien wurde die Freisetzung der CK-MB
und Troponin T und die Diagnose des PMI in der vorliegenden Arbeit definiert.
Aufgrund der hohen Spezifität gilt das kardiale Troponin T als kardiosensitiverer
Marker als die CK-MB und hat die höchste prognostische Aussagekraft nach
herzchirurgischen Eingriffen [58, 85]. Trotzdem gelten sowohl der quantitative Anstieg
der CK-MB und des Troponin T als auch die Diagnose eines PMI allgemein als
unabhängiger Prädiktor für eine erhöhte kardiale Morbidität und Mortalität nach
herzchirurgischen Eingriffen [65, 99]. Klinische Studien belegen den Zusammenhang
zwischen dem postoperativen Serum CK-MB-Spiegel und der postoperativen
Mortalität bei Patienten nach koronarer Bypassoperation [40, 66]. Costa und Klatte et
al. fanden eine Übereinstimmung zwischen der postoperativen CK-MB-Freisetzung
und dem Auftreten eines Myokardinfarktes, einer linksventrikulären kontraktilen
Dysfunktion oder eines postoperativen Todes nach koronararteriellem Bypass [34,
40, 93, 95]. Ebenso zeigte Kathiresan et al. einen signifikanten Zusammenhang
zwischen der postoperativen Troponin T-Konzentration und der Mortalität nach
herzchirurgischen Eingriffen [63]. Januzzi und Kollegen belegten ferner, dass eine
unzureichende myokardiale Protektion mit einem erhöhten Troponin T-Anstieg
konsekutiv zu einem Anstieg der kardialen Morbidität und Mortalität führt [42, 58]. Der
prädiktive Wert der postoperativen Troponin T-Freisetzung für den Langzeit-verlauf
von Patienten nach Herzeingriffen ist in zwei weiteren Studien mit bis zu 28 Monaten
Nachuntersuchungszeit gezeigt worden [72, 89].
Die enge Assoziation zwischen inadäquater Myokardprotektion mit Erhöhung der
postoperativen Ischämiemarkerfreisetzung und der konsekutiven Erhöhung der
postoperative Morbidität und Mortalität wird durch die Ergebnisse unserer Studie
weiter belegt. In Übereinstimmung mit den bekannten Studien war die maximale
postoperative Konzentration der CK-MB und des kardialen Troponin T in der IWC
Gruppe signifikant höher als in der in der ICC-Gruppe. Die mittlere CK-MB und
Troponin T-Konzentration lagen in der IWC-Gruppe um 25 U/L beziehungsweise
0,3ng/ml höher als in der ICC-Gruppe. Insgesamt erfüllten 6% der ICC Patienten und
17% der IWC Patienten die ESC/AHA Kriterien für die Diagnose eines perioperativen
45
Myokardinfarktes. In der IWC Gruppe erlitten mehr Patienten einen kardialen Tod
oder MACE [58, 106].
Ferner
muss
man
bei
der
Evaluation
der
zwei
angewandten
Myokard-
protektionsverfahren in unserer Studie die Dauer der Aortenabklemmzeit, das heisst
das Ischämieintervall, berücksichtigen [42]. Dieses war in beiden Gruppen nahezu
identisch und betrug 100 Minuten. In diesem Zusammenhang sind die Ergebnisse der
Studie von Knothe et al. von Interesse, bei der einen positiven und signifikanten
Zusammenhang zwischen der Dauer der Aortenabklemmung und den maximalen
Troponin T-Freisetzung gezeigt wurde [67]. In einer vergleichbaren Studie von Källner
et al. an 70 koronarchirurgischen Patienten verdoppelte sich die Troponin TKonzentrationen bei Patienten mit langen Aortenabklemmzeiten (>40 Minuten) im
Vergleich zu Patienten, die einem kurzen Ischämieintervall unterzogen wurden (<30
Minuten) [61].
Unsere Beobachtungen führen zur Erkenntnis, dass die ICC als Myokardprotektionverfahren bei Hochrisikopatienten, die einer komplexen Herzoperation mit
verlängertem Ischämieintervall ausgesetzt werden müssen, der IWC eindeutig
überlegen ist. Diese Schlussfolgerung wird zusätzlich durch eine Studie von Poling et
al. untermauert [91]. Diese Arbeitsgruppe bewertete mittels intramyokardialer
Mikrodialyse das Ausmaß der myokardialen Schädigung während koronarerterieller
Bypassoperation
mit
Anwendung
von
warmer
oder
kalter
Blutkardioplegie.
Vergleichbar zu unseren Daten fand er einen signifikant höheren Myokardschaden im
Sinne einer höheren perioperativen CK-MB-Freisetzung nach Herzprotektion mit
warmer Blutkardioplegie, welche im Vergleich zur ICC zusätzlich mit einem erhöhten
oxidativen Stress und Laktatfreisetzung assoziiert war.
4.2.3 Diskussion der primären klinischen Endpunkte
Unsere Studie ergab als wichtigstes Ergebnis einen deutlichen Unterschied in
Hinblick auf die 30-Tage-Mortalität zwischen den beiden Gruppen. Während in der
ICC-Gruppe 18 Patienten (6%) innerhalb von 30 Tagen postoperativ verstarben,
waren es in der IWC-Gruppe 26 Patienten (11%). Eine weiterführende Sub-GruppenAnalyse zeigte, dass die Todesursache in der IWC-Gruppe (9% versus 4%)
überwiegend auf kardiale Ursachen zurückzuführen war. Passend hierzu konnte in
Hinblick auf die postoperativen schwerwiegenden kardialen Komplikationen (MACE)
46
eine 32% relative Risikoreduktion in der ICC-Gruppe im Vergleich zu der IWC-Gruppe
festgestellt werden. In der ICC-Gruppe traten die MACE zu 25% auf, während es bei
der IWC-Gruppe 37% waren. Die Rate der PMI betrug 17% in der IWC-Gruppe und
6%
in
der
ICC-Gruppe
entsprechend
einer
2,8-fachen
Erhöhung.
Die
zugrundeliegende Ursachen für die bemerkenswerten Unterschiede zwischen den
beiden Kardioplegieverfahren in Bezug auf die klinischen Endpunkte sind
multifaktoriell bedingt. Als wesentliche Ursachen werden die Zusammensetzung und
Temperatur der Kardioplegielösung in Verbindung mit dem erhöhten Risikoprofil
unserer
Patientenkohorte
mit
prolongierten
Ischämiezeiten
(>75
Minuten)
angesehen.
Die ICC nach Buckberg ist ein intermittierendes, kaltes Myokardprotektionsverfahren,
welches durch eine Mischung von Patientenblut aus der Herz-Lungen-Maschine mit
einer kristalloiden kardioplegischen Lösung im Verhältnis 4:1 (Blut:Lösung) hergestellt
wird [26]. Sie wird hypotherm (4-6°C) appliziert und reduziert den myokardialen
Sauerstoffverbrauch um 90% im Vergleich zum schlagenden Herzen. Die Signifikanz
der Reduktion des myokardialen Sauerstoffverbrauchs in kardialen Ischämiephase
wurde von zahlreichen Studien bereits erwähnt [2, 91, 96]. Der Vorteil der
Hypothermie ist eine Abnahme der Stoffwechselaktivität. Es wurde gezeigt, dass der
Sauerstoffverbrauch eines normothermen, asystolen Herzens von 6–8 ml O2/100
g/min auf 0,6–1,5 ml O2/100 g/min reduziert wird [29, 70]. Die applizierte Lösung
senkt durch die Zugabe von Zitrat die myozytäre Kalzium-konzentration, welche ein
wesentlicher Faktor für den Ischämie-Reperfusionsschadendes Herzens ist („calciumoverload“). Ferner beinhaltet die applizierte Lösung eine erhöhte Pufferkapazität
aufgrund der Zumischung von Pufferbasen (Bikarbonat, Proteine und Phosphat).
Letzteres wirkt einer Ischämie-bedingten Myokardazidose entgegen, da der Puffer die
anfallenden sauren Metabolite während der Ischämie- und Reperfusionsphase
auffängt.
Diese
myokardialen
wissenschaftlichen
Grundprinzipien
Ischämie-Reperfusionschadens
zur
begründen
Verhinderung
die
Effektivität
des
und
Sicherheit der ICC insbesondere bei herzchirurgischen Patienten mit hohem
Risikoprofil, wie bei reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion, Myokardhypertrophie
oder akuten Herzinfarkt. Aus diesen Gründen wird die ICC nach Buckberg weltweit
als Standardverfahren zur Myokardprotektion in der Herzchirurgie eingesetzt [26, 28].
47
Im Gegensatz zur ICC vernachlässigt die Verwendung der warmen Blutkardioplegie
nach Calafiore wesentliche Aspekte der etablierten Prinzipien der Myokardprotektion.
Die IWC nach Calafiore führt zu einem Herzstillstand allein auf Grund eines hohen
Kalium- und Magnesiumgehalts. Die Zuführung und der Schutz des Myokards vor
einem kalziumbedingten Ischämie-Reperfusionsschaden werden gänzlich missachtet.
Darüber hinaus wird der Sauerstoffverbrauch des Herzens während des Stillstandes
durch die normothermen Temperaturbedingungen nicht wesentlich abgesenkt [6, 33,
36, 81]. Letzteres bewirkt gemäß der Untersuchung von Landymore und Kollegen
eine erhöhte myokardiale Sauerstoffschuld und Azidose infolge einer vermehrten
Laktatakkumulation in der IWC-Gruppe, die deutlich höher war als bei der ICC [71].
Auch Poling et al. fanden heraus, dass die myokardiale Laktatkonzentration nach
Aortenabklemmung in der warmen Kardioplegiegruppe im Vergleich zu der kalten
Gruppe signifikant höher war [91]. In einem Vergleich von verschiedenen
Temperaturstufen (9º C versus 37º C) konnten Cohen et al. demonstrieren, dass
sowohl
die
myokardiale
Laktatakkumulation
als
auch
der
myokardiale
Sauerstoffverbrauch linear zur Temperatur ansteigt [39].
Trotz dieser Daten stufen zahlreiche Autoren aufgrund ihrer guten klinischen
Erfahrungen die IWC bei Patienten mit kurzen intraoperativen Aortenabklemmzeiten
(30-50 Minuten) als sichere Methode zur Myokardprotektion ein [45, 82]. Im Vergleich
mit einer historischen Kontrollgruppe von elektiven Koronarpatienten konnten
Calafiore et al. als Einzige zeigen, dass die IWC im Vergleich ICC mit einer
niedrigeren postoperative Mortalität und Morbidität bewirkt [33]. Bemerkenswert dabei
ist jedoch, dass Hochrisikopatienten von der Studie ausgeschlossen waren. Im
Widerspruch zu den oben genannten Studien, welche alle herzchirurgische Patienten
mit einem niedrigen Risikoprofil untersuchten (isolierte Herzoperationen, EuroScore
0-5%, kurze Aortenabklemmzeiten), werden die klinischen Unterschiede durch das
hohe Risikoprofil unserer Patientengruppe (mittlerer EuroScore von 8,5%) mit einer
durchschnittlichen Ischämiezeit von circa 100 Minuten akzentuiert [32, 38, 81, 105,
113]. Im Jahresbericht der DGTHG vom Jahre 2006 wurde für isolierte aortokoronare
Bypssoperationen und Klappenoperationen aller Herzzentren Deutschlands eine
mittlere Mortalitätsrate von 3,1% und 4,9% ermittelt [50]. Unsere Studienkohorte
dagegen umfasste Hoch-Risiko-Patienten mit komplexen Herzerkrankungen bei
denen
60%
einen
Kombinationseingriff
mit
prolongierter
Aortenabklemmzeit
unterzogen werden mussten. Dies begründet die durchschnittliche 30-Tage48
Mortalitätsrate von 8-9% in unserem Patientenkollektiv, welche dem präoperativ
errechneten logistischen EuroScore sehr nahe kommt. Lange Aortenabklemmzeiten
führen zu einer Zunahme der myokardialen Schädigung und sind mit einer Erhöhung
der postoperativen Morbidität und Mortalität vergesellschaftet [2, 10, 43, 92]. Ali et al.
konnten zeigen, dass die klinischen Ergebnisse der beiden Myokardprotektionsverfahren bei Operationen mit kurzer Aortenabklemmzeit vergleichbar war [2]. Erst
bei längerer Aortenabklemmzeit von über 90 Minuten zeigten sich wesentliche
klinische Unterschiede zwischen der kalten und warmen Blutkardioplegie zugunsten
der ICC. Die warme Blutkardioplegie war in der Studie signifikant häufiger mit einem
postoperativen
Low-cardiac-output-Syndrom
und
Veränderungen
assoziiert.
Aortenabklemmzeit
Die
Dauer
der
ischämie-relevanten
gilt
als
EKG
ein
unabhängiger Prädiktor für die Mortalität und Morbidität nach Herzoperationen [43,
110].
Aus
diesem
Grunde
spielt
die
Auswahl
des
optimalen
Myokard-
protektionsverfahrens für diese Hochrisikogruppe eine maßgebliche Rolle an deren
postoperativem Verlauf.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung der IWC im Vergleich zur ICC bei
dieser
Patientenkohorte
mit
einer
vermehrten
perioperativen
myokardialen
Schädigung und einer Erhöhung der 30-Tage-Mortalität, des PMI, des Herztods und
der MACE assoziiert ist. Um über den Mittelwertvergleich hinaus zwischen den
Kardioplegiegruppen Aufschluss über die klinische Relevanz unserer Beobachtung zu
erlangen, untersuchten wir mit Hilfe eines logistischen Regressionsmodells den
prädiktiven Wert von klinisch relevanten Variablen auf vordefinierte klinische
Endpunkte. Die multivariate Analyse identifizierte neben anderen bekannten
Kovariaten die Anwendung der IWC als unabhängigen Prädiktor für alle
schwerwiegenden klinischen Endpunkte, inklusive der 30-Tage-Mortalität, dem
kardialen Tod, dem PMI und der MACE-Rate. Die gewonnenen Erkenntnisse aus
dieser Studie legen somit die Überlegenheit der ICC als Blutkardioplegieverfahren in
dem untersuchten Patientengut mit hohem perioperativen Risiko und verlängerter
Aortenabklemmzeit nahe. Somit sollte das ICC-Verfahren zur routinemäßigen
Myokardprotektion bei diesem Hoch-Risiko-Patientenkollektiv dem IWC Verfahren
vorgezogen werden. Analog dazu konnten Ascione et al. bei Patienten mit
linksventrikulärer Hypertrophie infolge einer Aortenklappenstenose eine suboptimale
Myokardprotektion mit Erhöhung der Marker der myokardialen Schädigung mittels
warmer Blutkardioplegie feststellen [6]. Auch Suleiman et al. konnten demonstrieren,
49
dass
die
myokardiale
Protektion
von
hypertrophierten
Herzen
mittels
intermittierender, warmer Blutkardioplegie unzureichend ist [103]. Die Autoren
folgerten aus ihren Daten, dass die Anwendung der kalten Blutkardioplegie bei
hypertrophierten Herzen, die besonders vulnerabel auf oxidativen Stress reagieren,
der warmen Myokardprotektion vorzuziehen ist.
4.2.4 Diskussion der sekundären klinischen Endpunkte
Im Gegensatz zu den Ergebnissen anderer Studien, die über eine erhöhte
Blutungsrate aufgrund der Körperhypothermie nach ICC berichteten, war der
perioperative Blutverlust in beiden Gruppen unserer Studie nicht signifikant
unterschiedlich [17, 57]. Ebenfalls über weniger Blutungskomplikationen nach warmer
Blutkardioplegie berichteten Uchida et al. und Baron et al. bei ihren klinischen
Untersuchungen [11, 108]. Der Blutverlust betrug in der ICC-Gruppe durchschnittlich
802 ml und in der IWC Gruppe 780 ml. Ein höherer Blutverlust nach hypothermem
kardiopulmonalem Bypass konnte somit in unserer Studie nicht belegt werden.
Eine Erklärung für den höheren Bedarf an Bluttransfusion in der ICC-Gruppe könnte
in der höheren Hämodilution des Kardioplegieverfahrens gesucht werden. In der ICCGruppe wurden durchschnittlich 929 ± 482 ml kardioplegische Lösung intra-operativ
appliziert, während in der IWC-Gruppe 28 ± 12ml verabreicht wurden. Die deutliche
geringere Volumenzufuhr durch die IWC im Vergleich zum Buckberg-Verfahren hat
zum Vorteil, dass die IWC keine nennenswerten Hämodilution bewirkt und somit zu
einem reduzierten Transfusionsbedarf führt.
Während die höhere Bluttransfusionsrate durch eine vermehrte Hämodilution erklärt
werden kann, bleibt der Grund für den längeren Krankenhausaufenthalt der ICC
Patienten ungeklärt. Insbesondere die Auswertung der relevanten perioperativen
Parameter, die eine mögliche Bedeutung für eine verlängerte Verweildauer in der
Klinik haben, lieferte keine eindeutige Erklärung für den Umstand, dass der
Krankenhausaufenthalt von über 14 Tagen in der ICC-Gruppe mit 23% der Patienten
signifikant länger war. Im Gegensatz dazu waren es nur 15% in der IWC-Gruppe mit
einem Aufenthalt von über 14 Tagen. Eine mögliche Erklärung für den längeren
Krankenhausaufenthalt der ICC-Gruppe könnte der höhere Anteil an Patienten mit
Klappenersatzoperationen
sein,
der
eine
längerfristige
effektive
orale
Antikoagulationstherapie mit Marcumar benötigte. Bei den isolierten Prozeduren
50
erhielten in der ICC-Gruppe 30% der Patienten einen Eingriff an der Herzklappe,
während es in der IWC-Gruppe 18% der Patienten waren. Die übrigen sekundären
Endpunkte der Studie unterschieden sich zwischen den beiden Kardioplegieverfahren nicht signifikant (Tabelle 6).
4.3
Limitationen des Studienaufbaus und des Patientenkollektivs
Die Haupteinschränkung der vorliegenden Untersuchung ist das retrospektive
Studiendesign. Der retrospektive Ansatz ist offensichtlich unzureichend, um eine
definitive
Empfehlung
für
oder
gegen
ein
Myokardprotektionsverfahren
zu
formulieren. Obwohl unser multivariates Regressionsmodell viele potenzielle
Faktoren berücksichtigt, kann der Einfluss von anderen, nicht-messbaren Kovariaten
nicht hinreichend ausgeschlossen werden. Darüber hinaus kann argumentiert
werden, dass die Einbeziehung von Patienten, die einem weiten Spektrum an
herzchirurgischen Prozeduren von unterschiedlichen Operateuren unterzogen
wurden, die Vergleichbarkeit der Gruppen limitiert. Dagegen spricht allerdings, dass
weder der Applikationsweg der Kardioplegie, die Erfahrung der Operateure noch der
Typ der Operation als unabhängiger Prädiktor für die untersuchten klinischen
Endpunkte identifiziert werden konnte. Ferner glauben wir, dass unser gemischtes
Patientenkollektiv die Vergleichbarkeit unserer Ergebnisse fördert, da sie mehr die
alltägliche
klinische
Praxis
in
einem
größeren
Herzzentrum
mit
mehreren
Operateuren reflektiert.
Neben der Blutkardioplegielösung gibt es weitere Faktoren, die einen Einfluss auf
eine Myokardschädigung ausgeübt haben könnten: die kumulative Periode der
Kardiolegiegabezeit, ausgedrückt in Prozent der Aortenabklemmzeit, war bei der
IWC-Gruppe kürzer als bei der IWC-Gruppe (10% versus 17% der Aortenabklemmzeit). Man könnte somit annehmen, dass die myokardiale Schädigung in der
IWC-Gruppe durch eine längere Ischämiezeit gegenüber der ICC-Gruppe verursacht
wurde. Obwohl Calafiore et al. demonstrierten, dass die intermittierende Gabe der
warmen Blutkardioplegie für 12% der gesamten Aortenabklemmzeit eine sichere,
zuverlässige und effektive Myokardprotektion gewährleistet, liegt die Annahme nahe,
dass die längeren ischämischen Intervalle in der IWC-Gruppe im Vergleich zu der
ICC-Gruppe zu schlechteren Ergebnissen beigetragen haben könnte. Studien
belegen, dass eine unterbrochene koronare Durchblutung in Normothermie bei einer
51
verlängerten Aortenabklemmzeit als nicht sicher einzustufen ist [2]. Zu diesem
Resultat kamen auch Ericsson et al. in, denn sie beschrieben die IWC in ihrer
Untersuchung sogar bei einer Kardioplegiegabe von 17% der Aortenabklemmzeit als
„inadäquat“ [44]. Lichtenstein et al. zeigten in ihren Untersuchungen, dass die
Verwendung von IWC bei einer Ischämiezeit länger als 13 Minuten zu einer
gesteigerten Mortalität und einer höheren Inzidenzrate von postoperativem Lowoutput-Syndrom führt [74].
Weitere Gründe für die schlechteren klinischen Ergebnisse in der IWC-Gruppe
könnten darin liegen, dass in der IWC-Gruppe mehr Patienten mit ausgedehnter
koronarer
Herzerkrankung
vertreten
waren,
die
anamnestisch
schon
einen
Myokardinfarkt erlitten hatten (25% versus 12% in der ICC). Daher wurden mehr
isolierte CABG Eingriffe in der ICC-Gruppe durchgeführt (20% versus 6% in der
IWC), was eine gesteigerte Freisetzung der Ischämiemarker Troponin T und CK-MB
mitbewirkt haben könnte. Andererseits wurde in der ICC-Gruppe häufiger eine
isolierte Aortenklappenoperation durchgeführt (30% versus 18% in der IWC). Die
besonders
hohe
Vulnerabilität
des
hypertrophierten
Myokards
auf
ein
Ischämieereignis ist belegt [9] und muss somit auch bei der Limitation in Betracht
gezogen werden. Dennoch konnten wir in unserem logistischen Regressionsmodel
dem Operationstyp keinen relevanten Effekt zuweisen. Vermutlich haben diese
Kovariaten einen nebensächlichen Effekt auf die analysierten klinischen Endpunkte
unserer Studie.
52
4.4
Schlussfolgerung
Ziel der vorliegenden retrospektiven Studie war es, den Einfluss der ICC nach
Buckberg versus der IWC nach Calafiore auf die postoperativen Morbidität und
Mortalität von Patienten nach herzchirurgischen Operationen mit prolongierter
Aortenabklemmzeit zu vergleichen. Zusammenfassend können wir in unserem HochRisiko-Patientenkollektiv eine bessere Myokardprotektion mittels ICC im Vergleich zur
IWC feststellen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Anwendung der IWC im
Vergleich zur ICC bei dieser Patientenkohorte mit einer vermehrten perioperativen
myokardialen Schädigung und einer Erhöhung der 30-Tage-Mortalität, des PMI, des
Herztodes und der MACE assoziiert ist. Unter Berücksichtigung der Limitationen
unserer Studie lässt sich somit schlussfolgern, dass das ICC-Verfahren zur
routinemäßigen Myokardprotektion bei diesem Hoch-Risiko-Patientenkollektiv dem
IWC-Verfahren vorgezogen werden sollte. Es bleibt ferner abzuwarten, ob zukünftige
randomisierte, kontrollierte Studien die Ergebnisse dieser Untersuchung bestätigen.
53
5. Zusammenfassung
Die Myokardprotektion mittels kardioplegischer Lösung wird seit der Einführung der
Herz-Lungen-Maschine in die Herzchirurgie kontrovers diskutiert [48]. Die Qualität
des Myokardschutzes während der Herzoperation bleibt bis heute einer der
limitierenden Faktoren, die den Erfolg eines komplizierten Eingriffs am Herzen unter
Anwendung der Herz-Lungen-Maschine wesentlich mitbestimmt [98]. Die
intermittierende, kalte Blutkardioplegie (ICC) nach Buckberg und die modernere
intermittierende, warme Blutkardioplegie nach Calafiore (IWC) sind zwei in der
alltäglichen Praxis konkurrierende Myokardprotektionsverfahren mit vergleichbar
guten klinischen Ergebnissen bei Patienten mit niedrigem perioperativen Risiko [35,
45, 90, 107]. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Einfluss der ICC versus der
IWC auf die postoperative Morbidität und Mortalität bei herzchirurgischen HochRisiko-Patienten mit prolongierter intraoperativer Aortenabklemmzeit zu vergleichen.
Ziel der vorliegenden Studie war es zu überprüfen, ob die IWC nach Calafiore als
alternatives Verfahren zur ICC nach Buckberg bei Hoch-Risiko-Patienten mit
vergleichbaren klinischen Ergebnissen wie bei Niedrig-Risiko-Patienten, angewandt
werden kann. Hierzu wurden insgesamt 520 Patienten (ICC: n=280 versus IWC:
n=240) mit einem durchschnittlichen logistischen EuroScore von 8,5% retrospektiv
untersucht, die einer herzchirurgischen Operation mit einer Aortenabklemmzeit von
länger als 75 Minuten unterzogen wurden.
Die demographischen Daten beider Gruppen waren vergleichbar. Intraoperativ
benötigten die Patienten in der ICC-Gruppe signifikant mehr Defibrillationen nach
Reperfusion und hatten einen höheren postoperativen Bedarf an Bluttransfusionen
(p<0,05). Zwischen den beiden Kardioplegiegruppen ergab sich ein signifikanter
Unterschied in Hinblick auf die 30-Tage-Mortalität. Diese betrug in der ICC-Gruppe
6% und war somit signifikant niedriger im Vergleich zur IWC-Gruppe, bei der sie 11%
betrug (p<0,05). Weitere Sub-Analysen ergaben, dass die kardialen Todesursachen
in der ICC-Gruppe niedriger als in der IWC-Gruppe waren (4% versus 9%; p<0,05).
Die Anwendung der ICC reduzierte das Auftreten von schweren kardialen
Komplikationen (MACE-Rate) im Vergleich zur IWC (25% versus 37%; p<0,05) und
erniedrigte die postoperative Myokardinfarktrate (6% versus 17%; p<0,05). Die
postoperative Freisetzung der myokardialen Ischämiemarker CK-MB und Troponin T
waren in der IWC-Gruppe im Vergleich zu der ICC-Gruppe signifikant erhöht
(p<0,05). In der multivariaten Analyse konnte die Anwendung der IWC als
unabhängiger Prädiktor für die 30-Tage-Mortalität (OR: 2,42; 95%CI: 1,04-5,05), den
kardialen Tod (OR: 3,57; 95%CI: 1,49-8,85), den PMI (OR: 1,87; 95%CI: 1,22-2,87)
und die MACE-Rate (OR: 3,46; 95%CI: 1,86-6,41) identifiziert werden.
Basierend auf den Ergebnissen der vorliegenden Studie können wir schlussfolgern,
dass die Blutkardioplegie nach Buckberg (ICC) bei Hoch-Risiko-Patienten, die einem
komplexen Herzeingriff mit verlängerter Aortenabklemmzeit unterzogen werden, das
bessere Myokardprotektionsverfahren im Vergleich zur intermittierenden, warmen
Blutkardioplegie nach Calafiore darstellt.
54
Appendix 1. Verwendete Variablen für das Regressionsmodell
Geschlecht (männlich, weiblich), Alter zum Operationszeitpunkt (>70 Jahre), BodyMass-Index (>30kg/m2), Hauptstammstenose >50%, anamnestischer Myokardinfarkt,
koronare
3-Gefäß-Erkrankung,
Hypertension,
präoperative
NYHA-Klasse
inotrope
Hyperlipidämie,
(COPD),
III-IV,
mellitus,
Re-Operation,
linksventrikuläre
Unterstützung,
Diabetes
präoperative
Notfalloperation,
Vorhofflimmern,
chronische
Niereninsuffizienz,
pulmonale
Ejektionsfraktion
arterielle
obstruktive
Schlaganfall,
<50%,
Hypertension,
Lungenerkrankung
ß-Blocker-Therapie,
medikamentöse Antikoagulation, logistischer EuroScore >6%, LITA-Graft, Anzahl der
gesamten Grafts ≥3, CABG, Klappenoperation, Eingriff an der thorakalen Aorta,
kombinierte Operation, Art der Kardioplegie-Lösug (ICC oder IWC), Methode der
Applikation der Kardioplegie (antegrad, retrograd oder beides), Aortenabklemmzeit
>115 Minuten (oberes Quintil), CPB-Zeit >180 Minuten (oberes Quintil), perioperative
Bluttransfusion,
Fachkenntnis
des
Operateurs
(Oberarzt,
Facharzt,
Arzt
in
Weiterbildung).
55
6. Literaturverzeichnis
1.
Abdelmeguid AE, Whitlow PL, Sapp SK, Ellis SG und Topol EJ (1995). Longterm outcome of transient, uncomplicated in-laboratory coronary artery closure.
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Lebenslauf
Mein Lebenslauf wird aus Gründen des Datenschutzes in der elektronischen Fassung
meiner Arbeit nicht veröffentlicht.
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