Musterseiten 010-011

Werbung
Zielgerichtete Therapie – die
sogenannte targeted therapy
Operation, Strahlen- und Chemotherapie
können – wie schon erwähnt – neben dem
Tumor auch gesunde Zellen und Organe im
Körper angreifen. Daher ist es der Wunsch
von Ärzten wie auch Patienten, eine zielgerichtete Therapie zur Verfügung zu haben,
die ausschließlich gegen Krebszellen wirkt.
Obwohl das Ziel noch nicht erreicht ist, hat
die Forschung der letzten Jahre die Krebstherapie auf diesem Weg ein ganzes Stück
voran gebracht.
Mit steigendem Verständnis für die Stoffwechselvorgänge in Krebszellen und ihren
Unterschieden zu normalen Zellen gelang es,
erste Substanzen zu entwickeln, die als Medikamente gezielt gegen Krebszellen eingesetzt
werden können. Sie blockieren beispielsweise
bestimmte Stoffwechsel- und Wachstumsvorgänge in der Krebszelle oder verhindern
das Auswandern von Krebszellen aus dem
Tumorknoten in das gesunde Gewebe (Metastasierung).
Die hierfür eingesetzten Substanzen sind
sehr unterschiedlich. Zum Teil handelt es
sich um »kleine Moleküle« (small molecules), die in die Krebszelle eindringen und dort
den geregelten »Kommunikationsablauf« im
Zellinneren blockieren. Andere Substanzen
aktivieren dagegen Stoffwechselschritte in
der Krebszelle, die dann zu deren programmiertem Zelltod (Apoptose) führen. Zu den
größeren Molekülen gehören Antikörper (s.
Abschnitt »Antikörpertherapie«, S. 11), die
Rezeptoren auf der Krebszelle oder bestimmte Signalmoleküle im Blut blockieren.
Ein weiteres Beispiel für zielgerichtete
Substanzen sind auch die Medikamente zur
Unterdrückung der Gefäßneubildung in Tumoren (s. Abschnitt »Hemmung der Blutversorgung des Tumors«, S. 12).
Alle diese Therapieansätze beruhen aber
darauf, dass sich Krebszellen von normalen
Zellen durch die Aktivierung beziehungsweise Inaktivierung bestimmter Signalwege in
der Zelle unterscheiden. Diese Signalwege
regulieren das Zellwachstum und die Zellteilung, fördern aber auch das Tumorwachstum
und die Ausbreitung von Tumorzellen.
Obwohl die zielgerichteten Medikamente relativ spezifisch Stoffwechselvorgänge in
den Krebszellen angreifen, haben die bisherigen Ergebnisse gezeigt, dass diese Stoffwechselvorgänge in gesunden Zellen ebenfalls vorkommen und somit auch bei dieser
Therapie Nebenwirkungen auftreten können.
10
Hübner, Diagnose Krebs = Herst.: Frau Gnädig – Druckdaten: 01.06.2011
Antikörpertherapie
Antikörper werden vom gesunden Organismus für die Abwehr von Krankheitserregern
oder »Fremdstoffen« benötigt und in speziellen Zellen des Abwehrsystems – den sog.
B-Lymphozyten – gebildet.
Da sich Krebszellen aus gesunden Zellen
entwickeln, ist es für unser Immunsystem
schwierig, zwischen gesund und krank zu unterscheiden. Daher versuchen Wissenschaftler seit einigen Jahren Antikörper gentechnisch so herzustellen, dass diese – möglichst
maßgeschneidert – bestimmte Merkmale von
Krebszellen erkennen. Mittlerweile sind einige dieser Antikörper so weit entwickelt, dass
sie bereits in der Therapie beim Patienten
eingesetzt werden.
Antikörper sind komplizierte Eiweißmoleküle, die wie ein Y geformt sind. Die beiden
kurzen Arme des Y dienen dazu, eine bestimmte Zielstruktur z.B. auf der Oberfläche
eines Krankheitserregers zu erkennen, der
lange Arm dient unter anderem als Erkennungssignal für körpereigene Abwehrzellen,
die den so markierten Eindringling dadurch
gezielt angreifen können.
Wie kann man sich das vorstellen? Wie bei
einer Abwehrreaktion gegen einen Krankheitserreger bindet sich der Antikörper in
diesem Fall an spezielle Strukturen auf der
Oberfläche der Krebszelle.
Da der gebundene Antikörper eine Sig-
Die bisher entwickelten Antikörper erkennen auf den Krebszellen Oberflächenstrukturen, die auch auf gesunden Zellen
nalwirkung auf das Immunsystem ausübt, kann die körpereigene Abwehr die
so kenntlich gemachte Krebszelle gezielt
angreifen und abtöten. Dies geschieht über
spezielle Eiweißstoffe, sogenannte Komplementfaktoren, und besondere Abwehrzellen
(z.B. Killerzellen).
Antikörper können sich jedoch auch an
Rezeptoren von Wachstumsfaktoren binden
und damit beispielsweise einen Wachstumsreiz unterbinden. Einige neue Antikörper lösen vermutlich auch direkt ein »Selbstmordprogramm« (Apoptose) in den Krebszellen
aus, das zum Absterben der Zellen führt.
11
Hübner, Diagnose Krebs = Herst.: Frau Gnädig – Druckdaten: 01.06.2011
Herunterladen