Bronchien Überempfindlichkeit der Atemwege Bei der bronchialen Hyperreagibilität handelt es sich um die gesteigerte Bereitschaft, auf unspezifische, nicht immunologisch vermittelte Reize wie Zigarettenrauch oder Parfum mit einer Verengung der Atemwege zu reagieren. Die Patienten reagieren beim Einatmen mit Symptomen wie Husten, Atemnot oder Engegefühl an den Bronchien. Eine Überempfindlichkeit zeigt sich häufig schon beim Kontakt mit geringen Konzentrationen des jeweiligen Reizstoffes. Es ist auch möglich, dass höhere Reizkonzentrationen die Verengung an den Bronchien viel schneller ansteigen lassen können, als bei Menschen ohne eine bronchiale Hyperreagibilität. Beim Asthma bronchiale stellt die Überempfindlichkeit an den Atemwegen ein charakteristisches Symptom dar. Ursachen für ein allergischen Asthmas sind spezifische Aller- Atemwegscheck Eine Testung der Überempfindlichkeit der Atemwege erfolgt: bei anfallsartige Atemnot, die Lungenfunktionswerte aber in Ordnung sind; wenn unklarer Husten und andere Ursachen ausgeschlossen wurden; wenn unpassende Atemnot unter Belastung vorliegt; wenn gutachterliche, arbeitsmedizinische, wissenschaftliche Fragestellungen bestehen. Eine Testung der Überempfindlichkeit der Atemwege wird nicht durchgeführt, wenn: eine mittelschwere / schwere Atemwegsverengung vorliegt; schwere Herzerkrankungen vorliegen, insbesondere Herzrhytmusstörungen; Parasympathomimetika (Synonym Cholinergika) angewendet werden (Anwendung in der Glaukomtherapie u. bei Darm- und Blasenerschlaffung. Als Nebenwirkungen treten Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall, Broncho- und Muskelspasmen sowie Durchfall auf.); eine Verengung (Obstruktion) bei der Lungenfunktion gemessen wird (Spirometrie); eine Verschlechterung eines Asthma bronchiale vorliegt; schwerer arterieller Bluthochdruck besteht; eine Schwangerschaft besteht; ein Status asthmaticus (häufige, akute, schwere oder langanhaltende Asthmaanfälle) oder ein anaphylaktischer Schock aus der Vergangenheit bekannt sind. 10 gieauslöser (Pollen- oder Hausstaubmilbenallergene), die bei andauerndem oder immer wiederkehrendem Kontakt eine Entzündungsreaktion an den Bronchien auslösen können. Unspezifische Reize wie Zigarettenrauch oder kalte Luft können nur durch eine bestehende Überempfindlichkeit der Atemwege eine Verengung der Bronchien auslösen. Dies geht dabei fließend in asthmatische Reaktionen über. Die Symptome treten meist schnell, sofort oder nach einigen bis 20 Minuten auf und verschwinden nach ein bis mehreren Stunden wieder. Treten bei allergisch bedingten Reaktionen zusätzlich Zeichen einer asthmatischen Spätreaktion auf, kommt es nach sechs bis acht Stunden erneut zu einer Verengung der Bronchien, in Einzelfällen kann eine solche Reaktion auch noch später, etwa nach zwölf Stunden auftreten. Auslöser Für die Atemwegsverengung, die häufig zu Erstickungsgefühl und in der Regel zu Husten führt, können unterschiedliche Reizfaktoren verantwortlich sein. So kann die Atemnot durch Duftstoffe, Rauch, Abgase, Farben oder sonstige Gerüche ausgelöst werden. Schwüle aber auch nasskalte Wetterlagen (Nebel, kalte Luft, kalter Wind) können eine bronchiale Überempfindlichkeit erhöhen. Außerdem verstärkt sich die Empfindlichkeit am Abend und während der Nacht. Atemnot, die bei oder nach körperlicher Anstrengung auftritt, kann auch durch eine bestehende bronchiale Überempfindlichkeit A LLERGIE konkret 2/2011 Bronchien bedingt sein. Beim Asthma verstärkt sich die bronchiale Überempfindlichkeit mit dem Ausmaß der Atemwegsentzündung. Nachweis an den Atemwegen Unspezifische Reize Temperatur Duft Auslöser Kalte Luft, kalter Wind, nasskaltes Wetter, Nebel, schwüles Wetter Parfum, Duft (z.B. in Waschmittel), scharfe Gerüche (z.B. Putzmittel) Zigarettenrauch, Kerzen, Kaminfeuer, Holzfeuerung, Abgase Feinstaub, Waschmittelpulver Histamin, Carbachol, Metacholin Die Asthma-Diagnose stützt sich auf charakteriRauch stische Symptome und den Nachweis einer umkehrbaren Atemwegsverengung (Obstruktion) Staub und / oder einer bronchialen Überempfindlichkeit. Pharmaka zur Wenn die Lungenfunktionswerte in Ordnung sind Provokation und trotzdem asthmatische Beschwerden auftreten, kann man mit Hilfe eines unspezifischen Spezifische Reize Auslöser Provokationstests herausfinden, ob eine bronchiaAllergieauslöser z.B. Pollen-, Hausstaubmilben-, Schimmelle Hyperreagibilität vorliegt. Ein negatives pilz-, Tierallergene Ergebnis spricht gegen ein Asthma bronchiale. Ebenso kann die unspezifische Provokationstestung bei der Abgrenzung von COPD und Asthma bron- Im Kindesalter kann ein Lungenfunktionstest (Spirometrie) chiale hilfreich sein. Dabei können verschiedene pharmako- zur Testung einer Atemwegsverengung, meist erst ab sechs logische Stoffe (Methacolin, Carbachol, Histamin) eingesetzt Jahren (oder noch später) durchgeführt werden. Bei werden. Provokationen mit Kaltluft sind ebenfalls möglich. Verdacht auf eine bronchiale Überempfindlichkeit werden Meist wird mit Metacholin provoziert. Dabei ist die Testung besonders bei Kindern meist standardisierte Belastungstests durchgeführt. Dabei wird die Belastung etwa mit Hilfe eines Laufbands oder einem „free-running-test“ erzielt. Es wird der Abfall des FEV1-Wertes vor und nach einem etwa fünfminütigen Dauerlauf gemessen. Als Kriterium für einen positiven Test gilt ein Abfall des FEV1-Wertes ab zehn Prozent während oder bis zu 30 Minuten nach der körperlichen Belastung. Vermeiden der Auslöser Nebel oder eine feuchte Witterung reizen die Atemwege. Es kommt zum Husten. dann positiv, wenn bei der Inhalation ein FEV1-Abfall von (gleich bis) über 20 Prozent erreicht wird. Der FEV1-Wert gibt das Luftvolumen an, das nach maximaler Einatmung bei einer forcierten Ausatmung in der ersten Sekunde wieder ausgeatmet werden kann. Die Messung erfolgt vor und nach dem Bronchialreiz, um den Unterschied festzustellen. Ist die eingesetzte Provokationsdosis für den 20prozentigen Abfall des FEV-1-Wertes niedrig, besteht somit eine ausgeprägte Überempfindlichkeit an den Bronchien. Eine weitere Methode ist die Ermittlung des (spezifischen) Atemwegswiderstands (s) RAW. Ist die Atemwegsverengung groß, muss ein erheblicher Druck angewendet werden, um die verbrauchte Luft aus den Lungen auszuatmen. Der Strömungswiderstand ist dann groß. Kommt es schon bei einer sehr geringen Menge eines inhalierten Stoffes zu einem Anstieg des Atemwegswiderstands, die bei Gesunden keine Reaktion auslösen würde, liegt eine Überempfindlichkeit der Bronchien vor. Der Atemwegswiderstand steigt also mit der Verengung der Atemwege an. A LLERGIE konkret 2/2011 Die Behandlung der bronchialen Überempfindlichkeit erfolgt, wenn möglich, durch das Vermeiden der Auslöser. Asthmatische Reaktionen werden durch bronchialerweiternde Medikamente und bei Vorliegen einer Atemwegsentzündung meist durch inhalative, lokal wirksame cortisonhaltige Medikamente behandelt. Die Spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) kann Asthmasymptome, den Arzneimittelverbrauch und das Ausmaß der spezifischen und unspezifischen bronchialen Überempfindlichkeit reduzieren. Liegt eine relevante Atemwegsverengung oder ein nicht kontrolliertes Asthma vor, kann keine Hyposensibilisierung durchgeführt werden. Überempfindlichkeiten der Atemwege können zumindest zum Teil genetisch bedingt sein. Aber auch nach Virusinfektionen und bei Einnahme gewisser Medikamente (wie ACEHemmer, Betablocker) werden sie beobachtet. Die bronchiale Überempfindlichkeit bildet sich nach Virusinfektionen in der Regel innerhalb von vier bis fünf Wochen auch ohne Einnahme von Arzneimitteln zurück. Bei einer medikamentenbedingten Störung ist das Absetzen des Medikamentes erforderlich. Aber auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (Bronchitis, COPD), Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre (Gastroösophagealer Reflux), chronischem oder allergischem Schnupfen, Mukoviszidose, Bronchiektasen (Aussackungen in den Bronchien) aber auch bei sonst gesunden Menschen, kann eine Überempfindlichkeit der Atemwege auftreten. 11