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Johnen Zur Frage von Störungen biologischer Spannungsmessungen durch Netzdrosseln On the interfering effects of power line chokes on the measurement of biological voltages Aus den Klinischen Anstalten der RWTH, Aachen* Es wurde der Frage nachgegangen, wie groß das Magnetfeld bei Leuchtstoffröhren und deren Drosseln ist. Ausgehend von der Abschätzung, daß ein Magnetfeld oberhalb von 2,4 mG bei empfindlichen biologischen Spannungsmessungen störend sein kann, wurde das Feld von Leuchtstoffröhren und deren Drosseln experimentell und theoretisch untersucht. Dabei zeigte es sich, daß bei parallel montierten Leuchtstoffröhrenreihen das Feld bei Gleichphasigkeit aller Leuchtstoffröhren verstärkt, dagegen bei Gegenphasigkeit oder. "bei> Aufteilung auf die einzelnen Phasen des Drehstromnetzes zum Teil erheblich geschwächt wird. Bei üblichen modernen Drosseln klingt das Magnetfeld bei einem Abstand von etwa 70cm unter den Wert von 2,4 mG ab, bei 140cm macht es bereits weniger als 0,6 mG aus. Damit erweist sich das Herausziehen von Drosseln in Meßräumen als eine unnötige Maßnahme, da der allgemeine Störpegel meist höher liegt. Durch einfache Kompensationsmaßnahmen gelingt es, den Störfeldpegel von Leuchtstoff röhren bei Entfernungen von 100cm und mehr auf weniger als ein lOtel des kritischen Magnetfeldwertes zu senken. The question, äs to how large the magnetic field produced by fluorescent lamps (tubes) and their chokes actually is, was investigated. Starting from the premise that a magnetic field of above 2 to 4 mG can interfere with sensitive biological voltage measurements, the field produced by fluorescent lamps and their chokes was investigated both experimentally and theoretically. It was found that, in the case of fluorescent tubes arranged in parallel rows, the field is strengthened if all the tubes operate in phase. In Operation "out of phase", on the other hand, or if the individuaJ phases of the threephase power supply are "separated", the field is considerably weakened. With the conventional modern chokes, the magnetic field decreases to below 2.4 mG at a Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:17 PM 43 Biomedizinische Technik Band 21 Heft 2/1976 Störungen biologischer Spannungsmessungen 44 distance of some 70cm; at 140cm it has already dropped below 0.6 mG. Thus, the removal of chokes in measuring rooms is shown to be unnecessary since the general interference level ist usually higher. By simple compensatory measures, the interference level of fluorescence tubes at distances of 100 cm and more, can be reduced to less than a tenth of the critical magnetic field value. Für die Installation von Räumen, in denen medizinische Spannungsmessungen vorgenommen werden wie beispielsweise EKG, EEG und EMG wird immer wieder empfohlen, die Netzdrosseln von Leuchtstoffröhren aus dem Raum herauszuziehen, da sie Störungen verursachen könnten. Diese Maßnahme ist nicht nur kostenaufwendig, sie führt darüber hinaus bei Großkliniken zu einer nahezu unübersehbaren Verdrahtung, die im Falle eines Fehlers erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Wir sind deshalb der Frage nachgegangen, wie groß das Magnetfeld moderner Drosseln tatsächlich ist, und ob nicht die realen Verhältnisse zu Empfehlungen führen könnten, die weniger aufwendig sind. a) gen, so daß das Produkt aus Fläche mal Windungen 0,675m2 betrug. Wir haben eine derartige Spule deswegen gewählt, weil dadurch eine ausreichende Empfindlichkeit gewährleistet' war. Bei normaler Extremitätenableitetechnik ergibt sich in Ableitung l üblicherweise eine Fläche zwischen 0,25 und 0,4 m2, die auch im ungünstigsten Fall unsere gewählte Fläche nicht überschreiten dürfte. Insofern geben die von uns gemessenen induzierten Spannungen den „worst case" wieder. Die Spule war durch Metallfolien mit der Permeabilitätskonstanten 0 ebenso wie die Zuleitungen abgeschirmt, gemessen wurde mit einem Differenzverstärker von 2 mal l Eingangswiderstand (Bild 2). Nach dem Induktionsgesetz ergibt sich für unsere Spule eine Spannung von Spitze zu Spitze gemessen UindSS in Abhängigkeit vom Scheitelwert der magnetischen Induktion B bei 50 Hz entsprechend Formel (1): UindSS = mV mG bzw. die Umkehrung entsprechend Formel (2): B b) Bild 1. Bauart von Leuchtstoffröhrendrosseln und Magnetfeldverlauf a) alte Ausführung, längslamelliert b) neue Ausführung, querlamelliert Untersucht wurden insgesamt 10 Drosseln unterschiedlicher Bauart und unterschiedlichen Fabrikats entsprechend Tabelle 1. Während das Eisenjoch älterer Drosseln noch längs geschichtet ist, wird heute eine Querlamellierung angewandt. Dadurch bedingt ergeben sich charakteristische Unterschiede im Feldlinienverlauf einer Drossel entsprechend Bild l. Bei der Bauart mit Längslamellierung (Bild la) ergibt sich ein Magnetfeld wie bei einem Stabmagneten mit relativ großem Streufeld an den Enden. Bei der neueren Querlamellierung ist das Streufeld geringer und verteilt sich über die gesamte Oberfläche entsprechend Bild Ib. Gemessen wurde mit einer Spule mit einer mittleren Windungsfläche von 22,5 cm 2 bei 300 Windun- Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:17 PM = 24 UjndSS (D (2) mG " mV Soll bei unserer „worst-case"-Betrachtung die induzierte Störspannung kleiner als 0,1 mV sein, so errechnet sich aus Formel (2) eine maximale Störfeldstärke von 2.4 mG. Der Störfeldpegel in einem Meßraum setzt sich üblicherweise aus drei Komponenten zusammen: 1. Allgemeiner magnetischer Störpegel durch Versorgungsleitungen in der Umgebung des Raumes sowie durch Transformatoren in Geräten innerhalb des Raums, 2. ein Magnetfeld auf Grund des fließenden Stromes durch Leuchtstoffröhren, 3. magnetische Streufelder herrührend von Drosseln. Um ein Beispiel über die verschiedenen Anteile zu geben, seien hier die Bedingungen in unserem Meßraum wiedergegeben: Das allgemeine Magnetfeld induzierte in unsere Spule 30 entsprechend einem Magnetfeld von 0.7 mG. Durch Anschalten der Leuchtstoffröhren erhöhte sich der Pegel bei einer Lichtleistung von 18 W/m2 in einem Abstand von 1,4 m auf 45 V entsprechend l mG. Der Anteil der Leuchtstoffröhren und der Drosseln betrug somit 15 /*V entsprechend 0,3 mG bei dieser Entfernung. Biomedizinische Technik Band 21 Heft 2/1976 11 » Differenz - Verstärker t -f- Kanal A <C t Spule «*·- v 45 Objekt X ^ Störungen biologischer Spannungsmessungen ] 300 Wde "^ l^ Tiefpaß Verstärker ~~ \ \ " L^ Vjy 1 1 1 1 1 J 1 AbschirrtHing | elektr. f 'eld | n Kanal B «JUÜ Hz ·- HP 1201 Scope 1 Bild 2. Meßanordnung zur Aufnahme des magnetischen Feldes: eine Spule wird an den Differenzeingang des Speicheroszillographen HP—1201gelegt. Der Ausgang dieses Verstärkerkanals wird über ein Tiefpaß (24 dB Flankensteilheit, obere Grenzfrequenz 300 Hz) auf den zweiten des Oszillographen gegeben. Mit dieser Anordnung ließen sich Magnetfelder bis unter 0,2 mG nachweisen Um nun den Anteil der Drosseln an diesem magnetischen Feld abschätzen zu können, wurde das Magnetfeld in Abhängigkeit von der Entfernung zur Drossel gemessen und zwar so, daß jeweils der maximaler Intensität aui Tabelle 1. Untersuchte Drosseln Hersteller Typ 1. BBC 2. Philips 65 - 150 BVP 65L05 Leistung/ LamelW lierung 58463 AH/34 BTP 42L05 3. Plathner F x 6 5 v F 40/1 mV 65 65 65 40 65 40 Abstand/ cm bei B=2,4mG quer quer längs quer quer quer 70 70—80 100 . 70 66—70 70 Wie die rechte Spalte von Tabelle l zeigt, schneidet die längslamellierte Bauart am ungünstigsten ab. In einem Abstand von 100 cm sinkt die Feldstärke auf 2,4 mG und weniger ab. Bei allen anderen Drosseln wird dieser Pegel zwischen 66 und 80cm erreicht. Bei den doppelt angegebenen Werten handelt es sich um den Bereich, der bei Messungen an mehreren Drosseln des gleichen Typs erhalten wurde. Die geringe Anzahl an untersuchten Drosseln läßt den Feldstärkebereich erkennen, sie stellt jedoch keine Wertung der einzelnen Fabrikate dar. Die Feldstärkewerte an der Oberfläche bewegen sich zwischen 4.8 G (Plathner FX 65) und 8.6 G (BBC-65-150) im günstigsten Fall bei den querlamellierten und 18 G (Philips 5846 3 AH/34) bei der längslamellierten Drossel (Bild 3). Für die günstigste Drossel (Plathner FX 65)'konnte für die Abnahme des magischen Feldes in Abhängigkeit von der Entfernung R im Bereich zwischen 20 und 70 cm folgende Approximationsformel (3) abgeleitet werden: A B mG 8,4 · l O3 (R/cm — 6,8)2 Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:17 PM (3) Bild 3. Das Magnetfeld von Drosseln in Abhängigkeit von der Entfernung. Die obere Kurve wurde an einer längslamellierten Drossel aufgenommen, wie sie heute üblicherweise nicht mehr installiert wird Unterhalb von 20 cm liegt die gemessene Feldstärke oberhalb des mit (3) berechneten Wertes, oberhalb von 100 cm liegen sie jedoch offensichtlich unterhalb der Approximationsfunktion. Nach dieser Formel müßte sich nämlich in einem Abstand von 1,4 m eine induzierte Störspannung von 19 V = 0,46mG ergeben, tatsächlich betrug sie aber zusammen mit dem Magnetfeld durch die Leuchtstoffröhren nur 15 = 0,36 mG. Wenn Leuchtstoffröhren in einer Reihe angeordnet sind, so kann man sich das durch sie erzeugte Magnetfeld vorstellen als herrührend von einem Linienleiter. Die folgenden Überlegungen gelten also nicht für eine einzelne Röhre. Die Betrachtungen haben jedoch auch in diesem Fall ihren Sinn, da das so errechnete Magnetfeld den „worstcase" darstellt. Die magnetische Induktion läßt sich bei einem Linienleiter mit Formel (4) berechnen, wobei wir Biomedizinlsche Technik Band 21 Heft 2/1976 Störungen biologischer Spannungsmessungen 4G einmal von der Abstraktion ausgehen wollen, daß der Rückleiter soweit entfernt liegt, daß er keinen Beitrag zum Feld leistet: o = /«o ' Icff ' V2 (4) Entsprechend den Geflogenheiten in der Elektrotechnik wurde hier der Scheitelwert der Induktion B in Abhängigkeit vom Effektivwert des Stromes Ic« berechnet, wobei R der Abstand des Meßpunktes vom Röhrenmittelpunkt bedeutet. Für 0,8 A entsprechend einer Leistung bei Leuchtstoffröhren von 65 W ergibt sich daraus die zugeschnittene Größengleichung (5): B 220 mG R/cm (5) Für den Fall, daß mehrere Leuchtstoffröhrenreihen parallel montiert werden, kann das Feld unter einer dieser Röhren durch die Anwesenheit der parallel verlaufenden Reihen entweder verstärkt oder geschwächt werden, je nachdem ob man alle Reihen phasengleich, gegenphasig oder symmetrisch auf die drei ^Phasen des Wechselstroms aufteilt. Im Folgenden sollen für zwei charakteristische Punkte die Feldstärke als Funktion des Abstandes H von der Installationsfläche berechnet werden, wobei einmal der Meßpunkt senkrecht unter einer Leuchtstoffröhre, zu anderen symmetrisch zwischen zwei Leuchtstoffröhren angenommen wurde (Bild 4). Beleuchtungsebene / X (8) ( ) - ^ Für die drei genannten Fälle ergibt sich in diesem Punkt PI ein rein horizontales Feld. Der in den Gleichungen auftretende Winkel ist der Winkel, unter dem man die beiden benachbarten Röhren sieht oder: — arc tan ~ H Mit D = Abstand der Röhrenreihen, H = Abstand des Meßpunktes von der Röhrenebene. Bei den Gleichungen (6) bis (8) wurde lediglich der Einfluß der drei am dichtesten benachbarten Reihen berücksichtigt, alle weiteren wurden als vernachlässigbar klein angenommen. Bezieht man die mit den Formeln (6) bis (8) errechneten Werte auf den eines einzelnen Röhrenleiters (4), so ergibt sich, inwieweit das Feld durch die Anwesenheit zusätzlicher Röhrenreihen verstärkt oder geschwächt wird. Wie Tabelle 2 zeigt, ist das magnetische Feld bei Tabelle 2. Beeinflussung des Magnetfeldes durch mehrere parallel verlaufende Röhrenreihen (Meßpunkt wurde unterhalb einer Reihe angenommen, Röhrenabstand D = 188 cm) Abstand von der Beleuchtungsebene H/cm 140 170 200 Beeinflussungsfaktoren gleichphasig 1.71 1.90 2.06 gegen- drehstromphasig mäßig 0.29 0.10 0.063 0.40 0.33 0.27 ~ . a ., . Beeinflussungsfaktoren = Gleichungen . (6) bisv (8) Gleichung (4) Leuchtstoffröhren mit dem Strom l Meßebene 1 Bild 4. Zur Erklärung der in den Formeln (6) bis (16) verwandten Bezeichnungen Im Falle der Gleichphasigkeit (alle Röhren werden in demselben Sinne stromdurchflossen) gilt die Gleichung (6) für Linienleiter: B (P,) = Bei der Aufteilung der einzelnen Phasen des Drehstromnetzes gilt die Gleichung (8): I// · e rr · V9 "·, " ' 2 d + 2 cos' ) (6) Werden die parallel liegenden Leuchtstoffröhrenreihen alternierend vom Strom durchflossen, so ergibt sich für diesen Fall der Gegenphasigkeit die Gleichung (7): B (P,) = (7) Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:17 PM Gleichphasigkeit stets größer als das eines Röhrenleiters. Es besitzt bei einem Abstand von 200cm etwa den doppelten Wert. Demgegenüber wird durch Gegenphasigkeit das Feld erheblich geschwächt, es beträgt bei 140 cm nur knapp 30 °/o, bei 200cm Abstand schon nur noch 6,3 °/o. Dies rührt daher, daß die Nachbarleiter das Feld des Leiters oberhalb des Meßpunktes kompensieren. Bei regelmäßiger Verteilung der Leuchtstoffröhrenreihen auf die einzelnen Phasen des Drehstromnetzes wird das Feld ebenfalls geschwächt, jedoch nicht in dem Maße wie bei Gegenphasigkeit. Für den Meßpunkt ?2 in der Mitte zwischen zwei Leuchtstoff röhrenreihen (Bild 4) ergibt sich bei Gleichphasigkeit für die magnetische Induktion die Gleichung (9): * 2 cos2 B (P2) ' y (horizontales Feld) (9) 7t Biomedizinische Technik Band 21 Heft 2/1976 Störungen biologischer Spannungsmessungen Für Gegenphasigkeit gilt die Gleichung (10): .M B (P2) = .T T .. .. .. eff · 2 · cos ' siny (vertikales Feld) 2 TT H (10) Wobei der Winkel der ist, unter dem die beiden benachbarten Leuchtstoffröhren gegenüber der Vertikalen gesehen werden: = arc tan D 2H Mit D = Abstand der Röhrenreihen voneinander, H = Abstand des Meßpunktes von der Beleuchtungsebene. Auch hierbei wurde wieder der Einfluß jeweils nur der beiden nächstgelegenen Röhren berücksichtigt, alle weiteren Röhrenreihen werden demgegenüber vernachlässigt. Wegen der Unsymmetrie ergibt sich für die drehstrommäßige Aufteilung ein magnetisches Feld, das sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Ebene einen Anteil hat und das gegenüber beispielsweise der Phase R phasenversetzt ist. Der maximale Scheitelwert der magnetischen Induktion ergibt sich entsprechend Gleichung (11): B(P2) = Mit , · I-ff · V2 o = arctan TT ' V (2 cos — cos y)2 + 3 3D 2H = arctan (11) 2H Hierbei wurde der Einfluß von insgesamt 4 Röhrenreihen berücksichtigt. Bezieht man die Werte der Gleichungen (9) bis (11) auf die magnetische Induktion einer Röhrenreihe (4), so ergibt sich wieder der Beeinflussungsfaktor durch die Anwesenheit von mehreren Röhrenreihen (Abstand des Meßpunktes von einer Röhrenreihe ist nun H/cos y). Die entsprechenden Faktoren sind in Tabelle 3 für ein Tabelle 3. Beeinflussung des Magnetfeldes durch mehrere parallel verlaufende Röhrenreihen (Meßpunkt wurde symmetrisch zu zwei Reihen unterhalb angenommen, Röhrenabstand D = 188 cm) Beeinflussungsfaktoren Abstand von der Beleuchtungsebene H/cm 140 170 200 gleichphasig . 1.66 1.73 1.80 gegen- drehstromphasig mäßig 1.11 1.00 0.88 1.73 1.74 1.75 47 wirkung von gegenphasig durchströmten Leuchtstoffröhrenreihen am wirksamsten. Ein Vergleich von Tabelle 2 mit Tabelle 3 zeigt, daß bei Gleichphasigkeit das magnetische Feld in einer Abstandsebene zur Beleuchtungsebene keinen allzu großen Schwankungen unterliegt, dagegen durchläuft es ausgeprägte Minima und Maxima sowohl bei gegenphasiger als auch bei drehstrommäßiger Verkabelung. Die Lage symmetrisch zwischen zwei Leuchtstoffröhren stellt damit den ungünstigsten Fall bei derart verschalteten Röhren dar. Wir hatten bisher den unrealistischen Fall angenommen, daß die Stromrückführung erst in sehr weiter Entfernung erfolgt, so daß daraus keine Beeinflussung des magnetischen Feldes resultierte. Tatsächlich wird jedoch im Normalfall der Rückleiter dichtbenachbart zur Leuchtstoffröhre angeordnet, so daß eine derartige Stromführung wie eine dipolmäßige Anordnung von zwei Linienleitern aufgefaßt werden kann. Da sich jedoch die Magnetfelder des Hin- und Rückleiters linear überlagern, ergibt sich sowohl nach Orientierung des Feldes als auch nach Beeinflussung durch Nebenleiter genau das gleiche Ergebnis wie beim isolierten Linienleiter. Man kann nun berechnen, daß das magnetische Feld, das in den Gleichungen (6) bis (11) umgekehrt proportional dem Abstand H von der Beleuchtungsebene war, bei Dipolanordnungen abnimmt mit dem Abstandsquadrat. Für einen Meßpunkt PI unterhalb einer Leuchtstoffröhre ergibt sich ein Magnetfeld bei Gleichphasigkeit: + 2 cos*/J · cos 2 ß) (12) B (P,) = Mit d = Abstand zwischen Röhrenleiter und Rückleiter. Diese der Gleichung (6) vergleichbare Formel unterscheidet sich nicht nur in der stärkeren Abnahme mit dem Abstand, sondern auch in der Winkelorientierung. Bei Gegenphasigkeit ergibt sich ein Magnetfeld nach Gleichung (13), das der Gleichung (7) entspricht: B (PO = T/2 · d H2 2 (l — 2 cos 2 ß-cos 2 ß ) (13) Bei regelmäßiger Aufteilung auf die Drehstromphasen ergibt sich bei einer Dipollinienanordnung Gleichung (14), die der Gleichung (8) entspricht: (14) spezielles Beispiel aufgeführt. Man erkennt, daß gleichphasiges oder drehstrommäßiges Anschließen das Magnetfeld gegenüber dem einer einzelnen Röhrenreihe steigert, wobei sich auf Grund der unterschiedlichen Phasenlage bei Drehstrom praktisch immer eine Erhöhung um den Faktor 3 ergibt. Auch in diesem Beispiel ist die Kompensations- Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:17 PM Für einen Punkt ?2 symmetrisch zwischen zwei Leuchtstoffröhren berechnet sich das Feld bei Gleich- und Gegenphasigkeit mit den Gleichungen (15 und 16): B (P2) = n -- ' 2 cos* cos 2 v (15) 48 Bei gegenphasiger Anordnung der einzelnen Leuchtstoffröhrenreihen ergibt sich für das Magnetfeld Gleichung (16): B (P*) = Biomedizinische Technik Band 21 Heft 2/1976 Störungen biologischer Spannungsmessungen Ieff 1 / 2 - d ' D 4 cos3 sin 2 2 (16) Mit D = Abstand der Röhren voneinander. Die wirksamste Maßnahme zur Unterdrückung von magnetischen Feldern wird also offensichtlich durch Kompensation erzielt. Diese Maßnahme ist umso wirkungsvoller, je dichter benachbart die einzelnen, Magnetfeld erzeugenden Elemente liegen. Unter diesem Gesichtspunkt sind, was man auch meßtechnisch nachweisen kann, Ringleuchten, Leuchter in Form einer mehreckigen Pyramide ungünstig, weil dadurch die Entfernung zwischen Leiter und Rückleiter erheblich vergrößert wird. Ungünstig wirkt sich auch aus, wenn der Rückleiter gegenüber dem Röhrenleiter durch zu dickes Metall magnetisch abgeschirmt wird, da dadurch die Kompensationswirkung beeinträchtigt wird. Erwähnt werden soll auch noch, daß man mit einer kapazitätsarmen Spule in unmittelbarer Nähe einer Leuchtstoffröhre ein elektromagnetisches Feld messen kann, das erhebliche Oberwellen besitzt, die bis in die 5 MHz gehen können. BildSa zeigt ein Beispiel, das unmittelbar an einer Röhre mit einer Luftspule mit 15 Windungen aufgenommen wurde. Filtert man dieses Signal in einem Tiefpaß mit einer oberen Grenzfrequenz von, 2 KHz, so wird die 50 Hz-Grundwelle schon deutlich erkennbar (Bild 5), während der Spulenstrom schon praktisch sinusförmig ist (Bild 5c). Die höherfrequenten Anteile, die im Wesentlichen oberhalb von 2 KHz anzutreffen sind, dürften sich im allgemeinen bei EKG- und EEG-Messungen nicht störend bemerkbar machen. Bei empfindlichen und breitbandigen Messungen sollte man diese Störmöglichkeit jedoch im Auge behalten. Daß ein defekter Starter oder eine flackernde Leuchtstoffröhre impulsartige Störungen erheblicher Intensität verursachen kann, ist bekannt, hierauf soll nicht weiter eingegangen werden. Es wurde auch der Frage nachgegangen, inwieweit - £merDrossel akustisch stören kann. In einem schallarmen Raum mit einem Geräuschpegel von 35 dB, ergab eine Mikrophonmessung unmittelbar an der Drossel eine Zunahme um 2 dB. Bei einer Entfernung von etwa l m konnte dieser Einfluß bereits t nicht mehr nachgewiesen werden. Diskussion Drosseln bei Leuchtstoffröhren erzeugen ein Magnetfeld, das in einem Abstand von mehr als einem Meter stärker abnimmt als der Reziprokwert des Abstandsquadrates. Man kann daher mit Hilfe der Tabelle l abschätzen, daß die magnetische Induktion in einer Entfernung von 140 cm und mehr kleiner als 0,6 mG sein muß. tsi R/S/T MP Dr 2 1 p "^=1 1 p -* Ll L2 ] n K n K | L - Leuchtstoffröhre D = Drossel Bild 6. Dipolartige Anordnung von Leuchtstoff röhren und Drosseln. Die Feldkompensation ist umso wirksamer je geringer der Abstand D der Röhren und Drosseln voneinander ist Bild 5. Induzierte Störspannungen a) ungefiltert, obere Grenzfrequenz 500 KHz, vertikal 10 mV, horizontal 5 ms/Skt, b) Filterung mit einer oberen Grenzfrequenz von 2 KHz, vertikal l mV, horizontal 10ms/Skt, c) Oszillogramm des Spulenstroms gemessen mit einer Stromzange, Tektronix, P—6042, vertikal 0,5 A, horizontal 10 ms/Skt Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:17 PM Um einen minimalen Störpegel zu erreichen, sollte man Beleuchtungssysteme wählen, die aus zwei dichtbenachbarten gegenphasig geschalteten Leuchtstoffröhren entsprechend Bild 6 bestehen. Wie die Gleichungen (13) und (16) zeigen, geht das Störfeld sehr schnell gegen Null. Wir haben tatsächlich an einer derartigen Anordnung ein Magnetfeld im Abstand von 20 cm von 0,24mG gemessen. Für die dicht benachbarten gegensinnig geschalteten Drosseln kann ebenfalls wegen der Quadrupoleigen- Biomedizinische Technik Band 21 Heft 2/1976 Frequenzspektren registrierter Arterienpulse schaft eine stärkere Abnahme und zwar mit der dritten Potenz angenommen werden. Wir haben in einem Abstand von 70 cm nur noch ein Feld von 0,24 mG messen können, also ein Zehntel dessen einer einzelnen Drossel. Unsere Untersuchungen und Berechnungen widerlegen die immer wieder geäußerte Ansicht, daß aus Meßräumen die Drosseln von Leuchtstoffröhren herauszuziehen seien. Ihr Anteil am Magnetfeld ist nicht größer als der, der von Meßgeräten selbst erzeugt wird. Es entzieht sich unserer Kenntnis, warum man besagte Empfehlung ausgesprochen hat. Vielleicht waren die Drosseln in den Anfangs jähren so schlecht, daß das von ihnen erzeugte Streufeld erheblich höher lag als das der heutigen Drosseln. Es ist auch möglich, daß eine nichtvergossene Drossel, bei der sich das geschichtete Kernpaket lockert, zu höherem Streuflüssen führen kann. Aus diesem Grunde aber den großen Aufwand der Drosselverlegung treiben zu wollen, halten wir für unangebracht, da es bei der heutigen Technik doch mög- 49 lich sein muß, derartige Erscheinungen zu verhindern. In jeden Falle sollte man Leuchtstoffdrosseln, wenn sie einen hörbaren Brummton erzeugen, auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüfen. Eine derartige Maßnahme ist auch schon deswegen angebracht, weil dadurch Mikrophonmessungen beeinträchtigt werden könnten. Aus Meßgründen sollten flackernde Leuchtstoffröhren und defekte Starter ausgewechselt werden, sie erzeugen sehr schwer beherrschbare Störimpulse. In der Nähe von Leuchtstoffröhren muß man im Bereich oberhalb von 2 KHz mit hochfrequenten Störungen rechnen, die durch den Entlademechanismus innerhalb der Leuchtstoffröhre erzeugt werden. 290 Anschrift der Verfasser: Priv.-Doz. Dr.-Ing. W. Irnich A. Johnen Abteilung Innere Medizin I der RWTH Aachen Goethestraße 27/29 5100 Aachen Biomed. Techn. 21 (1976), S. 49—55 Th. Pasch R. D. Bauer R. Busse Frequenzspektren direkt und unblutig registrierter Arterienpulse Frequency spectra of directly and noninvasively recorded arterial pulses Aus dem Institut für Physiologie und Kardiologie der Universität Erlangen-Nürriberg Die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit transkutan (unblutig) registrierter arterieller Pulse wurde im Tierexperiment überprüft, indem gleichzeitig mit solchen Pulsen Druck- und Flußkurven direkt aufgenommen wurden. Die transkutanen Druckpulse wurden als Sphygmogramme und die transkutanen Flußpulse als Ultraschall-Dopplerpulse registriert. Um eine dynamisch ausreichende Registrierung zu gewährleisten, wurden die letzteren aus einer Serie von Einzelpulsen, die bei stationärem Kreislaufzustand mit hoher oberer Grenzfrequenz aufgezeichnet waren, durch elektronische Mittelung (averaging) gewonnen. Das Ergebnis der von den R-Zacken des EKG getriggerterr Mittelung erwies sich als weitgehend unabhängig von atemsynchronen Schwankungen der systolischen Zeitintervalle. Aus dem Vergleich der Frequenzspektren der direkt und der unblutig aufgenommenen Pulse ergab sich, daß die Registriertreue der unblutigen Verfahren im Bereich unter etwa 10 Hz für genaue hämodynamische Untersuchungen ausreicht. In the experimental animal, the accuracy and reproducibility of noninvasivelyrecorded arterial pulses were assessed. Sphygmograms and ultrasonic Doppier pulses äs well äs directly-recorded pressure and flow pulses were obtained simultaneously from the same site on'the respective arteries. In Order to obtain an adequate frequency response, the Doppier pulses were computed by electronic .averaging of a series of individual Doppier pulses. These pulses were picked up with a high upper frequency limit under steady-state conditions of circulation. The R-wave of the ECG was used äs the triggering pulse. The result of the averaging procedure proved to be virtually independent of respiratory changes in the systolic time intervals. A comparison of the frequency spectra of the directly and the indirectly-recorded pulses revealed that, for haemodynamic purposes, the noninvasive methods were sufficiently accurate in the frequency ränge up to 10 Hz. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:17 PM