§14 Auswahlaxiom Kap. IV : Das Auswahlaxiom §14 Auswahlaxiom und Wohlordnungssatz In seiner einfachsten Form (RUSSELL 1906 bzw. ZERMELO 1904/1908) besagt das Auswahlaxiom, daß das Produkt einer Menge nicht-leerer Mengen wiederum nicht leer ist (multiplicative axiom) : Auswahlaxiom: (AC) ∀ x ∈ a x ≠ Ø → ∏ 14.1 d.h. x≠Ø , x∈ a ∀ x ∈ a ∃ y (y ∈ x) → ∃f (Fkt(f) ∧ D(f) = a ∧ ∀ x ∈ a f(x) ∈ x ) . (ein solches f heißt Auswahlfunktion für die Menge a ) Das AC ist unabhängig von den übrigen ZF-Axiomen: Ist ZFo widerspruchsfrei, so auch ZFo + ¬ AC (FRAENKEL 1922) ZF + AC (GÖDEL 1938) ZF + ¬ AC (COHEN 1963), (zur Geschichte und Problematik des Auswahlaxioms s. das Buch von MOORE: Zermelo´s axiom of choice, Springer 1982). 14.2 Satz Das Auswahlaxiom, AC, ist äquivalent zu den folgenden Aussagen: (AC2) ∀ x ∈ a F(x) ≠ Ø → ∏ (AC2´) ∀ x ∈ a ∃ y ϕ (x,y) → F(x) ≠ Ø x∈ a ∃f (Fkt(F) ∧ D(f) = a ∧ ∀ x ∈ a ϕ (x,f(x)) ) (ein solches f heißt Auswahlfunktion für ϕ) (AC3) ∀x ∈ a x ≠ Ø ∧ ∀ x,y ∈ a ( x ≠ y → x ∩ y = Ø) → ∃z ∀ x ∈ a ∃ !u u ∈ z ∩ x (ein solches z heißt Auswahlmenge für die nicht-leeren, disjunkten Mengen in a) → ∃z ∀ x ∈ a ∃ !u u ∈ z ∩ [x]r (jede Äquivalenzrelation besitzt ein Repräsentantensystem) (AC3´) r Äquivalenzrelation auf a (AC4) Fkt(f) → ∃g (Fkt(g) ∧ inj(g) ∧ D(g) = W(f) ∧ g ⊆ f- 1 ) (jede Funktion besitzt eine Umkehrfunktion) (AC5) Rel(r) → ∃ f (Fkt(f) ∧ D(f) = D(r) ∧ f ⊆ r ) Beweis: AC ⇒ AC2: Sei ∀x ∈ a F(x) ≠ Ø. Definiere eine Funktion h: a → V durch h(x) = {x} x F(x) für x ∈ a und setze b: = W(h). Dann ist ∀ y ∈ b y ≠ Ø , also existiert nach AC eine Auswahlfunktion f mit ∀ y ∈ b f(y) ∈ y . Es ist also ∀ x ∈ a f({x} x F(x)) ∈ {x} x F(x) , also ∀ x ∈ a f({x} x F(x)) = (x,g(x)) Funktion g: a → V mit ∀ x ∈ a g(x) ∈ F(x) wie in (AC2) gefordert. 54 für eine §14 Auswahlaxiom AC2 ⇒ AC : Setze speziell F(x) = x . AC2 ⇒ AC2´ : Sei ∀ x ∈ a ∃ y ϕ (x,y). Definiere F : a → V durch F(x) = {y| ϕ (x,y)} min . Dann ist ∀ x ∈ a F(x) ≠ Ø) , also existiert nach (AC2) eine Auswahlfunktion f: a → V mit ∀ x ∈ a f(x) ∈ F(x) , so daß dann auch AC2´ ⇒ AC2 : Definiere ∀ x ∈ a ϕ (x,f(x)) gilt. ϕ (x,y) : ↔ y ∈ F(x) . AC ⇒ AC3 : Es sei a eine Familie nicht-leerer, disjunkter Mengen: ∀x ∈ a x ≠ Ø ∧ ∀ x,y ( x ≠ y → x ∩ y = Ø) . Nach AC existiert eine Auswahlfunktion für a : f: a → V mit ∀ x ∈ a f(x) ∈ x . Ihr Wertebereich, b = W(f) , ist dann eine Auswahlmenge für a. AC3 ⇒ AC3´: Es sei r eine Äquivalenzrelation auf a . Dann ist die Menge der Äquivalenzklassen eine Familie nicht-leerer disjunkter Mengen, die nach AC3 eine Auswahlmenge besitzt und zugleich ein Repräsentantensystem darstellt, wie in AC3´gefordert wird. AC3´ ⇒ AC4 : Es sei f eine Funktion mit D(f) = a . Definiere eine Äquivalenzrelation r auf a durch x r y ↔ x,y ∈ a ∧ f(x) = f(y) . Nach AC3´ existiert eine Funktion h: a → V mit ∀ x ∈ a h(x) ∈ [x]r , d.h. ∀ x ∈ a f(x) = f(h(x)) . Definiere g: W(f) → a mit g(y) = h(u) , wobei u ∈ a und f(u) = y. Es ist leicht zu sehen, daß dadurch tatsächlich eine Funktion g definiert wird, die die Bedingung ∀ x ∈ a ∀ y ∈ W(f)( g(y) = x → f(x) = y ) erfüllt. AC4 ⇒ AC3 : Es sei wieder a eine Familie nicht-leerer, disjunkter Mengen. Wir definieren eine Abbildung f: ∪ a → > a , indem wir f(z) = dasjenige x ∈ a setzen mit z ∈ x. Eine Umkehrfunktion g nach AC4 liefert dann als Bildbereich W(g) eine Auswahlmenge für a . AC3 ⇒ AC : Sei ∀ y ∈ a y ≠ Ø . Dann ist auch überdies paarweise disjunkt, so daß ∀ y ∈ a y x {y} ≠ Ø und diese Mengen sind {y x {y}|y ∈ a} die Voraussetzungen von (AC3) erfüllt. Also existiert eine Auswahlmenge z mit ∀ y ∈ a z ∩ y x {y} = {g(y)} für eine Funktion g : a → V , und wegen g(y) = (f(y),y) für eine Funktion f : a → V mit y x {y} = {g(y)} gilt ∀ y ∈ a f(y) ∈ y . Ähnlich kann man beweisen: AC3 ⇒ AC5 : Sei Rel(r) mit D(r) = a, W(r) = b . Dann ist {{x} x {y| x r y } | x ∈ a } eine Menge nicht-leerer, paarweise disjunkter Mengen. Also existiert eine Auswahlmenge z mit ∀ x ∈ a z ∩ {x} x {y| x r y } = {g(x)} für eine Funktion g : a → V , und wegen {x} x {y| x r y } = {g(x)} gilt g(x) = (x,f(x)) für eine Funktion f : a → V mit ∀ x ∈ a x r f(x) , also f ⊆ x . 55 §14 Auswahlaxiom AC2´ ⇒ AC5 : Sei Rel(r) mit D(r) = a. Dann gilt: ∀ x ∈ a ∃ y (x,y) ∈ r . Also ex. nach (AC2´) eine Funktion f: a → V mit ∀ x ∈ a (x,f(x)) ∈ r . Es ist dann also f ⊆ r . gegeben, r = f-1 (als Relation, nicht notwendig Funktion!). Nach (AC5) existiert eine Funktion g mit D(g) = D(r) = W(f) ∧ g ⊆ r ⊆ f-1 , u n d AC5 ⇒ AC4 : Sei Fkt(f) mit D(f) = a g ist offenbar injektiv. AC5 ⇒ AC : Sei ∀ x ∈ a x ≠ Ø . Setze r = {x,y| y ∈ x ∈ a }. Nach (AC5) existiert eine Funktion f mit D(f) = D(r) ∧ f ⊆ r . Es ist dann ∀ x ∈ a (x,f(x)) ∈ r , d.h. ∀ x ∈ a f(x) ∈ x . 14.3 Satz (ZERMELO 1904/1908) Das Auswahlaxiom, AC, ist äquivalent zum Wohlordnungssatz: (WO1) (WO2) ∀ x ∃ r ( r ist Wohlordnung auf x ) , bzw. ∀ x ∃α ∃ f ( f : x ↔ α ) , d.h jede Menge a läßt sich aufzählen: a = {aξ | ξ < α } für ein α und eine Folge (aξ | ξ < α ) Beweis: Ist r Wohlordnung auf a, so isomorph zu ∈ auf einer Ordinalzahl α (nach 9.9), somit (WO1) ⇒ (WO2). Ist umgekehrt f : a ↔ α für eine Ordinalzahl α , so kann man auf a eine Wohlordnung r durch xry ↔ f(x) < f(y) definieren. Also gilt auch (WO2) ⇒ (WO1). (WO1) ⇒ (AC): Sei ∀ x ∈ a x ≠ Ø . Nach (WO1) gibt es eine Wohlordnung < auf ∪ a . Damit kann man eine Auswahlfunktion f definieren durch f(x) = das kleinste (bzgl. <) y ∈ x für x ∈ a. (AC) ⇒ (WO2) : Sei a ≠ Ø . Nach dem Auswahlaxiom existiert eine Funktion f : P(a) − {Ø} → V mit ∀ x ⊆ a (x ≠ Ø → f(x) ∈ x ) . Damit können wir rekursiv eine Aufzählung G von a definieren. G( α ) = f(a − {G(ξ )| ξ < α } ) , a (i) a ∉ {G(ξ )| ξ < α } → G Á α Für γ < α ist falls a − {G(ξ )| ξ < α } ≠ Ø , sonst. ist injektiv: G(γ ) = f(a − {G(ξ )| ξ < γ }) ∈ a − {G(ξ )| ξ < γ } , also G(γ ) ≠ G(ξ ) für alle ξ < γ . (ii) a ∈ W(G), denn anderenfalls wäre G : On → a nach (i) eine injektive Funktion, und damit a keine Menge! Sei α = µξ (G(ξ ) = a) . Dann ist G Á α : α → (iii) a injektiv. Es bleibt zu zeigen: G Á α : α → a ist surjektiv. Wäre jedoch W(G Á α) ⊂ a , so G(α ) = f(a − {G(ξ )| ξ < α } ) ∈ a im Widerspruch zur 56 §14 Auswahlaxiom Definition von α ! 57 §14 Auswahlaxiom 14.4 Definition (i) R ist eine (reflexive) partielle Ordnung auf A : ↔ R ⊆ A x A und ∀x ∈ A x R x reflexiv ∀ x,y,z ∈ A ( x R y ∧ y R z → x R z) transitiv, ∀ x,y ∈ A ( x R y ∧ y R x → x = y) (In Def. 9.1 (i) haben antisymmetrisch. wir den entsprechenden Begriff einer irreflexiven partiellen Ordnung definiert.) ( i i ) K ⊆ A heißt R-Kette: ↔ ∀x,y ∈ K ( x R y ∨ y R x ) , d.h. je zwei Elemente aus K sind bzgl. R vergleichbar; R ist also eine reflexive lineare Ordnung auf A gdw. A eine R-Kette ist. ( i i i ) a ∈ A heißt (R-)obere Schranke von B ⊆ A : ↔ ∀x ∈ B x R a , a ∈ A heißt (R-)maximal : ↔ ∀x ∈ A ( a R x → a = x ), ein maximales Element besitzt also kein echt größeres, braucht aber nicht das größte Element zu sein (zumindest nicht in einer partiellen Ordnung). 14.5 Die folgende Aussage stammt von ZORN (1935); für lineare Ordnungen ist sie trivial: ZORNsches Lemma (ZL) r sei partielle Ordnung auf der Menge a mit der Eigenschaft ( * ) jede r-Kette besitzt eine r-obere Schranke. Dann hat a ein maximales Element (bzgl. r). Ein ähnliches Prinzip stammt von HAUSDORFF: HAUSDORFFsches Maximumprinzip (H) r sei partielle Ordnung auf der Menge a . Dann gibt es eine (bzgl. ⊆ ) maximale r-Kette k, d.h. ein k ⊆ a mit: k ist r-Kette ∧ ∀ y ( y r-Kette ∧ k ⊆ y → k = y ). 14.6 Satz Das ZORNsche Lemma und das HAUSDORFFsche Prinzip sind äquivalent mit dem Auswahlaxiom. Beweis: (WO) ⇒ (H): r sei partielle Ordnung auf a, f : α ↔ a für ein α nach (WO) . Wir definieren eine Funktion g : α → a durch Rekursion wie folgt: g( β ) = W(g) f(β ) falls f(0) sonst. {g(ξ )| ξ < β } ∪ {f( β )} r-Kette, ist dann eine maximale r-Kette (mit g(0) = f(0)). Bemerkung: Statt (H) haben wir sogar bewiesen, daß jede partielle Ordnung r auf a für jedes b ∈ a eine r-Kette k mit b ∈ k besitzt. 58 §14 Auswahlaxiom (H) ⇒ (ZL) : Sei maximale r-Kette r partielle Ordnung auf a, die (*) erfüllt. Nach (H) existiert eine ⊆ k a. Eine obere Schranke von k ist dann ein maximales Element (sonst könnte man k echt erweitern). (ZL) ⇒ (AC) : Sei a ≠ Ø und ∀ x ∈ a x ≠ Ø . Setze B: = {f| ∃ y ⊆ a (f: y → B⊆ ∪ y ∈ P(a) (y ∪ ∪a ∧ ∀ x ∈ y f(x) ∈ x } . B ist eine Menge, da a) . Als partielle Ordnung auf b wählen wir r = ⊆ -Beziehung. Für jede r-Kette k ist dann ∪ k eine obere Schranke, und ein nach dem ZORNschen Lemma maximales Element in B ist dann eine Auswahlfunktion für a . Für Anwendungen (s. den folgenden § 15) benötigt man gelegentlich nur abgeschwächte Formen des Auswahlaxioms: Auswahlaxiom für abzählbare Mengen: a abzählbar ∧ ∀ x ∈ a x ≠ Ø → ∃ f ( f : a → ACω : ∪a ∧ ∀ x ∈ a f(x) ∈ x ), Axiom der abhängigen Auswahl: DC: Rel(R) ∧ ao ∈ a ∧ ∀x ∈ a ∃y ∈ a xRy → ∃ f [ f: ω → a ∧ f(0) = ao ∧ ∀ n < ω f(n) R f(n+1) ] (dependent choice) Es gilt: AC → DC, DC → ACω (aber die Umkehrungen sind nicht beweisbar). Es gilt: AC → DC, DC → ACω (aber die Umkehrungen sind nicht beweisbar). Mit DC läßt sich z.B. beweisen: Die Minimalitätsbedingung der Fundiertheit (s. Def. 13.4, p.50) (F1) a ≠ Ø → ∃x ∈ a ∀ y ∈ a ¬ y R x ) ist äquivalent zur Aussage, daß es keine unendlich-absteigenden R-Ketten gibt: (F11) ¬ ∃ f ( f : ω → V ∧ ∀ n ∈ ω f(n+1) R f(n)) (dabei benötigt man gerade das DC, um (F11) → (F1) zu zeigen, während die umgekehrte Richtung unmittelbar beweisbar ist). 59 §15 Anwendungen des AC §15 Anwendungen des Auswahlaxioms 15.1 Jeder K-Vektorraum V besitzt eine Basis. K sei ein Körper, V ein Vektorraum über dem Körper K, V und K seien Mengen (hier also V nicht Klasse aller Mengen!). Wir wenden zum Beweis das ZORNsche Lemma an und wählen P:= {b| b ⊆ V , b ist Menge von linear unabhängigen Vektoren } , ≤ = ⊆ auf P. Dann ist ≤ eine partielle Ordnung auf der Menge P , und für jede Kette k ⊆ P ist ∪ k eine obere Schranke von k in P. Nach dem ZORNschen Lemma existiert also ein maximales Element in P; eine maximale linear unabhängige Menge von Vektoren ist aber eine Basis. Bemerkungen: (i) A. Blass (Existence of bases implies AC, Contempory Math. , Axiomatic Set Theory, AMS 31 (1983)) hat gezeigt, daß auch umgekehrt aus der Aussage, daß jeder Vektorraum eine Basis besitzt, das Auswahlaxiom folgt. (ii) Als Anwendung auf den Vektorraum ~ der reellen Zahlen, und zwar als (unendlichdimensionaler) Vektorraum über den rationalen Zahlen } aufgefaßt, besitzt dieser eine Basis, die man Hamel-Basis nennt. Aus der Existenz einer Hamelbasis folgt insbesondere die Existenz ~ → ~ mit f(x+y) = f(x) + f(y) für alle reellen x,y , aber f ist unstetig (sogar möglich: W(f) ⊆ } ) . einer Funktion f: 15.2 Der Satz von HAHN-BANACH (Formulierung und Beweis etwa bei Friedrichsdorf-Prestel, Kap. 10, pp.66ff) 15.3 Es existiert eine Menge reeller Zahlen, die nicht Lebesgue-meßbar ist. (VITALI 1905) Das Lebesgue-Maß ist eine Abbildung µ : L → ~ * , wobei L ⊆ P(~ ) (Lebesgue-meßbare Teilmengen) und ~ * die Menge der nicht-negativen reellen Zahlen, ergänzt um ∞ , ist, so daß gilt. (L1) L enthält die offenen und abgeschlossenen Intervalle: (a,b), [a,b] ∈ L für alle reellen Zahlen a < b , und es ist µ (a,b) = µ( [a,b]) = b − a . Ferner ist L ein Mengenring , d.h. A, B ∈ L → A ∪ B , A ∩ B, A − B ∈ L , (L2) (L3) µ (A ∪ B) = µ (A) + µ (B), falls A ⊆ B → µ(A) ≤ µ ( B ) A∩ B = Ø Additivität Monotonie (L4) Ist (Ai | i<ω ) eine abzählbare Folge von Mengen in L, so ist auch ∪ i<ω Ai in L , und µ ( ∪ i < ω Ai ) = Σ i < ω µ (A i ) , falls Ai ∩ Aj = Ø für i ≠ j σ -Additivität (L5) A ∈ L ∧ r ∈ ~ → A + r = {a+r|a ∈ A} ∈ L und µ (A) = µ (A + r) Translationsinvarianz Auf den reellen Zahlen definieren wir eine Äquivalenzrelation durch x ~ y : ↔ x,y ∈ [0,1] ∧ x − y rational . 60 §15 Anwendungen des AC Nach dem Auswahlaxiom (AC3´) existiert hierzu ein Repräsentantensystem S, d.h. S ⊆ [0,1] ∧ ∀ x ∈ [0,1] ∃ !y ∈ S (x ~ y ) . Setzen wir Sr := {x+r|x ∈ S} = S + r , so ist ~ = ∪ r ∈ } Sr , und es ist Sr ∩ St = Ø für r,t rational, r≠ t . Wäre S Lebesgue-meßbar, also S ∈ L, so erhielte man im Falle µ (S) = 0 : µ ( ~ ) = 0, und im Falle µ (S) > 0 : 2 = µ ([0,2]) = ∞ , Widerspruch! 15.4 Äquivalenz verschiedener Stetigkeitsdefinitionen Es sei U(ε ,x) := (x − ε , x+ ε ) = {y ∈ ~ | x − ε < y < x+ ε } die ε -Umgebung von x . (1) Für A ⊆ ~ definiert man den Abschluß von A (die abgeschlossene Hülle von A) durch x ∈ A : ↔ ∀ε>0 U(ε ,x) ∩ A ≠ Ø bzw. ↔ x = limn →∞ xn für eine Folge (xn ) n< ω (2) Es sei f: ~ → ~ , x ∈ ~ . Dann definiert man mit ∀ n <ω xn ∈ A . f stetig in x : ↔ ∀ε>0 ∃δ>0 ∀y ∈ ~ ( |x − y| < δ → |f(x) − f(y)| < ε ) bzw. ↔ für alle Folgen (xn ) n< ω mit x = limn → ∞ xn gilt: f(x) = limn → ∞ f(xn ) . Um die Äquivalenz der jeweiligen Definitionen zu zeigen, benötigt man (in jeweils einer Richtung) das Auswahlaxiom - tatsächlich genügt hier das ACω oder das stärkere DC. 15.5 Das Produkt quasi-kompakter Räume ist quasi-kompakt. (TYCHONOFF) (Diese Aussage ist äquivalent zum Auswahlaxiom.) 15.6 Jedes echte Ideal in einer BOOLEschen Algebra läßt sich zu einem Primideal erweitern. (BPI = BOOLEsches Primidealtheorem) Diese Aussage (welche schwächer als das Auswahlaxiom ist) ist äquivalent mit (i) STONEscher Repräsentsationssatz: Jede BOOLEsche Algebra ist isomorph zu einer Mengenalgebra, (ii) Satz von TYCHONOFF für T2-Räume, (iii) Vollständigkeitssatz (bzw. Kompaktheitssatz) für formale Sprachen erster Stufe. 15.7 Jede partielle Ordnung läßt sich zu einer linearen Ordnung erweitern. (OE) 15.8 Jede Menge besitzt eine lineare Ordnung. (OP) Es gilt: (AC) → (BPI) → (OE) → (OP) (ohne Umkehrungen). 61